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27 September 2022

Kapitel 2:
Erzieherverhalten

« Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und
Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nordsüdlicher Richtung zu
führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei
verschieden Zielorten ankommen »
(Lehrer)
Erziehertin
Experimente : ( schüler)
l '
sozialeshandeln Erziehen
??? u

AGA
Erziehung Merkmale : Siohentsohuldigen verhalten t-rkbennichtfehrweilderlehtersagtsiem.us
* Zielgerichtet (sozialeshandeln) undsiohandetsverhalten
Erleben
"" ""en
Rausgehenobwohlsiearfmerksamist
Arbeit schlechter Note
Wenger , ,

* Planmässig Warum verhalt sie nicht Hatto


sagen
zumvorsteher
,

sich so ?
•É
* bewusst (Erziehung, Zb: ein Schüler immer anbrüllen Zid
Gehtzumvarsteherdases
ist nicht bewusst, deshalb ist es keine Erziehung) sichàndert ,

* Emotionale Beziehung
* Wechselseitig (interaktiv)
* Soziale Kommunikation
+ Autorität suite plus bas

Erziehungsbedürftigkeit :
Wesen des Menschen
- Vernunft, Sprache, Soziales Wesen, Handeln Zielgerichtet
- kommt unfertig auf die Welt ( = extra uterines Jahr)
- Hilflos, Gefährdet
- kommt mit Resten von Instinkten zur Welt
↑ :
- Lernfähigkeit

Fehlende oder unzulängliche Erziehung


µ ÆÉ

Hospitalismus Störungen in Entwicklung und Verhalten


* geringe motorische, geistige und *übertriebene Ängstlichkeit
sprachliche Entwicklung *übertrieben Aggressivität
*Keine Interesse an der Umwelt *Leistungsverweigerung
und den Mitmenschen *Bindungsunfähigkeiz
*Störungen im seelischen Bereich *geringe Fähigkeit, Enttäuschungen
und im Sozialverhalten auszuhalten (frustrationstoleranz)
TE TE

Und zeigt, dass der Mensch auf Lernen und Erziehung angewiesen ist
06 Octobre 2022

Erziehung + Bildung :

Hilfe zur Enkulturations


(Einführung in die Kulture)

Erziehung als Hilfe zur Sozialisation


Œil (Eingliederung in die Gesellschaft)

Hilfe zur Personalisation


• (Entwicklung einer eigenen,
unverwechselbarem Persönlichkeit)

- Lebensfähigkeit in der Welt ( CH, 2022 —> … )


- Ungangsformen ( Kultur)
- Gehlaltszettel, auf Betrüger nicht reinfallen, anderen helfen… ( sozial)
- Eigene Fähigkeiten kennen, persönliche Entscheidungen fällen, Partnerwahl, Heiratwunsch
( Personalisierung)

Bildung :
= Lebenslanger Prozess des Individuismus
Zur
* Befähigung zu vernünftiger selbstbestimmung ( will ich Kinder, oder heiraten?) und
Solidaritätsfähigkeit ( Leute zu helfen) mit anderen
* Rezeptiven + Produktiven ( Lehrerin basteln beibringen) Teilnahme an Kultur
* Gewinnung von Individualität ( nicht mitlaufen, wo bin ich anders, was macht mich aus?)
und Gemeinschaftlichkeit

Pädagogische Mündigkeit
*Selbstkompetenz
*Sozialkompetenz
Instanzen, die Ziele festlegen
*Sachkompetenz ↓
.

Wichtige Person, wichtige


stelle. wie der Direktor wir
müssen machen was er
sagt

Ziele
Instanzen, die Ziele festlegen

* wirtschaftsinstanzen
* politische Machthaber bzw. Regierung
* Politische Parteien
* Religiöse Instanzen (z. B. Kirchen) und verbrämte

Faktoren, die die Festlegung von Ziele beeinflussen


ES IST AUF TEAMS

Probleme von Erziehungszielen

* Unsicherheit durch Werte- und Normenpluralismus (z. B. Konsumieren schafft Arbeitsplätze


<> Konsumieren schädigt die Umwelt)

* Normenkonflikt (bewusst gesetzte Erziehungsziele stehen im Widerspruch, z.B.


