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INFORMATIONSDIENST HOLZ

Holzschutz

hol zbau handbuc h | REI HE 5 | TEIL 2 | FOLG E 1


bei Ingenieurholzbauten
2 HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | IMPRESSUM
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

Impressum

Herausgeber: Begleitende Arbeitsgruppe:


Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V. Dipl.-Ing. Johannes Niedermeyer, Berlin
Heinz-Fangman-Straße 2 Dipl.-Ing. Borimir Radovic, Knittlingen
D-42287 Wuppertal Prof. Dipl.-Ing Kurt Schwaner, Biberach

Kontakt: Gestaltung:
+49 (0)2 02 / 769 72 73-5 fax Schöne Aussichten: Oliver Iserloh, Düsseldorf
info@brettschichtholz.de
info@brettsperrholz.org Bildnachweis:
info@balkenschichtholz.org Thomas Ott, Titel
info@studiengemeinschaft-holzleimbau.de W. u. J. Derix, Abb. 1.1, 2.2
www.brettschichtholz.de Borimir Radovic, Abb. 2.1
www.brettsperrholz.org Grossmann Bau, Abb. 2.3
www.balkenschichtholz.org Ing.-Holzbau Cordes, Abb. 4.1
www.studiengemeinschaft-holzleimbau.de Gebr. Schütt, Abb. 4.2
Martin Mohrmann, Abb. 5.1 – 5.4, 5.6 – 5.9, 5.11
Weitere Veröffentlichungen des Josef Baumgartner, Abb. 5.5
INFORMATIONSDIENST HOLZ können Brüggemann Holzbau, Abb. 5.10
auf www.informationsdienst-holz.de
bezogen werden. Erschienen: 3 / 2015
holzbau handbuch
Die technischen Informationen dieser Schrift Reihe 5: Holzschutz
entsprechen zum Zeitpunkt der Drucklegung Teil 2: Vorbeugender baulicher Holzschutz
den anerkannten Regeln der Technik. Eine Folge 1: Holzschutz bei Ingenieurholzbauten
Haftung für den Inhalt kann trotz sorgfäl-
tigster Bearbeitung und Korrektur nicht Die Wortmarke INFORMATIONSDIENST HOLZ
übernommen werden. ist Eigentum des Informationsverein Holz e.V.,
Esmarchstraße 3, D-10407 Berlin,
Bearbeitung: www.informationsvereinholz.de.
Dipl.-Ing. Architekt Martin Mohrmann, Kiel
Dr.-Ing. Tobias Wiegand, Wuppertal
HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | INHALT 3
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

Inhalt

Seite 2 _ Impressum Seite 19 5.2.2


_ Bauteile mit einem Witterungsschutz
durch Fassadenbauteile
4 1 _ Einleitung und Abgrenzung
20 5.3 _ Hallenquerschnitt einer Halle mit
6 2 _ Grundsätze des bewitterten Fußpunkten und höherer
baulichen Holzschutzes Feuchtebeanspruchung aus der Nutzung
6 2.1 _ Allgemeines 20 5.3.1
_ Allgemeines
6 2.2 _ Gefährdung durch holzzerstörende Pilze 20 5.3.2
_ Bewitterte Stützen und Sockelpunkte
6 2.2.1
_ Holzfeuchte 22 5.3.3
_ Unmittelbar eingespannte Stütze als
7 2.2.2
_ Zu erwartende Holzfeuchte Sonderausführung
infolge Nutzung 22 5.4 _ Beheizte Halle aus Dreigelenkrahmen
10 2.2.3
_ Kritische Holzfeuchten (Gefährdung mit durch die Fassade durchstoßenden
durch holzzerstörende Pilze) Hauptträger ohne höhere Feuchte aus
11 2.2.4
_ Weitere Einflüsse aus Feuchtewechseln der Nutzung
11 2.2.5
_ Gefährdung durch Moderfäulepilze 23 5.4.1
_ Allgemeines
11 2.3 _ Gefährdung durch holzverfärbende Pilze 23 5.4.2
_ Tragwerk
12 2.4 _ Gefährdung durch holzzerstörende 23 5.4.3
_ Durchgang Binder durch Fassade
Insekten 23 5.5 _ Giebel
24 5.6 _ Hallenquerschnitt einer Schwimm­halle
13 3 _ Gebrauchsklassen
als Beispiel eines Gebäudes mit der
und Nutzungsklassen
Gefahr der Kondenswasserbildung im
13 3.1 _ Definition der Gebrauchsklassen (GK)
Bereich der Wärmebrücken und örtlich
13 3.2 _ Abgrenzung Gebrauchsklassen
erhöhter Feuchtebeanspruchung infolge
und Nutzungsklassen
Nutzung
14 4 _ B
 auliche Holzschutzmaßnahmen 24 5.6.1
_ Allgemeines
14 4.1 _ Allgemeines 24 5.6.2
_ Lokale Feuchtebeanspruchungen
14 4.2 _ Grundsätzliche bauliche Maßnahmen 25 5.7 _ Hallenquerschnitt einer Reithalle als
14 4.3 _ Besondere bauliche Maßnahmen Beispiel eines Gebäudes mit höherer
Feuchte infolge Nutzung
18 5 _ Konstruktive Ausbildung
25 5.7.1
_ Allgemeines
von Ingenieurholzbauteilen
25 5.7.2
_ Bauliche Maßnahmen
18 5.1 _ Allgemeines
18 5.2 _ Hallenquerschnitt einer einseitig 25 6 _ Vorbeugender chemischer Holzschutz
offenen, ungedämmten Halle ohne 26 _ Literatur
höhere Feuchte aus der Nutzung
18 5.2.1
_ Bauteile mit ausschließlichem
Witterungsschutz durch traufseitige
Dachüberstände und Kragarme
4 HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | EINLEITUNG UND ABGRENZUNG
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

1_ Einleitung und Abgrenzung

Holzschutz dient der Sicherstellung der Stand­- holzzerstörende Pilze völlig unkritisch sind. Für
sicherheit und Gebrauchstauglichkeit hölzerner die Sicherstellung der Gebrauchstauglichkeit
Bauteile. Die Holzschutznormen ergänzen der Konstruktion ist daher nicht nur die Feuchte
daher die Normen für die Bemessung [1], [2] zu begrenzen, sondern sind auch Zwängungs­
hin­sichtlich der Sicherung der Gebrauchsdauer spannungen infolge Feuchtewechsel durch
von Holzbauwerken. geeignete Konstruktionen zu reduzieren.
Hinweise zum zwängungsarmen Konstruieren
Die wesentliche Holzschutzmaßnahme ist der
sind nicht Gegenstand dieser Schrift. Sie können
dauerhafte Schutz der Bauteile vor unzuträg­
beispielsweise [3] entnommen werden. Holz-
licher Feuchte. Durch bauliche Holzschutzmaß-
schutz wird hier als die Summe aller Maßnahmen
nahmen werden Feuchteänderungen des Holzes
gegen biotische Schäden verstanden. Betrachtet
und damit auch Schwind- und Quellverfor­
werden Bauschäden infolge holzzerstörender
mungen reduziert. Dennoch können besonders
Pilze oder Insekten, die die Funktionstüchtigkeit
bei den sehr großvolumigen Bauteilen des
der hölzernen Bauteile beeinträchtigen.
Ingenieurholzbaus unvermeidbare Holzfeuchte-
wechsel – zum Beispiel bedingt durch den Ende 2011 ist DIN 68800-1: 2011-10, Holzschutz
Wechsel der Jahreszeiten oder aus der Nutzung – Teil 1: Allgemeines [4], Anfang 2012 dann
– zu Rissen infolge Quell- und Schwindver­ DIN 68800-2: 2012-02, Holzschutz – Teil 2:
formungen führen, auch wenn diese Holzfeuch- Vorbeugende bauliche Maßnahmen [5] erschie-
ten bezüglich eines möglichen Befalls durch nen. In DIN 68800-1 und DIN 68800-2 sind
HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | EINLEITUNG UND ABGRENZUNG 5
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die positiven Erfahrungen der vergangenen Beschichtungen oder Schutzmittelbehandlungen


