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Das Sinterverhalten von Form- mitsand, Zirkonsand. Auf Grund der techni-
schen Verwendung dieser Mineralsande wer-
den sie auch den Industriemineralen zuge-
bereich von 1100°C bis 1740°C Für die Formen- und Kernherstellung wer-
den heute Mineralsande verwendet, die aus
natürlichen Vorkommen gewonnen werden:
Tabelle 1: Formgrundstoffe
Mineral Chemismus Materialart Herkunftsland
Quarz SiO2 Natürlicher Mineralsand, Deutschland
aufbereitet
Quarz-Feldspat SiO2 + KAlSi3O8 Natürlicher Mineralsand, Schweden
aufbereitet
Andalusit Al2[O |SiO4] Natürliches Mineral, aufbereitet Frankreich
Olivin (Mg,Fe)2[SiO4] Natürliches Mineral, aufbereitet Norwegen
Bild 1: Segerkegel beim Erreichen
Chromit (Fe,Mg)Cr2O4 Natürliches Erz, aufbereitet Südafrika des Kegelfallpunktes
Zirkon Zr[SiO4] Natürliches Mineral, aufbereitet Australien
Rutil TiO2 Natürliches Mineral, aufbereitet Australien
Schamotte Al2O3 · SiO2 Sinterkeramik, aufbereitet Frankreich Dieser Kegelfallpunkt nach Seger ist erreicht,
Naigai Cerabeads ®
Al2O3 · SiO2 Sprüh-Sinterkeramik, aufbereitet Japan sobald die Spitze des Segerkegels beim Erhit-
Mullitsand Al2O3 · SiO2 Oxidkeramik, aufbereitet Deutschland zen im Bereich der Fallpunkttemperatur sich
über die kurze Kante neigend die Unterlage
Schmelzbauxit Al2O3 (> 80 %) Oxidkeramik, aufbereitet China
berührt (siehe Bild 1).
Normalkorund Al2O3 (96 %) Oxidkeramik, aufbereitet Italien Zur Bestimmung des Kegelfallpunktes
Korund (Edelkorund) Al2O3 (99,5 %) Oxidkeramik, aufbereitet Deutschland eines Rohstoffes wird dieser auf eine Korn-
größe <0,20 mm zerkleinert und mit einem
aschefreien Bindemittel ein Probekörper in
die auf der Verwendung von Formgrundstof- maligen Abguss widerstehen, werden aber Form und Abmessung eines kleinen Segerke-
fen beruhen. Hinsichtlich der chemischen infolge der Regenerierung ständig wiederver- gels geformt. Referenzbrennkegel nach Seger
Resistenz gegenüber den Gießmetallen und wendet. Als Formgrundstoffe können deshalb mit gut bekanntem Kegelfallpunkt in Tempe-
des thermischen Ausdehnungsverhalten nur feuerfeste bzw. hochfeuerfeste natürliche raturintervallen von 10 °C und mehr werden
erfüllt Quarzsand nicht die o. g. Anforderun- oder keramisch hergestellte Materialien ver- gemeinsam mit den zu bestimmenden Kegeln
gen, insbesondere durch die hohe Affinität wendet werden. aus dem Probematerial im gleichen Ofen auf-
von SiO2 zu den Eisenschmelzen und seiner Nach VDG-Merkblatt R 202 („Eigenschaf- geheizt, so dass eine vergleichende Tempe-
hohen thermischen Dehnung im Bereich von ten der Giesserei-Formstoffe. Begriffe.“) wird raturbestimmung für den Erweichungspunkt
200 °C – 800 °C. Im Nassgussverfahren wer- Feuerfestigkeit wie folgt definiert: des Formgrundstoffes auf 20 °C genau mög-
den diese negativen Eigenschaften durch die „Feuerfestigkeit kennzeichnet die Eigen- lich ist.
Verwendung von Bentonit und Wasser wei- schaft eines Stoffes, gegen hohe Temperatu- In Tabelle 2 sind die Kegelfall- und Refe-
testgehend kompensiert, während in Verbin- ren beständig zu sein. Ein Stoff ist feuerfest, renztemperaturen der Formgrundstoffe ent-
dung mit Kunstharzbindemitteln zusätzlich wenn sein Segerkegelfallpunkt, bestimmt halten.
