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VORLESUNG

FERTIGUNGSVERFAHREN I

Technische Hochschule Mittelhessen

Fachbereich: ME

Studium Plus Wetzlar

Studiengang Maschinenbau
Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen

Dozent: Dipl.-Ing. (FH) Johannes Weg


Vorlesungsscript Fertigungsverfahren I

Dozent: Dipl.-Ing. (FH) Johannes Weg Kapitel 2 Roheisengewinnung 2013

2. Roheisengewinnung

2.1 Einleitung

2.3 Eisenerze
Die Metalle kommen auf der Erde nicht als Grundstoffe vor, sondern als chemische Verbin-
dung. Meist handelt es sich um Verbindungen der Metalle mit Sauerstoff, also Oxide, oder
Verbindungen mit Schwefel, also Sulfide. Diese Rohstoffe für die Metallgewinnung nennt
man Erze. Sie sind der wesentliche Ausgangswerkstoff für die Eisen- und Stahlerzeugung.

Erz (Metalloxide od. - + Reduktionsmittel Wärme Metall + Begleitstoffe


sulfide

Für die Reduktion des Eisenerzes z. B. wird Kohlenstoff in Form von Koks als Redukti-
onsmittel verwendet.
Eisenerz + Koks Wärme Eisen + Begleitstoffe
→ CO2
Bei der Aluminiumgewinnung wirkt der elektrische Strom als Reduktionsmittel.

Die in Deutschland vorhandenen Erze sind vorwiegend arm an Eisenanteil (s.g. Wertbe-
standteil) und müssen zudem vorwiegend unter Tage abgebaut werden. Daher beziehen wir
die Erze aus dem Ausland. Die wichtigsten Importländer sind: Schweden, Westafrika und
Australien.

Eisenerzname Handelsbezeichnung Chem. Verbindung Eisengehalt

Magneteisenstein Magnetit Fe3O4 60% …70%

Roteisenstein Hämatit Fe2O3 40% … 60%

Brauneisenstein Limonit Fe2O3 + H2O 30% … 50%

Spateisenstein Siderit FeCO3 30% … 40%

Stand: WS 2013 Seite:2


Vorlesungsscript Fertigungsverfahren I

Dozent: Dipl.-Ing. (FH) Johannes Weg Kapitel 2 Roheisengewinnung 2013

2.3.1 Erzaufbereitung
Die Erze werden heute überwiegend „über Tage“ abgebaut und bestehen dann aus unter-
schiedlich großen Stücken. Da der Hochofen auf dem Gegenstromprinzip beruht ist eine
Durchgasung (also eine luftdurchlässige Erzfüllung) für die Funktion zwingend erforderlich.
Man unterscheidet:

Benennung Korngröße Verarbeitung

Stückerze 6,3 …30 mm Kann direkt in den Hochofen gegeben werden

Feinerze 0,5 … 6,3 mm Werden in Mischbetten abgelagert und anschließend


auf dem Sinterband gebrannt

Ziel: Die Größe von Stückerz

Pelletierkonzentrat 0 …0,5 mm Werden in Pelletieranlagen zu Pellets gebrannt.

Ziel: Die Größe von Stückerz

2.3.2 Sinterung
Die Feinerze werden auf Mischbetten längs abgelagert und quer entnommen, so dass durch
die Entnahme von den Mischbetten, eine Durchmischung verschiedener Erzchargen ent-
steht.

Bild2.1: Abbildung eines Mischbettes

Stand: WS 2013 Seite:3


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Durch Zugabe von Koks, Kalk, Rückgut und Wasser entsteht eine Masse, die dem Sinter-
band gezündet wird und somit zusammen backt. Das Sinterband ist ein umlaufendes Metall-
band, von dem sich die gebrannten Erze bei der Umlenkung lösen. Die dann gebrochenen
Erze werden erneut hinsichtlich der Größe sortiert. Sofern die Größe der Stückerze erreicht
ist, können diese dem Hochofen zugeführt werden. Die kleineren Bestandteile werden als
Rückgut in die Mischtrommel gegeben.