Verwirklichung persönlicher Interessen <> Hilfsbereitschaft, Respekt oder Eltern <> Schule)

* Unrealistische, unerreichbare Ideale (Streben nach Perfektion führt zu


Überforderung, schlechtem Gewissen, Schuldgefühle)

* Verbauung der Zukunftsoffenheit (Ziele werden aus der Sicht von heute für das Leben
morgen festgesetzt)

* Leitbilder weltanschaulicher Manipulation (Bestimmte Gruppen versuchen, die nachfolgende


Generation für sich zu gewinnen)

* Erzeugung falschen Bewusstseins (z.B. kann das Ziel „Erziehung zur


Friedfertigkeit" dazu missbraucht werden, aus Friedfertigkeit heraus ohne
Widerstand oder Aufbegehren alles hinzunehmen und „schlucken" zu lernen)

* Verschleierung von Macht- und Interessensansprüchen durch Umdefinierung bereits


bekannter Erziehungsziele (z. B. Umdefinierung. des Begriffs « Emanzipation »
Autorität:
= Innehaben von Sozialer Macht und Sozialem Einfluss
= Ohne Autorität —> Keine Erziehung
= Gesetzlich autorisiert

Formen der Autorität:

et

* Regeln des Zusammenlebens


Macht Willkür Angst
* Forderung der Sache

blinder Gehorsam

Einsichtiger Gehorsam

Autorität

Deentische A. ( objektive A) Epistemische A ( subjektive A.)


* Hierarchie * Persönliche Eigenschaften
* Vorgesetzter * Fähigkeiten
* Erhalten/ verliehen * Anerkenunnung
* Erworben/ verdient

Erziehungsmassnahemen (EM)

Unterstüzende EM Gegenwirkende EM

* Belohnung 1.ARt * Bestrafung 1.ART


(=Hinzufügen eines angenehmen (= Hinzufègen unangenehmen
Zustandes, Pos. V.) Zustandes)
* Belohnung 2.ARt * Bestrafung 2.ART
(=Entfernen eines Unangenehmen (=Entfernen angenehmen
Zustandes, Neg. V) Zustandes)
Wiederholung Motivation

" c'est acquis

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acquis

intérieur

on

Intrinsische Motivation ( = Primäre, sachbezogene M.),


epxtérievr
A Extrinsische Motivation ( = Sekundäre, sachfremde M.),

Alternative für Belohnung und Strafe:

* Wiedergutmachung + Folgen spüren


A) Natürliche Folgen
z.b. trödeln -> Bus verpasst
-> Laufen oder warten

B) Logische Folgen
Z.b. Trödeln -> zu spät kommen
-> Weniger Zeit
D-
Bedürfnisse Möglichkeiten der angemessenen
Bedürfnisbefriedigung/ Beispiele

Zugehörigkeit Beziehung gestatlen, wir-gefühl der Gruppe stärken,


Gruppenzusammensetzung

Sicherheit/Schutz/ pädagogische Beziehung, grenzen setzen, Anleitung,


Orientierung verszärkung, Tagesstruktur, Rituale ( manière à la
table)

Bewegung Bewegungräume schaffen, Angebote im Bereich


„Bewegungserziehung“ und „ Feinmotorik“,
gestaltung des Aussengeländer, Waldtage, Ausflüge

Schlaf/Ruhe Rückzumöglichkeiten wie z.B. kuschelecke,


Schlafräume, flexible öffnnungszeiten

Anregungen Kontakt mit anderen Kindern, Raumgestaltung,


Partizinati-on, z.B. Kinderkonferenz, Angebote in
verschieden chen, z.B. Motorik, Sprache

