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dort ausliegenden Eintragungsexemplar Adamzik, Kirsten; Krause, Wolf-Dieter


für Rezensionen vormerken zu lassen, (Hrsg.):
dann wenden Sie sich bitte an Frau Text-Arbeiten. Textsorten im fremd-
Müller-Küppers, Mainz, die auch weiter- und muttersprachlichen Unterricht an
hin alle vorbereitenden, organisatori- Schule und Hochschule. Tübingen: Narr,
schen Arbeiten von Mainz aus betreut 2005 (Europäische Schriften zur Textlin-
und Rezensionswünsche entgegen- guistik 1). – ISBN 3-8233-6155-4. 240
nimmt. Seiten, € 49,00
Alle Fragen, die die Gestaltung der Ma- (Rossella Pugliese, Cosenza / Italien)
nuskripte betreffen, aber auch Rückmel-
dungen und Reaktionen zur vorliegen- Daß im Zentrum des Sprachunterrichts
den Kommentierten Auswahlbibliogra- immer Texte stehen und der Text als
phie richten Sie bitte an Herrn Lutz kommunikative Größe sowohl der Aus-
Köster, Bielefeld. gangspunkt als auch das Ziel des Sprach-
Zum Schluß sei noch den Verlagen für die unterrichts ist – das ist eine textlinguisti-
Bereitstellung von Rezensionsexempla- sche Einsicht, die auch Struktur und
ren gedankt. Ohne ihre Kooperation wäre Methodik gegenwärtiger Lehrwerke für
diese Ausgabe von Für Sie gelesen nicht DaF bestimmt. Allerdings haftet der Ap-
zustande gekommen. plikation der textlinguistischen For-
schung oft etwas Metaphorisches an, und
Bielefeld, im Februar 2007 das ist kein Wunder, ist die Welt der Texte
doch alles andere als übersichtlich: »Die
Dr. Lutz Köster etablierten Textsorten zählen sich nach
Tausenden, umfassen in der Regel di-
Kontaktadressen: verse Varianten, und doch sind nur we-
nige Texte hinreichend gekennzeichnet,
für Rezensionswünsche: wenn man sie einem dieser Muster zu-
Dr. Evelyn Müller-Küppers ordnen kann.« (Vorwort)
Johannes Gutenberg-Universität Mainz Ordnung in diese Unübersichtlichkeit zu
Sprachlehranlage bringen und dafür zu sorgen, daß die
Lehrgebiet Deutsch als Fremdsprache Ergebnisse ihrer Forschung in Bereichen
Postfach wie Textstruktur, Texttypologie und Text-
D-55099 Mainz semantik auch im didaktischen Kontext
E-Mail: kueppers@uni-mainz.de mit Gewinn verwendet werden können,
dieses Ziel setzen sich die Herausgeber
für alle übrigen Fragen und Kommen- des Bandes Text-Arbeiten. Textsorten im
tare: fremd- und muttersprachlichen Unterricht
Dr. Lutz Köster an Schule und Hochschule.
Universität Bielefeld Hervorgegangen aus der Potsdamer Ta-
Fakultät für Linguistik und Literaturwis- gung (2003) des Interessentenkreises Text-
senschaft und Gesprächssorten zum Thema »Text
Lehr- und Forschungsgebiet Deutsch als und Textsorten im Mutter- und Fremd-
Fremdsprache sprachenerwerb«, zielt er darauf ab, eine
Postfach 10 01 31 »applikative Textlinguistik« zu etablie-
D-33501 Bielefeld ren« (Vorwort) und so textlinguistische
E-Mail: lutz.koester@uni-bielefeld.de Forschungsergebnisse in der Fremdspra-
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chendidaktik wie auch im Fremdspra- über kulturelle Grenzen hinweg eine


chenunterricht zu verankern. Hilfe und kein Hindernis sein, professio-
Der Band versammelt zwölf Vorträge, die nelle Anwender ein Bewußtsein der Exi-
ein breites Spektrum umfassen, das von stenz und der Grenzen kultureller Nor-
»Textsorten in Rede- und Stillehrebü- men und vermeintlicher Stereotypen be-
chern des 18. Jahrhunderts« (Schmidt- nötigen.
