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Brandingenieurwesen SS 2022

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter


Technische Universität München
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
München, 29. April 2021
Einführung Brandingenieurwesen

Brandschutztechnische Bestandsbewertung
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Mitwirkende im SS 2021

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. Dr.-Ing. M.Sc.


Stefan Winter Norman Werther Michael Merk Thomas Engel

Dipl.-Phys. M.Eng. Dr. Dipl.-Ing. (FH), M.Eng.


Björn Maiworm Claudius Hammann Angelika Kneidl F. Mödl

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Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Brandingenieurwesen SS 2021
Vorlesung:
Freitag, 8:00 – 09:30 Hörsaal 2760

WF 2 SWS / 3 Credits
schriftliche Prüfung 60 Minuten (Modus wird noch näher bekannt gegeben)

Vorlesungsunterlagen
Lehrstuhlhomepage  www.moodle.tum.de

Sprechstunde
nach Vereinbarung

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Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Literatur:

https://www.vfdb.de/fileadmin/download/vfdb-Leitfaden_IngMethoden_4Auflage_2020-03-26.pdf

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Vorlesungsplan SS 2022
Nr. Datum / Thema Vortrag
Uhrzeit
1 29.04.2022 Einführung / Rückblick Merk
8:00 – 09:30 Brandschutz im Bestand
• Beurteilungen für Bestandsgebäuden
2 06.05.2022 Brandschutz für Sonderbauten I Merk
8:00 – 09:30 • Abweichende Forderungen zur MBO, Besonderheiten
• Anwendungsbeispiele (Beherbergungs-, Versammlungsstätten)

3 13.05.2022 Brandschutz für Sonderbauten II - Brandschutzkonzepte Merk /


8:00 – 09:30 • Hochhäuser Engel
• Anwendungsbeispiel (Schule) Teil 1
4 20.05.2022 Brandschutz für Sonderbauten II - Brandschutzkonzepte Engel
8:00 – 09:30 • Anwendungsbeispiel (Schule) Teil 2

- 26.05.2022 Christi Himmelfahrt -


27.05.2022 Brückentag nach Christi Himmelfahrt - keine Veranstaltung

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Vorlesungsplan SS 2022
Nr. Datum / Thema Vortrag
Uhrzeit
5 03.06.2022 Grundlagen des leistungsorientierten Brandschutzes Hammann
8:00 – 09:30 • Sicherheitstheorie
• performance based code

6 10.06.2022 Brandschutz für Sonderbauten III Maiworm


8:00 – 09:30 • Industriebauten (Teil 1)

- 16.06.2022 Fronleichnam -
7 17.06.2022 Brandschutz für Sonderbauten III Maiworm
8:00 – 09:30 • Industriebauten (Teil 2)

8 24.06.2022 Brandszenarien und Bemessungsbrände I Werther


8:00 – 09:30 • Bemessungsbrände für Kleinbrände und einzelne brennende
Gegenstände
• Bemessungsbrände für die Brandausbreitungsphase und die
Vollbrandphase
• Abklingphase
• Arbeitsbeispiele Brandszenarien und Bemessungsbrände

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Vorlesungsplan SS 2022
Nr. Datum / Thema Vortrag
Uhrzeit
9 01.07.2022 Brandszenarien und Bemessungsbrände II Werther
8:00 – 09:30 • Zielsetzung der Brandmodellierung
• Überblick über die verfügbaren Brandmodelltypen,
• Beschreibung der Modelle, Kriterien für die Modellbewertung,
Modellanwendung
• Arbeitsbeispiele Brandszenarien und Bemessungsbrände
10 08.07.2022 Brandschutztechn. Nachweise von Bauteilen und Tragwerken Winter
8:00 – 09:30 • Nachweisverfahren
• FE-Abbildung thermischer Bauteilzustände, Systembetrachtungen,
Stabausfall
11 15.07.2022 Personensicherheit in Rettungswegen, Personenstromanalyse Kneidl
8:00 – 09:30 • Berechnung von Räumungszeiten, Reaktionszeiten
• Entfluchtungsmodelle, Verhaltensaspekte

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Vorlesungsplan SS 2022
Nr. Datum / Thema Vortrag
Uhrzeit
12 22.07.2022 Rauchfreihaltung Mödl
8:00 – 09:30 • Einflüsse, Simulationsmodelle, Heißrauchversuche
• optische Rauchdichte, Sichtweite,
• Anwendungsbeispiele
13 29.07.2022 Arbeitsbeispiel Werther
8:00 – 09:30 • Vorstellung Arbeitsbeispiel „Hörsaal“
• Einführung Simulationsprogramme

tba. Prüfung Alle


(05.08.2022 ?)

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Was ist Brandschutzingenieurwesen


Bestimmung von Brandschutzmaßnahmen /
Leistungsanforderungen nicht mehr auf Basis starrer
Vorschriften und Regelwerke (z.B. MBO oder LBO)
sondern auf Grundlage von quantitativer Untersuchungen
in ingenieurmäßiger Arbeitsweise

Die verwendeten Methoden sind interdisziplinär und die


verwendeten Erkenntnisse, Abläufe und Regeln stammen aus
vielen Fachbereichen, wie Chemie, Materialforschung, Physik,
Thermodynamik, Strömungsmechanik, Mathematik, Informatik,
Verhaltensforschung, ….

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Was ist Brandschutzingenieurwesen


Quantifizierung der Brandgefahren und Risiken sowie der Brandauswirkungen
Analytische Abschätzung der optimalen vorbeugenden und sonstigen Schutzmaßnahmen,
die Brandauswirkungen auf ein vorherbestimmtes Maß begrenzen
Aufrechterhaltung Personenschutz, Nachbarschaftsschutz, Sachgüterschutz, Umwelt-
Naturschutz

Grundlagendokument der Europäischen Gemeinschaften:


Wesentliche Anforderungen Nr. 2 Brandschutz:
Ingenieurmethoden für die Brandsicherheit sind ein Ansatz zur Anwendung
ingenieurmäßiger Grundsätze zur Bewertung des erforderlichen Brandsicherheits-niveaus
und zur Bemessung und Berechnung der notwendigen Schutzmaßnahmen.
Teilnachweise im Rahmen der ganzheitlichen Planung des Brandschutz

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Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
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Anwendungsbereiche von Ingenieurmethoden


Berechnung der Brand- und Rauchausbreitung innerhalb und
außerhalb von Gebäuden (Brandentstehung – Brandentwicklung
– Vollbrand – Abkühlphase)

Beurteilung des Baustoffverhaltens (Brandüberschlag,


Entzündbarkeit, Energiefreisetzung, Rauchentwicklung)

Berechnung zur Rauchfreihaltung in Flucht- und Rettungswegen


sowie Gebäuden (Entwicklung, Ausbreitung, Schichtung,
Zusammensetzung,…)

Evakuierungsberechnung (Entfluchtung, Personenstromanalyse,


z.T. unter Berücksichtigung von Brandgasen und Temperatur)

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NMIT - Nelson Marlborough Institute of Technology – Nelson Neuseeland

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Station Nightclub Rhode Island, USA 2003

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Station Nightclub Rhode Island, USA 2003


23:08 Uhr Zündung von Pyrotechnik auf der Bühne
Au der Bühne fängt Akustik PU-Schaum an zu brennen

+ 11 Sek. Band bemerkt Flammen und einige Menschen


realisieren, dass es nicht Teil der Show ist

25 Sek. Flammen erreichen die Decke


30 Sek. Band hört auf zu spielen und Menge beginnt den Raum
zu verlassen
32 Sek. Gesamte Decke über der Bühne in Flammen

36 Sek. Feuerwehr erhält ersten Anruf vom Handy


41 Sek. Feueralarm schlägt an (Ton und Blinklicht)
86 Sek. Rauch kommt aus Ausgang und Flammen innerhalb sind
von außen sichtbar

90 Sek. schwarzer Rauch verteilt sich und bereits in der Mitte


des Raumes sind die Temperatur-bedingungen tödlich

102 Sek. Haupteingang verstopft (2/3 versuchten hierüber zu


fliehen), Gäste und Mitarbeiter schlagen Fenster ein um
zu fliehen und Menschen von draußen versuchen
Menschen, die im Haupteingang gefangen sind, zu
befreien (herauszuziehen)

248 Sek. Letztes Opfer kann selbstständig durch Fenster fliehen

23:13 Uhr Flammen schlagen aus Türen und Fenstern, Feuerwehr


erreicht Unglücksort

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mit Sprinkler

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Nachweis der ausreichender Räumungszeit


Ermittlung der Leistungsfähigkeit von Fluchtwegen

Evakuierungsübung am Rotwandhaus (Nov. 2009)


• Flucht aus 2. und 3.Obergeschoss über Steigleiter
• Verteilung Alter, Geschlecht, Fitnessgrad und Ortskunde
• Ausgangssituation bei Alarm war ohne Schuhe im Bett liegend
• Zimmer mit maximaler Personenbelegung
• Alarmierung über Brandmeldeanlage

tRäumung = tDetektion + tAlarm + tReaktion + tFlucht < tverfügbar

Gesamtzeit ab Alarm

2. Obergeschoss (39 Pers.) 06:30 min


3. Obergeschoss (28 Pers.) 04:43min

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Anwendungsbereiche Ingenieurmethoden
Ermittlung der Brandeinwirkung und erforderlichen
Feuerwiderstandsdauer (Energiefreisetzung,
Temperaturentwicklung)

Bestimmung des vorhandenen Feuerwiderstands von


Bauteilen und Gebäuden (Durchwärmung, Tragfähigkeit,
Verformung, Stabausfall)

Beurteilung von Brandmeldung, Aktivierung und


Brandbekämpfung (Wirksamkeit von Schutzsystemen z.B
Sprinkler, Rauch-, Brandmelder)

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Brandlast

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Bauteilnachweise

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Zusammenfassung - Landesbauordnung
Bauordnung → „beschreibendes“ (deskriptives) Verfahren

→ beschreibt Anforderungen für Gebäude ohne


besondere Art und Nutzung (kein Sonderbau)

→ umfangreiche Randbedingungen werden


vorausgesetzt

→ vorgegebener Weg zur Benennung der


Anforderungen an Abstände, Zugänge,
Rettungswege, Bauteile und Baustoffe

→ beschreibt Standardlösungen /-konzepte


passend auf die jeweilige Gebäudeklasse

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Zusammenfassung - Einsatz Ingenieurmethoden


Ingenieurmethoden wenn,
→ die nach LBO vorausgesetzten Rahmen-
bedingungen nicht vorhanden sind
→ die konservativen Ansätze nach LBO zu
unwirtschaftlich hohen Aufwand führen
→ das geplante Objekt sich nach LBO nicht
beurteilen lässt
→ nach LBO gestellte Anforderungen rechnerisch
nachgewiesen werden sollen
→ Brandursachen-, Brandverlaufsermittlung
→ Forschung + Parameterstudien
→ …

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Brandschutztechnische Bestandsbewertung
Auch „Brandschutztechnische Due Diligence“ genannt soll folgende Fragestellungen
beantworten:

• Entspricht das Bestandsgebäude baulich dem Stand der (Ursprungs-) Genehmigung?


• Entspricht die Nutzung der Immobilie der (Ursprungs-) Genehmigung?
• Liegen im Gebäude brandschutztechnische Mängel vor?
• Will der Bauherr das Gebäude zukünftig anders nutzen?

Notwendig werden brandschutztechnische Bestandsbewertungen im Rahmen von:

• Gebäudeverkäufen
• Immobilienwertschätzung
• Sanierungen
• Neubewertungen
• Anbauten oder Erweiterung des Bestandes
• Bei Verdacht des Vorhandenseins von Mängeln

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Rechtliche Grundlagen Bestandschutz


Bestandsgeschützt ist eine bauliche Anlage, wenn
• sie genehmigt und genehmigungskonform errichtet worden ist ("formeller Bestandsschutz")
• sie zum Zeitpunkt ihrer Errichtung dem geltenden Recht entsprochen hat ("materieller
Bestandsschutz")
• und danach jeweils nicht rechtswidrig geändert worden ist.

Bestandsgeschützt ist die bauliche Anlage unabhängig von ihrer formell und/oder materiell
rechtmäßigen oder rechtswidrigen Errichtung auch, wenn sie zum Zeitpunkt der
bauaufsichtlichen Beurteilung (z. B. der Entscheidung über einen Bauantrag oder über
bauaufsichtliche Maßnahmen) dem dann geltenden materiellen Recht entspricht. Unter diesen
Voraussetzungen gilt der Bestandsschutz sowohl für das der Planung zugrunde liegende
"Brandschutzkonzept" als auch für einzelne Bauteile/Bauprodukte.

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Rechtliche Grundlagen Bestandschutz


Ist eine bauliche Anlage bestandsgeschützt, können Anforderungen (nur) gestellt werden,
wenn (und soweit) das zur Abwehr erheblicher Gefahren für Leben und Gesundheit notwendig
ist (Art. 54 Abs. 4 BayBO).

Für die Feststellung, dass eine erhebliche Gefahr vorliegt, ist immer eine Beurteilung der
konkreten Situation vor Ort notwendig.

Eine erheblichen Gefahr in Bezug auf den Brandschutz ist beispielsweise gegeben,
• wenn die für Nutzungseinheiten mit Aufenthaltsräumen geforderten zwei unabhängigen
Rettungswege überhaupt nicht vorhanden sind oder wenn nur ein Rettungsweg vorhanden
und mit Mängeln behaftet ist, die im Brandfall mit hinreichend großer Wahrscheinlichkeit
zur vorzeitigen Unbenutzbarkeit führen.

Eine erhebliche Gefahr in diesem Sinn entsteht nicht bereits allein dadurch, dass sich
gesetzliche Vorschriften im Laufe der Zeit ändern (vgl. auch HessVGH, Beschl. v. 18.10.1999
– 4 TG 3007/97).

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Rechtliche Grundlagen Bestandschutz


Ist eine bauliche Anlage bestandsgeschützt, so ist daher eine fortwährende Nachrüstung
immer auf den Stand der aktuell geltenden Vorschriften bauordnungsrechtlich nicht veranlasst.

Der Bestandsschutz endet, wenn Verhältnisse geschaffen werden, die durch die
Baugenehmigung nicht abgedeckt sind.
Ein solcher Verlust des Bestandsschutzes kann durch bauliche Maßnahmen bewirkt werden,
• unsachgemäße Verlegung von Kabeln oder Leitungen durch Wände und Decken mit der
Folge, dass die Feuerwiderstandsfähigkeit dieser Bauteile beeinträchtigt wird;
• Beeinträchtigung der Rettungswege durch nachträglichen Einbau von Zwischenwänden,
Zugangskontrollen etc.)
oder / und durch betrieblich/organisatorische, die Nutzung betreffende Änderungen.
• Einrichtung von Aufenthaltsräumen im Keller, ohne dass die dafür erforderlichen
Rettungswege vorhanden wären,
• (drastische) Erhöhung der Personenzahl, ohne dass die bestehenden Rettungswegbreiten
darauf ausgelegt wären,
• Änderung der Außenanlagen und damit ggf. auch der erforderlichen Flächen für die
Feuerwehr).
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Rechtliche Grundlagen Bestandschutz


Aktiver Bestandsschutz
Aus der (legalen) Existenz einer baulichen Anlage sollen Ansprüche auf Genehmigung von
Folgemaßnahmen abgeleitet werden können, die per se nach geltendem Recht nicht
genehmigungsfähig wären. Hierbei ist wiederum nach der zu genehmigenden Maßnahme zu
unterscheiden:
Geht es um Reparaturarbeiten, also reine Instandhaltungsmaßnahmen, so spricht man vom
einfachen aktiven Bestandsschutz. Zielt die Maßnahme dagegen auf eine Erweiterung des
Bestandes ab, kann der Bestandsschutz als überwirkender umschrieben werden, da sich
seine Voraussetzungen aus den übrigen Teilen der Anlage ergeben, deren Bestandsschutz
also gleichsam überwirkt.

Passiver Bestandsschutz
Der Bestandsschutz kommt hier im Wortsinne zum Tragen: Er schützt einen status quo
gegenüber Änderungen in der Rechtslage. Solange die Identität des Bauwerks gewahrt bleibt,
lässt der passive Bestandsschutz nach traditioneller Auffassung in engen Grenzen auch
Instandhaltungsarbeiten zu.

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Änderung im Bestand (Umbau, Nutzungsänderung)


• Bei Umbauten oder Nutzungsänderungen in bestehenden Gebäuden sind die geltenden
bauordnungsrechtlichen Anforderungen zu beachten. Sie beziehen sich dann auf die
jeweils beabsichtigte Maßnahme, soweit sich diese abgrenzen lässt, nicht aber von
vorneherein regelmäßig auch auf Bereiche, die von der Maßnahme nicht berührt werden
oder gar auf das ganze Gebäude.

• Können bei der beabsichtigten Maßnahme bestimmte Anforderungen aufgrund der Qualität
des Bestands nicht eingehalten werden (z. B. aus Gründen des Denkmalschutzes oder
wenn der eigentlich erforderliche Anschluss neu zu errichtender feuerwiderstandsfähiger
Wände/Decken an Bauteile mindestens gleicher Feuerwiderstandsfähigkeit nicht möglich
ist, weil die bestehenden Bauteile die erforderliche Feuerwiderstandsfähigkeit nach den
aktuellen Fassungen der einschlägigen technischen Regeln nicht [mehr] aufweisen), ist
unter Berücksichtigung der konkreten Umstände zu prüfen, ob eine Abweichung nach Art.
63 Abs. 1 Satz 1 BayBO zugelassen werden kann. Eine Abweichung ist in der Regel dann
vertretbar, wenn und soweit durch die beabsichtigte Maßnahme keine grundlegenden, die
Genehmigungsfrage neu aufwerfenden Belange berührt werden (z. B. Sanierung oder dem
Austausch von Bauteilen oder wenn lediglich die Raumkonfiguration geändert werden soll).
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Änderung im Bestand (Umbau, Nutzungsänderung)


• Bei bloßen Nutzungsänderungen (ohne Eingriffe in den baulichen Bestand) ist zu prüfen,
ob und inwieweit dadurch die Genehmigungsfrage neu aufgeworfen wird, wobei sich je
nach Fallgestaltung auch eine getrennte Betrachtung im Hinblick auf die Standsicherheit
(abgesehen von der Feuerwiderstandsfähigkeit der tragenden und aussteifenden Bauteile)
und den Brandschutz ergeben kann: So werden z. B. bei der Änderung einer Büro-
Nutzungseinheit in eine Einrichtung mit Schulräumen in der Regel sowohl Belange der
Standsicherheit, als auch des Brandschutzes (hier insbesondere im Hinblick auf die Frage
der Rettungswegführung) berührt sein. Dagegen werden sich bei der Änderung einer
(üblichen) Wohnung in ein Büro in der Regel keine den Brandschutz grundlegend
berührenden anderen Belange ergeben, es wird jedoch für die Decke, auf der sich die
Nutzung ändert, ein anderer Lastansatz vorzunehmen sein.

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Änderung im Bestand (Umbau, Nutzungsänderung)


• Bei einer wesentlichen, die Genehmigungsfrage neu aufwerfenden Änderung eines
bestehenden Gebäudes, die sich aber innerhalb des Gebäudes auf einen bestimmten
abgrenzbaren Bereich beschränkt, ist eine Anpassung des gesamten Bestands an die
geltende Rechtslage regelmäßig nicht vorgeschrieben. Nach Art. 54 Abs. 5 BayBO kann
verlangt werden, dass auch von der Änderung nicht berührte Teile mit den geltenden
Vorschriften in Einklang gebracht werden wenn das aus Gründen des Art. 3 Abs. 1 BayBO
erforderlich und dem Bauherrn wirtschaftlich zumutbar ist und diese Teile mit den Teilen,
die geändert werden sollen, in konstruktivem Zusammenhang stehen oder unmittelbar mit
ihnen verbunden sind, z. B. Generalisierung eines Bürogebäudes mit
genehmigungspflichtigen Änderungen in diversen Bereichen. Forderung der
Genehmigungsbehörde auch die Türen in den zusammenhängenden Teilen des
Komplexes an heutige gültige Vorschiften anzupassen.

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Änderung im Bestand (Umbau, Nutzungsänderung)


• Beispiel Dachgeschossausbau: Nachrüstung von Türen in den Wänden eines notwendigen
Treppenraums, wenn in einem bestehenden Wohngebäude das Dachgeschoss ausgebaut
werden soll. Hier besteht in der Regel zwischen den Teilen, die geändert werden sollen (z.
B. neu zu errichtenden Wänden oder Türen im Dachgeschoss) und den von der Änderung
nicht berührten Teilen (hier den Eingangstüren bestehender Wohnungen in den darunter
liegenden Geschossen) weder eine unmittelbare (bauliche) Verbindung noch ein
konstruktiver Zusammenhang.

Rechtsgrundlage für eine Anordnung, die gezielt und ausschließlich auf die Abwehr einer
auf einem Verstoß gegen Art. 24 ff. BayBO beruhenden Brandgefahr ausgerichtet ist, ist
vielmehr die spezialgesetzlich vorgehende Vorschrift des Art. 54 Abs. 4 BayBO, für deren
Anwendung aber das Vorliegen einer erheblichen Gefahr vorausgesetzt ist.

