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W i s s e n s c h a f t u n d Te c h n i k

im Islam

V
Veröffentlichungen des
Institutes für Geschichte der
Arabisch-Islamischen Wissenschaften

Herausgegeben von
Fuat Sezgin

Wissenschaft und Technik


im Islam

2003
Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften
an der Johann Wolfgang Goethe-Universität
Frankfurt am Main
WIS S ENSCHAF T UND
TECHNIK IM I S L AM

Band V

K A TA L O G D E R I N S T R U M E N T E N S A M M L U N G
DES INSTITUTES FÜR GESCHICHTE DER
ARABISCH-ISL AMISCHEN WISSENSCHAFTEN

von

Fuat Sezgin
in Zusammenarbeit mit
Eckhard Neubauer

10. P H Y S I K U N D T E C H N I K
11. A R C H I T E K T U R . 12. K R I E G S T E C H N I K
13. A N T I K E O B J E K T E

2003
Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften
an der Johann Wolfgang Goethe-Universität
Frankfurt am Main
ISBN 3-8298-0072-X (Wissenschaft und Technik im Islam, Bd. I-V)
ISBN 3-8298-0071-1 (Wissenschaft und Technik im Islam, Bd. V)

© 2003
Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften
Westendstrasse 89, D-60325 Frankfurt am Main
www.uni-frankfurt.de/fb13/igaiw
Federal Republic of Germany

Printed in Germany by
Strauss Offsetdruck
D-69509 Mörlenbach
Inhaltsverzeichnis

Kapitel 10: Physik und Technik . . . . . . . . . . . . . 1

Waagen und Meßgeräte . . . . . . . . . . . . . . . . . 3


Pumpwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Mühlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Diverse Apparate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Automaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Schlösser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
Perpetua mobilia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

Kapitel 11: Architektur . . . . . . . . . . . . . . 63

Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
Hospitäler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Moscheen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

Kapitel 12: Kriegstechnik . . . . . . . . . . . . . . . 91

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
Bliden und Armbruste . . . . . . . . . . . . . . . . 106
Granaten und Raketen . . . . . . . . . . . . . . . . 120
Feuerwaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
Kriegsmaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . 136

Kapitel 13: Antike Objekte . . . . . . . . . . . . . . . 139

Objekte aus Metall, Glas, Keramik, Holz und Stein . . . . 141


Europäisches Glas und Keramik in orientalisierendem Stil 177

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207
Indices . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214
I. Personennamen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214
II. Ortsnamen und Sachbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . 219
III. Büchertitel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226
Kapitel 10

P h y s i k u n d Te c h n i k
Waagen

«Die im Altertum und Mittelalter vorkommenden so ist G1. l1 = G2 . l2 oder G1 : G2 = l2 : l1, d.h. die Ge-
Wagen sind sämtlich Hebelwagen und bestehen wichte G1 und G2 verhalten sich beim Gleichge-
aus einem um eine horizontale Achse (miΩwar) wicht umgekehrt wie die Abstände l1: l2.»4
drehbaren Balken (‘am‚d, auch qa◊aba), einem Der Satz über die Proportionalität, der allem An-
Hebel, dessen Schwerpunkt unterhalb der Achse schein nach erstmals von Archimedes formuliert
gelegen ist. An dem einen Arm des Balkens wird wurde, scheint im arabisch-islamischen Kultur-
der zu wägende Gegenstand (die Last) und an dem kreis vom 3./9., vielleicht bereits vom 2./8. Jahr-
anderen die ihn wägenden Gewichte, meist in hundert an in seiner vollen Bedeutung erkannt
Schalen, aufgehängt. Dabei können die Arme worden zu sein. Zwar sind die arabischen Werke,
gleichlang sein oder nicht; man hat dann die die im 3./9. Jahrhundert dazu geschrieben wurden,
gleicharmige oder die ungleicharmige Wage.» 1 bis auf wenige verloren, doch gehört zu den der
«Bei der theoretischen Behandlung der Wage Forschung bisher bekannt gewordenen Überresten
kommt zunächst in Betracht die Definition des der Gattung einer ihrer bedeutendsten Vertreter.
schweren und leichten Körpers, die Bestimmung Es ist das Kit®b al-Qarasfl‚n5 von ˘®bit b. Qurra
des Schwerpunktes, diejenige des stabilen, labilen (gest. 288/901), einem der größten Gelehrten des
und indifferenten Gleichgewichtes, die durch die arabisch-islamischen Kulturbereichs.6 Wie viele
gegenseitige Lage von Schwerpunkt und Unter- seiner Schriften fand auch dieses Buch von ˘®bit
stützungspunkt gegeben ist, die Untersuchung der b. Qurra im Abendland in lateinischer Überset-
Frage, ob es von Einfluß ist, ob die Gewichte am zung eine beträchtliche Nachwirkung, auch wenn
Hebelarm selbst angreifen oder an mit diesem ver- die bedeutendste Leistung des Autors durch die
bundenen Stäben, die senkrecht zum Balken ste- Ungenauigkeit der Übersetzung dem Leser ent-
hen und gegen ihn geneigt sind.»2 geht. Es ist seine Beweisführung, die in ihrer
Daß die Araber vor dem Islam und im Frühislam Schlußfolgerung zum Begriff des unendlich Klei-
eine funktionierende Form der Waage besaßen, nen führt, eine infinitesimale Betrachtungsweise,
steht außer Zweifel. Sie machen auch kein Hehl die den Alten noch unbekannt war.7
daraus, daß sie die theoretische Betrachtung der Die weitere Entwicklung der theoretischen Be-
Waage von den Griechen übernommen haben. Der handlung und der praktischen Erfolge in der Be-
Literat und Naturphilosoph al-©®Ωi˙ nennt in der schäftigung mit der Waage im arabisch-islami-
Mitte des 3./9. Jahrhunderts unter den von den schen Bereich bis zum Beginn des 6./12. Jahrhun-
Griechen ererbten Gegenständen die Schnellwaage derts läßt sich dank der uns erhaltenen ausgezeich-
oder römische Waage (qarasfl‚n).3 neten Schrift über m¬z®n al-Ωikma, die «Waage
al-Qarasfl‚n (karistíwn) «ist ein zweiarmiger, der Weisheit», von ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬
ungleicharmiger Hebel, dessen Schwerpunkt unter
dem Unterstützungspunkt liegt. Der zu wägende
Gegenstand, die Last G1, befindet sich an dem kür-
zeren Arm im Abstand l1 vom Drehpunkt; das zum
Wägen dienende Gewicht G2, das Laufgewicht 5
Ferdinand Buchner, Die Schrift über den Qarastûn von
(rumm®na), ist auf dem längeren Arm verschieb- Thabit b. Qurra, in: Sitzungsberichte der Physikalisch-medi-
bar. Tritt Gleichgewicht ein bei einem Abstand l2 , zinischen Sozietät (Erlangen) 52-53/1920-21/141-188
(Nachdruck in: Islamic Mathematics and Astronomy, Bd. 21,
Frankfurt 1997, S. 111-158); Khalil Jaouiche, Le livre du
qarasfl‚n de ˘®bit ibn Qurra. Étude sur l’origine de la notion
1
Eilhard Wiedemann, Artikel Δarasfl‚n, in: Enzyklopädie des de travail et du calcul du moment statique d’une barre ho-
Isl®m, Bd. 2, Leiden und Leipzig 1927, Sp. 810b. mogène, Leiden 1976.
2 6
Ebd., Sp. 811a. F. Sezgin, Geschichte des arabischen Schrifttums, Bd. 3, S.
3
Kit®b al-ºayaw®n, ed. ‘Abdassal®m H®r‚n, Bd. 1, Kairo 260 -263; Bd. 5, S. 26 4 -272; Bd. 6, S. 163 -170.
7
1938, S. 81; E. Wiedemann, a.a.O. Sp. 811b. F. Buchner, a.a.O. S. 162-163 (Nachdruck, a.a.O. S. 132-
4
E. Wiedemann, a.a.O. Sp. 811a. 133).
4 T E C H N I K

m¬z®n Ar·im¬dis nach al-ø®zin¬ (aus Th. Ibel, Die Wage S. 52).

Die von ar-R®z¬ beschriebene «physikalische Waage». 12


(schrieb 515/1121) verfolgen.8 Das Buch vermit-
(aus Th. Ibel, Die Wage S. 154).
telt auch eine recht gute Übersicht über die voraus-
gegangene Literatur zum Thema. Zunächst be-
schreibt al-ø®zin¬ eine als archimedisch bezeich-
nete Waage (m¬z®n Ar·im¬dis).9 Es ist «eine ge- 11
s. F. Sezgin, Geschichte des arabischen Schrifttums, Bd.
wöhnliche gleicharmige Wage mit zwei gleichen 3, S. 274-294; Bd. 4, S. 275-282, 345; Bd. 5, S. 282, Bd. 6,
Schalen, die linke für das Gold, die rechte für das S. 187-188, Bd. 7, S. 160, 271-272.
Silber. Auf dem rechten Arm verschiebt sich zur 12
al-ø®zin¬ (arab. Text Haidarabad S. 83, Nachdruck S. 386)
Herstellung des Gleichgewichtes ein Gewicht.»10 zitiert ar-R®z¬’s Beschreibung folgendermaßen: «Bei der Be-
stimmung eines jeden Körpers und seines [Gewichts] Über-
Das richtungweisende Moment für eine kontinu-
schusses über einen anderen und bei der Ermittelung dieser Ei-
ierliche Entwicklung sowohl auf technischem als genschaft durch die physikalische Wage nimmt man eine mög-
auch auf literarischem Gebiet war die Untersu- lichst sorgfältig geprüfte Wage; unter dem Ausdruck ‹sorgfälti-
chung von Gold, Silber und weiteren Metallen so- ges Prüfen der Wage› versteht man, daß man zwei Wagschalen
wie ihrer Legierungen. Die diesem Zweck dienen- nimmt, die ein gleiches Volumen Wasser fassen und sie dem
Gewichte nach gleich macht, und zwar dadurch, daß man sie
den Waagen mit verschiebbaren Schalen und auf der Außenseite mit der Feile abfeilt, nicht dadurch, daß man
Laufgewichten, die sicherlich in archimedischer etwas von ihr abschneidet, da man sonst das Fassungsvermögen
Tradition standen, führten zum Begriff der «physi- verringern würde. Sind beide Schalen gleich, so nimmt man
kalischen Waage» (m¬z®n flab¬‘¬). Möglicherweise einen gleichmäßigen sorgfältig geprüften Balken; der ganze
Balken hat die Gestalt des qabb®n (Schnellwage), der konvex
war der Mediziner und Naturphilosoph Ab‚ Bakr
gemacht ist. Dann hängt man an ihm die eine Schale auf. Der
MuΩammad b. Zakar¬y®’ ar-R®z¬ (gest. 313/925) 11 zweiten Schale weisen wir ihren Ort am Ende des Balkens an,
der erste in der islamischen Welt, welcher damit dieser wird mittelst des Ringes durch das Ende des Fadens an
gearbeitet hat. dieser Schale herabgezogen. Der Ring hat eine Spitze.» (Übers.
Th. Ibel, Die Wage, a.a.O. S. 153; Nachdruck, a.a.O. S. 157).
«In der linken Wagschale steht ‹Schale des Silbers, sie ist fest›
8
Nicolas Khanikoff, Analysis and extracts of Kit®b M¬z®n al- in der rechten ‹Schale des Goldes, sie ist beweglich› ... In die
Ωikma [arabisch im Original] «Book of the Balance of Wisdom», feste kommt die zu bestimmende Substanz, in die bewegliche
an Arabic work on the water-balance, written by al-Khâzinî, in ein ihr gleiches Gewicht. Die feste Schale wird nun in das Was-
the twelfth century, in: Journal of the American Oriental Society ser getaucht und die bewegliche so lange, etwa bis h, verscho-
(New Haven) 6/1860/1-128 (Nachdruck in: Natural Sciences ben, bis die Wage wieder in Ruhe ist. Hat man dann einmal den
in Islam, Bd. 47, Frankfurt 2001, S. 1-128); Thomas Ibel, Punkt a bezw. b festgesetzt, an dem sich die Schale bei Anwen-
Die Wage im Altertum und Mittelalter, Erlangen 1908, S. 73 - dung von reinem Silber bezw. reinem Golde befindet, so läßt
162 (Nachdruck in: Natural Sciences in Islam, Bd. 45, Frank- sich leicht der Gehalt der Legierung bestimmen. Ist nämlich bei
furt 2001, S. 77-166); C. Brockelmann, Geschichte der arabi- dem Versuche mit der Legierung die Schale in h, so ist das Ver-
schen Litteratur, 1. Suppl.-Bd., S. 902. Der Text wurde nach hältnis der Menge Goldes zu jener des Silbers wie ah : hb» (Th.
einer Handschrift einer Moschee in Bombay herausgegeben Ibel, Die Wage, a.a.O. S. 154; Nachdruck, a.a.O. S. 158).
in Haidarabad 1940 (Nachdruck in: Natural Sciences in Is- al-ø®zin¬ (arab. Text Haidarabad zwischen S. 86 und 87, Nach-
lam, Bd. 47, Frankfurt 2001, S. 219-510). druck S. 380) gibt eine zweite Abbildung von ar-R®z¬’s Waage.
9
M¬z®n al-Ωikma, ed. Haidarabad, S. 78-79 (Nachdruck, Sie zeigt offenbar die alternative Verwendung von Eisenge-
a.a.O. S. 392-395). wichten (vgl. Th. Ibel, Die Wage, a.a.O. S. 154; Nachdruck,
10
Th. Ibel, Die Wage, a.a.O. S. 51 (Nachdruck, a.a.O. S. 55). a.a.O. S. 158).
W A A G E N & M E S S G E R Ä T E 5

«Waage der Weisheit»


(m¬z®n al-Ωikma)

D
F

B
A

K
J

Die «Waage der Weisheit»


(m¬z®n al-Ωikma) von al-ø®zin¬,
nach Enzyklopädie des Islam, Bd. 3,
Sp. 611 (Art. m¬z®n).

Unser Modell:
Gesamthöhe: 135 cm.
Messing, teilweise vergoldet, mit Verzierungen.
Momentenarm mit gravierter Millimeter-Skala und
Zahlen, Länge: 98 cm.
5 vergoldete Waagschalen nebst Gewicht.
(Inventar-Nr. E 1.01)

Als höchste Stufe in der Entwicklung der Waage «Dem Wagbalken A (s. Abb. u.) gibt al-ø®zin¬
erweist sich die eigentliche «Waage der Weisheit» eine Dicke von 6 cm und eine Länge von 2 m. In
(m¬z®n al-Ωikma), die gegen 500/1115 von Ab‚ der Mitte ist er durch ein Stück C verstärkt, offen-
º®tim al-Mu˙affar b. Ism®‘¬l al-Isfiz®r¬13 entwik- bar um eine Durchbiegung an dieser Stelle zu ver-
kelt und von seinem Zeitgenossen ‘AbdarraΩm®n meiden. Dort ist ein Querstück B (‘ar¬¥a) eingelas-
al-ø®zin¬14 vervollkommnet wurde. sen. Ihm steht ein ebensolches Querstück F am
unteren Teil der Schere gegenüber, in der die Zun-
ge D, die etwa 1/2 m lang ist, spielt.»
13
s. al-Baihaq¬, Ta’r¬¿ Ωukam®’ al-isl®m, Damaskus 19 46, S.
125-126; C. Brockelmann, Geschichte der arabischen Litte-
ratur, 1. Suppl.-Bd., S. 856. Sein Buch über Waagen mit
dem Titel Ir·®d ‰awi l-‘irf®n il® ◊in®‘at al-qabb®n ist in einer
14
unvollständigen Handschrift erhalten, Kairo, D®r al-kutub al- C. Brockelmann, Geschichte der arabischen Litteratur, 1.
mi◊r¬ya, riy®¥. 1021 (9 ff.). Suppl.-Bd., S. 902.
6 T E C H N I K

«Das obere Querstück E ist an Ringen an einem


Stab, der irgendwie befestigt ist, aufgehängt. An
genau gegenüberstehenden Stellen der Querstücke
B und F sind Stifte oder kleine Löcher angebracht,
an denen Fäden angebunden oder durch die solche
hindurchgezogen sind. Man umgeht dadurch die Fig. 5a Fig. 5b Fig. 5c
Reibung an einer Achse, die bei dem großen Ge-
wicht des Balkens recht beträchtlich ist. Der unter Waagschalen nach al-ø®zin¬, aus Enzyklopädie des Islam,
der Mitte unter dem Wagbalken sichtbare Knopf Bd. 3, Sp. 611 (Art. m¬z®n).
dient dazu, die Zunge an den Balken zu befestigen
oder, um sie gerade zu richten, herauszunehmen.
Die Zunge hat dazu an ihrem unteren Ende einen
Stift, der durch ein Loch im Balken geht. Al- und Drehungsachse sehr nahe aneinander lagen
ø®zin¬ bemerkt übrigens, daß man auch kürzere und durch die offenbar sehr sorgfältige technische
Balken nehmen kann, dann müssen aber auch alle Ausführung des Ganzen. Al-ø®zin¬ gibt selbst an,
anderen Abmessungen entsprechend kleiner sein. daß, wenn das ganze Instrument 10 0 0 mi˚q®l wog,
Der Wagbalken ist nicht nur auf einer Seite, wie man noch 1 Ωabba = 1/68 mi˚q®l nachweisen kann,
die Figur angibt, sondern auf beiden geteilt. Die d.h. auf rund 4,5 Kilogramm noch 75 Zentigramm;
Schalen sind an sehr zierlichen Ringen (∫ur®b, wir hätten eine Genauigkeit auf 1/60000 .»
«Raben») aus Stahl aufgehängt, deren Spitzen sich «Al-ø®zin¬ hat seine Wage zu den verschieden-
in kleine Einkerbungen auf der Oberfläche des sten Zwecken verwendet. Zunächst zur gewöhnli-
Balkens einsetzen. Verwendet werden vor allem chen Wägung, zu allen Maßnahmen, die mit der
bei den spezifischen Gewichtsbestimmungen, d.h. Bestimmung des spez. Gewichtes zusammenhän-
bei der Untersuchung der Legierungen und Edel- gen, Untersuchung der echten (◊am¬m) und ver-
steine, fünf Schalen. Von diesen heißt die Schale fälschten Metalle, der Zusammensetzung von Le-
H (Fig. 5a) die kegelförmige, oder al-Ω®kim, der gierungen, Umwandlung von Dirham in D¬n®re
Richter, da sie zum Unterscheiden von echten und und zu zahlreichen anderen Rechnungen im Han-
unechten Stoffen usw. dient. Sie taucht in das del. Bei all diesen Verfahren werden die Schalen
Wasser und ist, um weniger Widerstand beim Sin- verschoben, bis Gleichgewicht vorhanden ist und
ken zu finden, unten kegelförmig und zugespitzt die gesuchten Größen in vielen Fällen gleich an
gestaltet. Die Schale J heißt die geflügelte den Teilungen abgelesen.»15
(mu™annaΩ) (Fig. 5b und 5c, Ansicht von der Sei-
te und von oben).»
«Sie besitzt auf beiden Seiten einspringende Wän-
de, damit man sie ganz nahe an die ihr benachbar-
ten Schalen bringen kann. Sie heißt auch die ver-
schiebbare, munaqqal. Außerdem ist noch ein ver-
schiebbares Laufgewicht K (rumm®na saiy®ra)
vorhanden, das zum etwa nötigen Ausgleichen des
Gewichtes des leichteren Balkens dient; daher 15
Eilhard Wiedemann, Artikel m¬z®n, in: Enzyklopädie des
heißt es auch die rumm®na des Ausgleichs (ta‘d¬l). Isl®m, Bd. 3, Leiden und Leipzig 1936, Sp. 610b-612a; al-
Die anderen Schalen dienen zum Auflegen von ø®zin¬, M¬z®n al-Ωikma, Ed. Haidarabad 1359/1940 S. 92 ff.,
Gewichten. Mit seiner Wage erreichte al-ø®zin¬ Nachdruck, a.a.O. ab S. 367 rückläufig; gekürzte englische
Übersetzung: Ch. N. Khanikoff, Analysis and Extracts of ...,
eine sehr große Genauigkeit; dies war bedingt
Book of the Balance of Wisdom... in: Journal of the American
durch die Länge des Wagbalkens, durch die eigen- Oriental Society (New Haven) 6/1860/1-128; Th. Ibel, Die
tümliche Aufhängung, dadurch, daß Schwerpunkt Wage, a.a.O. S. 112ff.; Nachdruck, a.a.O. S. 116 ff.
W A A G E N & M E S S G E R Ä T E 7

Eisen, Spuren von Verzinnung,


Zahlen in Messing eingelegt.
Breite: 135 cm.
(Inventar-Nr. E 1.19)

Waage

Aus den Entwicklungsstadien der Waage in den Ausführung und Erhaltungszustand lassen kaum
frühen Jahrhunderten der arabisch-islamischen mehr als 150 Jahre zu. Der Arm ist in 34 Einheiten
Kultur soll ein Exemplar auf uns gekommen sein. zu etwa 2,9 cm geteilt (nach der Beschriftung: 60-
Das im Science Museum in London befindliche 230), diese sind in je 5 Punkte untergliedert.
Stück wird in das 4./10. Jahrhundert datiert (s.
Abb. unten). Die Länge des Balkens beträgt etwa
2,5 m.16
Unsere in Ägypten erworbenen Waage weist eine
frappierende Ähnlichkeit mit dem Londoner Ex-
emplar auf. Ihr Alter ist unbekannt, aber Herkunft,

Abb. aus W.R. Knorr,


a.a.O., pl. 11.

16
s. Wilbur Richard Knorr, Ancient sources of the medieval
tradition of mechanics. Greek, Arabic and Latin studies of
the balance, Florenz 1982, Pl. 11 nach S. 117.
8 T E C H N I K

Breite: 74,5 cm.


Eisen, Messing.
(Inventar-Nr. E 1.20)

osmanische

Waage

Waage in der Sammlung Dumbarton Oaks (acc. no. 40.11), angeblich Byzantinisch, 5.-6. Jh.
Nach W. R. Knorr, Ancient Sources..., a.a.O. pl. 4.
W A A G E N & M E S S G E R Ä T E 9

Numerische Bestimmungen des Unser Modell:


Glasgefäß, Höhe: 34 cm,
spezifischen Gewichtes mit Meßbecher.
Schnellwaage aus Messing
«Die Gelehrten der Antike haben ... zahlreiche auf Hartholz, Höhe: 48 cm.
(Inventar-Nr. D 1.23)
und genaue Messungen angestellt, so Archimedes,
da er sonst nicht die ihm vorgelegte Aufgabe, die
Zusammensetzung des Kranzes des Hiero [der
Krone des Königs Hiero von Sizilien] zu bestim-
men, hätte lösen können; so auch Menelaus. Über- stellen. So reinigte er Gold fünfmal im Feuer, bis
liefert sind uns keine Zahlen ...» es schwer schmolz und leicht erstarrte. Quecksil-
«Die numerischen Werte, welche die muslimi- ber preßte er so lange durch Tücher, bis es ihm
schen Gelehrten, die al Bîrûnî nennt, gewonnen ganz rein erschien. Bevor er das gereinigte Blei
haben, sind nicht erhalten. Von Abu’l-Fa¥l [©a‘- verwandte, entfernte er noch die sich bildende
far b. ‘Al¬ ad-Dima·q¬] kennen wir wenigstens die Oxydschicht. Er wußte sehr wohl, daß noch etwas
benützte Methode. Die ersten Angaben und zwar Silber beigemengt war, doch konnte er dessen
für Metalle wie Edelsteine, die wir kennen, sind letzte Spuren nicht entfernen. Mit gleicher Sorg-
von al Bîrûnî ...» falt behandelte er das Silber, Kupfer, Eisen und
«Al Bîrûnî experimentierte mit größter Sorgfalt. Zinn. Wegen ihrer Wichtigkeit untersucht er auch
Alle Wägungen und Messungen nahm er an dem- zwei Legierungen, die Bronze (◊ufr), die aus Kup-
selben Ort und zu derselben Jahreszeit vor; da- fer und Zinn zusammengesetzt ist und das Mes-
durch vermied er manchen Fehler. Die zu verglei- sing (·abah).»
chenden Metalle suchte er möglichst rein darzu-
10 T E C H N I K

«Nach diesen Vorarbeiten stellte sich al Bîrûnî die al-B¬r‚n¬ wandte sich daher der Möglichkeit zu,
Aufgabe, die Gewichte gleicher Volumina zu be- das spezifische Gewicht über die Verdrängung von
stimmen. Dabei benützte er zunächst die Metho- Wasser beim Eintauchen des zu messenden Mate-
den seiner Vorgänger, macht aber nur nähere An- rials in einen Messbecher zu ermitteln:
gaben über diejenige des AΩmad ibn al Fa¥l [al-
Bu¿®r¬].1 Dieser gebrauchte die beim Metallgießen
übliche Gußform. Die Gußform von al Bîrûnî faß-
te 40 mi˚q®l 2 Eisen. Die Wahl dieses Volumens
war wohl nur zufällig. Er gab ihr die Gestalt einer
Linse. Den leeren Raum des Modells goß er mit
den verschiedenen Metallen aus und wog sie dann.
Dies wiederholte er mehrmals, um sich von der
Genauigkeit der Resultate zu überzeugen. Jedes-
mal bekam er andere Werte, da die Form nicht
völlig standhielt. Er ließ deshalb diese Methode
fallen, ‹da sie nur Vermutung, nicht Sicherheit
gab›. Um eine haltbarere Form zu gewinnen, dreh-
te er an einem Amboß aus Stahl eine Höhlung von
der Form einer Halbkugel aus und goß sie mit den
schmelzbaren Stoffen aus, hämmerte die Masse
und feilte den Überschuß ab. Mit einem Lineal
prüfte er, bis die Oberfläche des Metalls mit der
Ebene des Ambosses zusammenfiel. Aber auch
dann erhielt er bei der Wiederholung Resultate,
die nicht völlig übereinstimmten. Nun versuchte al al-B¬r‚n¬’s Pyknometer aus der Hds. Beirut 223.
Bîrûnî nach einem ganz anderen Verfahren Resul-
tate zu erhalten. In zwei Stahlplatten A und B
wurden runde fingerdicke Löcher gebohrt. A und «Wie der Erfinder selbst berichtet, gelang es ihm
B wurden dann so auf zwei Eisenzylindern befe- erst nach vielen Versuchen, dem Gefäße seine
stigt, daß die Löcher einander genau gegenüber endgültige Gestalt zu geben (s. Abb.).» «Er gab
standen. Die Löcher dienten dazu, um durch sie ihm eine konische Gestalt; durch die große Grund-
Drähte von ganz bestimmter Dicke zu ziehen, de- fläche hatte es eine entsprechende Standfestigkeit
nen dann stets dieselbe Länge gegeben wurde. Er und vermochte viel Material aufzunehmen. Oben
hoffte so Volumina von stets gleicher Größe zu ist ein enger Hals von konstanter Weite ange-
erhalten. Wiederholte Versuche zeigten ihm je- bracht. […] Die kleinsten Gegenstände hatten die
doch, daß die Gewichte der Drähte desselben Me- Größe einer Hirse. In der Mitte des Halses ist ein
talls nicht ganz übereinstimmten; darum verließ er Rohr, das die Form eines Viertelkreises hat, ange-
auch diese Methode.»3 lötet, dessen Ende sich über einer Schale zum
Auffangen des austretenden Wassers befindet. Lö-
cher, die von oben in das Rohr gebohrt sind, sol-
len verhindern, daß Wasser im Rohr zurückgehal-
ten wird. Al Bîrûnî bemerkt jedoch, daß dieser
Zweck nicht ganz erreicht wurde.»4 Dabei pflegte
1 Lebte wohl im 4./10. Jh., wird zitiert von al-ø®zin¬, M¬z®n al-B¬r‚n¬ bei seinen Meßverfahren die Beschaffen-
al-Ωikma, Ed. Haidarabad, S. 56 (Nachdruck, a.a.O. S. 437). heit und die Temperatur des Wassers zu berück-
2
1 mi˚q®l 5 4,5 g.
3 Heinrich Bauerreiß, Zur Geschichte des spezifischen Ge-

wichtes im Altertum und Mittelalter, Erlangen 1914, S. 28-


29 (Nachdruck in: Natural Sciences in Islam, Bd. 45, Frank-
furt 2001, S. 224-225). 4 H. Bauerreiß, a.a.O. S. 41 (Nachdruck, a.a.O. S. 237).
W A A G E N & M E S S G E R Ä T E 11

sichtigen und alle seine Versuche «mit demselben


Wasser und in derselben Jahreszeit» vorzuneh- Frühes europäisches
men.5 Pyknometer von Wilhelm
Die von al-B¬r‚n¬ und, mit unwesentlichen Kor- Humberg (1699),
nach Gerland und
rekturen, von weiteren Gelehrten in der islami-
Traumüller.
schen Welt im Laufe der Zeit ermittelten spezifi-
schen Gewichte zahlreicher Metalle und Edelstei-
ne stimmen vollständig oder fast vollständig mit
den entsprechenden modernen Werten überein. 6
Die betreffenden Untersuchungsmethoden des ara-
bisch-islamischen Kulturkreises gelangten nach
Überzeugung von E. Wiedemann auch nach Vene-
dig und von dort zu den Gelehrten Italiens, darun-
ter Galileo Galilei.7 Nach seiner Meinung8 «hat
Galilei in seiner Bilancetta fast genau diejenigen
Methoden benutzt,» die in der islamischen Welt
verbreitet waren.
Das von al-B¬r‚n¬ erfundene Gerät, welches nach
dem Prinzip der Verdrängung des Wasservolu-
mens arbeitet, ist im Grunde nichts anderes als das
zu unserer Zeit geläufige Pyknometer 9, dessen er- Seine spätere Exaktheit erreichte das Pyknometer
ste bekannte bildliche Darstellung im Abendland dann bei Johann Heinrich Geißler (1815-1879).11
auf Wilhelm Homberg (1699) zurückgeht (s. Eine unserem Modell ähnelnde Waage ist nach der
Abb.). Hier wird, ähnlich wie bei al-B¬r‚n¬, «die Ausgabe Lucknow 1893 des §’¬n-i Akbar¬ von
Flüssigkeit soweit eingefüllt, daß sie gerade bis Abu l-Fa¥l ‘All®m¬ (um 1010/1600) bei Th. Ibel 12
zur Spitze des Kapillarröhrchens reicht».10 wiedergegeben (s. Abb.).

5
H. Bauerreiß, a.a.O. S. 55 (Nachdruck S. 251).
6 s. E. Wiedemann, Arabische speci fische Gewichtsbestim-
mungen, in: Annalen der Physik (Leipzig) 20/1883/539-541
(Nachdruck in: Gesammelte Schriften Bd. 1, S. 30-32); ders.,
Über das Experiment im Altertum und Mittelalter, in: Unter-
richtsblätter für Mathematik (Frankfurt) 12/1906/73-79, 97-
102, 121-129, bes. S. 125 (Nachdruck in: Gesammelte
Schriften Bd. 1, S. 147-168, bes. S. 164).
7 Arabische specifische Gewichtsbestimmungen, a.a.O. S. 541

(Nachdruck S. 32); Über das Experiment im Altertum, a.a.O.


S. 125 (Nachdruck S. 164). Zur Behandlung des Themas von
Galilei in La Bilancetta s. H. Bauerreiß, Zur Geschichte des
spezifischen Gewichtes, a.a.O. S. 62-6 4 (Nachdruck S. 258-
260); Galileo Galilei. Schriften, Briefe, Dokumente, hrsg. von
Anna Mudry, Bd. 1, München 1987, S. 45- 49.
8
Über das Experiment im Altertum, a.a.O. S. 125 (Nach-
druck S. 164). Waage bei Abu l-Fa¥l ‘All®m¬ nach Th. Ibel.
9 s. E. Wiedemann, Die Naturwissenschaften bei den orienta-

lischen Völkern, in: Erlanger Aufsätze aus ernster Zeit, 1917,


S. 49-58, bes. S. 54 (Nachdruck in: Gesammelte Schriften
Bd. 2, S. 853-862, bes. S. 858).
10
E. Gerland, F. Traumüller, Geschichte der physikalischen
Experimentierkunst, Leipzig 1899 (Nachdruck Hildesheim 11 Ebd.
1965), S. 255. 12 Die Wage, a.a.O. S. 111 (Nachdruck S. 115).
12 T E C H N I K

Aräometer

Unser Modell:
Messing, graviert.
Höhe: 304 mm.
Durchmesser: 44 mm.
Spezifische Gewichte
einiger Flüssigkeiten in
arabischer Beschriftung.
Glaszylinder mit Deckel
aus vergoldetem Messing.
Rechts daneben modernes
Aräometer in Glasgefäß.
Hartholzplatte mit Aus-
sparungen für die Gefäße.
(Inventar-Nr. D 1.24)

Der oben mehrfach erwähnte al-ø®zin¬ behandelt Seine Beschreibung des Instrumentes beginnt al-
im siebenten Kapitel des ersten Traktates seines ø®zin¬ mit dem physikalischen Prinzip, auf wel-
M¬z®n al-Ωikma 1 das zu unserer Zeit Aräometer chem es beruht: «Das Verhältnis der in Wasser
genannte Instrument zur Bestimmung des spezifi- untergetauchten Volumina von Körpern gleichen
schen Gewichtes von Flüssigkeiten (miqy®s al- Gewichts (und gleicher Substanz) verhalten [lies:
m®’¬y®t fi ˚-˚iqal wa-l-¿iffa). Als Erfinder des Ge- verhält] sich umgekehrt wie die [lies: dasjenige
rätes nennt er einen Q‚qus ar-R‚m¬, welchen man der] spezifischen Gewichte.»3
sicherlich mit dem um die Wende vom 3. zum 4.
Jahrhundert n. Chr. in Alexandria wirkenden Pap-
pos identifizieren kann. Man scheint ein solches
Instrument in der Spätantike schon vor 415 ge-
3
kannt zu haben,2 den Namen des Erfinders aber Die Formulierung stammt von H. Bauerreiß (a.a.O. S. 98;
Nachdruck S. 294), der sie als Korrektur der im erhaltenen
erfahren wir erst durch al-ø®zin¬. Text überlieferten Version vorschlägt. Diese lautet: «Das
Verhältnis des Volumens eines jeden schweren Körpers zu
1
Ed. Haidarabad S. 28-33 (Nachdruck, a.a.O. S. 472-481). dem Volumen eines anderen schweren Körpers, wenn sie in
2
E. Gerland, F. Traumüller, Geschichte der physikalischen der Luft gleich schwer sind, ist gleich dem umgekehrten
Experimentierkunst, a.a.O. S. 58; H. Bauerreiß, Zur Ge- Verhältnis der Schwere zur Schwere im Wasser» (al-ø®zin¬,
schichte des spezifischen Gewichtes, a.a.O. S. 96 (Nach- M¬z®n al-Ωikma, ed. Haidarabad, S. 28; Nachdruck, a.a.O. S.
druck, a.a.O. S. 292). 481).
W A A G E N & M E S S G E R Ä T E 13

«Nimmt man dieses Prinzip an, so kann man ein


Instrument konstruieren, das uns das Verhältnis
der Gewichte aller Flüssigkeiten mit geringster
Mühe anzeigt, wenn die Körper gleiches Volumen
haben. Es bringt auch großen Nutzen bei den Fra-
gen, die für die Gesundheit des menschlichen Kör-
pers vorteilhaft sind; das alles, ohne daß man Ge-
wichte und eine Wage anzuwenden braucht.» 4
«Das Instrument besteht aus einem hohlen Zylin-
der, der ca. 1/2 Handelle (ca. 28 cm) lang ist und
einen Durchmesser von zwei Fingerbreiten (ca.
4 cm) oder weniger hat. Das Material ist Kupfer
(nuΩ®s, gelegentlich auch für Kupferlegierungen
gebraucht5 ). Der Zylinder ist auf der Drehbank ab-
gedreht und so leicht wie möglich. Seine Enden
sind durch zwei Basen abgeschlossen, die leichten
Rahmentrommeln (duff ) gleichen und auf der
Drehbank so sorgfältig wie möglich aufgepaßt
sind. Auf die untere Fläche ist nach innen ein Ke-
gel aus Blei (ra◊®◊) aufgesetzt ... Setzt man das
Instrument auf eine Flüssigkeit in einem Gefäß, so
steht es genau senkrecht auf deren Oberfläche und
neigt sich nach keiner Seite.»6
Die präzise Beschreibung seines Vorgehens beim
Ziehen der Linien auf dem Instrument 7 illustriert
al-ø®zin¬ mit einer Abbildung. Sie sei hier aus der
Edition des arabischen Textes und aus der Version
von Bauerreiß wiedergegeben (s.r.):
Auf der Oberfläche des Instrumentes zieht man
Beschriftung (Skalen) des Aräometers nach al-ø®zin¬ (aus
«zunächst längs des ganzen Zylinders eine Linie arabischer Edition und deutscher Übersetzung von Bauer-
s a b. Etwa 1/6 oder weniger von dem Zylinder be- reiß).
finden sich oberhalb der Wasseroberfläche (bei a).
Zu a b zieht man die parallelen Linien g j, e r, n
m, ¿ ž, die von oben bis unten hindurchgehen. a b Gleichgewichts. Der oberhalb des Äquators gele-
halbiert man in k; n r, d m und l ž, macht man gene Teil entspricht spezifischen Gewichten, die
gleich a k. Durch k, m1, n, l zieht man mit einem kleiner sind als das des Wassers, der unterhalb ge-
gekrümmten Lineal, das sich an den Zylinder an- legene solchen, die größer sind als das des Was-
legt, eine Kreislinie; ebenso zieht man einen Kreis sers.»
durch a g e ¿. Diese Linie heißt der Äquator des «Dann teilt man die Linie a b in 10 Teile, die man
mit Buchstaben nach deren Zahlenwert bezeich-
net, und zieht durch die Teilpunkte bogenförmige
4
al-ø®zin¬, a.a.O. S. 28 (Nachdruck S. 481); H. Bauerreiß,
Linien, die an g j und a b endigen. Den Raum zwi-
a.a.O. S. 98 (Nachdruck S. 294). Im folgenden ist die Über- schen je zwei Teilstrichen auf g j teilt man wieder
setzung leicht revidiert. in 10 Teile, so daß g j in 100 Teile geteilt ist. Nun
5
s. J.W. Allan, Persian Metal Technology 700-1300 AD, Ox- zieht man durch die 100 Teile von g j kleine äqui-
ford 1979, S. 52.
6 distante Bögen, die parallel den Kreisen an den
al-ø®zin¬, a.a.O. S. 29 (Nachdruck S. 480); H. Bauerreiß,
a.a.O. S. 100 (Nachdruck S. 296). Basen sind. In die Flächen zwischen den Linien a
7
al-ø®zin¬, a.a.O. zwischen S. 30 und 31 (Nachdruck S. b und g j schreibt man die Zahlen in Buchstaben,
477); H. Bauerreiß, a.a.O. S. 100 (Nachdruck S. 296). die bei b beginnen und nach a fortschreiten; man
14 T E C H N I K

nennt diese die Linie (den Maßstab) der regelmä- werden in der Tabelle zusammengestellt und zwar
ßig fortlaufenden Zahlen (saflr al-‘adad al-mus- mit den Größen, aus denen sie berechnet sind,
taw¬).» dann auch auf den Aräometer selbst eingetragen
«Um aus diesen Angaben eine Norm für die den zwischen n m und e r. Die Teilstriche selbst wer-
(spezifischen) Gewichten proportionalen Zahlen den mit einem gekrümmten Lineal eingereiht. Die
zu finden, die dann auf dem Instrument eingetra- Zahlen gehen in der Richtung von a nach b fort.
gen werden, verfährt man folgendermaßen. Man Die oberhalb der Gleichgewichtslinie entsprechen
denkt sich ein Gefäß, etwa ein dauraq (Wasser- leichteren, die unterhalb schwereren Flüssigkeiten
krug) gegeben [in unserem Modell ein Glaszylin- im Vergleich zu Wasser. Die Grundlage der Be-
der], der 100 mi˚q®l u.s.w. faßt. Die Höhe des Ge- rechnung wird nachher bewiesen. Abu r-RaiΩ®n
fäßes setzen wir gleich 100, entsprechend dem in [al-B¬r‚n¬] hat auf sie in seiner Abhandlung hinge-
ihm enthaltenen Wasser. Um nun die oben er- wiesen.»8
wähnten Proportionalzahlen zu erhalten, multipli- «Die Tabelle, welche die den Volumina 110 bis 50
ziert man 100 mit 100, erhält also 10000 und divi- entsprechenden spezifischen Gewichte gibt, ist
diert in diese Zahl mit den früher auf dem Aräo- sehr sorgfältig nach der Formel berechnet s =
meter angebrachten Zahlen, bis zu denen es in die 10000 : a, wobei s das spezifische Gewicht, a das
Flüssigkeit eintaucht. Die Resultate der Division abgelesene Volumen bedeutet.»9

8
al-ø®zin¬, a.a.O. S. 29-30 (Nachdruck S. 479-480); über-
setzt von H. Bauerreiß, a.a.O. S. 101-102 (Nachdruck S.
297-298).
9
H. Bauerreiß, a.a.O. S. 102-103 (Nachdruck S. 298-299).
W A A G E N & M E S S G E R Ä T E 15

Holz, Eisen; ’ oben: 5-30 cm


(Inventar-Nr. J 2.27-32)

Sechs
Hohlmaße
Ägypten, 13./19.- frühes 14./20. Jh.?

Die unterschiedlich großen, scheffelartigen Gefä-


ße sind wie sehr dünnwandige Fässer oder Zuber
aus feinen Holzdauben aufgebaut, außen aller-
dings vollständig mit Eisen beschlagen. Dies läßt
darauf schließen, daß sie zum Messen von Flüs-
sigkeiten bestimmt waren. Ihr Alter läßt sich kaum
abschätzen; ein neuerer Brandstempel (s.r.) des
ägyptischen Ordnungsamtes zeigt, daß sie jeden-
falls noch im 14./20 Jh. in Gebrauch waren. Die
Konstruktion dürfte eine ältere Tradition repräsen-
tieren.
16 T E C H N I K

Unser Modell: Holz und Kunststoff.


Schraubenpumpe Größe: 101 × 62 cm mit Tisch und Klarsichthaube.
Elektromotor zur Demonstration.
(Inventar-Nr. E 1.15)
Die Schraube wird durch ein Wasserrad in Bewe-
gung gesetzt, das durch die Strömung eines Flusses
angetrieben wird. Die Übertragung geschieht durch
zwei Zahnräder, die eine Neigung der Schraube lea), einer Erfindung, welche angeblich Archime-
von etwa 30 Grad erlauben. Die Schraube selbst ist des auf einer ägyptischen Reise gemacht haben
drehbar in einem Zylinder aus Holz gelagert. Bei soll, die aber höchst wahrscheinlich eine in Ägyp-
ihrer Rotation wird Wasser aus dem Fluß auf eine ten schon längst bekannte Einrichtung war, welche
höhere Ebene geschaufelt, von der es auf die Felder Archimedes nur nach Europa mitbrachte.»
geleitet werden kann. Im Jahre 1914 gab F. M. Feldhaus4 zu bedenken:
Eine einfache Schraubenpumpe ohne Wasserrad «Schraubenpumpe, auch archimedische Schnecke
und Zahnräder wird schon von dem römischen Ge- oder ägyptische Schraube genannt. Archimedes
lehrten Vitruv (Marcus Vitruvius Pollio, gest. ca. lernte während einer Reise in Ägypten um 250
25.v.Chr.)1 in seinem De architectura 2 beschrie- v.Chr. die Schraubenpumpe kennen (Strabon, Buch
ben. In neuerer Zeit (1886) hat Hugo Blümner 3 auf 17, 807; Diodor. Sicul., Buch I, 34 u. 5, 37;
das Gerät hingewiesen: «Außerdem aber bediente Vitruvius, Buch 10, 11). Demnach wäre die Ma-
man sich zur Entleerung der Grubenwässer der so- schine eine ägyptische. Sie ist uns aber aus keinem
genannten ägyptischen Schraube (koclíav, coch- Gemälde Ägyptens bekannt; Ägypten kennt ja auch
nicht die Schraube.» Zum ersten der beiden hier
geäußerten Bedenken sei gesagt, daß es nichts wei-
ter ist als ein Mißbrauch des argumentum ex silen-
1
s. G. Sarton, Introduction to the History of Science, tio. Was das zweite angeht, daß die Ägypter die
Bd. 1, S. 223-225. Schraube nicht gekannt haben sollen, so steht das
2
Buch 10, Kapitel 11, s. Vitruv: Baukunst, Übers. August noch nicht fest.
Rode, 2 Bde., Leipzig 1796 (Nachdr. Zürich und München
1987), Bd. 2, S. 265-268.
3
Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei
Griechen und Römern, Bd. 4, Leipzig 1887, S. 122-123 mit
Verweisen auf Strabon und Diodor. 4
Die Technik. Ein Lexikon der Vorzeit, ..., a.a.O. Sp. 834-835.
P U M P W E R K E 17

Im Jahre 1919 meinte wiederum Albert Neuburger 5 Einsatz der Schraubenpumpe in iberischen Berg-
im Zusammenhang mit der Verwendung der schie- werken.
fen Ebene beim Pyramidenbau: «Eine besondere Die von Vitruv beschriebene Schraube wurde
Bedeutung erlangte die schiefe Ebene durch ihre durch ein Tretrad bewegt.12 Auf einem im Jahre
Anwendung in Gestalt der Schraube, die von Ar- 1929 in Pompeji entdeckten Wandbild 13 scheint
chimedes auf einer ägyptischen Reise erfunden eine Schraubenpumpe ebenfalls von einem Tretrad
worden sein soll. Es ist jedoch anzunehmen, daß angetrieben zu werden.
sie dort schon lange und zwar bei der Wasser- Conrad Kyeser (1405) nennt die Schraube «Testu-
haltung in Bergwerken, in Gebrauch stand.» do» und sagt, man verwende sie zum Entleeren von
Im Jahre 1956 vertrat auch E.J. Dijksterhuis6 in Gräben.14 Auf seiner Abbildung15 dient eine Kurbel
seiner Arbeit über Archimedes die Ansicht, die als Antrieb.
Maschine sei möglicherweise viel früher entstan- Obwohl die Möglichkeit bestanden hätte, daß die
den und Archimedes habe sie in Ägypten lediglich Schraubenpumpe bereits über die Römer ihren
kennengelernt. Weg in weitere Teile Europas findet, hat doch die
Im gleichen Jahr kam A.G. Drachmann7 zu einem Vermutung etwas für sich, daß die in der arabi-
radikal gegenläufigen Schluß: «So I suggest that in schen Welt, vor allem in Ägypten verbreiteten Ty-
the absence of even the faintest evidence to the pen die westeuropäischen Länder erst in islami-
contrary, and in the presence of both direct and scher Zeit über Nordafrika erreicht haben.16
indirect evidence of the most convincing character, Es erstaunt daher, daß Geronimo Cardano in sei-
it is safe to conclude that Archimedes really did nem De subtilitate (1550) behaupten konnte, ein
invent the water-snail, and that it is called by rights Schmied aus seiner Heimatstadt Pavia, Galeaz de
the screw of Archimedes.»8 Rubeis, habe die Schraubenpumpe wieder-
Der Technologiehistoriker R.J. Forbes (1963)9 , entdeckt.17
dem die Diskussion über diese Frage sicherlich Eine entwickeltere Form des Gerätes mit einem
nicht unbekannt war, begnügt sich dagegen mit der Wasserrad und zwei Zahnrädern begegnet uns un-
Bemerkung: «It is said that Archimedes, when ter den Zeichnungen von Geräten und Maschinen,
visiting Egypt about 220 B.C., saw such screws in die Leonardo da Vinci angefertigt hat:
action for pumping water onto the fields, and they
are still in use throughout the Nile Valley for irri-
gation purposes.»
Ich selbst halte es für unwahrscheinlich, daß Archi-
medes die Schraubenpumpe auf seiner Reise nach
Ägypten erfunden haben soll. Ihre Entdeckung
dürfte meines Erachtens als Folge langjähriger Er-
fahrungen der Ägypter mit der Verwendung der
schiefen Ebene beim Pyramidenbau und mit der
Wasserhaltung in Bergwerken 10 zu sehen sein. Ar-
11
chimedes kommt wahrscheinlich das Verdienst zu, Strabon, Buch 3, 147; The Geography of Strabo (Loeb), Bd.
die Bedeutung dieser Errungenschaft erkannt und 2, S. 45; Feldhaus, Die Technik, a.a.O. Sp. 835.
12
Buch 10, Kapitel 11, s. Vitruv: Baukunst, Übers. August
einen Anstoß zu ihrer Verbreitung in Europa gege- Rode, 2 Bde., Leipzig 1796 (Nachdr. Zürich und München
ben zu haben. Schon Strabon11 berichtet über den 1987), Bd. 2, S. 267.
13
s. R.J. Forbes, Studies in Ancient Technology,
a.a.O. Bd. 7, S. 213.
14
Conrad Kyeser, Bellifortis nach Feldhaus,
Die Technik, a.a.O. Sp. 835.
15
5 Feldhaus, Die Technik, a.a.O. Sp. 834.
Die Technik des Altertums, Leipzig 1919, S. 211. 16
6 s. Charles Singer et al. (eds.), A History of Technology,
Archimedes, Kopenhagen 1956, S. 21-22.
7 a.a.O. Bd. 2, S. 677.
The Screw of Archimedes, in: Actes du VIII e Congrès interna- 17
Geronimo Cardano, De subtilitate libri XXI, in: Hieronymus
tional d’histoire des sciences Florence -Milan 3-9 septembre
Cardanus. Opera omnia. Faksimile-Neudruck der Ausgabe
1956, Bd. 3, Florenz 1958, S. 940-943.
8 Lyon 1663 mit einer Einleitung von August Buck, Bd. 3, Stutt-
Ebd. S. 943.
9 gart - Bad Cannstatt 1966, S. 366; R.J. Forbes, Studies in An-
Studies in Ancient Technology, Bd. 7, Leiden 1963, S. 213.
10 cient Technology, a.a.O. Bd. 7, S. 215.
s. A. Neuburger, Die Technik des Altertums, a.a.O. S. 211.
18 T E C H N I K

Meiner Meinung nach geben beide, sowohl Leo-


nardo als auch Taq¬yadd¬n, den im arabisch-islami-
schen Kulturraum entwickelten Typ der
Schraubenpumpe wieder.
Die einfache Ausführung, die von einer Handkur-
bel bewegt wird, ist bis heute in Ägypten zur Be-
wässerung der Felder in Gebrauch.

Abb. aus Leonardo da Vinci, a.a.O S. 480. Zeitgenössische ägyptische Schraubenpumpe.

Seine Schraubenpumpe erinnert deutlich an die


seines jüngeren Zeitgenossen Taq¬yadd¬n (1553)18
in Istanbul:

Abb. bei Taq¬yadd¬n

18
AΩmad Y. al-ºasan, Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya
al-‘arab¬ya, a.a.O. S. 34; ders. und D.R. Hill, Islamic Technolo-
gy, a.a.O. S. 243.
P U M P W E R K E 19

Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Maße: 71 × 64 cm.
Elektromotor zur De-
monstration.
(Inventar-Nr. E 1.14)

Schöpfeimerkette
Einen Vorgänger dieser Vorrichtung kennen wir Bei unserem Gerät handelt es sich um eine Vor-
bereits von Vitruv (gest. ca. 25 v.Chr.)1, wenn auch richtung zum Heben von Wasser mit zwei Eimer-
in wesentlich einfacherer Form. Die Beschreibung ketten, die durch ein Tretrad angetrieben wird. Eine
unseres Gerätes steht in einem anonymen arabi- im Jahre 1903 von Carra de Vaux3 unternommene
schen Buch, das offenbar nach dem 6./12. Jahrhun- graphische Rekonstruktion hat sich später als nicht
dert geschrieben wurde. Sein höchst zweifelhafter ganz korrekt erwiesen. Im Jahre 1918 bezeichnete
Titel lautet: «Das ist, was ¡r‚n (Heron) dem Werke E. Wiedemann4 Aspekte seiner Zeichnung als «irr-
des Philon und des Archimedes, der beiden Grie- tümlich» oder «willkürlich». Wir sollten uns nicht
chen, entnommen hat, nämlich über das Ziehen der wundern, wenn die falsche Darstellung in der Hi-
Lasten, die Kugeln, die Gewässer, die Schalen.»2 storiographie der Technik Wurzeln geschlagen hat
Wir können vermuten, daß die in diesem Anony-
mus behandelten Vorrichtungen zum Teil mit den
genannten griechischen Gelehrten als Urheber in
Verbindung standen. Abzuklären ist aber die Frage 3
Bernard Carra de Vaux, Le livre des appareils pneumatiques
nach der Entwicklung, die die genannten Geräte et des machines hydrauliques, par Philon de Byzance, édité
später, namentlich im arabisch-islamischen Kultur- d’après les versions arabes d’Oxford et de Constantinople et
kreis, erfahren haben. traduit en français, in: Notices et extraits des manuscrits de la
Bibliothèque Nationale et autres bibliothèques (Paris) 38/1903/
27-235, bes. S. 209-212 (Nachdr. in: Natural Sciences in Islam
Bd. 37, Frankfurt 2001, S. 101-309, bes. S. 283-286).
4
1
Buch 10, Kapitel 9, s. Vitruv: Baukunst, a.a.O., Bd. 2, S. 262. Über Vorrichtungen zum Heben von Wasser in der islami-
2
s. Hans Schmeller, Beiträge zur Geschichte der Technik in schen Welt, in: Beiträge zur Geschichte der Technik und Indu-
der Antike und bei den Arabern, Erlangen 1922, S. 2 (Nachdr. strie (Berlin) 8/1918/121-154, bes. S. 151 (Nachdr. in: Gesam-
in: Natural Sciences in Islam, Bd. 39, Frankfurt 2001, S. 197- melte Schriften, Bd. 3, Frankfurt 1984, S. 1483-1516, bes. S.
247, bes. S. 202). 1513).
20 T E C H N I K

und F.M. Feldhaus5 beispielsweise von drei Arten Deren dritter Typ (s. Abb.) ist nach seinen Worten
von Schöpfeimerketten bei Philon spricht, die ent- ein Modell, dem er zur Täuschung des Auges die
weder von einem unterschlägigen Wasserrad, einer Figur eines sich drehenden hölzernen Zugrindes
Handkurbel oder einem Tretrad angetrieben wur- hinzugefügt hat. Der Mechanismus wird nämlich
den. nicht durch ein Zugtier, sondern durch Wasserkraft
Eine wesentliche Weiterentwicklung der Schöpfei- bewegt. Ein Teil des Wassers eines Baches wird
merkette erscheint unter den von al-©azar¬6 (um durch ein Rohr in ein Becken geleitet, fällt von dort
600/1200) beschriebenen und abgebildeten Was- auf das tiefer liegende Schwungrad und fließt durch
serhebemaschinen: einen Kanal ab. Das letzte Drittel des zuströmen-
den Wassers gelangt ganz oder teilweise in die Ei-
mer, die es weiter nach oben befördern.
Unser Modell verkörpert den Höhepunkt in der
bisher bekannten Entwicklungsgeschichte der
Schöpfeimerkette. Es ist quasi eine weiter entwik-
kelte Abart der von al-©azar¬ beschriebenen Vor-
richtung. Der Hauptunterschied liegt darin, daß hier
die Wasserkraft zum Antrieb mit einem Paddelrad
(statt eines Schalenrades) genutzt wird und daß es
sich um fließendes (statt fallendes) Wasser handelt.
Die wesentliche Vorlage für unser Modell ist indes
keine Abbildung oder Beschreibung in einer Quel-
le, sondern ein originales Schöpfwerk, das von der
ersten Hälfte des 7./13. Jahrhunderts bis zur Mitte
des vergangenen Jahrhunderts funktionstüchtig
war. Es ist unter dem Namen Man·a’at ∞ai¿ MuΩ-
yidd¬n bekannt, steht am Ufer des Yaz¬d-Flusses im
damaszener Stadtteil a◊-—®liΩ¬ya und versorgte ein
Krankenhaus und eine Moschee mit Wasser, bis es
vor etwa vierzig Jahren außer Betrieb kam (s. fol-
gende S.).
Zum Bau unseres Modells haben wir die ausführli-
chen Skizzen und die Beschreibung von A.Y. al-
ºasan7 aus Aleppo vom Jahre 1976 benutzt.

