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Der vorliegende Auszug stammt aus dem 2009 veröffentlichten Roman „Corpus Delicti“

geschrieben von Juli Zeh. Dieser ist ein politisch engagierter Roman, welcher eine
Gesundheitsdiktatur, die mit Hilfe der sogenannten Methode durchgeführt wird, auszeichnet.
Die Methode ist das Instrument des Überwachungsstaates, welches Ziel die Gesundheit und
Verlängerung des Lebens seines Bürgers ist. Um das Ziel zu erreichen, überwacht die Methode
das Leben jeder Einzelnen und bestraft diejenigen, welche eine ungesunde Lebensweise
treiben. Ein solches Individuum ist Moritz Holl. Er wurde mit der Ermordung seiner Geliebten
beklagt. Die Schwester von Moritz, Mia Holl, Biologin und überzeugte Verfechterin der
Methode, ist ratlos. Sie weiß nicht, wem sie glauben soll: ihrem Bruder oder der allwissenden
Methode.

Die Unterschiede und das Verhältnis diesen zwei Geschwistern, Mia und Moritz Holl, lassen sich
im vorliegenden Auszug gestalten. Er stammt aus dem 15. Kapitel "Fell und Hörner" des Buches
"Corpus Delicti: Ein Prozess" von Juli Zeh. Es beschreibt die Beziehung zwischen den beiden
Hauptcharakteren Mia und Moritz Holl. Sie sind aus dem Sanitärbereich, neben einen Fluss,
rausgegangen. Dieser ist ihren ruhigen Ort, wo sie ihre verschiedenen Anschauungen der Welt
diskutieren. Sie besprechen auch Moritz' Vergangenheit und zukünftige Beziehungen und wie er
sie sieht. Moritz sieht Beziehungen als Spiel und nimmt sie nicht ernst. Er ist ein Rebell und
kümmert sich nicht um die gesellschaftlichen Normen. Der Abschnitt zeigt auch die Dynamik
zwischen den beiden Geschwistern, Mia versucht Moritz dazu zu bringen, Beziehungen ernst zu
nehmen. In diesem Kapitel werden auch die Weichen für die spätere Entwicklung der
Geschichte gestellt, da Moritz' Einstellung zu Beziehungen und zum Gesetz eine wichtige Rolle
bei den folgenden Ereignissen spielen wird. Darüber hinaus kann es als Einführung in die
moralische Ambiguität gesehen werden, die ein Hauptthema des gesamten Buches sein wird.

Der Autor verwendet die Vergangenheitsform, was darauf hindeutet, dass die Handlung in der
Vergangenheit stattgefunden hat, es ist eine Rückblende in die Erinnerungen der beiden
Geschwister. Das Verhältnis zwischen den Geschwistern scheint von gegensätzlichen
Einstellungen und Charakteren geprägt zu sein. Mia scheint sich von Moritz' Verhalten gestört
zu fühlen und kritisiert ihn, indem sie sagt "Du riechst komisch" (Z. 2f) und "Ich weiß nicht, ob
das deiner zukünftigen Liebsten gefallen wird." (Z. 3f). Im Gegensatz dazu gibt sich Moritz
selbstbewusst und unbeeindruckt und gibt zurück: "Ich rieche gut. Nach Mensch." (Z. 3) und
"Allen vergangenen zukünftigen Liebsten hat es ziemlich gut gefallen." (Z. 4f). Er strebt nach
Freiheit und Selbstbestimmung des Individuums, während Mia eine überzeugte Anhängerin der
Methode und dessen Regeln und Einschränkungen ist. Auch die Art und Weise, wie Moritz Mia
behandelt, zeigt eine gewisse Machtbalance zwischen den Geschwistern. Er schleift sie "ein
Stück hinter sich her" (Z. 8) und sagt "Das war er schon immer. Komm schon!" (Z. 6). Dies
deutet darauf hin, dass Moritz in ihrer Beziehung dominant ist und Mia sich ihm gegenüber
unterwirft.