Additive und Schlichten zur Vermeidung von nach DIN 51063, Teil 1, mindestens dem Werden Formgrundstoffe auf Temperatu-
Gussfehlern eingesetzt werden müssen. des kleinen SK 17 entspricht (ca. 1500 °C). ren von über 1100 °C aufgeheizt (lose Schüt-
Der Gießerei-Industrie werden deshalb Ein Stoff ist hochfeuerfest, wenn sein Seger- tung im Feuerfestschiffchen), beobachtet
Mineralsande zur Verfügung gestellt, die kegelfallpunkt mindestens dem des kleinen man in Abhängigkeit von der Feuerfestigkeit
unter der Bezeichnung „Spezialsande“ [2] SK 36 entspricht (ca. 1800 °C).“ des Formgrundstoffes eine fortschreitende
besondere Eigenschaften aufweisen, wie z. B. Verfestigung der ursprünglich losen Körner.
niedriges thermisches Ausdehnungsverhal- Dieser Vorgang wird umgangssprachlich
ten, niedrige bzw. hohe Wärmeleitfähigkeit,
Bestimmung der Feuerfestigkeit als „Sintern“ bezeichnet. Dieses Sintern von
geringe Affinität zu den Gießmetallen und
nach DIN 51063 Formgrundstoffen unter Temperatureinwir-
Hochfeuerfestigkeit. Feuerfeste keramische Erzeugnisse zei- kung kann beim Abguss zur begrenzten bis
gen wegen der Heterogenität ihrer Zusam- flächenhaften Verfestigung von Formstoff-
mensetzung und Struktur keinen einheitli- partien in gussteilnahen Bereichen der Form
Feuerfestigkeit chen Schmelzpunkt, sie schmelzen inner- oder des Kerns führen, wodurch erheblicher
der Formgrundstoffe halb eines Temperaturbereiches. Anstelle Nacharbeitsaufwand verursacht wird.
Formgrundstoffe bilden als körniges Feuer- des Schmelzpunktes wird deshalb ein beim Das Sinterverhalten von Formgrundstof-
festmaterial mit gießereiüblichen organi- Erweichen eindeutig aus diesem Tempera- fen wurde ausgehend von Erkenntnissen der
schen (Kunstharze) bzw. anorganischen Bin- turbereich feststellbarer Punkt als Kegelfall- keramischen Industrie mittels Rohrofen und
demitteln (Bentonit, Zement, Wasserglas) punkt nach Seger bestimmt. Der Kegelfall- Erhitzungsmikroskop im Temperaturbereich
den Formstoff, der zur Herstellung von For- punkt nach Seger wird aus pyramidenförmi- von 1100 °C bis 1740 °C untersucht. In der
men und Kernen zur Fertigung eines Guss- gen Probekörpern, die in Form und Abmes- keramischen Industrie wird durch das Sin-
teiles benötigt wird. Die Gießtemperaturen sung dem kleinen Segerkegel entsprechen, tern der eigentliche keramische Werkstoff
betragen je nach Schmelztemperatur des im Vergleich zum Erweichungsverhalten klei- erzeugt; im Folgenden wird der Prozess des
zu vergießenden Metalls 700 °C – 1650 °C. ner Segerkegel festgelegt. Zu seiner Kenn- Sinterns aus keramischer Sicht [4] kurz erläu-
Formgrundstoffe müssen i. d. R. einem ein- zeichnung dient der „Segerkegelfallpunkt“: tert.
Sintern keramischer Stoffe –– Flüssigphasensintern, d. h. Sintern mit Poren nimmt auf Grund der Porenschrump-
(nach [4,5]) Flüssigphase. fung ab und es findet ein Kristallwachstum
Im Weiteren wird auf das Festphasensintern statt, so dass die einzelnen Partikel nicht
Sintern in der Keramik ist der Prozess, in eingegangen, da dieser Prozess für das Sin- mehr voneinander unterschieden werden
dem aus einer keramischen Pulvermischung tern von Formgrundstoffen zutrifft, wenn die können.
(die Additive, Feuchte sowie organische Bin- Pulverpartikel den Formgrundstoffkörnern
demittel enthalten) nach der Formgebung, gleichgesetzt werden.
