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Matthias Weber∗
Wintersemester 2021
∗
nach einem Skriptum von Peter Mayrhofer
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 3
5 Triangulierungen 13
5.1 Voronoizellen, Delaunay-Triangulierung . . . . . . . . . . . . . 13
5.2 Nachteile von Dreiecksnetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
5.3 Netzrelaxation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
6 Hexagonale Netze 17
7 Vierecksnetze 18
10 Konjugierte Kurvennetze 34
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1 Einleitung
Unter Diskretisierung einer Gebäudehülle versteht man die Unterteilung einer
Dach- oder Fassadenfläche in kleinere im Hinblick auf die Fertigung optimierte
Elemente. Diese Unterteilung gestaltet sich gerade bei modernen, frei geformten
Architekturentwürfen häufig schwierig, da sie nicht nur den optischen Eindruck
des Bauwerks, sondern auch die Baukosten in erheblichem Maß beeinflusst.
In dieser Lehrveranstaltung sollen geometrische Grundlagen möglicher Dis-
kretisierungen von Flächen behandelt werden. Ausgehend von Unterteilungen
klassischer Flächentypen wie Zylinder, Kegel und so weiter werden auch Dis-
kretisierungsvarianten von frei geformten Flächen erörtert. Die Grundvorlesung
aus »Geometrische Modellierung, Visualisierung und CAD« wie auch eine ge-
wisse Vertrautheit mit dem 3D-CAD-Systems Rhinoceros und Grundlagen der
Programmierung werden vorausgesetzt. Die Vorlesung stützt sich auf aktuelle
Literatur und zu einem großen Teil auf das Lehrbuch [2] von Pottmann u. a.
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2 Konstruktion von Kuppeln
Es wird hier nur über kugelförmige (sphärische) Kuppeln gesprochen. Aus
solchen kann man durch affine Verzerrung leicht elliptische Kuppeln erzeugen.
Bei beiden Methoden erzeugt man natürlich neben gleichseitigen auch gleich-
schenkelige Dreiecke mit unterschiedlichen Seitenlängen.
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Abbildung 2: Zwei Arten von geodätische Kuppeln
Das Foto in Abbildung 3, rechts, zeigt eine geodätische Kuppel, die nach
Plänen des amerikanischen Erfinders Buckminster Fuller für die Weltausstellung
EXPO 1967 in Montreal errichtet wurde.
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Abbildung 4: Diskretisierung der Kugelfläche mit Fünf- und Sechsecken
3.1 Drehflächen
Die Meridiane und Parallelkreise einer Drehfläche bilden ein naheliegendes Netz
zur Diskretisierung. Ersetzt man die Meridiane durch approximierende Polygone
und die Parallelkreise durch regelmäßige Vielecke, dann lässt sich die Drehfläche
in ebene Vierecke unterteilen (Abbildung 5).
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Schnittkurven der Fläche mit einem Drehzylinder. Der Beweis für diese Tatsache
ist nicht ganz trivial:
Sie gehört zu Radius r und Schraubparameter p. Ihre Achse ist parallel zur
z-Achse im Abstand r. Wegen der Gleichheit
√ t π t t
2 sin + = cos + sin
2 4 2 2
gilt
t π t t
2 sin2 + = 2 cos sin + 1.
2 4 2 2
Weiters gilt
t t
2 cos sin + 1 = 1 + sin t.
2 2
Damit berechnet sich der quadrierte Abstand d2 (t) des Punktes ~c(t) zur z-Achse
als
t π
d2 (t) = 2r2 (1 + sin t) = 4r2 sin2 + .
2 4
und die Schraublinie liegt daher auf der Drehfläche mit Meridiankurve
0
= 2r sin 2t + π4
m(t)
~
pt
Durch geeignete Wahl von r und p kann man jede (verallgemeinerte) Sinuslinie
auf diese Weise erzeugen. Schneidet man die zugehörige Drehfläche mit einem
Zylinder von geeignetem Radius durch die Achse, so erhält man ein Paar von
Schraublinien, die symmetrisch bezüglich einer Meridianebene sind.
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Abbildung 7: Drehfläche aus ebenen (grau), Abbildung 8: Aufteilung einer
konischen (rot) und zylindrischen (cyan) Kegelfläche in Trapeze
Teilstücken
3.3 Schiebflächen
Schiebflächen entstehen durch Parallelverschiebung einer Kurve k1 entlang
einer Kurve k2 . Man kann sehr einfach zeigen, dass dieselbe Fläche auch durch
Parallelverschiebung von k2 entlang k1 erzeugt wird. Approximiert man die
Kurven k1 , k2 durch Sehnenpolygone, dann kann man die Schiebfläche durch
ebene Parallelogramme annähern (Abbildung 9).