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Änderung im Bestand (Umbau, Nutzungsänderung)


• Wichtig: Es besteht auch keine Veranlassung, die von der Änderung nicht berührten Teile
eines Gebäudes, die möglicherweise mit den geltenden bauordnungsrechtlichen
Anforderungen nicht in Einklang stehen, an die dieses Verlangen aber, wie oben
ausgeführt, bauordnungsrechtlich nicht gestellt wird, durch eine Abweichung nach Art. 63
Abs. 1 Satz 1 BayBO nachträglich bzw. erneut zu legalisieren.

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Vorgehen Bestandsbewertung
Bestandsunterlagen
• Für das Durchführen einer Bestandsbewertung sind die ursprünglichen
Genehmigungsunterlagen (Baugenehmigung, Genehmigungspläne, Tekturgenehmigungen,
Brandschutznachweise, usw.) unabdingbar.

Begehung
• Die Situation vor Ort im Bestand muss im Rahmen einer Begehung aufgenommen und mit dem
vorliegenden Bestandsunterlagen verglichen werden.

Bewertung
• Anhand der Ergebnisse der Begehung muss das Gebäude bewertet werden. Zu betrachten
sind bauliche Mängel, Abweichungen von der Baugenehmigung, ein mögliches Verwirken des
Bestandschutzes, und vieles mehr. Die Bewertung ist schriftlich festzuhalten.

Ergebnis
• Darstellen des Ergebnisses der Bestandsbewertung mit Blick auf die ursprüngliche
Fragestellung.

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Bestandsunterlagen
Als erster Schritt sind alle für das Gebäude maßgebenden Unterlagen zu sammeln und
auszuwerten.

Notwendige Unterlagen sind:


• Genehmigungsbescheide
• Genehmigungspläne
• Brandschutznachweise
• Protokolle mit Bauaufsichtsbehörde oder
Brandschutzdienststelle
• usw.

Im Archiv der zuständigen Bauaufsichtsbehörde können die Akten der abgeschlossenen


Vorgänge eingesehen werden. Auch weitere Archive können hilfreich sein, z.B. Gemeinde,
Staatsarchiv.

Wenn keine Unterlagen vorhanden sind, diese nicht vollständig sind oder nicht aussagekräftig.
 Betrachtung des damals gültigen Bauordnungsrechts.
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Begehung
Nach Sichtung der Bestandsunterlagen ist eine Begehung des Bestandskomplexes
durchzuführen.

Zu überprüfen im Rahmen der Begehung ist:


• Ist das Gebäude entsprechend der gültigen Genehmigung errichtet
• Entspricht die Nutzung der ursprünglichen Genehmigungen
• Bestehen Abweichungen zu oben genannten Punkten
• Liegen bauliche brandschutztechnische Mängel vor
• Waren die damalige Annahmen korrekt

Die Begehung ist in protokollform festzuhalten und mit Fotografien zu belegen.

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Bewertung
Anhand der Ergebnisse der Begehung ist das Gebäude zu bewerten. Folgende
Fragestellungen und Themen sind zu beantworten bzw. weiter auszuarbeiten.

• Entspricht das Gebäude der gültigen Baugenehmigung und genießt es Bestandschutz


• Welche Maßnahmen sind notwendig um den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen
um wieder Bestandschutz zu genießen
• Besteht trotz Übereinstimmung mit der ursprünglichen Genehmigung eine erhebliche
Gefahr und wie kann dieser Sachverhalt behoben werden
• Ist eine mögliche in der Zukunft geplante Erweiterung, Umbau oder Umnutzung mit
vorliegendem Gebäudezustand möglich
• Welche Möglichkeiten bestehen die baulichen brandschutztechnischen Mängel zu
beseitigen
• usw.

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Ergebnis
Am Ende der Bewertung sind die Ergebnisse in berichtsform schriftlich zu erfassen und an
den Auftraggeber zu übergeben. Entscheidend ist das Fazit der Untersuchungen. In
Abhängigkeit der Aufgabenstellung können Fazits zu folgenden Themen notwendig werden.

• Bestandschutz
• Notwendige Maßnahmen zur Herstellung des ursprünglichen Zustands
• Beseitigung einer erhebliche Gefahr
• Machbarkeit einer Erweiterung, Umbau oder Umnutzung
• Maßnahmen zu Beseitigung der baulichen brandschutztechnischen Mängel
• Darstellung des Kosten für entsprechende Maßnahmen
• usw.

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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Mangel, Forderung nicht


umgesetzt. Kein Einbau einer geforderten
feuerbeständigen Verglasung im Eckbereich
zum Treppenraum im 3. und 4. OG.

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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Mangel, Forderung nicht


umgesetzt. Kein Einbau einer geforderten
vollwandigen Tür (VT) zum Treppenraum im
Dachgeschoss

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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Mangel. Decke über Treppenraum wurde im Dachgeschoss errichtet. Der Zugang
erfolgt über eine F0-Klappe. In diesem Bereich befindet sich der Zugang zur Aufzugsüberfahrt
und zum nicht ausgebauten Dachspitz. In diesem Bereich befindet sich keine geforderte
Rauchableitung.
In der Ebene Zugang Dachgeschoss kann der Treppenraum entraucht werden. Die OK
Fenster befindet sich oberhalb der Zugangstüren. Jedoch nicht vom EG zu öffnen. Ggf.
Abweichung über Nachweiserstellung möglich, muss mit Genehmigungsbehörde abgestimmt
werden.
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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Feststellung: Die Klassifikation der ausgeführten Decke kann derzeit nicht beurteilt
werden. In Teilbereichen wurde eine Draht-Putz-Decke, in weiteren Teilbereichen
Trockenbaukonstruktionen errichtet. Auf beiden Deckenkonstruktionen wurde eine
Glas-Wolldämmung aufgelegt. Leitungsdurchführungen durch diese Decke wurden
nicht feuerhemmend geschottet.
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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Deckenqualitäten prüfen oder Erstellung eines neuen Brandschutz-


nachweises nach heutigem Baurecht. Gemäß heutigem Baurecht bestehen an
Decken zu nicht ausgebauten Dachbereichen (eine Nutzung des Dachspitzes
ist aufgrund der vorhandenen Geometrie nicht möglich) keine Anforderungen.

Beachten: Trennwand der beiden Nutzugseinheiten muss bis unter die


Dachhaut geführt werden.

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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Mangel. Der Zugang aus dem Treppenraum zum nicht ausgebauten
Dachspitz wurde mit einer nicht fachgerechten klassifizierten Tür umgesetzt.

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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Die Brandwandqualität am Treppenraum-Kopf konnte nicht verifiziert werden.


Augenscheinlich sind Bestandteile des Dachtragwerks in diesem Mauerwerk eingebunden.

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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Mangel. Über die Brandwand wurden brennbare Baustoffe (Dachlattung) geführt.
Der Hohlraum zwischen dieser Lattung wurde nicht mit mineralischem Mörtel geschlossen.

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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Mangel, Rettungsweg wie in der Baugenehmigung gefordert nicht umgesetzt Es


wurden an den Außen-Fassaden keine Notleitern angeordnet 3. OG, 4. OG und DG.

Hinweis: NL sind nicht erforderlich, es kann mit der Drehleiter angeleitert werden.
Erstellung neuer Brandschutznachweis mit Darlegung der Zulässigkeit vor Ort möglichen
vertikalen Rettung

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutztechnische Bestandsbewertung 46


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Mangel, feuerbeständiger Abschluss ist nicht sichergestellt.


Mangelhaft ausgeführte feuerbeständige Trennwand (Trockenbauwand) 4. OG

Die Raumplanung stimmt nicht mit der Ausführung vor Ort überein.

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutztechnische Bestandsbewertung 47


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

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Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Vor Ort konnte im Bereich der abgehängten Decke festgestellt werden, dass die
Flurtrennwände teilweise nicht bis zur Rohdecke geführt wurden und des Weiteren
Elektroleitungs- und Rohrleitungsdurchführungen nicht klassifiziert geschottet wurden. Ein
feuerhemmender Abschluss ist nicht sichergestellt. Weiter werden trassierende
Elektroleitungen ohne klassifizierte Abtrennung im Bereich des notwendigen Flures geführt.

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Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Mangel, Vor Ort werden sowohl Einrichtungsgegenstände aus brennbaren


Baustoffen in diesen Bereichen, als auch technische Geräte vorgehalten.

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Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Gemäß Ursprungsgenehmigung 1980 muss die Verglasung zwischen Anlieferung


und Erste-Hilfe-Raum als brandschutztechnisch klassifizierte Verglasung ausgeführt werden.
Vor Ort ist feststellbar, dass sie nicht als brandschutztechnische Verglasung ausgeführt wurde.
Ein klassifizierter Abschluss zwischen Anlieferung und Erste-Hilfe-Raum ist nicht
sichergestellt.
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Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Durch den feuerbeständigen Schachtdeckel werden diverse Rohrleitungen geführt,


u.a. zwei Rohrleitungen mit brennbarer Dämmung. Die Rohrleitungen mit brennbarer
Dämmung werden mit Conlitschalen durch die feuerbeständigen Abtrennungen geführt.
Die Verwendung von „Conlitschalen“ in Verbindung mit weiterführender brennbarer Dämmung
ist sowohl gemäß /LAR/ als auch gemäß Verwendbarkeitsnachweis nicht zulässig ist. Ein
feuerbeständiger Abschluss ist nicht sichergestellt.

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutztechnische Bestandsbewertung 52


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Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Durch eine feuerbeständige Trennwand werden diverse Rohr- und Elektroleitungen
geführt. Weiter sind diverse Schalungslöcher vorhanden.
Ein feuerbeständiger Abschluss ist nicht sichergestellt. Bohr- und Schalungslöcher sind mit
mineralischem Baustoff zu verschließen. Elektroleitungen sind nach den Vorgaben der /LAR/
mit in einer klassifizierten Abschottung durch die feuerbeständige Wand zu führen.

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Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Die innerhalb des notwendigen Treppenraumes angeordnete natürliche Rauchab-


leitungsöffnung verfügt über einen Taster im Bereich des obersten Geschosses. Es ist kein
Auslösetaster im Bereich der Zutrittsebene vorhanden. Weiter ist eine mechanische
Einrichtung zum Auslösen des Rauchabzugs vorhandene, die augenscheinlich nicht mehr in
Betrieb ist und nicht dem zuvor erwähnten Rauchabzug dient.
Ehemals vorhandene Rauchabzüge oder Auslösemechanismen, die gekennzeichnet sind, sind
zurückzubauen und zu entfernen. Eine Verwechselungsgefahr ist auszuschließen.
Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutztechnische Bestandsbewertung 54
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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Die angeordnete T 30/RS-Tür weist eine Zulassungskennzeichnung auf.


Die Tür ist jedoch zu warten, eine Schließung geschieht nicht selbstständig.

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutztechnische Bestandsbewertung 55


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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Der Wandhydrant und dessen Zuleitung liegt innerhalb eines feuerbeständigen
Schachtes mit Lüftungsleitungen und Rohrleitungen mit brennbarer Dämmung.
Die Zuleitung zu einem Wandhydranten muss grundsätzlich einen Funktionserhalt von 90
Minuten aufweisen. Bei Verlegung der Zuleitung innerhalb eines Schachtes mit Brandlast sind
entsprechende Maßnahmen notwendig, um eine 90 Minuten Funktionssicherheit zu
gewährleisten. Die Funktionssicherheit ist aktuell nicht gewährleistet.

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutztechnische Bestandsbewertung 56


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Die zwischen notwendigem Treppenraum und notwendigem Flur angeordnete


klassifizierte dTs (Tür) weist keinen eingesetzten Schließzylinder auf.
Ein klassifizierter Abschluss ist nur mit eingesetztem Schließzylinder oder ggf. Blindzylinder
sichergestellt. Durch einen offenstehenden, nicht eingesetzten Schließzylinder ist eine
Verhinderung von der Verbreitung von Feuer und Rauch nicht sichergestellt.

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutztechnische Bestandsbewertung 57


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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Innerhalb des notwendigen Flures / Treppenraum befinden sich diverse


Brandlasten.
Die Anordnung von brennbaren Möbeln, TV-Geräten als technische Einrichtungen innerhalb
des notwendigen Treppenraums (VVB) nicht zulässig ist.

TV-Geräte können näherungsweise wie Messeinrichtungen und Verteiler gemäß /LAR/


angesehen werden.
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Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Die Tür zum notwendigen Treppenraum im 1. Obergeschoss ist dauerhaft durch
einen Strick offengehalten. Ein brandschutztechnisch qualifizierter Abschluss zwischen
notwendigen Treppenraum und Nutzungseinheit ist nicht sichergestellt.

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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Brennbare Einbaute innerhalb des notwendigen Treppenraums.

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Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Feuerbeständiger Raumabschluss des Schachtes nicht sichergestellt.

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutztechnische Bestandsbewertung 61


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
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Beispiele für eine brandschutztechnische DD

Ergebnis: Durch den feuerbeständig abgetrennten Raum wird eine Brandschutzklappe


geführt. Diese Brandschutzklappe verfügt an beiden Enden über keinen Anschluss an eine
Lüftungsleitung. Die Brandschutzklappe steht im geschlossenen Zustand.
Das „zustehende“ Verbleiben einer Brandschutzklappe stellt erfahrungsgemäß nicht den
Anspruch eines feuerbeständigen Abschlusses sicher. Die Dokumentation bzw. der
Verwendbarkeitsnachweis der Klappe ist zu prüfen und ggf. ist die Brandschutzklappe
zurückzubauen.
Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutztechnische Bestandsbewertung 62
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

63
Brandschutz für Sonderbauten I

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter


Technische Universität München
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
München, 06. Mai 2022
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
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Inhalt und Ziel der Vorlesung


was sind Sonderbauten
geregelt / ungeregelt
Charakter der jeweiligen Vorschrift (Gesetz, Technische Bestimmung)
Klassifizierungsbeispiele

Beherberungsstätten
Versammlungsstätten
Hochhaus

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 2


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Bauordnungsrechtliche Einstufung
MBO 2002, §2 Abs. 3
Gebäudeklassen (unabhängig von der Nutzung)

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Bauordnungsrechtliche Einstufung
MBO 2002, §2 Abs. 4

Sonderbauten sind Anlagen und Räume besonderer Art oder Nutzung, die
einen der nachfolgenden Tatbestände erfüllen:

1.Hochhäuser (Gebäude mit einer Höhe nach Absatz 3 Satz 2 von mehr als 22 m),
2.bauliche Anlagen mit einer Höhe von mehr als 30 m,
3.Gebäude mit mehr als 1 600 m² Grundfläche des Geschosses mit der
größten Ausdehnung, ausgenommen Wohngebäude und Garagen,
4.Verkaufsstätten, deren Verkaufsräume und Ladenstraßen eine Grundfläche
von insgesamt mehr als 800 m² haben,
5.Gebäude mit Räumen, die einer Büro- oder Verwaltungsnutzung dienen und
einzeln eine Grundfläche von mehr als 400 m² haben,
6.Gebäude mit Räumen, die einzeln für die Nutzung durch mehr als
100 Personen bestimmt sind,

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 4


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Bauordnungsrechtliche Einstufung
MBO 2002, §2 Abs. 4

7.Versammlungsstätten
a) mit Versammlungsräumen, die insgesamt mehr als 200 Besucher fassen,
wenn diese Versammlungsräume gemeinsame Rettungswege haben,
b) im Freien mit Szenenflächen sowie Freisportanlagen jeweils mit Tribünen,
die keine Fliegenden Bauten sind und insgesamt mehr als 1000 Besucher fassen,
8.Schank- und Speisegaststätten mit mehr als 40 Gastplätzen in Gebäuden oder mehr als 1000
Gastplätzen im Freien, Beherbergungsstätten mit mehr als 12 Betten und Spielhallen mit mehr als 150
m² Grundfläche,
9.Gebäude mit Nutzungseinheiten zum Zwecke der Pflege oder Betreuung von Personen mit
Pflegebedürftigkeit oder Behinderung, deren Selbstrettungsfähigkeit eingeschränkt ist, wenn die
Nutzungseinheiten, ……
10.Krankenhäuser,
11.sonstige Einrichtungen zur Unterbringung von Personen sowie Wohnheime,

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 5


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Bauordnungsrechtliche Einstufung
MBO 2002, §2 Abs. 4

12. Tageseinrichtungen für Kinder, Menschen mit Behinderung und alte Menschen,
ausgenommen Tageseinrichtungen einschließlich Tagespflege für nicht mehr als zehn
Kinder,
13.Schulen, Hochschulen und ähnliche Einrichtungen,
14.Justizvollzugsanstalten und bauliche Anlagen für den Maßregelvollzug,
15.Camping- und Wochenendplätze,
16.Freizeit- und Vergnügungsparks,
17.Fliegende Bauten, soweit sie einer Ausführungsgenehmigung bedürfen,
18.Regallager mit einer Oberkante Lagerguthöhe von mehr als 7,50 m,
19.bauliche Anlagen, deren Nutzung durch Umgang oder Lagerung von Stoffen
mit Explosions- oder erhöhter Brandgefahr verbunden ist,
20.Anlagen und Räume, die in den Nummern 1 bis 19 nicht aufgeführt und deren
Art oder Nutzung mit vergleichbaren Gefahren verbunden sind.

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 6


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Sonderbauvorschriften
Verordnungen
Beherbergungsstättenverordnung
Versammlungsstättenverordnung Gesetz !
Verkaufsstättenverordnung → materielle Abweichung
Krankenhausbauverordnung (nur in Brandenburg)

→ Abweichung von Technisch


Richtlinien eingeführter
Hochhausrichtlinie Baubestimmungen
Industriebaurichtlinie bzw. materielle Abweichung
Richtlinie über den Bau und Betrieb fliegender Bauten aus VVTB

Hinweise
Hinweise zu Brandschutzanforderungen an Tageseinrichtungen für Kinder
Unterkünfte für Flüchtlinge und Asylbegehrende; bauordnungs- und bauplanungs-
rechtliche Fragen
Schulbaurichtlinie (i.d.R. nicht in den Ländern eingeführt)
Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 7
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Sonstige Vorschriften
Rechtsverordnungen
Feuerungsverordnung (FeuV)
Verordnung über den Bau von Betriebsräumen für elektrische Anlagen (EltBauV)
Sicherheitsanlagen-Prüfverordnung – SPrüfV
Garagenstellplatzverordnung - GaStellV

Richtlinien
Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an hochfeuerhemmende Bauteile in
Holzbauweise
Richtlinie über automatische Schiebetüren in Rettungswegen
Richtlinie über elektrische Verriegelungssysteme von Türen in Rettungswegen
Leitungsanlagenrichtlinie
Lüftungsanlagenrichtlinie
Richtlinien über brandschutztechnische Anforderungen an Systemböden
Richtlinie über Flächen für die Feuerwehr

Hinweise

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 8


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Charakter der Vorschriften


Charakter der Vorschrift wird definiert aus

Bezeichnung der Vorschrift … Verordnung → automatisch immer Gesetz

Stellung der Richtlinie in den Technischen Baubestimmungen

… als Gesetz definiert oder


… Technisch eingeführte Baubestimmung

Beispiel: Richtlinien über Flächen für die Feuerwehr → Vergleich Bayern / Hessen

maßgebend für die Art und Behandlung von Abweichungen !!

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 9


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Arten von Abweichungen

Abweichung vom Gesetz

MBO § 67 Abweichungen
(1) 1Die Bauaufsichtsbehörde kann Abweichungen von Anforderungen dieses Gesetzes und
aufgrund dieses Gesetzes erlassener Vorschriften zulassen, wenn sie unter Berücksichtigung des
Zwecks der jeweiligen Anforderung und unter Würdigung der öffentlich-rechtlich geschützten
nachbarlichen Belange mit den öffentlichen Belangen, insbesondere den Anforderungen des § 3
Satz 1 vereinbar ist.

Abweichung von Technischen Baubestimmungen

MBO § 85a Technische Baubestimmungen


(1) 1Die Anforderungen nach § 3 können durch Technische Baubestimmungen konkretisiert
werden. 2Die Technischen Baubestimmungen sind zu beachten. 3Von den in den Technischen
Baubestimmungen enthaltenen Planungs-, Bemessungs- und Ausführungsregelungen kann
abgewichen werden, wenn mit einer anderen Lösung in gleichem Maße die Anforderungen erfüllt
werden und in der Technischen Baubestimmung eine Abweichung nicht ausgeschlossen ist.

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 10


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sichere Rechtsquellen

https://www.bauministerkonferenz.de

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sichere Rechtsquellen

https://www.stmb.bayern.de

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 12


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sichere Rechtsquellen

https://mlw.baden-wuerttemberg.de/de/bauen-wohnen/baurecht/bautechnik-und-bauoekologie/technische-baubestimmungen/

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 13


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Richtlinien über Flächen für die Feuerwehr →


Vergleich Bayern / Baden-Württemberg

BayTB Seite 41 VwV TB Seite 54

2 Für bauordnungsrechtliche Anforderungen in dieser Technischen


Baubestimmung ist eine Abweichung nach Art. 81a Abs. 1 Satz 2 BayBO
ausgeschlossen; eine Abweichung von bauordnungs-
rechtlichen Anforderungen kommt nur nach Art. 63 BayBO in Betracht.
Art. 15 Abs. 2 und Art. 17 BayBO bleiben unberührt.

 Zwar Technische Baubestimmung, aber über Fußnote von  Über die Einführung als „Verwaltungsvorschrift“ auf Gesetzesebene
Abweichung nach Art. 81a Abs. 1 ausgenommen. gleichgesetzt. Hierfür ebenfalls materielle Abweichung erforderlich.
(außer es wird in der Vorschrift explizit zugelassen, vgl. z.B. 4.1)

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BEISPIELE
SONDERBAUTEN

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Peninsula Tokyo
Hotel-Hochhaus

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 16


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Peninsula Tokyo
Hotel-Hochhaus

314 Gästezimmer (á 2 Betten)


4 Restaurants

diverse Säle 150 – 800 m²


2.000 m² Spa
1.000 m² Tanzfläche

Gebäudeklasse?
Sonderbau?
Bauteilanforderungen?