Jahrzehnte mit dem ausschließlich vorbeugen- gegen holzverfärbende Pilze sind im Sinne dieser
den baulichen Holzschutz in Kombination mit Schrift keine Maßnahmen des vorbeugenden
geeigneten technisch getrockneten Holzproduk- Holzschutzes. Maßnahmen gegen holzverfär-
ten eingeflossen. Ausschließlich diese Teile der bende Pilze (Schimmel und Bläue) werden aber
DIN 68800 haben im September 2012 Aufnahme erörtert.
in die Musterliste der technischen Baubestim-
Diese Schrift beschränkt sich auf die Darstellung
mungen (MLTB) [6] gefunden. Die MLTB, Ausga-
von baulichen Holzschutzmaßnahmen für Hallen-
be September 2012 oder neuer, ist zwischenzeit-
bauwerke und vergleichbare Ingenieurholzbau-
lich in vielen Bundesländern als Landesliste der
konstruktionen aus Bauprodukten aus technisch
technischen Baubestimmungen umgesetzt [7].
getrocknetem Nadelholz. Wohngebäude und
Gegenstand dieser Schrift ist die Darstellung wohnungsähnliche Nutzungen sind einer ande-
der Grundsätze des vorbeugenden baulichen ren Schrift vorbehalten.
Holzschutzes. Der vorbeugende chemische Holz-
Es werden ausschließlich tragende Bauteile
schutz nach DIN 68800-3 [8] wird kritisch disku-
behandelt, die der Gebrauchsklasse GK 0 zuge-
tiert und für die hier dargestellten Anwendungen
ordnet werden können.
ausdrücklich nicht empfohlen.

Der bekämpfende Holzschutz nach DIN 68800-4


[9] ist nicht Gegenstand dieser Schrift.

Abb. 1.1
Kantine einer Kaserne
in Rotenburg
6 HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | GRUNDSÄTZE DES BAULICHEN HOLZSCHUTZES
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

2_ Grundsätze des baulichen Holzschutzes

2.1 _ Allgemeines 2.2 _ Gefährdung durch holzzerstörende


Pilze
Der bauliche Holzschutz lässt sich durch nach­-
folgend aufgelistete Maßnahmen beschreiben. 2.2.1 _ Holzfeuchte
Die im Ingenieurholzbau i.d.R. angewendeten Für die Entwicklung eines holzzerstörenden
Maßnahmen sind fett hervorgehoben. Nur diese Pilzes muss freies Wasser in den Zellhohlräu-
werden nachfolgend eingehender erläutert. Für men des Holzes vorhanden sein. Der Faser­
die anderen Maßnahmen wird auf [4] und [5] sättigungsbereich beschreibt Holzfeuchten, bei
verwiesen. dem die Zellwände (die „Fasern“) mit Wasser
vollständig gesättigt sind und sich in den Zell-
hohlräumen Wasser zu sammeln beginnt. Der
Fasersättigungs­bereich ist holzartenspezifisch,
Holz muss zur Vermeidung eines Befalls durch holz­- also abhängig vom Zellwandaufbau, der Zell-
zerstörende Pilze vor länger einwirkender Feuchte wanddicke und Stoffeinlagerungen in der Holz-
oberhalb des Fasersättigungsbereiches geschützt werden. substanz. Bei den im Bauwesen üblicherweise
eingesetzten Nadelholzarten liegt der Fasersätti-
Zur Vermeidung eines Be- dauerhaften Holz­feuchte
gungsbereich nach [10] im Mittel bei etwa 30 %.
falls durch holzzerstörende im Nutzungs­zustand von
Für Kernholz liegt der Fasersättigungs­bereich
Insekten sind: u ≤ 20%)
aufgrund der Verkernung bei 26 – 28 %, für
– Hölzer in Wohnräumen oder – oder Farbkernhölzer Splintholz bei 30 – 34 %.
Räumen mit vergleichbaren mit einem Splintholzanteil
Holz ist durch seine chemische Zusammen­
Bedingungen einzusetzen ≤ 10%) einzusetzen
setzung und seine Porosität hygroskopisch. Es
– oder hölzerne Baustoffe – oder die hölzernen Bauteile nimmt je nach Umgebungsklima Feuchte aus
zu verwenden, die von vor dem Zutritt von Insekten der Luft auf oder gibt Feuchte ab. In Abhängig-
holzzerstörenden Insekten zu schützen keit der Temperatur und der relativen Luftfeuchte
nicht geschädigt wer- stellt sich eine Gleichgewichtsfeuchte ein, siehe
–o
 der die hölzernen Bauteile
den (Brettschichtholz, Abbildung 2.1. Für das Erreichen einer Gleich­
kontrollierbar anzuordnen,
Brettsperrholz und andere gewichtsfeuchte über den gesamten Querschnitt
so dass ein Befall rechtzeitig
technisch getrocknete ist in Abhängigkeit von den Querschnittsabmes-
erkannt werden kann.
Vollholzprodukte mit einer sungen eine mehrmonatige Einwirkung erforder-
lich. Der Abbildung 2.1 kann u.a. entnommen

30 20° C
40° C
25 60° C
80° C
20 100° C
120° C
Feuchte des Holzes in %

15

Abb. 2.1 10

Gleichgewichtsfeuchten von
5
Nadelholz in Abhängigkeit der
0
relativen Luftfeuchte und der 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Temperatur (nach [11]) Relative Luftfeuchte in %
HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | GRUNDSÄTZE DES BAULICHEN HOLZSCHUTZES 7
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

werden, dass das im Bauwesen in Deutschland


verwendete Nadelholz bis zu einer relativen
Luftfeuchte von etwa 85 % immer Gleichge-
wichtsfeuchten unterhalb 20 % aufweist. Auf
die Bedeutung der Holzfeuchtegrenze von 20 %
wird im Abschnitt 4.1 eingegangen.

Holz kann über Hirnholz relativ schnell tropf­bares


Wasser aufnehmen. Besonders bei technisch
getrocknetem Nadelholz erfolgt die Aufnahme
senkrecht zur Faser aber nur sehr langsam und
beschränkt sich bei kurzfristiger Einwirkung mit
anschließender Rücktrocknung auf die oberen
Millimeter der Bauteile. Dies erklärt auch die
z.T. sehr schlechte Tränkbarkeit von technisch
getrocknetem Nadelholz.

2.2.2 _ Zu erwartende Holzfeuchte


infolge Nutzung Abb. 2.2
Hallenbad in Youghal (IRL)
Bauteile können während der Nutzung wechseln-
den Luftfeuchten und Beanspruchungen durch
Wasser in flüssiger Form, zum Beispiel infolge
Bewitterung ausgesetzt werden. Es sei bereits
hier darauf hingewiesen, dass die direkte Bewit-
Tabelle 2.1:
terung tragender Bauteile i.d.R. zu ver­meiden ist.
Zu erwartende Holzfeuchten u in % in Nutzungsklassen nach DIN EN 1995-1-1/NA1)
Bereiche unterschiedlicher Holzfeuchten werden
nach DIN EN 1995-1-1 durch die Nutzungs- Nutzungsklasse 1 Nutzungsklasse 2 Nutzungsklasse 3

klassen (NKL) beschrieben. Die in den verschie-


5 – 15 % 10 – 20 % 12 – 24 %
denen NKL zu erwartenden Holzfeuchten sind
(i.d.R. 8 – 12 %) (i.d.R. 13 – 17 %)
der Tabelle 2.1 zu entnehmen. In einem Bauteil
schwanken sie im jahreszeitlichen Verlauf i.d.R. 1) Die Werte bei Holzwerkstoffen, außer mit Phenolharzen gebundenen,
um etwa 4 %. liegen um etwa 3 %-Punkte niedriger
8 HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | GRUNDSÄTZE DES BAULICHEN HOLZSCHUTZES
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

