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Information über Schutzziele und Funktionsweise

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung .................................................................................................... 3

2. Einsatzbereiche von Rauch- und Wärmeabzugsanlagen ........................... 4

3. Funktion, Aufbau und Wirkungsweise von Rauch- und

Wärmeabzugsanlagen ................................................................................ 5

4. Schutzziele von Rauch- und Wärmeabzugsanlagen ................................ 10

5. mechanische Entrauchungsanlagen......................................................... 11

6. Stiegenhausentrauchungsanlagen ........................................................... 12

7. Überprüfungen .......................................................................................... 13

8. Zusammenfassung.................................................................................... 14

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1. Einleitung
Bricht in einem geschlossenen Raum ein Feuer
aus, wird dieser durch Rauch und toxische
Brandgase schnell vollständig verqualmt, sodass
Flucht- und Rettungswege versperrt werden. Die
Umgebungstemperatur kann zudem durch den
entstehenden Hitzestau so stark ansteigen, dass
es zu einer explosionsartigen Selbstentzündung,
den sogenannten Flashover, und damit zum
Totalverlust des Gebäudes kommt.

Ziel des Vorbeugenden Brandschutzes ist es,


durch geeignete Maßnahmen das Auftreten eines
Schadenfeuers zu verhindern. Sollte es dennoch
zu einem Brand kommen, sollen die
Brandschutzmaßnahmen Menschen und
Sachwerte vor Brandfolgeschäden schützen.

Der Rauch von nur 10 Kilo brennendem Papier kann beispielsweise10.000 Ku-
bikmeter Raum- und Atemluft in 10 Minuten bis zu letaler Toxizität vergiften.
30 Sekunden nach Einatmen tritt Verwirrung auf, nach 60 Sekunden Ohnmacht,
nach 3 Minuten oft irreparable Hirnschäden und weitere 2 Minuten später der
Tod. Ein Brand ist immer ein Wettlauf gegen den Rauch, ein Wettlauf mit dem
Tod.

Verlorener Sachwert ist ersetzbar – ein Leben nicht.

Die verheerenden Folgen von Großbränden, bei denen Rauch- und Wärmeab-
zugsanlagen nicht vorhanden oder in ihrer Funktionstüchtigkeit eingeschränkt wa-
ren, haben immer wieder gezeigt, Brandtote sind Rauchtote.

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2. Einsatzbereiche von Rauch- und Wärmeabzugsanlagen
Rauch- und Wärmeabzugsanlagen schützen Menschen, Sachwerte und die Um-
welt. Sie verhindern, dass ein kleiner Brand zu einer großflächigen Verrauchung
des Gebäudes führen kann und somit sämtliche Lagerungen, Betriebsgüter oder
sogar das betroffene Gebäude durch den entstehenden Rauch, seine giftigen und
oft stark korrosiven Bestandteile, oder durch die Brandhitze zerstört werden.

Typische Anwendungen für Rauch- und Wärmeabzugsanlagen sind unter ande-


rem:

9Industriebetriebe
9Lagerhallen
9Verkaufsstätten
9Bürogebäude
9Messehallen
9Einkaufszentren
9 Produktionshallen

ohne Rauchabzug mit Rauchabzug

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3. Funktion, Aufbau und Wirkungsweise von Rauch-
und Wärmeabzugsanlagen
9Lüftertypen

Für sämtliche eingebaute Lüftertypen müssen Prüfzeugnisse einer staat-


lich anerkannten Stelle vorgewiesen werden. Zugelassene Brandrauchlüf-
ter weisen mindestens einen Öffnungswinkel von 91° auf.

Lüfterbeispiele:

Doppelklappenlüfter

Lichtkuppeln

Jalousieklappenlüfter

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9Rauchabschnittsbildung – Rauchschürzen

Wenn ein Rauchabschnitt die Größe von 2.000 m² oder eine Länge von
60 m überschreitet, sind Maßnahmen zur Rauchabschnittsbildung notwen-
dig. Durch die Rauchabschnittsbildung dürfen dann aber grundsätzlich kei-
ne kleineren Rauchabschnittsflächen als 800 m² entstehen.

Ohne Rauchabschnittsbildung Mit Rauchabschnittsbildung

Beispiele von Rauchschürzen

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Zuluftöffnungen

Um die entstehende Thermik durch die heißen Rauchgase optimal ausnut-


zen zu können, müssen im Bodenbereich Zuluftöffnungen geschaffen wer-
den. Zuluft im unteren Bereich des Rauchabschnittes optimiert den Wir-
kungsgrad der Rauch- und Wärmeabzugsanlage. Durch einen kontrollier-
ten und richtig bemessenen Zuluftstrom wird die gewünschte Rauch-
schichtdicke sichergestellt und der thermische Auftrieb optimiert.

Verschiedene Zuluftöffnungen für


die Rauch- und Wärmeabzugsan-
lagen

Ohne RWA Mit RWA

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9Seitenwindeinflüsse und Wintertauglichkeit

Um keine negative Beeinflussung


der Funktion der Rauch- und Wär-
meabzugsanlage durch auftreten-
den Wind zu erreichen, dürfen Lüfter WIND
mit einem Öffnungswinkel, der klei-
ner ist als 90°, nicht mehr eingebaut
werden.

