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Herzschrittmachertherapie +

Elektrophysiologie

Schwerpunkt

Herzschr Elektrophys 2019 · 30:156–159 Karin Nentwich · Thomas Deneke


https://doi.org/10.1007/s00399-019-0627-x Abteilung Kardiologie/Elektrophysiologie, Campus Bad Neustadt, Bad Neustadt/Saale, Deutschland
Eingegangen: 1. April 2019
Angenommen: 15. April 2019
Online publiziert: 16. Mai 2019
© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von
Springer Nature 2019
Implantierbare Defibrillatoren
und Sport: ein Widerspruch?

Einleitung Im Folgenden sollen die spezifischen Überlegungen: Aufgrund der exzessiven


Aspekte dieser Populationen herausgear- körperlichen Belastung kann es katecho-
Der implantierbare Defibrillator ist zur beitet werden. lamininduziert zu atrialen Rhythmus-
Prophylaxe des plötzlichen rhythmo- störungen kommen, die einen inadäqua-
genen Herztods als Standardtherapie Der junge Athlet und ICD ten Schock provozieren, der wiederrum
etabliert. Wurden 2005 vor Publikation ventrikuläre Rhythmusstörungen provo-
der SCD-Heft-Studie die Defibrillatoren Die jungen Athleten mit meist kongeni- zieren kann. Oder es werden primär ven-
nur sekundärprophylaktisch implantiert, taler Herzerkrankung führen ein aktives trikuläre Rhythmusstörungen während
werden heute die überwiegende Anzahl Leben und erwarten einen Schutz vor der körperlichen Aktivität getriggert.
der Indikationen primärprophylaktisch dem plötzlichen Herztod, allerdings un- Aufgrund der Elektrolytverschiebun-
gestellt, getriggert durch unterschiedli- ter der Voraussetzung ihren Leistungs- gen kann es zu hohen Defibrillations-
che Paramater in Abhängigkeit der kar- sport auf uneingeschränkt hohem Ni- reizschwellen kommen, die den Schock
dialen Grunderkrankung [2]. Dadurch veau fortsetzen zu können. Die sportliche ineffektiv machen. Wissenschaftliche
werden auch viele junge Menschen mit Aktivität gibt den Athleten eine Lebens- Tests für diese physiologischen Situa-
kongenitalen Erkrankungen wie z. B. qualität, die von anderen gleichaltrigen tionen gibt es nicht. Des Weiteren be-
Ionenkanalstörungen, arrhythmogener Studenten nicht erreicht wird [4]. Selbst steht das Risiko, dass sich der Sportler
rechtsventrikulärer Kardiomyopathie beim Auftreten von kleineren Verletzun- aufgrund einer auftretenden Bewusst-
oder hypertropher Kardiomyopathien gen ist die Lebensqualität, erhoben über losigkeit schwer verletzt oder auch das
mit einem ICD („implantable cardiover- den SF 36-Component-Score, höher als Device-System selbst geschädigt wird.
ter defibrillator“) versorgt. Die Erwar- bei Mitstudenten ohne sportliche Aktivi- Prospektive Daten für klinische Hin-
tungshaltung eines jungen Menschen, tät. Erst bei Auftreten von schweren Ver- weise dieser pathophysiologischen Über-
insbesondere von Hochleistungssport- letzungen, die einen Abbruch der sportli- legungen gibt es nicht. 2013 wurde ei-
lern, ist nicht vergleichbar mit der eines chen Tätigkeit bedeuten könnten, fällt die ne Registerarbeit publiziert, die diese
älteren Patienten, der z. B. aufgrund ei- Lebensqualität steil ab. Die Top-10-The- Fragestellung versucht aufzuarbeiten.
