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KPOL WS 20/21
Univ.-Prof. Mag. Dr. Christian Steininger (christian.steininger@univie.ac.at)
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• Schwerpunkt Rundfunkpolitik
• Theorien zu Media Governance, Ko-und Selbstregulierung, Politischer Ökonomie
verweisen auf Zusammenhänge zwischen Medienpolitik und Medienökonomie
• Kommunikationswissenschaftler und Ökonomen konstatieren aktuell vermehrt, dass
Gesellschaften durch organisierte Gruppen geprägt werden. Die Einsicht in diesen
Umstand führt uns zum Institutionalismus
• Fallbeispiele: Medienpolitische Debatten, Bertelsmann Stiftung, Öffentlichkeit und
Markt sowie Trennungsgrundsatz im Fernsehen
1. ALLGEMEINER ÜBERBLICK
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• Prüfungsvorbereitung
Wenn es unmöglich sein sollte, Präsenzprüfungen mit dem gewohnten Prüfungsmodus (siehe
unten) durchzuführen, wird die Prüfung als Online-Prüfung schriftlich mit offenen Fragen
durchgeführt.
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ALLGEMEIN
„Medienpolitik ist jenes Handeln, das auf die Herstellung und Durchsetzung allgemein ver-
bindlicher Regeln und Entscheidungen über Medienorganisationen und massenmediale
öffentliche Kommunikation abzielt.“ – Puppis
Politik nimmt sich der Medien an, da man davon ausgeht, dass Medien eine bedeutende Rolle
für das Funktionieren der Gesellschaft spielen.
• Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
• Unternehmenszusammenschlüsse
• Technische Entwicklungen
• PKW
• Politikwissenschaft
• Wirtschaftswissenschaften
• Rechtswissenschaft
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MEDIENSTRUKTUR
• Die Gesellschaftliche Struktur wirkt auf die Struktur von Medienorganisationen und
auf das Handeln von Medienorganisationen ein, auch das Handeln von
Journalist*innen ist davon betroffen.
„Eine Vielzahl an Medienorganisationen ist damit noch keine Garantie aber dennoch eine
Chance für inhaltliche Vielfalt.“ – Puppis
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FAZIT MEDIENSTRUKTUREN
„Medienstrukturen haben einen entscheidenden Einfluss auf das Handeln in und von
Medienorganisationen und damit auch darauf, wie und welche Medieninhalte entstehen. Mit
Medienpolitik wird versucht, über die Medienstruktur indirekt auf Medieninhalte
einzuwirken.“ (Puppis 2010, 31)
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normative Politikbegriffe
deskriptiver Politikbegriff
Zwei Aspekte, die für normative als auch für deskriptive Politikbegriffe gelten:
„Politik ist jenes Handeln, das auf die Herstellung und Durchsetzung allgemein verbindlicher
Regeln und Entscheidungen abzielt.“ (Puppis 2010, 32)
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MEDIENPOLITIK
„Medienpolitik ist jenes Handeln, das auf die Herstellung und Durchsetzung allgemein
verbindlicher Regeln und Entscheidungen über Medienorganisationen und die
massenmediale öffentliche Kommunikation abzielt.“ (Puppis 2010, 36)
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Die Eigenschaften politischer Systeme und die damit verbundenen Vorstellungen von
Institutionalisierung bezüglich des Mediensystems prägen medienpolitische Prozesse und
damit auch die Einflussmöglichkeiten medienpolitischer Akteure.
• Merkmale
• Individuelle / kollektive Akteure
• Arten von kollektiven Akteuren
DEFINITION AKTEUR
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„Ein Akteur hat Interessen und verfolgt bestimmte Ziele, verfügt über bestimmte normative
Orientierungen und Ressourcen, hat die Fähigkeit, strategisch zu handeln, versteht sich selbst
als Akteur und wird von anderen als solcher anerkannt. Dabei kann zwischen individuellen und
kollektiven Akteuren unterschieden werden.“ (Puppis 2010, 41)
• Akteure handeln stellvertretend für eine Gruppe und besitzen etwas, wie eine
kollektive Identität.
• Zielorientierung
• Wertorientierung (Werte als Kompass für Akteur)
• Akteure verfügen über Ressourcen und setzen diese ein, um ihre Interessen zu
verfolgen
• Strategiefähigkeit (Mittel und Ziele mittels einer Strategie kombinieren)
• Selbst- und Fremdbeschreibung (Akteur muss sich selbst als solcher sehen und von
anderen anerkannt werden)
MEDIENPOLITISCHE AKTEURE
• Unternehmen
• Medienspezifische Interessenverbände
• Politische Parteien
• Staatliche Akteure
• Zivilgesellschaftliche Akteure (Bewegungen, Kirchen, Wissenschaft)
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„Medienpolitik wird dominiert von ökonomischen und politischen Akteuren. Insbesondere die
Medienunternehmen selbst verfolgen wirtschaftliche Eigeninteressen. Das Publikum
hingegen ist kein Akteur.“ (Puppis 2010, 44)
EINFLUSS VON AKTEUREN AUF DEN POLITISCHEN PROZESS (PUPPIS 2010, 44)
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„Die allgemein verbindlichen Regeln und Entscheidungen über Medienorganisation und die
massenmediale öffentliche Kommunikation bilden den Kern der Medienpolitik.“ (Puppis 2010,
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REGULIERUNG
DEFINITION: REGULIERUNG
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• Interessen
o normativ: Public-Interest-Theorie
o positiv: Regulatory Failure und Private-Interest-Theorien
o Entstehung und Legitimierung von Regulierung
• Institutionen
o Art der Regulierung
• Idee
o Vergleich zwischen unterschiedlichen Regulierungstraditionen
„Mit Interessen kann analysiert werden, wem welche Regulierung Vorteile verschafft. Die
Bedeutung von Institutionen hilft bei der Analyse von Regulierungsbehörden. Und mit Ideen
lässt sich erklären, wie unterschiedliche Regulierungstraditionen entstehen konnten.“ (Puppis
2007, 55)
INTERESSENSZENTRIERTE ANSÄTZE
Um die Entstehung von Regulierung erklären zu können muss man wissen in wessen Interesse
Regulierung liegt und wie Kosten und Nutzen von der Regulierung in der Gesellschaft verteilt
sind.
normativ: Public-Interest-Theorie
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INSTITUTIONENZENTRIERTE ANSÄTZE
IDEENZENTRIERTE ANSÄTZE
• Ideen, Ideologien, kulturelle Traditionen spielen eine bedeutsame Rolle für die
Ausprägung von Regulierung
• USA-Regulierungstradition Regulierung nur bei mangelndem Wettbewerb gern
gesehen
• Französisches Konzept: Vernunft einer Gesellschaft in den Gesetzestexten zu finden,
allein das Recht kann den allgemeinen Volkswillen ausdrücken
• Deutsche Regulierungstradition: Regulierung als wesentliches Merkmal
grundsätzlichen staatlichen Handelns im Kontext eines öffentlichen Interesses, stark
ausgeprägte legalistische (starr an Paragraphen festhaltenden) Kultur
• Diese Regulierungstraditionen sind z.B. Grund dafür warum sich Radio in den USA
(freiem Markt überlassen) und Europa (Institutionalisierung von öffentlichen
Rundfunk-Organisationen) anders entwickelt haben.
