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FORMENLEHRE 1
Begriffe: Kompositionstechnik
⇒ Buch: Formen der Instrumentalmusik S. 30ff.
⇒ Verschiedene Arten der Wiederaufnahme des musikalischen Materials (Motivs, Themas,
…)
3. Imitation: in einer anderen Stimme auf derselben oder auf einer anderen Stufe.
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Pavle Krstic, BA
Lernhilfe für die VO Formenlehre BA 1 bei Prof. Dr. Barbara Dobretsberger
Technik der Abspaltung: Isolierte Verwendung einzelner Motive, die zuvor im größeren
musikalischen Sinnzusammenhang vorgestellt werden (zB nur der zweite Takt eines
Zweitakters wird weitergeführt). Abspaltung ändert die Struktur (zB vom Viertakter zum
Zweitakter)!
Übung: Kompositionstechniken
⇒ Ein Notenausschnitt, wo man möglichst viele Kompositionstechniken erkennen soll.
Satz: nicht symmetrisch teilbar, kein “neuer Anfang” in der Mitte sondern Fortspinnung
⇒ Motivpräsentation – Wiederholung/Sequenz – Fortspinnung – Kadenz
Periode: symmetrisch teilbar (klare Teilung in zwei), “neuer Anfang” beim 2. Teil
⇒ Vordersatz (VS) – Nachsatz (NS)
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Erweiterungen
⇒ Hinzugefügte Takte, die die Struktur des Satzes oder der Periode erweitern.
Satz
⇒ Motivpräsentation – Sequenz – Fortspinnung – Kadenz
⇒ Motiv und Sequenz jeweils 1 bis 4 Takte (siehe oben!)
⇒ Fortspinnung oft länger und oft mit Abspaltung
⇒ Kadenz: Halbschluss oder Ganzschluss
⇒ Bezeichnung “satzartig”: Motiv, Sequenz, Fortspinnung und Kadenz nicht klar abgrenzbar.
Periode
⇒ Vordersatz – Nachsatz
⇒ Nachsatz: “neuer Anfang”, oft Gefühl der Wiederholung, keine Abspaltung!
⇒ Vorsicht!: Nachsatz kann eine Variante des Vordersatzes sein (oft stark variiert!).
⇒ Variation ≠ Fortspinnung weil sich die Struktur durch Variation nicht ändert!
⇒ Konstruktion der Periode (Anfänge vom VS und NS schauen!):
a) Parallelkonstruktion: gleiche Motivik, gleiche Stufe (zB. VS: I, NS: I)
b) Sequenzkonstruktion: gleiche Motivik, andere Stufe (zB. VS: I, NS: III)
c) Kontrastkonstruktion: keine gleiche Motivik aber trotzdem klare periodische Teilung
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1. Die beiden Hälften (VS und NS) sind als Sätze (oder satzartig) gebaut.
2. Die beiden Hälften (VS und NS) können nochmal in zwei weitere Hälften unterteilt werden.
⇒ Vierteilige oder doppelte Periode (VS – NS – VS’ – NS’)
⇒ Vierteilige Periode hat einen Halbschluss (V) und doppelte Periode hat einen Ganzschluss
(I) nach dem ersten Nachsatz (Ende der ersten Hälfte!)
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2. Liedformen
⇒ Buch: Formen der Instrumentalmusik S. 71ff.
⇒ Bestehen aus verschiedenen Abschnitten, die Kontrast oder Wiederholung darstellen.
Dementsprechend werden Buchstaben eingesetzt.
⇒ Strich (‘) bedeutet, dass etwas verändert wurde. a’ ist ein a-Abschnitt, der nicht identisch
wie a ist. a’’ ist auch ein a-Abschnitt, der aber nicht identisch wie a ODER a’ ist. Etc.
⇒ Überleitung: Übergang von einem Abschnitt zu einem anderen (überall möglich!). Soll den
nächsten Abschnitt vorbereiten.
⇒ Coda: Am Ende immer möglich, um besseren Schluss zu schaffen. Kommt meistens nach
einer Ganzschluss-Kadenz. Enthält oft Orgelpunkt/Ostinato (liegende oder wiederholte Töne).
Kleine Liedformen
⇒ Einteilige, zweiteilige oder dreiteilige + Sonderformen
⇒ Drei Erscheinungsformen: ohne Wiederholung, mit Wiederholungszeichen, mit
ausgeschriebenen Wiederholungen. Ausgeschriebene Wiederholungen sind meistens variiert.
Kleine zweiteilige Liedform: zweiter Abschnitt – kontrastierend (b) oder eher ähnlich (a’)
Kleine dreiteilige Liedform: dritter Abschnitt – Reprise des ersten: identisch (a) oder
verändert (a’). Wenn mit Wiederholungen, dann b und a’ zusammen gespielt und wiederholt!
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Große Liedformen
Große dreiteilige Liedform: Besteht aus zusammengesetzten kleinen Liedformen
⇒ Form: A B A’
⇒ Jeder Großbuchstabe ist eine kleine Liedform: mit oder ohne Wiederholungen (auch hier
wieder Wiederholungszeichen oder ausgeschriebene Wiederholungen möglich!).
⇒ Alle Kombinationen von kleinen Liedformen sind möglich. Beispiel:
A B A’
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Imitation
⇒ Die Wiederaufnahme des musikalischen Materials in einer anderen Stimme auf derselben
oder auf einer anderen Stufe. Die Imitation kann streng oder frei sein.