Endstadium
Trocknung, dem Ausbrennen und Verglühen Beim Festphasensintern liegt die Sinter-
durch den Brand ohne unmittelbare chemi- temperatur unter dem Schmelzpunkt aller In diesem Bereich sintert der keramische
sche Reaktion ein mechanisch fester Körper am Prozess beteiligten Phasen. Die Sinte- Körper dicht, das Kornwachstum kommt bei
entsteht. Der Brand ermöglicht das Sintern rung kann nur auf Grund von Diffussionspro- einer bestimmten Endkorngröße zum Still-
und lässt somit erst den eigentlichen kera- zessen, Verdampfungs- und Kondensations- stand.
mischen Werkstoff entstehen. Außer einer mechanismen erfolgen. Sintern ist ein kon-
Schwindung tritt keine Formveränderung tinuierlicher Prozess, bei dem sich die Mik-
auf. Die Vorgänge beim Sintern keramischer rostruktur des sinternden Materials verän-
Untersuchung des Sinter-
Körper sind sehr komplex und laufen je nach dert. Zur Beschreibung des Sinterns wird der
verhaltens von Formgrundstoffen
Reinheit, Korngröße, Packungsdichte und Prozess in drei Stadien eingeteilt und jedes Unter dem Sintern von Formgrundstoffen
Brenntemperatur unterschiedlich schnell ab. Stadium mit einem idealen geometrischen versteht man gießereitechnisch gesehen die
Oxidkeramische Produkte mit hohem Rein- Modell (Kugelmodell), welches die momen- thermisch bedingte Verfestigung von losen,
heitsgrad sintern durch Festkörperreaktio- tane Mikrostruktur des Gefüges darstellen ungebundenen Formgrundstoffpartikeln
nen und benötigen dabei höhere Sintertem- soll, beschrieben. während der Prüfung des Sinterverhaltens,
peraturen als feldspathaltige Massen. Trei- bzw. die thermische Verfestigung der gebun-
bende Kraft für das Sintern ist das Bestre- denen Formgrundstoffpartikel im Formstoff
Anfangsstadium
ben jedes Systems, den Zustand geringster während des Gieß- und Erstarrungsvorgan-
freier Enthalpie einzunehmen, indem durch In diesem Sinterbereich besteht eine offene ges. Im Gegensatz zur Keramik steht bei der
Kornwachstum und Porenschrumpfung die Porosität und die Partikel können sich umord- Gussteilherstellung die Vermeidung des Sin-
Oberflächen- und Grenzflächenenergie redu- nen. An den Berührungsstellen bilden sich terns von Formgrundstoffen während des
ziert wird. Pulver zeichnen sich besonders Materialbrücken aus und die Poren runden Gießvorganges und der Erstarrungszeit des
durch eine große Oberfläche und damit ver- sich ab, Materialtransportmechanismen kön- Gussteiles im Vordergrund. Die Kenntnisse
bunden hoher Oberflächenenergie aus. Beim nen entweder mit oder ohne Schwindung der Abläufe beim Sintern von keramischen
Sintern verringern sich die Oberflächen- und ablaufen. Werkstoffen können aber auf das Sintern
die Grenzflächenenergie, wobei der Anteil der von Formgrundstoffpartikeln übertragen wer-
chemischen Bindung erhöht wird und eine den. Die Mechanismen, die beim Sintern im
Zwischenstadium
Verfestigung des Körpers eintritt. Anfangs- und Zwischenstadium beschrieben
Beim Sintern keramischer Körper unterschei- In diesem Bereich wachsen die Hälse und die werden, treffen auch auf die thermische Ver-
det man zwei Prozessabläufe: Partikelkörner nähern sich an. Die Geometrie festigung von Formgrundstoffpartikel zu.