Wächter) über »Textsortenspezifische Daß Märchen oft und gerne als Material
Merkmale und ihre Relevanz für Sprach- für den Fremdsprachenunterricht ge-
erwerbsprozesse (DaF)« (Feld-Knapp) nutzt werden, steht außer Frage. Venohr
bis hin zu allgemeinen Reflexionen über zeigt in ihrem Beitrag, daß trotz der
»Textsorten im Fremdsprachenunterricht zahlreichen Varianten dieser Textsorte
in Theorie und Praxis« (Adamzik) reicht. mit dem Märchen eine wenn nicht uni-
Gemeinsam ist allen Aufsätzen das Be- versale, so doch in sehr weitem Maße
mühen, sachlich relevante Perspektiven transkulturelle Textsorte gegeben ist und
für die systematische Arbeit an und mit so im Unterricht auf dem bereits beste-
fremden und eigenen Texten im Unter- henden Textsortenwissen aufgebaut wer-
richt zu gewinnen. Deswegen werden den kann.
auch Praktiker diesen Band trotz des Aus einer ähnlichen interkulturellen Per-
textlinguistischen Reflexionsniveaus mit spektive macht Dalmas in ihren Reflexio-
Gewinn lesen und zahlreiche Anregun- nen über die Schwierigkeiten von franzö-
gen für den eigenen Unterricht erhalten. sischen Studierenden bei der »Texterzeu-
Mit der Erforschung konkreter Textsor- gung« (97) im Deutschen auf die Pro-
ten befassen sich die Vorträge über bleme aufmerksam, die sich auf die
»Danksagungen im interlingualen Be- vermeintlich freie Wortfolge im Deut-
reich« (Tamsin Sanderson), »Textmuster- schen zurückführen lassen.
kompetenz in DaF am Beispiel des Mär- Wie Hess-Lüttich, der die Ergebnisse
chens« (Elisabeth Venohr), die Untersu- einer bisher unveröffentlichten Analyse
chungen der »Textsortenvariante ›litera- von Radiomoderationstexten vorstellt,
turwissenschaftlicher Kurzessay‹ und widmet sich Sändig der Charakterisie-
ihre Realisierung durch fremdsprachige rung einer spezifischen Textsorte, dem
Lerner« (Uta Sändig) sowie der Beitrag literaturwissenschaftlichen Kurzessay.
zur »Textsorte Moderation. Zu ihren Sändig zeigt exemplarisch die Probleme
kommunikativen Funktionen in Berner der Bestimmung komplexer Textsorten
Lokalradio-Sendungen« (Ernest W. B. auf, und zwar ausgehend von den Tex-
Hess-Lüttich). tualitätskriterien von Krause/Sändig
Sanderson hat 100 deutsche und engli- (2002) und ihren Überlegungen zu den
sche Fachartikel auf die Realisierung der Schwierigkeiten, die typischen Merkmale
Danksagung hin untersucht und kommt der Textsorte Essay zu bestimmen und zu
in der Auswertung des Materials zu dem vermitteln.
Schluß, daß trotz der Tatsache, daß Eng- Unmittelbar mit Problemfeldern des Un-
lisch als Standard internationaler Wissen- terrichts beschäftigen sich die Aufsätze
schaftskommunikation etabliert ist, die »Stilnormen als Textsortennormen. Kor-
Kenntnis der kulturellen Normen der rekturen und Beratung zu Texten von
Textgestaltung nicht ausreichend ist. Schülern und Studierenden« (Christiane
Danken ist eine komplexe interpersonelle Thim-Mabrey), »Textarbeit im Fremd-
Handlung, so daß, soll Englisch als Wis- sprachenunterricht für Anfänger« (Jakob
senschaftssprache für den Austausch Wüest), »Textsortenspezifische Merk-
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male und ihre Relevanz für Spracher- tischen Rahmen der versammelten Ar-
werbsprozesse (DaF)« (Ilona Feld- beiten vor und verleihen der Perspektive
Knapp) und »Die Themenentfaltung in einer applikativen Textlinguistik ge-
den Testaufgaben zum schriftlichen Aus- nauere Kontur.
