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1. Verbreitung und ldentität
1.1 Eine kleine, große Religion
137
Das Judentum wird trotz seiner vergleichsweise ge-
ringen Mitgliederzahl mit Recht zu den fünf großen
Religionen der Welt gezählt. Denn einerseits wurden
das Christentum und der lslam maßgeblich durch
138
das Judentum beeinflusst. Andrerseits leben Juden
- obwohl das Judentum seine Wurzeln im Nahen
Osten hat - seit der Antike überall in der Welt. Jüdi-
sche Gemeinden nahmen iahrhundertelang
Leben ihrer Umgebung teil, sie wurden von ihrer Um-
welt beeinflusst und wirkten ihrerseits auf ihr nicht-
jüdisches Umfeld ein. Die wissenschaftliche und
152 kulturelle Entwicklung Europas ist schwer vorstellbar
ohne den Beitrag jüdischer Philosophen, Mediziner
und anderer Gelehrter.
158 Weltweit gibt es etwa 14 Mio. Jüdinnen und Juden,
von denen ungefähr 6,4 Mio. in lsrael und 5,4 Mio' in
den USA leben. Weniger als 1,4 Mio. Juden leben
in Europa, vor 1939 waren es I Millionen, von denen
170 6 Mio. während des Zweiten Weltkrieges ermordet
172 wurden. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts
174 die überwiegende Mehrheit der Juden in Europa
178 lebte, sind es zu Beginn des 21. Jahrhunderts ge-
ooo
LOO
rade noch 9 Prozent. Die Zentren jüdischen Lebens
befinden sich heute in lsrael und in den USA.
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L2 Wer ist <jüdischr?
165
Das Judentum ist eine äußerst vielfältige Religion.
tb/
Bereits die Frage, wer denn überhaupt Jude sei, wird
unterschiedlich beantwortet.
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. Bedeutet Jude-Sein gemäß den religiösen Vor-
schriften des Judentums zu leben? Dann wäre ein
großer Teil der Juden nicht jüdisch!
. Bedeutet Jude-Sein zum jüdischen Volk, zu einer
gehören? Dann wären Kon-
"jüdischen Nation" zu
vediten keine Juden.
r Bedeutet Jude-Sein zum Land lsrael ein beson-
deres religiöses Verhältnis zu haben? Dann ist zu
bedenken, dass die meisten Jüdinnen und Juden,
die nicht im Staat lsrael leben, Bürgerinnen und
am Bürger jener Staaten sind, in denen sie leben,
deren Sprache sie sprechen, wo sie Steuern be-
zahlen und Militärdienst leisten.
Gemäß der Halacha, dem traditionellen iüdischen
Religionsgesetz, gilt als Jude, wer eine jüdische
Mutter hat oder wer zum Judentum konvertied
ist. Die Religionszugehörigkeit des Vaters spielt
dabei keine Rolle. Für das Reformjudentum (siehe
Kapitel 3.2) gilt hingegen auch als Jude, wer "nur"
einen jüdischen Vater hat. lm Staat lsrael wiederum
hat jeder Mensch, der mindestens einen jüdischen
Großelternteil hat, das Recht, als Jude oder Jüdin
nach Israel einzuwandern und die israelische Staats-
bürgerschaft anzunehmen.
Das Judentum ist eine Religion, zugleich sind die
Juden aber zweifellos auch ein Volk. Dieses "Volk-
Sein" sollte man jedoch nicht in einem strikt natio-
nalen Sinne begreifen, sondern eher im Sinne einer
durch die gemeinsame Geschichte und die gemein-
same Erinnerung zusammengeschweißten Gemein-
schaft.
137
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9.1
 Judentum

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tben wurde. Jüdinnen und Juden leben heute verstreut über die ganze Erde.
ß Gott Abra- Die btauen Sterne markieren Orte, wo besonders viele Juden leben'
t, die mit der
; nahm. Der Kartenausschnitt: ln lsrael ist die Mehrheit der Bevölkerung iüdisch.

ssene Bund
Israel
n 15 und 17)
Agypten
gion dar. Die Go I an h öhen (israel isch besetzt)
che und die
rn Bekenner Westjo rd an I an d (israel isch besetzt ; te i lwe i se
u nte r palästi nenslscher Ve rwaltu n g)
nit Abraham
Gazastreifen
rischen Gott
Gebote am
erden somit
ms vorweg- tr2 Was ist jüdisch?
lch meine, dass das Wort "Traditionsgemeinschaft" am ehesten auf das Judentum zutrifft. Denn auch
d dem Volk,
nichtreligiöse, säkulare (und selbst atheistische) Juden bewahren (oft nur aus einem Gefühl der Solidarität
eißene Land
heraus) - ähnlich wie gläubige Juden - jüdische Traditionen, feiern mit Familienangehörigen und Freun-
den jüdische Festivitäten und versuchen ihr Wissen über das Judentum - ganz im Sinne der jüdischen
liejenige der Lerntradition - zu erweitern.
er Frauen - Theodor Much (1942), Arzt und Sachbuchautor