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„Governance meint (...) das Gesamt aller nebeneinander bestehenden Formen der
kollektiven Regelung gesellschaftlicher Sachverhalte.“ (Mayntz zit. nach Puppis 2007, 59)
• Selbstregulierung meint, dass statt des Staates private Akteure für die eigene Branche
Regeln setzen, deren Einhaltung durchsetzen und Regelverstöße sanktionieren.
(Puppis 2007, 60)
o Medienunternehmen versuchen oft durch Selbstregulierung staatliche
Eingriffe zu verhindern und sanktionieren nur, wenn es sonst der Staat tun
würde.
o Keine Verbindlichkeit zur Selbstregulierung
o Fehlende demokratische Legitimierung von Selbstregulierungsorganisationen
• Co-Regulierung meint, dass private Akteure im Auftrag des Staates (gemeinsam mit
staatlichen Akteuren) Regeln für die eigene Branche setzen ... (Puppis 2007, 61)
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• technische
• ökonomische
• gesellschaftlich-politische
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• Rivalität im Konsum
• Nicht-Auschliessbarkeit vom Konsum
Externe Effekte
• Politikerkarrieren
• Börsenkurse
• Wertewandel
• Befinden der Rezipienten
• Homogene Güter
• Such- oder Inspektionsgüter
• Erfahrungsgüter
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• Vertrauensgüter (Informationssendungen)
meritorische Güter
• Werbung
• Öffentliche Finanzierung
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„Die soziale, kulturelle und politische Bedeutung der Massenmedien stellt eine wichtige
Begründung für Medienregulierung dar. Sollen die Medien dieser Bedeutung gerecht werden,
so kann sich Medienregulierung nicht mit der Korrektur von Marktversagen
begnügen.“ (Puppis 2007, 84)
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Alle Ansätze mit Ausnahme der politischen Ökonomie auf Grundlage der modernen
Wirtschaftswissenschaften nehmen eine kritische Haltung gegenüber der Neoklassik ein. Es
gibt aber keine Einigkeit über das Erkenntnisziel, das Objekt oder die Methode. Daher kann
man die Frage nicht (nur) mit der Schulensystematik erklären.
1. Schulensystematik
2. International Bibliography of Economics
3. Medienökonomik
4. Neue Politische Ökonomie
• Konfusion
• Unschärfe
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3. MEDIENÖKONOMIE (STEININGER)
• Neoclassicism/Neoliberalism
• New Institutional Economy/New Political Economy
• Critical Political Economy
• Marxist Political Economy
Sowohl makro- als auch mikroökonomische Analysen gehen vom Modell des
methodologischen Individualismus aus.
• Nur Individuen sind der Handlung fähig, Gruppen besitzen keine eigenständigen
Präferenzen.
• Menschen reagieren auf Veränderungen des Handlungsraumes und entscheiden
rational oder begrenzt rational.
• rational = in Wahrung des größtmöglichen Vorteils handeln
• begrenzt rational = das Individuum ist über die Handlungsmöglichkeiten und deren
Folgen unvollkommen informiert
Man geht davon aus, dass makroökonomische Variablen z.B. die Arbeitslosenquote, die
Inflationsrate, das Volumen der Realeinkommen usw. die wirtschaftliche Lage determinieren.
Ist die Mehrheit der Wähler*innen mit dieser Lage zufrieden, liegt die Regierung auf der
Popularitätsskala auf einem hohen Niveau, die Wahrscheinlichkeit einer Wiederwahl ist groß.
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WIRTSCHAFTSWACHSTUM (OLSON)
DEMOKRATIE (DOWNS)
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• „Zum Beispiel ist der Grund, warum es so etwas wie eine ökonomische Tätigkeit gibt
natürlich der, dass die Menschen sich nähren und kleiden (…) wollen. Die Mittel zur
Befriedigung dieser Wünsche zu liefern ist das soziale Ziel oder der soziale Sinn der
Produktion. In ähnlicher Weise ist der soziale Sinn oder die soziale Funktion der
parlamentarischen Tätigkeit ohne Zweifel die, Gesetze und teilweise auch
Verwaltungsmaßnahmen hervor zu bringen. Aber um zu verstehen, wie die
demokratische Politik diesem sozialen Ziele dient, müssen wir vom Konkurrenzkampf
um Macht und Amt ausgehen und uns klar werden, dass die soziale Funktion, so wie
die Dinge nun einmal liegen, nur nebenher erfüllt wird, im gleichen Sinne wie die
Produktion eine Nebenerscheinung beim Erzielen von Profiten ist.“
• Downs baut auf der positiven Demokratie Schumpeters auf ® baut auf These um den
Konkurrenzkampf um die politische Führung auf und verbindet sie zu einem
ökonomischen Verhaltensmodell (Modell des politischen Wettbewerbs)
• Politische Parteien handeln, um Einkommen, Prestige und Macht zu erlangen. Diese
Vorteile sind mit einem staatlichen Amt verbunden und sind nur durch die Wahl
erreichbar. Daher geht es den Regierenden hauptsächlich um die Wiederwahl.
• Auch die Bürger*innen lassen sich von ihrer Nutzenmaximierung leiten und stimmen
für die Partei, die ihnen das höchste Nutzeneinkommen ermöglicht.
• Interessensgruppen nehmen vermittelnde Stellung zwischen Parteien und
Wähler*innen ein.
• Deutschland 2000er: Vertreter*innen des kommerziellen Rundfunks, Vertreter*innen
der involvierten Kontrollinstanzen und Medienpolitiker*innen geben offen zu, dass
Medien- und insb. Rundfunkpolitik immer vor dem Hintergrund diskutiert wird, wie die
jeweilige Partei präsentiert wird. Vor allem bei CDU und CSU ging es um eine
„Entautorisierung des öffentlichen Rundfunks“ durch die Schaffung von Wettbewerb.
BÜROKRATIE (NISKANEN)
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REGULIERUNG (STIGLER)
• Stigler begreift Regulierung nicht als eine Folge von Markt- oder Wettbewerbsversa-
gen, sondern von Interessensgruppenforderungen oder eigennutzenorientiertes
Verhalten der Regulierer*innen dafür verantwortlich sind. Unternehmen, Wirtschafts-
zweige und Berufsgruppen gelingt es Regulierungsaktivitäten des Staates zu ihren
Gunsten zu beeinflussen.