Eimerketten-Schöpfwerk bei al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm


wa-l-‘amal an-n®fi‘ f¬ ◊in®‘at al-Ωiyal, Faks.-Ed. Frankfurt
2002, S. 486.

5
Die Technik, a.a.O. Sp. 831; s. noch A.P. Usher, A History of
Mechanical Inventions. Revised edition, New York 1954, S. 164.
6
al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.-Ed. Ankara 1990, fol.
159b; E. Wiedemann, Über Vorrichtungen zum Heben von Was-
ser, a.a.O. S. 141-143 (Nachdr., a.a.O. S. 1503-1505); D.R. Hill, 7
The Book of Knowledge of Ingenious Mechanical Devices, a.a.O. Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya al-‘arab¬ya, a.a.O. S.
S. 182-183; ders., Mechanik im Orient des Mittelalters, in: Spek- 55-70; s. noch A.Y. al-Hassan, D.R. Hill, Islamic Technology,
trum der Wissenschaft, Juli 1997, S. 80-85, bes. S. 80-81. a.a.O. S. 45-47.
P U M P W E R K E 21

Man·a’at ∞ai¿ MuΩyidd¬n in Damaskus.


22 T E C H N I K

Die älteste uns bekannte bildliche Darstellung einer Von Leonardo da Vinci9 (1519) kennen wir die
ähnlichen Vorrichtung aus Europa findet sich in Zeichnung einer Schöpfeimerkette, die mit einer
dem Buch De re metallica 8 von Georgius Agricola Handkurbel angetrieben wird:
(1556):

Abb. in Agricola, De re metallica S. 173.

8
Georgius Agricola, De re metallica, translated by Herbert
Clark Hoover and Lou Henry Hoover, New York 1950, S. 173;
A.P. Usher, Machines and Mechanisms, in: A History of Tech-
9
nology, ed. Ch. Singer et al., a.a.O. Bd. 3, S. 325. Leonardo da Vinci, a.a.O. S. 480.
P U M P W E R K E 23

Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Größe 68 × 52 cm.
Mit Tisch und Klarsichthaube.
Elektromotor zur Demonstration.
(Inventar-Nr. E 1.18)

Tympanum

Ein trommelartiges Schöpfrad, das wahrscheinlich Ein von zwei Rindern angetriebenes Wasserrad
auf arabisch n®‘‚ra oder s®qiya hieß. Bei diesem dieser Art erscheint unter den Miniaturen in der
Typ Wasserhebewerk drehen sich spiralige Kam- Pariser Handschrift der Maq®m®t des al-ºar¬r¬
mern um die Achse des Rades und nehmen dabei (634/1237), Bibl. Nat., Ms. arabe 5847, Fol. 69.1
zugleich Wasser auf und befördern es zu einem Derartige Wasserräder sollen in Ägypten verbrei-
Rohr in der Radnabe. Es ist geeignet, große Was- tet gewesen sein.2
sermengen über einen geringen Höhenunterschied
zu heben, hat einen hohen Wirkungsgrad und ist
besonders arm an Verschleißteilen. Der Ursprung
dieser Konstruktion ist zur Zeit unbekannt.

1 P. J. Müller, Arabische Miniaturen, Genf 1979, Tafel 12. A. Delpeche, F. Girard, G. Robine, M. Roumi, Les norias de
2
D.R. Hill, Mechanik im Orient des Mittelalters, in: Spek- l’Oronte. Analyse technologique d’un élément du patrimoine
trum der Wissenschaft (Weinheim), Juli 1991, S. 81; ders., Syrien. Damas 1997, S. 226. Thorkild Schiøler, Roman and
Islamic Science and Engeneering, Edinburgh 1993, S. 95-96; Islamic Water-lifting Wheels, Odense University Press 1973,
S. 78-79.
24 T E C H N I K

Abb. eines spiraligen, von Ochsen getriebenen Wasserrades,


Miniatur von YaΩy® b. MaΩm‚d al-W®sifl¬ zu den Maq®m®t
des al-ºar¬r¬ (634/1237), Bibl. Nat. Paris, Ms. arabe 5847,
Fol. 69. aus Nach P. J. Müller, Arabische Miniaturen,
Genf 1979.

Der deutsche Architekt Heinrich Schickardt


(1558-1635) skizzierte ein spiraliges Wasserrad
während seiner Italienreise 1558-1600 in der Nähe
von Mailand im Zusammenhang mit den dortigen
Kanälen und Wasserwerken. 3

Skizze des Wasserhebewerks zu Breta (Norditalien),


von H. Schickhardt, 1600. Nach E. Kluckert.
3 s. E. Kluckert, Heinrich Schickhardt, Architekt und Inge-
nieur, Herrenberg 1992, S. 47.
P U M P W E R K E 25

Anlage Unser Modell:


Holz und Kunststoff.
zum Heben von Wasser aus stehenden Größe 145 × 80 cm mit Tisch und Klarsichthaube.
Mechanik aus Hartholz, versiegelt.
Gewässern mit einem Zugtier Elektromotor zur Demonstration.
(Göpelwerk) (Inventar-Nr. E 1.07)

Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ (um 600/1200) beschreibt «Auf der wagerechten, über dem Wasserspiegel
im fünften Teil seines Buches über Geräte zum zwischen den Pfosten (l und q) gelagerten Achse
Heben von Wasser fünf Vorrichtungen, von denen (k), welche mittels der senkrechten Achse (w) und
die ersten vier durch ein Zugtier in Umdrehung der Zahnräder (h und ž ) von dem Zugtier in Um-
gesetzt werden. Unser Modell stellt die zweite1 drehung versetzt wird, sitzen statt nur einer einzi-
der dort beschriebenen Vorrichtungen dar. gen, teilweise gezahnten Scheibe vier auf einem
Viertel ihres Umfanges mit Zähnen versehene
1 Scheiben. Ihre Verzahnungen sind um je 90° ge-
al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.-Ed. Ankara 1990,
S. 310-314; D.R. Hill, The Book of Knowledge of Ingenious geneinander versetzt. Unter jeder der vier Schei-
Mechanical Devices, a.a.O. S. 180-181.
26 T E C H N I K

Abbildung des Göpelwerks


bei al-©azar¬, al-©®mi‘ bain
al-‘ilm wa-l-‘amal an-n®fi‘
f¬ ◊in®‘at al-Ωiyal. Faks.-Ed.
Frankfurt 2002. S. 481.

ben befindet sich je eine kleine Achse mit den


Triebstockrädern (n, r, y, f ) und den Schöpfkellen
(lm, ip, ou, ba). Die einzelnen Achsen sind in ihrer
gegenseitigen Verlängerung zwischen einer Reihe
von fünf Pfosten (q, r, s, t, l) gelagert.»
«Dadurch, daß die Verzahnungen der auf 1/4 ihres
Umfanges gezahnten Scheiben um je 90° gegen-
einander versetzt sind, ist ständig eine derselben in
Wirksamkeit, so daß die Kraft des Zugtieres viel
besser ausgenutzt wird als bei der Anordnung des
vorigen Abschnittes, wo dieses immer nur wäh-
rend 1/4 seines Weges zu arbeiten hat.» 2

2
Übersetzt von E. Wiedemann, Über Vorrichtungen zum
Heben von Wasser in der islamischen Welt, in: Beiträge zur
Geschichte der Technik und Industrie 8/1918/121-154, bes.
Umzeichnung der Abbildung von al-©azar¬
S.140-141 (Nachdruck in: Gesammelte Schriften, Bd. 3, S.
durch E. Wiedemann.
1483-1516, bes. S. 1502-1503).
P U M P W E R K E 27

Durch ein Wasserrad


angetriebenes
Pumpwerk

Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Größe: 100 × 70 cm mit
Tisch und Klarsichthaube.
Pumpen aus Messing.
Elektromotor
zur Demonstration.
(Inventar-Nr. E 1.08)

Im Anschluß an die durch Zugtiere getriebenen ein Auslaßventil. Nach dem Ansaugen des Kol-
Göpelwerke beschreibt al-©azar¬1 (um 600/1200) bens schließt das Einlaßventil die Kammer, beim
eine Vorrichtung, die mittels eines Rades Wasser Verdrängen gelangt das Wasser in die Steiglei-
aus einem Fluß auf eine Höhe von bis zu 20 Ellen tung, die an die Kammer anschließt. Von dort
(ca. 11 m) hebt. Diese Vorrichtung wird auch von kann es, wenn sich der Kolben wieder in entge-
Taq¬yadd¬n2 unter den hydraulischen Geräten an- gengesetzter Richtung bewegt, nicht zurückflie-
geführt. ßen, da sich das Auslaßventil schließt. Während-
Die Anlage nutzt die natürliche Strömung eines dessen saugt die zweite Pumpe Wasser an. So ent-
Flusses. Ein Wasserrad, das in der Strömung steht, steht ein gleichmäßiger Wasserstrom in der Steig-
erzeugt eine gleichmäßige Drehbewegung, die leitung, die ihrerseits in ein Reservoir führt, von
sich in einer Welle fortsetzt. Ein an der Welle be- wo das Wasser dann in die Häuser oder auf die
festigtes Zahnrad übersetzt die Bewegung auf ein Felder geleitet werden kann.
weiteres Zahnrad, an dem ein Zapfen befestigt ist.
Eine Pleuelstange, die beweglich mit dem Zapfen
verbunden ist, wandelt die Drehbewegung mecha-
nisch in eine Schubbewegung. Zwei Kolben, die
mit der Pleuelstange verbunden sind, nutzen die
horizontal verlaufende Schubbewegung, um Was-
ser aus dem Fluß anzusaugen und in je eine Kam-
mer abzugeben. Bei jeder Bewegung saugt ein
Kolben Wasser an, der andere verdrängt es. Die
Kammern haben je zwei Ventile, ein Einlaß- und

1
al-©azar¬, a.a.O. S. 321-327; D.R. Hill, a.a.O. S. 186-189:
E. Wiedemann, Über Vorrichtungen zum Heben von Wasser,
a.a.O. S. 145-147 (Nachdruck, S. 1507-1509).
2
AΩmad Y. al-ºasan, Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬-
ya al-‘arab¬ya, Aleppo 1976, Nachdr. 1987, Faks. S. 29-32. Zeichnung zur Konstruktion von al-©azar¬’s Pumpe.
28 T E C H N I K

Unser Modell:
Pumpe mit sechs Kolben Holz und Kunststoff. Ventile aus Messing mit
von Taq¬yadd¬n (1553) Lederdichtungen. Gewichte und Nockenwelle
aus Messing. Maße: 89 × 79 cm, mit Tisch und
Klarsichthaube. Elektromotor zur Demonstration.
(Inventar-Nr. E 1.13)

Der osmanische Universalgelehrte arabischen Ur-


sprungs Taq¬yadd¬n MuΩammad b. Ma‘r‚f (gest.
993/1585) beschreibt in seinem 960/1553 verfaß-
ten Buch über pneumatische Vorrichtungen (afl-
fiuruq as-san¬ya fi l-®l®t ar-r‚Ω®n¬ya1) zwei Vari-
anten von Wasserpumpen, von denen die eine mit
zwei Kolben und die andere mit sechs Kolben
Wasser aus einem Fluß nach oben befördert. Die
erstere kennen wir bereits dank des Buches von Ibn
ar-Razz®z al-©azar¬ (s. das vorhergehende Pump-
werk). Die zweite scheint in der jüngeren Entwick-
lungsphase nach al-©azar¬ entstanden zu sein.
Die natürliche Strömung eines Flusses treibt die
Anlage durch ein Wasserrad an. Die sechs Pumpen
fördern das Wasser auf eine bestimmte Höhe, von Seite aus
wo es weitergeleitet werden kann. Taq¬y-
add¬n, afl-
Die durch das Wasserrad entstandene Drehbewe- fiuruq...,
gung wird bei diesem Modell auf eine Nockenwel- Hds.
Dublin,
1
Ed. A.Y. al-ºasan in Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬- Chester
ya al-‘arab¬ya, a.a.O. S. 36-38; A.Y. al-Hassan, D.R. Hill, Beatty
Islamic Technology, a.a.O. S. 50-52. Lib. 5232.
P U M P W E R K E 29

le übertragen. Die Nocken betätigen einzelne He- laßventil, und das Wasser wird über Steigleitungen
bel, wodurch die Drehbewegung in eine gradlinige nach oben gepumpt. Dabei öffnet sich ein Auslaß-
Bewegung umgewandelt wird. Sie sind auf der ventil, das sich nach dem Ende dieses Vorganges
Welle versetzt angeordnet, so daß die Wasserkraft wieder schließt und ein Zurückfließen des Wassers
gleichmäßig verteilt wird. Wird einer der Hebel verhindert. Außerdem bewirkt es bei wiederholtem
betätigt, so bewirkt er, daß ein Kolben und ein an Ansaugen der Pumpe einen Luftverschluß, wo-
diesem befestigtes Gewicht nach oben gedrückt durch sich das Vakuum wieder aufbauen und Was-
werden. Bei diesem Vorgang entsteht ein Vakuum ser angesaugt werden kann. Dadurch, daß sechs
in der zugehörigen Pumpenkammer, wodurch sich Pumpen hintereinander angetrieben werden, ist ein
das Einlaßventil öffnet und Wasser angesaugt wird. kontinuierlicher Wasserfluß gewährleistet.
Hat die Nocke den Hebel wieder freigegeben, wird Ein ähnliches Wasserförderwerk mit mehreren
der Kolben durch das an ihm befestigte Gewicht Kolbenpumpen ist im Buch von Agostino Ramelli2
nach unten gedrückt. Hierbei schließt sich das Ein- von 1588 beschrieben und abgebildet.

Steigen des Wassers bei sinkendem Kolben.

Pumpwerk bei A. Ramelli (1588).


Ansaugen des Wassers bei steigendem Kolben.

2
The Various and Ingenious Machines of Agostino Ramelli. A
Classic Sixteenth-Century Illustrated Treatise on Technology.
Translated from the Italian and French with a biographical
study of the author by Martha Teach Gnudi. Technical annotati-
ons and a pictorial glossary by Eugene S. Ferguson, Baltimore
1976, S. 184 und Tafel 62.
30 T E C H N I K

Schiffsmühle

Von einer Schiffsmühle (‘araba) sprechen die drei Unser Modell:


«Söhne des M‚s®» (Ban‚ M‚s®) in ihrem um die Schiff aus Hartholz, wasserdicht versiegelt.
Mitte des 3./9. Jahrhunderts verfaßten Traktat Länge: 80 cm.
über ein «von selbst spielendes Blasinstrument»1 Seitlich angebrachtes Wasserrad
(zur Demonstration mit Elektromotor
(zu diesem siehe Teil I des Kataloges, S. 202f).
betrieben), durch Übersetzung mit
Der Geograph Ibn ºauqal 2 berichtet im 4./10. Mühlsteinen (hier nur ein Paar) verbunden.
Jahrhundert, daß auf dem Tigris bei Mosul Wanne aus Kunststoff in Hartholztisch,
Schiffsmühlen (hier pl. ‘ur‚b) existierten, «wie Maße: 120 × 86 × 80 (Höhe) cm.
man ihresgleichen selten in der Welt zu sehen be- (Inventar-Nr. E 1.03)
kommt». Sie waren aus Holz und Eisen gebaut,
lagen in der Strömung in der Mitte des Flusses an
Eisenketten und waren mit je zwei Paar Mühlstei-
nen ausgerüstet. Die von E. Wiedemann zusam-
mengestellten Berichte zeigen, daß Schiffsmühlen
in der islamischen Welt jahrhundertelang verbrei-
tet waren.

1
al-§la allat¬ tuzammiru bi-nafsih®, ed. L. Cheikho in: al- strie und Gewerbe (Leipzig) 4/1917/25-26 (Nachdruck in:
Ma·riq (Beirut) 9/1906/444-458, bes. S. 454 (Nachdruck in: Gesammelte Schriften, Bd. 2, S. 863-864).
Natural Sciences in Islam, Bd. 42, Frankfurt 2001, S. 19-33, 2
Kit®b —‚rat al-ar¥, ed. J.H. Kramers, Leiden 1939,
bes. S. 29), s. E. Wiedemann, Über Schiffsmühlen in der Bd. 1, S. 219.
muslimischen Welt, in: Geschichtsblätter für Technik, Indu-
M Ü H L E N 31

Schiffsmühle bei F. Veranzio (1615).

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhun-


derts zeichnet Mariano Taccola Skiz-
zen, die Elemente von Schiffsmühlen
enthalten (Abb. rechts).3
Eine detaillierte Darstellung einer
Mühle mit zwei Paaren von Mühl-
steinen, wie von Ibn ºauqal be-
schrieben, findet sich in den
Machinae novae von Fausto
Veranzio von 1615 4 (Abb. oben).

Aus M. Taccola, De ingeneis.

3
Mariano Taccola, De ingeneis, Bd. 2, Faks.
Wiesbaden 1984, fol. 104 v.
4
Fausto Veranzio, Machinae novae, München
1965, No. 18.
32 T E C H N I K

Windmühle

Unser Modell:
Holz, lackiert.
Höhe: 60 cm.
5 Leinensegel an
vertikaler Achse im Inneren.
Elektrogebläse zur Demonstration.
(Inventar-Nr. E 1.04)

Windmühlen (raΩ®, pl. arΩ®)


waren allem Anschein nach
bereits vor dem Islam in Per-
sien verbreitet, und ihre
Kenntnis erreichte ziemlich
früh auch weitere Teile der is-
lamischen Welt. Wie der Histori-
ker MuΩammad b. ©ar¬r afl-fiabar¬
(gest. 310/923) in seinen Annalen1 berichtet,
soll ‘Umar, der zweite Kalif (reg. 13/634-23/ Hinweise auf Windmühlen in Si™ist®n (oder S¬s-
644), zu dem Perser Ab‚ Lu’lu’a, der als Maler, t®n, Nordostpersien) erhalten wir von mehreren
Tischler und Schlosser bekannt war und später arabisch schreibenden Geographen wie al-Isfla¿r¬
zum Mörder dieses Kalifen wurde, gesagt haben: (1. Hälfte 4./10. Jh.) oder dessen jüngerem Kolle-
«Man hat mir berichtet, Du habest behauptet, Du gen Ibn ºauqal.3 Ruinen solcher Mühlen finden
könnest eine Mühle bauen, die mit Windkraft sich bis heute in diesem Gebiet.
mahlt, wenn ich das wünschte», worauf dieser ge-
antwortet habe: «Ja, das ist wahr.» ‘Umar habe
daraufhin gesagt: «Dann baue mir eine solche
Mühle.»2

1
Ta’r¬¿ ar-rusul wa-l-mul‚k, ed. M.J. de Goeje, Serie 1, Bd.
5, Leiden 1879 (Nachdruck ebd. 1964), S. 2722; E. Wiede-
mann, Zur Mechanik und Technik bei den Arabern, in: Sit-
zungsberichte der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Er-
langen) 38/1906/1-56, bes. S. 44 (Nachdruck in: Aufsätze
zur arabischen Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 173-228,
bes. S. 216).
2
Zu einer anderen Version der Begebenheit s. al-Mas‘‚d¬, Windmühlen in S¬st®n, Nordostpersien,
Mur‚™ a‰-‰ahab wa-ma‘®din al-™auhar, ed. C. Barbier de Abb. aus al-‘Ul‚m fi l-isl®m, Tunis 1978, S. 204.
Meynard, Paris 1864, Bd. 4, S. 227, vgl. ebd. Bd. 2, S. 80; E.
Wiedemann, a.a.O. S. 44 (Nachdruck S. 216). 3
E. Wiedemann, a.a.O. S. 217.
M Ü H L E N 33

entsprechenden Hügel oder einen Turm der Bur-


gen. Auf diesen errichten sie einen Raum über ei-
nem anderen. In dem oberen befindet sich die
Mühle (raΩ®), die sich dreht und mahlt, in dem
unteren befindet sich ein Rad (daul®b), welches
der dienstbar gemachte Wind dreht. Dreht sich das
Rad unten, so dreht sich die Mühle auf dem Rade
oben. Was für ein Wind auch wehen mag, so dre-
hen sich jene Mühlen, trotzdem nur ein einziger
[Mühl]Stein vorhanden ist, und das Bild ist so,
wie Du dies siehst ...»
«Haben sie den Bau der beiden Räume ausgeführt,
wie es die Abbildung zeigt, so machen sie in den
unteren Raum vier Schießscharten (marm®) wie
die Schießscharten an den Mauern (asw®r), nur
sind sie umgekehrt, indem ihr weiter Teil nach au-
ßen und ihr enger Teil nach innen gekehrt ist, ein
Kanal für die Luft, so daß in ihm die Luft kräftig
in das Innere eindringt, wie bei dem Blasebalg des
Goldschmiedes. Das weite Ende befindet sich
nach der Mündung und das enge nach innen zu,
damit es für den Eintritt der Luft geeigneter ist,
die in den Raum der Mühle eintritt, von welcher
Gegend der Wind auch blasen mag.» 5
Mit großer Wahrscheinlichkeit haben die Wind-
mühlen persischen Ursprungs schon früh ihren
Weg in den Westen der islamischen Welt gefun-
den. Der Geograph Ab‚ ‘Abdall®h al-ºimyar¬ aus
dem arabischen Spanien (schrieb 866/1461) er-
Abb. der Windmühle bei al-Dima·q¬ wähnt unter den Besonderheiten der Hafenstadt
Tarragona die Existenz von Mühlen, die mit
Windkraft angetrieben werden. 6
Die ausführlichste Beschreibung einer Windmühle
nebst einer Abbildung verdanken wir dem Geogra-
Windmühle im Canterbury
phen ∞amsadd¬n MuΩammad ad-Dima·q¬ (gest. Psalter (1270), aus
727/1327)4. Sie lautet in deutscher Übersetzung: Ch. Singer (ed.),
«In Si™ist®n befindet sich eine Gegend, in der die History of
Winde ... häufig sind. Ihre Einwohner benützen Technology
Bd. 2,
die Winde zum Drehen der Mühlen ... Bei der S. 623.
Konstruktion der sich durch den Wind drehenden
Mühlen verfahren sie folgendermaßen. Sie bauen
[ein Gebäude] in die Höhe wie ein Minaret, oder
sie nehmen einen hohen Berggipfel oder einen

4
Nu¿bat ad-dahr f¬ ‘a™®’ib al-barr wa-l-baΩr, ed. A. Mehren,
5
Cosmographie de Chems-ed-Din ... ad-Dimichqui, Petersburg Übersetzt von E. Wiedemann, Zur Mechanik ..., a.a.O. S.
1866 (Nachdruck Islamic Geography, Bd. 203, Frankfurt 46 (Nachdruck S. 218).
6
1994), S. 181-182; franz. Übers. A.F. Mehren, Manuel de la ar-Rau¥ al-mi‘fl®r f¬ ¿abar al-aqfl®r, ed. E. Lévi-Provençal,
cosmographie du Moyen-Âge, Kopenhagen 1874 (Nachdruck La Péninsule ibérique au Moyen-Âge, Leiden 1938, S. 126;
Islamic Geography, Bd. 204, Frankfurt 1994), S. 247. franz. Übers. ebd. S. 153.
34 T E C H N I K

‹Horizontale› Windmühlen bei Veranzio (1615).

Was die weitere Verbreitung dieses Typs angeht, Die Frage, ob dieser Typ der Windmühle in Euro-
so hat die Vermutung7 etwas für sich, daß er etwa pa tatsächlich auch gebaut wurde, ist noch offen.10
seit dem 7./13. Jahrhundert China erreicht hat. Die Nach der oben wiedergegebenen Beschreibung
frühest bekannte Entwicklung der Windmühle in von ad-Dima·q¬ befand sich der Mühlstein im
Europa geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Ein oberen Teil der Mühle, während der Windapparat
im Jahre 1270 in Canterbury geschriebenes Psal- unten installiert war. Die weitere Entwicklung
menbuch zeigt die ersten englischen Abbildungen führte dazu, daß diese Anordnung umgedreht wur-
einer Mühle mit vertikalen Flügeln.8 de, wie neuere Bilder zeigen (s. Abb. o.). 11
Mehrere Zeichnungen des «persischen» Typs fin- Auf seiner Persienreise konnte Sven Hedin in dem
den sich noch unter den Machinae novae von kleinen Ort Neh in S¬st®n bei einer Gesamtzahl
Fausto Veranzio (1615).9 von 400 Häusern 75 Windmühlen dieses Typs
zählen (vgl. Abb. o. S. 32).12

10
s. noch R.J. Forbes, Studies in Ancient Technology, Bd. 2,
Leiden 1955, S. 111-116; Hugo Th. Horwitz, Über das Auf-
7
Joseph Needham, Science and Civilisation in China, Bd. 4, kommen, die erste Entwicklung und die Verbreitung von
Teil 2, Cambridge etc. 1965, S. 560. Windrädern, in: Beiträge zur Geschichte der Technik und
8
Rex Wailes, A Note on Windmills, in: Charles Singer et al. Industrie 22/1933/93-102; A.Y. al-Hassan, D.R. Hill,
(eds.), A History of Technology, Bd. 2, Oxford 1956, S. 623- Islamic Technology, a.a.O. S. 54-55.
628, bes. S. 623; Hans E. Wulff, The Traditional Crafts of 11
H.E. Wulff, a.a.O. S. 286-289.
Persia, Cambridge (Mass.) 1966, S. 286. 12
Eine Routenaufnahme durch Ostpersien, Stockholm 1926,
9
Machinae novae, München 1965, No. 11, 13. Bd. 2, S. 141; vgl. H.E. Wulff, a.a.O. S. 286.
D I V E R S E A P P A R A T E 35

Hebel in Scherenform

Unser Modell:
Holz, kaschiert
und Messing.
Höhe 57cm.
(Inventar-Nr. E 1.17)

Die im deutschen Sprachraum als Nürnberger


Schere bezeichnete Vorrichtung wird in dem oben
(S. 19) erwähnten anonymen arabischen Buch be-
schrieben, dessen Inhalt teilweise mit griechischen
Gelehrten wie Archimedes, Philon und Heron, aber
auch mit Alexander dem Großen in Verbindung
gebracht wird. Hans Schmeller1, der dazu neigt, in
dem Verfasser einen in Syrien oder im Irak leben-
den Araber zu sehen, hat die Beschreibung dieses
Gerätes aus dem Arabischen ins Deutsche über-
setzt2 und graphisch dargestellt. Nach Angabe des
Textes soll ein einziger Mann in der Lage sein,
hiermit ein Gewicht von 500 rafll (ca. 220 Kilo)
Wasser auf einmal zu heben.
Auf weitere Funktionen der Nürnberger Schere als
Pontonbrücke, Leiter, oder Schere zur Übertra-
gung von Bewegungen an Maschinen hat Feld-
haus4 hingewiesen.
Beim Bau unseres Modells haben wir uns der
Zeichnung von H. Schmeller bedient.

1
Beiträge zur Geschichte der Technik in der Antike
und bei den Arabern, a.a.O. S. 2 (Nachdr., a.a.O. S. 202).
2
Ebd. S. 9-10 (Nachdr., a.a.O. S. 209-210). Zeichnung von H. Schmeller,
3
Die Technik, a.a.O. Sp. 910. Beiträge zur Geschichte der Technik S. 9.
4
Die Technik, a.a.O. Sp. 910.
36 T E C H N I K

Vorrichtung
zum Heben des Wassers
mittels Feuers.

Funktions-
schema der
Vakuum-
pumpe (re-
konstruiert).
K.O.Franke

Unser Modell:
Holz, kaschiert, Kunststoff,
Unter den uns bekannten vier Handschriften des Kupfer und Messing, Talglicht
anonymen Sammelbandes1, welche mit großen Höhe: 61 cm,
Abweichungen griechische, pseudogriechische (Inventar-Nr. E 1.23)
und arabische Erfindungen aus dem Bereich der
Technik beschreiben, bieten die Codices Gotha
Schmeller wie folgt: «Infolge der Erwärmung
1348 und Leiden, Warn. 499 eine Vorrichtung
durch die brennenden Naphtalampen wird die Luft
zum Heben des Wassers mittels Feuers. 2
aus dem oberen Raum ausgetrieben bzw. verzehrt.
Die Funktion der Pumpe, die wir in einem stark
Bei der darauffolgenden Abkühlung tritt eine
verkleinerten Modell darstellen, beschreibt H.
Druckverminderung ein, sodaß der äußere Luft-
druck das Wasser im Kanal in die Höhe drückt.» 3
Nach der Beschreibung unserer Quelle soll diese
1 √stanbul, Ayafofya 3187, Oxford, Bodl. Marsh 669, Gotha Vorrichtung Wasser aus einem 5-25 m tiefen
1348, Leiden, Warn. 499 (= or. 499, s. P. Voorhoeve, Hand- Brunnen heben können. Die Frage, inwiefern man
list of Manuscripts, Leiden 1957, S. 116-117). von dem Verfahren praktisch Gebrauch machen
2 s. H. Schmeller, Beiträge zur Geschichte der Technik in
konnte, muß offen bleiben.
der Antike und bei den Arabern, a.a.O. S. 26 f. (Nachdruck
in: Natural Sciences in Islam, Band 39, S. 197-247, hier
226-227). 3 ebd., S. 27.
D I V E R S E A P P A R A T E 37

Unser Modell:
Kupfer, Messing, Edelstahl.
’ des Kessels 30 cm.
Mit Heizspirale und
Absperrventil.
(Inventar-Nr. E 1.25)

Mit Dampf betriebener


Bratenwender Fleisch

Wassertank
Der osmanische Astronom und Ingenieur Taq¬yad-
Feuerung
d¬n beschreibt im 6. Kapitel seines Kit®b afl-fiuruq
as-san¬ya fi l-®l®t ar-r‚Ω®n¬ya vom Jahre 953/1546
drei Vorrichtungen zum Drehen eines Bratspießes.
Die erste wird durch die Nutzung der Dampfkraft
bewegt. Die zweite wird durch ein Gewicht betrie-
ben, dessen Gang durch eine Heißluftturbine regu-
liert wird. Die dritte wurde nach dem Prinzip ge-
baut, eine verhältnismäßig kleine Kraft durch
Zahnräder zu übertragen, welche mit einer Hand-
kurbel in Bewegung gesetzt werden.
Bei unserem Modell der ersten Vorrichtung wird
der Spieß zusammen mit einer Schaufelrad-artigen
Turbine durch den Dampf bewegt, der durch ein

Schematische Querschnitte durch unser Modell.


38 T E C H N I K

Abb. 1 (oben): Rekonstruktion des Dampfwagens


von P. M. Grimaldi.

Abb. 2 (rechts): Skizze des


Dampfrades von Giovanni Branca.

Rohr aus einem geschlossenen erhitzten Wasser- Vorrichtung soll einen Pulverstampfer in Gang set-
kessel entweicht. Nach Taq¬yadd¬ns Beschreibung zen.2
wird Wasser in den Kessel nachgefüllt, indem man Eine weitere Stufe erreichte die Nutzung der
die Mündung des Rohres in einen Wasserbehälter Dampfkraft anscheinend bei Philippe-Marie Gri-
steckt. Das reiche aus, um den Kessel wieder zu maldi. Er soll um 1671 einen durch Dampfkraft
füllen. Taq¬yadd¬n berichtet, daß diese Art der angetriebenen Wagen dem mandschurischen Kai-
Dampfvorrichtung zu seiner Zeit weit verbreitet ser K'ang Hsi vorgeführt haben. Eine im 19. Jahr-
war. hundert von Giovanni Canestrini (1835-1900) ge-
Giovanni Branca1 hat 1629 ein Dampfrad abgebil- schaffene Rekonstruktion (s. Abb. 1) befindet sich
det (s. Abb. 2), bei dem der Dampf aus einer metal- in Mailand im Museo Nazionale della Scienza e
lenen Mündung gegen ein Schaufelrad bläst. Die della Technica.3

2
1
s. F.M. Feldhaus, Die Technik, a.a.O. S. 182.
Le machine. Volume nuovo e di molto artificio da fare effetti 3
s. J. Needham, Science and Civilisation in China, a.a.O. Bd.
maravigliosi ..., Rom 1629, figura XXV. 4, Teil 2, S. 225-228.
D I V E R S E A P P A R A T E 39

Mit Heißluft betriebener


Bratenwender

Unser Modell:
Kupfer, Messing, Edelstahl.
’ des Kessels 30 cm.
Mit Heizspirale und
Absperrventil.
(Inventar-Nr. E 1.26)

Abb. aus Leonardo


da Vinci, a.a.O. S.
503.

Die zweite Art Mechanismus zum Drehen eines Im Codex Atlanticus des Werkes von Leonardo da
Bratspießes, seinerzeit ebenso geläufig wie die er- Vinci1 (Fol. 5) ist die Skizze eines Bratenwenders
ste, beschreibt Taq¬yadd¬n nur knapp. Anstelle der enthalten (s. Abb. ), welcher durch Rauch oder
Dampfturbine wird hier die im Kamin aufsteigen- vielmehr durch die vom Feuer unter dem Bratspieß
de heiße Luft genutzt, um den Spieß zu drehen. aufsteigende erhitzte Luft betrieben wird.2 Diese
Ähnlich wie bei Wasserschöpfwerken werde zu- Zeichnung, in welcher auch die Zahnradüber-
sätzliche Energie von einem Lot aus Blei zuge- setzung zu sehen ist, war für unsere Rekonstruktion
führt. Dieses kann man sich wohl, wie bei einer sehr nützlich. Ich bezweifle jedoch, daß eine nach
Uhr, als über eine Rolle laufendes Gewicht vor- seiner Skizze gebaute Vorrichtung funktionieren
stellen. Die sicherlich über ein Getriebe auf den würde, da außer der Heißluft offenbar keine weite-
re Energiequelle vorgesehen ist.
Spieß übersetzte Kraft der Heißluftturbine dürfte
also nicht ausgereicht haben, um den Braten hin-
reichend schnell zu bewegen.
1
Leonardo da Vinci, a.a.O. S. 503.
2
Theodor Beck, Beiträge zur Geschichte des Maschinenbaues,
Berlin 1899, S. 425-426.
40 T E C H N I K

Unser Modell:
Bratenwender Messing, Edelstahl.
mit Kurbel und Zahnradgetriebe Höhe: 35cm.
(Inventar-Nr. E 1.27)

Nach seiner Beschreibung der beiden ersten me- nen. Der neue Bratenwender funktioniert mit einer
chanischen Bratenwender, wie er sie in √stanbul Kurbel und einem Getriebe aus vier Zahnrädern,
kennen gelernt hatte, fügt Taq¬yadd¬n hinzu, er und welche eine Übersetzung von 1:10 bewirken und
sein älterer Bruder hätten daselbst im Jahre 953/ damit das langsame Drehen eines schweren Bratens
1546 ein Gerät entwickelt, welches leichter trans- erleichtern.
portabel sein sollte als die üblichen Konstruktio-
D I V E R S E A P P A R A T E 41

Unser Modell:
Holz und Messing,
Kupfergewicht (8 kg).
(Inventar-Nr. E 1.12)

Hebewerk
mit Zahnradgetriebe

Der osmanische Gelehrte Taq¬yadd¬n beschreibt in


seinem 960/1553 verfaßten Buch über pneumati-
sche Vorrichtungen (afl-fiuruq as-san¬ya fi l-®l®t ar-
r‚Ω®n¬ya1) ein Zahnradsystem (ad-daw®l¬b al-
mutad®¿ilat al-asn®n), das das Anheben eines Ge-
wichtes von 3000 rafll (ca. 1450 Kilo) durch An-
wendung eines Tausendstels an Kraft ermöglicht.
Bei unserem Modell mit mehrstufigem Antrieb be-
trägt das Übersetzungsverhältnis 1 : 150.

Abb. aus Taq¬yad-


d¬n, afl-fiuruq as-
san¬ya S. 26

1
Ed. A.Y. al-ºasan in Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya
al-‘arab¬ya, a.a.O. S. 25-26.
42 T E C H N I K

Flaschenzug

Von den in arabischen Büchern über Technik oder


Monographien behandelten Arten des Flaschenzu-
ges1 beschreibt der osmanische Gelehrte Taq¬y-
add¬n2 einen ziemlich weit entwickelten Typ,
bei dem eine bestimmte Last durch ein Sech-
zehntel der normalerweise benötigten Kraft
gehoben werden kann. Er verwendet dafür
zweimal acht Holzrollen und kombiniert
sie in Zylinderform. Einem ähnlichen Fla-
schenzug begegnen wir bei Leonardo da
Vinci:3

Unser Modell:
Messing und Stahl.
Kupfergewicht ca. 15 kg.
Gestell aus Edelstahl,
Höhe: 130 cm.
(Inventar-Nr. E 1.11)

Seite aus
Taq¬yadd¬n,
afl-fiuruq Abb. aus Leonardo da
as-san¬ya, Vinci, a.a.O. S. 490.
Hds. Dublin,
Chester Beatty
Lib. 5232.
1
Sie werden unter den Begriffen bakra («Rolle») oder ™arr al-
a˚q®l («Ziehen von Gewichten») abgehandelt, s. E. Wiedemann,
Zur Mechanik und Technik bei den Arabern, in: Sitzungsberich-
Die Ansicht von F. M. Feldhaus4, daß man Ver- te der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) 38/1906/
besserungen an den antiken Flaschenzügen erst 1-56, bes. S. 20 (Nachdruck in: Aufsätze zur arabischen Wissen-
im 19. Jahrhundert vorgenommen habe, ist damit schaftsgeschichte, Bd. 1, S. 173-228, bes. S. 192).
2
Kit®b afl-fiuruq as-san¬ya fi l-®l®t ar-r‚Ω®n¬ya, Faksimile-Ed.
hinfällig.
A. Y. al-ºasan, Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya al-‘ara-
Bei unserem Modell haben wir nur die Hälfte der b¬ya, a.a.O. S. 27-28.
im Original vorgesehenen Rollen berücksichtigt. 3
Leonardo da Vinci, a.a.O. S. 490.
4
Die Technik, a.a.O. Sp. 332.
D I V E R S E A P P A R A T E 43

Vorrichtung Unser Modell:


zum Heben Messingzylinder,
Länge: 50 cm,
von Gegenständen mittels zweier Scharniere
aus Gewässern aufklappbar.
(Greifbagger) Messingketten.
(Inventar-Nr. E 1.05)

Die als Ban‚ M‚s® («Söhne des M‚s®») bekann- aufnehme (verschlinge) und [die zweite] in sie ein
ten drei Söhne des M‚s® b. ∞®kir (MuΩammad, wenig hineindringe. Jeder der beiden Zylinder sei
AΩmad und al-ºasan), die in der ersten Hälfte des 1 Elle lang oder länger ... Die eine der Hälften des
3./9. Jahrhunderts lebten, beschreiben in ihrem Ki- Zylinders wird nach der anderen zugerichtet (ge-
t®b al-ºiyal 1 als hundertste Vorrichtung ein Gerät, spalten), damit sich zwischen ihnen nicht ein klei-
das zum Heben von Gegenständen aus Gewässern ner Zwischenraum befindet. Dann bringt man an
dient. Sie sagen: «Wir wollen zeigen, wie man ein ihnen zwei Scharniere (narm®‰a™at®n) an, ...»2.
Instrument herstellt, mit dem der Mensch, wenn er Läßt man die Vorrichtung an den vier außen ange-
es herabläßt, Materie (™auhar) aus dem Meere brachten Ketten ins Wasser, so klappt der Greif-
hervorholt, und die Gegenstände, die in die Brun- zylinder auf. Am Grund angekommen, zieht man
nen gefallen und in den Flüssen und Meeren ihn mit der in der Mitte angebrachten Kette wieder
untergesunken sind. Dazu verfertigen wir die bei- hinauf. Dadurch schließt sich der Zylinder und
den Hälften abjz und wΩde eines [Hohl] Zylin- klemmt die Gegenstände ein, die er umschlossen
ders aus Kupfer, die einander gleich sind; über- hat.
trifft die eine Hälfte die andere um ein weniges an
Gewicht, so ist das für den vorliegenden Zweck
besser, damit die eine Hälfte die andere in sich
2
Übers. E. Wiedemann (mit geringfügigen Veränderungen)
in: Apparate aus dem Werk fi’l-ºijal der Benû Mûsà (Zur
Technik bei den Arabern. 7), in: Sitzungsberichte der Physi-
1
ed. AΩmad Y. al-ºasan, Aleppo 1981, S. 376 -379; engl. kalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) 38/1906/341-348,
Übers. Donald R. Hill, The Book of Ingenious Devices, bes. S. 343-345 (Nachdruck in: Aufsätze zur arabischen Wis-
Dordrecht etc. 1979, S. 242-243. senschaftsgeschichte Bd. 1, S. 306-313, bes. S. 308-310).
44 T E C H N I K

kommt neu

Greifbagger der Ban‚ M‚s® (Hds. Berlin). Konstruktionszeichnungen


(D.R. Hill nach E. Wiedemann)

Greifzylinder geöffnet Greifzylinder geöffnet Aufriß


(vom Ende gesehen) (von der Seite gesehen) (ohne Leinen)
D I V E R S E A P P A R A T E 45

Eine Leuchte,
die auch bei heftigem Wind
nicht erlischt

Unser Modell:
Messing
Höhe: 63 cm.
(Inventar-Nr. E 1.16 )

Abb. aus Ban‚ M‚s®, K. al-ºiyal


(Hds. Berlin, or. quart. 739).

Um die Mitte des 3./9. Jahrhunderts beschrieben Unser Modell entstand nach der Beschreibung und
die Ban‚ M‚s® (MuΩammad, AΩmad und al-ºasan der Abbildung der Ban‚ M‚s® und nach der Inter-
b. M‚s® b. ∞®kir) in ihrem Kit®b al-ºiyal 1 eine pretation von E. Wiedemann und D. Hill.
Lampe 2, die nicht erlischt, auch wenn sie in star- Der Halbzylinder, in dem sich die Leuchte befin-
kem Wind steht. det, ist in einem Gestell leicht drehbar gelagert. Die
an ihm befestigte Fahne aus Messing bewirkt, daß
er sich bei Luftbewegungen mit der geschlossenen
1
Ed. AΩmad Y‚suf al-ºasan, Aleppo 1981, bes. S. 372-373. Seite dem Wind zuwendet, wodurch das Licht vom
2
Eilhard Wiedemann, Über Lampen und Uhren (Beiträge zur Luftzug nicht gelöscht werden kann. Die Leicht-
Geschichte der Naturwissenschaften. XII), in: Sitzungsberichte
der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) 39/1907/
gängigkeit der Lager spielt eine entscheidende Rol-
200-225, bes. S. 204-205 (Nachdr. in: Aufsätze zur arabischen le, damit sich die Fahne auch bei leichtem Luftzug
Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 351-376, bes. S. 355-356); drehen kann.
The Book of Ingenious Devices (Kit®b al-ºiyal) by the Ban‚
(sons of) M‚sà bin Sh®kir. Translated and annotated by Donald
R. Hill, Dordrecht, Boston, London 1979, S. 238-239.
46 T E C H N I K

Gottesleuchte
(Ewiges Licht)

Unser Modell:
Messing, Höhe: 60 cm.
Glas-Sichtfenster.
Holzwand, Höhe 80 cm.
(Inventar-Nr. E 1.06)

Mit dem arabischen Begriff sir®™ All®h («Leuchte


Gottes») wird eine Öllampe bezeichnet, «deren
Docht von selbst hervorkommt und deren Öl von
selbst hineinfließt. Jeder, der sie sieht, glaubt, daß
durchaus nichts vom Öl und Docht verzehrt
wird.»1
Die drei «Söhne des M‚s®» (Ban‚ M‚s®) haben in
der ersten Hälfte des 3./9. Jahrhunderts in ihrem
Kit®b al-ºiyal2 eine solche Lampe beschrieben.
Sie konnte tagelang brennen, ohne daß jemand ei-
nen Docht nachschieben mußte. Das Öl floß auto- auf diese Weise stets konstant. Der Schwimmer fl
matisch nach, scheinbar ohne Abnahme der Men- bewirkt, daß der Docht mit sinkendem Ölstand im
ge. Reservoir automatisch nachgeschoben wird.
Ein technisch anspruchsvolles System sorgt dafür, Über den Verwendungszweck sagen die Ban‚
daß sich die Lampe aus einem verborgenen Reser- M‚s®: «Die Lampe brannten die Leute, die mit re-
voir selbst nachfüllt. In diesem herrscht nach dem ligiösen Angelegenheiten zu tun haben. Sie glau-
Befüllen durch das Ventil lwz (s. Abb. S. 47) ein ben, daß man in ihr eine ewige Lampe habe, bei
Vakuum, welches den Ausfluß des Öls über den der das Feuer nicht erlischt, und zwar brennt es
Schnabel e hindert. Sobald der sinkende Ölstand ununterbrochen in dem Rohr des Feuers, das ist
die Öffnung j freilegt, ist das Vakuum aufgeho- bei den Zoroastriern der Fall und in der Kirche,
ben, Öl fließt in die Lampe, bis die Öffnung wie- das ist bei den Christen der Fall. Stellt man den
der untertaucht und im Reservoir das Vakuum er- Leuchter (den Träger der Lampe) und den Ölbe-
neuert. Die Füllung der eigentlichen Lampe bleibt hälter versteckt in der Wand auf, so daß man nur
die Lampe sieht, so macht das auf den Beschauer
einen besseren Eindruck.»3

1
E. Wiedemann, Über Lampen und Uhren, in: Sitzungsbe-
2
richte der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) K. al-ºiyal, a.a.O. S. 368-371; engl. Übers. D.R. Hill, The
39/1907/200-225, bes. S. 203-204 (Nachdruck in: Aufsätze Book of Ingenious Devices, a.a.O. S. 236-237.
3
zur arabischen Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 351- 376, Übers. E. Wiedemann, a.a.O. S. 203-204 (Nachdruck S.
bes. S. 354-355). 354-355).
D I V E R S E A P P A R A T E 47

Umzeichnung von D.R. Hill. Abb. aus Ban‚ M‚s®, K. al-ºiyal (Hds. Berlin, or. quart. 739).

Zeichnung eines von D.R. Hill vorgeschlagenen Abb. aus Ban‚ M‚s®, K. al-ºiyal, (Hds. √stanbul,
Funktionsmodells. Topkapı Sarayı, Ahmet III, 3474).
48 T E C H N I K

Abb. der Ban‚ M‚s® (Hds. Topkapı Sarayı).

Umzeichnung von D.R. Hill.

Ein
Staunen erregendes
Trinkgefäß
Die «Söhne des M‚s®» (Ban‚ M‚s®) schildern in Unser Modell:
ihrem Kit®b al-ºiyal 1 fünfzehn Vorrichtungen für Holzkasten 43 × 45 × 105 cm.
Trinkgefäße und Tafelaufsätze, die zeigen, «in wie Zwei verzierte Behälter aus Messing, vergoldet.
sinnreicher Weise» sie «die mannigfachsten Auf- Zuleitungen aus Messing und Kunststoff.
gaben zu lösen wußten.»2 Die elfte ihrer Vorrich- (Inventar-Nr. E 1.09)
tungen diente uns als Vorlage.
Das Trinkgefäß wurde bei gesellschaftlichen An-
lässen vorgeführt und diente der Unterhaltung.
Seine Funktionsweise beruht auf hydraulischen
Berechnungen. Gießt man oben langsam Wein ein,
1
so fließt links Wasser und rechts Wein aus. Gießt Kit®b al-ºiyal, a.a.O. S. 319-323; D.R. Hill, The Book of
Ingenious Devices, a.a.O. S. 212-213.
man schnell Wasser ein, so fließt links Wein und 2
E. Wiedemann, Über Trinkgefäße und Tafelaufsätze nach
rechts Wasser. Im Original ist der Behälter ge- al-©azarî und den Benû Mûsà, in: Der Islam 8/1918/55-93,
schlossen zu denken, um keinen Einblick in die 268-291, bes. S. 284-286, 291 (Nachdruck in: Gesammelte
Funktionsweise zu geben. Schriften, Bd. 3, S. 1517-1579, bes. S. 1572-1574, 1579).
A U T O M A T E N 49

Automat Unser Modell:


Tisch 84 × 62 cm,
zum abwechselnden Spenden von Gesamthöhe 170 cm.
heißem und kaltem Wasser Armaturen aus Messing.
(Inventar-Nr. E 1.28)

Die drei Söhne von M‚s® b. ∞®kir mit Namen Mu-


Ωammad, AΩmad und al-ºasan, die in der zweiten
Hälfte des 3./9. Jahrhunderts als Mathematiker, Astro-
nomen und Physiker in Ba∫d®d wirkten,1 beschrei-
1
ben in ihrem Buch über mechanische Vorrichtungen2 2
s. F. Sezgin, a.a.O. Bd. 5, S. 246-252; Bd. 6, S. 147-148.
K. al-ºiyal, ed. AΩmad Y. al-ºasan, Aleppo 1981, S. 385-
ein Gerät, das dazu diente, den Wasserfluß aus zwei
388; englische Übersetzung Donald R. Hill, The Book of Inge-
unterschiedlichen Quellen oder Behältern so aufzu- nious Devices, London 1979, S. 246-247.
50 T E C H N I K

bereiten und zu regulieren, daß aus je einer von zwei ner halben Drehung dann kaltes Wasser. Gleichzei-
Leitungen das Wasser in gewissen Intervallen ab- tig läuft in die linke Kammer anfangs kaltes und nach
wechselnd warm oder kalt fließt, während es aus der der halben Drehung heißes Wasser.
anderen Leitung in gleichen Intervallen aber umge- Aus diesen Kammern läuft das Wasser durch große
kehrter Folge zufließt. Durch die Verkürzung der In- Öffnungen in eine darunter liegende Wanne, die eben-
tervalle wird ein Effekt erreicht, der an eine Misch- falls in zwei Kammern geteilt ist. Durch die Rotati-
batterie erinnert. on der oberen Wanne läuft das Wasser wechselseitig
Aus einem Heißwasserbehälter auf der rechten und aus. Bereits nach einer viertel Umdrehung der obe-
einem Kaltwasserbehälter auf der linken Seite der ren Wanne ändert sich der Zufluß in der unteren.
Vorrichtung fließt das Wasser auf ein Wasserrad, das Aus der unteren Wanne wird das Wasser in ein
horizontal unter den Behältern angebracht ist. Durch Becken geleitet, wo sich nun bei einer einzigen
die Drehbewegung des Rades wird eine darunter be- Umdrehung des Wasserrades und der oberen Wan-
festigte Wanne ebenfalls in Drehung versetzt. Die ne vier Mal aus jeder der beiden Wasserleitungen
Wanne ist mittig in zwei Kammern geteilt. Zunächst der Zufluß ändert. In kurzen Intervallen fließt ab-
fließt heißes Wasser in die rechte Kammer, nach ei- wechselnd heißes und kaltes Wasser.

Abb. der Ban‚ M‚s®


(Hds. Topkapı Sarayı, Ahmet III, 3474).
A U T O M A T E N 51

Ein Unser Modell:


Breite des Holzkastens: 110 cm.
Unterhaltungsautomat Wasserbehälter und Zuleitungen
aus Plexiglas.
Schalen aus gehämmertem Kupfer.
Figuren aus gegossenem Zinn.
Es ist das erste von 31 Modellen, die von einem (Inventar-Nr. B 1.09)
MuΩammad oder AΩmad b. øalaf al-Mur®d¬ (ver-
mutlich 2. Hälfte 5./11. Jh. in Andalusien) in sei-
nem Buch Kit®b al-Asr®r f¬ nat®’i™ al-afk®r be-
schrieben und skizziert wurden. Zusammen mit merkenswert ist die Verwendung von Quecksilber
den folgenden vier Modellen des Buches ähnelt es bei diesem Automaten, wodurch sich eine Verbin-
einer Wasseruhr, da bestimmte Aktionen in fest- dung zwischen ihm und der Alfonsinischen
gelegten Intervallen in Erscheinung treten, doch Quecksilberuhr (s.o.III, 110f.) ergibt.4 Andererseits
fehlt die Funktion einer präzisen Zeitmessung.1 fällt auf, daß typische Elemente arabischer Tech-
Das Modell wurde nach Erläuterungen und Skiz- nik, wie kegelförmige Ventile, Verzögerungssy-
zen von J. Vernet, R. Casals und M.V. Villuendas 2 steme, Rückkoppelungskontrollen oder sensibler
von Eduard Farré (Barcelona) nachgebaut.3 Be- Druckausgleich fehlen.5

1
Donald R. Hill, Arabic Water-Clocks, a.a.O. S. 37.
2
El capítulo primero del «Kit®b al-asr®r f¬ nat®’iy al-
afk®r», in: Awr®q (Madrid) 5-6/1982-83/7-18.
3 J. Vernet und J. Samsó (Eds.), El Legado Científico Anda- 4 D.R. Hill, Arabic Water-Clocks, a.a.O. S. 39.
5 Ebd. S. 39.
lusí S. 304-309.
52 T E C H N I K

Das komplizierte Werk löst nach etwa einer hal- die Tänzerinnen bewegen sich in das Haus zurück,
ben Stunde einen Mechanismus aus (im Modell ist wobei sich die Türen wieder schließen. Auch die
die Zeit auf fünf Minuten verkürzt). Dann öffnen Ziegen erheben wieder ihre Köpfe. Sodann steigen
sich die beiden Türen und zwei Tänzerinnen er- drei Schlangen vor dem Brunnen auf; nach einiger
scheinen. Gleichzeitig senken vier Ziegenböcke Zeit verschwindet zunächst der Schlangenbe-
die Köpfe zum trinken. Daraufhin taucht ein schwörer, dann die Schlangen.
Schlangenbeschwörer aus einem Brunnen auf und

Zum Buch von al-Mur®d¬: D.R. Hill, A Treatise on Machines


by Ibn Mu‘®dh Ab‚ ‘Abd All®h al-Jayy®n¬, in: Journal for the
History of Arabic Science (Aleppo) 1/1977/33-46; A.I. Sab-
ra, A Note on Codex Biblioteca Medicea-Laurenziana Or.
152, ebd. S. 276-283; M.V. Villuendas, A Further Note on a
Mechanical Treatise Contained in Codex Medicea Lauren-
ziana Or. 152, in: Journal for the History of Arabic Science
(Aleppo) 2/1978/395-396; J. Vernet, Un texto árabe de la
corte de Alfonso X el Sabio. Un tratado de autómatas, in: Al-
Andalus (Madrid, Granada) 43/1978/405-421; D. R. Hill,
Arabic Water-Clocks, a.a.O. S. 36-46; R. Casals, Considera-
ciones sobre algunos mecanismos árabes, in: Al-Qanflara
(Madrid) 3/1982/333-345; D.R. Hill, Tecnología andalusí,
in: El Legado Científico Andalusí S. 157ff., hier S. 163-168,
304-309; J. Samsó, Las ciencias de los antiguos en al-Anda-
lus, Madrid 1992, S. 250-257; J. Casulleras, El último capí-
tulo del Kit®b al-asr®r f¬ nat®’iy al-afk®r, in: From Baghdad
to Barcelona. Studies in the Islamic Exact Sciences in Hon-
our of Prof. Juan Vernet, Barcelona 1996, vol. 2, S. 613-653.
Zeichnung aus al-Mur®d¬, Kit®b al-Asr®r
(Hds. Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, orient. 152).
A U T O M A T E N 53

Springbrunnen
mit wechselnder Gestalt

Unser Modell:
Gesamthöhe: 110 cm.
Messingrahmen um Plexiglas.
Verzierte Schale und Deckel,
sowie Wippe aus vergoldetem Messing.
Schwimmer und Rohre aus Kupfer.
(Inventar-Nr. B 1.07)

1.
Dies ist eine von zwei ursprünglich im 3./9. Jahr-
hundert von den Ban‚ M‚s® beschriebenen Vor-
richtungen, die Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ (um 600/
1200) mangelhaft fand und durch eigene Kon-
struktionen ersetzte.