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Paraboloide. Auch Paraboloide lassen sich als Schiebflächen darstellen, wie
Abbildung 10 am Beispiel eines hyperbolischen Paraboloids zeigt. Schiebt man
eine Parabel entlang einer anderen mit paralleler Achse, die in der gleichen
Richtung gekrümmt ist, entsteht ein elliptisches Paraboloid. Sind die Parabeln
zusätzlich noch kongruent, ergibt sich ein Drehparaboloid. Sind die Parabeln in
unterschiedliche Richtungen gekrümmt, so entsteht ein hyperbolisches Parabolo-
id.
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Abbildung 12: Bau des Salzlagerbehälters SALDOME;
Bild von der Seite http://baublatt.ch
10
N
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Abbildung 16: Brettschichtbauweise
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5 Triangulierungen
Unter einer Triangulierung einer ebenen Punktmenge Π versteht man die Ver-
bindung von Punkten P1 , P2 , . . . , Pn durch geradlinige Kanten zu einem Drei-
ecksnetz. Genauer gesagt, muss eine Triangulierung die folgenden Kriterien
erfüllen:
Eine Triangulierung ist bestimmt durch die Liste aller Punktkoordinaten und
die Information, welche der Punkte miteinander verbunden sind. Letztere nennt
man die Konnektivität des Netzes. Da man je vier Punkte bereits auf zumindest
zwei Arten zu zwei Dreiecken verbinden kann, ist eine Triangulierung nicht
eindeutig.
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Abbildung 19: Ebene Voronoizellen Abbildung 20: Räumliche
Voronoizellen
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Abbildung 22: Innenhof des British Museum, London
5.3 Netzrelaxation
Unter Relaxation eines Netzes versteht man ein Verfahren, mit dem ein gegebenes
Netz in ein solches mit »ausgeglicheneren« Maschen übergeführt wird. Eine
Methode zur Relaxation eines Dreiecksnetzes wäre zum Beispiel das Ersetzen
jedes Knotens durch den Schwerpunkt seiner Nachbarknoten. Diese Prozedur
wird sooft wiederholt, bis die Positionsänderungen der Knoten unter einem
gewissen Schwellenwert bleiben.
Geht man von einem räumlichen Netz aus welches eine Freiformfläche appro-
ximiert (das heißt alle Knoten liegen auf der Fläche), dann müssen die Knoten
nach jedem Relaxationsschritt wieder auf die Fläche projiziert werden. Diese
Rückprojektion in Richtung der Normalen der approximierten Fläche kann im
CAD-System Rhinoceros mit dem Befehl [Pull Curve to Surface] erledigt
werden. Abbildung 25 zeigt drei Relaxationsschritte eines ebenen Dreiecksnetzes
in verschiedenen Farben (im Uhrzeigersinn).
Das Dreiecksnetz in Abbildung 25 besitzt irreguläre Knoten. Das sind solche,
von denen mehr oder weniger als sechs Kanten ausgehen. In einem regulären
Dreiecksnetz besitzen die Knoten – ausgenommen jene am Rand – die Valenz
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Abbildung 25: Relaxation durch Schwerpunktbildung (im Uhrzeigersinn)
sechs; das heißt von ihnen gehen jeweils sechs Kanten aus. Fügt man zu den
Knoten eines Dreiecksnetzes alle Kantenmittelpunkte hinzu und verbindet diese
untereinander, so entsteht wieder ein (verfeinertes) Dreiecksnetz.
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6 Hexagonale Netze
In einem regulären Sechsecksnetz haben die Knoten die Valenz drei. Es treffen
also drei Flächen und drei Kanten zusammen. Bei einer Diskretisierung mit
ebenen Paneelen hat man den Vorteil, dass sich die parallel versetzten Paneele
ebenfalls in einem Punkt schneiden (Abbildung 26). Wir werden in einem
späteren Abschnitt noch einmal auf Fünf- und Sechsecksnetze zurückkommen.
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7 Vierecksnetze
Bedingt durch neueste Forschungen über die Approximation von Freiformflächen
durch Netze mit möglichst vielen ebenen oder zumindest einfach gekrümm-
ten Maschen werden in der modernen Architektur neuerdings Vierecksnetze
favorisiert. Es sprechen folgende Vorteile für viereckige Netzmaschen:
• Die Komplexität der Knoten ist geringer als bei Dreiecksnetzen (Valenz
vier).