Spiel Materialien, Kontakt zu anderen Kindern


-Ecken, spielzeugfreie Zeit

Erziehungstile nach Lewis

1. Autoritär
2. Demokrtatische
3. Laissez-faire
Herstellen von positiven emotionalen beziehungen

-> ermöglichen Erfolg in der Erziehung


->Voraussetzung jeder erzieherischen Beeinflussung
-> Bewirken Sicherheit und Entfaltung der
Persönlichkeit
-> erlauben aktives Explorationsverhalten

Dimensionen nach Tausch/ Tausch

Wertschätzung Verständnis Echtheit


* Annerkennung * Sich einfüllen * Aufrichtigkeit
* Achtung * Wahrnehemen (Ehrlich)
* Interesse * nicht werten/ Urteilen * autentisch
* Freundlichkeit * Mitteilen/Sprechen * Erlben = Verhalten
* Zuneigung * Aktives Zuhören /Reformulierung * Keine Fassade
* Zugewandheit
* Rücksicht

Elterliche Erziehungstile

* Autoritäre Erziehung * verwöhnende Erziehung


- hohes Mass an Lenkung - keine Forderungen
- alle Wünsche werden erfüllt
- Geringschätzung
- viele Liebe, Wärme,..
- Willen der Erziehenden - die Leistungen werden überbewertet:
- Keine Freiheit für die zu Erziehende Klein Gewiss

* Permissive Erziehung * Vernachlässigende


- so gut wie keine Forderungen - Z.b. Das Kind dass an der Geburt
- viel Wärme, Verständnis abgegeben worden ist bei der
- kaumm Grenzen Grossmutter die danach starb.

* Laissez-faire-Erziehung
* überbehütende Erziehung
- Schwierigkeiten werden für das Kind beseitigt
- hohes Mass an Kontrolle
- viel Liebe + Zuneigung

- Autoritative Erziehung ( Wärme, Zuneigung, Wertschätzung Verständnis, Lenkung massvolle )


Problematische Alltagstheorie : Lob

« Prima hast du das gemacht »

Die Mütter auf dem Spielplatz schienen sich gegenseitig


übertrumpfen zu wollen, als sie ihren Kindern lobende Worte
zuriefen. Die Kleinen waren abwechselnd immer wieder die
Rutsche hochgeklettert und heruntergerutscht. Es fiel ihnen
nicht schwer. Man konnte ihnen ansehen, dass sie das schon
viele Male gemacht hatten.
An der Szene war jedoch noch etwas anderes auffällig: Die
Dynamik der rutschenden Kinder kam immer wieder ins
Stocken. Man musste schon genau hinsehen, um es zu
bemerken : Nach jedem Rutschen hielten die Kinder kurz inne
und sahen zu ihren Müttern. Erst wenn sie das ersehnte
« Prima ! » hörten, liefen sie los, um noch einmal die Rutsche
zu erklimmen.

Was lief falsch ????

Die Kinder rutschten nicht nur, weil es Spass machte. Sie


rutschten auch für ihre Mütter. Sie rutschten, weil es ihren
Müttern so sehr zu gefallen schien.

Wie Lob die Kinder formt


Die Art und Weise, wie ein Kind gelobt wird, trägt ganz
entscheidend zu seiner Entwicklung bei.

Lob kann ein Kind …


…zu einem selbstbewussten, selbstkritischen, neugierigen,
fleissigen und vor allem glücklichen Menschen machen, der
spürt, dass er um seiner selbst willen geliebt wird – und nicht
für etwas, was er tut.

aber auch

… zu einem demotivierten, ängstlichen, sorgenvollen,


unehrlichen Menschen machen, der sein Leben lang nach Halt
und Anerkennung in der Welt sucht.
Das Gefühl, bedingungslos geliebt zu werden

Es ist wichtig, sich der Wirkung seiner Worte bewusst zu sein.

Eltern wissen, dass sie ihre Kinder bedingungslos lieben, die


Kinder wissen das nicht automatisch.

