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Prof. Dr.

Kersten Kellermann

Einführung Volkswirtschaftslehre 101

Thema: 10 volkswirtschaftliche Regeln

Lektüre
Lesen Sie zunächst sorgfältig Abschnitt 1 in N. Gregory Mankiw and Mark P. Taylor (2018)
«Grundzüge der Volkswirtschaftslehre».

Arbeitsblatt 1

Bewerten Sie die folgenden Aussagen auf Richtigkeit. Entscheiden Sie, ob die Aussagen „richtig“
oder „falsch“ sind. Markieren Sie Ihre Einschätzung mit einem Kreuz

1. Eine Volkswirtschaft … Richtig Falsch


X
a) … wird auch als Nationalstaat bezeichnet.
X
b) … kann auch durch eine Stadt wie Hamburg oder Berlin repräsentiert
werden.
X
c) … umfasst ausschließlich die Produktionsaktivitäten der Unternehmen
X
d) …. umfasst die Gesamtheit der wirtschaftlichen Einrichtungen und
Aktivitäten der Einwohner eines unter weitgehend einheitlicher Rechts-
und Wirtschaftsordnung stehenden Gebietes.
X
e) … ist umso aktiver, je mehr Güter gleichzeitig verkauft und gekauft
werden.

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2. Die Lehre von der Volkswirtschaft Richtig Falsch


X
a) Volkswirtschaftslehre ist die Wissenschaft, die menschliches Verhalten
als Beziehung zwischen vorgegebenen Zielen und knappen Mitteln
untersucht.
X
b) Knappheit resultiert aus dem begrenzten Vorhandensein von
menschlichen Wünsche und Bedürfnisse.
X
c) Knappheit bewirkt, dass nicht alle Wünsche und Bedürfnisse der
Menschen befriedigt werden können.
X
d) Volkswirtschaften mit hohem Lebensstandard haben das
Knappheitsproblem überwunden.
X
e) Die knappen Ressourcen, die einer Volkswirtschaft zur Verfügung
stehen, um Waren und Dienstleistungen zu produzieren, sollten so
eingesetzt werden, dass die natürliche Umwelt umfassend geschont
wird.

3. Individuum Richtig Falsch


X
a) Ein bestimmtes Individuum übernimmt im Wirtschaftsleben entweder
die Rolle des Unternehmers oder die Rolle des Konsumenten.
X
b) Die auf volkswirtschaftlicher Ebene handelnde Einheiten sind
Institutionen, wie Gewerkschaften, Unternehmensverbände, Konzerne,
öffentliche Haushalte usw..
X
c) Der Methodologische Individualismus besagt, dass soziale Vorgänge
(Mikroebene) im Handeln der einzelnen daran beteiligten Personen
(Makroebene) ihre kausale Begründung finden.
X
d) Die Mikroökonomik befasst sich mit Wahlhandlungen von Haushalten,
wohingegen die Makroökonomie die Wahlhandlungen von
Unternehmen betrachtet.
X
e) Die Makroökonomie befasst sich mit gesamtwirtschaftlichen Größen,
die nach institutionellen Gesichtspunkten in Wirtschaftssektoren (z.B.
Haushaltssektor, Unternehmenssektor) oder Aggregate (z.B.
Bruttoinlandsprodukt, Investitionen) gegliedert sind.

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4. Das Allokationsproblem lässt sich durch folgende Fragen beschreiben:


Was wird produziert?
a) 1. Frage
Für die Produktion welcher Güter und Dienstleistungen werden die knappen
Ressourcen eingesetzt?

Wie wird produziert?


b) 2. Frage
Welche Ressourcen werden eingesetzt und wie werden diese kombiniert?

Für wen wird produziert (Verteilung)?


c) 3. Frage
Wie werden die produzierten Güter und Dienstleistungen auf die
Konsumenten oder Verbraucher verteilt?

5. Beschreiben Sie die beiden von Walter Eucken (1891-1950) archetypisch unterschiedenen
Wirtschaftssysteme:
Walter Eucken beschreibt die Zentralverwaltungswirtschaft
a) Zentralverwaltungswirtschaft
als Gegenmodell zur Marktwirtschaft. Die
Zentralverwaltungswirtschaften wird manchmal als
kommunistische Systeme oder Befehlswirtschaften
bezeichnet. Zentralplaner steuern die Wirtschaftstätigkeit
und beantworten die drei zentralen Fragen des
ökonomischen Problems. Die Theorie hinter der
Zentralplanung ist, dass der Staat die wirtschaftliche
Tätigkeit in einer Weise organisieren kann, die zu einer
gerechteren Verteilungssituation führt. Heute haben die
meisten Länder wie Russland, Polen, Angola, Mosambik
und die Demokratische Republik Kongo, die früher
Zentralverwaltungswirtschaften waren, dieses System
aufgegeben und entwickeln nun stärker marktbasierte
Wirtschaften.
Die Rolle von Märkten ist in einem kapitalistischen System
b) Marktwirtschaft
zentral. In einer Marktwirtschaft werden die drei
Grundfragen des ökonomischen Problems durch
dezentralisierte Entscheidungen (dezentrale Einzelpläne)
vieler Unternehmen und Haushalte beantwortet.
Diese Unternehmen und Haushalte interagieren im Markt,
auf dem Preise und Eigennutz ihre Entscheidungen lenken.
Idealerweise herrscht auf den Märkten unbeschränkter
Markteintritt und vollständige Konkurrenz, d.h. auf
zahlreichen Märkten tauschen viele Käufer und Verkäufer
ihre Güter. Dadurch entsteht Wettbewerb.
Marktwirtschaften haben sich in der Vergangenheit als
bemerkenswert erfolgreich erwiesen. In einer reinen
Marktwirtschaft (ohne Staatseingriffe) betrachtet keine
zentrale Instanz das ökonomische Wohlergehen der
Gesellschaft als Ganzes. Freie Märkte organisieren die

