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MAS in Musikpädagogik

Zürcher Hochschule der Künste, Zentrum Weiterbildung


Toni-Areal, Pfingstweidstrasse 96, 8031 Zürich

Analyse und Vergleich von zehn


Klavierschulen für den
Anfängerunterricht

Autorin: Dora Fratrić

Mentorin: Bianca Medici

Zürich, 20.02.2017
Inhaltsverzeichnis

Einleitung 3

2. Analyse der zehn Klavierschulen 6


2.1 Alexander Nikolajew - Die russische Klavierschule Band 1 (1951) 6
Kapitel 1 6
Kapitel 2 7
Kapitel 3 7
Kapitel 4 7
2.2 John Thompson - Kinderleichte Klavierschule (1955) 8
2.3 Klaus Runze – Zwei Hände - zwölf Tasten, Band 1 (1971) 9
2.4 Fritz Emonts – Europäische Klavierschule (1992) 11
Spiel ohne Noten 12
Spiel mit den Noten 12
2.5 Hal Leonard Klavierschule – Band 1 Übungsbuch (1996) 14
Einleitung 14
Kapitel 1 15
Kapitel 2 15
Kapitel 3 15
Kapitel 4 15
Kapitel 5 15
2.6 Bettina Schwedhelm – Klavierspielen mit der Maus Band 1 (1996) 16
2.7 Anne Terzibaschitsch, Regula Buser – Meine allerersten Tastenträume (2000) 19
2.8 Aniko Drabon - Tastenzauberei Klavierschule Band 1 (2006) 20
Kapitel 1 21
Kapitel 2 22
Kapitel 3 22
Kapitel 4 23
Kapitel 5 23
Kapitel 6 23
2.9 Uwe Korn & Elena Malycheva – Erste Schritte in die Klavierwelt (2006) 24
2.10 Ivanka Kordić & Minja Kolak – Veselo putovanje (2011) 25
Teil 1 26
Teil 2 26
Teil 3 27
Teil 4 27

3. Vergleich nach Kategorien 28


3.1 Klavier – das Aussehen und den Klang des Instruments kennenlernen 28

1
3.2 Körper 29
3.3 Tastengeographie 30
3.4 Notation 31
3.5 Rhythmus 32
3.6 Artikulation 34
3.7 Weitere Begriffe 35
3.8 Stimmen 35
3.9 Dynamik 36
3.10 Gehörbildung 37
3.11 Theorie 38
3.12 Schriftliche Aufgaben 39
3.13 Mündliche Aufgaben 40
3.14 Sinn/Sehen 41
3.15 Technik 41
3.16 Kreativität 42
3.17 Stücke/Lieder 43
3.18 Üben 45
3.19 Einbezug des Lehrers 46

4. Schlussfolgerung 47
4.1 Nikolajew – Die russische Klavierschule 47
4.2 John Thompson – Kinderleichte Klavierschule 48
4.3 Klaus Runze – Zwei Hände - zwölf Tasten 49
4.4 Fritz Emonts – Europäische Klavierschule 50
4.5 Hal Leonard Klavierschule 51
4.6 Bettina Schwedhelm – Klavierspielen mit der Maus 51
4.7 Anne Terzibaschitsch, Regula Buser – Meine allerersten Tastenträume 52
4.8 Aniko Drabon – Tastenzauberei Band 1 53
4.9 Uwe Korn, Elena Malycheva – Erste Schritte in die Klavierwelt 54
4.10 Ivanka Kordić/Minja Kolak – Veselo putovanje 54

5. Erkenntnisse nach der Analyse 56

6. Anhang 58
6.1 Interviews mit Klavierlehrern und Schülern über die Klavierschulen 58
6.2 Literaturliste 59
6.3 Selbstständigkeitserklärung 60
6.4 Weitere Anhänge 61

2
1.Einleitung
Jede Klavierschule beginnt sozusagen wie ein Grundschullesebuch. Wir erinnern uns
alle an unser erstes Lesebuch in der Grundschule, als wir mit dem Lesenlernen begonnen
haben. Das Buch bleibt das ganze Leben in unserer Erinnerung. Es ist wie eine Wurzel für
alles, was wir später lernen werden. Das Gleiche gilt für den Klavierunterricht. Das
Notenbuch, das die Eltern nach dem Gespräch mit dem Klavierlehrer dem Kind kaufen, wird
die Basis, auf die das Kind die ganze Kunst und sein Wissen aufbaut. Das Kind bekommt
das schöne, neue Buch, blättert durch die Seiten, träumt von schwierigen Stücken, die am
Ende des Buches sind, und die es einmal spielen wird. Das Kind bringt das Buch immer in
den Unterricht mit und verbringt mit ihm viel Zeit während des ganzen Jahres, beim Üben
und Spielen. Es bleibt lebenslang in Erinnerung.
Ich bin sehr glücklich, dass ich in beiden Rollen war: Einerseits als Schülerin, die
eine Klavierschule bekommen hat, andererseits als Klavierlehrerin, die eine Klavierschule
empfahl. Als kleine Schülerin war ich sehr stolz auf mein Buch, das aus mir eine “Pianistin”
machen würde; davon habe ich damals geträumt. Ich habe den Prozess des
“Pianistinwerdens” respektiert und die im Buch vorkommenden Stücke habe ich sehr
bewundert.
Als Klavierlehrerin machte ich eine völlig andere Erfahrung. Nach vielen Jahren als
Pianistin hatte ich die Anfangsschritte im Klavierunterricht vollkommen vergessen und
musste mit meinen Schülern, als ich zu arbeiten begann, alles noch einmal neu lernen. Das
heisst, jetzt war ich die Person, die den Eltern sagte, was für ein Buch sie kaufen sollten.
Diese Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen. Man kann auch eine falsche Entscheidung
treffen – eine Entscheidung, die für das Kind inadäquat ist. Ausserdem arbeitete ich damals
in einem speziellen System, das mir nicht so viele Möglichkeiten bot. Ich habe mich für alle
Schüler für dieselbe Klavierschule entschieden; das hat glücklicherweise funktioniert.
Erst nach dem Umzug in die Schweiz habe ich mir mehr über andere Möglichkeiten
Gedanken gemacht. Es könnte anders sein, es gibt noch andere Wege! Eine neue Welt von
verschiedenen Klavierschulen hat sich mir eröffnet und ich habe die Freiheit und das Glück
gehabt, sie auszuprobieren und zu kombinieren. Heute ist es so, dass ich mir bei jedem
Schüler überlege, welche Schule zu ihm passen würde – je nach Alter, Auffassungsgabe
und musikalischen Fähigkeiten. Noch ein Wunsch tauchte auf - ich wollte systematisch für
mich selbst diese neuen verschiedenen Schulen analysieren. Ich wollte einfach einen guten
Einblick haben, was es wo gibt, wie und warum.
Der Markt bietet eine grosse Auswahl von Klavierschulen. Die Schulen, aus denen
wir, die Klavierlehrer, als Kinder gelernt haben, sind vielleicht nicht mehr aktuell. Die
Pädagogik und damit auch die Musikpädagogik haben sich als Wissenschaften in den
letzten Jahrzehnten weiterentwickelt. Neue Ideen, Theorien und Thesen haben neue
Ausblicke auf das Erlernen eines Instruments ermöglicht und der ganze Markt der
Klavierschulen sieht anders aus als früher. Überproduktion, noch ein Thema heutzutage, hilft
nicht dabei. Das Resultat ist, dass die Klavierlehrer zu viele Möglichkeiten haben, und
gleichzeitig fühlen sie sich bei der Auswahl aufgrund zu vieler Optionen verloren.
In dieser Arbeit versuche ich herauszufinden, was eine Klavierschule anbietet,

3
welche Unterschiede es aufgrund ihres Ursprungs (Zeit und Ort) gibt, was für ein
bestimmtes Alter beim Klavier lernen wichtig ist, wie viele verschiedene Wege es eigentlich
vom ersten Kontakt mit dem Instrument bis zu der Phase “Ich kann etwas spielen” gibt. Ich
versuche auch herauszufinden, was mir persönlich bei einer Klavierschule wichtig ist.
Die Schulen, über die ich schreibe, habe ich aus meiner Praxis und aus der Praxis
meiner Kollegen ausgewählt. Ich habe auch in Musikgeschäften gefragt, was heutzutage
populär ist oder viel verkauft wird. Ich wollte verschiedene Epochen und Länder
berücksichtigen. Letztendlich bin ich zu dieser Liste gekommen, die nach Erscheinungsjahr
dargestellt ist:

Autor Name der Jahr Land Verlag Geeignet für


Schule

A. Nikolajew Die russische 1951 Russland Sikorski Schulalter, schnelle


Klavierschule Auffassungsgabe

J. Thompson Kinderleichte 1955 USA Bosworth Schulalter, mittlere


Klavierschule Edition Auffassungsgabe

K. Runze Zwei Hände - 1971 Deutschland Schott Vorschulalter,


zwölf Tasten langsamere
Auffassungsgabe

F. Emonts Europäische 1992 Deutschland Schott Schulalter, mittlere


Klavierschule Auffassungsgabe

B. Kreader, F. Klavierschule 1996 USA Hal Leonard Schulalter, mittlere


Kern, P. Keveren, Übungsbuch Auffassungsgabe
M. Rejino

B. Schwedhelm Klavierspielen 1996 Deutschland Sikorski Vorschulalter,


mit der Maus langsamere
Auffassungsgabe

A.Terzibaschitsch, Meine 2000 Deutschland/ Holzschuh Schulalter, mittlere


R. Buser allerersten Schweiz Auffassungsgabe
Tastenträume

A. Drabon Tastenzauberei 2006 Deutschland Mitropa music Vorschulalter/


Schulalter, mittlere
Auffassungsgabe

U. Korn, E. Erste Schritte in 2006 Deutschland/ Doblinger Vorschulalter, mittlere


Malycheva die Klavierwelt Österreich Auffassungsgabe

I. Kordić, M. Kolak Veselo 2011 Kroatien Profil Schulalter, schnelle


putovanje Auffassungsgabe

Je nach Auffassungsgabe des Schülers kann man natürlich jede Schule schneller
oder langsamer durchgehen.

4
Diese Arbeit war für mich ein guter Weg, um den Anfangsunterricht noch besser zu
verstehen und um meine Kompetenzen zu erweitern. Die Erkenntnisse der Masterarbeit
ermöglichen mir eine bessere Idee davon, was für ein bestimmtes Kind die beste
Klavierschule sein könnte.

5
2. Analyse von zehn Klavierschulen

2.1 Alexander Nikolajew - Die russische Klavierschule Band 1


(1951)

Die russische Klavierschule ist eine


sehr spezifische Schule, die aus einem
speziellen System stammt. Sie ist in der
UdSSR 1951 entstanden und hat seitdem
viele revidierte Neuauflagen erlebt. Der
Autor Alexander Nikolajew (1903-1981) war
als Klavierlehrer am Moskauer
Konservatorium tätig. Neben der
Klavierschule hat er viele Essays und
Publikationen zu verschiedenen
pianistischen Themen verfasst.
Sehr lange Zeit war diese Schule in
der Sowjetunion die offizielle Klavierschule
für alle Kinder, die Klavier spielen lernten.
Das Ziel der Schule ist ein rasches Erlernen
der wichtigsten Elemente des Klavierspiels
und die Entwicklung der Hörkontrolle
während des Spielens. Das wichtige Prinzip
des Unterrichts wird in dieser Klavierschule als “Sehen-Hören-Spielen” bezeichnet. Es wird
davon ausgegangen, dass das Kind auch den Musiktheorieunterricht besucht und sich im
Klavierunterricht auf die pianistischen Themen konzentrieren kann. Im Vorwort gibt es viele
methodische Hinweise, die zeigen, wie hoch die professionellen Ansprüche der Schule sind.
Unter anderem sollte man im ersten Jahr des Spielens auf Phrasierung, Motivgliederung,
Klangqualität, ausdrucksvolles, kantables und farbiges Spielen und viele andere
professionelle Elemente achten. Das Gehör wird durch Transponieren, Zuhören und Singen
entwickelt. Wenn das Kind die Grundlagen des Spielens im Band 1 gelernt hat, kann es mit
dem Band 2 das Lernen fortsetzten.

Kapitel 1
Der Lehrer singt oder spielt einige Kinderlieder vor. Das Kind singt nach und
anschliessend findet es die Melodien am Klavier. Die weissen und die schwarzen Tasten
sind von Anfang an gleichberechtigt. Bei schwierigeren Liedern wird empfohlen, dass das
Kind sich den Text und die Melodie einprägt (in kleineren Abschnitten, wenn es nicht anders
geht). Beim Singen legt die Klavierschule Wert darauf, dass man von Anfang an auf die
saubere Intonation, auf Rhythmus und Phrasierung achtet.
Der zweite Teil des Kapitels ist eine ausführliche Einleitung in die Notation und die

6
Handhaltung. Der Text wendet sich an den Lehrer. Viele wichtige Themen und Tipps werden
erwähnt, wie z.B.:
- den Schüler die Notennamen aufwärts und abwärts aufsagen lassen, ihre Lage auf
der Tastatur und Notenwerte merken, üben und wiederholen lassen;
- einen vollen und runden Ton erreichen; mit dem Klang die Richtigkeit der
Spielbewegung kontrollieren;
- was die korrekte Sitzhaltung ist.
Der Schüler lernt auf einmal viele wichtige Themen - den Fingersatz, die Stammtöne
(g​
1 im Violinschlüssel und f im Bassschlüssel), die Namen der verschiedenen Oktaven, das
ganze Notensystem mit zwei Schlüsseln mit insgesamt vier Oktaven notierter Noten,
Notenwerte von Achtelnote bis ganzer Note, Pausen und Taktarten. Das erste Kapitel endet
mit einem zweiseitigen Bild von allen Tasten, Noten, Notennamen und Namen der Oktaven.

Kapitel 2
Das Kind ist schon bereit, kleine einfachere Stücke zu spielen. Die beiden
Notensysteme haben nur Violinschlüssel. Bei fast jedem Stück wird ein neuer musikalischer
Begriff erklärt, wie z.B. Doppelstrich, Haltebogen, Doppelpunkt, Hilfslinie, usw. Es wird
empfohlen, auf die Gestaltung der Melodie zu achten. Das Kind spielt sogar die Achtelnoten,
was in keiner anderen Klavierschulen in so einer frühen Phase vorkommt.

Kapitel 3
Die zwei wichtigen Themen in diesem Kapitel sind die Vorzeichen und die Dynamik.
Im Vergleich zu anderen Klavierschulen lernt man in diesem Fall das Prinzip für alle
Vorzeichen (das Kreuz, das B und das Auflösungszeichen) und nicht nur einen einzelnen
Fall mit einem Vorzeichen. Die Dynamik beginnt mit Crescendo und Decrescendo, was auch
nicht typisch ist. – Normalerweise probiert man beim Spielen zuerst die grösseren
Unterschiede (piano-forte) und erst dann die allmählichen (crescendo-decrescendo). Nach
ein paar Stücken lernt man die anderen dynamischen Zeichen kennen: ff, f, mf, mp, p und
pp, alle auf einmal. – Man trifft auch auf punktierte Noten. Noch einmal lernt man das Prinzip
verschiedener Themen und nicht nur Einzelfälle. Auf der gleichen Seite trifft man noch ein
weiteres Thema an: Staccato, was ein bisschen verwirrend sein könnte. Diese Klavierschule
benutzt sogar Marcato und Tenuto, was man in keiner anderen Schulen kennenlernt. Der
Schüler übt auch die Technik parallel zu den Stücken.

Kapitel 4
Legato ist in diesem Kapitel ein grosses Thema. Legato ist in der russischen Kultur
des Klavierspiels enorm wichtig und hier kann man die ersten Schritte in die Welt des Legato
sehen. Einerseits wird empfohlen, auf den Klang zu achten; andererseits ist es wichtig, sich
der Handhaltung bewusst zu sein. Das Ziel ist eine geschmeidige Bewegung: der Finger
taucht in die Taste ein, bei der nächsten Note hebt sich die Hand. Das Kind beginnt einfache
Quint-Begleitungen zu spielen und nicht mehr nur die Melodie. Jedes ungefähr zehnte Stück
spielt das Kind mit der Lehrerbegleitung. In diesem sehr langen Kapitel geht man noch viele

7
Themen durch; die Taktarten 3/8, 6/8, 2/2, 3/2, Terz, Synkope, den stummen Fingerwechsel,
die Klammer (prima volta/seconda volta), Vorschlag, Oktavierung, Fermate,
Sechzehntelnoten (im Gegensatz zu anderen Schulen), Triole, usw. Die Stücke sind
künstlerisch sehr schön. Das Kind spielt, z.B. verschiedene Bearbeitungen: „Dornröschen“
von Tschaikowsky, „Menuett“ von L. Mozart, „Air“ von Telemann, Stücke von Bartok und
Kabalewski, Schostakowitsch, Haydn, Prokofjew, Purcell, Beethoven, Bach usw. Auf der
Seite 57 spielt das Kind die Übungen für Dreiklänge. Man lernt sogar punktierte Achtelnoten
und Doppelvorzeichen, was in anderen Klavierschulen nicht existiert. Bis jetzt spielt das Kind
mit zwei Händen selbständig. Die Stücke im zweiten Teil der Schule sind schon echte
Klavierstücke, die künstlerisch und technisch anspruchsvoll sind.
Am Ende des Buches befinden sich noch einige technische Übungen und eine
Tabelle mit Tonleitern, Akkorden und Arpeggios. Es gibt viele Anweisungen für den Lehrer,
die noch einmal betonen, wie wichtig es ist, auf den Klang und gute Bewegungen zu achten.
Ganz zum Schluss findet sich noch eine Tabelle mit Erklärungen musikalischer
Fachausdrücke.

In dieser Klavierschule werden die Themen sehr schnell behandelt. Das Buch
wendet sich an ein reifes Kind, das parat ist, vielseitige musikalische Themen zu
beherrschen. Erwachsene, die später mit dem Klavierspiel beginnen, könnten diese Schule
auch gut verwenden. Die wunderschönen, künstlerische Stücke von berühmten
Komponisten wären für einen Erwachsenen besonders interessant. Im Vordergrund steht die
Phrasierung – der Klang, der Ton, die Hand, die Bewegung, die Melodie und die Schulung
des Ohres. Im Gegensatz zu anderen Schulen spielt das Kind auch Tonleitern und viele
anspruchsvolle technische Übungen. Nach dieser Schule kann ein Kind oder ein
Erwachsener wirklich Klavier spielen und ist musikalisch geschult.

2.2 John Thompson - Kinderleichte Klavierschule (1955)

Die Klavierschule, die aus der USA


stammt, wurde 1955 von John Thompson
veröffentlicht. Der Autor wurde 1889 in
Williamstown, Pennsylvania geboren und
ist 1963 in Tucson, Arizona gestorben.
Nach der Karriere als Pianist hat er lange
Zeit in Amerika als Klavierpädagoge
gearbeitet. Obwohl die Schule aus den
50er Jahren des 20. Jahrhunderts stammt,
wirkt sie nach wie vor aktuell und frisch.
Der sehr kinderfreundliche Ansatz war für
die Zeit sicher fortgeschritten. 1
Die Schule hat vier Bände und trägt

1
Obwohl es die Übersetzung der Schule auf Deutsch gibt, habe ich in der Arbeit die englische
Version benutzt.
8
die Überschrift “mit Spass Klavierspielen lernen”. Im Vorwort, d.h. in “einem Wort an Lehrer
und Eltern”, erklärt der Autor, dass das Ziel der Schule sei, das Notenlesen zu beherrschen,
das ein musikalischer Feind Nummer eins sei. Es sei wichtig, dass das Kind mit der
Begleitung des Lehrers oder der Eltern spiele. So könne es besser den Puls und die
Harmonie spüren. Die ganz wichtige Idee der Schule ist “Schritt für Schritt” und nicht
“Lektion für Lektion”, d.h. es liegt am Lehrer und Schüler, wie schnell die Aufgaben gemacht
werden. Es gibt keine Regeln und das Vorgehen kann sehr individuell sein. Noch eine
wichtige Idee der Schule ist zu zeigen, dass es nicht so wichtig ist, wie schnell man vorwärts
kommt, sondern wie musikalisch und mit wieviel Begeisterung das Kind spielt.
Die Schule beginnt auf der Seite 4 mit vielen Informationen. Das Kind lernt sofort auf
einmal alle Tastennamen kennen, spielt alle Zwillinge und alle C-Tasten am Klavier. Auf der
Seite 6 beginnt die Notation ebenfalls mit vielen Informationen gleichzeitig: Die fünf Linien,
ganze Note, Violin- und Bassschlüssel, zwei Notensysteme, Takte, Taktarten und
Fingersatz. Das Kind ist somit schon bereit, die ersten Stücke zu spielen. Die Noten
kommen allmählich vor, d.h. am Anfang nur das c​ 1 in
​ beiden Schlüsseln und in
verschiedenen Notenwerten – ganze Note, halbe Note und Viertelnote. Das Kind übt mit nur
einer Note, wie der Rhythmus und zwei Notensysteme funktionieren. Man solle die ersten
Lieder nur mit dem Daumen spielen. Alles wird mit der Lehrerbegleitung gespielt und es wird
mitgezählt. Die Noten sind ganz gross geschrieben. Wenn das Kind eine neue Note lernt,
spielt es ein paar Lieder in Kombination von schon bekannten Noten und der neuen Note,
bis sie verinnerlicht sind. Im Durchschnitt kommt eine neue Note in jedem dritten Lied vor.
Das Kind erledigt auch viele schriftliche Übungen mit verschiedenen Aufgaben:
Verschiedene Notenwerte werden geübt, die Noten, Taktstriche und Notennamen werden
geschrieben. Bis zum Ende des Buches lernt das Kind die Fünfton-Position in beiden
Händen (von f im Bassschlüssel links bis g​ 1 im Violinschlüssel rechts), die es immer mit dem
gleichen Fingersatz spielt. Die Pausen lernt das Kind alle auf einmal kennen. Im
Allgemeinen gibt es viele schriftliche rhythmische Übungen, besonders die Taktstriche
aufzuschreiben. An neuen Begriffen lernt das Kind nur den Haltebogen. Am Ende des Buchs
befindet sich das Zertifikat, das der Lehrer ausfüllt.