Das ursprünglich von außen eingeleitete, im Mo-


dell aus dem unteren Wasserbehälter rückgeführte
Wasser fließt im oberen Teil über eine Wippe in
die rechte der beiden Kammern. Ist diese vollge-
laufen, schwenkt die durch einen Schwimmer ge-
steuerte Wippe um, so daß sich die linke Kammer
füllt. In dieser Zeit, die genau berechnet ist, fließt
das Wasser der rechten Kammer durch ein Rohr
aus und steigt aus der zentralen Düse des unteren
Literatur: al-©azar¬, al-©®mi‘, Faksimile Ankara 1990, S.
276-277; E. Wiedemann, Die Konstruktion von Springbrun-
Beckens als einstrahlige Fontaine auf. Dann
nen durch muslimische Gelehrte. II. Anordnungen von al schwenkt die Wippe um, so daß sich aus der lin-
Gazarî für Springbrunnen, die ihre Gestalt wechseln, in: ken Kammer das Wasser über das zweite Rohr
Festschrift der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte entleert und als fünfstrahlige Fontaine aus dem
Naturkunde, Hanau 1908, S. 29-43, hier S. 36ff. (Nachdruck
unteren Düsenring aufsteigt. Das Intervall war ur-
in: E. Wiedemann, Gesammelte Schriften, Bd. 1, S. 241-255,
hier S. 248ff.; D.R. Hill, The Book of Knowledge of Inge- sprünglich eine halbe Stunde, in unserem Modell
nious Mechanical Devices, S. 158ff. ist es auf drei Minuten verkürzt.
54 T E C H N I K

2.
Der zweite der
Springbrunnen,
die al-©azar¬ angefertigt und beschrieben hat.

Unser Modell:
Gesamthöhe: 130 cm.
Messingrahmen um Plexiglas.
Wanne und Schaufeln aus Kupfer.
Verzierter Deckel und
Rohrleitungen vergoldet.
(Inventar-Nr. B 1.08)

Auch hier fließt das Wasser über eine Wippe zu-


nächst in die rechte Kammer. Gleichzeitig füllt
sich eine Schaufel mit Wasser, bis sie so schwer
ist, daß sie kippt und dabei sowohl die Wippe um-
legt als auch den Abfluß der Kammer ermöglicht.
Während sich die linke Kammer füllt, sprudelt das
Wasser in zwei Fontänen aus: ein Wasserpilz bil-
det sich auf der linken, ein Strahl auf der rechten
Seite. Nach einer bestimmten Zeit entleert sich das
Wasser der linken Kammer. Der Wasserpilz ist
nun auf der rechten Seite zu sehen, der Strahl auf
der linken. Das Intervall betrug auch hier ur-
sprünglich eine halbe Stunde und ist in unserem
Modell auf drei Minuten verkürzt.

Literatur: al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.-


Ed. Ankara 1990, S. 278-279; E. Wiedemann, Anordnungen
von al Gazarî, a.a.O. S. 36 ff. (Nachdruck, S. 248 ff.); D.R.
Hill, The Book of Knowledge, a.a.O. S. 158ff.
A U T O M A T E N 55

Abbildungen bei al-©azar¬, a.a.O. S. 280, 283.

Auf Blatt 22r seines Bellicorum instrumentorum


liber zeichnet Giovanni Fontana1 (1. Hälfte 15.
Jh.) die Grundlinien eines Springbrunnens, der
die Bekanntschaft mit einer arabischen Vorlage
verrät (s. Abb. rechts).

1
Eugenio Battisti und Giuseppa Saccaro Battisti, Le macchi-
ne cifrate di Giovanni Fontana, Milano 1984, S. 118.
56 T E C H N I K

Unser Modell:
Messing, 20 × 12,5 cm.
Acrylglaskasten.
(Inventar-Nr. E 1.02)

Ein
Kombinationsschloß

Im letzten Kapitel seines Buches behandelt Ibn ar-


Razz®z al-©azar¬ (um 600/1200) eine Reihe me-
chanischer Geräte, darunter ein Buchstabenschloß,
ein «Schloß, das mit zwölf Buchstaben zum Ver-
schließen eines Kastens dient» (qufl yuqfalu ‘al®
◊and‚q bi-Ωur‚f i˚n® ‘a·ar min Ωur‚f al-mu‘-
™am).1

1 al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.-Ed. Ankara 1990,


S. 340-348; deutsche Übers. E. Wiedemann, Über eine Pa-
lasttüre und Schlösser nach al-©azar¬, in: Der Islam 11/
1921/213-251, bes. S. 232-244 (Nachdruck in: Gesammelte
Schriften, Bd. 3, S. 1670-1708, bes. S. 1689-1701), engl. Zeichnung bei al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm wa-l-‘amal,
Übers. D.R. Hill, The Book of Knowledge of Ingenious Me- a.a.O., S. 346.
chanical Devices, a.a.O. S. 199-201.
S C H L Ö S S E R 57

Der Deckel besteht aus zwei Platten, die mit vier


Kombinationsschlössern und einem Drehknauf
verbunden sind. Die Deckplatte dient als Halte-
rung. Die darunterliegende Platte besteht aus zwei
Hälften, die mit dem Drehknauf auseinander ge-
schoben werden können. Dies ist jedoch nur mög-
lich, wenn die Schlösser auf eine bestimmte Kom-
bination eingestellt werden. Die Ringe an den
Schlössern geben dann eine Nut frei, in die die Si-
cherungsstifte, die an der unteren Platte befestigt
sind, gleiten können. Setzt man das Kombinati-
onsschloß auf einen dafür vorgesehenen Kasten,
so kann die untere Platte mittels Drehknauf in
zwei Aussparungen einfahren. Gleichzeitig wird
ein Zylinder in eine seitlich angebrachte Führung
geschoben, so daß sich die untere Platte nicht
mehr zusammenschieben läßt. Durch Verstellen
der Kombinationen wird der Zylinder gesichert.
Die zwölfstellige Buchstabenkombination, die im
Arabischen einem Zahlenwert entspricht, kann bei
geöffnetem Deckel leicht verändert werden.

Seite mit Beschreibung und Illustration des Zahlenschlosses


aus al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.-Ed.
Frankfurt 2002, S. 523.
58 T E C H N I K

Ein aus der Zeit von al-


©azar¬ (um 600/1200)
erhaltenes Elfenbein-
kästchen mit arabischem
Buchstabenschloß
(191 × 201 × 375 mm).
Beschläge und Schloß
aus vergoldeter
Kupferlegierung,
Maastricht, Stichting
Schatkamer Sint Servaas
(Belgien).

Zwei weitere Kassetten mit Kombinationsschlössern aus dem


7./13. Jh.; links: Sammlung Khalili, London, a.a.O. Bd. 12,
No. 344. Oben: Teile eines Kästchens von MuΩammad b.
º®mid al-I◊fah®n¬, dat. 597/1200, Copenhagen, David Col-
lection, Ref. No. 1/1984.
S C H L Ö S S E R 59

Türschloß
mit vier Riegeln

Zeichnung bei al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm wa-l-‘amal,


a.a.O., S. 352.

Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ (um 600/1200) beschreibt


im letzten Kapitel seines ©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-
‘amal ein Türschloß mit vier Riegeln: «Es sind vier
Riegel aus Holz oder Eisen auf dem Rücken einer
Türe, sie sind nach den vier Seiten, aber verschieden
gerichtet. Sie werden durch einen Schlüssel vorge-
schoben und geöffnet. Ein Riegel öffnet nach rechts,
einer nach links, einer nach oben und einer nach un-
ten. In den vier Riegeln ist keine Stelle, in die ein
Bösartiger (fl®riΩ) eindringen kann. Ist der Schlüssel
aus der Öffnung herausgenommen, in die er sich ein-
setzt, um zu öffnen und die Riegel vorzuschieben, so
ist niemand imstande, das, was mit dem Verriegeln
bezweckt wird, zu erreichen und die Riegel mit der
Hand nach oben oder unten oder rechts oder links zu
bewegen; sie können dann nicht bewegt werden,
weder zum Verriegeln noch zum Öffnen. Das Einzi-
ge, womit man sie bewegen kann, ist der Schlüssel.»1
Nach dieser Schilderung der Funktion des Schlüs-
sels gibt al-©azar¬ eine ausführliche Beschreibung
des Mechanismus und seiner Teile.

1 ©azar¬, al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal , Faks.-Ed. Anka-


ra 1990, S. 348-352; deutsche Übers. E. Wiedemann, Über Unser Modell:
eine Palasttüre und Schlösser nach al-©azar¬, in: Der Islam Holz, Messing und Plexiglas.
11/1921/213-251, bes. S. 244-250 (Nachdruck in: Gesam- Maße: 51 × 43 × 58 cm.
melte Schriften, Bd. 3, S. 1670-1708, bes. S. 1701-1707), (Inventar-Nr. E 1.10)
engl. Übers. D.R. Hill, The Book of Knowledge of Ingenious
Mechanical Devices, a.a.O. S. 202-203.
60 T E C H N I K

Unser Modell (a)4:


Holz, Bleigewichte,
Messinglager.
Durchmesser 80 cm.
(Inventar-Nr. E 1.21)

Perpetuum mobile

Die Darstellung verschiedener Formen der Perpe- gewissen Tradition gestanden hat. Wieweit diese
tua mobilia in den drei bekannten Handschriften Tradition auf griechische bzw. byzantinische
des anonymen arabischen Sammelbandes techni- Quellen zurückgeht ist zur Zeit nicht bekannt.
schen Inhaltes (wahrscheinlich aus dem 6./12. Jh., Derselbe Gedanke, der Europäer bis ins 19. Jh. so
s.a.o. 35)1 erweckt den Eindruck, daß der Gedanke leidenschaftlich beschätigt hat2, taucht schon kurz
eines ‹dauernd Beweglichen›, einer sich ohne äu- vor der Mitte des 13. Jh. bei dem französischen
ßere Energiezufuhr drehenden Maschine, schon Ingenieur Villard de Honnecourt 3 und dann bei
damals ziemlich verbreitet war, ja sogar in einer seinem jüngeren Landsmann Peter Peregrinus4 auf.

2 s. F.M. Feldhaus, Ruhmensblätter der Technik, Leipzig


1 Nach Hds. Gotha 1348, fol. 105 b; Leiden, Warn. 499 (= 1910, S. 217-230.
or. 499), fol. 80 a. Vgl. H. Schmeller, Beiträge zur Geschich- 3 Sarton, Introduction II, a.a.O. S. 1033.

te der Technik in der Antike und bei den Arabern, Erlangen 4 s. E. Grant, in: Dictionary of Scientific Biography X, 1974,

1922 S. 21 (Nachdruck a.a.O., S. 221). Sp. 536b.


P E R P E T U A M O B I L I A 61

Unser Modell (b): Zeichnung aus Mariano Taccola’s Notizbuch (1. Hälfte 15.
Holz und Messing. Jh.)6. Unten auf der Seite befinden sich Skizzen von Kriegs-
Durchmesser 26 cm. maschinen. Das Perpetuum mobile ist durch seine Verblüf-
(Inventar-Nr. E 1.22) fende Ähnlichkeit mit dem in unserem Modell vorgestellten
ein weiterer Beleg für die entscheidende Bedeutung älterer
islamischer Quellen für die Protagonisten der ‹Renaissance›.

Die Beschäftigung mit Perpetua Mobilia hat in Unser arabischer Sammelband beschreibt sieben
Europa später derart zugenommen, daß sich die Arten Perpetua mobilia, wovon vier mit Quecksil-
Académie Française im Jahre 1775 entschloß, ber in Schwung gebracht werden sollten.
keine Lösungsvorschläge dieses Problems mehr Obwohl die hier vorgestellten Modelle – deren
zu prüfen. Reibungsverluste man freilich noch hätte reduzie-
Nach unserer Kenntnis war der Astronom und ren können – per Definition nicht funktionieren,
Physiker Taq¬yadd¬n b. Ma‘r‚f in der islamischen sind sie doch insofern von Interesse, als sie ein
Welt der erste, als er Mitte des 10./16. Jh die Un- fortgeschrittenes Verständnis des Hebelgesetzes
sinnigkeit des Perpetuum mobile ausgesprochen und der Momentberechnung dokumentieren.
hat.5

5 s. Sevim Tekeli. 16’ıncı asırda Osmanlılarda saat, Ankara


1966, S. 218. 6 De ingeneis II, Faks. Wiesbaden 1984, fol. 58a.
Kapitel 11

Architektur
S TAT T E I N E R E I N L E I T U N G

N I C H T N U R, daß dem Schreiber dieser Zeilen ausreichende


Kompetenz fehlt, eine Einführung in die hier repräsentier-
te Materie zu verfassen. Es erübrigt sich zudem eine solche bei
der kleinen Zahl unserer Modelle angesichts der zahlreich er-
haltenen architektonischen Monumente des arabisch-islami-
schen Kulturkreises. Unsere Auswahl konzentriert sich auf we-
nige für ihre Zeit exemplarische öffentliche Zweckbauten, bei
welchen es sich stets um Stiftungen hochgestellter Persönlich-
keiten – meist der Herrscher selbst – handelt; sie repräsentieren
also nicht nur jeweils fortgeschrittene Architektur und
Ingenieurleistung, sondern auch die enorme kulturelle Bedeu-
tung, welche neben Moscheen vor allem Krankenhäusern und
Hochschulen beigemessen wurde.
B A U W E R K E 65

HOCHSCHULEN

Die
Mustan◊ir¬ya-Hochschule
in Ba∫d®d

Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Maßstab etwa 1 : 50.
Maße der Grundplatte:
100 × 60 cm.
Stahlgestell und
Klarsichthaube.
(Inventar-Nr. F 05)

Diese große Hochschule wurde im Jahre 625/


1227 vom vorletzten Abbasidenkalifen al-Mustan-
◊ir bill®h am Tigrisufer in Ba∫d®d gegründet. Sie
dürfte die älteste arabisch-islamische Universität
sein, an der außer dem Lehrstoff der vier orthodo-
xen Rechtsschulen auch Medizin und mathemati-
sche Wissenschaften herangezogen wurden. 1 Die
Versorgung der Hochschule erfolgte durch eine
vom Kalifen gegründete Stiftung. Die Zahl der
Dozenten und der weiteren Mitarbeiter betrug
etwa 400. Die Hochschule besaß eine große und
bedeutende Bibliothek, die nach der Eroberung
Ba∫d®d’s durch die Mongolen geplündert wurde.
Der Kalif besuchte die Hochschule oft und «hörte
von einem besonderen Platz aus die Vorträge und
Disputationen der Gelehrten. Gelegentlich veran-
staltete er dort offizielle Empfänge für Staats-
gäste».

YaΩy® b. MaΩm‚d al-W®sifl¬: Illustration zu den Maq®m®t


1 Zu den Quellenangaben s. N®™¬ Ma‘r‚f, T®r¬¿ ‘ulam®’ al-
von al-ºar¬r¬, Vorlesung in einer Bibliothek zu Basra (634/
1237), Bibl. Nat. Paris, Ms. arabe 5847, fol. 5.
Mustan◊ir¬ya, 3. Aufl., Kairo o.J., Bd. 1, S. 25, 48.
66 A R C H I T E K T U R

Gesamtansicht unseres
Modells von Osten.

Plan aus Hansjörg Schmid, Die Ma-


drasa des Kalifen al-Mustansir in
Baghdad. Eine baugeschichtliche
Untersuchung der ersten universa-
len Rechtshochschule des Islam. Mit
einer Abhandlung über den soge-
nannen Palast in der Zitadelle in
Baghdad, Mainz 1980.
DIE MUSTAN—IR¡YA-HOCHSCHULE 67

«Der Bau überstand die Zerstörung der Hauptstadt


und den Untergang des abbasidischen Hauses bei
der Eroberung durch die Mongolen 1258, ... » Ein
Jahrzehnt später wurde die Hochschule wieder in
Betrieb genommen. In den letzten Jahrhunderten
scheint sie sehr vernachlässigt worden zu sein.
Nach seiner Restaurierung zwischen 1945 und
1962 steht das Gebäude im Dienste des Museums
für islamische Kultur und Kunst.2 Photographie der Fassade und ein Blick in den Hof,
Unser Modell wurde auf der Grundlage des ver- aus Hansjörg Schmid, a.a.O.
dienstvollen Werkes von Hansjörg Schmid gebaut.

2
Hansjörg Schmid, Die Madrasa des Kalifen al-Mustansir in
Baghdad, a.a.O. S. 1.
68 A R C H I T E K T U R

HOSPITÄLER

Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Maßstab etwa 1 : 50.
Maße der Grundplatte: 100 × 70 cm.
Stahlgestell und Klarsichthaube.
(Inventar-Nr. F 07)

Das
N‚radd¬n-Krankenhaus
in Damaskus

Dieses Krankenhaus, das unter dem Namen al- numenten der islamischen Periode in Damaskus.
B¬m®rist®n an-N‚r¬ bekannt ist, wurde von Am¬r Über die Arbeitsweise und Organisation des Hos-
N‚radd¬n MaΩm‚d b. Zang¬, der türkischer Ab- pitals machte der andalusische Gelehrte Ibn
stammung und Vorgänger des Aiyubiden —al®Ω- ©ubair (gest. 614/1217) anläßlich seines Besu-
add¬n (Saladin) war, im Jahre 549/1154 unmittel- ches in Damaskus im Jahre 580/1184 folgende
bar nach der Befreiung der Stadt gegründet.1 Es Angabe in seinem Reisebericht 2: «In diesem Ort
gehörte zu den bekanntesten Krankenhäusern der (Damaskus) gibt es etwa zwanzig Schulen und
islamischen Welt und war bis ins 13./19. Jahrhun- zwei Krankenhäuser, ein altes und ein neues. Das
dert hinein in Betrieb. Neben der Großen Moschee neue wird mehr besucht und ist das größere. Sein
und der Zitadelle zählt es zu den wichtigsten Mo-

2
The Travels of Ibn Jubayr, ed. W. Wright, 2 nd ed. rev. M.J. de
1
s. E. Herzfeld, Damascus: Studies in Architecture, in: Ars Goeje, Leiden 1907, S. 283; E. Herzfeld, Damascus: Studies,
Islamica (Ann Arbor) 9/1942/1-53, bes. S. 4. a.a.O. S. 5.
H O S P I T Ä L E R 69

täglicher Unterhalt kostet ca. fünfzehn Dinar. Es


gibt dort Angestellte, die sich um die Registrie-
rung der Namen der Patienten und der nötigen
Ausgaben für Medikamente, Verpflegung etc.
kümmern. Die Ärzte kommen jeden Tag früh am
Morgen, untersuchen die Patienten und ordnen die
Versorgung mit den erforderlichen Medikamenten
und Speisen an, unter Berücksichtigung des Zu-
standes eines jeden Kranken ... Es gibt dort auch
eine Behandlung für Geisteskranke ...»

Grundriß des Krankenhauses nach E. Herzfeld

«Im Grundriß dieses ältesten bis heute erhalten


gebliebenen B¬m®rist®n gruppieren sich vier ¡w®-
ne (Rundbogen-Hallen) symmetrisch um einen In-
nenhof und bilden zusammen eine Kreuzform. In
der Mitte des Innenhofes liegt ein Wasserbecken.»
«Durch das in einer flachen Nische liegende Mu-
qarna◊-Portal tritt man in einen quadratischen
Vorraum mit einem Muqarna◊-Gewölbe. Von die-
sem Raum aus betritt man den West¬w®n. Der ge-
genüber liegende Ost¬w®n war einer Inschrift nach
Untersuchungs- oder Sprechzimmer. Die über-
wölbten vier Eckräume, die nach außen keine Fen-
ster haben, waren Krankensäle.»3

3 ArslanTerzioªlu, Mittelalterliche islamische Krankenhäuser


unter Berücksichtigung der Frage nach den ältesten psychiatri-
schen Anstalten, Diss. Berlin 1968, S. 80; vgl. J. Sauvaget, Les
monuments historiques de Damas, Beirut 1932, S. 49-53.
70 A R C H I T E K T U R

Das Unser Modell:


Holz und Kunststoff.
Krankenhaus Maßstab etwa 1 : 50.
Stahlgestell und Klarsichthaube.
der Prinzessin T‚r®n (Inventar-Nr. F 04)

Das älteste vollständig erhaltene Krankenhaus


Anatoliens wurde im Jahre 625/1228 im Auftrag
von Prinzessin T‚r®n errichtet, einer Tochter von
Fa¿radd¬n Bahr®m ∞®h und Gemahlin von AΩmad
∞®h aus der Lokaldynastie der Mengü≤ek. Es liegt
in Divriªi (südöstlich von Sivas) neben der von
AΩmad ∞®h errichteten Moschee. Der Kranken-
hausteil hat eine Fläche von 32 × 24 m; die Fläche
des Gesamtkomplexes mit der Moschee zusam-
men beträgt 32 × 6 4 m.1

Grundriß und Längsschnitt des Gesamtkomplexes


(nach Terzioªlu)

Innenansicht des
Krankenhauses
(historisches Photo
nach Terzioªlu).
1
Arslan Terzioªlu, Mittelalterliche islamische
Krankenhäuser, a.a.O. S. 121-125.
H O S P I T Ä L E R 71

Unser Modell
(des erhaltenen Teils):
Holz und Kunststoff
Grundplatte 94 × 119 cm.
(Inventar-Nr. F 08)

Das
Qal®w‚n-Krankenhaus
in Kairo

Zu den bekanntesten und bedeutendsten Kranken-


häusern im arabisch-islamischen Kulturkreis ge-
hört zweifellos al-M®rist®n al-kab¬r al-Man◊‚r¬ in
Kairo, das in der neueren Literatur Qal®w‚n-Kran- auszugsweise in der Übersetzung von F. Wüstenfeld (Macrizi’s
kenhaus genannt wird. Sein Gründer war der Beschreibung der Hospitäler in el-Câhira, in: Janus [Breslau]
1/1846/28-39, bes. S. 32-38, Nachdr. in: Islamic Medicine
Mamlukensultan al-Malik al-Man◊‚r Saifadd¬n
Bd. 93, S. 126 -145, bes. S. 138 ff.) mit gewissen
Qal®w‚n (reg. 678/1279-689/1290). Inspiriert Modifikationen wiedergegeben:
wurde er zu dem Bau bei einem Besuch des «Die Veranlassung zu dem Bau war folgende: als al-Malik al-
B¬m®rist®n an-N‚r¬ in Damaskus im Jahre 675/ Man◊‚r noch als Am¬r gegen die Franken zu Felde zog unter
1276. Fünf Jahre nach seinem Regierungsantritt in der Regierung des Malik a˙-¯®hir Baibars im Jahre 675/1276,
wurde er zu Damaskus von einer heftigen Kolik befallen und
Kairo, d.h. 683/1284, ließ er mit den Arbeiten die Ärzte heilten ihn durch Medikamente, welche für ihn aus
beginnen.1 An das Krankenhaus war eine Madrasa dem Hospital des ... N‚radd¬n geholt wurden. Nachdem er wie-
der hergestellt war, ritt er nach dem Hospitale hin, bewunderte
es und gelobte, wenn ihm Gott die Regierung gäbe, wolle er ein
Hospital bauen. Als er dann Sultan wurde, dachte er an die Aus-
1 Über die Gründung und den Verlauf der Bauarbeiten unter- führung, und seine Wahl fiel auf das Quflb¬ya-Gebäude. Er gab
richtet uns der Historiker al-Maqr¬z¬ (766/1364-845/1442) den Besitzern dafür das ‹Smaragdschloss› und beauftragte den
ausführlich in seinem Buch al-øiflafl wa-l-®˚®r (B‚l®q 1270, Bd. Am¬r ‘Alamadd¬n San™ar a·-∞u™®‘¬ mit der Leitung des Baues.
2, S. 406 -408). Sein Bericht, der für die Geschichte der Kran- Er ließ den Hof wie er war, und richtete ihn zu einem Hospitale
kenhäuser einen hohen dokumentarischen Wert besitzt, sei hier ein; er bestand aus vier Sälen, in jedem Saale war ein Spring-
72 A R C H I T E K T U R

Plan des Gesamtkomplexes


nach Terzioªlu.

1. Säulenhof.
2. Saal (¡w®n) für bettlägerige Patienten (Männer).
3. Saal (¡w®n) für bettlägerige Patienten (Frauen).
4. Saal (¡w®n) für Genesende (Männer).
5. Saal (¡w®n) für Genesende (Frauen).
6. Pflegepersonal.
7. Treppe zur Wohnung des Oberarztes.
8. Küche und Nebenräume.
9. Raum für Särge.
10. Raum zur Waschung von Leichen.
11. Lager.
12. Sitz des Oberarztes.
13. Sitz des Chirurgen.
14. Sitz des Augenarztes.
15. Gedeckter Brunnen.
16. Pfeilerhof.
17. Latrinenhöfe.
18. Zellen für Geisteskranke (Männer).
20. Zellen für Geisteskranke (Frauen).
21. Treppe zur Terrasse.
22. Wasserbecken.

brunnen und in der Mitte des Hofes ein Behälter, in welchen das in irgend einer Krankheit nötig haben konnte. Der Sultan stellte
Wasser aus den Springbrunnen floß ... Als der Bau vollendet männliche und weibliche Bettmacher an zur Bedienung der
war, vermachte al-Malik al-Man◊‚r dafür an Grundbesitz in Kranken und bestimmte ihnen die Gehälter; er errichtete die
Ägypten und anderen Ländern so viel, daß daraus jährlich eine Betten für die Kranken und versah sie mit allen Arten von Dek-
Einnahme von nahe an einer Million Dirhem bezogen wurde, ken, die in irgend einer Krankheit nötig waren. Jede Klasse von
und er bestimmte die Plätze, an denen das Geld für das Hospi- Kranken bekam einen besonderen Raum: Die vier Säle des Hos-
tal, das Bethaus, die Akademie und die Waisenschule bezahlt pitals bestimmte er für die an fiebern und dergleichen Leiden-
werden sollte. Hierauf ließ er einen Becher mit Wein aus dem den, einen Hof sonderte er für die Augenkranken, einen für die
Hospital bringen, trank daraus und sprach: Dieses habe ich ge- Verwundeten, einen für die, welche an Durchfall litten, und ei-
stiftet für meines Gleichen und für Geringere, ich habe es be- nen für die Frauen; ein Zimmer für diejenigen, die auf dem
stimmt zu einer Stiftung für den König und den Diener, den Wege der Genesung sind, teilt er in zwei Teile, den einen für
Soldaten und den Am¬r, den Großen und den Kleinen, den Frei- die Männer und den andern für die Frauen. In alle diese Stellen
en und den Sklaven, Männer und Frauen. Er bestimmte dafür ist das Wasser geleitet. Ein besonderes Zimmer war für das Ko-
die Medikamente, die Ärzte und alles übrige, was jemand darin chen der Speisen, Medikamente und Sirupe, ein anderes für das
H O S P I T Ä L E R 73

Details unseres Modells, rechts: Fassade von Nordwesten; links: Rekonstruierter Innenraum (No. 4 auf dem Plan o.).

angebaut, unter der Wüstenfeld treffend eine Aka- Pascal Coste, ein Ingenieur aus Frankreich, der in
demie versteht. Es steht nicht fest, ob medizini- den Jahren 1818-1825 von der ägyptischen Regie-
sche Vorlesungent darin stattfanden oder in spezi- rung mit der Errichtung von Fabriken beauftragt
ellen Räumen des Krankenhauses. Zum Lehrkör- war, hat einige wertvolle Ansichtszeichnungen
per gehörte mit großer Wahrscheinlichkeit der und eine Grundrißskizze des Krankenhauses hin-
Arzt und vielseitige Gelehrte ‘Al¬ b. Abi l-ºazm terlassen.5
Ibn an-Naf¬s (gest. 687/1288), der Entdecker des Die drei Stiftungsurkunden des Krankenhauses
Lungenkreislaufes2 , der sein Haus und seine Bi- aus den Jahren 684/1285, 685/1286 und 686/
bliothek dem Krankenhaus stiftete3 . 1287 wurden im Jahre 1913 in Kairo wiederent-
Das Krankenhaus befand sich noch im 17. Jahr- deckt und befinden sich zur Zeit im dortigen Mini-
hundert in gutem Zustand und scheint erst im 18. sterium für das Stiftungswesen. Die von dem
Jahrhundert in Verfall geraten zu sein. Heute ste- Medizinhistoriker Ahmed Issa Bey 6 ins Französi-
hen im wesentlichen noch die tragenden Wände. sche übersetzten Auszüge zeugen vom hohen
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde daran an- Stand des Krankenhauswesens im arabisch-islami-
schließend ein neues Krankenhaus unter demsel- schen Kulturkreis im 7./13. Jahrhundert.
ben Namen gebaut.4 Die ägyptische Regierung
plant auch, das alte wieder herzurichten.

2 Zu einigen Arbeiten darüber s. Bd. 79 der Reihe Islamic


Mischen der Konfekte, Balsame, Augensalben u. dgl. An ver-
schiedenen Orten wurden die Vorräte aufbewahrt, in einem Medicine (Frankfurt).
3 Ibn Fa¥lall®h al-‘Umar¬, Mas®lik al-ab◊®r f¬ mam®lik al-
Zimmer waren die Sirupe und Medikamente allein, in einem
Zimmer hatte der Oberarzt seinen Sitz, um medizinische Vorle- amרr, Faks.-Ed. Frankfurt 1988, Bd. 9, S. 350.
4 Arslan Terzioªlu, Mittelalterliche islamische Krankenhäuser,
sungen zu halten. Die Zahl der Kranken war nicht begrenzt,
sondern jeder Bedürftige und Arme, welcher dahin kam, fand a.a.O. S. 88-106.
5 Architecture arabe ou monuments du Kaire, mesurés et
darin Aufnahme. Eben so wenig war die Zeit des Aufenthalts
eines Kranken darin bestimmt und es wurde daraus sogar denje- dessinés de 1818 à 1825, Paris 1839 (Nachdr. Böblingen
nigen, welche zu Haus krank lagen, alles, was sie nötig hatten, 1975), S. 74-81.
6 Histoire des bimaristans (hôpitaux) à l’époque islamique,
verabreicht.»
Kairo 1928, S. 61-72.
74 A R C H I T E K T U R

Das Unser Modell:


Holz und Kunststoff. Maßstab 1 : 50.
Krankenhaus Maße der Grundplatte: 103 × 55 cm.
Gestell aus Stahl und Klarsichthaube.
von Sulfl®n B®yez¬d II. (Inventar-Nr. F 06)
in Edirne

Das Krankenhaus wurde im Jahre 889/1484 zu- Und «ein an die Medrese anschließender Bauteil
sammen mit einer Akademie (Madrasa), einer Mo- mit großem Innenhof, Küche und Wäscherei».
schee und einer Armenküche (‘Im®rat) am Fluß «Das eigentliche Krankenhaus ist ein im Durch-
Tunca in Edirne gegründet. «Hinter der Moschee messer ca. 30 m großer sechseckiger Bau mit
am Flußufer des Tunca hatte Sultan Bayezid II. ei- sechs Krankenzimmern als geschlossene Räume
nen Hafen bauen lassen, um von diesem Baukom- und mit fünf Nischen in Form von ¡w®nen. Die
plex zu seinem Schloß in Edirne mit dem Schiff Krankenzimmer und Nischen umgeben einen
fahren zu können.»1 kuppelüberwölbten Mittelsaal. Dadurch wurde die
Das Krankenhaus besteht nach Terzioªlu aus drei Möglichkeit geschaffen, daß man mit wenigem
Teilen: Pflegepersonal mehrere Kranke versorgen konnte
Das «eigentliche Krankenhaus (D®r a·-·if®’) mit ... Hier hat der Architekt Hayreddin an erster Stel-
einer großen zentralen und 12 kleinen Kuppeln». le ein zweckentsprechendes Gebäude geschaffen.
Ein «daneben um einen kleinen Innenhof grup- Während die danebenliegende Hochschule wieder
pierter Bauteil, der vorwiegend Verwaltungs- den alten Medresetypus zeigt, beweist die eigenar-
zwecken dient». tige Form des Krankenhauses, daß der Baumeister
unter Berücksichtigung der Funktion neue Wege
gegangen ist.»
1
A. Terzioªlu, Mittelalterliche islamische Krankenhäuser,
a.a.O. S. 190.
H O S P I T Ä L E R 75

Dank einer Stiftungsurkunde von 52 Seiten aus abgeschlossen, so ist es, als ob sie neues Leben
dem Jahre 893/1488 sind wir über die Art und brächten. In allen Instrumenten und Makamen
Weise der Arbeit, Organisation und Finanzierung liegt Nahrung für die Seele.»
des Krankenhauses ausführlich informiert.2 Eine Das Krankenhaus war, mit einer kurzen Unter-
wertvolle Beschreibung des Krankenhauses gibt brechung zwischen 1876 und 1894 durch den
der bekannte Reisende Evliy® Çeleb¬ (11./17. Jh.). türkisch-russischen Krieg, bis kurz vor Beginn
Sie wurde von Georg Jacob im Jahre 1912 ins des ersten Weltkrieges in Betrieb. Zu Beginn der
Deutsche übersetzt.3 Daraus seien hier, mit eini- zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde es ei-
gen Modifikationen, die Ausführungen über die ner radikalen Renovierung unterzogen.
Musiktherapie der Geisteskranken übernommen:
«Eine merkwürdige Sache habe ich gesehn: Des
seligen Bajezid II Majestät ... hat in der Stiftungs-
urkunde als Heilmittel für die Kranken, zur Gene-
sung der Schmerzleidenden, um den Geist der
Wahnsinnigen zu stärken und die Galle zurückzu-
treiben, 10 Musiker angestellt; 3 davon sind Sän-
ger, die übrigen je ein Spieler der Rohrflöte
(n®yzen), der Stachelviola (kem®n¬), der Panflöte
(m‚s¬q®r¬), des Dulcimer (◊ant‚r¬), der Harfe
çeng¬), eines Harfenpsalteriums (? çeng¬-◊ant‚r¬)
und der Laute (‘‚d¬). Sie kommen wöchentlich
dreimal und spielen für die Kranken und Wahnsin-
nigen. Mit der Erlaubnis des Allmächtigen fühlen
sich viele von ihnen erleichtert. Tatsächlich sind
nach der Wissenschaft von der Musik die Maka-
men nev®, r®st, düg®h, seg®h, ç®rg®h und s‚zin®k
Teilmodell des Kuppelsaals mit den
besonders für diese [Kranke und Wahnsinnige]
Räumen 1-13 und 21, 31 × 31 cm.
bestimmt. Werden jedoch die Makamen zeng‚le
und b‚selik [gespielt und] mit dem Makam r®st Grundriß des Krankenhauses von B®yez¬d II.
(nach Terzioªlu)

3 Quellenbeiträge zur Geschichte islamischer Bauwerke, in:

Der Islam 3/1912/358-368, bes. S. 365-368; vgl. W. F. Küm-


2
Zur Literatur über die Urkunde s. A. Terzioªlu, a.a.O. S. 190- mel, Musik und Medizin, Freiburg und München 1977, S.
191. 258-259.
76 A R C H I T E K T U R

MOSCHEEN

Die
➢ Unser Modell:
Holz und Kunststoff,
⁄ehz®de-Moschee Kuppeln aus Bleiguß.
in √stanbul Maßstab 1: 50.
Grundplatte 117 × 94 cm.
(Inventar-Nr. F 09)

Unser Modell vermittelt die einfachen Linien der Stil.1 Die ⁄ehz®de-Moschee ist die erste der drei
äußeren Gestaltung eines Moscheekomplexes, in großen Moscheen, die Mi‘m®r Sin®n (geb. 895/
dem viele Architekturhistoriker den Beginn der 1490, gest. 996/1588), der größte Architekt der
Bauperiode der Großmoscheen in √stanbul sehen, Osmanen, gebaut hat. Der Moscheekomplex wur-
bei deren Entstehungsfrage man zwei wesentliche de von Q®n‚n¬ Süleym®n (‹dem Prächtigen›) in
Entwicklungsstufen der osmanischen Baukunst Erinnerung an seinen 950/1543 gestorbenen er-
unterscheidet: Die Anfänge seit ca. 700/1300 in sten Sohn Prinz MeΩmed errichtet. Das Jahr des
Anatolien und in Edirne bis zur Eroberung von Baubeginns ist umstritten; vollendet wurde der
Byzanz im Jahre 857/1453, sowie danach – ange- Bau im Jahre 955/1548. Mit der Planung und
regt durch die direkte Bekanntschaft mit der Hagia Ausführung wurde ein höherer Offizier mit Namen
Sophia und anderen antiken Baudenkmälern der Sin®n beauftragt, der sich als Pionieringenieur ei-
neuen Hauptstadt – ein origineller, monumentaler

1Doªan Kuban, Sinan’ın sanatı ve Selimiye, √stanbul 1997, S.


57ff.
⁄ E H Z Â D E C Â M I ‘ I 77

4 5

Plan der auf Sin®n zurückgehenden Teile des


⁄ehz®de-Komplexes (nach Kuban).
4: mekteb (Grundschule)
1: Moschee 5: imaret (Armenküche)
2: türbe (Mausoleum) des ⁄ehz®de (Kronprinzen) MeΩmed 6: Karawanserei
3: türbe des (Kanzlers) Rüstem Pa¤a 7: Medrese (Hochschule)
78 A R C H I T E K T U R

nen Namen gemacht und auch bereits einige klei- dann in systematischen Schritten eine Vielfalt le-
nere Moscheen gebaut hatte. Er selbst hat später bendiger wirkender Grundrisse herauszuentwik-
diese «erste Sultansmoschee von wahrhaft monu- keln gewesen wäre.»3
mentalem Ausmaß» als sein «Lehrlingsstück» be- Die Moschee hat insgesamt 183 Fenster, «die dem
zeichnet.2 einheitlichen Raume in allen Teilen eine gleich-
«Sin®n, dem von Beginn an eine zentralisierte mäßige Helligkeit geben. Die Fenster haben noch
Grundrißgestaltung vorgeschwebt hatte, griff zu ihre alte Verglasung mit einem zierlichen Spros-
der Lösung, den Kuppelraum nicht durch zwei, senwerk und einigen Teilen bunter Bemalung.»4
sondern durch vier ausgliedernde Halbkuppeln zu Die Länge der Hauptkuppel beträgt 19 m, ihre
erweitern. Dies war nun allerdings der nahelie- Scheitelhöhe 37 m.5
gendste und logischste Weg, um Zentralisierung Zum Gesamtkomplex gehören neben der Moschee
mit Raumerweiterung zu verbinden; indes lag dar- eine Akademie (Medrese), eine Kinderschule,
in aber auch die Gefahr allzu großer Gleichför- eine Armenküche und ein Karawanserai. Sie
migkeit und Übersymmetrie, die leicht ermüdend stehen an den Außenseiten der Hofmauer. Im
wirken konnte. Zudem stehen die vier großen Moscheehof befindet sich das Mausoleum des
Hauptpfeiler unter der Kuppel etwas verloren und Prinzen MeΩmed.
isoliert im Raum, wodurch ihre notwendig massi-
ve Natur in fast schon untunlich betonter Weise
zur Geltung gelangt. Diese ästhetischen Fragwür-
digkeiten scheinen Sin®n nach Abschluß der Bau-
arbeiten selbst bewußt geworden zu sein – er hat
sie kein zweites Mal mehr wiederholt. Allerdings
ließe sich auch im Hinblick auf das Gesamtwerk,
das ein konsequentes Durchprobieren sämtlicher
Grundrißmöglichkeiten erkennen läßt, die Vermu- Abb. Oben: Epitaphe der türbe (Mausoleum) des ⁄ehz®de
tung anstellen, ob hier nicht so etwas wie eine MeΩmed sowie derjenigen des Rüstem Pa¤a im ⁄ehz®de-
Modellmoschee geschaffen werden sollte, aus der Komplex.

3 Ebd. S. 238.
4
Cornelius Gurlitt, Die Baukunst Konstantinopels, Textband,
2John Freely, Hilary Sumner-Boyd, Istanbul, deutsche Übers. Berlin 1907, S. 68.
5 D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 69.
Wolf-Dieter Bach, München 1975, S. 237.
⁄ E H Z Â D E C Â M I ‘ I 79

Innenraum der ⁄ehz®de-Moschee mit Blick in die


Hauptkuppel, aus Yerasimos, √stanbul 6.

6 St. Yerasimos, √stanbul √mperatorluklar Ba¤kenti, Istanbul


2000, S. 257.
80 A R C H I T E K T U R


Die Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Süleym®n¬ye-Moschee Kuppeln aus Bleiguß.
Maßstab etwa 1 : 150.
Maße der Grundplatte: 155 × 125 cm.
Stahlgestell.
Die Süleymaniye Camii (so der Name der Mo- (Inventar-Nr. F 01)
schee im heutigen geschriebenen Türkisch) ist
chronologisch gesehen die zweite große Moschee,
die der Architekt Sin®n gebaut hat. Mit ihren so-
zialen und kulturellen Einrichtungen bildet sie Die Zahl der Minarette erhöhte Sin®n auf vier. Die
vielleicht den größten architektonischen Gesamt- beiden höheren (je 76 m) an der Hofseite der Mo-
komplex, der im Osmanischen Reich entstanden schee haben je drei Umgänge (¤erefe), die beiden
ist. Der Bau wurde im Jahre 95 7/1550 begonnen kleineren (je 56 m) an der Außenseite des Hofes
und im Jahre 964/1557 vollendet.1 Es wird be- haben je zwei Umgänge.
richtet, daß Sulfl®n Süleym®n selbst den Bauplatz Im System der Moschee findet Cornelius Gurlitt 3
vorgeschlagen hat und daß er bei der Schlüssel- eine Fortentwicklung zu dem der B®yez¬d-Mo-
übergabe die feierliche Eröffnung des Baues sei- schee in √stanbul: «Die Hauptkuppel und zwei
nem Baumeister Sin®n anvertraut hat.2 Halbkuppeln als Überdeckung des Mittelraumes.

1 D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 78.


2 Ebd. 3 Die Baukunst Konstantinopels, a.a.O. S. 69.
S. 78.
S Ü L E Y M Â N Î Y E C Â M I‘I 81

13
14

11 12

10

15

3
2
9
1
4

6 5

Plan des Süleym®n¬ye-Komplexes


(A. S. Ülgen)
8 - Armenhaus
1 - Moschee 9 - Küchentrakt
2 - Türbe von Sultan Süleym®n 10 - Sebil (Brunnen) und Türbe von Sin®n
3 - Türbe von øürrem Sultan 11 - 3. Medrese
4 - Haus der Türbewächter 12 - 4. Medrese
5 - 1. Medrese 13 - Karawanserai
6 - 2. Medrese 14 - Badeanlage (ºamm®m)
7 - Krankenhaus 15 - Theologische Hochschule (D®r al-Ωad¬˚)

Die letzteren gestützt durch je zwei diagonal ge- konnten. Renaissancemeister der gleichen Zeit,
stellte Halbkuppeln, so daß ein Raum [von] 52,4 etwa ein San Gallo, würde freilich Anstoß daran
Meter überspannt ist. Die Pfeiler, die in ihren Aus- genommen haben, daß die Achsen der Bogenstel-
ladungen 7,44 zu 7,56 Meter Stärke haben, aber lungen, auf denen die Kuppeln ruhen, nicht mit
bei aller Ruhe und Wucht infolge der Gliederung jenen der Kuppeln zusammenfallen. Man betrach-
des Umrisses und durch eingestellte Nischen nicht te die Anordnung der Mittelkuppeln des Seiten-
schwerfällig wirken, sind in sehr geistvoller Weise schiffes: Durch Einstellen eines Bogens über den
so ausgebildet, daß die Seitenschiffe je von fünf auf den Säulen der Außenseite ruhenden [sic] und
Kuppeln verschiedenen Durchmessers überdeckt durch die höchst bewegliche Form der Tropfstein-
werden konnten. Die Anordnung zeigt die vollste zwickel ist die Schwierigkeit klar und einleuch-
Beherrschung der Komposition, so daß die Wöl- tend überwunden.»
bungen überall organisch ausgebildet werden
82 A R C H I T E K T U R

Hauptportal der Süleym®n¬ye (A. S. Ülgen).

«Die Kuppelräume der vier Ecken dienen als Vor-


hallen der Moschee. Man betritt sie durch eine
Tür und vor dieser durch eine Arkade von zier-
lichster Ausbildung. Namentlich die Arkade vor
der Sultanbühne ist mit Sorgfalt ausgeschmückt.
Zwischen den Eckräumen ziehen sich außen und
innen eingebaute Emporen hin; außen in zwei, in-
nen in einem Geschoß. Die Architektur der Säulen
und Bogen gehört zu dem edelsten und an sich
vollendetsten, was die türkische Baukunst ge-
schaffen hat: Ebenso ist das Gegenüberstellen der
edel gegliederten Arkaden mit den Massen des sie
überragenden Hauptbaues von höchster künstleri-
scher Feinheit.»4
Im ganzen erleuchten 138 Fenster den Raum.5
«Hinter der Moschee, an deren Kiblaseite ange- Innenraum mit Hauptkuppel (Photo: K. O. Franke).
lehnt, befindet sich ein Garten, den eine mit ver-
gitterten Fenstern versehene Mauer umgibt. Hier
steht die [974/]1566 vollendete Türbe Süleym®ns,
eines der prächtigsten Werke dieser Art, in der
neben Süleym®n selbst die Sultane Süleym®n
([Sultana] øürrem Sultan, gest. [965/]1558) und
AΩmed II. (gest. [1106/] 16 95) ... begraben sind.»

4 C. Gurlitt, Die Baukunst Konstantinopels, a.a.O. S. 69-70.


5 Ebd. S. 71. Schnitt durch die Süleym®n¬ye (A. S. Ülgen).
S Ü L E Y M Â N Î Y E C Â M I‘I 83

Innenraum mit Blick auf das miΩr®b (aus St. Yerasimos, √stanbul, a.a.O. S. 263).
84 A R C H I T E K T U R

Die Sel¬m¬ye-Moschee
➢ Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Kuppeln aus Blei.
Maßstab etwa 1 : 100
Maße der Grundplatte: 100 × 10 0 cm
(Inventar-Nr. F 02)
Die in heutigem Türkisch Selimiye Camii ge-
schriebene Moschee in Edirne ist die dritte Groß-
moschee, die Mi‘m®r Sin®n gebaut hat. Sie ent- drei Monate vorher gestorben. Die Sel¬m¬ye-Mo-
stand im Auftrag des Osmanensultans Sel¬m II. schee gilt im allgemeinen als Höhepunkt des Le-
Der Bau dauerte von 976/1568 bis Ende 982 benswerkes von Sin®n und seiner im Laufe eines
(März 1575).1 Der schwer erkrankte Sulfl®n war nahezu halben Jahrhunderts durch intensive Arbeit

1 D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 133.


S E L Î M Î Y E C Â M I ‘ I 85

Plan des Sel¬m¬ye-


3
Komplexes
2
nach D. Kuban;

1: Moschee
2, 3: Schulgebäude.

gewonnenen Erfahrung und Vertrautheit mit der liegen in gleicher Höhe etwa 1 Meter über dem
architektonischen Materie. In diesem Sinne soll er Erdboden und bilden zusammen ein geschlossenes
sich geäußert haben, indem er sagte, er habe die Rechteck von rund 60 m Breite und 95 m Länge,
⁄ehz®de-Moschee in seiner Lehrlingszeit gebaut, aus dessen Seiten nur die Unterbauten der Mina-
die Süleym®niye-Moschee in seiner Meisterzeit, rets und eine Abside auf der Südseite mäßig her-
den Höhepunkt seines Könnens als Architekt aber vortreten. Fast die Hälfte dieser Fläche wird von
habe er mit dem Bau der Sel¬m¬ye-Moschee zum dem Vorhofe in Anspruch genommen. Derselbe
Ausdruck gebracht.2 ist von rechteckiger Form und liegt quer zur
«Die Moschee umfaßt die bei allen größeren Anla- Hauptachse des Gebäudes. Die an allen vier Seiten
gen üblichen Hauptteile: den Vorhof (Haram) und befindlichen Bogenhallen von rund 8 m bzw. 9 m
den Versammlungsraum, Betraum (Djami). Beide Weite umgeben einen freien Hofraum von 37, 40
zu 24,80 m.»

2 D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 127


86 A R C H I T E K T U R

«Die Grundform des Gebetraumes zeigt sich in gegliedert ist, bereitet dieser Teil des Vorhofes,
ihrem äußeren Umfange ebenfalls als ein zur als eine selbständige Vorhalle von edlen Verhält-
Hauptachse quer liegendes Rechteck, in dessen nissen und monumentaler Behandlung auf unver-
Mitte jedoch ein regelmäßiges Achteck einge- gleichliche Weise den Eintritt zur Stätte der Anbe-
schrieben ist. Letzteres bildet die tung vor.»4
Grundform für die Entwickelung «Ein großartiges, in den reichsten Formen otto-
des eigentlichen Raumkernes. Die manischer Kunst ausgestattetes, durch Stalaktiten-
verbleibenden Grundrißteile zu bei- bildungen und reiche Ornamentik geschmücktes
den Seiten des Achtecks sind zur Er- Nischenportal führt uns nunmehr durch die Vor-
weiterung des Raumes, Hallen-Anla- halle in den Hauptraum der Moschee, den Gebets-
gen und Emporen verwendet. Die oder Versammlungsraum. Wir befinden uns sofort
Lichtmaße des Hauptraumes betra- – nach Passieren eines halb dunkeln, von Teppich-
gen, zu ebener Erde im Rechteck ge- gehängen gebildeten Windfanges – unter dem wei-
messen, rund 45 zu 35,90 m. Die ten Gewölbe der Hauptkuppel. Unsere kühnsten
Weite des Achtecks ist rund 31, 4 0 m durch den einleitenden Vorbau gesteigerten Er-
bei einem Pfeilerabstand von wartungen sehen wir von diesem sich über uns
10,50 m.»3 wölbenden Dome übertroffen. Aus acht gewalti-
«Drei mächtige Hauptbögen von gen, im Umkreise emporsteigenden Pfeilern von
zwei kleineren Zwischenbögen ge- annähernd zylindrischer, aber vielseitig geglieder-
trennt, erreichen hier von stattlichen ter Form entwickeln sich zwei Reihen von mächti-
polierten Granitsäulen getragen, in gen spitzbogigen Gewölbbögen geschoßweise
rythmischem Wechsel, fast die dop- über einander, alle dem gemeinsamen Zwecke die-
pelte Höhe der Seitenhallen. Mit drei nend, die Kuppelwölbung zu tragen und wohl ge-
Kuppeln über den Hauptbögen be- rade durch diese Einheitlichkeit ihrer Bestimmung
krönt, von denen die mittlere noch von so eindrucksvoller Wirkung.» 5
zu größerer Höhe empor gehoben Die lichte Länge des Durchmessers der Haupt-
und besonders reich rippenförmig kuppel, d.h. die Entfernung der die Kuppel tragen-
den Mauern und Pfeiler, beträgt 31,50 m.6

3 Armin Wegner, Die Moschee Sultan 4 Ebd. S. 3 41.


Selim’s II. zu Adrianopel und ihre Stellung in 5 Ebd. S. 3 41.
der osmanischen Baukunst, in: Deutsche 6 Ebd. S. 3 42; D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 137. Die
Bauzeitung (Berlin) 25/1891/329-331,
entsprechende Länge der Ayasofya (Hagia Sophia) beträgt
341-345, 353-355, bes. S. 341.
31, 40 m.
S E L Î M Î Y E C Â M I ‘ I 87

Innenraum der Sel¬m¬ye-Moschee, Blick nach Westen, mit


minbar (aus St. Yerasimos, √stanbul, a.a.O. S. 271).
88 A R C H I T E K T U R

Die
Sulfl®n AΩmed-Moschee ➢ Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Maßstab 1 : 100.
Maße der Grundplatte: 130 × 100 cm.
Stahlgestell.
Die Sulfl®n AΩmed C®mi‘i ist wegen der lichtblau-
(Inventar-Nr. F 03)
en Färbung ihres Inneren auch als Blaue Moschee
bekannt. Sie wurde im Auftrag des Osmanen-
sulfl®n’s AΩmed I. (reg. 1012/1603-1026/1617) «Viele halten diesen Bau für die schönste aller
errichtet. Der Architekt hieß MeΩmed §∫®. Mit Sultansmoscheen; mag sein. Sicher gewährt der
dem Bau wurde im Jahre 1609 begonnen, als der Stufenbau der Kuppeln und Halbkuppeln, das silb-
Bauherr 19 Jahre alt war. Die Vollendung erfolgte rig zarte Grau des Steins und der Bleidächer mit
im Jahre 1616, das der Sultan nur um ein Jahr dem Gold der aufgesetzten Zierate an Minaretten
überlebt hat. Es wird berichtet, daß er sich an der und Kuppeln ein prächtiges Bild. Intensiviert wird
Grundsteinlegung mit goldener Hacke beteiligt dieser reiche Außeneindruck noch durch die An-
habe.1 zahl der Minarette: es sind deren sechs – also zwei
mehr, als andere Sultansmoscheen Istanbuls auf-
1Mücteba Ilgürel, Art. Ahmed I, in: Islâm Ansiklopedisi, weisen. So erscheint dieser Bau imposant, ohne an
Bd. 2, √stanbul: Türkiye Diyanet Vakfı 1989, S. 33.
S U L fi § N A º M E D C § M √‘√ 89

Plan aus J. Freely und H. Sumner-Boyd,


Istanbul, München 1972, S. 152.

Blick in die Hauptkuppel (Photo: K.O. Franke).