–– Festphasensintern, d. h. Sintern ohne des Materials ändert sich und benachbarte Als Formgrundstoffe werden feuerfeste
Flüssigphase; Hälse gehen ineinander über. Die Zahl der und hochfeuerfeste Materialien (siehe Ta-
belle 1) verwendet, deren Schmelzpunkte Tabelle 3: Sinterbeginn von Formgrund- Sinterbeginn bei Verwendung von hoch-
über der Schmelztemperatur des Gießme- stoffen [3] – Messungen: Gießerei-Institut schmelzendem Gießmetall ist Chromitsand
talles liegen. Während des Abgusses und der TU Bergakademie Freiberg mit einem Sinterbeginn nach VDG P 026 von
der sich anschließenden Gussteilerstarrung 950 °C, der als Anlege-Formgrundstoff für
kommt es zur thermischen Belastung des Formgrundstoff Sinterbeginn das Gießen von Stahlguss verwendet wird.
Formgrundstoffes, begleitet vom thermischen (handelsüblich) VDG P 026 Dagegen weist Quarzsand mit 1550 °C den
Zerfall des Bindemittels und ggf. von Metall- °C höchsten Sinterbeginn auf, neigt aber stark
Formstoffreaktionen. Idealerweise sollte wäh- Normalkorundsand 900 zur Versinterung bei Verwendung bei der Ver-
rend dieses Zeitraumes keine thermische Ver- Chromitsand 950 wendung als Formgrundstoff für Stahlguss.
festigung des Formgrundstoffes erfolgen. Quarz-Feldspatsand weist mit 1150 °C eine
Andalusitsand 1050
Das Sintern eines Formgrundstoffes mittlere Temperatur für den Sinterbeginn
(Kerphalite KF)
erfolgt je nach seiner Beschaffenheit über auf, ist aber nur für dünnwandige Gussteile
ein unterschiedlich großes Sinterintervall. Schmelzbauxitsand 1100 bis 1450 °C Gießtemperatur einsetzbar. Für
Sinterbeginn, d. h. der Beginn der Verfesti- Schamotte-Sand 1100 die Bestimmung des Sinterverhaltens ober-
gung der bei Raumtemperatur losen Partikel (>42 % Al2O3) halb der Temperatur für den Sinterbeginn von
und der Erweichungspunkt, also der Über- Quarz-Feldspatsand Formstoffen wurden die Untersuchungen im
gang zum Fließ- bzw. Schmelzbeginn, lassen Rohrofen und im Erhitzungsmikroskop her-
sich mit folgenden Untersuchungsmethoden (J-Sand) 1150 angezogen, die eine visuelle Darstellung des
bestimmen: Naigai Cerabeads ®
1250 Sinterverhaltens ermöglichen.
–– Bestimmung des Sinterbeginns nach VDG- Zirkonsand 1250
Merkblatt P 026 bis 1550 °C;
–– Bestimmung des Sinterverhaltens bis
Mullitsand (M-Sand) 1250 Sinterverhalten von Formgrund-
1550 °C im Rohrofen; Rutilsand 1350 stoffen im Rohrofen
–– Bestimmung des Sinterverhaltens bis Edelkorund 1450
von 1100 °C bis 1550 °C
1740 °C mit dem Erhitzungsmikroskop. Quarzsand (H32) 1550 Für die Ermittlung des Sinterverhaltens von
Formgrundstoffen im Rohrofen von 1100 °C
bis 1550 °C wurde die Schiffchenmethode
Bestimmung des Sinterbeginns wiederholt, bis der Sinterbeginn erreicht ist. nach VDG-Merkblatt P 026 vom Verfasser
nach VDG-Merkblatt P 026 Das ist der Fall, wenn beim Wenden des abge- variiert.
In VDG-Merkblatt P 026 „Prüfung von Form- kühlten Schiffchens mehr als zwei Drittel des Ein mit dem zu untersuchenden Form-
grundstoffen“ wird wie folgt ausgeführt: „Das Inhalts haften bleiben. Zur Bestätigung des grundstoff gefülltes hochfeuerfestes Alsint-
Sinterverhalten eines Formgrundstoffes gibt Sinterbeginns muss nachgewiesen werden, Schiffchen wurde ab 1100 °C im aufgeheizten
Auskunft darüber, ob er niedrigschmelzende dass die Probe bei der nächsthöheren Tempe- Rohrofen 5 Minuten nach Wiedererreichen
Bestandteile enthält, die zu einer Verklebung raturstufe eine deutliche Verfestigung zeigt. der gewählten Temperaturstufe ausgesetzt,
der einzelnen Sandkörner führen. Durch das Die Temperatur des Sinterbeginns wird in °C danach entnommen und auf Raumtempera-
Verkleben mehrerer Körner beim Erhitzen ent- angegeben.“ tur abgekühlt. Pro 100 °C-Temperaturstufe
stehen Konglomerate (Sekundärkörner), die Ziel dieser Vorschrift ist die Ermittlung von 1100 °C bis 1500 °C und für 1550 °C
auch beim Sieben erhalten bleiben. niedrigschmelzender Bestandteile im ange- wurde jeweils ein neues Schiffchen (sechs
Zur Kennzeichnung des Sinterbeginns lieferten Quarzsand, d. h. die Feststellung, Schiffchen) mit Formgrundstoff untersucht.