• Geht ein bisschen in Richtung Capture-Theorie und schließt ein bisschen an
Prinzipal/Agenten-Theorie an
• Behrends: „Im Laufe der Zeit entwickelt sich immer mehr eine größtenteils
unbemerkte verwandtschaftliche Beziehung, in welcher sich die Einstellung, das
Denken und das Handeln der Regulierten auf die Verhaltensweise vieler Regulierungs-
komissionsmitglieder überträgt.“
• Im Anschluss von Capture-Theorie (Bernstein) hat sich auch eine allgemeine Regulie-
rungstheorie entwickelt ® Ökonomische Gründe für Regulierung: Versagen des
Wettbewerbs, Existenz öffentlicher Güter, mangelnde Internalisierung, negative
externe Effekte
INSTITUTIONEN (WILLIAMSON)
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POLITISCHE ÖKONOMIE
POLITISCH-ÖKONOMISCHES MODELL
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STAATLICH-POLITISCHES HANDELN
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• Strategische Relevanz des Outputs: es geht darum welche Bedeutung eine Leistung für
die Erreichung eines vorgelagerten politischen Ziels hat
o Ö und DE: Planung und Bündelung des öffentlichen Rundfunks gehört zu den
Kernaufgaben, die Produktion des Programms kann aber durch Auftrags-
(Produktionsaufträge) und Kaufproduktionen (z.B. amerikanische
Fernsehserien) ersetzt werden.
• Spezifität des Inputs: Es gibt bestimmte Technologien, die so spezifisch sind, dass man
lieber den Auftrag nach außen abgibt. Bei der Abgabe von Aufträgen nach außen gibt
es immer die Gefahr der Ausbeutung.
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MEDIENINSTITUTIONALISIERUNG
Liberalismus-Modell
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Laut dem BBC-Papier „Building Public Value“ wird Public Value in drei Komponenten aufgeteilt:
In weiterer Folge griff die EU-Kommission dieses BBC-Papier auf und legte in der novellierten
Rundfunkmitteilung von 2009 etwas wie einen EU-weiten 3-Stufen-Test vor. Mit Hilfe dieses
Tests sollten die Mitgliedsstaaten mit dualen Rundfunksystemen in einem Vorabverfahren
prüfen, ob neue audiovisuelle Mediendienste den demokratischen, kulturellen und sozialen
Bedürfnissen ihrer Gesellschaft dienen. Damit sollte festgestellt werden ob der Public Value
mögliche, durch Einführung neuer Mediendienste entstehende marktliche Nachteile übertrifft.
Der Begriff Public Value kommt ursprünglich aus den USA und wurde vom Harvard-Ökonomen
für Non-Profit-Organisationen Mark Moore als zentrales Konzept einer Management-
Strategie für die öffentliche Verwaltung entwickelt. Innerhalb der
Kommunikationswissenschaft wurde das Konzept der Public Value zwar aufgegriffen aber man
befasst sich kaum mit Moore. Moores Kernaussage: Public Value kann nur durch
Dienstleistungsangebote und Dienstleistungsnachfrage gemeinsam produziert werden. Das
Konzept zeichnet sich durch die Verknüpfung von Dienstleistungsökonomik mit Ansätzen zu
meritorischen Gütern aus. (Es reicht nicht nur eine Auftragsbeschreibung für den öffentlich-
rechtlichen Rundfunk, sondern es gibt auch eine Verpflichtung der Bürger*innen sich
meinungsfähig zu machen.)
• Wie kann das in der Regel unorganisierte Publikum hier seine Vorstellung von Public
Value bündeln und angemessen in den Meinungsbildungsprozess einbringen?
• Was muss das Publikum tun, um in die Planungs- oder Konzeptionsphase von Public
Value Angeboten miteinbezogen zu werden?
• In welchem Verhältnis stehen Programmauftrag, -interpretation und
Publikumsvorstellung von Public Value?
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STAATLICHE REGULIERUNG
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• Benchmarking: z.B. Wie läuft es im Ausland? Diese Technologie müssen wir auch
regulieren.
• Empirische Fakten: z.B. Erfahrungswerte, Studien miteinbeziehen in Entscheidungen
Wandelt sich der souveräne Hoheitsstaat angesichts der immer offenbar werdenden
Wirkungsschwächen des Verwaltungshandelns in Richtung eines kooperativen
Konsensualstaates?
• Verhandlung
• Regulierungsvertrag
• Beteiligung, Public-private partnership
VERHANDLUNG, VERHANDLUNGS-/VEREINBARUNGSRECHT
• hier entscheidet der Staat über Änderungen von Recht nicht souverän sondern
konsensual (im Einvernehmen mit den betroffenen privaten Akteuren und
Interessensgruppen)
• Die maßgebliche Rechtsbeziehung zwischen dem Staat und dem Privaten wird also
durch Vereinbarung festgelegt.
• Beispiel: Novellierung der Konzentrationsmessung und Begrenzung des privaten
Fernsehens im Rahmen des Rundfunk-Staatsvertrages von 1997
• der Staat verzichtet in einem zu regulierenden Bereich detaillierte Regelungen und gibt
nur Rahmenbedingungen vor
• der Staat beschränkt sich auf eine strategische Regulierung
• Die privaten Akteure im zu regulierenden Bereich schaffen Formen der Selbstkontrolle,
die den vorgegebenen Rahmenbedingungen entsprechen.
• Beispiel: freiwillige Selbstregulierung im Fernsehen, Presseräte
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Auf der Ebene des dualen Rundfunksystems hat sich für die Politik und die Wirtschaft als
institutionelles Arrangement die Beherrschungsstruktur Aushandlung durchgesetzt.
„[I]mmer stärker begibt sich die Politik mit den gesellschaftlichen Akteuren auf den Weg von
Aushandlungen“. (Grimm zit. n. Steininger 2001, S. 206) (Zitat eines Bundesverfassungsrichter)
Parteien und staatliche Instanzen streben primär nach der Maximierung des Einflusses auf die
öffentliche Meinung. Medienverbände und ihre Verbände hingegen interessieren sich vor
allem für ökonomische Aspekte.
Erst Kiefer verdeutlichte in ihrer Medienökonomik, dass die aus Aushandlung resultierenden
Vorteile lediglich Politik und Wirtschaft lukrieren.
„Für den Bereich der Medien ist die mangelnde Organisiertheit und Organisierbarkeit des
Publikums ein zentraler Punkt, der Skepsis gegenüber neokorporatistischen
Kompromisssystemen angeraten sein lässt“. (Kiefer 2001, S. 390)
Das Verhältnis von Ökonomie und Politik wird unterschiedlich zu fassen versucht. Manche
Autoren fordern eine ‚Politisierung’ ökonomischer Theorien, manche betonen, dass
politische Akteure sich der ökonomischen Logik gemäß verhalten.
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(Behrends 2001)
• Demokratie (Downs)
• Bürokratie (Niskanen)
• Politische Unternehmer (Wagner)
• Regulierung (Stigler)
• Institutionen (Williamson)
(Behrends 2001)
BEGRIFF INSTITUTION
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„Institutionen schaffen Richtlinien für Interaktionen.“ Kiefer bezieht sich bei ihrer Definition
auf Schmoller, welcher meint, dass die Organisation die persönliche Seite der Institution ist.
So werden beteiligte Personen ins Zentrum gerückt und eine Unterscheidung in formale und
in formelle Organisationen wird ermöglicht.