Schwere denken zu lassen, und die Anmut, die der «Die zur Moschee gehörenden Stiftungen des Ge-
Betrachter vage verspürt, bleibt mehr atmosphä- samtkomplexes (küll¬ye) hatten einen angemesse-
risch angesichts der Mächtigkeit dieser Formen, nen Umfang und schlossen eine Medrese (...), die
die nur um weniges weicher und verschliffener Sultanstürbe, Hospital und Karawanserei, Grund-
sind als jene der Großmoscheen Sin®ns.»2 schule, Armenküche und Bazar ein. Hospital und
«Die Blaue Moschee ist ein nahezu quadratischer Karawanserei wurden im 19. Jahrhundert abgeris-
Raum (51 m lang, 53 m breit), den eine Kuppel sen, die Armenküche wurde in das Gebäude der
von 23,5 m Durchmesser und 43 m Scheitelhöhe Schule für Angewandte Kunst an der Südseite des
überwölbt. Sie wird getragen von vier weiten At Meydanı einbezogen. Die Grundschule ist
Spitzbögen, die das Kuppelrund über vier Zwickel jüngst renoviert worden – es ist das Gebäude an
dem quadratischen Grundriß des Kernraums ver- der Nordseite der äußeren Umfassungsmauer der
mitteln, der durch die mächtigen Stützpfeiler an Moschee. Die an sich recht große Medrese, die
seinen Ecken markiert ist.»3 aber im Verhältnis zur Moschee klein erscheint,
«Licht flutet ins Innere durch 260 Fenster, die frü- liegt außerhalb der Umfassungsmauern des Kom-
her mit buntem Glas versehen waren, gleich der plexes nach Nordosten, ganz nahe bei der unge-
Wand des Mihrabs. Es ist geplant, weitere Fenster wöhnlich großen Türbe auf quadratischem Grund-
wieder mit bunten Glaseinlagen zu versehen, da- riß. In dieser Türbe ... liegt AΩmed I. neben seiner
mit wenigstens ungefähr der alte Eindruck eines Gattin Kösem Sultan und drei Söhnen: Mur®d IV.,
zwar nicht dämmerigen, aber doch gedämpft be- ‘O–m®n II. und Prinz B®yez¬d.»5
lichteten Raums erzielt wird.»4

2 4 Ebd. S. 152.
J. Freely, H. Sumner-Boyd, Istanbul, a.a.O. S. 149.
3 Ebd. S. 151. 5 Ebd. 153 -154.
90 A R C H I T E K T U R

Innenraum der Sulfl®n AΩmed C®mi‘i mit Blick auf das miΩr®b, (aus St. Yerasimos, √stanbul, a.a.O. S. 333).
Kapitel 12

Kriegstechnik
Einleitung

Vermutlich werden Kenntnisse und Errungen- reich eine wesentliche Entwicklung durchgemacht
schaften anderer Kulturkreise auf keinem anderen hat. Daß die seit dem 3./9. Jahrhundert in der ara-
Gebiet des Wissens so schnell übernommen wie in bisch-islamischen Welt Jahrhunderte lang konti-
der Kriegstechnik. Die rasche und weite Expansi- nuierlich bestehenden Fortschritte in Bereichen
on durch die Eroberungen der Muslime im ersten wie Physik, Chemie und Technik nicht ohne Wir-
Jahrhundert nach ihrem Erscheinen auf der Bühne kung auf die Kriegstechnik bleiben würden, ver-
der Weltgeschichte erlaubt es vorauszusetzen – steht sich von selbst. Den Beitrag der islamischen
freilich nicht ohne historische Dokumentation –, Länder zur Waffentechnik haben Joseph-Tous-
daß diese die höhere Qualität der Waffen ihrer saint Reinaud und Ildephonse Favé in ihren zwi-
Gegner schnell erkannt und sich die Kenntnis da- schen 1845 und 1858 erschienenen Arbeiten4
von zu eigen gemacht haben. weitgehend herauskristallisieren können. Ihre Er-
Zu den ihnen zunächst überlegenen Gegnern ge- gebnisse, die sie aus dem Studium der ihnen da-
hörten neben den Byzantinern auch die Perser. Es mals zugänglichen Handschriften arabischer Wer-
ist daher nicht verwunderlich, daß sich die ältesten ke über Kriegstechnik und aus Nachrichten in
aus dem arabischen Schrifttum bekannten Bücher Geschichtswerken erlangt haben, sind bis heute
über Kriegstechnik als Übersetzungen von Wer- weitgehend gültig. Darüber hinaus führen uns ei-
ken von Persern aus der Sasanidenzeit oder von nige im Laufe der Zeit bekannt gewordene weitere
Indern1 erweisen. Der Wissenschaftshistoriker Ibn wichtige Handschriften und historische Nachrich-
an-Nad¬m, der im 4./10. Jahrhundert lebte, ver- ten heute weiter. Die von Reinaud und Favé er-
zeichnet außerdem ein arabisches Buch über die zielten Ergebnisse und die Ansichten, die sie hin-
Verwendung einer Art des griechischen Feuers sichtlich des arabisch-islamischen Kulturkreises in
(Kit®b al-‘Amal bi-n-n®r wa-n-naffl wa-z-zarr®q®t der Geschichte der Kriegstechnik vertreten haben,
fi l-Ωur‚b 2 ) neben einem Buch über Rammböcke, wurden in der zweiten Hälfte des 19. und der er-
Steinschleudern und «Kriegslisten» (Kit®b ad- sten Hälfte des 20. Jahrhunderts in nicht-arabis-
Dabb®b®t wa-l-man™an¬q®t wa-l-Ωiyal wa-l-mak®- tischen Studien über das Thema recht gut berück-
yid 3 ). Vor einem solchen Hintergrund können wir sichtigt. Es fällt dagegen auf, daß in den Studien
den Bericht des Historikers afl-fiabar¬ (gest. 310/ aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum
923) besser bewerten, in dem es heißt, der Abbasi- etwas davon zur Kenntnis genommen wurde,5 aus-
denkalif al-Mu‘ta◊im habe bei der Eroberung der genommen sind die verdienstvolle History of
Stadt Amorium (südwestlich von Ankara) im
Jahre 213/837 fahrbare Rammböcke eingesetzt
(s.u.S. 137 f.). 4 Reinaud und Favé, Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du
Ohne den Beitrag, welcher dem arabisch-islami- feu grégeois, des feux de guerre et des origines de la poudre
schen Kulturkreis in der universalen Geschichte à canon, Bd. 1 (texte), Bd. 2 (planches), Paris 1845; Reinaud
und Favé, Du feu grégeois, des feux de guerre, et des
der Wissenschaften zukommt, auf diesem Gebiet origines de la poudre à canon chez les Arabes, les Persans et
unangemessen hoch bewerten zu wollen, muß les Chinois, in: Journal Asiatique, sér. 4, 14/18 49/257-327;
doch betont werden, daß auch die Kriegstechnik in Reinaud, De l’art militaire chez les Arabes au moyen âge, in:
der Periode zwischen der Spätantike und der soge- Journal Asiatique, sér. 4, 12/1848/193-237; Reinaud, Nou-
velles observations sur le feu grégeois et les origines de la
nannten Renaissance im arabisch-islamischen Be-
poudre à canon, in: Journal Asiatique, sér. 4, 15/1850/371-
376.
5 Darüber beklagte sich bereits Kalervo Huuri (Zur Ge-
1 Fihrist von Ibn an-Nad¬m, ed. G. Flügel, Leipzig 1872, S.
314-315. schichte des mittelalterlichen Geschützwesens aus orientali-
2
Ebd. S. 315; J. Reinaud, De l’art militaire chez les Arabes schen Quellen, Helsinki und Leipzig 1941, S. 25): «In dieser
au moyen âge, in: Journal Asiatique, sér. 4, 12/1848/193- schon erforschten Geschichte des Geschützwesens gibt es
237, bes. S. 196. eine Menge Lücken. Erstens beschränkt sie sich ausschließ-
3
Fihrist, a.a.O. S. 315; J. Reinaud, De l’art militaire, a.a.O. lich auf antike und europäische Verhältnisse und zieht die
S. 196. morgenländischen nicht mit in Betracht . . . »
9 4 K R I E G S T E C H N I K

Greek Fire and Gunpowder von J.R. Partington Jahre 467/10 71 aufgeführt.3 Nach seiner Angabe
(1960), der entsprechende Teil aus Science and wog ein Pfeil ca. 2.200 Gramm. Der französische
Civilisation in China (vol. 5, part VI, 1994) von Historiker Jean de Joinville berichtet, die Ägypter
Joseph Needham und Zur Geschichte des mittelal- hätten während des Kreuzzuges von Ludwig IX.
terlichen Geschützwesens aus orientalischen im Jahre 1249 die Franzosen bei Man◊‚ra unter
Quellen von Kalervo Huuri. anderem viermal aus der Windenarmbrust mit
Wenn ich jetzt daran gehe, einige neue Elemente griechischem Feuer beschossen.4
anzuführen, die meiner Ansicht nach in der Die Beschreibung unserer arabischen Quellen be-
Kriegstechnik des arabisch-islamischen Kultur- stätigt G. Köhlers 5 Vermutung, die Windenarm-
raumes entwickelt oder entdeckt wurden, so be- brust sei «eine gewöhnliche Armbrust» gewesen,
schränke ich mich hier auf die große Armbrust, «die sich nur durch ihre grössern Abmessungen
die Gegengewichtsblide, das Schießpulver und die von der Handarmbrust (Stegreifarmbrust) [arab.
Feuerwaffen. Es sind dies Elemente, die in der qaus al-yad] unterschied und durch eine Winde
Geschichte der europäischen Kriegstechnik im (tour) [arab. laulab] gespannt wurde.» Wir können
13. bzw. 14. Jahrhundert als Neuerungen in Er- uns wohl vorstellen, daß es sich um diesen Typ
scheinung treten. handelte, als Kaiser Friedrich II. im Jahre 1239 ei-
nem nach Accon segelnden Kapitän auftrug, dort
tres bonas balistas de torno et de duobus pedibus
a) Windenarmbrust (arab. qaus al-‘aqq®r) zu kaufen.6
In dem erwähnten arabischen Buch7 über Kriegs-
Von den unterschiedlichen Arten der Armbrust,
wesen und -technik, das dem Prinzen —al®Ωadd¬n
die schon bei den Griechen, den Römern und den
(Saladin) gewidmet war, wird eine Armbrust mit
sasanidischen Persern zur Artillerie gehörten, er-
großen Dimensionen ziemlich ausführlich be-
wähne ich nur die Windenarmbrust, die durch eine
schrieben. Wenn ich den Verfasser richtig verste-
Winde (Welle und Haspel) gespannt wurde. 1 Die-
he, meint er, sie sei eine Errungenschaft seines äl-
se Armbrust, eine Abart der großen Armbrust
teren Zeitgenossen Abu l-ºasan al-Abraq¬ al-
(qaus az-ziy®r), wird in der uns erhaltenen, im
Iskandar®n¬ gewesen. Auch Claude Cahen8 , der
Jahre 1948 von Claude Cahen teilweise edierten
den Text ediert, ins Französische übersetzt und
und ins Französische übersetzten Tab◊irat arb®b
untersucht hat, versteht die Angabe des Autors im
al-alb®b f¬ kaif¬yat an-na™®t fi l-Ωur‚b von Mur¥®
gleichen Sinne und widerlegt, sich darauf stüt-
b. ‘Al¬ b. Mur¥® afl-fiars‚s¬ ausführlich beschrie-
zend, die Ansicht von Kalervo Huuri 9, der behaup-
ben und mit einer Abbildung versehen.2 Sie hieß
tet hatte, die Mongolen hätten im 13. Jahrhundert
qaus bi-l-laulab. Ihre Beschreibung in diesem un-
ter —al®Ωadd¬n (Saladin reg. 569/1174-589/1193)
verfaßten Buch erweckt den Eindruck, daß sie
schon damals eine bekannte Waffe war. Sie wird
auch von dem Historiker Ibn afl-fiuwair (geb. 524/
3 ‘Abdassal®m b. al-ºasan Ibn afl-fiuwair, Nuzhat al-
1130, gest. 617/1220) unter den Waffen im Arse-
muqlatain f¬ a¿b®r ad-daulatain, ed. A. F. Saiyid, Kairo
nal des jüngsten Fatimidenkalifen in Ägypten vom
1992, S. 134; Taq¬yadd¬n al-Maqr¬z¬, al-Maw®‘i˙ wa-l-
i‘tib®r bi-‰ikr al-¿iflafl wa-l-®˚®r, B‚l®q 1270, Bd. 1, S. 417;
K. Huuri, a.a.O. S. 126.
4 Reinaud und Favé, Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du

feu grégeois, S. 53-60; Joinville, Histoire du roy saint Loys,


1
Paris 1668, S. 39ff.; K. Huuri, a. a.O. S. 126; G. Köhler, Die
G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens und der
Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 175, 187.
Kriegführung in der Ritterzeit von Mitte des 11. Jahrhun- 5 Die Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 174.
derts bis zu den Hussitenkriegen, Bd. 3, Breslau 1887, S. 6 s. G. Köhler, a. a.O. S. 175.
174. 7 Tab◊irat arb®b al-alb®b, a. a.O. S. 106.
2 Un traité d’armurerie composé pour Saladin, in: Bulletin
8 a.a.O. S. 129.
d’Études Orientales 12/1947-48/103-163, bes. S. 110, 131- 9 Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens,
132, 156. a.a.O. S. 123.
E I N L E I T U N G 95

chinesische Bügelstandarmbruste nach Persien ge- Abb. aus Mur¥®, Tab◊ira,


bracht.10 Der Sachverhalt sei umgekehrt, die Mon- Hds. Oxford, Bodl.,
Hunt. 264.
golen hätten diese entwickelte Armbrust von den
Muslimen übernommen.
Jene große Armbrust (qaus az-ziy®r) soll nach der
Beschreibung des Buches die größte an Dimensi-
on, die weiteste an Reichweite und die wirksamste
in ihrer Schädlichkeit gewesen sein. Die Kanten
der quadratischen Lafette sollen etwa 5,6 m betra-
gen. Zu ihrer Bedienung brauche man eigentlich
eine Mannschaft von etwa 20 Mann, doch dank
der verwendeten Technik reiche ein einziger Mann
aus, sie in Gang zu setzen. Zur technischen Ausrü-
stung gehöre eine Windenkonstruktion zum Span- Diese Art der großen Armbrust scheint die Phanta-
nen des Bogens. Die Länge des rechts und links sie Leonardo da Vincis angeregt zu haben, an eine
des Schaftes liegenden Teiles des Bogens betrage riesenhafte Konstruktion zu denken:12
jeweils rund 3, 3 m. Die Bogen seien aus mehreren
Lagen dünner Platten aus Eichenholz und Tierhorn
hergestellt, die zurechtgesägt und zusammenge-
leimt werden.11
Die Stärke des Bogens betrage bei den großen
Armbrusten ca. 35 cm, bei den mittleren ca. 24 cm
und bei den kleinen 12 cm. Der Verfasser meint,
daß man die Anzahl der Bogen bis auf drei erhö-
hen konnte, was er mit folgenden Abbildungen
darstellt (Abb. rechts oben):

Abb. aus Leonardo da Vinci, S. 291.

10 Cahen (a.a.O. S. 151) sagt: «Kalvero Huuri, n’ayant


Erhalten ist aus der islamischen Welt ein hölzer-
rencontré d’allusion certaine au qaus az-ziy®r que dans des ner Bogen von ca. 2 m Länge im Musée de
auteurs postérieurs à l’apparition des Mongols, considérait
l’Armée (Hôtel National des Invalides) in Paris,
cet engin comme apporté par eux. Notre chapitre nous oblige
à adopter une conclusion contraire, et à considérer cette arme von wo uns die folgende Abbildung freundlicher-
comme née au plus tard sous Saladin, et par conséquent weise zur Verfügung gestellt wurde. Der Bogen
vraisamblablement apprise des Musulmans par les Mongols soll aus Syrien und aus dem 6./12. Jahrhundert
lorsqu’on la trouva employé chez eux. K. H. avait relevé un stammen (s. Abb. S. 96). Kompositbogen (lami-
certain nombre de mentions du ziy®r dans d’autres auteurs
contemporains de Saladin (... ), mais pensait que le mot avait niert aus Holz, Horn, Sehnen und Leim) sind seit
un sens vague; nous sommes en droit de conclure qu’il avait vorislamischer Zeit die bevorzugten Jadg- und
dès lors son sens précis et que l’arme figure donc normale- Kriegswaffen des Mittleren Ostens gewesen.
ment dans les guerres contre Saladin et les Croisés entre
1187 et 1192, période à laquelle se réfèrent toutes les
citations.»
11 Tab◊irat arb®b al-alb®b, a. a.O. S. 108; franz. Übers. S.

129-130; Bernhard Rathgen, Das Geschütz im Mittelalter,


Berlin 1928, S. 635; Volker Schmidtchen, Kriegswesen im
12Leonardo da Vinci. Das Lebensbild eines Genies, Wiesba-
späten Mittelalter. Technik, Taktik, Theorie, Weinheim
1990, S. 169. den und Berlin: Emil Vollmer 1955, S. 291.
9 6 K R I E G S T E C H N I K

Abb.: Bogen, Paris, Musée de


l’Armée (6./12. Jh.).
b) Gegengewichtsblide
Bei seinem Versuch, die in Europa im 7./13. Jahr-
Es ist daher unwahrscheinlich, hundert nach und nach in Erscheinung tretenden
daß nur für die Bogen sehr Fortschritte in der Waffentechnik zu erklären, gab
großer Armbruste auf diese G. Köhler 1 im Jahre 1887 im Zusammenhang mit
Konstruktionsweise zurückge- dem neuen Artilleriesystem jener Zeit zu beden-
griffen wurde. Es besteht fer- ken: «Überall aber treffen wir zu Anfang der Peri-
ner Möglichkeit, daß die klei- ode die Araber als diejenigen, welche die meiste
neren Armbruste Bogen aus Erfahrung in dergleichen Dingen haben.» Doch
Stahl besaßen. Unsere aus dem hielt er es für notwendig anzumerken: «Obgleich
12. Jahrhundert stammende es sehr wahrscheinlich ist, daß die Byzantiner die
Quelle schweigt darüber, doch Erfinder der neuen Maschinen gewesen sind und
erwecken ihre Abbildungen die Araber sie von ihnen angenommen haben, so
den Eindruck, daß die kleine- läßt sich der byzantinische Einfluß jedoch in die-
ren Armbrustbogen aus Metall sem Fall nicht nachweisen.» Im folgenden erklärt
(in unserem Fall aus Stahl) ge- er 2 die Neuerung der seit dem Anfang des 7./13.
wesen sein müssen. Die älteste Jahrhunderts verwendeten Wurfgeschütze mit Ge-
bisher bekannte Erwähnung gengewicht im Vergleich zu den schon bei den
eines stählernen Bogens geht Griechen und den Sasaniden bekannten Steinwurf-
auf die erste Hälfte des 8./14. maschinen: «Die Menschenkräfte, welche bei der
Jahrhunderts zurück. Die aus Petraria am kurzen Hebel wirken, werden durch
jener Zeit stammende anonyme ein Gegengewicht ersetzt, wodurch nicht nur die
Quelle führt die stählernen Bo- Bedienungsmannschaft vermindert, sondern auch
gen unter dem Namen «indi- die Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses we-
sche Bogen» (qis¬y hind¬ya) in sentlich gesteigert wird, weil das am kurzen
einer Aufzählung für die Ar- Hebelsarm befindliche herabfallende Gegenge-
mee unverzichtbarer Waffen wicht in Folge der Fallkraft seine Geschwindigkeit
auf.13 Es ist wahrscheinlich, potenzirt und dieses sich auch dem Geschoss am
daß damit Bogen aus Damas- langen Hebelsarme mittheilt.»
zenerstahl gemeint waren.14 Über die älteste be- Im Laufe seiner ziemlich ausführlichen Behand-
kannte Verwendung stählerner Bügel in Europa lung des Themas äußerst Köhler die Vermutung,
erfahren wir in einem aus dem Jahre 1435 stam- dieses Geschütz habe Europa über Italien3 und
menden Inventar.15 durch die spanischen Araber 4 erreicht.
Zum Vergleich mit dem auf europäischer Seite
wesentlich umfangreicheren Material stand der
Forschung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts an
arabischen Quellen nicht viel zur Verfügung. Zur
chronologischen Bewertung der nach Abbildungen
und Beschreibungen in beiden Kulturbereichen
verwendeten Gegengewichtsbliden bot vor allem
13
s. Ferdinand Wüstenfeld, Das Heerwesen der Muhamme-
daner nach dem Arabischen, in: Abhandlungen der Königli-
chen Gesellschaft der Wissenschaften (Göttingen) 26/1880,
Historisch-philologische Classe, Abh. 1 und 2, bes. Abh. 2,
S. 2 (Nachdruck in: Ferdinand Wüstenfeld, Schriften zur
arabisch-islamischen Geschichte, Bd. 2, Frankfurt 1986, S. 1 G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a.a.O. S.
1-109, bes. S. 79). 173-174.
14 K. Huuri, Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschütz-
2 Ebd. S. 190.
wesens, a. a.O. S. 120, 208. 3 Ebd. S. 194.
15
G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 4
Ebd. S. 195-196.
181-182.
E I N L E I T U N G 97

das Buch über die Kriegstechnik des mamluki- Einige Angaben darüber, daß die Gegengewichts-
schen Turniermeisters ºasan ar-Ramm®Ω (gest. blide schon recht früh, mit Beginn des 7./13. Jahr-
694/1295) seit 1845 (s.u.S. 99) einen Terminus a hunderts, in Europa verwendet wurde, hat K. Huu-
quo bzw. ad quem. ri 6 zusammengestellt. Er verweist zudem auf meh-
Das in der zweiten Hälfte des 6./12. Jahrhunderts rere europäische Quellen, in denen der weit ent-
dem Herrscher Saladin gewidmete Buch, das wickelte Typ, über den wir jetzt anhand des Bu-
Claude Cahen im Jahre 1948 auszugsweise her- ches von Ibn Aranbu∫® az-Zardk®· Näheres erfah-
ausgegeben hat, gibt uns knappe Beschreibungen ren, bei der Belagerung von Acre (‘Akk®) durch
verschiedener Arten von Steinschleudern, einer die Muslime im Jahre 1291 als Aufsehen erregen-
«arabischen«, einer «persischen oder türkischen» de große Maschine unter dem Namen caraboga
und einer «byzantinischen oder fränkischen». Die (carabouhas, carabaccani) erwähnt wird.7 Nach
zuverlässigste sei die arabische, am einfachsten zu arabischen Quellen hat man bei der Belagerung 92
bedienen sei die türkische. Leider sind die Be- (oder mehr) man™an¬q zusammengezogen.8
schreibungen sehr knapp und erlauben keine ge- Von großer Bedeutung sind in diesem Zusammen-
naue Vorstellung von Einzelheiten. Unter den bei- hang zweifellos die Berichte chinesischer und per-
gegebenen Profilabbildungen ist lediglich die sischer Quellen darüber, wann und wie der Typ
Form der Rute einer Gegengewichtsblide bemer- der großen Gegengewichtsblide den chinesischen
kenswert. Dagegen bietet das Buch die vollständi- Kulturraum erreicht hat. Es wird berichtet, daß
ge bildliche Darstellung einer «persischen» Qubilay ø®n, der Enkel von ≥eng¬z ø®n und
Gegengewichtsblide, die als Armbrust und gleich- Gründer des östlichen Mongolenreiches, bei sei-
zeitig als Steinschleuder diente. Es ist ein weit nem im Jahre 1268 begonnenen Versuch,
entwickelter Typ. Die knappe Beschreibung und S‚ng-China zu erobern, auf erbitterten Widerstand
die Teilabbildung der als «byzantinisch oder frän- stieß. Diesen Widerstand erfuhr er besonders bei
kisch» bezeichneten Steinschleuder vermitteln den der Belagerung der beiden nördlichen, strategisch
Eindruck eines Wurfgeschützes mit kleinen He- wichtigen Städte Hsi®ng-Yáng und Fán-
beln.5 Chéng. Auf Vorschlag eines seiner Kommandan-
Deutlichere Abbildungen von Gegengewichtsbli- ten ließ Qubilay zwei Ingenieure «vom Westen»,
den bietet ein Jahrhundert später der maml‚kische aus den arabisch-islamischen Gebieten, holen mit
Turniermeister Na™madd¬n ºasan ar-Ramm®Ω dem Auftrag, große Gegengewichtsbliden zu bau-
(gest. 694/1295, s.u. S. 99). Entwickeltere Formen en. Mit Hilfe der von diesen beiden Ingenieuren,
dieses Typs erscheinen in al-An¬q fi l-man®™n¬q Ì-Ss‚-M ă-Y¬n (arab. Ism®‘¬l) und
von Ibn Aranbu∫® az-Zardk®· (schrieb 775/1374). À-Lăo-Wă-T¬ng (arab. ‘Al®’add¬n), gebauten Ma-
Dieser in mamlukischen Diensten stehende Autor schinen gelang es dann, die beiden Städte in den
gibt Abbildungen zweier hochentwickelter For- Jahren 1272 und 1273 zu erobern, was den Mon-
men von Gegengewichtsbliden. Eine davon nennt golen die Herrschaft in China sicherte. Die so in
er qar®bu∫® («schwarzer Stier»). Sie diente zum China eingeführte Blide wurde huí-huí
Schleudern schwerer Steinkugeln und war mit ei- («muslimisches») phao genannt. 9

nem Gradmesser zur Regulierung der Reichweite


und Berechnung des Zieles ausgerüstet sowie mit
Flaschenzug und Winde zur Verstärkung der
Wirkkraft.
Nach diesen kurzen Ausführungen über Entste- 6 Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens,
hung und Entwicklung der Gegengewichtsbliden a.a.O. S. 62ff.
sei noch auf einige Berichte über ihre weitere Ver- 7
Ebd. S. 174-175.
8 al-Maqr¬z¬, Kit®b as-Sul‚k li-ma‘rifat duwal al-mul‚k, Bd.
breitung auch außerhalb der islamischen Welt hin-
gewiesen. 1, Teil 3, Kairo 1939, S. 764; E. Quatremère, Histoire des
sultans mamlouks de l’Égypte, Bd. 2, Paris 1842, S. 125; vgl.
K. Huuri, a. a.O. S. 173.
5 vgl. die Bemerkung von Cl. Cahen zum Text der Tab◊irat 9 Reinaud und Favé, Du feu grégeois, des feux de guerre, et des

arb®b al-alb®b, a. a.O. S. 158. origines de la poudre à canon chez les Arabes, les Persans et
9 8 K R I E G S T E C H N I K

Chèng Ss‚-Hsìao, ein zeitgenössischer


c) Feuerwaffen
Chronist, schrieb dazu:
«Die [mongolischen] Banditen verwendeten mus- So wie die Muslime in den ersten Dekaden ihrer
limische Bliden gegen die Stadt Hs¬ang- Expansion bei der Belagerung von Städten Stein-
Yáng, deren Türme und Mauern sie mit erschrek- schleudern (man™an¬q) einsetzten, die sie von den
kender Wirkung zerstörten, so daß [der Gouver- Sasaniden oder den Yemeniten geerbt hatten,1 so
neur und Kommandant] [L ü̆] Wén-Huàn versäumten sie es nicht, auch das von den Byzan-
sehr beunruhigt war ... Der Typ der ‹muslimischen tinern übernommene ‹griechische Feuer› zu ver-
Blide› kam ursprünglich aus den muslimischen wenden. Es ist bekannt, daß sie bei der Belage-
Ländern. Sie war stärker als gewöhnliche Bliden. rung von Konstantinopel im Jahre 97/715 von dem
Im Falle der größten von ihnen stand der hölzerne pyrotechnischen Mittel naffl (Naphta) Gebrauch
Rahmen über einer Aushöhlung im Boden. Die gemacht haben.2 Wie bereits erwähnt (s.o.S. 94),
Wurfgeschosse maßen mehrere Fuß im Durchmes- entstand in der frühen Abbasidenzeit, jedenfalls
ser. Wenn sie zu Boden fielen, schlugen sie ein vor dem 4./10. Jh., ein arabisches Buch über das
Loch von drei oder vier Fuß Tiefe. Wenn [die griechische Feuer.
Artelleristen] auf große Distanz schießen wollten, Für dieses wirksame, nicht nur im arabisch-islami-
erhöhten sie das [Gegen-] Gewicht und brachten schen Kulturraum jahrhundertelang verwendete
es weiter hinten [an der Rute] an; hatten sie ein Kampfmittel hat man sicherlich im Laufe der Zeit
kürzeres Ziel, so setzten sie [das Gewicht] weiter unterschiedliche Rezepturen entwickelt. Über eine
nach vorne, näher [zum Hebelpunkt] hin.»10 recht elaborierte Zusammensetzung aus dem 13.
Abschließend sei erwähnt, daß Leonardo da Vinci Jahrhundert werden wir durch das vermutlich ge-
eine beachtenswerte Zeichnung einer Gegenge- gen Ende des Jahrhunderts entstandene Liber
wichtsblide hinterlassen hat (s. unser Modell s. ignium ad comburendos hostes 3 informiert. Das
119).11 Er setzt darin ein Rad um die Rutenachse, auf Latein erhaltene Büchlein, das aus etwa 6 Sei-
das die Funktion eines Entfernungsreglers zu er- ten besteht, wird einem Marcus Graecus zuge-
füllen scheint. D. Hill12 hat bereits auf diese Zeich- schrieben und besteht aus einer Rezeptsammlung
nung hingewiesen. J. Needham13 meint, Leonardo ohne erkennbare Ordnung.4 Nach J.R. Partington 5
habe die Blide durch Mariano Taccola14 (gest. ca. war der Verfasser ein «Jude oder Spanier» aus
1458) kennengelernt. Meines Erachtens ist Leo- dem 12. oder 13. Jahrhundert.6 Das Hauptrezept
nardos Zeichnung jedoch weit von der Darstellung des Liber ignium besteht aus «reinem Schwefel,
Taccolas entfernt. Sein Entfernungsregler und die Weinstein, Sarcocolla (das Harz eines persischen
mit mehreren Bünden aus Schnüren verstärkte
Rute erinnern an ein orientalisches Vorbild.
1 K. Huuri, Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschütz-
wesens, a. a.O. S. 134ff.
2 s. Anon., al-‘Uy‚n wa-l-Ωad®’iq f¬ a¿b®r al-Ωaq®’iq, ed. J.

de Goeje, Leiden 1869, S. 24; Marius Canard, Textes relatifs


à l’emploi du feu grégeois chez les Arabes, in: Bulletin des
Études Arabes (Algier) 6/1946/3-7.
3 Zu den meisten Editionen und Übersetzungen s. Sarton,

les Chinois, in: Journal Asiatique, sér. 4, 14/1849/257-327, Introduction, a. a.O. Bd. 2, Teil 2, S. 1037-1038; die jüngste
bes. S. 292-304; J. Needham, Science and Civilisation in Edition mit englischer Übersetzung stammt von Partington,
China, Bd. 5, Teil 6, S. 219-221. a. a.O. S. 42-57.
10 J. Needham, a.a.O. S. 221. 4 Partington, a. a.O. S. 58.

11 Leonardo da Vinci, a.a.O. S. 294. 5 Ebd. S. 60.

12 6 Partington (S. 60) sagt: «[Henry V. L.] Hime thought that


Trebuchets, in: Viator. Journal of the Center for Medieval
and Renaissance Studies (Los Angeles) 4/1973/99-114 (Nach- the author or translator was not a Greek or Muslim (who
druck in: D. R. Hill, Studies in Islamic Technology, Variorum never used the name ‹Greek fire›), but a Jew or Spaniard who
Collected Studies Series 555, 1998, No. XIX), S. 104. either did not know the Latin names for some Arabic words
13 Science and Civilisation in China, Bd. 5, Teil 6, S. 204-205. or thought them so familiar that they need not be translated
14 s. G. Sarton, Introduction to the History of Science, Bd. 3, (alkitran and zembac are untranslated; the Arabic nuΩ®s
Teil 2, S. 1552. aΩmar for copper becomes aes rubicundus not cuprum, ...).»
E I N L E I T U N G 99

Baumes gleichen Namens), Pech, Kochsalz und nesen als erste die Substanz erkannten, die die
Petroleum (Naphta) nebst gewöhnlichem Öl».7 Herstellung der Brandkompositionen verändern
Das fortschrittlichste Rezept des Liber ignium läßt sollte, wir meinen den Salpeter. Als die Araber
die Kenntnis von Salpeter und Schießpulver er- von den Chinesen eine gewisse Anzahl an Brand-
kennen. Salpeter steht allerdings nicht im Zusam- stoffen übernahmen, lernten sie von ihnen, die
menhang mit dem griechischen Feuer, sondern drei Substanzen zu mischen, die das Schießpulver
führt «in Verbindung mit Schwefel und Kohle bilden: Salpeter, Schwefel und Kohle.»12 Ihre
zum wirklichen Schießpulver», und dieses ist be- Fortschritte auf dem Gebiet der Chemie oder zu-
schränkt auf die «Herstellung der Rakete und des mindest in ihrer Anwendung hätten die Araber be-
Kanonenschlages».8 fähigt, die Reinigung des Salpeters beträchtlich zu
Zur ungefähren Datierung und wissenschafts- verbessern.13 Nach Reinaud und Favé haben die
historischen Bewertung des Büchleins haben Jo- Chinesen den Salpeter entdeckt und als erste zur
seph-Toussaint Reinaud und Ildefonse Favé in ih- Herstellung von Feuerwerk verwendet. Sie seien
ren 1845 und 1849 erschienenen Arbeiten9 das auch die ersten gewesen, die diese Substanz mit
Wesentliche erfaßt. Sie konnten sich auf eine Fül- Schwefel und Kohle gemischt und die durch Ver-
le historischer Berichte aus arabischen, persischen brennen der Mischung entstehende Triebkraft er-
und chinesischen Quellen berufen, vor allem auf kannt hätten. Dies habe sie auf die Idee gebracht,
das Buch über Kriegstechnik von ºasan ar-Ram- Raketen zu bauen. Was die Araber betrifft, so hät-
m®Ω (gest. 694/1295), das unter dem Titel Kit®b ten sie die Explosionskraft des Schießpulvers er-
al-Fur‚s¬ya wa-l-man®◊ib al-Ωarb¬ya10 in unter- kannt und genutzt und damit die Feuerwaffen er-
schiedlichen Redaktionen erhalten ist. Reinaud funden.14
und Favé kamen zu einer Datierung oder Entste- Trotz der Feststellung, daß die Chinesen bereits
hung des Liber ignium zwischen 1225 und 1250.11 vor dem 13. Jahrhundert den Salpeter und dessen
Nach langjähriger Beschäftigung mit dem Thema Explosionscharakter gekannt haben, bleibt die
gelangten die beiden Gelehrten über die Frage der Frage bis heute unbeantwortet, ob die Araber die-
Entstehung der Feuerwaffen zu folgender Ansicht: se Kenntnis den Chinesen verdanken, oder ob wir
«In der Antike verwendeten die Griechen und die es bei ihnen mit einer eigenständigen Entwicklung
Römer im Kriege gewisse Brandstoffe, deren Zu- zu tun haben. Bei der bisherigen Behandlung der
sammensetzungen sich indes auf sehr einfache Re- Materie ging man davon aus, daß der Salpeter, das
zepturen beschränkten. Die militärische Feuer- Hauptelement des Schießpulvers, vor dem 13.
kunst, die von den Byzantinern in der Spätantike Jahrhundert im arabisch-islamischen Kulturbe-
angewandt wurde und die ihnen zunächst die reich unbekannt war. Die Diskussion stützte sich
größten Dienste erwies, hatte beachtliche Verbes- vor allem auf die früheste bisher bekannte Erwäh-
serungen erfahren, doch scheinen die letzten Ver- nung des Salpeters außerhalb Chinas, im Buch der
vollkommnungen von den Chinesen gekommen zu einfachen Heilmittel (al-©®mi‘ li-mufrad®t al-
sein. Zumindest ist es unzweifelhaft, daß die Chi- adwiya wa-l-a∫‰iya) von ‘Abdall®h b. AΩmad Ibn
al-Baifl®r 15 (gest. 646/1248), wo erwähnt wird,
daß bei ma∫ribinischen Gelehrten der Stoff unter
dem Namen b®r‚d bekannt war.

7
G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 168.
8 Ebd. S. 169.
9 Histoire de l’artillerie. 1 ère partie: Du feu grégeois, des 12 Reinaud und Favé, Du feu grégeois, a.a.O. (1849), S. 260.
feux de guerre et des origines de la poudre à canon, Paris 13
Ebd. S. 261.
1845, und Du feu grégeois, des feux de guerre, et des 14 Ebd. S. 327.

origines de la poudre à canon chez les Arabes, les Persans et 15 Ed. Kairo 1291 H., Bd. 1 (Nachdruck Islamic Medicine,

les Chinois, in: Journal Asiatique, sér. 4/1849/257-327. Bd. 69, Frankfurt 1996), S. 30; franz. Übers. L. Leclerc,
10 s. C. Brockelmann, Geschichte der arabischen Litteratur,
Traité des simples, Bd. 1, Paris 1877 (Nachdruck Islamic
1. Suppl.-Bd., S. 905; hsg. von ‘¡d Øaif al-‘Abb®d¬, Ba∫d®d Medicine, Bd. 71, Frankfurt 1996), S. 71; s. Reinaud und
1984 und AΩmad Y. al-ºasan, Aleppo 1998. Favé, Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du feu grégeois,
11 Du feu grégeois, a.a.O. (1849), S. 282.
a.a.O. S. 14-15.
1 0 0 K R I E G S T E C H N I K

Aus einem Zitat der Medizingeschichte von Ibn arabisch-islamischen Kulturkreis spätestens in der
Ab¬ U◊aibi‘a (gest. 668/1270) erfahren wir jedoch, zweiten Hälfte des 8./14. Jahrhunderts bekannt ge-
daß der Mediziner ‘Abdall®h b. ‘¡s® Ibn Ba¿tawaih wesen sein muß, hat sich durch die später zutage
(gest. um 420/1029) in seinem Buch Kit®b al- gekommene Handschrift des Kit®b al-An¬q fi l-
Muqaddim®t oder Kanz al-aflibb®’ ausführlich die man®™n¬q von Ibn Aranbu∫® az-Zardk®· (schrieb
Verwendung von Salpeter zur Herstellung künstli- 774/1373) bestätigt. Diese in der Bibliothek des
chen Eises beschrieben hat.16 Darauf hatte bereits Topkapı Sarayı (Ahmet III, 3469) erhaltene illu-
E. O. von Lippmann im Jahre 1906 aufmerksam minierte Handschrift 21 enthält Abbildungen von
gemacht.17 bereits recht entwickelten Kanonentypen.
Die älteste soweit bekannte Angabe des arabi- Freilich dürfen weder die Lebenszeit von Ibn
schen Schrifttums über die Verwendung von Sal- Aranbu∫® az-Zardk®· noch die vermutliche Ab-
peter zur Herstellung von Schießpulver fanden fassungszeit des anonymen Kit®b al-Ma¿z‚n (8./
Reinaud und Favé 18 (Mitte des 19. Jahrhunderts) 14. Jh.) als Obergrenze für die Entstehung der
in der Pariser Handschrift des Buches von ºasan esten Feuerwaffen gelten. Beide Autoren haben,
ar-Ramm®Ω (gest. 694/1295). Sie sahen ferner in wie ihre Vorgänger und Nachfolger, in ihren Bü-
der Handschrift eines wichtigen anonymen Buches chern die Kenntnisse ihrer Zeit und ihres geogra-
der Kriegskunst (al-Ma¿z‚n f¬ ™®mi‘ al-fun‚n), die phischen Umfeldes niedergelegt. Es ging ihnen
in Petersburg erhalten ist,19 die Beschreibung einer nicht um die Frage nach Herkunft und Entste-
Kanone und eines Gewehres (s.u.S. 133). Dies hungszeit der Objekte, sondern um die Beschrei-
führte die beiden Gelehrten zu der Überzeugung, bung des ihnen gegenwärtig bekannten Zustandes.
daß die Entdeckung der Treibkraft des Schießpul- Folglich gibt uns die Handschrift des Buches von
vers im arabisch-islamischen Kulturbereich erfolgt Ibn Aranbu∫® mit ihrem Datum 774/1372 einen
war. Sie mußten ihre Meinung revidieren, wonach Terminus ad quem, nicht einen Terminus a quo für
der Ort der ersten Anwendung des Schießpulvers die Entstehung der Feuerwaffen im arabisch-isla-
in Osteuropa, im Gebiet entlang der Donau, gele- mischen Kulturkreis.
gen haben sollte.20 Das von Reinaud und Favé an- Der älteste bisher bekannte Hinweis auf die Ver-
hand der Petersburger Handschrift gewonnene Er- wendung einer Feuerwaffe in der arabisch-islami-
gebnis, daß die Triebkraft des Schießpulvers im schen Welt findet sich anläßlich der Belagerung
der Stadt Si™ilm®sa im Jahre 672/1273. Der be-
kannte Historiker Ibn øald‚n berichtet in seinem
16 ‘Uy‚n al-anb®’ f¬ flabaq®t al-aflibb®’, ed. A. Müller, Bd. 1, Geschichtswerk, der Merinidensultan Ab‚ Y‚suf
Kairo 1299 H. (Nachdruck Islamic Medicine, Bd. 1, Frank- Ya‘q‚b (reg. 656/1258-685/1286) habe gegen
furt 1995), S. 82-83.
17 in: Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte der Natur-
Si™ilm®sa man®™n¬q (Gegengewichtsbliden) ein-
wissenschaften, Bd. 1, Leipzig 1906, S. 122-123, s. F. Sez- gesetzt, ‘arr®d®t (Armbruste) und hind®m an-naffl,
gin, Geschichte des arabischen Schrifttums, Bd. 3, S. 335. eine Waffe, bei der nach dem Entzünden von
18 s. besonders Du feu grégeois . . . (1849), a. a.O. S. 261 und
Schießpulver Eisengeschosse aus einem «Maga-
De l’art militaire, a. a.O. S. 200. zin» (¿iz®na) geschleudert werden.22 Reinaud und
19 Derzeitige Signatur C 686, s. A. B. Chalidov, Arabskije

rukopisi Instituta Vostokovedenija, Bd. 1, Moskau 1986, S. 493.


Favé, die als erste auf diese Angabe aufmerksam
20 Du feu grégeois . . . (1849), a.a.O. S. 309. Zur Analyse der gemacht haben, bezweifelten deren Wahrheitsge-
Handschrift (hier udT. Kit®b al-ma¿z‚n wa-™am¬‘ al-fun‚n)
s. Alexis Olénine, Notice sur un manuscrit du Musée
Asiatique de l’Académie Impériale des Sciences de St.- 21 s. H. Ritter, La Parure des Cavaliers und die Literatur
Pétersbourg, in: Bernhard Dorn, Das Asiatische Museum der über die ritterlichen Künste, in: Der Islam 18/1929/116-154,
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg, bes. S. 150 -151. Die Datierung auf dem Titelblatt der Hand-
St. Petersburg 1846, S. 452-460; J. Reinaud, De l’art schrift ist irrtümlich, das Buch wurde Mängli Bu∫® (gest.
militaire chez les Arabes au moyen âge, in: Journal 782/1380) gewidmet; «fol. 58b und 126 a findet sich außer-
Asiatique, sér. 4, 12/1848/193-237, bes. S. 203-205, 218- dem je ein Kolophon vom 21. Ram. 774, fol. 181b ein sol-
219, 221, 223, 226-227 und Reinaud und Favé, Du feu ches vom ©um. II 775» (Ritter).
grégeois ... (1849), a. a.O. S. 309-314 (wo die Autoren ihre 22 Ta’r¬¿ Ibn øald‚n, ed. øal¬l ∞aΩ®da und Suhail Zakk®r,

frühere Ansicht über die Entdeckung der Triebkraft des Beirut 1981, Bd. 7, S. 249.
Schießpulvers zu Gunsten der Araber korrigieren).
E I N L E I T U N G 101

halt, vor allem deshalb, da sie nicht von zeitgenös- 1331, 1340 und 1342 verwendet wurden.29 Ich las-
sischen Quellen bestätigt würde.23 se G. Köhler 30 das Schlußwort zu diesem Thema:
Rund 60 Jahre später, im Jahre 724/1324, beschoß «Man muß diese Data im Zusammenhang mit der
der Nasridensultan Abu l-Wal¬d Ism®‘¬l I. (reg. arabischen Literatur auffassen, um die Überzeu-
713/1314-725/1325), wie Lis®nadd¬n Ibn al-øafl¬b gung zu gewinnen, daß man es seit 1325 wirklich
in seiner Geschichte von Granada berichtet, die mit Feuerwaffen zu thun hat, und daß die Araber
Festung I·kar (Huescar, ca. 110 km nordöstlich diejenigen sind, welche sie dem Abendlande zuge-
von Granada), die von den Christen besetzt wor- führt haben.»
den war, «und schleuderte aus dem größten Gerät,
das mit Naphta funktionierte, eine heiße eiserne
Kugel ...» (ram® bi-l-®la al-‘u˙m® al-mutta¿a‰a Granaten und Handgranaten
bi-n-naffl kurat Ωad¬d muΩm®t ...).24 In einem fol-
Die durch archäologische Ausgrabungen in Mittel-
genden Vers wird der Geschützdonner mit dem
asien, Persien und im Wolga-Gebiet bekannt ge-
Donner des Himmels verglichen.
wordenen sphärisch-konischen Gefäße hat man
Die Angabe von Ibn al-øafl¬b hat schon im 18.
lange Zeit für Architekturschmuck, für Quecksil-
Jahrhundert die Aufmerksamkeit von Gelehrten
ber- oder Weihwasserbehälter, oder auch für Lam-
auf sich gezogen. Der spanische Orientalist M.
pen gehalten. Die Vorstellung, daß wir es dabei
Casiri25 übersetzte sie ins Lateinische. Von ihm
mit Granaten und Handgranaten zu tun haben, be-
übernahm sie unter anderen der Historiker José
gann sich erst gegen Ende der zwanziger Jahre des
Antonio Conde26 (1765-1820). In Casiris Wieder-
vergangenen Jahrhunderts durchzusetzen. Der
gabe der Passage fehlt, wohl als Folge der von
Vorkämpfer dieser neuen Interpretation war
ihm benutzten Handschrift, das Wort «eisern».
Wsewolod von Arendt.1 Die in großen Mengen
Das trug dazu bei, daß eine Reihe von Gelehrten
erhaltenen Gefäße verraten eine ungewöhnliche
die Frage stellten, ob Ibn al-øafl¬b tatsächlich eine
Festigkeit und haben einen auffallend dünnen
Kanone27 oder nicht eher eine große Blide28 ge-
Hals. Einige in Syrien gefundene Exemplare tra-
meint haben könnte.
gen Inschriften wie fatΩ – fatΩ («Sieg – Sieg»), bi-
Einige Berichte in spanischen Chroniken geben
ºam® («in [der Stadt] ºam®») oder Segens-
Kunde von den Feuerwaffen, die in den Kämpfen
sprüche.
zwischen Christen und Muslimen in den Jahren
Über die Entstehungs- bzw. Verbreitungsorte die-
ser Granaten äußert sich Arendt folgendermaßen:
«Der Form der sphärisch-konischen Gefäße be-
gegnen wir auf der ganzen Ausdehnung des mu-
selmännischen Ostens.»
23 Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du feu grégeois, a. a.O. «Der Islam tritt uns tatsächlich wie ein Verbrei-
S. 73-77; vgl. J. R. Partington, A History of Greek Fire,
a.a.O. S. 191.
tungsfaktor dieses Gegenstandes entgegen, dessen
24 al-IΩ®fla f¬ a¿b®r πarn®fla, ed. M. ‘A. ‘In®n, Bd. 1, Kairo er sich in seinem sieghaften Vorwärtsschreiten als
1955, S. 398; E. Quatremère, Observations sur le feu eines Kriegsmittels solange bedient, bis es durch
grégeois, in: Journal Asiatique, sér. 4, 15/1850/214-274, bes. die Schießwaffe abgelöst wird.»2
S. 255-257; I.-S. Allouche, Un texte relatif au premiers
canons, in: Hespéris (Paris) 32/1945/81-84; G.S. Colin in:
Encyclopaedia of Islam. New Edition, Bd. 1, Leiden 1960,
Sp. 1057.
25 Bibliotheca Arabico-Hispana Escurialensis, Bd. 2, Madrid 29
Reinaud und Favé, Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du
1770, S. 7. feu grégeois, a.a.O. S. 70 -72; G. Köhler, Die Entwickelung
26 Historia de la dominacion de los Arabes en Espana, Paris
des Kriegswesens, a. a.O. S. 223; J.R. Partington, A History
1840, S. 593 (nicht gesehen), s. Reinaud und Favé, Histoire of Greek Fire, a. a.O. S. 191, 193-195.
de l’artillerie. 1ère partie: Du feu grégeois, a.a.O. S. 70. 30 Die Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 223.
27 wie Quatremère, Observations sur le feu grégeois, a. a.O.
1 Die sphärisch-konischen Gefäße aus gebranntem Ton, in:
S. 258 ff.; G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens,
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde (Dresden)
a.a.O. S. 222-223.
28 s. dazu J. R. Partington, A History of Greek Fire, a.a.O. S.
N. F. 3/1931/206-210.
2 Ebd. S. 209.
191-193, 228.
1 0 2 K R I E G S T E C H N I K

Nach Vermutung von Arendt beinhalteten jene takt gekommen und gelangte in den Besitz einer
Gefäße sowohl Brandstoffe wie das «griechische Reihe solcher Gefäße, die bei archäologischen
Feuer» als auch Explosionsstoff: «Die explosive Grabungen in Altkairo gefunden worden waren.9
Wirkung des Granatengehaltes unterliegt keinem Im Laufe seiner Untersuchungen kam er zur Über-
Zweifel; davon zeugen die in den Gräben alter Fe- zeugung, daß die in Kairo gefundenen Exemplare
stungen angehäuften Splitter dieser außerordent- zu den Kampfmitteln gehörten, die die Ägypter
lich festen Gefäße. Daher können wir die alten bei der Belagerung der Stadt 10 durch Amalrich I.
Tongranaten nicht als bloße Brandgeschosse anse- im Jahre 1168 verwendet haben.11 Er stützte sich
hen. Ihre Wirkung wäre zu gering für asiatische dabei auf den Bericht des Historikers al-Maqr¬z¬,
Städte und Festungen, die zu wenig brennbares wonach ∞®wir b. Mu™¬r as-Sa‘d¬, der Gouverneur
Material besaßen.»3 von Oberägypten (gest. 564/1169) zu dem Anlaß
«Auf die Art des Schleuderns der Granaten läßt 20.000 q®r‚rat naffl und 10.000 ma·‘al n®r nach
der Umstand Schlüsse zu, daß fast alle Gefäße mit Kairo geschickt habe.12 Bei den Granaten unter-
einem Hals versehen sind, der eine Verengung scheidet er solche mit Schießpulver und solche mit
aufweist. Diese scheint dazu bestimmt zu sein, um flüssigem Brandstoff. Er findet beide auch bei der
von einer feinen Schnur umfaßt zu werden. Es ist oben erwähnten Verteidigung al-Man◊‚ras gegen
recht wahrscheinlich, daß die Granaten im Feld- die Armee Ludwigs IX. im Jahre 12 4 9 (s.o.S.
zug an einer Schnur getragen wurden, die den 94).13
Hals des Gefäßes umfaßte und deren anderes Ende Von Mercier veranlaßte chemische Analysen er-
am Gürtel oder am Sattel befestigt worden war, haltener Granaten von Kairo, Alexandria, Jerusa-
die dann zum Schleudern benutzt wurde.» lem, Damaskus und Tripoli (im heutigen Libanon)
«Die Granate dürfte mit einem Kreis-Schwung ge- brachten ihn, natürlich nicht ohne die Unterstüt-
schleudert [worden] sein, wobei die Schnur die zung der historischen Zeugnisse, zu der Überzeu-
Rolle einer Schleuder spielte, die die Flugweite gung, daß die Bekanntschaft der arabisch-islami-
der Granate steigern mußte.»4 schen Länder mit dem Salpeter auf eine wesent-
Arendt konnte sich bei seinen Untersuchungen auf lich frühere Zeit zurückgeht, als man allgemein
das Material stützen, das ihm im Historischen Mu- annimmt. Das Ergebnis der Analyse der im «alten
seum von Moskau zur Verfügung stand. Zwischen Schloß des Leuchtturms von Alexandria» im Jahre
diesem und dem in Damaskus gefundenen Grana- 1798 gefundenen Granaten veröffentlichte er 14 im
tentypus, der ihm indirekt bekannt war, vermutete Jahre 1937. Die Berichte der chemischen Institute,
er eine Verwandtschaft.5 Die reich ornamentierten die die erforderlichen Analysen durchgeführt ha-
Gefäße datiert er ins 7./ 13. bis 8./14. Jahrhundert.6 ben, machte er, zusammen mit Photos einer Reihe
Er bedauert es, daß es ihm nicht gelungen sei, «die erhaltener Granaten aus dem arabisch-islamischen
winzigen Teilchen zu analysieren, die dem Gefäß Kulturkreis, im Anhang seines im Jahre 1952 er-
entnommen werden konnten.»7 schienenen Le feu grégeois der Fachwelt zugäng-
Dieser Wunsch von Arendt ging in den folgenden lich.
Jahrzehnten dank der Bemühungen von Maurice
Mercier 8 in Erfüllung. Als französischer Marine-
offizier in Syrien war er seit 1916 mehrmals mit
den Konservatoren des Kairiner Museums in Kon-
9 Ebd. S. 94.
10 s. René Grousset, Histoire des croisades et du Royaume
Franc de Jérusalem, Bd. 2, Paris 1935, S. 525-534.
11 M. Mercier, a.a.O. S. 98ff., 104, 125ff.
3 Die sphärisch-konischen Gefäße, a.a.O. S. 209. 12 Kit®b al-Maw®‘i˙ wa-l-i‘tib®r bi-‰ikr al-¿iflafl wa-l-®˚®r ,
4 Ebd. S. 210.
5
a. a.O. Bd. 1, S. 338; M. Mercier, Le feu grégeois, a. a.O. S. 73.
Ebd. S. 209. 13 M. Mercier, Le feu grégeois, a. a.O. S. 77, 125.
6 Ebd. S. 209.
14 Quelques points de l’histoire du pétrole. Vérifications par le
7 Ebd. S. 209.
8
laboratoire, in: IIme Congrès Mondial du Pétrole, Paris 1937,
Seine Ergebnisse legte er nieder in seinem Le feu grégeois. Bd. 4, section 5: Économie et statistique, S. 87-95; s. ders., Le
Les feux de guerre depuis l’antiquité. La poudre à canon, Paris feu grégeois, a.a.O. S. 99.
1952.
E I N L E I T U N G 103

Unter den Ansichten, die er gewonnen hat,15 ist Zu seinen letzten Einwänden sei gesagt, daß er das
diejenige für uns von Bedeutung, nach der das Buch von Mercier 22 nicht vollständig gelesen zu
Jahr 1168, in dem die Ägypter bei der Belagerung haben scheint. Auch scheint Seyrig gewisserma-
durch Amalrich I. mit trockenem Sprengstoff ge- ßen mit dem Inhalt seiner eigenen diesbezüglichen
füllte Granaten verwendet haben, als terminus ad Fußnoten in Widerspruch zu stehen.
quem für diesen Typus anzusehen sei. Es sei die Seyrig gibt weiter zu bedenken, daß viele Grana-
Granate oder Handgranate, die in dem Buch von ten dekoriert sind 23 und daß manche von ihnen Se-
ºasan ar-Ramm®Ω als qaw®r¬r (sing. q®r‚ra, gens- oder Glückwünsche tragen24. Die Antwort
«Krüge») oder als karr®z ·®m¬ («syrischer Krug») der Anhänger der Granaten-Theorie, «daß einige
vorkommt.16 Völker ihre Pfeile verzieren,»25 überzeuge ihn
Im Jahre 1959 stellte dann Henri Seyrig17 als Ar- nicht.26 Ohne seine Begründung hier zu wiederho-
chäologe im Rahmen eines Aufsatzes über Anti- len sei gesagt, daß die meisten Brandgeschosse,
quités syriennes die Frage nach der Bewandtnis die wir in arabischen Büchern über Kriegstechnik
dieser sphärisch-konischen Gefäße aus gebrann- abgebildet finden, wie in denen von ºasan ar-
tem Ton, die bis dahin ganz unterschiedlich als Ramm®Ω (Ms. Paris) oder Aranbu∫® az-Zardk®·
Behälter für Flüssigkeiten (Quecksilber, Parfum (Ms. Topkapı Sarayı), aufwendig dekoriert sind.
oder Getränke), als Granaten oder als Äolsbälle Seyrig neigt dazu, unter den ihm bekannten «drei
(s. u.) aufgefaßt worden waren. Er neigt dazu, die Hypothesen» die des Äols- oder Windballes
ersten beiden Erklärungen wegen der physikali- (aeolipila) zu favorisieren. Dieses Dampfgebläse
schen Beschaffenheit der Gefäße zu verwerfen. Er ist «eine mit feiner Öffnung versehene Metall-
weist darauf hin, daß sie erstens unten spitz zulau- kugel, die mit Wasser gefüllt und dann ins Feuer
fen und daher nicht aufrecht hingestellt werden gelegt wird, um ‹das heftige Blasen› des Dampfes
können, zweitens, daß sie zu wenig Inhalt aufneh- zu zeigen».27 Die Äolipile war schon Heron und
men können, um als Trinkgefäße zu dienen, und Vitruv bekannt. In seinem 1951 erschienenen Auf-
drittens, daß sie sehr schmale Hälse mit einem satz fragt sich W.L. Hildburgh28, ob unsere Gefäße
Durchmesser von 3 bis 5 mm, meist zwischen 4 aus gebranntem Ton nicht eine Art Äolsball sein
und 5 mm haben, so daß man Flüssigkeiten nicht
bequem gießen kann.18
Auch im Falle der Handgranaten sieht Seyrig19 in
dem engen Hals ein Hindernis. Es sei schwierig, 22 Le feu grégeois, a. a.O. S. 131-150, s. noch die Verzeichnisse
sie in großen Mengen mit Pulver zu füllen und der Inhalte der Granaten No. 1-8 aus dem Besitz von Mercier
ihm sei unbekannt, ob man ein solches Experiment im Anhang des Buches.
je unternommen habe. M. Mercier, der diese Hy- 23 Antiquités syriennes, a. a.O. S. 85.
24 Ebd. S. 84.
pothese verteidige, gebe keinen Hinweis auf einen
25 Ebd. S. 85. Er verweist hier auf Fr. Sarre (Das islamische
praktischen Versuch dieser Art.20 Er gibt weiter zu
Milet von Karl Wulzinger, Paul Wittek, Friedrich Sarre, Berlin
bedenken21, daß an den erhaltenen Exemplaren nur und Leipzig 1935, S. 76), der betont, «daß es in besonderem
in seltenen Fällen Brennstoffe zu finden seien. Maße dem Charakter des islamischen Kunstschaffens ent-
Eine chemische Analyse habe in dieser Hinsicht spricht, einen Gegenstand ohne Rücksicht darauf zu verzieren,
enttäuschende Ergebnisse geliefert. ob sein Schmuck in die Augen fällt oder nicht. Oft ist die un-
sichtbare Unterseite eines Metallgerätes in derselben reichen
Weise wie die Schauseite ausgestaltet.» S. auch die frühere Er-
klärung von Fr. Sarre, Keramik und andere Kleinfunde der isla-
mischen Zeit von Baalbek, in: Baalbek. Ergebnisse der Ausgra-
bungen und Untersuchungen in den Jahren 1898 bis 1905, Bd.
15 Le feu grégeois, a.a.O. S. 123-126. 3, von H. Kohl, D. Krencker, O. Reuther, Fr. Sarre, M. Sobern-
16
Ebd. S. 94, 126. heim, Berlin und Leipzig 1925, S. 133-135.
17 in: Syria. Revue d’art oriental et d’archéologie (Paris) 36/ 26 Ebd. S. 86.