werden die Verklebungen der einzelnen ob eine Verunreinigung vorliegt – Gießerei- Die Verfestigung der Proben infolge des
Quarzsandkörner bei Temperatureinwirkung quarzsande werden heute mit einem SiO2- Sintervorganges wurde mittels des gefühlten
und das danach veränderte Fließverhalten Gehalt von >99,00 % angeliefert, so dass Widerstandes einer von Hand in den Prüfkör-
der Probe benutzt.“ Von den beiden aufge- niedrigschmelzende Bestandteile weitestge- per eindringenden Metallspitze nach folgen-
führten Prüfmethoden, der „Tiegelmethode“ hend ausgeschlossen sind. Somit wird mit den Kriterien bewertet:
und der „Schiffchenmethode“, wird hier nur der Schiffchenmethode der Sinterbeginn des –– Keine Veränderung: Formgrundstoff ver-
auf letztere eingegangen. eigentlichen Formgrundstoffes ermittelt. Der bleibt im Ausgangszustand.
Die Durchführung der Schiffchenmethode maximal messbare Sinterbeginn wird durch –– Sinterbeginn: Verkleben oberflächen-
wird wie folgt beschrieben: „Ein Porzellan- die Maximaltemperatur des verwendeten naher Formgrundstoffpartikel.
schiffchen wird in seiner halben Länge mit der Ofens bestimmt und liegt i. d. R. bei 1550 °C; –– Aufblähen: Entweichen von Gasen aus
nach VDG-Merkblatt P 025 gewonnenen und wird bis zu dieser Temperatur kein Sinterbe- dem sich verdichtenden Formgrundstoff.
getrockneten Probe randvoll gefüllt und in ginn festgestellt, wird der Sinterbeginn mit –– Festsintern: Verfestigen der Oberfläche
einen auf Prüftemperatur vorgeheizten Ofen >1550 °C angegeben. des Probekörpers.
so eingesetzt, dass die Probe vollständig der In Tabelle 3 sind die Temperaturen für den –– Dichtsintern: Verdichten des gesamten
Prüftemperatur ausgesetzt ist. Nach einer Sinterbeginn nach VDG-Merkblatt P 026 auf- Probekörpers.
Verweilzeit von 5 Minuten nach Wiedererrei- steigend angegeben. An der bei 1550 °C gesinterten Probe wurde
chen dieser Prüftemperatur wird das Schiff- Mit der Bestimmung des Sinterbeginns nach dem Abkühlen durch Umdrehen des
chen entnommen und auf Raumtemperatur lassen sich keine Rückschlüsse auf das Sin- Schiffchens der Verfestigungszustand der
abgekühlt. Dieses Vorgehen wird bei 1250 °C terverhalten des Formgrundstoffes bei Tem- Formgrundstoffpartikel bewertet:
begonnen und bei Temperaturabstufung von peraturen oberhalb des Sinterbeginns zie- –– Lose: Die Probe liegt im Originalzustand