druck bei TestDaF« (Marianne Lehker). Krause beleuchtet mit seinem Beitrag
Das Wissen über Textsorten hat Einfluß »die vielfältigen Beziehungen einer prag-
auf rezeptive wie produktive Textpro- matisch orientierten Linguistik zu einem
zesse beim Spracherwerb; deswegen kommunikativ orientierten Fremdspra-
muß im Unterricht Wissen über Textmu- chenunterricht (Deutsch als Fremdspra-
ster vermittelt werden. che)« – ausgehend »von den sprechakt-
Thim-Mabrey kommt in ihrer Analyse zu theoretisch fundierten Einflüssen auf die
dem Schluß, daß Schüler und Lehrkräfte Curricula und Lehrwerke bis zu den
angeleitet werden sollten, die Differen- Auswirkungen textlinguistischer For-
zen der im Unterricht verwendeten schungen auf die fremdsprachendidakti-
Textsorten und der mit ihnen verbunde- sche Diskussion und damit auch auf
nen charakteristischen Merkmale und entsprechende Lehrpläne und Lehrbü-
Freiheiten im sprachlichen Ausdruck cher« (1).
wahrzunehmen und zu reflektieren. Wü-
Er gibt dazu einen äußerst genauen, viel-
est stellt sein für die deutschsprachige
leicht etwas knappen Überblick über den
Schweiz entwickeltes Französischlehr-
aktuellen Stand der Forschung und be-
werk envol vor, das Materialien für einen
schreibt im folgenden die kommunikativ-
konsequent textorientierten Unterricht
bereitstellen will. pragmatische Orientierung des Fremd-
Feld-Knapp zeigt dementsprechend, wie sprachenunterrichts sowie die textlingui-
sich Erkenntnisse der Textlinguistik auf stischen Fundamente des Fremdspra-
die DaF-Perspektive übertragen lassen chenunterrichts. Sein Resümee: Textlin-
und wie die Erkenntnisse im Unterricht guistische Forschungsergebnisse bleiben
hinsichtlich Aufgabentypologie und in der fremdsprachendidaktischen Theo-
Strategiekonzeption systematisch be- riebildung und im Fremdsprachenunter-
rücksichtigt werden können. richt »weitgehend unberücksichtigt bzw.
Lehker geht auf den Subtest »Schriftli- werden nur deklarativ und unreflektiert
cher Ausdruck« (169) im Rahmen von übernommen« (25).
TestDaF, einer zentral erstellten Prüfung Daß Sprache nur in Texten vorkommt
für ausländische Studierende, ein und und Texte spezifischen Textsorten folgen,
erörtert die Schwierigkeiten einer direk- dieser linguistischen »Binsenwahrheit«
ten Schreibprüfung, die nicht nur von der (205) nimmt sich Adamzik in ihrem
Schreibaufgabe, sondern auch von deren Beitrag an. Ausgangspunkt ihrer Überle-
Bewertung durch einen oder mehrere gungen ist der Verdacht, daß Textsorten
Korrektoren abhängt. und ihre (immer auch kulturellen) Spezi-
Gleichsam eingerahmt werden die Auf- fika im Unterricht eine weniger große
sätze des Bandes durch die längeren und Rolle spielen, als die geläufigen Hinweise
weiter ausholenden Arbeiten zu den auf ihre Bedeutung vermuten lassen wür-
Themen »Pragmatische Linguistik und den. Adamzik unternimmt deswegen
Fremdsprachenunterricht« (Wolf-Dieter eine theoretische Bestimmung der Rele-
Krause) und »Textsorten im Fremdspra- vanz von Textsortenwissen für verschie-
chenunterricht – Theorie und Praxis« dene Lernergruppen und sieht eine große
(Kirsten Adamzik). Sie geben den theore- Bedeutung nur bei spezialisierten (z. B.