Diese unterschiedlichen Definitionen haben eine Gemeinsamkeit: sie bilden die Grundlage
von Erwartungen. Gewöhnlich werden Institutionen unterschieden ob sie Regeln und Normen
oder kooperative Gebilde (= organisierte soziale Zusammenschlüsse wie z.B. Staaten, Parteien
oder Unternehmen) sind. Man spricht hier auch von sekundären oder abgeleiteten
Institutionen, die auf vorgelagerten Institutionen ruhen.
Organisationen gelten anders als fundamentale Institutionen als gestaltbar. Werden aber
hinsichtlich ihres Gestaltungsspielraumes durch vorgelagerte Institutionen begrenzt. Diese
Begrenzung sichert die Kohärenz eines gesellschaftlichen Institutionengefüges, auch wenn
sich dieses auf den unterschiedlichen Stufen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten ständig
wandelt. Beim Wandel von Institutionen spielen Organisationen eine zentrale Rolle. Wenn
beispielsweise ein Unternehmen als ökonomische Organisation erkennt, dass es mit der
Veränderung des institutionellen Rahmens größere wirtschaftliche Erfolge erzielen kann, dann
ist der erste Schritt getan, um auch die Institutionen zu verändern.
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Die Frage des Wandels von Institutionen ist bedeutsam. Organisationen spielen dabei eine
zentrale Rolle, weil sie Interessen verfolgen. Wesentlich für die Hierarchien der Institutionen
ist, dass Wandel von unten nach oben passiert.
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Dass die Institutionenökonomik etwas über Wandel aussagt ist praktisch für die
Kommunikationswissenschaft, weil dies zu Überlegungen zum Medienwandel anstößt. Ulrich
Saxer forderte eine vermehrt wissenschaftstheoretische Reflexion über die Theoretisierung
von Wandel. Er sagte, dass es zur Befassung mit Medienwandel vieldimensionaler,
hochkomplexer Modelle bedarf. Belege für die Feststellung Saxers lassen sich in der Literatur
an vielen Stellen finden. Oftmals werden als verantwortlich für den Medienwandel mehrere
meist ökonomisch determinierte Prozesse benannt, wie etwa der Wandel des Verhältnisses
von Presse und Rundfunk, der Wandel des Werbevolumens oder des Verhältnisses von
Medien zu Politik und Wirtschaft sowie Konzentration und Internationalisierung.
Die Befunde Saxers und Hickethiers korrespondieren mit jenen von Krotz, der sich mit der
Frage nach dem Zusammenhang von Medienwandel und Gesellschaftswandel beschäftigt.
Nach Krotz wird Medienwandel von einigen Autoren als Teil und Ausdruck von
Gesellschaftswandel begriffen, andere sehen ihn als Folge gesellschaftlichen Wandels,
wiederum andere als Ursache des gesellschaftlichen Wandels. Krotz kommt zu dem Schluss,
dass alle drei Typen von Zusammenhängen wahrscheinlich gleichzeitig stattfinden.
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„Sie [die Evolution, Anm. d. Verf.] ist zwar mächtig, aber dennoch lediglich ein blinder und
planloser Prozess.“ (Meyer 2007,30)
• Der Begriff der Evolution im ökonomischen Prozess ist aber nicht geklärt.
EVOLUTORISCHE ÖKONOMIE
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INSTITUTIONENÖKONOMIK
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• Historische deutsche Schule nahm Einfluss auf Veblen und Commons (alter
amerikanischer Institutionalismus).
o Veblen: wollte evolutorische und postdarwinistische Ökonomie (Mischung aus
politischer Ökonomie und Kulturanthropologie); Konflikte zwischen Instinkten
und Institutionen sind zu betonen, wenn man sich mit Wandel
auseinandersetzt; grenzte sich von der Klassik, der Neo-Klassik und der
Grenznutzenschule ab;
INSTITUTIONELLE ENTWICKLUNG
„Die Entscheidungen von heute und von morgen werden durch die Vergangenheit
mitgestaltet. Und die Vergangenheit lässt sich nur als Geschichte institutioneller Evolution
deuten. Die Einbeziehung von Institutionen in die Wirtschaftstheorie und
Wirtschaftsgeschichte ist ein wesentlicher Schritt zur Verbesserung solcher Theorie und
Geschichte.“ (North 1992, VII)
• Wandel = Art und Weise wie Institutionen über die Zeit geschaffen, verändert oder
zerstört werden
• Normen werden als Auslegung der Wirklichkeit begriffen
• Normen werden aus Ideologien abgeleitet
• Verbindung der Normen mit Verfassungsregeln sorgt für die Stabilität von
Institutionen, die zueinander in Beziehung stehen und in ihrer Gesamtheit ein
politisch-ökonomisches System bilden
• Ihre Verbindung mit Verfassungsregeln sorgt dafür, dass der Wandel von Institutionen
nur langsam vor sich geht
• North schreibt den Verfassungsregeln die bedeutendste systemordnende Funktion zu:
„Sie werden in der Absicht entwickelt erstens ein Schema der Vermögens- und
Einkommensverteilung zu erstellen, zweitens ein System des Schutzes nach außen in
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einer Welt konkurrierender Staaten festzulegen und drittens die Voraussetzungen für
ein System von Ablaufregeln zur Senkung der Transaktionskosten wirtschaftlicher
Tätigkeit zu schaffen.“
• Deutlich wird, dass ein ökonomisches Verständnis von Institutionenwandel auch einen
wichtigen Beitrag für die theoretische Entwicklung der Kommunikationswissenschaft
aber auch der Kommunikationspolitik leisten kann.
• Ein Verständnis von Institutionenwandel kann einen wichtigen Beitrag zur Analyse
einzelner Institutionen und Organisationen leisten.
• Dies wird schon im Rahmen der Beschäftigung mit dem Governance-Begriff deutlich.
So konstatiert Donges (2007, S. 10f.), dass alle mit Governance befassten
wissenschaftlichen Disziplinen einen gemeinsamen Kern aufweisen: „Die
institutionelle Struktur sowie auch Prozesse der Interdependenzbewältigung im Sinne
einer Handlungskoordination zwischen Akteuren.“
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7. MEDIENPOLITISCHE DEBATTEN
„Wenn Sie sich die Bild am Sonntag kaufen, ist das Ihre freiwillige Entscheidung. Zu Gebühren
werden Sie verdammt oder verdonnert. Das ist ein großer Unterschied.“ (Doetz 2004, 108)
• Jürgen Doetz: langjähriger SAT.1-Chef, Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und
Telekommunikation (VPRT), 2000-2004 Vorstand Medienpolitik und Regulierung der
ProSiebenSat.1 Media AG.
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Sehr viel, was man über „den Markt“ feststellen kann, gilt auch für „die Öffentlichkeit“.
Insbesondere die Bewertungsmaßstäbe – bei dem Markt geht es um Effizienz, so auch bei der
Öffentlichkeit, die durch den Markt bzw. durch eine marktähnlich geformte Sphäre Vielfalt,
Relevanz, Aktualität und Richtigkeit gewähren soll.