Die Schule ist besonders für Kinder geeignet, die schon die Primarschule besuchen,
weil es mit sehr vielen Informationen beginnt. Ein kleineres Kind kann nicht so viele
Informationen auf einmal aufnehmen und verarbeiten. Gehörbildung und Singen werden
nicht gefördert. Deswegen wäre diese Schule für ein Kind geeignet, das schon Musiktheorie
Unterricht neben dem Klavierunterricht besucht oder in einem Chor singt. Die Schule wäre
auch für einen Erwachsenen geeignet, trotz der kindlichen Bilder. Der Aufbau würde einem
Erwachsenen auch ein schnelleres Lern-Tempo erlauben.

2.3 Klaus Runze – Zwei Hände - zwölf Tasten, Band 1 (1971)

Klaus Runze (*1930) studierte Klavier, Cembalo und rhythmische Erziehung an der
Musikhochschule Berlin. Er war einerseits als Klavierpädagoge tätig, andererseits
veröffentlichte er die Klavierschule “Zwei Hände – zwölf Tasten” in zwei Bänden und viele

9
pädagogische Fachartikel. Er hielt auch zahlreiche Seminare für Klavierlehrer. Runze war
auch als Performancekünstler und Kunstmaler tätig.
Der Untertitel der Klavierschule
heisst “Ein Buch mit Bildern für kleine
Klavierspieler”. Für die frühen 1970er
Jahre war das ein bahnbrechender
Versuch, den Klavierunterricht anders zu
organisieren. Zum ersten Mal steht das
Kind im Zentrum. Es gibt wenig Text, keine
Notation, nur wenige musikalische
Begriffe. Das Buch ist voll mit
Zeichnungen, die offenbar von Kindern
gemalt wurden.
Die Schule beginnt mit den
Übungen an den schwarzen Tasten. Zu
jeder Übung gibt es ein Bild. Das ist
eigentlich die Vorlage für das Kind, aus der es sieht, welche Tasten es benutzen soll und
was für eine Bewegung zu machen ist. Ausserdem gibt es noch einen kurzen Text mit einer
lebendigen Beschreibung davon, was die Aufgabe bedeutet. Ganz unten steht sehr oft noch
eine konkrete Beschreibung für den Lehrer. Zuerst spielt das Kind die schwarzen Tasten
gleichzeitig als Cluster. Später spielt es sie als Einzeltöne und singt dabei mit (der Text ist
vorhanden). Sehr oft benutzt der Autor die Idee mit dem Spiegel: Das Kind spielt eine schon
bekannte Melodie oder ein Bewegungsmuster in der Gegenbewegung. Hinter jeder Übung
steckt eine lustige Geschichte über ein Tier, eine Glocke, ein Auto oder andere Themen, die
für Kinder reizvoll sind. Die Bewegungen werden immer grösser und alle Finger werden
immer mehr einbezogen. Sogar die Musiktheorie wird angesprochen. Das Kind macht die
Glocke nach und dabei lernt es, was eine Oktave ist. Die Richtungen abwärts, aufwärts und
parallel werden auch gelernt. Verschiedene Lautstärke in beiden Händen werden
ausprobiert (“Das Echo”). Durch Rufen der Namen lernt das Kind, was eine Terz ist. Der
erste Tastenname, den das Kind lernt, ist das D. Eine gute Haltung vom Daumen gegen
andere Finger wird durch die Papageischnabel-Übung geübt. Bald lernt das Kind die
Tastennamen C und D kennen. Einerseits wird der Daumenuntersatz bei der Übung “Der
Igel” geübt, andererseits übt das Kind das Handübergreifen bei der Übung “Unser Kamel”.
Auf der Seite 28 spielt das Kind zum ersten Mal ein Lied im Fünftonraum. In diesem
Fall handelt es sich um den Fis-Fünftonraum. Die Pauken, die das Kind spielt, werden ein
Synonym für die Quinte, die es später bei Liedbegleitungen brauchen wird. Sehr oft werden
gewisse Bewegungsmuster in anderen Lagen chromatisch transponiert und ausprobiert, was
“Rutschbahn” heisst. So lernt man sogar die Namen der verschiedenen Lagen - F, E, Es,
Fis, F, H, B, usw. Das Kind spielt sogar einen Kanon. Der Dreiklang wird durch eine Idee
vom musikalischen Haus eingeführt. Keller, Wohnung und Dach helfen dem Kind beim
Dreiklang-Suchen in anderen Lagen. Dur und Moll werden geübt, was bei anderen
Klavierschulen fehlt. In der Cis-Lage ist es einfach zu sehen, wie diese zwei verschiedenen
Tonarten aussehen. Verschiedene rhythmische Muster werden ohne Noten durch
Geschichten gespielt. Spielerisch lernt das Kind das Legato. In der Übung “Der Zauberer”
wird die natürliche Akustik des Instruments benutzt. Das Kind hält einen Dreiklang und hört
zu, wie die Obertöne klingen. Die Grundlagen der Technik übt man mit verschiedenen

10
Fallübungen, die immer spielerisch dargestellt sind. Eine sehr fortgeschrittene Übung gibt es
auf der Seite 57. Die Hände spielen abwechselnd aufwärts und abwärts. Während eine
Hand in Dur spielt, spielt die andere Hand in Moll. Nach jedem Zyklus von aufwärts/abwärts
bewegt sich die Position chromatisch nach oben. In den letzten Übungen dieser
Klavierschule spielt das Kind verschiedene Lagen im Wechsel und übt den Stützfinger.

Am Ende des Buches wendet sich der Autor dem Lehrer zu. Er erklärt, dass das
Buch für Anfänger im Alter von 4-10 geeignet sei. Für die Fortgeschrittenen empfiehlt er,
gleichzeitig zwei Bände zu benutzen (Band 2 heisst “Spielen mit Noten”). Seine Idee ist, die
Anregungen fürs Spielen durch Vergleich aus der Umwelt zu finden. Transponieren,
Improvisation und Kennenlernen der Klänge sind in dieser Schule besonders wichtig. Dem
Lehrer wird empfohlen, ein Partner des Kindes zu sein. Die Musik sollte zu Beginn
gemeinsam gespielt werden, besonders im Klavierunterricht oder in der Familie. Deswegen
ist das Buch auch für den Gruppenunterricht geeignet. Der Autor hat bewiesen, dass es
möglich ist, ohne Noten schon viel zum Spielen zu kommen und eine Menge Musiktheorie
zu lernen. Gleichzeitig werden Fantasie und wichtige Elemente der Musik erlebt und gelernt.

2.4 Fritz Emonts – Europäische Klavierschule (1992)

Fritz Emonts (*1920-†2003), der Autor der


Europäischen Klavierschule, war ein deutscher
Pianist und Klavierpädagoge. 1958/1962
erschien seine erste Klavierschule “Erstes
Klavierspiel”. 30 Jahre später (1992/1994),
nach der Revision und Aktualisierung der
Schule, veröffentlichte er die „Europäische
Klavierschule“. Die Idee dahinter war, wie er im
Vorwort erklärt, die Kultur anderer Länder in die
musikalische Ausbildung zu integrieren. Viele
Lieder aus europäischer Folklore, fünf
europäische Sprachen, die im Buch vorkommen
(Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch,
Spanisch) und letztendlich der Titel der
Klavierschule zeigen, was der Anlass zur
Erscheinung des Buches war: der
Zusammenschluss der europäischen Staaten
zur “Europäischen Gemeinschaft”.
Im Vorwort erklärt der Autor dem Lehrer
und den Eltern, wie er die Beziehung des
Kindes zum Instrument herstellen will. Wichtig
ist ihm nach Gehör zu spielen und die Transposition von bekannten Melodien. “Vom Singen und
Hören zum Spielen” ist das Motto. Im Vorwort erklärt der Autor den Verlauf der Schule – die
ganze Klaviatur wird ertastet, ein vertrautes Kontaktgefühl wird aufgebaut. Er schreibt, ein
grosser Vorteil dieses Prinzips sei das Aktivieren des grösseren Spielapparats (Arm- und
Körperbewegung) und nicht nur der Finger, was besonders gegen Verkrampfungen gut sei. Die

11
pentatonische Reihe der schwarzen Tasten und die Diatonik der weissen Tasten sind die
Grundlagen fürs Lernen. Die ersten 29 Seiten sind nur für den Lehrer bestimmt. Der Schüler
spielt entweder auswendig, improvisiert oder spielt nach dem Gehör. Die Liedbegleitung wird
auch geübt und als Ergänzung gibt es Beihefte für das zwei- oder vierhändige Spiel. Der Lehrer
hat die Rolle, einen guten individuellen Weg für den Schüler zu finden.

Spiel ohne Noten


S. 8-15 – Das Kind spielt nur Zwillinge und Drillinge ohne Noten. Den Rhythmus
(Viertelnoten und halbe Noten) spielt es nach Gehör. Der Lehrer macht vor und begleitet.
Die Fingersätze sind 2, 3 und 2, 3, 4. Das Kind lernt den Unterschied zwischen Cluster und
Einzeltönen kennen
- S. 13 – das Kind spielt die einfache Gegenbewegung.
- S. 14 – kleine Melodien (selber ergänzen) und einfache Begleitung
(liegende Begleittöne)
S. 16-19 - Über die ganze Klaviatur spielt das Kind die Kombination von drei weissen und
drei schwarzen Tasten und so erklingt die Ganztonleiter.
- S. 18 – ein sehr lustiges Lied zu zweit mit Refrains und drei Couplets – nur
nach Gehör spielen mit der Lehrerbegleitung. Das Kind entwickelt das Gefühl
für die Form, obwohl es noch nicht nach Noten spielen kann.
S. 20-29 - Spielen nach Gehör – ​Lieder, die das Kind schon kennt, am Klavier selber finden,
auch in verschiedenen Tonarten. 18 europäische Lieder sind als Beispiel vorgegeben
(Fünftonraum oder mehr Töne).
- S. 27 – einfache Begleitungen, entweder eine Quint oder Gegenbewegung
(Kanon). Die Kombination Melodie + Begleitung mit beiden Händen
ausprobieren.
- S. 29 – verschiedene Begleitmodelle, die dem Kind vorgezeigt werden
können (Quint, Einzeltöne, Gegenbewegung, Dreiklänge).

Spiel mit den Noten


S. 30-33 – Die Notation beginnt mit Bassschlüssel und Violinschlüssel gleichzeitig (zwei
Notensysteme) und drei Noten und drei Fingern in jeder Hand (links 𝄢 a, h, c​
1 l rechts ​c​
1​, d​,
1​

e​
1​). Der Fingersatz wird nur graphisch mit den Zahlen auf den Tasten dargestellt. Die
Notenwerte, mit denen die Notation beginnt, sind Viertelnoten, halbe Noten, ganze Noten
und Viertelpause, aber es gibt noch keine rhythmische Erklärung.
- S. 32 - Dynamik – (piano und forte) und spannende kreative Rätsel, einfache
Gegenbewegung. Das Kind schreibt die Noten in Gegenbewegung. Eine
Melodie geht von einer Hand in die andere und umgekehrt, die einfachen
Schlüsse spielen die Hände oft zusammen
S. 34-47 - Der Fingersatz und die Notation erweitern sich. Jetzt spielen alle fünf Finger in
jeder Hand die folgenden Noten: links 𝄢 f-c​
1​, rechts ​c​
1​-g​
1​. Man spielt immer noch mit zwei

Händen eine Melodie, die mit dem einfachen Zusammenspiel endet. Das Kind spielt auch
ein paar längere Stücke mit der Lehrerbegleitung. Die Neuigkeiten sind mezzoforte,
Haltebogen, 2/2, 8 Takte warten, Fermate, punktierte halbe Note, leichte und schwere Noten
und das Vorzeichen B ohne Erklärung.
- S. 47 – technische Übungen mit dem erklärten Ziel und Plan – die drei

12
Varianten der Übung sollten auf mehrere Wochen verteilt werden. Der Zweck
ist natürlich und unverkrampft zu spielen, Gleichmässigkeit der Noten zu
erreichen und runde Finger ohne Einknicken der Gelenke zu üben.
S. 48-56 – Andere Lagen – Ein für den Autor wichtiges Thema sind die verschiedenen
Lagen. Die Idee ist, einen einzelnen Fünftonraum gut kennenzulernen, so dass es einfacher
wird in anderen Fünftonräumen zu spielen. Nach der C-Lage lernt das Kind die F-Lage
kennen und damit kommt das erste Vorzeichen ♭, das durch h-b kennengelernt wird. Im
Violinschlüssel werden auch neue Noten gelernt – a​ 1, b​
​ 1, c​
​ 2.​.
- S. 49 – Die Melodie unisono und die Gegenbewegung werden geübt und
ausprobiert. Noch einmal wird der Kanon gefördert. Der Autor legt viel Wert
auf Kanon und dessen Vorteile für die Selbständigkeit der Finger und das
Verstehen der mehrstimmiger Lieder.
- S. 53 – Auflösungszeichen und ein Experiment mit auswendig spielen.
- S. 54-55 – der Autor entscheidet sich dafür, punktierte Viertelnoten mit
Achtelnoten einzubeziehen, bevor das Kind Achtelnoten gelernt hat. Dann
kommt eine gute technische Übung für Stützfinger 1 oder 5.
- S. 56 – Die beiden Hände spielen in der C-Lage. Das heisst, die Notation im
Bassschlüssel wird erweitert mit den neuen Noten c, d, e. Das
Zusammenspiel der zwei Hände wird immer komplexer; sie werden immer
selbständiger. Eine technische Übung hilft beim Lagen wechseln, aber ohne
Daumenuntersatz.
- S. 58 – Dur und Moll, ein grosses Thema, wird durch zwei Lieder und zwei
Dreiklänge erklärt. Ohne Erklärung kommen die Noten fis​ 1​, es​
1​, und as​
1​vor.
- S. 60 – Die beiden Hände sind auf der Taste D. Das Kind probiert D-Dur und
d-Moll aus. Es transponiert auch die gleichen Melodien von Dur nach Moll
und umgekehrt. Es lernt den Auftakt und Taktwechsel (2/4 und 3/4) kennen.
- S. 62 – Die Achtelnoten lernt das Kind durch das Klatschen kennen, in
Kombination mit Viertelnoten. Die nächste Lage ist die G-Lage. Da trifft das
Kind eine neue Taktart an: 6/8.
- S. 66 – die A-Lage lernt das Kind durch Lagenwechsel von G auf A kennen.
So merkt es sofort den Unterschied. Zum ersten untersetzt der Daumen im
Stück – die Lage erweitert sich. Die neue Aufgabe ist, die schon bekannten
Melodien in allen bekannten Lagen (C, F, G, A) einzeln, unisono und mit
einfacher Begleitung zu spielen.
S. 70 – Wechsel der Fünftonlagen innerhalb eines Stückes – ​ das Kind spielt die Lieder, die
Daumenuntersatz und Übergreifen brauchen. Mit der einfachen Begleitung entwickelt das
Kind das Gefühl für Harmonie (Tonika, Dominante, Subdominante). Mit der neuen
technischen Übung übt es die Selbständigkeit der Finger.
- S. 78 – legato / staccato: Das Kind lernt den Unterschied zwischen gebunden
und abgesetzt zu spielen. Es trifft auch Entscheidungen, für welches Stück
welche Art am besten passt und lernt die Synkope kennen.

Der Schwerpunkt der Klavierschule ist, die verschiedenen Lagen kennenzulernen.


Das Ziel der Schule ist, das Kind in die Lage zu versetzen, bekannte Melodien nach Gehör
zu spielen, in verschiedene Lagen zu transponieren und einfache Begleitungen selber zu
finden. Wegen dem Informations-Reichtum wäre es für ein Kind im Schulalter (7–9 Jahre)

13
geeignet. Im Buch gibt es keine grossen Erklärungen. Man lernt durch Ausprobieren. Die
Vorzeichen werden praktisch durch verschiedene Lagen gelernt. Das Kind darf selber über
verschiedene Themen entscheiden: Anschlag, Dynamik, Begleitung, Fingersatz. Es schreibt
die Noten, was sehr wichtig ist. Das Kind spielt oft einzeln, unisono und in Gegenbewegung.

2.5 Hal Leonard Klavierschule – Band 1 Übungsbuch (1996)

Ursprünglich „Piano Lessons Book 1”


genannt, stammt die Klavierschule “Hal
Leonard” aus dem Jahr 1996 aus den
USA (Winona, Minnesota) und wurde von
der Gruppe der Autoren Barbara Kreader,
Fred Kern, Phillip Keveren und Mona
Rejino geschrieben. Sie sind alle
amerikanische Klavierpädagogen, die
zusammen für den Verlag “Hal Leonard”
ein gemeinsames Werk geschaffen
haben. Das Buch wurde in die deutsche
Sprache übersetzt und ist in Europa sehr
populär.
Zum Übungsbuch gibt es ein Spielbuch, das parallel verwendet werden kann. Im
Spielbuch stehen zusätzliche Stücke zur Verfügung. Ich habe mich auf das Übungsbuch
konzentriert, in dem man alles über den Aufbau des Unterrichts herausfindet.
Im Vorwort wenden die Autoren sich an das Kind. So zeigen sie sofort, wie
kinderfreundlich die Schule ist. Sie benutzen die Ausdrücke:
“ganz einfach”;
“gar kein Problem für dich”;
“Schritt für Schritt”;
“schnell in die Finger bekommen”;
“schöne, fröhliche, lustige Lieder”;
“Üben macht Spass”.
Beim Inhalt steht “Schüler können die gespielten Stücke markieren”, was ihnen ein
gutes Gefühl gibt für das Abschliessen der Stücke.

Einleitung
Die Schule beginnt mit der Körper- und Fingerhaltung. Sie fördert die Selbstanalyse
und innere Wahrnehmung (sitze ich aufrecht und entspannt?). Es gibt eine Übung, da lässt
das Kind in natürlicher Haltung die Arme neben dem Körper hängen. Dies überträgt es dann
aufs Klavier. Das Kind entwickelt auch den Sehsinn, weil es das Bild mit dem guten Sitzen
sieht. Auf der nächsten Seite kommt die Übung für die rhythmische Pulsation. Noch einmal
geht die Schule von der Natur aus. Einerseits werden einige Fragen über den Herzschlag
gestellt, andererseits klatscht das Kind, macht die Herzschläge (langsame und schnelle)
nach und probiert das Gleiche auf den schwarzen Tasten. In der nächsten Übung lernt das

14
Kind die Richtungen – hinauf/hinab und hoch/tief auf sehr kreative Weise. Das Kind singt
das Lied mit den Worten “Das ist tief, das ist hoch”, geht um den Lehrer herum und spielt
entweder tiefe schwarze oder hohe schwarze Tasten. Der Lehrer spielt die Begleitung und
singt mit. Das letzte Thema in der Einleitung ist der Fingersatz, den die Autoren bildlich
darstellen und eine Übung vorschlagen.

Kapitel 1
Das Kind lernt die ganze Klaviatur kennen. Es spielt über die ganze Klaviatur
Zwillinge - beide Hände gleichzeitig mit dem dritten Finger. Der Daumen hilft dem dritten
Finger wie eine Unterstützung dahinter. Auf der Seite 8 beginnt die relative Notation.
Einerseits sind die Tonhöhen ungefähr, aber deutlich dargestellt, andererseits sind die
Notenwerte ein neues wichtiges Thema. Das Kind lernt die Viertelnote kennen. Der
Ratschlag “klatschen/singen vorspielen” bleibt durch das ganze Buch bestehen. Die
Kreativität wird durch die Übung “Mein eigenes Lied” entwickelt, in dem das Kind ein eigenes
Lied auf den schwarzen Tasten mit der Lehrerbegleitung improvisiert. Das Kind lernt danach
die Drillinge, ganze Note, halbe Note, die Pausen und den Taktstrich kennen.

Kapitel 2
Das Kapitel beginnt mit der “Buchstabensuppe”, d.h. dem Musik-Alphabet. Die
Autoren gehen vom grossen Erfassen ins kleinere Erfassen über, d.h. das Kind lernt das
ganze Alphabet kennen, spielt durch die ganze Klaviatur und spricht mit. Das Gleiche macht
man auf der nächsten Seite mit den Tasten C, D, E und bei der Improvisation. Der Schüler
spielt jetzt die Kombination weisse + schwarze Tasten immer noch relativ, probiert das Pedal
aus, lernt die Dynamik (p-f) und macht noch eine Improvisation mit den Tasten F, G, A, H.
Der Begriff “Mittleres c” wird eingeführt.

Kapitel 3
Die Taktart wird erklärt und das Kind spielt alle weissen Tasten nach der grafischen
Notation.

Kapitel 4
Die echte Notation beginnt mit den Begriffen “Note auf der Linie” und “Note im
Zwischenraum”. Das Kind lernt das Notensystem kennen: sowohl die Linien und
Zwischenräume, als auch die Notenwiederholung und Tonschritt. Noch einmal ist die
Reihenfolge des Lernens von gross zu klein. Der Tonschritt wird als “Sekunde” benannt.
Zuerst lernt man den Bassschlüssel kennen (zusammen mit der Note f) und dann den
Violinschlüssel (zusammen mit der Note g​ 1​). Diese zwei wichtigen Noten in zwei Schlüsseln
sind genug, damit das Kind selber die anderen Noten findet, weil es schon lange Zeit relative
Noten gelesen hat und auf der Klaviatur in allen Richtungen gespielt hat. Das
Klavier-Notensystem mit zwei Schlüsseln kommt ab Seite 42 vor. Das mittlere c​ 1 mit beiden
Daumen ist jetzt eine neue Position für neue Lieder. Neue dynamische Zeichen mf und mp
lernt das Kind auch kennen.