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 17


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Bilder: Stadionwelt
Bild: Kölnarena
Eishockey: 18.650
Handball: 19.250
LANXESS arena
Konzerte: variabel bis zu 20.000
Gebäudeklasse?
60 Logen und 100 VIP-Boxen Sonderbau?
613 Business-Seats o.ä. Bauteilanforderungen?
64 Behindertenplätze (+ 64 Begleiterplätze)

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 18


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Reverse:
Näherei Bauteile ohne Feuerwiderstand
keine Sprinklerung
wieviel Geschosse, wie groß
???

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 19


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Sonderbau ?
Vorschrift ?
Klassifizierung?

Tiefgarage zweigeschossig > 200 Stellplätze

Garagenverordnung → Garagen sind kein Sonderbau, unterliegen aber der


Prüfpflicht

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 20


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Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)

Klassifizierung, Begriffe, Anforderungen, Beispiele

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 21


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Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)
Klassifizierung

allgemeine Bestimmungen LBO und besondere Bestimmungen der MBeVO bilden zusammen das
Maß der öffentlich-rechtlich erforderlichen Brandschutzmaßnahmen

MBeVO ist erst ab bestimmter Betriebsgröße (> 12 Gastbetten) anzuwenden

Betriebsgröße = Anzahl Gastbetten = 1x + 2y + 3z


x – Einzelbettzimmer; y – Zweibettzimmer; z – Dreibettzimmer

kleinere Pensionen werden herausgenommen, da die Verhältnisse eher mit denen von
Wohngebäuden vergleichbar sind

Auch weitere Anforderungen können maßgebend sein z.B. Hotels in Hochhäusern

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 22


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Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)
Begriffe

Beherbergungsstätten  Gebäude oder Gebäudeteile, die ganz oder teilweise


für die Beherbergung von Gästen bestimmt sind
Beherbergungsräume  Räume, die dem Wohnen und Schlafen von Gästen
dienen
Suiten  eine Folge von unmittelbar zusammenhängenden
Beherbergungsräumen (Suite) gilt als ein
Beherbergungsraum
Gasträume  Räume, die für den Aufenthalt von Gästen – jedoch
nicht zum Wohnen oder Schlafen – bestimmt sind,
wie Speiseräume und Tagungsräume
Ferienwohnungen  keine Beherbergungsräume im Sinne der MBeVO

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 23


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Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)
Begriffe

Beherbergungsstätten mit Tagungs- und Konferenzräumen

 die zur Verfügung gestellten Räume sind ebenfalls Gasträume


im Sinne MBeVO

 bei Räumen, die auch als Versammlungsräume genutzt werden,


muss bei mehr als 200 Besuchern die M-VStättV angewendet
werden

 dies gilt auch für mehrere Versammlungsräume, die insgesamt mehr


als 200 Besucher fassen und gleiche Rettungswege nutzen

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 24


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Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)
Begriffe

Weitere Gasträume im Sinne MBeVO sind:

 Fernseh-, Fitness-, und Spielräume, Saunen, Kegelbahnen,


Massageräume etc.

 grundsätzlich gilt jedoch, dass Gasträume von Beherbergungsgästen


genutzt werden

hat Schank- und/oder Speisegaststätte keine Übernachtungsmöglichkeiten, sind die dort vorhanden
Speiseräume keine Gasträume im Sinne MBeVO

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 25


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Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)
Klassifizierungsmerkmale / Anforderungen
Rettungswege

Größe + Lage 1. RW 2. RW
EG notwendiger Flur + sicherer Ausgang ins Freie geeignetes Fenster bzw. geeigneter
Notausstieg für jeden Beherbergungsraum

OG ≤ 30 notwendiger Flur + notwendige Treppe geeignete anleiterbare Stelle (i.d.R.


≤ 60 Betten geeignetes Fenster) für jeden
Betten Beherbergungsraum

OG > 30 notwendiger Flur + notwendige Treppe notwendiger Flur + weitere notwendige


Betten Treppe

EG notwendiger Flur + sicherer Ausgang ins Freie notwendiger Flur + weiterer sicherer Ausgang
> 60 ins Freie
Betten
OG notwendiger Flur + notwendige Treppe notwendiger Flur + weitere notwendige
Treppe

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 26


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Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)
Anforderungen
Feuerwiderstandsdauer an tragende Wände, Stützen und Decken

bis 2 oberirdische 3 und mehr oberirdische


Geschosse Geschosse
feuerhemmend feuerbeständig
Normalgeschosse (ohne KG und ausgebautes DG)

Kellergeschosse feuerbeständig (MBO) feuerbeständig


ausgebautes DG feuerhemmend feuerhemmend
einstufig ausgebautes DG mit
Beherbergungs-räumen

oberstes DG feuerhemmend feuerhemmend


mehrstufig ausgebautes DG mit
Beherbergungs-räumen unteres DG feuerhemmend feuerbeständig

oberste Geschosse von Dachräumen, ohne keine besonderen Anforderungen nach MBeVO.
Beherbergungsstätte jedoch MBO bzw. LBO beachten.
sonstige Anforderungen nach MBO bzw. der jeweiligen LBO

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 27


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Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)
Anforderungen
Besondere Anforderungen an Trennwände

< 2 oberirdische ≥ 3 oberirdische oberstes Geschoss


Geschosse Geschosse von Dachräumen
mit Beherb.räumen
zwischen Räumen einer Beherbergungs- feuerhemmend. feuerbeständig. feuerhemmend
stätte und Räumen, die nicht zu der Öffnungen: T 30-RS Öffnungen: T 30-RS Öffnungen: T 30-RS
Beherbergungsstätte gehören
zwischen Beherbergungsräumen und feuerhemmend Öffnungen feuerbeständig feuerhemmend
Gasträumen bzw. Küche unzulässig Öffnungen unzulässig Öffnungen unzulässig
zwischen Beherbergungsräumen feuerhemmend Öffnungen feuerhemmend feuerhemmend
untereinander unzulässig Öffnungen unzulässig Öffnungen unzulässig
zwischen Beherbergungsräumen und feuerhemmend Öffnungen feuerhemmend feuerhemmend
sonstigen Räumen unzulässig Öffnungen unzulässig Öffnungen unzulässig
sonstige Trennwände (außer Treppenraum- keine besonderen Anforderungen nach MBeVO.
und Flurtrennwände), z.B. Trennwände Für Trennwände, die in MBeVO nicht behandelt werden, gelten jedoch die
zwischen Küche und Gasträumen grundsätzlichen Anforderungen der MBO bzw. jeweiligen LBO.

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 28


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Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)
Anforderungen
Besondere Anforderungen an Türöffnungen nach MBeVO

Türen von zu Anforderungen


Anderen Räumen, ausgenommen notwendigen Fluren T 30-RS
notwendigen Treppenräumen
Notwendigen Fluren RS
Beherbergungsräumen RS

notwendigen Fluren Gasträumen, wenn an den Fluren in demselben RS


Rauchabschnitt Öffnungen zu Beherbergungsräumen
liegen
notwendigen Fluren im KG Räumen, die von Gästen nicht benutzt werden T 30-RS
Räumen einer Beherbergungsstätte Räumen, die nicht zur Beherbergungsstätte gehören T 30-RS
Gasträumen bzw. Küche unzulässig
Beherbergungsräumen anderen Beherbergungsräumen unzulässig
sonstigen Räumen unzulässig
nach MBO bzw. der
sonstige Anforderungen
jeweiligen LBO

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 29


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Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)
Beispiel 1

Quelle: Brandschutzatlas

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 30


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Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)
Beispiel 2

Quelle: Brandschutzatlas

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 31


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Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)
Beispiel 3

Quelle: Brandschutzatlas

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 32


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Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Klassifizierung, Begriffe, Anforderungen, Beispiele

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 33


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Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Klassifizierung
allgemeine Bestimmungen MBO und besondere Bestimmungen der MVStättV bilden
zusammen das Maß der öffentlich-rechtlich erforderlichen Brandschutzmaßnahmen
MVStättV ist erst ab bestimmter Besucherzahl anzuwenden:
> 200 Besucher in Versammlungsstätten mit einzelnen
Versammlungsräumen oder mehreren Versammlungsräumen mit
gemeinsamen Rettungswegen
> 1000 Besucher für Versammlungsstätten im Freien mit Szenenflächen
und Tribünen, die keine fliegenden Bauten sind
> 5000 Besucher in Sportstadien und Freisportanlagen mit Tribünen, die keine fliegenden
Bauten sind

•keine Anwendung in Räumen für Gottesdienst, Ausstellungsräumen in Museen,


Unterrichtsräumen in allgemein- und berufsbildenden Schulen und fliegenden Bauten

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 34


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
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Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Klassifizierung

Es kann sich dabei um Räume in einem ansonsten anders genutzten Gebäude handeln:
 Hörsaal im Krankenhaus
 Mehrzweckhalle etc.

Zur Festlegung unterschiedlicher Gefährdungsgrade durch unterschiedliche Nutzungen


wurden verschiedene Besucherzahlen festgelegt (Bestuhlungspläne)

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 35


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Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Klassifizierung

Versammlungsstätten im Freien müssen die nachfolgenden drei Merkmale erfüllen:


 Szenenflächen und Tribünen
 mehr als 1 000 Besucherplätze
 keine fliegenden Bauten

Ansammlung von Menschen unter freiem Himmel, z.B. Straßenfest führt nicht zur
Anwendung der MVStättV => Forderungen durch Kreisverwaltungsbehörden z.B.
Sicherheitskonzept

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 36


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
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Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Klassifizierung
Ermittlung Zahl der Besucher

 maßgeblich für die Begrenzung der Besucherzahl ist zum einen die sich
ergebende Besucherzahl aus der zugänglichen Fläche und zum anderen
die Breite der Rettungswege

 die Festlegung der Besucherzahl für die betreffende Versammlungsstätte


erfolgt aufgrund des Bestuhlungs- und Rettungswegeplans

(§44 Zusätzliche Bauvorlagen, Bestuhlungs- und Rettungswegeplan)

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 37


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Klassifizierung
Bemessung der Besucherzahl aus zugänglichen Flächen

1. für Sitzplätze an Tischen:


ein Besucher je m² Grundfläche des Versammlungsraumes,

2. für Sitzplätze in Reihen und für Stehplätze:


zwei Besucher je m² Grundfläche des Versammlungsraumes,

3. für Stehplätze auf Stufenreihen:


zwei Besucher je laufendem Meter Stufenreihe,

4. bei Ausstellungsräumen:
ein Besucher je m² Grundfläche des Versammlungsraumes

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 38


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Begriffe
Versammlungsstätten  bauliche Anlagen oder Teile baulicher Anlagen,
die für die gleichzeitige Anwesenheit vieler Menschen bei
Veranstaltungen bestimmt sind:
u.a. erzieherischer, wirtschaftlicher, geselliger, kultureller,
künstlerischer, politischer, sportlicher oder unterhaltender Art
sind sowie Schank- und Speisewirtschaften

Erdgeschossige  Gebäude mit nur einem Geschoss ohne Ränge oder Emporen
Versammlungsstätten Fußbodenoberkante an keiner Stelle mehr als 1 m unter der
Geländeoberfläche

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 39


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Begriffe

•Versammlungsräume  Räume für Veranstaltungen oder für den Verzehr


von Speisen und Getränken

dazu gehören auch Aulen und Foyers,


Vortragssäle, Hörsäle sowie Studios
•…

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 40


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Anforderungen

Soweit in der Verordnung nichts Abweichendes geregelt ist, sind auf tragende und
aussteifende sowie auf raumabschließende Bauteile die Anforderungen der MBO an diese
Bauteile in Gebäuden der Gebäudeklasse 5 anzuwenden.

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 41


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Anforderung
Bemessung der Besucherzahl nach Rettungswegbreiten

1. Versammlungsstätten im Freien sowie Sportstadien:


≥ 1,20 m je 600 Besucher

2. andere Versammlungsstätten:
≥ 1,20 m je 200 Besucher

stufenlose Zwischenwerte sind (mit MVStättV 2005 Änderung 2014-07) zulässig!


(zuvor nur Staffelungen in 60 cm Schritten zulässig).

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 42


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Anforderung
Brandschutzanforderungen an Versammlungsstätten

 unabhängig von Art und Größe der Versammlungsstätte


 im Gegensatz zu MBO 2002 nur Unterscheidung zwischen erd-
und mehrgeschossigen Gebäuden

Geschosse autom. Feuerlöschanlage Anforderungen


ja nein
x keine
erdgeschossig
x feuerhemmend

x
mehrgeschossig feuerbeständig
x

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 43


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Anforderung
Brandschutzanforderungen Bauteile
Brandschutzanforderungen Bauteile
Bauteil Geschosse Anforderungen Bemerkung
Decken mehrgeschossig feuerbeständig § 3 MVStättV
Trennwände erdgeschossig feuerhemmend § 3 MVStättV
mehrgeschossig feuerbeständig § 3 MVStättV
Außenwände erdgeschossig keine (mit autom. Löschanlage) §§ 1 und 3 MVStättV

feuerhemmend (ohne autom.


Löschanlage)
mehrgeschossig nichtbrennbare Baustoffe § 3 MVStättV
Brandwände - feuerbeständig § 30 MBO
Schutzvorhang - nichtbrennbar §§ 22 Abs. 2 und 23 MVStättV
Ersatz innerer Brandwand mit
Druck: 450 Pa = 0,45 kN/m² Öffnung aus betrieblichen Gründen
Schließzeit: 30s

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 44


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Anforderung
Brandschutzanforderungen Bauteile

Bauteil Geschosse Anforderungen Bemerkung


Dächer - feuerhemmend § 4 MVStättV
gilt nicht mit autom.
Feuerlöschanlage
- feuerhemmend oder aus nicht brennbaren § 4 MVStättV
Baustoffen Tribüne und Szenenflächen
im Freien

Bedachungen - nichtbrennbare Baustoffe mit Ausnahme Dachhaut § 4 MVStättV


und Dampfsperre gilt nicht für
Versammlungsräume
≤ 1 000 m²
- nichtbrennbare Baustoffe ohne autom. Löschanlage § 4 MVStättV
schwerentflammbar mit autom. Löschanlage lichtdurchlässige
Bedachungen

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 45


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Anforderung
Brandschutzanforderungen Türen und Tore

Anforderungen
Türen in
Wände Türen und Tore
feuerbeständig T 30-RS
raumabschließenden Innenwänden
feuerhemmend RS
innere Brandwänden feuerbeständig T 30-RS
Aufschlagen in Fluchtrichtung
Keine Schwellen
Sonstige Anforderungen Leichte Öffnung in voller Breite
RS-Türen können mit Schließ-vorrichtung
offen gehalten werden

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 46


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Beispiele

Blöcke mit 2 x 600 Sitzen


Anwendung
§10 (4) - ≤ 30 Sitzplatzreihen
- hinter/zwischen Blöcken
Gänge ≥1,20 m

§10 (5) - ≤ 10 Sitzplätze seitlich eines


Ganges

§7 (4) - Rettungsweg 1,20 m je 200


Besucher

- stufenlose Staffelung

Quelle: Brandschutzatlas

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 47


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Beispiele

Blöcke mit 2 x 600 Sitzen


Ausgänge befinden sich nur an hinterer
Wand. Aufweitung der Rettungswege des
Mittelgangs.

Quelle: Brandschutzatlas

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 48


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Beispiele

Blöcke mit 2 x 600 Sitzen


Optimierte Rettungswege
Für die Besucherplätze jeden Blocks
stehen jeweils drei Ausgänge zur
Verfügung.

Rettungswegbreite Mittel- und Seitengang


1,20 m.

Quelle: Brandschutzatlas

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 49


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Beispiele
Länge
Einfluss der Raumhöhe auf Rettungsweglängen Rettungsweglänge darf entsprechend
lichter Höhe zwischen 30 und 60 m
betragen

Bsp.: Vertikalschnitt Gebäude mit geschwungenem Dach und Emporen

Quelle: Brandschutzatlas

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 50


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Beispiele

Halle mit Ausstellungsfläche


Rettungsweglänge darf entsprechend
lichter Höhe zwischen 30 und 60 m
betragen.

Maximal 20 m Entfernung auf der


Ausstellungsfläche sind anrechnungsfrei
zulässig.

Quelle: Brandschutzatlas

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 51


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Versammlungsstättenverordnung (MVStättV)
Beispiel: Hochhaus, Versammlungsstätte, Verkaufsstätte, Großgarage

Quelle: Allianz Arena München Stadion GmbH

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 52


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Richtlinie über den Bau und Betrieb von


Hochhäusern für Bayern (HHR 2015)
Anwendung

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 53


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Richtlinie über den Bau und Betrieb von


Hochhäusern für Bayern (HHR 2015)
Anwendung

Hochhäuser < 60 m

Variante 1.1: Sicherheitstreppenraum innenliegend


•Sprinklerung notwendig
•FW-Aufzug Vorraum druckbelüftet
•Sicherheitstreppenraum druckbelüftet
•Gemeinsamer Vorraum mit Öffnungen zu bis zu 2 Nutzungseinheiten möglich
•Stichflurlänge max. 15 m

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 54


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Richtlinie über den Bau und Betrieb von


Hochhäusern für Bayern (HHR 2015)
Anwendung

Hochhäuser < 60 m

Variante 1.2: außenliegender Sicherheitstreppenraum


• Sprinklerung nicht notwendig
• FW-Aufzug Vorraum druckbelüftet
• Sicherheitstreppenraum nicht druckbelüftet
• Vor außenliegendem Sicherheitstreppenraum offener Gang im freien Luftstrom, dass Rauch
ungehindert ins Freie abziehen kann.
• Gemeinsamer Vorraum mit Öffnungen zu bis zu 2 Nutzungseinheiten möglich
• Stichflurlänge max. 15 m

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 55


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Richtlinie über den Bau und Betrieb von


Hochhäusern für Bayern (HHR 2015)
Anwendung

Hochhäuser < 60 m

Variante 1.3: notwendige außenliegende Treppenräume (2 Stück Schachteltreppenraum)


• Sprinklerung nicht notwendig
• FW-Aufzug Vorraum druckbelüftet
• Außenliegender Treppenraum nicht druckbelüftet (in jedem Geschoss Fenster mit freien
Querschnitt 0,50 m², die geöffnet werden können)
• Gemeinsamer Vorraum mit Öffnungen zu bis zu 2 Nutzungseinheiten möglich
• Stichflurlänge max. 15 m

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 56


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Richtlinie über den Bau und Betrieb von


Hochhäusern für Bayern (HHR 2015)
Anwendung

Hochhäuser < 60 m

Variante 1.4: notwendige außenliegende Treppenräume (2 Stück)


• Sprinklerung nicht notwendig
• FW-Aufzug Vorraum druckbelüftet
• Außenliegender Treppenraum nicht druckbelüftet (in jedem Geschoss Fenster mit freien
Quer-schnitt 0,50 m², die geöffnet werden können)
• Gemeinsamer Vorraum mit Öffnungen zu bis zu 2 Nutzungseinheiten möglich
• Stichflurlänge max. 15 m

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 57


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Richtlinie über den Bau und Betrieb von


Hochhäusern für Bayern (HHR 2015)
Anwendung

Hochhäuser < 60 m

Variante 1.5: außenliegender FW-Aufzugsvorraum mit Fenster


• Sprinklerung nicht notwendig
• FW-Aufzug Vorraum nicht druckbelüftet
• FW-Aufzug Vorraum muss Fenster mit Fläche mind. 0,5 m² haben
• Außenliegender Treppenraum nicht druckbelüftet (in jedem Geschoss Fenster mit freien
Querschnitt 0,50 m², die geöffnet werden können). Hier zwei notwendige Treppenräume,
variable mit anderen Varianten
• Gemeinsamer Vorraum mit Öffnungen zu bis zu 2 Nutzungseinheiten möglich
• Stichflurlänge max. 15 m

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 58


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Richtlinie über den Bau und Betrieb von


Hochhäusern für Bayern (HHR 2015)
Anwendung

Hochhäuser > 60 m

Variante 2.1: Sicherheitstreppenraum innenliegend (2 Stück)


• Sprinklerung notwendig
• FW-Aufzug Vorraum druckbelüftet
• Beide Sicherheitstreppenräume druckbelüftet
• Keine gemeinsamen Vorräume (FW- Aufzug und Sicherheitstreppenraum)
• Stichflurlänge max. 15

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 59


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Richtlinie über den Bau und Betrieb von


Hochhäusern für Bayern (HHR 2015)
Anwendung

Hochhäuser > 60 m

Variante 2.2: zwei außenliegende Sicherheitstreppenräume


• Sprinklerung notwendig
• FW-Aufzug Vorraum druckbelüftet
• Sicherheitstreppenräume nicht druckbelüftet
• Vor außenliegenden Sicherheitstreppenräumen offener Gang im freien Luftstrom, dass Rauch
ungehindert ins Freie abziehen kann.
• Keine gemeinsamen Vorräume (FW- Aufzug und Sicherheitstreppenraum)
• Stichflurlänge max. 15 m

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 60


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Richtlinie über den Bau und Betrieb von


Hochhäusern für Bayern (HHR 2015)
Anwendung

Hochhäuser > 60 m

Variante 2.3: außenliegender FW-Aufzugsvorraum mit Fenster


• Sprinklerung notwendig
• FW-Aufzug Vorraum nicht druckbelüftet
• FW-Aufzug Vorraum muss Fenster mit Fläche mind. 0,5 m² haben
• Beide Sicherheitstreppenräume druckbelüftet
• Keine gemeinsamen Vorräume (FW- Aufzug und Sicherheitstreppenraum)
• Stichflurlänge max. 15

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 61


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Richtlinie über den Bau und Betrieb von


Hochhäusern für Bayern (HHR 2015)
Anwendung

Hochhäuser < 30 m

Wie Hochhäuser < 60 m mit zusätzlicher Möglichkeit Ausführung von zwei innenliegenden
notwendigen Treppenräumen.