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Wirtschaftstätigkeit in beachtlich effizienter Weise. Märkte


sind jedoch nicht immer perfekt. Es kommt zu
Marktunvollkommenheiten, die staatliche Interventionen
rechtfertigen.

6. Beschreiben Sie die drei klassischen Zielkonflikte:


Die klassische Alternative lautet »Kanonen oder Butter«. Je mehr in
a) Kanonen und Butter
einer Volkswirtschaft für die nationale Verteidigung ausgeben
(»Kanonen«) wird, umso weniger kann für den Konsum der
privaten Haushalte und die Steigerung des Lebensstandards
aufwendet (»Butter«) werden. Theoretisch deutlich wird das an der
Produktionsmöglichkeitskurve. Historisch ging die
Industrialisierung der Sowjetunion auf Kosten der Landwirtschaft.

b) Wirtschaftswachstum Ebenfalls von Bedeutung ist in modernen Gesellschaften der


Zielkonflikt zwischen sauberer Umwelt und hohem
und Umweltschutz
Einkommensniveau. Gesetzliche Vorschriften, die Unternehmen zur
Verringerung der Luftverschmutzung verpflichten, erhöhen die
Produktionskosten für Waren und Dienstleistungen. Die höheren
Kosten führen bei den Unternehmen zu niedrigeren Gewinnen,
niedrigeren Löhnen, höheren Preisen oder zu Kombinationen dieser
drei Komponenten. Während also Vorschriften gegen
Luftverschmutzung uns den Nutzen einer sauberen Umwelt und
besserer Gesundheit bieten, »kosten« sie eine Reduzierung des
Einkommens der Unternehmenseigentümer und der Arbeitnehmer
und führen zu höheren Preisen.

c) Freizeit und Die Haushalte entscheiden, wie viel ihrer Zeit sie auf dem
Arbeitsmarkt anbieten. Es besteht ein Zielkonflikt oder Trade-off
Einkommen
zwischen Arbeit und Freizeit. Wenn Individuen die vollständige
Wahlfreiheit darüber haben, wie viel ihrer Arbeitskraft sie wann
anbieten wollen, werden die Alternativen Arbeit und Freizeit
marginal abgewogen. Je mehr Stunden sie arbeiten, umso weniger
Stunden haben sie Freizeitgestaltung. Bei der Abwägung zwischen
den beiden Alternativen Arbeit und Freizeit geht es um
Opportunitätskosten. Beträgt der Lohnsatz beispielsweise 15 Euro
pro Stunde, so belaufen sich die Opportunitätskosten einer Stunde
Freizeit genau auf diese 15 Euro. Bei einer Erhöhung des
Stundenlohns auf 20 Euro steigen auch die Opportunitätskosten der
Freizeit.
Aufgrund des beschränkten Zeitbudgets führt eine längere
Arbeitszeit zu einer Verringerung der Freizeit. Die Beschäftigten
beantworten also den Anstieg der Opportunitätskosten der Freizeit
damit, dass sie weniger Freizeit konsumieren.

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7. Welches sind die Opportunitätskosten eines Hochschulstudiums?


Die Opportunitätskosten einer Gütereinheit bestehen in dem, was man aufgibt, um die
gewünschte Gütereinheit zu bekommen. In Bezug auf das Studium bestehen die
Opportunitätskosten in der entgangenen Freizeit und dem entgangenen Einkommen.

8. Wie kann die gesetzliche Zahnarztversicherung in Deutschland dafür verantwortlich


gemacht werden, dass Deutsche schlechtere Zähne haben als Schweizerinnen, die nicht
versichert sind?
Der Grundsatz des Rationalverhaltens besagt, dass Menschen Entscheidungen treffen, indem sie
Kosten und Nutzen miteinander vergleichen. Ihr Verhalten verändern sie, wenn die Kosten und
Nutzen sich verändern. Menschen reagieren auf Anreize. Wenn ein Individuum die Kosten von
Zahnbehandlungen tragen muss, wird es darauf achten, seine Zähne gut zu pflegen. Die Zähne zu
pflegen, reduziert die Kosten. In der Schweiz lernen die Kinder daher bereits im Kindergarten,
wie man die Zähne richtig putzt. In Deutschland zahlen alle Menschen eine Versicherung. Die
Kosten einer Zahnbehandlung werden von der Versicherung getragen. Man hat damit einen
geringeren Anreiz, die Zähne optimal zu pflegen.