mehr er-fähd
139
 0tr
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Abraham zahlreiche Schwierigkeiten und Schick-
salsschläge. So erhält er den göttlichen Befehl,
seinen geliebten Sohn lsaak zu opfern. Diese Auf-
forderung wird dann allerdings im letzten Moment
zurückgenommen und Abraham opfert einen Widder
anstelle lsaaks (Gen 22).
B 2.2 Moses: Prophet und Belreiet
Abrahams Nachkommen bildeien die zwölf Stämme
lsraels, die es gemäß Bibel nach Agypten verschlug,
d trug in wo sie Zwangsarbeit verrichten mussten. Moses soll
Stzen als
auf dem Höhepunkt der Verfolgung der Hebräer
die Hand
; soll ich es durch die Agypter geboren worden sein und wurde
te es den von Pharaos Tochter vor dem Tod gerettet. lm Alter
h: lch esse ' von achtzig Jahren erhielt er von Gott den Auftrag,
das Volk lsrael aus dem "Sklavenhaus" Agypten
herauszuführen, einen Auftrag, den er zuerst
ablehnte (Ex 2-3). Moses trat schließlich vor den
Pharao mit der Bitte, die lsraeliten ziehen zu lassen
ltwortete; (Ex 7-11). Erst zehn von Gott geschickte Plagen
Land brachten den Pharao dazu, das Volk lsrael aus Agyp-
lens stand
ten fortziehen zu lassen (Ex 13-15). Dieser Auszug
rltete Holz
nam aus Agypten stellt für das Judentum die immer wie-
Bleibt mit derkehrende Grunderfahrung der Befreiung dar.
ck. Abra- Diese Befreiung gilt nicht nur als ein fernes Ereignis
Feuer der Vergangenheit, sie wird am Vorabend des Pes-
nem Vater
sach-Festes (siehe Kap. 4.3) jedes Jahr von neuem
rber ist das ,
ein Sohn. erinned und im Familienkreis vergegenwärtigt. Der
:
aute : Auszug aus Agypten weist außerdem auf die erhofte
tltar, oben Erlösung am Ende der Zeiten hin.
tzu Die Wanderung ins versprochene Land wird nicht
rtete: Hier
ohne die Erwähnung von Hindernissen und Schwie-
el Denn
Abraham rigkeiten überliefert: Vierzig Jahre lang führte Moses
r. Abraham das Volk durch die Wüste, wobei dieses sich immer
wieder über den fehlenden "Komfort" beklagte oder
sogar Götzenbilder anstelle des unsichtbaren Got-
tes lsraels verehrte (Ex 32). Die Beziehung zwischen
Gott und dem Volk lsrael wird in der Bibel und in der
späteren jüdischen Literatur als dauernder Wechsel
von Konflikt und Versöhnung beschrieben.
ln die Erzählung von der Wüstenwanderung ist das
zentrale Ereignis der biblisch-jüdischen Geschichte
Judentum
d,n.,
eingebettet: die Offenbarung des Gesetzes (hebrä-
isch lhora) am Berg Sinai. Am Sinai schließt Gott
einen Bund mit dem gesamten Volk lsrael. Moses
baute hier die Stiftshütte, das erste Heiligtum des
jüdischen Volkes, wo die
"Bundeslade", ein Schrein
mii den Tafeln der Zehn Gebote, aufbewahrt wurde
(Ex 25). Moses selber war es aber nicht vergönnt,
das Gelobte Land zu betreten.
Moses hat in der biblisch-jüdischen Überlieferung
drei wichtige Funktionen:
. Er begründete den Kult (= Gottesdienst) und die
Priesterschaft.
. Er führte das Volk lsrael aus Agypten ins Land
lsrael, aus der Sklaverei in die Freiheit.
. Er vermittelte dem Volk lsrael am Berg Sinai die
göttlichen Weisungen (hebräisch Thora).
2.3 David: König
ln den Büchern Josua, Richter und Samuel wird er-
zählt, wie die lsraeliten in das gelobte Land eindran-
gen und dort sesshaft wurden. Gegen den Willen
wichtiger Führer, die als Autorität allein Gott gehor-
chen wollten, wählten sie einen König: Saul. Der
.1010-970
zweite König war David, der um v.Z. re-
giert haben soll. Vom Propheten Samuel zum König
gesalbt, gelang es ihm, sich gegen die Philister
durchzusetzen und das Gebiet des vereinigten Kö-
nigreiches Juda./lsrael auf weite Gebiete Transiorda-
niens und Syriens auszudehnen. David eroberte die
Stadt Jerusalem und machte sie zu seinem Haupt-
sitz. lndem er auch die Bundeslade nach Jerusalem
überführte, machte er Jerusalem zum religiösen Zen-
trum des Judentums. Der Tempel wurde aber erst
von seinem Sohn Salomon erbaut. Davids Herrschaft
gilt - auch wegen seiner außenpolitischen Edolge -
als Höhepunkt der Machtentfaltung lsraels, auch
wenn er seine Herrschaft mehrmals - teilweise
gegen seine eigenen Kinder - verteidigen musste.
David wird aber auch als sensibler Musiker geschil-
dert (1 Sam 16,'18) und als angeblicher Autor des
Buchs der Psalmen. Dennoch bleibt selbst ein David
von Kritik nicht verschont. Die Bibel ebenso wie die
143