Brandingenieurwesen SS 2022 | Brandschutz für Sonderbauten I 62


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt
Technische Universität München

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

63
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion Brandschutzingenieurwesen
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt Übung Brandschutznachweis
Technische Universität München

Brandschutzingenieurwesen
Übung Brandschutznachweis
„Grund- und Mittelschule im Bestand“

1
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion Brandschutzingenieurwesen
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt Übung Brandschutznachweis
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Grund- und Mittelschule


Aufgabenstellung
 Bestandsgebäude Norden

 ehemalige Turnhalle
 angestrebte Nutzung als
Versammlungsraum, bzw.
Pausenhalle und
Mittagsbetreuung mittels
mobiler Trennwand

2
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion Brandschutzingenieurwesen
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt Übung Brandschutznachweis
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Grund- und Mittelschule


Aufgabenstellung
 Das vorliegende Beurteilungsobjekt besteht aus einem älteren Bestandteil aus dem
Jahre um 1970 und einem aus dem Jahre 2012 fertig gestellten Erweiterungsbau
„neuer Teil“

3
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion Brandschutzingenieurwesen
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt Übung Brandschutznachweis
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Grund- und Mittelschule


Aufgabenstellung
 Das Beurteilungsobjekt weist folgende gerundete Abmessungen auf:
• maximale Ausdehnung in West-Ost-Richtung von ca. 40,5 m,
• maximale Ausdehnung in Süd-Nord-Richtung von ca. 17 m,
• Oberkante First (Dach) liegt ca. 10,9 m über dem Gelände,
• Fußbodenoberkante 1. Obergeschoss Versammlungsraum über dem Gelände ca. 2,20 m,
• Fußbodenoberkante 2. Obergeschoss Klassenraum über dem Gelände ca. 5,20 m,
• Versammlungsraum Grundfläche ca. 400 m², teilbar mittels mobiler Trennwand in zwei
Bereiche mit ca. 180 m² bzw. ca. 220 m².

4
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Grund- und Mittelschule


Aufgabenstellung

5
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion Brandschutzingenieurwesen
Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt Übung Brandschutznachweis
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Grund- und Mittelschule


Aufgabenstellung

6
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Grund- und Mittelschule


Aufgabenstellung

7
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Grund- und Mittelschule


Aufgabenstellung

8
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Grund- und Mittelschule


Nutzung des Gebäudes
 Es handelt sich um eine ehemalige Turnhalle, die nach einer Umnutzung in eine
Mittagsbetreuung für ca. 90 Kinder im Alter von 6 bis ca. 16 Jahren im Rahmen des
täglichen Schulbetriebes bzw. in einen Versammlungsraum, der durch die Gemeinde
genutzt wird verändert werden soll. Im Nordosten befindet sich weiter eine Küche
zur Zubereitung der Mahlzeiten für die Mittagsbetreuung. Im südöstlichen Bereich
befindet sich ein Stuhllager.
 Im Geschoss oberhalb des Versammlungsraumes befindet sich ein zusätzlicher
Raum für die Mittagsbetreuung bzw. den Lehrbetrieb.
 Im Geschoss unterhalb des Versammlungsraumes befinden sich eine Schwimmhalle
mit Nebenräumen sowie zusätzliche Räume zur Mittagsbetreuung. Diese sind nicht
Bestandteil dieses Nachweises.

9
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Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt Übung Brandschutznachweis
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Grund- und Mittelschule


Beurteilungsgrundlagen
Gesetze, Verordnungen
Kurzbezeichnung Titel Ausgabe

/BayBO/ Bayerische Bauordnung 14.08.2007,


zuletzt geändert am 26.03.2019
/VStättV/ Landesverordnung über den Bau und Betrieb von Versammlungsstätten 02.11.2007,
(Versammlungsstättenverordnung) zuletzt geändert am 08.04.2013

Richtlinien, Verwaltungsvorschriften
Kurzbezeichnung Titel Ausgabe

/Feuerwehrflächen/ Richtlinien über Flächen für die Feuerwehr Anlage 7.4/1 Februar 2007
/MSchulbauR/ Muster-Richtlinie über bauaufsichtliche Anforderungen an Schulen April 2009
/M-EltVTR/ Muster-Richtlinien über elektrische Verriegelungssysteme in Rettungswegen Dezember 1997

Technische Regeln aus der Liste der Technischen Baubestimmungen


Kurzbezeichnung Titel Ausgabe

/BayTB/ Bayerische Technische Baubestimmungen Oktober 2018


/SysBöR/ Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Systemböden und Anlage September 2005
3.3/01 zur Anwendung der Richtlinie in Bayern
/LüAR/ Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Lüftungsanlagen und September 2005, geändert
Anlage 3.5/01 zur Anwendung der Richtlinie in Bayern Juli 2010
/LAR/ Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Leitungsanlagen und November 2005
Anlage 3.6/01 zur Anwendung der Richtlinie in Bayern
Für die o. g. Technischen Baubestimmungen sind zusätzlich die in der Bay. Technische Baubestimmungen genannten Anlagen zu beachten.

usw. 10
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Grund- und Mittelschule


Bauordnungsrechtliche Einstufung des Gebäudes

Schnitt nicht maßgebend, Klassenzimmer im 2.OG entscheidend

FOK über dem Gelände ca. 5,20 m

11
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Grund- und Mittelschule


Bauordnungsrechtliche Einstufung des Gebäudes
 Die Halle ist kein selbständig benutzbares Gebäude, das unabhängig vom restlichen
Schulkomplex funktioniert. Die Heizung, Lüftung und Sanitäreinrichtungen sind mit
dem restlichen Schulkomplex verknüpft.
 Die maßgebende Höhe des Fertigfußbodens des obersten Geschosses (2. OG) des
zum Gesamtkomplex gehörenden benachbarten Schulgebäudes ist mit einer Höhe
von ca. 6,75 m über der angrenzenden mittleren Geländeoberkante in den
Bestandplänen angegeben. Aufgrund der Größe der Nutzungseinheiten von mehr als
400 m² erfolgt die Einordnung in Gebäudeklasse 3.

12
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Grund- und Mittelschule


Bauordnungsrechtliche Einstufung des Gebäudes
 Zudem werden folgende Sonderbautatbestände nach Art. 2 (4) /BayBO/ erfüllt:
• Nr. 6 Gebäude mit Räumen, die einzeln für eine Nutzung durch mehr als 100 Personen
bestimmt sind,
• Nr. 7a Versammlungsstätten mit Versammlungsräumen, die insgesamt mehr als 200
Besucher fassen, wenn diese Versammlungsräume gemeinsame Rettungswege haben,
• Nr. 13 Schulen, Hochschulen und ähnliche Einrichtungen.
 Zur Beurteilung des Gebäudes wird daher neben der /BayBO/ orientierend die
Muster-Schulbaurichtlinie /MSchulbauR/ herangezogen. Die /MSchulBauR/ ist
keine bauordnungsrechtlich eingeführte Richtlinie in Bayern.

13
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Grund- und Mittelschule


Bauordnungsrechtliche Einstufung des Gebäudes
 Für den hier betrachteten Versammlungsraum im Erdgeschoss wird weiterhin die
Versammlungsstättenverordnung /VStättV/ herangezogen.
 Die Größe des Versammlungsraumes beträgt ca. 400 m² (< 1.000 m²). Der Raum ist
für maximal 800 Personen bei Sitzplätzen in Reihen und bei Stehplätzen gemäß
/VStättV/ mit zwei Besuchern je m² Grundfläche bei ca. 400 m² (Versammlungsraum
ohne Küche) geeignet.
 Es handelt sich im Sinne der /VStättV/ nicht um eine erdgeschossige Versammlungsstätte, da die Deckenoberkante der
Schwimmhalle im Erdgeschoss ca. 2,20 m (>1,40 m) über die Geländeoberfläche hinausragt und folglich gemäß Art. 2 (7)
/BayBO/ ein oberirdisches Geschoss darstellt. Über dem Versammlungsraum befindet sich kein Geschoss, sondern
lediglich der nicht genutzte Dachraum. Dieser stellt kein Geschoss, sondern einen Hohlraum dar, da Hohlräume gemäß
Art. 2 /BayBO/ zwischen der obersten Decke und der Bedachung, in denen Aufenthaltsräume nicht möglich sind, keine
Geschosse sind. Aufenthaltsräume sind „nicht möglich“, wenn es an der objektiven Eignung zum nicht nur
vorübergehenden Aufenthalt von Menschen fehlt (/Quelle: Kommentar BayBO von Prof. Hans Koch, Dr. Paul Molodovsky,
Dipl.-Ing. Gabriele Famers, Stefan Kraus und Architekt Dipl.-Ing. Wolfdietrich; Stand: Dezember 2015 /). Gemäß Art. 45
/BayBO/ müssen Aufenthaltsräume im Dachgeschoss eine lichte Raumhöhe über der Hälfte ihrer Nutzfläche von 2,20 m
haben, wobei Raumteile mit einer lichten Höhe unter 1,50 m außer Betracht bleiben. Dies ist im betrachteten Fall nicht
erfüllt.

14
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Grund- und Mittelschule


Feuerwehr / Löschwasser
• Feuerwehrzufahrten und -umfahrten
 Die Flächen für die Feuerwehr sind sichergestellt. Die Erschließung erfolgt über die
Musterstraße und weiter über die Zufahrten und den Schulhof.
• Einsatzwert der Feuerwehr
 Der Ortsbrandschutz der Gemeinde wird durch die zuständige Freiwillige Feuerwehr
sichergestellt.
• Löschwasserversorgung
 Das Gebäude befindet sich im Gemeindegebiet. Der notwendige Grundschutz
beträgt 1.600 l/min bzw. 96 m³/h über 2 Stunden nach DVGW /W 405/. Die
vorhandene Wasserversorgung der Gemeinde beträgt gemäß Wasserversorger
800 l/min (48 m³/h) für 2 Stunden. Weiter steht ein Löschwasserbehälter von 200 m³
nutzbarem Volumen zur Verfügung. Für das Gebäude ist eine ausreichende
Löschwasserversorgung bereitgestellt.

15
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Grund- und Mittelschule


Rettungskonzept

Anforderungen nach BayBO, VStättV, MSchulbauR?

16
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Grund- und Mittelschule


Rettungskonzept  Anforderungen nach /BayBO/
 Im Gebäude sind für jede Nutzungseinheit mit Aufenthaltsräumen zwei voneinander
unabhängige Rettungswege erforderlich. Beide Rettungswege dürfen innerhalb eines
Geschosses über denselben notwendigen Flur führen. Der erste Rettungsweg ist
baulich über notwendige Treppen oder direkte Ausgänge ins Freie sicherzustellen.
Der zweite Rettungsweg ist bei der hier vorhandenen Nutzung ebenfalls baulich
sicherzustellen. Für Räume, die kein Aufenthaltsraum sind, ist ein Rettungsweg
ausreichend. Von jeder Stelle eines Aufenthaltsraumes ist bis zu einem
Treppenraumzugang bzw. zu einem Ausgang ins Freie eine Rettungsweglänge von ≤
35 m einzuhalten. Die Rettungsweglänge ist in Luftlinie, jedoch nicht durch Bauteile
hindurch, zu messen.
 Die Rettungswege müssen eine ausreichende nutzbare Breite für den größten zu
erwartenden Personenstrom aufweisen. Türen müssen für die fliehenden Personen in
Fluchtrichtung jederzeit ohne fremde Hilfsmittel nutzbar sein.
 Rettungswege sind ständig freizuhalten.
17
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Grund- und Mittelschule


Rettungskonzept  Anforderungen nach /VStättV/
 Für Versammlungsräume sind zwei voneinander unabhängige bauliche
Rettungswege zu notwendigen Treppenräumen oder ins Freie erforderlich;
Rettungswege dürfen über Außentreppen auf das Grundstück führen, wenn sie im
Brandfall sicher begehbar sind. Bestandteil der Rettungswege sind insbesondere
freizuhaltende Gänge, Ausgänge aus Versammlungsräumen, notwendige Flure,
notwendige Treppen, Ausgänge ins Freie, als Rettungsweg dienende Außentreppen
sowie die Rettungswege im Freien auf dem Grundstück.
 Rettungswege dürfen innerhalb eines Geschosses über denselben notwendigen Flur
führen.
 Versammlungsräume mit > 100 m²: müssen zwei möglichst weit auseinander und
entgegengesetzt liegende Ausgänge zu Rettungswegen oder ins Freie besitzen.
 Die Rettungsweglänge darf ≤ 30 m im Versammlungsraum und weitere 30 m auf
einem notwendigen Flur betragen.

18
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Grund- und Mittelschule


Rettungskonzept  Anforderungen nach /VStättV/
 Die Rettungswegbreiten von Rettungswegen müssen mindestens 1,20 m im Lichten
(notwendige Flure, Treppen und Türen im Zuge der Rettungswege) betragen. Die
Gesamtausgangsbreite richtet sich nach der Personenzahl. Die Rettungswegbreite
muss 1,20 m je 200 Personen vorsehen (Staffelungen in 60 cm-Schritten zulässig).
Die lichte Treppenlaufbreite darf maximal 2,40 m betragen.
 Der Aufschlag von Türen im Zuge von Rettungswegen muss in Fluchtrichtung
erfolgen und Türen müssen schwellenlos sein. Türen müssen während der
Anwesenheit von Personen von innen leicht und in voller Breite öffenbar sein. Die
Rettungswege sind ständig frei zu halten.
 Die Rettungswege ins Freie sind unmittelbar oder über Verkehrsflächen auf dem
Grundstück zur öffentlichen Verkehrsfläche zu führen.

19
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Grund- und Mittelschule


Rettungskonzept  Anforderungen nach /MSchulbauR/
 Für jeden Mittagsbetreuungsraum müssen in demselben Geschoss mindestens zwei
voneinander unabhängige Rettungswege zu Ausgängen ins Freie oder zu
notwendigen Treppenräumen vorhanden sein.
 Anstelle eines dieser Rettungswege darf ein Rettungsweg über Außentreppen ohne
Treppenräume auf das Grundstück führen, wenn dieser Rettungsweg im Brandfall
nicht gefährdet ist; dieser Rettungsweg gilt als Ausgang ins Freie.
 Notwendige Flure mit nur einer Fluchtrichtung (Stichflure) dürfen nicht länger als 10
m sein.
 Die nutzbare Breite der Ausgänge von Mittagsbetreuungsraum und sonstigen
Aufenthaltsräumen sowie der notwendigen Flure und notwendigen Treppen muss
mindestens 1,20 m je 200 darauf angewiesener Benutzer betragen. Staffelungen
sind nur in Schritten von 0,60 m zulässig. Es muss jedoch mindestens folgende
nutzbare Breite vorhanden sein bei:

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Rettungskonzept  Anforderungen nach /MSchulbauR/
• Ausgängen von Unterrichtsräumen und sonstigen Aufenthaltsräumen 0,90 m,
• notwendigen Fluren 1,50 m,
• notwendigen Treppen 1,20 m.
 Die erforderliche nutzbare Breite der notwendigen Flure und notwendigen Treppen
darf durch offenstehende Türen, Einbauten oder Einrichtungen nicht eingeengt
werden.
 Ausgänge zu notwendigen Fluren dürfen nicht breiter sein als der notwendige Flur.
Ausgänge zu notwendigen Treppenräumen dürfen nicht breiter sein als die
notwendige Treppe. Ausgänge aus notwendigen Treppenräumen müssen
mindestens so breit sein wie die notwendige Treppe. Die nutzbare Breite
notwendiger Treppen darf 2,40 m nicht überschreiten.

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Rettungskonzept

Wesentlichen Anforderungen in Plan eintragen

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Rettungskonzept

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Rettungskonzept

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Rettungskonzept  Abweichungen
 Abweichung 1
• Führung beider Rettungswege der „Küche“ über die Pausenhalle/Mittagsbetreuung bzw.
den Versammlungsraum und von dort direkt ins Freie (Abweichung von Art. 31 (1) und Art.
34 (1) /BayBO/)
 Abweichung 2
• Führung des zweiten baulichen Rettungsweges aus dem Raum „Mittagsbetreuung 5“ über
die Pausenhalle bzw. den Versammlungsraum und von dort direkt ins Freie (Abweichung
von Art. 34 (1) /BayBO/)

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Rettungskonzept weitere Punkte
 Rettung von Personen mit motorischen bzw. sensorischen Einschränkungen
 Kennzeichnung der Rettungswege
• Rettungswege sind in allen Geschossen mit be- bzw. hinterleuchteten Rettungszeichen zu
kennzeichnen. Die Rettungszeichen sind im Zuge der Rettungswege so anzuordnen, dass
auch Personen ohne Ortskenntnis das Gebäude sicher direkt ins Freie bzw. zu den
notwendigen Treppen und weiter bis ins Freie verlassen können.
 Rettungswege im Freien

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Bauliche Brandschutzmaßnahmen

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Bauliche Brandschutzmaßnahmen

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Bauliche Brandschutzmaßnahmen

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Bauliche Brandschutzmaßnahmen

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Bauliche Brandschutzmaßnahmen
• Tragende Bauteile und deren Aussteifungen
 Die tragenden Bauteile und deren Aussteifungen müssen gemäß Art. 25 (3) /BayBO/
und 2.1 /MSchulbauR/ feuerhemmend und gemäß §4 (1) /VStättV/ in
Versammlungsstätten feuerbeständig ausgebildet sein. Die Anforderung
feuerbeständig ist somit maßgebend. Der Nachweis über den erforderlichen
Feuerwiderstand muss durch den Tragwerksplaner erbracht werden.
• Außenwände
 Die Außenwände und Außenwandteile wie Brüstungen und Schürzen müssen nach
/BayBO/ so ausgebildet sein, dass eine Brandausbreitung auf und in diesen
Bauteilen ausreichend lang begrenzt ist. Außenwände und Dämmstoffe müssen
gemäß § 4 (2) und § 5 (1) /VStättV/ aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen.

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Bauliche Brandschutzmaßnahmen
• Trennwände
 Trennwände sind für das 1. und das 2. Obergeschoss gemäß Art. 27 (3) /BayBO/
feuerhemmend auszuführen. Trennwände, die zum Abschluss des
Versammlungsraumes gemäß § 4 (3) /VStättV/ notwendig sind, müssen
feuerbeständig sein. Darüber hinaus sind Trennwände gemäß Art. 27 (1) /BayBO/
zwischen Nutzungseinheiten und zwischen Nutzungseinheiten und anders genutzten
Räumen notwendig.
 Türen in den Trennwänden zum Versammlungsraum sind gemäß Art. 27 (3), (5)
/BayBO/ in Kombination mit § 9 (2) /VStättV/ als feuerhemmende, dicht- und
selbstschließende Rauschutztüren auszuführen. Türen in den sonstigen
Trennwänden sind als feuerhemmende, dicht- und selbstschließende Türen gemäß
/BayBO/ ausreichend.

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Bauliche Brandschutzmaßnahmen  Abweichungen
• Trennwände
 Abweichung 3
• Keine klassifizierte Abtrennung zwischen Versammlungsraum und Küche anstelle von
feuerbeständigen Trennwänden (Abweichung von § 4 (3) /VStättV/)

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Bauliche Brandschutzmaßnahmen
• Brandabschnitte/Brandwände
 Brandwände müssen für das Gebäude gemäß Art. 28 (3) 2 /BayBO/ als
raumabschließende Bauteile hochfeuerhemmend und gemäß 2.2 /MSchulbauR/
unter zusätzlicher mechanischer Beanspruchung hochfeuerhemmend ausgeführt
sein (im Nachfolgenden vereinfachend weiterhin als „Brandwände“ benannt).
 Für den Gebäudeteil ist jeweils eine innere Brandwand mit o.g. Anforderungen am
östlichen und südlichen Gebäudeabschluss erforderlich. Die Brandwand am
südwestlichen Ende liegt zwischen dem betrachteten Gebäudeteil und dem
Eingangsportal der Schule. Diese beiden Gebäude stoßen über Eck zusammen.
Folglich müssen diese Gebäudeteile durch eine Brandwand getrennt werden und die
Außenwände des hier betrachteten Gebäudeteils müssen auf 5 m Länge als
öffnungslose hochfeuerhemmende Wände aus nichtbrennbaren Baustoffen
ausgebildet sein. Die beiden Verglasungen in der südöstlichen Wand müssten somit
gemäß /BayBO/ als hochfeuerhemmende Verglasung (F- bzw. EI-Verglasung)
ausgeführt sein. 34
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Bauliche Brandschutzmaßnahmen
• Brandabschnitte/Brandwände
 Ebenfalls stoßen am südöstlichen Gebäudeende das betrachtete Gebäude und ein
weiteres Gebäude über Eck zusammen. Der Abstand der Innenecke zur Brandwand
beträgt lediglich 4 m. Folglich ist die angrenzende Außenwand in einem Bereich von
5 m von der Innenecke hochfeuerhemmend auszuführen.
 Öffnungen in inneren Brandwänden müssen auf die für die Nutzung erforderliche
Zahl und Größe beschränkt sein. Die Öffnungen müssen hochfeuerhemmend, dicht-
und selbstschließende Abschlüsse haben. Nach /MSchulbauR/ wären in
Brandwänden auch feuerhemmende, dicht- und selbstschließende
Rauchschutztüren ausreichend, wenn beidseitig der Tür ein notwendiger Flur mit
öffnungslosen Flurwänden auf mindestens 2,50 m Länge angrenzt.

