Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
male und ihre Relevanz für Spracher- tischen Rahmen der versammelten Ar-
werbsprozesse (DaF)« (Ilona Feld- beiten vor und verleihen der Perspektive
Knapp) und »Die Themenentfaltung in einer applikativen Textlinguistik ge-
den Testaufgaben zum schriftlichen Aus- nauere Kontur.
druck bei TestDaF« (Marianne Lehker). Krause beleuchtet mit seinem Beitrag
Das Wissen über Textsorten hat Einfluß »die vielfältigen Beziehungen einer prag-
auf rezeptive wie produktive Textpro- matisch orientierten Linguistik zu einem
zesse beim Spracherwerb; deswegen kommunikativ orientierten Fremdspra-
muß im Unterricht Wissen über Textmu- chenunterricht (Deutsch als Fremdspra-
ster vermittelt werden. che)« – ausgehend »von den sprechakt-
Thim-Mabrey kommt in ihrer Analyse zu theoretisch fundierten Einflüssen auf die
dem Schluß, daß Schüler und Lehrkräfte Curricula und Lehrwerke bis zu den
angeleitet werden sollten, die Differen- Auswirkungen textlinguistischer For-
zen der im Unterricht verwendeten schungen auf die fremdsprachendidakti-
Textsorten und der mit ihnen verbunde- sche Diskussion und damit auch auf
nen charakteristischen Merkmale und entsprechende Lehrpläne und Lehrbü-
Freiheiten im sprachlichen Ausdruck cher« (1).
wahrzunehmen und zu reflektieren. Wü-
Er gibt dazu einen äußerst genauen, viel-
est stellt sein für die deutschsprachige
leicht etwas knappen Überblick über den
Schweiz entwickeltes Französischlehr-
aktuellen Stand der Forschung und be-
werk envol vor, das Materialien für einen
schreibt im folgenden die kommunikativ-
konsequent textorientierten Unterricht
bereitstellen will. pragmatische Orientierung des Fremd-
Feld-Knapp zeigt dementsprechend, wie sprachenunterrichts sowie die textlingui-
sich Erkenntnisse der Textlinguistik auf stischen Fundamente des Fremdspra-
die DaF-Perspektive übertragen lassen chenunterrichts. Sein Resümee: Textlin-
und wie die Erkenntnisse im Unterricht guistische Forschungsergebnisse bleiben
hinsichtlich Aufgabentypologie und in der fremdsprachendidaktischen Theo-
Strategiekonzeption systematisch be- riebildung und im Fremdsprachenunter-
rücksichtigt werden können. richt »weitgehend unberücksichtigt bzw.
Lehker geht auf den Subtest »Schriftli- werden nur deklarativ und unreflektiert
cher Ausdruck« (169) im Rahmen von übernommen« (25).
TestDaF, einer zentral erstellten Prüfung Daß Sprache nur in Texten vorkommt
für ausländische Studierende, ein und und Texte spezifischen Textsorten folgen,
erörtert die Schwierigkeiten einer direk- dieser linguistischen »Binsenwahrheit«
ten Schreibprüfung, die nicht nur von der (205) nimmt sich Adamzik in ihrem
Schreibaufgabe, sondern auch von deren Beitrag an. Ausgangspunkt ihrer Überle-
Bewertung durch einen oder mehrere gungen ist der Verdacht, daß Textsorten
Korrektoren abhängt. und ihre (immer auch kulturellen) Spezi-
Gleichsam eingerahmt werden die Auf- fika im Unterricht eine weniger große
sätze des Bandes durch die längeren und Rolle spielen, als die geläufigen Hinweise
weiter ausholenden Arbeiten zu den auf ihre Bedeutung vermuten lassen wür-
Themen »Pragmatische Linguistik und den. Adamzik unternimmt deswegen
Fremdsprachenunterricht« (Wolf-Dieter eine theoretische Bestimmung der Rele-
Krause) und »Textsorten im Fremdspra- vanz von Textsortenwissen für verschie-
chenunterricht – Theorie und Praxis« dene Lernergruppen und sieht eine große
(Kirsten Adamzik). Sie geben den theore- Bedeutung nur bei spezialisierten (z. B.