Ein weiteres Thema, das in dem Auszug angesprochen wird, ist die Sexualität. Moritz spricht
über seine Vergangenen Beziehungen und benutzt explizite Ausdrücke wie "deep throat" (Z.
18), was Mia sichtlich unangenehm ist, und sie sagt "Ich will's nicht wissen!" (Z. 18f). Auch seine
Bemerkungen über die "Zentrale Partnerschaftsvermittlung" (Z. 20) und das "größte Puffmutter
der Welt" (Z. 20f) lassen darauf schließen, dass er eine sehr oberflächliche und instrumentelle
Einstellung gegenüber Sexualität und Beziehungen hat. Dies könnte ein weiterer Faktor sein,
der die Spannungen zwischen den Geschwistern verstärkt.

Wichtige Orte werden im Auszug durch die Verwendung von Metaphern hervorgehoben.
Moritz nennt den Ort, an dem sie sich aufhalten "unsere Kathedrale" (Z. 11) und behauptet,
dass er hier beten würde. Diese Metapher deutet darauf hin, dass Moritz diesen Ort als
besonders und heilig empfindet. Es könnte auch eine Anspielung auf die Art und Weise sein,
wie er seine Beziehungen sieht, als etwas spirituelles oder sogar religiöses. Auch die
Verwendung von Personifikationen, wie "der Weg ist hier zu Ende"(Z. 6) und "der Trampelpfad
gehörte ihnen allein"(Z. 9) verleiht dem Text eine poetische und bildhafte Qualität und trägt
dazu bei, die Atmosphäre und Stimmung zu vermitteln.

Ein weiteres Beispiel für die unterschiedlichen Einstellungen der Geschwister ist, wie sie die
Lichtung am Fluss beschreiben. Während Moritz sie als "unsere Kathedrale" bezeichnet und sie
mit religiösen Begriffen aufwertet, sieht Mia das Wuchern mit Begriffen als überflüssig an und
sagt "Sie konnte sich einfach so mit ihm unterhalten, sie musste keine Religion daraus machen."
(Z. 13). Dies zeigt, wie Moritz versucht, Dinge zu mystifizieren und zu verklären, während Mia
eine pragmatischere Sichtweise hat. Mia scheint sich auch sehr um Moritz zu sorgen, wenn sie
ihn bittet "versprich mir, dass du es ernsthaft versuchen wirst" (Z. 25) in Bezug auf seine
zukünftige Partnerin. Dies zeigt, dass trotz ihrer Spannungen und Missverständnisse, gibt es
auch eine tiefe emotionale Verbindung zwischen ihnen.

Weiterhin wird im Auszug die Technologie und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft
besprochen. Moritz spricht über die "Zentrale Partnerschaftsvermittlung" (Z. 20) und die
"Korrupte Hüterin am Tor des Paradieses" (Z. 21) und das verweist darauf, dass die
Technologie, die Art und Weise auf die Menschen Beziehungen aufbauen und pflegen, in der
Hygienediktatur der Methode ganz anders aussehen. Es gibt auch eine Kritik an der
Oberflächlichkeit und Instrumentalisierung, die durch diese Technologie entstehen kann.

Die Verwendung von Ironie und Sarkasmus durch Moritz, dient als Mittel sowohl sein Charakter
als auch den Staat zu konturieren. Seine Aussagen über seine zukünftigen Liebhaberinnen
zeigen, dass er eine zynische und negative Einstellung gegenüber Beziehungen hat. Dies kann
als Indikator dafür gesehen werden, dass Moritz tiefergehende Probleme in Bezug auf
Beziehungen hat und dass er sich vielleicht sogar vor emotionaler Nähe schützt. Der Autor
verwendet auch Ironie, wenn Moritz mit einer zuckersüßen Frauenstimme spricht, als er über
die "Zentrale Partnerschaftsvermittlung" (Z. 20) spricht. Diese Ironie betont die Kritik an der
Oberflächlichkeit und Instrumentalisierung, die durch diese Technologie entstehen kann.

Das wiederholte Vorkommen der indirekten Rede, dass der Autor in diesem Auszug verwendet,
spielt eine wichtige Rolle für die Gesamtheit des Auszuges, beziehungsweise das Verhältnis
zwischen Mia und Moritz. Durch die Verwendung von Zitaten kann der Leser die Gedanken und
Gefühle der Personen besser verstehen und sich ein genaueres Bild von ihren Beziehungen
machen. Es ermöglicht dem Leser, sich in die Personen hineinzuversetzen und ihre Handlungen
und Entscheidungen besser nachzuvollziehen.