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Bauliche Brandschutzmaßnahmen
• Brandabschnitte/Brandwände
 Die Brandwand im Osten stellt gleichzeitig auch die Trennwand der
Versammlungsstätte dar und muss somit feuerbeständig sein. Gemäß
2.2 /MSchulbauR/ muss die Wand unter zusätzlicher mechanischer Beanspruchung
hochfeuerhemmend ausgeführt sein. Als Kombination der Vorschriften wird die
Wand als Brandwand (REI90+M) errichtet. Die Tür muss als hochfeuerhemmende
Rauchschutztür ausgeführt werden.
 Die Brandwände müssen mindestens bis unter die Dachhaut geführt und
verbleibende Hohlräume vollständig mit nichtbrennbaren Baustoffen ausgefüllt sein.
Bauteile mit brennbaren Baustoffen dürfen über Brandwände nicht hinweggeführt
sein.

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Bauliche Brandschutzmaßnahmen
• Decken
 Die Geschossdecken müssen gemäß Art. 29 (1) 3 /BayBO/ feuerhemmend und
gemäß §4 (1) /VStättV/ in Versammlungsstätten feuerbeständig ausgebildet sein. Die
Anforderung feuerbeständig ist somit maßgebend. Die Geschossdecken außerhalb
des /VStättV/ - Bereiches sind in feuerhemmender Qualität ausreichend.
 Die Decke oberhalb der Versammlungsstätte stellt indes keine Geschossdecke dar,
siehe „Bauordnungsrechtliche Einstufung des Gebäude“
 Öffnungen in Geschossdecken sind im selben Feuerwiderstand wie die Decke zu
schließen
 Die Öffnung zum Raum „Mittagsbetreuung 1“ im 2. Obergeschoss über die offene
interne Treppe zum notwendigen Flur im 1. Obergeschoss dahin ist wie eine
Öffnung/Durchbruch in der Geschossdecke anzusehen. Es ist folglich eine
feuerhemmende Tür, die der Deckenqualität in diesem Bereich entspricht,
anzuordnen.
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Bauliche Brandschutzmaßnahmen
• Dachtragwerk
 An das Dachtragwerk werden seitens der /BayBO/ keine Anforderungen gestellt. Für
den Versammlungsraum muss es jedoch gemäß § 4 (8) /VStättV/ als oberer
Abschluss feuerhemmend ausgeführt werden.
• Bedachungen
 Die Bedachung ist als Ziegelbedachung ausgeführt und folglich als harte Bedachung
gemäß /BayBO/ widerstandsfähig gegen Flugfeuer und strahlende Wärme
ausgebildet. Da der Versammlungsraum nur 400 m² (< 1.000 m²) Grundfläche
aufweist, bestehen auch nach /VStättV/ keine weitergehenden Anforderungen.

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Bauliche Brandschutzmaßnahmen
• Notwendige Treppen
 Die tragende Teile notwendiger Treppen müssen gemäß Art. 32 (4) /BayBO/
feuerhemmend und aus nichtbrennbaren Baustoffen ausgeführt sein. Tragende Teile
von Außentreppen müssen aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen. Notwendige
Außentreppen gemäß § 8 (2) /VStättV/ müssen nichtbrennbar sein.
 Jede notwendige Treppe muss zur Sicherstellung der Rettungswege aus den
Geschossen ins Freie in einem eigenen, durchgehenden Treppenraum liegen
(notwendiger Treppenraum). Alternativ sind notwendige Treppen als Außentreppen
zulässig, wenn ihre Nutzung ausreichend sicher ist und im Brandfall nicht gefährdet
werden kann.
 Die Rettungswege aus dem Raum im 2. Obergeschoss werden entweder über eine
notwendige Außentreppe im Westen oder über eine notwendige Treppe ohne
notwendigen Treppenraum innerhalb des Gebäudes geführt. Die notwendige Treppe
innerhalb des Gebäudes ohne notwendigen Treppenraum stellt eine Abweichung
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von den Vorgaben der /BayBO/ dar.
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Bauliche Brandschutzmaßnahmen  Abweichungen
• Notwendige Treppen
 Abweichung 4
• Notwendige Treppe innerhalb des Gebäudes aus dem. 2. Obergeschoss als notwendige
Treppe ohne notwendigen Treppenraum (Abweichung von Art. 33 (1) /BayBO/)

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Bauliche Brandschutzmaßnahmen
• Notwendige Treppen
 Die drei vorhandenen notwendigen Außentreppen auf der Südseite, die dem
Versammlungsraum dienen und die notwendige Treppe auf der südöstlichen Seite,
die dem Raum „Mittagsbetreuung 5“ dient, werden durch Fensteröffnungen der
unterhalb im Erdgeschoss vorhandene Nutzungen gefährdet. Daher werden die
Glaselemente des Erdgeschosses direkt unterhalb und im Bereich des Endes zum
Bodenniveau der Außentreppe zum Raum „Mittagsbetreuung 5“als feuerhemmende
Verglasung (Qualität G 30 oder EW 30, lediglich mit Begrenzung der
Strahlungswärme) ausgeführt. Die Tür unterhalb der Treppe wird als feuerhemmende
Tür, zugelassen für den Außenbereich, ausgeführt. Die Glaselemente direkt unter den
Außentreppen des Versammlungsraumes werden ebenfalls als feuerhemmende
Verglasungen (G 30 bzw. EW 30) und die Tür unter der mittleren Außentreppe als
feuerhemmende Tür, zugelassen für den Außenbereich, ausgeführt. Mit o. g.
Anforderungen wird ein ausreichender Schutz der Außentreppen erzielt.
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Bauliche Brandschutzmaßnahmen
• Notwendige Treppen
 Weiter sind die direkt an die westliche Außentreppe zum Raum „Mittagsbetreuung 1“
anschließenden Fenster des Erdgeschosses und des 1. Obergeschosses mindestens
als G 30-Verglasung auszuführen. Auch hier wird eine ausreichende Nutzbarkeit
sichergestellt.
 Treppen müssen gemäß /MSchulbauR/ Tritt- und Setzstufen haben.

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Bauliche Brandschutzmaßnahmen
• Notwendige Flure
 Notwendige Flure sind Flure, über die Rettungswege von Aufenthaltsräumen zu
notwendigen Treppen oder zu Ausgängen ins Freie führen. Im vorliegenden Fall sind
notwendige Flure im 1. Obergeschoss und weiter über die notwendige Treppe zum
2. Obergeschoss vorhanden.
 Die Wände notwendiger Flure müssen als raumabschließende Bauteile
feuerhemmend sein.
 Türen in Flurwänden sind mindestens dichtschließend (dT) erforderlich.
 Eine Rauchabschnittstrennung der notwendigen Flure ist im betrachteten Gebäude
aufgrund der vorhandenen Flurabschnitte < 30 m nicht notwendig.

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Bauliche Brandschutzmaßnahmen
• Wand- und Deckenbekleidungen, Unterdecken, Dämmstoffe
Gebäudeteil Nutzräume notwendige Flure

Versammlungsstätte Dämmstoffe nichtbrennbar (§ 5 (1) /VStättV/) Dämmstoffe, Wand- und


Deckenbekleidungen, Unterdecken
Bekleidungen an Wänden und Decken sowie Unterdecken aus
nichtbrennbar ((Art. 34 (6) /BayBO/ bzw.
mindestens schwerentflammbaren Baustoffen oder
§ 5 (4) /VStättV/)2)
geschlossene, nicht hinterlüftete Holzbekleidungen (§ 5 (2), (3),
(5) /VStättV/)1), 2), 3)
Sonstige Räume keine Anforderungen
1) Brennbare Wand- und Deckenverkleidungen im Bereich der Versammlungsstätte dürfen nicht brennend abtropfen. (§ 5 (5) /VStättV/)
2) Unterkonstruktionen, Halterungen und Befestigungen von Unterdecken und Bekleidungen müssen aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen.
(§ 5 (6) /VStättV/)

3)In Hohlräumen hinter Unterdecken und Bekleidungen aus brennbaren Baustoffen dürfen Kabel und Leitungen nur in Installationsschächten oder
Installationskanälen aus nichtbrennbaren Baustoffen verlegt werden. (§ 5 (6) /VStättV/)

• Bodenbeläge
Gebäudeteil Nutzräume notwendige Flure

Versammlungsstätte keine Anforderungen schwerentflammbar (§ 5 (7)


/VStättV/)
Sonstige Räume keine Anforderungen

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Technische Gebäudeausrüstung
• Leitungsanlagen, Lüftungsanlagen, Installationsschächte und -kanäle
 Für die Leitungs- und Lüftungsanlagen sind die Anforderungen der /LAR/ bzw.
/LüAR/ zu beachten.
• Blitzschutz
 Versammlungsstätten müssen Blitzschutzanlagen gemäß § 14 (4) /VStättV/ haben,
die auch die sicherheitstechnischen Einrichtungen schützen (innerer und äußerer
Blitzschutz). Analog ist eine Blitzschutzanlage nach Nr. 7 /MSchulbauR/ erforderlich.

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Anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen
• Brandmeldeanlage
 Nach § 20 (1) /VStättV/ müssen erst Versammlungsstätten mit Versammlungsräumen
von insgesamt mehr als 1.000 m² Grundfläche Brandmeldeanlagen mit
automatischen und nichtautomatischen Brandmeldern haben. Der betrachtete
Versammlungsraum weist eine Größe von ca. 400 m² auf und ist somit deutlich
kleiner.
 Zur Kompensation von bauordnungsrechtlichen Abweichungen kann beispielsweise jedoch schutzzielorientiert eine
Brandmeldeüberwachung (Kenngröße Rauch) nach /DIN 14675/ vorgesehen werden.

• Alarmierung (Internalarm)
 Für das Gebäude ist eine flächendeckende Alarmierungsanlage mittels Hupen,
Sirenen o. Ä. vorzusehen. Gemäß /MSchulbauR/ muss das Alarmsignal sich vom
Pausensignal unterscheiden und in jedem Raum der Schule gehört werden können.
Das Alarmsignal muss mindestens an einer während der Betriebszeit der Schule
ständig besetzten oder an einer jederzeit zugänglichen Stelle innerhalb der Schule
(Alarmierungsstelle) ausgelöst werden können. 46
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Anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen
• Feuerlöscher
 Das Gebäude ist mit geeigneten Feuerlöschern in ausreichender Zahl auszustatten,
wodurch auch die Anforderungen der /VStättV/ erfüllt werden. Die Anzahl der
Feuerlöscher ist über das jeweilige Löschvermögen (Löschmitteleinheiten LE) der
Geräte festgelegt. Die Berechnung der erforderlichen Löschmitteleinheiten für die
Grundausstattung erfolgt in Anlehnung an die /ASR A2.2/.
 Die Feuerlöscher müssen an gut sichtbaren und im Brandfall leicht und möglichst
schnell zugänglichen Stellen im Zuge der Rettungswege angebracht sein. Weiterhin
sind Feuerlöscher in der Nähe von Einzelrisiken (z. B. elektrischen Betriebsräumen)
anzubringen. Die Entfernung von jeder Stelle zum nächstgelegenen Feuerlöscher soll
möglichst nicht mehr als 20 m (tatsächliche Laufweglänge) betragen. Sind die
Feuerlöscher nicht gut sichtbar angebracht, sind diese mit einem Hinweisschild
entsprechend dem aktuellen technischen Regelwerk zu kennzeichnen.

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Anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen
• Rauchableitung
 Versammlungsraum

 Der Versammlungsraum mit ca. 400 m² Grundfläche muss gemäß § 16 (1), (2)
/VStättV/ Rauchableitungsöffnungen besitzen, welche in Form von Fenstern mit
freier Öffnungsfläche von 2 % der Grundfläche gewährleistet werden. Die Fenster,
die der Rauchableitung dienen, müssen im oberen Drittel der Außenwand
angeordnet sein. Die Vorrichtungen zum Öffnen der Fenster müssen von einer
jederzeit zugänglichen Stelle im Raum aus leicht bedient werden können. Jede
Bedienungsstelle muss mit einem Hinweisschild mit der Bezeichnung
„RAUCHABZUG“ gekennzeichnet sein. An der Bedienungsvorrichtung muss die
Betriebsstellung der Anlage oder Öffnung erkennbar sein.
 Aus der angrenzenden Küche mit Vorratsraum erfolgt die Rauchableitung über das
manuell öffenbare Fenster.

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Anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen
• Rauchableitung
 Weitere Räume

 Die Entrauchung der weiteren Räume im 1. und 2. Obergeschoss erfolgt jeweils über
manuell öffenbare Fenster. Eine ausreichende Zahl an Fenstern ist im Bestand
vorhanden. Die beiden WC-Anlagen, die über eine nicht öffenbare feuerhemmende
Verglasungen verfügen, können über den notwendigen Flur und anschließende
Räume entraucht werden.

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Anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen
• Sicherheitsbeleuchtung
 In Versammlungsstätten muss eine Sicherheitsbeleuchtung vorhanden sein, die so
beschaffen ist, dass sich Besucher, Mitwirkende und Betriebsangehörige auch bei
vollständigem Versagen der allgemeinen Beleuchtung bis zu öffentlichen
Verkehrsflächen hin gut zurechtfinden können. Darüber hinaus muss eine
Sicherheitsbeleuchtung in notwendigen Fluren sowie in allen übrigen Räumen für
Besucher vorhanden sein.
 Gemäß /MSchulbauR/ muss eine Sicherheitsbeleuchtung im Bereich des
Eingangsprotales, bzw. im notwendigen Flur vorhanden sein.

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Anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen
• Sicherheitsstromversorgung
 Eine Sicherheitsstromversorgung, die bei Ausfall der allgemeinen Stromversorgung
den Betrieb der sicherheitsrelevanten Anlagen und Einrichtungen übernimmt, ist
notwendig für:
• Sicherheitsbeleuchtung,
• ggf. Brandmeldeanlagen,
• Alarmierungsanlagen,
• elektrisch betrieben Einrichtungen zur Rauchableitung (gemäß /MSchulbauR/).

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Organisatorische Brandschutzmaßnahmen
• Brandschutzordnung
 Der Betreiber oder ein von ihm Beauftragter hat nach /VStättV/ und /MSchulbauR/
im Einvernehmen mit der Brandschutzdienststelle eine Brandschutzordnung /nach
DIN 14096/ aufzustellen und durch Aushang bekannt zu machen. In der
Brandschutzordnung sind insbesondere die Erforderlichkeit und die Aufgaben eines
Brandschutzbeauftragten und der Kräfte für den Brandschutz sowie die Maßnahmen
festzulegen, die zur Rettung von Menschen mit Behinderung, insbesondere
Rollstuhlbenutzern, erforderlich sind. Die Brandschutzordnung ist nach
/MSchulbauR/ der örtlichen Feuerwehr zur Verfügung zu stellen.

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Organisatorische Brandschutzmaßnahmen
• Brandschutzordnung
 Der Betreiber oder ein von ihm Beauftragter hat das Betriebspersonal bzw. Nutzer
bei Beginn des Arbeitsverhältnisses und danach mindestens einmal jährlich zu
unterweisen über
• die Lage und die Bedienung der Feuerlöscheinrichtungen sowie der Brandmelde- und
Alarmierungsanlagen und der Brandmelder- und Alarmzentrale,
• die Brandschutzordnung, insbesondere über das Verhalten bei einem Brand oder bei einer
Panik und die Maßnahmen zur Rettung von Menschen mit Behinderung sowie
• die Betriebsvorschriften.
 Den Brandschutzdienststellen ist Gelegenheit zu geben, an der Unterweisung
teilzunehmen. Über die Unterweisung ist eine Niederschrift zu fertigen, die der
Bauaufsichtsbehörde auf Verlangen vorzulegen ist.

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Organisatorische Brandschutzmaßnahmen
• Feuerwehrpläne
 Im Einvernehmen mit der Brandschutzdienststelle sind die vorhandenen
Feuerwehrpläne auf Aktualität zu prüfen und ggf. nach /DIN 14095/ zu aktualisieren
und der örtlichen Feuerwehr zur Verfügung zu stellen.
• Flucht- und Rettungspläne und Bestuhlungspläne
 Die Anordnung der Sitz- und Stehplätze, einschließlich der Plätze für
Rollstuhlbenutzer, eventueller Szenen- oder Spielflächen sowie der Verlauf der
Rettungswege des Versammlungsraumes sind nach /VStättV/ in einem Bestuhlungs-
und Rettungswegeplan im Maßstab von mindestens 1:200 darzustellen und der
Genehmigungsbehörde vorzulegen. Sind verschiedene Anordnungen vorgesehen, so
ist für jede ein besonderer Plan vorzulegen.
 Die Zahl der im Bestuhlungs- und Rettungswegeplan genehmigten Besucherplätze
darf nicht überschritten und die genehmigte Anordnung der Besucherplätze darf
nicht geändert werden.
54
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Organisatorische Brandschutzmaßnahmen
• Flucht- und Rettungspläne und Bestuhlungspläne
 Eine Ausfertigung des für die jeweilige Nutzung genehmigten Plans ist in der Nähe
des Haupteingangs eines jeden Versammlungsraums gut sichtbar anzubringen.
• Verantwortliche Personen für den Betrieb
 Der Betreiber ist für die Sicherheit der Veranstaltung im Rahmen einer
Versammlungsnutzung nach /VStättV/ und die Einhaltung der Vorschriften
verantwortlich. Während des Betriebs von Versammlungsstätten muss der Betreiber
oder ein von ihm beauftragter Veranstaltungsleiter ständig anwesend sein. Der
Betreiber muss die Zusammenarbeit von Ordnungsdienst, Brandsicherheitswache
und Sanitätswache mit der Polizei, der Feuerwehr und dem Rettungsdienst
gewährleisten.

55
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Brandschutzingenieurwesen

Grundlagen des leistungsorientieren


Brandschutzes

Dr.-Ing. Claudius Hammann


Abt. Leiter Vorbeugender Brandschutz
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Hochschulreferat 6
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Risiko

Sicherheit

Eintritts-
wahrscheinlichkeit
Schadens-
ausmaß

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 2


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Leistungsorientiert?
Idee des abwehrenden und vorbeugenden Brandschutz

[Fra2014]

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 3


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[ETH2020]

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 4


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Inhalt
Sicherheitstheorie
- Begriff / Herkunft / Definition
- Möglichkeit der Vorhersage
- Sicherheit und Unschärfe

Methoden des leistungsorientieren Brandschutzes


- Bauvorschriften
- Ingenieureverfahren
- Akzeptiertes Restrisiko

Methoden des Performance-Based-Code (ohne rechn. Nachweis Personen/Rauch/Bauteilbemessung)


- Klassische statistische Verfahren
- Fuzzy Logik
- Bayes Theorie
- Fehlerbäume (FTA)
- Maschine Learning

DIN 18009 Brandschutzingenieurwesen

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 5


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Sicherheitstheorie

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 6


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Sicherheitstheorie
Der Begriff „Sicherheit“
Der Begriff Sicherheit (im technischen Sinne) beschreibt ist ein
Vertrauensintervall mit einer definierten Zeitdauer und angegebene
Funktions- und Umgebungsbedingungen unter denen kein Versagen des
Systems zu erwarten ist.

Unterschieden wird in:

- „Safe-life“: Das Bauteil / die Struktur ist so auszulegen, dass es während der gesamten
Einsatzdauer nicht versagt => Versagen wird nicht toleriert => System bleibt bestehen

- „Fail-safe“: Das Bauteil / die Struktur ist so auszulegen, dass sicherheitsrelevante


Bestandteile redundant ausgelegt werden => Versagen einzelner Bestandteile ist
akzeptabel => System bleibt bestehen.

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 7


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
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Sicherheitstheorie
Aleatorische und Epistemische Unsicherheit
Allgemein Annahme:
Typischerweise sind die Parameter eines Systems nicht exakt bekannt, wobei man zwischen
aleatorischen und epistemischen Unsicherheiten unterscheiden muss.

Aleatorische Unsicherheit:
Bei aleatorischen Unsicherheiten handelt es sich um zufällige und natürliche Schwankungen,
die sich durch stochastische Verteilungsfunktionen beschreiben lassen. Im Rahmen von
Simulationen lassen sie sich zum Beispiel durch die Stochastische-Finite-Elemente-Methode
oder durch Monte-Carlo-Simulationen berücksichtigen.

Epistemische Unsicherheit:
Epistemische Unsicherheiten sind dagegen auf einen Mangel an Wissen zurückzuführen, zum
Beispiel durch nicht genau festgelegte Design-Parameter am Beginn eines
Entwicklungszyklus. Diese lassen sich durch Methoden der Fuzzy-Arithmetik, FTA und weitere
Methoden beschreiben.