⇒ Parameter einer Imitation:
1. Bewegungsrichtung: Grundgestalt, Umkehrung, Krebsgang, Umkehrung des Krebses
(siehe Kompositionstechnik, S. 1)
2. Einsatzintervall: Intervall der Transposition der imitierenden Stimme, zB Oberterz,
Unterquarte, Oberoktave, etc.
3. Einsatzabstand: Der zeitliche Abstand zwischen dem Einsatz der führenden und der
imitierenden Stimme (4 Takte, 2 Takte, drei Viertel, etc.)
4. Temporelation: Augmentation – Diminution: Vergrößerung und Verkleinerung der
Notenwerte (meist um die Hälfte).
5. Reale/tonale Beantwortung: Die Beantwortung ist real, wenn alle Intervalle gleich
bleiben. Die Beantwortung ist tonal, wenn mindestens ein Intervall verändert wird (um
die Tonart zu bewahren).
Ostinato
⇒ Der mehrmalige Wiederkehr einer melodisch und rhythmisch festgesetzten Gestalt mit
immer veränderter Kontrapunktierung.
⇒ Ein Ostinato kann als Kompositionstechnik ein ganzes Werk beherrschen (z. B.
Passacaglia) oder auch nur Teile eines Werkes bestimmen.
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4. Variationsformen
⇒ Buch: Formen der Instrumentalmusik S. 206ff.
⇒ Variation ist eine Kompositionstechnik, die in allen Stücken vorkommen kann.
⇒ Die Variationsform ist das Produkt kontinuierlicher Variation für die Dauer eines Stückes.
⇒ Kein festgestelltes Formmodell: es ist eine Reihung von gleichwertigen Abschnitten. Die
Form kann durch die Bindung von einzelnen Variationen entstehen. Kriterien dieser Bindung
sind: Tonart, Tempo, Formung (Zusammenhänge der Satztechnik, Motivik, etc.).
⇒ Prinzipien der Variation: Das Thema kann
1. selbst verändert werden (=direkt) oder (Melodie wird verändert ⇒ Melodievariation)
2. mindestens am Anfang gleich bleiben (=indirekt) mit Veränderungen in anderen Stimmen
(mehrere Stimmen ⇒ polyphon; mehrmalige Wiederholung = Ostinato ⇒
Ostinatovariationen).
Passacaglia Chaconne
Thema: 4 oder 8 Takte, im 3er Takt, am Anfang, endet oft auf der Dominante.
Zuerst im Bass, mit oder ohne Zusatzstimmen, später kann auch in anderen Stimmen sein.
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Kanon
⇒ Prinzip der strengen Imitation, die für die Dauer eines ganzen Stückes beibehalten wird.
⇒ Mindestens zwei Stimmen: eine führende (Dux) und eine nachfolgende (Comes).
⇒ In Bachscher Notation: “segno” ( ) zeigt, dass ein System von zwei kanonisch geführten
Stimmen ausgeführt wird!
⇒ Alle Parameter einer Imitation gelten auch bei einem Kanon: Einsatzabstand (durch
“segno” gekennzeichnet), Einsatzintervall, Bewegungsrichtung, Temporelation (siehe 3.
Elemente der polyphonen Musik! )
⇒ Schluss: mit auslaufenden Stimmen oder alle Stimmen gemeinsam mit einer Fermate.
⇒ Sonderformen des Kanons, und wie sie zu erkennen sind:
Spiralkanon moduliert bei jedem Durchlauf auf- “per tonos”, Wiederholungszeichen + Symbol
oder absteigend, endet in der am Ende (ähnlich wie )
Ausgangstonart
Doppelkanon, Mehr als eine Melodie, die in der Mehr als ein System mit dem “segno” ( )
Trippelkanon, … Imitation teilnimmt.
Begleiteter Kanon Freie (nicht imitierte) Bassstimme Mehr als ein System, aber eins oder mehrere
Systeme ohne “segno” ( )
Gemischter Kanon Zusätzliche freie Stimmen, nicht nur
im Bass
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Invention
⇒ Inventio, lat. = Einfall, Erfindung
⇒ Der Titel scheint dann auf, wenn der Komponist auf die Neuartigkeit seiner Erfindung
hinweisen möchte oder wenn der Verleger für eine Erstedition einen attraktiven Titel sucht. So
bekommen verschiedenste Stücke den Titel “Invention” ⇒ das Formschema und die
Satztechnik sind also nicht bestimmt – es gibt mehrere Möglichkeiten!
⇒ Inventionen der Barockzeit beruhen auf der Technik der Imitation: von freien Imitationen,
über Kanons bis zu streng geführten Fugen!
⇒ Bsp.: J.S.Bach – 15 zweistimmige Inventionen (BWV 772–786) und 15 dreistimmige
Inventionen, die als “Sinfonien” bezeichnet werden (BWV 787–801).
⇒ Sie zeigen eine didaktische Intention, die Bach im Vorwort anspricht.
⇒ Satztechnik: typisch barocke Motivfortspinnung.
⇒ Form: meistens 2- oder 3-teilig, bestimmt durch größere Kadenzen und/oder
Tonarten.
To be continued…
⇒ Formenlehre 2
⇒ Fuge
⇒ Suite
⇒ Rondo
⇒ Sonatenhauptsatzform
⇒ Vokalformen
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