Kapitel 5
Im Kapitel 5 lernt das Kind die Terzen und findet sie auf den Tasten, in den Noten
15
und auch mit dem Fingersatz. Weiter gibt es viele neue Lieder, die den Fünftonraum
benutzen und das Notenlesen trainieren. Ein neues Thema sind die Vortragsbezeichnungen,
die das Kind schon gesehen hat, aber nur auf Deutsch. Jetzt lernt es mehr darüber auf
Italienisch. Da Capo al Fine, punktierte halbe Note, neue Tonarten und Haltebogen sind die
neuen Themen, mit denen das Kind das Allerwichtigste für das erste Jahr gelernt hat.

Es ist sehr erstaunlich, wie einfach und unaufdringlich das Kind alles lernen und
gleichzeitig viel Spass daran haben kann. Das Kind lernt sehr lange Zeit nur relative
Notation, was ihm enorm hilft, um sich für die Notation vorzubereiten. Deswegen können
sich die Kinder im Vorschulalter in der Schule gut zurechtfinden.

2.6 Bettina Schwedhelm – Klavierspielen mit der Maus Band 1


(1996)

Bettina Schwedhelm (*1955)


ist eine deutsche Musikpädagogin
und Pianistin. Sie hat Klavier in
Essen, Hamburg und Lausanne
studiert. Sie ist als Klavierlehrerin
tätig. Ihre Schwerpunkte sind
elementare Musikpädagogik und
Psychomotorik des
Instrumentalspiels, was in ihrer
Klavierschule “Klavierspielen mit
der Maus” ersichtlich wird. Die
Schule erschien 1996 in
Deutschland. Der Untertitel der
Schule ist “Spielen ohne Noten”.
Das sagt genug über das Alter der Schüler. Allgemein gesagt ist das ein musikalisches
Bilderbuch. Das Kind lernt viel über die Musik und Spielen und macht die ersten Schritte in
die Welt des Klavierspiels, aber lernt keine Notation. Die Notation kommt in zwei weiteren
Bänden der Klavierschule.
Die Leitfigur der Schule ist die bekannte Maus aus der Fernsehserie “Die Sendung
mit der Maus”. Im Vorwort, das sich an den Lehrer wendet, wird erklärt, dass es noch ein
Begleitheft für Lehrer gibt. Das Lernmaterial sollte im Zeitraum von drei bis zwölf Monaten
erarbeitet werden. Eine der wichtigen Ideen der Schule ist Lernen durch Dialoge, Rollen-
und Imitationsspiele und lebendige Interaktion mit dem Kind. Die Fähigkeiten, die mit Hilfe
der Schule entwickelt werden, sind Improvisieren nach Bildern und Geschichten;
Differenzieren und Gestalten von Lautstärken, Tonhöhen und -dauer, Form und Artikulation;
spielen nach der grafischen Notation. Das Kind lernt alle mögliche Aspekte des Spielens vor
der echten Notation.

1. Auf Entdeckungsreise ​- Die Schule fängt mit dem Kennenlernen des Instruments

16
an, was in anderen Schulen oft nicht vorkommt. Durch lustige Illustrationen wie in
einem Bilderbuch entdeckt das Kind den Aufbau und verschiedene Funktionen des
Instruments. Der erste Kontakt mit dem Spielen der Tasten ist das Nachahmen der
Sprache („Hallo, Guten Tag, Wie heisst du denn?“). Das Kind spielt Cluster
(Klangtraube), drückt das Pedal nieder, ruft ins Klavier und zupft die Saiten. Also,
alles woran ein Kind interessiert ist und was es selber machen würde. Dabei gibt es
viele Fragen fürs Kind – “Was passiert/ wie klingt es, wenn du..?” Es gibt für Kinder
spannende Gehörübungen, bei denen der Lehrer verschiedene Klänge vorspielt, das
Kind einzelne Töne nachsingt oder dem Lehrer nachklatscht. Das Kind lernt drei
Klänge und deren Klang-Zeichen: Einzeltöne, Klangtraube und Glissando. Es
schreibt und spielt nach den Zeichen, erfindet eigene Musik und lernt viele Lieder
vom Lehrer.

2. Die Fingerfamilie ​– Auf der Seite 12 lernt das Kind alles rund um die Finger. Durch
Kinderlieder und Spiele lernt es den Fingersatz, gute Haltung der Finger und macht
ein paar Übungen.

3. Spass mit schwarzen Tasten – Das Kind spielt Drillinge und Zwillinge als Cluster
und als Einzeltöne. Wie immer, gibt es eine Geschichte über den Schornsteinfeger
dahinter. Das Kind improvisiert und komponiert (der Lehrer schreibt den Fingersatz
auf). Die Möglichkeiten des Instruments werden weiter entdeckt, indem das Kind
einen stummen Cluster hält und eine Melodie spielt, das Pedal benutzt, usw. Viele
Fragen, die sich ans Kind wenden, helfen ihm, um das Gehör und die Wahrnehmung
zu wecken.

4. Eine Wettergeschichte ​– Die einfache Version von Dynamik wird gelernt, als
dynamischen Unterschiede zwischen “lauten und leisen Klängen”. Das Kind schreibt
die neuen Zeichen für sich auf und lernt ein neues Zeichen für das rechte Pedal. Das
Kind spielt eine längere Improvisation aus Bildern und benutzt alle Klänge, die es
kennt. Immer wieder lernt es ein neues Lied, das der Lehrer vorsingt oder vorspielt.

5. Spiel mit Tonhöhen – Die Richtungen abwärts/aufwärts und die Positionen


tief/mittig/hoch werden gelernt. Durch viele kreative Aufgaben übt man die neuen
Begriffe. Das Kind spielt die Melodie “im Spiegel” und lernt die Gegenbewegung
kennen. Das Kind macht eine kleine Übung für die Technik, die “Pianistik” heisst, und
lernt die erste Note und die C-Lage kennen. Das gebundene (legato) und abgesetzte
(non legato) Spielen wird auch kennengelernt. Noch ein weiteres Thema ist eine
kinderfreundliche Version von Dur und Moll – in diesem Fall traurig und fröhlich. Die
gleiche Melodie spielt das Kind von der Taste C und von der Taste A und beschreibt
den Unterschied. Man lernt etwas über den Atembogen zwischen zwei Phrasen. Am
Ende des Kapitels gibt es einen Test: “Hast du alles behalten?”

6. Klang und Form – Man erzeugt eine „Nebelstimmung“, indem man eine
Kombination von weissen und schwarzen Tasten spielt (Ganztonleiter). Zweiteilige
und dreiteilige Form werden gelernt, was in anderen Klavierschulen nicht oft
vorkommt. Der Unterschied der Teile wird grafisch mit verschiedenen Blumen

17
gezeigt. Die Musiktheorie wird weiter auf kinderfreundliche Weise gelehrt. Man lernt
klanglich und grafisch den Zweiklang, Dreiklang und Vierklang und nur klanglich
Wohlklang (Konsonanz) und Reibungsklang (Dissonanz). Am Klavier kennt jetzt das
Kind die Tasten C, D und E.

7. Klang-Domino​ist ein lustiges Spiel, bei dem man sogar das Buch umdrehen soll.

8. Eine Gespenstergeschichte ​ist eine Idee für Improvisation am Klavier, die das Kind
später selber aufschreibt.

9. Tierischer Spass – ​In diesem Kapitel lernt man etwas über den Grundschlag und
beobachtet, ob verschiedene Geräusche gleichmässig oder ungleichmässig sind.
Das Kind schreibt, hört zu, analysiert, klatscht, patscht, klopft und stampft. Auf den
Seiten 42 und 43 befindet sich noch eine technische Übung, die Frosch-Gymnastik
heisst. Das ist eigentlich eine Fallübung, die man in verschiedenen Phasen (Üben zu
zweit, Üben am Tisch) ans Klavier überträgt. Bei der Storchen-Gymnastik lernt das
Kind, auch in Phasen, das Gewicht von einem Finger auf den anderen zu
übertragen. Die Tasten F, G, A und H werden gelernt. Das Kind kennt jetzt die
Namen aller weissen Tasten und spielt ein Lied nach den Namen/Buchstaben (S.
48). Ein Lied wird im “Walzer-Takt” (um-ta-ta) gespielt.

10. Zeitspiele – Jetzt widmet man sich dem Rhythmus. Er bleibt im kindgerechten
Rahmen – grafisch aufgeschrieben und körperlich erlebt/verstanden. Die Grundlagen
für die echte rhythmische Notation befinden sich auf der Seite 51. Man kann bei den
Zeichen für kurze und lange Note die Viertel- und halbe Note erkennen. Das Kind
schreibt ein paar Ausdrücke, wie z.B. “Ananas” und “Schokolade” rhythmisch auf
(siehe Bild).

11. Tonschritte, Tonsprünge und Wiederholungen – ​ Das ist eine gute Vorbereitung
für die Notation. Das Kind lernt diese Unterschiede schriftlich, klanglich und auf der
Klaviatur. Damit wird die grafische Notation noch mehr erweitert. Mit dem
“Tasten-Singen” probiert das Kind, den Ton vor dem Spielen zu antizipieren.

12. Erstes Spiel mit Noten – ​Endlich trifft das Kind am Ende des Buches auf die
Notation. Mit Hilfe von Einschlag-Noten, Zweischlag-Noten, Tonschritten,
-wiederholungen oder -sprüngen und der genauen Position auf den Tasten spielt das
Kind die Lieder aus den Noten. Die Hände spielen abwechselnd. Am Ende des
Buches gibt es noch einen schriftlichen Test zur Wiederholung. Ganz am Ende gibt
es die Musik-Schlange – ein lustiges Spiel zum Wiederholen und Entspannen.

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Der Schule können am besten kleine Kinder folgen, weil es keine Noten und nicht so
viel Text gibt. Für das Vorschulalter ist die Schule besonders geeignet, weil es viele lustige
und kreative Aufgaben zum Malen oder Ausmalen gibt.

2.7 Anne Terzibaschitsch, Regula Buser – Meine allerersten


Tastenträume (2000)

Anne Terzibaschitsch (*1955, Essen) ist eine deutsche Pianistin, Komponistin und
vor allem Klavierpädagogin. Sie hat 46 Bände im Musikverlag Holzschuh veröffentlicht.
Zusammen mit Regula Buser, der Schweizer Klavierpädagogin, hat sie die Klavierschule
“Meine allerersten Tastenträume” geschrieben. Die Schule erschien 2000 in Deutschland
und zählt insgesamt vier Bände.
Im sehr langen Vorwort wenden sich die Autorinnen an die Pädagogen. Im Vorwort
wurden die wichtigsten Ideen der Schule erklärt. Einige Empfehlungen der Autorinnen für die
ersten Klavierstunden:
- verschiedene Sinne des
Schülers ansprechen (Sehen, Hören,
Greifen);
- bei dem Schüler auf die
Stabilität des Handgewölbes, rundes
Aufsetzen der Finger und lockeres
Handgelenk aufpassen; gutes Sitzen
vorzeigen; non legato am Anfang
erforderlich;
- bildhafte Vorstellungen
geben, Bewegungspiele anbieten
(das Erlebnis auf der Tastatur zum
Ausdruck bringen);
- Erlernen der Notenschrift mit
einer Notenlinie beginnen und zuerst
singen, dann spielen; Tonhöhe in der Luft nachzeichnen;
- der Ablauf des Lernens bei Kindern: zuerst nachahmen (erleben), dann kognitiv
verstehen, dann durch die Bewegung lernen; bei Erwachsenen: zuerst gedanklich
verstehen, dann ausführen.
Nach dem detaillierten Vorwort, in dem alles Wichtige für den Lehrer erklärt wird,
kommen die Lesekarten; das ist eine kreative Lösung zum Üben des Notenlesens.
Von der Seite 11 bis zur Seite 15 spielt das Kind ohne Noten und nur die schwarzen
Tasten. Der Lehrer begleitet, während das Kind verschiedene Kombinationen von
schwarzen Tasten, Handverwendungen und Rhythmen ausprobiert, sowohl als Cluster, als
auch die einzelnen Töne.
Auf den nächsten Seiten wird die Kreativität gefördert. Die Aufgabe ist, selbst die
bekannte Melodie zu erkennen und zu transponieren. Das Kind lernt die Tastennamen in

19
Fünfton-Position. Letztendlich macht das Kind kurze Improvisationen nach Klangbildern. Alle
Aufgaben werden durch Spiele kreativ und aufgelockert. Der Lehrer hat eine wichtige Rolle.
Entweder hilft er dem Kind, spielt vor, begleitet oder macht bei der Improvisation mit (raten,
was es ist).
Auf der Seite 17 beginnt die Notation. Die ersten Informationen, die das Kind
bekommt, sind eine Viertelnote, Viertelpause und alles rund um die Notenlinien. Am Anfang
gibt es ein Beispiel mit einer Notenlinie und später fünf Linien. Das Kind lernt, bevor es
Stücke vom Blatt spielt, die Abstände der Zwischenräume und Linien kennen und zwar
visuell vom Blatt und durch den Griff. Das Kind spielt die Noten relativ und analysiert die
Verbindungen zwischen den Noten, indem es die Information über die Anfangsnote erhält.
Wenn es das im Griff hat, ist es für das Kind einfach, Violin- und Bassschlüssel zu
verstehen. Gleichzeitig lernt es den Fingersatz, Merksprüche für die zwei Schlüssel und
Fünftonräume, Hilfslinie und den Takt kennen.
Ähnlich wie bei Thompsons Klavierschule kommen die neue Noten allmählich vor. In
den ersten sechs Stücken spielt das Kind nur das c​ 1 in
​ beiden Schlüsseln und Händen, aber
der Rhythmus variiert. Alles wird durch den Lehrer begleitet. Mit jeder neuen Note verbringt
man eine gewisse Zeit bei schon bekannten Noten, bis man weiter geht und neue Noten
lernt. Gleichzeitig lernt man andere neue Begriffe wie z.B. Pausen, Taktarten, Notenwerte,
usw. Der Fingersatz folgt dem Fünftonraum.
Die Kreativität wird auch gefördert. Das Kind komponiert sein eigenes Lied mit Hilfe
von schon angegebenen Notenwerten. Es lernt sowohl staccato kennen, als auch legato. Im
Bereich Dynamik kommen piano und forte vor. Ein wichtiges Prinzip des Lernens sind
Gegensätze (piano-forte, staccato-legato). Der Fünftonraum wird erweitert bis zum kleinen c
im Bassschlüssel und c​1 im Violinschlüssel. Die Musiktheorie basiert auf Sekunde, Terz und
einfachen Dreiklängen. Die Vorzeichen werden auch gelernt. Das fis, cis, b und es sind die
ersten neuen Noten, die man antrifft. Ab der Seite 62 spielt das Kind mehrstimmig - die
Melodie und sehr einfache Begleitungen. Viele Rätsel helfen dabei, das Notenlesen durch
unterhaltsame Spiele zu meistern.

Diese einfache, aber gleichzeitig mit Material und Informationen reiche Klavierschule
richtet sich an Kinder im Alter von 6–9 Jahren. Die Lieder sind sehr melodisch und hübsch.
Alle wichtigen Bereiche werden gefördert: die Gehörbildung, das Notenlesen, die Kreativität
und das Wichtigste, die Grundlagen des Klavierspielens. Das Kind lernt die für das
Klavierspiel allerwichtigsten Zeichen kennen und durch viele schöne Lieder werden die
Grundlagen vertieft und geübt.

2.8 Aniko Drabon - Tastenzauberei Klavierschule Band 1 (2006)

Aniko Drabon, Pianistin und Klavierpädagogin, kommt ursprünglich aus Ungarn. Ihre
Klavierschule “Tastenzauberei”, die sie 2006 veröffentlicht hat, hat sich im
deutschsprachigen Raum schnell etabliert. In folgenden Jahren hat sie drei weitere Bände
veröffentlicht. Die Schule beabsichtigt, dass die Stücke klangvoll sind und dass die ganze
Schule ein Erlebnis ist. Durch viele Rätsel, Spiele und Improvisationen lernt das Kind die

20
elementaren musikalischen Begriffe und Grundlagen der Klaviertechnik. Man kann die
Schule in zwei Teile teilen: Spiel nach Gehör und Spiel nach den Noten. Der erste Teil ist
eine lange Vorbereitungsphase und erst dann beginnt das Notenlesen. Natürlich braucht das
Lernmaterial einen flexiblen Umgang, indem der Pädagoge die individuellen
Voraussetzungen der Schüler wahrnimmt. Alle Themen werden ausführlich analysiert.
Kinder werden gefördert, alle Sinne zu aktivieren und jedes Thema aktiv zu erleben.
Ebenfalls das Konzept zu loben wurde
entwickelt. Auf fast jeder Seite gibt es
Smileys, die man ganz ausmalt oder
nur zur Hälfte, je nachdem, wie gut
gelernt wurde. Am Ende jeden Kapitels
gibt es eine kleine Prüfung, d.h. das
Kind spielt zwei Lieblingslieder aus
dem Kapitel vor und gewinnt einen
Smiley-Aufkleber. Am Ende des Buchs
bekommt das Kind einen grossen
Smiley-Aufkleber.
In sechs Kapiteln werden alle Stufen
Schritt für Schritt gelernt.

Kapitel 1
Die Schule beginnt mit einer Zeichnung und einigen Fragen an das Kind, die ihm
helfen, etwas über das Instrument selber zu entdecken. Durch die Art und Weise, wie die
Bilderbücher konzipiert sind, trifft das Kind viele Tiere an. Mit Hilfe des Lehrers improvisiert
es bereits, indem es die Klänge der Tiere – Maus, Katze, Frosch, Bär, Vogel – ausdrückt.
Auch die verschiedenen Teile des Instruments werden betrachtet und ausprobiert: das
Pedal, Saiten, Hämmer und Dämpfer. Jetzt konzentriert sich die Autorin auf die schwarzen
Tasten und schlägt ein paar Tastenspiele vor. Nachdem das Kind das Instrument und die
Tasten kennengelernt hat, werden Hände und Finger ein neues wichtiges Thema. Mit Hilfe
des Lehrers malt das Kind seine zwei Hände ins Buch (linke Hand – der Bär, rechte Hand –
der Vogel) und gibt ihnen die Fingersätze. Durch drei lustige Spiele werden im Kind die
Wahrnehmung für die Finger und die Fingersätze geweckt.
Der Rhythmus wird ein bisschen anders als in anderen Büchern behandelt. Man
beginnt sofort mit den Achtel- und Viertelnoten. Gleichzeitig wird der Rhythmus durch das
Sprache-Nachahmen und Rhythmussprache („Ti-ti-taaa“) gelernt. Es wird spielerisch geübt
und man konzentriert sich auf den Puls.
In dieser Schule werden Improvisation und Kreativität enorm gefördert. Auf der Seite
16 kommt die erste bildliche Improvisation vor, bei der das Kind die Dynamik kennenlernt.
Insgesamt werden alle Themen kreativ bearbeitet und individuell erlebt. Es gibt keine reinen
Informationen, sondern nur Grundlagen. Diese Grundlagen lassen den Schüler weitere
musikalische Inhalte selbst herausfinden.
Man übt grafisch und auf den Tasten den Unterschied zwischen Tonschritt und
Tonwiederholung, was eine sehr gute Vorbereitung für die Notation ist. Viele Fragen, die
sich an das Kind wenden, wecken sein Gehör: “Wie klingt das? Wie würde es mit dem Pedal
klingen? Was passiert, wenn wir so spielen?”, usw.

21
Am Ende des ersten Kapitels wird noch einmal der Rhythmus betrachtet. Dieses Mal
lernt das Kind Viertelnoten, halbe Noten, Achtelnoten und ganze Note. Alles wird grafisch als
ein Kuchen dargestellt. Auf diese Weise lernt man etwas über den Takt und die Taktart
kennen. Sowohl mit den neuen Begriffen “Taktstrich, Wiederholungszeichen und
Schlussstrich” als auch mit dem Lied “Old MacDonald” auf den schwarzen Tasten ist das
erste Kapitel zu Ende.

Kapitel 2
Das zweite Kapitel beginnt mit dem Auftakt. Die Notation bleibt immer noch grafisch,
aber jetzt spielt man auch auf den benachbarten weissen Tasten (H, C, D). Vor jedem Lied
sieht das Kind ein Bild mit dem Tastenbild und Fingersatz; auf dieser Position spielt es das
Stück. Die Aufgaben sind kreativ – man soll eine Begleitung erfinden. Das neue Thema ist
der Dreivierteltakt und die punktierte halbe Note. Hier spielt man einige Weihnachtslieder,
was dem Kinder bestimmt Spass macht. Die Autorin benutzt den Begriff “die weissen
Drillingstasten”, die eigentlich die Tasten C, D, und E​ 1 sind. Mit diesen neuen Tasten kann
man die Ganztonleiter durch die ganze Klaviatur spielen. Der Zweivierteltakt wird gelernt.
Das Kind probiert die Gegenbewegung mit dem gleichen Fingersatz und der gleichen
Tastengeographie. Eine Vorübung auf dem Klavierdeckel wird empfohlen. Geri und
Ferdinand bereiten uns auf den Bildern für das Notenlesen und den neuen Charakter
Hokuspo vor.
Die Notation beginnt mit dem Bild von Fünftonlinien und Fragen an das Kind. Wie
viele Linien haben Geri und Ferdinand auf dem Weg? Auf welcher Linie laufen sie am
liebsten? Das Kind schreibt die Noten zum ersten Mal, aber die Aufgabe ist ganz anders
gestellt: “Mal einige Fussspuren vor (die ganzen Noten), damit sie besser sehen, wo sie
hintreten müssen”. Also, gleichzeitig sieht man die Fünftonlinien zum ersten Mal, merkt die
wichtigen Noten (f, g​1​) und schreibt die ersten Noten selbständig. Der Unterschied von
Noten auf den Linien und in den Zwischenräumen wird geübt – sie werden in verschiedenen
Farben ausgemalt. Das Kind malt mit Hilfe des Lehrers die zwei Schlüssel. Und letztendlich
lernt das Kind, wo sich die Schlüssel im Notensystem befinden. Die Linien von f und g​ 1 sind
in unterschiedlichen Farben abgebildet, damit das Kind sie besser erkennen kann. Die Note,
mit der das Kapitel endet, ist c​1​. Sie heisst “Herr C”.