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ualzlel rap saulo 'sJolpÄflolg sa:qt olqctq3sa6
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ilur uaqiv rajqt ul :uazlasnzrepueutosne ulezrnM
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lsr s:l> usroi arlruel Jautas esteJ>,| [rJt eule6 la uep
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-luese^\ lqcru layoi leqe'16e11 (uapglneqcg) 1rzr7
pun Pddr>1 eura lqcrallat^ Jop '3ts ot/u ]qotssn€ os
neua6 rap 'Lloil.Il orM uapueuef urapuos !uallals.io^
uo)1colualelLlcs ueOuel pun +nH 'lolue6 u-lazlemqos
pun ua)icosetuy 'Ueg ule6uel ]tLU uuel uoute ]qotu
qols els uallos 'ua)iuap Uapnf uaula ue ols uuo/lfi"
:epunorj ueqcsrpnhL{9ru oures otM L]cts le leptoll
lrnreg < pleJup uegeueOllaz ul€uto ut s6utptolle
serp 3nl !ualqceaq nz Eror-|l rep oloqle^ pun aloq
-oC alle oqcnsjo^ tlcl' 'ua63lld nz u€6allollnL{cS
usLlcsrpnhL{cru usules ltLU a}leiuo) ulopz}ol} pun
uallEr.l nz (zlesaOsuor6r;ag seqcsrpn[=) eLlceleH
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uao ("') 'alLl3trlcsee }UcErü ots u;opuos 'o+rlctqcs€e }qetu }qtelqcs 6un1qez.r3-snpoxf oto .6unz1esu_r1
rs ssep os 'sne lepo 6unö1o1eg lerqr ur 16et; ]roq;Lle6 et6 'usllels-rep ors ers uopur 'uollels-req lre)lllctlllM euto erp ,ol)e
)rlereuac opsf -qcerdg Jepo olxef purs uebuuq lerdg sur ue^rleuroped sep gu6eg uop rarq ueuj eluuol reqf
^rleurola6
pnLulef )ea ("') pemue6ee elp rn] uezuenbesuoy
ol"llrouo lqcnldsueeg lepo leq ols 'llel lep ]Llcru ueldÄby sne bnzsny u-ron öunlqezr3 rep taq
Ist reqe
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-]uo qsts ueu usloLluv jepo elnlrel uojop taq 'ue6un1qezl3 puts leuotlltl (...) .iqe+slen _
leltzueralrl
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0 L ec lres uep - lopo (leuotDilj" rnl u]epuos 'r]csuolstq inj lL1cruuold^6v sne Onzsny u.ror 6un1qez.r3 atp pun esol4 je6
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rqe6 'uo^ zrny llelüqeM rop o]qel 'alneqcs llo)iqcl[JaH eulos Jep ']eqdord uro qcou sesoyl qcre16 lep;sl ut puelsre lL.{ctN
uep uo^ pIM
)qcsrejqoH orc Ll'0e snpoxS
'lqcnelqssil.lr uoueN ueutes rep ,uells
)qcsruqaH aro ,solloe
-a6un lqcru uap lssel ,eH rop uuap :uoqcnerqssrur lqcru sourep ,uJoH sop uor.uEN uop lsllos nc
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,uqcs a6rlroH 9'z r-l3t esraMle 'uelqce aloqoe suloul
lne pun ueqetl qcrur elp 'uauap roq :uotlelauoe ueuet^ pun uoliup lep
ue 'uauqos uap ue laleA Jep plnqcs erp qcr e6;oyan !puts puroJ lul otp ,uouep tog :lloo le$rlqcns;eire
uro ulq 'lloe urap lleH Jep 'qct uuoq 'ueuotp nz uouqr 'uelqcrgdten lqclu qcrp pun uope^\ropetu u;epoe
uejepue lo^ +q3lu Llelp lsllos no oplS lep Je+un rasseM ult ropo uolun opjf Jop
rqtg 'et60loor.]1 ine 'ueqolp lotxL.UrH Lrje
se^ ]opue6J uon 6un1;e1ste6 eute)i pun ueLlceut pltqseltoe utox ltp lsllos nc 'ueqeq Jelloe uejepue eute)
isuorbr;ag urep rru ueqau ]sllos nc sneque^Elrs uep sne '1eq yq;r1e6 ueldÄov snE qcrp rop ,lioe urep ,e^ qef urq qcl
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Sie legien die zentralen Gebete des jüdischen Got-
tesdienstes fest (2.8. das Sch'ma Jisrael, das "Höre
;sy6gl") oder das Tischgebetfest und schufen das
Fundament für die Halacha, für die Sammlung aller
religionsrechtlichen Weisungen, die das religiöse
Leben von Juden und Jüdinnen bestimmen sollen.
"Halacha" ist vom hebräischen Wort "halach" abge-
leitet, das "gehen, bedeutet. Gemeint ist damit der
Weg, dem der religiöse Jude und die religiöse Jüdin
zu folgen haben. Die Haggada (hebräisch "Erzäh-
lung") dagegen umfasst die erzählenden Teile des
rabbinischen Schrifttums, die nicht unmittelbar mit
neben mir dem Religionsgesetz zu tun haben (Glaubensfragen,
r irgendetwas
yor anderen
Theologie, Bibelauslegung usw.).
3ott, bin ein
Söhnen, an
r, erweise ich 2.6 Heilige Schriften
n nicht unge-
Die Hebräische Bibel
Die Hebräische Bibel (von griechisch blblos = Buch)
wird von den Juden Tanach genannt. Dies ist ein
der Wahrheit Kurzworl, gebildet aus den Anfangsbuchstaben der
ein Gesetz in drei großen Teile der Hebräischen Bibel'. der Thora
(.,Weisung,,), den Nevi'im (,,Propheten") und den Ke-
tuvlm (,,Schriften,). lhre hebräischen Anfangsbuch-
staben ergeben TNK, was als Tanach gelesen wird.
Der Tanach enthält nach heutiger Zählung 39 Bücher.
ehen, hinter Diese wurden in einem Zeitraum von ca. 900 Jahren
.ber so wenig
von verschiedenen Autoren geschrieben und immer
rf sich beru-
wieder überarbeitet. Zusammen bilden diese Bücher
:ional" oder - J
den seit ca.100 n.Z. endgültig festgelegten Kanon
, Fiktionalität, des Tanach. Der lnhalt des Tanach ist weiigehend
sich ent- identisch mit dem "Alten Testament" der Christen.
Genau das
t enorme
Der Talmud
roder Sprech- ,^\ Jede Generation legte die Bibel ein bisschen anders
olgung oder aus, so dass sich im Laufe der Jahrhunderte eine rei-
:e.(...) Den che mündliche Tradition der Textauslegung (Exe-
ist, hat es mit
gese) und des Kommentars herausbildete.
harao] zu
)ie Exodus- So entstanden die beiden Talmude (hebräisch Tal-
t mudim): der Jerusalemer Talmud und der Babyloni-
mittelt. (...)
sche Talmud (seit dem babylonischen Exil gab es in
Babylonien, dem heutigen lrak, eine große jüdische
d
Judentum
Gemeinde). Bibel und Talmud zusammen sind die
heiligen Schriften des Judentums. Während die
Thora, das Herzstück der Bibel, gemäß der Auffas-
sung der Rabbinen am Sinai schriftlich offenbart
wurde, geschah dies im Falle des Talmuds mündlich.
Man spricht deshalb von einer doppelten Offen-
barung, einer "mündlichenu und einer "schriftlichen
Thora", wobei die umündliche Thora" dem Talmud
und weiteren Schriften entspricht.
Der Jerusalemer Talmud wurde im 5. Jahrhundert in
Galiläa zusammengestellt, der Babylonische Talmud
etwas später im Gebiet des heutigen lrak. Der Baby-
lonische Talmud konnte sich durchsetzen und gilt als
der Talmud schlechthin. -7
Der Talmud ist kein systematisches Werk, das einen
einzelnen Autor hat, sondern ist vielmehr das "Team-
work" mehrerer Generationen von Gelehrten. Der
Talmud dokumentiert die Diskussion dieser Gelehr-
ten über Jahrhunderte hinweg, die über verschiedene
Auslegungen der Bibel streiten. DerTalmud umfasst
damit nicht nur das "Resultat" der Diskussion, son-
dern auch die Debatte selbst, die zu diesem führle.
Der Talmud, dessen Umfang gegen 10000 Seiten
zählt, enthält aber auch "weltliches" Wissen. Er ist
eine Art Nationalbibliothek des Judentums und zu-
gleich eine "transportable Heimai, für die über die
ganze Welt verstreut lebenden jüdischen Gemeinden.
Mit dem Talmud ist aber das jüdische Religionsrecht
nicht abgeschlossen, im Gegenteil: Jede Generation
fügt ihre eigenen lnterpretationen und Ergänzungen
hinzu - ausgehend von den Erfordernissen ihrer Zeit.
Da der Talmud kein systematisches Werk ist, wurden
später seine religionsrechtlich relevanten Teile zu-
sammengefasst. Die bedeutendste Zusammenfas-
sung, die bis heute für praktizierende Juden und
Jüdinnen Gültigkeit hat, ist der "Schulchan Aruch",
der im 16. Jahrhunded von Josef Karo in Palästina r8/9
verfasst wurde.
2,7 Messias-Erwaftungen
Bereits in den Prophetenbüchern der Bibel findet
sich die Hoffnung, dass dereinst ein gerechter Herr-
149
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 Judentum
'e aus dem Talmud Talmud: Die Einfärbungen sollen zeigen, dass der Talmud ein Dialog zwischen Gelehften über Jahrhundefte ist:
der Kommentar zum Kommentar zum Kommentar. Die Texte sind verlinkt wie heute im lnternet.