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9. Zeichnen und beschreiben Sie ein Kreislaufdiagramm der geschlossenen Volkswirtschaft


ohne Staat.

• Unternehmen
➢ produzieren und verkaufen Güter und Dienstleistungen
➢ kaufen und verwenden Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital)
• Haushalte
➢ kaufen und konsumieren Güter und Dienstleistungen
➢ besitzen und verkaufen Produktionsfaktoren
(Arbeit, Kapital)
• Produktionsfaktoren
➢ Inputs, die für die Produktion von Gütern und Dienstleistungen verwenden werden
➢ Land, Arbeit, Kapital

• Märkte für Güter und Dienstleistungen


➢ Unternehmen verkaufen
➢ Haushalte kaufen
• Märkte für Produktionsfaktoren
➢ Haushalte verkaufen
➢ Unternehmen kaufen

• Güterkreislauf: braune Pfeile, Güter werden gegen Arbeit getauscht.


• Geldkreislauf: grüner Pfeil, die Unternehmen bezahlen Arbeitseinkommen an die
Haushalte. Das Arbeitseinkommen wird auf den Gütermärkten für Güter ausgegeben und
fließt an die Unternehmen.

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10. Betrachten Sie eine Volkswirtschaft, die mit einer bestimmten Ackerlandfläche und
einer bestimmten Anzahl von Kühen Gemüse und Milch produziert.
a) Zeichnen Sie eine Produktionsmöglichkeitskurve (PMK).
b) Warum ist die PMK nach außen gebogen (konkav)?
c) Erläutern Sie das Konzept der «Effizienz» anhand der PMK.
d) Was geschieht mit der PMK, wenn eine Seuche die Hälfte der Kühe tötet?

a)

Gut 1 = Gemüse
Gut 2 = Milch

b) Die konkave PMK bedeutet, dass die Opportunitätskosten eines Gutes mit der produzierten
Menge steigen. Je mehr von einem Gut produziert wird, umso höher sind seine
Opportunitätskosten.
Dies gilt immer dann, wenn die Produktion eines Gutes abnehmende Grenzerträge aufweist.
Je mehr von einem Gut 1 produziert wird, umso mehr Produktionsfaktoren müssen eingesetzt
werden. Der Einsatz der Produktionsfaktoren steigt schneller als der Output von Gut 1. Das kann
auch für Gut 2 gelten.

c)

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d) In der Milchproduktion steht jetzt nur noch die Hälfte an Produktionsfaktoren (Kühe) zur
Produktion von Milch zur Verfügung. Milch = Gut 2.

Es kommt zur Verschiebung der PMK. Die PMK dreht sich nach innen und der Schnittpunkt mit
der X-Achse wandert in Richtung Nullpunkt. Es wird weniger Mich produziert. Jedoch sinkt die
Milchproduktion um weniger als 50%.

Die maximal produzierbare Menge an Gemüse bleibt gleich. Jedoch steigen die
Opportunitätskosten von Gemüse.

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Abb: Entwicklung Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Schweiz (Zeitraum: 1980 – 2019)


in Mrd. CHF, zu konstanten Preisen, reale nicht-additive Volumen (annual overlap, Referenzjahr 2015)

11. Beschreiben Sie die obige Abbildung. Welche Rückschlüsse erlaubt diese auf die
Entwicklung des Lebensstandards in der Schweiz?

Die Abbildung zeigt, dass sich das BIP in der Schweiz zwischen 1980 und 2019 real ungefähr
verdoppelt hat.
• Die Einwohnerzahl ist demgegenüber (mit ca. 36%) weniger stark angestiegen.
• Das BNE liegt in der Schweiz leicht über dem BIP.
Man kann also davon ausgehen, dass sich der Lebensstandard in den vergangenen vierzig Jahren in
der Schweiz deutlich erhöht hat.

• Naheliegend ist es, den Lebensstandard am Pro-Kopf-Einkommen zu messen.


• Der Lebensstandard steigt, wenn das Pro-Kopf-Einkommen steigt.
• Im Zeitablauf steigt der durchschnittliche Lebensstandard demnach, wenn das
Bruttonationaleinkommen (BNE) eines Landes schneller steigt als die Bevölkerung.
• Fast die gesamten Unterschiede in den Lebensstandards zwischen Ländern, kann auf
Unterschiede in der Arbeitsproduktivität zurückgeführt werden.
• Die Arbeitsproduktivität (AP) einer Volkswirtschaft bezeichnet den Wert der Güter und
Dienstleistungen, die in einer Arbeitsstunde produziert werden.
• AP2019 = BIP2019/Arbeitsstunden2019.

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