Nachfolgend werden die zu erwartenden Holz- freie Ausbildung der Anschlüsse sowie Vermei-
feuchten für bestimmte Nutzungen spezifiziert, dung jeglicher Konvektion zwischen den Klimata
siehe auch Tabelle 2.2. (z.B. Dampfbremse) zu achten, da ansonsten
erhebliche Tauwassermengen in den Anschluss-
Geschlossene, beheizte Gebäude bereichen anfallen können.
Geschlossene, beheizte Gebäude haben meist
Bei Eissporthallen kann infolge des strahlungs­
ein sehr konstantes Klima. Es stellen sich weitge-
bedingten Wärmeaustausches zwischen den
hend unabhängig vom jahreszeitlich schwanken-
wärmeren Holzträgern und der kalten Eisober­
den Außenklima Holzfeuchten zwischen 8 – 10 %
fläche die Unterseite der Träger so weit abkühlen,
ein. Tendenziell ist im Winter mit geringeren
dass Tauwasser anfällt [12]. Dies kann durch
Holzfeuchten zu rechnen – speziell mit aktiver
ausreichende Belüftung der Halle oder durch
Raumlüftung ohne Befeuchtung können sich
geeignete, an der Unterseite der Träger befestigte
Holzfeuchten um die 6 % und darunter einstel-
Membranen (so genannte Low-E-Membranen),
len.
vermieden werden. Wenn etwa bei Sanierungen
Diese Spanne gilt auch für öffentliche Schwimm- eine bessere Belüftung oder die Anordnung einer
hallen, bei denen mit einer ganzjährigen Klima­- Folie nicht möglich ist, so kann alternativ auch
tisierung eine konstant niedrige relative Luft- eine unterseitige Abschirmung, zum Beispiel in
feuchte bei hoher Raumtemperatur erreicht wird. Form eines unterseitig angebrachten Brettes,
Bei Schwimmbädern ohne Klimatisierung ist vorgesehen werden.
dagegen mit deutlich höheren Holzfeuchten zu
Bauteile in Übergangszonen zwischen beheiz-
rechnen.
ten Räumen zum Außenklima, zum Beispiel in
Bei Nutzungen mit höherer Raumlufttemperatur Schwimmbädern bei offenen Verbindungen
und zugleich hoher relativer Luftfeuchte enthält zwischen Hallenbad und Freibecken, erfahren
die Luft große Mengen Wasser. Es ist bei diesen aufgrund des Absinkens der Lufttemperatur in
Nutzungen besonders auf eine wärmebrücken- diesen Bereichen sehr hohe Luftfeuchten.
HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | GRUNDSÄTZE DES BAULICHEN HOLZSCHUTZES 9
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

Tabelle 2.2:
Nutzung übliches Klima Holzfeuchte u
Zu erwartende Holzfeuchten
Niedrige Beheizte Gebäude 40 – 55 % rel. LF / 18°-23°C 8 – 10 % in Gebäuden verschiedener
Feuchte- Nutzung (u.a. aus [13])
Sport- und Turnhallen 40 – 50 % rel. LF / 20°C 8 – 10 %
beanspruchung

Klimatisierte Schwimmbäder 50 – 60 % rel. LF / 27°-30°C 8 – 10 %


konstante Verhältnisse

Hallenbereiche oberhalb starker 20 – 30 % rel. LF / 30°C 4 – 6 %


Wärmequellen, z.B. Öfen

Gemäßigte Geschlossene Halle, unbeheizt 55 – 80 % rel. LF / 3°- 22°C 10 – 16 %


Feuchte-
Offene Lagerhallen ohne 55 – 85 % rel. LF / -5° – 22°C 10 – 19 %
beanspruchung
feuchtes Lagergut

Landwirtschaftliche Gebäude, 60 – 85 % rel. LF / 0° – 23°C 12 – 19 %


z.B. Kaltluftstall

Eissporthallen1), geschlossen, 60 – 80 % rel. LF / 5°- 9 °C 12 – 17 %


beheizt relativ konstante Verhältnisse

Hohe Feuchte- Eissporthallen1), geschlossen, Winter 0 – 4 °C / 70 – 85 % rel. LF 16 – 19 %


beanspruchung nicht beheizt Sommer 15° – 18 °C / 50 – 70 % rel. LF 10 – 14 %

Reithallen, geschlossen, 60 – 90 % rel. LF / 0° – 23° C 14 – 20 %


bewässert (oberflächlich
bis 23 %)

Kompostieranlagen  bis 40°C / bis zu 100% rel. LF > 24 %

1) DieHolzfeuchten an den zur Eisfläche gewandten Trägerunterseiten in Eissporthallen können


bei geringem Abstand zur Eisfläche und ohne konstruktive Maßnahmen zur Vermeidung einer
Auskühlung durch Wärmestrahlung u.U. höher sein, siehe z.B. [12].
10 HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | GRUNDSÄTZE DES BAULICHEN HOLZSCHUTZES
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

Die Holzfeuchte kann in Teilbereichen aber auch 2.2.3 _ Kritische Holzfeuchten (Gefährdung


deutlich geringer sein. Dies ist zum Beispiel bei durch holzzerstörende Pilze)
Holzbauteilen unter Lichtkuppeln oder Licht­ Grundsätzlich können sich holzzerstörende
bändern der Fall. Pilze aus Sporen erst ab Fasersättigung entwi-
ckeln. Gemäß Kommentar zur Normenreihe
Über Industrieöfen, im Bereich von Decken­
DIN 68800-3 sind kurzfristige Auffeuchtungen
heizungen und in vergleichbaren Situationen
oberhalb der Fasersättigung durchaus tolerierbar,
mit dauerhaft hoher Temperatur der Holzbau­-
wenn die Dauer innerhalb weniger Monate liegt.
teile können die Holzfeuchten sogar bis auf
Bauschäden sind nach [14] nicht vor Ablauf von
4 % sinken.
vier Monaten zu erwarten.

Unbeheizte Gebäude Holzbauteile, die im direkten Kontakt mit dem


Bei geschlossenen, aber unbeheizten Hallen Außenklima stehen, aber vor Niederschlägen
ohne besondere Feuchtebeanspruchung aus geschützt sind, keinen Kontakt zum Boden
der Nutzung stellen sich Holzfeuchten zwischen haben und nicht durch Feuchte aus Nutzung
10 – 16 % ein. oder angrenzenden Bauteilen beansprucht wer-
den sind gegenüber Pilzbefall sicher: Es können
Bei offenen Hallen ohne besondere Feuchtebean-
sich zwar klimabedingt temporär Holzfeuchten
spruchung aus der Nutzung ist das Hallenklima
bis etwa 24 % einstellen, eine Entwicklung von
unmittelbar vom Außenklima abhängig. Die
holzzerstörenden Pilzen ist aufgrund fehlender
Holzfeuchten betragen im Mittel etwa 10 – 19 %.
Fasersättigung dennoch nicht möglich. Über-
Es ist aber mit stärkeren jahreszeitlich bedingten
dachte offene Gebäude aus technisch getrock­
Schwankungen der Holzfeuchte an der Ober­
neten Holzprodukten werden aus diesem Grunde
fläche und in den Randbereichen zu rechnen.
konsequenterweise nach DIN 68800-1 und -2
Unbeheizte landwirtschaftliche Hallen mit Feuch- der später erläuterten Gebrauchsklasse GK 0
teeintrag durch Vieh oder Lagergut sowie Hallen zugeordnet.
ähnlicher Nutzung wie Reithallen mit mäßigem
Feuchteeintrag zur Befeuchtung des Bodens
weisen Holzfeuchten zwischen 12 und 19 %
auf. Bei nassem Lagergut oder Reithallen mit
intensiver Bewässerung des Bodens können die
Feuchten höher liegen und zu einer zeitweiligen
Tauwasserbildung an den Oberflächen des Holz-
tragwerks führen.
HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | GRUNDSÄTZE DES BAULICHEN HOLZSCHUTZES 11
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

