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w o c H E N
ZEIT c H R
INHATT
Nach der Generalvenammlung der UNO . . . r
von dem Sowjetvertreter am 28. Dezember im beteiligt war und der noch in diesen Tagen er.
Sicherheitsrat eingebrachte Antrag bedeutet einen ktärt nat, dre USA rnülJten den ,,Volreil aur dem
weiteren Schritt auf dem Wege zur Erreichung Gebiet Oer Atombomoen und dre Enrwrckrung
der Zieie, die in der Resolution der Generalver' neuer Waffenarten" in ihren Händen behalten.
sammlung vorgesehen sind. Dieser Äntrag stellt Tendenzen, die mit dem Streben nach F'rieden
bekanntlich die Notrvendigkeit fest, zur Ausarbei- und wahrer Sicherheit nichts gemein haben,
tung praktischer Maßnahmen zu schreiten, um machen sich auch bei der jetzt vor sich gehen.len
den von der UNO geiaßten Beschluß zu verwirk' Arbeit der Organe bemerkbar, denen die Aulgabe
iichen. Der eingebrachte Resolutionsentrvurf ist obliegt, die tsesch.iüsse über die Regulierung urrd
ein neuer Bewets für die hervorragende Rolle, Einscnränkung der Rüsiungen zu realisreren.
die die Sowjetunion als Vorkämpferin des inter- lnsbesondere naben sie sich bei der I)lskussion
nationaien Friedens und der Völkersicherheit über die internatiönale Kontroilierung {ler Atom-
spielt.
-
energie kund getan, als die Vertreter der USA den .
Diese edelmütigen'Ziele sind denjenigen fremd, Versuch untei'nahmen, d.iese hrage rn clurcnaus
die in ihrem Streben nach Weltherrschaft den künstiicher Weise abhängig zu machen von dem
Weg zur Durchsetzung ihrer finsteren Absichten geltenden Prinzip der Einmütigkeit der Groß-
in der Kultivierung des Milltrauens und der Feind- mächte im Sicherheitsrat.
schaft zrvischen <len Völkern sehen. Eben durch Bekanntlich ist es auf der Generalversammlung
die Quertreibereien der Agenten imperialistischer zutage getreten, daß keine einzige GrofJmacht in
Expansion sind die schon jetzt unternommenen Wirkrichkeit an dqr Aufhebung des Prinzips
Veisuche zu erklären, die Durchführung der der Einmütigkeit interessiert ist. Weshalb also ist
von der Generalversammlung gefal3ten Beschlüsse die Frage des sogenannten ,,Vetorechts" abermals
zu vereiteln. Gleichzeitig versuchen die reaktio- ventiliert worden? Es sind interessante &trrreitun-"
nären Kreise, die noch vor kurzem immer wieder gen in die Presse gelangt, die diese Inkonsequenz
von' der,,Unvermeidlichkeit eines Konflikts" der Vertreter der USA in der UNO in bestimm-
zwischen den Großmächten sprachen, nunmehr ter Weise beleuchten. Da stellt sich heraus, daß
mit Hilfe plumper Manöver rvieder auf die Beine sehr einflußreiche amerikanische Kreise durchaus
zu kommen. Sie bemühen sich in jeder Weise, den nicht zu einer Verwirklichung der internationalen
Sinn des Kampfes zu vernebeln, der sich auf der Kontrolle über die Atomenergie hinneigen. Der
Generalversammlung abgespielt hat, des Kamples engiische ,,Manchester Guardian", der in solchen
zwischen" den Anhängern eines demokratlschen Angelegenheiten gewöhnlich gut unterrichtet ist,
Friedens und einer ehrlichen internationalen Zu- hat offen zugegeben, es werde wohl sch"ver s.ein,
sammenarbeit einerseits und den Anhängern einer ,,den amerikanischen Kongreß von der Richtlg-
Politik der Gewalt und irnperialistischer Expan' keit des Baruchvorschlags zu überzeugen". In
sion anderseits. diesem Zusammenhang verdient auch e:ne kürz'
Das eine Mal machen sie durchsichtige Anspie- lich von Reuter aus Neuyork übermittelte Korre-
lungen und lassen verdächtige Andeutungen fal- spondenz Beachtung, in der es heißt: ,,llinige Ele'
len, um ihr geheucheltes Erstaunen darüber zum mente in der ftegierung der USA wollen nicht,
Ausdruck zu bringen, daß die Organlsation der daß der Baruchplan Erfolg hat, untl schaflert
Vereinten Nationen, nachdem sie sich zehn absichtlich Bedingungen, d:e für Moskau zu starr
Monate in einer ,,Sackgasse" befunden habe, es sind." AIso haben wir es mit einem neuen Ver'
schlielJlich vermocht hat, freie Fahrt zu gewin- such zu tun, die Verantwortung für die Spren'
nen. In anderen Fällen treten die Gegner der gung der Beschlüsse der Generalversammlung der
lnternationalen Zusammenarbeit offener auf. Sie unschuldigen Seite zuzuwälzen jllan kann
sind bestr:ebt, die höchst wichtigen Beschlüsse schwerlict daran zrveifeln, daß dieser Versuch
der Generalversammlung herabzusetzen und sie zum Scheitern verurteilt ist.
als nicht obligatorische, unbedeutende Schrif l' Die wichtigste Aufgabe aller wirl<lichen An'
sätze hinzustellen. hänger des Friedens besteht gegenwärtig darin,
Schließlich gibt es noch eine Gruppe von Leu' alle Bestrebungen, die Verwirklichung der von
ten, die mit den Ergebnissen der Täiigkeit der der Generalversammlung gefaßten höchst wichti'
UNO unzufrieden sind. Wir meinen die offenen gen Beschlüsse zu bremsen, die Versuche, ihre
Anhänger der,,Atomdiplomatie", die hartnäckig Beschlüsse in einen Fetzen Papier zu verwandeln,
danach trachten, die Organisation der internatio' einmütig zurückzuweisen. Das angebrochene
nalen Sicherheit in ein Werkzeug der imperiali- Jahr 1947 muß zum Jahr des entscheidenden
stischen Poiitik bestimmter Mächte zu verwan' Kampfes f ür die Verrvirklichung dieser Ileschlüsse,
deln. In diesem Sinn äußert sich z' B. der amerl' für einen festgefügten demokratischen Frreden
kanische Generalmajor McAuliffe, der an der und für eine ehriiche *'
.: internationale Zusammen'
Erprobung der Atombomben belm Atoll Biklni arbeit werden.
t
nlE LAGE in der britischen Besatzungszone triebe der englischen Zone vom 21. Dezember
U Deutschlands ist seit einigen Monaten t-i.g.n- 1946 bis zum l. Januar 1947 stillgelegt werden.
stand lebhalter Erörterungen in der Öffentlich- Die krasse Verschlechterung der Wirtschaits-
keit und Presse Englands. Ende vorigen Jahres lage, insbesondere aber der Ernährungsverhält-
mußte die Labourregierung im Unterhaus nicht nisse, hat unter den Arbeitern und Angestellten
wenig Vorwürfe wegen der Tätigkeit der engli- Erregung ausgelöst.
schen Besatzungsbehörden in Deutschland über Nicht nur die Presse, sondern auch offizielle
sich ergehen lassen. Mit den Neuyorker Verhand- Stel.en schildern d:e Lage in trüben Farberr, tlie
lungen Bevins und Byrnes' über den wirtschaft- man zum Teil wohl absichtlich recht dick auf-
lichen Zusammensch,uß der englischen und der trägt, um durch die Klagelieder über die ,,kata-
amerikanischen Zone kam das ,,deutsche Pro- strophale Lage" in Westdeutschland die öffent.
blem" in der gesamten Presse wieder einmal zur lichkeit auf Maßnahmen vorzubereiten, d:e sonst
Sprache. Verschiedene Aullerungen wurden laut in progressiven Kreisen eine negative Real<tion
über den Londoner Besuch Schumachers, des auslösen könnten. Es steht jedoch zweilelios fest,
daß in den Jahren der Besetzung die Militärregie-
,,Führers" der rechten deutschen Sozialdemokra'
rung der englischen Zone
ten, und den pompösen Empfang, der ihm von den
Labourm:nistern bereitet wurde. Schließlich erör-
- ein Heer
24 000 englischen und 30 000 deutschen
von
Beamren
und Angestellten nicht imstande gewesen ist,
terte die Presse in den letzten Wochen die Deutsch- - Aufgaben des Wirtschafts-
mit den elementaren
landreise Hynds, des Ministers für Angelegen-
heiten der Besatzungspolitik. aufbaus fertig zu rverden.
D;e öifentirchkert hat allen Grund, sich über
Wie kommt das? Mangelt es der britischen
Zone vielleicht an Mitteln, um die Folgen des
dre Lage in der englischen Zone ernstlich zt)
beunruhigen. Die Nachrichten von dort sind in Krieges und der Hitierwirtschaft ztr beheben?
Durchaus nicht.
der Tat alles andere als erfreulich. Trotz einer Die britische Zone umfaßt die industriell ent-
durchaus befriedigenden Ernte haben die engli' wickeltsten Cebiete Deutschlands. In den Jahren
schen Behörden im Herbst die Lebensmittelratro' vor dem Kriege betrug die durchschnittliche
nen gekürzt. Die Krise in der Industrie, besonders Monatsförderung der Steinkohlenindustrie im
in der Steinkohlengewinnung, hat sich verschärft. Ruhrgebiet an die elf Millionen Tonnen. Das
Laut Meldung des ,,Daily Herald" wurden im rheinlsch-westfälische Industr:iegebiet erzeugte
Oktober 1946 um 150000 Tonnen Kohle weniger 69 Prozent des gesamten in Deutschland her-
gefördert als im September; für November und gestellten Stahls, 70 Prozenl des deutschen Roh-
Dezember aber wurde eine weitere Senkung der eisens und einen großen Teil aller deutschen
Ausbeute um 200 000 Tonnen erwartet. Die Ta' Chemikalien. Vorliegenden Angaben zulolge hat
gesförderung betrug im Ruhrgebiet im November die Industrie in der britischen Zone unter den
nur 197000 Tonnen (gegen 418000 Tonnen vor Kriegshandlungen nur wenig gelitten. Unter
dem Kriege). entsprechenden Verhältnissen wäie sie also im-
Die Senkung der Kohlenförderung hat sich auf stande. sowohl den Reparationsplan zu eriüllen
die gesamte Wirtschaft der englischen, und nicht als auch zur Deckung des Friedensbedaris nicht
nur der englischen Zone ausgewirkt. Dutzende nur Deutschlands, sondern auch der Nachbarlän-
von Betrieben in Westdeutschland mußten die der überzugehen.
Arbeit einschränken bzw. einstellen. Eine Massen- Die Landwirtschaft in der britischen Zone ver-
arbeitslosigkeit droht. Die englische Militärregie- fügt ebenialls über nicht geringe Möglichkeiten.
rung hat bekanntgegeben, daß die Kqhlenlieferun- Ihr durchschnittlicher Jahresertrag in den Jahron
i gen an Frankreich, Belgien, Holiand und andere 1939-1944 belief sich auf 2346000 Tonnen
: Länder, die die Ruhrkohle dringend benötigen, Getreide, 7 442000 Tonnen Kartof feln. 365 000
f stark eingeschränkt werden und später fast völlig Tonnen Zucker und 6 386 000 Tonnen Milch. Bei
I aufhören sollen. Dann folgte die Mitteilune, deß einer Bevölkerung von 22 Millionen Menschen
I abgesehen von den ,,lebenswichtigen" alle Be- könnte dieser Ertrag ausreichen, um jedem
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Nr. 2 NEUE ZEIT 194'
Bewohner d,er Zone täglich 2980 Kalorien zu ländische Betriebe an sich. Van Kleffens, der Ver'
gewährleisten. treter der Niederlande im Sicherheitsrat, beklagte
AIlo ist dii: unerfreuliche Lage in der britischen sich hierüber in einer Rede, die er am 12. Dezem-
Zone nicht aui den Mangel an Ressourcen und ber v. J. in Neuyork hieli und in der er sagte:
Mögiichkeiten zurückzutinren. Der Hauptgrund ,,Die Briten und Amerikaner hemmen den Handel
liegr vrermehr in der verderbiichen Poritil der zwischen Deutschland und den Niedetianden, sie gestat-
Besatzungsbehörden. Statt die Potsdamer Be- ten niederländrschen Fabrikbesitzern nieht, ihre Unter-
schlüsse uber die Demilitarisierung l)eutschlands nehmungen ln Deutschrand aulzusuchen, und verwettren
gewissenhaft zu erfüllen, um Bedingungen für es Nieoerranlern, Rohmatenal oder wichtige Ausrü-
stungsgegenstände anzukaufen. . ."
eine Wiederherstellung seiner wirtschaltticnen und
politischen Einheit zu schaffen, werden Versu:he Am 22. Dezember 1945 nahmen die britischen
unternommen, Deutschlands kriegswirtschaft- Behurden alle Einrichtungen und Aktiva <ier
liches Potential aulrechtzuerhalten. Der in Pots- Kohienbergwerke in ihren tsesitz bzw, unter ihre
dam proklamierten Politik, die auf eine Demokra. Kontrol;e. lm Sommer v. J. wurde eine gleich-
tisierung Deutschlands abzielt, stellt man eine lautende Verlügung in bezug auf die Eisener2eu-
andere Politik gegenüber, die der deutschen gung, die StahlgrelJereien und die chemische
Reaktion in allen Sphären der Wirtschaft und des tndustrie erlassen. Dabei stellten die Besatzungs-
öfientlichen Lebens ihre Stellungen wahren soll. behörden die deutschen Kartel^e, Truste und Kon-
Schließiich tritt auch noch ganz unverkennbar zerne sowie deren Leiter in ihren Dienst. Zwar
das Bestreben zutage, die Wirtschaft der briti. wurden einige bekannte .Kohienmagnaten aus-
schen Zone, an deren Wiederaufbau nicht nui geschifft, das Rheinisch-Westfälische Kohlensyn-
Deutschland, sondern auch die Nachbarländer ln-
teressiert sind, den Interessen der engiischen
dikat
- früher
deutschen
eins der bedeutendsten Zentren der
Rüstungsindustrie-existiert jedoch
Monopole unterzuordnen. bis auf den heutigen Tag und steht irn Dienste der
Zahlreiche Tatsachen legen hierfür Zeugnis ab. North German Coal Control. Die Direktoren des
Die englischen Besatzungsbehörden Syndikats werden von der englischen Verwaltung
gens auch die amerikanischen in ihrer - wie
Zone
übri-
als ,,Berater" herangezogen, in der Verwaltrrrfg
unternehmen nichts Ernstliches, um das kriegs- - der einzelnen Gruben sowie in allen Wirtschafts-
wirtschaftliche Potential des Ruhrgebiets zu liqui- behörden sind die früheren Herren am Ruder.
dieren und den Reparationsplan zu erfüllen. Anscheinend hatte man anfangs in London an-
Die Presse hat wiederholt gemeldet, daß irrr genommen, man könne die Ruhrindustrie durch
Rheinland Rüstungsbetriebe wiederaufgebaut, Geschäf tsabschlüsse einzelner Firmen mit
Textiibetriebe aber stillgelegt werden. Eine tüh- deutschen Unternehmern in die Hand bekommen.
rende Monopolvereinigung der Schwerindustrie Damii erklärt sich wohl auch, warum so viele
wie die Vereinigten Stahlwerke besteht faktisch englische Geschäf tsleute nach Deutschland
auch heute noch. Ganz besonders liegt den engli- kamen. Das war jedoch ein zweischneidiges
schen Behörden die chemische Industrie am Her. Schwert. Die unsauberen Geschäfte, die im Ruhr-
zen, die in Deutschlands Kriegspotential einen so gebiet getätigt wurden, gaben zu kritischen
bedeutenden Posten ausmachte. Die I. G. Farben. Außerungen in verschiedenen Schichten der
indLrstrie ist tatsächlich unangetastet gehliehen. englischen öffentlichkeit Anlaß. Sie kamen sogar
Vor kurzem meldete der Londoner Rundfunk, daß im Unterhaus zur Sprache.
die englischen Militärbehörden vorläufig weder Darauf rückte man mit der Idee heraus, man
eine völlige noch eine teilweise Abmontage der beabsichtige eine,,Verstaatlichung" der Industrie
Chemiebetriebe beabsichtigen, da ihre Erzeugnisse in der britischen Zone. Man dachte natürlich an
von den Ländern Europas benötigt würden. eine ,,Verstaatlichung" eigener Art, die dazu
Die englische Militäiregierung macht es sich dienen sollte, den prosaischen Bestrebungen der
in ihrer Wirtschaftspolitik zur Hauptaufgabe, die Londoner Geschäftemacher einen etwas passable-
Kommandohöhen in der Wirtschaft des Ruhr- ren Anstrich zu geben.
gebiets an sich zu reißen und die Ruhrindustrie Die bevorstehende,,Verstaatlichung" wurde
auf die Interessen der britischen Monopole zuzu- offiziell angekündigt. Nach Bevins Oktoberrede
schneiden. Man beeilt sich, dieses Ziel zu errei- im t]nterhaus beqann die Labourpresse, vcm
chen, solange noch engiisches Militär im Ruhr- ,,Sozialismus" in Westdeutschland zu sprechen.
gebiet stationiert ist. Anfang Dezember reiste Minister Hynd in einer
In letzter Zeit trelfen offizielle Vertreter üer- Sondermission nach Deutschland, offiziell zu dem
schiedener Konzerne in Westdeutschland ein, um Zweck, um weite-re Schritte zur ,.Nationalisierung
,,Handelsbeziehungen" mit deutschen Firmen der Industrie" in'der britischen Zone einzuleiten-.
anzuknüpfen. Die englischen Geschäftsleute rei- Nach viertägiqem Aufenthalt Hynds in Deutsch-
ßen aber nicht nur deutsche, sondern auch aus- land gab das Ministerium für Angelegenheiten der
l9t NEUE zEll Nr. I
Besatzungspolitik jedoch die vielsagende Erklä- lung auf Friedensverhältnisse. Die deutschen Kapi-
rung ab, die Durchiührung der ,,Verstaatlichung" talisten verlassen sich darauf, daß die Zeit Cras
sei erst nach den in der englischen Zone bevor- über die alten Geschichten wachsen lassen wrrd,
stehenden Wahlen möglich, da man ,,einen sicht- und ziehen es vor, statt die Friedensindustrie
baren Beweis dafür" brauche, dalJ das ,,deutsche wiederaufzubauen, lieber die Produktion zeitwei .