• Warum bedient sich ein kommerzieller Rundfunkanbieter eines Beispiels aus dem
Printbereich?
o Aus dem eigenen Bereich kann er womöglich keine Argumente bringen, SAT1
war immer schon eher ein Minus-Geschäft.
• Warum greift er als Beispiel die Bild am Sonntag auf?
o Möglicherweise weil das Wochenende die Privatheit des nicht arbeitenden und
deshalb kaufenden Bürgers herausstreichen soll.
• Warum wird der Bild am Sonntag der Begriff Gebühr entgegengesetzt?
o Weil man mit dem öffentlichen Rundfunk Kosten und nicht Leistungen
verbinden soll.
• Warum werden Rezipienten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verdammt oder
verdonnert?
o Weil öffentlich-rechtlicher Rundfunk von einigen Kreisen als
institutionalisierter verlängerter Arm des Staates begriffen wird, der für seine
treuen Dienste Gebühren eintreiben darf.
• Worin besteht obig postulierter großer Unterschied tatsächlich?
o Zwischen Printmedien und Rundfunk besteht ein Unterschied: Im Printbereich
kann der Preis seine Funktionen erfüllen, was er im Bereich des Rundfunks
nicht kann. Äpfel mit Birnen vergleichen?
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MEDIENINSTITUTIONALISIERUNG
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GÜTERLEHRE
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von Gütern wie Wahrheit, Meinungsvielfalt oder Öffentlichkeit garantiert ist, sie ist
aber wenigstens möglich.
„Was Märkte sind, weiß eigentlich niemand so recht, aber alle reden davon.“ (Pirker 1999, 27)
Das radikale und singuläre Festhalten am Markt sabotiert das Verstehen von Marktwirtschaft.
Eine Marktwirtschaft funktioniert nämlich nur dann, wenn z.B. Verträge eingehalten werden.
Das heißt es geht neben individuell ausgehandelten Verträgen auch um nicht-vertragliche
sozial generierte Institutionen, um historisch evolvierte Verhaltensregeln, um eine
gesellschaftliche Wertebasis, die die Vollständigkeit von Verträgen erst absichern kann. An der
Mitgewährleistung dieser marktlichen Rahmenbedingungen arbeitet gerade auch der
öffentlich-rechtliche Rundfunk. Es lässt sich hier also argumentieren, dass auch der öffentlich-
rechtliche Rundfunk letztlich die Marktwirtschaft funktionstüchtig hält und nicht allein der
Markt. Würde die Rundfunkpolitik in Deutschland Markt als alleinigen
Allokationsmechanismus begreifen, so würde sie damit auf jeglichen politischen
Gestaltungswillen verzichten.
• Bausch spricht von einer grundsätzlichen Denksperre bei der Vorstellung, dass der
Staat Anstalten instituiert, ohne sie mit originären Staatsaufgaben zu versehen oder
auch nur zu überwachen.
• ® Öffentlich-rechtlichem Rundfunk wird eine notorische Staatsnähe nachgesagt.
• „Dabei wird vergessen, dass öffentliche Monopole ihren Ursprung in den limitierten
finanziellen Möglichkeiten kommerzieller Unternehmen hatten, die letztlich nur auf
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Rentabilität abzielten. Deshalb haben fast alle europäischen Staaten sich die
Verwaltung ihrer Dienstleistungen auf dem Gebiet des Verkehrs selbst vorbehalten.“
• Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sprechen auch andere historische Umstände:
nicht der deutsche Staat wollte unbedingt einen öffentlichen Rundfunk es war
vielmehr eine Zielsetzung der Rundfunkpolitik der Alliierten, die vor dem Hintergrund
ihrer eigenen Rundfunktraditionen und Erfahrungen mit dem zentralisierten Rundfunk
im dritten Reich den Rundfunk im Nachkriegsdeutschland mit organisatorischer
Autonomie und publizistischer Unabhängigkeit ausstatten wollten. Die Leitidee des
vom Staat und gesellschaftlichen Gruppen unabhängigen Rundfunks führte dann zur
öffentlich-rechtlichen Organisationsform.
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Die Wahl der Bild am Sonntag sei eine individuelle vom mündigen Bürger getroffene
Entscheidung, der am besten weiß was ihm guttue. Doetz verdeutlicht mit dem von ihm
gewählten Beispiel des Kaufs, dass auch im Medienbereich das Kredo liberaler Gesellschaften
und gleichzeitig eine ökonomische Basisannahme, nämlich die Konsumentensouveränität,
hochgehalten wird. Wenn von Konsumentensouveränität die Rede ist, dann wird immer
argumentiert, dass diese nicht nur für die Marktwirtschaft gelte, sondern dass hier auch ein
demokratisches Gut verteidigt würde.
Marktmacht beruht immer auf der Bezahlungsbereitschaft des Konsumenten und seiner
Möglichkeit diese Zahlungsbereitschaft zu dosieren oder zu verweigern.
Bei Doetz Beispiel funktioniert diese Dosierung aber nicht wirklich, weil wir es hier mit einer
Mischfinanzierung (Preis + Werbung) zu tun haben.
„Der Mythos vom souveränen Konsumenten auch im Bereich der Medien endet endgültig bei
den voll werbefinanzierten Medien.“ (Kiefer 1998, 237)
FAZIT
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8. BERTELSMANN STIFTUNG
Die Bertelsmann Stiftung ist eine operative Stiftung, also eine Stiftung, die im Unterschied zu
fördernden Stiftungen die Anliegen Dritter nicht finanziell unterstützt.
Die Bertelsmann Stiftung finanziert sich über einen Medienkonzern (anders als z.B. Siemens
Stiftung oder Stiftungen von Banken) ® größte europäische Stiftung stellt einen Sonderfall
dar
BERTELSMANN AG
• 19. Jhd bis Ende der 1920er: Bertelsmann AG widmete sich als theologischer Verlag
„Gottes Werk“
• Später reklamierte sie für sich „dem deutschen Volke das Buch zu bringen“.
• 1950er Jahre: Lesering im Dienste der Volksbildung
• Stiftung ist Hauptgesellschafter der Bertelsmann AG (76,9% allerdings ohne
Stimmrechte ® finanzielle Vorteile)
• 106 Mio Euro pro Jahr, weil sie noch mit gemeinnützigen Stiftungen
zusammenarbeiten
„Wenn man [...] als Unternehmer gelernt hat, komplexe Aufgaben zu übernehmen, ein
Unternehmen zu gestalten und täglich Problemlösungen zu entwickeln, blickt man auf die
Ordnungsstrukturen von Gesellschaft, Staat und Politik mit anderen Augen. Es wird einem
deutlich, dass in diesen öffentlichen Bereichen eine Führungssystematik vorherrscht, die den
Erfordernissen der Zeit nicht angepasst ist. (...)