ner hochgradig reduzierten Pumpfunk- men für junge ICD-Träger sind: Angst Dabei wurden in einem Zeitraum von
tion nach ausgedehnten Infarkt einen vor dem Schock, Teilnahme bzw. Teilnah- 2006 bis 2012 prospektiv die Daten
ICD primärprophylaktisch implantiert meverbot bei Sport, das Gefühl „anders von 372 Athleten in einer Altersgruppe
bekommen hat. Nach den aktuellen eu- zu sein“, Depressionen, Probleme zuzu- von 10 Jahren bis 60 Jahre mit nahezu
ropäischen Leitlinien [3] werden beiden geben, Angst vor dem Tod, Compliance gleicher Verteilung aller Lebensjahr-
Gruppen niedrig statisch und niedrig bzgl. Medikamenteneinnahme, die Frage, zehnte dokumentiert, die mit ihrem ICD
dynamische Sportarten nach Mitchell auszubrechen, Veränderungen des Kör- Leistungs- und auch Wettkampfsport
[1], wie z. B. Kricket, Bowling, Golf pers (Narbe, ICD-Gerät sichtbar), Pla- betrieben haben. Der primäre Endpunkt
etc. empfohlen. Das tatsächliche Niveau nung der Zukunft [5]. Sportverbot führt war ein schwerwiegendes Ereignis wäh-
der körperlichen Aktivität reicht bei zu erheblichen psychischen Konflikten rend oder bis zu 2 h nach dem Sport,
unseren Patienten von Hausarbeit, als bis hin zur Non-Compliance [6]. Zu- wie z. B. Tod aufgrund ventrikulärer
körperliche Aktivität definiert, über Frei- sammenfassend kann die Lösung für die Rhythmusstörungen, externe Reani-
zeitsport mit unregelmäßigen Trainings- jungen ICD-Träger nicht sein, sportliche mation bei Schockversagen des ICD,
einheiten bis hin zu Wettkampfsport Aktivität zu verbieten, vielmehr sollte an unaufhörliche ventrikuläre Rhythmus-
mit organisiertem Trainingsprogramm individuellen Lösungen gearbeitet wer- störungen, pulslose elektrische Aktivität
und Wettkampfteilnahme bis hin zum den. oder schwere Verletzung durch Schock
professionellen Hochleistungssport. Hintergrund der sehr restriktiven oder rhythmogene Synkope. Sekundäre
Empfehlungen der europäischen Leitli- Endpunkte waren Anzahl der adäqua-
nien sind folgende pathophysiologische ten und inadäquaten Schockabgaben,

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Tab. 1 Zusammenfassung des prospektiven Registers über ICD-Therapie bei Hochleistungs- auf das junge Athletenprofil der Kohorte
sportlern [7] zurückzuführen ist (. Tab. 1).
Teilnehmer 372 Sportler Der primäre Endpunkt wurde wäh-
60 mit Wettkampfteilnahme rend des Beobachtungszeitraums, der
10–60 Jahre mittlerweile publiziert bis 2017 [8] reicht,
Einschluss Zeitraum 12/2006–01/2012 nie erreicht. Es traten insgesamt 13 %
Hauptsportarten in abneh- Laufen (Marathon, „cross country“, Kurzstrecke), Skifahren, Fuß-
adäquate Schocks und 11 % inadäqua-
mender Häufigkeit ball, Basketball, Radfahren, Tennis te Schocks auf. Davon traten 10 % der
Zugrunde liegende kardiale Long-QT-Syndrom (20 %) Schockabgaben während des Sports auf,
Erkrankung Hypertrophe Kardiomyopathie 65 (17 %) 8 % während körperlicher Tätigkeit und
ARVCM (14 %) 6 % während der Ruhephase (p < 0,001
Koronare Herzerkrankung 41 (11 %) Schock in Ruhe als bei körperlicher Be-
Idiopathisches Kammerflimmern 40 (11 %) tätigung, p < 0,34 Schock während des
Dilatative Kardiomyopathie 30 (8 %)
Kongenitale Herzerkrankung 30 (8 %) Sports als bei körperlicher Betätigung).