• Das Verhältnis Glas/Stahl ist günstiger als bei Dreiecksnetzen (man ten-
diert zu mehr Glas und weniger Stahl).
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Als Maß für die Planarität eines räumlichen Vierecks kann zum Beispiel der
Normalabstand seiner beiden (windschiefen) Diagonalen dienen. Oder auch der
maximale Normalabstand eines Eckpunkts von der Ebene, die von den drei
restlichen Punkten aufgespannt wird.
Die aktuelle Rhinoceros-Version enthält einen Befehl, der abhängig von einem
Schwellenwert jene Vierecksmaschen eines Vierecksnetzes in Dreiecke zerlegt,
die nicht genügend planar sind (Abbildung 28). So ein Verfahren wurde bei
der Überdachung der Mailänder Messe (siehe Titelbild) angewandt. Große
Teile des Flachdaches wurden mit Vierecken verglast, nur bei den kraterartigen
Einbuchtungen mussten Dreieckselemente verwendet werden. Einen ästhetisch
befriedigenden Übergang zwischen diesen Zonen zu finden, war sicher eine
Herausforderung für die Ingenieure.
Ein weiteres Beispiel für die Verglasung einer windschiefen Regelfläche mit
ebenen Vierecken ist die Fassade der Staatsgalerie Stuttgart des britischen
Architekten James Stirling (Abbildung 29). Die schmalen, hohen Glasvierecke
wurden zwischen den Stahlstäben optimiert eingepasst. Die Spiegelungen zeigen
deutlich die Abweichung von der gedachten Freiformfläche.
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8 Parallele Netze, geometrische Tragstrukturen und
Abstandsnetze
8.1 Parallele Netze
Im Folgenden bezeichnen wir ein Vierecksnetz mit ebenen Maschen mit PQ-
Netz (für »Planar Quads«). Zwei PQ-Netze N , N ? sind parallel, wenn es eine
eineindeutige Zuordnung zwischen ihren Knoten gibt und einander entsprechende
Kanten parallel sind (Abbildung 30). Weil entsprechende Kanten von parallelen
Netzen parallel und ihre Maschen planar sind, liegen entsprechende Maschen in
parallelen Ebenen. Daher ist jedes zu einem PQ-Netz parallele Netz auch ein
PQ-Netz.
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Abbildung 31: Knoten
Abbildung 32: Geometrische Trag-
mit Knotenachse struktur einer Schiebfläche
Wenn die Netze N (mit Knoten K1 , K2 , . . .) und N ? (mit Knoten K1? , K2? , . . .)
parallel sind, dann sind die Verbindungsgeraden ai := [Ki , Ki? ] entsprechender
Knoten eine Kollektion von Knotenachsen. Umgekehrt gilt: Wenn ein Netz N
Knotenachsen besitzt, dann existiert ein zu N paralleles Netz N ? so, dass die
Knotenachsen von N die Knoten von N und N ? miteinander verbinden.
Eine geometrische Tragstruktur ist also eine Menge von planaren Vierecken,
welche die entsprechenden Kanten zweier paralleler Netze verbinden und sich in
deren Knotenachsen schneiden (Abbildung 32).
Wenn alle Vierecke einer geometrischen Tragstruktur die gleiche Höhe besitzen,
die Kanten von N und N ? also parallel im selben Abstand liegen, dann nennt
man das Netz N ? ein Kantenabstandsnetz (»edge offset«) von N . Das ist
der Idealfall einer geometrischen Tragstruktur mit Trägern konstanter Höhe,
die sowohl auf der Aussen- wie auch auf der Innenseite perfekt bündig sind
(Abbildung 33).
Abbildung 33: Tragstruktur mit beidseitig bündigen Trägern konstanter Höhe. Die
Konstruktion basiert auf parallelen PQ-Netzen, die Kantenabstandsnetze sind.
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N sein. In diesen Fällen kann man die Bündigkeit der Träger nur auf einer Seite
erreichen (Abbildung 34).
Abbildung 34: Knoten einer Tragstruktur, die auf parallelen Netzen mit nicht
konstantem Kantenabstand beruht, perspektivisch und frontal.