Aus diesem Unbehagen, welches eigentlich jeder Bürger und jeder Demokrat empfinden muss,
wenn die Gesellschaft nicht zufriedenstellend geordnet ist, erwuchs mein Wunsch, bei der
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Besserung der Dinge behilflich zu sein. Dabei ließ ich mich von der Verpflichtung leiten, in der
jeder von uns gegenüber der Gemeinschaft steht. Dies führte [1977; Anm. d. Verf.] [...] zur
Gründung der Bertelsmann Stiftung.“ (Mohn 1997a, 25)
Es war aber nicht nur die Bertelsmann Stiftung, die gegründet wurde:
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• 1998 gründeten die Bertelsmann Stiftung und die Universität St. Gallen und die Heinz
Nixdorf Stiftung gemeinsam mcm Institut für Medien- und Kommunikations-
management in St. Gallen
• Medienakademie Köln: Multimediafachkräfte für das e-Business qualifizieren
• it akadamie ostwestfalen: „Absolventen sind für die Wirtschaft wie gemacht“,
Unternehmen suchen sich bei Studienbeginn die Leute aus, die für sie arbeiten sollen
und bekommen diese nach der Ausbildung
• Berliner Forum
Die Aufgaben der Bertelsmann Stiftung sind nach §2 der Satzung 2007:
(b) die Erforschung und Entwicklung von innovativen Konzepten der Führung und
Organisation in allen Bereichen der Wirtschaft und des Staates, insbesondere durch
Systementwicklung und anschließende Implementierung,
(c) die Förderung der internationalen Zusammenarbeit, insbesondere in den Bereichen Politik,
Bildung und Kultur,
(d) die Förderung der Aus-und Weiterbildung sowie der Systementwicklung in allen Bereichen
des Bildungswesens, insbesondere durch Unterstützung von Forschung und Modellversuchen,
Lehr-und Beratungsinstituten usw.,
(f) die Förderung zeitgemäßer und wirkungsvoller Strukturen und Ordnungen in der
Gesellschaft, den internationalen Beziehungen, den Medien, der Medizin, der Wirtschaft und
den Unternehmen, insbesondere durch die Unterstützung von Forschungsvorhaben,
Konzeptentwicklungen, Modellversuchen usw. (Stiftungssatzung 2007)
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Versucht man die Stiftung als eine politische Organisation zu fassen, sollte man
berücksichtigen, dass politische Entscheidungen sich sowohl durch einen technisch
organisatorischen als auch durch einen symbolischen Aspekt auszeichnen.
Die Bertelsmann Stiftung und die Bertelsmann AG können nicht getrennt betrachtet werden
• Steuerung vermittels Symbolen ist immer auf einen Resonanzboden (dafür sorgt
Bertelsmann AG) angewiesen als darauf, dass der Adressat eine Disposition
hinsichtlich der Symbolik aufweist.
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• Einführung einer neuen Führungstechnik ist laut Mohn nötig, um die angestrebten
Reformen schneller voranzutreiben „Schon jetzt wird erkennbar, dass bald nicht mehr
die Eigentumsrechte, sondern nur bewiesene Führungskompetenz das Mandat zur
Leitung eines Unternehmens rechtfertigt…“
• Beispiele aus „fortschrittlichen Großbetrieben“ ® bezieht sich eigentlich nur auf die
Bertelsmann AG: Wirtschaftsbetriebe hätten überholte hierarchische Strukturen, bei
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fortschrittlichen Betrieben sollte man nicht immer nur auf Gewinnmaximierung aus
sein (widersprüchlich: Bertelsmann AG ist aber hauptsächlich darauf ausgelegt)
• Mohn ist Anhänger der amerikanischen Management-Lehre: Strikte Gewinnvorgaben
für die Manager*innen, wer das nicht erreicht ® Befragungen und Bewährungsfrist;
bei erneutem Scheitern wird ganzer Teilbereich der Firma geprüft und dann
geschlossen, verkauft oder in anderen Teilbereich eingegliedert
• Der Aspekt der Führung wird auf dieser Ebene permanent betont ® Führung wird als
Lösung aller unternehmensinterner Probleme erachtet
FUNDAMENTALE INSTITUTIONEN/MENSCHENRECHTE
„Liest man Äußerungen oder auch Vorschläge [zur Medienpolitik; Anm. d. Verf.] so gewinnt
man den Eindruck, dass ihre Autoren die verfassungsrechtliche Literatur entweder nicht
kennen oder die Berücksichtigung verfassungsrechtlicher Fragen für unerheblich halten. Ein
großer Teil der Diskussion verläuft so, dass die Zuhörer glauben müssen, das Grundgesetz sei
schon nicht mehr in allen seinen Teilen gültig oder könne nach Belieben geändert werden. [...]
Es wird ein Klima erzeugt, in dem Widerstände der Verfassung gegen ‚fortschrittliche’
Regelungen als unbedeutend erscheinen. Dabei wird bisher viel zu wenig beachtet, dass die
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Massenmedien den einzigen Produktionszweig bilden, der ständig seine eigene Publizität
mitproduziert. (...)
Alle anderen Institutionen und Gruppen der Gesellschaft –einschließlich Regierungen und
Parteien – sind in ihrer Wirkung auf die Öffentlichkeit darauf angewiesen, dass die
Massenmedien sie und ihre Lebensäußerungenzur Kenntnis nehmen, ihre Beiträge zur
öffentlichen Diskussion vermitteln, also der Allgemeinheit bekannt geben, in den Kontext des
gesellschaftlichen Zeitgesprächs hineinstellen und dem Prozess der Meinungs-und
Willensbildung zuführen.“ (Roegele 1974)
Der Stiftungseinfluss auf die bundesdeutsche Medienpolitik lässt sich auf allen drei Politik-
Ebenen festhalten:
• Die Policy-Ebene wird über diverse Veranstaltungen und Diskussionsforen, bei denen
die Teilnehmer*innen anhand von der Stiftung ausgearbeiteten Papieren diskutieren.
So gehen die Inhalte der Stiftung in die Politik ein
• Auf dieser Ebene betätigt sich die Stiftung besonders. Entscheidend ist hierfür, dass
die formalen Prozesse und Verfahren politischer Entscheidungsfindung zunehmend an
Bedeutung verlieren und durch Netzwerke und Beziehungsgeflechte ersetzt werden
(Marktbeherrschung, flächendeckende Politikberatung).
• Politiker*innen suchen Rat und Unterstützung bei der Stiftung, die Stiftung empfiehlt
ihnen dann die Mohnsche Führungsphilosophie.
• Bis zu Gremien europäischer Wirtschafts-, Bildungs-, Sozial- und Sicherheitspolitik in
denen die Repräsentant*innen des Bertelsmann Konzerns als Akteur*innen der
Wirtschaft dabei sind.
• Die Akteur*innen der Bertelsmann Stiftung und AG entscheiden so also über die
Rahmenbedingungen der eigenen Geschäfte.
• Auch auf dieser Ebene kann und will die Bertelsmann Stiftung Einfluss nehmen.
