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FERTIGUNGSVERFAHREN I
Fachbereich: ME
Studiengang Maschinenbau
Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen
2. Roheisengewinnung
2.1 Einleitung
2.3 Eisenerze
Die Metalle kommen auf der Erde nicht als Grundstoffe vor, sondern als chemische Verbin-
dung. Meist handelt es sich um Verbindungen der Metalle mit Sauerstoff, also Oxide, oder
Verbindungen mit Schwefel, also Sulfide. Diese Rohstoffe für die Metallgewinnung nennt
man Erze. Sie sind der wesentliche Ausgangswerkstoff für die Eisen- und Stahlerzeugung.
Die in Deutschland vorhandenen Erze sind vorwiegend arm an Eisenanteil (s.g. Wertbe-
standteil) und müssen zudem vorwiegend unter Tage abgebaut werden. Daher beziehen wir
die Erze aus dem Ausland. Die wichtigsten Importländer sind: Schweden, Westafrika und
Australien.
2.3.1 Erzaufbereitung
Die Erze werden heute überwiegend „über Tage“ abgebaut und bestehen dann aus unter-
schiedlich großen Stücken. Da der Hochofen auf dem Gegenstromprinzip beruht ist eine
Durchgasung (also eine luftdurchlässige Erzfüllung) für die Funktion zwingend erforderlich.
Man unterscheidet:
2.3.2 Sinterung
Die Feinerze werden auf Mischbetten längs abgelagert und quer entnommen, so dass durch
die Entnahme von den Mischbetten, eine Durchmischung verschiedener Erzchargen ent-
steht.
Durch Zugabe von Koks, Kalk, Rückgut und Wasser entsteht eine Masse, die dem Sinter-
band gezündet wird und somit zusammen backt. Das Sinterband ist ein umlaufendes Metall-
band, von dem sich die gebrannten Erze bei der Umlenkung lösen. Die dann gebrochenen
Erze werden erneut hinsichtlich der Größe sortiert. Sofern die Größe der Stückerze erreicht
ist, können diese dem Hochofen zugeführt werden. Die kleineren Bestandteile werden als
Rückgut in die Mischtrommel gegeben.
Einfülltrichter
Zündgas und -luft
Sinterband Brecher
2.3.3 Pelletierung
Die Herstellung der Pellets findet ähnlich statt wie die Agglomeration auf dem Sinterband.
Die Ausgangserze hier sind jedoch s. g. Pelletierkonzentrate, also „Erzstäube“ kleiner 0,5
mm.
Die Gewinnung von Roheisen im Hochofenprozess ist nach wie vor die wichtigste Verarbei-
tungsform in der Eisenerzverhüttung. Der Hochofen ist ein schachtartiges Gebilde, der nach
dem s. g. Gegenstromprinzip funktioniert. Dies bedeutet, dass die Beschickung des Hoch-
ofens von oben erfolgt, während der Wind (vorgewärmte Luft) von unten nach oben durch
den Hochofen streicht.
Die chemischen Vorgänge während des Prozesses lassen sich vereinfacht wie folgt darstel-
len:
FeO + CO → Fe + CO2
FeO + C → Fe + CO
• Bodenstein
• Gestell
• Rast
• Kohlensack
• Schacht
• Windformen
• Gicht
Das Erzeugnis des Hochofens nennt man Roheisen. Es wird je nach der Farbe seiner Bruch-
fläche in zwei Gruppen eingeteilt:
Weißes Roheisen hat eine weiße strahlige Bruchfläche und dient der Erzeugung von Stahl.
Graues Roheisen hat eine graue Bruchfläche und dient der Erzeugung von Gusseisen.
Eisenerz
Hochofen (Reduktion)
Roheisen
grau weiß
Kupolofen LD-Verfahren
Gusseisen Stahl
2.4.2 Gichtgas
Das Gichtgas ist ein Hüttennebenprodukt und besteht aus:
10% CO2
30% CO
2,5% H2
47,5% N2
Das Gichtgas kann als Treibstoff verbrannt werden. Hierzu wird es zunächst gereinigt, an-
schließend findet es Verwendung für die Erwärmung der Wärmetauscher in den Winderhit-
zern oder wird für die Kokserzeugung benutzt.
2.4.3 Schlacke
Die Schlacke wird für die typischen Hüttennebenprodukte der Bauindustrie verwendet. Sie
dient der Erzeugung von:
• Bims
• Schlackesand
• Schlackewolle
• Eisenportland und Hochofenzement
• usw.
2.5 Direktreduktion
Die Direktreduktion ist ein Sammelbegriff für viele verschiedene Verfahrensvarianten bei der
aus Erzen Roheisen erzeugt wird, ohne das Eisenerz in den schmelzförmigen Aggregatzu-
stand zu überführen.
Die Reduktion – also die Trennung von Eisen und dem Sauerstoff, geschieht also unter Zu-
gabe von Temperatur mit entsprechenden Reaktionspartnern. Die Prozesstemperatur liegt
dabei ca. zwischen 700 … 1.050°C.