Talmud

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xbinp!it)lof}!0rlfE:n:lD$t$Dilln:l.Y'llltlrÖglfl?rillb i$tir,tirt)tl5'lttr$'1h.|?
fein Vorfahr # ur npüo .lt qrlo roü ut ta: ur9o l:strl irtg)t iDE nr, : wl m ps ru'Doon fio
nz lsrael dazu nirnnlrrin:mhmn#mT rptph'u:x$munhlrr;tnD ? iDtP,5b,F lo: nn' PE.' !ö9D
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yl l)D y: Nh\rfl nlb tt( N)l:l tl'f? H :*ffi'rutr Ifr F'
Plrn Plm l;:'n $7 )t) $.lr E?rn'nnoü
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151
 z9t
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s;e srepue) putseulols pun puon ,euuos qcnv.uol
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ur qlel{sep ots ueqcsuey\ etp sspp pun ,}st t_lcll}+96
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t eqnep WI 't,L ur re^ noN ']toqqcsuoyt1 uezueO tep se11o6;eslentu6l
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1aqne16 qq'6y 'leelsl )loA uor.lrruo)qeloq optf etp lne leulLutH Lllo^ etp ,llelsoe
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rool4 ualol ue LV6l qp erp uelleqlue og .ua6un;
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n 6ue1uy "' 'y rapotm lotl.tutle grel6 suoslelopue ,ua;ollstxe llon7i Lln+uapnr eqn4 seo .uuel uoqol lteLuoqcrs pun uap
elsoc aurel ;ep slresuaf ltoe llos sltesjour:l .ujoplil..{cs ft,qdlor_u -oul ut leeisl zueb u.rep ut ,pJtM uolr.lct;le qctou uta
redlolun " 'g -odorqlue") qctluqeueqcsuotu uqt otp ,uellclos pun pun uelel1eq ro)lo1 apuo4 qctnp 6un>1cn.rple1up
r ltro9 lesun ruouoloq ((zuopuezsuelf,,) se11og ]ra)qcrl]lo^ loqn
1sr 6rzure ""7 rop uon leelsl Jop ,ltezpuf Jep Otuoy uoleopt uol
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erp or.lcle^'uebessny uotlcstmz p;els6unuuedg -eye^ Je uep rnlelalll ueqcsrpnI ue{_.lcstlqtqle[Jne Jep
urr qcrs ue6emeq ue6un;lelslonsepog ueqcsrpnI er6
teqcltbet "' pun joqtg lop uleqcng ueleleds uep ut (setssel >
t aqne16 qc1 'y ltoe +euL1ctozeq'ep;n^ lqcnerqeb e6ruoy eqcsrpnltqcru
esuoqnBlo €t a!0 IIE rnl lsqles qcr;6untds.rn gr.r6eg lep pue;qenl .s6ru
EItfTE 'uallolsnzlep qcsrleu.relsÄs olleqursueqnele
-oy Jopo slelselld uelzlesa6ura pop uon seure 6unu
ueqcsrpnI elp ,ueqe6e6
eqcnsJe1 leporm reultut sa -qcloze8 lnz luetp pun (lalqlesoe D leuluto ]st.lcPunz
.616uel1emz
leLl qcouuocl reqnue6e6r-uep qollq ,")ill ]slnepoq (qcerqcseyy qcsrelqeq) ((setssey\, uoM seo
-eu6o6" leure ,sue1sÄssueqnele repo _lqel seuro (se/ssar4/, 6urynapeg
!n^ +ul loq .ueqols leqtg rep ut ots et^ ,ueOunsrenl
ueqcrlpo6;ep 6un6e1sny tep orull lels;o ur ouepunL.l 'ueldnulue LunluelsuqC pun urnl
rqef otp loqn qors eletupln ue)ua6 eqcsrpnI se6 -uepnf lrlt ue6un1;elston uoL;cstuetsseul eqclos otp
pue.t 5ilo^ 'Uog I'e ue 'ltazolnlB eqcsrpnl s;e raqep 11r6 sptAeC
Ueqcsleq
-s6ruoy olg (9-9'6 sep .rrndsq) plrm uabuuq uopeu3
0r.10'l'g uepuejqel leurult spl^Ec asneH ulap sne leq9s
\Jeg )eures uv g
ulwe[ueg obng y
 '.::?l Judentum
&
A Hugo Benjamin, Präsident der Jüdischen Gemeinde in Luzern, zheigt eine Thora-Rolle

B An seiner Bar-Mitzwa trägt ein Junge die reich geschmückte Thora-Rolle

r über die Jahr-

rg der göttlichen
en. Der Entwurf
einer "Dogma-
ig. Dennoch hat
t, die jüdischen
{"
i A B
stellen. ffffPll
trIIl Die 13 Glaubensartikel des Maimonides
1. tch glaube in ganzem Glauben, dass der Schöpfet gelobt sei sein Name,
ewegen sich im ... jegliche Kreatur schafft und lenkt und dass er allein der Urheber alles dessen ist, was geschah,
geschieht und geschehen wird.
rn, welche die
2. ... einzig ist und dass es keine Einheit seinesgleichen gibt, in keinerlei Hinsicht, und dass er allein
lenz") betonen, unser Gott war, ist und sein wird.
ich (,.anthropo- 3. ... unkörperlich ist und frei von jeder Möglichkeit, materiell vorgestellt zu werden; und dass ihm auch
iott jenseits der keine Gestalt beigelegt werden kann.
rr immer wieder 4. ... Anfang und Ende ist.
5. ... allein es ist, dem Anbetung gebührt, und dass es ungebührlich ist, außer ihm ein Wesen anzubeten
;h sogar auser-
s).
6. Ich glaube in ganzem Glauben,
und Einzigartig- ... dass die Worte der Propheten alle wahrhaftig sind.
m keine unper- 7. ... dass die Kündung unseres Lehrers Moses, Friede ihm, die Wahrheit und dass er von allen
n Gott, der sich Propheten, früheren wie späteren, der Vater war.
8. ... dass diese Thora, wie wir sie jetzt besitzen, die gleiche ist, die unserem Lehrer Moses übergeben
nschen zuwen-
wurde.
r Zeiten erlösen
9. ... dass diese Thora unverwechselbar ist und dass es nie eine andere Lehre vom Schöpfer her, gelobt
lund (hebräisch sei sein Name, geben wird.
t und "seinem"
1Q. lch glaube in ganzem Glauben, dass der Schöpfer, gelobt sei sein Name,
... alles Tun und jegliches Trachten der Menschen kennt, wie es heißt: Er, der ihre Herzen ganz und
Laufe der bibli-
gar gebildel, Er weiß auch all ihr Tun.
ersüchtige Gott 1 1 . ... wohl vergilt all denen, die seine Gebote erfüllen, und übel tut denen, die seine Gebote brechen.
war zuerst ein
Stämme hatten 12. Ich glaube in ganzem Glauben,
päter wandelte ... dass der Messias kommt, und ungeachtet seines langen Ausbleibens erwarte ich täglich seine
Ankunft.
; barmherzigen
reit. Neu war in 13. lch glaube in ganzem Glauben,
, dass Gott die ... dass einst zu seiner Zeit, wenn es dem Schöpfer, gelobt sei sein Name und erhoben sein Geden-
rlso selber nicht ken immer und ewig, wohl gefällt, die Toten auferstehen werden.
r sie deshalb in
Maimonides (1135-1204), jüdischer Philosoph und Arzt
rnd nutzen dür-
;ind (anders als
Götter, sondern
o).