Volk seibst die Nationalisierung" wünsche. lig lahmzulegen. Pressemeldungen zufolge tritt
Wozu hatte man plötzlich ,,sichtbare Beweise" die gegen den f riedlichen Auibau gerrchtete
nötig? Das Ceheimnis ist ziemlich einfach zu er- Sabotage überall zutage, ganz besonders aber in
gründen: da das Abkommen über die Vereinigung der Kohienindustrie und in der Stahlerzeugung.
der englischen und der amerikanischen Zone jeLz,t ln den Stahlgiellerercn z. B. geht die Prorl.rl,trch
abgeschlossen ist, kann die englische Militärre- von Monat zu Monat immer mehr zurück, sie
gierung in lhrer Zone nicht mehr ganz nach eige- betrug im September v. J. 241 000 Tonnen, im
nem Gutdünken handeln. Die interessierten ameri- Oktober 213 000 Tonnen, im November 210 000
kanischen Kreiss denken gar nicht d,aran zuzulas" Tonnen.
sen, dalJ die englischen Monopole die ganz.en
'
Die Reaktion machi sich die Abneigung Cer
Reichtümer des Ruhrgebiets unter der Flagge der englischen Militärregierung gegen die Bodenre-
,,Verstaatlichung" in ihre Tasche stecken. form mit Freuden zunutze. Durch das Fortheste.
USA-Staatssekretär Byrnes gab, während hen der Großgüter aber wird die Ernährungkrise
Hynd in Deutschland war, eine Erklärung ab, immer schlimmer. Die Großgüter, auf denen die
wonach die Amerikaner ohne ,,sichtbare Beweise" größten Lebensmittelvorräte konzentriert sind,
für die Wünsche des ,,deutschen Volkes selbst" hintertreiben die Produktionssteigerung in der
auf keinen Fall mit irgendwelchen ,,Nationalisie. Landrvirtschaft und die Weiterleitung ihrer Er-
rungsprojekten" einverstanden sein würden. Sieht zeLignisse an die Bevölkerung. Der größte Teil der
man von den pseudodemokratischen Phrasen ab, Lebensmittel gelangt dabei auf Umwegen in den
so bedeutet Byrnes' Erklärung im Grunde nichts Schleichhandel.
anderes, als daß die englischen Versuche, unter Die von den englischqn Behörden qeschaffenen
dem Deckmaniel der ,,Verstaatlichung" die west- Ernährungsämter helfen' eifrig mit, die Beliefe-
deutsche Industrie zu monopolisieren, auf ernst- rung der Bevölkerung mit landwirtschaItlichen
lichen Widerstand gestoßen sind. Das ,,deutscne Produkten zu sabotieren, Tatsächlich ist das <ler-
Yolk" n'ird nämlich jetzl seine ,,\\/ünsche" durch selbe Apparat, der auch unter dem Hitlerregime
den )lund des kürzlich gebildeten Zu'eizonenrats bestanden hat. Die englische Zeitung ,,Reynold's
für Wirtschait kund tun. Dieser Rat besteht aus Ne\\'s" schrieb am 10. November v. J.:
einem Vorsitzenden, elnem Vizevorsitzenden und
,,. . . Die Landwirtschaftsverwaltung in Deutschland,
den 6 Ministerpräsidenten der die beiden Zonen die sich noch immer an die von den Nazis festgelegte
bildenden Länder. Die Mehrheit des Rats, aucr,r Linie hält, ist zu säubern; ein Bodenreformprogramm
sein Vorsitzender Rudolf Müller, ist gegen die muß sof ort ausgearbeitet werden."
von England geplante,,Verstaatlichung".
In diesem Lichte tritt der wahre Sinn der Auch die Methoden, mit denen die britische
Erklärung Byrnes' klar hervor. Als neue ,,Teil- Verwaltung die,,Denazifizierung" betreibt, sind
haber" in der Wirtschaftsleitung der englischen nur Wasser auf die Mühle der deutschen Reak-
Zone zeigen diö amerikanlschen Finanzkreise tion. In der englischen Zone bestehen über
nicht die geringste Lust, die Durchführung der 200 Denazifizierungsausschüsse sowie rund 50
von England geplanten Veränderungen in der Untersuchungsinstanzen. Während der ganzen
Industrie des Ruhrgebiets zu dulden. Besetzungszeit (bis Oktober 1946) wurden jedoch
Bei der heutigen Politik Englands (und übrigens nur 177 229 Personen, in der Hauptsache kleine
auch Amerikas) kann gar nicht davon die Rede Beamte und Angestellte, entlassen.
sein, daß die Macht der deutschen Konzerne liqui- Kein Wunder also, wenn die faschistischen Ele-
mente in der englischen Zone sich eines außer'
1
I
I
diert und das Wirtschaitsleben Westdeutschlands
I demokratisiert wird. Die ökonomischen Schlüssel- ordentlich starken-Einflusses erf reuen und in alle
I positionen befinden sich nach wie vor in Händen Poren des Staatswesens und des Wirtschaftsappa-
I
des Auslandskapitals, das sich auf deutsche Fi- rats eingedrungen sind.
t
nanz- und Industriekreise, auf die deutsche Reak- Der Hamburger Zentrale Denazillzierungsaus-
tion stützt. Die a-lter deutschen Truste und Kon- schuß hat kürziich den AEG-Generaldirektor
zerne fungieren als Kontrahenten der angelsächsi- Bücher, der früher Vorsitzender des Hitlerschen
schen Monopole. Unter schweigender Duldung Rüstungsrats war, rehabilitiert. In Neumünster hat
der britischen Militärregierung sabotier:en die ein ehemaliger Qegimentskommandeur des Hitler-
deutschen Industrielldn ganz organisiert die Demi- heers, Geißler, darüber zu entscheiden, wem
litarisierung der Wirtschaft sorvie ihre lJmstel- Treuhänderschaften über denazifizierte Betrlebe
Nr. 2 xEuE ZEll
übertragen werden. Er hat, wie das ,,Neue nen tietrifft, so ist allgemein bekanni, daß der
Deutsch,and" am 13. Dezember v. J. mitteilt, sei- Reparationsplan hinsichtlich der Lreierung von
nern ,,Kuilegen", dem ehernaligen General Weß' lndustrieausrüstungen aus der engllschen Zone
ling. g.erch ö freuhänderschalten besorgt. lnter- an die Sowletunion und andere durch die Hitler-
essant ist, daß sogar Schunlacher, von dem man aggression in Mitleidenschaf t gezogene Län.
wlrl(llch nlcht benaupten kanrt, dalJ er der engll' der fast überhaupt nicht erfüllt wird. Dre verbun-
schen Militärregterurtg gegenüber ilioyal sei, in deten Kontinentalländer Westeuropas haben zur
LoniLrn erklärt hat: ,,Männer .. . mit dem Nazi- Deckung ihrer Reparationsansprüche noch nicht
parterbuch m der Tasche .;. finden, wenn sie in einmal erne einzrge Tonne Kohle erhalten. Die
äer anerikanischen Zone entlassen werden, oft lächerlich geringen Kohlenlieferungen an Frank-
noch Beschältigung in der Polizei oder im Ver' reich, Belgien und andere Länder wurden von
kehrswesen der britrschen Zone." diesen bisher entweder mit Devisen oder durch
Hinzu kommt, daß auch jetzt noch in der Lieierung eigener Waren beql:chen. Dieser Um-
englischen Zone ais Bauarbeiterbataillone etc. stand ruft in den betreffenden Ländern große
geiarnte deutsche Truppenverbände bestehen Unzu f riedenheit hervor.
Weiter gibt es hier elne sogenannte ,,Königliche Kennzeichnend ist, daß die Labourpresse offen
Armee Jugoslawiens", die aus lugoslawischen die Aufhebung der Potsdamer Beschlüsse fordert.
faschistischen Emigranten besteht. Wie alle dlese So schrieb der ,,Daily Herald" am 9. Dezember
Tatsachen zeigen, sind einflußr'eiche Kreise in v. J., einer der Hauptgründe für die gegenrvärti-
London nicht nur daran interessiert, daß die gen Schwierigkeiten sei der, daß das Potsdamer
deutsche Reaktion ihre wirtschaftliche Basis be- System, so bewundernswert seine Absichten auch
hauptet, sondern sie interessieren sich auch f iir sein mögen, sich doch als irreal erwiesen habe.
das' Menschenmaterial, das bereit ist, sich der Und weiter heißt es:
internationalen Reaktion als Landsknechte zu ver'
dingen. ,,. . . Es hat sich wieder und immer wieder gezeigt,
daß es unmöglich rst. einmütige politische Beschlüsse
Cleichzeitig mit den Praktiken der englischen von vier Mächten zu erreichen, die verschiedenen .ldeo-
Besatzungsbehörden, die'eine offenkundige Ver logien huldigen und verschredene Regrerungstraditio-
letzung der wichtigsten Prirtzipien der von den nen besitzen,"
verbüideten Großmächten gelaßten Potsdan'er Die Praxis aber lehrt, daß bei gutem Willen
Beschlüsse darstellen, führen einflußreiche Or-
gane der englischen Presse eine ununterbrochene einmütige Beschlüsse in den wichtigsten welt-
politischen Fragen durchaus möglich sind. Erst
Kampaqne gegen diese Beschlüsse. kürzlich hat die Arbeit des Außenministerrats
An dieseiKampagne beteiligen sich Vertreter dies bewiesen. Daß der ,,Daily FIerald" einnrütige
verschierlener Richtungen. Der nicht gerade un'
Beschlüsse nicht wünscht, ist natürlich eine andere
bekannte Lord Beveridqe fordert. man solle die Sache. Das Potsdamer ,,System" paßt ihm nicht,
Abmontierung von Betrieben und d!e wirtschaft' er zieht separate Maßnahmen und Abkommen mit
liche Abriistüng Deutschlands gänzlich an den Leuten vor, die seinen Standpunkt teilen.
Nagel .hängen. Als er im Juni v. J. von einer
Deutschlandreise zurückkehrte, erklärte er: ..Die In erster Linie sind dies offenbar Kreise der
gesamte Politik, die eine Zerstörung von Gehäu' deutschen Monopolorganisationen und ihre Günst.
den und Maschinen bezweckt. da sie Kriegspoten' linge in den Verwaltungsbehörden der englisclren
tial darstellen, bedari einer Revision." Die ,'Ti- Zone. Die Pläne dieser Kreise kommen in dem
mes" unternimmt einen Feldzug gegen die Repa' Programm zum Ausdruck, das Rrrdolf Mril'er, der
rationspolitik. Am 18. Oktober v. J. schrieb sie: Vorsitzende des Mirrdener Zrveizonenrats für
,,Die bisherige Reparationspolitik war von Grund Wirtschaft, für die Wiederbelebung der deutschen
aus falsch." Eine Reihe von Zeitungen setzen Wirtschaft ausgearbeitet hat. Die.es Programm
sich für die unverzügliche Aufhebung der Nor' sieht vor: keine weitere Abmontierung von Fabri-
men ein, die vom Kontrollrat der Verbtindeten ken, Aufhehung des Herstellungsverbots filr Alu-
f ür die Fortentwicklung der wichtigsten Industrie' minium sowie gesteigerte Erzeugung von Werk-
zweise aufgestellt wttrden. bänken, Maschinen und Chemikalien, ungeachtet
Nehenbei gesagt sind die hinausposaunfen Be- der vom Kontrollrat aufgestellten Normen: Aus-
hauptungen, die Beschlüsse des Kontrollrats landskredite und Stabilisierung der Mark: bedeu-
seien einem Wiederaufhau der Friedenswirtscha[t tende Errveiterung der Ausf uhr sowie Einstellung
V/esldeutschlands hinderlich, völlig unbegrtin' der Kohlenau:fuhr: Revisi,rn des Steuersystems,
det. Bekanntlich haben ia die wichtigs[pn In6lx' Maßnahmen zur ,,Regulierung" der Preise und
striezweige des Ruhrqehiets nur 25 bz.w.30 Pro- Löhne.
zent der vom Krrntroll"al uot"'nbarten Prodrrk' Was dieser Plan eigentlich bezweckt, brarrcht
tionsnormen erreicht. Was aber die Reparatio' .nicht erst erklärt zu werden. Von einer Demili-
NIUE zetl Nr. I
tarisierungl Deutschlands auf lange Sicht will man Verbündeten, die in den Potsclamer Beschlüssen
ganz Abstirnd nehmen, ebenso von einer Kontrolle niedergelegt wurden.
der vier verbündeten Mächte über die Qichtung, Daß man mit der wirtschaftlichen Vereinigung
die Deutschlands wirtschaf tliche Entwicklung der beiden Zonen Ziele verfoigt, die den Be"strel
nehmen soll. Man plant eine Wiederherstellung bungen nach ökonomischer und politischer Ein-
der Rüstu,rgsindusirie der Westgebiete und will heit Deutschlands zuwiderlaufen, ergibt sictr auch
dafür englische und amerikanrsche Kredite in aus Außerungen der englischen prelse. Die Blät-
Anspruch nehmen. ter verschredener Rrchtungen vergießen Kroko-
Das lnteressanteste an diesem Dokument ist dilstränen darüber, daß der englische Steuerzahler
aber, dalj serne Verfasser das Problem der Ein. den westdeutschen Lebensmittelimport und die
heit Deutsr:hlalrds ganz außer acht lassen und sich Rohstof f lief erungen an Westdeutschland zu bezah-
nur auf di,: Westzonen einstellen. Der Müllerplan len haben wird. Immerhin ist sowohl die Labc,ur-
vertuscht ,las ein r,'enig. Daf ür hat aber ein ande- presse als auch die konservative Presse völlig
rer Anhänqer seines Plans, der frühere Oberprä- damit einverstanden, dalJ man auf clie Schaf funI
sident der Nord Rhein-Provinz, Robert Lehr, eines,,starken" Westdeuischlands Kurs nimmt.
schon f rüher die geheimsten Gedanken der Der ,,Economist" bekennt am olfensten Farbe.
deutschen lndustriemagnaten ausgeplaudert. In Er beha uptet, der einzige Ausweg aus den
einer Unterredung mit dem Berichterstatter des Schwierigkeiten der englisihen Zone sei die Bil-
.,,Chicago Sun" hat sich Lehr für eine Lossagung dung e.iner ,,Assoziation der Weststaaten'. ein-
von der Prrtsdamer Deklaration und für den Auf- schließlich der deutschen Westzonen. In demsel-
bau Westdeutschlands,,als eines Sanltätskordons ben Sinne äußert sich auch ,,Daily Mail.', die
gegen die Sowletunion" ausgesprochen, zugibt, daß das Abkommen die Kluft zwischen
Solche 'lendenzen werden zweriellos durch die
dem Osten und dem Westen vertief t, ,,da die
Fusion eben dies und nichts an<ieres bedeutet.'.
einseitigen Ma{Jnahrtren Londr-rns und Washing-
tr.rns gefördert, die eine of[ene Verletzung der __
Der Geist Churchills spricht aus diesen
Außerungen wie übrigens aus allen Maßnahmen,
Potsdamer Beschlüsse darstellen.
die die Einheit Deutschlands und eine koordinierte
Bekannllich sieht das englisch-amerikanische Politik der verbündeten Großmächte untergraben
Abkommen über die wirtschaf tliche Vereinigung sollen.
beirler Zonen die gemeinsame Verwaltung der
Wirtschaf t s<.rwie die Schaf Iung einer Export- und tl.**
lrnprrrlagentur zut Förderung des E;lports aus Die Tatsachen lassen also erkennen, daß die
beitlen Zonen in andere Länder vor. Die USA Lage in der englischen Zone sich von Monat zu
übernehm.rn die Belrelerung beider Zonen mil Monat verschiechtert. Erne überwindung der
Lebensmitteln und Rohstof f en sowie die Finanzie- wachsenden Schwierigkeiten ist nicht mSglich,
rung des Arrsbaus der rvichtigsten Industriezwei- wenn DeLrtschland u,irtschaftlich und politisch
ge. Die d.rmrt verbun<Jenen Ausgaben sollen in gespalten rvird, woraul die jüngsten Maßnahmen
den nächsten drei Jahren von beiden Ländern der englischen und amerikanischen Behörden im
getragen rverden, die je 500 Millionen Dollar dalür Grunde genommen hinarbeiten. Sie können nur
ausk ehr en. dann überrvunden werden, wenn man konsequent
Wrr wollen das Abkommen hier keiner weite- auf eine ökonomische und politische Vereinigu;rg
ren Analyse unterziehen, doch ist -unschwer fest- Deutschlands Kurs nimmt. Die wichtigste Voiarrs--
zustellen. da{J es im Grunde qenommen auf erne setzung f ür eine solche Vereinigunq'ist aber clie
wirt'chaflliche Spaltung Deutschlands hinaus, Demilitarisierung und Demokratisierung Deutsch-
läuft. Es ist ia kein Zufall, daß Probleme wie 4er lands.
HanrJel.vcrkehr mit den anderen Zonen und die Die Völker Europas, die eine neue Aggression
Reparationen ln dem Abkom men übergangen von seiten Deutschlands ahzuwenden trachten,
sind. Das Abkommen verstö[Jt oflen gegen die sind an einer solehen Lösung-der Frage gairz
allgerneinen wirtschaftspolitrschen Prinzipien der besonders interessiert.