Primärer Endpunkt
Eine bivariate Analyse ergab eine signifi-
Schweres Ereignis während oder bis 2 h nach Sport
kante Assoziation zwischen jungem Alter
– tachyarrhythmischer Tod oder externe Reanimation bei ineffek-
tiven Schock
zwischen 10 und 20 Jahren und dem
Vorliegen einer Diagnose wie ARVCM
– permanente ventrikuläre Tachykardie
oder idiopathisches Kammerflimmern.
– pulslose eleketrische Aktivität
In 8 Episoden bei 7 Individuen (2 %)
– schwere Verletzung nach Synkope waren mehr als 1 Schock erforderlich, da-
Sekundärer Endpunkt Anzahl der adäquaten und inadäquaten Schocks von 14 % während Sport, 20 % während
Multiple Schocks innerhalb einer Episode körperlicher Aktivität und 5 % während
Kleine Verletzung der Ruhephase. Hier findet sich kein
Schädigung des ICD-Systems signifikanter Unterschied zwischen dem
Drop-outs 9 Sportler ohne Follow-up, aber gesichert lebend Auftreten von mehreren Schockabgaben
29 brachen die Studie ab während Sport oder während Ruhe.
Es traten keine leichteren Verletzun-
6 haben die Einverständnis zurückgezogen zur Teilnahme
gen auf. In 13 Fällen wurde eine defi-
4 Verschlechterung der Herzinsuffizienz, so dass kein Training
möglich war nitive Malfunktion des ICD-Systems be-
schrieben und 14 mögliche Sondenmal-
2 Todesfälle: Radfahrer starb mit vielen Schocks am Schreibtisch,
Volleyballspieler verstarb hospitalisiert an Pumpversagen funktionen. Bezüglich der Sondenmal-
Primärer Endpunkt erreicht Nicht erreicht
funktionen ist eine weitere Arbeit [9]
erwähnenswert, die ergab, dass die häu-
Sekundärer Endpunkte 77 Sportler (21 %) erlebten 121 Schocks
erreicht figsten Sondenbrüche bei repetitiven Be-
– 13 % mindestens 1 adäquaten Schock
wegungsabläufen auftreten, beschrieben
– 11 % mindestens 1 inadäquaten Schock wurde dies in abnehmender Häufigkeit
– 10 % der Schocks während Sport oder Wettkampf bei Gewichtheben, Golfspielen und Ten-
– 8 % während körperlicher Tätigkeit nis.
– 6 % in Ruhe Während des gesamten Beobach-
– 8 Episoden mit mehr Schockabgaben (2 % der Studienpopulati- tungszeitraums starben 2 Athleten:
on) 1 Radfahrer starb nach mehreren Schock-
– 1 proarrhythmisches Ereignis mit Induktion einer VT mit ATP abgaben während der beruflichen Tä-
– Keine milden Verletzungen tigkeit in Ruhe, 1 Volleyballspieler starb
– 13 sichere Sondenverletzungen, keine Aggregatsschäden während eines stationären Aufenthalts
ICD „implantable cardioverter defibrillator“, VT „ventricular tachycardia“, ARVCM arrhythmogenic
aufgrund einer terminalen Herzinsuffi-
right ventricular cardiomyopathy zienz.
Die Analyse der Subgruppe mit Wett-
kampfathleten ergab bei 28 % Schock-
mehrere Schocks während einer ad- häufigsten zugrunde liegenden kardialen abgaben, davon die Hälfte adäquat und
äquaten Episode, milde Verletzung nach Erkrankungen waren (in absteigender die andere Hälfte inadäquat. Von diesen
Schockabgabe oder Schädigung des Häufigkeit) das Long-QT-Syndrom, hy- Schockabgaben waren 25 % während des
ICD-Systems. Das Follow-up war im pertrophe Kardiomyopathie und die Sports und 75 % während körperlicher
Median 31 Monate. Die häufigsten ver- arrhythmogene rechtsventrikuläre Kar- Betätigung. Insgesamt bekamen 1 % der
tretenen Sportarten waren Laufsport, diomyopathie (ARVCM). Erst an 4. Stelle Wettkampfathleten adäquaten Schock
Fußball, Basketball und Skifahren. Die kam die koronare Herzerkrankung, was und 7 % der Freizeitsportler.