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 8


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
TUM School of Engineering and Design
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Sicherheitstheorie
Möglichkeiten der Unsicherheit

Möglichkeit der Unsicherheit


Einflussfaktor
Risiko Ungewissheit Unwissen
Eintrittswahrscheinlichkeit bekannt bekannt unbekannt
Schadensausmaß bekannt unbekannt unbekannt

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 9


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Technische Universität München

Sicherheitstheorie
Möglichkeiten der Vorhersage

[HK2017]
Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 10
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
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Technische Universität München

Sicherheitstheorie
Risiko
Risiko = Eintrittswahrscheinlichkeit * Schadensausmaß

Politisch akzeptables Restrisiko = (wissentlich) eingegangenes Restrisiko für die


Eintrittswahrscheinlichkeit eines extremen Ereignisses

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 11


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Technische Universität München

Sicherheitstheorie
U-Kurve für technische Systeme

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 12


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Sicherheitstheorie
Der Fehler

Der Begriff Sicherheit ist fest mit dem


Begriff „Fehler“ verknüpft. Beim Versagen
von technischen Systemen
kommt es zu einer Zustandsänderung von
funktionsfähig zu nicht-funktionsfähig.

Hier gibt es drei möglich Wege.


𝑝𝑡 =

[Ham2021]
Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 13
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Sicherheitstheorie
Mathematische Beschreibung der Ausfallwahrscheinlichkeit

Das Auftreten eines Events 𝐸 kann durch unterschiedliche Methoden beschrieben werden. Die
häufigsten sind:

Auftretenswahrscheinlichkeit als Wert zwischen 1 und 0 mit:

𝑝 𝐸 ∈ 0; 1

Durchschnitte Zeit zwischen zwei Fehlern (Mean time between failure) als Zeitspanne mit:

𝑀𝑇𝐵𝐹(𝐸) ∈ 𝑡 0; ∞

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 14


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Methoden des leistungsorientiert Brandschutzes

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 15


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Methoden des leistungsorientiert Brandschutzes


Gliederung der Methoden

Landes-
bauordnung

Sonderbau-
Bauvorschriften
vorschriften

Ungeregelte
Bauten mit
Nachweis der Vergleich
Erfüllung von
Schutzzielen Argumentative
ingenieurmäßige
Nachweisführung

Leistungs-
Ingenieur-
bezogene
verfahren
Nachweisführung

Qualitative
Entwurfsanalyse

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 16


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Identifizierung und Konkretisierung von


Schutzzielen
Schutzinteressen und Schutzziele
Die beteiligte am Bau und im Betrieb haben alle Interessen bei der Erfüllung von Schutzzielen.
Dies sind:

- Standsicherheit im Brandfall
- Vorbeugung gegen Brandentstehung, Brandausbreitung und Rauchausbreitung verhindern
- Rettung von Menschen und Tieren ermöglichen
- Wirksame Löschmaßnahem ermöglichen
- Sicherheit der Einsatzkräfte sicherstellen
- Kulturschutz / Denkmalschutz
- Umweltschutz
- Sachwertschutz
- Betriebsunterbrechung reduzieren

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 17


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Basiskonzept der Schutzziele


Schützenswerte Komponenten:

Personen
Tiere Öffentliche Schutzziele durch Gesetze
Umwelt
Kultur Trennung
Staat zu Privat

Sachwerte Private Schutzziele durch Regularien

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 18


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Performance based code im Brandschutz


Akzeptiertes Restrisiko

[BHS2021]

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 19


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[DIN18009]
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Performance based code im Brandschutz

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 21


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Einflussfaktoren und Skalenart

[FWM2020]

[Ham2021]

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 22


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Klassische beschreib. oder schließende Statistik

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 23


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Klassische beschreib. oder schließende Statistik


Merkmal x
Merkmal
y Intervallskala dichotomes Merkmal Ordinalskala

Intervall- Produkt-Moment-Korrelation Punkt-Biseriale-Korrelation Rang-Korrelation


skala
𝑛 σ𝑖 𝑥𝑖 ∗ 𝑦𝑖 − (σ𝑖 𝑥𝑖 ) ∗ (σ𝑖 𝑦𝑖 ) 𝑦ത1 − 𝑦ത0 𝑛0 ∗ 𝑛1 6 ∗ σ𝑛𝑖=1 𝑑𝑖2
𝑟= 𝑟𝑝𝑏 = ∗ 𝑟𝑠 = 1 −
𝑠𝑦 𝑛 ∗ (𝑛 − 1) 𝑛 ∗ (𝑛2 − 1)
[𝑛 σ𝑖 𝑥𝑖2 − (σ𝑖 𝑥𝑖 )²] [𝑛 σ𝑖 𝑦𝑖2 − (σ𝑖 𝑦𝑖 )²]

Dicho- ø-Koeffizient Biseriale-Rang-


tomes Korrelation
Merkmal - ø=
𝑎∗𝑏−𝑏∗𝑐
𝑟𝑏𝑖𝑠𝑅 =
2
∗ (𝑦1 − 𝑦2 )
𝑎 + 𝑏 ∗ 𝑏 + 𝑑 ∗ 𝑎 + 𝑏 ∗ (𝑐 + 𝑑) 𝑛

Ordinal- Rang-Korrelation
skala
- - 6 ∗ σ𝑛𝑖=1 𝑑𝑖2
𝑟𝑠 = 1 −
𝑛 ∗ (𝑛2 − 1)

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 24


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Bayes-Wahrscheinlichkeitstheorie

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 25


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Bayes-Wahrscheinlichkeitstheorie
Wir bezeichnen Ereignisse mit 𝐴, 𝐵, 𝐶, …; das Gegenteil eines Ereignisses A nennen wir 𝐴;ҧ das
Ereignis A und B schreiben wir als AB, das Ereignis 𝐴 oder B als 𝐴 + 𝐵 und
die Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis A als 𝑝(𝐴). Im Jahr 1933 hat Andrej Kolmogorow die
Wahrscheinlichkeitsrechnung auf die folgenden drei Regeln (Axiome) gegründet:

1. Die Wahrscheinlichkeit ist eine nichtnegative reelle Zahl:


𝑝(𝐴) ≥ 0

2. Ein sicheres Ergebnis hat die Wahrscheinlichkeit von 1:


𝑝 𝑆 =1

3. Schließen sich A und B einander aus, dann gilt:


𝑝 𝐴 + 𝐵 = 𝑝 𝐴 + 𝑝(𝐵)

Aus diesen drei Regeln ergeben sich die vier erweiterten Regeln:

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 26


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Bayes-Wahrscheinlichkeitstheorie
4. Für Ereignis und Gegenteil gilt:
𝑝 𝐴 +𝑝 𝐵 =1

5. Für beliebige A und B gilt:


𝑝 𝐴 + 𝐵 = 𝑝 𝐴 + 𝑝 𝐵 − 𝑝(𝐴𝐵)

6. Schließen A und B einander aus, dann gilt:


𝑝 𝐴𝐵 = 0

7. Sind A und B voneinander unabhängig, dann gilt:


𝑝 𝐴𝐵 = 𝑝 𝐴 𝑝(𝐵)

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Fehlerbaumanalyse (Fault-Tree-Analysis = FTA)

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FTA
Hintergrund
Die Fehlerbaumanalyse (englisch Fault Tree Analysis, kurz FTA) wurde dafür entwickelt,
Fragen der Art „wie kann es dazu kommen, dass . . . “ in einer strukturierten Weise zu
beantworten und zu bewerten. Der Platzhalter „ . . . “ steht hierbei für ein unerwünschtes
Ereignis, genannt Hauptereignis.

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 29


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FTA
Bestandteile

[RiC2021]
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FTA
Einflussfaktoren des Primärevents
Defintion der Versagenswahrscheinlichkeit in einer FTA:

- MTBF (Mean time between failure): 𝑀𝑇𝐵𝐹 ∈ 𝑡[0; ∞]


- Wahrscheinlichkeit 𝑝 eines Events 𝐸: 𝑝 𝐸 ∈ [0; 1]

Weitere Einflüsse:

- Verteilungsform 𝐷 der Wahrscheinlichkeit 𝑝: Art der möglichen Ausfälle in der Analysezeit.


Hier wird in einmaliger Ausfall pro Analyszeitraum % und mehrfacher Ausfall pro
Analysezeitraum ∩ unterschieden.
- Zeit der Wiederherstellung im Falle eines Ausfalls
- Maximale Anzahl möglicher Ausfälle in der Analysezeit

Definition des Analysezeitraums:

- In einer FTA muss immer ein Analysezeitraum angegeben werden, da sonst jedes Event immer mit
einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 𝑝(𝐸) = 1 eintreten wird.
Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 31
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FTA
Mathematische Grundlage
Grundlage für die Verknüpfung von Knoten und Primärevents bildet die Boolsche Algebra
[Gen1899]. Hierbei werden Operatoren mit verknüpft mit:

- Und ⋀
- Oder ⋁
- Nicht ¬

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 32


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FTA
Übung zum Fehlerbaum
Übung:
Stellen Sie einen Fehlerbaum ohne Versagenswahrscheinlichkeiten (Event Tree Analysis) auf,
um die Anhängigkeiten für eine Personenrettung / Eigenrettung im Brandfall in einem
Gebäude zu erkennen. Hintergrundinformationen sind:

- Das Top-Event soll den Tod einer Person innerhalb einer NE darstellen.
- Das Gebäude verfügt über einen baulichen Rettungsweg (notwendiger Treppenraum).
- Der zweite Rettungsweg wird über Leitern der Feuerwehr (Drehleiter) sichergestellt.
- Eine Personenrettung ist entweder über die Leitern der Feuerwehr möglich oder über den
baulichen notwendigen Treppenraum
- Damit eine Rettung über Leitern der Feuerwehr möglich ist, müssen folgende Punkte
vorhanden sein:
- Alarmierung der Feuerwehr
- Vorhandensein der Drehleiter
- Erkennen der anleiterbaren Stelle
- Ausreichend Person zur Bedienung der Drehleiter

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 33


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FTA
Versagenswahrscheinlichkeiten

[Ham2021]

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Neuronale Netze (KI)

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Google-Katze vs. Brandschutznachweis

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Lösungsansatz Computational Intelligence

Regel
Standard
Antworten
Programmierung
Daten

Antworten
Künstliche
Regel
Ingelligenz
Daten

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Forschungsgebiet

Künstliche Intelligenz

Computational Intelligence

Neuronale Fuzzy- Bayes-


Informatik
Netze Systeme Netze
Evolutionäre
Algorithmen

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Grundlagen der KI
Komplexe
Problemstellung

Verstärkte Computer
Anwendung

„intelligentes
Verhalten“ zeigen

Nutzen für

Unterstützung bei Prozesssteuerung Musterinterpretation


Entscheidungsfindung

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Problemlösung nach natürlichem Vorbild

Natur
Mathematische Künstliches
Biologie
Verallgemeinerung Modell
Physiologie

Lernen Trainieren

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 40


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Biologische Grundlagen

Santiago Ramón y Cajal: Neuronale Networks, 1899.


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Biologische Grundlagen

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 42


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Verallgemeinerung durch Schwellenwert


Definition:

Ein Schwellenwertelement ist eine Verarbeitungseinheit für reelle Zahlen mit 𝑛 Eingängen
𝑥1 , … , 𝑥𝑛 und einem Ausgang 𝑦. Der Einheit als Ganzes ist ein Schwellenwert 𝜃 und jedem
Eingang 𝑥𝑖 ein Gewicht 𝑤𝑖 zugeordnet.

1, 𝑓𝑎𝑙𝑙𝑠 ෍ 𝑤𝑖 𝑥𝑖 ≥ 𝜃
𝑦=
𝑖=1
0, 𝑠𝑜𝑛𝑠𝑡

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 43


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Schwellenwert mit zwei Eingängen

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 44


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Schwellenwert mit Geometrischer Deutung 2D

45
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3D Deutung des Schwellenwertes

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 46


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Training der Parameter


Mit geometrischer Deutung kann die Funktion ab vier Argumenten nicht dargestellt werden

Neues Prinzip:
- Zufällige Werte für Gewicht
- Zufällige Werte für Schwellenwert
- Verändern bis gewünschte Funktion erreicht

Training (Computer) / Lernen (Mensch)

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 47


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Fehlerfunktion

Definition einer Fehlerfunktion


𝑒 (𝑤1 , … , 𝑤𝑛 , 𝜃)

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 48


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Wie weit ist der Fehler weg?

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 49


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Lernvorgang

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 50


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„Edmond de
Belamy“

Auktionshaus
Christie‘s;

23. Oktober 2018;

430.000 $

Datensatz von
15.000 Bildern
14. bis 20.
Jahrhundert

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 51


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Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 52


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Onliniebeipiel Tensorflow

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Fuzzy-Mengen und Fuzzy-Logik

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 54


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Fuzzy-Mengen und Fuzzy-Logik


Klassische Mengenlehre: Aussage wahr oder falsch
- 1 ist wahr
- 0 ist falsch
- Nicht in allen Anwendungsfällen anwendbar

Fuzzy-Logik
- Impräzises Wissen von Experten / Entwicklern wird intuitive formuliert
- Realität / natürliche Umgangssprache nicht immer anwendbar

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 55


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Fuzzy-Mengen und Fuzzy-Logik


Fuzzy Logik

- ein bisschen wahr = 0,25 = 1 – 0,75


- überwiegende falsch = 0,75 = 1 – 0,25

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 56


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Fuzzy-Mengen und Fuzzy-Logik


Anwendungsfall in der Forschung:

- Automatisierte Textbausteine in Brandschutznachweisen


- Quantifizierung von unbestimmten Logikaussagen von Gutachten
- Quantifizierung des „Baugefühls“ von Einsatznachbereitungen realer Brandeinsätze

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 57


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DIN 18009 „Brandschutzingenieurwesen“

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 58


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DIN 18009 „Brandschutzingenieurwesen“


Teile

DIN 18009-1: Brandschutzingenieurwesen - Teil 1: Grundsätze und Regeln für die Anwendung

DIN 18009-2: Brandschutzingenieurwesen – Teil 2: Räumungssimulation und


Personensicherheit (Gelbdruck)

DIN 18009-3: Brandschutzingenieurwesen – Teil 3: Brandszenarien (in Erarbeitung)

DIN 18009-4: Brandschutzingenieurwesen – Teil 4: Sicherheitskonzept (in Erarbeitung)

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 59


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DIN 18009 „Brandschutzingenieurwesen“


Begriffe
Brandschutzingenieurwesen
Anwendung ingenieurtechnischer Verfahren, die auf wissenschaftlichen
Grundsätzen beruhen, für den Entwurf und die Bemessung von baulichen Anlagen
durch die Untersuchung bestimmter Brandszenarien oder durch die Quantifizierung
des Risikos für eine Gruppe von Brandszenarien

Aktivierungsdauer, Brandhäufigkeit, Bemessungsbrand,


Bemessungsbrandszenario, Bemessungsszenario, Brand,
Brandausbreitungsphase, Brandentdeckungsdauer, Brandentstehungsphase
Brandgefahr, Brandgefährdung, Brandrisiko, Brandszenario,
Entzündung, Evakuierung, Flucht, Fluchtweg, funktionale Anforderung
Leistungskriterium, maßgebliches Szenario, Rechenmodelle, Rettung,
Rettungsweg, Räumung, Räumungsszenarien, Schutzziel, Szenario
Validierung, Verifizierung, Vollbrandphase, ungünstigstes Szenario

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 60


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DIN 18009 „Brandschutzingenieurwesen“


Anwendungen
Ingenieurtechnische Nachweise der Brandsicherheit kommen zur Anwendung,
wenn die Erfüllung von Schutzzielen nachgewiesen und dafür die
Brandschutzplanung überprüft werden muss (schutzzielorientierte
Nachweisführung) oder wenn bestimmte Brandschutzmaßnahmen objektspezifisch
dimensioniert werden.

Diese Nachweise müssen das Zusammenwirken der Brandschutzmaßnahmen und


die Wechselwirkungen mit den Planungsparametern und zwischen den
Planungsmodulen berücksichtigen (siehe Bild B.1; Erläuterungen siehe Anhang B).

Die Nachweise sind jeweils für den konkreten Einzelfall durchzuführen.

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 61


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DIN 18009 „Brandschutzingenieurwesen“


Nachweisführung Ingenieurtechnischer Verfahren

Für den Nachweis des Erreichens von Schutzzielen werden in der DIN 18009
insbesondere zwei ingenieurtechnische Verfahren geregelt:

a) argumentative ingenieurgemäße Nachweisführung; ggf. auch unter Verwendung


von Schätzverfahren, z. B. engineering judgement; Kriterium: unmittelbare
Akzeptanzfindung;
b) leistungsbezogene Nachweisführung; Kriterium: Erfüllung sicherheitstechnischer
Leistungskriterien. Diese Vorgehensweise ist typischerweise ein iterativer
Prozess.

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 62


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DIN 18009
Bild 1
Prinzipielle Einbindung
Ingenieurtechnischer
Verfahren in die
Nachweisführung
für Planungsentwürfe
im Rahmen der
Brandschutzplanung
für die zwei Arten der
Ingenieurtechnischen
Verfahren.

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 63


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DIN 18009 „Brandschutzingenieurwesen“


Auswahl relevanter Szenarien

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DIN 18009 „Brandschutzingenieurwesen“


Auswahl von Modellen

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 65


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DIN 18009 „Brandschutzingenieurwesen“


Übersicht der Anwendung / Erklärung

Grundsätze

Nachweisführung

Argumentative
Quantitative Leistungsbezogene
ingenieur mäßige
Entwurfsanalyse Nachweisführung
Nachweisführung

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DIN 18009 „Brandschutzingenieurwesen“


Qualitative Entwurfsanalyse, Identifizierung und Bewertung von Gefahren (1/2)

Die qualitative Analyse eines Planungsentwurfs (siehe Algorithmus mit Teil a) dient
der systematischen Erfassung der wesentlichen Merkmale der Bauart und der
Nutzung des zu bewertenden Objekts. Dabei ist festzustellen, inwieweit eine
Beurteilung des Brandschutzes ausschließlich über die Erfüllung materieller
Anforderungen (präskriptiv) möglich ist. Nach der Bewertung der hierbei
gewonnenen Erkenntnisse wird über das Erfordernis weitergehender,
argumentativer oder leistungsbezogener Nachweisführungen entschieden.

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 67


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Qualitative Entwurfsanalyse, Identifizierung und Bewertung von Gefahren (2/2)
Die qualitative Entwurfsanalyse umfasst unter anderem die Feststellung der mit der
brandschutz-technischen Planungsaufgabe vorläufig vorgesehenen
Brandschutzmaßnahmen und die Erfassung der brandschutztechnischen
Randbedingungen der baulichen Anlage und der Nutzung:
- Struktur der baulichen Anlage (Konstruktion und Baustoffe, Unterteilung in
Abschnitte, Anordnung und Abtrennung der Rettungswege);
- Nutzungskonzept (Brandlasten und Nutzer);
- Infrastruktur (anlagentechnische und organisatorische Brandschutzmaßnahmen,
Vorkehrungen für den abwehrenden Brandschutz).
Die qualitative Entwurfsanalyse schließt mit der Entscheidung, ob eine
Nachweisführung mit ingenieurtechnischen Methoden erforderlich oder gewünscht
ist.

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 68


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DIN 18009 „Brandschutzingenieurwesen“


Argumentative ingenieurtechnische Nachweisführung (1/2)

Argumentative Nachweisführungen kommen unter anderem zur Anwendung, wenn


von einzelnen präskriptiven Anforderungen abgewichen werden soll, und wenn sich
die Auswirkungen dieser Abweichungen auf den Erreichungsgrad der funktionalen
Anforderungen ausreichend zuverlässig abschätzen lassen. Sofern keine
Regelanforderungen bestehen, stellt die argumentative Nachweisführung auf zuvor
festgelegte funktionale Anforderungen ab.
ANMERKUNG: Eine Voraussetzung der Anwendung dieser Nachweisführung ist
eine zuverlässig abschätzbare Wirkung von Maßnahmen zum Erreichen der
funktionalen Anforderungen.
Die verwendeten Argumentationen müssen durch ingenieurwissenschaftliche
Erkenntnisse belegt werden.