Nr. ! NEUC ZZal 194'
Verteidigung beschränkte. Die Lage änderte sich, zukünftigen Mitglieder der Nationalversammlung
als die nur von einer Partei, der l(uomintang, aussuchen können.
beschickte,,Naliottaiversa,rlmlung" einberufen Die Presse veröffentlichte Berichte von Arrgen-
und arn 15. November eröffnet wurde. Wie die zeugen darüber, wie die ,,Wahlen" in derr Krei-
demokratische Presse schretbt, hat d.eser Schritt sen, Städten usw. vor sich gingen. Gewülrnlich
das chrnesrsche Volk endgültig davon überzeugt, riefen die tsehörden die Ortsvorsteher in die
daß in der Kuomintang die reaktionären Elemente Kreisverwaltung, wo diese für jeden in ihrer Ort-
die Oberhand gewonnen haben, auI deren Fahnen schaft gemeldeten Einwohner einen Kreis neben
,,Krieg dem üoike" sleht. ule Volksarnteen bej den Narnen des Kandidaten setzten, der ihnen
setzten bereits im November fast ebenso viele von den Kreisbehörden bezeichnet wurde. . .
Städte (15) wie umgekehrt die Kuomintangarmeen Die auf Grund der erwähnten Gesetze gebii-
(17). Sie eroberten in West-Schansi, im Peipinger dete,,Nationalversammlung" sollte erstmallg im
Bezirk und an anderen Orten ausgedehnte Cebiete November 1937 einberufen werden. Dann wurde
zurück. ln Nord-Kiangsu errangen Truppenteile ihre Einberufung wegen des Krieges gegen Japan
der Vierten Armee in der zweiten Dezemberhäifte und weil die Oberschicht der Kuomintang sogar
v. J. einen großen Sieg. dieser,,Natiorialversammlung" nicht traute, von
Was ist eigentlich dte,,Nationalversammlung", Jahr zu Jahr verschoben.
deren Einberufung den Bemühungen der chine- Die demokratischen Parteien und Organicatio-
sischen Demokraten, auf politischem Wege Jie nen Chinas haben stets aufs entschiedenste die
nationale Einheit zu erreichen, einen so schrve- Rechtsgültigkeit der so geschaffenen,,National-
ren Schiag versetzt hat? Auf welcher Basis be' versammlung" bestritten und erklärt, sie hätte
ruht sie? Was sind ihre Aufgaben? nrcht das Recht, im Namen des Volkes zu spre-
Die demokratische Öf fentlichkeit bezeichnet chen. Die chinesischen Demokraten lorderten die
diese Versarnmlung als antinational und weist Einberufung einer Nationalversammlung, d!e in
daraul hin, daß ihre Mitglieder nicht vom Volke allgemeiner, gleicher und geheimer Abstinrrnung
gewählt, sondern von der Kuomintang ernannt vom Volke zu wählen wäre.
sind. Zudem ist ein großer Teil von ihnen schon Die herrschenden Kuomintangkreise wehrten
vor neun bis zehn Jahren auf dem Wege der sich jedoch entschieden gegen allgemeine Wahlen
Ernennung aus den Reihen der extremsten Reak- und die Einberufung einer wahrhaiten National-
tionäre auserkoren worden. Die regierende Ober- versammlung. Unter dem Druck der Dernokra-
schrcht hat sich die Aufgabe gestellt, vermittels ten Chinas und def übrigen.Welt manövrierten
dieser Versammlung ihre Herrschaft im Lande zu sie und bequemten sich zü einer politischen Ver-
sichern. einbarung, derzufolge sie sich im Januar 1946
Das seinerzeit von der Kuomintang erlassene bereit erklärten, die Zahl der Mitglieder der Na-
,,Gesetz über die Organisierung der Nationalver- tionalversammlung auf 2050 zu erhöhen und der
sammlung" dekretiert in Paragraph 3: ,,Die Mit- Kommunistischen Partei Chinas und der Demo-
glieder und Anwärter des Zentralen Vollzugs' kratischen Liga eine gewisse Anzahl von Manda-
ausschusses und der Zentralen Kontrollkommis- ten zu überlassen. Aber die herrschenden Kreise
sion der Kuomintang gelten automatisch als verletzten kurz darauf den Waffenstillstand und
Mitglieder der Nationalversammlung." Solcher weigerten sich, das Januarabkommen durchzu-
Mitglieder und Anwärter gibt es etwa 300. Ab- führen. Damit machten sie auch die Beteiligung
schnitt 4 des ,,Gesetzes über die Wahlen der Dele- dcr chinesischen Demokraten an der Nationaf-
gierten zur Nationalversammlung" bestimmt versammlung unmöglich und verwandelten diese
überdies, daß 240 Delegierte von der Kuomintang- in ein simples Werkzeug ihrer eigenen Politik.
regierung ernannt werden. Wie der amerikanische Korrespondent White
Außerdem ist in anderen Abschnitten dieses mitteilt, waren von den etwa 1500 Mitgliedern
Gesetzes festgelegt, daß 380 Mitglieder der Na. der am 15. November 1946 einberufenen ,,Natio-
tionalversammlung von Berufsverbänden nalversammlung" ungefähr zwei Drittel bereits
den, Gewerkschaften usw. - Gil
,,gewählt", 655 vor Ausbruch des japanisch-chinesischen Kriegs
- ,,gewählt" und
Mitglieder in Kreisen und Städten crnannt worden.
165 Mitglieder ,,auf besondere Anweisung" ,,g€- Nach Mitteilungen der chinesischen Presse sa-
wählt" werden. ßen in dieser Versammlung, die bis zum 25. De-
Wie gehen diese ,,Wahlen" vor sich? Das Ge- zember 1946 tagte, außer Kuomintangmitqliedern
setz schreibt vor, daß die Verbandsleiter, Kreis- alles in allem 6 Parteilose und einige Vertreter
chefs, Dorfvorsteher und sonstiqen Kuomintanq- der sogenannten Jungchinesischen Partei und
behörden und -beamten Kandidaten bestimmen, einer der Gruppen der Sozialdernokratischen Par-
aus deren Reihen allein die Wähler sich die tei, die in Wirklichkeit nur Hillsorganisationen der
Nr. I Nlu: zrrr
Kuomintang sind. Nachdem die ,,Nationalver- USA in China, die eine wahrhaft verhängnisvolle
sammlung" mit geringfügigen Anderungen die Rolle spielt, von diesen Tatsachen ausgeht? Denn
,Verfassung angenommen h1tte, die nach Meinung die Welt bildet sich ihr Urteil über die wahre Po-
der demokratischen Presse Chinas schlechter ist litik der USA nicht nach Deklarationen, .selbst
als die seinerzeitige Verfassung Jüanschikais, wenn sie von den verantwortlichsten Persönlich-
ging sie auseinander. Sie hat genau 40 Tage exi- keiten erlassen werden, sondern nach den Taten
stiert. Die demokratischen Parteien Chinas erklä- der Vertreter Amerikas in China.
ren, die angenommene Verf assung sei ebenso . Diese Taten aber bestehen darin, daß man die
ungesetzlich, wie es die,,Nationalversammlung" t'yrannei der reaktionären Cliquen mit allen politi-
war, die keine Vollmachten vom Volke hatte. schen, wirtschaftlichen und militärischen Mitteln
In diesem Zusammenhang sei die durch Rund- unterstützt. Von diesen 'Taten sprechen tausende
funk verbreitete Neujahrsbotschaft Tschiangkai- Resolutionen chineslscher Organisationen, die
scheks an das Volk erwähnt, in der er sagte, es f ordern, daß die amerikanischen 1'ruppen aus
,,ist geplant, binnen kurzem die Basis der Regie- China evakuiert werden und die Unterstützung
rung zu verbreitern". Das war ein offensicht- der Reaktion eingestellt wird. Von dresen Taten
liches, wenn auch notgedrungen abgelegtes Ein- spricht der Mitte Dezember 1946 veröflentlichte
geständnis, daß die politische Grundlage der Aufruf hervorragender amerikanischer Politiker,
l(uomintangregierung ungenügend ist. der von dem demokratischen Senator Murray,
dem republikanischen Senator Flanders, von
Lattimore, Rhea Dulles und anderen Persöniich-
Während in der Nankinger ,,Nationalversamm- keiten unterzeichnet ist. Darin hei{Jt es:
lung" der Verfassungsentwurf beraten wurde, ,,Die Vereinigten Staaten können die demokratischen
konzentrierten die Militaristen Truppen zum Ideen Amerikas nicht fördern, wenn sie im chinesischen
Angriff auf die Stadt Jenan, die Hauptstadt des Bürgerkrieg ausschließlich die eine Seite unterstützen."
Grenzbezirks Schensi-Kansu-Ningsia, wo sich die Von diesen Taten spricht der
leitenden Körperschaften der Kommunistischen ,,Manchester
Guardian", der in seiner Nummer vom 5. Dezem-
Partei Chinas befinden. Inzwischen haben be- ber 1946 anerkennt, daß es den herrschenden
kanntlich die Kuomintangarmeen den Versuch Kreisen bisher nur dank der finanziellen und
unternommen, Jenan einzunehmen. militärischen Unterstützung Amerikas gelungen
Im ganzen Lande nimmt die Polizei Massen- ist, im Kampfe gegen die demokratischen Streit-
verhaftungen vor und bricht auf der Suche kräfte gewisse militärische Erfolge zu erzielen,
nach,,Andersdenkenden",in Häuser und Wohnun- und daß im Endergebnis das politische und wirt-
gen ein. Ihre Geheimagenten führen Terrorakte schaftliche Chaos in China immer mehr zunimmt.
gege$ Demokraten aus. Strafexpeditionen feuern Von diesen Taten spricht auch die indische Zei-
auf Bauern, die die Abschaffung der Feudalord- tung ,,National Call", die am 12. Dezember 1946
nung verlangen. feststellt:
ln Kanton wurden dreitausend ,,der Sympathie
mil den Kommunisten Verdächtige" verhaftet. ,,Es ist klar, da8 Amerika einfach an der Verlängerung
des Bruderzwistes in China interessiert ist."
Die gesamte Leitung der Chinesischen Arbeits-
assoziation war gezwungen, das Land zu verlas- Wahrhaftig, zu welcher anderen Schlußfolge-
sen, um sich vor dem Polizeiterror zu retten.
rung könnte man kommen, wenn man dre Poli-
Aber selbst in Hongkong gelang es einem Agen-
tik der amerikanischen Kreise in China beobach-
ten der Geheimpolizei, den Vorsitzenden der Asso-
tet, als zu der, daß diese Kreise alles tun, um
den Bürgerkrieg anzufachen und zu verlängern,
ziation, Tschusuef an, zu überf allen und'schwer
zu verwunden. Gegen die Schanghaier Straßen- China zu schwächen, seine wirtschaftlighe und
politische Entwicklung zu hemmen und sich das
händler, die f ür ihre Rechte demonstrierten, geschwächte Land zu unterwerfen!
wurde Polizei mit Maschinenpistolen und Maschi-
In ihrer politischen Kurzsichtigkeit wollen diese
nengewehren eingesetzt.
Zehntausende von chinesischen Bauern und Kreise, die sich das Ziel stecken, den ,,riesen'
haften chinesischen Markt" auszubeuten, nicht
Kulis sind in diesem Winter dem Hungertode die einfache Wahrheit begreifen, daß dieser ,,Rie-
preisgegeben. An manchen Orten wurde Kanni'
senmarkt" in hohem Maße eine Schinräre bleibt,
balismus festgestellt. In einigen Bezirken haben solange die Volksmassen Chinas, von feudalen
hunderttausende Einwohner ihre alten Wohnsitze
überbleibseln umstrickt und der elementaren
verlassen. * * {. demokratischen Rechte beraubt, ein ewiges Hun-
gerdasein führen. Sie können auch die sonnen-
Ist es verwunderlich, daß die demokratlsche klare Tatsache nicht begreifen, daß sie durch
Weltöffentlichkeit bei Beurteilung der Politik der den Versuch, mit Hilfe von Wirtschaltsverträ-
l0
19'' NBUI zEtl Nr. I
gen China in ihre Kolonie zu verwandeln, in den Hälfte 1946 mußten in diesen Städten bereits
chinesischen Industrie- und Handelskreisen, unter Dutzende chinesischer Fabriken und Unterneh-
den Vertretern der freien Berute und in jenem mungen schließen, die der amerikanischen Kon-
Teil der Beamtenschaft, der das nationale Seibst- kurrenz erlagen. Und wie hätten sie auch dieser
bewulJtsein noch nicht völlig eingebüßt hat, eine' Konkurrenz standhalten sollen, wenn z. B. in
immer größere Feindseligkeit gegen sich erregen. Schanghai eine Tonne chinesischen Stahls
Davon zeugt vor allem das Urteil, das die Zei- 800 000 chinesische Dollar kostete, eine Tonne
tung ,,Takungpao" und zahlreiche Vertreter der amerikanischen Stahls hingegen 300 000.
bei der Kuomintang beslehenden Gruppe po^i- Washington hat mit Nanklng außer dem Han-
tischer Wissenschaf ten, der Demokratischen delsvertrag auch andere Abkonrmen geschlossen,
Liga, verschiedene industrielle und andere unab- die China noch lester an das amerikanische Mono-
hängige Ceschäftskreise Chinas über den im polkapital ketten. So wurde nacb Mitteilungen
November abgeschlossenen chinesisch-amerika- oer cninesischen Presse eine Vereinbarung Ee-
nischen Handelsvertrag gefällt haben. troffen, künftig amerikanischen Schiffen chinesi-
Dieser sogenannte,,Freundschalts-, Handels- sche Häfen zum Ankern und überholen zur Ver-
und Schiffahrtsvertrag" verbirgt hinter schönen fügung zu stellen, und ein Abkommen geschlos-
Worten von ,,gleichen Rechten" der vcrtrag- sen, das der amerikanischen Luftflotte erlaubt,
schlielJenden Parteien derartige f aktische Vor- Flüge über chinesischem Gebiet auszulühren. Am
teile für dre USA, daß sie vieliach die exterrito- 19. Dezember 1946 gaben die Kuomintangbehör-
rialen Rechte ersetzen, deren sich die Vereinig- den bekannt, daß die Häfen Tsingtao und Ising-
ten Staaten auf Grund der früheren ungle:chen wangtao für die aus,ländische Schrriahrt geschlos-
Verträge mit China erfreuten. ,,Gleiche Rechte" sen werden. Offenbar werden sie zu amerikani-
sind für das mächtlge amerikanische Finanzkapi- schen Ftottenslützpunkten ausgebaut. Die Presse
tal und das schwache, unentwickelte chinesische weist darauf hin, daß dem chinesischen Handel
Kapital alies an.dere als glelche Rechte. Wer aus der Schlie{Jung dieser Häfen neuerdings gro'
möchte bezweifeln, daß diese ,,gleichen ftechte" ßer Schaden erwächst.
dem allmächtigen amerikanischen Monopoikapi- England bemüht sich, Amerika keinen allzu
tal die volle Möglichl<eit geben, die jungen Triebe grol3en Vorsprung zu lassen, und führt mit Nan-
der nationalen lndustrie Chlnas, die sich zudem in king Verhandlungen über den Abschluß ebensol-
dem dichten Spinngervebe feudalcr überreste cher,,gleichberechtigter" kommerzieller und an-
nicht rühren kann und den Schlägen des von der derer Abkommen. Aber die Nankinger Qegrerung
Reaktion entfachten Bürger[riegr ausgesetzt ist, verlegt sich auis Feilschen und will sich
rasch und erbarmungslos zu zertreten? eingeweihte Journalisten erklären - wie
auf ,ameri-
Der ,,gleichberechtigte" Vertrag, den die Ame- kanischen Rat davor drücken, England - die Privi-
rikaner mit der I(uomlntangregierung abge- legien zu gewähren, die sie den USA zuerkannt
schlossen haben, gibt ihnen das Qecht, in den hat. ln englischen Geschältskreisen herrseht des-
chinesischen Industrie- und Handelsunterneh- halb wachsende Unzulriedenheit.
mungen Kapitalien anzulegen und diese Unter- Aber wie die Verhandlungen über den englisch-
nehmungen zu leiten. Sie erhalten das Recht, in chinesischen Hantleisvertrag auch auslaufen
China Landstücke und immobilien zu erwerben. mögen, chinesische Kreise legen schon jetzt große
Der Vertrag hindert die Einführung von Schutz- Unruhe an den Tag, weil das amerikanische Kapi-
zöllen und die Errichtung von Zollschranken. tal sich in Chlna wohler fühit als sogar auf Cen
Nach Abschluß des Vertrags erklärte die Zeitung Philippinen, weil die amerikanischen Geschäfts-
ig ,,Takungpao", ebenso wie der ungleiche Ver- leute die chinesischen Städte mit ihren Erzeugnis-
trag mit England nach dem Opiumkrieg China sen überschwemmen, die nationale lndustrie Chi-
auf fast hundert Jahrd unter die Botmäßigkeit nas rasch niederkonkurrieren, sie zur Produk-
Englands gebracht habe, genau so drohe d:eser tionseinschränkung zwingen, die Fabrikanten
chinesisch-amerikanische Vertrag, China aui gute ruinieren oder die chinesischen Kapltalien aus
hundert Jahre den USA auszulielern. der Produktion hinaus- und in die Spekulations'
Schon jetzt wirken sich die ,,gleichen Rechte" sphäre hineindrängen.
verderblich auf die chinesische lndustrie und die ln of Iiziellen amerikanischen Deklarationen
gesamte Wirtschaft in dem von der Kuomintang wie vor behauptet, die Tätigkeit der,
rvird nach 'Vertreter
beherrschten Teil Chinas aus. Industrie und Han- politischen der USA in Chinä sei und
del Chinas leiden immer stärker unter der ame- bleibe lediglich eine Vermittlertätigkeit zwischen
rikanlschen Konkurrenz. Schanghai, Tientsin, den beiden sich bekämpfenden Parteien, die Wrrt-
Peiping und andere Städte sind mit amerikani- schafts- und Finanzhilfe für das reaktionäre La-
schen Waren überschwemmt. In der zwelten ger der Kuomintang verlolge humane Ziele, und
tt
Nr. 2 xtut zEtr lot
die An wesenheit amerikanischer Truppen h: gen die Unterstützung der chinesischen Reaktion
China sei ausschlielJlich durch die Notwendigkeit auitritt, stehen untei den Vertretern des Fort-
hervorgeruien, bet der Evakuierung der Japaner schritts nrcht an lerzter Stelie.
zu helf en. lndessen wird das Vorgehen der ln China selbst haben die demokratischcn
Amerikaner in China von der öffentlrchen Mei Kräfte nach der Auftei.ung der Gutsbesitzerlän_
nung sowohl rn Amerika selbst als auch in China dereren in den befreiten Gebieten ihren malJge-
und ln anderen Ländern als eme gegen die chrne. benden Einrlulj aui die Bauernschaft erweite-rt.
sische Denrokratie gerichtete lntervention aulge- Milii<-rnen von Bauern haben Land erhalten. 1946
fa lJt. waren viele Pächter zum erstenmal nicht genö_
tseachtung verdienen die Beweggründe, die in tigt, den Cutsbesttzern einen beträcht.ichen- teil
der letzten Zeit immer ofienherz:ger in den Vor- ihrer Ernte abzuliefern.
dergrund geschoben werden, um d:ese Interven- In mehreren Pnrvinzen Setschuan, Honan
ti<.rn zu rechtfertigen. So begründen die ,,New -
u. a. - haben viele Zehntausende unterdrückter
York l-lerald Tribune" und andere einflußrerche und hungernder Bauern die Agrarbewegung
amerikanrsche Zertungen die lnterventi<,rn damrt. gegen die Feudalverhältnisse auf- ihre Fa-hnei
daß sonst ,,die Konrnrunisten sich ganz Chirras geschrieben. Sie bedrohen die reaktionären Ar-
bernächtigen" würden, was seinerseits i,zur meen im Rücken. Immer breitere Kreise Chinas,
Errichtung der russ:schen Kontrolle über das darunter auch der vermögenden Klassen, erheben
ganze Land" führen könne. ihre Stimme gegen die Ai8enpolitlt aÄi'Kuomin-
Es ist die alte, leidrge lvielodie! . . . Diese Melo- tang, die den Lebensinteressön des Volkes Ab-
die von der ,,roten Gefahr" haben seinerzeit in bruch tut.