Kapitel 3
Das Notensystem wurde gelernt und jetzt ist das Kind bereit, ein Lied nach Noten zu
spielen. Die ersten Erfahrungen sammelt es mit einfachen Liedern. Zum Beispiel spielt das
Kind nur c​1​, aber in beiden Schlüsseln (Händen) und mit ganz verschiedenen Notenwerten.
Er wird empfohlen, beim Spielen immer mitzusingen (Text oder Rhythmussprache) und mit
dem runden dritten Finger zu spielen. Man lernt das erste Intervall, die Oktave. Die Aufgabe
ist, alle Tasten C in allen Oktaven zu finden und zu spielen.
DIe Tastennamen werden gelernt. Der Lehrer spielt ein Lied vor, das nach oben von
c​1 bis g​1 und nach unten von c​ 1 bis f reicht. Das Kind lernt durch das Gehör sowohl zwei
Lieblingssprüche von Geri und Ferdinand auswendig als auch das vollständige
Noten-ABC-Lied, das sich über die ganze Tastatur hinweg wiederholt. Noch eine wichtige
Aufgabe ist, die Noten in verschiedenen Farben auszumalen; so lernt man die neuen Noten

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und Tasten schneller. Jetzt kommen die neuen Noten und Tasten allmählich vor, in jedem
neuen Lied ein bis zwei neue Noten (Tasten). Durch eine kreative Geschichte werden
staccato und legato angesprochen. Dabei werden auch die Gehörbildung und Improvisation
(Kreativität) gefördert.
Auf der Seite 46 lernt das Kind die neuen Intervalle – Sekund und Terz. Es sieht sie
schriftlich, es lernt, sie klanglich zu erkennen, verbindet sie mit verschiedenen Bildern (Herz,
bellende Hunde) und findet sie am Klavier selbständig. In einer Improvisation auf der Seite
47 wendet man alles an, was man gelernt hat, und gleichzeitig entwickelt man sein kreatives
Potential.

Kapitel 4
Mit einem neuen Intervall (Quarte) und den neuen Noten (g​ 1 und
​ f) beginnt das
Kapitel 4. Durch weitere Lieder lernt man die Synkope kennen, entscheidet sich für
bestimmte Stimmungen (fröhlich oder traurig?), wiederholt Dynamik und lernt die Quinte.
Der neue Begriff “Schlüsselnoten” (g​1​und f) hilft dem Kind dabei, sich die zwei wichtigen
Noten in beiden Schlüsseln noch besser zu merken. Langsam beginnt man die Technik zu
erweitern. Das Kind spielt technische Übungen, achtet auf die runden Finger und spielt das
Lied mit zwei Stützfingern. Auf der Seite 60 erlebt das Kind die zwei Rollen: Einerseits spielt
es als Solist (primo), andererseits spielt es die Begleitung (secondo). Ein besonders
kreatives Spiel befindet sich auf den Seiten 62-63, bei dem man die Bausteine
ausschneiden soll und sie in der richtigen Reihenfolge einklebt. Mit ein paar Rätseln, in
denen man Notenschreiben und Notenlesen übt, endet das Kapitel 4.

Kapitel 5
Das vorletzte Kapitel bringt einige Neuigkeiten: noch tiefere Noten (bis 𝄢 c) und den
Dreiklang. Jetzt spielen die beiden Hände in der C-Lage. Durch die Analogie der Quinte, die
eine Kugel als Attribut erhält und mit dem Bild vom Schneemann wird der Dreiklang einfach
verständlich. Man übt wieder die Quinte auf verschiedene Art und Weise – findet sie in den
Noten, auf den Tasten und erkennt sie klanglich. Neue technische Übungen und die neue
D-Lage erweitern die Möglichkeiten fürs Spielen. Man lernt das Pedal kennen, sogar mit
dem grafischen Zeichen. Immer öfter spielt man mit zwei Händen selbständig. Deswegen
bekommt man oft den Tipp „zuerst gut einzeln zu lernen, danach zusammen zu spielen”. Am
Ende des Kapitels lernt das Kind den Halbtonschritt (kleine Sekunde) und Ganztonschritt
(grosse Sekunde), kann ein Lied, das vom Lehrer vorgesungen wurde, nach Gehör singen.
Dieses Lied muss es jetzt neu transponieren.

Kapitel 6
Das grösste Thema im letzten Kapitel sind die Vorzeichen, die kreativ und spielerisch
angegangen werden. Der Zauberer Hokuspo “verzaubert” die Noten und das Kind lernt das
Kreuz und das B kennen. Nach dem Auflösungszeichen wird die punktierte Viertelnote
eingeführt. Weitere musikalische Parameter werden erweitert. Die Sexte ist das letzte
Intervall, welches das Kind im Buch antrifft. Weitere musikalischen Stile lernt man im
„Hokuspo-Blues“ kennen. Als letztes Lied in der Klavierschule wird Beethovens “An die
Freude” gespielt. Als Spielmöglichkeit gibt es noch weitere 4-händige oder 6-händige
Versionen, mit denen das Buch feierlich aufhört.

23
Das ist eine der buntesten, kreativsten und ausführlichsten Klavierschulen
überhaupt. Sie ist für das Vor- und Grundschulalter (5-9 Jahre) geeignet. Die Kinder, die
noch nicht lesen können oder noch keine Buchstaben kennen, können problemlos dem
Ablauf der Schule folgen. Die Schule kann im Einzel- oder im Gruppenunterricht benutzt
werden. Ein Drittel des Materials durchläuft das Kind nur mit dem Gehör ohne Noten, bis es
reif fürs Notenlesen ist. Die Kinder anderen Alters oder sogar Erwachsene könnten die
Musikschule auch benutzen, aber der Lehrer sollte in diesem Fall das Material anpassen.
Kreativität und Selbständigkeit werden besonders gefördert. Die Aufgaben sind besonders
kinderfreundlich, weil sie in den meisten Fällen malen oder ausmalen verlangen.

2.9 Uwe Korn & Elena Malycheva – Erste Schritte in die Klavierwelt
(2006)

Die Autoren der Klavierschule sind der Pianist Uwe Korn und die Komponistin Elena
Malycheva. Uwe Korn hat sowohl Klavier in Aachen und Stuttgart als auch Musiktheorie und
Komposition in Trossingen studiert. Mit seiner Frau hat er viele Notenausgaben bei
unterschiedlichen Musikverlagen
veröffentlicht. Eine davon ist die
Klavierschule “Erste Schritte in die
Klavierwelt”, die 2006 in Deutschland und
Österreich erschien. Der Untertitel der
Schule, „Klaviervorschule“, erläutert, für
welches Alter das Buch geeignet ist. Es
ist ein sehr schlichtes und lesbares Buch
für ganz kleine Kinder, die noch nicht
lesen können. Es enthält viele Aufgaben
zum Malen und nur ganz wenig Text. Alle
Informationen basieren auf klaren,
einfachen Noten und Zeichnungen. Fast
alle Lieder spielt das Kind nur mit einer
Hand. Erst die letzten Stücke spielt das Kind mit beiden Händen abwechselnd. Parallel mit
der Klavierschule kann man das Heft “Meine Klavierwelt” benutzen, in dem mehrere Stücke
zum Spielen enthalten sind.
Die Schule beginnt mit dem Bild vom Klavier und seinen wichtigsten Teilen: Saiten,
Hämmer, Pedal, Klaviatur. Der Sehsinn wird besonders gefördert. Die erste kreative
Aufgabe ist, die Tiere auf dem Bild zu finden und am Klavier nachzuahmen. Auf der
nächsten Seite beginnt schon die Notation, aber im Gegensatz zu den Thomson- und
Nikolajew-Schulen ist der Anfang der Notation hier besonders einfach und kindergerecht.
Zuerst lernt das Kind die Notenlinien und Zwischenräume kennen. Dann kommen der
Violinschlüssel, Viertelnote und halbe Note. Den Fingersatz lernt das Kind, indem es mit
Hilfe des Lehrers seine Hände zeichnet und die Zahlen aufschreibt. Die kreativen Aufgaben
sind, die versteckten Violinschlüssel auf dem Bild zu finden, Klatschen und Zählen und

24
Malen.
Die Noten werden nach und nach eingeführt. Bei jeder neuen Note sieht das Kind:
den Namen, die Position auf der Klaviatur, die im Fünftonraum eingeschriebene Note, das
Tier mit dem gleichen Anfangsbuchstaben und ein Stück zum Spielen. Die Aufgabe ist
immer, die neue Note bis zum Zeilenende zu schreiben, ein Wort selbst zu finden, das mit
dem gleichen Notennamen anfängt und es zu malen. Auf jeder nächsten Seite kommt eine
neue Note dazu und das Kind erweitert den Umfang der Tasten, auf denen es spielt. Das
Kind kann bildlich sehen, wie man richtig am Klavier sitzt oder was eine gute Haltung für
Hände und Finger ist. Der Takt und das Metrum werden auch erklärt. Bei vielen schriftlichen
Aufgaben soll das Kind die Taktstriche einschreiben. Verschiedene Taktarten werden
erläutert. Nachdem das Kind alle sieben Noten gelernt hat, kann es ein lustiges
Memory-Spiel machen. Man soll die Karten ausschneiden und kann sogar selber ein paar
Beispiele malen. Auf der Seite 25 lernt das Kind gleichzeitig Haltebogen und Bindebogen.
Staccato wird auch gelehrt.
Im letzten Teil des Buches lernt das Kind den Bassschlüssel. Es schreibt die neuen
Noten, die jetzt im Fünftonraum gleichzeitig vorkommen. Nach ein paar Stücken im
Bassschlüssel ist das Kind bereit, im Zwei-Schlüssel-System zu spielen. Die Hände spielen
abwechselnd. Nach der Schule hat das Kind die Grundlagen für das Klavierspielen erworben
und es ist bereit, schwierigere Stücke zu spielen.

Schon im Vorwort erklären die Autoren dem Lehrer, dass sich das Buch an Kinder ab
vier Jahren wendet. Durch kreative Aufgaben und Rätsel werden Klavierspiel,
Notenschreiben und -lesen, Rhythmus und sogar Improvisation und Komposition gefördert.
Die Bilder und Illustrationen sind im Buch besonders wichtig und kinderfreundlich.

2.10 Ivanka Kordić & Minja Kolak – Veselo putovanje (2011)

Ivanka Kordić und Minja Kolak sind zwei berühmte kroatische Klavierpädagoginnen, die
sehr aktiv und erfolgreich sind. Seit Jahrzehnten erteilen sie Klavierunterricht an den
Zagreber Musikschulen. Sie haben
mehrere Generationen von
professionellen Musikern ausgebildet.
Zusammen haben sie 2011 die
Klavierschule “Veselo putovanje”
(“Fröhliche Reise”) veröffentlicht. Das ist
die einzige Schule aus der Liste, die nicht
auf Deutsch übersetzt wurde. Der
Untertitel heisst “Klavierschule für die
erste Klasse der Musikprimarschule”.
Das Buch folgt dem Plan des offiziellen
Unterrichts an den Primarmusikschulen
in Kroatien und beinhaltet alles, was ein
Kind während eines Jahres lernen sollte.

25
Es ist selbstverständlich, dass das Kind auch den Musiktheorieunterricht besucht, und
deswegen konzentriert sich das Buch auf rein pianistische Themen. Es gibt fast keine
schriftlichen Aufgaben oder Notenlesen, keine rhythmischen Übungen. Der Schüler lernt und
übt das alles im Theorieunterricht. Der Schüler spielt sogar eine Sonatine, was im Vergleich
zu anderen Klavierschulen sehr fortgeschritten ist. Er lernt viele musikalische Begriffe, aber
ganz unaufdringlich. Es gibt viele sympathische Zeichnungen und Erklärungen, die
kindergerecht sind.

Teil 1
Ena und Tin sind zwei Charaktere, die uns durch das Buch führen. Ganz am Anfang
lernt das Kind das Instrument kennen, wie es aussieht und in welchen Formen (Flügel,
Klavier, elektrisches Klavier) es vorkommt. Dann lernt das Kind das Instrument klanglich
kennen. Anhand von Bildern improvisiert das Kind verschiedene Klänge und lernt, wie das
Klavier reagiert. Es malt sogar selber eine klangliche Geschichte. Nach der Improvisation
spielt das Kind verschiedene Anzählreime und probiert entsprechend rhythmisch zu spielen.
Ein paar Lieder werden nach Gehör gelernt und gespielt. Auf der Seite 22 lernt das Kind die
Namen aller Oktaven. Es lernt auch die Namen der Tasten; sie sind als Vornamen und
Nachnamen bezeichnet. Mit der Begleitung des Lehrers spielt das Kind die weissen Tasten
im Fünftonräumen C-G und G-D. Den Fingersatz, Körperhaltung und Fingerhaltung lernt
man sowohl durch das Bild als auch durch den begleitenden Text. Jetzt werden berühmte
Kinderlieder gesungen, die das Kind am Klavier wieder findet und transponiert. Der erste
Teil bringt eine reiche Einleitung in die Notation, die man später im Teil 2 benutzt. Hier lernt
das Kind verschiedene Begriffe: Fünf-Liniensystem, Hilfslinien, Violinschlüssel (g​ ),
1​
Bassschlüssel (f) und zwei Notensysteme. Fünf Noten in beiden Schlüsseln werden
eingeschrieben. Die Grundlagen des Rhythmus werden auch gelernt. Das Kind lernt
Viertelnote, halbe Note und ganze Note kennen. Die rhythmischen Kombinationen der
Notenwerte werden durch Gehen und Sprechen ausprobiert.

Teil 2
Der Rhythmus wird weiterentwickelt. Das Kind lernt den Takt, Taktstriche und drei
Taktarten kennen. Auf der Seite 41 sieht das Kind alle Noten in zwei Oktaven in zwei
Schlüsseln und ist bereit, aus den Noten zu spielen. Die ersten Beispiele sind ganz einfach.
Es handelt sich um nur eine Note, eine Hand und ein rhythmisches Muster. Alle Stücke
werden vom Lehrer begleitet. Schritt für Schritt spielt das Kind mit den beiden Händen
abwechselnd und andere rhythmische Kombinationen kommen vor. Immer mehr Noten
werden eingeführt. Ein wichtiges Thema auf der Seite 46 ist der Grundschlag. Im Vergleich
zu anderen Schulen kommt das Thema hier sehr früh. Das Kind versucht in verschiedenen
Taktarten den Grundschlag zu finden. Anzahl der Noten und deren Kombinationen, die man
spielt, werden immer mehr erweitert. Andere Begriffe werden auch gelernt, wie Synkope,
Pausen, Dynamik. Man lernt die Noten in der zweigestrichenen Oktave und sogar ein paar
Noten in der dreigestrichenen Oktave kennen, was in anderen Schulen selten vorkommt. Auf
der Seite 62 lernt man die Vorzeichen. Das ganze Prinzip wird erläutert. Die Noten der
grossen Oktave im Bassschlüssel werden gelernt. Das Legato-Spielen lernt das Kind auf der
Seite 70. Zuerst spielt das Kind nur zwei Legato-Noten mit non legato dazwischen, was als

26
“Seufzer” beschrieben wird. Die neuen Begriffe, die vorkommen, sind crescendo und
decrescendo, Achtelnoten und ritenuto. Zwei Hände spielen immer selbständiger. Man
differenziert die Gegenbewegung und paralleles Spielen. Das Kind trifft auf verschiedene
musikalische Stile: Blues, Kanon, Etüde, Walzer, Rock, usw. Auf der Seite 88 wird das
Staccato besprochen. Die Form A-B-A lernt man auch, was auch eine Ausnahme im
Vergleich zu anderen Schulen ist. Die grösste Ausnahme ist eigentlich die ganze Sonatine
für Anfänger, die das Kind spielt. Gleichzeitig lernt das Kind etwas über die Form der
Sonatine und übt die langfristige Konzentration während des Spielens. Tonleitern und
Dreiklänge sind ein wichtiges Thema. Sie benutzt man in vielen Stücken und übt sie separat.
Die Sechzehntelnoten, noch eine Ausnahme der Klavierschule, lernt das Kind auf der Seite
118, wenn es reif dafür ist. Die Tonarten, in denen man spielt, werden erweitert. Am Ende
des Buches lernt das Kind das Pedal zu benutzen. Im Gegensatz zu anderen Schulen wird
hier das Pedal mit genauer Bedienung und nicht nur zum Ausprobieren der Klänge benutzt.

Teil 3
In diesem Teil der Schule befindet sich ein Überblick über Tonleitern. Es wird erklärt,
wie man verschiedene Elemente der Tonleiter spielt. Für ein paar Tonleitern kann man die
Noten und Fingersätze sehen.

Teil 4
Am Ende des Buches befindet sich ein Überblick über musikalische Begriffe und
Symbole.

Das Alter der Schüler in der ersten Klasse an der Musikschule ist normalerweise 8–9
Jahre und deswegen läuft alles ein bisschen schneller. Es gibt deutlich mehr Material als in
anderen Klavierschulen. Trotzdem bleibt die Klavierschule immer noch kinderfreundlich –
dank vieler Illustrationen und den zwei Charakteren Tin und Ena.

27
3. Vergleich nach Kategorien
3.1 Klavier – das Aussehen und den Klang des Instruments
kennenlernen
2
Wie viel erklärt die Schule über das Aussehen und den Klang des Klaviers?
Thema Name der Schule

Das Aussehen und den Klang kennenlernen “Klavierschule mit der Maus”

Das Aussehen kennenlernen “Erste  Schritte in die Klavierwelt”, “Veselo 


putovanje”, “Europäische Klavierschule”

Den Klang kennenlernen “Tastenträume”

Gar kein Thema “Die  russische  Klavierschule”,  John 


Thompsons  “Kinderleichte  Klavierschule”, 
“Hal  Leonard  Klavierschule”,  “Zwei  Hände 
– zwölf Tasten“

Die Schulen, die sich mit diesem Thema überhaupt nicht befassen, sind “Die
russische Klavierschule”, “Kinderleichte Klavierschule”, “Hal Leonard Klavierschule” sowie
„Zwei Hände – zwölf Tasten“. Andere Schulen behandeln das Thema unterschiedlich.
Während in einigen Schulen verschiedene Typen des Instruments gezeigt werden, erklären
manche Schulen den Mechanismus des Instruments. Die Schule, die das Thema sehr
detailliert behandelt, ist die “Klavierschule mit der Maus”. Das Kind sieht viele Bilder mit
verschiedenen Teilen des Instruments und bekommt vielen Ideen, wie es das Instrument
klanglich kennenlernen kann. Man zupft zum Beispiel die Saiten, ruft ins Klavier mit dem
niedergedrückten Pedal, usw. In der Schule “Erste Schritte in die Klavierwelt” sieht das Kind
das Bild, das die wichtigsten Teile des Instruments zeigt (Saiten, Hämmer, Pedale,
Tastatur). Der Lehrer sollte sicher noch erklären, wie der Mechanismus funktioniert. In der
Schule “Veselo putovanje” werden sogar verschiedene Typen des Instruments gezeigt -
Klavier, Flügel, E-Piano. Einige Schulen, wie z.B. die “Europäische Klavierschule” und
Tastenzauberei” bringen nur Zeichnungen eines Flügels oder Klaviers, aber steigen nicht
tiefer ins Thema ein. In der Schule “Tastenträume” wird dem Lehrer empfohlen, mit dem
Kind eine Entdeckungsreise durch den Raum zu machen, deren Abschluss sich beim
Instrument findet. Das Kind soll verschiedene Materialien im Zimmer und am Instrument
beobachten und klanglich entdecken (klopfen). So wird auch das Instrument kennengelernt.

2
Grün: gutes Beispiel; blau: Beispiel mit Einschränkungen; rot: schlechtes Beispiel.
28
3.2 Körper

Wie viel befasst sich die Schule mit der Körper?