1959/38-89, darin S. 81-89: 75. Flacons? grenades? éolipiles? 27 Franz Maria Feldhaus, Die Technik. Ein Lexikon der Vorzeit,
18
Ebd. S. 83. der geschichtlichen Zeit und der Naturvölker, Wiesbaden 1914
19 Ebd. S. 85.
(Nachdruck München 1970), Sp. 26.
20 Ebd. S. 85. 28 Aelopiles as fire-blowers, in: Archaeologia (Oxford) 94/
21
Ebd. S. 85. 1951/27-55; s. H. Seyrig, a. a.O. S. 89.
1 0 4 K R I E G S T E C H N I K

können. Im Jahre 1965 hat dann Richard Etting- i·rab han¬’an («wohl bekomm’s!») und bezeich-
hausen29 das Thema aus kunsthistorischer Sicht nen sie als sphärisch-konische Gefäße, die durch
aufgegriffen. Nach den «stichhaltigen Einwänden» «thick body, narrow opening, and short neck» ge-
von Henri Seyrig, wie er sagt, kam ihm nun die kennzeichnet seien. Doch nicht alle von ihnen ha-
Erklärung der Gefäße als Handgranaten selbst ben eine sphärisch-konische Form und die ange-
recht zweifelhaft vor. Er weist unter anderem auf führten Eigenschaften. Die Autoren lassen meines
einen der von Seyrig erhobenen Einwände hin, auf Erachtens eines der wichtigsten Merkmale außer
das Vorkommen von Segenssprüchen wie der acht. Die für uns als Granaten in Frage kommen-
basmala auf den Gefäßen.30 Unter den ihm be- den Objekte laufen nämlich unten spitz zu, so daß
kannten Interpretationen hält er die von E. von man sie ohne Stütze nicht stellen kann. Zweifellos
Lenz 31, daß es sich möglicherweise um Quecksil- wurden als fuqq®‘a bezeichnete Gefäße aus ge-
berbehälter handele, für die dem Sachverhalt am branntem Ton je nach Form und Größe zu unter-
ehesten, wenn auch nicht ausschließlich entspre- schiedlichen Zwecken verwendet.36 Die kleinen
chende32. Ettinghausen legt sich allerdings nicht Handgranaten hatten, anders als die von Wurf-
fest und verleiht der Hoffnung Ausdruck, daß das maschinen geschleuderten großen Exemplare, eine
Studium von Handschriften, chemische Untersu- ganz enge Mündung von etwa 3 bis 5 mm Durch-
chungen und aerodynamische Versuche in Zu- messer, die demnach nicht zum Einfüllen von Pul-
kunft Klarheit schaffen mögen.33 Er scheint leider ver diente, sondern offenbar dazu, die Zündschnur
die von M. Mercier registrierten Ergebnisse der aufzunehmen. Wie wir bei fast allen Handgranaten
chemischen Analysen nicht gekannt zu haben. beobachten können, trennt eine Rille den knopf-
Die jüngste mir zur Zeit bekannte Studie über das artigen Hals vom bauchigen Rumpf. Dies läßt
Thema trägt den Titel A sphero-conical vessel as Rückschlüsse auf die Herstellungsweise solcher
fuqq®‘a, or a gourd for «beer» und stammt von A. Granaten zu. Das bauchige Unterteil wird in zwei
Ghouchani und C. Adle.34 In dieser Arbeit erfah- Hälften separat hergestellt und erst später zusam-
ren wir mehr als bisher über die verbreitete Ver- mengefügt worden sein. Das ebenfalls einzeln ge-
wendung des Wortes fuqq®‘a in der arabisch-per- brannte Oberteil mit der Zündschnur wird erst
sischen Literatur im Sinne eines Trinkgefässes. dann auf das Unterteil gesetzt worden sein, nach-
Die beiden Autoren unterstreichen jedoch zutref- dem dieses mit Pulver gefüllt war. Die Rille kenn-
fend die Möglichkeit, daß eine fuqq®‘a auch zu zeichnet die Verbindungsstelle der beiden Teile.
anderen Zwecken gedient haben kann.35 Sie geben Friedrich Sarre37 hat auf einige in den dreißiger
Fotos einer Reihe von Gefäßen mit der Aufschrift Jahren des 20. Jahrhunderts gefundene und be-
schriebene Gußformen aus Stein hingewiesen, von
denen er zwei im Photo wiedergegeben hat
(s.Abb.). Sie wurden durch Bleidübel miteinander
verbunden. Eine chemische Untersuchung in Ber-
lin habe ergeben, daß der verwandte Stein aus
29 The uses of sphero-conical vessels in the Muslim East, in: Chlorit bestand, der «infolge seiner geringen Här-
Journal of Near Eastern Studies (Chicago) 24/1965/218-228. te leicht bearbeitbar» und «relativ widerstandsfä-
30 Ebd. S. 225.
31 Handgranaten oder Quecksilbergefäße? in: Zeitschrift für
hig gegen Hitze» ist.
historische Waffenkunde (Dresden) 6/1912-1914/367-376;
Widerlegung von W. Gohlke, Handbrandgeschosse aus Ton,
ebd. S. 378-387.
32
R. Ettinghausen, The use of sphero-conical vessels, a. a.O. S.
224. 36 Hiervon geht auch Emilie Savage-Smith aus beim Versuch
33 Ebd. S. 226.
einer Typologie solcher Gefäße und ihrer Beschreibung derjeni-
34
erschienen in Muqarnas. An annual on Islamic art and gen in der Khalili-Sammlung. Die Möglichkeit von Granaten
architecture (Leiden) 9/1992/72-92; s. noch Edward J. Keall, schließt sie aus, s. Sphero-conical vessels: a typology of forms
«One man’s Mede is another man’s Persian; one man’s and functions, in: Science, Tools and Magic. Part Two:
coconut is another man’s grenade», in: Muqarnas 10/1993/ Mundane Worlds, Oxford 1997 (The Nasser D. Khalili
275-285. Collection of Islamic Art, vol. 12, part 2), S. 324-337.
35 A sphero-conical vessel, a.a.O. S. 73, 76. 37 Das islamische Milet, a.a.O. S. 77-78.
E I N L E I T U N G 105

Die Ansicht Sarres, es handele sich um Gußfor- besonders präparierten festen Karton, welcher mit
men zur Herstellung von Handgranaten, ist kaum Schießpulver gefüllt und einer Zündschnur verse-
annehmbar, da die erhaltenen Steinformen zur Ge- hen wurde.39
staltung «reich dekorierter vasenartiger Gefäße» Abschließend sei auf eine aufschlußreiche Stelle
gedacht sind. Außerdem eignen sich die Formen im Buch von ºasan ar-Ramm®Ω (Ms. Paris, Bibl.
wegen der Bleidübel nicht zum Brennen im Ofen, Nat. 2825) hingewiesen, auf die E. Quatremère40
es handelt sich wohl eher um Metallguß- oder bereits vor mehr als 150 Jahren aufmerksam ge-
Glasmodel. macht hat. Im Zusammenhang mit der Verwen-
«Eine der Steinformen trägt eine eingeritzte In- dung des Schießpulvers (b®r‚d) spricht der Ver-
schrift mit dem Namen ‹Schech Pascha›».38 fasser von «Krügen» (k¬z®n fuqq®‘), die «auf den
Einen Typ von Granate, genannt furq®‘a, be- Spitzen der Lanzen befestigt» wurden (murakkaba
schreibt der Ras‚lidenkönig al-Mu˙affar Y‚suf b. ‘al® ru’‚s ar-rim®Ω). So erfahren wir, daß man ge-
‘Umar (gest. 694/1294) in seinem Buch al- gebenenfalls die Granaten (nach dem Zünden)
Mu¿tara‘ f¬ fun‚n a◊-◊una‘. Er bestand aus einem auch an Lanzen gebunden auf den Feind warf.

38 An dieser Stelle bedanke ich mich bei Frau Gisela Helm-

ecke (Museum für islamische Kunst, Berlin) für ihre wert-


vollen Erklärungen. 40Observations sur le feu grégeois, in: Journal Asiatique, sér. 4,
39
Ed. M. ‘¡. —®liΩ¬ya, Kuwait 1989, S. 206-207. 15/1850/214-274, bes. S. 246.
1 0 6 K R I E G S T E C H N I K

Zugkraftblide

Unser Modell:
Holz und Stahl.
Länge des Schleuderarms: 82 cm.
(Inventar-Nr. G 1.01)

Die Zugkraftblide wird von az-Zardk®· (um 775/


1374) als «Herrscherblide» (man™an¬q sulfl®n¬) be-
zeichnet.1 Hier wird die erforderliche Hebelkraft
von Menschenkraft erzeugt.2 Nach unserer Abbil-
dung war das Gerät so konstruiert, daß es von
zehn Soldaten zu bedienen war. Sie spannten den
Schleuderarm an Seilen, die rechts und links an
Ringen befestigt waren.3

Abb. aus az-Zardk®·,


al-An¬q, Ms. Topkapı
Sarayı, Ahmed III, 3469.

1 al-An¬q fi l-man®™n¬q, ed. I. Hind¬, Aleppo 1985, S. 100-102.


2 G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a.a.O. S.
164ff.; K. Huuri, Zur Geschichte des mittelalterlichen
Geschützwesens, a.a.O. S. 171.
3 A. al-Hasan, D.R. Hill, Islamic Technology, a.a.O. S. 100.
G E S C H Ü T Z E 107

Unser Modell:
Holz und Stahl.
Länge des Schleuderarms: 70 cm.
(Inventar-Nr. G 1.02)

Gegengewichtsblide
az-Zardk®· (um 775/1374) kennt eine Form der
Blide, die sie als «europäische Wurfmaschine»
(man™an¬q ifran™¬) bezeichnet. Anscheinend ha-
ben wir es dabei mit der von den «Franken» ver-
wendeten Gegengewichtsblide (trebuchium) zu
tun. Man vermutet, daß dieser Typ der Schleuder
schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in
Europa bekannt war.1 Als besonderes Merkmal er-
wähnt az-Zardk®·, daß man sie leicht nach jeder
Richtung drehen kann.2 Zwei mit Steinen gefüllte
Holzkästen bewirken gleiche Schlagkraft bei
gleichbleibendem Schleudermoment.

Abb. aus az-Zardk®·, K. al-An¬q,


Ms. Topkapı Sarayı,
Ahmed III, 3469, fol. 37.

1 K. Huuri, Zur Geschichte des mittelalterli-

chen Geschützwesens, a.a.O. S. 64-65.


2 al-An¬q fi l-man®™n¬q, a.a.O. S. 97-99.
1 0 8 K R I E G S T E C H N I K

Große
Gegengewichtsblide

Unser Modell:
Hartholz.
Maßstab: 1:20.
Länge des
Schleuderarms: 80 cm.
(Inventar-Nr. G 1.03)

Die große, qar®bu∫® («schwarzer Stier») genannte


Wurfmaschine bildet allem Anschein nach die
höchste Entwicklungsstufe der Bliden, die dann
allmählich vom 9./15. Jahrhundert an den Kano-
nen Platz machen mußten. Die charakteristischen
Merkmale, die sie von ihren ebenso großen Vor-
gängerinnen unterscheiden, sind die Verwendung
von Kräften, die durch Tretrad und Flaschenzug
erzeugt werden, die Benutzung des Winkelmessers
zum Zielen und eines Nivelliergerätes bei der
Montage. az-Zardk®·1 schildert die Funktion und
den Gebrauch dieser Blide und liefert ziemlich ge-
naue Abbildungen ihrer Teile. Er spricht auch von
einem weiteren Typ dieser großen Schleuder, die
man™an¬q az-ziy®r genannt wurde (s.u.S. 110) und
anscheinend im 7./13. Jahrhundert in der islami-
schen Welt ziemlich verbreitet war.
Die Blide besteht im wesentlichen aus zwei Gerü-
sten, zwischen denen eine waagerechte Stange, die
Abb. aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Ahmed III, 3469.
Drehachse, befestigt ist. Um diese Achse kann ein
Schleuderarm schwingen, der durch die Drehachse

1
al-An¬q fi l-man®™n¬q, a.a.O. S. 66-68.
G E S C H Ü T Z E 109

Belagerungsszene aus der Weltgeschichte (©®mi‘ at-taw®-r¬¿) von Ra·¬dadd¬n Fa¥lall®h, Ms. Edinburgh University Library,
Or. 20, fol. 124 b. Die Kopie wurde 707/1306, zu Lebzeiten des Verfassers, geschrieben und illustriert.

in zwei ungleich lange Teile geteilt ist. Der


Schleuderarm hat an seinem kurzen Ende einen
mit Steinen gefüllten Holzkasten; das Ende des
längeren Hebelarms besitzt eine an einem Seil be-
festigte Lederschlinge zur Aufnahme eines Steines
oder anderen Geschosses. Wird der lange Hebel-
arm mit Seilen, Winden und Treträdern nach unten
gezogen, geht gleichzeitig der kurze Arm mit dem
Gegengewicht nach oben und hält den mit einem
Haken verankerten langen Arm unter Spannung.
Wird nun nach dem Einlegen des Wurfgeschosses
die Sperre gelöst, reißt das Gegengewicht den kur-
zen Arm nach unten, der lange Arm schnellt
Abb. aus K. al-Fur‚s¬ya f¬ rasm al-™ih®d
gleichzeitig nach oben und schleudert die Ladung,
von ºasan ar-Ramm®Ω (gest. 694/1295);
Paris, Bibliothèque nationale, ar. 2825. meist Steine oder Brandgeschosse, in hohem Bo-
gen gegen das Ziel.
1 1 0 K R I E G S T E C H N I K

Unser Modell:
Hartholz; Maßstab: 1:20.
59 × 85 cm.
(Inventar-Nr. G 1.20)

Gegengewichtsblide
mit Pfeilschleuder

Dieser Typus Blide war eine Abart des bereits er-


wähnten qar®bu∫® und hieß auf Arabisch az-
ziy®r. Der Hauptunterschied zwischen den beiden
bestand darin, daß letztere dazu bestimmt war,
statt Steinen oder anderen voluminösen Gegen-
ständen schwere Pfeile zu schleudern. Zu diesem
Zweck war der als Gegengewicht dienende, mit
Steinen gefüllte Behälter durch einen massiven
Eisenkörper ersetzt. Die Pfeile besaßen flossen-
artige Stabilisatoren am Ende des Schaftes. Sie
waren so gestaltet, daß sie mittels eines geeigneten
Hakens an einem am Schleuderarm befestigten
Seil in eine Schiene auf dem Fundament der Blide
gezogen werden konnten. Allem Anschein nach
pflegte man die Neigung der Schiene nach dem
Ziel zu regulieren. Wir können vermuten, was der

Abb. aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Ahmed III, 3469, fol. 61.
G E S C H Ü T Z E 111

Abb. aus az-Zardk®·, Versuch einer Rekonstruktion der


al-An¬q, Ms. Ahmed III, Pfeilabschußrampe mit Führung (Montage)
3469, fol. 65.

Verfasser des K. al-An¬q fi l-man®™n¬q1, az- Wir wissen zur Zeit nicht, seit wann man in der
Zardk®·, unerwähnt läßt, daß man vorn an der islamischen Welt begonnen hat, beim Schießen
Schiene eine passende Führung, etwa in Brücken- von Pfeilen und anderen Projektilen von der er-
form, anbrachte, damit der Pfeil nicht zu weit in höhten Schußkraft der Gegengewichtsblide Ge-
die Vertikale gezogen wird. brauch zu machen. Aus Ausführungen der
Die Schußrichtung dieser Blide war gegenüber Tab◊irat arb®b al-alb®b von Mur¥® afl-fiars‚s¬ (6./
derjenigen des anderen großen Blidentyps um 12. Jh.) wird ersichtlich, daß dieses Zusammen-
180° versetzt. wirken zur Zeit von —al®Ωadd¬n (Saladin) bereits
bekannt war (s.u.S. 121 ff.).

1 al-An¬q fi l-man®™n¬q, a.a.O. S. 92-96.


1 1 2 K R I E G S T E C H N I K

Unser Modell:
Gegengewichtsblide Holz und Kaschiermaterial,
mit Armbrust 100 × 45 × 54 cm.
(Inventar-Nr. G 1.19)

Dieses Kriegsgerät gehört zu denen, die der


oben (S. 94) erwähnte Mur¥® b. ‘Al¬ afl-fiars‚s¬
(6./12. Jh.) in seinem dem Herrscher —al®Ω-
add¬n (Saladin) gewidmeten Buch Tab◊irat
arb®b al-alb®b f¬ kaif¬yat an-na™®t 1 beschrie-
ben hat. Er nennt es «persische Gegenge-
wichtsblide» (man™an¬q f®ris¬) und sagt, der
Meister Abu l-ºasan al-Abraq¬ al-Iskandar®n¬
habe ihm das Gerät geschildert und aufge-
zeichnet.
Hier wird die Winde durch einen doppelten
Flaschenzug ersetzt. Die zum Heben des Ge-
gengewichtes und zum Spannen des Bogens
benötigte Kraft wird durch den Flaschenzug
und den ausreichend lang gehaltenen Arm der
Blide übersetzt. Mit dem Abzug werden
Abb. aus Mur¥®, Tab◊ira,
gleichzeitig das Schleudern des Steinprojektils Ms. Oxford, Hunt. 264, fol. 129b u. 130.
und der Schuß der Armbrust ausgelöst.

1
Hds. Oxford, Bodleian Library, Hunt. 264 (fol. 133 b-136 b),
s. Cl. Cahen, Un traité d’armurerie, a.a.O. S. 119-120 und
Tafel III, No. 14.
G E S C H Ü T Z E 113

Winden-
armbrust

Unser Modell:
Holz, Metall. 110 × 80 cm.
Sehne zu Demonstrations-
zwecken aus elastischer Schnur.
(Inventar-Nr. G 1.17)

Diese Art Armbrust, arabisch qaus bi-l-laulab, die


durch eine oder mehrere Winden (Wellen, Haspeln)
gespannt wird, war schon im 5./11. Jahrhundert im
arabisch-islamischen Kulturkreis verbreitet (s.o.S.
94). Im 6./12. Jahrhundert wurde sie von Mur¥® b.
‘Al¬ afl-fiars‚s¬ in seinem dem Herrscher —al®Ωad-
d¬n (Saladin) gewidmeten Buch der Kriegstechnik
(Tab◊irat arb®b al-alb®b f¬ kaif¬yat an-na™®t) aus-
führlich beschrieben (s.o.S. 94). Bei unserem Mo-
dell haben wir uns im wesentlichen nach der Abbil-
dung in al-An¬q fi l-man®™n¬q aus dem 8./14. Jahr-
hundert gerichtet.

Abb. aus al-An¬q


fi l-man®™n¬q.

Abb. aus Mur¥®,


Tab◊ira, Ms. Oxford,
Hunt. 264, fol. 112b.
Die Ansicht scheint von
oben die Mauern des
Turms, auf welchem
diese große Armbrust
installiert ist, mit einzu-
schließen.
1 1 4 K R I E G S T E C H N I K

Unser Modell:
Holz, Rohr, Messing, Schnur.
55 × 45 cm.
(Inventar-Nr. G 1.18)

Abb. aus
Mur¥®, Tab◊ira,
Hds. Oxford, Bodl., Hunt. 264.
große
Tripelarmbrust
(Ballista)

Unter den verschiedenen Armbrust-Typen, welche


Mur¥® afl-fiars‚s¬ (6./12. Jh., s.o.S. 94) in seinem
Buch Tab◊irat arb®b al-alb®b1 beschreibt, besteht
die elaborierteste Form aus drei großen Wall-
armbrusten (qaus az-ziy®r bi-l-laulab),
welche übereinander gebaut und mit einer einzi-
gen Winde gespannt und also von einer Person
alleine bedient werden konnten.
Unser Modell ist vereinfacht.

1 Hds. Oxford, fol. 80 b; Übers. von Cl. Cahen, a.a.O. S. 131.


G E S C H Ü T Z E 115

Wurfmaschine, dessen Existenz seit dem 6./12.


Arabische
Jahrhundert anhand von Beschreibungen, Abbil-
Gegengewichtsbliden dungen und Quellenzeugnissen nachweisbar ist,
scheint spätestens in der ersten Hälfte des 13.
in abendländischer Überlieferung
Jahrhunderts im Westen bekannt gewesen zu sein
(s.o.S. 108). Zum Vergleich mit den arabischen
Vorgängern stehen im Museum des Institutes für
Der im arabisch-islamischen Kulturbereich gegen- Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissen-
über dem aus der römischen Kaiserzeit bekannten schaften vier Modelle abendländischer Bliden, die
Vorgänger (onager) weiterentwickelte Typ der Werner Freudemann um 1990 angefertigt hat.

1.

Unser Modell:
Hartholz.
Maßstab: 1:20.
Länge des
Schleuderarms: 50 cm.
(Inventar-Nr. G 1. 05)

Eine nach Angaben von Villard de Honnecourt (1.


Hälfte 13. Jh., s.o.S. 60) rekonstruierte Blide. Die
verbreitete Rekonstruktionszeichnung von Eugène
Emmanuel Viollet le Duc (1814-1879)1 erwies
sich als unzuverlässig. Unser Modell wurde von
W. Freudemann nach verbesserten technischen
Daten gebaut.
G1 Abb. aus R. A.
Brown, Castles. A
History and Guide,
Poole 1980, S. 81.

1 abgebildet beispielsweise bei Liliane und Fred Funcken, Rü-


stungen und Kriegsgerät im Mittelalter, Gütersloh 1985, S. 54.
1 1 6 K R I E G S T E C H N I K

2.
Unser Modell:
Hartholz.
Maßstab: 1:20.
Länge des Schleuderarms: 62 cm.
(Inventar-Nr. G 1. 04)

Europäische Blide von ca. 1405, gebaut nach einer


Abbildung in Bellifortis1 von Konrad Kyeser aus
Eichstätt (vollendet 1405). W. Freudemann hat das
Modell gegenüber der Abbildung verbessert, um
es funktionstüchtig zu machen.2

1
hsg. von Götz Quarg, Düsseldorf 1967 (s. Hermann Heimpel,
Rez. in: Göttingische Gelehrte Anzeigen 223/1971/115-148); V.
Schmidtchen, Mittelalterliche Kriegsmaschinen, Soest 1983, S. Abb. aus Kyeser, Bellifortis (Göttingen, Univ. Bibl.,
123, 192. Cod. MS. philos. 63, fol. 48a) nach W. Gohlke,
2 Freudemann merkt an, daß ein streng nach der Abbildung ge- Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters,
bautes Modell nicht funktionieren könne, denn 1.: «Das am lin- in: Zeitschrift für Historische Waffenkunde V, 12
ken Ende die Schienenbalken abschließende Verbindungsstück (Dresden 1909-1911) S. 385, Abb. 41.
über der Rutsche würde den Schleudervorgang unmöglich ma-
chen» und 2.: «Die Schleuder ist viel zu lang. Die Schleuder-
seile laufen nicht frei unter der Windenwelle hindurch.» Ferner
hat er notwendige Details ergänzt und die Proportionen, be-
sonders der Treträder, «zurechtgerückt».
G E S C H Ü T Z E 117

Unser Modell:
Hartholz.
Maßstab: 1:20.
Länge des Schleuderarmes: 87 cm.
(Inventar-Nr. G 1.06)

3.
Eine weitere europäische Blide von ca. 1405.
Auch sie ist abgebildet sowie mit Maßen versehen
in Bellifortis (Ms. Göttingen, fol. 30) von Konrad
Kyeser aus Eichstätt und wurde um 1990 von W.
Freudemann angefertigt. Von besonderem Interes-
se ist hierbei zudem, daß der Auslösemechanismus
deutlich in der Abb. zu erkennen ist und exakt
nachgebaut werden konnte.

Abb. aus Kyeser, Bellifortis,


Göttingen, Univ. Bibl.,
Cod. MS. philos. 63, fol. 30 a.
1 1 8 K R I E G S T E C H N I K

Abb. aus Hds. Wien, Cpv 3069, nach Schmidtchen,


Mittelalterliche Kriegsmaschinen, a.a.O., S. 189. Unser Modell: Hartholz. Maßstab: 1:20.
Länge des Schleuderarms: 100 cm.
(Inventar-Nr. G 1.07)
4.
Europäische Blide, gebaut von W. Freude-
mann auf Grund folgender Vorlagen: Kon-
rad Kyeser, Bellifortis (Ms. fol. 30 und 77)
und je eine Zeichnung aus Cod. germ. 600
der Bayerischen Staatsbibliothek, Mün-
chen (um 1390)1 und der Handschrift Cpv
3069 in Wien 2.

Abb. aus Cod.


germ. 600 der
Bayerischen
Staatsbiblio-
thek, München
(um 1390).

1 Bernhard Rathgen, Das Geschütz im Mittelalter, Berlin


2 V. Schmidtchen, a.a.O. S. 189, Abb. 58.
1928 (Nachdruck Düsseldorf 1987), S. 626-627, 719, Abb. 2.
G E S C H Ü T Z E 119

Abb.: Aus Leonardo da Vinci, S. 294.

Blide
mit Entfernungsregler

Unser Modell:
Holz, Metall, Garn.
Höhe mit vertikalem Wurfarm: 1,17 m.
(Inventar-Nr. G 1.21)

Die Zeichnung dieser Blide von Leonardo da Vinci dern her spätestens seit dem 8./14. Jahrhundert
wurde oben (S. 98) bereits besprochen. Sie liegt kennen (s.u.S. 134). Ein gewisser Fortschritt zeigt
unserem Modell zugrunde. Es sei daran erinnert, sich insofern, als der Entfernungsregler hier in
daß bei diesem Geschütz ein Entfernungsregler Form eines Rades an der Blide befestigt ist.
verwendet wird, wie wir es von arabischen Vorbil-
1 2 0 K R I E G S T E C H N I K

Abb. aus az-Zardk®·, Unsere Modelle:


al-An¬q, Ms. Topkapı Steingut, Schlickerbemalung.
Sarayı, Ahmed III, 3469.
a) ’ 19cm (Inventar-Nr. G 2.18).
b) ’ 18,5 cm (Inventar-Nr. G 2.19).
Brandtopf
und ‹biologische› Granate

Ein Feuertopf (qidr) mit Umrandung, gefüllt mit Modell b) repräsentiert eine frühe Form von
einer salpeterhaltigen Mischung, wurde vor allem ‹B-Waffe›, eine mit gefährlichen Tieren wie
zum Zweck sprengender Wirkung gebaut. Er be- Skorpionen oder Schlangen gefüllte Granate,
sitzt drei mit Brandsätzen gefüllte Röhrchen welche durch zahlreiche kleine Luftlöcher
(ikr¬¿) und wird nach der Zündung von einer Blide gekennzeichnet ist.
oder mit Hilfe einer Lanze geworfen.1

Explosivstoffe. I. Geschichte der Sprengstoffchemie, der


1Reinaud und Favé, Du feu grégeois, a.a.O. S. 44; Abbil- Sprengtechnik und des Torpedowesens bis zum Beginn der
dungsteil pl. II, fig. 23; S.J. von Romocki, Geschichte der neuesten Zeit, Berlin 1895, S. 71-72.
G R A N A T E N 121

Abb. aus az-Zardk®·,


al-An¬q, Ms. Topkapı
Sarayı, Ahmed III, 3469.

Abb. von qaw®r¬r (sing. q®r‚ra, «Krüge») aus


ºasan ar-Ramm®Ω, K. al-Fur‚s¬ya, Ms. Paris,
Bibl. Nat. ar. 2825, fol. 88.

Abb. aus al-Ma¿z‚n f¬ ™®mi‘


al-fun‚n, Ms. Leningrad C 686,
fol. 146.
1 2 2 K R I E G S T E C H N I K

Unsere Modelle:
Steingut, braune Engobe, Docht.
Höhe 17-19,5 cm (Inventar-Nr. G 2.03-06).

Granaten

alle Abb. aus Khalili Collection, a.a.O.


Bd. 12,2 S. 324, 334 f.
G R A N A T E N 123

Unsere Modelle:
Steingut, braune Engobe, Lunte.
Höhe 10-16cm (Inventar-Nr. G 2.11-17).

Abb. von Kriegsschiffen mit Brand- und/oder Sprengsätzen,


aus ºasan ar-Ramm®Ω, K. al-Fur‚s¬ya,
Ms. Paris, Bibl. Nat. ar. 2825, fol. 100.
1 2 4 K R I E G S T E C H N I K

Flammenwerfer
(◊and‚q mu¿®safa)

Unser Modell:
Kupfer, gelötet. Länge: 30 cm.
(Inventar-Nr. G 2.22)

Im K. Kit®b al-An¬q fi l-man®™-


n¬q von Ibn Aranbu∫® az-Zard-
k®·1 (774/1373) wird ein Flam-
menwerfer (◊and‚q [al-] mu¿®-
safa) beschrieben, der im Nah-
kampf verwendet wurde und
eine Flamme von der Länge
einer Lanze erzeugen konnte. Er
besteht aus einem länglichen
Petroleumreservoir aus Metall,
welches über zwei Röhren mit
einer zylindrischen Düse ver-
bunden ist. Aus dieser spritzt
man mit einer Pumpe den
Brandstoff, während er von ei-
ner kleinen Zündvorrichtung in
Brand gesetzt wird.
Abb. aus az-Zardk®·, K. al-An¬q,
Ms. Topkapı Sarayı, Ahmed III, 3469, fol. 99.

1
Hds. a.a.O. S. 98-99, A.Y. Hassan, D.R. Hill, Islamic
Technology, a.a.O. S. 108.
R A K E T E N 125

Abb. aus ºasan ar-Ramm®Ω, K. al-Fur‚s¬ya,


Ms. Paris, Bibl. Nat. ar. 2825, fol. 101 b.

afl-flaiy®r al-ma™n‚n
(Torpedo oder Rakete)

Unser Modell:
Kupfer, gelötet. Länge: 36 cm.
Na™madd¬n ºasan ar-Ramm®Ω1, der bekannte (Inventar-Nr. G 2.07)
Turniermeister der Mamlukenzeit (gest. 694/
1295), beschreibt im Zuge seiner Ausführungen
über die mit Treibsätzen aus Salpeter, Schwefel
und Kohle funktionierenden Raketen und Projek-
tile «eine Vorrichtung, die er ‹sich bewegendes
und verbrennendes Ei› nennt. In dem illustrierten zwar primitiven, aber in seinem Wesen völlig aus-
Exemplare ist sie auch abgebildet. Text und Bild gebildeten automobilen Torpedo handelt.»
(s. Abb.) lassen, namentlich mit im Späteren an- «Zwei konkave Eisenbleche ... werden zusammen-
zuführenden abendländischen Angaben zusam- gefügt und mit Filz abgedichtet, so daß sie einen
mengestellt, keinen Zweifel, daß es sich um einen abgeflacht-birnenförmigen Hohlkörper (...) bilden,
der mit ‹Naphta, Metallspänen und guten Mi-
schungen› – unter den letzteren versteht Hassan
stets stark salpeterhaltige – geladen und mit zwei
Stangen (...) und einer großen Rakete (...) verse-
1 Kit®b al-Fur‚s¬ya wa-l-man®◊ib al-Ωarb¬ya, Ms. Paris, hen wird. In welchem Element sich das ‹sich be-
Bibl. Nat., ar. 2825, fol. 101 b; Reinaud und Favé, Du feu
grégeois, a.a.O. S. 45, Abbildungsteil pl. II, fig. 32.
1 2 6 K R I E G S T E C H N I K

In diesem Zusammenhang läßt es


aufhorchen, daß sich eine recht ein-
fache Beschreibung eines Raketen-
Torpedos in Bellifortis von Konrad
Kyeser (1405) findet.3 Noch beach-
tenswerter scheint es zu sein, daß
Torpedos mit Raketen im Bellicorum
instrumentorum liber von Giovanni
Fontana (1. Hälfte 15. Jh.) auftau-
chen.4
S. J. von Romocki 5 war gegen Ende
des 19. Jahrhunderts der Ansicht,
Fontana sei hierin ºasan ar-Ram-
m®Ω gefolgt. Nach unserer Ansicht
muß nicht unbedingt ºasan ar-Ram-
m®Ω’s Buch die Quelle von Fontana
gewesen sein. Sein Buch ist lediglich
die naheliegendste uns zur Zeit be-
kannte Schrift über das Thema, die
wir beim Vergleich heranziehen kön-
nen. Es kann kein Zweifel daran be-
stehen, daß im arabisch-islamischen
Kulturkreis zahlreiche Abhandlungen
über Kriegswesen und Waffen ge-
schrieben wurden, von denen man-
che, vor allem während der Kreuzzü-
ge, Europa erreichten. Auch ist der
Einfluß der arabisch-islamischen
Kultur auf Fontana und andere euro-
päische Gelehrte, was Kriegsgerät
Abb. aus Fontana, Le macchine cifrate, S. 126. und weitere technische Errungen-
schaften angeht, sicher nicht auf die
wegende und verbrennende Ei› bewegen soll, sagt Auswertung von Büchern beschränkt geblieben. In
Hassan im Text nicht; doch dürfte ein Blick auf die diesem Zusammenhang haben die Kreuzzüge
Zeichnung genügend darthun, daß die Vorrichtung zweifellos eine große Rolle gespielt.
weder, wie Reinaud und Favé wollen, zum Fliegen,
noch etwa zum Fortrutschen selbst auf günstigstem S. auch Reinaud und Favé, Du feu grégeois, a.a.O.,
Terrain bestimmt sein konnte ... ».2 S. 311-313.

2 S. J. von Romocki, Geschichte der Sprengstoffchemie, einem Versuch, nicht nur auf einem Plan; denn theoretisch
a.a.O. S. 70-71; A.Y. al-Hassan und D. R. Hill, Islamic Tech- hätte der Verfasser wohl kaum finden können, daß, um eine
nology, a. a.O. S. 118; J. R. Partington, A History of Greek Rakete auf dem Wasser in gerader Richtung zu halten, eine
Fire and Gunpowder, a.a.O. S. 203. weit kürzere Rute genügt, als um in der Luft dasselbe zu er-
3
vgl. Romocki, a.a.O. S. 153, wo der Autor, statt an eine zielen.»
Abhängigkeit vom arabisch-islamischen Kulturbereich zu 4 E. Battisti und G. Saccaro Battisti, Le macchine cifrate di

denken, folgert: «Hier haben wir die Urform des bei Hassan Giovanni Fontana, Mailand 1984, S. 126.
5
Alrammah schon weiter fortgeschrittenen Raketen-Torpedos. Romocki, Geschichte der Sprengstoffchemie, a.a.O.,
Auch hier beruht aber die Beschreibung offenbar schon auf S. 230, 236, 240.
R A K E T E N 127

2 Abb.
aus az-
Zardk®·,
al-An¬q,
Ms. Top-
kapı Sarayı,
Ahmed III,
3469.

Granate Unser Modell:


Kupfer, gelötet.
mit chemischen Kampfstoffen Länge: 55 cm.
(Inventar-Nr. G 1.12)

Im Kit®b al-An¬q fi l-man®™n¬q 1 (8./ 14. Jh.) wird


ein aus verschiedenen Bestandteilen, darunter
Opium und Arsen, zubereiteter Inhalt eines «Top-
fes» (qidr) – Topf im Sinne einer Bombe bzw. 1
Ed. Aleppo, a. a.O. S. 174.
Granate – beschrieben, mit der man beim Gegner 2 In der Hds. qidr muntin al-mu¿®safa.
3 Auch das Buch von ºasan ar-Ramm®Ω enthält «Vorschrif-
eine erstickende Wirkung erzielte. Die Bombe
ten zur Herstellung giftiger und einschläfernder Dämpfe, de-
wurde al-qidr al-muntin li-l-mu¿®safa genannt 2.
ren wirksame Bestandteile Arsenik und Opium sind» (s.
Man schleuderte sie wahrscheinlich von Bliden, ºasan ar-Ramm®Ω, al-Fur‚s¬ya wa-l-man®◊ib al-Ωarb¬ya,
schoß sie mit der Armbrust oder warf sie auch ge- a. a.O. S. 141, 156, 161, 162, 163; Romocki, Geschichte der
gebenenfalls mit der Hand.3 Sprengstoffchemie, a. a.O. S. 74).
1 2 8 K R I E G S T E C H N I K

Osmanische
Raketen

Sicherlich arabisch-islamischer Tradition fol-


gend baute der osmanische Ingenieur L®gar¬
ºasan Çeleb¬ unter Sultan Mur®d IV. (reg.
1032/1623-1049/1640) eine Rakete mit sie-
ben kleinen Seitenflossen. Der Treibstoff der
Rakete soll aus ca. 50 Okka (ca. 60 kg)
Schießpulver bestanden haben. Wie der zeit-
genössische türkische Historiker Evliy®
Çeleb¬1 berichtet, soll ºasan Çeleb¬ dem Sul-
tan demonstriert haben, daß er mit seiner Ra-
kete über den Bosporus fliegen und mit Hilfe
zusätzlicher Flügel habe landen können. In-
teressant ist in diesem Zusammenhang, daß
bereits Ogier Ghislain de Busbecq, der zwi-
schen 1555 und 1562 habsburgischer Ge-
sandter in √stanbul war, von Flugversuchen
unter Sulfl®n Süleym®n (‹dem Prächtigen›,
reg. 926/1520-974/1566) berichtete, wie
John Wilkins (1638) mitteilt 2.
Ausführliche Angaben über osmanische Ra-
keten mit interessanten Abbildungen gibt der
Ingenieur ‘Al¬ §∫®, der unter Sultan AΩmed
III. (reg. 1115/1703-1143/1730) tätig war, in
seinem Buch Umm al-∫az®.3 Die Länge der
von ihm gebauten Raketen soll 7-8 m betra-
gen haben. Zu ihrem Umfang sagt er, daß ein
Mensch sie kaum umfassen konnte.
Da dieses Buch bisher kaum bekannt ist, er-
schien es angebracht, noch einige weitere Il-
lustrationen von militär- bzw. technik-
geschichtlichem Interesse beizufügen.

Unsere beiden Modelle:


Kupfer, gelötet.
Länge: 67 cm.
(Inventar-Nr. G 1. 13)

türkischen Kulturbereich, in: Istorija aviacionnnoj, raketnoj i


kosmi≤eskoj nauki i techniki, Moskau 1974, S. 246-256, bes. S.
1 Seyâhatnâme, √stanbul 1969, Bd. 2, S. 335-336; Arslan 253-255; Mustafa Kaçar in: Islâm Ansiklopedisi (√stanbul: Tür-
Terzioªlu, Türk-islâm kültür çevresinde IX. yy.’dan XVIII. yy. kiye Diyanet Vakfı), Bd. 16, 1997, S. 315-316.
sonuna kadar uçma denemeleri ve tekniªe ait elyazma eserler, 2 John Wilkins, Discovery of a New World, London 1638 (nicht

in: Ilim ve sanat (√stanbul) 8/1986/54-63, bes. S. 61-62; ders., gesehen, s. H. K. Cook, The Birth of Flight, London 1941, S. 29,
Handschriften aus dem Gebiet der Technik und Aerodynamik s. A. Terzioªlu, a.a.O.).
sowie der ersten Flugversuche im IX.-XVII. Jhd. im islamisch- 3 Handschrift √stanbul, Topkapı Sarayı, Baªdad Kö¤kü no. 368.
R A K E T E N 129

Abbildungen aus ‘Al¬ §∫®, Umm al-∫az®, Hds. Topkapı Sarayı, Baªdad Kö¤kü no. 368.
1 3 0 K R I E G S T E C H N I K

Abbildungen aus ‘Al¬


§∫®, Umm al-∫az®,
Hds. Topkapı Sarayı,
Baªdad Kö¤kü no. 368.
F E U E R W A F F E N 131

Unser Modell:
Edelstahl, Höhe: 30 cm.
Lauf höhenverstellbar.
Projektil, Länge 17cm.
(Inventar-Nr. G 1.16)

Kanone
In dem Buch al-An¬q fi l-man®™n¬q (8./14. Jh.) ist
eine Kanone mit ihren Bestandteilen abgebildet.
Sie entstammt einer Entwicklungsstufe, die wir im
arabisch-islamischen Kulturbereich bis zur zwei-
ten Hälfte des 7./13. Jahrhunderts hinauf verfolgen
können (s.o.S. 100). Die Kanone hieß midfa‘ oder
mikΩala. Das Buch al-An¬q zeigt drei Typen, die
sich durch die Graduierung ihrer Entfernungsskala
unterscheiden. Die Skala des ersten Typs hat eine
Elferteilung (Abb. a), die des zweiten eine
Vierzehnerteilung (Abb. b) und die des dritten
eine Zehnerteilung, die noch einmal unterteilt
wird (Abb. c). Der graduierte Zielmechanismus
heißt qund®q, ein türkisches Wort, das bis heute
im Sinne von Zündmechanismus von Feuerwaffen
gebraucht wird. In der knappen Beschreibung wird
darauf hingewiesen, daß die Distanzen bei der
Zieleinstellung von unten nach oben stufenweise
ansteigen.
Eine weitere Ansicht unseres Modells in
geladenem Zustand, nebst Skizze aus al-An¬q.
1 3 2 K R I E G S T E C H N I K

(Abb. b)

(Abb. a)
Eine weitere Darstellung aus al-An¬q,
mit deutlicher Abgrenzung der Büchse.

(Abb. c)

Oben: Abbildungen aus


az-Zardk®·, al-An¬q, Ms.
Ahmed III, 3469.

Abb. einer frühen europäischen Ka-


none mit pfeilartigem Projektil, aus:
Walter of Milimete, De nobilitatibus
sapientiis et prudenciis regum, um
1326; Hds. Oxford, Christ-Church
Library Nr. 92. Fol. 70 b.
F E U E R W A F F E N 133

Unser Modell:
Stahl, Länge: 81 cm
(Inventar-Nr. G 2.21)
Handfeuerwaffe
Die älteste uns zur Zeit bekannte Beschreibung Allerdings betrachtet Baarmann die Abbildung,
einer Handfeuerwaffe befindet sich in der oben welche sich in der Handschrift auf eine Kanone
(S. 100) erwähnten Petersburger Handschrift. Die bezieht, irrtümlich und wohl durch die unvorteil-
französische Übersetzung von Reinaud und Favé hafte Zeichnung beeinflußt, als mörserartige
aus dem Jahre 1849 wurde in der Geschichts- Handfeuerwaffe. Auf die Einzelheiten der dort be-
schreibung der Waffenktechnik leider nicht mit schriebenen «Feuerlanze» geht er nicht ein.
der gebührenden Aufmerksamkeit zur Kenntnis Bei dieser handelt es sich um eine kombinierte
genommen. O. Baarmann1 macht dabei, soweit ich Handfeuerwaffe. Im hinteren Teil einer Lanze
sehe, eine rühmliche Ausnahme: «Die ältesten, wird ein ausreichender Raum ausgehöhlt, um dort
orientalischen, als Vorläufer der sich im zweiten eine Schießpulverladung einbringen zu können.
Viertel des 14. Jahrhunderts in Europa mehr und Das Projektil hat die Form eines Pfeiles oder Bol-
mehr ausbreitenden Feuerwaffen zu bezeichnen- zens. Die Lanze wird von ca. 10 cm vor ihrem hin-
den, durch Feuerwerkssätze wirkenden Waffen, teren Ende bis zur Spitze entsprechend ausgehöhlt.
die Feuerlanze und der Madfaa, waren Einrichtun- Diese und weitere Einzelheiten des Textes ermög-
gen einfachster Art, welche zu ihrer Handhabung lichten uns den Bau des obigen Modells.
mit Stielen versehen waren. Viele Jahrzehnte hin-
durch blieb diese Art der Handlichmachung der An diese älteste Feuerhandwaffe aus dem ara-
Feuerwaffen die einzige und erhielt sich neben neu- bisch-islamischen Kulturkreis erinnert die Abbil-
aufkommenden ande- dung eines aus dem 15. Jahrhundert erhaltenen
ren noch sehr lange. «Feuerrohres», das sich zu Beginn des vorigen
Fig. 1 (nach der aus Jahrhunderts im Besitz von Robert Forrer in
dem Anfang des 14. Deutschland befand.2
Jahrhunderts stam-
menden arabischen
Handschrift des asia-
tischen Museums zu
Petersburg) zeigt die
Handhabung der
letztgenannten kur- Abb. aus Forrer, S. 26.
zen, hölzernen, mör-
Abb. aus al-Ma¿z‚n f¬ ™®mi‘ al- serartigen Waffe.»
fun‚n, Ms. Leningrad C 686, fol.
156.

1 2 Meine gotischen Handfeuerrohre, in: Beiträge zur Ge-


Die Entwicklung der Geschützlafette bis zum Beginn des
16. Jahrhunderts und ihre Beziehungen zu der des Gewehr- schichte der Handfeuerwaffen. Festschrift zum achtzigsten
schaftes, in: Beiträge zur Geschichte der Handfeuerwaffen. Geburtstag von Moritz Thierbach, Dresden 1905, S. 23-31.
Festschrift zum achtzigsten Geburtstag von Moritz Thier- Siehe auch Reinaud und Favé, Du feu grégeois, a. a.O.,
bach, Dresden 1905, S. 54-86, bes. S. 55. S. 311-313.
1 3 4 K R I E G S T E C H N I K

Unser Modell:
Holz, gebeizt und
Messing, geätzt.
Länge: 40 cm.
(Inventar-Nr. G 1.14)

Ballistischer
Gradmesser
In dem Buch al-An¬q fi l-man®™n¬q 1 (8./
14. Jh.) finden wir die älteste bisher be-
kannte Abbildung eines ballistischen
Gradmessers. Man verwendete ein sol-
ches Gerät, das m¬z®n al-qar¬b wa-l-ba‘¬d
hieß, bei der Zieleinrichtung von Gegen-
gewichtsbliden.

Unser Modell: Abb. aus az-Zardk®·,


al-An¬q, Ms. Topkapı
Sarayı, Ahmed III, 3469.

1 Ed. Aleppo, a. a.O. S. 48-49.


F E U E R W A F F E N 135

Abb. aus az-Zardk®·,


al-An¬q, Ms. Topkapı
Sarayı, Ahmed III, 3469.

Ballistisches
Nivelliergerät

Nachdem die groß dimensionierten Gegenge-


wichtsbliden in der arabisch-islamischen Welt
eine hohe Entwicklungsstufe erreicht hatten, be-
diente man sich beim Aufstellen der Wurf-
maschinen eines speziellen Gerätes zum Nivellie-
ren des Bodens. Das Gerät hieß m¬z®n al-ar¥.1
Unser Modell:
Messing, poliert.
Höhe: 32 cm.
(Inventar-Nr. G 1.15)

1
az-Zardk®·, al-An¬q fi l-man®™n¬q, Ed. Aleppo, a.a.O.
S. 48- 49.
1 3 6 K R I E G S T E C H N I K

Befestigungstürme Unser Modell:


Holz, lackiert.
75 × 75 × 75 cm.
Im Kit®b al-An¬q fi l-man®™n¬q 1 aus (Inventar-Nr. G 2. 01)
dem 8./14. Jahrhundert, finden sich eini-
ge Abbildungen von Befestigungs- und rechts:
Burgtürmen, von denen einer im Modell 3 Abb. aus az-Zardk®·,
dargestellt wird. al-An¬q, Ms. Topkapı
Sarayı, Ahmed III, 3469.
Unten: Abb. aus ºasan
ar-Ramm®Ω, K. al-Fur‚s¬ya,
1 Ms. Paris, Bibl. Nat. ar. 2825.
Ed. Aleppo, a.a.O. S. 107-118.
K R I E G S M A S C H I N E N 137

Unser Modell:
Holz mit Stahlverkleidung.
Höhe: 45 cm.
(Inventar-Nr. G 2.02)

zaΩΩ®fa
(Panzerwagen mit Rammbock)

Kriegstechnisch aufschlußreich ist ein Bericht aus


den Anfängen des 4./10. Jahrhunderts, aus dem
hervorgeht, daß die abbasidische Armee bei der
Eroberung der Stadt Amorium1 im Jahre 213/837
Geschütztürme eingesetzt hat, die aus fahrbaren
Bliden (man™an¬q) auf Räderlafetten (kar®s¬ taΩ-
tah® ‘a™al) bestanden.2 Die beweglichen Ge-
schütztürme hießen dabb®ba.3

1 Heute Asar Kale, ein Ruinenort südwestlich von Ankara, s.

M. Canard in: Encyclopaedia of Islam, New Edition, Bd. 1, Abb. aus az-Zardk®·,
1960, S. 499. al-An¬q, Ms. Topkapı
2 afl-fiabar¬, Ta’r¬¿, ed. de Goeje, 3. series, Bd. 2, S. 1248; K.
Sarayı, Ahmed III, 3469.
Huuri, Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens,
a.a.O. S. 152.
3 K. Huuri, a. a.O. S. 152.
1 3 8 K R I E G S T E C H N I K

In diesem Zusammenhang ist zu bemerken, daß


bereits auf einem 880-865 v.Chr. entstandenen
Relief aus Nimrud bei Ninive ein fahrbarer
Rammbock dargestellt ist.4
Die Frage der Entwicklungsstufen dieses Kriegs-
gerätes in der islamischen Welt ist noch nicht un-
tersucht worden. Eine recht weit entwickelte Form
des Rammbockes, zaΩΩ®fa genannt, begegnet uns
in dem aus dem 8./14. Jahrhundert stammenden
al-An¬q fi l-man®™n¬q.5 Er diente zum Aufbrechen
von Toren und Mauern von Befestigungen. In dem
meist verkleideten und gegen Geschosse und
Brandsätze geschützten Innenraum gab es eine
Bedienungsmannschaft. Diese stieß einen gewalti-
Abb. aus J. Würschmidt, Kriegsinstrumente..., S. 260.
gen eisernen Kolben in kontinuierlichem Rhyth-
mus auf Tor oder Mauer, bis diese einbrachen.
Die uns erhaltene Abbildung macht deutlich, daß
der Rammbock vollständig gepanzert war. Er be- Es ist bemerkenswert, daß Giovanni Fontana (1.
saß eine klappbare Brücke, die vorn an der Boden- Hälfte 15. Jh.) am Anfang seines Bellicorum in-
platte mit Gelenken befestigt war und zur Über- strumentorum liber 7 einen fahrbaren Rammbock
brückung von Wassergräben an Eisenketten her- abbildet, den er mit der Beischrift versieht:
untergelassen werden konnte. «Kriegsgerät, das auf arabisch alphasat heißt».
Große Ähnlichkeit mit diesem Typ Rammbock Ich vermute, daß das Wort alphasat aus einer Ent-
zeigen die beiden folgenden Abbildungen aus der stellung des arabischen Begriffes az-zaΩΩ®fa ent-
Handschrift Bayerische Staatsbibliothek, Mün- standen ist.
chen, cod. germ. 734 6:

Abb. aus V. Schmidtchen, Mittelalterliche


Kriegsmaschinen, a.a.O. S. 152, Abb. 21.

4 s. Franz M. Feldhaus, Die Technik. Ein Lexikon ... a.a.O.

S. 1318; J. Würschmidt, Kriegsinstrumente im Altertum und


Mittelalter, in: Monatshefte für den naturwissenschaftlichen
Abb. aus Fontana, Le macchine cifrate, S. 101.
Unterricht aller Schulgattungen (Leipzig und Berlin), 8/
1915/256-265, bes. S. 260.
5 Ed. Aleppo, a. a.O. S. 122.
6 V. Schmidtchen, Mittelalterliche Kriegsmaschinen, a. a.O. 7 s. Eugenio Battisti und Giuseppa Saccaro Battisti, Le mac-
S. 152, Abb. 21. chine cifrate di Giovanni Fontana, a. a.O., S. 101.
Kapitel 13

Antike Objekte
aus Metall, Glas,
Keramik, Holz und Stein
ANTIKE OBJEKTE 141

kosmetische Utensile
spätantik/byzantinisch?
Fundort: Anatolien

Bronze, Bein.

(Inventar-Nr. J 239-58)
142 ANTIKE OBJEKTE

Ein Satz medizinischer Acht Objekte aus Messing:

Instrumente 1. geschwungene Pinzette


umaiyadisch-früh‘abb®sidisch (2.-3./8.-9. Jh.) Länge: 7,4 cm
(Inventar-Nr. J 39-4)

2. Pinzette
Länge: 8 cm
(Inventar-Nr. J 39-5)

3. Pinzette
Länge: 7,7 cm
(Inventar-Nr. J 39-6)

4. Pinzette
Länge: 8 cm
(Inventar-Nr. J 39-7)

5. Pinzette mit Haken?


Länge: 6 cm
(Inventar-Nr. J 39-8)

6. Schere
Länge: 12,4 cm
(Inventar-Nr. J 39-1)

7. V-förmiges Instrument mit zwei Löchern


Länge: 10,6 cm
(Inventar-Nr. J 39-2)

8. Nadel
Länge: 10 cm
(Inventar-Nr. J 39-3)
ANTIKE OBJEKTE 143

6 Pinzetten /
Zangen
5.-6./11.-12. Jh.
N¬·®p‚r

Bronze
Länge: 12,5-21,4 cm
(Inventar-Nr. J 22-27)

vgl. Khalili Collection, Bd.12,


Nr. 364, S. 398.

Spatel
frühislamisch
Nordanatolien

Bronze, Länge: 27,6 cm.


(Inventar-Nr. J 64)

Gabel
sasanidisch oder
umaiyadisch (1.-2./7-8. Jh.)
Nordiran (fiabarist®n)

Bronze, Länge: 28 cm.