Tokio die Miiitaristen und Herren der.,,Zaibatsu"
. Cleichzeitig sind die Hauptstreitkräfte der
eintönig herurrtergelerert, als sie versicherten, ste chinesischen Demokratie in den schweren Kämp-
seien nur deshalb ,,gezwungen", China zu besel- fen gegen die inneren und äußeren Feinde wäh.
zen und in China Marionettenregierungen zu bil- rend der letzten anderthalb Jahre keineswegs
den, da.mit sie selbst und die ganze Welt vor dem rchwächer, sondern umgekehrt zahlreicher uid
Komrrrunrsmus bewahrt blieben. stärker geworden.
Daß sich in China manch einer an sowjetfeind- Vor fast tünfzig Jahren tat der amerikanische
lichen Provokationen gesundstoßen will, wird Staatssekretär Hay den bernerkenswerten Aus-
auch durch die unflätige Verleumdungs- un<l spruch:
Schimplkampagne bestätigt, von der in der letz.
ten Zert die von reaktionären Kuomintanqgrup- ,,Das Zenfrum der Weltstürme hat sich nach China
verlagert. Wer dieses Ricsenland begreift, besitzt für dii
pen kontrollierten Zeitungen .,Tschengjipao" und nächsten fünf Jahrhunderte den Schlüssel zur Welt-
,,Sintschunghuaschrpao" strotzen. Das bestätigen politik.'i
ferner die enrpörenrlen Gewalttaten und 5chika.
nen, denen die auf der Tsclrantschunbahn beschäi- Diese Erkiärung Hays mag übertrieben sein,
tigten Sowyeteisenbahner in der Südmandschurei lber für die amerikanischen und anderen auslän-
ausgesetzt sind. Kam es doch mehrfach so weil, dischen Politiker scheint doch die Zeit gekommen,
daß Sowjetbürger von im Dienste der chinesischen wo sie anf angen müssen, 'China und das chiue-
Miiitaristen stehenden Banditen ermordet wurden. sische Volk zu begreifen Ist es nicht Zeit, end-
Iich einzusehen, daß man den Drang nach Unab-
*** hängigkeit, Freiheit und Fortschritt, der dieses
Die grundlegenden Entwicklungstendenzen so. zum politischen Leben erwachte große Volk be-
wohl der internatir-rnalen Situation als auch der seelt, nicht mehr bändigen kann, wie auch der
militärpolitischen Situation in China selbst zeigen gleiche Drang des großen indischen Volkes und
indes, daß die internationalen und die innerpoliti- anderer kolonialer und halbkolonialer Völker nicht
schen Spekulationen Cer chinesischen Reaktlonäre mehr zu zähmen ist?! Alle Versuche, das chine-
auf Santl gebaut sind. sische Volk gewaltsam niederzuwerfen, führen
tJnzweif elha tt sind gegenwärtig Demokratie lediglich zu neuem Blutvergießen in China,
und Frlrtschritt in der ganzen Welt im Zunehmen be'chwören internationale Verwicklungen herauf
beqriffen. Das amerikanische Volk und seine de. und gefährden schließlich den Frieden und die
mokratische Öffentlichkeit, die so energisch ge- Sicherheit der Welt.
Ito NEUS ZII? ltI
I UF den beiden letzten Tagungen des Exekutiv- Deutschland und in einigen anderen Ländern
Abüros'der Weltföderation der Gewerkschaf' sowie der spantschen hrage so grotJes Augen-
ten in Washington und Paris wurden aktuelle merk widmet Diese Probleme wurden aul meh-
Entwicklungsprobleme der demokratischen Ce' reren Tagungen des Exekutivbür<-rs behandelt,
werkschaf tsbewegung in der Nachkriegswelt auch auf den berdeir letzten. Die Frage der Be-
erörtert. Sie betrafen vor al.em den Kampf um ziehungen und der Zusamntenarbeit zwischen
normale, günstige Bedingungen für die frerheit' der Weltföderation der Gewerkschaften und der
liche Gewerkschaftsbewegung, für die Organisa- UNOsteht gleichtalls nach wie vor auf der Tages-
tion und Tätigkeit der Gewerkschaftsverbände. ordnung.
Es ist ja kein Geheimnis, daß solche Bedingungen Auf der Washingtoner Tagung des Exekutiv-
bislang in vielen Ländern fehlen. büros wurde eine ganze Reihe von Fragen er-
Immer noch gibt es Länder, wo freie Ge' örtert und entschieden: die Beziehungen zur
werkschaf ten [ür die Werktätigen ein unter UNO, die Lage und Tätigkeit der Gewerkschaf.
den gegenwärtigen Regierungen unrealisierbarer ten in Triest und Julisch Krain, das Problem
Traum sind. In erster Linre betrifft das die bei' Francospaniens, die Leitung der Abteilung für
den Staaten der Pyrenäenhalbinsel: Spanien und Kolonialländer und Mandatgebiete, die Aufnahme
Portugal. In einigen anderen Ländern stößt die der philippinischen Gewerkschaften in die Födera-
Entwicklung der demokratischen Gewerkschaften tion, die Entsendung einer Kommission der Welt-
auf. den hartnäckigen Widerstand der eigenen föderation der Gewerkschaften nach dem Fernen
und fremder Machthaber, und es sind noch große Osten. Sie nahm Berichte der nach Deutschland,
Anstrengungen der Werktätigen vonnöten, da- dem Iran, nach Griechenland, Tunis und zur Kon-
mit dieser Wrderstand gebrochen wird und die ferenz der UNRRA in Genf entsandten Delega-
Gewerkschaftsverbände sich Ireie Bahn [ür ihre tionen der Weltföderation der Gewerkschaften
Entwicklung schaffen. Das bezieht sich auf-die entgegen. Schließlich wurde noch beschlossen, die
kolonialen und abhängigen Länder. Schließlich nächste Tagung des Generalrats im Juni I 947 in
hat die Reaktion in einer Reihe von Staaten eine Prag abzuhalten.
hef tige Offensive gegen die demokratischen Die gleichen Fragen standen großenteils auch
Volksrechte, darunter auch gegen die gewerk-- auf der Dezembertagung in Paris zur Debatte:
schaftlichen Freiheiten, eingeleitet. In der Regel die Cewerkschaf tsbeweuung im lran, in Grie-
gehen dabei lene reaktiortären Regierungen, die chenland, Deutschland, Tunii, Triest und im Fer-
sich der militärischen und wirtschattlichen Un nen Osten, die Haltung gegcniiber dem Franco-
terstützung gewisser Großmächte erfreuen, am regime und die Beziehungen zur. UNO. Es isI
frechsten und offensten gegen die Arbeit"'rbewe' hervorzuheben. dafJ in allen diesen Fragen ein-
gung vor. So rst es in Griechenland unij China. mütige und für alle Beteiligten annehmbare Be.
Denselben Weg hat die Reaktion auch im lran schlüsse gefaßt wurden.
eingeschlagen. Das Exekutivbürr-r beriet und bestätigte den
Das ist der Grund, warum die W."ltföderation endqültigen Wortlaut des von der Delegation der
der Gewerkschaf ten den Gewerkscha f tsbewe. Weltföderation der Gewerkschaften. dre im Fe-
gungen in Griechenland, im lran, in China, in bruar 1946 Deutschland besucht hatte. eistatte
It
Nr. I NEUE ZEII
ten Berichtes. Es beschloß, die Delegation nöch Vor der Pariser Tagung hatte Reza Rusta, der
einmal - vom 15. Januar bis 15. Februar - Vorsitzende der vereinrgten iranischen Gewerk-
nach Deutschland zu >chicken, damit sie fest- schaf ten, dem Exek utivbüro der Weltf öderation
stelle, welchen Fortschritt die deutschen Cewerk- telegraphisch mitgeteilt, der gegen die Gewerk-
schaften im Kampl um die Einheit der Cewerk' sqhaftsorganisationen und Gewerkschaftsfunk-
schaftsbewegung und die Demokratisierung des tionäre gerichtete Terror nehme bedrohliche
Landes genracht haben. Au[Jerdem soll die Kom' AusrnafJe an. In Sirab (Masanderan) hätten
mission dte Bedingungerr prüfen, unter denen die dte tsehörden einen ZusammenstolJ mit den l3erg-
deutschen Gewerkschalten in die Weltföderation arbeitern provoziert und gegen sie Truppen ein-
aulgenommen werden können. gesetzt, die von der Wafle Gebrauch machten.
Celegentlrch der Erörterung dieser Frage In diesem Bezirk sei der Belagerungszustand
stellte die Pariser Tagung mit Genugtuung fest, ve.rhängt worden. Drei absolut unschuldige Berg-
daß srch die Verbindungen der Föderation mit arbeiter seien vom Standgericht zum Töde, vier
dern Kontrollrat der Verbündeten gefestigt haben. zu lebenslänglichem Gef ängnis und siebzig zu
Aui Cer Sitzung des Exekrrtrvbüros waren Vertre' Verbannung oder anderen Strafen veruiteilt
ter de' Drrektoriutns für Arbeitsf ragen im Kon' worden. Viele Bergarbeiter seien verhaltet. ln-
trollrat der Verbündeten anwebend. Sie beteiligten folge des Belagerungszustandes seien die lndu-
sich an der Diskussion über dte weitere llilfe, wel' strieunternehntungen in ganz Ma:anderan von
che die Welttöderation bei der Entfaltung der Regierungstruppen besetzt. ln der Stadt Schahi
Gewerkschaftsbewegung tn Deutschland und der seien 300 Textilarbeiter verhaftet worden. Diese
Herstellung ihrer Einheit teisten könne. Uber die Arbeiter würderr auf ßefeh.l des Militärgouver-
Aulnahme der deutscnen Cewerkschaften in rlie neurs gefoltert. Sohaisch, ein Mitglied des Ge.
Weltlöderation wird möglicherweise auI det Sit' werkschaftsrates von Masanderan, sei zu Tode
zung dt's Generalrats der Föderation in Prag end' gefoltert worden.
gültig entschieden werden. V<.rrläufig richtete das ln Teheran seien.die Druckerei der Volkspartei
Exek utivbürt.' an alle internatiorralen Berufssekre- und des Zentralrates der Gewerk>chaf ten sowie
tariate das schriftliche Ersuchen, sich der voreili- der Klub der Eisenbahnergewerkschait und der
gen Auf nahme einzelner deutscher Gewerkschaf - Erani Klub zerstört worden. Am 13. Dezember
Ien zu enthalten, wie dies schon einmal der Fall seien auch der Klub und das Gebäude des Zen-
war, als das internationale Transportarbeitersekre- tralrats der Cewerkschaften demoliert worden.
tariat aui seinem Kongreß in Zürich beschloß, Werter hiefJ es in dem Telegramm, die Arbei-
den Transportarbeiterverband der englischen terklasse des lrans sei aufs höchste ernpört über
Besatzrrngszone Deutschlands aufzunehnten. die Gewaltakte an den Werktätigen, das Ierror-
Auf der Washingtoner Tagung des Exekutiv' regime und die Willkür der f aschrstisch gesinnten
büros berichtete Louis Saillant, der General' Satrapen. Das Telegranrm enthielt die [Jitte, un-
sekretär der Föderation, über die Tätiekeit der verzüglich erne Kornmission der Weltfoderation
iranischen Geu'erkscnaften und den auljerordertt' der Gewerkschalten nach dem lran zu entsenJen
lich warnten [:mpfang. den dre iranischen Arbei' urrd den iranischen Gewerkschaiten schnellstens
ter ihm als Vettreter der Föderafion im Sommer Hilfe zu erweisen.
v. J. bereitet haben. Nur die Stadt Abadan, wo Das Exekutivbüro beschloß, in nächster Zu-
unter derr Arbeitern der Anglo lranischen Erdöl' kunft eine Kommission nach dem lran zu
gesellschaft gera.le IJnruhen ausgebrochen wa' schicken, an der Vertreter der britr'chen Irade-
ren, durlte Saillant nicht besuchen. Das E,xekutiv' Unlons, der amerikanischen lndustrieverbärr,le
biiro beschltrß, die iranischen Gewerkschalten in und des Zentralrats der Gewerkschaften der St.rw-
die Weltiörleration aufzunehmen. jetunion teilnehmen.sollen, um die Lage det
ßekanntlich ist jedoch die iranische Reaktion dortigen Gewerkschaften zu untersuchen. AutJer-
in tjer letzlen Zeit mit Unterstiilzung der Be- dem wurde eine von Louis Saillant gelührte
hörden gegen alles, was im Lande demokratisch Delegatton der Weltföderation beim irani>chen
ist, inshesondere gegen die iranischen Cewerk' Gesandten in Paris vorstellrg und legte gegen die
scha f ten, rficksichtslos zu Felde gezogen. ln ErsctrtelSung von Arbeitern und die Zerschlagung
einern Teleqranrrn an den iranischen Minirterprä- der iranisclien Gewerkscha[ten Protest errr. Die
sidenten hat Louis Saillant attf den Ernst der ent- Delegation forderte die Freilassung aller verhat.
sf26flenen Lage hingewiest'n. Vor allem teilte er teten Arbeiter, die Rilckgabe der den Gewerk.
mit, dafJ, vorlieqen'len Meldrrngen zulolge, die schaften gehörenden Cebäudö und Druckereien
Anqlolranische Erdölgesellschaft ihre tJnter- und ihre [3ewachung, Gewährleistung norrnaler,
driickrrngspolitik gegen die Gewerkschaiten fort. Bedingrrngen für die Tätiskeit der Gewerkschaf.
setzt, was zu neuen sozialen Konllikten Anlaß gibt. ten, Sicherheit für das Leben der führenden
t4
Nr. I HEUI Z.E I ? l94t
Gewerkschaftsfunktionäre und Pensionen für die in allernächster Zeit ändere, müsse die Födera-
Witwen und Waisen der während der Zwischen- tion die griechische Frage vor die UNO bringen.
lälle umgekornmenen Arbeiter. Der Gesandte Um sich endgültig und erschöpfend über die Lage
versprach, diesen Protest und diese Forderungen der griechischen Cewerkschalten zu inlormieren,
an die iranische Regierung weiterzuleiten. beschloß das Exekutivbüro erst einmal, Vincent
Auf beiden Tagungen des Exekutivbüros wurde Tewson, den Ceneralsekretär der biitischen Trade-
der Lage der griechischen Gewerkschaften gro- Unions, als Vertreter der Weltföderation an Ort
ßes Augenmerk geschenkt. Auf der Washing- und Stelle zu entsenden. Wenige Tage später
toner Tagung löste der Bericht L6on Jouhaux', gab der Generalrat der britischen Trade-Unions
der im Auftrag der Weltiöderation Griechenland seine Zustimmung zut Reise Tewsons nach
besucht hatte, lebhafte Diskussionen aus. Der Griechenland.
Berichterstatter beschrieb die bedrängte Lage der Die beabsichtigte Entsendung einer Kommission
demokratischen Gewerkschaften Griechenlands, der Weltföderation der Gewerkschaften nach den
die von der monarchistisch-faschistischen Regie- Ländern des Fernen Ostens (China, Japan, Korea
rung unausgesetzt verfolgt werden. Jouhaux er- rund Birma) löste aul der Washingtoner Tagung
klärte, in Griechenland sei ihm bei der Erfüllung eine längere Diskussion aus. Ein entsprechender
seiner Aufgabe vielfache Hilie erwiesen worden. Beschluß war bereits im Juni 1946 auf der Mos-
Nur bei den reaktionären griechischen Behörden kauer Tagung des Exekutivkomiiees der Föde-
und der englischen Gesandtschaft habe er keiner- ration gefaßt worden. Aber die Kommission ist
lei Unterstiitzung gefunden. bisher nicht abgereist. Ja, die meisten Mitglieder
In der Resolution über Griechenland erklärte dieser Kommission teilten mit, sie könnten nicht
das Exekutivbüro, daß es ,,das Vorgehen der vor Frühjahr 1947 fahren, weil sle mit unauf-
reaktionären Qegierung Griechenlands verurteilt, schiebbaren Angelegenheiten überlastet seien.
die den Arbeitern die demokratischen Freiheiten Der Vertreter der Sowjetgewerkschaften er-
entzieht und ihnen verbietet, ihre gewerkschaft- klärte, er halte diesen Zustand für unnorma!, und
lichen Rechte frei auszuüben". Das Exekutivbüro bestand auf baldigster Abreise der Kommission.
beschloß, von der griechischen Regierung die Dafür gab es sehr gewichtige Gründe. Tschu-
Wiederherstellung der gewerkschaftl:chen Frei- suefan, der Vorsitzende der chinesischen Arbeits-
heiten zu verlangen. Besonders wichtig ist der assoziation und einer der stellvertretenden Vor-
erste Punkt der Resolution, in dem es heißt: sitzenden der Weltföderation der Gewerkschaf-
ten, hatte telegraphisch die alarmierende Nach-
,,Das am l. März 1946 gervählte Büro der Allge.
meinen Arbeitskonföderation Griechenlands i.rt als ein. richt mitgeteilt, daß die Kuomintangbehörden die
zlge repräsentative Körperschalt der Gewerksclraf{en Gewerkschalten zerschlagen. Tschusuefan selbst
des Landes zu betrachten. Kein anderes Büro oder konnte wegen der bekannten Ereignisse in China
Komitee kann das Vertrauen der Weltgewerkschafts. der Sitzung des Exekutivbüros nicht beiwohnen.
bewegung genießen."