2.2.4 _ Weitere Einflüsse aus 2.2.5 _ Gefährdung durch Moderfäulepilze


Feuchtewechseln Moderfäule tritt vorwiegend bei Holz mit direk-
Hölzerne Bauteile quellen und schwinden nur tem Erdkontakt auf. Zwar stehen bei üblichen
unterhalb des Fasersättigungsbereiches. Je Konstruktionen des Hochbaus die tragenden
größer die Differenz der Einbaufeuchte zur Bauteile nicht in direktem Kontakt mit dem
Feuchte im eingebauten Zustand und je größer Erdreich; Moderfäule kann sich aber auch in
der Querschnitt ist, desto größer sind die von Bereichen mit Schmutzansammlungen oder
der Konstruktion aufzunehmenden Quell- und hoher Spritzwasserbeanspruchung ausbilden,
Schwindverformungen sowie die Neigung zur siehe auch DIN 68800-1: 2011-10, Tabelle 2.1,
Rissbildung. Große Quell- und Schwindverfor- Fußnote 1.
mungen können die Luftdichtheit beheizter
Gebäude beeinträchtigen und zur Tauwasserbil- 2.3 _ Gefährdung durch holzverfärbende
dung infolge konvektiven Feuchteeintrags in der Pilze
Konstruktion führen. Daneben können große Schimmelpilze und Bläuepilze gehören zu den
Quell- und Schwindverformungen auch Schäden holzverfärbenden Pilzen und führen zu keinen
an der Konstruktion verursachen, zum Beispiel Festigkeitseinbußen.
durch Rissbildung infolge behinderten Schwin-
Bläuepilze befallen hauptsächlich das Splintholz
dens.
und verfärben es blau bis schwarz. Sie benötigen
Die Einbaufeuchte von konstruktiven Vollholz- Holzfeuchten ab Fasersättigung.
produkten im Hochbau darf nicht größer als
Schimmelpilze haben einen deutlich geringeren
20 % sein. Brettschichtholz und Brettsperrholz
Feuchteanspruch. Sie können sich bereits bei
wird i.d.R. mit einer Holzfeuchte zwischen 11 %
relativen Luftfeuchten um 80 % entwickeln. Da
und 13 %, Balkenschichtholz mit einer Holz-
Schimmelpilze nicht holzspezifisch sind, sondern
feuchte zwischen 12 % und 14 % hergestellt und
auch auf anderen Materialien wachsen, werden
eingebaut.
sie in der Holzschutznorm nicht weiter berück-
Bewitterte Bauteile – besonders Bauteile mit sichtigt. Ein Schimmelpilzbefall ist ein Indikator
großem Querschnitt – neigen bei Feuchtewech- für übermäßige Luftfeuchte mit temporärer
sel zur Rissbildung. Bei nicht vertikaler Anord- Kondensatbildung.
nung können sich in den Rissen Feuchte und
Zur Verhinderung von holzverfärbenden Pilzen
Schmutz ansammeln. Diese Konstruktionen sind
ist die Kondensatbildung auch über kurze Zeit-
zu vermeiden.
räume zu vermeiden.
12 HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | GRUNDSÄTZE DES BAULICHEN HOLZSCHUTZES
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

2.4 _ Gefährdung durch holzzerstörende Holzschutz kein Befall durch holzzerstörende


Insekten Insekten in den Nutzungsklassen 1 und 2 zu
[ 1 ] Siehe Für verbaute Hölzer stellen ausschließlich beobachten, siehe zum Beispiel [15] und [16].
DIN 68800-1: 2011-10, Trockenholzinsekten wie der Hausbock oder Nach Ansicht der Autoren und der Arbeitsgruppe
Abschnitt 8.2, 3. Absatz diverse Nagekäferarten eine Gefährdung dar. besteht weder bei Brettschichtholz und Brett-
[ 2 ] Eine technische Die Larven dieser Insekten entwickeln sich im sperrholz noch bei anderen technisch getrock­
Trocknung wird nach Holz und zerstören es durch ihre Fraßgänge. neten Vollholzprodukten die Gefahr eines Befalls
DIN 68800-1: 2011-10, in den Nutzungsklassen 1 und 2.
Abschnitt 3.20 als eine in Für Brettschichtholz und Brettsperrholz aus
einer dafür geeigneten technisch getrocknetem Holz aus allen Holz­ Ebenfalls nicht gefährdet sind Latten und Unter-
[4]
technischen Anlage arten, die in den Nutzungsklassen 1 und 2 nach konstruktionen, deren kleine Querschnitte den
prozessgesteuert durch­ DIN EN 1995-1-1 eingesetzt werden, ist gemäß holzzerstörenden Insekten keine geeigneten
geführte Trocknung bei [1]
DIN 68800-1 kein Bauschaden durch holz- Ablage- und Entwicklungsbedingungen bieten,
einer Tempe­ratur T ≥ 55°C
über mindestens 48 Stun-
zerstörende Insekten zu erwarten. Für andere da sie u.a. im Sommer zu stark aufheizen, siehe
[2]

den Dauer definiert. technisch getrocknete Vollholzprodukte, wie auch [14].


Balkenschichtholz oder keilgezinktes Vollholz,
[ 3 ] Siehe Auf den Einsatz natürlich dauerhafter Holz-
DIN 68800-1: 2011-10, ist nach DIN 68800-1 die Gefahr eines Bau­
[3] arten für den Einsatz in höheren GK wird hier
Abschnitt 8.2, 4. Absatz schadens unbedeutend. Tatsächlich war für alle
nicht eingegangen, da solche Holzarten in der
vorgenannten Produkte bei teilweise jahrzehnte-
[ 4 ] Siehe Gebrauchsklasse GK 0 nicht erforderlich sind.
DIN 68800-2: 2012-02, langem Einsatz ohne vorbeugenden chemischen
Abschnitt 6.1, 5. Absatz

Abb. 2.3
Straßenbrücke
in Kössen (A)
HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | GEBRAUCHSKLASSEN UND NUTZUNGSKLASSEN 13
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

3_ Gebrauchsklassen und Nutzungsklassen

3.1 _  Definition der Gebrauchsklassen (GK) 3.2 _ Abgrenzung Gebrauchsklassen und


Nutzungsklassen
Die Gebrauchsklassen (früher Gefährdungs-
Die Festigkeit und Steifigkeit von konstruktiven
klassen, beide auch im Folgenden gelegentlich
Vollholzprodukten hängt u.a. von der Holzfeuch-
als GK abgekürzt) beschreiben den Grad der
te im Gesamtquerschnitt und der Dauer der
Gefährdung hölzerner Bauteile durch biotische
Lasteinwirkung ab. Der Einfluss der Holzfeuchte
Schädlinge im Gebrauchszustand. Für die
kann nach DIN EN 1995-1-1 über die Nutzungs-
Zuordnung der Bauteile zu Gebrauchsklassen
klassen abgeschätzt werden, siehe auch 2.2.2.
ist die mögliche Gefährdung durch holzzer­
Für die Zuordnung zu einer Nutzungsklasse ist
störende Insekten, holzzerstörende Pilze,
die mittlere Feuchte über den Gesamtquerschnitt
Moderfäule und Holzschädlinge im Wasser
maßgebend.
sowie die Auswaschbeanspruchung zu berück-
sichtigen. Für die Zuordnung eines Bauteiles zu einer
Gebrauchsklasse ist demgegenüber bereits eine
Die Zuordnung zu einer Gebrauchsklasse lässt
nur örtlich und/oder oberflächig vorhandene
sich durch bauliche Maßnahmen beeinflussen.
Feuchte relevant.
Gebrauchsklassen dienen vor Allem der Bewer-
Eine eindeutige Zuordnung von Nutzungsklassen
tung einer Konstruktion im Planungsprozess.
nach DIN EN 1995-1-1 zu Gebrauchsklassen
Mit den grundsätzlich immer vorzunehmenden
nach DIN 68800-1 ist weder möglich noch nötig.
baulichen Maßnahmen (siehe 4.2) und erforderli-
In Ausschreibungen sind immer die Nutzungs-
chenfalls den besonderen baulichen Maßnahmen
klasse und die Gebrauchsklasse anzugeben.
(siehe 4.3) ist immer die Gebrauchsklasse GK 0
anzustreben und für den Anwendungsbereich
dieser Schrift auch zu erreichen. Auf die detail-
lierte Darstellung der anderen Gebrauchsklassen
wird daher hier verzichtet.
14 HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | BAULICHE HOLZSCHUTZMASSNAHMEN
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