153
 t9t
'snul
pou sap ulez
)sor6rler asolc
uei ers qce^
eu lqcnsuLlos
rqelzrn)i lel/\z
uelqnJ (Puel
rP sErssel^ ule
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Der Mensch als Mann und Frau gilt im Judentum als
"Krone der Schöpfung", er ist "im Abbild Gottes" er-
schaffen (Gen 1,26). Der Mensch wurde mit einem
Hang zum Bösen und mit einem Hang zum Guten er-
schaffen, er hat aber die Freiheit, sich selber für
einen dieser beiden Wege zu entscheiden.
Volk
lm Judentum ist Gott in erster Linie der Gott lsraels.
B
Erst bei den Propheten taucht der Gedanke auf, dass
dieser Gott auch der Gott der ganzen Menschheit
der relativen sei. Der Bund zwischen Gott und seinem "auser-
örterung, da wählten Volk" wurde und wird innerhalb des Juden-
,sind. Aber
tums sehr verschieden ausgelegt. Häufig verstand
(...), sondern
henvolk. man darunter eine moralisch-ethische Verpflichtung
|s Gegen- gegenüber der ganzen Menschheit, und sah dies
on, die eher als eine Last denn als eine Auszeichnung. Doch
durch die Erfahrung von Verfolgung und Unter-
rn Situation
drückung hat sich die Haltung des Judentums der
ichar an
nichtjüdischen Welt gegenüber teilweise verhärtet.
So wurde Erwählung auch im Sinne einer Überlegen-
heit über andere Völker verstanden. Gewisse mo-
derne Strömungen, etwa das Reformjudentum,
haben die Erwählungslehre aus dem Gebetbuch ge-
strichen.
Land
Zum Verhältnis zwischen Gott und Volk gehört un-
trennbar auch das Land lsrael. Es wurde Abraham
und seinen Nachfahren gemäß der Bibel als gött-
liche Gabe versprochen. Zwar lebten die meisten
Juden in ihrer Geschichte im Exil, in der Diaspora
(hebräisch Galut), aber zu den jüdischen Hoffnungen
auf eine bessere Zukunft gehört die Vorstellung, dass
ein Messias am Ende der Zeit alle Juden ins "Heilige
Landu führen werde. ln der Antike gab es zwar nur
zwei kurzlebige jüdische Staatswesen, doch die
Sehnsucht nach einer Rückkehr ins Land lsrael blieb
wach. Sie fand auch in der Liturgie ihren Ausdruck.
Diese religiöse Sehnsucht gehöd daher zu den Wur-
zeln des modernen, säkularen (=weltlichen) Zionis-
mus.
Judentum
3.2 Richtungen im Judentum
Die Lebensweise heutiger Juden und Jüdinnen ist
sehr unterschiedlich. Man unterscheidet mindestens
drei große religiöse Strömungen innerhalb des Ju-
dentums, nämlich das orthodoxe Judentum, das
konservative Judentum und das Reformjudentum.
Diese Strömungen gehen alle auf das 19. Jahrhun-
derl zurück.
Vom Mittelalter bis weit ins 18. Jahrhunded lebten
Juden sowohl im christlichen als auch im islami-
schen Herrschaftsbereich als eigenständig organi-
sierte Gemeinden, die von der übrigen Bevölkerung
durch ihre Wohnquartiere sowie durch wittschaft-
liche Einschränkungen häufig ausgegrenzt wurden.
ln uinneren" Angelegenheiten, z.B. was die Aus-
übung der rituellen religiösen Vorschriften, aber auch
zivilrechtliche Fragen beiraf, waren sie meist selb-
ständig. lm Gefolge der Aufklärung (die auch eine
jüdische Strömung hatte, die Haskala) und der Fran-
zösischen Revolution entstand sowohl innerhalb als
auch außerhalb des Judentums die ldee, die Juden
in die Staaten, in denen sie lebten, zu integrieren
(,Jüdische Emanzipation"). Dieser "Ausbruch aus
dem Ghetto" stellte das Judentum vor neue Mög-
lichkeiten, aber auch vor neue Gefahren und Risiken.
So stellte sich die Frage, wie man bei einer vollstän-
digen Teilnahme am Leben der nichtjüdischen Um-
gebung überhaupt noch Jude bzw. JÜdin bleiben
könne.
Das Reformjudentum
ln Deutschland wurden zu Beginn des 19. Jahrhun-
derls Anstrengungen unternommen, das Judentum
von innen her zu reformieren. Dadurch sollte das Ju-
dentum auch für Juden, die sich an die Lebensweise
ihres nichtjüdischen Umfeldes anpassten, attraktiv
bleiben. Zu diesen Reformen gehörte beispielsweise,
dass der Gottesdienst statt wie bis anhin in hebräi-
scher Sprache in der jeweiligen Landessprache ge-
halten wurde. ln Anlehnung an den christlichen
Gottesdienst wurde Orgelmusik eingefÜhrt und Män-
ner und Frauen siizen während des Gottesdienstes
zusammen.
155

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A Ein Segen zum Pessach-Fest

B Eine Pessach-Haggada (illustrierte Geschichte des Exodus)

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en Lebens ist trIf Sch'ma lsrael (rHöre lsraelr) - das zentrale Gebet
les einzelnen Höre, lsrael, der Herr ist unser Gott, der Hen ist einzig (Dtn 6,4)
Darum sollst du den Ewigen, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer
Velt. Dies wird
Kraft.
r mönchische Diese Worle, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen. Du sollst
Jem das Gött- sie deinen Kindern erzählen. Du sollst von ihnen reden, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der
i. Aus diesem Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst. Du sollst sie als Zeichen um dein
hriften: Nicht Handgelenk binden. Sie sollen als Merkzeichen auf deiner Stirn sein. Du sollst sie auf die Türpfosten
deines Hauses und in deine Tore schreiben. (Dtn 6,5-9)
s Judentums,
mit dem Ziel, ln Stille wiederholt:
Und wenn ihr auf meine Gebote hört, auf die ich euch heute verpflichle, wenn ihr also den Ewigen, euren
Gott, liebt und ihm mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dient, dann gebe ich eurem Land seinen
Regen zur rechten Zeit, den Frühregen im Herbst und den Spätregen im Frühiahr, und du kannst Korn,
Most und Öl ernten; dann gebe ich deinem Vieh sein Gras auf dem Feld und du kannst essen und satt
werden. Aber nehmt euch in Acht! Lasst euer Herz nicht verführt werden, weicht nicht vom Weg ab,
t sich vorwie- dient nicht anderen Göttern und werft euch nicht vor ihnen nieder! Sonst wird der Zorn des Ewigen
i und weniger gegen euch entbrennen; er wird den Himmel zuschließen, es wird kein Regen fallen, der Acker wird keinen
Jenseits. Die Ertrag bringen und ihr werdet unverzüglich aus dem prächtigen Land geiilgt sein, das der Ewige euch
lbstheiligung, geben will. Diese meine Worte sollt ihr auf euer Hez und auf eure Seele schreiben. lhr sollt sie als Zeichen
um das Handgelenk binden. Sie sollen zum Schmuck auf eurer Stirn werden. lhr sollt sie eure Kinder
:haft und dem
lehren und ihnen davon erzählen, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du
ioit geschaf- dich hinlegst und wenn du aufstehst. Du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und in deine Tore
ottes. schreiben. Damit ihr und eure Kinder lange in dem Land lebt, das der Ewige euren Vorfahren geschworen
hat zu geben; so zahlreich sollen eure Tage darin sein wie die Tage, die sich der Himmel über der Erde
wölbt. (Dtn 11,13-21)
rt bei Jungen
Der Ewige sprach zu Mose: Rede zu den Kindern lsraels und sage ihnen, sie sollen sich Quasten an die
4/a) statt. Die Enden ihrer Gewänder nähen, von Generation zu Generation. An den Quasten sollen sie einen blauen
in den Bund, Faden anbringen. Es sollen Merkquasten für euch sein: Wenn ihr sie seht, dann sollt ihr euch an alle
hat. Die Be- Gebote des Ewigen erinnern und sie tun. lhr sollt eurem Herzen und euren Augen nicht nachgeben,
alisten, dem wenn sie euch zur Untreue verleiten wollen. Durch sie erinned ihr euch an alle meine Gebote und werdet
sie beachten und so eurem Gott heilig sein. lch bin der Ewige, euer Gott; ich habe euch aus Agypten
nge auch sei-
herausgeführt, um für euch Gott zu sein; lch, der Ewige, bin euer Gott. (Num 15,37-41)
,n vielen nicht
lchen gibt es
ler das Baby
fen wird.