Die Vielzahl der Symbole so wie die Personifikation erlauben dem Autor, tiefgründige und
komplexe Ideen und Themen auf eine subtile Weise darzustellen und die tiefe Bedeutung
unterschiedlicher Orte hervorzuheben. In diesem Auszug wird der Fluss als Symbol und der Weg
als ein lebendiges Wesen dargestellt, das ein Ende hat, welche auf die Vergänglichkeit und
Unveränderlichkeit des Lebens verweisen. Sie zeigen auch die Unfähigkeit der Personen, das
Leben zu beeinflussen und verweist auf die Ohnmacht der menschlichen Existenz. Eine andere
Personifikation ist "der Trampelpfad gehörte ihnen allein." Hier wird der Trampelpfad als etwas
dargestellt, das von jemandem besessen werden kann, was auf die Intimität und Vertrautheit
der Beziehung zwischen den Geschwistern verweist.

Ein Beispiel für eine Metapher in dem Auszug ist "die primitive Angel in einer Hand." (Z. 21).
Hier wird die Angel als etwas Primitives und Urtümliches dargestellt, was auf die animalischen
Instinkte und die Oberflächlichkeit von Moritz` Beziehungen verweist.

Der Erzähler spielt eine wichtige Rolle bei der Vermittlung des Textes und seiner Botschaft. Es
gibt auch Anzeichen dafür, dass er eine distanzierte Haltung einnimmt. Er beschreibt die
Handlungen und Worte der Personen, objektiv, ohne eine Meinung darüber zu äußern oder sie
zu bewerten. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Erzähler keine direkte Verbindung zu den
Geschehnissen hat oder dass er eine objektive Perspektive einnimmt. Durch seine distanzierte
Haltung und die Verwendung von Stilmitteln, wie Metaphern, Personifikationen, Ironie und
Personifikationen, kann er eine tiefgründige und emotionale Atmosphäre schaffen und die
Beziehungen und Probleme der Charaktere darstellen. Insgesamt scheint die Beziehung
zwischen Mia und Moritz von Missverständnissen und Spannungen geprägt zu sein, die auf
unterschiedlichen Einstellungen und Charakteren beruhen.

Zusammenfassend, liefert der Romanauszug einen tiefen Einblick in das Verhältnis zwischen
den beiden Geschwistern, Mia und Moritz. Die Gesamtheit des Auszuges gibt einen Einblick in
das Verhältnis zwischen zwei Geschwistern und die Art und Weise, wie sie miteinander
interagieren. Die unterschiedlichen Ansichten zu einem bestimmten Thema führen zu
Schwierigkeiten und Konflikten zwischen ihnen. Es ist ersichtlich, dass sie unterschiedliche
Einstellungen und Charaktere haben und dass dies zu Spannungen und Missverständnissen in
ihrer Beziehung führt. Eine tiefe emotionale Verbindung lässt sich aber auch erkennen. Der
Autor verwendet eine Vielzahl von Stilmitteln, um die Atmosphäre und Stimmung des Textes zu
vermitteln, darunter Metaphern, Personifikationen, Ironie und Symbolismus. Diese Stilmittel
tragen dazu bei, die Beziehungen und Probleme der Personen und größeren Themen des Textes
darzustellen und dem Leser ein tieferes Verständnis des Textes zu vermitteln. Der Erzähler und
seine Perspektive tragen ebenfalls dazu bei, dass der Leser ein umfassenderes Verständnis des
Textes erhält. Der Auszug gibt auch einen Einblick in die Instrumentalisierung und
Oberflächlichkeit von Sexualität und Beziehungen in der Gesellschaft und zeigt die Unfähigkeit
des Menschen, das Leben zu beeinflussen und die Art und Weise, wie die Technologie und die
Gesellschaft ihre Beziehung beeinflussen. Insgesamt bietet der Auszug eine tiefgründige und
emotionale Darstellung der Beziehungen und Probleme der Charaktere sowie größeren Themen
und gibt dem Leser ein umfassenderes Verständnis des Textes.

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