4_ Bauliche Holzschutzmaßnahmen

4.1 _ Allgemeines 4.2 _ Grundsätzliche bauliche Maßnahmen


Grundsätzliche bauliche Holzschutzmaßnahmen
Die wichtigste Maßnahme zum Schutz vor holz­
nach DIN 68800-2: 2011-02, Abschnitt 5, sind
zerstörenden Insekten besteht im Einsatz von
unabhängig davon, ob sich durch ihre Anwen-
Bauteilen aus technisch getrocknetem Holz.
dung die Zuordnung zu Gebrauchsklasse ändert,
Die wichtigste Maßnahme zum Schutz vor holz- immer zu berücksichtigen. Sie können zu einer
zerstörenden Pilzen besteht in der Begrenzung niedrigeren Gebrauchsklasse führen. Grund-
der Holzfeuchte. sätzliche bauliche Maßnahmen beschreiben den
umfassenden Feuchteschutz von Holzbauteilen
Nach DIN 68800-1: 2011-10, 3.2.1, können sich
und betreffen
holzzerstörende Pilze bei einer Holzfeuchte ober-
halb des Fasersättigungsbereiches entwickeln. – die rechtzeitige und sorgfältige Planung des
Die in DIN 68800-1:2011-10, 4.2.2, angegebene Holzschutzes;
Feuchte u = 20 %, ab der von Pilzgefährdung
– den Schutz vor Feuchte während Transport
auszugehen ist, stellt eine Sicherheitsmarge dar.
und Lagerung z.B. durch Einsatz temporärer
Stellt man bei Messungen im Bestand eine Holz-
Witterungsschutzanstriche oder Folien, rasches
feuchte größer als 20 % fest, ist nicht automa-
Auspacken, Abdecken mit Folie und Lage-
tisch davon auszugehen, dass eine Gefährdung
rung auf Lagerhölzern auf einem geeigneten
durch holzzerstörende Pilze besteht oder gar ein
Untergrund. Eine kurzfristige Bewitterung
Befall bereits vorhanden ist. In diesen Fällen sind
mit rascher Rücktrocknungsmöglichkeit ist
eingehende Untersuchungen erforderlich, die
unkritisch. Bei großen Bauteilen, die nicht
u.a. eine genauere Untersuchung der im Bau-
abzudecken sind, empfiehlt sich der Einsatz
werk auftretenden Holzfeuchte, der Dauer ihres
von Witterungsschutzanstrichen, die einerseits
Auftretens und ggf. der Temperatur einschließen.
die Aufnahme tropfbaren Wassers reduzieren
Die Begrenzung der Holzfeuchte ist mit baulichen und andererseits die Reinigungsfähigkeit der
Maßnahmen zu erreichen. Unter baulichen Maß- Oberfläche verbessern;
nahmen werden alle planerischen, konstruktiven,
– den Schutz vor Feuchte während des Einbaus
bauphysikalischen und organisatorischen Maß-
zum Beispiel durch Abdecken bereits verbauter
nahmen zum Schutz des Holzes verstanden.
Bauteile vor dem Schließen der Gebäudehülle,
Es wird zwischen Vermeiden der Feuchteaufnahme aus benach-
barten Baustoffen, zum Beispiel durch trockene
– grundsätzlichen baulichen Maßnahmen und
Lagerung einzubauender Dämmstoffe, Ver-
– besonderen baulichen Maßnahmen
meiden hoher Raumluftfeuchten, zum Beispiel
unterschieden. durch ausreichendes Lüften nach Putz- oder
Estricharbeiten;
HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | BAULICHE HOLZSCHUTZMASSNAHMEN 15
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

– Schutz vor Niederschlägen, auch vor Spritz­


wasser aus Niederschlägen, im Gebrauchs-
zustand durch Anordnung eines geeigneten
Wetterschutzes;

– Schutz vor nutzungsbedingter Feuchte, zum


Beispiel geeignete Abdichtung besonders
beanspruchter Bereiche, etwa mit Spritzwasser
aus Nutzung;

– Vermeidung von Schmutzansammlung auf


horizontalen oder geneigten Holzoberflächen.
Bauteile, bei denen dies nicht möglich ist, zum
Beispiel tragende Balkonbeläge, sind regel-
mäßig zu reinigen. Sie sollten zudem leicht
auszutauschen sein;

– Schutz vor nicht kurzfristiger Feuchteaufnahme


aus angrenzenden Baustoffen;

– Schutz vor Tauwasser zum Beispiel durch


Planung der Luftdichtheit des Gebäudes, durch Abb. 4.1
konstruktiven Schutz gegenüber Bauteilober- Kindergarten in Hamburg
flächen mit niedriger Oberflächentemperatur
(z.B. infolge Wärmestrahlung zur Eisfläche
ausgekühlte Unterseiten von Bauteilen in
Eissporthallen);

– den Einsatz trockener Hölzer (Hölzer, auch


nicht technisch getrocknete Hölzer, mit einer
Holzfeuchte u ≤ 20%).
16 HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | BAULICHE HOLZSCHUTZMASSNAHMEN
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

4.3 _ Besondere bauliche Maßnahmen geschützt. Konkret können vertikale, luftum-


Im Gegensatz zu grundsätzlichen baulichen Maß­- spülte Stützen begrenzter Abmessungen mit
-nahmen zielen besondere bauliche Maßnahmen oberseitiger Abdeckung sowie stauwasser­
nach DIN 68800-2: 2012-02, Abschnitt 6, immer freien Anschlüssen und spritzwasserfreiem
darauf ab, die Gebrauchsklasse GK 0 zu errei- Stützenfußanschluss der GK 0 zugeordnet wer-
chen. Der zusätzliche Aufwand ist i.d.R. gering. den, siehe 5.3.2. Bei horizontalen oder geneig-
ten bewitterten Bauteilen ist eine Zuordnung
In DIN 68800-2 : 2012-02, Abschnitt 6, werden
zur GK 0 i.d.R. nur mit sorgfältig geplanten und
die Vorgaben für einen Schutz gegen holzzerstö-
ausgeführten Bekleidungen und Abdeckungen
rende Insekten präzisiert:
zu erreichen. Nicht abgedeckte Bauteile sind
– Es sind technisch getrocknete Hölzer ein­ aufgrund des Feuchteeintrags und möglicher
zusetzen (im Rahmen der grundsätzlichen Schmutzansammlungen im Bereich von Rissen
Maßnahmen ist nur der Einsatz trockener höheren Gebrauchsklassen zuzuordnen.
Hölzer gefordert).
– Sofern die relative Luftfeuchte 85 % in Innen-
– Andere Maßnahmen werden hier nicht räumen mehr als eine Woche überschritten
diskutiert. wird, sind besondere Maßnahmen zur Reduzie-
rung der relativen Luftfeuchte zu treffen. Diese
Im Abschnitt 6.2 der DIN 68800-2, werden auch
Maßnahme berührt auch hygienische Aspekte,
die Vorgaben für einen Schutz gegen holzzer­
nämlich die Vermeidung von Schimmelpilzen.
störende Pilze präzisiert:
Für Bauteile im Außenklima jedoch gilt bereits
– Bauteile unter Dach mit ausreichenden Dach- die unter Abschnitt 2.2.3 beschriebene Situ-
überständen oder hinter geeigneten Fassaden- ation, dass im mitteleuropäischen Klima sich
bauteilen sind gegen die unzuträgliche Auf­ in der Winterzeit nur Holzfeuchten einstellen,
nahme von Feuchte aus Bewitterung geschützt. die deutlich unter Fasersättigung und damit
Ein ausreichender Überstand liegt vor, wenn außerhalb der Gefährdung liegen.
zwischen Vorderkante Dach und Unterkante
– Unter den besonderen baulichen Maß­nahmen
Holz ein Winkel von höchstens 60°, bezogen
sind auch Konstruktionsprinzipien für wärme­­
auf die Horizontale, vorhanden ist, siehe auch
gedämmte Außenbauteile diverser Art auf­-
Abbildung 2.1. Im Folgenden wird diese
geführt, die bei Einhaltung des Tauwasser­
Situation auch als „unter Dach“ beschrieben.
nachweises immer zur Gebrauchsklasse
– Bauteile, an denen Niederschläge rasch und GK 0 führen. DIN 68800-2:2012-02, Anhang A,
ohne die Bildung von Staunässe im Bauteil oder enthält Konstruktionen, die ohne weitere
den Anschlüssen abfließen können und die Nach­weise der Gebrauchsklasse GK 0 zuzuord-
über einen ausreichenden Spritzwasserschutz nen sind. Diese Bauteile werden nicht in dieser
verfügen, sind ebenfalls gegen die unzuträgli- Schrift, sondern in einer Schrift zum Holzschutz
che Aufnahme von Feuchte aus Bewitterung im Holzhausbau erörtert.
HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | BAULICHE HOLZSCHUTZMASSNAHMEN 17
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