Einfülltrichter
Zündgas und -luft

Sinterband Brecher

Bild: Schema einer Sinteranlage

Bild: Bild einer Sinteranlage

Stand: WS 2013 Seite:4


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2.3.3 Pelletierung
Die Herstellung der Pellets findet ähnlich statt wie die Agglomeration auf dem Sinterband.
Die Ausgangserze hier sind jedoch s. g. Pelletierkonzentrate, also „Erzstäube“ kleiner 0,5
mm.

Bild2.2: Pelletmischanlage Bild2.3: Erzpellets

2.4 Der Hochofenprozess

Die Gewinnung von Roheisen im Hochofenprozess ist nach wie vor die wichtigste Verarbei-
tungsform in der Eisenerzverhüttung. Der Hochofen ist ein schachtartiges Gebilde, der nach
dem s. g. Gegenstromprinzip funktioniert. Dies bedeutet, dass die Beschickung des Hoch-
ofens von oben erfolgt, während der Wind (vorgewärmte Luft) von unten nach oben durch
den Hochofen streicht.

Die chemischen Vorgänge während des Prozesses lassen sich vereinfacht wie folgt darstel-
len:

Indirekte Reduktion durch CO-Gas

3 Fe2O3 + CO → 2Fe3O4 + CO2

Fe3O4 + CO → FeO + CO2

FeO + CO → Fe + CO2

Stand: WS 2013 Seite:5


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Direkte Reduktion durch Berührung mit glühendem Koks:

Fe3O4 + 4C → 3Fe + 4CO

FeO + C → Fe + CO

Aufkohlung, d.h. Bildung von Fe3C (Eisencarbit)

3Fe + 2CO → Fe3C + CO2 (im festen Zustand)

3Fe + C → Fe3C (im flüssigen Zustand)

Die Hauptbestandteile des Hochofens sind:

• Bodenstein
• Gestell
• Rast
• Kohlensack
• Schacht
• Windformen
• Gicht

Bild2.4: Schemadarstellung einer Hochofenanlage (Europaverlag)


Große Hochöfen können in 24h rund 10.000 t Roheisen herstellen.

Stand: WS 2013 Seite:6


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Bild 2.5: Moderner Hochofen aus Deutschland

Das Erzeugnis des Hochofens nennt man Roheisen. Es wird je nach der Farbe seiner Bruch-
fläche in zwei Gruppen eingeteilt:

Weißes Roheisen hat eine weiße strahlige Bruchfläche und dient der Erzeugung von Stahl.

In ihm überwiegt die Wirksamkeit von Mangan (Mn).

Graues Roheisen hat eine graue Bruchfläche und dient der Erzeugung von Gusseisen.

In ihm überwiegt die Wirksamkeit von Silicium (Si)

Stand: WS 2013 Seite:7


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Eisenerz

Hochofen (Reduktion)
Roheisen

grau weiß

Kupolofen LD-Verfahren

Gusseisen Stahl

Bild 2.6: Schemadarstellung Eisenerzverhüttung

2.4.1 Bedeutung der Roheisenproduktion für Deutschland


In Deutschland werden noch ca.15 Hochöfen betrieben. In ihnen werden ca. 30 Mio. t Rohei-
sen jährlich erzeugt. Dies entspricht ca. 4 % der Weltroheisenproduktion (730 Mio. t). Dieser
Anteil nimmt ständig ab; so hatte Deutschland in 1960 noch einen Anteil von ca. 10 % an der
Weltroheisenproduktion und betrieb zu dieser Zeit ca. 135 Hochöfen.

2.4.2 Gichtgas
Das Gichtgas ist ein Hüttennebenprodukt und besteht aus:

10% CO2

30% CO

2,5% H2

47,5% N2

Das Gichtgas kann als Treibstoff verbrannt werden. Hierzu wird es zunächst gereinigt, an-
schließend findet es Verwendung für die Erwärmung der Wärmetauscher in den Winderhit-
zern oder wird für die Kokserzeugung benutzt.