8.3 Abstandsnetze
Abstandsflächen (Parallelflächen) haben konstanten Abstand in Richtung der
gemeinsamen Flächennormalen. Im Gegensatz zu Flächen ist der Begriff eines
Abstandsnetzes bei PQ-Netzen nicht so einfach zu definieren. Je nachdem, welche
Komponenten der beiden Netze konstanten Abstand voneinander haben sollen,
unterscheidet man bei parallelen PQ-Netzen:
Es ist nicht möglich, zu jedem beliebigen PQ-Netz ein Knoten-, Kanten- oder
Flächenabstandsnetze zu konstruieren. Nur bestimmte Typen von PQ-Netzen
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erlauben spezielle Abstandsnetzarten. Zum Beispiel erlauben nur zirkuläre PQ-
Netze (Abbildung 35) die Konstruktion von Knotenabstandsnetzen. Das sind
planare Vierecksnetze, bei denen jede viereckige Facette einen Umkreis besitzt,
also ein sogenanntes Sehnenviereck ist. Sehenevierecke besitzen übrigens die Ei-
genschaft, dass gegenüberliegende Winkel sich auf 180° ergänzen (Abbildung 36).
Da die Winkel entsprechender Vierecke in parallelen Netzen erhalten bleiben,
ist jedes Parallelnetz eines zirkulären Netzes ebenfalls zirkulär.
Für eine genauere Diskussion der Typen von PQ-Netzen und die dadurch
bestimmten Arten von Abstandsnetzen benötigen wir Werkzeuge der klassischen
Differentialgeometrie, insbesondere der Flächenkrümmung.
Wie hängt nun die Gaußsche Krümmung κ, die bekanntlich als Produkt der
beiden Hauptkrümmungen κ1 , κ2 definiert ist, mit dieser Abbildung zusammen?
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Abbildung 37: Gaußsches Bild eines doppelt gekrümmten Flächenstücks
Betrachten wir einmal eine Kugel K vom Radius R und auf ihr eine Kugelkappe
S (Abbildung 38). Die Kugelnormalen entlang des Begrenzungskreises von S
bilden einen Drehkegel N . N und sein Bild bei der Gaußschen Abbildung N ?
sind kongruent, daher entsteht S aus S ? durch eine Skalierung mit Faktor R.
Daraus folgt, dass die Flächen A? von S ? und A von S sich wie A? /A = 1/R2
verhalten. (Man denke an ein mit Faktor f vergrößertes Quadrat, dessen Fläche
durch diese Skalierung um den Faktor f 2 vergrößert wird).
Nun sind aber die Hauptkrümmungen der Kugel K in jedem ihrer Punkte
gleich κ1 = κ2 = 1/R, ihre Gaußsche Krümmung also gleich κ1 κ2 = 1/R2 =
A? /A. Das Verhältnis der beiden Flächen hängt von der Variation der Normalen
in der Umgebung eines Flächenpunktes ab. Bei starker Variation wird der
Flächeninhalt des Gaußschen Bildes dieser Umgebung größer sein als bei kleiner
Variation. A? /A ist daher ein Maß für das Krümmungsverhalten der Fläche. Man
kann für beliebige zweimal differenzierbare Flächen zeigen, dass der Grenzwert
von A? /A für A → 0 die Gaußsche Krümmung in einem Flächenpunkt ist.
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8.5 Das Gaußsche Bild von Abstandsnetzen
Ein Paar F , F d von glatten Parallel- bzw. Abstandsflächen hat gemeinsame
Normalvektoren, welche einander entsprechende Punkte im Abstand d verbinden.
Ihr Gaußsches Bild ist also bestimmt durch die mit Faktor 1/d skalierte Differenz
~n(u, v) = (~xd (u, v) − ~x(u, v))/d (Abbildung 39).
Ist ein Paar M , M d von parallelen Abstandsnetzen mit dem Knotenabstand d
gegeben, dann definiert man das diskrete Gaußsche Bild als skaliertes Differenzen-
Netz G = (M d − M )/d (Abbildung 40). Die Koordinatenvektoren ~gi der Knoten
von G können aus den Knoten ~xi , ~xdi der gegebenen parallelen Abstandsnetze
mit ~gi = (~xdi − ~xi )/d berechnet werden.
Die Kanten des Netzes G werden von denselben (gleichlangen) Vektoren
erzeugt wie jene der Netze M und M d . Es gilt daher, dass das Netz G, dessen
Knoten auf der Einheitskugel liegen, parallel zu den gegebenen Netzen M , M d
und damit auch ein PQ-Netz ist. Die Maschen von G sind planar, schneiden
daher die Einheitskugel nach Kreisen. Diese Kreise gehen durch die vier Ecken
jeder Masche. G ist also ein zirkuläres Netz (Abbildung 35). Als zu G parallele
Netze sind daher M und M d ebenfalls zirkulär. Zusammenfassend halten wir
also fest:
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anderen Worten, das Gaußsche Bild-Netz G ist der Einheitskugel umgeschrieben
(Abbildung 41).