Um auch im Winter eine sichere


Funktion der Rauch- und Wärmeab-
zugsanlage zu gewährleisten, müs-
sen Lüfter auch im Winter und unter
Schneelast öffenbar sein. Bereits
bei der Normprüfung werden diese
Faktoren berücksichtigt. Bei der
Wartung werden sämtliche Dichtun-
gen für den Winterbetrieb tauglich
gemacht.

9Richtige Dimensionierung und Ausführung der Anlage

Nur wenn eine Rauch- und Wärmeabzugsanlage richtig dimensioniert und die
Lüfter richtig eingebaut wurden, kann die Rauch- und Wärmeabzugsanlage ih-
re Wirkung voll entfalten. Die Einhaltung der Lagerhöhen ist ein nicht unwe-
sentlicher Bestandteil, damit die Rauch- und Wärmeabzugsanlage nicht in ih-
rer Funktion beeinträchtigt wird.

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9 Aufbau der Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Grundsätzlich müssen nach dem Stand der Technik sämtliche Befehle (AUF/ZU)
für die Rauch- und Wärmeabzugsanlage von der Angriffsebene der Feuerwehr
aus ausführbar sein. Weiters müssen Lüfter mit einer automatischen Sammelaus-
lösung (alle Lüfter des Rauchabschnittes) ausgestattet werden.

Man unterscheidet folgende Arten zur Auslösung und Ansteuerung von Rauch-
und Wärmeabzugsanlagen:

Elektrisch CO2 Patronen Druckluft


und Kombinationen davon (zB elektropneumatische Anlagen)

Pneumatische Anlage:

Nachstehend das Anlagenschema einer pneumatisch angesteuerten Anlage


mit Auslösung der
Rauch- und Wärmeab-
zugsfunktion zusätzlich
über einen CO2
Notschaltkasten. Zur
täglichen Lüftung steht
bei diesem Schema ein
Handsteuerkasten zur
Verfügung. Über einen
Wind- und Regenmelder
werden die Lüfter und
das Gebäude vor
Schäden (Sturm, Regen)
bewahrt. Die Rauch- und
Wärmeabzugsfunktion
muss die Wind- und
Regenmelderfunktion
übersteuern.
Copyright des Anlagenschemas: Fa. D+H Brandrauch- Lüftungssysteme GmbH,
Laxenburgerstrasse 196, A- 2331 Vösendorf

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Elektrische Anlage:

Nachstehend ein Schema einer elektrisch angesteuerten Rauch- und Wärme-


abzugsanlage. Die Auslösung erfolgt über Branderkennungselemente oder
manuelle Auslöseeinrichtungen. Geöffnet werden die Lüfter über Zahnstan-
genmotoren oder
Spindelhubmotoren. Die
Steuerzentrale wird über
Akkus mit Notstrom
versorgt, falls die
Netzstromversorgung
ausfällt. Die tägliche Lüf-
tungsfunktion kann mit
Lüftungstastern realisiert
werden. Über einen Wind-
und Regenmelder werden
die Lüfter und das Gebäude
vor Schäden (Sturm, Regen)
bewahrt. Die Rauch- und
Wärmeabzugsfunktion muss
die Wind- und Regen-
sensorfunktion übersteuern.

Copyright des Anlagenschemas: Fa. D+H Brandrauch- Lüftungssysteme GmbH,


Laxenburgerstrasse 196, A- 2331 Vösendorf

4. Schutzziele von Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

9Sicherung von Fluchtwegen

Wird eine Rauch- und Wärmeabzugsanlage zur Sicherung von Fluchtwe-


gen eingesetzt, so muss die Rauch- und Wärmeabzugsanlage durch
Raucherkennungselemente angesteuert (geöffnet) werden.

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9Unterstützung des Feuerwehreinsatzes und Verzögerung der Brand-
ausbreitung:

Ist eine Rauch- und Wärmeabzugsanlage zur


Unterstützung eines aktiven Feuerwehreinsatzes
erforderlich, ist bei richtiger Dimensionierung der
Anlage eine automatische Einzelauslösung der
Lüfter auszuführen. Zusätzlich ist beim
Hauptangriffsweg der Feuerwehr eine
gekennzeichnete Handauslösestelle zu installieren.
Durch das rechtzeitige Öffnen der Lüfter wird einem Durchzünden der hei-
ßen Rauchgase, und damit einer Brandausbreitung vorgebeugt. In Hoch-
regallagern sind grundsätzlich nur nichtbrennbare RWA-Lüfter mit hoher
Auslösetemperatur (141 °C) einzusetzen.

5. mechanische Entrauchungsanlagen
Bei mechanischen Entrauchungsanlagen wird der entstehende Rauch mittels
Ventilatoren aus den vom Brand betroffenen Bereichen abgesaugt.

Zur Dimensionierung können die Vornorm ÖNORM H 6029 (zur Rauchverdün-


nung) oder die TRVB S 125/97 (zum Erreichen einer rauchfreien Schicht) heran-
gezogen werden.