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2.4.3 Schlacke
Die Schlacke wird für die typischen Hüttennebenprodukte der Bauindustrie verwendet. Sie
dient der Erzeugung von:

• Bims
• Schlackesand
• Schlackewolle
• Eisenportland und Hochofenzement
• usw.

2.5 Direktreduktion
Die Direktreduktion ist ein Sammelbegriff für viele verschiedene Verfahrensvarianten bei der
aus Erzen Roheisen erzeugt wird, ohne das Eisenerz in den schmelzförmigen Aggregatzu-
stand zu überführen.

Die Reduktion – also die Trennung von Eisen und dem Sauerstoff, geschieht also unter Zu-
gabe von Temperatur mit entsprechenden Reaktionspartnern. Die Prozesstemperatur liegt
dabei ca. zwischen 700 … 1.050°C.

Das Ergebnis der Direktreduktion ist zu 85% reines Eisen. Der Rest ist Rest-Eisenoxid und
Eisenbegleiter. Aufgrund seines porösen Aussehens bezeichnet man es als Eisen-
schwamm. Die chemischen Formeln sind vereinfacht wie folgt:

Fe2O3 + 3CO → 2Fe + 3CO2

Fe2O3 + 3H2 → 2Fe + 3H2O

Der Eisenschwamm wird nachfolgend in Elektroöfen aufgeschmolzen und anschließend zu


Stahl umgewandelt. Der Vorteil der Direktreduktion ist der wirtschaftlich mögliche Betrieb
auch kleinerer Anlagen.

Grundsätzlich wird mehr und mehr die klassische Schiene

Erz → Hochofen → Roheisen → LD-Verfahren → Blockgießen

durch

Erz → Direktreduktion → Elektroverfahren → Strangguss

abgelöst.

Das heute am häufigsten verwendete Verfahren ist das Schachtofenverfahren, welches


nachfolgend skizziert ist.

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Bild 2.7: Schemadarstellung der Direktreduktion (Quelle Europaverlag)

2.6 Roheisen

Benennung Wert Einheit


3
Dichte: 7,0 … 7,8 kg/dm

Schmelzpunkt: 1.100 … 1.300 °C

Kohlenstoffgehalt: 3 …5 %

Das Roheisen sammelt sich im unteren Bereich des Hochofens und wird in Abständen von
einigen Stunden (ca. 2 … 4h) abgezogen. Diesen Vorgang nennt man Abstich.

Hierzu wird zunächst die aufgrund der geringeren Dichte oben auf dem Roheisenbad
schwimmende Schlacke abgezogen; anschließend das Roheisen.

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Aufgrund der Zusammensetzung der Erze und bedingt durch die Verfahrensvarianten enthält
das Roheisen bestimmte Eisenbegleiter. Diese sind:

• Kohlenstoff
• Silicium
• Mangan
• Phosphor
• Schwefel

Das Roheisen ist ein Zwischenprodukt, welches durch seine Sprödigkeit nicht plastisch ver-
formbar ist. Roheisen wird entweder schmelzflüssig weiterverarbeitet oder in s. g. Masseln
abgegossen.

2.7 FE-C- Diagramm


Das Eisenkohlenstoffdiagramm ist für viele werkstofftechnische und fertigungstechnische
Fragen in Zusammenhang mit der Verarbeitung von Roheisen, Stahl und Gusseisen ent-
scheidend. Zunächst wird erläutert, wie das Eisen-Kohlenstoffdiagramm entsteht.

2.7.1 Kristallsysteme der Metalle


Metalle erstarren in geordneten geometrischen Raumgittern. Wir kennen zwei Grundgeomet-
rien. Die kubische, die im Prinzip einem Würfel entspricht. Die kubische Anordnung besitzt
zwei Varianten. Die Kubisch-Flächenzentrierte bei der auf allen 6 „Würfelflächen“ ein Atom in
der Flächenmitte liegt. Und die Kubisch-Raumzentrierte, bei der ein Atom in der Würfelmitte
liegt.