Kinder müssen sich rückversichern, genau beobachten, wie


sich die Bezugspersonen verhalten und gut zuhören, wenn man
mit ihnen spricht.

Das tun Kinder aufmerksamer als vielen bewusst ist.

Nur ein Kind, das bedingungslos geliebt wird – und nicht, weil
es ein bestimmtes Verhalten zeigt, - kann sein volles Potenzial
entfalten und selbstbewusst und zufrieden durchs Leben
gehen.

Kinder wollen um jeden Preis von ihren Eltern gesehen werden.


Sie würden so ziemlich alles tun, um den Eltern zu gefallen.
Sie verbiegen sich sogar richtig, um die ersehnte
Anerkennung zu bekommen. Und deshalb ist es wichtig, Worte
mit Bedacht zu wählen. Das gilt besonders im Umgang mit Lob.

Positive Bewertungen können ein Kind verletzen !!!

Diskutieren Sie, was an folgenden Belobigungen schief


gehen kann !
1. « «Toll ! », « Prima ! », « Super ! »
2. « Das hast du gut gemacht ! »
3. « Ich finde es ganz toll, dass du mir beim Aufräumen
geholfen hast ! »
4. « Super, dass du dein Spielzeug mit den anderen Kindern
teilst. »
5. « Das ist ja ein wunderschönes Bild. »
6. « Du bist wirklich gut darin, Puzzle zu lösen. »
7. « Du bist so schlau. »
Experimente

1. Dr. Kang LEE, University of Toronto


LEE und seine Kollegen teilten drei- und fünfjährige Kinder in
jeweils zwei Gruppen ein. Bei einem Ratespiel mit mehrern
Durchgängen wurde den Kindern der einen Gruppe jeweils
gesagt, dass sie schlau sind. Die Kinder der anderen Gruppe
hingegen wurde nur dafür gelobt, dass sie in einem bestimmten
Durchgang des Spiels gut waren.
Danach spielten die Kinder weiter.
Die Wissenschaftler verliessen den Raum, liessen sich aber
vorher von den Kindern versprechen, nicht heimlich
nachzusehen, welche Lösung richtig war.

Was stellten die Forscher nach der Auswertung fest ?

2. Dr. Carol DWECK, Stanford University


Dweck teilte Fünftklässler in zwei Gruppen auf und stellte ihnen
eine einfache Aufgabe. Anschliessend wurde den Kindern der
einen Gruppe gesagt, dass sie schlau seien.

Den Kindern der anderen Gruppe hingegen wurde gesagt :


« Du hast dich wirklich angestrengt ! »

Anschliessend bekamen die Kinder eine weitere Aufgabe. Sie


durften sich aussuchen, ob sie schwerer oder einfacher als die
erste Aufgabe sein sollte.

Wie haben die Kinder entschieden ?


>>>> « fixed mindset » « groth mindset »
Erziehung und Bildung

1. Anthropologische Grundlagen:

Die uralte Frage der Anthropologie (anthropos = der Mensch, logos = Lehre oder
Wissenschaft) heißt: „Was ist der Mensch?“

1.1. Biologische Aspekte

Der Mensch ist bei seiner Geburt ein Mängelwesen, in dem neben vielen anderen
Kräften vor allem die Vernunft als Merkmal der Art angelegt ist (Gehlen).
Hieraus ergibt sich Erziehungsbedürftigkeit aber auch Erziehungsfähigkeit. Der
Mensch muss nach Gehlen um des Überlebens willen zur Kultur erzogen werden.

1.2. Nach Portmann ist der Mensch eine physiologische Frühgeburt mit hochgradiger
Lernfähigkeit. Er ist im Gegensatz zum instinktbebundenen Tier weltoffen und
entscheidungsfrei und bedarf der Förderung durch die Erwachsenen, die man
weitgefasst auch Erziehung nennen kann.
Wie Portmann hebt auch Uexküll die Umweltungebundenheit, Weltoffenheit und
Entscheidungsfreiheit des Menschen hervor.