159
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Bar und Bat Mitzwa
Als Kind ist man - religiös gesehen - für seine Hand-
lungen nicht selber verantwortlich, dies ist erst mit
der religiösen Volljährigkeit der Fall. lm Alter von
13 Jahren feiern Jungen zu Bar Mitzwa (= Sohn des
Gesetzes): Sie werden religiös volljährig und zählen
neu zum Minjan, der Gebetsversammlung der Män-
ner. Am Sabbat nach Erreichen der Volljährigkeit
B nehmen sie zum ersten Mal als Erwachsene am Got-
tesdienst teil, tragen lal/if (Gebeismantel) und leftT-
l
/rn (Gebetsriemen) und lesen der Gemeinde aus der
) die Sturm- Thora vor. Mädchen werden schon mit 12 Bat Mit-
hdem mein zwa (=TochIer des Gesetzes), werden aiso ein Jahr
rnd betupften
früher religiös volljährig.
rhrend der
i Kapitel "Und
den Prophe- Ehe
s Feuer in Die Eheschließung gilt als wichtiges Gebot, denn die
Familie spielt im Judentum eine zentrale Rolle. lm
chassidische
Ehevertrag (hebräisch Ketubah) verpflichtet sich der
ihten Gewür-
:r wartete Ehemann seine Ehefrau zu versorgen, dies auch im
der seine Falle der Scheidung, die im Judentum möglich ist.
Die Ehe wird unter einem Baldachin geschlossen,
der Chuppah. Dieser steht symbolisch für das Haus,
welche Ehemann und Ehefrau neu gründen.
Tod und Trauer
Vorstellungen eines Lebens nach dem Tod haben im
Judentum untergeordnete Bedeutung, auch wenn
allgemein an ein Leben nach dem Tod geglaubt wird.
Wenn es dem gläubigen Sterbenden möglich isi, soll
er selbst bereits Vorbereitungen auf seinen Tod tref-
fen, indem er das Kol Nidre (hebräisch "alle Verspre'
chen", d.h. Sündenbekenntnis) und, zusammen mit
den Angehörigen, das Sch'ma /sraei betet.
Wenn der Tod eingetreten ist, zerreißen die Angehö-
rigen als Zeichen der Trauer ein KleidungsstÜck. Die
Angehörigen des Toten sprechen weitere Gebete;
danach wird der Verstorbene gewaschen und in ein
weißes, leinenes Totenhemd gekleidet.
Die Beerdigung soll möglichst noch am gleichen Tag,
spätestens aber am nächsten Morgen vorgenommen
werden. Zur Bestattung wird meist eine Ansprache
gehalten, und ein Kantor (Vorbeter) singt den
-,=.:
--)-
,
J$dentum
91. Psalm. Die Trauernden werfen drei Schaufeln
Erde auf den Sarg. Häufig wird ein Säckchen Erde
aus lsrael beigefügt, damit der Tote symbolisch in
der Erde des Heiligen Landes begraben liegt.
Nach der Bestattung beginnt eine siebentägige Trau-
erzeit (hebräisch Schiwa). ln dieser Zeit soll man
nicht baden, keine Arbeiten verrichten und zu Hause
bleiben. Erst nach Ende des Trauermonats wird ein
Gedenkstein gesetzt. Als Zeichen der Erinnerung
legen Besucherinnen und Besucher jeweils ein
Steinchen auf den Grabstein. Die Totenruhe darf
nicht gestört werden. Das Grab ist der Ort, an dem
der Tote bis zu seiner Auferstehung verbringt. Des-
halb werden die jüdischen Gräber nicht nach einer
gewissen Zeit ausgehoben, und dementsprechend
gilt die Schändung eines Grabes als besonders
verwerflich.
4.3 Feste im Jahreszyklus
Der jüdische Kalender kennt viele jährlich wieder-
kehrende Feiertage. Sie haben oft einen doppelten
Anlass: Einmal sind sie vom natürlichen Gang der
Jahreszeiten bestimmt, zum anderen erinnern sie an
wichtige Ereignisse in der Geschichte lsraels.
Rosch Ha-Schana bedeutet Jahresanfang und be-
zeichnet das jüdische Neujahrsfest. Es ist nicht wie
Silvester eine Zeit der Ausgelassenheit, sondern eine
ernste Zeit, eine Zeit der Rückschau auf das vergan-
gene Jahr, auf die guten und schlechten Taten, eine
Zeil der Selbstprüfung, der Reue und der Umkehr.
Es heißt, Gott richtet an diesen zwei Tagen über die
Taten der ganzen Menschheit. Er führt über die Men-
schen Buch, um sie entweder in "das Buch des Le-
bens" oder in "das Buch des Todes" einzuschreiben.
gutes Jahr eingeschrieben sein
"Mögest du für ein
[im Buch des Lebens]" ist dementsprechend der
Wunsch, den man einem lieben Menschen mitgibt.
Es ist Brauch an Rosch Ha-Schana ein in Honig ge-
tauchtes Apfelstück zu essen, um dem Wunsch nach
einem süßen Jahr Ausdruck zu verleihen, auch zün-
det man eine Gedenkkerze an die mindestens vier-
161

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-urbeq eueqcg-eH Llcsog lrur uuop 'ya7e6e1uqaz
uetu leq 'uebuuq nz eurou sur uoqel utes un :ues
-re^ ulr..l strlcueC uaqcrlllob sep lsul:l uep Jne osle
opurauee erp rejollcs sep llos eueqcs-eH qcsou uv
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-lonog rep 6unreru;e;y rep - ueuors ueOrlneq uep
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'uroLuepprM ura ]sr rPloqos seo unrlne lqelun .lnz
uaqcsuey\ uap sep 'llels ueselqleloqcs sEp lopulJ
e6o6euÄg rep ul
llos uouuorq uepunls Orzuemzpun
en Tag lang aus-
cht Tage, jeden
'ein neues Licht
tder zu erinnern.

rd erinned an die
h Königin Esther,
i Ahasverus und
vereitelten den
les Königs, alle
:m miitels Losen
m ist heute die
verkleidet man
ift, viel zu trinken

das Fest zur Er-

aeliten aus der
en beiden Aben-
rszug aus Agyp-
,sten erzählt der
s. Jede Genera-
o zu pflegen, als
;en sei. Weil die
.eine Zeit hatten,
r den acht Tagen
:ladenbrote).

rnfalls ein Wall-

larung am Sinai,
rgsfrüchte, das
ert wird.

;t ein Fasttag in
s Tempels und
r Jahre 586 v.Z.
astrophen, etwa
:n im Jahr 1492.
 ;l;':t)
ure Llcllrolaj tsalua#nqqneT sry epqu^s :llelqLupd pun (6o41) euot117 Jtru ueujxilQ uratlc )auqqea
'srelqcno-1
sep'luuEueo
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Familienfest,
wird",

des Laub-
Fest-
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Myrten-
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die am Fest
werden.
nimmt man
ein Psalmge-
des Lulaw
Volkes und
der Schale
und Sirups
und Ge-
gerne Apfel-