Auch die Gewerkschaften Japans und l(oreas
So lautet der Beschluß der Washingtoner Ta- warten voller Ungeduld auf die Ankunft der
gung. In Paris lagen neue Tatsachen vor, die zei, Kommission der Weltföderation.
gen, wie die Regierung Tsaldaris die demokrati- In der Zeit zwischen den beiden Tagungen des
schen Gewerkschaften Griechenlands schikaniert Exekutivbüros spitzte sich die Lage in China
und verfolgt. Paparigas und Stratis, zwei in Paris noch mehr zu. Die Verfolgung der demokrati-
eingetroffene Sekretäre der Allgemeinen Arbeits- schen Gewerkschalten durch die Kuomintang-
konföderation Griechenlahds, berichteten dar- reaktion wurde noch schlimmer. Tschusuef an
über. Die Regierung Tsaldaris weigert sich, den konnte auch an der Pariser Tagung nichi teil-
griechischen Gewerkschaften die demokratischen nehmen. Während er sich zvr Abreise nach
Freiheiten und die zentrale Leitung wiederzuge' Europa anschickte, verübte ein Agent der Kuo-
ben, die vor einigen Monaten gesprengt wurde. mintangreaktion ein Attentat auf ihn und brachte
Gestützt auf ausländische Truppen, verschärfen ihm schwere Verletzungen bei.
die griechischen Behörden den Terror gegen die Die Pariser Tagung des Exekutivbüros be-
Demokraten. Im ganzen Lande werden Gewerk- schloß, die Kommission der Weltföderatiott müsse
schaftsfunktionäre, aktive Demokraten und ein- unverzüglich nach dem Fernen Osten reisen. Die
fache Arbeiter, deren einzige Schuld darin be- Mitglieder dieser Kommission, der auch Ver'
steht, daß sie beim Referendum nicht für die treter des Zentralrats der Gewerkschafien der
Monarchie, sondern für die Republik gestimmt Sowjetunion angehören, werden am 10. März in
haben, niederträchtig ermordet. Tokio eintreffen und ihre Arbeit aufnehrnen.
In der Diskussion hierüber erklärte Louis Sail- Die Washingtoner Tagung nahm die Berichte
lant, wenn sich die Lage in Griechenland nicht der Gewerkschaf tsleitungen einzelner Lärrder
I5
llr. I t|tul trtt
über die Kampagne gegen das Francoregime den und die Demokraile zum Ausdruck komme,
enlgegen, die auf der Moskauer Tagung - des und beschloß, auch weiterhin darauf i, O.rt.frun,
-wai,
Exekutivkomitees beschlossen worden und daß der Föderation in_ der UNO ;i; irtai, einge.
stellte fest, daß der Aufruf des Exekutivltoinitees räumt wird, der der Wichtigkeit ihrei-iatigk"eit
. ,,unter den Werklätigen alrer demokratis,.hen [,änder entspricht.
ein lautes Echo qeweckl und vollcs Verständnis für die Auf der kürzlich beendeten Tagung der Gene-
große Gefahr gefunden hat, die das faschistisene Re-
gime Francos für den Weltlrreden und die Weltsicher- lliy^uluTrtung
gation .wurde der von ääi--Sowletoete.
eingebrachte Antrag angenommen, eine
heil darstellt".
qngele Zusammenarbeit zwischän der üruO unO
der Weltlöderation der Gegwerkr.f,rft.n
zuführen. Die Föder.ation *hat j;l;t ';;; Rechi,
Das Exekutivbüro beschloß eihmütig, die Kam- h;r;;l:
pagne gegen das Francoregime lortzusetzen und
zu verbreitern. ln dle':em Zusammenhang wrrrde dem Wirtschafts- und Sozialrat tiuä*n-ru unter.
eine Resolution ,,f ür einen iestgef ügten urrrl breiten, die dann in die vorlärng,.TräuLrdnung
dauerhaften Frieden" angenommen. Das Exeku- gufgenommen werden. Dieser BescrlLä irt ein
tivbüro forderte die Regierungen der vereirrten )cnntt vorwärts zut festeren Zusammenarbeit
n-ationen au[, zur Politik der Freundschaft und zwischen den beiden Organisaticmen, äär
ifrrem
engen Zusammenarbeit zurückzukehren, die ein- gemeinsamen Kampf für- Frieden und -sozialen
zig und allein einen dauerhaften Frieden verbürge, rorrscnntt zugute kommt.
und empfahl den Mitglledern der Föderation, Pariser T.agung beschloß, konkrete Fragen
-.^Die
vo.rzumerken, die dem Wirtschafts.
,,ihre Regierungeo davon in Kenntnis .zu setzen. da8 uni Sozial_
rat vorgeleq! werden sollen. Solcher Fragen, Oie
sie entschlossen sind. die Vorberettungen für einen
11susn l(rteg zu durchkreuzen und die bösartigen fa. von großer Bedeutung tür die a.Ueitein*.egung
schistrsch reaktionären Krälte zu überwältiqen, die heute der Welt sind, haben sr.ct, uel Jer idauruilon
den Weltlrieden bedrohen und dieselbe ldeologie auf wenig..angesammelt. Sie ergeben 'ausnicr.rt
ihre Fahnen gesehnebeq haben wie der Nazismus und sich
Faschismus". Beschlüssen der Londoner -fV.rtf,nnär.n, den
der
Gewerkschaften und des parisei
Kurz vor der Pariser Tagung des Exekutiv- fungi.r.ur.
erster Linie betreffen sie aie gei.'it?irng fn
"organi-der
büros laßte die UNO Ceneralversammlung einen Rassen.iisk riminierung. die Freiheli'
aei
BeschlulJ hinsichtlich Spaniens, der alle. Mitglied' sation und der Tätigtiiit der ,femo'rirallscnen
Ge_
staaten der UNO verpflichtet, ihre lJotschafter werkschaften, die bewähir;;
und Gesandten aus Ma.drrd abzurufen. Löon Jou- iür. gleiche Arbeit, den Kampf ;i;;;Jn r-or,n.
haux,' eirrer der .stellvertretenden Vorsitzenden ?*äun-aiu"arbeits-
losigkeit, bezahlten Urlaub i,ir-Äiü.itä,
dcr Wettlöderation, ,nahm auf der 'Tagung der gestellte u dsl. m. und An.
Generalversammlung an der Diskussion hierüber Ziemlich läse wurde auf der pariser
Tagung
aktiv teil. Dre Pariser Tagung des Exekutivbüros des Exekutivbü"ros über einen gntwrri'äiskutiert,
erklärte, sie betrachte diesen ljeschluß der Ge' der Bestim-mungen für die produt iionsr-ttnitrn-
ncralversammlung ledrglich als ersten Schritt
zum völligen Abbruch der diplomatischen und FqL.dej' Welttrideration der c";;;k;;h;jren be.
trif ft. Diese Bestimmungen waren zunächst
vom
kommerziellen Beziehungen zwischen den demo Exekutivbüro gemeinsaä mit Vertiei"ii' Oer
tn_
kl atischen Ländern urrd der Francoregierung.,Sie ternationalen Berufssekretariate durchberaten
beschloß, ihre aul die Wiederherstellung der De. worden. Nach längerer Diskussion ,riaon
mok ratie in Spanien gerichteten Bemühungen
in den
Entwurt eine Reihe Abänderungen fund Zusätze
fortzusetzen und dem spanischen Volk entspre" aufgenommen. Der Generalsek ra-tar rriA"
beauf-
chende llilfe zuteil werden zu lassen. tragt, den Entwurf entsprech"na rrrürrbeiten
CrolJes Augennrerk schenkt dre Weltföderation und. jhn den Mitgliedern'des g".f rii"n,iros
zu-
der Gewerkschaf ten ihren Beziehungen zur UNO. zuleiten.
Bis zur Washingtoner Tagung hiell :ich die Zu Abschließend noch einige Worte über eine
sammenarbeit dieser beiden internationalen Or- di; i; öäpt.ru.,
yj9!tise. Orga-nisa'tionsfrag?,'Taqune,
ganisationen in recht engem Rahryren und zeitigte 1946 auf' der Washingtone'r
nrrr gennge Resultate. Die Vertreter der Förlera
,.Än arctl
nicht.endsütfig. gelöst wurde. gi nä'n,tett sich um
tion besaßen ledislich da. Recht, den ölienllichen -der
den Vorsitzenden der Weltföderation Ce-
Silzungen des Wirtschafts- und Sozialrats als rve rksc ha f ten.
Beobachter beizuwohnen. Die Washingtoner Ta- Bereits irn Juni lg46 hatte Lorrj Walter Citrine
gunq vertral die Ansicht, daß darin eine oflen auf der damaligen Tagung des Exekutivkomitees
sichtliche [ /nterschätzung. der Auf qahen der in mitgeteilt. er trete als Vorsitzender der Föderal
der Föderation zrrsammengeschlossenen üher 70 fion zurfick" da er mit einem verantworiliche,n
Millionen Werktätigen im Kampf für den Frie- Posten in der Verwaltung der engliich* KuH"n.
t0
l9t, xtul zttr Xr. 2
lndustrre betraut worden sei. Die Washingtoner Die Pariser Tagung des Exekutivbüros schloß
Tagung des Exekutivbüros hatte also einen neut'n Mitte Dezember, am Vorabend des neuen Jahres
Vorsitzenden zu'wählen. Schon vor ihrem Beginn 1947.In diesem Jahr rvird die Weltfödcration der
teilte Walter Citrine mit, der Generalrat der bri' Ge,,verkschaften ihre Tätigkeit voll zr-r entfalten
tischen Trade-Unions habe ihn. beauitragt, als haben. Sie wird nicht nur die Aufgabep- eriüJ]en.-.
neuen Vorsitzenden der Föderation Arthur Dea' mfissen. rror denen sie jetzt steht, sondern zwei-
kin, den Generalsekretär der englischen Trans' lellos auch aui eine Rerhe neuer schrvieriger Pro-
porta rbeitergewerkscha f t, vorzuschla gen. bieme stoßen. Herrscht in der Föderation Eln-
Nach längerer Diskussion wurde beschlossen, niütigkeit, sind ihre Reihert geschlossen, dann ist
Arthur Deakin zum provisorischen Vorsitzenden der Erlolg ihrer Tätigkeit verbürgt. Wir begin-
zu ernennen, bis das Exekutivkomitee und der nen das neue Jahr mit der festen Uberzeugung,
Generalrat ihre E,ntscheidung treffen. Deakin daß die Weltföderation der Gewerkschaften die
hielt eine leidenschaltliche Rede, in der er sagte, lloffn ungen rechtiertigen wird, welche die 70
I er lüge sich restlos den Direktiven des Exekutiv' Ä{illionen Arbeiter, die in den'ihr angeschlos-
büros und werde loyal und aktiv arbeiten. senen Gerverltschaiten der Welt organislert sind,
at* auf sie setzen.
I
lnlernalionale Umschau
(Nolizen)
nische Regierung den Regierungen anderer sou' 1938 bis 1943) der einzige Staat geblieben, der
veräner Siaaten vorschretDen kann, mit wem sie Hitler faktisch Widerstand geleistet habe, wird in
Handel zu treiben haben und mit wem nicht, und dem,,Rot-Weiß-Rot-Buch" ausgeführt.
wem sie was verkaufen dürfen. Weiter wird behauptet, in österreich habe es
Die Mitglieder dieser Kommission leben allem f ast keine Nationalsozialisten gegeben, Oster-
Anschein iach mehr in der Vergangenheit als reich sei nach dem Anschluß für die Hitlerfaschi-
in der Gegenwart. Sie träumen offenbar von den sten eine Hölle gewesen, und es habe sogar mili-
ersten Janren der Existenz der jungen Sowjet- tärisch aktiv mitgekämpft, um sich zu beireien.
republik, in welcher Zeit sich Leute fanden, -die Tatsachen, Beweise, Dokumente werden in
deh Versuch unternahmen, unser Land zum Ob' dem Buch nicht angeführt. Die Auszüge aus den
iekt einer Wirtschaftsblockade zu machen. Die' Begründungen der Urteile, die faschistische Ge-
äes Unterfangen ist auch damals schmählich ge- richte gegen einzelne österreicher gefällt haben,
scheitert. Heutzutage sind derartige Pläne natür' können nicht als Beweise betrachtet werden.
lich noch sinnloser. Auch in Hitlerdeutschland selbst gab es ja Sabo-
Die Washingtoner Kommission rechnet viel' tageakte in der Produktion oder Ausbrüche der
leicht gar nicht so sehr mit der Qealisierung Unzufriedenheit mit den faschistischen Zustän-
ihrer Piäne. Aber die internationale Atmosphäre den; dort wurden Tausende von Menschen in die
nach Kräiten vergiften, das ist gewiß die Absicht Gefängnisse und Konzentrationslager gervorien.
ihrer Drahtzieher. Die Verfasser des offiziellen ,,Rot-Weiß-Rot-
Buches" meinen offenbar, die Völker hätten ein
kurzes Gedächtnis. Diese Spekulation ist un-
EINE WIENER MASKERADE richtig. Niemand hat vergessen, daß die öster.
rcichlsche Qegierung (die, nebenbei gesagt, aus
Bekanntlich ist in die Tagesordnung der für Vertretern der gleichen katholischen Kreise be-
den 10. März nach Moskau einberufenen Ta- stand, die heute an der Spitze der regierenden
gung des Außenministerrats die- Frage des Frie-
,,Volks"partei stehen) in der Zeit von Januar bis
densvertrages mit Österreich aufgenommen wor- März 1938 keinen Finger gerührt hat, um denr
den. Bekannt ist auch, daß die im November Hitleraggressor Widerstand zu leisten. {lan weiß,
1943 veröffentiichte Österreich-Deklafation der daß di;Führer katholischer und soziälistischei
drei verbündeten Mächte festgesteilt hat, daß Gruppen im Lande Anhänger des Anschlusscs
österreich die Verantwortung für seine Betei- österreichs an Deutschland waren. Auch jetzt
ligung am Kriege auf seiten Hitlerdeutschlands tragen sie sich mit Ideen von einem neuen
trägt und daß ,,bei der endgültigen Regelulg-un- Anschluß. Es war kein Zuta\l, daß Vertreter der
weigerlich sein eigener Beitrag zu seiner Befrei- österreichischen Sozialisten kürzlich an einer
ung berücksichtigt werden wird". Münchener Konferenz teilnahmen, wo die Schaf-
Im Jahre 1943 hatte eine solche Erklärung die fung einer,,Föderation süddeutscher Staaten"
Bedeutung einer Warnung: Österreich hatte die erörtert wurde,
Möglichkeit, wie das einige andere Länder, die
sich am Kriege auf seiten Hitlers beteiligten, ge'
In den Jahren des Krieges war österreich die
w!chtigste Waf fenkammer der hitlerfaschistischen
tan haben, sich dem Kampf gegen Hitler anzu-
schließen. Österreich hat von dieser Möglichkeit Kriegsmaschinerie. Sogar in dem,,Rot-Weiß-Rot-
bekanntlich keinen Gebrauch gemacht.
Buch" wird im Vorbeigehen erwähnt, wie die
Alles dessen eingedenk, beschloß die österrei-
zum Göringkonzern gehörenden österreichi-
schen Werke der Alpinen Montan während des
chische ftegierung, sich auf die Tagung des
Außenmlnisterrats auf eigene Weise vorzuberei' Krieges ihre Produkiion erhöht haben. Hundert-
tausende von österreichern haben in der Hitler-
ten. Ende Dezember 1946 erschien in Wien ein armee gedient.
ziemlich umfangreiches,,Rot-Weiß-Rot-Buch",
herausgegeben von der österreichischen Regie' Natürlich gab es in österreich auch Personen
rung. und politische Gruppen, die den Hitlerokkupanten
DJeses Buch soll entgegen den Tatsachen Widerstand leisteten. Das Ausmaß dieses Wider-
zeigen, Österreich habe die Forderungen der standes war jedoch ziemlich bescheiden. Der
Delilaration von 1943 längst erfüllt und einen österreichische,,Widerstand" machte sich nicht
ernst zu nehmenden Beitrag für den Kampf ge- einmal in den Tagen bemerkbar, als die Sowjet-
gen Hitlerdeutschland geleistet. Man erfährt, daß arnlee Wien erstürmte.
'Österreichs Widerstand bereits im Jahre 1938 Die Moskauer Deklaration sah die Notwendig-
begonnen habe.