Darüber hinaus gibt es die hexagonale, die im Prinzip einem Sechskantprofil entspricht.

Bild 2.8: Kristallsysteme der Metalle (Quelle: Europaverlag)

Stand: WS 2013 Seite:11


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2.7.2 Umwandlung des reinen Eisens


Erhitzen wir ein Eisen und führen stetig die gleiche Energiemenge zu, so stellen wir fest,
dass sich außer dem Haltepunkt bei der Änderung des Aggregatzustandes insgesamt 3 wei-
tere Haltepunkte ergeben, die sich zunächst nicht ohne weiteres erklären lassen. Erst bei
näheren metallurgischen Untersuchungen stellen wir folgende Begründungen fest:

Bild 2.9: Abkühlungskurven des reinen Eisens (Quelle: Europaverlag)

Reines Eisen liegt bei Raumtemperatur in der kubischen Form mit Raumzentrierung vor. Bei
einer Temperatur von 769°C verliert reines Eisen nun seinen Magnetismus. Steigt die Tem-
peratur über 911°C an so ändert sich die kubische Grundzelle von Raumzentrierung auf Flä-
chenzentrierung. Diese Änderung wird bei 1392° wieder rückgängig gemacht.

Bild 2.10: Schemadarstellung der Direktreduktion (Quelle: Europaverlag)

Stand: WS 2013 Seite:12


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Gemäß diesen Änderungen wurde das reine Eisen mit Hilfe des griechischen Alphabetes
eingeteilt. Aufgrund der technischen Relevanz sind im allg. Sprachgebrauch unter Metallern
nur das α-Fe und das γ-Fe übrig geblieben. β-Fe und δ-Fe sind nur in metallurgischen Fach-
büchern zu finden.

Benennung Temperatur Eigenschaft

α-Fe … 769°C Krz, magnetisch

β-Fe 769 … 911°C Krz, unmagnetisch

γ-Fe 911 … 1.392°C Kfz, unmagnetisch

δ-Fe 1.392 … 1.536°C Krz, unmagnetisch

2.7.3 Ermittlung von Zustandsschaubildern zweier Stoffe


Aus der Physik kennen wir das Phänomen, dass Stoffe bei Temperaturänderung immer dann
auf einer bestimmten Temperatur verharren, wenn der Aggregatzustand sich ändert; und
zwar so lange, bis sich die Zustandsänderung kpl. vollzogen hat. So ist dies bei H2O zum
Beispiel bei der Umwandlung von Eis in Wasser bei 0°C und von Wasser in Dampf bei
100°C der Fall (vorausgesetzt Umgebungsdruck).

Erstarren nun Metallgemische (Legierungen) so stellen wir fest, dass häufig zwei Halte- bzw.
Knickpunkte entstehen. Einer, wenn der feste Stoff zu schmelzen beginnt, ein zweiter, wenn
nur noch Schmelze vorliegt.

Es gibt somit bei Verbindungen von Metallen mit Metallen (Legierungen) und Metallen mit
Nichtmetallen, einen Bereich in dem sowohl fester als auch flüssiger Stoff vorliegt. Wird ein
Diagramm bei verschiedenen Mischungsverhältnissen anhand der Abkühlkurven erstellt, so
entsteht ein Erstarrungsschaubild.

Die Linie unterhalb der nur fester Stoff vorliegt, bezeichnet man als Solidus-Linie

Die Linie oberhalb der nur flüssiger Stoff vorliegt, bezeichnet man Liquidus-Linie

Bild 2.10: Schemadarstellung Metallgemisch (Quelle: Internet)

Stand: WS 2013 Seite:13


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2.7.4 Austenit und Martensit


Reines Eisen ist als Konstruktionswerkstoff technisch nicht verwendbar. Die notwendige Här-
te und Festigkeit kommt erst in der Verbindung mit Kohlenstoff.