Abb. 4.2
Landwirtschaftliche
Halle in Elpersbüttel

Tabelle 4.1:
Beispiel für besondere bauliche Maßnahmen (in Anlehnung an [17] )

Ausgangssituation Maßnahme Endsituation

Alle insektenzugänglichen Bauteile Einsatz technisch getrockneter GK 0


unter Dach, z.B. Sparrenköpfe Vollholzprodukte, z.B.
GK 1 Brettschichtholz, Balkenschichtholz
und Brettsperrholz

Bewittertes vertikales Bauteil ohne Konstruktionskorrektur: GK 0


ausreichenden Spritzwasserschutz Ausführung der Stütze und
am Stützenfuß des Stützenfußes nach
GK 3.2 bis 4 Abschnitt 5.3.2

Bewittertes horizontales Bauteil Konstruktionskorrektur: GK 0


GK 3.2 bis 4 Abdeckung der Oberseite;
hinterlüftete, zu Kontrollzwecken
demontierbare
Bekleidung der Seitenflächen
18 HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN |
KONSTRUKTIVE AUSBILDUNG VON INGENIEURHOLZBAUTEILEN
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

5_ Konstruktive Ausbildung von


Ingenieurholzbauteilen

5.1 _ Allgemeines 5.2 _ Hallenquerschnitt einer einseitig


offenen, ungedämmten Halle ohne
– Anhand der Konstruktionsbeispiele werden die
höhere Feuchte aus der Nutzung
baulichen Maßnahmen exemplarisch erläutert.

– In dieser Veröffentlichung werden ausschließ- 5.2.1 _ Bauteile mit ausschließlichem


lich Konstruktionen dargestellt, die der Witterungsschutz durch traufseitige
Gebrauchsklasse 0 zugeordnet werden können. Dachüberstände und Kragarme

– Es besteht für alle Bauteile keine Gefähr­dung – Es besteht keine Gefährdung durch holzzer-
durch Insekten, da die Bauteile der Nutzungs- störende Pilze für Bauteile, die „unter Dach“
klasse 1 oder 2 zuzuordnen sind und Holzbau- (siehe Abschnitt 4.3) angeordnet werden.
teile aus technisch getrocknetem Holz ver­-
– Das Hirnholz der Binder- bzw. Sparrenköpfe
wendet werden.
wird durch deren Rückschnitt, Überstand
Bei allen Bauteilen muss sichergestellt sein, der Dachhaut und/oder einer Abdeckung
dass die Holzfeuchte 20 % nicht übersteigt. (Holzbrett oder Verblechung) geschützt.

– An der rechten Seite der Halle aus Abbildung 5.1


ist die Kragarmlänge so gewählt, dass auch
die unbekleideten aufgehenden Stützen über
die gesamte Länge vor direkter Bewitterung
und Spritzwasser geschützt sind.

– Werden die Stützenfüße und Sockelbereiche


durch ausreichend große Überstände vor Schlag­
regen und direkter Bewitterung geschützt,
können sie wie Fußpunkte im Halleninneren
behandelt werden, siehe auch 5.3.2.
Abb. 5.1
Halle, einseitig offen,
ungedämmt
HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN 19
KONSTRUKTIVE AUSBILDUNG VON INGENIEURHOLZBAUTEILEN
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

5.2.2 _ Bauteile mit einem Witterungsschutz Alle hölzernen Bauteile wie Schwellen, Stützen-
durch Fassadenbauteile füße, Rähme halten einen Mindestabstand
zur Geländeoberkante ein. In Abhängigkeit
– Die linke Hallenseite aus Abbildung 5.1 ist
der Spritzwasserbelastung betragen die Höhen
nur teilweise durch das Vordach geschützt
15 bzw. 30 cm. Siehe Abschnitt 5.3.2.
und benötigt einen vertikalen Schutz.
– Die Außenwandbekleidung ist über die Vor-
– Außenwandbekleidungen stellen einen
derkante des Fundamentes bzw. des Sockels
dauerhaften Witterungsschutz dar. Die
geführt, siehe Abbildung 5.2. Für Holzfassaden
dahinter liegenden Holzbauteile sind daher
gelten die selben Mindestabstände zur Gelän-
in Gebrauchsklasse GK 0 einzustufen.
deoberkante wie oben beschrieben.
Geeignete Außenwandbekleidungen sind
traditionelle Brettfassaden, wie waagerechte – Die Stützenfußanschlüsse und – sofern vor­
Stülp- oder senkrechte Boden-Deckel­- handen – Holzschwellen sind vor ständiger
scha­lungen, und Industriefassaden, wie Feuchte aus Fundamenten und Bodenplatten
HPL-Platten, Trapezblech- oder Sandwich­ mit Erdkontakt geschützt. Hierzu gelten
elemente (siehe Abbildung 5.2). die Regelungen aus der Abdichtungsnorm
DIN 18195-4 [18].
– Bei hinterlüfteten Außenwandbekleidungen
und bei kleinteiligen Brettfassaden wird die – Angrenzende Geländeoberflächen sind mit
Unterkonstruktion (Trag- und Konterlattung) in einem vom Gebäude abfallendem Gefälle von
Gebrauchsklasse GK 0 eingestuft, siehe auch mindestens 2 % ausgeführt.
Abschnitt 2.4.

Abb. 5.2
Varianten von Außen-
wandbekleidungen
(Sandwichelemente,
Trapezblech, Brettfassade)

Abb. 5.3
Fußpunkt von Holzbaukon-
struktion mit prallhartem,
jedoch geneigten Gelände­
anschluss. Links mit nicht
hölzerner Außenwand­
bekleidung, rechts mit einer
Holzfassade
20 HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN |
KONSTRUKTIVE AUSBILDUNG VON INGENIEURHOLZBAUTEILEN
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

5.3 _ Hallenquerschnitt einer Halle mit bewitterten Fußpunkten


und höherer Feuchtebeanspruchung aus der Nutzung

Abb. 5.4
Ungedämmte, einseitig
teilweise offene Halle
mit lokaler Feuchte­
beanspruchung

5.3.1 _ Allgemeines – Andauernde Feuchtebeanspruchun-


– Der Fußpunkt der linke Stütze des Anbaus aus gen erfordern Abdichtungsmaßnahmen
Abbildung 5.4 wird nicht vom Vordach / Dach- gemäß DIN 18195-5 [20]. In Zukunft sollen
überstand geschützt und ist direkt bewittert. Ab­dichtungsmaßnahmen in Innenräumen
Stütze wie Fußpunkt werden gemäß Abschnitt über die derzeit noch nicht veröffentlichte
5.3.2 ausgeführt. DIN 18534 geregelt werden.

– Bei dauerhaft offenen, direkt bewitterten Öff-


5.3.2 _ Bewitterte Stützen und Sockelpunkte
nungen, zum Beispiel bei Fassadenöffnungen
– Bewitterte Stützen werden nach
ohne Tore, siehe rechte Stütze, Abbildung 5.4
DIN 68800-2: 2012-02, 6.6.2, unter folgenden
sind die Fußpunkte und aufgehenden Holzbau-
Bedingungen der GK 0 zugeordnet:
teile auch im Leibungsbereich vor Bewitterung
geschützt. Die Fassade kann zum Beispiel um – kerngetrennter Einschnitt bei Vollholz;
aufgehende Stützen herumgeführt werden.
– Verwendung von technisch getrockneten
– Holzbauteile, die nicht „unter Dach“ ange­ Vollholzprodukten;
ordnet sind, zum Beispiel höhere Binder-
– gehobelte Oberflächen;
und Sparrenköpfe, werden mit geeigneten
Abdeckungen / Bekleidungen vor einer – stauwasserfreie Anschlüsse, besonders ein
direkten Bewitterung geschützt. Spritzwasser geschützter Fußpunkt;

– Bei örtlich höherer Feuchtebeanspruchung aus – Hirnholzschutz;