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 69


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Argumentative ingenieurtechnische Nachweisführung (2/2)

Das System der argumentativen Nachweisführung verlangt unter anderem folgende


Angaben bei konkreten Abweichungen von einzelnen Regelanforderungen
(Abarbeitung der folgenden Punkte:
a) Benennung der betroffenen Regelanforderungen mit Quellenangabe;
b) Art der Abweichungen von den betroffenen Regelanforderungen;
c) funktionale Anforderungen, die mit der Regelanforderung im konkreten Einzelfall
bezweckt werden sollen;
d) Abschätzung des Erreichungsgrades der funktionalen Anforderungen für
„alternative Lösungen“ unter Verwendung belegbarer,
ingenieurwissenschaftlicher Erkenntnisse;
e) Benennung erforderlicher Maßnahmen, deren Zusammenwirken und
Funktionsweisen.
Sofern keine Abweichungen von Regelanforderungen zu beurteilen sind, setzt diese
Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 70
Nachweisführung mit Ziffer c) der obigen Liste ein.
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Leistungsbezogene Nachweisführung (1/2)
Das Ergebnis von Berechnungen (und ggf. von anderen leistungsbezogenen
Verfahren des Brandschutzingenieurwesens, z. B. experimentelle Nachweise) muss
im Hinblick auf das Erreichen der Schutzziele bewertet und darauf basierende
Entscheidungen für die Brandschutzplanung begründet werden.
Dafür ist der Nachweis über einen Soll-Ist-Vergleich zwischen den
Leistungskriterien der Schutzziele (Akzeptanzkriterien) und den ermittelten
Analyseergebnissen zu führen, wobei das geforderte Sicherheitsniveau
ausreichend zu berücksichtigen ist.
Die Nachweise müssen nachvollziehbar zeigen, dass ausreichend konservative
Annahmen für die sicherheitsrelevanten Einwirkungen E ausgewählt worden sind.
Die festgelegten Leistungskriterien werden als erforderlicher Widerstand R bzw. als
Grenzzustände betrachtet, die das Gesamtsystem diesen Einwirkungen
entgegensetzt.
𝑅≥𝐸
𝑅 der Widerstand
Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 71
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Leistungsbezogene Nachweisführung (2/2)

Das Sicherheitsniveau wird wesentlich durch die Festlegung der Einwirkungen und
der Leistungskriterien festgelegt. In Abhängigkeit von diesen Festlegungen kann es
erforderlich sein, zur Berücksichtigung von Streuungen und Unwägbarkeiten dieser
Parameter Sicherheitsbeiwerte und -zuschläge zur Anwendung zu bringen. Dies
kann sowohl für die Einwirkungen (𝑦𝐸 ) als auch für die Widerstände (𝑦𝑅 ) – oder für
beides – erforderlich bzw. ausreichend sein.
𝑅 ⋅ 𝑦𝑅 ≥ 𝐸 ⋅ 𝑦𝐸
mit:
𝑅 der Widerstand
𝐸 die Einwirkungen
𝑦𝐸 der Sicherheitsbeiwert für die Einwirkungen
𝑦𝑅 der Sicherheitsbeiwert für den Widerstand

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 72


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Literatur
[SFPA2020] SFPE Task Group on Fire Risk Assessment. SFPE Guide to Fire Risk
Assessment. 2nd Edition, 2020.

[MHS2021] Björn Maiworm, Claudius Hammann, Michael Schleich. Combining Fire Safety
Engineering with prescriptive building regulations: Targeting safety objectives
and F/N-curves. Fire Safety Journal (in review).

[DIN18009] DIN 18009-1:2016-09 - Brandschutzingenieurwesen - Teil 1: Grundsätze und


Regeln für die Anwendung.

[HK2017] Christian Hofstadler, Markus Kummer. Chancen- und Risikomanagement in der


Bauwirtschaft. Springer Verlag, 2017.

[Ham2021] Claudius Hammann. Analysis of safety systems: Methodology and data for risk
quantification in organizational, technical and structural systems with focus on fire protection.
Dissertation. TUM, 2021 (in Prüfung).

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 73


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Literatur
[ESH2015] Frank Edler, Michael Soden, René Hankammer. Fehlerbaumanalyse in Theorie
und Praxis - Grundlagen und Anwendung der Methode. Springer, 2015.

[Gen1899] Angelo Genocchi. Differentialrechnung und Grundzüge der Integralrechnung. B. G.


Teubner, 1899.

[Fra2014] Achim Heidemann, Thomas Kistemann, Marc Strolbrink, Frank Kasperkowiak, Klaus
Heikrodt. Integrale Planung der Gebäudetechnik, Springer Verlag, 2014.

[FWM2020] Stadt München. Jahresbericht der Feuerwehr München, 2020.

[RiC2021] RiskConsult GmbH. RAMS – Überischt der Fehlerbaumanalyse. Innsbruck, 2021.

[ETH2020] Andrea Frangi, Master of Advanced Studies ETH Fire Safety Engineering. Zürich,
2020.

Brandschutzingenieurwesen | Grundlagen des leistungsorientieren Brandschutzes 74


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
TUM School of Engineering and Design
Technische Universität München

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

75
11
Quantitative
11
RAMS Risikoanalyse
w ww.ri skc on .at

Was ist RAMS ? Begriffe 1/3


RAMS (Reliability, Availability, Maintainability, Safety) ist ein Prozess, mit welchem Fehler schon in der Planungsphase von Projekten verhindert
werden sollen. Das RAMS Management stellt sicher, dass Systeme definiert, Risikoanalysen durchgeführt, Gefährdungen ermittelt und detaillierte AP – Analyse Periode
Prüfungen sowie Sicherheitsnachweise erstellt werden. Ein Ziel ist die Nachweiserbringung zur Erlangung der Betriebsbewilligung.
DT – Down Time (Anlagenbedingter Stillstand) UT – Up Time (Funktionsfähiger Zustand)
Die Fehlerbaumanalyse ist das Herzstück von RAMS und dient zur Abbildung des Funktionssystems und zur Quantifizierung der maßgebenden
Größen für die Bewertung der Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Instandhaltbarkeit und der Sicherheit des Systems. Hierfür werden alle Kompon enten ICMT – Immediate Corrective DCMT – Deferred Corrective
eines Systems bewertet und systematisch auf ihr Wirken im Gesamtsystem analysiert. PMT – Preventive Maintenance Time Maintenance Time
Maintenance Time
RIAAT ermöglicht eine umfassende Systemanalyse: CMT – Corrective Maintenance Time

• Evaluierung der Systemzuverlässigkeit: Reliability, Availability and • Evaluierung von kritischen Ausfallkombinationen MT – Maintenance Time (Instandhaltung)
Maintainability (RAM). (Minimalschnitte).
• Prüfung des Systems, ob alle Sicherheitsanforderungen (Safety) erfüllt • Darstellung des Optimierungspotenzials durch umfassende
werden (RAMS). Auswertungsmöglichkeiten.
• Modellierung komplexer Szenarien führt zu einem besseren
• Unterstützung probabilistischer Methoden zur Abbildung von Ausgehend vom Top-Ereignis (Systemausfall) werden Funktionen und zugehörige Ausfallzustände der Komponenten des Systems betrachtet. Es
Verstehen der Zusammenhänge, Ursachen und Auswirkungen
Unsicherheiten. ergibt sich ein boolesches Modell (Fehlerbaum), welches unter Verwendung der Zuverlässigkeitskenngrößen quantifiziert wird. G rafisch erfolgt
(Schadensbilder).
• Starke Visualisierung zur Erstellung von transparenten System-
• Intuitive Bedienung der Software. die logische Verknüpfung von Ereignissen.
• Berücksichtigung relevanter Normen und Richtlinien. Codierung ODER-Gatter: Das übergeordnete Ereignis tritt ein,
modellen.
wenn mindestens eines der untergeordneten
Ereignisse eingetreten ist.
UND-Gatter: Das übergeordnete Ereignis tritt ein, wenn
RAMS Prozess Ausfallwahrscheinlichkeit
alle untergeordneten Ereignisse eingetreten sind.
K-Gatter: Das übergeordnete Ereignis tritt ein, wenn
UND-Verknüpfung K mindestens K untergeordnete Ereignisse eingetreten
Safety-Relevanz
sind.
Common Einzelausfall einer Komponente: Modellierung
Cause maximal eines Ausfalls innerhalb der gewählten
Name
Analyseperiode.
Reparaturzeit Mehrfachausfall einer Komponente: Modellierung
mehrerer möglicher Ausfälle innerhalb der gewählten
Kürzel Reparaturkosten Analyseperiode (LCA).
Bow-Tie Analyse ODER- Safety-Relevanz: Komponenten mit dieser Markierung
Verknüpfung Mehrfach- werden auch in einem separaten Fehlerbaum für
komponente Safety übernommen.
Vorlage Vorlage: Reduziert den Bearbeitungsaufwand bei
(orange) Verwendung mehrerer gleichartiger Komponenten.
Ausfall des Folgen eines Teilsystem: Platzhalter für ein (noch) nicht weiter
detailliertes, untergeordnetes System.
Systems Ausfalls
Verknüpfte Komponente: Ein und dasselbe Element
wurde an mehreren Stellen im Baum eingefügt.
Teilsystem
x2 Mehrfachkomponente: Kompakte Darstellung für
mehrfach vorhandene Komponenten.
Verknüpfte
Mehrfachausfall möglich
Komponente Common Cause: Fehler als Folge gemeinsamer
Ursache.
CC

Phase I: Technik Phase II: System in Einsatzumgebung


Ermittlung von Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Ermittlung von Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit,
Durchschnittliche Ausfallrate

Instandhaltbarkeit und Sicherheit eines Systems in einer Instandhaltbarkeit und Sicherheit eines Systems in der
geschlossenen Umgebung (Reinraum) unter voraussichtlichen Einsatzumgebung unter Berücksichtigung MTBF (Mean Time Between Failure)
Berücksichtigung von Common Cause Faktoren innerhalb externer Einflüsse und Common Cause Faktoren mit Frühausfälle Normalbetrieb Verschleiß Die MTBF ist ein Maß für die Zuverlässigkeit einer Komponente und
des zu analysierenden Systems. Ursprung außerhalb des Systems. Phase mit konstanter Ausfallrate stellt den Kehrwert der Ausfallrate dar. Dabei wird vorausgesetzt,
dass Komponenten nur in einer Phase mit konstanter Ausfallrate
eingesetzt werden, Ausfälle bedingt durch Materialfehler,
Phase III: Gesamtsystem Verschleiß- und Ermüdungserscheinungen also durch
Ermittlung von Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Instandhaltbarkeit und Sicherheit eines Systems im Zusammenspiel mit Qualitätskontrollen und Wartung, ausgeschlossen werden können.
übergeordneten und parallel laufenden Systemen.
Lebensdauer
11 RAMS A3_V01.vsdx ©
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Quantitative
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RAMS Risikoanalyse
w ww.ri skcon .at

Beispiel: Fehlerbaumanalyse Bremssystem als Bestandteil eines TBM-Versorgungszugs 2/3

Waggon

Fahr- Brems- Zugsteu


werk system erung
Lenkung ... • Analysetiefe (Granularität) kann je nach System individuell gewählt werden

CC
• Zwei parallele Subsysteme: Betriebsbremse und Not-Bremse, völlig unabhängig voneinander aktivierbar
Betriebs Not-
bremse Bremse
• Redundante Sicherheitssteuerung durch die selbe Software gesteuert → Fehler = Common Cause
• Steuerung der Bremse durch zwei redundante Kanäle
• Druckluftversorgung nicht sicherheitsrelevant, da Absicherung durch Fail-Safety Ventil

Systemaufbau Betriebsbremse (für 1 Achse) Not-Bremse


Identifizierung der Bremspedal Not-Brems Taster
Komponenten, Aufbau des Elektronik
Systems und Sicherheits-Steuerung Sicherheits-Steuerung
Software Software
Eruieren der kritischen

Kanal B
Kanal A
Ausfallkombinationen Bremsdruckversorgung Bremsdruckversorgung Druckluftversorgung
(Minimalschnitte = MS)
Hydraulik / Pneumatik Steuerventil inkl. Sensorik Steuerventil inkl. Sensorik
Fail-Safety Ventil
Systemstruktur Abschaltventil Abschaltventil

Komponenten Bremssattel (links) Bremssattel (rechts)


Mechanik Lamellenbremse
Zusammenhänge Bremsscheibe (links) Bremsscheibe (rechts)

Reparaturdauer [h] Reparaturkosten [€] • Auflistung der Komponenten in einem Hazard Log
Bewertung der Komponenten MTBF min. erw. max. min. erw. max.
Komponenten • Probabilistische Bewertung der Komponenten
[a]
(Ausfallhäufigkeit, Reparaturdauer und Kosten) mittels
MTBF Abschaltventil 150 1 2 4 1000 2000 4000 Dreipunktschätzung
Bremsdruckversorgung 150 10 16 24 10000 16000 24000
• Festlegung der Wartungsintervalle und des
Bremspedal 150 1 2 3 1000 2000 3000
Bremssattel 150 0,5 1 2 500 1000 2000 Wartungsumfangs
Reparaturdauer Bremsscheibe 150 0,5 1 2 500 1000 2000 • Festlegung einer sinnvollen Analyseperiode, um
… … … … … … … …
aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten
MTBF • Übernahme der Werte in RIAAT
Reparaturkosten Common Cause
[a]
Softwarefehler 10 • Simulation

RAM Analyseperiode = 1a
Bremse
RAM
0,2194

Systemanalyse
Betriebs- Not-
Identifizierung von Common
bremse bremse
Cause-Faktoren mit Ursprung 0,1921 0,00338
innerhalb des Systems und
Einbindung in den Fehlerbaum
Not Brems Lamellen-
Bremse Ansteu- Druckluft- Fail Safe
Bremse Taster bremse
Rad links erung versorgung Ventil
Rad rechts 1000a
150a 0,006644 150a 0,006644
50a 0,0198
0,0009995 5,00h
0,01324 0,01324 0,1647 1,00h 8,00h 1,00h
5.000,00€
1.600,00€ 1.000,00€
Werte Hazard Log → RIAAT 400,00€
NB T DLV FSV
LMB

Brems- Brems- Brems- Brems-


sattel scheibe scheibe sattel Kanal A Kanal B
150a 0,006644 150a 0,006644 150a 0,006644 150a 0,006644 0,1479 0,1479
Common Cause Technik 1,00h
1.000,00€
1,00h
1.000,00€
1,00h
1.000,00€
1,00h
1.000,00€
BSA BSA BSA BSA

Brems- Sicherheits Brems-


Sicherheits
Minimalschnitte/ Hydraulik pedal steuerunge steuerunge pedal Hydraulik
0,0198 150a 0,006644
n n 150a 0,006644 0,0198
Schwachstellen 2,00h
2.000,00€ 0,1306 0,1306
2,00h
2.000,00€

SW SW
Abschalt- Steuerungs- Bremsdruck Sicherheits- Sicherheits- Bremsdruck Steuerungs- Abschalt-
Systemoptimierung ventil ventil inkl.
Sensorik
versorgung
150a 0,006644
steuerung steuerung versorgung ventil inkl.
Sensorik
ventil
150a 0,006644 50a 0,0198 50a 0,0198 150a 0,006644 150a 0,006644
150a 0,006644 16,00h 150a 0,006644
8,00h 4,00h 4,00h 16,00h 8,00h
2,00h 16.000,00€ 2,00h
2.000,00€ 4.000,00€ 4.000,00€ 16.000,00€ 2.000,00€
2.000,00€ 2.000,00€
ASV BDV S-S S-S BDV ASV
SiS SiS

Die beiden Sicherheits-Steuerungen können


jeweils beide Kanäle ansteuern.

• Das RAM-System enthält nur ODER-Verknüpfungen: Beim Ausfall einer Komponente muss diese sofort ausgetauscht werden. Daher ist jeder
Ausfall einer Komponente mit einem Ausfall des Gesamtsystems gleichzusetzen.
• Der komplette Kanal A steuert gleichzeitig sowohl den Bremssattel auf der linken als auch den auf der rechten Seite an. Das Gleiche gilt für
Kanal B.
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RAMS Quantitative
Risikoanalyse w ww.ri skcon .at

3/3
Beispiel: Fehlerbaumanalyse Bremssystem als Bestandteil eines TBM-Versorgungszugs 3/3

R Zuverlässigkeit A Verfügbarkeit
Immediate Corrective Maintenance Time
Ergebnisse
Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95%
Auswertung der Ergebnisse
Systemoptimierungen 22% (VaR95) wird die Ausfalldauer innerhalb
eines Jahres unter 6,4h liegen.

Bremssystem für eine Achse wird während der Analyseperiode 78%


(1a) mit einer Wahrscheinlichkeit von 22% mindestens einmal
auf Grund eines Fehlers Reparaturzeit und Reparaturkosten
Analyseperiode verursachen.

Wartungsintervalle
M Wartbarkeit
Corrective Maintenance Time Corrective Maintenance Cost
Im Beispiel nur ODER Verknüpfungen: Jeder Zu 78% keinerlei Wartungskosten durch
Ausfall einer Komponente entspricht einem Bremse verursacht. 6.200€ werden zu
kritischen Fehler. 95% (Var95) unterschritten.
Wartungsumfang → Maintenance Time (MT) = Down Time (DT).
78%

Performance Level (DIN EN ISO 13849)

Safety
Bremse
Analyseperiode = 1h Safety
Systemanalyse 4,8E-11
Identifizierung von Common
Cause Faktoren mit Ursprung
innerhalb des Systems und Betriebs- Not-
Einbindung in den Fehlerbaum bremse bremse
1,5E-05 3,2E-06

Werte Hazard Log → RIAAT Bremse Bremse Ansteuer Not Brems Fail Safe Lamellen-
Taster Ventil bremse
Rad links Rad rechts ung 150 a 7,6 E-07 50a 2,3 E-06
100 0a 1,1 E-07
1,5E-06 1,5E-06 1,2E-05 1,0 0h 1,0 0h
1.0 00,00 €
5,0 0h
400 ,00€ 5.0 00,00 €
NBT FSV LMB

Common Cause Technik


Brems- Brems- Brems- Brems-
sattel scheibe scheibe Kanal A Kanal B
sattel
150 a 7,6 E-07 150 a 7,6 E-07 150 a 7,6 E-07 150 a 7,6 E-07 1,4E-05 1,4E-05
1,0 0h 1,0 0h 1,0 0h 1,0 0h
1.0 00,00 € 1.0 00,00 € 1.0 00,00 € 1.0 00,00 €
BSA BSA BSA BSA

Minimalschnitte/Schwachstellen
Brems- Brems-
Hydraulik
pedal Sicherheitss Sicherheitss pedal Hydraulik
0,0198
150 a 7,6E-06 teuerungen teuerungen 150 a 7,6E-06 2,3E-06
2,00h 1,1E-05 1,1E-05 2,00h
2.000,00€ 2.000,00€
Systemoptimierung
SW SW
Steuerungs- Sicherheits- Steuerungs- Abschalt-
Abschalt- Bremsdruck Sicherheits- Bremsdruck
ventil inkl. ventil inkl.
ventil Sensorik
versorgung steuerung steuerung versorgung Sensorik ventil
150 a 7,6 E-07 150a 7,6E-07 150 a 7,6 E-07 50a 2,3 E-06 50a 2,3 E-06 150 a 7,6 E-07 150a 7,6E-07 150 a 7,6 E-07
8,0 0h 2,0 0h 16, 00h 4,0 0h 4,0 0h 16, 00h 2,0 0h 8,0 0h
2.0 00,00 € 2.0 00,00 € 16. 000,0 0€ 4.0 00,00 € 4.0 00,00 € 16. 000,0 0€ 2.0 00,00 € 2.0 00,00 €
ASV SiS BDV S-S S-S BDV SiS ASV

Anhand der Ergebnisse der RAMS-Analyse können Maßnahmen


zur Optimierung des Systems getroffen werden:
Setzen von Maßnahmen zur
• Optimieren des Systemaufbaus
Optimierung
• Schaffen von zusätzlichen Redundanzen
• Austauschen besonders anfälliger Komponenten gegen
robustere Bauteile

• Einbau von Überwachungssystemen


→ Fehler rechtzeitig erkennen
• Wartungsintervalle und -umfang
anpassen
• Vermeiden von Common Cause
Failures
www.riaatsoftware.com
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Muster-Industriebaurichtlinie
Dipl.-Phys. Björn Maiworm, Branddirektor
Technische Universität München
Fakultät Maschinenwesen
Lehrstuhl für Nukleartechnik

Landeshauptstadt München
Kreisverwaltungsreferat-Branddirektion
Einsatzvorbeugung -VB-
Innovation, Grundsatzfragen, Nachhaltigkeit
München, 10. Juni 2022
Ihr Referent
• Studium Physik TU Dortmund 1999 – 2005
• Brandreferendariat 2005 – 2007, Branddirektion Essen
• seit 2007 Branddirektion München
− 25 % Einsatzdienst (Direktionsdienst: Ordnungsbehörde / Feuerwehr LHM / Katastrophenschutz)
− Einsatzvorbeugung -VB-: Innovation, Grundsatzfragen, Nachhaltigkeit
− Gremienarbeit
− Bauministerkonferenz Projektgruppe M-IndBauRL
− Bauministerkonferenz Projektgruppe M-HolzBauRL
− Sachverständigenausschuss DIBt „Brandverhalten von Baustoffen“
− DIN NA 4102-20 &-24 „Brandverhalten von Außenwandbekleidungen“
− DIN NA 18009 „BS-Ingenieurverfahren“ - Obmann Teil 2 Personensimulation
− CEN TC 127 WG „fire safety engineering“
− DIN VDE 0132 „Brandbekämpfung in elektrischen Anlagen“ // DIN EN Reihe 62305 Blitzschutz
2
QM-Blick - Wer ist Kunde? EinsatzVorBeugung

Kunden

1,5 Mio Einwohner 2.000 Beschäftigte 2.000 Bauanträge


(+300 in 3J.)
2.000 Veranstaltungen
6 Mio. Touristen 9.600 Feuerbeschauen
300 Funktionen
pro Jahr 24h/7Tage
1000 Blitzschutzanlagen

650 Mio Fahrgäste ÖPNV 100 Mio €/Jahr Budget


pro Jahr (Einnahmen 20 Mio) ausreichend sicher
wirtschaftlich
500.000 Pendler pro Tag 70.000 Einsätze
praxisorientiert
Markt: Aktuelle Herausforderungen Feuerwehr