Obgleich die grundsätzlichen Entwicklungslinien der Rundfunkrechtsentwicklung in
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VERFASSUNGSÖKONOMIK
Es handelt sich bei der Bertelsmann Stiftung um ein kooperatives Gebilde, einen organisierten
sozialen Zusammenschluss, der in der Institutionenhierarchie als eine sogenannte sekundäre
abgeleitete Institution und zugleich Organisation verortet werden kann. Weiters ist die
Stiftung der Gruppe politischer Institutionen mit Akteuren zuzuordnen, deren Ziel mit der
Herstellung gesamtgesellschaftlich relevanter Entscheidungen beschrieben werden kann. Im
Rahmen der Zielerreichung wirkt die Bertelsmann Stiftung auf Normensysteme formeller Art
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(Verfassungen) sowie informeller Art (Symbolsysteme) ein. Als quasi-autonome Institution ist
die Bertelsmann Stiftung Teil der rentensuchenden Gesellschaft, die dem Ideal autonomer
Institutionen nur im Sinne der Stabilisierung des wirtschaftlichen Systems nachkommt.
Anm.: Die Bertelsmann Stiftung hat sich mittlerweile aus der Medienpolitik zurückgezogen
und ist nur mehr in der Wirtschaftspolitik (welche die Medienpolitik tangiert) aktiv.
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• Ab den 1990ern haben immer mehr Ansätze der Öffentlichkeit auf das Konzept
„Markt“ zurückgegriffen.
• Alle Akteure wurden sehr ähnlich definiert (Unternehmen), alles wurde sofort zur
Konkurrenz (politische, militärische, intellektuelle, künstlerische, religiöse) erklärt.
• Grund für die Position des Marktes in den mit Öffentlichkeit befassten Ansätzen mag
auch der Umstand sein, dass Wettbewerb bzw. Konkurrenz als dem Theoriendiskurs
ähnlich begriffen werden, so dass eine wissenschaftsintern bewährte Spielregel auch
auf das gesellschaftliche Umfeld übertragen wird.
• Da Öffentlichkeit in der Topographie der Gesellschaft im Vorhof zur Macht platziert sei,
gilt auch sie als ein umkämpftes Gebiet. Insofern übernehme Öffentlichkeit "ähnliche
Funktionen wie der Markt für die Wirtschaft" (Gerhards/Neidhardt 1990, 11).
• Deutsches Grundgesetzt Artikel 5: es geht um die Konzeption eines offenen, freien
Meinungsmarktes, der politischen Wettbewerb ermöglicht
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"Wie sollen nun aber soziale Zusammenhänge aus dem Zusammenspiel nutzenmaximierender
Individuen erklärt werden, wenn Nutzen weder empirisch messbar noch intersubjektiv
vergleichbar ist?" (Frank 1998, 88)
• Die Ökonomik beantwortet diese Frage, indem sie die individuelle Verwendung
knapper Ressourcen als Wahlhandlung und die Wahl selbst als Präferenzoffenbarung
interpretiert.
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• Markt verfügt im Gegensatz zu Öffentlichkeit über Instrumente: zwar gibt es auch bei
der Öffentlichkeit Ziele (Verhandlung und Diskussion von Themen mit öffentlichem
Interesse) aber es sind keine spezifischen Vorgangsweisen festgelegt, beim Markt
schon
• Markt – Instrumente: Preis und Wettbewerb (Regeln)
• Aufgrund des Wettbewerbs zwischen Produzenten und Konsumenten kommt es zu
einer Bildung eines Preises
• Preis = informatorische Kopplung zwischen Produzenten und Konsumenten
• Öffentlichkeit hat keine wirklichen Instrumenten aber orientiert sich auch an Preis
und Wettbewerb, obwohl das eigentlich nichts mit ihrer politischen Funktion
(Information, Meinungsbildung) zu tun hat
• Der Bewertungsmaßstab im ökonomischen Kontext für den Markt ist der Begriff
„Effizienz“
• produktive Effizienz: so wirtschaftlich wie möglich produziert (so kostengünstig wie
möglich)
• allokative Effizienz: Produktion geschieht genau gemäß der Präferenzen von
kaufkräftigen Konsumenten
• Öffentlichkeit – Bewertungsmaßstäbe der Zielerreichung: Vielfalt, Aktualität,
Richtigkeit, Relevanz UND/ODER Effizienz (da ja auch die Instrumente des Marktes in
Frage kommen, ist auch der Bewertungsmaßstab unter Umständen der gleiche)
GESELLSCHAFTLICHE MEINUNG
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• Einige finden also, dass der Markt quasi Voraussetzung für journalistische Beiträge und
deren Vielfalt ist. Das entspricht aber nicht Habermas Verständnis.
• Habermas: Marktorientierung als Grund für den Degenerationsprozess
demokratischer Öffentlichkeit
• Öffentlichkeit lässt sich also NICHT allein als „Meinungswettbewerb“ definieren.
• Brauns Ideen passen auch nicht zusammen. Wir haben es ja im Bereich der Medien
auch mit „Marktversagen“ zu tun.
• Jochen Röpke: Wettbewerb spielt sich nicht in einem sozialen Vakuum ab, sondern ist
entsprechend der Eigenart, der in ihm getauschten Produkte immer auch in einem
kommunikationssoziologischen Zusammenhang eingebettet.
• Jochen Röpke (Wettbewerb, Pressefreiheit und öffentliche Meinung):
o öffentliche Meinung ist nicht optimal durch Märkte bereitstellbar;
o wettbewerbliche Bereitstellung führt zu einer Homogenisierung der Inhalte;
o bei der Öffentlichkeit werden die Bewertungsmaßstäbe der Zielerreichung
verändert (rationale Diskussion wird durch Effizienz überlagert);
• Öffentlichkeit: Das Individuum wird auf politischer Ebene als Bürger definiert, der
öffentliche Rechte (Meinungsäußerung, Wahl) innerhalb einer gesellschaftlich
akzeptierten Normenstruktur ausübt.
• Markt: Auf wirtschaftlicher Ebene wird der Einzelne hingegen als Produzent und
Konsument verstanden, der private Rechte ausübt, indem er sie durch seine Kaufkraft
am Markt in Verfolgung privater Interessen einsetzt. Die zentrale Norm im Bereich der
Wirtschaft ist die Maximierung individuellen Nutzens.
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Dass der Markt im Sinne eines Netzes kommerzieller Beziehungen für den Austausch knapper
Güter nicht für alle Bereiche des sozialen Lebens als Anreiz- und Steuerungssystem funktional
ist, soll hier ebenso deutlich werden, wie der Umstand, dass dessen Versagen die
Funktionslogik öffentlicher Kommunikation ebenso tangiert wie jene demokratischer
Gesellschaften.
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TRENNUNGSGRUNDSATZ
Durch die Mitgliedschaft in der EU hat Österreich seinen Rundfunk in gewisser Weise der
Definition als Wirtschaftsgut unterstellt.