Nutzung, zum Beispiel in Bereichen, in denen
– direkte Ableitung von Niederschlagswasser;
häufig Nassarbeiten durchgeführt werden,
sind die hölzernen Bauteile durch geeignete – Beschränkung der Querschnittsmaße –
Abdichtungen / Bekleidungen oder andere 16x16 cm bei Vollholz, 20x20 cm bei
Maßnahmen zu schützen. Brettschichtholz – bei vertikalen Bauteilen
zur Reduzierung der Rissneigung.
HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN 21
KONSTRUKTIVE AUSBILDUNG VON INGENIEURHOLZBAUTEILEN
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

Abb. 5.5
Aufgeständerte
Holzstützen in einem
Viehstall, Sachsenkam

– Fußpunkte bewitterter Stützen müssen aus – Ein nachträgliches Anfüllen des Geländes ist
Gründen des Spritzwasserschutzes einen von nur zulässig, wenn die in der Abbildung 4.2
der Beschaffenheit der Geländeoberfläche angegebenen Abstände zuverlässig und dau-
abhängigen Abstand zur Geländeoberkante erhaft eingehalten werden. Durch Betonauf-
aufweisen. Bei prallharten Pflasterbelägen kantungen lässt sich erforderlichenfalls der
beträgt dieser Abstand mindestens 30 cm, bei Abstand zur Geländeoberkante vergrößern.
Spritzwasser reduzierenden Kies-Traufstreifen
– Aufkantungen / Aufständerungen aus anderen
oder bei Belagsneigung von mind. 2 % kann
Materialien können eine Alternative darstellen
der Abstand bis auf 15 cm reduziert werden.
(siehe Abb. 5.5).
Dies gilt für Wandsockelpunkte wie auch für
Einzelstützen, siehe auch Abbildung 4.2.

Abb. 5.6
Bewitterte Stützenfüße
22 HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN |
KONSTRUKTIVE AUSBILDUNG VON INGENIEURHOLZBAUTEILEN
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

5.3.3 _ Unmittelbar eingespannte Stütze 5.4 _ Beheizte Halle aus Dreigelenkrahmen


als Sonderausführung mit durch die Fassade durchstoßenden
Für Sockelzonen und Fußpunkte, die vollständig Hauptträger ohne höhere Feuchte aus
vor Niederschlägen und sonstiger Feuchtebean- der Nutzung
spruchung, zum Beispiel aus der Nutzung heraus,
geschützt sind und damit Umgebungsbedin-
gungen der Nutzungsklasse 1 und 2 aufweisen,
ist eine unmittelbare Einspannung von BS-Holz-
stützen in Stahlbetonfundamenten zulässig. Der
Einspannbereich muss gemäß der allgemeinen
bauaufsichtlichen Zulassung Z 9.1-136 [19] mit
einer Epoxydharz-Ummantelung vor Feuchte
geschützt sein und die Fundamentunterkante
dauerhaft 0,5 m oberhalb des Grundwassers
liegen.

Beschichtung der
hier: Holzstütze bis
Boden- 50mm über OKF
Deckelschalung
OKF

Abb. 5.7 Abb. 5.8


Eingespannte BS-Holz­stützen gemäß allgemeiner Durch die Gebäudehülle stoßendes tragendes Bauteil
bauaufsichtlicher Zulassung
HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN 23
KONSTRUKTIVE AUSBILDUNG VON INGENIEURHOLZBAUTEILEN
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

5.4.1 _ Allgemeines – Damit die durchstoßenden Bauteile kontrollier-


– Die Gebäudehülle beheizter Bauwerke durch- bar bleiben, müssen die seitlichen Bekleidun-
stoßende Bauteile sind bauphysikalisch und gen demontierbar sein.
abdichtungstechnisch kritisch und sollten
– Das Widerlager ist so auszuführen, dass
vermieden werden.
der Spritzwasserschutz sicher gegeben ist
– Grundsätzlich sollen Holzbauteile für tragende (Abstände zur Geländeoberkante gemäß
und aussteifende Zwecke keiner Feuchte­ Abschnitt 5.3.2.).
beanspruchung ausgesetzt sein, die einer
Gebrauchsklasse höher als GK 1 entspricht. 5.4.3. _ Durchgang Binder durch Fassade
Eine direkte Bewitterung und damit eine – Die Durchdringung der Gebäudehülle ist bei
höhere Feuchte als 20 % werden durch eine beheizten Gebäuden dauerhaft luftdicht
dreiseitige Bekleidung vermieden. Eine Aus­- auszuführen. Dabei sind die Quell- und
nahme dieser Regel stellt die bewitterte, Schwindverformungen und bei größeren
vertikale Stütze dar (siehe Abschnitt 5.3.2). Spannweiten ggf. auch die Verformungen
infolge Belastung (Auflagerverdrehung,
– In der Regel berührt dieser Detailpunkt be­-
Auflagereindrückung) zu berücksichtigen.
stehende Bauwerke. Bei diesen sind mit den
nachfolgend aufgeführten Maßnahmen die – Durchstoßende großvolumige Bauteile
gefährdeten Bauteile nachzurüsten. ge­heizter Hallen weisen im Jahresverlauf im
Innen- und Außenbereich sehr unterschiedliche
5.4.2 _ Tragwerk Holzfeuchten auf. Im Bereich der Fassaden-
– Das durchstoßende Bauteil ist im Außenbereich durchdringung stellen sich größere Querzug-
vor einer Bewitterung durch eine oberseitige spannungen ein, die zu Rissen im Durchdrin-
und seitliche Abdeckung bzw. Bekleidung zu gungsbereich führen können, die ebenfalls die
schützen. Luftdichtheit beeinträchtigen können.

– Die oberseitige Abdeckung muss dauerhaft


5.5 _ Giebel
dicht sein. Wie bei allen Holzbauteilen im
– Die hölzernen Tragglieder sind wie längs der
Außenbereich üblich, empfehlen sich Blechab-
Traufen durch Dachüberstände oder Bekleidun-
deckungen. Bei oberseitiger Befestigung sollen
gen vor direkter Bewitterung und Spritzwasser
die Befestigungspunkte durch Dichtungs-
zu schützen. Für vertikale Bauteile gelten auch
bänder hinterlegt sein, da sich zum Beispiel
die Aussagen in 5.3.2.; auf die stauwasserfreie
durch thermische Dehnungen oder Quell- und
Ausbildung von Knotenpunkten mit ggf. hori-
Schwindverformungen mit der Zeit Schrauben-
zontalen Bauteilen wird besonders verwiesen.
löcher aufweiten können.
24 HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN |
KONSTRUKTIVE AUSBILDUNG VON INGENIEURHOLZBAUTEILEN
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

5.6  _ Hallenquerschnitt einer Schwimm­halle Die relative Luftfeuchte beträgt bei 3° C zwar
als Beispiel eines Gebäudes mit der nur 60 %, die absolute Wasserdampfmenge
Gefahr der Kondenswasserbildung im in der warmen Luft ist aber sehr groß, so dass
Bereich der Wärmebrücken und örtlich ab etwa 21° C Oberflächentemperatur bereits
erhöhter Feuchtebeanspruchung infol- große Kondensatmengen anfallen können.
ge Nutzung
– Eine ausreichende Belüftung der Holzbauteile
5.6.1 _ Allgemeines wird vor allem im kondensatgefährdeten
– Holzkonstruktionen in Schwimmbädern Fassadenbereich sichergestellt, zum Beispiel
sind i.d.R. GK 0 zuzuordnen, da bei dem zu durch Zuluftschlitze im unteren Fassaden­
er­wartenden Innenklima maximale Holzfeuch- bereich.
ten von 11 % auftreten (siehe Tabelle 2.2).
– Hölzer dürfen nicht zwischen dampfdichten
Höhere Holzfeuchten können lokal durch
Sperrschichten angeordnet werden. Im Fall
Spritz­wasserbeanspruchung und infolge
eines Feuchteeintritts in die Konstruktion ist
Kondensat an kühleren Oberflächen auftreten.
keine ausreichende Rücktrocknung gegeben.
Hölzer werden stattdessen raumseitig offen
5.6.2 _ Lokale Feuchtebeanspruchungen
oder in außenseitig diffusionsoffenen Bauteilen
– Die Holzbauteile werden durch Aufkantungen,
angeordnet.
Sockel usw. vor Spritzwasser aus Nutzung
(zum Beispiel Schwallwasser im Bereich von – Die luftdichte Ebene wird außerhalb der
Rutschen) geschützt. Holzbaukonstruktion angelegt.