Thema Name der Schule
Durch Übungen behandelt “Klavierspielen mit der Maus”, “Zwei 
Hände-zwölf Tasten”
Selbstanalyse gefördert “Hal  Leonard  Klavierschule”, 
“Klavierspielen mit der Maus”
Bilder der guten Haltung “Veselo  putovanje”,  “Erste  Schritte  in  die 
Klavierwelt”
Fingersatz  –  selber  die  Hand  zeichnen  und  Kommt in allen Schulen vor.
nummerieren
Vertiefung der Körperebene  “Hal  Leonard”,  “Tastenzauberei”,  “Veselo 
putovanje”,  “Klavierspielen  mit  der 
Maus”, “Zwei Hände – zwölf Tasten”
Gar kein Thema “Die  russische  Klavierschule”, 
“Tastenträume”

Nachdem man das Instrument kennengelernt hat, taucht das Thema “wie hält man
das Instrument” auf. In diesem Fall sind eigentlich “Wie sitzt man richtig am Klavier?” und
“Wie hält man die Finger und Hände?” die richtigen Fragen. Die Schulen bearbeiten dieses
Thema unterschiedlich. Die Schulen “Die russische Klavierschule” und “Tastenträume”
überlassen das Thema mit ein paar Tipps, Ideen und Anmerkungen dem Lehrer. In der
Schule “Erste Schritte in die Klavierwelt” werden die gute Finger- und Körperhaltung bildlich
gezeigt. In der “Hal Leonard Klavierschule” wird beim Schüler eine Selbstanalyse gefordert
(“Wie sitze ich?”) und er überträgt eine natürliche Haltung von der Natur ans Klavier. Beim
“Klavierspielen mit der Maus” werden alle Grundlagen für die gute Haltung spielerisch und
mit Spass angegangen – mit verschiedenen Fingerübungen, Gymnastik, Fallübungen, usw.
Auf der Seite 24 wird das Kind gefragt, ob es richtig vor der Mitte des Klaviers sitzt und mit
beiden Füssen fest auf dem Fussbänkchen. Bei Runze gibt es auch ein paar spielerische
Fingerübungen, die zu einer guten Haltung führen. In der Schule “Veselo putovanje” werden
gute Körper- und Fingerhaltung auf den Fotos exakt dargestellt. Es hilft einem Kind, wenn es
die gute Haltung auf dem Foto bei einem anderen Kind sieht.
Ein Thema, das bei fast allen Schulen gleichbehandelt wird, ist der Fingersatz. Bei
fast jeder Schule zeichnet das Kind seine eigene Hand mit Hilfe des Lehrers und trägt die
Zahlen ein.
Die körperliche Ebene wird bei vielen Schulen noch weiter vertieft, d.h. das Kind
erlebt das Spielen und die Musik körperlich intensiv. Neben gehen/stampfen und mitsingen,
klatschen, das rechte Pedal ausprobieren, mit der Faust spielen, können wir verschiedene
Besonderheiten finden. Es wird manchmal auf den Klavierdeckel geklopft (Leonard, Drabon,
Schwedhelm, Runze, Kordić/Kolak) mit den geschlossenen Augen gespielt (Drabon,
Schwedhelm), in der Luft die Melodie gezeichnet (Terzibaschitsch/Buser, Schwedhelm,
Runze) oder ein Lied mit fröhlichem und ​ saurem​Gesicht gespielt (Schwedhelm).

29
3.3 ​Tastengeographie

Wie viel befasst man sich mit der Tastengeographie?


Thema Name der Schule

Viel Tastengeographie “Zwei Hände – zwölf Tasten”, “Klavierschule


mit der Maus”

Kombination – grafische Notation und echte “Tastenträume”, “Hal Leonard”,


Notation “Tastenzauberei”

Kombination – Spielen nach Gehör und “Die russische Klavierschule”, “Veselo


echte Notation putovanje”, “Europäische Klavierschule”

Nicht wichtig “Erste Schritte in die Klavierwelt”,


“Kinderleichte Klavierschule”

Es gibt einerseits die Schulen, die sich nicht viel mit der Tastengeographie befassen,
sondern sofort das Thema Notenlesen bearbeiten. Andererseits gibt es die Schulen, deren
wichtigste Idee die Tastengeographie ist. Die dritte Gruppe der Schulen bleibt am Anfang
eine kurze Zeit bei den Zwillingen und Drillingen, setzt aber bald mit dem Notenlesen ein.
In “Die russische Klavierschule” spielt man nur sehr kurz ohne Noten, was die
einzige Gelegenheit ist, um die Tastengeographie kennenzulernen. Das Kind spielt ein paar
Lieder nach Gehör und probiert sie zu transponieren. In “Erste Schritte in die Klavierwelt”
probiert das Kind die Klaviatur kurz aus, wenn es die Tiere nachahmt, aber auf der nächsten
Seite kommt schon das Notenlesen. In “Kinderleichte Klavierschule” findet das Kind einmal
alle Zwillinge und beginnt dann gleich mit dem Notenlesen. In “Veselo putovanje” spielt das
Kind Lieder nach Gehör ein bisschen länger als bei der “russischen Schule”. Auf der Seite
19 werden Zwillinge und Drillinge dargestellt, aber die Schule befasst sich nicht lange damit.
In der Schule “Tastenträume” wird ein paar Stunden nur auf den schwarzen Tasten gespielt.
Der Lehrer spielt die Begleitung, während das Kind Zwillinge und Drillinge als Cluster oder
einzelne Noten spielt. Das Kind spielt nach Gehör oder liest die Noten relativ, ohne tieferes
Wissen, welche Noten es sind. In der “Hal Leonard Klavierschule” spielt das Kind die
Zwillinge und Drillinge auf dem Grundschlag mit der Lehrerbegleitung. Ab der Seite 8 spielt
das Kind nach der grafischen Notation für eine Weile und lernt so die Tastengeographie sehr
gründlich. Die “Europäische Klavierschule” beginnt gleich wie “Hal Leonard”. Das Kind spielt
Zwillinge und Drillinge als Cluster oder Einzeltöne, mit oder ohne Begleitung, grafisch oder
nach Gehör. Später wird auch auf den weissen Tasten gespielt, besonders wenn das Kind
die Lieder nach Gehör spielt. Erst nach 30 Seiten kommt die echte Notation. In den ersten
zwei Kapiteln der “Tastenzauberei” entdecken die Kinder die Tastengeographie auf
verschiedene kreative Weisen. Zwillinge und Drillinge werden auf dem Grundschlag gespielt
und es wird improvisiert. Es wird längere Zeit nach grafischer Notation gespielt.
Die zwei Klavierschulen, die nur bei der Tastengeographie verbleiben, sind Runzes
“Zwei Hände – zwölf Tasten” und Schwedhelms “Klavierspielen mit der Maus”. Die beiden
Schulen bieten keine echte Notation an und sind reich an Ideen, wie man die Tasten
klanglich und körperlich kennenlernen und damit Spass haben kann. Während die
30
“Klavierschule mit der Maus” viele Formen der grafischen Notation anbietet, werden bei
Runze die Bilder dargestellt, die zeigen, wie und wo es ungefähr gespielt wird.
In vielen Klavierschulen ist die Fünftonposition besonders wichtig. Emonts spricht
und denkt sehr oft von Positionen und überträgt seine Wahrnehmung an den Schüler. Die
folgenden Schulen bleiben mehr oder weniger bei der Fünftonposition in beiden Händen
(links f-c​1​, rechts c​ -g​1​): “Hal Leonard Klavierschule”, “Kinderleichte Klavierschule”,
1​
“Tastenzauberei” und “Erste Schritte in die Klavierwelt”. Runzes und Schwedhelms
Klavierschulen benutzen die Fünftonpositionen auf mehreren Tönen.
Einige Schulen unterrichten die Richtungen am Klavier, was vor der Notation sehr
hilfreich ist. Nicht alle Kinder, besonders am Anfang, verstehen, in welcher Richtung die
tieferen oder höheren Töne liegen. Wenn sie das verstehen oder noch besser üben, geht
alles schneller und einfacher. Mit dem Lied “Das ist hoch/tief” beginnt beispielsweise die
Schule “Hal Leonard”. In der “Tastenzauberei” trifft das Kind einen Bären (tief) und einen
Vogel (hoch). Das gleiche wird dem Lehrer in “Tastenträume” empfohlen. In “Klavierspielen
mit der Maus” gibt es sogar eine grafische Notation für verschiedene Lagen und Richtungen.
Das gleiche gilt für Runze in der Übung “Das Berglied”.

3.4 Notation

Was lernt man von der Notation?


Thema Name der Schule

Grosser Umfang der gelernten Noten “Die russische Klavierschule”, “Veselo 
putovanje”

Kombination - grafische und echte  “Tastenträume”, “Hal Leonard”, 
Notation  “Tastenzauberei”, “Europäische 
Klavierschule”

Fünftonraum  “Tastenzauberei”, “Tastenträume”, “Hal 
Leonard”, “Erste Schritte in die 
Klavierwelt”, “Kinderleichte 
Klavierschule”, “Europäische 
Klavierschule”

Keine Notation “Klavierschule mit der Maus”, “Zwei Hände 
– zwölf Tasten”

Wie wichtig die Notation in der Musik und das Notenlesen im Klavierunterricht sind,
kann man bei Dieter Fahrner im Buch “Begeisternd und kompetent unterrichten” lesen: “​ Eine
passende Analogie zum Dialog zwischen Musizierenden ist die Sprache. Diese beinhaltet
Lesen, Deklamieren, Sprechen und Schreiben. Dass Musizieren Mitteilung und Klangrede
ist, setzt voraus, dass die Schülerinnen die Sprache der Musik sowohl passiv verstehen als
auch aktiv sprechen können. Dies bedeutet: Sie sollen im Stande sein, sich einen
Gedanken, der ihnen musikalisch fremd ist, lesend anzueignen, ihn ausdrucksvoll

31
vorzutragen (deklamieren), ihn zu variieren (mit eigenen Worten improvisierend
wiedergeben), eigene musikalische Ideen darüber zu entwickeln und diese schriftlich zu
3
notieren”.
Verschiedene Autoren sind auf verschiedene Lösungen und Ideen gekommen, wie
und was ein Kind während dem ersten Jahr des Spielens lernen soll. Man kann ganz
unterschiedliche Beispiele finden. Bei einigen Schulen lernt das Kind gar keine Noten, aber
spielt nach der grafischen Notation (“Klavierspielen mit der Maus”) oder nach den
Zeichnungen (“Zwei Hände – zwölf Tasten”). Trotzdem lernt das Kind die Namen der
Tasten, d.h. das Musik-Alphabet. Bei einigen Schulen spielt das Kind eine Weile nach der
grafischen Notation (“Hal Leonard Klavierschule”, “Tastenträume”, “Tastenzauberei”), bevor
letztendlich die echte Notation eingeführt wird. Manche Schulen üben das Musik-Alphabet
und Tastennamen bevor das Notensystem dargestellt wird (Thompson, Leonard, Drabon,
Terzibaschitsch/Buser, Nikolajew, Korn/Malycheva, Kordić/Kolak). Bei fast allen Schulen
beginnt man mit beiden Schlüsseln und zwei Notensystemen, nur bei der Nikolajew-Schule
spielt man lange Zeit nur Lieder im Violinschlüssel in zwei Notensystemen. Trotzdem lernt
man einen riesigen Umfang an Noten, sowohl bei Nikolajew als auch bei “Veselo putovanje”.
Bei vielen anderen Schulen bleibt man im Bereich von c (oder f) im Bassschlüssel bis g​ 1
(oder c 2​​) ​im Violinschlüssel. Viele Schulen verwenden das folgende Prinzip: Eine oder zwei
neue Noten im Fünftonraum einführen und in ein paar Stücken üben. Diesem Prinzip folgen
die Schulen “Tastenzauberei”, “Tastenträume”, “Erste Schritte in die Klavierwelt”, “Veselo
putovanje” und “Kinderleichte Klavierschule”. Bei der “Hal Leonard Klavierschule” spielt das
Kind sofort alle Noten im Fünftonraum, aber nur weil es schon eine sehr gute Vorbereitung
gehabt hat (Zwischenräume, Linien, grafische Notation). Fritz Emonts führt mehrere Noten
gleichzeitig ein und bleibt da eine Weile. Die Schulen, die in der Notation sehr weit gehen,
sind “Die russische Klavierschule” und “Veselo putovanje”, weil man bei ihnen einen riesigen
Umfang an Noten, alle Vorzeichen, Verzierungen und Namen aller Oktaven mit allen
Hilfslinien lernt.

3.5 Rhythmus

Wenn die Tonhöhen die Vorderseite der Musik sind, ist der Rhythmus sicher die
Rückseite, die die Tonhöhen lebendig macht. Es ist schwierig sie zu trennen, aber wir
können sicher über die verschiedenen Arten des Lernens sprechen. Manche Schulen
befassen sich mit dem Rhythmus sehr intensiv, manche erklären ihn sehr kindgerecht,
manche lehren komplizierte rhythmische Figuren, einige bleiben bei rhythmischen
Grundlagen. Bei Runze gibt es beispielsweise gar keine Besprechung des Rhythmus.
Schwedhelm spricht nur über die “Ein-Schlag-” und “Zwei-Schlag-” Note. Bei Nikolajew und
Kordić/Kolak lernt man sogar die Sechzehntelnoten. In der “Hal Leonard Klavierschule” und
“Tastenzauberei” ist der Puls besonders wichtig, bevor man den Rhythmus lernt. Das Erste,
was man in der ersten Stunde macht, ist das gleichmässige Klatschen in verschiedenen
Tempi mit der Lehrbegleitung (Herzschlag nachahmen).

3
FAHRNER, Dieter: “Begeisternd und kompetent unterrichten”, 2013, Schott (Zitat Seite 127)
32
Was lernt man vom Rhythmus?
Thema Name der Schule

Fortgeschrittene Rhythmen “Die russische Klavierschule”, “Veselo 
putovanje”

Rhythmische Grundlagen “Tastenzauberei”, “Tastenträume”, 
“Europäische Klavierschule”, “Erste 
Schritte in die Klavierwelt”, “Kinderleichte 
Klavierschule”, “Hal Leonard”

Kein echter Rhythmus “Zwei Hände – zwölf Tasten”, 
“Klavierspielen mit der Maus”

In der “Tastenzauberei“ ist auch der Grundschlag ein Thema; das Kind marschiert
zur Musik. In dieser Schule beginnt man mit den kleineren Notenwerten: Achtelnoten und
Viertelnoten, was in den anderen Schulen nicht üblich ist. Die Idee dahinter ist, dass die
Kinder schneller denken und funktionieren als Erwachsene und für sie deswegen kleinere
Notenwerte natürlicher sind. Auf der Seite 22 befindet sich ein sehr gutes Beispiel, wie man
den Rhythmus erklären kann. Mit dem “Rhythmuskuchen” wird sehr gut grafisch dargestellt,
wie lange eigentlich die Notenwerte dauern.

Wie übt man den Rhythmus?


Thema Name der Schule

Kreativ, Improvisation “Europäische Klavierschule”, 
“Tastenzauberei”, “Klavierspielen mit der 
Maus”

Körperlich “Tastenzauberei”, “Hal Leonard”, 
“Klavierspielen mit der Maus”

Schriftlich “Kinderleichte Klavierschule”, “Erste 
Schritte in die Klavierwelt”

Nur im Musiktheorieunterricht “Die russische Klavierschule”, “Veselo 
putovanje”

Es ist ganz unterschiedlich, wie ernst der Rhythmus in verschiedenen Schulen


genommen wird. Bei Nikolajew und Kordić/Kolak wird angenommen, dass das Kind den
Musiktheorieunterricht besucht und deswegen wird der Rhythmus nicht besonders geübt.
Trotzdem gibt es am Anfang in beiden Schulen die Aufgabe, auf die bekannten Melodien
oder Anzählreime zu klatschen, einzuzählen und zu gehen. Bei Emonts improvisiert das
Kind den Rhythmus ganz am Anfang – wenn es die Notenwerte noch nicht kennt. Bei Hal
Leonard wird viel geklatscht, besonders vor dem Spielen. Bei Thompson wird der Rhythmus
nur schriftlich geübt. In erster Linie sind das die Aufgaben, in denen man die Taktstriche,
Notenhälse oder verschiedene Varianten von Notenwerten aufschreiben soll. Schwierig ist,

33
wenn das Kind nur z.B. die Taktstriche schreiben soll. Diese Aufgabe ist für die Kinder nicht
einfach und es hilft ihnen mehr, wenn sie den Rhythmus körperlich erleben und nicht nur auf
dem Blatt. Bei Korn/Malycheva schreibt das Kind auch Taktstriche, was keine Ideale Übung
ist. In der „Tastenzauberei“ ist das Üben des Rhythmus sehr genau beschrieben. Es gibt
sogar die Rhythmussprache, d.h. verschiedene Notenwerte haben einen besonderen
Merkspruch (z.B. “Ta-ja” für die halbe Note). Das Kind schreibt selber den Rhythmus auf,
wenn es verschiedene Wörter selber rhythmisch analysiert. Das Gleiche macht das Kind in
“Klavierspielen mit der Maus”. Es analysiert die Namen der Freunde, Wörter, schreibt den
Rhythmus ein, sagt die Rhythmussprache aus (“Ta-a” für die halbe Note) und verbindet die
Rhythmusmuster mit den angegebenen Wörtern – also ganz kreativ, konkret, auf mehreren
Ebene verstanden und gleichzeitig macht es Spass.

3.6 Artikulation

Was lernt man zum Thema Artikulation?


Thema Name der Schule

Non legato, legato, staccato “Die russische Klavierschule”, 
“Tastenzauberei”, “Tastenträume”, 
“Europäische Klavierschule”, “Erste 
Schritte in die Klavierwelt”, “Veselo 
putovanje”

Nur ein Beispiel legato und staccato “Klavierspielen mit der Maus”, “Zwei 
Hände – zwölf Tasten”

Nur non legato “Kinderleichte Klavierschule”, “Hal 
Leonard”

Alle Schulen auf der Liste beginnen mit non legato. Die Schulen, die legato und
staccato nicht erklären, sind “Kinderleichte Klavierschule” und “Hal Leonard Klavierschule”.
Bei Runze und Schwedhelm trifft das Kind andere Artikulationsmöglichkeiten an, nicht nur
non legato. Schwedhelm offeriert dem Kind “Das Fahrstuhl-Spiel”, in dem es zwei Töne
gebunden spielt. Gleich danach spielt es zwei Töne abgesetzt und merkt sofort den
Unterschied. Bei Runze macht das Kind den Galopp nach und die Finger stossen sich kurz
ab (staccato). In der Übung “Der Hopser” spielt das Kind zwei Töne legato und am zweiten
stösst sich der Finger ab (staccato). In der Übung “Die Schaukel” spielt es zwei
Legato-Noten mit einem Non-Legato dazwischen.
In allen anderen Schulen spielt das Kind eine gewisse Zeit non legato, bis es andere
Formen der Artikulation kennenlernt. In der “Tastenzauberei” lernt man staccato und legato
gleichzeitig (S. 43). Zuerst gehen die Finger die Treppe hinunter in den Keller (legato) und
danach hüpfen sie (staccato). Es gibt sogar die Gehörübung, in der der Lehrer staccato und
legato spielt und der Schüler sagt, ob die Töne hüpfen oder gehen. In “Erste Schritte in die
Klavierwelt” lernt das Kind legato zusammen mit Haltebogen, was ein bisschen verwirrend

34
sein kann. Bald kommt noch staccato zusammen mit legato, also, nicht isoliert wie in
anderen Schulen. In den “Tastenträumen” lernt das Kind zuerst staccato kennen und danach
kommt legato. Das Gleiche passiert in der “Russischen Klavierschule” mit dem Unterschied,
dass es noch eine besondere Übung für legato gibt. Das ist die einzige Schule, in der viel
über den Klang des Legato gesprochen wird. Es solle auch schön und lückenlos klingen und
nicht nur mit den Fingern gearbeitet werden. Gewisse Schulen kombinieren verschiedene
Artikulationen. Bei Emonts gibt es sogar die Übung für verschiedene Artikulationen mit
beiden Händen (S. 80). In der Schule “Veselo putovanje” befindet sich ein gutes Beispiel,
wie ein Kind gut auf eine neue Artikulation vorbereitet werden kann (S. 71 und S. 88).

3.7 Weitere Begriffe

Wie viele weitere Begriffe lernt man kennen?


Thema Name der Schule

Viele neue musikalische Begriffe “Die  russische  Klavierschule”,  “Veselo 


putovanje”,  “Tastenzauberei”, 
“Europäische Klavierschule”

Reduzierte Inhalte “Zwei  Hände  –  zwölf  Tasten”, 


“Klavierspielen  mit  der  Maus”,  “Hal 
Leonard  Klavierschule”,  “Erste  Schritte  in 
die Klavierwelt”

Das Lehren musikalischer Begriffe gibt einen guten Hinweis, wie viel und wie weit in einer
Schule gelernt wird. Besonders interessant sind insofern “Die russische Klavierschule”,
“Veselo putovanje”, “Tastenzauberei” und “Europäische Klavierschule”. Mit wenig
musikalischen Begriffen kommen “Zwei Hände – zwölf Tasten”, “Klavierspielen mit der
Maus”, “Hal Leonard Klavierschule” und “Erste Schritte in die Klavierwelt” aus.

3.8 Stimmen

Während man in einigen Schulen nur eine Melodie mit zwei Händen oder eine
Melodie und eine einfache Begleitung spielt (“Tastenzauberei”, “Kinderleichte Klavierschule”,
“Tastenträume”, “Erste Schritte in die Klavierwelt”, “Hal Leonard Klavierschule”), entwickelt
man in anderen Schulen eine grosse Selbständigkeit der Finger/Hände und des Gehörs, das
lernt, mehreren Stimmen zu folgen (“Die russische Klavierschule”, Europäische
Klavierschule”, “Veselo putovanje”).

35
Wie werden die Stimmen organisiert?
Thema Name der Schule

Viele Stimmen, grosse Selbständigkeit “Die  russische  Klavierschule”, 


“Europäische  Klavierschule”,  “Veselo 
putovanje”

Nur eine Melodie mit zwei Händen / eine  “Tastenzauberei”,  “Kinderleichte 


Melodie mit einfacher Begleitung Klavierschule”,  “Tastenträume”,  “Erste 
Schritte  in  die  Klavierwelt”,  “Hal  Leonard 
Klavierschule”

3.9 Dynamik

Wie wird die Dynamik gelernt?