(Inventar-Nr. J 61)

Kelle und Haken


‘abb®sidisch (2.-3./8.-9. Jh.)
Syrien

Bronze, Länge: 53 cm,


mit Gelenkscharnier.
(Inventar-Nr. J 63)
144 ANTIKE OBJEKTE

1. 2. 3. (Spatel) 4. 5.
Silber, Kupfer, Kupfer, Bronze, Bronze?,
Länge: 20,3 cm Länge: 17,6 cm Länge: 16,7 cm Länge: 18,2 cm Länge: 14,3 cm
(Inventar- (Inventar- (Inventar- (Inventar- (Inventar-
Nr. J 37) Nr. J 32) Nr. J 36) Nr. J 35) Nr. J 34)

5 flache Löffel
øor®s®n (5.-9./11.-15. Jh.)

vgl. James W. Allan, Nishapur, Metalwork of the


Early Islamic Period, New York 1982, S. 90.
ANTIKE OBJEKTE 145

1. Messlöffel? 2. 3. 4. Messlöffel?
Silber, Kupfer, Kupfer, Kupferlegierung,
Länge: 26 cm Länge: 18,3 cm Länge: 15,5 cm Inschrift
(Inventar-Nr. J 38) (Inventar-Nr. J 33) Volumen: 25 ml Länge: 14,5 cm
(Inventar-Nr. J 31) Volumen: 25 ml
(Inventar-Nr. J 30)

4 tiefe Löffel
øor®s®n (5.-9./11.-15. Jh.)

Zur Frage der Bronze im Iran in islamischer Zeit s.: J. W. Allan: Persian Metal Technology 700-1300
AD, London 1979, S. 45-55.
146 ANTIKE OBJEKTE

flacher Löffel
sasanidisch oder umaiyadisch (1.-2./7.-8. Jh.)
Nordiran (fiabarist®n)

Silber,
Länge: 19 cm
(Inventar-Nr. J 62)
ANTIKE OBJEKTE 147

Mörser
sal™‚qisch (6.-7./12.-13. Jh.)
N¬·®p‚r?

Kupferlegierung (batruy?), rote Patina.


2 Schriftbänder (wiederholt: al-‘®fiya, «Ge-
sundheit») vor floralem Hintergrund, von
figürlichen Medaillons unterbrochen.

’: 13 cm
(Inventar-Nr. J 29)

Publiziert: Sotheby’s, Islamic Works of Art, Lon-


don April 1990.
Vgl.: Khalili Collection, Bd.12, Nr. 197, S. 314;
für die Form ließ sich kein Gegenstück benennen.
Zur Kupferlegierung mit Blei, Zink und Zinn, oft
verwirrend als Bronze bezeichnet, vgl.:
J. W. Allan: Persian Metal Technology 700-1300
AD, a.a.O., S. 53f.

Mörser
(osmanisch, 12./18. Jh.?)

Verbreitete traditionelle Form des Mörsers.

Messing,
’: n cm
(Inventar-Nr. J 365)

vgl. À l’ombre d’Avicenne. La médecine au temps


des califes, S. 136 f.
A.U. Pope, A Survey of Persian Art, Bd. 13,
S. 1280 (Berlin, Staatl. Mus.);
Ö. Küçükerman, Maden Döküm Sanatı, √stanbul
1994, S. 27.
148 ANTIKE OBJEKTE

Tintenfäßchen (miΩbara)
sal™‚qisch (6./12. Jh.)
N¬·®p‚r

Häufiger Typ eines mit drei Ösenpaaren ver-


schließbaren Tintenfasses aus øor®s®n; während
die Form vieler erhaltener Exemplare auffällig
invariant ist, zeigen die Décors die gesammte
Breite zeitgenössischer Techniken (abgesehen
natürlich von Durchbrechungen): Gußrelief, Gra-
vur, Einlagen aus verschiedenfarbigem Metall
(bzw. Niello und Harzmassen); geometrisch,
Kupferlegierung,
floral und figürlich, bevorzugt freilich literarisch.
2 Bänder mit dekorativen Inschriften.
’: 7,5 cm,
Spuren von Tinte.
(Inventar-Nr. J 40)
Die Legierung von Messing aus Kupfer mit dem
Zusatz von t‚t¬y® (Zinkoxid) sowie die aufwendi-
ge Darstellung des letzteren beschreibt al-B¬r‚n¬
(362/973-440/1048) im K. al-©am®hir f¬ ma‘rifat
al-™aw®hir. Bronze (i.e. eine Legierung von
Kupfer mit Zinn und geringen Beimengungen
anderer Metalle) ist in der islamischen Tradition
selten verwendet worden, häufiger dagegen eine
stark bleihaltige Kupferverbindung, vgl. R.
Ward, Islamic Metalwork, London 1993, S. 29 f.,
sowie J. W. Allan, Persian Metal Technology

vgl. A.U. Pope, A Survey of Persian Art, a.a.O. Bd. 13,


S. 1311f. und 1335; Christie’s London, Katalog
Islamic Art…, Oktober 1997, No. 237 sowie Oktober
1999, No. 306. Masterpieces of Islamic Art in the
Hermitage Museum, Kuwait 1990, No. 29; K. v.
Folsach, Islamic Art: the David Collection,
Copenhagen 1990, No. 320-32.
ANTIKE OBJEKTE 149

2 Mörser
Ägypten, frühes 15./spätes 20. Jh.

Messing,
’: 13 cm, Höhe: 19cm;
Stössel: 23,5 cm.

(Inventar-Nr. J 224)

Messing, Buntmetalleinlagen.
’: 12 cm, Höhe: 14,5 cm;
Stössel: 22 cm.

(Inventar-Nr. J 225)
150 ANTIKE OBJEKTE

3 Schalen
osmanisch

verzinntes Kupfer,
’: 7,5 cm,
(Inventar-Nr. J 234-36)
ANTIKE OBJEKTE 151

3 Zündstahle
zum Funken schlagen
◊afawidisch (11./17. Jh.)

Stahl, geschmiedet
Länge: 12,2-15 cm,
(Inventar-Nr. J 57-59)

Glas-Schneider
◊afawidisch (11./17. Jh.)

Diamant, in Stahl eingesetzt,


Griff aus Achat.
Länge: 9,3 cm,
(Inventar-Nr. J 60)

Siegel
sal™‚qisch (6./12. Jh.)
N¬·®p‚r

Bronze?, Hexagramm-Stempel
’: 1,6 cm,
(Inventar-Nr. J 55)

vgl. James W. Allan, Nishapur, a.a.O., S.72


(Metropolitan Mus. 39.40.135).
152 ANTIKE OBJEKTE

Schröpfköpfe
Ma∫rib, älter.

Messing, gelötet,
Höhe: 9,6 cm,
(Inventar-Nr. J 90-1 und -2)

vgl. À l’ombre d’Avicenne.


La médecine au temps
des califes, a.a.O., S. 293.

Schmiege
Ma∫rib (?), älter.

Messing, graviert, 50°-Skala


Höhe: 11,2 cm.
(Inventar-Nr. J 91)

Lot mit Spule


sal™‚qisch (6./12. Jh.)
Ostanatolien

Bronze?,
Länge des Lots: 16,7 cm, Breite der Spule: 8,3 cm.
(Inventar-Nr. J 65)

vgl. Ö. Küçükerman, Maden Döküm Sanatı, a.a.O., S. 40.


ANTIKE OBJEKTE 153

2 zahnmedizinische?
Zangen
Alter und Herkunft unbekannt.

Stahl, Länge: 16 und 17 cm.


(Inventar-Nr. J 93 und 94)

Dochtzange
◊afawidisch (11./17. Jh.)
Iran

Stahl, Länge: 16,5 cm,


(Inventar-Nr. J 28)

3 Angelhaken
angebl. frühislamisch
Südiran

Bronze?,
Länge: 33-43 mm
(Inventar-Nr. J 84-1, 2 und 3)
154 ANTIKE OBJEKTE

2 kleine Waagen aus Messing: 9 runde Gewichte:


1. Breite des Balkens: 11 cm, ’ der Schalen: 7,5 cm. 1, 3, 5, 7, 12, 16, 21, 45, 92 g.
2. Breite des Balkens: 17 cm, ’ der Schalen: 6,5 cm. 6 viereckige Gewichte: 0,3-1,6 g.
Pinzette, Stahl, Länge: 10,5 cm.

Goldwaagen-Set
q®™®risch (13./19. Jh.)
I◊fah®n

ausgestochener Kasten,
beschnitzt,
23,5 × 14,5 × 4,5 cm

(Inventar-Nr. J 88)

vgl. Khalili Collection, Bd.12,


Nr. 380, S. 404.
ANTIKE OBJEKTE 155

Goldwaagen-Set
osmanisch?

ausgestochener Kasten,
12,5 × 7,3 × 2,2 cm

(Inventar-Nr. J 233)
156 ANTIKE OBJEKTE

9 Gewichte
Anatolien?

Messing,
’: 56-160 mm.
(Inventar-Nr. J 237 1-9)
ANTIKE OBJEKTE 157

6 Gewichte
Alter und Herkunft unbekannt.

Kupferlegierungen,
’: 16-64 mm.
(Inventar-Nr. J 238 1-6)

9 Gewichte
‘abb®sidisch?

Kupferlegieruungen.
’: 15-25 mm,
14, 26, 26, 28, 28, 29, 29, 30, 57 g.
(Inventar-Nr. J 86 1-9)

vgl. J. W. Allan: Nishapur, a.a.O., S. 90 f.


158 ANTIKE OBJEKTE

Fußbecher
3./9.-5./11. Jh.
N¬·®p‚r

grünliches Glas mit aufgeschmolzenen Zierfäden,


repariert;
Höhe: 12,5 cm
(Inventar-Nr. J 21)

vgl. Berlin, Museum für Islamische Kunst,


Katalog, Islamische Kunst, Bd. 1, Glas, No. 136;
J. Kröger: Nishapur, a.a.O., No. 152 (4./11. Jh.), ähnliche
Applikationen an No. 160.

Lampe
umaiyadisch?
Syrien

frei geblasenes, grünliches Glas; Versinterungen, sonst


unbeschädigt;
angeblich Teil eines 6-armigen Polychands.
Höhe: 8 cm
(Inventar-Nr. J 20)

vgl. Berlin, Museum für Islamische Kunst, Katalog Bd. 1,


Glas, No. 13. Der Lampentyp mit freischwimmendem Docht
dürfte eine spätantike Tradition sein, s.a. Chr. Clairmont,
Benaki Museum. Catalogue of Ancient and Islamic Glass,
Athen 1977, No. 91-93.
ANTIKE OBJEKTE 159

2 Schröpf-
köpfe?
3./9.-4./10. Jh.
N¬·®p‚r

grünes Glas, geblasen mit


angesetztem Saugrohr, vgl.: Berlin, Museum für Islamische Kunst, Katalog
beschädigt; Bd. 1, Glas, No. 14-15. Qaddoumi, La varieté dans
’: 4,5 und 3,5 cm l'unité, Kuwait 1987, S. 108; Khalili Collection,
al-ºar¬r¬, Maq®m®t, Hds.
(Inventar-Nr. J 03 Leningrad, fol. 165a a.a.O., Bd.12-1, S. 42f; À l’ombre d’Avicenne. La mé-
und 05) decine au temps des califes, a.a.O., S. 168; Chr. Clair-
mont, Benaki Museum Catalogue of Ancient and Is-
lamic Glass, a.a.O., No. 387; Sotheby’s Katalog Is-
lamic Works of Art, London 10./11. Oktober 1990,
No. 45; A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich: Anti-
ke und Islam, Düsseldorf 1974, No. 236 (Syrien 2.-3.
Jh.); J. Kröger: Nishapur, a.a.O., No. 239-243 (3./9.-
√ 5./11. Jh.).

Trichter?
früh‘abb®sidisch
Syrien

grünliches, blasiges Glas;


unbeschädigt anscheinend ohne Gegenstück.
Länge: 27 cm.
(Inventar-Nr. J 01)

vgl. Science Museum, London: No. A79640, A79571, A638600,


A6073.
160 ANTIKE OBJEKTE

Trichter
3./9.-4./10. Jh.
N¬·®p‚r

grünliches Glas, nur leicht beschädigte Tülle,


Höhe: 10 cm.
(Inventar-Nr. J 04)

Ein Gegenstück ist uns nicht bekannt.


ANTIKE OBJEKTE 161

blaues Glas, abgebrochene Tülle,


Schröpfkopf ? Länge: 9 cm.
3./9.-4./10. Jh. (Inventar-Nr. J 02)
N¬·®p‚r
vgl. Berlin, Museum für Islamische Kunst, a.a.O.,
Bd. 1, Glas, No. 15 mit viel weitgehender erhaltener Tülle.

3 Näpfchen und eine kleine Flasche


3./9.-4./10. Jh., N¬·®p‚r?

farbloses Glas, stark irisiert, rechts außen mit eingepreßtem Dekor,


Höhe: 5, 3, 4,5 und 3,5 cm.
(Inventar-Nr. J 09, 10, 11, 12)

vgl. Berlin, Museum f. Islamische Kunst, a.a.O. Bd. 1, Glas, No. 25, 92-94, 164-165; À l’ombre d’Avicenne.
La médecine au temps des califes, No. 150; Chr. Clairmont, Benaki Mus., Ancient and Islamic Glass, a.a.O.,
No. 274, 311; alle als levantinisch angesehen; J. Kröger, Nishapur, a.a.O., No. 42 und 100 (3./9.-4./10. Jh.).
162 ANTIKE OBJEKTE

Tintenfäßchen
3./9.-4./10. Jh.?
N¬·®p‚r?

grünes, formgeblasenes Glas,


Höhe: 8 cm.
(Inventar-Nr. J 15)

Sehr ähnlich: A. v. Saldern: Glassammlung Hen-


trich: Antike und Islam, a.a.O. No. 397 («Naher
Osten, 6.-8. Jh.?»);
Iran Bastan Museum, Tehran No. 6849: «Persia,
9th-10th c.» (s. The Arts of Islam, Hayward Gallery:
The Arts Council of Great Britain, 1976, No. 118);
Berlin, Museum für Islamische Kunst, a.a.O. Bd.
1, Glas, No. 90 mit weiterer Literatur.

Lampe
frühislamisch
Westanatolien

dickwandiges, grünliches Glas,


2 Ösen, Bruchstelle einer dritten.
Höhe: 11 cm.
(Inventar-Nr. J 17)
ANTIKE OBJEKTE 163

Hängelampe
umaiyadisch?
Syrien (Aleppo?)

grünliches Glas, geklebt.


3 Ösen, innen aufgesetzter zylindrischer Dochthalter.
Aufhängung wohl nicht original.
’: 8 cm
(Inventar-Nr. J 18)

vgl. Berlin, Museum f. Islamische Kunst, a.a.O. Bd. 1, Glas,


No. 12, 135; K. v. Folsach, David Collection, a.a.O., No. 226
und 227; J. Kröger, Nishapur, a.a.O., No. 235 (10.-11. Jh.).

Tintenfaß?
3./9.-4./10. Jh.
N¬·®p‚r

grünes Glas, stark erodiert;


zwei angekniffene Henkelchen.
’: 11 cm.
(Inventar-Nr. J 16)

vgl. The Arts of Islam, Hayward Gallery, a.a.O., No.


118 (Derek Hill Coll., «Inkwell of blue glass, Persia
9th-10th c.»); J. Kröger, Nishapur, a.a.O., No. 229.
164 ANTIKE OBJEKTE

Kleine Flasche
umaiyadisch?
Syrien?

gelbliches Glas mit schwarzbraunen


Aufschmelzungen (‹Kuhhaut›-Décor,
hier dreieckig).
Höhe: 12 cm.
(Inventar-Nr. J 14)

vgl.: A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich: Antike und


Islam, a.a.O., No. 332 (Iraq/Syrien? 7.-9. Jh.); Berlin,
Museum für Islamische Kunst, a.a.O. Bd. 1, Glas, a.a.O.,
No. 128 mit weiterer Literatur.
Da es sich bei diesem und den folgenden Stücken um
Beispiele von in frühislamischer Zeit bruchlos
fortgesetzten antiken Techniken handelt, ist eine
Datierung notorisch schwierig.

Becher
3./9.-4./10. Jh.?
N¬·®p‚r?

marmoriertes Glas, angesetzter Henkel;


ausgezeichneter Zustand.
Höhe: 15 cm.
(Inventar-Nr. J 06)

Eine der ältesten bekannten Formen von Glasge-


fäß, gewöhnlich als Alabastron oder Salbgefäß
angesprochen; meist, wie hier, ohne Standfuß. Vgl.
Chr. Clairmont, Benaki Mus., Ancient and Islamic
Glass, a.a.O., No. 388; A. v. Saldern: Glassamm-
lung Hentrich: Antike und Islam, a.a.O., No. 399
(«Krug, N.-O. Iran?, 7.-8. Jh.»); Europäisches und
außereuropäisches Glas, Museum für Kunsthand-
werk, Frankfurt am Main, 2. Aufl. 1980, No. 1 (an-
tik) mit weiterer Literatur.
ANTIKE OBJEKTE 165

Flasche
5./11.-6./12. Jh.
øor®s®n?

gelbliches, (optisch) formgeblasenes Glas mit


faltigen Vertikalrillen («Dattelflasche»),
Höhe: 22,5 cm.
(Inventar-Nr. J 08)

vgl. A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich:


Antike und Islam, a.a.O., No. 45 und 46 (Syrien 1. Jh.);
Chr. Clairmont, Benaki Museum, Ancient and Islamic Glass,
a.a.O., No. 211; Berlin, Museum für Islamische Kunst,
a.a.O. Bd. 1, Glas, a.a.O., No. 40-46.

kleine Flasche
9.-11. Jh.
øor®s®n

grünes, formgeblasenes Glas, vgl. A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich: Antike und


kreuzgerippt (Buckelmuster). Islam, a.a.O., No. 41 und 286 («Naher Osten, 8.-10. Jh.»);
Exzellenter Zustand. C.-P. Haase et al. (Hs): Morgenländische Pracht, Islamische
Kunst aus deutschem Privatbesitz, Hamburg 1993, No. 87;
Höhe: 8,5 cm.
Europäisches und außereuropäisches Glas, Museum für
(Inventar-Nr. J 07) Kunsthandwerk, Frankfurt, a.a.O., No. 79 («Persien? 8.-10.
Jh.»); J. Kröger, Nishapur, a.a.O., No. 120 und 121 (4./10.-
5./11. Jh.).
166 ANTIKE OBJEKTE

kleine Flasche
umaiyadisch?
Syrien?

Glas (stark erodiert) mit


aufgeschmolzenen braunen
Girlanden.
Höhe: 9 cm.
(Inventar-Nr. J 13)

Quadrupel
Pigmentnapf
3./9.-4./10. Jh.
N¬·®p‚r

Stein
6,5 × 7 × 3 cm.
(Inventar-Nr. J 42)

Mehrfach-Näpfe für Gewürze,


Chutney, Naschwerk etc. sind
zahlreich belegt (etwa: Art islamique
dans les collections privées libanaises,
Beyrouth 1974, No. 36), meist jedoch
aus Keramik oder Metall. Nach A.
Schopen (mündliche Mitteilung) soll
es sich hier um einen Tuschkasten
handeln.
ANTIKE OBJEKTE 167

Tintenfaß?
6./12.-7./13. Jh.
N¬·®p‚r?

Quarzfritte-Keramik (Scherben nicht aus Beispiel einer wichtigen Keramiktechnik, bei der vor
natürlicher Tonerde, sondern einer Mischung allem durch Zusatz von gemahlenem Glas eine dem
aus gemahlenen Mineral- und Glasanteilen mit hochgebrannten Steinzeug der S‚ng ähnliche Wir-
weißem Ton und Pottasche); monochrome, kung erzielt wurde.
kobaltblaue Feldspatglasur.
’: 11 cm.
(Inventar-Nr. J 41)

vgl. Khalili Collection, a.a.O., Bd. 9, No. 179-182.


Für die Form kein Gegenstück.
168 ANTIKE OBJEKTE

4 Ringsteine
Zand/Q®™®r (12./18.-13./19 Jh.)
Iran

Karneol, fromme Inschriften in weißem Lack.


Breite: 23-28 mm.
(Inventar-Nr. J 75, 77, 78, 79)

obere Reihe:

2 Ringsteine:
links:
Zand/Q®™®r
(12./18.-13./19. Jh.)
Iran

Nephrit, graviert,
Breite: 33mm.
(Inventar-Nr. J 76)

rechts:
Timuridisch (9./15. Jh.)?
Iran.

Jade, graviert, anscheinend mit


einem Drillbohrer. Stark
abgenutzt (aufpoliert?);
undeutliche geometrische Kufi-
Inschrift erscheint negativ.
Breite: 28 mm.
(Inventar-Nr. J 74)

untere Reihe:

2 Siegelringsteine
Zand/Q®™®r (12./18.-13./19. Jh.)
Iran

Karneol, graviert
Breite: 17 und 20 mm. vgl. Khalili Collection, Bd.16, No. 587
(Inventar-Nr. J 72 und 73) (dort in Ring gefaßt).
ANTIKE OBJEKTE 169

84 Glas-Siegel ’: 9-33 mm.


(Inventar-Nr. J 87 1-84)
umaiyadisch und später,
Ägypten und andere Provenienzen.

Glas, mit eingeprägten Inschriften und Mustern. Derartige Plaketten wurden seit der frühen
Einige ägyptische Stücke aus der Umaiyaden- Umaiyadenzeit speziell zum amtlichen Versiegeln
zeit sind anhand der Inschrift datierbar1; andere genormter und abgewogener Medikamente resp.
aus bläulichem, irisierten Glas mit einfachen Nahrungsmittel verwendet.2
Mustern (wie sie Siegelstempel der Art unserer Unser frühestes datierbares Exemplar stammt vom
Inventar-Nr. J 55 erzeugen) dürften aus dem kairinischen Finanzdirektor ‘Ubaidall®h b. al-
Iran stammen. ºabΩ®b (102-116/720-734).

1 W. Dudzus: Umaiyadische gläserne Gewichte und


2
Eichstempel aus Ägypten … in: Aus der Welt der S. K. Hamarneh und H. A. Awad: Arabic Glass Seals
islamischen Kunst, Festschrift für Ernst Kühnel, on Early Eighth-Century Containers For Materia Medi-
Berlin 1957, S. 274-282. ca, in: ‘§diy®t ºalab, vol. III, Aleppo 1977, S. 32-41.
170 ANTIKE OBJEKTE

Amulett ?
3./9.-6./12. Jh.?
N¬·®p‚r?

Kalkstein, gravierte kufische Inschrift


li-◊®Ωibih¬ barakatun min All®h,
(«Seinem Besitzer Segen von All®h»)
und Tierfigur. Erinnert an vorislamische Siegel.
6,4 × 6,4 × 1,5 cm
(Inventar-Nr. J 52)

vgl. Khalili Collection, a.a.O., Bd.12, Nr. 79 (aus


Metall), sehr ähnlich: Bibl. nat. de France, Cabinet des
médeailles, Chab. 2262, in: À l’ombre d’Avicenne. La
médecine au temps des califes, a.a.O., No. 185.

Siegel
6./12. Jh.?
N¬·®p‚r?

Kupferlegierung, Inschrift.

3,2 × 3,2 × 0,4 cm


(Inventar-Nr. J 54)
ANTIKE OBJEKTE 171

Breite: 16 mm
(Inventar-Nr. J 83) Breite: 34 mm
(Inventar-Nr. J 80)

20 × 20 × 16 mm
4 Siegel
10 × 10 × 16 mm
(Inventar-Nr. J 81) 13./19. Jh.
(Inventar-Nr. J 82)
øor®s®n

Bergkristall, graviert, teils mit Bohrungen.

Zu islamischem Bergkristall im Allgemeinen vgl.


R. Pinder-Wilson, Studies in Islamic Art, London
1985, S. 145-150.

4 Gewichte
angeblich neobabylonisch (-7. Jh.)
Mesopotamien/Elam

Hämatit,
Breite: 18-25 mm; Gewicht: 4, 5, 7 und 16 g.
(Inventar-Nr. J 85 1-4)

Gewichte aus polierten Halbedelsteinen sind auch in Hämatitgewichte,


islamischer Zeit üblich gewesen; vgl. etwa Khalili ‹Old Babylonian, 2000-1600 BC,
Collection, Bd.12, Nr. 381 (Mo∫ul-Indien 13./19. Jh.). provenance unknown›,
British Museum, WA 117891-900.
172 ANTIKE OBJEKTE

Ledermodel
3./9.-6./12. Jh.
N¬·®p‚r

Kalkstein, graviert, Bruchstück;


7,5 × 10 cm.
(Inventar-Nr. J 51)

Vgl. R. Pinder-Wilson, Stone press-moulds and leatherworking


in Khurasan, in: Khalili Collection, Bd.12, S. 338-355.

Juweliers-Werkzeug ?
3./9.-6./12. Jh.
N¬·®p‚r

Kalkstein, auf alle 4 Längsseiten mit


variierenden Figuren graviert;
2,8 × 5,4 × 2,1 cm.
(Inventar-Nr. J 47)
ANTIKE OBJEKTE 173

Gußform ?
3./9.-6./12. Jh.
N¬·®p‚r

Stein, Gußform
7 × 5 × 2,5 cm. 3./9.-6./12. Jh.
(Inventar-Nr. J 50) N¬·®p‚r

Stein, beidseitig graviert


9 × 8,5 × 1,1 cm.
(Inventar-Nr. J 46)

3 Gußformen
3./9.-6./12. Jh.
N¬·®p‚r

Stein, Stein,
9 × 5,5 × 1,5 cm. 6,5 × 5 × 1,5 cm.
(Inventar-Nr. J 43) (Inventar-Nr. J 44)

Stein,
4,5 × 7,2 × 1,5 cm.
(Inventar-Nr. J 45)
174 ANTIKE OBJEKTE

Messing, Schlagstück
3,4 × 1,5 × 0,8 cm.
(Inventar-Nr. J 56) und
3 Gußformen
für Projektile
N¬·®p‚r?
Kupferlegierung, 3./9.-6./12. Jh.
7,1 × 2,4 × 0,4 cm.
(Inventar-Nr. J 53)
vgl. Ö. Küçükerman, Maden Döküm Sanatı,
a.a.O., S. 10 (Anatolien 13./19. Jh.).

Stein,
4,2 × 2,4 × 1,3 cm.
(Inventar-Nr. J 49)

Stein,
6 × 6 × 2,5 cm.
(Inventar-Nr. J 48)

Form/Model ?
spätes 12./18. Jh. (Zand)
∞¬r®z

Stein, graviert, mit Wachsabdruck,


’: 9,5 cm, Stärke: 3 cm.
(Inventar-Nr. J 69)
ANTIKE OBJEKTE 175

Zeugdruckstempel
frühes 13./19. Jh. (Q®™®r)
I◊fah®n

Holz, ausgestochen: Kampf


Rustam’s mit dem Drachen.
18 × 20 × 5,5 cm.
(Inventar-Nr. J 66)

Zeugdruckstempel
frühes 13./19. Jh. (Q®™®r)
I◊fah®n

Holz, ausgestochen,
15,5 × 19 × 5,5 cm.
(Inventar-Nr. J 67)
176 ANTIKE OBJEKTE

Waren- oder Zollstempel


‹No. 64› im Namen von
Wak¬laddaula

datiert [1]137 d.H. (=1725)


Kirm®n·®h ?

Holz, geschnitzt,
13 × 8 × 6 cm.
(Inventar-Nr. J 68)
Europäisches Glas und Keramik in orientalisierendem Stil
Einleitung*

Im 19. Jahrhundert wurden sich europäische Kunst- Prisse d’Avennes4, die im Anschluß an Owen
handwerker bewußt, daß das bisher produzierte Jones’ Grammar of Ornament 5 erschienen.
Kunstgewerbe nicht mehr der Zeit entsprach. Durch Keramik und Glas waren Gattungen, die großen
die französische Revolution waren neue Käufer- Einfluß auf den europäischen Markt hatten. Für die
schichten zu Hauptabnehmern von Kunstgewerbe Ausstattung von Häusern und Wohnungen waren
geworden. So begann die Produktion industriell Keramikfliesen beliebt (Minton Hollins & Co.,
gefertigter Ware mit niedrigen Preisen, um der grö- Fliesen, Inv. Nr. J 360, s.u.S. 200). Die Produkte
ßeren Zahl von Käufern gerecht zu werden. der europäischen Firmen wurden aber nicht nur auf
Private Produzenten, aber auch staatliche Gremien dem europäischen Markt abgesetzt, sondern fanden
empfanden, daß es zu einer übergreifenden Reform- auch Auftraggeber in den orientalischen Ländern.
bewegung innerhalb des Kunstgewerbes kommen So weiß man von Aufträgen des ägyptischen
müsse. Nur so konnten in einer Zeit der entstehen- Khediven für die Keramikschöpfer Ulisse
den Nationalstaaten auch Nationalstile gefördert Cantagalli (Florenz), William de Morgan (Lon-
werden. Im Verlauf dieser Entwicklung wurden don), Vilmos Zsolnay (Pècs) und für den New Yor-
staatliche Kunstgewerbeschulen gegründet. ker Glaskünstler Louis Comfort Tiffany. Die Osma-
Zur Förderung und Präsentation nationaler Stile nischen Sultane beauftragten für die Ausstattung
und des internationalen Handels wurden seit 1851 ihrer Paläste und Mausoleen, aber auch für Mo-
Weltausstellungen veranstaltet, an denen nicht nur scheen Keramiker wie Théodore Deck. 1865 erhielt
europäische Länder teilnahmen, sondern auch sol- Eugène Collinot (Paris) für seine Bemühungen um
che aus dem Nahen und Fernen Osten und anderen die Neubelebung der persischen Keramik von
Gebieten der Welt. Als besonders vorbildlich wur- Na◊¬radd¬n, dem Schah von Persien, eine Ehren-
de dabei die Kunst der islamischen Länder ent- medaille. Hippolyte Boulenger (Choisy-le-Roi)
deckt. Kunstobjekte dieser Länder kauften die vie- wurde bei der Ausstattung eines Teils der Yeni
len Kunstgewerbeschulen und die neuentstandenen Cami («Neuen Moschee») in √stanbul hinzugezo-
Kunstgewerbemuseen. Es entstanden aber auch gen.
große Privat- und Firmensammlungen. Künstler Betrachtet man heute die europäischen Keramik-
und Theoretiker beachteten alle Kunstgattungen und Glasobjekte in ihrem Verhältnis zur islami-
und studierten Materialtechnik, Dekorations- schen Welt, ist ein Befund auffällig: der überwie-
systeme und Farbgestaltung. gende Teil der von europäischen Firmen produzier-
Jede Theoriebewegung braucht Publikationen, um ten Stücke wurde in osmanischem Stil und in davon
die Stücke, die als vorbildlich gelten, in ausgewähl- abgeleiteten Dekorformen ausgeführt. Dies lag vor
ten Beispielen vorzustellen und zu erklären. So ent- allem daran, daß die Blumendekore der osmani-
stand ein Markt für Vorlagenwerke, die der Fortbil- schen Kunst durch ihre in vorbildlich zweidimen-
dung dienten. Die bekanntesten Werke waren die sional ausgeführter Malweise bestachen. Dabei wa-
von Christopher Dresser1, Adalbert de Beaumont ren sie für die europäischen Käufer wegen der wie-
und Eugène Collinot2, Albert Racinet 3 und Achille

* Einleitung und Beschreibung der Objekte von Annette


3
Hagedorn, Berlin, redaktionell bearbeitet am Institut für Ge- L’ornement polychrome. Recueil historique et pratique, 2
schichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften. Bde., Paris 1869.
1
The Art of Decorative Design, London 1862.
4
L’art arabe d’après les monuments du Kaire depuis le VIIe
2
Recueil de dessins pour l’art et l’industrie, Paris 1859 und siècle jusqu’à la fin du X VIIIe siècle, Paris 1869-1877.
5
Encyclopédie des arts décoratifs de l’Orient, 6 Bde., Paris 1883. The Grammar of Ornament, London 1856.
1 7 8 I N D U S T R I E

derzuerkennenden Blumen (Rosen, Hyazinthen, che Dekorationen entsprachen dem Zeitgeist des
Nelken, Tulpen) attraktiv. Solche Dekormotive Historismus. In der Sammlung des Instituts für Ge-
konnten entweder direkt übernommen oder Details schichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften
der Dekore in eigene Schöpfungen integriert wer- ist dies der Pokal der Firma Pfulb & Pottier (Inv.
den. Nr. J 342, u.S. 183).
In der Sammlung des Instituts für Geschichte der In der vierten Art der Umsetzung wurde sichtbar
Arabisch-Islamischen Wissenschaften befinden sich auf islamische Vorbilder zurückgegriffen, aber den-
Beispiele für die wesentlichen Umsetzungs- noch Eigenes geschaffen, dazu gehören die Vase
möglichkeiten der Kunst der islamischen Welt in der Firma von Fritz Heckert (Inv. Nr. J 348, u.S.
Europa. Sie sollen hier benannt werden: Ein Teller, 189) und die Vase der Delfter Firma De Porceleyne
wie der von Théodore Deck (Inv. Nr. J 358, s.u.S. Fles (Inv. Nr. J 363, u.S. 202). Gerade diese Stücke
198) entstand in unmittelbarer Nähe zur osmani- zeigen, daß die Designer eine tiefere Kenntnis isla-
schen Keramik des 10./16. und 11./17. Jahrhun- mischer Kunst besaßen. Sie bereisten dafür Europa
derts. Ph.J. Brocard stellte eine Kopie einer und studierten die Objekte in öffentlichen und pri-
maml‚kischen Glasarbeit her (Vase J 340, s.u.S. vaten Sammlungen, aber auch in Ländern der isla-
180). Andere Stücke verwendeten nur Details in mischen Welt, um ihre Sachkenntnis zu verbessern.
direkter Kopie von Vorbildern, und nur die Zusam- Wichtige Stücke in der Sammlung, die eine Weiter-
menstellung dieser Elemente war eine eigene Lei- entwicklung zur Kunst der Moderne zeigen, besit-
stung. Solche Objekte dienten oft dazu, an den Vor- zen einen eigenen Stil, auch wenn sie noch sichtbar
bildern zu lernen, um die Prinzipien ihrer Dekorati- Bezüge zur orientalischen Kunst haben. Dabei fällt
on zu verstehen und auf dieser Grundlage Neues auf, daß nicht nur die Kunst der islamischen Welt
schaffen zu können. Bezeichnenderweise gab die als Ideengeber wirkte, sondern auch die Kunst Ost-
Firma Lobmeyr auf der Unterseite ihrer Gläser je- asiens. Bei dem Stück aus der Produktion von
weils die deutsche Übersetzung der arabischen Tex- Clément Massier zeigt sich deutlich, welchen Ein-
te an und gab dadurch den Stücken einen akademi- fluß auf die moderne Keramik die arabische Schrift
schen Charakter. haben konnte, wenn sie als von ihrer Bedeutung
Innovativ und für die Zukunft des europäischen losgelöstes abstraktes Musterrepertoir diente (Inv.
Kunsthandwerks entscheidend waren in dieser Zeit Nr. J 364, u.S. 203). Die Langhalsvasen der Firma
entwickelte neue Techniken, die nur bei einer derart Lobmeyr (Inv. Nr. J 357-1 und 357-2, u.S. 197)
intensiven Auseinandersetzung entwickelt werden zeigen demgegenüber Einflüsse aus dem ostasiati-
konnten (vgl. Th. Deck,Teller J 361, u.S. 201; Lob- schen Kulturraum und kommen in ihrer Dekoration
meyr, verschiedene Formen: J 343-345, 347 und dem Jugendstil sehr nah.
349 u.S. 184-186, 188, 190). Insgesamt belegten die Objekte der Sammlung den
Die dritte Variante der Umsetzung wird durch Stük- Weg von der direkten Kopie des Vorbildes im Zeit-
ke dokumentiert, für deren Dekor Motive Verwen- alter des Historismus zu neuen Dekorformen, die
dung fanden, die üblicherweise in der islamischen bereits dem Vorfeld des Jugendstils entsprechen.
Kunst Teil eines Gesamtentwurfs sind, hier aber Sie zeigen die Bedeutung der Kunst der islamischen
zum freistehenden Einzelmotiv gemacht wurden. und der ostasiatischen Welt bei der Entwicklung
So wurden sie regelrecht «monumentalisiert». Sol- eines modernen Dekorstils im europäischen Kunst-
gewerbe.
G L A S & K E R A M I K 179

Vase
in Form einer Moscheeampel
Anonym, vermutlich Frankreich,
zweite Hälfte 19. Jh.
Formgeblasenes, farbloses Glas,
Emailmalerei in Blau, Rot und Gold.
Rote Konturlinien.
Auf dem Boden ausgeschliffene Signatur
oder Firmenmarke.
Höhe: 23,5 cm; Durchmesser: 19,5cm.
(Inv. Nr. J 339)

Die Vase folgt der gängigen Form und


Dekoration ägyptischer Moschee-
ampeln des 8./14. und frühen 9./15.
Jahrhunderts. In dieser Zeit wurden im
maml‚kischen Ägypten hunderte von
Hängelampen für Moscheebauten von
Herrschern und Mitgliedern des Hofes
in Auftrag gegeben. 1 Wegen der Qua-
lität der Technik des Emailglases und
der Goldmalerei wurden die Moschee-
ampeln seit der Renaissance in Europa
bewundert. Im 19. Jahrhundert wurden
viele der Lampen aus Ägypten nach
Europa gebracht und insbesondere auf
dem Pariser Kunstmarkt verkauft. So
fanden sie Eingang in Privat-
sammlungen, waren aber auch gesuch-
te Studienobjekte für die Sammlungen
der neu enstehenden Museen für
Kunstgewerbe in ganz Europa.
Die Lampen wurden von vielen euro-
päischen Glasmanufakturen entweder
kopiert oder mehr oder weniger frei dem
mit floralen Motiven. Der Dekor wurde verändert.
maml‚kischen Stil folgend nachgeahmt. Im späten
Die Vase ist sehr stark mit Gold dekoriert, und am
19. Jahrhundert entstanden schließlich Vasen in
Halsansatz wurde ein Band aus Vielpaßblüten von
Form von Moscheeampeln mit gänzlich neuen, eu-
Gold hinzugefügt. Auch dieses Motiv wird bei der
ropäischen Dekoren.
Oberflächengestaltung der maml‚kischen Moschee-
Der Dekor der Vase kann mit einer originalen
ampeln häufig verwendet, wenn auch nicht mit
Moscheeampel der Pariser Sammlung Spitzer in
Goldgrund.
Verbindung gebracht werden, die Pfulb & Pottier in
Vergleichbare Moscheeampeln wurden im 19. Jahr-
der Pariser Sammlung persönlich gesehen haben
hundert oft kopiert. Die bekannten und größeren
können.2 Diese Ampel war um 760/1360 in Kairo
Glasproduzenten wie Brocard (Paris)3, Lobmeyr
entstanden. Übernommen wurden hier die Form
sowie die beiden Schriftbänder und die Medaillons
2
Vgl. La collection Friedrich Spitzer, Bd. 3, Paris 1893.
3
Vgl. Hartford, Wadsworth Atheneum (Abb. in: Katharina
1 Morrison McClinton, Brocard and the Islamic Revival, in: The
Gaston Wiet, Lampes et bouteilles en verre émaillé, Kairo
1912 (= Catalogue générale du Musée Arabe du Caire). Connoisseur 205/1980/278-281, hier S. 280).
1 8 0 I N D U S T R I E

(Wien) 4, Heckert (Petersdorf) 5, Gallé (Nancy) 6 und Vergleichbare Objekte in anderen Sammlungen
Inberton (Paris) 7 signierten ihre Kopien. Es entstan- unter vielen anderen:
Wien, Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Inv.
den aber auch nicht gezeichnete Stücke anderer Nr. Gl 553 (Abb. in: Waltraud Neuwirth, Orientalisierende
Firmen. Diese gelangten dann oft als Fälschungen Gläser. Bd. 1: J. & L. Lobmeyr, Wien 1981, S. 54); Nürnberg,
auf den Kunstmarkt. Das hier beschriebene Objekt Gewerbemuseum der Landesgewerbeanstalt Bayern, Inv. Nr.
war ursprünglich mit einem Markenzeichen aus 1623/1 (Abb. in: Horst Ludwig, Moscheeampeln und ihre
Nachahmungen, in: Weltkulturen und moderne Kunst, Mün-
einer Rundform mit umlaufendem Band auf dem
chen 1972, S. 80-93, hier S. 83).
Boden versehen. Die Signatur wurde jedoch zu ei-
ner nicht bekannten Zeit ausgeschliffen, um das
Stück als Original verkaufen zu können. museum Hirschberg (Riesengebirge) und zur Ausstellung im
Haus Schlesien, Königswinter 1992, Kat. Nr. 50.
6
Vgl. Nancy, Musée de l’Ecole de Nancy, Inv. Nr. 171 (Abb.
in: Doris Moellers, Der islamische Einfluß auf Glas und Kera-
4
Vgl. oben innerhalb der Beschreibung als Vergleichsbeispiel. mik im französischen Historismus, Frankfurt/Main u.a. 1992,
5
Vgl. Hirschberg, Kreismuseum, Inv. Nr. MJG 203/s (Foto d. Kat. Nr. 56).
Verf.; Abb. in: Schlesisches Glas aus der 2. Hälfte des 19. 7
Vgl. Kunstmarkt 1988 (Abb. in: Auktionskatalog Sotheby’s
Jahrhunderts: zur Sammlung schlesischen Glases im Kreis- vom 13.7.1987, Lot 272).

Vase
Philippe-Joseph Brocard, Paris
Freigeblasenes1, grünliches, transparentes Glas.
Emailmalerei in Rot, Blau, Weiß und Grün.
Innerhalb des Emaildekors Goldlinien.
Auf dem Boden Signatur in roter Schrift:
Brocard Paris 1869.
Höhe: 31,8 cm.
(Inv. Nr. J 340)

Von einem niedrigen, profilierten Fußring steigt der


Vasenbauch eiförmig auf und geht ohne Übergang
in den gerade nach oben steigenden Vasenhals
über, der in seinem oberen Abschluß mit einem
gestauchten Ring profiliert ist und in einem napf-
artigen Ausguß endet.
Dekoriert ist die Vase durch zwei Horizontalbänder
mit Schmuck aus Gabelblattranken, ausgeführt in
rotem, blauem und grünem Email.
Das breitere untere Band auf dem Bauch der Vase
ist durch drei weißgrundige Medaillons unterbro-
chen, deren Dekor ebenfalls aus Gabelblattranken
zusammengesetzt ist. Diese Motivik entstand in
einer Abfolge von Entwicklungsstufen seit spät-
antiker Zeit und fand Eingang in die islamische
Kunst. Sie wurde in der Architekturdekoration, in
der Buchmalerei sowie bei den Dekorationen vieler
Gattungen der angewandten Kunst im gesamten
Gebiet der islamischen Welt verwendet.
G L A S & K E R A M I K 181

Aus den Medaillons auf dem Bauch entspringen streifen und der Medaillons vereinfachte. Ein iden-
Pflanzenmotive, die in stilisierten Tierköpfen en- tisches Stück (jedoch ohne Signatur) wurde 1873
den. Solche Motive wurden seit dem 5./11. Jahr- für das Östereichische Museum für angewandte
hundert in der seldschukischen Kunst entwickelt Kunst auf der Wiener Weltausstellung erworben. 4
und gehörten seit dieser Zeit zum Dekorrepertoire Da die Vase in der hier bearbeiteten Sammlung
in allen Gattungen der islamischen Kunst. bereits 1869 produziert wurde, erweist sich, daß
Die Vase ist eine Kopie einer maml‚kischen Lang- Brocard einmal gefundene Vorbilder über Jahre
halsflasche des 8./14. Jahrhunderts.2 In der Zeit, in hinweg kopierte. Ob die Herstellung von Stücken
der Brocard seine Vase herstellte, gehörte diese ohne Signatur darauf schließen läßt, daß
maml‚kische Vase zur großen Sammlung islami- Brocardgläser von einigen seiner Kunden entweder
scher Kunst von Baron Edmond de Rothschild als echte Orientgläser verschenkt oder verkauft
(1827-1905) in Paris.3 Bei einem Besuch der wurden, ist nicht zu ermitteln, aber denkbar. In eini-
Sammlung wird Brocard auf die Vase aufmerksam gen wichtigen Glassammlungen von Museen oder
geworden sein. in privatem Besitz wurden Glasarbeiten, wie die
Brocards Vase ist in der Form eine genaue Kopie hier besprochene, als authentische mittelalterliche
des maml‚kischen Vorbildes. Auch die Dekore fol- Gläser eingeschätzt. Solche Gläser befanden sich
gen in ihrer Struktur dem Original. Brocard änderte auch in der Sammlung von Baron Edmond de
aber die Dekorelemente, indem er die Linienfüh- Rothschild.
rung der Pflanzenmotive innerhalb der Dekor-

1
K. Morrison McClinton, Brocard and the Islamic Revival, 3
Annette Hagedorn, Die orientalisierenden Gläser der Firma
a.a.O. S. 280. Fritz Heckert im europäischen Kontext, in: Mergl, Jan (Hrsg.),
2
Carl Johan Lamm, Mittelalterliche Gläser und Steinschnitt- Böhmisches Glas – Phänomen der mitteleuropäischen Kultur
arbeiten aus dem Nahen Osten, 2 Bde. Berlin 1929, Tafel 115, des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, Passau 1995 (= Schriften
Nr. 14.; Gaston Migeon, Arts plastiques et industriels, Paris des Passauer Glasmuseums, Bd. 1), S. 84-89, hier S. 86f.;
1927 (= Manuel d’art musulman, Bd. 2); Ernst Kühnel, Die Auktionskatalog Christie’s, London 14. 10. 2000, S. 46.
Arabeske. Sinn und Wandlung eines Ornaments, Wiesbaden 4
Inv. Nr. Gl 1052; W. Neuwirth, Orientalisierende Gläser,
1949, S. 223-227. a.a.O. Abb. 36.
1 8 2 I N D U S T R I E

Schale Mit dieser Schale bezog sich Brocard auf syrische


Metallarbeiten des 8./14. Jahrhunderts, ohne diese
regelrecht zu kopieren.3 Er lehnte sich bei seinem
Philippe-Joseph Brocard
Gefäß zwar an eine allgemein übliche Beckenform
Freigeblasenes1, farbloses Glas.
Emailmalerei in Rot, Blau, Weiß und Grün. Innerhalb Syriens und Ägyptens an, veränderte aber den isla-
des Emaildekors in Gold ausgeführte Schmuckelemente. mischen Dekor in einen vermeintlich «verbesserten
Auf dem Boden Signatur in roter Schrift: orientalischen Stil» (eine gern verwendete Bezeich-
J. Brocard, Meudon2 (1867 und später). nung im 19. Jahrhundert). Unüblich in der islami-
Durchmesser: 20,5 cm; Höhe: 11,5cm. schen Kunst der früheren Jahrhunderte waren Über-
(Inv. Nr. J 341) schneidungen von Dekormotiven wie Medaillon
und Kartusche, die nebeneinenandergestellt und nur
durch umlaufende Ränder miteinander verflochten
Ohne Fußring steigt die Schale, gering gebaucht, wurden, um so die Dekorelemente miteinander zu
darüber mit steil ansteigend einziehender Wandung verbinden. Mehrschichtigkeit gab es lediglich in der
bis zu einem senkrechten Streifen auf. Den oberen Dekoration einzelner Flächensegmente. Eine
Abschluß bildet ein schmaler, senkrechter Streifen Verwobenheit, wie sie Brocard bei diesem Stück
sowie ein schmaler, profilierter Mündungsrand. wählte, wurde erst in der spanisch-maurischen
Kunst gesucht und verwendet. Ein gutes Beispiel

1
K. Morrison McClinton, Brocard and the Islamic Revival, sitz von Alfred Landier und Charles Haudaille über. Die Signa-
a.a.O. S. 280. tur will zu verstehen geben, daß J. Brocard auch in Meudon
2
Südöstlich von Paris. Hier war seit 1756 in einem Nebenge- tätig war.
3
bäude des Schlosses von Madame Pompadour der Glas- Vergleichsbeispiel für die Form ist ein Wasserbecken aus
veredelungsbetrieb «Cristalleries de Sèvres» etabliert, der nach dem 8./14. Jahrhundert aus Syrien/Ägypten (Berlin, Museum
ihrem Tod von ihrem Bruder unter dem Namen «Royales de für Islamische Kunst, Inv. Nr. I.921, s. Klaus Brisch (Hrsg.),
Sèvres» weitergeführt wurde. 1870 ging die Firma in den Be- Islamische Kunst, Mainz 1985).
G L A S & K E R A M I K 183

dafür sind die Stuckdekorationen der Alhambra. Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen:
Diese Dekore stellte Owen Jones 1856 in seiner Vergleichbare Stücke: In gleicher Form, aber anderem Dekor
und größer: Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum, Inv.
Grammar of Ornaments als vorbildlich in Nr. 1981-3.5 In etwas anderer Form: Paris, Privatsammlung.
Oberflächenaufteilung und Farbe dar. Von Brocard
wurde die Diskussion über die Kunstgewerbe-
reform anscheinend aufmerksam verfolgt. So pro-
duzierte auch er Stücke in dem von Owen Jones
bewunderten spanisch-maurischen Stil.4

Pokalglas
Pfulb & Portier, Paris und Nizza
Formgeblasenes, farbloses Glas.
Farbige Emailmalerei auf Goldgrund.
Auf dem Boden Signatur in roter Emailfarbe:
A. Pfulb 1877 170 [Modellnummer].
Höhe: 25,0 cm.
(Inv. Nr. J 342)

Für das Pokalglas von Pfulb & Pottier wurde eine


von direkten Vorbildern nicht abzuleitende Form
entwickelt. Auf einen weit ausladenden Fuß wurde
ein fast senkrecht von einem angelegten Fußring
aufsteigendes Becherglas aufgesetzt. Auch wenn
die Form des oberen Teils des Trinkgefäßes an syri-
sche Stangengläser der zweiten Hälfte des 7./13.
Jahrhunderts erinnert, so ist doch zu beobachten,
daß die Proportionen verändert sind, weil das
Becherglas hier enger und höher geformt wurde.
Die Dekoration besteht aus fünf auf Fuß und
Becherglas aufgeblendete Goldflächen mit email-
lierten Dekormotiven. Das Hauptmotiv des Glases
ist ein Sternflechtmedaillon mit oben gerundeten
Abschlüssen.

Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen:


Warschau, Nationalmuseum, Inv. Nr. 157.478 (Abb. in: A.
Wesenberg und W. Hennig, Historismus und die Historismen
um 1900, Berlin 1977, S. 99.); Limoges, Musée National
Adrien Dubouché, Inv. Nr. V 330, 331 (Abb. in D. Moellers,
Der islamische Einfluß, a.a.O. Nr. 77).