Im Hochofenprozess werden den reduzierten Eisen-Atomen Kohlenstoffatome zugegeben.


Diese bilden gemeinsam mit dem Eisen ein Fe3C Molekül (Eisencarbit). Dieses liegt bei einer
Temperatur bis 723°C in nicht kristalliner Form vor. Metallurgisch sprechen wir von Zementit.
Erhöhen wir die Temperatur über 723°C, lösen sich die Fe3C-Verbindungen auf. Das Koh-
lenstoff-Atom wandert in die Würfelmitte des nunmehr zum kfz umgewandelten Eisengitters.

Diese kfz-Fe-Kristall-Gitter mit einem C-Atom in der Raummitte bezeichnet man als
Austenit. Austenit ist metastabil, d.h., es liegt in einer reinen Fe-C-Verbindung nur bei Tem-
peraturen über 723°C statt. Gibt man der Verbindung aus Eisen und Kohlenstoff genügend
Zeit bei der Abkühlung so ist die Umwandlung reversibel. Das Kohlenstoffatom wandert aus
der Raummitte und bildet zusammen mit Eisenatomen erneut Fe3C.

Findet die Abkühlung jedoch so schnell statt, dass die Rückwandlung nicht mehr erfolgen
kann, wird das Kohlenstoffatom in dem immer kleiner werdenden Würfel letztendlich „einge-
klemmt“. Dieses verspannte Gefüge nennt man Martensit. Der Vorgang wird in der Metallur-
gie als Härten bezeichnet.

Bild2.11: Austenit und Martensitumwandlung aus Eisencarbit (Quelle: Europaverlag)

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2.7.5 Fe-C-Zustandsschaubild
Das Eisenkohlenstoffdiagramm zeigt nun das Zustandsschaubild von Eisen und Kohlenstoff
in den technisch relevanten Mischungsverhältnissen an.

Bild 2.12: Fe-C-Diagramm (Quelle: Europaverlag)

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Die im Diagramm vorkommenden Gefügearten sind:

Benennung Aufbau Eigenschaft

Ferrit Reines Eisen kfz oder Weich und zäh,


krz magnetisch (unter 769°C)

Zementit Eisenkarbit Hart und spröde


Fe3C

Perlit Ferrit durchzogen mit Mittelhart


Zementitstreifen

Austenit Eisen mit gelöstem Weich, zäh, unmagnetisch


Kohlenstoffatom

Martensit Verspanntes Eisenkoh- Glashart, sehr spröde


lenstoffgefüge nicht im FE-C-Diagramm

Wichtige Mischungsverhältnisse:

Enthält Eisen mehr als 2,06% Kohlenstoff, wird der Kohlenstoff neben der Bildung von Ei-
senkarbit auch als Graphit ausgeschieden. Daher ist definitionsgemäß ab dieser Grenze von
Gusseisen und nicht mehr von Stahl zu sprechen.

Hat die Eisen-Kohlenstoff-Verbindung 0,8% Kohlenstoff, so sind genau alle Körner perlitisch.
Man spricht vom s.g. eutektoidem Stahl.

Wichtige Temperaturen im Fe-C-Diagramm sind:

Benennung Temperatur Bemerkung

Höchster Schmelzpunkt 1.536°C Bei reinem Eisen

Niedrigster Schmelzpunkt 1.143°C Bei 4,3% C

Beginn Austenitbildung 723°C Wesentliche Gefü-


geumwandlung

Gitterumwandlung des reinen Eisens 911°C Für technische Anwen-


dung nicht relevant

Das Eisen-Kohlenstoff-Diagramm gilt nur für die Verbindung von Eisen und Kohlenstoff.
Kommen weitere Legierungsbestandteile hinzu, so wird aus der zweidimensionalen Ansicht
eine mehrdimensionale. Solche Mischungen mehrerer Stoffe sind graphisch nicht vernünftig
darstellbar.

Stand: WS 2013 Seite:16

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