Thema Name der Schule

Fortgeschrittene dynamische Begriffe “Die russische Klavierschule”, “Veselo 
putovanje”

Lernen durch Improvisation, kreativ “Klavierspielen mit der Maus”, “Zwei 
Hände - zwölf Tasten”, “Tastenzauberei”

Nur entgegengesetzte Begriffe (f-p) “Tastenträume”, “Hal Leonard”

Keine Dynamik “Kinderleichte Klavierschule”, “Erste 
Schritte in die Klavierwelt”

Die Dynamik ist ein riesiges Thema, die in verschiedenen Schulen ganz
unterschiedlich bearbeitet wird. Bei einigen Schulen (Thompson, Korn/Malycheva) gibt es
überhaupt keine Dynamik und das Kind konzentriert sich nur auf das Lernen von
Notenhöhen und Notenwerten. Bei Emonts trifft das Kind auf piano, forte, mezzoforte,
crescendo und decrescendo, aber es erhält keine Erklärungen dazu. Für die Erklärungen ist
die Lehrperson zuständig. Einige Schulen, wie z.B. “Tastenträume” und Hal Leonard,
bearbeiten nur die gegensätzlichen Begriffe wie forte und piano oder mezzoforte und
mezzopiano. Man findet bei ihnen keine dynamischen Steigerungs-Begriffe – crescendo und
decrescendo. Während gewisse Schulen, wie Nikolajew und Koridć/Kolak, schon
komplizierte Begriffe benutzen (ff, pp, diminuendo), führen gewisse Schulen die Dynamik
sehr kindergerecht ein. Bei Schwedhelm probiert das Kind verschiedene Lautstärken beim
Spielen einer Improvisation aus. Es besteht sogar ein spezielles von der Autorin erfundenes
Zeichen für laute und leise Töne. Bei Runze lernt das Kind die professionellen Begriffe nicht,
aber es probiert die verschiedenen Lautstärken auf dem Klavier. Das Kind spielt ein
Kuckuck-Lied, in dem es die Rufe mal laut, mal leise spielt. Es erprobt verschiedene

36
Lautstärken auch beim Spielen von Frage und Antwort. In der Schule Drabons ist das
Kennenlernen von Dynamik speziell kreativ und kindergerecht. In einer der ersten
Improvisationen probiert das Kind die wichtigsten dynamischen Unterschiede und lernt
gleichzeitig ihre Namen. Das Kind entscheidet für jedes Lied, welche Dynamik am besten
passt. Für fortgeschrittene Kinder gibt es einen Vorschlag auf der Seite 73, den das Kind in
verschiedener Dynamik mit beiden Händen spielen könnte.

3.10 Gehörbildung

Wie integriert man die Gehörbildung im Klavierunterricht?


Thema Name der Schule

Viel Gehörbildung “Tastenzauberei”, “Klavierspielen mit der 
Maus”, “Zwei Hände – zwölf Tasten”, 
“Europäische Klavierschule”, 
“Tastenträume”, “Hal Leonard”

Mehr im Theorieunterricht “Die russische Klavierschule”, “Veselo 
putovanje”

Keine Gehörbildung “Kinderleichte Klavierschule”, “Erste 
Schritte in die Klavierwelt”

Die Gehörbildung gehört zum Instrumentalunterricht, obwohl man vom


Instrumentalunterricht gemeinhin nur das Spielen des Instruments erwartet oder sich nur das
Spielen vorstellt. Margit Varro erklärt in ihrem Buch “Der lebendige Klavierunterricht”: ​ “Es ist
besonders darauf zu achten, dass die musikalische Entwicklung mit der klaviertechnischen
gleichen Schritt halte, das heisst parallel und einheitlich fortschreite. Wenn wir diese
Einheitlichkeit nicht wahren, so trifft leicht der Fall ein, dass sich das Kind, seinen natürlichen
Neigungen überlassen, in irgendeiner Hinsicht – sei es technisch oder musikalisch – zu
rasch und einseitig entwickelt. Lassen wir geschickte, motorisch veranlagte Schüler
technisch zu rasch vorwärts, so dass sie mit dem Verständnis nicht gut genug nachfolgen
können, so wird das Spiel leicht flach und inhaltlos: fördern wir hinwieder das Gehör
musikalisch Begabter auf Kosten der technischen Übung oder das Notenlesen, so stellt sich
früher oder später ein Missverständnis zwischen dem überentwickelten Intellekt und den
unzulänglichen Ausdrucksmitteln ein, das oft zur Folge hat, dass der Schüler die Lust am
4
ganzen Studium verliert.​”
Wie gesagt, wird es in einigen Schulen (Nikolajew, Kordić/Kolak) angenommen, dass
das Kind schon den Musiktheorieunterricht besucht, weswegen sie nicht so viel
Gehörbildung anbieten. Trotzdem gibt es bei Nikolajew ganz am Anfang eine Empfehlung,
dass das Kind die Melodien auf dem Instrument selber finden, sie transponieren und
nachsingen solle. Bei vielen Schulen findet man das Gleiche: die Melodien singen, auf dem
Klavier finden, transponieren. Das ist eine weitverbreitete Methode im ersten Jahr des

4
VARRO, Margit: “Der lebendige Klavierunterricht”, Verlag N. Simrock (Zitat Seite 8)
37
Spielens, die auf der sogenannt auditiven Lehrmethode basiert. Margit Varro schreibt: “​
Als
Ausgangspunkt dient uns die sogenannte auditive Lehrmethode, deren Wesen darin
besteht, dass am Anfang des Unterrichtes alle musikalischen Kenntnisse gehörmässig
dargeboten, das heisst vom Schüler unmittelbar durch das Ohr aufgefasst werden. Erst
wenn auf diese Weise der Grund zur richtigen Auffassung der musikalischen Elemente
5
gelegt ist, wird der Schüler im Notenlesen und -schreiben unterwiesen.”​
Bei Korn/Malycheva und Thompson findet man gar keine Gehörbildung. Bei Runze
und Schwedhelm findet man auf der anderen Seite viel Gehörbildung, obwohl die Kinder
noch sehr klein sind. Schwedhelm macht die Gehörbildung besonders spannend und lässt
das Kind viele Hörübungen machen, mit vielen kreativen Fragen, die das bewusste Hören
wecken. So kann ein kleines Kind nach der Übungen sogar Dur und Moll erkennen. Das
Erkennen von Dur und Moll ist auch ein wichtiges Thema bei Drabon und Emonts.

3.11 Theorie

Wie viel lernt man von der Theorie?


Thema Name der Schule

Viel/fortgeschrittene  Theorie “Zwei Hände – zwölf Tasten”, 
“Tastenzauberei”, “Klavierspielen mit der 
Maus”, “Europäische Klavierschule”

Grundlagen (Sekunde, Terze, Fünftonraum  “Hal Leonard”, “Tastenzauberei”, 
und Dur-Dreiklang finden) “Tastenträume”, “Zwei Hände – zwölf 
Tasten”

Mehr im Theorieunterricht “Die russische Klavierschule”, “Veselo 
putovanje”

Keine Theorie “Kinderleichte Klavierschule”, “Erste 
Schritte in die Klavierwelt”

Wie bei der Gehörbildung lassen die Schulen von Korn/Malycheva und Thompson
die Musiktheorie aus. Nikolajew und Korić/Kolak überlassen die Theorie dem
Musiktheorieunterricht. Trotzdem reden sie über die Oktave, erklären die Tonleitern und
Dreiklänge. Der allgemeine Plan anderer Schulen (Leonard, Drabon, Terzibaschitsch/Buser,
Runze) ist, die Sekunde und die Terz zu lernen, den Fünftonraum zu erkunden und
Dur-Dreiklänge zu kennen.
Bei Drabon spricht man sogar über die Quarte, Quinte, Sexte sowie die grosse und
kleine Sekunde. Alles bleibt immer noch kindergerecht, weil sie die Sekunde als bellende
Hunde, die Terze als ein Herz und den Dreiklang als Schneemann beschreibt. Runze geht
sehr weit, wenn man bedenkt, dass die Kinder, die der Schule folgen, sehr jung sind. Er
spricht über Chromatik, Halbton- und Ganztonschritte, Dezime, Moll-Dreiklang, usw. Bei

5
VARRO, Margit: “Der lebendige Klavierunterricht”, Verlag N. Simrock (Zitat Seite 10)
38
Emonts werden keine Intervalle unterrichtet, aber trotzdem macht er eine Einleitung in das
Gefühl für Harmonie. Schwedhelm bietet ganz viel Musiktheorie an, obwohl das Kind in der
Schule keine Noten lernt. Nur sie spricht über die Konsonanz/Dissonanz, über die Phrase
und sogar über die Form. Alles bleibt in der Kindersprache (Reibungsklang/Wohlklang,
usw.), aber trotzdem ist es erstaunlich, wie viel man ohne Noten von der Musiktheorie lernen
kann.
Noch ein wichtiges Thema sind die Vortragsbezeichnungen, die zeigen, wie ernst die
Schulen die Kinder nehmen und für wie reif sie sie halten. Während die meisten Schulen
keine Bezeichnungen anbieten, gibt es einerseits bei Leonard beschreibende
Bezeichnungen (springend, fröhlich, überzeugend), andererseits benutzen Nikolajew und
Kordić/Kolak die echten offiziellen Bezeichnungen auf Italienisch (Allegro, Moderato,
Adagio).

3.12 Schriftliche Aufgaben

Was gibt es für schriftliche Aufgaben?


Thema Name der Schule

Besonders kreative Aufgaben “Tastenzauberei”, “Klavierspielen mit der 
Maus”, “Zwei Hände - zwölf Tasten”

Noten schreiben “Europäische Klavierschule”, 
“Tastenträume”, “Tastenzauberei”, “Die 
russische Klavierschule”, “Erste Schritte in 
die Klavierwelt”

Notennamen schreiben “Hal Leonard”, “Kinderleichte 
Klavierschule”, “Europäische 
Klavierschule”, “Tastenträume”, 
“Tastenzauberei”, “Erste Schritte in die 
Klavierwelt”

Malen, Ausmalen - kindergerechte  “Klavierspielen mit der Maus”, “Zwei 
Aufgaben Hände – zwölf Tasten”, “Erste Schritte in 
die Klavierwelt”, “Tastenzauberei”

Nur im Theorieunterricht “Die russische Klavierschule”, “Veselo 
putovanje”

Es gibt unterschiedliche Typen schriftlicher Aufgaben: Ist das Kind noch klein und
bekommt es nur Aufgaben zum Malen oder Ausmalen? Ist es schon reif und soll die Noten
selber schreiben? Oder besucht es den Musiktheorieunterricht und soll nicht unbedingt
etwas im Klavierunterricht schreiben? Die Nikolajew- und Kordić/Kolak-Schulen sind wieder
eine Ausnahme punkto Theorieunterricht. Nikolajew gibt nur einmal die Empfehlung, das
Kind die Noten schreiben zu lassen, besonders wenn der Bassschlüssel dran kommt. Bei
Leonard, Thompson, Emonts, Terzibaschitsch/Buser, Drabon und Korn/Malycheva soll das
39
Kind die Notennamen schreiben. Thompson legt viel Wert auf den Rhythmus, diesen
schriftlich zu üben. Bei Emonts, Terzibaschitsch/Buser, Drabon und Korn/Malycheva soll das
Kind sogar die Noten schreiben. Oft ist die Aufgabe, ein Notenmuster oder eine Melodie zu
ergänzen oder eine eigene Melodie aufzuschreiben. Die Aufgaben zum Malen, die es bei
Drabon, Korn/Malycheva, Runze und Schwedhelm gibt, sind Ausdruck davon, wie
kinderfreundlich die Schulen sind und wie sie eine kreative Seite des Schülers wecken
wollen. Die Schulen von Drabon, Schwedhelm und Runze sind in dieser Hinsicht ein Extrem,
weil sie ganz viel malen, ausmalen, verbinden, umranden oder einkreisen lassen. Bei
Schwedhelm und Drabon gibt es sogar ein paar spannende Tests, die die Kinder gern lösen.

3.13 Mündliche Aufgaben

Was gibt es für mündliche Aufgaben?


Thema Name der Schule

Fragen, die Aufmerksamkeit und  “Klavierspielen mit der Maus”, “Erste 
Wahrnehmung wecken Schritte in die Klavierwelt”, 
“Tastenzauberei”, “Hal Leonard”

Exakte Fragen, Mitzählen, Mitsprechen,  “Die russische Klavierschule”, 
Noten Vorlesen “Tastenträume”, “Kinderleichte 
Klavierschule”, “Zwei Hände – zwölf 
Tasten”

Keine mündlichen Aufgaben “Europäische Klavierschule”

Das Kind ist während der Klavierstunde ein aktiver Teilnehmer. Die Aktivität kann
man auf verschiedene Arten hervorrufen, aber vielleicht ist das Sprechen das
offensichtlichste Beispiel. Es stellt sich die Frage, ob das Kind Fragen gestellt erhält, die
exakt sind und die helfen, dass das Kind das Lernmaterial besser versteht, oder ob die
Fragen helfen, dass die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit des Kindes geweckt werden.
Bei Nikolajew, Terzibaschitsch/Buser, Thompson und sogar Runze sind die Fragen
eher wissenschaftlicher Natur. Das Kind ist immer bereit Auskunft zu geben, was für eine
Note es vor sich hat. Oder das Kind zählt während des Spielens mit, wiederholt die
Merksprüche oder den Text, sagt die Namen der verschiedenen Oktaven, die Richtungen
(abwärts, aufwärts), usw.
Bei den anderen Schulen, wie z.B. Schwedhelm, Korn/Malycheva, Drabon und
Leonard nimmt das Kind sehr kreativ teil. In den Schulen “Klavierspielen mit der Maus” und
“Tastenzauberei” macht das Kind viel mit, dank ganz vieler Fragen, die auf jeder Seite zu
finden sind. Weitere Beispiele aus anderen Schulen sind kurze mündliche Analysen der
Bilder, Beschreibungen der Lieder, eine Analyse, wie man sitzt oder geht, usw.

40
3.14 Sinn/Sehen

Der Sehsinn ist ebenfalls wichtig für das Kind, um die Unterrichtsinhalte
wahrzunehmen. Er kann auf verschiedenste Weise einbezogen sein, weil die meisten
Schulen sehr bunt gestaltet sind und eher wie Bilderbücher aussehen. Hinzu kommt das
interessante Aussehen der Tasten und des Instruments. Was alle Schulen gemeinsam
haben, ist die grafische Abbildung des Fingersatzes und der Tastatur. Wo sie voneinander
abweichen, zeigen die folgenden Beispiele. Manche Schulen (Thompson, Emonts, Leonard,
Runze, Drabon, Korn/Malycheva) zeigen die Position der Finger auf der Tastatur für das
konkrete Stück vor. Bei Nikolajew findet man die Abbildung der ganzen Tastatur mit allen
Tasten, Noten und Notennamen. Bei Korn/Malycheva und Leonard kann man ein hilfreiches
Bild finden, wie man richtig am Klavier sitzt und die Finger halten soll. Die Schule
“Klavierspielen mit der Maus” funktioniert in erster Linie grafisch; ohne Bilder und visuelle
Vorstellung gäbe es diese Schule nicht. Ebenfalls besonders ist hier das Beispiel, in dem
das Kind die Mechanik des Klaviers kennenlernt. Auf der Seite 35 dreht das Kind das Buch
um und spielt das gleiche Lied umgekehrt. “Tastenzauberei” ist wie ein Bilderbuch, das
visuell funktioniert. Es bietet einen guten Tipp, wie man verschiedene Intervalle visuell in den
Noten und auf der Tastatur finden kann. In “Tastenträumen” erkennt das Kind den Charakter
auf dem Bild und spielt eine Improvisation danach. “Zwei Hände – zwölf Tasten” ist ein
weiteres Beispiel einer Schule, die nur mit den Abbildungen funktioniert. Das Kind findet und
erkennt jede Aufgabe mit der Hilfe des Bildes.

Wie wird das Sehsinn einbezogen?


Thema Name der Schule

Visuelles Konzept – Illustrationen, Bilder,  “Tastenzauberei”, “Zwei Hände - zwölf 
Zeichnungen sind sehr wichtig Tasten”, “Klavierspielen mit der Maus”

Abbildung der Positionen (Fingersatz und  “Kinderleichte Klavierschule”, 
Tastatur) “Europäische Klavierschule”, “Hal 
Leonard”, “Zwei Hände – zwölf Tasten”, 
“Tastenzauberei”, “Erste Schritte in die 
Klavierwelt”

Sehsinn wird nicht speziell einbezogen. “Die russische Klavierschule”

3.15 Technik

Obwohl es sich um das erste Jahr des Spielens handelt, kann man sogar schon die
Spieltechnik entwickeln. Bei Schwedhelm und Runze kommen technische Themen häufiger
vor als bei anderen Schulen. Es gibt natürlich Schulen, die sich mit der Technik nicht so früh
befassen, wie z.B. Korn/Malycheva, Terzibaschitsch/Buser, Thompson und Leonard. Auf der
anderen Seite gibt es Schulen, die die Technik sehr ernst nehmen und sogar die Tonleitern

41
und Dreiklänge einbeziehen, wie z.B. Nikolajew und Kordić/Kolak. Bei Nikolajew gibt es
schon fortgeschrittene technische Übungen mit vielen professionellen Themen (z.B.
Verschieben der Hand, Treffsicherheit bei Sprüngen, richtiges Aufsetzen des Daumens,
Stärkung des vierten und fünften Fingers) und sogar die Hanon-Übungen sind einbezogen.
Bei Kordić/Kolak findet man viele Etüden. Emonts offeriert sehr hilfreiche Übungen, die gut
aufgebaut und trotzdem sehr kinderfreundlich und sympatisch sind. Besonders
kinderfreundliche technische Übungen gibt es bei Drabon. Sie beweist, wie sogar technische
Übungen bei Kindern beliebt sein können und wie sie spielerisch und kreativ gemacht
werden können. Runze und Schwedhelm haben die langsame spielerische Vorbereitung auf
professionelle und seriöse Spieltechnik gemeinsam. Das Kind lernt die Grundlagen - gutes
Sitzen, gute Hand- und Fingerhaltung, grobmotorische und feinmotorische Bewegungen,
usw.). Bei Runze macht das Kind ein paar Fallübungen, Handübersatz, Daumenuntersatz,
Abspreizen und Schliessen der Finger.

Wie wird die Technik gefördert?


Thema Name der Schule

Technische Übungen “Europäische Klavierschule”, “Die 
russische Klavierschule”, 
“Tastenzauberei”, “Zwei Hände – zwölf 
Tasten”, “Klavierspielen mit der Maus”

Tonleiter und Dreiklänge “Die russische Klavierschule”, “Veselo 
putovanje”

Gar kein Thema “Erste Schritte in die Klavierwelt”, 
“Tastenträume”, “Kinderleichte 
Klavierschule”, “Hal Leonard”

3.16 Kreativität

Das Fördern der Kreativität im Unterricht ist ein grosses Thema, besonders im ersten
Jahr des Spielens. Erst in den letzten paar Jahrzehnten wurde es klar, wie wichtig es ist, das
Kind Improvisieren, Komponieren, Begleitung erfinden oder selber entscheiden zu lassen.
Deswegen ist es keine Überraschung, dass die älteren Schulen (z.B. Nikolajew, Thompson)
nur exakte und rationale Fakten unterrichten und dass es bei ihnen keinen Platz für
Improvisation gibt. Ein grosser Gegensatz zu diesen Schulen ist das “Klavierspielen mit der
Maus”. Die Kreativität hat bei dieser Schule eine neue Dimension erhalten. Da macht das
Kind viele Improvisationen nach Geschichten, Bildern und Ideen. Es komponiert auch, d.h
schreibt die speziellen Zeichen, obwohl es noch keine Noten kennt. Es bekommt
beispielsweise besondere Bausteine für ein trauriges und ein lustiges Lied, wählt sie aus
und macht Musik. Es spielt sogar kleine Diktate für den Lehrer, in denen der Lehrer die Tiere
erkennen soll. Das Kind erfindet die eigene Begleitung, entscheidet selber, was zu
bestimmten Melodien passt und spielt besondere Spiele (Musik-Schlange). Noch eine

42
Schule, die ein gutes Beispiel ihrer Generation ist, ist die “Europäische Klavierschule”. Nebst
dem, dass das Kind Improvisationen und Begleitung erfindet, entscheidet es selber darüber,
was passt oder nicht. Ein Lied soll es mit den vertauschten Händen spielen (S. 73) oder ab
und zu verändert sich etwas in der Mitte des Spiels (eine Oktave höher).

Wie kreativ sind die Aufgaben, welche die Schulen anbieten?


Thema Name der Schule

Improvisieren “Klavierspielen mit der Maus”, 
“Europäische Klavierschule”, 
“Tastenzauberei”, “Hal Leonard”, “Zwei 
Hände – zwölf Tasten”, “Tastenträume”, 
”Veselo putovanje”

Komponieren “Erste Schritte in die Klavierwelt”, 
“Tastenträume”

Begleitung erfinden “Europäische Klavierschule”, 
“Klavierspielen mit der Maus”, 
“Tastenträume”

andere kreative Aufgaben - Spiele,  “Zwei Hände – zwölf Tasten”, “Europäische 
Geschichten und Ideen erfinden, Rätsel  Klavierschule”, “Klavierspielen mit der 
lösen, usw. Maus”, “Tastenzauberei”, “Erste Schritte 
in die Klavierwelt”

Nicht viel Kreativität “Kinderleichte Klavierschule”, “Die 
russische Klavierschule”

Ein weiteres gutes Beispiel ist die “Tastenzauberei”, in der das Kind oft auf dem
Grundschlag nach Bildern, Begleitungen oder Geschichten improvisiert. Bei der “Hal
Leonard Klavierschule” macht das Kind jedes Mal, wenn es neue Noten gibt, eine
Improvisation nach der Lehrbegleitung. “Veselo putovanje” und “Zwei Hände-zwölf Tasten”
bieten auch ein paar Ideen zur Improvisation an. In “Erste Schritte in die Klavierwelt” und
“Tastenträume” schreibt das Kind eine eigene Komposition. Natürlich bekommt es Hilfe vom
Lehrer und aus dem Buch, aber es ist sehr wichtig, selber die Noten zu schreiben,
besonders wenn es um ein eigenes Stück geht.