50 K jeweils an einer neuen Probe so lange hen. Typisches Beispiel für einen niedrigen vor.
1100 °C – Sinterbeginn
1150 °C – Sinterbeginn
1100 °C – Sinterbeginn
Raumtemperatur
1200 °C – Festsintern
1350 °C – Sinterbeginn
1300 °C – Festsintern
1400 °C – Festsintern
1400 °C – Festsintern
1500 °C – Dichtsintern
1500 °C – Dichtsintern
1550 °C – Dichtsintern
1550 °C – Dichtsintern
1100 °C –
1300 °C – Festsintern Keine Veränderung
1200 °C –
1400 °C – Festsintern Keine Veränderung
1300 °C – Sinterbeginn
1500 °C – Festsintern
1400 °C – Festsintern
1550 °C – Dichtsintern 1550 °C – Dichtsintern
1200 °C –
1300 °C – Keine Veränderung
keine Veränderung
1300 °C – Sinterbeginn
1400 °C – Sinterbeginn
1400 °C – Festsintern
1500 °C – Festsintern 1500 °C – Festsintern
Bild 10: Sinterverhalten von Schamottesand (>42 % Al2O3) Bild 11: Sinterverhalten von Rutilsand
1300 °C – 1200 °C –
keine Veränderung Keine Veränderung
1550 °C – Festsintern
Bild 12: Sinterverhalten von Naigai Cerabeads®-Sand
1200 °C – Raumtemperatur
Keine Veränderung
1100 °C –
1300 °C –
Keine Veränderung
Keine Veränderung
1400 °C – 1200 °C –
Keine Veränderung Keine Veränderung
1550 °C – Sinterbeginn
Bild 14: Sinterverhalten von Quarzsand (H32)
Tabelle 4: Sinterverhalten von Formgrundstoffen im Rohrofen 1100 °C–1550 °C 11. Quarzsand (H32) (Bild 14)
Formgrundstoff Sinterbeginn °C Festsintern °C Dichtsintern °C Zustand bei Das Sintern von Quarzsand (H32) beginnt ab
1550 °C 1500 °C. Die bei 1550 °C oberflächlich gesin-
terte Probe fällt nach dem Umdrehen des
Quarz-Feldspat 1150 1200 1300 dicht
Schiffchens heraus, die verbackenen Körner
Chromit 1200 1200 1400 dicht lassen sich mechanisch vereinzeln.
Normalkorund 1100 1200 1550 dicht
Olivin 1350 1400 1550 dicht 12. Zirkonsand (Bild 15)
Schmelzbauxit 1300 1300 1550 dicht Zirkonsand zeigt bis 1550 °C nur oberfläch-
Andalusit 1300 1400 1550 dicht liches Versintern. Der bei 1550 °C gesinterte
Schamotte 1400 1500 1550 dicht Zirkonsand fällt nach dem Umdrehen des
Schiffchens als loser Sand heraus.
Rutilsand 1300 1400 1500 dicht
Naigai Cerabeads® 1400 1500 1550 fest
13. Edelkorund (Bild 16)
Mullit 1300 1400 > 1550 locker
Quarz 1500 > 1550 > 1550 locker Edelkorund zeigt bis 1550 °C keine Verände-
rung der ursprünglichen Kornstruktur, d. h.
Zirkon > 1550 > 1550 > 1550 lose
nach dem Umdrehen des Schiffchens liegt die
Edelkorund > 1550 > 1550 > 1550 lose Probe in der ursprünglichen losen Form vor.
1375 °C, 1440 °C, 1600 °C und 1740 °C die Ergebnisse der Untersuchungen im Rohrofen (z. B. Normalkorund, Andalusit, Schamotte),
Verformungen der untersuchten Formgrund- bestätigt. aber auch zu einer Reduzierung der Feuerfes-
stoffe ersichtlich. In Tabelle 6 ist das Sinterverhalten der tigkeit durch Ausscheidung niedrigschmel-
untersuchten Formgrundstoffe im Rohrofen zender Phasen (Olivin, Chromit) führen. Bei
und im Erhitzungsmikroskop zusammenge- Normalkorund führt der Sintervorgang ab
Auswertung der Untersuchungen fasst. 1400 °C zur Bildung von thermisch stabilem
im Erhitzungsmikroskop Titandioxid. Andalusit wandelt sich in den
Quarz-Feldspatsand weist ein für kerami- thermisch beständigeren Mullit um, während
sche Werkstoffe typisches Sinterverhalten
Auswirkung der Sintervorgänge es bei Schamotte zur Bildung von Mullit und
mit einem Halbkugelpunkt bei 1480 °C und
auf die Einsetzbarkeit amorpher Phase kommt.