Abb. 5.9 – Die Beanspruchung von Stützenfüßen durch – Durchdringungen der luftdichten Ebene mit
Querschnitt Schwimmbad häufige Reinigung wird besonders in den Bauteilen im Dach- oder Fassadenbereich sind
Sockelbereichen durch höhere Sockel reduziert. auszuschließen. Kragarme für Dachränder oder
Vordächer lassen sich als separate Bauteile
Abb. 5.10 – Kondensatbildung an Oberlichtern, Über-
außerhalb der Luftdichtheitsebene anschließen.
Öffentliches, klimatisiertes kopfverglasungen und in Fassaden ist durch
Schwimmbad wärmebrückenfreie Anschlüsse zu vermeiden.
HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN 25
KONSTRUKTIVE AUSBILDUNG VON INGENIEURHOLZBAUTEILEN
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

5.7 _ Hallenquerschnitt einer Reithalle als 6 _ Vorbeugender chemischer Holzschutz


Beispiel eines Gebäudes mit höherer Die Neufassung der DIN 68800 berücksichtigt die
Feuchte infolge Nutzung positiven Erfahrungen der letzten zwanzig Jahre
mit dem vorbeugenden baulichen Holzschutz
5.7.1 _ Allgemeines
und schränkt daher die erlaubten Einsatzbereiche
– Gering oder nicht gedämmte Holzbauwerke
für den vorbeugenden chemischen Holzschutz
mit erhöhter Feuchtelast aus der Nutzung sind
drastisch ein.
durch Kondensatbildung an kälteren Bautei-
loberflächen gefährdet. Hierzu zählen landwirt- DIN 68800-1: 2011-10 fordert in Abschnitt
schaftliche Lagerhallen mit feuchtem Lagergut 8.1.3, dass „Ausführungen mit besonderen bau-
und Reithallen, deren Böden zur Staubbindung lichen Holzschutzmaßnahmen nach DIN 68800-2
befeuchtet werden. Kaltluftställe, zum Beispiel … gegenüber Ausführungen bevorzugt werden
für die Rinderhaltung, zählen nicht zu dieser [sollten], bei denen vorbeugende Schutzmaß­
Gruppe, da die Feuchtebeanspruchung durch nahmen mit Holzschutzmitteln nach DIN 68800-3
die permanente Lüftung gering ist. erforderlich sind.“ Im selben Abschnitt heißt es
zudem: „In Räumen, die als Aufenthaltsräume
5.7.2 _ Bauliche Maßnahmen genutzt werden sollen, ist auf die Verwendung
– Für feuchtebeanspruchte Gebäude wird eine von vorbeugend wirkenden Holzschutzmitteln
ausreichende Be- und Entlüftung vorgesehen. oder von mit vorbeugenden Holzschutzmitteln
Um die Nutzung möglichst wenig zu beein- behandelten Bauteilen zu verzichten. Für Arbeits-
trächtigen, sollten die Entlüftungsöffnungen im stätten und Ähnliches gilt dies nur, soweit dies
Firstbereich und die Zuluftöffnungen unterhalb technisch möglich ist.“
der Traufe angeordnet werden.
Vorbeugende chemische Holzschutzmittel dürfen
– Dünnwandige Dachbauteile, deren Unterseiten nach DIN 68800-1 nicht ohne Notwendigkeit
in Folge langwelliger Strahlungsemission (zum eingesetzt werden. Abb. 5.11
Beispiel Auskühlung in wolkenlosen Nächten) Querschnitt Reithalle
durch Kondensat gefährdet sind, werden durch als Beispiel einer Halle
eine geringe Aufdachdämmung vor einer tem- mit höherer Feuchte
porären Auskühlung geschützt. aus der Nutzung

Sprinkleranlage
26 HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | LITERATUR
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

Literatur [6] Bauministerkonferenz: Musterliste der


Normen können über den Beuth-Verlag, Berlin, technischen Baubestimmungen, Fassung
Schriften der Reihe INFORMATIONSDIENST HOLZ September 2012 und spätere Fassungen,
über den Informationsverein Holz, Berlin, bezo- URL: http://is-argebau.de (26.10.2014)
gen werden.
[7] Bauministerkonferenz: Umsetzung
[1] DIN EN 1995-1-1: 2010-12, Eurocode 5: der Muster-Liste der technischen
Bemessung und Konstruktion von Holz­ Baubestimmungen in den Ländern,
bauten – Teil 1-1: Allgemeines – Allgemeine URL:http://is-argebau.de (26.10.2014)
Regeln und Regeln für den Hochbau
[8] DIN 68800-3: 2012-02, Holzschutz – Teil 3:
[2] DIN EN 1995-1-1/NA: 2013-08, Nationaler Vorbeugender Schutz von Holz mit Holz-
Anhang – national festgelegte Parameter – schutzmitteln (nicht in die Musterliste der
Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion technischen Baubestimmungen aufgenom-
von Holzbauten – Teil 1-1: Allgemeines – men)
Allgemeine Regeln und Regeln für den
[9] DIN 68800-4: 2012-02, Holzschutz – Teil 4:
Hochbau
Bekämpfungs- und Sanierungsmaßnahmen
[3] Brüninghoff, H.; Bosenius, O.; Jacobs, H. gegen Holz zerstörende Pilze und Insekten
(2000), Konstruktion von Anschlüssen (nicht in die Musterliste der technischen
im Hallenbau, In INFORMATIONSDIENST Baubestimmungen aufgenommen)
HOLZ; holzbau handbuch, Reihe 01, Teil 07,
[10] Glos, P.; Grosser, D.; Radovic, B.; Rug, W.
Folge 2
(2008), Holz als konstruktiver Baustoff,
[4] DIN 68800-1: 2011-10, Holzschutz – Teil 1: In INFORMATIONSDIENST HOLZ; holzbau
Allgemeines handbuch, Reihe 04, Teil 01, Folge 1

[5] DIN 68800-2: 2012-02, Holzschutz – Teil 2: [11] Radovic, B. (2012), Aktuelle Entwicklung
Vorbeugende bauliche Maßnahmen im beim Holzschutz, neue DIN 68800, Vortrag
Hochbau im Rahmen der Tage der Holzforschung
2012, iVTH, Braunschweig
HOLZSCHUTZ BEI INGENIEURHOLZBAUTEN | LITERATUR 27
holzbau handbuch | REIHE 5 | TEIL 2 | FOLGE 1

[12] Feldmeier, F. et. al. (2007), Feldunter­ [17] Holzbau Deutschland (Hrsrg.) (2013),
suchung zu den klimatischen Besonder­ Merkblatt Baulicher Holzschutz –
heiten in Eissporthallen und zur Wirksam- Gebrauchsklasse GK 0 nach DIN 68800,
keit von Maßnahmen zur Vermeidung von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher
Tauwasserschäden, Hochschule Rosenheim, Zimmerer, Berlin
Fakultät Allgemeinwissenschaften, Fach-
[18] DIN 18195-4:2011-12, Bauwerksabdich-
gruppe Bauphysik und Gebäudetechnik
tungen – Teil 4: Abdichtungen gegen
[13] Winter, S.; Sieder, M. (2012), Schluss­ Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser)
bericht Forschungsvorhaben Gebäudeklima und nichtstauendes Sickerwasser an Boden­
– Langzeitmessung zur Bestimmung der platten und Wänden, Bemessung und
Auswirkungen auf Feuchtegradienten in Ausführung
Holzbauteilen, TU München, Lehrstuhl für
[19] Deutsches Institut für Bautechnik, allge­
Holzbau und Baukonstruktion, Forschungs-
meine bauaufsichtliche Zulassung
initiative Zukunft Bau
Z 9.1-136, Stützen aus Brettschichtholz zur
[14] Grosser, D., Hertel, H.; Radovic, B.; Einspannung durch Verguss in Stahlbeton-
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Forschungs- und Materialprüfungsanstalt
Stuttgart, Universität Stuttgart

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technisch getrocknetem Holz gegen Insek-
ten, In: INFORMATIONSDIENST HOLZ spezial
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