3.17 Stücke/Lieder

Die Stücke oder Lieder bilden eines der wenigen Themen, in denen sich die Schulen
untereinander nicht sehr unterscheiden. Trotzdem gibt es Differenzen. Während es
beispielsweise bei Runze keine Formen, Lieder oder Stücke gibt, spielt das Kind bei
Kordić/Kolak sogar eine ganze Sonatine. Im Allgemeinen benutzen alle Schulen die gleichen
berühmten Lieder, weil sie allen Kindern bekannt und oft im Fünftonraum komponiert sind.
Wenn das Kind das Lied nicht kennt, ist das auch kein Problem, weil sie in der Regel sehr
43
schön klingen und die Kinder sie schnell lernen. Jedoch wurde die Mehrzahl der Lieder von
den Autoren der Schulen komponiert und sie sind daher kaum bekannt.

Was für Stücke gibt es?


Typ der Stücke/Lieder Name der Schule

Konkrete fortgeschrittene Stücke, wie z.B.  “Die russische Klavierschule”, “Veselo 
Sonatinen, Etüden putovanje”

Berühmte Kinderlieder aus Europa/Amerika Alle Schulen ausser “Zwei Hände – zwölf 
Tasten”

Keine Stücke/Lieder “Zwei Hände – zwölf Tasten”

In der “Europäischen Klavierschule” mach das Kind eine kleine Reise durch Europa
und spielt englische, französische, niederländische, deutsche, spanische, schweizerische,
italienische und viele andere Lieder. Weihnachtslieder gibt es bei Korn/Malycheva und
Drabon. Bei Thompson kommen am meisten die Lieder aus den englischsprachigen
Ländern vor und zwar vor allem aus den USA (“Banjo Picker”,”Row, Row”, “Nobody knows”,
“Old Virginny”, “The Old Cotton Picker” usw.). Viele Schulen haben die gleichen
englischsprachigen Lieder: “Mary Had a Little Lamb”, “Yankee Doodle”, “Old MacDonald”,
“Happy Birthday”. In manchen Schulen gibt es viele deutsche Lieder, wie z.B. “Auf der
Mauer, auf der Lauer”, “Laterne, Laterne”, “Summ, summ”, “Froschkonzert”, “Kuckuck”,
“Ringel ringel Reihe”, usw. In “Zwei Hände – zwölf Tasten” hingegen gibt es gar keine
Lieder. Bei Nikolajew spielt man viele schöne russische Lieder, die ausserhalb Russlands
unbekannt sind. Das Gleiche gilt für “Veselo putovanje”, mit vielen kroatischen Kinderliedern.
Im ersten Jahr spielt das Kind verschiedene Stile oder Formen, wie z.B. Marsch, Walzer,
Menuett, Kanon, Blues, Boogie, Etüde, Polka, Schlaflied, usw. Es ist interessant, wie die
neuen Schulen und besonders die Schulen aus den USA öfter die modernen Musikarten wie
Rock, Blues, Jazz, Boogie, usw. integrieren. Die älteren europäischen Schulen bleiben bei
der Klassik. Das ist für die neuen Generationen nicht immer gut. Wie Anselm Ernst in
seinem Buch “Lehren und Lernen im Instrumentalunterricht” schreibt: ​ “Was ist eigentlich los
mit unserer Musikkultur? Erziehen wir Kinder und Jugendliche im Instrumentalunterricht zu
‚musikalischen Hinterwäldlern?’ Den Musikern vergangener Jahrhunderte war es eine
Selbstverständlichkeit, ihre Musik zu spielen, das heisst die Musik der jeweils lebenden
Generation. Diese Musik konnten sie durch und durch verstehen und spielen lernen, da sie
gewissermassen ihre Muttersprache war. Dadurch waren sie auch in der Lage, den
Nachwuchs in die Musik der Gegenwart einzuführen. Die Musik unterlag sozusagen einem
natürlichen Stoffwechselprozess: Was für den aktuellen Lebensprozess keine Bedeutung
mehr hatte, wurde ausgeschieden, der Vergangenheit übergeben und geriet ganz einfach in
Vergessenheit. Sind wir heute zu Antiquitätensammlern geworden, denen Bach und Brahms
6
so wertvoll erscheinen, dass wir sie erhalten und pflegen möchten?”* ​ Es ist sehr nützlich,
wenn das Kind aktuelle Musikarten spielt und nicht nur Klassik. Die Kinder mögen das und
lernen viel dabei. Die Schulen von Schwedhelm, Drabon und Kordić/Kolak haben in diesem
Bereich Vorrang.

6
ERNST, Anselm: “Lehren und Lernen im Instrumentalunterricht”, 2012, Schott (Zitat Seite 61)
44
3.18 Üben

Gibt es Hilfe/Ratschläge fürs Üben?


Thema Name der Schule

Ratschläge für das Kind/den Lehrer “Zwei Hände – zwölf Tasten”, 
“Tastenträume”, “Tastenzauberei”, “Hal 
Leonard”, “Die russische Klavierschule”, 
“Veselo putovanje”, “Klavierspielen mit 
der Maus”

Spezielle Spiele “Tastenzauberei”, “Tastenträume”, “Erste 
Schritte in die Klavierwelt”, 
“Klavierspielen mit der Maus”

Auswendig lernen “Europäische Klavierschule” 
“Tastenzauberei”, “Die russische 
Klavierschule”, “Zwei Hände – zwölf 
Tasten”

Gar kein Thema “Kinderleichte Klavierschule”, “Erste 
Schritte in die Klavierwelt”

Wie viel wird über das Üben und die Vorbereitung gesprochen? Wie oft bekommt das
Kind eine Empfehlung oder einen Tipp vom Autor? Bei Thompson und Korn/Malycheva wird
nichts über das Üben gesagt und alles wird dem Lehrer und dem Schüler überlassen. Bei
Runze (neben den Übungen) und Terzibaschitsch/Buser (Vorwort) gibt es viele Tipps für den
Lehrer, wie das Kind am besten gute Resultate erreicht. Bei Emonts, Drabon, Nikolajew,
Kordić/Kolak und Schwedhelm gibt es technische Übungen und Tipps, ​ wie man am besten
üben soll.
Ein Thema ist auch das auswendig Spielen. Bei Emonts (S. 53) spielt das Kind ein
paar berühmte Lieder auswendig, bei Drabon zwei Merksprüche. Nikolajew empfiehlt, sich
den Text und die Melodie einiger Lieder zu merken, damit es einfacher wird, sie zu
transponieren. Bei Schwedhelm lernt das Kind sehr kurze Melodien auswendig, bei Runze
griffmässig die Fünftonlagen.
Leonard gibt einem ein paar Tipps für das Spielen wie z.B. klatschen vor dem
Spielen und gleichmässig spielen. Bei Drabon gibt es viele Tipps und Empfehlungen: Zuerst
die Hände einzeln lernen, danach zusammensetzen, alle Finger rund halten, auf dem Deckel
eine Vorübung spielen, usw. Nikolajew empfiehlt, dass das Kind beim Üben rhythmische
Varianten spielt. Schwedhelm liefert die Idee, dass das Kind eine Aufnahme des Spielens
macht, um es aus einer anderen Perspektive zu hören. Ebenfalls bei Schwedhelm werden
alle Hausaufgaben mit Fragen und Empfehlungen geführt und das Kind fühlt sich nie allein.
Das Üben wird dank zahlreichen besonderen Spielen, die man in einigen Schulen
findet, nie langweilig. Drabon lässt das Kind die Bausteine eines Liedes ausschneiden und in

45
der richtigen Reihenfolge einkleben. Terzibaschitsch/Buser bieten Lesekarten, mit denen
man das Notenlesen verbessern kann. Das gleiche Ziel hat das Memory-Spiel bei
Korn/Malycheva. Schwedhelm lässt das Kind die Musik-Schlange spielen und beübt die
besonderen Zeichen.

3.19 Einbezug des Lehrers

Wo findet der Lehrer die Anweisungen?


Thema Name der Schule

Ein besonderes Beiheft für den Lehrer “Veselo  putovanje”,  “Zwei  Hände  –  zwölf 


Tasten”, “Klavierspielen mit der Maus” 

Ein Teil der Klavierschule für den Lehrer “Europäische Klavierschule”, “Zwei Hände 
– zwölf Tasten”, “Tastenträume”, 
“Klavierspielen mit der Maus”, 
“Tastenzauberei”, “Hal Leonard”

In fast allen Schulen hat der Lehrer eine aktive Rolle. Er hilft dem Kind, alle
musikalischen Parameter zu erleben und fördert die Kreativität und das Gehör des Kindes.
Deswegen ist es nicht erstaunlich, dass der Lehrer in den meisten Schulen oft die
Begleitung spielt, vorspielt oder vorsingt. In vielen Schulen (Emonts, Runze,
Terzibaschitsch/Buser, Drabon, Schwedhelm, Leonard) ist ein Teil des Buches nur für den
Lehrer gedacht, weil das Kind ohne Noten spielt. Sowohl neben den Übungen als auch im
Vorwort bekommt der Lehrer viele Tipps und Empfehlungen für seine Arbeit. Einen
interessanten Tipp bekommt der Lehrer im Vorwort der “Tastenträume” – keinen
Perfektionsanspruch an das Kind legen, Nachahmung leisten (viel vorspielen). Auf der
anderen Seite soll der Lehrer bei Nikolajew auf verschiedene Dinge aufpassen: Phrasierung,
saubere Intonation beim Singen, rhythmische Genauigkeit, ausdrucksvolle Gestaltung,
Kräftigung der Hand, usw. Schwedhelm platziert für den Lehrer ein besonderes Symbol,
wenn etwas für ihn gedacht ist. Runze gibt dem Lehrer bei fast jeder Übung einen Tipp. Bei
“Veselo putovanje”, “Zwei Hände – zwölf Tasten” und “Klavierspielen mit der Maus” gibt es
ein separates Beiheft für den Lehrer, wo er nachlesen kann, was bei jedem Stück wichtig ist.
Manchmal soll er kleine Diktate machen oder vor der Improvisation eine Geschichte
erzählen. Der Lehrer ist im Klavierunterricht weniger ein Lehrer, sondern mehr ein Begleiter,
der dem Kind ermöglicht, einen eigenen Weg zu finden.

46
4. Schlussfolgerung
In meiner Unterrichtpraxis habe ich fast alle Schulen aus der Liste in geringerem
oder grösserem Masse ausprobiert und habe dabei verschiedene Erfahrungen gesammelt.
7
Ich werde jede Schule kurz kommentieren und mich darüber äussern.

4.1 Nikolajew – Die russische Klavierschule

Vorteile:

Diese Schule benutze ich nur mit Erwachsenen oder mit jenen Kindern, die die Reife
dazu haben. Der Grund dafür ist, dass die Schule sehr intellektuell wird und sich nicht lange
bei den vorkommenden Themen aufhält. Die genannten Gruppen von Schülern mögen die
Schule besonders wegen ihres pianistischen und künstlerischen Ansatzes und wegen den
wunderschönen Stücken. Mit dieser Schule fühlt sich jeder Mensch als Pianist – mindestens
während der Klavierstunde – und diese Rolle geniessen alle Schüler. Mir gefällt die
Schulung des musikalischen Ausdrucks in so einer frühen Phase des Spielens.
“​
Ausdrucksvoll musiziert derjenige, der sich vollkommen mit der gespielten Musik
identifiziert. Die Ursache ausdrucksvollen Musizierens liegt im Verstehen und Spüren des
8
emotionalen und energetischen Gehalts der Musik.​ ”
Sehr oft höre ich von den Schülern den Satz: “Ich möchte jedes einzelne Stück im
Buch spielen, weil sie alle wunderschön sind.” Jedes neue Stück ist eine spannende
Herausforderung, nach der jeder Schüler einen grossen Schritt nach vorne macht. Mir gefällt
es besonders, dass die Schule das Notenlesen fördert und dass die Kinder es schnell
beherrschen. Man spielt fast nie (nur kurz am Anfang) im Fünftonraum und von dem ersten
Stück an soll man wirklich lesen.

Nachteile:

Was leider ein grosser Nachteil an der Schule ist, ist die Tatsache, dass sie einem
besonderen System von Musikschulen (Russland) angehört. Ausserhalb dieses Systems ist
es nicht realistisch zu erwarten, dass die Klavierschule richtig funktioniert. Die
Klavierpädagogik hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr verändert und es ist nicht mehr
realistisch zu erwarten, dass das Kind die Lieder schön und genau singt, mit der genauen
Intonation und mit der guten Phrasierung. Noch als ein Nachteil finde ich die Tatsache, dass
die Dynamik mit crescendo und decrescendo beginnt. Bessere Resultate habe ich mit den
Kindern, die zuerst piano und forte ausprobieren und verstehen. Zwei weitere Nachteile
haben mehr mit der deutschen Ausgabe zu tun als mit der Schule. Auf der gleichen Seite
erklärt Nikolajew staccato und punktierte Note und das kann sehr verwirrend für die Schüler
sein. Weil die Zeichen so ähnlich sind (ein Punkt), sollten sie weiter voneinander stehen.
7
Grün – Vorteile; rot – Nachteile; gelb/orange - Vorschläge zur Verbesserung
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FAHRNER, Dieter: “Begeisternd und kompetent unterrichten”, 2013, Schott (Zitat Seite 128)
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Das erste Beispiel mit den Sechzehntelnoten ist nicht optimal, weil es schon mit einer
rhythmischen Variation beginnt. Es gefällt mir auch nicht, dass die Stücke sehr lange Zeit
nur im Violinschlüssel geschrieben sind. Die Kinder starten mit dem Bassschlüssel sehr
spät, was in anderen Schulen nicht der Fall ist.

Vorschläge zur Verbesserung:

Ich würde nicht viel an der Schule verändern, weil ich im Unterricht eine solche
Schule brauche, die für die Erwachsenen und ältere Kinder geeignet ist. Am meisten
unterrichte ich Erwachsene und ich habe bis heute keine bessere Schule für sie gefunden.
Ich wünschte nur, dass es den Bassschlüssel sofort parallel mit dem Violinschlüssel gäbe.
Obwohl die Schüler viele andere Sachen und Begriffe vor dem Bassschlüssel lernen, würde
es Sinn machen, früher damit zu beginnen.

4.2 John Thompson – Kinderleichte Klavierschule

Vorteile:

Obwohl die Schule aus den 50-er Jahren stammt, ist sie immer noch interessant und
verwendbar. Sie hält die Kinder für Kinder, aber erwartet von ihnen schon eine Bereitschaft
zur Mitarbeit. Die Noten sind gross und klar lesbar. Alle Neuigkeiten übt man sorgfältig und
geduldig. Die Illustrationen sind gut dosiert. Das ist eine gute Balance zwischen dem
Notentext und den Illustrationen. Das Zertifikat am Ende des Buchs finde ich auch sehr gut.
Das ist ein grosses Lob fürs Kind und es bringt ihm ein Erfolgserlebnis. Es fühlt, dass es
etwas Wichtiges gemacht hat und kann sich auf den nächsten Band freuen.

Nachteile:

Es gibt auch einige Nachteile. Das Kind spielt alles im Fünftonraum, wo die Noten
und Fingersätze zusammenpassen. So lernt das Kind das Notenlesen nur rudimentär.
Obwohl die Stücke und Lieder schön sind, gehören sie zur amerikanischen Kultur und nicht
alle sind in Europa bekannt oder beliebt. Die schriftlichen Übungen finde ich sehr schlecht.
Ausser ein paar Übungen, in denen das Kind die Noten selber schreibt, soll es meist
rhythmische Übungen lösen. Am meisten soll das Kind die Taktstriche eintragen. Diese
Aufgabe ist für ein Kind nicht einfach. Für ein Kind wäre es natürlicher, den Rhythmus
körperlich zu erleben als schriftlich oder rein mathematisch. Am Ende wird der Rhythmus
nicht verbessert.

Vorschläge zur Verbesserung:

Mir gefällt nicht, dass alle Stücke im Fünftonraum sind. Das ist vielleicht einfacher
zum Lernen, aber man lernt nicht wirklich die Noten. Das heisst, ich würde sicher die
Vorzeichen Fis und B benutzen, um die anderen Positionen verwenden zu können. Bei

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Thompson passiert das erst im Band 2. Ich würde auch legato und staccato lehren und nicht
nur non legato, was Thompson erst im Band 3 tut. Den Rhythmus würde ich körperlich üben
(klatschen, gehen) anstatt nur schriftlich erleben zu lassen. Obwohl die Schule die
einzuführenden Begriffe geduldig und sorgfältig darstellt, geht einiges ein bisschen zu
langsam vonstatten. Die Begriffe können sicher zügiger beigebracht werden, um das Wissen
und das Repertoire zu bereichern.

4.3 Klaus Runze – Zwei Hände - zwölf Tasten

Vorteile:

In den 1970er Jahren war die Schule vermutlich eine grosse Neuigkeit. Es gab noch
keine kindergerechten Klavierschulen, nicht einmal für sehr kleine Kinder. Diese
Klavierschule habe ich nie als eine einzige Klavierschule im Unterricht verwendet. Ich lasse
mich aus ihr inspirieren und verwende einzelne Übungen, wenn ich die Tastengeographie
bei Kindern fördern will, wenn wir noch ein wenig Zeit am Ende der Stunde haben oder wenn
ich Kinder ein bisschen entspannen möchte und eine Pause für die Konzentration
einschalte. Diese Klavierschule ist eine Fundgrube an Kreativität und Ideen, wie das Kind
die Tastatur gut kennenlernen kann. Wertvoll ist auch das Lernen von Dur und Moll durch
das Gehör. Aufgrund ihres Aufbaus und Inhalts ist diese Klavierschule für die kleinsten
Kinder geeignet, die die Buchstaben noch nicht kennen. Deswegen ist sie in solchen
Situationen eine grosse Hilfe. Einige Übungen kann man sogar mit älteren Schülern
verwenden. Fallübungen, Stützfingerübungen und Repetitionsübungen bereiten die Schüler
auf die Technik vor, die sie in späteren Phasen anwenden werden.

Nachteile:

Nicht alle Kinder mögen diese Übungen. Ein grosser Nachteil der Schule ist, dass sie
keine schöne Musik anbietet. Die Kinder mögen und erwarten von der Klavierstunde, dass
sie Musik machen werden. An allen solchen Schulen ohne Noten stört mich, dass es nicht
ganz klar ist, ob die Informationen für das Kind oder für den Lehrer gedacht sind. Denn sehr
oft sind die Informationen für Kleinkinder zu kompliziert und für den Lehrer zu kindlich. Am
Ende sind sowohl Schüler als auch Lehrer nicht glücklich damit. Einerseits suggerieren die
Illustrationen, dass das Lernmaterial für Kinder geeignet ist, aber andererseits ist es
meistens unklar, sogar für die Erwachsenen, was die Aufgabe in der Übung ist. Ich muss
betonen, dass es ein Beiheft für den Lehrer gibt, in dem alle wichtige Informationen für ihn
dargestellt sind. Deswegen macht es noch weniger Sinn. Auf der Seite 13 soll das Kind
glissando auf den schwarzen Tasten spielen, was nicht ganz angenehm oder einfach ist. Ich
finde auch übertrieben und unnötig, dass so ein kleines Kind, das die Noten noch nicht
kennt, die Begriffe Chromatik und Dezime, sogar Sekunde und Terze lernt. Die Chromatik,
die das Kind mit dem Fingersatz 4, 3, 4, 3, spielt, finde ich ebenfalls unbequem und unnötig.

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Vorschläge zur Verbesserung:

Ich würde sehr bestimmt die Informationen für das Kind und für den Lehrer trennen.
Ich würde alle Übungen benutzen, aber ich würde sie anders darstellen - deutlicher und
kinderfreundlicher mit weniger Text. Obwohl die Zeichnungen sehr sympathisch sind, ist es
nicht immer klar, wie die Aufgabe oder Position am Klavier aussehen sollte. Alle genauen
Beschreibungen für den Lehrer würde ich im Beiheft lassen.

4.4 Fritz Emonts – Europäische Klavierschule

Vorteile:

Die Schule stammt aus den letzten 30 Jahren, was man schon an der angewandten
Pädagogik bemerken kann. Sie schult das Gehör und das Spielen ohne Noten als eine
Vorbereitung auf die Noten. Das Aussehen des Buchs finde ich wunderschön, sympathisch
und freundlich. Die Lieder sind auch sehr schön, die Kinder mögen sie. Herausragend sind
die technischen Übungen. Das Kind soll oft selber Noten schreiben. Es lernt viel über die
Tonarten nach Gehör. Die Tastengeographie und die Tonarten werden parallel unterrichtet
(C-dur/c-Moll), was sehr gut ist. Sogar das Gefühl für die Harmonie wird gefördert.

Nachteile:

Die ersten 30 Seiten dienen meist dem Lehrer, was nicht optimal ist. Darunter sind
viele Noten von Kinderliedern. Das Kind kennt die Noten noch nicht und trotzdem sieht es
viele Noten, die es eigentlich nicht lesen sollte. Das kann für das Kind verwirrend sein; dabei
geht es um 30 Seiten, was wirklich viel ist. Die Lieder sind schön, aber sie sind nicht alle
bekannt. Die Idee der europäischen Klavierschule ist nicht wirklich überzeugend ausgeführt.
Denn viele Länder werden ausgelassen, viele Lieder sind total unbekannt und einige
stammen sogar aus den USA. Das Denken in verschiedenen Fünftonraum-Positionen wird
ein bisschen übertrieben. In Positionen und Lagen denken vor allem Geiger und Gitarristen
– trotzdem kann es am Anfang im Klavierunterricht natürlich hilfreich sein. Der Rhythmus
wird nicht genug erklärt und geübt. Es gibt eine logische Hürde: Die punktierte Viertelnote
mit der Achtelnote werden vor den Achtelnoten benutzt. Das ist sehr verwirrend.