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Zusammenfassung · Abstract

Mittlerweile wurden diese Ergebnisse nen ventrikulären Rhythmusstörungen Herzschr Elektrophys 2019 · 30:156–159
in die Empfehlungen der amerikanischen von einem Training mit Steigerung der https://doi.org/10.1007/s00399-019-0627-x
© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil
Leitlinien eingearbeitet: Die Task Force 9 maximalen Sauerstoffaufnahme profi-
von Springer Nature 2019
für Arrhythmien und Leitungsdefekte er- tieren, eine relevante Proarrhythmie
gänzte ihre Empfehlungen um folgende konnte nicht beobachtet werden. Dabei
K. Nentwich · T. Deneke
2 Punkte [10]: wurden 92 ICD-Patienten und 473 Kon-
4 „Bei der Indikationsstellung bereits trollpatienten ohne ICD trainiert. Es Implantierbare
sollen sportspezifische Aspekte wurde eine Spiroergometrie zu Beginn Defibrillatoren und Sport: ein
bzgl. Teilnahme am Sport oder der Studie und am Ende der Studie nach Widerspruch?
Auswirkungen auf die sportliche 3 Monaten Training durchgeführt. Das
Zusammenfassung
Leistungsfähigkeit angesprochen Training beinhaltete 3-mal pro Woche Der implantierbare Defibrillator
werden.“ ein Ergometrietraining über 90 min mit („implantable cardioverter defibrillator“, ICD)
4 „Bei der Teilnahme an sportlichen 50–80 % der maximalen Intensität. Nach wird bei kongenitalen oder erworbenen
Aktivitäten mit höheren Belastungs- 6 Wochen begann ein Outdoortraining. Herzerkrankungen mit erhöhtem Risiko für
stufen als niedrig statisch und niedrig Die maximale Frequenz wurde über- den rhythmogenen Herztod implantiert.
Das Spektrum der Patienten umfasst
dynamisch soll der Athlet an der Ent- wacht und musste 20 bpm unterhalb der junge (Hoch)leistungssportler bis hin
scheidung für die Teilnahme an dem untersten VT-Detektionszone („ventric- zu älteren morbiden Patienten. Die
Wettkampfsport beratend mit einge- ular tachycardia“) des ICD sein. In der aktuellen europäischen Leitlinien bzgl.
schlossen werden in dem Bewusstsein ICD-Gruppe fanden sich während der Wettkampfsport bei ICD-Patienten
für ein höheres Risiko für adäquate Belastung mehr ventrikuläre, aber we- empfehlen aktuell nur gering statisch und
gering dynamisch belastende Sportarten
und inadäquate Schockabgaben.“ niger supraventrikuläre Extrasystolen nach Mitchell wie Kricket, Golf oder Yoga.
als in der Kontrollgruppe. Während der Ob man mit diesen Empfehlungen unseren
Der ältere Patient mit ICD 3-monatigen Trainingsphase traten in ICD-Patienten gerecht werden oder eine
der ICD-Gruppe bei 3 Patienten Schocks individualiserte Sportempfehlung zum
Die aktuellen Empfehlungen der eu- auf, die dazu führten, dass die Patienten Standard werden kann, wird in diesem
Artikel diskutiert.
ropäischen Leitlinie mögen für unsere die Studie abbrachen. 1 Patient hatte
Patienten, die aufgrund einer meistens multiple Schocks Tage nach dem Trai- Schlüsselwörter
erworbenen kardialen Grunderkran- ning und brach ebenfalls die Studie ab. Sport · Athlet · Rhythmusstörungen ·
kung mit einem ICD versorgt wurden, Von den weiteren 92 Patienten traten Herztod · Infarkt
passend erscheinen. Doch auch bei dieser bei 2 Patienten monomorphe Kammer-
Patientenkohorte gibt es durchaus Dis- tachykardien während des Sports auf,
kussionspunkte. Wie mittlerweile in vie- die mit ATP (antitachykardem Pacing) ICD and sport:
len Studien bewiesen wurde, ist sowohl terminiert wurden, 6 Patienten hatten a contradiction?