1.3. Nach Liedtke bleibt dem Menschen als „Tragling“ nur die Chance, nicht den Genen
zu vertrauen, sondern einem Lernen, das die Gene überschreitet. Eibl-Eibesfeld stellt
Verhaltensvergleiche Mensch/Tier an. Menschliche Reaktionen seien danach
zumindest teilweise auch in der evolutiven Vergangenheit verankert.

1.4. Neben der Humanethologie spielen in der neuesten Diskussion vor allem auch
evolutionstheoretische, neurophysiologische und soziobiologische Forschungen
eine Rolle.

1.5. Die Hamburger Pädagogin Miller-Kipp hat die biologischen Grundlagen als

materielle Basis von Bildung herausgearbeitet. Wir wissen heute, dass es hochsensible
Phasen für die Ausprägung der synaptischen Verknüpfungen im Gehirn des
werdenden Menschen gibt (Hirnwachstum 400 %). Wenn so etwas wie
Beziehungsfähigkeit und Urvertrauen entwickelt werden soll, müssen die
Umweltbedingungen, insbesondere die Bezugspersonen in diesen kritischen Phasen
konstant sein (vgl. auch die Forschungen zur Sprachentwicklung nach Abschluss der
hochsensiblen Phase).
Der Mensch ist Mängelwesen und geistbegabtes Wesen zugleich. Er benötigt Kultur
als Kompensation seiner Schwäche. Gleichzeitig ist diese Kultur Ausdruck seines
Reichtums. Die Kehrseite der Lern- und Erziehungsbedürftigkeit des Menschen ist
seine Lern- und Erziehungsfähigkeit (Roth).

2. Philosophische Aspekte

Johann Gottfried von Herder (1744 – 1803) bezeichnet den Menschen als den
ersten Freigelassenen der Schöpfung.
Emmanuel Kant (1724 – 1804) formuliert: „Der Mensch kann nur zum Menschen
werden durch Erziehung. Er ist nichts, als was die Erziehung aus ihm macht...“
Max Scheler (1928) bezeichnet den Menschen als Geistwesen, das umweltfrei und
weltoffen ist und über Selbstbewusstsein verfügt.

3. Enkulturation

Ohne Kultur kein menschliches Überleben. Der grundlegende Prozess des


Hineinwachsens in die Kultur, also das Erlernen der Teilnahme an Sprache,
gefühlsmäßigen Ausdrucksformen, Rollen, Spielregeln, Arbeits- und
Wirtschaftsformen, Künsten, Religion, Recht, Politik usw., wird nach Loch (1968) als
Enkulturation bezeichnet. Wir verstehen diesen Begriff als einen der Sozialisation
übergeordneten Begriff (Loch, Fend, Kron). Nach Fend bezieht sich Sozialisation auf
das Lernen einer besonderen Klasse kultureller Inhalte, das Lernen der moralischen
Ordnung einer Gesellschaft. In der Enkulturation lernt das Kind Sprache, in der
Sozialisation lernt es die Sprache nicht zum Fluchen zu benutzen.
Erziehung wird als Sozialmachung beschrieben, Sozialisation als Sozialwerdung.
Beide sind Moment der Enkulturation (Tenorth 1992).
Aus der Erziehungsbedürftigkeit des Menschen folgt die Erziehungsnotwendigkeit.
Der Mensch ist nach Benner (1983, 291) zum Menschwerden der Erziehung bedürftig
und fähig. Zu Erziehender und Erzogener verhalten sich nicht zueinander wie
Kaulquappe und Frosch. Die Bestimmtheit, die der Mensch durch die Erziehung
erlangt, wird vielmehr durch die Erziehung selbst produziert.

4. Was ist Erziehung

Zwei Grundverständnisse von Erziehung

Erziehung als „herstellendes Machen, analog zur handwerklichen Produktion eines


Gegenstandes“. Der Erzieher gleicht dem Handwerker, der „einen angestrebten Zweck
mit Hilfe bestimmter Mittel und Methoden handelnd anstrebt“.