Das Ergebnis der Direktreduktion ist zu 85% reines Eisen. Der Rest ist Rest-Eisenoxid und
Eisenbegleiter. Aufgrund seines porösen Aussehens bezeichnet man es als Eisen-
schwamm. Die chemischen Formeln sind vereinfacht wie folgt:
durch
abgelöst.
2.6 Roheisen
Kohlenstoffgehalt: 3 …5 %
Das Roheisen sammelt sich im unteren Bereich des Hochofens und wird in Abständen von
einigen Stunden (ca. 2 … 4h) abgezogen. Diesen Vorgang nennt man Abstich.
Hierzu wird zunächst die aufgrund der geringeren Dichte oben auf dem Roheisenbad
schwimmende Schlacke abgezogen; anschließend das Roheisen.
Aufgrund der Zusammensetzung der Erze und bedingt durch die Verfahrensvarianten enthält
das Roheisen bestimmte Eisenbegleiter. Diese sind:
• Kohlenstoff
• Silicium
• Mangan
• Phosphor
• Schwefel
•
Das Roheisen ist ein Zwischenprodukt, welches durch seine Sprödigkeit nicht plastisch ver-
formbar ist. Roheisen wird entweder schmelzflüssig weiterverarbeitet oder in s. g. Masseln
abgegossen.
Darüber hinaus gibt es die hexagonale, die im Prinzip einem Sechskantprofil entspricht.
Reines Eisen liegt bei Raumtemperatur in der kubischen Form mit Raumzentrierung vor. Bei
einer Temperatur von 769°C verliert reines Eisen nun seinen Magnetismus. Steigt die Tem-
peratur über 911°C an so ändert sich die kubische Grundzelle von Raumzentrierung auf Flä-
chenzentrierung. Diese Änderung wird bei 1392° wieder rückgängig gemacht.
Gemäß diesen Änderungen wurde das reine Eisen mit Hilfe des griechischen Alphabetes
eingeteilt. Aufgrund der technischen Relevanz sind im allg. Sprachgebrauch unter Metallern
nur das α-Fe und das γ-Fe übrig geblieben. β-Fe und δ-Fe sind nur in metallurgischen Fach-
büchern zu finden.
Erstarren nun Metallgemische (Legierungen) so stellen wir fest, dass häufig zwei Halte- bzw.
Knickpunkte entstehen. Einer, wenn der feste Stoff zu schmelzen beginnt, ein zweiter, wenn
nur noch Schmelze vorliegt.
Es gibt somit bei Verbindungen von Metallen mit Metallen (Legierungen) und Metallen mit
Nichtmetallen, einen Bereich in dem sowohl fester als auch flüssiger Stoff vorliegt. Wird ein
Diagramm bei verschiedenen Mischungsverhältnissen anhand der Abkühlkurven erstellt, so
entsteht ein Erstarrungsschaubild.
Die Linie unterhalb der nur fester Stoff vorliegt, bezeichnet man als Solidus-Linie
Die Linie oberhalb der nur flüssiger Stoff vorliegt, bezeichnet man Liquidus-Linie
Diese kfz-Fe-Kristall-Gitter mit einem C-Atom in der Raummitte bezeichnet man als
Austenit. Austenit ist metastabil, d.h., es liegt in einer reinen Fe-C-Verbindung nur bei Tem-
peraturen über 723°C statt. Gibt man der Verbindung aus Eisen und Kohlenstoff genügend
Zeit bei der Abkühlung so ist die Umwandlung reversibel. Das Kohlenstoffatom wandert aus
der Raummitte und bildet zusammen mit Eisenatomen erneut Fe3C.
Findet die Abkühlung jedoch so schnell statt, dass die Rückwandlung nicht mehr erfolgen
kann, wird das Kohlenstoffatom in dem immer kleiner werdenden Würfel letztendlich „einge-
klemmt“. Dieses verspannte Gefüge nennt man Martensit. Der Vorgang wird in der Metallur-
gie als Härten bezeichnet.
2.7.5 Fe-C-Zustandsschaubild
Das Eisenkohlenstoffdiagramm zeigt nun das Zustandsschaubild von Eisen und Kohlenstoff
in den technisch relevanten Mischungsverhältnissen an.
Wichtige Mischungsverhältnisse:
Enthält Eisen mehr als 2,06% Kohlenstoff, wird der Kohlenstoff neben der Bildung von Ei-
senkarbit auch als Graphit ausgeschieden. Daher ist definitionsgemäß ab dieser Grenze von
Gusseisen und nicht mehr von Stahl zu sprechen.
Hat die Eisen-Kohlenstoff-Verbindung 0,8% Kohlenstoff, so sind genau alle Körner perlitisch.
Man spricht vom s.g. eutektoidem Stahl.
Das Eisen-Kohlenstoff-Diagramm gilt nur für die Verbindung von Eisen und Kohlenstoff.
Kommen weitere Legierungsbestandteile hinzu, so wird aus der zweidimensionalen Ansicht
eine mehrdimensionale. Solche Mischungen mehrerer Stoffe sind graphisch nicht vernünftig
darstellbar.