4
Vgl. Frankfurt, Museum für Angewandte Kunst.
5
Abb. D. Moellers, Der islamische Einfluß, a.a.O. Abb.15.
1 8 4 I N D U S T R I E

Teller
J. & L. Lobmeyr, Wien (Nr. 3873)1
(Entwurf Johann Machytka und Franz Schmoranz 1878)
Farbloses, sog. ”Krystallglas”2 .
Goldmalerei, blaue Emailmalerei.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in weißer Emailfarbe. weitere Phantasieblüten in Gold und Blau befinden.
Durchmesser: 38,0 cm. In den Zwickeln zwischen den Spitzovalen
(Inv. Nr. J 343) befinden sich ebensolche Blütendekore. Die Spitz-
ovale sind jeweils von Schriftdekoren in Gold-
malerei umgeben.
Der Dekor des Tellers besteht aus 12 spitzovalen Das Zentrum des Tellers ist mit einem kreisrunden
Feldern, deren Ränder sich in der unteren Hälfte Feld überzogen, das von einem Dekor aus einem
zum Teil überschneiden. Abwechselnd sind die Sechspaß-Stern gebildet wird. Die Zwickel der
Spitzovale mit blauem Email- oder mit Golddekor Spitzen des Sterns werden jeweils von Kreisforma-
geschmückt. Die blauen Felder sind mit abstrakter tionen überschnitten. Um das Feld läuft ein Schrift-
Schrift versehen, die von beiden Spitzen nach innen band mit dem Text: «Der Verstand ist das beste
von Schriftansätzen ausgehen und deren Hasten Fundament, und die Gottesfurcht das beste Ge-
geometrisch verknotet sind. Die goldenen Felder wand».3 Die zwölf Spitzovalfelder werden von
mit blauen Motiven sind durch einen floralen Dekor folgender Inschrift eingefaßt: «Wer zu einer Sache
gefüllt, der aus zwei übereinander stehenden etwas sagt, die ihn nichts angeht, hört, was ihm
Palmettblüten gebildet wird, an deren Seiten sich nicht gefällt.»4

1
Wien, Österreichisches Museum für angewandte Kunst, und die Gottesfurcht das Trefflichste der Menschen.» Auf
Lobmeyr Werkverzeichnis, Band XV, Blatt P. der Rückseite des Tellers wird in weißer Emailfarbe folgende
2
Angabe auf einer Entwurfskizze, Wien, Österreichisches (ebenfalls unrichtige) Übersetzung angegeben: «Die Klug-
Museum für angewandte Kunst. heit ist die mächtigste Stütze des Menschen und die Recht-
3
Die Autorin bedankt sich für das Lesen der Inschriften und schaffenheit ist seine beste Eigenschaft.» Wer diese Überset-
die wörtliche Übersetzung bei Frau Dipl.-phil. G. Helmecke zung im 19. Jahrhundert vorschlug, ist nicht bekannt. In
(Berlin, Museum für Islamische Kunst) und Herrn Prof. Dr. beiden Fällen wurde statt lib®s (Kleid, Gewand) an-n®s (der
A. Karoumi (Berlin). Auf der Entwurfskizze in Wien, Öster- Mensch) gelesen.
4
reichisches Museum für Angewandte Kunst, Lobmeyr Werk- Auf der gleichen Entwurfskizze wird diese Inschrift fol-
verzeichnis, Bd. XV, Blatt P ist folgende (unkorrekte) Über- gendermaßen übersetzt: «Wer sich in fremde Dinge mengt,
setzung angegeben: «Die Klugheit ist das beste Fundament hat den Schaden davon.»
G L A S & K E R A M I K 185

Platte
im ‹arabischen Stil› (Nr. 5524)
J. & L. Lobmeyr, Wien
(Entwurf J. Machytka und F. Schmoranz 1878)
Farbloses Glas.
Goldmalerei, blaue Emailmalerei.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm
in weißer Emailfarbe.
Durchmesser: 29,0 cm.
(Inv. Nr. J 344)

Die Platte wird dekoriert von einem System aus derart bekannt, daß die Designer eine Zusammen-
zwei Schriftbändern (am Rand und um den Spiegel stellung von Motiven auswählen und zu Dekoren
laufend), die durch vier, die Schriftfriese über- zusammenstellen konnten. Die farbliche Zusam-
schneidende Kreise mit einander verbunden sind. menstellung von Gold und Blau ist aus der spani-
Der Mittelpunkt des Tellers ist von einem Stern- schen Keramikkunst des 15. und 16. Jahrhunderts
motiv auf undekoriertem Glas belegt. Zwischen bekannt und kann für die farbliche Gestaltung von
den Kreisen werden die Flächen mit Emaildekor Objekten wie der hier besprochenen Platte gedient
aus Gabelblattmotiven überzogen. haben. Beispiele spanischer Keramiken des 15. und
Die Dekorformatierung geht auf maml‚kische Me- 16. Jahrhunderts, die im deutschen Sprachraum
tall- oder Glasarbeiten1 zurück. Schon Prisse besonders beliebt waren, befanden sich in sämtli-
d’Avennes hatte in seinem Werk über die mittelal- chen Kunstgewerbemuseen.3 Machytka und
terliche Kunst Kairos eine solche Platte abgebil- Schmoranz versuchten wohl, in ihren Entwürfen
det.2 Ob der hier bearbeitete große Teller sich auf verschiedene Stilrichtungen der islamischen Welt
ein konkretes Beispiel bezieht, oder ein Pasticcio zu verbinden, um so ihre Vorbilder zu übertreffen.
aus mehreren von Machytka und Schmoranz stu- Die Inschrift im Zentrum des Tellers lautet über-
dierten maml‚kischen Originalen darstellt, ist setzt: «Die Herrschaft ist Gottes, des Einzigen, des
nicht bekannt. Die Dekormotivik der Schriftbänder Bezwingers.»4 In den Umrandungen der vier Kreis-
und der Gabelblätter war zur Zeit der Entstehung medaillons steht je zweimal: «Rette uns vor der
dieses Tellers in vielen Vorlagenwerken, aber auch Heuchelei!»5
durch Originale im Wiener Kunstgewerbemuseum

3
Die umfangreiche Sammlung des Pariser Musée de Cluny,
1
Glas: Platte, Mitte 14. Jh., Durchmesser 21,6 cm (New die von allen europäischen Produzenten angewandter Kunst
York, Metropolitan Museum, Bequest of Edward C. Moore, im 19. Jahrhundert studiert wurde, wurde zuletzt publiziert
Inv. Nr. 1891 91.1.1533), Abb. in: Stefano Carboni und Da- in: Robert Montagut, El reflejo de Manises: cerámica hispa-
vid Whitehouse, Glass of the Sultans, New York u.a. 2001, no-moresca del Museo de Cluny de Paris, Madrid 1996.
4
S. 273. Metall: Prisse d’Avennes, L’art arabe d’après les Eine freie Übersetzung wird auf der Rückseite des Objekts
monuments du Kaire, s. Abb. in The Decorative Art of Ara- in weißer Emailfarbe in deutscher Sprache wiedergegeben:
bia. Prisse d’Avennes. Foreword by Charles Newton, London «Gott ist leutseelig. Gott ist gut – rette uns vor der Heuche-
1989, Plate 84. lei».
5
2
Prisse d’Avennes, L’art arabe d’après les monuments du Die Autorin bedankt sich für das Lesen der Inschriften
Kaire, s. Abb. in The Decorative Art of Arabia, a.a.O., Plate dieses Objektes und die wörtliche Übersetzung bei Frau
84. Dipl.-phil. G. Helmecke (Berlin, Museum für Islamische
Kunst).
1 8 6 I N D U S T R I E

Der Dekor des Tellers ist durch vier aus sogenann-


Teller ten Boteh-Mustern (pers., geschrieben b‚tah, ge-
sprochen b¨te) zusammengefaßten Dekorelementen
J. & L. Lobmeyr, Wien (Entwurf von J. Machytka
strukturiert. Das Boteh-Muster ist ein wichtiges
und F. Schmoranz 1778/79)
Freigeblasenes, farbloses Glas.
Motiv in der persischen Teppich- und Stoffkunst.
Gold- und Emailmalerei in blau. Es erinnert in seiner Form an einen nach der Seite
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm geneigten Wipfel oder einen Tropfen; das Wort
in weißer Emailfarbe. bedeutet Busch.
Durchmesser: 18,0 cm. Der Teller stammt aus einer Gruppe von Entwür-
(Inv. Nr. J 345) fen, die auf den Entwurfskizzen als «Arab. decorirt
[sic]» bezeichnet werden.1

1
Wien, Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Ent- Einige der Entwurfszeichnungen von Machytka & Schmoranz
würfe in Lobmeyr Werkverzeichnis, Band XV. Bei Walter sind zwar als «persisch» bezeichnet, die Entwürfe unterschei-
Spiegl, Glas des Historismus, Braunschweig 1980, S. 264 wird den sich aber im Stil ihrer Blumendekore.
ein identischer Teller unter «im persischen Stil» eingeordnet.
G L A S & K E R A M I K 187

Vase
J. & L. Lobmeyr, Wien
Farbloses Glas,
Goldmalerei, Emailmalerei
in hell- und dunkelblau.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm
in weißer Emailfarbe.
Entwurf um 1878.
Höhe: 13, 5 cm; Durchmesser: 14, 5 cm.
(Inv. Nr. J 346)

Kleine Vase auf breitem Fuß mit zylindrischem, Kreisen gerahmt. Innerhalb der Blatt- und Blüten-
nach oben leicht ausgeweitetem Körper, der in ei- malerei sind einige abstrakte, kreisrunde Ringe mit
nen breit ausladenden Rand übergeht. eingestellten Perlformen eingefügt. Den Vasenrand
Der Dekor der Vase folgte Entwürfen, die von schmückt eine mit Rosettblüten gefüllte Wellen-
Machytka & Schmoranz ohne Angabe des Vorbil- ranke.
des als persisch bezeichnet wurden.1 Dabei wurde Das Besondere des Dekors ist das Nebeneinander
der Fuß von einer Gabelblattranke, zwischen die von unterschiedlichen orientalischen und europäi-
stilisierte Blattmotive gesetzt sind, dekoriert. Die schen Motiven. Kennzeichnend für den Entwurf ist
Dekoration des Körpers beginnt mit einer Ranke ferner die Tatsache, daß auch die maurisch inspi-
aus stilisierten Blütenmotiven. Diese Ranke wird rierten Arabesken2 von dem Künstler eigenständig
mit dichterer Füllung als Abschluß des Körpers ausgeführt wurden, da er die Fläche symmetrisch
wiederholt. Auf dem Körper alternieren Medaillons und mit weiten Zwischenräumen füllte.
mit einer Komposition aus Blatt und Blüten in
Goldmalerei. Die Medaillons sind mit Arabesken
gefüllt. Sie werden von einem Band aus goldenen

2
1
Wien, Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Lob- Vgl. zur maurischen Kunst: Montagut, El reflejo de Manises,
meyr Werkverzeichnis, Band XV, z.B. Blatt FF. a.a.O.
1 8 8 I N D U S T R I E

Doppelhenkelvase
J. & L. Lobmeyr, Wien (entworfen wahrsch. 1878
von Johann Machytka und Franz Schmoranz)1
Freigeblasenes, farbloses Glas,
Gold- und Emailmalerei in Dunkel- und Hellblau,
Lindgrün, Rot, Gelb.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm
in weißer Emailfarbe.
Höhe: 22,5 cm.
(Inv. Nr. J 347)

Die Vase gehört zu den von Lobmeyr vertriebenen


orientalisierenden Gläsern. Mit der Serie im arabi-
schen Stil ist es verwandt,2 doch ist von dieser Vase
keine Modellnummer bekannt. Lobmeyr stellte
oftmals auch Probestücke sowie Stücke her, die als
Präsente an europäische und orientalische Museen
gingen. Solche Exemplare waren nicht für den Ver-
kauf gedacht; sie dienten zur Demonstration der
Leistungsfähigkeit der Firma und in den beschenk-
ten Museen als Studienexemplare.
Auf einen niedrigen Fuß ist ein ausladender Vasen-
bauch aufgesetzt, der mit einem Profilring beendet
wird und dann in den gerade aufsteigenden, zylin-
drischen Hals übergeht. Abgeschlossen wird die
Vase von einem Profilring und einem nach außen
ausgeweiteten Halsrand. Zwei undekorierte Hen-
kel verbinden Bauch und Hals.3 Die Henkel er-
scheinen durch die goldenen Endungen wie von
Metallstützen gehalten. Hals und Bauch sind mit
Feldern dekoriert, die von goldenen Rahmen umge-
ben werden. Ein aus blauen Stegen mit eingesetz-
ten lindgrünen, quadratischen Schmuckfeldern ge-
bildetes Rahmenwerk strukturiert die Flächen von
1
Das Designerteam war von 1878-1880 (oder länger) für die Bauch und Hals. Die Felder sind alternierend de-
Firma tätig. Da unter den Archivalien der Firma Lobmeyr im koriert mit Stauden aus geschwungen aufsteigen-
Wiener Österreichischen Museum für angewandte Kunst den Stämmen mit lindgrünen stilisierten Blättern,
keine Entwurfszeichnung des hier besprochenen Gefäßes auf denen gelbe Rosettblüten sitzen, und solchen
erhalten ist, kann nur aus stilistisch ähnlichen Objekten von mit einer Art stilisierter Nelkenblüten auf Stengeln,
Machytka und Schmoranz geschlossen werden, daß sie die
aus denen dunkelblaue Blätter wachsen. Beide
Entwerfer waren. Zum Vergleich sind Entwurfskizzen von
Gläsern der gleichen Form, aber in anderen Dekoren in An- Dekortypen gehen auf die osmanische Dekorkunst
lehnung an die osmanische Kunst ebenfalls im oben genann- des 10./16. bis 12./18. Jahrhunderts zurück.4
ten Museum erhalten. Der Fuß und die Profilringe sind mit geometrischen
2
Vgl. W. Neuwirth, Orientalisierende Gläser, a.a.O., Abbn. Dekormotiven geschmückt.
S. 33, 36, 37, 44. Waltraud Neuwirth, Lobmeyr. Schöner als Der Gesamtdekor besteht aus additiv nebeneinan-
Bergkristall, Wien 1999, Abbn. S. 239, 358f.
3
dergesetzten Bildern.
Die Vasenform wurde mit mindestens vier verschiedenen
Dekoren ausgeführt. Vgl. Abbn. in: W. Neuwirth, Lobmeyr,
a.a.O. S. 239, 358. W. Neuwirth Orientalisierende Gläser, 4
Atasoy, Nurhan und Julian Raby, Iznik. The Pottery of
a.a.O. Abb. 14, Berlin, Kunstgewerbemuseum. Ottoman Turkey, London 1989.
G L A S & K E R A M I K 189

Vase
Fritz Heckert, Petersdorf/Piechowice,
Kreis Hirschberg/Jelenia Góra
(ehem. Schlesien, heute Polen)
1879/80 bis um 1900.
Formgeblasenes, farbloses Glas.
Emailmalerei in Blau, Grün, Lilarot,
Goldfarbe in geschnittenen Konturlinien.
Auf dem Boden Signatur in Gold:
FH Co 67 [Seriennummer].
Höhe: 24,0 cm; Durchmesser
des Vasenbauches: 17 cm.
(Inv. Nr. J 348)

Vase mit kreisrundem Bauch und zwei


Schmuckhenkeln am Hals. Die Vase ist
an allen zur Verfügung stehenden Flä-
chen mit Emailfarben in Rot, Blau,
Gelb, Blattgrün sowie Goldkonturen in
einem dichten, farbigen Dekor verse-
hen.
Alle Elemente der Pflanzenmotive sind
in sehr flächiger, zweidimensionaler
Weise umgesetzt. Inspirieren ließ sich
Heckert beim Schmuck dieses Objekts
von persisch-indischer Kunst, deren
Elemente er eigenständig zu einem
wohl geordneten Dekorsystem kompo-
niert hat.
In den bei dieser Vase verwendeten Farben bezog Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen:
Heckert sich offensichtlich auf die Theorien, die Wichtige Vergleichsbeispiele der Firma Heckert, wenn auch
Owen Jones in seiner Grammatik der Ornamente in gänzlich anderen Formen, sind heute in verschiedenen
Kunstgewerbemuseen erhalten.3
entwickelt hatte. Dort betonte Jones, wie wichtig
die Verwendung der drei Grundfarben Rot, Blau
und Gelb sei, die nur in Ausnahmefällen mit
Sekundärfarben bereichert werden könne.1 Hier
benutzte Heckert als dezente Füllfarbe bei den we-
niger bedeutenden Motiven ein helles Blattgrün.
2
Jones folgend führte er die Konturlinien der Ebd. S. 81. Vgl. A. Hagedorn, Die orientalisierenden Gläser
Ornamentdetails in Gold aus, gemäß dessen An- der Firma Fritz Heckert, a.a.O. S. 84f.
3
Eine umfangreiche Sammlung befindet sich im Kreismuse-
weisung: «Wo verschiedene Farben auf farbigem
um in Hirschberg. In einer Ausstellung im «Haus Schlesien»
Grund gebraucht werden, ist das Ornament mittels (Königswinter) wurden 1992 101 Objekte schlesischer Glas-
Conturen von Gold […] vom Grunde abgeson- kunst des 19. und frühen 20. Jahrhundert aus dem Museum
dert.»2 Diese Farbgestaltung betrifft vor allem den (davon 26 Heckert-Gläser) ausgestellt und in einem Begleit-
zentralen Bereich der Oberflächengestaltung. heft katalogisiert, vgl. Schlesisches Glas …, Königswinter
1992. Bedeutende Stücke im islamischen Stil besitzt das Kunst-
gewerbemuseum Berlin, s. Barbara Mundt, Kunsthandwerk
1
O. Jones, Grammatik der Ornamente, London 1856, S. 6-8, und Industrie im Zeitalter der Weltausstellungen, Berlin 1973
Präposition [Regel] 14-28. (= Kataloge des Kunstgewerbemuseums Berlin, Bd. 6), Kat.
Nr. 70, 71, 72.
1 9 0 I N D U S T R I E

paßmedaillon mit einer Blütenstaude aus in Email-


Doppelhenkelvase farben ausgeführten Tulpen- und Nelkenmotiven
vor einem in Gold gemalten Blattwerk. In die freien
J. & L. Lobmeyr, Wien (Entwurf J. Machytka
Flächen zwischen den Medaillons wurden Nelken-
und F. Schmoranz, 1878/79)
Farbloses Glas,
motive in anderen Farbstellungen gesetzt. Die Sten-
Goldmalerei, Emailmalerei in Hellblau, Schwarz, Grün. gel sind realistisch grün gefärbt, die Blüten weiß
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm und hellblau. Auf den Vasenhals wurde eine Ranke
in weißer Emailfarbe. aus vergleichbaren Motiven aufgesetzt.
Höhe: 17,5 cm. Die Schulter umschließt ein breites Schriftband, das
(Inv. Nr. J 349) viermal die Worte m® ·®’ All®h («was Gott will»)
trägt, einen Ausruf der Bewunderung.1 Auf dem
Schulterband sind die beiden Rundhenkel ange-
Auf einen goldgefaßten Standring wurde ein flach- setzt.
gedrückt-kugeliger Gefäßkörper aufgesetzt, der von
reichem Dekor überzogen ist: Auf beiden Front-
1
seiten befindet sich im Zentrum jeweils ein Mehr- Auf dem Boden erscheint in weißem Email als deutsche Über-
setzung «Der Wille Gottes geschehe».
G L A S & K E R A M I K 191

Beistelltisch
aus zwei Glasplatten gehalten
von einem Messinggestell
Philippe-Joseph Brocard, Paris
Opakes Glas,
Emailmalerei in Blau, Hellblau,
Weiß, Rot, Grün.
Am Rand der unteren Platte Signatur
in roter Schrift: Brocard 1876 achat.
Höhe insg. 78,0 cm.
(Inv. Nr. J 350)

Jede der zwei 12-paßförmig geschweiften Platten wählt sind. Auffälligste Bestandteile dieser
ist mit einem Dekor versehen aus einem Medail- Dekorationskomposition sind verschiedene
lonring aus acht Rundformen mit zwei verschiede- Fantasieblüten, die an schwingenden Stielen mit
nen Mustertypen, die sich abwechseln. In der Mitte reichem Blattwerk wachsen. Bestandteile des Blatt-
jeder Platte befindet sich parallel zum Rand der werks sind Blätter, die dem osmanischen s®z-Motiv
Platte eine geschweifte 12-Paß-Kartusche mit einer entsprechen.
Dekorfüllung aus Arabeskwerk. Der ungewöhnliche Tisch, für den bisher keine
Diese arabisch anmutenden Dekorelemente aus Vergleichsbeispiele bekannt sind, beweist, wie
abstrahierenden Pflanzenmotiven liegen innerhalb groß die Formenvielfalt war, die Brocard seinen
einer Dekoration, die aus Motiven der osmanischen Kunden liefern konnte.
Iznik-Keramik des 9./15.-10./16. Jahrhunderts ge-
1 9 2 I N D U S T R I E

Zylindrischer Krug
mit Henkel
J. & L. Lobmeyr, Wien, um 1875
Freigeblasenes, farbloses Glas.
Goldauflagen, Emailmalerei in Blau, Weiß.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm
in weißer Emailfarbe.
Höhe: 15,0 cm.
(Inv. Nr. J 351)

Der Krug folgt einer Form, die sich seit dem 16.
Jahrhundert im deutschen Sprachgebiet entwickelt
hat und seitdem als Humpen bezeichnet wird.1
Der Dekor im unteren Bereich des Glases besteht
aus Mehrpaßbögen, die mit floralen Elementen ge-
füllt sind.
Obwohl der Krug seine Entstehung in der Zeit des 1
Vgl. Hugh Tait, European: Middle Ages to 1862, in:
Historismus offenbart, zeigt sich, welche Möglich- Masterpieces of Glass, London: British Museum 1968, S.
keiten es gab, sich vom überbordenden Dekor zu 127-192, hier S. 160, 167.
2
Vgl. B. Mundt, Kunsthandwerk und Industrie im Zeitalter
trennen und sehr schlicht zu dekorieren.2
der Weltausstellungen, a.a.O., o. Pag., Neurenaissance.
G L A S & K E R A M I K 193

Vase
J. & L. Lobmeyr, Wien, Entwurf um 1880
Farbloses Glas,
Goldmalerei, Emailmalerei in Hell-
und Ultramarinblau, Weiß.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm
in weißer Emailfarbe.
Höhe: 23,0 cm.
(Inv. Nr. J 352)

Die Vase mit eingezogenem Fuß, ausladendem formen eingesetzt sind. Am Hals wurde ein
Bauch und trichterförmigem Hals ist dekoriert Meandermotiv aufgebracht. Der Fries auf dem
durch eine Zusammenstellung von Motiven ver- Vasenbauch gibt eine Gabelblattranke wieder, am
schiedener Herkunft. Vasenbauch und Hals werden Hals wurde ein Gabelblattfries aufgebracht. Die
überzogen von einer Struktur von Mehrpaß- Motive dieser Vase gehören zu denjenigen, die den
medaillons, in die nach unten offene Vierpässe ge- Vorlagenwerken entnommen werden konnten. Je-
stellt werden. Über die Vase laufen vier Dekor- des Motiv führt ein Eigenleben, es kommt zu kei-
bänder. Die Friese auf dem Vasenfuß und auf der ner Verbindung der verschiedenen Musterregister.
Übergangszone von Bauch zu Hals sind geometri- So entstand kein einheitliches Gesamtkonzept für
sche, antike Motive: auf dem Fuß sich überschnei- die Vase.
dende, oben offene Sechsecke, in die zwei Giebel-
1 9 4 I N D U S T R I E

Schale
Vermutlich J. & L. Lobmeyr,
Wien, um 1880, nicht signiert
Freigeblasenes, farbloses Glas.
Goldmalerei, Emailmalerei in Blau
und Weiß.
Höhe: 10,0 cm; Durchmesser
der Trinkschale: 10,5 cm.
(Inv. Nr. J 353)

Das auffälligste an diesem Glas ist der kalligra-


phisch ansprechend gestaltete Vers innerhalb der
beiden rechteckigen, schmalen Schriftfriese (s.
Abb., zweiter Halbvers). Es ist der viel zitierte An-
fangsvers aus einem Gasel (∫azal) des persischen
Dichters º®fi˙ aus ∞¬r®z (gest. 792/1390 oder 791),
der in Übersetzung lautet: «Erleuchte, Schenke,
Die Form geht von einem weit ausladenden Fuß unseren Kelch mit dem Licht des Weins. Singe,
aus, von dem eine breite, niedrige Röhre aufsteigt. Sänger: ‹Die Dinge der Welt gehen nach unserem
Direkt unterhalb der Schale teilt ein Profilring die Wunsch›».
Röhre. Sie mündet oben in eine flache Trinkschale.
Der Dekor des Glases wird von braunen, an Lüster
erinnernden Ranken gebildet. Die Trinkschale wird
von einem Kranz aus blauen, stiftförmigen Muster-
segmenten scheinbar gehalten.
G L A S & K E R A M I K 195

Krug mit zwei Gläsern wachsen die Blütenzweige aus einer aus Bändern
gebildeten Staude. Der Dekor wird bei den Bechern
J. & L. Lobmeyr, Wien, um 1885 oben und unten durch umlaufende Zierstreifen ab-
Freigeblasenes, mittelblaues Glas. geschlossen. Beim Krug verlaufen diese Zierbänder
Schnitt, Gold-und Silberdekor. am Fuß, oberhalb des Pflanzendekors auf dem
Auf dem Boden geschnittenes Lobmeyr-Monogramm. Bauch sowie am Hals des Gefäßes.
Höhe: Krug: 26,0 cm; Becher: 10,5 cm. Gläser wie diese wurden auch in verschiedenen
(Inv. Nr. J 354-1, 354-2, 354-3) orientalischen Ländern vertrieben oder als diplo-
matische Geschenke übergeben. Man weiß zum
Beispiel von einem Geschenk der Firma an den
Die hier beschriebenen Gläser wurden in verschie- osmanischen Sultan ‘AbdülΩam¬d II. (reg. 1293/
den gefärbten Glassorten produziert. Bekannt sind 1876-1327/1909).1
Gläser in den Farben Mittelblau, Gelblich und
Grün.
Der Dekor zeigt hochstehende Blütenzweige in
1
Vgl. Göksen Sonat, Bohemian Glassware, in: Antika (Istan-
durch Stege abgetrennten Feldern. Auf dem Krug
bul) 2/1985/8-10, hier S. 10.
1 9 6 I N D U S T R I E

Vase und Henkelkrug


mit Goldnetzdekor

J. & L. Lobmeyr, Wien, Entwurf um 1875


Leicht irisierendes, farbloses Glas, eingeblasen
mit Goldnetz.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in Gold.
Krug: Höhe: 29,5 cm.
(Inv. Nr. J 355)
Vase: Höhe 14,5 cm.
(Inv. Nr. J 356)

Auf den eingezogen aufsteigenden Fuß der


Vase folgt ein bauchiger, schalenförmiger
Körper. Der kurze Hals mündet in einen
weitausschwingenden Rand.
Die Vase ist im oberen Teil dekoriert mit ei-
nem wie über den Vasenkörper geworfen wir-
kenden Goldnetz mit stilisierter Quastenborte.
Am oberen Ende bildet eine aus gestauchten
Kreisen zusammmengesetzte Reihe ein
Schmuckband. Der Fuß wird dekoriert mit
einem Band aus ovalen, sich überschneiden-
den Formen. In der Literatur werden entspre-
chend dekorierte Gläser dem Stil der Neo-
renaissance zugeordnet. Im Verhältnis zu ähn-
lich dekorierten Gläsern der Firma Lobmeyr
besticht dieses Glas durch die Sparsamkeit
seines Dekores und die stilisierten Dekorele-
mente.1
Der Krug gehört zur gleichen Serie.

1
W. Neuwirth, Lobmeyr, a.a.O. S. 377 bildet Beispiele
aus der Serie «braun, grün gestreift eingeblasen mit
Emailnetz» ab. Hier sind die Quasten der Behangborte
noch plastisch.
G L A S & K E R A M I K 197

Paar gleicher Vasen


J. & L. Lobmeyr, Wien, Ende 19. Jh.
Mattes Glas,
Goldmalerei, farbige Emailmalerei.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in weißer
Emailfarbe.
Höhe: 42,0 cm.
(Inv. Nr. J 357-1, 357-2)

Die Vasen enstsprechen in ihrer Grundform Lang-


halsvasen, wie sie aus dem 18. und 19. Jahrhundert
aus China bekannt sind.1 Die hier besprochenen
Exemplare stehen auf einem Standring, auf den ein
leicht ovaler Vasenbauch gesetzt wurde. Vom
Bauch der Vasen steigt ein kreisrunder Vasenhals
senkrecht in die Höhe. Der Vasenfuß ist mit einem
Band von geschwungenen Motiven dekoriert. In-
nerhalb dieses Bandes befindet sich ein an ostasia-
tische Signaturen erinnerndes Motiv. Der sehr be-
wegte Blumendekor auf dem Bauch besteht aus
durcheinander wirbelnden Blüten aus kleinen
Gabelblättern an Stegen mit kreisrunden Blatt-
formen. Diese wurden leicht geneigt auf die Vase
gesetzt. Der Hals ist von säulenartig aufsteigenden,
geometrisch aneinandergesetzten Motiven ge-
schmückt. Die Motive erscheinen inspiriert zu sein
von der ostasiatischen Kunst, die seit der Öffnung
einiger japanischer Häfen nach 1854 auf den euro-
päischen und nordamerikanischen Markt kam.
Schon 1867 publizierte Owen Jones deshalb einen
Ergänzungsband2 zu seiner Grammar of Ornament
von 1856 und revidierte somit seine frühere Ableh-
nung der ostasiatischen Kunst.
Den oberen Halsabschluß umläuft ein schmaler
Ring aus diagonal gestellten Gabelblattmotiven. Bei den Vasen ist der Dekor aus Details islami-
Die einzelnen Teile der Vase werden von fünf scher (am Halsrand) und ostasiatischer Motive ad-
Goldbändern von einander getrennt. Durch diese ditiv zusammengesetzt. Gläser wie diese stehen mit
Goldbänder wird die Tektonik der Vase vollständig ihrer Dekoration trotz des Fortlebens von Vorbil-
ausgeschaltet. Die Emailfarben sind nicht wie bei dern dem Jugendstil sehr nahe. Sie sind ein Bei-
anderen Lobmeyrgläsern einfarbig dick aufgetra- spiel dafür, daß die Designer weiterhin aus gesehe-
gen, sondern zum Teil malerisch schattiert. nen Vorbildern eigene Dekorationen entwickelten,
nun aber neue Dekortypen schufen.3 Der Dekor auf
dem Bauch nähert sich dem linear geschwungenen
floralen, die geometrisch abstrakten Motive des
Vasenhalses den puristischen Dekorvariationen der
1
Vgl. Donald B. Harden, Masterpieces of Glass, London Jugendstilbewegung. Die Vasen deuten also den
1968, Nr. 169. Weg der Firma Lobmeyr in die moderne Zeit an.
2
Owen Jones, Examples of Chinese Ornament selected
from Objects in the South Kensington Museum and other
Collections, London 1867.
1 9 8 I N D U S T R I E

Abb. aus N. Atasoy und J. Raby,


√znik, a.a.O., No. 404 und 255.

Teller
Théodore Deck, Paris, um 1860/65
Quarzfritte Keramik.
Polychrome Unterglasurmalerei.
Auf der Rückseite eingravierte Signatur TH • Deck •
Durchmesser: 30,5 cm.
(Inv. Nr. J 358)

Der Teller wurde von Deck im Stil der osmani- um den Rand zur Bereicherung des Schmuckes.
schen Iznik-Keramik ausgeführt; er folgt Beispie- Mit ihrer starken Stilisierung entspricht die
len, wie sie um 970/1560 produziert wurden.1 Bei- Ornamentik dieses Teils des Decktellers nicht mehr
spiele dieser Keramik waren im 19. Jahrhundert den osmanischen Vorlagen.2 Hier versuchte Deck
wegen ihres ausgewogenen Dekors und ihrer per- innovative Elemente einzuführen.
fekten Glasurtechnik gesuchte Sammelobjekte.
Gerahmt wird das Ornamentfeld im Spiegel des Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen:
Tellers durch ein Schmuckband auf dem Teller- Keramiken von Théodore Deck in osmanischem Stil befinden
sich in einer Vielzahl von Sammlungen in Europa. In
rand. Ornamente ziehen sich auch beim überwie- Deutschland werden bedeutende Stücke in Berlin (Kunstge-
genden Teil der osmanischen Teller oder Schalen werbemuseum) und Köln (Museum für Angewandte Kunst)
aufbewahrt.

1
Vgl. Teller der Ex-Adda Sammlung in Rackham. Abb. in: 2
Vgl. die Beispiele in N. Atasoy und J. Raby, a.a.O., pas-
N. Atasoy und J. Raby, The Pottery of Ottoman Turkey, sim.
a.a.O., Abb. 404.
G L A S & K E R A M I K 199

Flache quadratische
Schale
mit eingezogenen Ecken

Théodore Deck, Paris, um 1870


Quarzfritte Keramik.
Polychrome Unterglasurmalerei in
Blau, Rot,
Blau-Grün, Grün, Violett,
Schwarz.
Auf dem Boden rote Stempelmar-
ke TH • Deck • , eine Reliefmarke
mit dem Potrait des Herstellers
nach einem Entwurf von Fr.
Levillain1 mit leicht erhöhten
Konturlinien, sowie ein Motiv aus
einem Punkt und einer Formation
drei kleinerer Punkte.
Maße: 21,5 x 21.5 cm.
(Inv. Nr. J 359)

Die Komposition ist aus Elementen der Dekoration verglichen werden. In der osmanischen Fliesen-
der türkischen Iznik-Keramik des 10./16. Jahrhun- keramik sind jedoch abgeschlossene Dekore unüb-
derts zusammengestellt, ohne ein bestimmtes Bei- lich, da die einzelnen Fliesen zumeist Teil eines
spiel zu kopieren. Deck stellte hier vielmehr eine größeren Dekorsystems waren.
eigene Kombination aus beliebten Motiven der Insgesamt kann die Schale als Komposition aus
Iznik-Keramik zusammen. Er wählte für seine unterschiedlichen Stilen als typisches Beispiel des
Schale eine Komposition aus Tulpen, Nelken, europäischen Historismus im 19. Jahrhundert be-
Pflaumenblüten und einem nicht näher zu bestim- wertet werden, in der Deck seine Vertrautheit mit
menden sechsteiligen Bütentypus. Vor dieses Mo- verschiedenartigen außereuropäischen Stilen be-
tiv wird eine zentral angebrachte kreisrunde weist.
Rosettblüte geblendet. Die Blütenstaude folgt der
osmanischen Typologie. Auch dort kam es zu will- Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen:
kürlich erscheinenden Überschneidungen einzelner Keramiken von Théodore Deck mit aus der osmanischen
Kunst abgeleiteten Dekoren befinden sich in einer Vielzahl
Dekorelemente.2 von Sammlungen in Europa.
Die Form der Schale ist unüblich in der islami- Ein in der Form vergleichbares Stück ist bis heute nicht be-
schen Kunst und läßt eine Inspiration aus der ost- kannt. Es ist aber bekannt, daß Deck Wandteller und andere
asiatischen Kunst vermuten. Wegen der quadrati- Dekorkeramiken in den verschiedensten Stilen und Formen
produziert hat.3
schen Form könnte die Schale auch mit Fliesen

1 2
Ferdinand Levillain gehörte in einer nicht bekannten Zeit Vgl. Paris, Louvre, Inv. Nr. 6643 (Abb. 363 in: N. Atasoy
zu den Mitarbeitern im Atelier von Th. Deck (s. Sandor und J. Raby, The Pottery of Ottoman Turkey, a.a.O.).
3
Kuthy, Albert Anker. Fayencen in Zusammenarbeit mit Vgl. Wandteller im ostasiatischen Stil, Sammlung Heuser.
Théodore Deck, Zürich 1985, S. 23). Hamburg, München 1974, Kat. Nr. 30.
2 0 0 I N D U S T R I E

Fliesenfeld
aus vier Fliesen
in Rahmen aus
neuerer Zeit

Minton, Hollins and Co.,


Stoke on Trent
Gepresste Tonmasse.
Glasurfarben in Rot, Blau, Gelb,
Rotbraun, Pink, Blaugrün,
Blattgrün, auf Weiß.
Auf der Rückseite in Stempel-
tiefdruck: Minton, Hollins & Co.
Patent Tile Works,
Stoke on Trent.
Fliesen jeweils 20,0 x 20,0 cm.
(Inv. Nr. J 360)

Das Feld besteht aus vier quadratischen Fliesen. als dieser für die Firma Minton als Designer tätig
Der Dekor folgt sichtbar Vorbildern aus der islami- war. Dresser setzte in seinen Entwürfen die orienta-
schen Welt. Durch die Plastizität der Blätter und lischen Vorbilder in sehr stilisierter Form um. Das
Blüten sowie wegen der starken Farbigkeit zeigen hier besprochene Beispiel verbindet Vorbilder aus
die Fliesen aber eindeutig ihre europäische Prove- der osmanischen und der indischen Kunst zu einer
nienz. einheitlichen Oberflächengestaltung. Die Farbge-
Die Oberflächenaufteilung besteht aus zwei spitz- staltung der Fliesen steht den mogul-indischen Bei-
ovalen Mustersystemen, die mit Palmett- und Lo- spielen sehr nah, was beweist, wie stark die engli-
tosblüten, Rosetten und Lanzettblättern besetzt schen Künstler und Kunsttheoretiker mit der Kunst
sind. Wenngleich Dekordetails an osmanische und dieses Teils der islamischen Welt vertraut waren.
mogul-indische Typen des 10./16. und 11./17. Jahr- Das Beispiel von Minton ist ein Pasticcio verschie-
hunderts erinnern, ist hier doch eine Neuschöpfung dener künstlerischer Stile der islamischen Welt.
durch freie Behandlung der Inspirationsquellen und
vor allem eine völlig eigenständige Farbpalette ge- Vergleichsbeispiele in anderen Sammlungen:
lungen.1 Stoke on Trent, City Museum, Inv. Nr. 54 P 1954 und Stoke
on Trent, Archiv und Museum der Firma Minton, o. Inv. Nr.
Der Fliesenentwurf konnte innerhalb des umfang- Die Fliese hat die gleiche Dekoration, ist aber in anderer
reichen Archivmaterials der Firma Minton in Stoke Farbstellung gehalten.
on Trent weder unter den Vorzeichnungen, noch in
vorhandenen Verkaufskatalogen nachgeweisen
werden. Wegen der gelungenen Neukonzeption des 1
Beispiele türkischer und indischer Kunst kannten die Desi-
Dekors könnte es möglich sein, den Entwurf als gner des 19. Jahrhunderts aus den oben (S. 177) genannten
frühe Arbeit von Christopher Dresser einzuordnen, Vorlagenwerken von Jones, Racinet, Collinot/Beaumont,
Prisse d’Avennes und Parvillée. Viele von ihnen waren aber
auch in der islamischen Welt gereist.
G L A S & K E R A M I K 201

Zwei flache Schalen


mit breitem, abgeflachten Rand
Théodore Deck, Paris, um 1865
Quarzfritte Keramik. Polychrome Unterglasurmalerei.
Flachreliefdekor in zentralem Rundfeld, drei umlaufen-
de Schmuckbänder.
1. In Dunkel- und Hellblau, Dunkelviolett, Rot und
Honigfaben, zwei weiße Trennbänder. Rückseite mit
nichtstrukturiertem Linienmuster in den Farben der
Oberseite. Durchmesser: 22,0 cm.
(Inv. Nr. J 361)
2. In Dunkel- und Hellblau, zwei weiße Trennbänder.
Einfarbige Rückseite. Durchmesser: 21,5 cm.
(Inv. Nr. J 362)
Auf dem Boden beider Stücke Stempelmarke THD aus
miteinander verbundenen Buchstaben in Dunkelviolett.

Beim Dekor der Schalen wurden verschiedene Ele-


mente der maml‚kischen Kunst Ägyptens aus der
Zeit um 665/1265 miteinander verbunden. Das
Band aus einem freistehenden Dekormotiv auf dem
äußeren Rand war aber vermutlich eine Erfindung
der Werkstatt von Théodore Deck: ein Blatt wird
so zusammengeschnürt, daß es frei auf dem Blatt-
ansatz stehend dargestellt werden kann.
Das Hauptmotiv des Tellers ist ein Schriftband im
Nas¿¬-Duktus. Darin wird je zweimal der Name
des maml‚kischen Sultans as-Sulfl®n al-Malik a˙-
¯®hir (Baibars, reg. 658/1260-676/1277) mit dem
Zusatz «der Gerechte, der Glaubenskämpfer» ge-
nannt, bevor sich die Inschrift in einen
‹Buchstabensalat› auflöst. Es scheint, daß das
Deck-Atelier nach konkreten Vorbildern oder Ab-
bildungen aus Vorlagenwerken arbeitete. Da bis
1865 nur die erste Ausgabe des Werkes von
Beaumont und Collinot publiziert war1 und das
Vorbild für das Stück von Deck mit den Beispielen
in diesem Werk nicht übereinstimmt, arbeitete Da Decks Atelier auch Probestücke für Dekor und
Deck möglicherweise vor Originalen, jedenfalls Farbgestaltung herstellte, kann man wegen der un-
nicht nach diesem Vorlagenwerk.2 Im Zentrum des terschiedlichen Farbgebung davon ausgehen, daß
Tellers ist in einem Kreisfeld eine Gabelblattranke es sich bei diesen Exemplaren um solche Lehrstük-
aus Weinblättern und Trauben zu erkennen. In das ke handelt.
Zentrum dieser Ranke wurde eine freistehende
Wirbelrosette eingeblendet. Zwischen Schriftband Vergleichbares Stück in anderen Museen:
und Weinranke wurden Bänder aus einzelnen Blät- Ein identisches Stück in Dunkelblau und Weiß befindet sich
tern gefügt. Diese Blätter sind ebenfalls aus dem in Guebwiller, Musée Florial.
maml‚kischen Dekorrepertoire bekannt, sie sind
hier aber stilisiert. 2
Bedanken möchte sich die Autorin sehr herzlich bei Stefan
Heidemann, Lehrstuhl für Semitische Philologie und Islam-
1
A. Beaumont und E.V. Collinot, Recueil de dessins pour wissenschaft, Universität Jena, für die Beurteilung der In-
l’art et l’industrie, Paris 1859. schrift.
2 0 2 I N D U S T R I E

Irans eine Vielzahl neuer Keramiktechnologien und


Vase Gefäßformen entwickelt, doch trotz der Vielfalt der
in Form eines persischen iranischen Gefäße dieser Zeit konnte kein genaues
oder syrischen Gießgefäßes Gegenstück ermittelt werden. Es ist anzunehmen,
daß die Designer der Firma De Porceleyne Fles aus
De Porceleyne Fles, Delft (Niederlande), nach 1910 vielen Studienobjekten eine eigene Dekoration ent-
Steingut, Dekor in Lüster (Nieuw Delfts Luster), wickelten.
Unterglasurfarben in Weiß, Türkis.
Auf dem Boden Signatur in Blau und Firmensignet in Weitere Stücke der Firma in anderen Sammlungen:
Form einer ausgußlosen Flasche, unter einem Strich: Den Haag, Gemeentemuseum (verschiedene Stücke).
Delft. Firmenmuseum der Firma De Porcelyne Fles, Delft (verschie-
Höhe 15,0 cm. dene Stücke).
Abbildungen in Herboren Oriënt. Islamitischen Nieuw Delfts
(Inv. Nr. J 363)
Aardewerk, Den Haag 1984, passim.

Die Vase folgt in Form und Farbgestaltung irani- 1


Vgl. Krug, Washington, D.C., Freer Gallery of Art, Inv.
schen Keramiken des 6./12.-7./13. Jahrhunderts. Nr. 09.370 (Abb. in: Richard Ettinghausen, Medieval Near
Der Ausguß stimmt überein mit dem eines Kruges Eastern Ceramics in the Freer Gallery of Art, Washington
aus dem 6./12. Jahrhundert aus K®·®n (Iran).1 In 1960, Fig. 21 und E. Atil, Ceramics of the World of Islam,
dieser Zeit wurden in K®·®n und anderen Städten a.a.O., Nr. 32).
G L A S & K E R A M I K 203

Vase konzeptionen. Die Auseinandersetzung mit der ara-


bischen Schrift wurde auch bei Malern des frühen
in Form eines Wasserbeckens 20. Jahrhundert für Verfremdungseffekte verwen-
det.2
Clément Massier, Golfe-Juan (bei Cannes) Die Technik der Glasur mit ihrer Verbindung von
Quarzfrittekeramik,
zweilagig aufgebrachtem Lüster wurde von Massier
Lüsterglasur über einer ockerfarbenen
ebenfalls lüstrierten Engobe. seit der Weltausstellung 1889 präsentiert. 3
Auf dem Boden Signatur in Lüster:
C.M. Golfe Juan A.M. [=Al maritimes] France 1892. Stücke der Firma in anderen Sammlungen:
Lüstertechnik: Berlin, Bröhanmuseum, Kat. Nr. 469 (Karl H.
Höhe: 23,0 cm; Durchmesser 38,0 cm.
Bröhan, Kunst der Jahrhundertwende und der zwanziger Jah-
(Inv. Nr. J 364) re. Sammlung Karl H. Bröhan, Berlin. Bd. 2, Teil 1, Berlin
1976); Sammlung Heuser, Kat. Nr. 101 (Sammlung Heuser
1976); Orientalischer Dekor: Sammlung Giorgio Silzer, Köln
Die Form der Vase ist abzuleiten von tauschierten 1976, Abb. 273.
Wasserbecken, die in Iran und Ägypten vom 7./13.
bis zum frühen 9./15. Jahrhundert entstanden.1
Massier wandelt die Form insofern ab, als sie insge- 1
Beispiele: Ägypten, 1290-1310: Paris, Musée du Louvre, Inv.
samt eleganter wirkt und er zu einer einheitlicheren Nr. 331. Im 19. Jahrhundert in der Sammlung Vasselot, Paris,
Formkonzeption kommt. Abb. in: E. Atil, Renaissance of Islam, a.a.O. S. 74f.; Iran,
Die Dekoration besteht aus an arabische Schriftzei- frühes 15. Jahrhundert: London, Victoria und Albert Museum,
chen angenäherten Elementen, die aber keinen les- Inv. Nr. 1872-1874, Ankauf im Jahr 1874 von einer Londoner
Privatsammlerin, Abb. in: Assadullah Melikian-Chirvani, Is-
baren Text ergeben; die Buchstaben wirken eher
lamic Metalwork from the Iranian World, 8th - 18th Century,
wie auf die Vase geschüttete Wort- und London 1982, S. 334.
Buchstabenfragmente. Wegen der Verwendung 2
Maler, die arabische Schrift zu abstrakten Bildkonzepten
arabischer Schrift entsteht zwar ein umsetzten waren z.B. Paul Klee und Wassily Kandinsky.
orientalisierender Dekor, der aber durch sein voll- Vgl. dazu Horst Ludwig, Aspekte zur orientalischen Orna-
kommen freies Umgehen mit dem Vorbild die mentik und zur Kunst des 20. Jahrhunderts, in: Weltkulturen
und moderne Kunst, München 1972, S. 122-138, hier S. 125-
Möglichkeiten für die Entwicklung eines modernen
129. Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.), Die Tunisreise. Klee -
Dekorstils offenbart. Die arabische Schrift wurde Macke - Moilliet, Stuttgart 1982.
nun zur Grundlage für abstrakte Dekor- 3
K.H. Bröhan, Kunst der Jahrhundertwende, a.a.O. S. 334.
Literaturverzeichnis
und Indices
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durch muslimische Gelehrte. II. Anordnungen von al von Wasser in der islamischen Welt, in: Beiträge zur
Gazarî für Springbrunnen, die ihre Gestalt wech- Geschichte der Technik und Industrie (Berlin) 8/
seln, in: Festschrift der Wetterauischen Gesellschaft 1918/121-154 (Nachdruck in: E. Wiedemann,
für die gesamte Naturkunde, Hanau 1908, S. 29-43 Gesammelte Schriften Bd. 3, S. 1483-1516).
(Nachdruck in: E. Wiedemann, Gesammelte Schrif- Wiedemann, Eilhard, Zur Mechanik und Technik bei
ten Bd. 1, S. 241-255). den Arabern, in: Sitzungsberichte der Physikalisch-
Wiedemann, Eilhard, Die Naturwissenschaften bei den medizinischen Sozietät (Erlangen) 38/1906/1-56
orientalischen Völkern, in: Erlanger Aufsätze aus (Nachdruck in: Aufsätze zur arabischen Wissen-
ernster Zeit, Erlangen 1917, S. 49-58 (Nachdruck in: schaftsgeschichte Bd. 1, S. 173-228).
E. Wiedemann, Gesammelte Schriften Bd. 2, S. 853- Würschmidt, Joseph, Kriegsinstrumente im Altertum
862). und Mittelalter, in: Monatshefte für den naturwissen-
Wiedemann, Eilhard, Über das Experiment im Altertum schaftlichen Unterricht aller Schulgattungen (Leip-
und Mittelalter, in: Unterrichtsblätter für Mathema- zig, Berlin), 8/1915/256-265 (Nachdruck in: Natural
tik und Naturwissenschaften (Frankfurt a.M.) 12/ Sciences in Islam Bd. 80, S. 86-95).
1906/73-79, 97-102, 121-129 (Nachdruck in: E. Wüstenfeld, Ferdinand, Das Heerwesen der Muhamme-
Wiedemann, Gesammelte Schriften Bd. 1, S. 147- daner nach dem Arabischen, Göttingen 1880
168). (Abhandlungen der Historisch-Philologischen Classe
Wiedemann, Eilhard, Über eine Palasttüre und Schlös- der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu
ser nach al-©azar¬, in: Der Islam (Berlin) 11/1921/ Göttingen, 26); (Nachdruck in: F. Wüstenfeld,
213-251 (Nachdruck in: E. Wiedemann, Gesammelte Schriften zur arabisch-islamischen Geschichte Bd. 2,
Schriften Bd. 3, S. 1670-1708). Frankfurt a.M. 1986, S. 1-109).
Wiedemann, Eilhard, Über Lampen und Uhren, in: Wüstenfeld, Ferdinand, Macrizi’s Beschreibung der
Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Hospitäler in el-Câhira, in: Janus (Breslau) 1/1846/
Sozietät (Erlangen) 39/1907/200-225 (Nachdruck in: 28-39 (Nachdruck in: Islamic Medicine Bd. 93, S.
Aufsätze zur arabischen Wissenschaftsgeschichte 126-145).
Bd. 1, S. 351- 376). Wulff, Hans E., The Traditional Crafts of Persia,
Wiedemann, Eilhard, Über Schiffsmühlen in der Cambridge, Mass. 1966.
muslimischen Welt, in: Geschichtsblätter für Tech- Yerasimos, Stefanos, √stanbul √mperatorluklar Ba¤kenti,
nik, Industrie und Gewerbe (Berlin-Tempelhof) 4/ Istanbul 2000.
1917/25-26 (Nachdruck in: E. Wiedemann, Gesam- az-Zardk®·, Kit®b al-An¬q fi l-man®™n¬q, ed. IΩs®n
melte Schriften Bd. 2, S. 863-864). Hind¬, Aleppo 1985.
2 1 4 I N D E X

Index

I . Pe r s o ne nnam e n ‘Amr b. BaΩr al-©®Ωi˙ Ab‚ ‘U˚m®n 3


Aranbu∫® s. Ibn Aranbu∫®
Archimedes 3, 4, 16, 17, 19, 35
von Arendt, Wsewolod 100, 101, 102
A – ‘A Atasoy, Nurhan 188 n., 198, 198 n., 199 n.
Atıl, Esin 202 n., 203 n.
al-‘Abb®d¬, ‘¡d Øaif 99 n. Awad, Henry A. 169 n.
‘Abdall®h b. AΩmad Ibn al-Baifl®r al-M®laq¬ Ab‚ Mu-
Ωammad 99
‘Abdall®h b. ‘¡s® Ibn Ba¿tawaih 100
‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬ 3, 4, 4 n., 5, 6, 10 n., 12, 12 n.,
B
13, 13 n., 14 n.
‘AbdarraΩm®n b. MuΩammad b. MuΩammad Ibn øald‚n Baarmann, O. 133
Ab‚ Zaid 100 Bach, Wolf-Dieter 78 n.
‘Abdassal®m b. al-ºasan Ibn afl-fiuwair 94, 94 n. Ban‚ M‚s® (die drei ‹Söhne des M‚s®› b. ∞®kir: Mu-
AbdülΩ®m¬d II., osmanischer Sultan 195 Ωammad, AΩmad und al-ºasan) 30, 43, 44, 45, 46,
Ab‚ ‘Abdall®h al-ºimyar¬ s. MuΩammad b. 47, 48, 49, 53
‘Abdalmun‘im Barbier de Meynard, Charles Adrien Casimir 32 n.
Abu l-Fa¥l ‘All®m¬ 11 Battisti, Eugenio 55, 126 n., 138 n.
Abu l-Fa¥l ad-Dima·q¬ s. ©a‘far b. ‘Al¬ Bauerreiß, Heinrich 10 n., 11 n., 12 n., 13, 13 n., 14 n.
Abu l-ºasan (b.?) al-Abraq¬ al-Iskandar®n¬ 94, 112 B®yez¬d, osmanischer Prinz 89
Ab‚ Lu’lu’a 32 B®yez¬d II., osmanischer Sultan 74, 75
Abu r-RaiΩ®n al-B¬r‚n¬ s. MuΩammad b. AΩmad de Beaumont, Adalbert 177, 200 n., 201, 201 n.
Abu l-Wal¬d Ism®‘¬l I., Nasridensultan 101 Beck, Theodor 39 n.
Ab‚ Y‚suf Ya‘q‚b, Merinidensultan 100 al-B¬r‚n¬ s. MuΩammad b. AΩmad
Adle, Chahryar 104 Blümner, Hugo 16
Agricola, Georgius 22 Boulenger, Hippolyte 177
AΩmad b. ‘Al¬ b. ‘Abdalq®dir al-Maqr¬z¬ Taq¬yadd¬n 71 Branca, Giovanni 38
n., 94 n., 97 n., 102 Brisch, Klaus 182 n.
AΩmad b. al-Fa¥l al-Bu¿®r¬ 10 Brocard, Philippe-Joseph 178, 180, 181, 182, 183, 191
AΩmad b. ©a‘far b. Ya‘q‚b al-F®ris¬ al-Isfla¿r¬ Ab‚ Brockelmann, Carl 4 n., 5 n., 99 n.
IsΩ®q 32 Bröhan, Karl H. 203, 203 n.
AΩmad b. øalaf al-Mur®d¬ s. MuΩammad b. øalaf Buchner, Ferdinand 3 n.
AΩmad b. M‚s® b. ∞®kir s. Ban‚ M‚s® Buck, August 17 n.
AΩmad b. al-Q®sim Ibn Ab¬ U◊aibi‘a 100
AΩmad ∞®h (aus der Lokaldynastie der Mengü≤ek) 70
AΩmad b. YaΩy® Ibn Fa¥lall®h al-‘Umar¬ 73 n. C–≥
AΩmed I., osmanischer Sultan 88, 89
AΩmed II., osmanischer Sultan 82 Cahen, Claude 94, 95 n., 97, 97 n., 112 n., 114 n.
AΩmed III., osmanischer Sultan 128 Canard, Marius 98 n., 137 n.
‘Alamadd¬n San™ar a·-∞u™®‘¬ 71 n. Canestrini, Giovanni 38
A-Lao-Wa-Ting (arab. ‘Al®’add¬n) 97 Cantagalli, Ulisse 177
Alexander der Große 35 Carboni, Stefano 185 n.
‘Al¬ b. Abi l-ºazm al-Qura·¬ Ibn an-Naf¬s ‘Al®’add¬n Cardano, Geronimo (lat. Hieronymus Cardanus) 17
Abu l-ºasan 73 Carra de Vaux, Bernard 19, 19 n.
‘Al¬ §∫® 128, 129 Casals, R. 31, 51, 52
‘Al¬ b. al-ºusain b. ‘Al¬ al-Mas‘‚d¬ Abu l-ºasan 32 n. Casiri, Michael 101
‘Al¬ b. Zaid b. Abi l-Q®sim al-Baihaq¬ ¯ah¬radd¬n Abu l- Casulleras, Josep 52
ºasan 5 n. ≥eng¬z ø®n 97
Allan, James W. 13 n., 144, 145, 148, 151, 157 Chalidov, Anas B. 100 n.
Allouche, Ichoua-Sylvain 101 n. Chêng Ssu-Hsiao 98
Amalrich I. 102, 103 Cheikho, Louis 30 n.
P E R S O N E N N A M E N 215

Clairmont, Chr. 158, 159, 160, 161, 164, 165 ©®w¬·, øal¬l bzw. Khalil Jaouiche 3 n.
Colin, Georges S. 101 n. al-©azar¬ s. Ism®‘¬l Ibn ar-Razz®z
Collinot, Eugène 177, 200 n., 201, 201 n. Geißler, Johann Heinrich 11
Conde, José Antonio 101 Gerland, Ernst 11 n., 12 n.
Cook, Hartley Kemball 128 n. Ghislain de Busbecq, Ogier 128
Coste, Pascal 73 Ghouchani, A. 104
Girard, François 23 n.
Gnudi, Martha Teach 29 n.
D de Goeje, Michael Jan 32 n., 68 n.
Gohlke, Wilhelm 104 n., 116, 132 n.
Deck, Théodore 177, 178, 198, 199, 200, 201 n. Græcus, Marcus 98
Delpeche, Anette 23 n. Grant, Edward 60 n.
Dijksterhuis, Eduard Jan 17 Grinaldi, Philippe-Marie 38
ad-Dima·q¬ s. MuΩammad b. Ibr®h¬m Grousset, René 102 n.
Diodorus Siculus 16, 16 n. Güse, Ernst-Gerhard 203 n.
Dorn, Bernhard 100 n. Gurlitt, Cornelius 78 n., 80
Drachmann, Aage Gerhardt 17
Dresser, Christopher 177, 200
Dudzus, Wolfgang 169 n. H–º–ø

Haase, Claus-Peter 165


E º®fi˙ (pers. Dichter) 194
Hagedorn, Annette 177, 181 n., 189 n.
Ettinghausen, Richard 104, 104 n., 202 n. Hamarneh, Sami K. 169 n.
Evliy® Çeleb¬ 75, 128 Harden, Donald B. 197 n.
al-ºar¬r¬ s. al-Q®sim b. ‘Al¬
H®r‚n, ‘Abdassal®m 3 n.
F al-ºasan, AΩmad Y‚suf oder Ahmed Y. al-Hassan 18 n.,
20, 20 n., 26, 27 n., 28 n., 34 n., 41 n., 42 n., 43 n.,
Fa¿radd¬n Bahr®m ∞®h 70 45 n., 49 n., 99 n., 106 n., 124 n., 125 n.
Farré(-Olivé), Eduard 51 ºasan Çeleb¬ 128
Favé, Ildephonse 93, 93 n., 94 n., 97 n., 99, 99 n., 100, al-ºasan b. M‚s® b. ∞®kir s. Ban‚ M‚s®
100 n., 101 n., 120 n., 125 n., 133 n., 126 ºasan ar-Ramm®Ω al-AΩdab Na™madd¬n 97, 99, 103,
Feldhaus, Franz Maria 16, 17 n., 20, 35, 38 n., 42, 60 n., 107, 109, 121, 123, 125, 126, 126 n., 127 n., 136
103 n., 138 n. al-Hassan, Ahmed Y. s. al-ºasan, AΩmad
Ferguson, Eugene S. 29 n. Haudaille, Charles 182 n.
Flügel, Gustav 93 n. Hayreddin (Hayrettin, osmanischer Architekt) 74
von Folsach, Kjeld 148, 153 al-ø®zin¬ s. ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬
Fontana, Giovanni 55, 126, 138 Heckert, Fritz 178, 180, 189
Forbes, Robert James 17, 17 n., 34 n. Hedin, Sven 34
Forrer, Robert 133 Heidemann, Stefan 201 n.
Franke, K.O. 82, 89 Heimpel, Hermann 116 n.
Freely, John 78 n., 89, 89 n. Helmecke, Gisela 104 n., 184n., 185 n.
Freudemann, Werner 115, 116, 116 n., 117, 118 Hennig, Wolfgang 183 n.
Friedrich II., römischer Kaiser, König von Sizilien und Heron (arab. ¡r‚n) 19, 35, 103
Jerusalem 94 Herzfeld, Ernst 68, 68 n., 69
Funcken, Liliane u. Fred 115 n. Hiero II., König von Syracus 9
Hildburgh, Walter Leo 103
Hill, Donald Routledge 18 n., 20 n., 23 n., 25 n., 27 n.,
28 n., 34 n., 43 n., 44, 45, 45 n., 46 n., 47, 48, 48 n.,
G–© 49 n., 51 n., 52, 53, 54, 56, 59 n., 98, 98 n., 106 n.,
124 n., 125 n.
©a‘far b. ‘Al¬ ad-Dima·q¬ Abu l-Fa¥l 9 Hime, Henry V. L. 98 n
al-©®Ωi˙ s. ‘Amr b. BaΩr al-ºimyar¬ s. MuΩammad b. ‘Abdalmun‘im
Galilei, Galileo 11 Hind¬, IΩs®n 106 n.
Gallé 181 Homberg, Wilhelm 11
2 1 6 I N D E X