Die entgegengesetzte Richtung fasst Erziehen als begleitendes Wachsenlassen. Der


Erzieher gleicht dem Gärtner, der pflegend und schützend bei einem
Entwicklungsprozess hilft, der – als ein natürlicher von selbst geschieht (vgl. auch
Rousseaus Emile). Maria Montessori formuliert: “Hilf mir, es selbst zu tun!“
Theodor Litt eröffnet in seinem Werk „Führen und Wachsenlassen“ (1927) eine
Chance zur Verbindung beider Konzepte. Erziehung allein als Wachsenlassen hebt
sich selbst auf. Erziehung allein als Führen schafft keine Mündigkeit und wird
totalitär.
Brezinka formuliert: „Als Erziehung werden Handlungen bezeichnet, durch die
Menschen versuchen, die Persönlichkeit anderer Menschen in irgendeiner
Hinsicht zu fördern.“
Erziehende versuchen mit sozialen Handlungen psychische Dispositionen zu
verbessern, zu erhalten oder zu beseitigen. Kritik an diesem Erziehungsbegriff übt
insbesondere auch Heid (1994, 52), da der Adressat pädagogischer Einwirkung hier
eher als Objekt fremden Wollens erscheint, das als aktiv Wirkender gleichsam
herausgekürzt wird.
Heid plädiert für einen handlungstheoretischen Erziehungsbegriff, der Absicht und
Erfolg zusammendenkt. Erziehung meint das, was bewusst und planvoll zum Zweck
der optimalen kindlichen Entwicklung geschieht (Giesecke 1991, 70, vgl. auch Geulen
1994, 102, Vogel 1996). Hier stellt sich die Ziel-, Norm- und Wertefrage.

5. Unterscheidung von Zielen, Normen und Werten

Tröger (1974), Klafki (1970), König (1991) und Dietrich (1992) unterscheiden die
Begriffe und nehmen eine Art Stufung an.
Ziele im engeren Sinn dienen konkreten Zwecken und beschreiben praktische
Handlungsintentionen.
Normen sind hinter den Zielen liegende Überzeugungen, Soll-Vorstellungen, die sich
in längeren Zeitabschnitten entwickelt haben und für einen größeren Kulturkreis
Geltung haben (z. B. Menschenrechte, die Zehn Gebote u. a.).
Den Normen liegen Werte, auch Grundwerte genannt zugrunde. Entscheidendes
Merkmal für einen Wert ist der Akt des Bewertens, der letztlich über die Annahme
eines Ziels oder einer Norm durch ein Individuum entscheidet.

Grundwerte (z. B. Ehrfurcht vor dem Leben)


Normen (z. B. Du sollst nicht töten)
Erziehungsziele (z. B. Erziehung zur Friedfertigkeit)

6. Wie vollzieht sich Erziehung

Erziehung erfolgt insbesondere auch durch kommunikative - und


Interaktionsprozesse. Die Auseinandersetzung mit Inhalten, Gegenständen, Themen
etc., betrifft die kognitive Ebene (Wissen, Einsichten), die affektive Ebene
(Einstellungen) oder die Handlungsebene (Fertigkeiten). Auch das nichtverbale
Stirnrunzeln der Mutter ist Kommunikation. Erziehung im luftleeren Raum gibt es
nicht.
7. Was ist Bildung?

Nur wenige Sprachen unterscheiden zwischen Erziehung und Bildung. Im Englischen


heißt beides „education“.

