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Freiarbeit (FA)

Aus: Peterssen, Wilhelm H. “Methoden Lexikon”. In: Friedrich Jahresheft 1997, S.123

FA stellt die zur Zeit wohl konsequenteste Verwirklichung diffenzierenden Unterrichts dar.
Seit ihrem verstärkten Eingang in den Grundschulunterricht in den 80 er Jahren breitet sie
sich derzeit auch in der Sekundarstufe I aus. Ihre historischen Wurzeln hat sie in einzelnen
Bestrebungen der Reformpädagogik, vor allem in den Ansätzen zu selbsständigem und
ungezwungenen Lernen bei Montessori, Petersen und Freinet. Aber so wie alle Erziehung
wird auch FA letzten Endes mit dem erzieherischen Grunddilemma nur streckenweise fertig.
Frei ist das Lernen für Schüler bloß in einzelnen Dimensionen, ansonsten aber wie üblich
durch Lehrer vorgeordnet.
In vorgeordneten Bahnen – Zeitabschnitte sind gesteckt, Themen in Materialien aufbereitet,
Anweisungen indirekt ausgelegt - lernen Schüler frei bloß in zweifacher Hinsicht;
a) Sie können sich dem sie interessierenden (Teil)-Thema zuwenden,
b) sie können so lange bei dem Thema verweilen wie sie möchten.
Im Grunde genommen läßt man Schüler bei FA an einer längeren als der üblicherweise recht
kurzen Leine lernen, indem die pädagogischen und diaktischen Absichten nicht direkt ins
Gesicht gesprochen, sondern in Lernmaterialien verpackt werden, aus denen Schüler sie
selber wieder auspacken dürfen (Leittext-Lernen).
Das erweckt in Schülern offensichtlich nicht nur ein Empfinden grösserer Freiheit, sondern
fördert in der Tat ihre methodische Eigenständigkeit. Für Lehrer erhält die Materialauswahl
und –aufbereitung größte Bedeutung; es muß nicht nur kindgerecht und aufforderungsstark
sein (Montessori), sondern Lernenden die pädagogische und didaktischen Absicht völlig
eindeutig vermitteln (Petersen: mit eindeutig didaktischer Absicht aufgeladen), wenn es nicht
nur zeitweise freies, sondern auch effizientes Lernen bewirken soll. Lehrer haben FA
sorgfältig und langfritig vorzubereiten: Schüler müssen zunächst lernen, frei und selbstständig
mit Materialien umgehen zu können, sonst bleiben die wegen ihrer Herkunft zu freier Arbeit
noch nicht fähigen Schüler von den Vorteilen ausgeschlossen. Eltern, Kollegen und
Schulleiter müssen rechtzeitig informiert sein, um keinen unvorhergesehenen Reibungsverlust
erleben zu müssen.
FA fordert in der Regel auch eine Umgestaltung des Klassenzimmers in eine Lern-
Umgebung, wobei im Raum einzelne Zonen eingerichtet werden, z.B. eine Ruhezone, eine
Intensivzone und eben auch eine Zone, wo Schüler sich mit Lernmaterialien versorgen und
die darin beschlossenen Aufgaben lösen können. FA ist organisatorisch in die
Wochenplanarbeit einzuordnen. Eine variirerende Form ist u.a. Stationenlernen.
Methodisch zeitgerecht gestalteter Unterricht kann auf FA nicht verzichten.

Quellen:

Kayser, A/ Schäkel, L: “Kinder und Lehrer lernen: Freie Arbeit”,Bielefeld 1989,

Potthoff, W. Grundlagen und Praxis der Freiarbeit, Freiburg, 1992


STATIONENLERNEN/Handelndes Lernen an Übungsstationen
Aus: Peterssen, Wilhelm H. “Methoden Lexikon”. In: Friedrich Jahresheft 1997, S.120-128

Stationenlernen (StL) (S.128)


Stationenlernen ist eine Form von Freiarbeit. Um effiziente Feiarbeit starker als bloß durch
Materialien abzusichern, werden die vorbereiteten Aufgaben und Materialien zusätzlich noch
zu einzelnen Stationen gebündelt, die im Klassenraum verteilt sind, statt als eine einheitliche
FA-Zone angeboten zu werden. Ein übersichtliches Thema muss sich ohne Verlust an
Ganzheitlichkeit in einzelne curriculare Unter-Einheiten zerlegen lassen. Diesen werden
Aufgaben zugeordnet, die von Schülern selbstständig mit bereitgestelltem Material gelöst
werden können. Erst der 4. Durchgang durch alle Stationen gewährleitet den erwünschten
fachlichen Lernerfolg. Die Reihenfolge des Durchgangs und die Verweildauer an den
Stationen regeln Schüler selber. Ihren Lernverlauf halten sie auf vorher ausgegebenen
Laufkarten fest, wobei Lehrer schwächeren Schülern darauf sogar Verlaufsfolgen oder
wenigstens – hinweise geben dürfen.
Eine besondere Form der Lernstation stellen Lernzirkel– und –straßen dar. Sie verlangen
oftmals stärker als das Stationenlernen die Einhaltung einer bestimmten Folge bei der
Bearbeitung der im Klassenraum verteilten Einzelaufgaben, vor allem aber die
Vollständigkeit der Zirkel- bzw. –Straßen-Durchlaufs.
Lehrer ziehen FA in festen Zonen dem StL vor, weil es übermäßige Unruhe in Lerngruppen
bringt. Als Ausweg bietet sie teilthematisch zusammengestellte Aufgaben an, die dann aber
an den angestammtem Einzel- oder Gruppenarbeitsplätzen gelöst werden können, wo Schüler
auch ihre Arbeitsmittel usw. zur Verfügung haben.

Quellen:

Krebs. H/Faust-Siehl/G. (Hrsg.) Lernzirkel im Unterricht der Grundschule, Freiburg 1993;

Faust-Siehl, G. “Lernen an Stationen, in: “Grundschule, 1989, H.3, S. 22ff

Wallaschek, U. “Individuelles Arbeiten und Üben im Lernzirkel, In: Grundschule, 1989, H.2, S. 56ff

Stationenlernen

1. Schritt: L. bringt Karten für je eine Gruppe mit, auf denen Aufträge formuliert sind, die zu
Aufgabenstellungen anregen. Z.B.: "Lösche aus einem Text an 6 zentralen Stellen (mit Tip-
Ex) die Attribute. Gib diese Attribute unten an und lasse einsetzen. Schreibe ein
Lösungsblatt".
2. Schritt: S. formulieren die Aufgaben (PA oder GA). Z.B.: "Setze in die 6 Lücken die unten
aufgeführten Attribute ein. Achte darauf, dass sie in den Kontext passen." Die
Aufgabenkarten werden auf Stationstische verteilt.
3. Schritt: Die Lerngruppe kann individuell oder in PA die Aufgaben an den Übungsstationen
bearbeiten. (Differenzierung möglich)
4. Schritt: Selbstkontrolle an einem Kontrolltisch; evtl. mit Punkteverteilung

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