Bei diesen Anlagen müssen besondere Anforderungen an die elektrische Versor-


gung der Ventilatoren und Klappen sowie die Ausführung von Lüftungskanälen
gestellt werden, damit diese Bauteile in ihrer Funktionstüchtigkeit durch die hei-
ßen Rauchgase nicht beeinträchtigt werden. Bei komplexen Gebäuden ist die Er-
stellung eines Entrauchungskonzeptes durch einen brandschutztechnischen
Sachverständigen erforderlich. Durch mechanische Entrauchungsanlagen können
bei unsachgemäßer Projektierung erhebliche Druckunterschiede in einem Ge-
bäude aufgebaut werden, so dass zB Fluchtwegtüren nicht mehr öffenbar sind.
Die Errichtung solcher Anlagen erfordert entsprechende Fachkenntnisse seitens
des Planers, der ausführenden Fachfirma und des brandschutztechnischen
Sachverständigen.

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6. Stiegenhausentrauchungsanlagen
Stiegenhausentrauchungsanlagen werden vor allem zum Abbau von Überdruck,
der im Brandfall durch die Thermik entsteht, verwendet. Es soll damit eine Aus-
breitung des Rauches in angrenzende Gebäudeteile (zB Wohnungen) verhindert
werden. Durch den Einsatz von Überdruckbelüftungsgeräten der Feuerwehr kann
beim Öffnen der Stiegenhausentrauchungsanlage eine rasche Rauchabfuhr und
damit eine schnelle Wiederbenutzbarkeit des Stiegenhauses erreicht werden.

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Eine automatische Auslösung der Stiegenhausentrauchungsanlage erfolgt durch
Rauchmelder im Stiegenhaus in jedem dritten Geschoss.

ohne Stiegenhausentrauchungsanlage mit Stiegenhausentrauchungsanlage

7. Überprüfungen
Abschlussüberprüfung

Rauch- und Wärmeabzugsanlagen sind grundsätzlich nach Fertigstellung und In-


betriebnahme einer Abschlussüberprüfung durch eine gesetzlich beauftragte Stel-
le oder einer akkreditierte Prüf- und Überwachungsstelle unterziehen zu lassen.

Revision

Im zweijährigem Rhythmus sind Rauch- und Wärmeabzugsanlagen durch die ab-


nehmende Stelle oder durch eine gesetzlich beauftragte Stelle oder einer akkredi-
tierte Prüf- und Überwachungsstelle einer Revision zu unterziehen, um das
Schutzziel der Anlage sicherzustellen.

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Wartung

Eine Wartung der Rauch- und Wärmeabzugsanlage


durch die Errichterfirma oder einer Fachfirma ist jährlich
durchzuführen. Bei diesen Wartungsarbeiten werden
Lüfter, Installationen und Steuerungen auf ihre Funkti-
onsfähigkeit hin überprüft. Nur eine professionell ge-
wartete Anlage kann auch im Ernstfall rasch und ziel-
führend zur Einschränkung der Brand- und Rauchschäden führen.

Der Betreiber einer Rauch- und Wärmeabzugsanlage ist verpflichtet, alle notwen-
digen Schutzvorkehrungen zu treffen, um Gefahren von Personen und Sachen,
die sich in einem Gebäude befinden, abzuwenden. Indem der Betreiber oder der
Betreuer durch eine regelmäßige Wartung der Rauch- und Wärmeabzugsanlage
für die Funktionsfähigkeit Sorge trägt, verringert er entscheidend die tatsächliche
Schadenshöhe und zugleich sein Haftungsrisiko im Schadensfall. Er kann jeder-
zeit dokumentieren, dass er seiner Verpflichtung , die Rauch- und Wärmeabzugs-
anlage einsatz- und betriebsbereit zu halten, nachgekommen ist.

Einfache Wartungsarbeiten können vom eingeschulten und unterwiesenen Be-


triebspersonal getätigt werden. Größere Wartungen und Instandsetzungsarbeiten
müssen von einer Fachfirma ausgeführt werden, um allfällige Störungen festzu-
stellen und den Soll-Zustand der Anlage wieder herzustellen.

8. Zusammenfassung
Ein sinnvolles Brandschutzkonzept muss gleichermaßen den Bedarfs- wie den
Nutzenstandpunkten sowohl der Behörde als auch des Auftraggebers entspre-
chen. Es muss verantwortlich und nach Richtlinien und Normen entwickelt wer-
den, weil nicht der Staat, sondern der Planer, die ausführenden Unternehmen
und der Eigentümer/Betreiber im Ernstfall zur Rechenschaft gezogen werden
können.

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen haben sich in der Vergangenheit vielfach be-
währt. Sie haben nicht nur hohe materielle Verluste verhütet, sondern vielfach
auch Menschenleben gerettet.

Rauch- und Wärmeabzugsanlagen sind neben der technischen Ausführung (eine


Reihe von technischen Regeln sorgen dafür, dass solche Anlagen im Ernstfall
auch wirklich zuverlässig funktionieren) jedoch nur so funktionssicher, wie sie von
verantwortlichen Personen betreut und gewartet werden.

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