Ausdauertraining als auch Krafttraining ventrikuläre Ereignisse zwischen den Abstract
mit einer signifikanten Besserung der Trainingsintervallen. Die Autoren fassen Implantable defibrillators (ICD) are
Lebensqualität, mit reduzierter Hospi- zusammen, dass ein kontrolliertes Trai- implanted in patients with congenital or
talisierungsraten als auch signifikant ning auch bei sekundärprophylaktisch acquired heart diseases with significantly
reduzierter Mortalität assoziiert [11, 12]. implantierten ICD-Trägern möglich ist. elevated risk for arrhythmogenic cardiac
death. The typical profile of these patients
Die Trainingsprotokolle dieser Studien Psychologische Untersuchungen er-
ranges from young (competitive) athletes
orientierten sich nicht an den Emp- geben, dass die Patienten aufgrund des to morbid older patients. European
fehlungen der Mitchell-Klassifizierung, ICD sich eher sicherer fühlen, Sport zu guidelines allow low dynamic and low static
sondern beinhalteten Ausdauertraining machen und empfinden den ICD nicht physical activity like cricket, golf or yoga.
mit Ergometrie zwischen 60–80 % der als Hinderungsgrund für ein körperlich Discussion about individualized or general
recommendations for sports activities with
maximalen Leistungsfähigkeit. Auch aktives Leben [14]. Zusammen mit den
an ICD is the main focus of this article.
diese Formen des mittlerweile etablier- vorhandenen Daten für eine deutlich
ten Herz-Kreislauf-Trainings in vielen verbesserte Prognose und Lebensquali- Keywords
Herzsportgruppen und Rehabilitations- tät mit Ausdauersport und körperlicher Sportive activity · Athlete · Defibrillator ·
einheiten spiegelt sich in den Leitlinien Aktivität sollte damit auch unseren ICD- Arrhythmias · Cardiac death
für Patienten, die heutzutage bei hoch- Patienten ein körperlich aktives Leben
gradig reduzierter Pumpfunktion des jenseits von Kricket, Golf und Yoga
linken Ventrikels primärprophylaktisch angeboten werden, zumal insbesondere sierten medikamentösen Therapie und
mit einem ICD versorgt sind, nicht wider. bei Golfspielern ein erhöhtes Risiko für ICD-Programmierung im Vordergrund
Eine Arbeit aus 2004 [13], als nur eine Sondenschäden beschrieben wurden. stehen.