am achten

lt
"Simchat
Zyklus
stattfinden-
wieder von
Umzug wer-
ge-
teil, damit in
(bb)
r 1o ,AGht Lichter leuchten in der Dunkelheit
"Chanukka" ist ein besonderes Lichterte#, das
von jüdischen Gläubigen jeweils in der Zeit um den
10. Dezember gefeiert wird- Zu diesem Anlass
wird am Luzerner Bahnhof ieweils ein sechs Meter
g roBer Meno ra- Leuchter enz.ü ndet -
Es ist Dienstagabend, 17.'15 Uhr. Auf dem Wohn-
zimmertisch von Rabbiner Chaim Drukman und
seiner Frau Rivky steht ein neunarmiger Leuchter
aus Messing, frisch poliert für das jüdische Lichter-
fest "Chanukka". Unmittelbar nach Einbrechen der
Dunkelheit entzündet Chaim Drukman traditions-
gemäß mit einer Kerze, "Schammes' (Diener)
genannt, das erste Öllämpchen des Chanukka-
Leuchters. Dazu stimmt er in hebräischer Sprache
feierlich ein Segenslied an: .Gepriesen seiest du,
o Herr, unser Gott, Behenscher des Universums,
der uns geboten hat, die Chanukka-Lichter zu ent-
zünden."
Dieses Ritual ähnelt christlichem Brauchtum wäh-
rend der Adventszeit: ln den meisten christlichen
Familien kündigt fast zur gleichen Zeit ein Advents-
kranz aus grünen Tannzweigen, bestückt mit vier
Keaen, das bevorstehende Weihnachtsfest an.
An jedem Sonntag der Adventszeit wird eine wei-
tere Kerze angezündet, bis dann an Weihnachten
der ganze Kranz von Licht erstrahlt.
Ahnlich zünden gläubige Jüdinnen und Juden wäh-
rend des acht Tage dauernden Chanukka-Festes
an jedem Abend ein weiteres Licht an, bis am
achten Tag der ganze Chanukka-Leuchter im Lich-
terglanz erstrahlt.
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ssuuBu{ sejqr uroll:l uep lrur uourlriPsnz puaqe slalseudaqog sep leOarg uap lrul seDrzura ure s1e
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lerls sauoe la puelqeM 'eqa6;aqnron 106uasepot
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-rerlsaq o6erz rouro iopo saleqcs seute lnl8 lrlep
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slssnLu laqt8 ]nel < oplnM la+qcelqcseo uold^6v
sne onzsnv ulep lo^ sep 'uuel sep UetstloqLu^s
rsllal urop lne uarpoutlsleqJs ouolBlqao r3o,
:rolleuapas uiep ]ne uesrods lsp epunl6ralutH
uejaneue6 erp ualse3 uap uolnelra rlaltel puoqe
-JApes u3p oAoN loujo ]rur r".uesurouleo lqel sosatp
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 A Hugo Benjamin erklärt den Tallit (Gebetsmantel)

B Michael Fichmann beim Anlegen der Tefillin (Gebetsriemen)

t Dörfern Endin-
Jng der Schwei-
:hterte sich der rt/-
-tr"
rck der USA und a

t 1866 die volle

:
dann bis 1874
>rbot von 1893 I
ber wieder ein.
ls sollte damals B
I
em Elsass, aus
ruch aus Ost-
t (und Muslime)
trtil Verstöße gegen elementare Gebote der Menschlichkeit
Gemessen an ihren vormals humanitären und asylpolitischen Vorstellungen, verfehlte die neutrale Schweiz
rine Tiere nach in der Flüchtlingspoliiik nicht nur den selbstgesteckten Standard, sondern verstieß auch gegen elemen-
I (,,schächten"), iare Gebote der Menschlichkeit.
lm Zug dieser Entwicklung kam es zu einschneidenden Maßnahmen: Die schweizerischen Behörden ver-
: werden muss.
anlassten NS-Deutschland 1938, also vor Kriegsanfang, dazu, die Pässe jüdischer Reichsbürger mit
;teuropa wuchs einem "J" zu kennzeichnen; sie wollte die von den deutschen Behörden aus rassistischen Motiven ver-
1880 und 1914 folgien Menschen nicht als asylwürdig anerkennen; sie schloss 1942 in dem entscheidenden Moment die
00, etwas mehr Grenzen, als die Schweiz wegen ihrer geographischen Lage für viele Menschen die einzige Hoffnung auf
Flucht und Rettung war; und sie weigerte sich, unter den Kindern, die für Erholungsferien in die Schweiz
geholt wurden, jüdische aufzunehmen. Zu solchen behördlichen Entscheiden trug eine offene oder ver-
steckte antisemitische Haltung bei; diese äußerte sich außerdem in der Diskriminierung, die jene Juden
bereits seit den zwanziger Jahren erfuhren, die sich nach langjähriger Niederlassung in der Schweiz
wurden etwa einbürgern lassen wollten. Aber auch der diplomatische Schutz jüdischer Schweizer und Schweizerinnen
Deutschland in und von deren Vermögen im Ausland wurde durch die offizielle Schweiz seit dem Frühling 1938 rechtlich
,ns 30 000 wur- und politisch zweifelhaft wahrgenommen.
Nicht zuletzt versuchte man nach dem Krieg, als es um die Fragen der sogenannten Wiedergutmachung
:er Grenze be-
gegenüber NS-Opfern ging, die Folgen der einstigen Flüchtlingspolitik möglichst ohne öffentliche Debatte
d meist in den zu "entsorgen".
n männlichen Auch nach 1944/45 konnte sich die Schweiz nur zögernd dazu durchringen, den einst Verfolgten im Land
ro sie im Stra- dauerhaften Aufenthalt zu gewähren; sie stellte sich weiterhin auf den Standpunkt, diese Flüchtlinge
rbeiten muss- seien nur vorübergehend zu dulden. Noch weit in die Nachkriegszeit hinein wurde Menschen, die bereiis
während der NS-Zeit verfolgt worden waren, aus kulturellen oder ethnischen Überlegungen die Einreise
n in Heime
verwehd. All dies ergibt ein Gesamtbild, das trotz abweichender Haliungen einzelner Amtsträger - man
r Familien ver- denke zum Beispiel an die beherzten Rettungsaktionen durch den Polizeihauptmann Paul Grüninger in
)er Jahre fand St. Gallen 1938 oder den Diplomaten Carl Lutz in Budapest 1944 - nicht geeignet ist, die Schweiz vom
ssion über die Vorwurf rassistischer Vorstellungen und antisemitischer Vorurteile zu enilasten.
Aus dem Schtussbericht von "IJnabhängige Expertenkommission Schweiz - Zweiter Weltkrieg"
schen Flücht-
trIL Nostra Aetate
lm Bewusstsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche, die alle Verfolgungen
gegen irgendwelche Menschen verwirft, nicht aus politischen Gründen, sondern aus Antrieb der religiösen
Liebe des Evangeliums alle Haßausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu
irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben. Auch hat ja Christus, wie die Kir-
che immer gelehrt hat und lehrt, in Freiheit, um der Sünden aller Menschen willen, sein Leiden und seinen Tod
aus unendlicher Liebe auf sich genommen, damit alle das Heil erlangen. So ist es die Aufgabe der Predigt der
Kirche, das Kreuz Chrrsti als Zeichen der universalen Liebe Gottes und als Quelle aller Gnaden zu verkünden.
Äus Nosfra Aetate, der Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils der römisch-katholischen Kirche über
das Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen

171
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tew-lsnecoloH g
te1 seLlcstpnr v
 A Jüdisches Leid im 20. Jahrhundert: im Konzentrationslager eintätowiefte Nummer