Hoover, Herbert Clark 22 n. Kösem Sultan 89


Hoover, Lou Henry 22 n. Kohl, Heinrich 103 n.
Horwitz, Hugo Th. 34 n. Kramers, Johannes Hendrik 30 n.
øürrem Sultan 82 Krencker, Daniel 103 n.
Huuri, Kalervo 93 n., 94, 94 n., 95 n., 96 n., 97, 97 n., 98 Kröger, Jens 158, 159, 160, 161, 163, 165
n., 106 n., 107 n., 137 n. Kuban, Doªan 76 n., 77, 78 n., 80 n., 84 n., 85, 85 n., 86 n.
Küçükerman, Önder 147, 152, 174
Kühnel, Ernst 169 n., 181 n.
I – ‘I Kümmel, Werner Friedrich 75 n.
Kunitzsch, Paul 75 n.
Ibel, Thomas 4, 4 n., 6 n., 11 Kuthy, Sandor 299 n.
Ibn Ab¬ U◊aibi‘a s. AΩmad b. al-Q®sim Kyeser, Konrad 17, 17 n., 116, 117, 118, 126
Ibn Aranbu∫® az-Zardk®· 97, 100, 103, 106, 107, 108,
110, 111, 120, 121, 124, 127, 132, 134, 136, 137
Ibn Ba¿tawaih s. ‘Abdall®h b. ‘¡s® L
Ibn al-Baifl®r s. ‘Abdall®h b. AΩmad
Ibn Fa¥lall®h al-‘Umar¬ s. AΩmad b. YaΩy® L®gar¬ ºasan Çeleb¬ 128
Ibn ©ubair s. MuΩammad b. AΩmad Lamm, Carl Johan 181 n.
Ibn øald‚n s. ‘AbdarraΩm®n b. MuΩammad Landier, Alfred 182 n.
Ibn al-øafl¬b s. MuΩammad b. ‘Abdall®h Leclerc, Lucien 99 n.
Ibn ºauqal s. MuΩammad b. ‘Al¬ von Lenz, Eduard 104
Ibn an-Nad¬m s. MuΩammad b. Ab¬ Ya‘q‚b Lévi-Provençal, Evariste 33 n.
Ibn an-Naf¬s s. ‘Al¬ b. Abi l-ºazm Levillain, Ferdinand 199, 199 n.
Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ s. Ism®‘¬l Ibn ar-Razz®z von Lippmann, Edmund Oskar 100
Ibn afl-fiuwair s. ‘Abdassal®m b. al-ºasan Lobmeyr, J.& L. 178, 180, 184, 184 n., 186, 186 n., 187,
Ilgürel, Mücteba 88 n., 101 n. 187 n., 188, 188 n., 190, 192, 193, 194, 195, 196, 197
‘In®n, MuΩammad ‘Abdall®h 101 n. Ludwig IX., der Heilige 94, 102
Inberton 180 Ludwig, Horst 180, 203 n.
Ism®‘¬l Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ Abu l-‘Izz Ab‚ Bakr Lü Wén-Huàn 98
Bad¬‘azzam®n 20, 25, 26, 27, 27 n., 28, 53, 54, 56,
57, 58, 59, 59 n.
Issa Bey, Ahmed 73 M
I-Ssu-Ma-Yin (arab. Ism®‘¬l) 97
al-Isfla¿r¬ s. AΩmad b. ©a‘far Machytka, Johann 184, 185, 186, 186 n., 187, 188, 188
n., 190
Mängli Bu∫® 100 n.
J al-Malik al-Man◊‚r Saifadd¬n Qal®w‚n, Mamlukensultan
71, 71 n., 72 n.
Jacob, Georg 75 al-Malik a˙-¯®hir Baibars 71 n., 204
Jaouiche, Khalil s. ©®w¬· Malikian-Chirvani, Assadullah 203 n.
de Joinville, Jean 94, 94 n. al-Man◊‚r, Abbasidenkalif 98
Jones, Owen 177, 183, 189, 189 n., 197, 197 n., 200 n. al-Maqr¬z¬ s. AΩmad b. ‘Al¬
Ma‘r‚f, N®™¬ 65 n.
Massier, Clément 178, 203
K al-Mas‘‚d¬ s. ‘Al¬ b. al-ºusain
McClinton, Katharina Morrison 179 n., 181 n., 182 n.
Kaçar, Mustafa 128 n. MeΩmed, Prinz (⁄ehz®de, 2. Sohn von Süleym®n dem
Kandinsky, Wassily 203 n. Prächtigen) 76, 78
Karoumi, Awni 184 n. MeΩmed §∫®, osmanischer Architekt 88
Keall, Edward J. 104 n. Mehren, August Ferdinand 33 n.
Khanikoff, Nicolas 4 n., 6 n. Menelaos (Menelaus) 9
Klee, Paul 203 n. Mercier, Maurice 102, 102 n., 103, 103 n., 104
Kluckert, E. 24, 24 n. Mergl, Jan 181 n.
Knorr, Wilbur Richard 7, 7 n., 8 Migeon, Gaston 181 n.
Köhler, Gustav 94, 94 n., 96, 96 n., 99 n., 101, 101 n., Minton Hollins & Co. 177, 200, 201
106 n. Moellers, Doris 180 n., 183 n.
P E R S O N E N N A M E N 217

Montagut, Robert 185 n., 187 n. P


de Morgan, William 177
Mudry, Anna 11 n. Pappos 12
Müller, August 100 n. Partington, James Riddick 94, 98, 98 n., 101 n., 125 n.
Müller, Paul Johannes 23 n., 24 Parvillée 200 n.
MuΩammad b. ‘Abdall®h b. Sa‘¬d Ibn al-øafl¬b Peter Peregrinus 60
Lis®nadd¬n 101 Pfulb & Pottier 178, 179, 183
MuΩammad b. ‘Abdalmun‘im al-ºimyar¬ Ab‚ ‘Abdall®h Philon 19, 20, 35
33 Pinder-Wilson, Ralph 171, 172
MuΩammad b. Ab¬ Ya‘q‚b b. IsΩ®q an-Nad¬m al-Warr®q Pompadour, Jeanne-Antoinette Poisson 182 n.
al-Ba∫d®d¬ Abu l-Fara™ 93, 93 n. Pope, Arthur Upham 147, 148
MuΩammad b. AΩmad al-B¬r‚n¬ Abu r-RaiΩ®n 9, 10, 11, De Porceleyne Fles 178, 202
14, 148 Prisse d’Avennes, (Achille-Constant-Théodore-) Émile
MuΩammad b. AΩmad Ibn ©ubair al-Kin®n¬ Abu l- 177, 185 n., 200 n.
ºusain 68
MuΩammad b. ‘Al¬ Ibn ºauqal an-Na◊¬b¬ Abu l-Q®sim
30, 31, 32 Q
MuΩammad b. ©ar¬r b. Yaz¬d afl-fiabar¬ Ab‚ ©a‘far 32,
93, 137 n. Qaddoumi 159
MuΩammad (oder AΩmad) b. øalaf al-Mur®d¬ 51, 52 al-Q®sim b. ‘Al¬ b. MuΩammad al-ºar¬r¬ 23, 24, 65, 159
MuΩammad b. º®mid al-I◊fah®n¬ 58 Quarg, Götz 116 n.
MuΩammad b. Ibr®h¬m b. Ab¬ fi®lib al-An◊®r¬ a◊-—‚f¬ Quatremère, Étienne 97 n., 101 n., 105
∞ai¿ ar-Rabwa ad-Dima·q¬ ∞amsadd¬n Ab‚ ‘Abd- Qubilai ø®n 97
all®h 33, 34 Q‚qus ar-R‚m¬ (Pappos) 12
MuΩammad b. Ma‘r‚f al-Mi◊r¬ ar-Ra◊◊®d Taq¬yadd¬n 18,
28, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 61
MuΩammad b. M‚s® b. ∞®kir s. Ban‚ M‚s®
MuΩammad b. Zakar¬y®’ ar-R®z¬ Ab‚ Bakr, lat. Rhazes
R
oder Albuchasir 4, 4 n.
Mundt, Barbara 189 n., 192 n. Raby, Julian 188 n., 198, 198 n., 199 n.
Mur®d IV., osmanischer Sultan 18, 89 Racinet, Albert 177, 200 n.
al-Mur®d¬ s. MuΩammad b. øalaf Ramelli, Agostino 29
Mur¥® b. ‘Al¬ b. Mur¥® afl-fiars‚s¬ 94, 95, 111, 112, 113, Ra·¬dadd¬n Fa¥lall®h 109
114 Rathgen, Bernhard 95 n., 118 n.
M‚s® b. ∞®kir s. Ban‚ M‚s® ar-R®z¬ s. MuΩammad b. Zakar¬y®’
al-Mustan◊ir bill®h, Abbasidenkalif 65 Reinaud, Joseph-Toussaint 93, 93 n., 94 n., 97 n., 99,
al-Mu‘ta◊im, Abbasidenkalif 93 99 n., 100, 100 n., 101 n., 120 n., 133 n., 125 n., 126
al-Mu˙affar b. Ism®‘¬l al-Isfiz®r¬ Ab‚ º®tim 5 Reuther, Oskar 103 n.
al-Mu˙affar Y‚suf b. ‘Umar, Ras‚lide 105 Rhazes s. MuΩammad b. Zakar¬y®’
Ritter, Hellmut 100 n.
Robine, Gérard 23 n.
Rode, August 16 n., 17 n.
N von Romocki, S. J. 120 n., 125 n., 126, 126 n., 127 n.
de Rothschild, Edmond 181
N®◊iradd¬n (Q®™®r), Schah von Persien 177 Roumi, Muhammad 23 n.
Needham, Joseph 34 n., 38 n., 98, 98 n. de Rubeis, Galeaz 17
Neuburger, Albert 17, 17 n. Rüstem Pa¤a 78
Neuwirth, Waltraud 180, 181 n., 188 n., 196 n.
Newton, Charles 185 n.
N‚radd¬n MaΩm‚d b. Zang¬, Zengidenherrscher in
Syrien 68
S–∞–—

Sabra, Abdalhamid I. 52
Saccaro Battisti, Giuseppa 55, 126 n., 138 n.
O ∞aΩ®da, øal¬l 100 n.
Saiyid, Aiman Fu’®d 94 n.
Olénine, Alexis 100 n. —al®Ωadd¬n Y‚suf b. Aiy‚b al-Malik an-N®◊ir (Saladin),
‘O–m®n II., osmanischer Sultan 89 Aiyubidenherrscher 68, 94, 95 n., 111, 112, 113
2 1 8 I N D E X

von Saldern, Axel 159, 162, 164, 165 V


—®liΩ¬ya, MuΩammad ‘¡s® 105 n.
∞amsadd¬n ad-Dima·q¬ s. MuΩammad b. Ibr®h¬m Veranzio, Fausto 31, 31 n., 34
Samsó, Julio 51 n., 52 Vernet, Juan 51, 51 n., 52
da San Gallo, Giuliano 81 Villard de Honnecourt 60, 115
Sarre, Friedrich 103 n., 104 Villuendas, María Victoria 51, 52
Sarton, George 6 n., 60 n., 98 n. Viollet le Duc, Eugène Emmanuel 115
Sauvaget, Jean 69 n. da Vinci, Leonardo 17, 18, 22, 39, 42, 95, 95 n., 98, 119
Savage-Smith, Emilie 104 n. Vitruv (Marcus Vitruvius Pollio) 16, 16 n., 17 n., 19, 103
∞®wir b. Mu™¬r as-Sa‘d¬ 102 Voorhoeve, Petrus 36 n.
Schickard, Heinrich 24
Schiøler, Thorkild 23 n. W
Schmeller, Hans 19 n., 35, 36, 36 n., 60 n.
Schmid, Hansjörg 66, 67
Ward, Rachel 148
Schmidtchen, Volker 95 n., 116 n., 118, 118 n., 138 n.
Wailes, Rex 34 n.
Schmoranz, Franz 184, 185, 186, 186 n., 187, 188,
Wak¬laddaula 176
188 n., 190
Walter of Milimete 132
Sel¬m II., osmanischer Sultan 84
al-W®sifl¬ s. YaΩy® b. MaΩm‚d
Seyrig, Henri 103, 104
Wegner, Armin 86 n.
Sezgin, Fuat 8, 49 n., 100 n., 150
Welch, Rachel 148
Sin®n, Mi‘m®r (osmanischer Architekt) 76, 77, 78, 80,
Wesenberg, Angelika 183 n.
84, 89
Whitehouse, David 185 n.
Singer, Charles 17 n., 22 n., 34 n.
Wiedemann, Eilhard 3 n., 6 n., 11, 11 n., 19, 20 n., 26,
Sobernheim, Moritz 103 n.
26 n., 27 n., 30, 30 n., 32 n., 33 n., 42 n., 43 n., 44,
Sonat, Göksen 195 n.
45, 45 n., 46 n., 48 n., 53, 54, 56, 59 n.
Spiegl, Walter 186 n.
Wiet, Gaston 179 n.
Strabon 16, 16 n., 17, 17 n.
Wilkins, John 128, 128 n.
Süleyman der Prächtige (Q®n‚n¬ Süleym®n) 76, 80, 82,
Wittek, Paul 103 n.
128
Wright, William 68 n.
Sumner-Boyd, Hilary 78 n., 89, 89 n.
Würschmidt, Joseph 138 n.
Wüstenfeld, Ferdinand 71 n., 73, 96 n.
Wulff, Hans E. 34 n.
T–˘ Wulzinger, Karl 103 n.

˘®bit Ibn Qurra b. Zahr‚n al-ºarr®n¬ Abu l-ºasan 3


Taccola, Mariano 31, 31 n., 61, 98 Y
Tait, Hugh 192 n.
Taq¬yadd¬n al-Maqr¬z¬ s. AΩmad b. ‘Al¬ b. ‘Abdalq®dir YaΩy® b. MaΩm‚d al-W®sifl¬ 24, 65
Taq¬yadd¬n (al-Mi◊r¬) s. MuΩammad b. Ma‘r‚f Yerasimos, Stefanos 79, 83, 87, 90
Tekeli, Sevim 61 n.
Terzioªlu, Arslan 69 n., 70, 70 n., 72, 73 n., 74, 74 n.,
75 n., 128 n.
Thierbach, Moritz 133 n.
Tiffany, Louis Comfort 177
Z
Traumüller, Friedrich 11 n., 12 n.
T‚r®n, Prinzessin (Tochter von Fa¿radd¬n Bahr®m ∞®h) 70 Zakk®r, Suhail 100 n.
Zardk®· s. Ibn Aranbu∫® az-Zardk®·
Zsolnay, Vilmos 177
U – ‘U

‘Ubaidall®h b. al-ºabΩ®b 169


Ülgen, Ali Saim 81, 82
‘Umar, 2. Kalif 32
al-‘Umar¬ s. AΩmad b. YaΩy®
Usher, Abbott Payson 20 n., 22 n.
SACHBEGRIFFE UND ORTSNAMEN 219

II. Sachbegriffe und Ortsnamen B

Bagdad (Ba∫d®d) 65, 66, 67


A – ‘A bakra («Rolle», Flaschenzug) 42 n.
balista de torno (qaus bi-l-laulab) 94
Accon s. Akkon Ballista (Tripelarmbrust) 114
Ägypten 7, 16, 94, 179, 182, 201 Ballistischer Gradmesser (m¬z®n al-qar¬b wa-l-ba‘¬d) an
«Ägyptische Schraube» (Schraubenpumpe) 16-18 Gegengewichtsbliden 134
Äols- oder Windball (aeolipila) 103 Ballistisches Nivelliergerät (m¬z®n al-ar¥) an der großen
Äquator des Gleichgewichts (am Aräometer) 13 Gegengewichtsblide 108, 135
AΩmad ∞®h-Moschee (Divriªi) 70 b®r‚d (Schießpulver) 99, 105
Akademie s. Madrasa B®yez¬d-Moschee (√stanbul) 80
Akkon, Accon, Acre (‘Akk®) 94, 97 Becher, Fußbecher (3./9.-5./11. Jh., N¬·®p‚r) 158
al-®la allat¬ tuzammiru bi-nafsih® («von selbst spielen- Becher, Meßbecher (3./9.-4./10. Jh.?, N¬·®p‚r?) 164
des Blasinstrument» von den Ban‚ M‚s®) 30 Befestigungstürme 136
Alexandria 12, 102 Beistelltisch aus zwei Glasplatten gehalten von einem
Alhambra 183 Messinggestell (Ph.-J. Brocard, Paris 1876) 191
alphasat (= vermutlich az-zaΩΩ®fa) 138 Berlin 188, 198, 203
Anatolien, antike Objekte 141, 143, 152, 156, 162 Bibliothèque nationale, Paris 23
Amorium (bei Ankara) 93, 137 bilancetta (Pyknometer, benutzt von Galilei) 11
‘am‚d (drehbarer Balken an der Hebelwaage) 3 al-B¬m®rist®n an-N‚r¬ s. N‚radd¬n-Krankenhaus
Amulett (3./9.-6./12. Jh.?, N¬·®p‚r?) 170 «Biologische» Granate 120
Angelhaken (frühislamisch, Südiran) 153 Blaue Moschee s. Sulfl®n AΩmed-Moschee
Anlage zum Heben von Wasser aus stehenden Gewäs- Blei 9
sern mit einem Zugtier (Göpelwerk) nach al-©azar¬ Blide (Ibn al-øafl¬b) 101
25-26 Blide, arabische Gegengewichtsblide in abendländischer
Antike Objekte (aus Metall, Glas, Keramik, Holz und Überlieferung 115
Stein) 141-176 Blide, ballistischer Gradmesser (m¬z®n al-qar¬b wa-l-
‘araba (Schiffsmühle) 30 ba‘¬d) an Gegengewichtsbliden 134
Arabesken (Motiv auf einer Vase) 187 Blide, ballistisches Nivelliergerät (m¬z®n al-ar¥) an der
Arabische Schrift als Dekor auf europäischer Keramik großen Gegengewichtsblide 108, 135
178 Blide, europäische Bliden (K. Kyeser) 116-118
Aräometer (zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes Blide, Gegengewichtsblide 94, 96-98
von Flüssigkeiten) 12-14 Blide, Gegengewichtsblide mit Armbrust 112
«Archimedische Schnecke» (cochlea, Schraubenpumpe) Blide, Gegengewichtsblide mit Pfeilschleuder 110-111
16 Blide, Gegengewichtsblide mit Entfernungsregler bei
Architektur 64-90 Leonardo da Vinci 98, 119
‘ar¬¥a (Querstück an der Waage von ‘AbdarraΩm®n al- Blide, Gegengewichtsblide bei az-Zardk®· 107
ø®zin¬) 6 Blide mit Granaten als Geschoß 127
Armbrust (‘arr®da) 94-96, 100, 112, 114, 127 Blide, qar®bu∫® («schwarzer Stier», große Gegenge-
Armbrust, Bügelstandarmbrust 95 wichtsblide) 97, 108-109
Armbrust, große Armbrust (qaus az-ziy®r) 94, 95 Blide, Zugkraftblide 106
Armbrust, Gegengewichtsblide mit Armbrust 112 Blide s. auch Steinwurfmaschine
Armbrust mit Granaten als Geschoß 127 Blumendekore der osmanischen Kunst 177, 191
Armbrust, Handarmbrust (qaus al-yad, Stegreif- Bogen, älteste Erwähnung eines stählernen Bogens in
armbrust) 94 Europa 96
Armbrust, Tripelarmbrust (Ballista) 114 Bogen, «indische Bogen» (qis¬y hind¬ya) 96
Armbrust, Windenarmbrust 94-96 Bogen, islamisch (Musée de l’Armée, Paris) 95-96
Armbrust bei Leonardo da Vinci 95 Bosporus 128
Armenküche (‘Im®rat angeschlossen an Moscheen) 74, Boteh-Muster (pers. b‚tah, Dekormotiv) 186
89 Brandtopf, Granate 120
‘arr®da s. Armbrust Bratenwender mit Dampf betrieben (nach Taq¬yadd¬n)
Asar Kale (Ruinenort bei Ankara) 137 n. 37-38
At Meydanı (Platz in √stanbul) 89 Bratenwender mit Heißluft betrieben (nach Taq¬yadd¬n)
Automat zum abwechselndem Spenden von heißem und 39
kaltem Wasser (nach den Ban‚ M‚s®) 49-50
2 2 0 I N D E X

Bratenwender mit Kurbel und Zahnradgetriebe (nach E


Taq¬yadd¬n) 40
Breta (Ort in Norditalien) 24 Edelsteine 9, 11
Bröhanmuseum, Berlin 203 Edirne 74, 76, 84
Bronze (◊ufr) 9 Eimerketten-Schöpfwerk s. Schöpfeimerkette
Buchstabenschloß s. Kombinationsschloß Eisen 9, 10
b‚selik (Maq®m) 75 Emailglas 181
Byzanz 76 Entfernungsregler 119, 134
Epitaphe der Türbe des ⁄ehz®de MeΩmed 78
Europa 17, 22, 34, 61, 179, 199
C Europäisches Glas und Keramik in orientalisierendem
Stil 177-203
Canterbury 33 Ewiges Licht s. Gottesleuchte
caraboga (carabouhas, carabaccani, Blide) 97
ç®rg®h (Maq®m) 75
China, Gegengewichtsblide 97-98 F
China, Windmühle 34
China, Salpeter 99 Fáng-Chéng (Stadt in China) 97
Chlorit 104 Feuer als Hilfsmittel zum Wasserpumpen 36
cochlea (Schraubenpumpe) 16 Feuerlanze (Waffe) 133
Cristalleries de Sèvres 182 «Feuerrohr» (Waffe) 133
Feuerwaffe 94, 98-101
Feuerwerk 99
D Flasche (øor®s®n, 5./11.-6./12. Jh.) 165
Flasche, klein (øor®s®n, 3./9.-5./11. Jh.) 165
dabb®ba (Rammbock, beweglicher Geschützturm) 93, Flasche, klein (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 161
137, 138 Flasche, klein (Syrien, umaiyadisch?) 164
Damaskus (Dima·q) 20, 21, 68, 71, 102 Flammenwerfer (◊and‚q al-mu¿®safa bei az-Zardk®·)
Damaszenerstahl 96 124
Dampfkraft 37-38 Flaschenzug (an der Gegengewichtsblide mit Armbrust)
D®r a·-·if®’ s. Krankenhaus 112
daulab (Rad an der Windmühle) 33 Flaschenzug (an der großen Gegengewichtsblide) 97, 108
dauraq (Wasserkrug) 14 Flaschenzug nach Taq¬yadd¬n 42
David-Kollection, Kopenhagen 58 Fliesenfeld aus 4 Fliesen in Rahmen aus neuerer Zeit
daw®l¬b mutad®¿ilat al-asn®n (Zahnradgetriebe) 40, 41 (Minton, Hollins and Co., Stoke on Trent) 200
Dekorkunst, osmanisch 188 fuqq®‘a (Gefäß) 104
Dekormotive, osmanische 177 furq®‘a (Granatentyp) 105
Dekorstil im europäischen Kunstgewerbe 178
Delft 202
Den Haag 202 G–©–π
D¬n®r 6
Dirham 6 Gabel (sasanidisch oder umaiyadisch, Nordiran) 143
Divriªi 70 Gabelblattranken (Dekormotiv) 180, 185, 187, 193, 197,
Dochtzange (safawidisch, 11./17. Jh., Iran) 153 201
Donau 100 ™arr al-a˚q®l («Ziehen von Gewichten», Flaschenzug)
Doppelhenkelvase (Lobmeyer, Wien 1878) 188, 190 42 n.
Drehbank 13 Gasel (∫azal), Anfangsvers auf einer Schale 194
Druckausgleich, sensibler 51 Gegengewichtsblide s. Blide
düg®h (Maq®m) 75 Geisteskranke 69, 75
Dulcimer (◊anfl‚r) 75 Gemeentemuseum, Den Haag 202
Geschützturm, beweglicher bzw. fahrbarer Rammbock
(dabb®ba) 93, 137, 138
Gewehr 100
Gewerbemuseum der Landesgewerbeanstalt Bayern,
Nürnberg 182
Gewichte (antik) 156-157, 171
SACHBEGRIFFE UND ORTSNAMEN 221

Glas, europäisch in orientalisierendem Stil 177-203 I – ‘I


Glasarbeit, maml‚kisch 178
Glasproduzenten, europäische 179 ikr¬¿ (Röhrchen an der Granate) 120
Glasschneider (safawidisch, 11./17. Jh.) 151 ‘Im®rat s. Armenküche
Göpelwerk, durch Zugtier getrieben (nach al-©azar¬) Infinitesimale Betrachtungsweise 3
25-26 Isfahan (I◊fah®n), antike Objekte 154, 175, 175
Gold 9 I·kar (Huesca bei Granada) 101
Goldmalerei 179, 184 √stanbul bzw. Konstantinopel 18, 40, 76, 80, 88
Golfe-Juan (bei Cannes) 203 Italien 11, 96
Gottesleuchte (sir®™ All®h, Ewiges Licht, nach den ¡w®ne (Rundbogen-Hallen) 69, 74
Ban‚ M‚s®) 46-47 √znik-Keramik 191, 198, 199
Granada 101
Granate 101-105, 120-123
Granate mit chemischen Kampfstoffen 127 J
Greifbagger (zum Bergen von Gegenständen aus
Gewässern) 43-44 Jerusalem 102
Griechisches Feuer 94, 98, 102 Jugendstil 180, 199
Guebwiller 201 Juwelierswerkzeug (9.-12. Jh., N¬·®p‚r) 172
∫ur®b («Rabe», Ring an der Waage von ‘AbdarraΩm®n
al-ø®zin¬) 6
Gußformen (9.-12. Jh., N¬·®p‚r) 173, 174
K

Kairo 71, 102, 179, 185


H–º–ø Kanone (midfa‘, mikΩala) 100, 101, 131-132
Kanonenschlag 99
Ωabba (Gewichtseinheit) 6 g_límofti (qarasfl‚n) 3
Hagia Sofia 76 kar®s¬ taΩtah® ‘a™al (Räderlafetten) 137
al-Ωak¬m («der Richter» an der Waage von ‘AbdarraΩ- karr®z ·®m¬ («syrischer Krug»), Granate 103
m®n al-ø®zin¬) 6 K®·®n (im Iran) 205
ºam® (Stadt in Syrien) 101 Kelle und Haken (abbasidisch, Syrien 8-9. Jh.) 143
Handfeuerwaffe 133 Keramik, europäisch in orientalisierendem Stil 177-203
Handgranaten 101-105 Keramik, √znik-Keramik 191, 198, 199
Handkurbel (an einer Schöpfeimerkette) 22 Keramik, osmanisch 199
Harfe (çeng) 75 Keramik, persisch (iranisch) 177, 202
Hebel in Scherenform 35 Keramik, spanisch 185
Hebelgesetz 61 Keramikfliesen europäischer Firmen 177
Hebelwagen 3 Khalili-Sammlung, London 58
Hebevorrichtung, Greifbagger (zum Bergen von Gegen- kiz®n fuqq®‘ («Krüge») 105
ständen aus Gewässern) 43-44 Kochsalz 99
Hebewerk mit Zahnradgetriebe 41 Köln 198
Heißluftturbine 39 Kohle 99, 125
hind®m an-naffl (Waffe) 100 Kombinationsschloß (Buchstabenschloß, qufl yuqfalu
Historisches Museum, Moskau 102 ‘al® ◊and‚q bi-Ωur‚f i˚n® ‘a·ar min Ωur‚f al-mu‘-
Historismus (europäische Stilepoche) 178, 192, 199 ™am) von al-©azar¬ 56-58
¿iz®na («Magazin» an einer Waffe) 100 Konstantinopel s. √stanbul
Hochschule, Mustan◊ir¬ya-Hochschule in Bagdad 65-67 Kopenhagen 58
Hohlmaße, ägyptisch (ca. 19./20. Jh.) 15 Kosmetische Utensile (aus Anatolien, spätantik/byzanti-
øor®s®n, antike Objekte 144-145, 165, 171 nisch?) 141
øor®s®n, Tintenfaß 148 Krankenhäuser (architektonisch) 68-75
Hospitäler s. Krankenhäuser Krankenhaus (D®r a·-·if®’) von Sultan B®yez¬d II.
Hsi®ng-Yáng (Stadt in China) 97 (Edirne) 74-75
Huescar (I·kar bei Granada) 101 Krankenhaus, N‚radd¬n-Krankenhaus (Damaskus) 68-69
Humpen 192 Krankenhaus, Qal®w‚n-Krankenhaus (Kairo) 71-73
Krankenhaus der Prinzessin T‚r®n (Divriªi) 70
«Kranz des Hiero» (Krone des Hiero von Sizilien) 9
Kreuzzüge 126
2 2 2 I N D E X

Kriegslisten (Ωiyal) 93 man™an¬q, pl. man™®n¬q®t, man®™n¬q (Steinwurf-


Kriegsschiffe mit Sprensätzen 123 maschine, Blide) 93, 97, 98, 100, 137
Kriegstechnik 93-138 man™an¬q f®ris¬ («persische Gegengewichtsblide») 112
Krug mit zwei Gläsern (Lobmeyr, Wien um 1885) 195 man™an¬q ifran™¬ («europäische Wurfmaschine») 107
Krug, zylindrisch mit Henkel (Lobmeyer, Wien um man™an¬q sulfl®n¬ («Herrscherblide») 106
1875) 192 man™an¬q az-ziy®r 108, 110
Kunstgewerbemuseen, europäische 177, 179, 185 Man·a’at ∞ai¿ MuΩyidd¬n (Schöpfwerk in a◊-—®liΩ¬ya,
Kunstgewerbemuseum, Berlin 188 n., 198 Damaskus) 20-21
Kupfer 9 al-Man◊‚ra (Ort in Ägypten) 94, 102
al-M®rist®n al-kab¬r al-Man◊‚r¬ s. Qal®w‚n-Kranken-
haus
L marm® (Maueröffnungen in Form von Schießscharten
an der Windmühle) 33
Lampe (frühislamisch, Westanatolien) 162 ma·‘al n®r 102
Lampe (umaiyadisch, Syrien) 158 Mausoleum s. Türbe
Lampe, Hängelampe (umaiyadisch?, Syrien) 163 Meandermotiv (auf einer Vase, um 1880) 193
Langhalsvasen (Lobmeyr, Wien, Ende 19. Jh.) 178, 197 Medizinische Instrumente (antik, Anatolien, Persien,
Langhalsvasen aus China 197 Syrien) 143
Langhalsvasen, mamlukisch (14. Jh.) 181 Medizinische Instrumente (umaiyadisch-
laulab (Winde an der Armbrust) 94 frühabbasidisch, 2./8.-3./9. Jh.) 142
Laute (‘‚d) 75 Medrese s. Madrasa
Ledermodel (9.-12. Jh., N¬·®p‚r) 172 Messing (·abah) 9
Leuchte, die auch bei heftigem Wind nicht erlischt Meßinstrumente 3-14
(nach den Ban‚ M‚s®) 45 Metalle 6, 9, 11
Leuchte, Gottesleuchte (sir®™ All®h nach den Ban‚ Metallarbeiten, syrische 184
M‚s®) 46-47 Metropolitan Museum, New York 185 n.
Leuchtturm von Alexandria 102 Meudon (Ort bei Paris) 182, 182 n.
Limoges 183 midfa‘ s. Kanone
Löffel, flach (øor®s®n 11.-15. Jh.) 144 miΩbara (Tintenfäßchen, sal™‚qisch 6./12. Jh.) 148
Löffel, flach (sasanidisch oder umaiyadisch 7.-8. Jh., miΩwar (Achse an der Hebelwaage) 3
fiabarist®n) 146 mikΩala s. Kanone
Löffel, tief (øor®s®n 11.-15. Jh.) 145 miqy®s al-m®’¬y®t fi ˚-˚iq®l wa-l-¿iffa (Aräometer zur
London 7, 58, 203 Bestimmung des spezifischen Gewichtes von Flüssig-
Lot mit Spule (seldschukisch 12. Jh., Ostanatolien) 152 keiten) 12-14
Lungenkreislauf 73 mi˚q®l (Gewichtseinheit) 6, 10, 14
m¬z®n al-ar¥ (ballistisches Nivelliergerät an der großen
Gegengewichtsblide) 108, 135
M m¬z®n Ar·im¬dis 4
m¬z®n al-Ωikma («Waage der Weisheit», vollendet von
Maastricht 58 ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 3-4, 5-6
Madfaa (Feuerwaffe) 133 m¬z®n al-Ωikma (‹Waage der Weisheit›, entwickelt von
Madrasa (Akademie) am Krankenhaus von Sultan Ab‚ º®tim al-Isfiz®r¬) 5
B®yez¬d II. (Edirne) 74 m¬z®n al-qar¬b wa-l-ba‘¬d (ballistischer Gradmesser an
Madrasa (Akademie) am Qal®w‚n-Krankenhaus (Kairo) Gegengewichtsbliden) 134
71, 72, 73 m¬z®n flab¬‘¬ (‹physikalische Waage› bei Ab‚ Bakr ar-
Madrasa (Medrese) an der ⁄ehz®de-Moschee (Istanbul) R®z¬) 4
78 Mörser (ägyptisch, spätes 20. Jh.) 149
Madrasa (Medrese) an der Sulfl®n AΩmed-Moschee Mörser (osmanisch, 18. Jh.?) 147
(Blaue Moschee, Istanbul) 89 Mörser (sal™‚qisch, N¬·®p‚r) 147
Madrasa s. Mustan◊ir¬ya-Hochschule Model (18. Jh., ∞¬r®z) 174
Mailand 24, 38 Momentberechnung 61
Makamen (Maqam®t, musikalische Modi) 75 Mongolen in Ba∫d®d (1258) 65, 67
Maml‚kische Kunst 201 Moschee 76-90
Maml‚kische Langhalsvasen 181 Moschee, AΩmad ∞®h-Moschee (Divriªi) 70
Maml‚kische Metall- und Glasarbeiten 185 Moschee, B®yez¬d-Moschee (√stanbul) 80
Maml‚kische Moscheeampeln 179 Moschee, ⁄ehz®de-Moschee (√stanbul) 76-79
SACHBEGRIFFE UND ORTSNAMEN 223

Moschee, Sel¬m¬ye-Moschee (Selimiye Camii, Edirne) O


84-87
Moschee, Süleym®n¬ye-Moschee (Süleymaniye Camii, Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien
√stanbul) 80-83 180, 181, 184, 184 n., 185, 186 n., 188 n., 197
Moschee, Sulfl®n AΩmed-Moschee (Blaue Moschee, onager (römische Wurfmaschine) 115
√stanbul) 88-90 Osmanische Dekorkunst 188, 199
Moscheeampeln, ägyptisch 179 Osmanische Fliesenkeramik 199
Moskau 102 Osmanische Sultane 177
Mosul 30
mu™annaΩ («geflügelt», Schale an der Waage von
‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 6 P
munaqqal («verschiebbar», Schale an der Waage von
‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 6 Paddelrad (an der Schöpfeimerkette) 20
Muqarna◊ (in der Architektur) 69 Palmettblüten (Dekor auf einem Teller) 184
Musée de l’Armée (Hôtel National des Invalides) in Panflöte (m‚s¬q®r) 75
Paris 95, 96 Panzerwagen mit Rammbock (zaΩΩ®fa) 93, 137-138
Musée de Cluny, Paris 185 n. Parfum 103
Musée du Louvre, Paris 203 Paris 95, 96, 179, 182 n., 183, 185 n., 201, 203 n.
Musée Florial, Guebwiller 201 Pavia 17
Musée National Adrien Dubouché, Limoges 183 Pech 99
Museo Nazionale della Scienza e della Tecnica, Mai- Perpetuum mobile 60-61
land 38 Persien, Windmühlen 32
Museum für Angewandte Kunst, Köln 198 Persisch-indische Kunst 191
Museum für islamische Kultur und Kunst, Ba∫d®d 67 Petersdorf (in Schlesien) 180, 189
Musiktherapie bei Geisteskranken 75 Petraria 96
Mustan◊ir¬ya-Hochschule (al-Madrasa al-Mustan◊ir¬ya) Petroleum s. Naphta
in Ba∫d®d 65 phao (Blide, aus dem arabisch-islamischen
Kulturraum in China eingeführt) 97
Physik 3-61
N «Physikalische Waage» (m¬z®n flab¬‘¬, bei Ab‚ Bakr ar-
R®z¬) 4
Nadel (medizinisches Instrument, umaiyadisch- Pigmentnapf (3./9.-4./10. Jh., N¬·®p‚r) 166
frühabbasidisch, 2./8.-3./9. Jh.) 142 Pinzetten (umaiyadisch-frühabbasidisch) 142
Näpfchen (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 161 Pinzetten (N¬·®p‚r, 5./11.-6./12 Jh.) 142
Nancy 180 Platte «im arabischen Stil» (Lobmeyr, Wien 1878) 185
Naphta (naffl), Petroleum 98, 99, 101, 125 Pokalglas (Pfulb & Pottier 1877) 178, 183
Naphtalampen an einer Vorrichtung zum Heben des Pompeji 17
Wassers 36 Projektile, Gußformen (3./9.-6./12. Jh., N¬·®p‚r?) 174
narm®‰a™ (Scharnier) 43 Proportionalität (Archimedes) 3
Nationalmuseum, Warschau 183 Pumpe mit sechs Kolben von Taq¬yadd¬n (1553) 28-29
n®‘‚ra (noria, Schöpfrad) 23 Pumpwerk, durch Wasserrad angetrieben nach al-©azar¬
Neh (Ort in S¬st®n) 34 27
Neorenaissance 196 Pumpwerk, durch Wasserrad angetrieben bei A. Ramelli
nev® (Maq®m) 75 29
New York 185 n. Pyknometer bei al-B¬r‚n¬ 10, 11
Nimrud (bei Ninive) 138 Pyknometer bei J. H. Geißler 11
Nishapur (N¬·®p‚r), antike Objekte 143, 147, 148, 158, Pyknometer bei W. Hornberg 11
159, 160, 161, 163, 164, 166, 170, 172, 173, 174 Pyramidenbau 17
Nivelliergerät (m¬z®n al-ar¥) an der großen Gegenge-
wichtsblide 108, 135
Nizza 183 Q
Nockenwelle 28
Nürnberg 180 qabb®n (Schnellwaage) 4 n.; s. auch Schnellwaage
Nürnberger Schere 35 Qal®w‚n-Krankenhaus (al-M®rist®n al-kab¬r al-Man-
N‚radd¬n-Krankenhaus (al-B¬m®rist®n an-N‚r¬) in ◊‚r¬) in Kairo 71-73
Damaskus 68-69 qar®bu∫®, caraboga («schwarzer Stier», Blide) 97
2 2 4 I N D E X

al-qarasfl‚n (römische Waage) 3 Schale (Th. Deck, Paris um 1870), flache quadratische
q®r‚ra («Krug») = Granate (bei ºasan ar-Ramm®Ω) Schale mit eingezogenen Ecken 199
103, 121 Schale (vermutlich Lobmeyer, Wien um 1880) 194
q®r‚rat naffl 102 Schalen (flach) mit breitem, abgeflachtem Rand (Th.
qa◊aba (drehbarer Balken an der Hebelwaage) 3 Deck, Paris um 1865) 201
qaus al-‘aqq®r (Windenarmbrust?) 94 Schalen, osmanisch 150
qaus bi-l-laulab (Windenarmbrust) 94, 113 Schalenrad 20
qaus al-yad (Handarmbrust) 94 Scharnier (narm®‰a™) 43
qaus az-ziy®r (große Armbrust) 94, 95 Schere (medizinisches Instrument, umaiyadisch-
qaus az-ziy®r bi-l-laulab (Wallarmbrust) 114 frühabbasidisch, 2./8.-3./9. Jh.) 142
qidr («Topf»), Granate 120 Schießpulver (b®r‚d) 94, 99, 100, 102, 105
al-qidr al-muntin li-l-mu¿®safa 127 Schiffsmühle (‘araba) 30-31
qis¬y hind¬ya («indische Bogen») 96 Schlangenbeschwörer an einem Unterhaltungs-
Quecksilber 9, 51, 61, 103, 104 automaten von al-Mur®d¬ 51-52
Quecksilberuhr, spanisch-arabisch 51 Schmiege (aus dem Ma∫rib) 152
qufl yuqfalu ‘al® ◊and‚q bi-Ωur‚f i˚n® ‘a·ar min Ωur‚f Schnellwaage (qabb®n) 3, 4 n.
al-mu‘™am (Buchstabenschloß von al-©azar¬) 56-58 Schöpfeimerkette 19-22
qund®q (Zielmechanismus an der Kanone) 131 Schöpfrad s. Tympanum
Quflb¬ya-Gebäude, Kairo 71 n. Schraubenpumpe 16-18
Schröpfköpfe (aus dem Ma∫rib) 152
Schröpfköpfe (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 159, 161
R «Schwarzer Stier» s. qar®bu∫®
Schwefel 98, 99, 125
raΩ® (Windmühle) 32-34 Science Museum, London 7
Rakete 99 seg®h (Maq®m) 75
Rakete, osmanisch 128-130 ⁄ehz®de-Moschee (√stanbul) 76-79
Rakete (afl-flaiy®r al-ma™n‚n bei ºasan ar-Ramm®Ω) Sel¬m¬ye-Moschee (Selimiye Camii, Edirne) 84-87
125-126 Sicherheitsschloß s. Buchstabenschloß
Rammbock, fahrbarer (dabb®ba) 93, 137, 138 Siegel (6./12. Jh.?, N¬·®p‚r?) 170
r®st (Makam) 75 Siegel (seldschukisch, 6./12. Jh., N¬·®p‚r) 151
rafll (Gewichtseinheit) 41 Siegel (13./19. Jh., øor®s®n) 171
Ringsteine (18.-19. Jh., Iran) 168 Siegel, Glas-Siegel (umaiyadisch etc.) 169
Römische Waage (qarasfl‚n) 3 Siegelringsteine (Zand/Q®™®r, Iran) 168
Rohrflöte (n®y) 75 Si™ilm®sa 100
Royales de Sèvres 182 Si™ist®n (S¬st®n, Nordostpersien) 32, 33, 34
Rückkopplungskontrolle 51 Silber 9
rumm®na (Laufgewicht an der Hebelwaage) 3 sir®™ All®h («Gottesleuchte», Ewiges Licht nach den
rumm®na saiy®ra, rumm®nat ta‘d¬l (Lauf- und Aus- Ban‚ M‚s®) 46-47
gleichsgewicht an der Waage von ‘AbdarraΩm®n al- ∞¬r®z 196
ø®zin¬) 6 S¬st®n s. Si™ist®n
Sivas 70
Spanisch-maurische Kunst 182, 183
S–∞–⁄–— Spatel (frühislamisch, Nordanatolien) 143
Spezifisches Gewicht, Bestimmung des spezifischen
·abah (Messing) 9 Gewichts 6, 9-14
a◊-—®liΩ¬ya (Stadtteil von Damaskus) 20 Spezifisches Gewicht von Flüssigkeiten
Salpeter 99, 100, 102, 125 Springbrunnen von al-©azar¬ 53-55
◊and‚q al-mu¿®safa (Flammenwerfer bei az-Zardk®·) St. Servaas, Maastricht 58
124 Stachelviola (kem®n) 75
s®qiya (Schöpfrad) 23 Stangengläser, syrische (7./13. Jh.) 183
Sarcocolla (Baumharz) 98 Steinwurfmaschine, Steinschleuder, Blide (man™an¬q)
Sasaniden, sasanidisches Persien 93, 94, 96 93, 97, 98
saflr al-‘adad al-mustaw¬ (am Aräometer) 13 Steinwurfmaschine der Griechen und Sasaniden 96
s®z-Motiv (osmanisch) 193 Stempel, Brandstempel des ägyptischen Ordnungsamtes
Schale (Ph.-J. Brocard, Meudon 1867) 182 15
SACHBEGRIFFE UND ORTSNAMEN 225

Stempel, Waren- oder Zollstempel (1725, Kirm®n·®h?)


176 U
Stempel, Zeugdruckstempel (19. Jh., Isfahan) 175
Sternflechtmedaillon auf Pokalglas (Pfulb & Pottier, Unendlich klein, Begriff des unendlich Kleinen 3
Paris und Nizza 1877) 183 Unterhaltungsautomat von al-Mur®d¬ 51-52
Sternmotiv (Dekor) 185
Stiftungsurkunde des Krankenhauses (D®r a·-·if®’) von
Sultan B®yez¬d II. (Edirne) 75 V
Stiftungsurkunden des Qal®w‚n-Krankenhauses (Kairo)
73 Vase (Ph.-J. Brocard, Paris 1869) 180
Stoke on Trent 200 Vase (Heckert, Petersdorf in Schlesien, 1879 bis um
Stuttgart 183 1900) 178, 189
Süleym®n¬ye-Moschee (Süleymaniye Camii, √stanbul) Vase (Lobmeyr, Wien um 1878) 187
80-83 Vase (Lobmeyr, Wien um 1880) 193
◊ufr (Bronze) 9 Vase in Form einer Moscheeampel (vermutlich franzö-
Sulfl®n AΩmed-Moschee (Blaue Moschee, √stanbul) 88-90 sisch, 2. Hälfte 19. Jh.) 179
S‚ng Dynastie 97 Vase in Form eines persischen oder syrischen Gieß-
s‚zin®k (Maq®m) 75 gefäßes (De Porceleyne Fles, Delft) 178, 202
Syrien 143, 182 Vase in Form eines Wasserbeckens (Clément Massier,
Syrische Stangengläser (13. Jh.) 183 Golf-Juan 1892) 203
Vase und Henkelkrug mit Goldnetzdekor (Lobmeyr,
Wien um 1875) 196
T–fi Vase, Paar gleicher Vasen (Lobmeyr, Wien Ende 19.
Jh.) 178, 197
fiabarist®n, antike Objekte 143, 146 Vase s. auch Doppelhenkelvase, Langhalsvase
afl-flaiy®r al-ma™n‚n (Torpedo oder Rakete bei ºasan ar- Ventil, kegelförmiges 51
Ramm®Ω) 125-126 Verzögerungssystem 51
Tarragona 33 Victoria und Albert Museum, London 203 n.
Technik 3-61 Vorrichtung zum Heben des Wassers mittels Feuer 36
Teller (Th. Deck, Paris um 1860/65) 178, 198 Vorrichtung zum Heben von Gegenständen aus Gewäs-
Teller (Lobmeyr, Wien 1878) 184 sern (Greifbagger) 43-44
Teller mit Boteh-Muster (Lobmeyr, Wien 1878/79) 186
«Testudo» (Schraubenpumpe bei K. Kyeser) 17
Tigris 30 W
Tintenfäßchen (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 162
Tintenfäßchen (miΩbara), seldschukisch (6./12. Jh.) 148 Waage, Waagen 3-14
Tintenfaß (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 163 Waage aus Ägypten (ca. 13./19.-14./20. Jh.) 7
Tintenfaß (N¬·®p‚r, 6./12.-7./13. Jh.) 167 Waage, Goldwaagen-Set (osmanisch?) 155
Torpedo (afl-flaiy®r al-ma™n‚n bei ºasan ar-Ramm®Ω) Waage, Goldwaagen-Set (q®™®risch, I◊fah®n) 154
125-126 Waage, numerische Bestimmungen des spezifischen
trebuchium (Gegengewichtsblide) 107 Gewichtes 9-11
Tretrad (an der Schraubenpumpe) 17 Waage, osmanisch (aus √stanbul) 8
Tretrad (an der großen Gegengewichtsblide) 108 Waage, «physikalische Waage» (m¬z®n flab¬‘¬ bei Ab‚
Trichter (frühabbasidisch, Syrien) 159 Bakr ar-R®z¬) 4
Trichter (3./9.-4./10. Jh., N¬·®p‚r) 160 «Waage der Weisheit» (m¬z®n al-Ωikma, vollendet von
Trinkgefäß, das Staunen erregt (nach den Ban‚ M‚s®) 48 ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 3-4, 5-6
Tripoli (Libanon) 102 «Waage der Weisheit» (m¬z®n al-Ωikma, entwickelt von
Türbe des ⁄ehz®de MeΩmed 78 Ab‚ º®tim al-Isfiz®r¬) 5
Türbe an der Sulfl®n AΩmed-Moschee (Blaue Moschee, Warschau 183
√stanbul) 89 Wasser, Beschaffenheit und Temperatur 10
Türbe des Sultans Süleym®n (√stanbul) 82 Wasserbecken (Iran, Ägypten) 203
Türschloß mit vier Riegeln (von al-©azar¬) 59 Wassermischer (Automat zum abwechselden Spenden
Tunca (Fluß) 74 von heißem und kaltem Wasser nach den Ban‚
t‚t¬y® (Zinkoxid) 148 M‚s®) 49-50
Tympanum (trommelartiges Schöpfrad) 23-24 Wasserrad 16, 20, 23, 24, 27, 28, 20
2 2 6 I N D E X

Wasserschöpfwerke bzw. -pumpen s. auch Gölpelwerk, Y


Pumpe, Pumpwerk, Schöpfeimerkette, Schrauben-
pumpe, Tympanum, Vorrichtung zum Heben des Yaz¬d (Fluß in Syrien) 20
Wassers Yeni Cami, √stanbul 177
Weinstein 98
Weltausstellungen 177, 181, 203
Wien 179, 180, 181, 184, 184 n., 185, 190, 192, 193,
Z
194, 195, 196, 197
Windenarmbrust (qaus bi-l-laulab) 94-96, 113
Windmühle (raΩ®, pl. arΩ®) 32-34 zaΩΩ®fa (Panzerwagen mit Rammbock) 93, 137-138
Windmühle, Abbildung im Canterbury Psalter (1270) Zahnradgetriebe (daw®l¬b mutad®¿ilat al-asn®n) 40, 41
33 Zangen, medizinisch (N¬·®p‚r, 5./11.-6./12 Jh.) 142
Windmühle, Abbildung bei al-Dima·q¬ 33 Zangen, zahnmedizinisch 153
Windmühle, Abbildung bei Veranzio 34 zeng‚le (Maq®m) 75
Winkelmesser (an der großen Gegengewichtsblide) 108 Zinn 9
Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart 183 az-ziy®r (Blide) 110
Zündstahle (zum Funken Schlagen, ◊afawidisch 11./17.
Jh.) 151
Zugkraftblide s. Blide
Zylindrischer Flaschenzug (nach Taq¬yadd¬n) 42

III. B ü c h e r t i t e l C

Codex Atlanticus (Leonardo da Vinci) 39

A – ‘A
D
al-§la allat¬ tuzammiru bi-nafsih® (Ban‚ M‚s®) 30
K. al-‘Amal bi-n-n®r wa-n-naffl wa-z-zarr®q®t fi l-Ωur‚b K. ad-Dabb®b®t wa-l-man™an¬q®t wa-l-Ωiyal wa-l-
(anon.) 93 mak®yid (anon.) 93
al-An¬q fi l-man®™n¬q (Ibn Aranbu∫® az-Zardk®·) 97, De architectura (Vitruvius) 16, 17, 19
100, 106, 107, 108, 110, 111, 113, 120, 124, 127, De ingeneis (Mariano Taccola) 31, 61
131, 132. 134, 135, 136, 137, 138 De re metallica (Georgius Agricola) 22
K. al-Asr®r f¬ nat®’i™ al-afk®r (al-Mur®d¬) 51, 52 De nobilitatibus sapientiis et prudenciis regum (Walter
of Milimete) 132
De subtilitate (Geronimo Cardano) 17
B Le diverse ed artificios machine (Agostino Ramelli) 29

Bellicorum instrumentorum liber (Giovanni Fontana)


55, 126, 138 F
Bellifortis (Konrad Kyeser) 17, 115, 116, 117, 118, 126
Bibliotheca historica (Diodorus Siculus) 16 Fihrist (Ibn an-Nad¬m) 93
La Bilancetta (Galileo Galilei) 11 K. al-Fur‚s¬ya wa-l-man®sib al-Ωarb¬ya oder K. al-
Fur‚s¬ya f¬ rasm al-™ih®d (ºasan ar-Ramm®Ω) 97,
99, 103, 105, 109, 121, 123, 125, 127
B Ü C H E R T I T E L 227

G–© N

al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal an-n® fi‘ f¬ ◊in®‘at al- Nu¿bat ad-dahr f¬ ‘a™®’ib al-barr wa-l-baΩr (∞amsadd¬n
Ωiyal (al-©azar¬) 20, 25, 26, 27, 53, 54, 56, 57, 58 ad-Dima·q¬) 33
al-©®mi‘ li-mufrad®t al-adwiya wa-l-a∫‰iya (Ibn al- Nuzhat al-muqlatain f¬ a¿b®r ad-daulatain (Ibn afl-
Baifl®r) 99 fiuwair) 94 n.
©®mi‘ at-taw®r¬¿ (Ra·¬dadd¬n Fa¥lall®h) 109
Geographica (Strabo) 16, 17
P

H Psalmenbuch (Canterbury 1270) 33, 34

Histoire du roy saint Loys (Jean de Joinville) 94 n.


K. al-ºiyal (Ban‚ M‚s®) 43, 45, 46, 47, 48, 49 Q

K. al-Qarasfl‚n (˘®bit b. Qurra) 3


I – ‘I

al-IΩ®fla f¬ a¿b®r πarn®fla (Ibn al-øafl¬b) 101 R


Ir·®d ‰awi l-‘irf®n il® ◊in®‘at al-qabb®n (Ab‚ º®tim al-
Mu˙affar b. Ism®‘¬l al-Isfiz®r¬) 5 ar-Rau¥ al-mi‘fl®r f¬ ¿abar al-aqfl®r (al-ºimyar¬) 33
ar-RiΩla (Ibn ©ubair) 68

K
S
Kanz al-aflibb®’ s. K. al-Muqaddim®t
SeyâΩatnâme (Evliy® Çeleb¬) 75, 128
K. as-Sul‚k li-ma‘rifat duwal al-mul‚k (al-Maqr¬z¬) 97 n.
L

Liber ignium ad comburendos hostes (Marcus Græcus?) T–fi


98, 99
Tab◊irat arb®b al-alb®b f¬ kaif¬yat an-na™®t fi l-Ωur‚b
(Mur¥® afl-fiars‚s¬) 94, 95, 97 n., 111, 112, 113, 114
M Ta’r¬¿ (Ibn øald‚n) 100 n.
Ta’r¬¿ Ωukam®’ al-isl®m (al-Baihaq¬) 5 n.
Machinæ novæ (Fausto Veranzio) 31, 34 Ta’r¬¿ ar-rusul wa-l-mul‚k (afl-fiabar¬) 32 n., 137 n.
Le machine (Giovanni Branca) 38 afl-fiuruq as-san¬ya fi l-®l®t ar-r‚Ω®n¬ya (Taq¬yadd¬n)
al-Ma¿z‚n f¬ ™am¬‘ al-fun‚n (anon., 8./14. Jh.?) 100, 28, 37, 41, 42
121, 133
al-Maq®m®t (al-ºar¬r¬) 23, 24, 65, 159
al-Maw®‘i˙ wa-l-i‘tib®r bi-‰ikr al-¿iflafl wa-l-®˚®r (al- U
Maqr¬z¬) 71 n., 72 n., 94 n., 102
M¬z®n al-Ωikma (al-ø®zin¬) 3, 4 n., 6, 10 n., 12, 12 n., Umm al-∫az® (‘Al¬ §∫®) 129
13 n., 14 n. ‘Uy‚n al-anb®’ f¬ flabaq®t al-aflibb®’ (Ibn Ab¬ U◊aibi‘a)
al-Mu¿tara‘ fi fun‚n a◊-◊una‘ (al-Mu˙affar Y‚suf b. 100
‘Umar) 105 al-‘Uy‚n wa-l-Ωad®’iq f¬ a¿b®r al-Ωaq®’iq (anon.) 98 n.
K. al-Muqaddim®t oder Kanz al-aflibb®’ (Ibn
Ba¿tawaih) 100
Mur‚™ a‰-‰ahab wa-ma‘®din al-™auhar (al-Mas‘‚d¬)
32 n.

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