sekundärprophylaktische Indikationen Unbedingt sollte dabei eine individu- In diesem Zusammenhang sollte noch
für den ICD etabliert war, bestätigt, dass elle Beratung und Risikostratifizierung auf eine kardiale Erkrankung hingewie-
auch diese Patienten mit klinisch erlitte- in Kombination mit einer individuali- sen werden, bei der das Fortsetzen von

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Ausdauersport ein negatives Outcome Optimierung der therapeutischen Diseases of the European Society of Cardiology. Eur
Heart J 26(14):1422–1445
bzgl. Überlebensvorteil gezeigt wurde: Ansätze inklusive Katheterablati- 4. McAllister DR, Motamedi AF, Hame SL, Shapior MS,
die ARVCM. Bei 87 Patienten mit der on und medikamentöse Therapie, Dorey FJ (2001) Quality of life assessment in elite
Diagnose ARVCM wurde prospektiv die individuelle Optimierung der ICD- collegiateathletes.AmJSportsMed29(6):806–810
5. Zeigler V, Decker-Wlaters BBSN (2010) Determin-
Inzidenz von ventrikulären Rhythmus- Programmierung und ggf. mecha- ing Psychosocial Research Priorities for Adole-
störungen und Mortalität in Korrelation nische Schutzvorrichtungen sind scentswithImplantableCardioverterDefibrillators
mit der sportlichen Aktivität aufgearbei- beim Hochleistungssportler mit ICD Using Delphi. J Cardiovasc Nurs 25(5):398–404
6. Luiten RC, Ormond K, Post L, Asif I, Wheeler
tet [15]. Dabei zeigt sich bei fortgesetz- unerlässlich. MT, Caleshu C (2016) Exercise restrictions trigger
tem Ausdauertraining ein erhöhtes Risi- 4 Regelmäßiges Ausdauer- und Kraft- psychologicaldifficultyinactiveandathleticadults
ko für ventrikuläre Rhythmusstörungen training ist auch bei Nicht-Sportlern with hypertropohic cardiomyopathy. Open Heart
3(2):e488
und die Entwicklung einer Herzinsuffizi- als wichtiges therapeutisches Ele- 7. Lambert R, Olhansky B, Heidbuchel H, Lawless C,
enz, so dass bei dieser Patientenkohorte ment zu betonen. Saarel E, Ackermann M, Calkins H, Estes NAM, Link
kein Ausdauersport empfohlen werden 4 Bei arrhythmogener rechtsventri- M, Maron BJ, Marcus F, Scheinmen M, Wilkoff B,
Zipes D, Berul C, Cheng A, Loomis M, Law I, Barth
sollte. kulärer Kardiomyopathie (ARVCM) C, Brandt C, Dziura, Ki F, Cannom (2013) Safety of
als Grunderkrankung sollte keine Sports for Athletes with Implantable Cardioverter-
regelmäßige sportliche Tätigkeit Defibrillators. Circulation 127(20):2021–2030
Resümee 8. Lambert R, Olhansky B, Heidbuchel H, Lawless C,
empfohlen werden. Saarel E, Ackermann M, Calkins H, Estes NAM, Link
Eine Reglementierung unserer Patien- M, Maron BJ, Marcus F, Scheinmen M, Wilkoff B,
ten oder Athleten bei Vorliegen einer Zipes D, Berul C, Cheng A, Loomis M, Law I, Barth C,
Korrespondenzadresse Brandt C, Dziura, Ki F, Cannom et al (2017) Safety of
erworbenen oder angeborenen Herzer- Sports for Athletes with Implantable Cardioverter-
krankung, die mit einem ICD versorgt Dr. med. Karin Nentwich Defibrillators. Circulation 135(23):2310–2312
werden muss, nahezu jede Form der Abteilung Kardiologie/ 9. Lambert R, Cannom D, Olshansky B (2006) Safety in
Elektrophysiologie, Campus sports participation in patients with implantable
sportlichen Aktivität aufzugeben, ist cardioverterdefibrillator: asurveyofHeartRhythm
Bad Neustadt
nicht mehr zeitgemäß. Die Datenlage ist Society members. J Cardiovasc Electrophysiol
Von Guttenbergstr. 11, 17:11–15
ausreichend, um bei erworbenen Herz- 97616 Bad Neustadt/Saale, 10. Zipes D, Link M, Ackermann M, Kovacs R,
erkrankungen ein regelmäßiges Aus- Deutschland Myerburg R, Estes M et al (2015) Eligibility and
dauertraining zu empfehlen. Dies geben karin.nentwich@campus- disqualification recommendations for competitive
auch die europäischen Leitlinien für Prä- nes.de athletes with cardiovascular abnormalities: Task
Force: Arrhythmias and Conduction Defects. J Am
vention und Rehabilitation wider. Auch Coll Cardiol 66(21):2412–2423
sicherheitsspezifische Aspekte bei jungen 11. Wen CP, Wai JPM, Trai MK, Yang YC, Cheng TYD, Lee
Hochleistungssportlern sind mittlerwei- M, ChanHAT, TsaoCK, Tsai SP, Wu X(2011)Minimum
Einhaltung ethischer Richtlinien amount of physical activity for reduced mortality
le entkräftet, so dass zusammenfassend and extended life expectancy: a prospective
unsere Patienten und Athleten mit ICD Interessenkonflikt. K. Nentwich und T. Deneke cohort study. Lancet. https://doi.org/10.1016/
von ärztlicher Seite zu einem aktiven geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. S0140-6737
12. Piepoli MF, Cavos C, Francis DP, Coats AJ,
Leben motiviert werden sollten. Für Collaborative EMATH (2004) Exercise training
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine
junge Hochleistungssportler gilt, dass Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.