Saxer: „Wohl bleibt die kulturelle Autonomie der EU-Mitglieder auch hinsichtlich der
institutionellen Ausgestaltung des Rundfunks unbeeinträchtigt sie erhält aber in Gestalt dieser
Mitgliedschaft und natürlich durch die generelle Ökonomisierung der Mediensysteme ein
immer größeres wirtschaftliches Gegengewicht.“
Die EU sieht also den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Wirtschaftsgut und somit auch als
Dienstleistung. Die Liberalisierung der Rundfunkmärkte führte auch dazu, dass das Interesse
der EU am öffentlich-rechtlichen Rundfunk stieg. Die Kompetenzen der EU sind auf
wirtschaftliche Aspekte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beschränkt. Die Qualifizierung
des Rundfunks als Dienstleitung und der öffentlich-rechtlichen Rundfunkveranstalter als
Unternehmen ist aber trotzdem folgenreich. Aus diesem Verständnis heraus entsteht ein
Streit zwischen der EU und den Mitgliedsstaaten, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
stärker als eine nationale, kulturelle Institution begreifen und den wirtschaftlichen
Dienstleistungscharakter verneinen. Unumstritten zuständig ist die EU-Kommission aber dafür,
dass die rechtliche und finanzielle Ausgestaltung mit dem Gemeinschaftsrecht vereinbar ist.
Im Rahmen der Etablierung der Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste (AVND-Richtlinie)
wurde das Trennungsverbot von Werbung und redaktionellen Inhalten deutlich aufgeweicht
(Produktplatzierungen müssen nur im Vor- und Nachspann, sowie bei Werbeunterbrechungen
gekennzeichnet sein). Für Werbung gilt grundsätzlich immer eine zeitliche Beschränkung, für
Produktplatzierungen gibt es das nicht. Aufgrund dieser rechtlichen Adaptionen kommt es zu
einer Liberalisierung im Bereich der programmintegrierten Werbung bzw. der
Produktplatzierung. Begründet wurde die Revision der Richtlinie mit dem Ziel der Förderung
der europäischen Rundfunk und Filmindustrie, es ging darum breitere
Finanzierungsmöglichkeiten zu schaffen. Zudem wurde die Revision mit den
Selbstregulierungskräften der nationalen Rundfunkmärkte begründet („Der Markt wird’s
schon richten“). Weiters wurde argumentiert, dass es unbedenklich wäre diesen Weg zu
gehen, weil es die Kompetenzen der Rezipient*innen gibt solche werblichen Botschaften
erkennen zu können.
Was sagt die Kommunikationswissenschaft zu den Behauptungen, dass die Rezipient *innen
kompetent wären und der Markt schon alles richten würde?
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Kommunikation und hat zur Folge, dass Zuschauer*innen den dort geteilten Aussagen
vertrauen.
• Das Vertrauen, das Medieninhalten entgegengebracht wird ist Folge der bisherigen
Trennung von Journalismus und PR oder Werbung.
• Durch die Revision der Fernsehrichtlinie ist das Vertrauen tangiert. Wenn es Zweifel an
der Leistungsfähigkeit der Medien gibt, dann bedeutet das in letzter Konsequenz, dass
sich die Medien selbst ihrer Existenzgrundlage berauben.
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10. JOURNALISMUS
GRUNDÜBERLEGUNGEN KIEFERS
• Institution = Formen sozialer Handlungen, die unser Leben strukturieren und dadurch
Unsicherheit vermindern
• Institutionen schaffen Richtlinien für Interaktionen
Medien werden aber auch so als Institutionen begreifbar, wenn man Funktionen von
Institutionen in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt.
• Darüber hinaus sind Medien auch Faktor der Vergemeinschaftung und sie liefern
Beurteilungsmaßstäbe (Wertmaßstabsfunktion).
• Man kann Medien als Institutionen begreifen und beschreiben.
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Kiefer vertritt die These, dass Journalismus als zentrale institutionelle Struktur von
Öffentlichkeit zu begreifen ist.
Kiefer: „In der Gesellschaft, die die moderne Massenmedien heute darstellen, ist
Öffentlichkeit mit all den mit diesem Begriff verknüpften deskriptiven und normativen
Konnotationen funktionsfähig nur durch die eingezogene institutionelle Struktur des
Journalismus. Eine institutionelle Struktur, die die Verklammerung von Öffentlichkeit und das
Öffentliche sichert.“
Sie findet also, dass Journalismus und nicht die Massenmedien die modernen Demokratien
potentiell funktionsfähig macht.
1. Begründung: Journalismus hat eine beratende Funktion für den Bürger, er soll die
Aufmerksamkeit aller Bürger der Gesellschaft auf die gemeinsamen Interessen aller
Bürger, also auf das Öffentliche, fokussieren. Nur so kann dem Bürger
Meinungsbildung in Sachen kollektiv relevanter und erforderlicher Angelegenheiten
ermöglicht werden.
2. Begründung: Journalisten fungieren neben Parlamentariern und zivilgesellschaftlichen
Gruppen als demokratietheoretisch zentrale institutionalisierte Akteure. Sie agieren
zwischen politischen und nicht-politischen Akteuren oder Akteursgruppen und der
Bevölkerung in ihrer Rolle als Publikum.
ÖFFENTLICHKEIT
• Kiefer begreift wie Habermas Öffentlichkeit nicht als Institution, sondern sagt, dass
Öffentlichkeit sich gewiss nicht als Institution oder als Organisation begreifen ließe. Die
Öffentlichkeit ist selbst kein Normengefüge mit Kompetenz und Rollendifferenzierung.
• Öffentlichkeit ist aber von Institutionen geprägt. „Öffentlichkeit gehorcht den
materiellen Interessen der Institutionen, die von ihr leben.“
• Journalismus versteht Kiefer als die zentrale institutionelle Struktur von Öffentlichkeit
in Demokratien.
• Erst die institutionelle Struktur des Journalismus ermöglicht der Öffentlichkeit in den
modernen Massenmedien ihre Funktionsfähigkeit.
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Kiefer kommt zu dem Schluss, dass es letztlich nicht Techniken sind, die konkurrieren, sondern
immer Organisationen.
Wandel der von Organisationen langsam von unten nach oben im Institutionen Gefüge
ausgeht
Veränderungen, auch wenn sie nur langsam in dem institutionellen Gefüge vor sich gehen,
rühren immer daher, dass Unternehmer*innen in unterschiedlichen politischen und
ökonomischen Organisationen erkennen, dass sie größere Erfolge erzielen können, wenn sie
den gegebenen institutionellen Rahmen in ihrem Sinne verändern. Für das Verständnis von
langfristigem wirtschaftlichen Wandel ist das bedeutsam. Er wird so als eine kumulative Folge
unzähliger kurzfristiger Entscheidungen politischer und ökonomischer Unternehmer*innen
begreifbar.
AUTONOME INSTITUTIONEN
Wie kann man autonome Institutionen (z.B. Medien, Journalismus) in einer heutigen
Gesellschaft argumentieren, konstituieren und sichern? S.26ff
ZUSAMMENFASSUNG
• Laut Kiefer kann man also die Medien aber auch den Journalismus als Institutionen
begreifen.
• Öffentlichkeit ist keine Institution aber von Institutionen geprägt.
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