einem Fließpunkt bei 1600 °C auf, was auf
von Formgrundstoffen Aus dem Chromitkorn diffundieren Fe-
den Feldspatgehalt zurückzuführen ist. Durch die Erhitzung von Formgrundstoffen Ionen an die Kornoberfläche, es kommt zur
Olivinsand ist bis 1600 °C relativ stabil, auf über 1100 °C bis 1740 °C werden Sinter- Bildung von niedrigschmelzenden Fe-Verbin-
der Fließpunkt für Olivin liegt bei 1740 °C. vorgänge ausgelöst, die auf Grund von Fest- dungen.
Alle weiteren untersuchten feuerfesten körperreaktionen zur Verfestigung der Form- Olivin, ein Mg-Fe-Silikat, zerfällt ab
und hochfeuerfesten Formgrundstoffe wei- grundstoffpartikel führen. Ebenso wie beim 1100 °C bis 1500 °C in Mg-Silikate und Mag-
sen bis 1740 °C nur Anzeichen eines Erwei- Sintern von keramischen pulverförmigen netit.
chungsverhaltens auf, d. h. der Erweichungs- Stoffen erfolgt eine Verfestigung bei oxidke- Keine strukturellen Veränderungen be-
punkt und der Fließpunkt liegen oberhalb ramischen Mineralsanden bei deutlich höhe- wirkt der Sintervorgang bei den Formgrund-
von 1740 °C. Schmelzbauxit, Rutil, Naigai ren Temperaturen als bei feldspathaltigem stoffen Quarz, Zirkon, Mullit, Naigai Cerabe-
Cerabeads®, Schamotte und Andalusit zei- Mineralsand. Durch den Sintervorgang wer- ads® und Edelkorund.
gen Anzeichen eines Erweichungspunktes. den Diffussionsprozesse und Zersetzungs- Die Verwendbarkeit von Formgrundstof-
Keine Veränderungen der Höhe der Probekör- prozesse innerhalb der Kornstruktur aus- fen wird neben den feuerfesten Eigenschaf-
per bei 1740 °C weisen die hochfeuerfesten gelöst, die zu Mineralneubildungen führen. ten auch durch die Neigung zu Metall-Form-
Formgrundstoffe Mullitsand, Normalkorund- Die Endprodukte dieser Vorgänge können zu stoffreaktionen und der Verträglichkeit mit
sand, Chromitsand, Quarzsand, Zirkonsand einer Verbesserung der Feuerfestigkeit durch den verschiedenen Gießereibindemitteln
und Edelkorundsand auf. Damit werden die Bildung höherer feuerfester Verbindungen bestimmt.
D A S S I N T E R V E R H A LT E N V O N F O R M G R U N D S T O F F E N
Formgrundstoff 1375 °C 1440 °C 1600 °C 1740 °C tigste Formgrundstoff für bentonit- und
kaltharzgebundene Formstoffe für Leicht-,
Quarz-
Schwermetall- und Eisenguss sein.
Feldspatsand
Für die Herstellung von Stahlgussteilen
(J-Sand)
wird Chromitsand der wichtigste Formgrund-
stoff für kaltharzgebundene Formstoffe blei-
Olivinsand ben. Mit der zukünftigen Entwicklung geeig-
neter anorganischer Bindemittel könnten
Schmelz- basische Formgrundstoffe wie Olivinsand,
bauxitsand Normalkorundsand und Edelkorundsand,
aber auch Schamottesand eine größere
Anwendung finden.
Rutilsand Die Spezialsande Zirkon, Rutil, Schmelz-
bauxit, Naigai Cerabeads® und Mullit wer-
den weiterhin vorrangig für thermisch hoch-
Naigai beanspruchte Kernformstoffe verwendet wer-
Cerabeads®-Sand den. ◂
Schamottesand
(Al2O3 > 42 %)
Dank
Der Autor dankt Prof. Dr.-Ing. habil. W. Tilch,
Andalusitsand Dr.-Ing. H. Polzin und Frau E. Hoyer vom Gie-
(Kerphalite KF) ßerei-Institut der TU Bergakademie Freiberg
für ihre Unterstützung.