B Holocaust-Mahnmal in Berlin

richt allmächtig,
ethisch-morali-
1en Philosophen
t die Schoa ein
/olk, nämlich als
uu leben.
>h den Prozess
;hmann im Jahr
var das unfass- B
cst als auch von
verdrängt wor-
trIil Nach Auschwitz
varen einerseits
ls Leben zu be- Es ist den Juden verboten, Hitler nachträglich siegen zu lassen. Es ist ihnen geboten, als Juden zu über-
leben, damit das iüdische Volk nicht untergehe. Es ist ihnen geboten, der Opfer von Auschwitz zu
geden-
rlosigkeit ange-
ken, damii das Andenken an ste nicht verloren gehe. Es ist ihnen verboten, am Menschen und seiner Weli
:chziger Jahren
zu verzweifeln und Zuflucht entweder im Zynismus oder der Jenseitigkeit zu suchen, damit sie nicht dazu
Schoa aber zu beitragen, die Welt den Mächten von Auschwitz auszuliefern. Schließlich ist es ihnen verboten, am Gott
ischen Gesell- lsraels zu verzweifeln, damit das Judentum nicht untergehe'
ichtiges Thema Emil Fackenheim (1916-2003), Philosoph und Rabbiner

te auch die Be-

Jene, die es nicht erlebt haben, werden es nie wissen, wie es war. Jene, die es wissen, werden es nie
J Christentum: sagen. Nicht wirklich. Nicht alles. Die Vergangenheit gehört den Toten und die Überlebenden erkennen
L begannen die sich nicht in den Bildern und ldeen, die man sich von ihnen macht... Es kann keineTheologie nach
dem Judentum Auschwitz und schon gar nicht über Auschwitz geben. Denn wir sind verloren, was immer wir tun; was
rdern. Jahrhun- immer wir sagen, ist unangemessen. Man kann das Ereignis niemals mit Gott begrei{en; man kann das
Ereignis nichiohne Gott begreifen. Theologie der Logos von Gott? Wer bin ich, um Gott zu erklären?
r von Gott ver-
Und dennoch ... es ist ihr Recht, es zu versuchen. Nach Auschwitz ist alles ein Versuch.
;sus nicht ais Elie Wieset (1928-2016), Schriftsteltet Übelebender des Holocaust
r sogar getötet
;en bestätigen
r bleibende Er- Nach Auschwitz können wir mit größerer Entschiedenheit als je zuvor behaupten, dass eine allmächtige
Gottheit entweder nicht allgütig oder (in ihrem Weltregiment, worin allein wir sie erJassen können) total
(und
unverständlich wäre. Wenn aber Goit auf gewisse Weise und in gewissem Grade verstehbar sein soll
hieran müssen wir festhalten), dann muss sein Gutsein vereinbar sein mit der Existenz des Übels, und
das ist es nur, wenn er nicht allmächtig ist. Nur dann können wir aufrechterhalten, dass er verstehbar und
gut ist und es dennoch Übel in der Welt gibt. Und da wir sowieso den Begriff der Allmacht als zweifelhaft
in sich selbst befanden, so ist es dieses Attribut, das weichen muss. (...)
Aber Gott schwieg. Und da sage ich nun: nicht weil er nicht wollte, sondern weil er nicht konnte, griff er
nicht ein. Aus Gründen, die entscheidend von der zeiigenössischen Erfahrung eingegeben sind, schlage
jeder
ich die ldee eines Gottes vor, der für eine Zeii - die Zeit des fortgehenden Weltprozesses - stch
Machi der Einmischung in den physischen Verlauf der Weltdinge begeben hat; der dem Aufprall des welt-
lichen Geschehens auf sein eigenes Sein antwortet nicht "mit starker Hand und ausgestrecktem Arm",
wie wir Juden alljährlich im Gedenken an den Auszug aus Agypten rezitieren, sondern mit dem eindring-
lich-stummen Werben seines unerfüllten Zieles.
Hans Jonas (1903-1993): Der Gottesbegriff nach Auschwitz

173

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-rqen lras eutlseled ut ssep 'lst ruolqold agol6 sEc
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-equn'ouer^rlolü r-lcsrlruostlue etc'ueupqcsllosee
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-llo^ euro lsrlceunz oleuorunloq tz:eU '(lOOl-Oggt)
lzreH ropoeLlf iellelslJrjr_lcs pun lsrleulnol rouetM
rep reqep ollerds allou apueOerl er6 'persrue6ro
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ueqcsrlsruorz uauoponlcslon etp ueplnl Orlrezqcre;g
'uopunrO nz ue6unlpots eLlctlgeqcspt^ puel Uop pun
u;apue^ nzuro eullseled qceu uabun6;ofe1 ue6tpop
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 Wir danken folgenden lnstitutionen für ihre finanzielle Unterstützung:
- Bildungs- und Kulturdeparlement des Kantons Luzern (.Potenzial Gymnasium")
( in lvlarburg, - Stiftung Universität Luzern
)hr- und For- - Dr. Josef Schmid-Stiftung
gration, Religion
Weiterer Dank gebührt:
Pragnya Alatur, Petrit Alimi, Sura Al Shawk, Georg Anderhub, Martin Baumann, Andrea Baumgaftner, Konrad Baumgan
schaft in Luzern ner, Samuel Behloul, Hugo Benjamin, Simon Bosshard, Sven Bretfeld, Nicolas Burgherr, Chaim und Rivky Drukman,
haftlichen Semi- Willy Duss, Simon Erlanger, Michael Fichmann, Urs Fischer, lsabelle Flohr, Nathalie und Ruben Gelbart, Hans Hirschi,
n am Zürcher ln- Othmar Huber, Monika Jakobs, Beat Jung, lvlarkus Kappeler, Walter Kirchschläger, Tamar Krieger, Gabriel Zhi Lin und
und Gegenwart. Laura Yan Ni Luu, Thu Lan Luu, Feto Mehmedi, Cazim und Hana Mehmedovic, Regula Meyer, Frank Neubert, Sasitharan
Ramakrishnasarma, Fritz Reinhard, Gaetano Romano, Simone Rosenkranz, Claudia Ruckli, Ruth Shabbir, N4iaoshiang Shih,
"richtige" Jörg Stolz, Shathursan Vasanthakumaran, Brigitte Villiger, Marlin Vollmeier, Markus Wild
beim Schweizer
_uzern.

:ronswtssen-
)nsschule Alpen-
;chaft für

'Studium an der
an Lager und
langer ist Lehr-
ngsschwerpunkt: O 2009 by db-verlag GmbH, Horw/Luzern
6. überarbeitete Auflage 201 I
)ligionen- Alle Rechte vorbehalten, einschließlich derjenigen
n der Universität des auszugsweisen Abdrucks sowie der fotomechanischen
oder elektronischen Wiedergabe.

:en in frühjüdi- Herausgeber: Andreas Kessler, Willi Bühler, Benno Bühlmann

1ürich Nord. Lektorat: Willi Bühler, Andreas Kessler;
6. Auflage: Christian Metzenthin, Fabian Perlini-Pfister, Christian Peter, Caroline Widmer
omotion in Korrektorat: Brunner lvledien AG, Kriens
Jniversität Bilder: Georg Anderhub, Benno Bühlmann, Markus Wild
nach Assistenz- Gestaltung/Layout: Othmar Huber
I llustrationen: Andrea Baumgartner
Druckvorstufe: Brunner Medien AG, Kriens
lie Matura nach- Druck: FlNlDR, s.r.o., Öeskf Tööin, Tschechische Republik
jien und Religion,
und hat die db-verlag, Stirnrütistraße 37, CH-6048 Horw/Luzern
E-Mail: bestellungen@db-verlag.ch
www.db-verlag.ch
ermanistik. An-
tes- und Sozial- lsBN 978-3-905388-50-3
tdZug.
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uzern, Basel Begleithefte zu den einzelnen Kapiteln im "Sachbuch Religionen" herausgegeben, dte unter www.db-verlag.ch
tut für Jüdisch- bestellt werden können: was ist Religion? (lsBN 978-3-905388-30-5); tslam (tsBN 978-3-90s388-33-6);
rischen Welt Judentum (ISBN 978-3-905388-31-2); Christentum (ISBN 978-3-905388-32-9); Hindu-Retigionen
0SBN 978-3-905388-34-3); Buddhismus (ISBN 978-3-905383-35-0).
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