- keit vor, österreich nach der Vertreibung der
Österreich sei der erste freie Staat gewesen Hitlerfaschisten zu demokratisieren. Kann sich
und füni Jahre lang (gemeint ist die Zeit von die heutige österreichische Regierung rühmen,
t9
Nr. I xlut lttl
auf diesem Gebiete Erfolge erzielt zu haben, ins- In ihrem Wahlaufruf spricht seine Partei sich
be sondere bei der Reinigung des Landes von Hit- für die Fixierung der polnischen Westgrenzen an
lerfa'chisten? Das',,Rot Weiß-Rot-Buch" schweigt der Oder, der Neiße und der Ostsee aus. Dieser
sich hierüber aus. Die österreichische Presse Frontwechsel muß unweigerlich Erstaunen her-
selbst pber macht Mrtteilung von dem Unwesen vorrufen, wenn man berücksichtigt, daß die
dcr Nazis im Staats- und Wirtschaftsapparat und Presse dieser Partei sich noch vor kurzedr gegen
registriert das Fehlen ernstlicher Maßnahmen diese Grenzen ausgesprochen hat. Die Partei Mi-
zwecks Ausrottung des Faschismus. kolajczyks erklärt sich jetzt sogar für eine An-
Angesichts aller dieser Tatsachen muß zuge- hängerin der Nationalisierung der lndustrie. Es
gehen werden, daß das ,,Rot Weiß Rot-Buch" ein verlohnt jedoch, an die Abänderungsanträge zu
Versuch ist, der Welt Sand in die Augen zLl dem Nation.alisierungsgesetz zu erinnern, deren
streuen, eine Maskerade, die den Zweck verfolgt, Annahme die Vertreter dieser Partei im Januar
die ftsglelungen der Croß'mächte und die öffent- 1946 anstrebten, als die Krajowa Rada Narodowa
hche Meinung zu desorientieren. das erwähnte Gesetz beschloß, Abänderungsan-
träge, die offensichtlich das Ziel verfolgten, diese
höchst wichtige Mal3nahme zum Scheitern zu
DIE METAMORPHOSEN MIKOLAJCZYKS bringen.
Es fällt schwer; an die Aufrichtigkeit des Auf-
Die Vorbereitungen für die potnischen Sejm- rufes zur ,,raschesten Durchführung der Boden-
wahlen sind in .ihr letztes Stadium eingetreten. reform" zu glauben, wenn man berücksichtigt,
Breite Massen des polnischen Volkes sprechen welche Anstrengungen die Mikolajczykpartei
sich für den Block der demokratischen Parteien aufgeboten hat, um diese Reform zu verun-
und für das Programm dieses Blocks aus, das glimpfen.
dazu aufruft, ein starkes, demokratisches Volks- im Juni v. J. einen
Die polnische Presse hat
polen zu errichten. Artikel von Wladimir Rzymowski veröffentlicht,
Mikolajczyks Partei Polskie Stronnictwo Lu- der mit Mikolaiczyk zusammen in der Emigra-
dowe hat in ihrer ,,,Gazeta Ludowa" gleichialls tion war. In diesem ,,Die Metamorphosen des
einen Wahlaufruf veröifentlicht, der offenbar Herrn Mikola jczyk " überschriebenen Artikel
das dieser Partei fehlende Programm ersetzen heißt es:
soll, Der ,,Glos Ludu" hat dieses Dokument mit ,,Die Wirklichkeit hat bestätigt, da8 der .Londoner'
Recht als ein Musterbeispiel politischer Heuche- Mikolajczyk - der Verbündete der Sosnkowski, Racz-
lei charakterisiert. kiewicz. Anders, der Bewunderer .Bor Komarowskis-
sich nach seiner Ankunft in Polen nicht veränderi hat.
Mikolajczyk und seine Anhänger wollen ihre Die reaktionären ldeale und Ziele. die er in London an-
wahre Polilik maskieren. Deshalb bedienen sie betete, bleiben sein Leilstern auch in Polen. Die Meta-
sich in ihrem Wahlaufruf aller wichtigen Losun- morphosen des Herrn Mikola tczyk zeigen also einen
gen des Bk-rcks der demokratischen Parteien. Sie unveränderliclten Zug: er war stets und bleibt auch
jetzt in vollem Einvernehmen mit der inneren und aus-
haben dern Bk:ck auch diejenigen Losungen ent- ländischen Reaktion."
lehnt, gegen die sie selbst dauernd aufgetreten
sind. Der Wahlaufruf Mikolajczyks ist wieder einmal
Die Wahlschwüre der Mikolaiczykpartei, wo. eine Metamorphose vom gleichen Schlage.
nach sie den inneren Frieden anstreben, stehen in
schreiendem Gegensatz zu ihrer Tätigkeit. Die TRICKS DER IRANISCHEN REAKTIONARE
zahlreichen Gerichtsprozesse, in denen die ver.
brecherischen Machenschaften der unterirdisch Nach denr ersten Weltkrieg, in der Zeit der aus-
tätigen fasclrrstischen und halbfaschistischen Ter ländischen Interventionen gegen die Sowletrepu.
roristenorganisationen (NSZ. WiN u. a.) unter- blik, verlangten die reaktionären Kreise lrans
sucht wurden, haben enthüllt, daß die Miko auf der .Pariser. Friedenskonferenz von 1919. daß
lalczykpartei die Basis und der LJnterschlupf der die südlichen Gebiete. unserec l.antles Trans-
Terroristen ist. Die Mitgliedsbücher dieser Partei kaukasien und ein Teil Mittelasiens
- an Iran
dienen als Passierscheine in die Höhlen der terro abgetreten würden.
-
ristisehen Illegalität. Diese Beteiligrrnq am poli Diese hirnverbrannte Forderung ist den irani-
tischen Ban.litlsmus zeugt am wenigsten von schen Reaktionären hei Beginn des zweiten Welt-
einem Streben nach innerenr Frieden im Lande krieges wieder eingefallen. Atrfgehetzt von den
Die lleuchelei der Wahltaktik M.ikolaiczyks ist Agenten der deut.chen Faschisten, nahmen sie
b:sonders anqchaulich in Fragen hervorqätreten ihre gegen die Sowielrrnion gerichteten annexio-
qie die Westgrenzen, die Nationalisierung der In- nistiscnen Fieberphantasien wieder artf. llekannt.
dustrie und die Bodenrelorm. lich sind nicht nur diese, sondern auclt viele
l0
Ntut zlrf Ni. I
N. I(RYMOWA
LS unsere Delegation Norwegen Lebewohl Iichkeit Schwedens schuld, die sich für das ge-
II L sagte und nach Schweden aufbrach, sagten knechtete Norwegen einsetzte.
uns die Norweger: *i.{.
,,ln Schweden ist's ganz anders als hier, da gibt Ausländer, die Norwegen besuchen, sind ent-
es alles in Hülle und Fülle." zückt von seinen Naturschönheiten, seinen Fjor-
den und Felsen, auf denen sich, scheinbar al,len
Manche sagten das einfach, ohne einen Unter- Naturgesetzen zum Trotz, üppiges Grürr aus-
ton von Nerd, bei anderen aber klang eine gewisse breitet.
Feindseligkert gegen die Schweden durch. Die Das Landschaftsbild Norwegens ist das alte ge-
beiden von alters her durch Tradition, Sitten und blieben, jetzt nach dem Kriege ist jedcch ein De-
Sprabhe miteinander verbundenen Länder haben tail hinzugekommen: neue Friedhöf e. Letzte
in den letzten f ünl Jahren ein verschiedenes Le- Ruhestätten der von deutschen Faschisten und
ben gefütrrt. Die Norweger, die unter der deut- Quislingleuten zu Tode gemarterterr und erschos-
schen Okkupation bitter zu leiden hatten und senen norwegischen Patrioten, und f:riedhöfe. auf
mutig gegen Terror und Cewalt ankämpften, denen russische Kriegsgelangene ruhen. Die einen
konnten nur schwer ihre verwandtschaftlichen wie dre andqrn Friedhofe stehen unter der beson-
Cef ühle für Schweden bewahren. das von seiner deren Obhuf des Volkes. Die russischen Krieger-
,,Neutralität" nicht wenig profitiert hat. gräber tragen die Namen der Tolen sorgfältig in
Schweden hat Norwegen in den schweren russischen Buchstaben ausgeführt. D:e Stadtvere-
Kriegsjahren nur wenig geholfen. ln der Unter- waltungen setzen den gefallenen Freiheitskämp-
haltung nrit uns karnen viele Norweger darauI zu fern'Denkmäler, ihre Gräber werden mit Blumen
sprechen, wie antif aschibtische Flüchtlinge aus bep fl an zt.
Norwegen in Schweden inlerniert, ins Gefängnis ,,Es ist unsere heilige Pflicht, die Gräber der
geworlen oder sogar an Deutschland ausgeliefert russischen Soldaten zu pllegen". sagen dre Nor-
wurden. weger, ,,sie haben Seite an Seite mit uns ge-
kämpft, ihnen verdanken wil unser Leben."
Hieran war natürlich nicht das ganze schwedi-
sche Volk und nicht die fortschrittliche Öffent-
Auch jetzt noch hat Norwegen unter den
schweren Folgen der deutschen Besetzung zu lei-
Ende l9lti besuchte eine Oruppe von Sorvjetintellektuellen
den. Wenn die Bevölkerung auch ntcht, rvie vor
die Harrplstädle sowie andere Großslädte Sehwedens, Nor' einem Jahr, Hunqer leidet, so sind die Lebens-
wegens, Dänemarks und Finnlands [Jnler den Delegierlen mittel und Massenbedarfsartike! doeh streng ra-
waren die ()perrtsängerirr Wera Dawydowa und det Ptantst tioniert. Die wichtigsten Lebensmittel sind Fische
U'U,ot der Schriltsleller Leonid Sobolew u. a'
^4srshanow, schwedische und norwegische Reise'
Wir verilflentlichen - Schelllische, Flundern und Herinqe - sou'ie
Gemüse, also das, was das Land und seine Ge-
eintlrficke der Delegatlonsteilnehmerin Nlna Krymowa' -
Die Red. wässer zu bieten haben.
lt
te,.) }IIUü t trl Nr. I
überall macht sich die Wohnungsnot fühlbar. In vielen norwegischen Häusern bewahrt man
Industrrewaren sind in den Läden sehr rar. Nur sorgsam von Russen empf angene Gescherrke:
Papierwaren sind in unbegrenzter Menge zu be- -kunstreich aus Stein oder Holz, aus einem Zahn.
kommen. Viele Fabriken sind zerstört, die Ein- 'bürstenstiel oder aus dem überrest eines Alunri-
richtungen zahlreicher Betriebe nach Deutschland niumlöffels geiormie Figürchen, Photographien,
abtransportiert. Von den 1200 vorzüglich aus- auf Papier[etzen niedergeschriebene Texie von
gerüsteten Handelsschilfen sind nur 465 übrig- russischen Liedern.
geblieben. Daber hat ja die Schiffahrt in der Es gibt natürlich auch in Norwegen Leute, die
Volkswirtschaft Norwegens eine sehr große Rolle das Volk vergessen lassen möchten, was es wäh-
gespielt. rend des Krieges gelernt hat. Charakteristisch für
Der Wiederaufbau der Industrie ist oft mit ganz die Stimmung der Volksmassen, darunter auch
eigenartigen Schwierigkeiten verbunden. So hat der lortschritttichen [ntellektuellen, ist jedoch ein
das Storting (Parlament) kürzlich beschlossen, in Briöi, den unsere Delegation vor ihrer Abreise
Mo an der Rana ein Hütten'werk zu bauen und von einigen Norwegern erhalten hat. Sie schrei-
dayAluminiumwerk in Aardal zu erweitern, wo- ben:
gegen jedoch der britisch-kanadische Alumrnium- ,,Wir haben kein Recht darauf, müde zu sein, die
trust Einspruch erhob. Ein norwegischer Ökonom ,gute' Vorkriegszeit herbeizusehnen ldie übrigens gar
ntcht gut war), eig:nbrötlerisch unsere kleinen Gär tchen
sagte uns hierüber: zu bestellen, schöne Blumen zu ziehen und nur hie und
,,Wir haben natürlich nicht angenommen, daß da einmal die Nase über den Zaun zu stecken, um
die Inhaber der britisch-kanadischen Aluminium- festzustellen, ob nicht irgendrvo in der Welt eine Atom-
werke ruhig zusehen würden, wie wir eine selb' bombe geplatzt ist. Wir haben kein Recht darauf , einz€ln
unseren schmaten Ptad zu gehen, wrr müssen gemein-
ständige norwegische Aluminiumindustrie auf' sam auf breiter Straße marschieren. wie wir es während
bauen, haben aber "nicht erwartet, d-aß sie sich des Krieges getan haben, als wir von Feinden umringt
so bald und so unverblümt einmischen. würden." waren. Das Bewußtsein von der Existpnz der Sowlet-
Seit der Befreiung des Landes sind über andert- union verleiht uns neue Kräfte. An diesem segensreichen
halb Jahre verflossen, und doch stehen die Nor- Land besitzt der Fortschritt keinen schmalen tsrücken-
kopl, sondern einen ganzen Kontinent als Rückhalt."
weger noch ganz unter dem Eindruck dessen, was
sie während der Okkupation durchgemacht haben. ***
Aus Norwegen, das in Gedanken noch immer
Jeder Norweger
- sei er nun Fischer, Arbeiter,
Bauer, Angestellter, Schriftsteller oder Künstler im Kriege, bei den Oplern und Verlusten weilt,
wenn er jemanden kennenlernt, in er- kamen wir nach Schweden, in ein Land ungetrüb-
-sterglaubt,
Linie mitteilen zu müssen, was er während ten Friedens und Wohlstands. Der Gegensatz war
der Okkupation getrieben hat. Er überreicht da- äußerst kraß. Zwar hat der Krieg auch hier seine
mit gewissermaßen seine Visitenkarte, auf der Spuren hinterlassen. Die schönen Straßen Stock-
außer Namen und Beruf auch seine Teilnahme holms sind durch Brennholzstapel längs der [3ür-
am Kampf gegen den Faschismus vermerkt ist. gersteige verunziert. Es gibt keine Kghle. Brot,
Ein sozialdemokratischer Arbeiter erzählte uns Fleisch, Butter und Seife sind rationiert, obw.rhl
-stolz, er habe seinen beiden Kindern, einem Mäd- hierfür keine allzu dringende Notwendigkeit
chen und einem Jungen, zwei russiqche Worte besteht. Das erkennt man unter anderem auch
beigebracht:,,Sdrastwuj, Towarischtsch!" Je. daran, daß man sich nicht gar so streng an das
den Morgen gingen die Kinder zum Konzentra- Kartensystem hält. Im Verkaufsstand an der
Itionslager und flüsterten diese Worte, um die Ecke kann man Würstchen ohne Marken erste-
Aufmerksamkeit'der russischen Kriegsqefanqe- hen, nur für Brot muß man seine Marke abliefern.
nen auf sich zu lenken und ihnen heimlich et'"vas Hat man aber keine bei sich, so saqt der Verkäu-
Eßbares aus den kargen Vorräten der Familie fer gervöhnlich: ,,Macht nichts, Sie können sie
zuzustecken. mir auch morgen bringen."
In Norweqen findet man' ietzt kaum einen Stockholm_ p'ilt mit Recht als eine der schönsten
,,4lrF{r
Menschen. der während des Krieges nicht mit HäüpStaarc Europas. Schön sind seine nicht
Sowjetbüreern in Berührung gekommen wäre. breiten Straßen mit den geschmackvoll dekorier-
Viele machten die Bekanntschaft von kriegsge- ten Schaufenstern, dem dichten, ah'er ziemlich
fanqenen Rotarmisten in .Norwegen selbst oder lautlosen Strom der Autobusse und Kraftlvagen,
in den Konzentrationslagern Deutschlands. Andere mit den zwei Hochhäusern, die at beiden
lernten Krieger der Sowjetarmee kennen, als sie Seiten der Hauptstraße. der Kunqsgatan, sym-
Norwegen die Freiheit brachten. In den versehie- metrisch aufrasen. Schön sind die zahlreichen
densten Bevölkerungsl<reisen hörten wir von dem Inseln und die Kanäle, die an verschiedenen Stel-
Mut der Russen. von ihrer Kameradschaftlichkeit, len die Straßenzüqe unterbreehen. Schön ist der
von ihrem unerschiitterlichen Glauben an d:n riesiqe Park im Stadtzentrum, der Skansen. Bis
Sieg und von ihrer Standhaftigkeit sprechen. zu Anfang des lB. Jahrhunderts veranstaltete dcr
z,
tü. I . NEUE ZElt l9t
König hier seine Jagden. Seit Ende des 19. Jahr- Die Wahlen, die Mitte September v. J. statt--
hunderts ist der Skansen Naturschutzpark, eine fanden, brachten die dernokratischen Bestrebun.
Art Museum der schwedischen Geschichte, Flora gen der Volksmassen zum Ausdruck. Die konser-
und Fauna. Hier sieht man altertümliche Bauern- vativste Partei, die sogenannte ,,högra" verlor im
und Herrenhäuser, wie sie für die verschiedenen Verglerch mrt den 1944 durchgelL]hrten Wahlen
Landesteiie typisch sind, ferner Vrerfüßler, VögeJ zur Zweiten Karnmer des Riksdags 4l 000 Stim-
"'und Pflänzen aus den einzelnen Provinzen. Im men. Die Kommunisten und Sozialdemokraten
Sommer werden im Park Volksfeste veranstaltet, gewannen 198000 Stimmen. überall hatte die
an denen die Besucher in Nationaltracht teilneh- Kommunistische Partei größere Wahlerfc,lge ais
men, Qeigen tanzen und Volkslieder singen. . " früher, besonders auch rn Stockholm. Sie hat jetzt
lm Herbst v. J. hielten zwei Ereignisse Schwe- 17 Sitze inne gegenüber 9 rm Jahre 1942. Es ist
den in Atem: die Stadtratswahlen und der Han- ztJ berücksichtigen, daß bei dem schwedischen
delsvertrag mit der Sowjetunion. Aui Zäunen und Wahlsystem den Kommunisten ihre Mandate
Anschlagtafeln prangten bunte Plakate mit den ,,teurer" zu stehen kommen als irgendeiner an-
Wahllosungen der Parteien. Auf den Plätzen ian- deren Partei. Die Soziaidemokraten erhielten für
den Wahlkundgebungen statt. In Göteborg, der je 2190 Stimmen ein Mandat, die bürgerlichen
zweitgrößten Stadt Schwedens, beobachteten wir Parteien für je 2222 Stimmen, die Kommunisten
eine interessante Einzelhe,t des Wahlkampies. Als aber für je 4000. Hätten die Kommunisten und
wir spätnachts in unser Hotel zurückkehrten, er- Sozialdemokraten einen Wahlblock gebildet, so
blickten wir Leute, die an manchen Stellen wie hätten sie noch so manches Dutzend Mandate
Wachtposten auf und ab marschierten. Wir er- hinzubekommen können.