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fachsprachlichen) Texten und bereits fort- stand zu handeln, mit dem Lerner und
geschrittenen Lernern. Lehrer zu kämpfen haben.
Die Etablierung textlinguistischer For- Da die unfesten Präfixe den Lernern –
schungsergebnisse in der Fremdspra- zumeist als Präpositionen – schon bald
chendidaktik wie auch im Fremdspra- vertraut sind und da diese sich beson-
chenunterricht steht also erst am Anfang. ders mit so einfachen, schon früh gelern-
Um so mehr kann dieser in der hier ten Verben wie z. B. machen, fallen, neh-
besprochenen Publikation durchweg men, gehen, kommen verbinden, entsteht
sehr lesenswerte Ansatz, textlinguisti- leicht die vorschnelle Erwartung, die
sche Grundlagen für eine Kooperation Verbbedeutung aus den Teilen erschlie-
zwischen Sprachwissenschaftlern und ßen zu können. Daß die Zusammenset-
Didaktikern zu schaffen, begrüßt wer- zungen dann aber oft lexikalisiert und
den; gemeinsame Fragestellungen, die nur eingeschränkt verwendbar sind,
aufgegriffen werden müßten, um die führt regelmäßig zur Enttäuschung der
Zusammenarbeit wirklich fruchtbar wer- Erwartungen. Vielfach müssen auch die
den zu lassen, gibt es genug (vgl. 25). Zu Lehrer passen, wenn an sie der Wunsch
wünschen wäre, es machten sich Lingu- herangetragen wird, daß sie, wenn
isten und Didaktiker im gemeinsamen schon keine schlüssige Erklärung der
Austausch an die Beantwortung dieser
Wortbedeutung aus den Bestandteilen
Fragen und an die notwendige Weiterent-
möglich ist, doch wenigstens die Her-
wicklung von Lehrplänen und Lehrwer-
kunft demotivierter und idiomatisierter
ken.
Bildungen nachvollziehbar machen sol-
len.
Literatur Ayfer Aktaş hat es sich vorgenommen,
Krause, Wolf-Dieter; Sändig, Uta: Testen und zwei Untersuchungen von Güler Mun-
Bewerten kommunikativer Leistungen im gan fortzuführen. Mungan (1986) hatte
Unterricht Deutsch als Fremdsprache.
Frankfurt/M.: Lang, 2002. die mit ab-, aus-, an-, auf-, ein-, durch-,
über-, ver-, be-, ent-, er- und zer- präfigier-
ten Verben untersucht. Ihr Untersu-
chungsinteresse war es ausdrücklich,
Aktaş, Ayfer: Deutschlernern bei der semantischen
Die Semantik der deutschen Partikel- Deutung zusammengesetzter Verben
verben sowie die Semantik und die eine Hilfestellung zu geben. Für die
Morphologie der von diesen abgeleite- trennbaren, mit ab-, aus-, an-, auf-, ein-,
ten Substantiva. Frankfurt/M.: Lang, durch-, über- gebildeten Verben verwen-
2005 (Europäische Hochschulschriften: det Mungan den Begriff Partikelverb. Die
Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur untrennbaren, mit ver-, be-, ent-, er- und
1922). – ISBN 3-631-54433-2. 252 Seiten zer- gebildeten Verben heißen bei ihr
€ 45,50 Präfixverben, diese Begrifflichkeit wird
von Aktaş übernommen. Mungan (1995)
(Reinhard von Bernus, Berlin)
setzte ihre Arbeit fort, indem sie die
Veröffentlichungen zu Verben mit trenn- entsprechenden deverbalen Nomina mit
baren Vorsilben dürften für Lehrer im den Ableitungsmorphemen -ung, -er, -e
Fach Deutsch als Fremdsprache von be- und dem Nullmorphem (Ø) einbezog
sonderem Interesse sein; denn nach wie und in sieben verschiedene semantische
vor scheint es sich dabei um einen Gegen- Klassen einteilte.

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