Anders als Erziehung ist Bildung ein lebenslanger Prozess. Allgemeine Bildung als
Anspruch aller Menschen auf allseitige Bildung im Medium der allgemeinen
Schlüsselprobleme der Menschheit heute, hat Konsequenzen für den schulischen
Alltag und für die Grundstruktur von Schule (Klafki 1991). Die wirkt auf das
Verhalten und Handeln der Menschen als dimensionierende und strukturierende Kraft
und begrenzt dies weder berufsständisch noch schichtspezifisch oder alters- oder
geschlechtsbezogen (Koch/Marotzki/Schäfer 1997). Damit ist die Trennung zwischen
allgemeiner Bildung und Spezialbildung überholt und somit ein Anliegen erreicht, das
schon Kerschensteiner zu Jahrhundertbeginn in seinem Bestreben Allgemeinbildung
und Berufsbildung zu verbinden, beflügelte.
8. Pädagogische Mündigkeit

Begriff
Mündigkeit ist ursprünglich ein Rechtsbegriff und meint die Berechtigung, seine
Interessen selbst wahrzunehmen, verbindliche Rechtsgeschäfte abschlieβen und
politische Bürgerrechte entsprechend der jeweiligen Rechtsordnung ausüben zu
können (vgl. Weber, 1999, S. 496).
Der pädagogische Begriff der Mündigkeit bedeutet nach Heinrich Roth (1976, S. 180):
„Kompetenz in einem dreifachen Sinne“:

a) Selbstkompetenz bedeutet die Fähigkeiten mit sich und seinem Leben umgehen zu
können. Dazu gehört, sein eigenes Leben gestalten zu können und mit sich selbst
zurechtzukommen sowie sich selbst bestimmen und für das eigene Handeln die
Verantwortung zu übernehmen.
b) Sozialkompetenz bezeichnet die Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen.
Dazu gehören alle Fähigkeiten, um das soziale Leben einerseits in Einrichtungen und
Organisationen wie in der Familie, der Schule oder dem Betrieb und andererseits in
Beziehungen – zum Beispiel Freundeskreis – bewältigen zu können. Darunter fällt vor
allem die Fähigkeit zur erfolgreichen Kooperation, Kommunikation und
Konfliktlösung, ebenso die Fähigkeit, sich aktiv mit gesellschaftlichen Geschehnissen
und Hintergründen auseinandersetzen zu können.
c) Sachkompetenz beschreibt die Fähigkeiten im Umgang mit der dinglichen Welt.
Dazu gehören die Fähigkeiten, die für die Bewältigung der Sachwelt in Beruf, Politik
und Umwelt erforderlich sind. Hierzu gehört auch das Streben nach einer
gröβtmöglichen Übereinstimmung von Individuum und Umwelt, um Umwelt und
Menschen nicht zu gefährden bzw. zu zerstören.

Während die juristische Mündigkeit zu einem genau bestimmten Zeitpunkt (z.B. 18 Jahre)
erreicht wird und in der Regel auch erhalten bleibt, ist Mündigkeit aus pädagogischer Sicht
nur als Prozess zu verstehen, der unabschlieβbar ist.
Mündigkeit erfordert lebenslanges Weiter- und Umlernen, um Mündigkeit zu erreichen
und mündig zu bleiben.

Schlüsselqualifikationen für Mündigkeit

Ordnen Sie folgende Begriffe den entsprechenden Kompetenzen zu!


Zielstrebigkeit, Kommunikative Fähigkeit, Berufsübergreifende Kenntnisse und Fertigkeiten (z. B.
Fremdsprachen), Selbstbeherrschung, Kontaktbereitschaft, Besonnenheit, Kenntnisse und Fertigkeiten neuer
Techniken, Fähigkeit zur Kooperation, Konzentration, Kenntnisse von Arbeitsabläufen und Verfahren,
Teamfähigkeit, Ausdauer, Einfühlungsvermögen, Beherrschung von Lerntechniken, Zuverlässigkeit,
Verantwortlichkeit, Lernfähigkeit und Lernbereitschaft, Geduld, Aufgeschlossenheit, Problemlösungsfähigkeit,
Offenheit, Denken in komplexen Zusammenhängen und Systemen, Hilfsbereitschaft, Entscheidungs- und
Gestaltungsfähigkeit, Verbindlichkeit, Kreativität, Mitverantwortung, Kritik- und Urteilsfähigkeit,
Aufrichtigkeit, Solidarität, Toleranz, Durchsetzungsvermögen

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