,lfuhren, daß die Mitglieder der faschistischen Der Abschluß des Handelsvertrass- rEit dq,r
| | Organisationen allnächtlich die Wahlplakate der S-orvietunion ist in Scliseden bekanntlich noch
I iKommunistischen Partei herunterrissen, so daß hEuT-Ei'fi-? t u e e s i6TlTlt-.ffi" T h e m a. W ä h re n d
II
. ldie Ortsgruppe der Kommunistischen Partei genö- wir dort waren, wurde heftig dafür und dawider
f tigt war, Nachtwachen zum SchLrtz der Plakate polemisiert. In breiten Kreisen der öffentlich-
I aufzustellen. keit. hesonders unter den liberalen Intellektuellen
Slicl ld Sloclholo
u
xrur zEtT Nr. I
und bei vielen Industriellen, fand der Vertrag vol. samen", Wanda Wasilewskas ,,Qegenbogen" und
len Anklang. Die reaktionären Industriekreise ,,Einfach aus Liebe" u. a.
aber, besonders diejenigen, die mif den amerika- Am populärsten von allen Sowjetschriftstellern
nischen Monopolen in Verbindung stehen, traten ist in Schweden wohl Scholochow. Bei einem
von Anfang an gegen den Vertrag auf und tun es Treffen mit lntellektuelleffitäEfi-?er bekannte
auch noch heute. Diese Kreise sind es offenbar schwedische Schriftsteller lvar Lo-Johansson aus-
auch, die immer wieder zu Verleumdungen gegen schlieijlich über Scholochows Werke. Er trat da-
die Sowjetunion anstacheln. Hierbei sind in der f ür ein, Scholochow als Kandidaten f ür den
Presse die BIätter der sogenannten Volkspariei, dieslährigen Literatur-Nobelpreis aufzustellen, und
in erster Linie ihr Zentralorgan ,,Dagens Nyhe. nannte den ,,Stillen Don" das ,,größte Epos unse-
ter", führend. Dieses Blatt prophezeit auch jetzt rer Zeit". Erik Blomberg, ein anderer prominen-
alle möglichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, ter Schriftsteller und Publizist Schwedens, ver-
ja es sagt sogar eine Inflation und alle erdenkli. öffentlichte, veranlaßt durch die Aufstellung die-
chen übel voraus, die Schweden angeblich infolge ser Kandi.datur, eine Anzahl Artikel über Scholo'
der Flandelsbeziehungen zur Sowjetunion drohen. chows Schaifen.
In manchen gegen den Vertrag ins Feld gef ührten In der Unterhaltung sagten uns die Schriftstel-
Argumenten macht sich ziemlich deutiich der ler jedoch offen, daß Scholochow, bei all seiner
Versuch geltend, die Offentlichkeit mit den Fol- Popularität in Schweden, wohl kaum auf den No-
gen zu schrecken, die die offen von den USA zur belpreis rechnen könne.
Schau getragene Mißbilligung für Schweden nach ,,Es ist kaum zu hoffen, daß der Preis
sich ziehen könnte. Sow jeischrif tsteller zufallen wird", sagte
Die Kampagne hat jedoch ihr Ziel nicht uns, ,,solange in der Sch
erreicht. Die Vorteilhaftigkeit des Vertrags war Reaktiönäie.
#
w
zu augenfällig. Seine Verfechter wiesen mit Recht sitzen. "
darauf hin, daß Schweden an Stelle der verlore- Ein Schriftsteller bemerkte hierzu noch:
nen Absatzmärkte einen neuen, stabilen und ,,Leider haben die in der Akademie thronenden
wachsenden Markt erhalte, was für das Land von Mumien eine wahrhaft chinesische Mauer gegen
großer Bedeutung sei. Beträgt doch der Export die Sowjetkultur errichtet und lenken ihre Blicke
Schwedens gegenwärtig nur etwa die Hälfte des nur nach Westen."
Vorkriegsexports, während der Import 80 Prozent Es hat sich gezeigt, daß sie recht hatten. Die
ausmacht. Schwedische Akademie sprach den Nobeloreis
Ein Fabrikant äußerte sich im Gespräch mit 0em oeutscnen )cnnltsteller Hermann hlesse .zu.
unserer Delegation dahin, der Vertrag gebe der selbst nach Cern l-Jrteil offiffichei
Zehntausenden von Arbeitern Beschäftigung, der Literaturhistoriker niqh_t gerade darauf prätcn"
Handel mit der Sowjetunion werde sich günstig rjieren k.ann, Werke Tä]il \lieltbede utu n g sesch r ie -
auf die Wirtschaft auswirken und die Wirtschafts' ben'ztt habenl----
krise abschwächen, die man in Schweden wie in *ü
vielen anderen kapitalistischen Ländern mit Ban- Schwederi ist ein Land tiefgehender Wider-
gen kommen sieht. Die Bestätigung des.Vertraqs sprüche, wie sie auch für viele andere kapitali-
im Riksdag wurde in der schwedischen öffent. stische Länder charakteristisch sind, Hinter dem
lichkeit als ein Sieg der vernünftig denkenden äußerlichen Wohlstand verbergen sich die übli'
Kreise und als eine Niederlage der Reaktion ge- chen Gebrechen der kapitalistischen Gesellschaft:
'wertet. die schwierige, qngesicherte Lage der minderbe-
Auf unserer Reise stellten wir fest, daß weite mitteiten Bevölkerungsschichten und der freien
Schichten des schwedischen Volks sowie liberale Berufe, Viele schwedische Schriftsteller erzähllen
Intellektuelle .-Schriltsteller. Schauspieler und uns, wie ausschließlich sie von den Verlegern
Musiker sehr Cazu neigen, in nähere Beziehun" und Verlagen abhänqen, für die nicht ier kiinst-
gen zur -Sowletunion zu treten. Sie sind f ür eine lerische Wert eines Buches, sondern die möglichst
Festigung der wirtschaitlichen und kultur.:llen profitablen Absatzmöqlichkeiten ausschlaggehend
Verbindungen zu unserem Land. Die schwedl" sind. Auch die politischen Sympaihien, Beziehun-
schen Schriftsteller klaqen iiber ihre manqelhafte gen und Neigunqen des Verlegers spielen eine
Kenntnis der neueren Sowietliteratur und Sowiet- Rolle. Bücher fortschrittlicher Verfasser werden
kunpt, die sie in ihrem Schaffen als eine große strenger Zensur unterworfen und ihrer Schlaq-
Lüöl<e empfinden, Die ins Schwe<lische übeisetzu kraft beraubt. Viele dieser Schriftsteller werden
ten Bficher von Sow ietschrif tstellern erf reuen einfach boykottiert.
sich eines qroßen Erfolqs In den Schaufenstern Immer lauter ertönt der Protest Eegen die Ver-
der Buehlädpn sieht man Fadeiews ..l.eninqrad leqerwillkür. Die Schriftsteller fordern eine Ver-
rvährend der Blockade'., Gorbatows ,,Die Unheug" besserung lhrer Lebenslage; können doch unter
25
Nr. I N'E U Z Z Z I I
den bestehenden Verhäitnissen nicht einmal her- sich sozusagen der,,!ühl egoistischen_Politik",
vorragende Literaten von ihrem Honorar leben. dieSchwedö wahren@t,
Sie verlangen die Schaffung eines Staatsverlags, und wünscheh,. daß ihr Land einen Weg ein-
'rrFFrt
zumindest aber eines Genossenschaftsveriags. Mit schlägt, d,er zu einer Festigung der Demokratie
großem Inteiesse und nicht ohne Neid lauschten und einer selbständigen Außenpolitilr führt. Dieser
sie, als wir von den Millionenauflagen der in der Wunsch entspricht zweifellos den Stimmungen
Sorvjetunion erscheinenden Bücher und von den der breiten Schichten des schwedischen Volkes.
Bedlngungen erzählten, urter denen die Sowjet- Der herzliche Empfang, der unserer Delegation
schriftsteller schaffen. in Schweden bereitet wurde, läßt ebenfalls erken-
Unter den Schriftstellern wie unter den demo- nen, daß das friedliebende schrvedische Volk
kratischen Intellektuellen überhaupt fiel uns eine bestrebt ist, die freundscha[tlichen Beziehungerr
charakteristische Erscheinung auf: sie schämen zu unserem Land auirechtzuerhaiLen.
Die dänische Zeitung ,,lnf ormatibn" brachte Widerstandsbewegung. Es wäre nur natürlich gewesen,
wenn Sie imfZusammenhang mit diesem lnterview
am 30. Dezember v. J. einen Artikel von dem einen Leitartikel über Criechenland veröflentlicht hät-
dänischen Journalisten Borge Outze ünter der ten. Sie aber haben es vorgezogen, einen antirussischen
überschriit .,Der eiserne Vorhang", der ein Ab- Propagandaartikel zu bringen, der gelinde gesagt völ-
klatsch der in [etzter Zeit von einigen englischen lig unbegründet ist Ersr ganz kürzlich haben Sie sieh
mit der angeblichen,Verschleppung deulscher Arbeiter
Zeitungen in Umlauf gesetzten Verleumdungen in die Sowletunion' blamiert, aber Sie fahren trotzdem
über die Lage in den baltischen Sowjetrepubli- fort, derartige Artikel zu schreiben. Warum eigentlich?"
ken war Outze hatte dabei die Absicht, die däni. Die Entrüstung dieses Lesers der dänischen
schön Leser über die Sowjetpolitik in diesen Re-
publiken irrezuführän und diese Politik zu dis' ,,lnformation" über Outzes Verleunrdungen kön-
nen wir nur teilen und sind gern btrreit, ihm bei
kreditieren. Er f and aber offenba r keinen An- der Suche nach einer zumindest allgemeinen
klang, denn in einer späteren Nummer erschien Antwort auf seine empörte Frage, warum immer
.ein Brief Jorgen Jacobsens, eines bekannten Juri-
wieder solche Artikel geschrieben werden, behilf-
sten und Kämpfers der Widerstandsbewegung. lich zu sein.
Dieser Leser weist Outzes Lügenmärchen scharf
Solche . Artikel erscheinen und u'erden auch
zurück und schreibt: weiter erscheinen, solange es Kreise gibt, die
,,Sie haben da einen Artikel mit der üoerschrift .Der einen dauerhaften Frieden und eine freundschaft.
eiserne Vorhang'geschrieben. in dem Sie gegen die liche Zusammenarbeit z.wischen rlen Nationen-
eingebildete Isolierung der baltischen Sowjetrepublilien
wettern. lhr Artikel isl sowletfeindlich und beruht zwei
fellos auf haltlosen Annahmen und ungeniigenden ln
f ormationen. . . tine Kritik, wie Sie sie üben, ist des
Redakteurs einer Zeitung der Widerstandshewegung
nichl würtlig. Der Ausdruek,eiserner Vorhang',
sen Sie sich bedienen. stammt von Goebbels.
des.
ffiRmr
nicht wollen und alles tun. um Haß und Arsrvohnl
GEOGRAPHIE A LA KAIRO
nommen hat, schwer beunruhigt. Um nun dieser
-rY5#,'
"r' l"l1;',iii f
',Xffi
Bewegunq in den Ländern des Nahen und Mittle-
ren Ostens, die besonders seit l(riegsende zuge-
Bewegung das Wasser abzugraben und die poli-
tischen Maßnahmen zu ihrer Unterdrückung zu r
rechtfertigen, bezeichnen sle das Streben dej- J
t6
1947 NEUE ZEIT Nr, I
ilV"fr.r*rtt.","ffh llgm
g@ "-n.U$ge*qkltudl
bischen Welt erreicht" und sogar ,,die Türkel
''eingekreist ".
llt Ji Der ägyptische Leser kann sich mühelos da-
Zu, Verbreitung derartiger Lügen rverden- von überzeugen, wie Samir Schuaki ihn zum Nar-
auch in manchen arabischen Zeitungen entspre- ren hält. Er braucht sich zu diesem Zwecke nur
chende Kräfte aufgeboten' So brachte die in
eine ganz gervöhnliche Landkarte anzusehen.
Kairo erscheinende Zeitschrift,,Al Mussalver" Liest man das Ende seines Artikels, dann geht
einen Artikel mit der sensationellen Schlagzeile:
einem plötzlich ein Licht auf, welche Motive den
,,Was will Rußland im Nahen Osten?" Den Ver- Verfasser in Wirklichkeit ieiten. In Beantwortung
fasser, einen gewissen Samir Schuaki, hat seine
der Frage, dle er selbst in der überschrift seines
Phantasie im Strch gelassen, und so wiederholt
Artikels stellt, schreibt er, die Sowjetunion wolle
er denn die alten abgedroschenen Mär-chen von
der,,kommunistischen Propaganda", die angeb' ,,sich eine Einflußzone von Persien bis zum A'[ittelmeer
schaffen. die die Sicherheit aller jetzt unter englischem
lich ,,den ganzen Nahen Osten überschwemmt Einfluß stehenden Länder des Nahen Ostens bedrohen
.und sich in Agypten und anderen arabischen Län' wird",
dern sehr unangenehm bemerkbar gemacht hat". Es zeigt sich also, daß Samir Schuaki gegen
Er verläßt sich darauf, daß seine Leser mit f remdländischen Einfluß in den Ländern des
der Geographie auf dem Kriegsfuß stehen, und
verleqt die Grerrze der Sowjetunion nach Belie-
ben. Die Atypter schreckt er mit der Fiktion, die
Russen hätten jetzt ,,im lrak die Grenze der ara-
Mr. Drew, der Regierungsvorsitzende der ka- sich die Kommunistische Partei jetzt als fünfte Kolonne
narlischen Provinz Ontario, läßt regelmäßig Ver- im Auftrag Moskaus. . ,"
leumdungen gegen die Sowjetunion vom Siapel, In seiner Rede in Winnipeg machte er jedoch
worüber in der ,,Neuen Zeit" bereits berlchtet ein interessantes Geständnis, das den Sinn seiner
wurde. Dieser Herr hat sich auf die Verleumdung eigenen Tätigkeit so recht erkennen läßt. Er
unseres Landes spezialisiert. Anscheinend aber sagte, jeder, der in provokatorischem Sinne über
kann Drew es nicht allein schaff'en, ein so grolJes Rußland spreche, weclie den Argwchn der Rus-
Land rvie das unsere mit Schmutz zu berverfen, sen und erschrvere dadurch den Staatsmännern
und so hat er in letzter Zeit Gehilien gefunden. ihre Aufgabe ganz bedeutend.
Das ist es ja gerade, wonach manche kanadi-
Mit gleichartigen Reden tritt auch Maurice L. sche Provinzoberhäupter sowie einzelne kana'
kana-
Duplessis
- der Regierungsvorsitzende der
disöhen Provinz Quebec - hervor, ferner ein
dische Zeitungen streben. So brinqen es z. B.
- ehemaliger ,,Hoher Kommissar" (Hieh Comni$- ,,Financial Post" und ,,Telegram" (Toronto)
sorvie ,,Star" und ,,Gazette" (Montreal) fertig,
sioner) von Kanada in England, ein Mr' Massey. sich tagtäglich unter den verschiedensten Vor-
Massey hat eine Tournee durch Kanada unter- rvänden Lügenmärchen aus dem Finger zu sau-
nommen und betet in Versammlungen und Kund- gen und stets neue Provokationen gegen die
gebungen überall das gleiche Sprüchle:n her. In Sorvjetunion zu veröffentlichen.
iVinni[eg, Vancouver, Halifax und anderen Städ- Drese -Hetze richtet sich nicht nur gegen-Jn-
ten versichert er den Zuhörern' es sei schwer, se r Lan il.-lVTäfi n im mt dabei e igen tli8f-6n l7öl -
Vereinbarungen zwischen dem Westen und der kc.rfrieden aufs Korn. Aber was geht der Friede-
Sowjetunionlustande zu bringen, und fährt fort: ?iese--"H6t%?'an? Für sie sind ja nicnt die Inter-
essen der Völker maßgebend, sondern die eigen-
,.Die So:';ct'rnion hai sich in eine eisenstarrende lso- nützigen Bestrebungen kleiner Cliquen.
lierung zurückgezogen'.. Fast in jedem Lande betäiigt
Nr, I NEUE Z!IY 194'
nAS IN PARIS erschienene Buch von Profes" g€n, der dann, seien es Handelsexpeditionen,
U rur Andr6 Siegfried ,,Der Sueskanal, der seien es Auswandererströme, seien es bewaffne
Panamakanal und die Weltschiffahrtsstraßen"* Invasionen folgen". Dle ,Ä
I behandelt die Geschichte des Kampfes um die Be- faßt er als Hesemonie ü
lherrschung der Weltverkehrswege. Es schil- internationaTffiiehungen bei dei Lösung von
'dert ausführlich den Bau des Sueskanals und des Weltverkehrsproblemen stellt er sich als eine Art
Panamakanals sowie die Bedingungen, unter denen Kriminalroman mit lntrigen, Abenteuern und im
diese international wichtigen Seewege der Schiff. Hinterhalt lauernden Gegnern vor. . . Er hält der-
fahrt irnd dem Handel dienstbar gemlcht werden. artige Zustände, die ,,zweifellos mächtigeren Ge-
Andr6 Siegfried ist Mitglied der Französischen setzen unterliegen, als der Mensch in seinem
Akademie sowie der Akademie für humanitäre Hochmut annimmt", für unabänderlich.
und politische Wissenschaften, er hat ökonomi- Das Interessanteste und Wertvollste an diesem
sche und politische Forschungsarbeiten über die Buch sind aber gerade die darin geschilderten
angelsächsischen Länder veröffentlicht und ist Tatsachen. Durch das sehr sorgfältig zusammen-
ein weitgereister Mann. Seine Beobachtungsgabe getragene dokumentarische Material wird Sieg-g
und sein Talent, das Gesehene lebendig zu schil- f rieds Buch zu einer Anklaseschrift sesen die I
liche Denker erklären Anfang des 19. Jahrhun- ten mit dem Kanal überhaupt nichts zu tun, De
derts durch den Mund Lirn3üjnsÄ der Sueskanal Lesseps' Rolle aber schätzt Siegfried sehr hoch
werde sehr viel zur Annäherung der Völker bei- ein. Er schreibt:
tt tragen. Hierüber heißt es: ,,Er war es, der den Kanal geschaffen hat, er ist die
,, , , . Das Mittelmeer, dieser große nicht französische, Verkörperung des Kanals. der Schöpfer einer neuen
sondern europärsche oder vielmehr internationale See Weltstraße. Er ist der lnspirator, der eine Sache er'
soll wieder zum Schauplalz und zum Werkzeug eines denkt, ins Werk setzl und ausf ührt. . ." (S" 49.)
unendlichen Austauscltes von Waren und ldeen werden.