meta-analysis of trials in patients with chronic
eine gemeinsame Risikoabwägung und heart failure (ExTraMATCH). BMJ 328(7433):189
Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort
13. VanHees L, Kornaat M, Defoor J, Aufdemkampe
entsprechende Sicherheitsmaßnahmen angegebenen ethischen Richtlinien.
G, Schepers D, Stevens A, Van Exel H, Van
in enger Anbindung an eine sportkar- Den Beld J, Heidbuchel H, Fagard R (2004)
diologische Abteilung mit Begleitung Effect of exercise training in patients with an
Literatur implantable cardioverter defibrillator. Eur Heart J
beim Training und bei Wettkämpfen im 25(13):1120–1126
Vordergrund stehen sollten. 1. Mitchel JH, Haskell W, Snell P, Van Camp SP. Task 14. Sweeting J, Ball K, McGaughran J, Atherton
Force 8 (2005) classification of sports. J Am Coll J, Semsarian C, Ingles J (2017) Impact of
Cardiol 45:1364–1367 the implantable cardioverter defibrillator on
Fazit für die Praxis 2. Bardy GH, Lee KL, Mark DB, Poole JE, Packer DL, confidence to undertake physical activity in
Boineau R, Domanski M, Troutman C, Anderson inherited heart disease: A cross-sectional study.
J, Johnson G, McNulty SE, Clapp-Channing N Eur J Cardiovasc Nurs 1(8):742–752
4 Ein passiver Lebensstil ist für ICD- et al (2005) Amiodarone or an Implantable 15. James C, Bhonsale A, Tichnell C, Murray B,
Patienten („implantable cardioverter Cardioverter-Defibrillator for Congestive Heart Russell S, Tandri H, Tedford R, Judge D, Calkins H
defibrillator“) nicht mehr zeitgemäß. Failure. N Eng J Med 352:225–237 (2013) Exercise increases age-related Penetrance
3. Pelliccia A, Fagard R, Bjornstadt HH, Anastassakis and Arrhythmic risk in Arrhythmogenic right
Es sollte zu einem aktiven, bewe- A, Arbustinie E, Assanelli D, Biffi A, Borjesson ventricular Dysplasia/Cardioymopathy associated
gungsreichen Lebensstil motiviert M, Carre F, Corrado D, Delise P, Dorwarth U, Desmosomal mutation carriers. J Am Coll Cardiol
werden. Hierth A, Heidbuchel H, Hoffmann E, Mellwig KP 62(14). https://doi.org/10.1016/j.jacc2013.06.033
et al (2005) Recommendations for competitive
4 Auch Hochleistungssport und profes- sports participation in athletes with cardiovascular
sioneller Hochleistungssport ist mit disease: a consensus document from the Study
ICD mit Einschränkungen möglich. Group of Sports Cadiology of the Working Group of
CardiacRehabilitationandExercisePhysiologyand
4 Intensive Aufklärung, Evaluierung the Working Group of Myocardial and percadial
der maximalen Herzfrequenzen,

Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie 2 · 2019 159

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