129
fachsprachlichen) Texten und bereits fort- stand zu handeln, mit dem Lerner und
geschrittenen Lernern. Lehrer zu kämpfen haben.
Die Etablierung textlinguistischer For- Da die unfesten Präfixe den Lernern –
schungsergebnisse in der Fremdspra- zumeist als Präpositionen – schon bald
chendidaktik wie auch im Fremdspra- vertraut sind und da diese sich beson-
chenunterricht steht also erst am Anfang. ders mit so einfachen, schon früh gelern-
Um so mehr kann dieser in der hier ten Verben wie z. B. machen, fallen, neh-
besprochenen Publikation durchweg men, gehen, kommen verbinden, entsteht
sehr lesenswerte Ansatz, textlinguisti- leicht die vorschnelle Erwartung, die
sche Grundlagen für eine Kooperation Verbbedeutung aus den Teilen erschlie-
zwischen Sprachwissenschaftlern und ßen zu können. Daß die Zusammenset-
Didaktikern zu schaffen, begrüßt wer- zungen dann aber oft lexikalisiert und
den; gemeinsame Fragestellungen, die nur eingeschränkt verwendbar sind,
aufgegriffen werden müßten, um die führt regelmäßig zur Enttäuschung der
Zusammenarbeit wirklich fruchtbar wer- Erwartungen. Vielfach müssen auch die
den zu lassen, gibt es genug (vgl. 25). Zu Lehrer passen, wenn an sie der Wunsch
wünschen wäre, es machten sich Lingu- herangetragen wird, daß sie, wenn
isten und Didaktiker im gemeinsamen schon keine schlüssige Erklärung der
Austausch an die Beantwortung dieser
Wortbedeutung aus den Bestandteilen
Fragen und an die notwendige Weiterent-
möglich ist, doch wenigstens die Her-
wicklung von Lehrplänen und Lehrwer-
kunft demotivierter und idiomatisierter
ken.
Bildungen nachvollziehbar machen sol-
len.
Literatur Ayfer Aktaş hat es sich vorgenommen,
Krause, Wolf-Dieter; Sändig, Uta: Testen und zwei Untersuchungen von Güler Mun-
Bewerten kommunikativer Leistungen im gan fortzuführen. Mungan (1986) hatte
Unterricht Deutsch als Fremdsprache.
Frankfurt/M.: Lang, 2002. die mit ab-, aus-, an-, auf-, ein-, durch-,
über-, ver-, be-, ent-, er- und zer- präfigier-
ten Verben untersucht. Ihr Untersu-
chungsinteresse war es ausdrücklich,
Aktaş, Ayfer: Deutschlernern bei der semantischen
Die Semantik der deutschen Partikel- Deutung zusammengesetzter Verben
verben sowie die Semantik und die eine Hilfestellung zu geben. Für die
Morphologie der von diesen abgeleite- trennbaren, mit ab-, aus-, an-, auf-, ein-,
ten Substantiva. Frankfurt/M.: Lang, durch-, über- gebildeten Verben verwen-
2005 (Europäische Hochschulschriften: det Mungan den Begriff Partikelverb. Die
Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur untrennbaren, mit ver-, be-, ent-, er- und
1922). – ISBN 3-631-54433-2. 252 Seiten zer- gebildeten Verben heißen bei ihr
€ 45,50 Präfixverben, diese Begrifflichkeit wird
von Aktaş übernommen. Mungan (1995)
(Reinhard von Bernus, Berlin)
setzte ihre Arbeit fort, indem sie die
Veröffentlichungen zu Verben mit trenn- entsprechenden deverbalen Nomina mit
baren Vorsilben dürften für Lehrer im den Ableitungsmorphemen -ung, -er, -e
Fach Deutsch als Fremdsprache von be- und dem Nullmorphem (Ø) einbezog
sonderem Interesse sein; denn nach wie und in sieben verschiedene semantische
vor scheint es sich dabei um einen Gegen- Klassen einteilte.