SchlielJlich . . . soll das grolJe indische und chinesische Es ist tatsächlich unbestreitbar, daß de Lesseps
Reich. dre uns durch den Sueskanal und die Entdek. ein hervorragender kapitaiistischer Neuerer und
kung der Damplkraft nähergerückt stnd, übcr ein Mann mit großer Energie und Willenskralt
Kleinasien und Afrika sich wieder mil Europa vereinen war. Zur Steuer der Wahrheit muß man jedoch
und scr die große Einheit des Universums bilden hel-
fen." (S. 37138.) sagen, daß der Sueskanal nicht nur auf ägypti.
schem Boden erbaut wurde, sondern daß Agyp.
Am 30. November 1854 setzte Ferdinand de ten auch sonst einen gewichtigen Beitrag zur1l
Lesseps, ein französischer Exkonsul, bei seinem Schaffung des Kanals geleistet hat: er ist näm.ll
ffiIfi-äidern ägyptischen Vizekönig Mohammed lich von Asyptern sebaut worden. Es ist diel ,
Said, ein Firman durch, worin ihm die Gründung größt rialistischenl
einer Universellen Gesellschaft zur Durchstechung Mächte Agypten in ein ,,Land am Sueskanal" '
der Sueslandenge und die Ausbeutung des Ka- verwandelt haben.
nals in Form einer persönlichen Konzession ge- Die am 25. April l^889 begonnenen Arbeiten 11
stattet wurde. (Der Konzessionsvertrag wurde wurden am 15. August.lp!!-mit der VereinigungJf
[856 unterzeichnet.) De Lesseps, ein Vetter der des Mittelmeers und deFffilFh Meers abgeschlos-
KaiSerin von Frankreich, f and bei der f ran- sen. Am 17. November desselben Jahres wurde
zösischen Regierung weitgehende Unterstützung. der Kanal feierlich eröffnet. Für jene Zeit bildete
Am meisten widersetzte sich England dem Bau er ein hervorragendes technisches Bauwerk.
des Kanals. Der englische Botschafter in l(on- Seine Länge beträgt etwa 173 km, seine Beson-
stantinopel verlangte vom Sultan, er soile bis zur derheit beiieht darin, daß efrEiäeTchleusen hat.
Entscheidung dieser Frage durch die englische Der Kanal durchschneidet eine A.nzahl von Seen.
(egierung von der Ratifizierung des Konzes- Am Ufer des Timsahsees liegt das Verwaltungs-
sionsvertrags Abstand nehmen. Lord Palmerston zentrum des Kanals, die Stadt Ismailije, die zu-
nahm eine äuf3erst leindliche Haltung ein. Er gleich mit dem Kanal herangewachsen ist. An-
befürchtete, die Kontrolle über die nach Indien fangs, d. h. 1869, war der Kanal nur bis zu 22 n
führenden Wege könne in die Hände einer an- breit, jetzt erreicht sein Bett stellenweise eine
deren Macht übergehen, und legte den Urhebern
des Projekts Betrug und einen Anschlag auf die .t'---. von 60-75_m, seine Oberfläche 120-'
Bjeile
150 m.ZuT-Pässieren des Kanals benötigen die
Integrität der Türkei zur Last. Siegfried schreibt
hie rüber:
I ,,So läßt der britische Staatsmann, wie es sooft ge-
i:Ti',', Jf :1"[? lll" T.##ffi
nüß, wenn zwei Schiffe sich begegnen, das eine
h[3,%, 1ä:
I schieht, die wahren Cründe seiner Opposition im Dun- der beiden anlegen.
I keln." (S, 44.)
Die Universelle Gesellschaft des Sueskanals,
De Lesseps setzte schließlich die Bestätigung die Inhaberin der Konzession, hat ihren Sitz in
der Universellen Gesellschaf t des Sueskanals Paris und wird von einem Verwaltungsrat gelei-.
(Compagnie Universelle du Canal Maritime de tet, der aus l9 Franzosen, l0 Engländern, 2 Agyp- |
Suez) durch und legte Aktien auf. Der Verfasser tern und I Holländer besteht. Der Löwenanteill r
bringt hier einige Einzelheiten, die recht pikant der Aktien gehört de
sind. Das Grundkapital dieser Gesellschait be-
rstand in der Hauotsache aus französischen und
härtdieZonedesffi;flt
sind im gesamten Nahen Osten disloziert, und
[ [gyptischen Einlagen. Engla nd]-dlt'IlSE-und sie ist daher die wahre Herrin des Kanals.
emgffitäFr.rtaclhte tetrniän ei ab, sich am Bau Das englische Kapital und die englische Regie-
des Kanals zu beteiligen, noch mehr, die engli- rung haben den Kanal gleich nach seiner Eröff-
schen Agenten in Agypten gaben sich alle Mühe, nung mit Beschlag belegt.
die bereits begonnenen Arbeiten zu hintertreiben. Siegfried sagt fast nichts darüber, wie Agypten
Siegfried übergeht geflissentlich die Teilnahme in den Netzen von Auslandsanleihen gef angen
des ägyptischen Volkes am Kanalbau und schil' und durch sie geknechtet wurde. Er beschränkl
dert nur die allmähliche Umwandlung Agyptens sich darauf festzustellen, wie ,,geschickt" die
in ein bloßes Anhängsel des Kanals. Er ist der englische Regierung sich die finanziellen Schwie-
Ansicht, Agypten und das. ägyptische Volk hät- rigkeiten des ägyptischen Khediven"lsmail und die
29
Nel i{euü zEt? ti47
Unentschlossenheit der französischen Regierung Sueskanals fast in genau derselben Form eigen
zunutze gemacht hat. ist. Die USA und England waren anfangs ent.
ln Frankreich nef die ,,Geschicklichkeit" der schieden gegen den Bau. Erst als 1902 die Ver-
englischen Regierung keine geringe Entrüstung suche von Europäern, den Kanalbau in Angriff
zu nehmen, gescheitert waren, erhielt die USA-
lllhtillrhre 1882 bdsetzten englische
rfl
Truppen Regierung in direktem Zusammenhang mit der
Agypten. So ganz nebenbei bemerkt A. Sieg- Entwicklung imperialistischer Tendenzen in
fried: Nordamerika die Einwi.lligung des Kongresses,
,,Seitdem England Agypten militärisch besetz{ hält, die Konzession des lnterozeankanals anzukaufen.
zeigt es immer weniger lnteresse an der lntegrität des Die amerikanischen Diplomaten machten sich
Osmanischen Reiches." (S. 59.) gewisse außenpolitische Schwierigkeiten der eng-
lischen Regierung zunutze und arbeiteten auf
Dieser eigenmächtige Akt der britischen Re- eine Lösung des 1850 abgeschlossenen Vertrags
gierung löste bekanntlich in einer Reihe von
hin, laut welchem der gemeinsame Baü des Ka-
Ländern lebhatte Opposition aus. Die hierauf ein-
nals durch beide Staaten in Aussicht genommen
setzenden Verhandlungen führten zum Abschluß war und der Kanal unter dem Protektorat beider
Mächte stehen und neutral sein sollte Durch den
z des Ein-
von englischer Seite, den Kanal zu einem ?I 18. November-[!pfunterzeichneten neuen
internati<lnalen Schiffahrtsweg erklärte. Dem Lertrag mit Enelarld erhielten die-USA das Mo=.
qtopol äuf den Bau des Kanals und das Recht,
Sinn der Konstantinopeler Konvention nach steht
.der Kanal den Schifi'en aller Flaggen in Frie- iFiT?iEgsfall den Kanal für feindliche Schifie zu
sperren.
dens- und Kriegszeiten offen. Während eines
Krieges sind Kriegshandlungen weder auf dem Die Regierung der Republik Kolumbien, auf
Kanal selbst noch in einer Dreimeilenzone an deren Territorium der Kanal angelegt werden
beiden Ufern erlaubt. Die Konvention ist zeitlich sollte, zeigte nicht die den USA erwünschte
nicht an die Frist der Konzession gebunden, Bereitwilligkeit. Am 12. August 1903 lehnte der
sie hat unbegrenzte Gültigkeit. Aber sowohl im Senat von Kolumbien einstimmig den Entwurf des
ersten als auch im zweiten Weltkrieg war Eng- Vertrags ab, der mit den USA über den Kanal
land am Kanal faktisch tonangebend. abgeschlossen werden sollte. Da flammte am
Siegfried schildert weiterhin in allen Einzelhei- 3. November desselben Jahres in der Stadt Pa-
ten, wie nach der Besetzung Agyptens der Sues- nama eine sogenannte Revolution auf. Die frei-
gebig bezahlte Garnison unterstützte die Auf-
il kanal aus einem internationalen in einen engli-
wurde.'-- ständischen, im Hafen von Colon lief der ame-
rll schen Schiifahrtswes verrvandelt rikanische Dampfer ,,Nashville" ein, und Panama
@sche Vertrag von lg36 er-
wurde im Handumdrehen zur ,,unabhängigen Re-
klärte den Sueskanal zum ägyptischen Territo-
rium gehörig und gliederte ihn gleichzeitig in publik" erklärt, die bereits am 13. November von
das Verkehrssystem des Britischen Reiches ein. der USA Regierung als solche anerkannt wurde.
Der Vertrag verlieh auch dem Aufenthalt briti- Die Regierung der neugebackenen Republik
scher Truppen in der Zone des Kanals Gesetzes- unterzeichnete unverzüglich den Vertrag mit
kraft. Damit wurde das Prinzip der Ngglp[läl den USA und räumte ihnen als Gegendienst für^
I des Kanals, in erster Linie zum'Nachtdilffi die Garantre der Ug[!!g!ghgi|-äs1-8sp!bJjk I
Pyrysouveräne REtiE in einer Zenhmeilen- |
"'i"u#l::,fgv1l;";;€wtst+ hes, der die zdne ein, die sich von einem bis zum andern Ende I
des Kanals erstreckt.
,Lage am Sueskanal vor Kriegsausbruch schildert. I
a t d ie-tLlLRegieru ng di.-H5gb$Jiber
. 'des
Die englischen Schifle, die f rüher drei Viertel , So^tr
oen PanamaRanal an.
den Klnal passierenden Schiffsraums bilde'
ten, machen heute nur die Hälfte dieses Schiffs- DerEffiilrde unmittelbar vor denr ersten
raums aus. Dagegen ist der Schiffsverkehr an- Weltkrieg fertiggestellt. Technisch schätzt'
derer Länder im Zunehmen begriffen. Diese An- A. Siegfried d.n !g!ga!,4.al sehr hoch ein. Der
gaben zeigen, welche Rolle der Kanal als wich- Kanal ist (von eTner Kiiste zur andern) 6B--km
.tigste Verkehrsader spielt, an deren reibungs- bzw.3l km lans. wenn man die See-EinJahrten
losem Funktionieren alle Länder interessiert sind. an beiäEilEfr?ieTTrinzurechnet. Sein Bett ist 9i m
:l !* {3 -breit, seine Minimaltiefe beträgt t2,19 mlD?i--
Tiefglng der Schifte darf I 1,27 m nicht über>tei-
Der zweite Teil des Buches behandelt den een.--17öOO Schif fe irI.Jahr rl h. clurchschnitt:ichIl
Panamakanal. Die Geschichte seiner Entstehung
.--.4|flrr.,
+a Scffi oIn (anar pass:eren.ll
TeftIf-eTiruelheit, die auch der Geschichte rJes Zum Unterschied vom Sueskanal besitzt der"
l0
194' iiTUE 2Etf Nr. t
P a I e i n e R e i h e gl ä n z e n d-+99!gi*9-!-E
n a m ak a n a
nationalismus". I)ementsprechend gestalten sich
Schleusen. -der Verkehr ist nur tagsüber un auch die Bezie.hungen der USA zu den Nachbar-
fjrffi,,
fiTE?.Efiffiltung
D- - r/^-^:^Lt^-^{-l-^^^l-
großer VorsichtsmalJregeln ge-
^r ländern des Kanals. Er schreibt: t
stattet, danrit die Aniagen nicht bes-cltädtgt tver- ,,Es exisiiert also... eine Kontrolle über die Außen-[
Dolitik Panauras. die an eln Protektorat erinnert.")
ä.n. Oiu 305 m langen-Schleusen können jedoch (s. ze+rTEI- |
fJun ÄoO.tnen Ozeängiganten keinen Durchlaß *{.*
'bi;i.;, mit ihrer Breiti von 33,50 m sind sie für
r äi* ston.n Flugzeugmutterschiffe der
amerikani' Die Anlegung der großen Kanäle hat die Ent-
I sche-n Flotte unPassierbar' wicklung des Weltverkehrs und des Welthandels
I Vor dem Kriege hatte die USA-Regierung gefördert. Da sie aber in die Epoche des lmptria-
beschlossen, ein ärittes System von Schleusen lismus fiel, so tragen die Kanäle den Stempel des
neben den beiden schon bestehenden anzulegen
-spezielt Kamples und der Gegensätze zwischen den im-
äas den modernen Knieqsschif fen Durch' perialistischen Staaten, die sie in ein .Werkzeug
luß üi.t.n soll. Siegfried weist darauf hin' daß die ihrer egoistischen lnteressen. in ein militärisches
ÜSA Regierung siih beim Bau des Kanals nicht und wirtschaftliches Drucknrittel gegen andere
in erster" Linie-von wirtschaltlichen Motiven iei- Länder verwarrdelt haben. Unter den heutigen
ten ließ. Er schreibt: Verhältnissen stellt st.rwohl der Sueskanal
,,So groß der ökonomische Wert des Panamakanals auch der Panamakanal eine
au.h söi,, mag. es stntl dennoch nicht kommerzielle sischen Blocks
Gründe, die dia USA veranlaljl haben. ihn6zu bauen ' ' '
oder' genauer
P'iÜ]"r?älr Hiergegen ist eine machtvolle Protestbewe-
I;:".x;[;hhh.
tDi. gung vor allem in den Ländern entstanden, die
g.trtte Zone des Kanals ist faktisch mili- infoige der HerrschaIt der imperialistischen
aui
trriri.tl. Überall sind Festungen angelegt, und Grol3mächte über den Sueskanal und den Panama-
äen tnsetn sieht man Beiestigungsanlagen kanal ihre Selbständigkeit eingebüßt haben.
start . Batterten. Längs der Ufer gibt es zahl' Die in A. Siegf rieds Buch angeführten Tat-
ieictre Miiitärlager und Garnisonen' Außerdem sachen bringen einiges Licht in d;e vor unbefug-
besitzt der Kanäl noch eine eigene, ständige, ten Blicken so sorgfältig gehüteten Zustände.
ziernlich starke Garnison s<-rwie eigene Flieger' Viele Staaten sind am Sueskanal und am
u.lUana.. Für diese Streitkräfte baut die Kanal' Panamakanal interessiert, Vertritt man aber das
verwaltung Rollbahnen, Kasernen, Verkehrsmit' Prinzip der ,,gleichen Möglichkeiten", so müßte
t"t, LuZutötte, Schulen und Klubs. In Balboa hat man es vor allem hier zur Anwendung bringen.
Äin Ceuct tuader seinen ständigen Stützpunkt' In Die Debatten über den Sueskanal und den
öristobal gibt es einen anderen Stützpunkt für Panamakanal als wichtigste Weltverkehrsstra[Jen
Ü-eoote üna Amphibienflugzeuge. Alljährlich werden zweilellos einen anderen Charakter tra-
hält die amerikanische Flotte auf dem Panama' gen als die Diskussionen, die kürzlich über an-
kanal umIangreiche Manöver ab. dere Wasserwege stattgeIunden haben. Bilden
It ..Slarke Batterien schwerer Gesöhütze am Ufer und doch der Sueskanal und der Panamakanal, zum
ll ,ri a*n kleinerr dem Uter nächstgelegenen lnseln kön' Unterschied, sagen wir, von der Donau oder von
lI nen are beiden Einlahrten in den Kanal unter Kreuz' den Dardanellen, die nur iür die Staaten an ihren
iJ feuer halten.. (S' 270171.)
"' U[ern lebenswichtig sind, durch ihre geographi-
Und weiter: sche Lage und ihren Charakter von jeher wahr-
,,ln der Vorstellung der amerikanischen Regierung
als Zugang zur Neuen Well
halt internationale aVerkehrsa4e[n, die den Län-
ziehl sich die Zone' die .
dern TfrFl6lFffi_ln den verschiedensten Erd-
überwachl werden muß. nicht nul bis zu den Azoren,
sondern sogar bis Dakar. bis Gibraltar, nis zu den Ge. teilen- zu Diensten stehen. Die Lebensinteressen
wässern WesteuroPas hin." (s. 275.) dreser Völker erfordern, daß auf dem Sue.k anallt
Das 'schitf ahrtsregime auf dem Kanal zeigt, und auf dem Panamakanal ein wirklich inter-ll
wie Siegfried schreibt, ,,keine Spur von Inter" nationales-Resime-eingelüh1t wiff--J'
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