Betrachtet man einen Knoten ~gi des Gaußschen Bildnetzes G, dann berühren
die in ~gi zusammentreffenden ebenen Facetten einen Drehkegel Ci mit Spitze ~gi .
Geht man von G zum parallelen Netz M über, dann gilt dies wegen der Paralle-
lität entsprechender Facetten auch für den Knoten m~ i von M . Entsprechendes
gilt für alle Knoten von G und M . Das Netz M besitzt also die Eigenschaft, dass
die planaren Maschen, die in jedem Knoten zusammentreffen, einen Drehkegel
berühren (Abbildung 42). Man nennt so ein PQ-Netz ein konisches Netz.
In einem konischen Netz M sind die Knotenachsen die Achsen dieser Drehke-
gel. Je zwei benachbarte Knotenachsen durch die Endpunkte einer Netzkante
schneiden sich, da sie in der Symmetrieebene jener Facetten liegen müssen, die
sich in dieser Kante treffen.
Ein Flächenabstandsnetz M d von M besitzt dieselben Knotenachsen und ist
auch ein konisches Netz. Dies ergibt sich aus der Parallelverschiebung der Flächen
von M mit konstantem Abstand (Abbildung 43). Konische Netze erlauben also
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die Konstruktion einer geometrischen Tragstruktur und sind daher für das
Bauwesen besonders interessant.
Wie man aus Abbildung 44 unschwer erkennen kann, haben konische Netze
noch eine Eigenschaft, die sich zur programmierten Optimierung »fast konischer«
Netze eignet: Die Summen gegenüberliegender Netzmaschenwinkel in einem
Knoten sind gleich.
Zum Beweis schneidet man den berührenden Drehkegel in einem Netzknoten
und die dort zusammentreffenden (ebenen) Netzmaschen mit einer Ebene normal
zu seiner Achse. Der Schnitt ist ein Tangentenviereck samt seinem Inkreis. Da
die Tangentenstrecken aus einem Punkt an einen Kreis stets gleichlang sind,
folgt, dass benachbarte Dreiecke entlang einer Pyramidenkante kongruent sind.
Damit errechnet sich die Summe gegenüberliegender Winkel im Netzknoten zu
α + β + γ + δ.
Zusammenfassend halten wir fest:
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der Kantenparallelität gilt dies auch für jedes Kantenabstandsnetz M d von M .
Die Achsen der Drehkegel sind die Knotenachsen von M d . Da alle in einem
Knoten zusammentreffenden Kanten gleiche Winkel mit der Knotenachse ein-
schließen, kann man sie als Basis für eine geometrische Tragstruktur mit Trägern
konstanter Höhe (siehe Abbildung 33) verwenden. Allerdings lassen sich mit
Kantenabstandsnetzen nicht beliebige Freiformflächen approximieren.
Wir merken uns:
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9 Einige Grundlagen aus der Differentialgeometrie
9.1 Normalschnitt und Normalkrümmung
Die Schnittkurve c einer glatten Fläche F mit einer Ebene σ, welche die Flä-
chennormale n in einem regulären Punkt von F enthält, nennt man einen
Normalschnitt von F (Abbildung 46). Die Krümmung von c in P ist eine Nor-
malkrümmung von F . Dreht sich die Schnittebene σ um n, ändert sich die
Normalkrümmung und nimmt im Allgemeinen je einmal einen minimalen und
einen maximalen Wert an.
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Abbildung 47: Elliptischer, hyperbolischer und parabolischer Flächenpunkt
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Abbildung 48: Hauptkrümmungen der Fläche F im Punkt P . Die beiden Parabeln
(rot) besitzen die Hauptkrümmungen der Fläche als Krümmungskreise (schwarz).