Vorschläge zur Verbesserung:

Die ersten 30 Seiten würde ich nicht nur dem Lehrer widmen. Es sollte klar sein, ob
das Buch für den Schüler oder für den Lehrer gedacht ist. Eine solche Kombination finde ich
nicht gut. Ein Beiheft für den Lehrer, wie z.B. bei “Klavierspielen mit der Maus”, wäre hier
ideal. Das Kind würde im Buch nur den Text des Liedes und lustige Bilder finden. Neben
dem Lied würde ich schreiben: “Jetzt lernst du mit dem Lehrer ein Lied zu singen. Danach
versuch die Melodie selber am Klavier zu finden.” Ich würde auch weniger den Begriff
“Position” benutzen und würde das absolute Notenlesen (ohne aufgegebene Position)

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fördern lassen.

4.5 Hal Leonard Klavierschule

Vorteile:

Diese Schule gefällt mir besonders, weil sie sehr praktisch und brauchbar ist. Es
herrscht eine positive Atmosphäre durch das Buch. Die Darstellung ist klar, verständlich und
ökonomisch. Meine Schüler mögen die Schule sehr. Nicht so viele Schulen befassen sich
mit der Hand- und Fingerhaltung und das ist hier ein wichtiges Thema. Schritt für Schritt wird
das Notenlesen vorbereitet. Die Vorbereitung ist sehr intelligent und gut aufgebaut. Das Kind
ist immer zufrieden, weil es in jeder Phase des Lernens die Lieder spielt und spannende
Aufgaben löst. Vor der Notation versteht das Kind die Richtungen, alle möglichen
Verhältnisse zwischen zwei Noten, alle rhythmischen Werte und Positionen. Der Rhythmus
wird auch sehr gut verstanden und geübt. Die Notation kommt selbstverständlich und
natürlich, ganz ohne Mühe. Die Stücke sind schön und das Kind wird sehr gut für die
nächste Phase des Lernens vorbereitet.

Nachteile:

In der Schule wird leider nichts über das Instrument erklärt. Alle Stücke spielt man
non legato, obwohl die Kinder früher bereit sind, andere Artikulationsmöglichkeiten zu
lernen. Die Begleitungen für den Lehrer gefallen mir nicht besonders. Ich finde auch nicht
gut, wenn der Schüler eine Oktave höher spielen sollte, wenn er mit der Begleitung spielt.
Es ist schade, dass die Kinder das Notenschreiben nicht üben.

Vorschläge zur Verbesserung:

Ich würde Übungen zum Notenschreiben einführen. Die Lehrbegleitungen würde ich
nicht so oft benutzen; ebenfalls würde ich sicher nicht vom Schüler verlangen, eine Oktave
höher zu spielen. Erstens gibt es genug freie Tasten, obwohl das Kind in der Mitte der
Tastatur spielt, zweitens sollte nicht das Kind sondern der Lehrer flexibel sein. Wenigstens
eine Übung würde ich fürs Kennenlernen von staccato und legato einbeziehen.

4.6 Bettina Schwedhelm – Klavierspielen mit der Maus

Vorteile:

Aus dem gleichen Jahr wie Hal Leonards Publikation stammt diese besonders
kinderfreundliche Schule. Ich mag die geführten kreativen Hausaufgaben, die viele Fragen
stellen und sehr hilfreich sind. Es ist erstaunlich, wie viel man mit einem Kind, das die Noten
und vielleicht sogar die Buchstaben noch nicht kennt, am Klavier machen kann. Die Schule

51
fördert das Gehör enorm. Andere Schulen befassen sich nicht so ausführlich damit.
Deswegen ist das eine geniale Vorbereitung für eine „echte“ Klavierschule. Das Fördern der
Kreativität, das so reich und detailliert ist, habe ich bei keiner anderen Schule gesehen. Das
Kind lernt und singt viele Kinderlieder, was bei Kindern beliebt ist.

Nachteile:

Mir persönlich ist die Schule ein bisschen zu bunt und zu dicht in den Informationen.
Obwohl es sehr gute und kreative Ideen gibt, wird das Kind mit den Informationen
überfordert. Am Ende bekommt man keinen echten Klavierunterricht, sondern ein
musikalisches Erlebnis oder einen Musik-Spielplatz, was nur beschränkt mit dem Klavier zu
tun hat. Trotzdem brauchen wir solche Schulen, weil es viele verschiedene Typen von
Kindern gibt; und es gibt solche, denen diese Schule besonders gut passt. Wie immer bei
dieser ​
Art von Klavierschulen, finde ich es problematisch, dass es zu viel Text gibt, der nicht
für die Kinder, sondern für den Lehrer gedacht ist. Das ist sehr verwirrend, weil es für ein
Kind schwierig zu verstehen ist, was für es gedacht ist und was für den Lehrer. Ein
konkretes Problem, das ich bemerkt habe, ist die zweiteilige und dreiteilige Form, die zu nah
am Zwei- und Dreiklang erklärt wird. Das könnte verwirrend sein.

Vorschläge zur Verbesserung:

Ich würde alle Informationen für den Lehrer ins pädagogischen Beiheft schreiben.
Für das Kind würde ich nur das Material verwenden, das es wirklich braucht. Die Schule
würde deswegen übersichtlicher und einfacher aussehen. Trotzdem wäre sie immer noch
bunt und sympathisch, wie ein Bilderbuch. Einige Übungen würde ich auslassen. Es gibt zu
viele Übungen und ich bin nicht sicher, ob das für ein Kind motivierend ist. Ich stelle mir vor,
dass eine Klavierschule auf jedem Fall kurze und prägnante Anweisungen liefern sollte.

4.7 Anne Terzibaschitsch, Regula Buser – Meine allerersten


Tastenträume

Vorteile:

Das ist eine sehr sympathische Klavierschule, die ich manchmal benutze. Ich
geniesse den stufengerechten Aufbau des Materials. Die Kinder mögen die Stücke sehr. Ein
wichtiges Prinzip in der Schule ist, die Gegensätze zu erleben, wie z.B. piano/forte,
lang/kurz, hoch/tief, schnell/langsam, usw. Die Kinder lernen besonders gut und mit
Verständnis, wenn sie die Unterschiede bemerken und verstehen.

Nachteile:

Was ich nicht gut finde, ist legato und staccato zusammen zu spielen. Wenn die
Kinder zum ersten Mal staccato lernen, sollten sie eine Weile nur staccato üben, bevor sie

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es mit legato kombinieren, sonst verwirrt es sie. Das Aussehen der Schule finde ich zu karg,
ein echtes Gegenteil zum “Klavierspielen mit der Maus”. Die Kinder mögen farbige Bücher
und wenn sie eine schwarz-weisse Klavierschule sehen, spürt man bei ihnen einen leichten
Widerstand zum Lernen.

Vorschläge zur Verbesserung:

Die Schule braucht die Farben – das ist sicher. So wäre sie für Kinder interessanter.
Ich finde, nicht alle Stücke brauchen die Lehrerbegleitung. Manchmal darf das Kind etwas
selber spielen, um die Selbständigkeit zu entwickeln. Es wäre keine schlechte Idee, einige
technische Übungen zu spielen oder etwas aus der Musiktheorie zu lernen, um die Schule
zu bereichern.

4.8 Aniko Drabon – Tastenzauberei Band 1

Vorteile:

Diese Schule ist sicher ein besonders gutes Beispiel für die Förderung der
Kreativität. Der Rhythmus, das Notenlesen und die Musiktheorie werden sehr reich
bearbeitet. Mir gefällt an der Schule, wie das Kind alles aktiv erlebt und lernt. Das sind keine
trockenen Informationen, sondern ein reiches Erlebnis. Durch viele Fragen werden die
Aufmerksamkeit und die Wahrnehmung geweckt. Die Noten schreibt das Kind selber. Die
Stücke sind sehr schön und bei Kindern sehr beliebt. Das Kind spielt ganz viele
Improvisationen und bekommt viele Ideen, was es bei der Improvisation am Klavier machen
kann und welche Themen es ausdrücken kann. Das Aussehen der Schule ist auch
wunderschön. Insgesamt ist diese Schule reich, innovativ und kreativ. Sie ist populär und
ein repräsentatives Vorbild der modernen Klavierpädagogik.

Nachteile:

Trotz vieler Vorteile benutze ich die Schule nicht so oft. Sie ist mir einfach zu bunt, zu
dicht, zu voll von Material und man fühlt sich nach dem Kontakt mit der Schule satt.
Manchmal ist weniger mehr. Noch einmal mehr weiss man nicht, ob der Lehrer alleine eine
Anzahl von Seiten benutzen sollte oder ob diese Seiten auch für das Kind gemeint sind. Das
Kind könnte nichts verstehen und könnte verwirrt sein, weil es zu viele Informationen gibt.
Obwohl viele rhythmische Übungen angeboten sind, kann sich die Autorin nicht entscheiden,
ob die Rhythmussprache benutzt oder die Sprache nachgeahmt werden sollte. Beides finde
ich gleichzeitig zu viel.

Vorschläge zur Verbesserung:

Wenn ich mir eine Klavierschule vorstelle, erwarte ich einen klareren Aufbau mit
prägnanten Aufgabestellungen und mehr Transparenz. Deswegen würde ich an dieser

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Schule viele Veränderungen machen. Die Kreativität und innovativen Aufgaben würde ich
behalten, aber alles wäre einfacher. Es gäbe nicht so viele Aufgaben, Themen, Übungen
und Ansätze. Ich würde mich immer nur für einen Weg entscheiden und diesen Weg würde
ich reich bearbeiten, während die Autorin zu viele Wege und Themen wählt und sie nicht bis
zum Ende entwickelt. Ein einfacherer Ansatz wäre sehr hilfreich.

4.9 Uwe Korn, Elena Malycheva – Erste Schritte in die Klavierwelt

Vorteile:

Aus dem gleichen Jahr stammt die kinderfreundliche Schule, die ich oft im Unterricht
mit ganz kleinen Kindern benutze. Es macht Spass, Schritt für Schritt weiter zu lernen und
gleichzeitig nicht überfordert zu sein. Ich mag die Einfachheit und die grossen Noten und
Illustrationen, die einfach lesbar sind. Mir gefällt die Balance zwischen Noten und Bildern.
Das Aussehen der Schule ist sehr kinderfreundlich, wie ein Bilderbuch.

Nachteile:

Ich finde es nicht gut, wenn das Kind selber die Taktstriche schreiben soll, weil es
keine einfache Aufgabe ist. Das Kind spielt meistens nur mit einer Hand und kann sich
deswegen gut konzentrieren, aber die Koordination wird nicht entwickelt. Es ist nicht optimal,
dass auf der gleichen Seite gleichzeitig Bindebogen und Haltebogen eingeführt werden.
Meiner Erfahrung nach sollte eine gewisse Zeit verstreichen, bis man nur eine Art von
Bogen versteht. Staccato wird auch gelernt, aber leider nicht isoliert, sondern mit legato
kombiniert. Wenn das Kind staccato zum ersten Mal spielt, sollte es noch eine Weile nur
staccato spielen und nicht staccato mit legato kombinieren.

Vorschläge zur Verbesserung:

Obwohl es eine gute Idee ist, dass das Kind zuerst nur mit einer Hand spielt, würde
ich nach einer Übung mit einer Hand eine neue Übung mit zwei Händen einplanen. Die
andere Hand würde eine einfache Begleitung spielen. So würde sich die Koordination
schneller entwickeln. Ich würde das Singen in den Unterricht integrieren und dem Kind
Übungen mit Singen aufgeben.

4.10 Ivanka Kordić/Minja Kolak – Veselo putovanje

Vorteile:

Die kroatische Klavierschule habe ich aus Neugier analysiert. So habe ich früher

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unterrichtet, so wurde auch ich unterrichtet. Ich wollte nun den Unterschied sehen – was ist
heute populär, wie unterrichtet man heute ausserhalb von Kroatien? Diese Schule benutze
ich mit meinen Schülern nur, wenn ich das Repertoire erweitere und wenn wir z.B. eine
neue, spannende Etüde brauchen. Die Schule ist reich an Stücken und man kann jederzeit
etwas Schönes finden. Sehr gut ist, wie die Dynamik allmählich und schön eingeführt wird.
Das Gleiche gilt für legato und staccato. Beides wird lange Zeit separat geübt, bevor man sie
gleichzeitig benutzt.

Nachteile:

Der Plan hinter der Schule ist, dass das Kind den Musiktheorieunterricht neben dem
Klavierunterricht besucht. Deswegen wird viel dem Theorieunterricht überlassen. Wenn
man keine organisierte Musikschule besuchen würde, aber trotzdem diese Klavierschule
benutzen würde, würde das ganze Buch übertrieben und zu exakt wirken. Ich finde es ein
bisschen verstiegen, dass die Autorinnen die Stücke wählen, die die Noten in der dritten
oder in der grossen Oktave verlangen. Das ist zu viel für das erste Jahr des Lernens, sogar
wenn es um einen Erwachsenen geht. Einige Stücke klingen nicht besonders schön und
sind für Kinder nicht attraktiv. Leider ist das Buch auf Kroatisch und wurde nicht auf Deutsch
oder Englisch übersetzt, weswegen ich es in der Schweiz nicht oft benutzen kann.

Vorschläge zur Verbesserung:

Ich würde eine Version der Schule machen, die auch ausserhalb des Systems der
kroatischen Musikschulen funktionieren würde. In dieser Schule habe ich viele gute Ideen
und Stücke gefunden und es tut mir leid, dass sie nicht verbreitet werden. Die Übersetzung
auf Deutsch oder Englisch wäre auch nötig. Der Umfang der Noten wäre in meiner Version
kleiner – nur die grosse, kleine, erste und zweite Oktave. Einige Stücke, die eher
zeitgenössisch klingen, würde ich auslassen.

55
5. Erkenntnisse nach der Analyse
Nach der ausführliche Analyse von zehn ausgewählten Klavierschulen bin ich zu
einigen Erkenntnissen gekommen.
Erstens, der Klavierlehrer sollte die Auswahl der angebotenen Klavierschulen gut
kennen. Das Angebot verändert sich ständig und man sollte mit dem aktuellen Angebot auf
dem neuesten Stand sein. Deswegen schlage ich allen Klavierlehrern vor, dass sie sich
immer wieder erkundigen, was es Neues auf dem Markt gibt.
Zweitens, man soll sich ständig professionell entwickeln und neue Erkenntnisse in
der Klavierpädagogik gewinnen. Das Lesen von Fachliteratur, diverse professionelle
Konferenzen, Veranstaltungen und die Gespräche mit Kollegen können hilfreich sein.
Letztendlich sollte der Klavierlehrer seinen neuen Schüler gut einschätzen, was der
schwierigste Punkt ist. Die Einschätzung des Schülers passiert beim Lehrer automatisch und
spontan, aber man sollte vorsichtig mit der Einschätzung sein. Man soll den Prozess der
Einschätzung gut verstehen. Anselm Ernst beschreibt in seinem Buch “Lehren und Lernen
im Instrumentalunterricht”: “​Bereits mit dem ersten Kennenlernen eines Schülers gewinnt ein
Lehrer unmittelbar eine grosse Anzahl von Eindrücken, die er spontan zu einem
Meinungsbild vereinigt. Zwei Arten von Eindrücken und Meinungen kristallisieren sich dabei
genauer heraus: Einschätzungen der Lern- und Leistungsfähigkeit und Wertungen der
persönlichen Eigenschaften des Schülers. Das erste sind die mehr kognitiv geprägten
9
Erwartungen, das zweite die stärker emotional gefärbten Einstellungen.​ ” Man soll immer
hinterfragen, ob man den Schüler gut eingeschätzt hat. “​ Forschungsergebnisse verweisen
darauf, dass unsichere und fachlich wenig kompetente Lehrer eher dazu neigen, Schüler
vorschnell und schematisch zu sortieren und starr an einem einmal gefassten Urteil
festzuhalten. Gegenteiliges trifft auf Lehrkräfte zu, die sich als fachlich kompetent und
menschlich gereift erweisen. Sie versuchen, ihr Urteil zu präzisieren, und immer wieder der
10
Entwicklung des Schülers anzupassen​ ”. Während meines Recherchierens habe ich
festgestellt, dass es eigentlich keine grossen Fehler und keine schlechten Entscheidungen
gibt, die unreparierbar sind. Sogar wenn der Lehrer feststellt, dass er eine schlechte
Entscheidung mit der Auswahl der Klavierschule getroffen hat, kann er die Schule langsam
und sinnvoll wechseln oder die schon augewählte Schule mit anderen Schulen oder Stücken
kombinieren. Die Kenntnis von anderen Möglichkeiten und die Flexibilität sind von
entscheidender Bedeutung.
Und ganz zum Ende: Eine Schule sollte dem Lehrer gefallen. Er sollte sie mit Spass
und Überzeugung benutzen und nicht nur, weil alle anderen Kollegen die gleiche Schule
benutzen.
Meine Analyse der Klavierschulen hat mir enorm geholfen, weil ich alle aktuellen
ausgewählten Schulen gut kennengelernt habe. Der zweite und der dritte Teil, in denen ich
mich nur an die Tatsachen gehalten habe, waren für mich persönlich die wichtigsten. Der
vierte Teil, in dem ich meine Meinung über die Schule geäussert habe, war für mich die
erste Gelegenheit festzustellen, was ich eigentlich von der Schule halte. Früher hatte ich

9
ERNST, Anselm: “Lehren und Lernen im Instrumentalunterricht”, 2012, Schott (Zitat Seite 113)
10
ERNST, Anselm: “Lehren und Lernen im Instrumentalunterricht”, 2012, Schott (Zitat Seite 114)
56
keinen so umfassenden Überblick über die Schulen. Ich wusste nicht, was mir eigentlich an
einer Klavierschule gefällt und was nicht. Jetzt kenne ich nicht nur die Klavierschulen
besser, sondern auch mich selbst, was mir wichtig oder unwichtig ist und was ich vom ersten
Jahr des Spielens erwarte. Hoffentlich kann ich meinen künftigen Schülern mit dem neuen
Wissen noch besser helfen.

57
6. Anhang

6.1 Interviews mit Klavierlehrern und Schülern über die


Klavierschulen

In der Zeitspanne vom November 2016 bis Februar 2017 habe ich Interviews mit
Kollegen und meinen Schülern gemacht, in denen ich ihnen Fragen über die Klavierschulen
gestellt habe. Mich hat ihre Meinung und Erfahrung interessiert. Die Umfrage war anonym.
Die Interviews habe ich als Audio aufgenommen. Insgesamt sechs Personen haben an der
Umfrage teilgenommen.

Die folgenden Fragen wurden den Klavierlehrern gestellt:

1. Welche Klavierschulen aus der Liste haben Sie im Unterricht benutzt/ausprobiert?


2. Was ist Ihre Lieblingsklavierschule? (Sie muss nicht auf der Liste sein.)
3. Wie viele verschiedene Klavierschulen benutzen Sie? Benutzen Sie verschiedene
Schulen für verschiedene Altersgruppen oder Lerntypen? Kombinieren Sie
gleichzeitig mehrere Schulen für den gleichen Schüler?
4. Was ist Ihnen an einer Klavierschule besonders wichtig?
5. Welche Schule passt Ihnen überhaupt nicht und warum?
6. Wie sehr verändern Sie den Ablauf einer Schule?

Die folgenden Fragen wurden den Schülern gestellt:

1. Gefällt dir deine Klavierschule? Was gefällt dir daran besonders?


2. Was würdest du gern an der Klavierschule verändern?

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6.2 Literaturliste

VARRO, Margit: “Der lebendige Klavierunterricht”, Verlag N. Simrock


ERNST, Anselm: “Lehren und Lernen im Instrumentalunterricht”, 2012, Schott
FAHRNER, Dieter: “Begeisternd und kompetent unterrichten”, 2013, Schott
ZLATAR, Jakša: “Metodika nastave klavira”, 1989, Jakša Zlatar
TIMAKIN, Evgenij Mihajlovič: “Klavirska pedagogija”, 1998, Jakša Zlatar
NEUHAUS, Heinrich: “O umjetnosti sviranja klavira”, 2000, Jakša Zlatar

Informationen aus dem Internet:

https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Emonts
http://www.halleonard.com/
https://en.wikipedia.org/wiki/John_Sylvanus_Thompson
http://www.anikodrabon.de/biografie%20aniko%20drabon.htm
https://en.wikipedia.org/wiki/Anne_Terzibaschitsch
http://www.korn-malycheva.de/education.html
http://www.bodensee-musikversand.de/product_info.php?products_id=123195
http://www.klaus-runze.com/vita.html
http://www.die-russische-klavierschule.de/nikolajew_alexander_de_134.html

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6.3 Selbstständigkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Masterarbeit unter dem Thema „Analyse und
Vergleich von zehn Klavierschulen für den Anfängerunterricht“ selbstständig und nur unter
Zuhilfenahme der angegebenen Literatur erstellt habe. Weiter sind alle Stellen, die dem
Wortlaut oder dem Sinne nach anderen Werken entnommen worden sind, durch Angabe der
Quellen als Entlehnungen kenntlich gemacht.

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6.4 Weitere Anhänge

1. Die CD mit Aufnahmen der Interviews und mit der Überblicks-Tabelle der
Klavierschulen. Die Tabelle war mein Arbeitsmittel in Rahmen meiner Detailanalyse
der einzelnen Klavierschulen. Sie ist nicht offizieller Teil meiner Arbeit (nicht
lektoriert), sondern dient als Zusatzinformation.
2. Fotokopie von Titelseiten und Inhaltsverzeichnissen der Klavierschulen

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