Damit lässt sich aus den beiden Hauptkrümmungen κ1 und κ2 die Krümmung
κn eines beliebigen Normalschnittes mit Richtungswinkel α ermitteln: Führt
man ein neues Koordinatensystem (u, z) in der Normalschnittebene zu α ein
(Abbildung 49), dann gelten die Beziehungen
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9.4 Die Dupinsche Indikatrix
Wir betrachten eine Fläche F und auf ihr einen Punkt P . Zu jeder Flächentan-
gente durch P kann man die Normalkrümmung κn und den Krümmungsradius
rn = κn−1 des Normalschnittes berechnen. Trägt man auf allen Flächentangenten
√
von P aus den Wert rn ab, erhält man eine Kurve in der Tangentialebene von
F in P – die Dupinsche Indikatrix. Die Indikatrix ist eine Ellipse, ein Paar von
Hyperbeln mit gemeinsamen Asymptoten oder ein Paar paralleler Geraden je
nachdem, ob P ein elliptischer, hyperbolischer oder parabolischer Flächenpunkt
ist (Abbildung 50).
Bemerkungen:
• Ist die Dupinsche Indikatrix ein Kreis, dann sind die Hauptkrümmungs-
richtungen im betrachteten Flächenpunkt unbestimmt (zum Beispiel bei
einem Punkt auf einer Kugel). So einen Punkt nennt man Nabelpunkt.
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• Die Hauptkrümmungslinien – das sind jene Flächenkurven, deren Tan-
genten sämtlich in Hauptkrümmungsrichtungen verlaufen – bilden ein
orthogonales Kurvennetz auf der Fläche.
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10 Konjugierte Kurvennetze
Gegeben seien eine glatte Fläche F und auf ihr zwei Scharen S1 , S2 von Kurven.
S1 und S2 bilden ein konjugiertes Kurvennetz, wenn folgendes gilt: Wähle
eine Kurve c1 aus S1 . In jedem Kurvenpunkt P von c1 bilde die Tangente an
die entsprechende Kurve c2 aus S2 die c1 in P schneidet. Diese Tangenten
müssen eine abwickelbare Regelfläche T bilden. Man nennt T die abwickelbare
Tangentenfläche an F längs c1 (Abbildung 51).
• Das Netz aus Meridianen und Parallelkreisen auf einer Drehfläche. Die
Tangenten an die Meridiane in den Schnittpunkten mit jedem Parallelkreis
bilden einen Drehkegel beziehungsweise Drehzylinder (Abbildung 52) und
die Tangenten an die Parallelkreise in den Schnittpunkten mit einem
Meridian erzeugen eine (allgemeine) Zylinderfläche (Abbildung 53).
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Abbildung 53: Zylinder aus
Abbildung 52: Kegel aus Parallelkreistangenten
Meridiantangenten einer Drehfläche
ihre Erzeugenden e. Ist P ein Punkt von c und t die Tangente an c in P , dann
liegt t in der Tangentialebene von F in P . Die gesuchte Erzeugende e von T
liegt ebenfalls in dieser Tangentialebene und verläuft in der zur Richtung von t
konjugierten Richtung.
Der Begriff der konjugierten Richtung hängt mit der Flächenkrümmung von F
im Punkt P zusammen: konjugierte Geraden durch einen Punkt P der Tangen-
tialebene haben die Richtungen von konjugierten Durchmessern der Dupinschen
Indikatrix in P . Abbildung 55 zeigt die Dupinsche Indikatrix samt einem Paar
konjugierter Durchmesser in je einem elliptischen, parabolischen und hyperboli-
schem Flächenpunkt eines Torus. Im Fall des parabolischen Flächenpunktes ist
jede Richtung zur Richtung der Dupinschen Indikatrix (Parallelgeradenpaar)
konjugiert.
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Abbildung 55: Konjugierte Richtungen in Punkten eines Torus.
Wegen der freien Auswahl der ersten Schar von Kurven folgt, dass eine Fläche
unendlich viele konjugierte Kurvennetze besitzt. Einen wichtigen Sonderfall
stellt das Netz der Hauptkrümmungslinien einer Fläche dar, bei dem die Kurven
in jedem Punkt in den Richtungen der Maximalkrümmungen verlaufen und
sich daher unter rechtem Winkel schneiden (Abbildung 56). Dieses konjugierte
Kurvennetz ist eindeutig bestimmt!
Ein ebenes Vierecksnetz kann als diskrete Version eines konjugierten Kurven-
netzes angesehen werden. Besteht das konjugierte Kurvennetz aus Hauptkrüm-
mungslinien, dann ist seine diskrete Version ein zirkuläres Netz, bei dem jede
Facette ein Sehnenviereck ist (siehe Abbildung 35 und Abbildung 36).
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Literatur
[1] Zubin Khabazi. Generative Algorithms using Grasshopper. http://www.
morphogenesism.com, 2010.
[2] Helmut Pottmann u. a. Architekturgeometrie. Springer & Bentley Institute
Press, 2010.
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