• Lithium-Ionen-Energiespeicher
Energiewende • Elektromobilität
• PV-Anlagen

• Bauen mit Holz


Nachhaltigkeit • Dämmstoffe aus nachwachsenden
Rohstoffen

• Löschwasserrückhaltung
Umweltschutz Recyclingbetriebe und Altreifenlager
• Grünfassaden
4
VB-Einsatzstellenbegehungen: signifikante Brände
• Ergänzung der bestehenden Statistiken um die
Einsatzstellenpraxis
• Wirkung der Maßnahmen des VB
(FA VB/G; anonyme Auswertung durch BF M)
• Sachschäden, Betriebsausfall, Brandursachen
(Versicherer und Polizei)
• Maßnahmen der Gefahrenabwehr
(CTIF, Statistiken Ministerien & Feuerwehr)
• Brandopfer (Statistisches Bundesamt)
• Brandobjekt, Alarmierung, Anlagentechnik
(Referat 14 vfdb)
5
Masterarbeit bei der Branddirektion – Bewerben Sie sich
• Einsatzstellenbewertung
− Einblick in Feuerwehr, behördlichem Handeln, Ermessen
− Eigenständiges Arbeiten, „in situ“ Untersuchungen

6
Rechtliche Einordnung Industriebau-Richtlinie
Erarbeitung durch
• Bauministerkonferenz
➢ Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau- und
Wohnungswesen (ASBW)
➢ Fachkommission Bauaufsicht
➢ Projektgruppe M-IndBauRL
§ 2 Abs. 4 MBO (Sonderbautenliste):
„3. Gebäude mit mehr als 1600 m² Grundfläche des
Geschosses mit der größten Ausdehnung,
ausgenommen Wohngebäude und Garagen,“
„18. Regallager mit einer Oberkante Lagerguthöhe
von mehr als 7,50m,“
ODER Abweichungsbegründung bei Gebäuden
kleiner 1.600m² mit ähnlichen Strukturen
7
Erläuterung M-IndBauRL
www.is-argebau.de → Öffentlicher Bereich
→ Mustervorschriften / Mustererlasse → Bauaufsicht /
Bautechnik → Industriebau-Richtlinie - MIndBauRL
(Stand Juli 2014) - Erläuterungen
(Erläuterungen zur Fassung Mai 2019 sind erstellt aber
„unpublished“ – Rechtsstreit angedroht)

Brandschutz im Industriebau. Praxiskommentar


Erläuterungen zur Muster-Industriebaurichtlinie 2014
von Jürgen Wiese, Josef Mayr
(2019er Fassung in Erstellung)

8
Gliederung M-IndBauRL
• 1 Ziel
• 2 Anwendungsbereich
• 3 Begriffe
• 4 Verfahren
• 5 Allgemeine Anforderungen
• 6 Anforderungen an Baustoffe und Bauteile sowie an die Größe der Brandabschnitte im
Verfahren ohne Brandlastermittlung
• 7 Anforderungen an Baustoffe und Bauteile sowie an die Größe der
Brandbekämpfungsabschnitte unter Verwendung des Rechenverfahrens nach DIN 18230-1
• 8 Zusätzliche Bauvorlagen
• 9 Pflichten des Betreibers
• Anhang 1 Grundsätze für die Aufstellung von Nachweisen mit Methoden des
Brandschutzingenieurwesens
• Anhang 2 Anrechenbare Wärmeabzugsflächen nach Abschnitt 6, Tabelle 2
9
1 Ziel M-IndBauRL
Ziel dieser Richtlinie ist es, die Mindestanforderungen an den Brandschutz von Industriebauten zu regeln,
insbesondere an
▪ die Feuerwiderstandsfähigkeit der Bauteile,
▪ das Brandverhalten der Baustoffe,
▪ die Größe der Brandabschnitte bzw.
Brandbekämpfungsabschnitte,
▪ die Rettung von Menschen,
▪ die Anordnung, Lage und Länge der Rettungswege,
▪ wirksame Löscharbeiten. https://www.gdv.de/de/themen/news/wie-grossbraende-in-firmen-versichert-sind-14248

Industriebauten, die den Anforderungen dieser Richtlinie entsprechen, erfüllen die Schutzziele des § 14
MBO; die Sicherheit der Einsatzkräfte ist berücksichtigt.

10
2 Anwendungsbereich
• Industriebauten nach Abschnitt 3.1,
X
• die keine Aufenthaltsräume in einer Höhe von mehr als 22 m i. S. von § 2 Abs. 3 Satz 2 MBO haben.
• Industriebauten,
• die Aufenthaltsräume (§ 2 Abs. 5 MBO) in einer Höhe von mehr als 22 m i. S. von § 2 Abs. 3 Satz 2
MBO haben,
• welche nur vorübergehend zu Wartungs- und Kontrollzwecken begangen werden.
Für diese Industriebauten ist die Muster-Hochhaus-richtlinie nicht anzuwenden.
• Gilt nicht für Reinraumgebäude und Tierhaltungsanlagen
• Erleichterungen möglich bei „geringeren Brandgefahren“
• Überdachte Freianlagen/Freilager
• Nur Aufstellung technischer Anlage, nur vorübergehend begangen (Einhausungen etc.)
• Weitergehende Anforderungen: z.B. für Regallager mit brennbarem Lagergut und Oberkante
Lagerguthöhe > 9,0 mm (Hochregallager)
• (auch Grundlage für Erleichterungen in Sonderbauten z. B. Kfz-Handels (NICHT Rettungswege!)
11
Risikokonzept
• Versagenswahrscheinlichkeit Bauteile pf (1/Jahr)
• Die bauordnungsrechtliche Risikobewertung basiert insbesondere auf folgenden Randbedingungen für
den mehrgeschossigen Wohnungsbau:
• Bauordnungsrechtlich zulässiger Brandabschnitt eines Gebäudes mit n=4 Geschossen,
• Brandbelastung qR = 300 kWh / m²,
• Feuerbeständige Ausbildung der tragenden und aussteifenden Bauteile und
• Annahme einer durchschnittlich vorhandenen brandschutztechnischen Infrastruktur
(öffentliche Feuerwehr und Löschwasserversorgung).
• Verfahren der Transformation ist durch die Norm DIN 18230-1 selbst validiert
• (Anmerkung: teils „spannende“ Annahmen wie 25 % unverbrannte Restmasse = „Besenfaktor“)
• Grundlagen: Bub, Kersken-Bradley, Hosser, Nowak, Schneider, Schubert, Empfehlungen zur
Festlegung von Sicherheitsanforderungen im konstruktiven baulichen Brandschutz, in Baulicher
Brandschutz im Industriebau. Berlin (1979) S. 5-86
Kersken-Bradley, M.: Brandabschnittsflächen im Industriebau, vfdb-Zeitschrift, Heft 2 /2010
12
3 Begriffe
• Industriebauten
• Industriebauten sind Gebäude oder Gebäudeteile im Bereich der Industrie und des Gewerbes, die der
Produktion (Herstellung, Behandlung, Verwertung, Verteilung) oder Lagerung von Produkten oder
Gütern dienen.
• I. S. dieser Richtlinie ist die Grundfläche
➢ eines Industriebaus die Fläche zwischen den aufgehenden Umfassungsbauteilen und
➢ von Räumen innerhalb eines Industriebaus die Fläche zwischen deren Umfassungswänden
• Brandabschnitt vs. Brandbekämpfungsabschnitt (→ Abschnitt 7 Verfahren)
• Eingeschossiger Industriebau = Erleichterungen
• Sicherheitskategorie K1 bis K4 („ohne“ / BMA / Werkfeuerwehr / Löschanlage)
• Werkfeuerwehr = nach Landesrecht anerkannt (z. B. Feuerwehrgesetz Bayern), innerhalb 5min nach
Alarmierung an Einsatzstelle

13
3 Begriffe - Geschoss, Ebene, Einbau
Geschoss: bemessen, geschlossen (Abschnitt 6 & 7)
Ebene: bemessen, nicht vollflächig (nur Abschnitt 7)
Einbau: nicht bemessen, eng begrenzt

Geschoss
Ebene
Einbau
14
3 Begriffe – Werkfeuerwehr
• Art.15 Abs.2 BayFwG: anerkannt oder angeordnet
• Anzahl nach Abschnitt 3.13 Satz 1 Halbsatz 2
• 5 Minuten Frist: jederzeit (auch außerhalb der Betriebszeiten)
• Zumindest erste Staffel (sechs Feuerwehrangehörige) mit hauptberuflichen Kräften besetzt
Als die Stelle des Industriebaus, von der aus vor Ort erste Brandbekämpfungsmaßnahmen vorgetragen
werden, ist jeder Punkt des Industriebaus zu verstehen (!)

15
4 Verfahren

Grundanforderungen
Abschnitt 5

Abschnitt 7
Abschnitt 6
BBA-Fläche nach Alternativ:
(Brandabschnittsfläche
Berechnung DIN 18230 BS-Ingenieurverfahren
nach Geschossigkeit,
Teil 1 tä, Anforderungen DIN 18009-1
Feuerwiderstand, SK)
Bauteile Skb

16
5 Allgemeine Anforderungen
• Sind immer einzuhalten
• Achtung: Öffnungsklauseln wie „gilt u. a. als erfüllt wenn“
→ gleichwertige Alternativen im System berücksichtigt
• Untererfüllung = nicht gleichwertig = Abweichungsantrag
erforderlich (z.B. 10.010m² statt 10.000m²)
• in sich geschlossenes Konzept
• Erläuterungen klären Begriffe mit Beispielen

17
5.1 Löschwasserbedarf
Zeitraum von zwei Stunden
• von mindestens 96 m³/h bei Abschnittsflächen bis zu 2.500 m² und
• von mindestens 192 m³/h bei Abschnittsflächen von mehr als 4.000 m².
Zwischenwerte können linear interpoliert werden.

Bei selbsttätiger Feuerlöschanlage: 96 m³/h über eine Stunde

18
5.2 – 5.3 Lage, Zugänglichkeit – Hanglagen
• Mit mindestens einer Seite an einer Außenwand
liegend → für die Feuerwehr zugänglich sein.
• Dies gilt nicht für Brandabschnitte und
Brandbekämpfungsabschnitte, die eine selbsttätige
Feuerlöschanlage haben.
• BA und BBA mit mehr als 5.000 m² müssen eine für
Feuerwehrfahrzeuge befahrbare Umfahrt haben
• Richtlinie Flächen für die Feuerwehr
• Kompendium unter
https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/
Kreisverwaltungsreferat/Branddirektion-
Muenchen/Einsatzvorbeugung/Feuerwehrzufahrt.ht
ml
19
5.4 unter der Geländeoberfläche
Kellergeschosse in feuerbeständige Abschnitte teilen
X
1. Erstes KG maximal 1.000 m²
2. Jedes weitere KG 5.00 m²
3. Bei Löschanlage oder lediglich Wasseraufbereitung:
x 3,5 fache

Abgleich Begriffe!
Oberirdische Geschosse - nicht mehr als 1 m unter www.quast.de
Geländeoberfläche
Betriebstechnische Einrichtungen (Pressenkeller, usw):
• maximale Größe wie Einbauten
• maximal 25 % der Fläche Gebäudeart: Pressenkeller mit
Schlingengrube und Haspel
Grundfläche: 509,63 m²
20
5.5 Einbauten
• Statt „Emporen und Galerien“ → „Einbauten“
?
• „Einbauten umfassen einzelne auf gleicher Höhe liegende,
begehbare Bauteile oberhalb von Decken von Geschossen
und Ebenen.“
• „Einbauten sind brandschutztechnisch nicht bemessen.“
− daher Begrenzung – MAXIMAL 25 %
• Tabelle 1: max. Grundfläche einzelner Einbauten
(Faktor F2 der „uralten IndBauRL 2000“)

SK K1 K2 K3.1 K3.2 K3.3 K3.4 K4


max.
Grundfläche 400 600 720 800 920 1000 1400
in m²
21
5.6 Rettungswege
• Ebene & Einbau: zwei bauliche RW > 200 m²
• Mindestens zwei Ausgänge für Räume > 200 m²
• entgegengesetzt liegend
• ein Hauptgang SOLL nach max. 15 m Lauflänge; MUSS 2 m breit sein
• Rettungsweglänge nach 5.6.5 gilt unverändert auch für Ebenen und Einbauten.
• Von jeder Stelle muss
• ein Ausgang ins Freie,
• ein Treppenraum, eine Außentreppe,
• ein offener Gang oder
ein begehbares Dach,
• ein anderer BA oder
ein anderer BBA erreicht werden (sic!)

22
5.6 Rettungswege Erläuterung
Länge RW:
• Abhängig Raumhöhe (kleiner 5m - größer 10m - Interpolation)
• bei einer mittleren lichten Höhe von bis zu 5 m in höchstens 35 m Entfernung,
• bei einer mittleren lichten Höhe von mindestens 10 m in höchstens 50 m Entfernung
• Alarmierungseinrichtung
• bei einer mittleren lichten Höhe von bis zu 5 m in höchstens 50 m Entfernung,
• bei einer mittleren lichten Höhe von mindestens 10 m in höchstens 70 m Entfernung
• Luftlinie (!) = Zirkelschlag
Lauflänge:
• Maximal das 1,5fache der RW-Länge
• Auf Einbauten (= nicht bemessene Bauteile):
• bei Brandbelastung in BBA <15 kWh/m² 50 m
• mit Alarmierungseinrichtung (Auslösung über BMA oder eine selbsttätige Feuerlöschanlage und einer
Handauslösung der Alarmierungseinrichtung), 35 m
• im Übrigen 25 m (Höhendifferenz = 2-facher Abzug) 23
5.6 Rettungswege Erläuterung
Einbau > 200 m²:
1. Nachweis der Entfernung (E) nach Abschnitt 5.6.5
2. Nachweis der Lauflänge (L) nach Abschnitt 5.6.5

Vordach Tiefe ≤ 15 m;
Vordach mindestens zweiseitig offen,
Entfernung (E) nach Abschnitt 5.6.5

24
5.7 Rauchableitung - Hintergrund
- Grundsätze zur Auslegung des § 14 MBO (Brandschutz) der Fachkommission Bauaufsicht
vom Oktober 2008 (DIBt Mitteilungen 1/2009)
- Anforderungen an die Rauchableitung nach Abschnitt 5.7 dienen der Unterstützung der
Brandbekämpfung (Innenangriff der Feuerwehr) und sind auf andere Schutzziele nicht
ausgerichtet.
- Anforderungen müssen unmittelbar ablesbar sein
- Entfall raucharme Schicht
- Einigung auf ein mögliches Szenario
- Einsprüche bei Einführung:
- „viel zu geringe Anforderungen“
- „viel zu hohe Anforderungen“
- „Die Anforderung ist insbesondere erfüllt, wenn…“
25
5.7 Rauchableitung – materielle Anforderungen
• > 200 m² - 1.600 m²
− 1% Öffnungen oberste Stelle / 2% Wände /
− Gleiche Größe an Zuluft; nicht mehr als 12 m²
• > 1.600 m²: natürliche Rauchabzugsanlagen
− Je 40 0m²: mind. 1,5m² aerodynamisch wirksam
− Je 400 m²: mind. 1 RA-Gerät
− Je 1.600 m² Fläche: Auslösegruppe
• Zuluft: mind. 12 m² freier Querschnitt
• Erhöhte Anforderungen an BBA mit Ebenen
− Summierung Flächen aller Ebenen im Dach
− < 5.000 m² Rauchabschnitt im BBA
26
5.8-5.9 Feuerlöschanlagen, BMA
maschinelle Rauchabzugsanlagen
• 10.000 m³/h pro 400 m²
• Jede weitere 400 m²: zusätzlich 5.000 m³/h
• max. 3 m/s Strömungsgeschwindigkeit Zuluft

automatische Feuerlöschanlagen
• Belüftungsanlage automatisch auf ENTLÜFTEN
• In K2 bis K3.4 (also mit BMA): beim Auslösen BMA
(z. B. bei Teilflächenschutz)
• Auf Automatik kann mit Zustimmung
BS-Dienststelle verzichtet werden
(„Feuerwehrmeinung“)
− denkbar: Entrauchungstableau 27
5.10-5.11 Verhinderung Brandausbreitung
• Brandwände und Trennung BBA
• 0,5 m über Dach
• Außenwände 1,0 m aus nichtbrennbaren Baustoffen
• Lichtdurchlässige Teilverglasungen in Feuerwiderstand wie Wände
• Feuerüberschlagsweg: 1,5 m auskragende Platte / Abstand Öffnungen

5.12 Außenwände / Lagerung


• Große Lagerbrände kritisch (Erfahrung Feuerwehr)
• Unterlaufen Infrastruktur (z. B. Sprinkleranlage)
• Entzündung schwerentflammbare Außenwand
„z. B. Paletten, Verpackungsmaterial, Abfälle, Abfallbehälter an Außenwänden […] nur zulässig“
• 6m Abstand, wenn schwerentflammbar (eigentlich 10 m)
• 3m Abstand, wenn nichtbrennbar (eigentlich 5 m)
• ohne Abstand, wenn zur bewerteten Fläche nach 7.4 hinzu
28
5.13 Dächer
• Dächer > 2.500m² unterteilen –
zum BEISPIEL
• DIN 18234-1 und DIN 18234-2
• Tragende Dachschale aus
mineralischen Baustoffen
(z. B. Stahl- oder Porenbeton)
• Stahltrapezprofile tN = 0,75 mm, harte
Bedachung mit NICHT bituminöser
Dampfsperre, nb Dämmstoffe und
Kunststoff-Dachbahnen
• KEINE KINEMATISCHE KETTE
DACHEINSTURZ Grafiken: www.bauder.de
29
5.14 betrieblicher Brandschutz
• Feuerlöscher - ab 1.600 m² Wandhydranten Typ F
(trotz TrinkWVO!)
• Verzicht Wandhydranten nur mit Zustimmung BS-Dienststelle
• „aus einsatztaktischen Gründen“
• z. B. schmales Gebäude mit Umfahrung
• K3 und K4: trockene Steigleitung möglich (Anregung WFV)
• Feuerwehrpläne ab 2.000 m² SUMME der Flächen: Darstellung
von Einbauten / „F0“-Konstruktionen
• Gebäudefunk ab 30.000 m² prüfen
• Brandschutzbeauftragter, Belehrung Miterarbeitende,
Abstand bei Heißarbeiten & Funken u.v.m.
• KEINE KINEMATISCH KETTE DACHEINSTURZ
30
1) Breite des Industriebaus < 40 m
und Wärmeabzugsfläche > 5 %
6 Brandabschnitte OHNE Brandlastermittlung (siehe Anhang 2).
2) Wärmeabzugsfläche > 5 %
(siehe Anhang 2).
3) Für Gebäude der
Gebäudeklassen 3 & 4:
zulässige Größe von 1 600 m².
4) Die zulässige Größe darf um 10
% überschritten werden, wenn
in dem Brandabschnitt die
Produktions- und Lagerräume
Rauch-abzugsanlagen haben,
bei denen
1) je höchstens 200 m² der
Grundfläche ein oder mehrere
Rauchabzugsgeräte mit insgesamt
mindestens 1,5 m² aerodynamisch
wirksamer Fläche im Dach
angeordnet wird,
2) je höchstens 1.600 m² Grundfläche
mindestens eine Auslösegruppe für
die Rauchabzugsgeräte gebildet
wird,
3) Zuluftflächen mit einem freien
Querschnitt von mindestens 36 m²
im unteren Raumdrittel vorhanden
sind sowie
4) die Anforderungen der Nrn. 5.7.4.3
und 5.7.4.4 erfüllt sind.
5) Holzkonstruktionen
(siehe folgende Folien) 31
Holzbau in der Industriebaurichtlinie – robuste Konstruktion
• Auftrag: Überprüfung der Möglichkeiten zur Vereinfachung der
Verwendung des Baustoffes Holz im Industriebau
(Antrag Rheinland-Pfalz) / Fortentwicklung M-IndBauRL 2014
• „Untersuchungsbericht zu Hallen in Holzbauweise nach
M-IndBauRL“ (Prof. Dr.-Ing. Björn Kampmeier – Hochschule Magdeburg-Stendal)
• „nichtbrennbar im Sinne dieser Richtlinie sind Holzkonstruktionen
mit…“ – Fußnote 5 Abschnitt 6
− Kalte Bemessung = robuste Konstruktion
− Mindestabmessungen (10 cm Biegeträger/Zugstäbe; sonst 12 cm)
− Knotenpunkte als Holz-Holz-Verbindungen mit Verbindungsmitteln
nach Tabelle 6.1 der DIN EN 1995-1-2, oder
mindestens zweischnittige Stahl-Holz-Verbindungen mit
eingeschlitzten Blechen
32
6.4 Lagerbereiche
• Lagebereich ohne Löschanlage: maximal 1.200 m² unterteilen
• Freifläche mindestens 3,5 m bei Oberkante Lagergut <4,5 m
• Freifläche mindestens 5,0 m bei Oberkante Lagergut = 7,5 m
• Lagerbereiche > 7,5 m: Löschanlage

33
7 Brandbekämpfungsabschnitte mit Brandlastermittlung
• Brandlastermittlung DIN 18230-1
• Enge Abstimmung mit Normung
• Berechnung äquivalente Branddauer tä
• alle Flächen werden bewertet / gewichtet
• „Je höher, desto kleiner“
BA mit Geschossen
• Brandschottung wird belohnt
• Brandausbreitung wird bestraft
• Begriff „Geschoss“ unnötig
• Grundlage Umstellung im Jahr 2014: Ewige Diskussion:
„Wie viel Prozent der Grundfläche bilden ein Geschoss?“

BBA mit Ebenen


34
7.1 Grundsätze des Nachweises / Risikokonzept
• Bewertete Flächen werden zulässiger Summe gegenübergestellt
• „Grundfläche“ wird mit Faktor 1 bewertet
• Dann: Bewertung Höhenlagen & Ausbreitung
n
AG • FH 1 • FA1 +  AEi • FHi • FAi  zulAbew

i =2
• Höhenfaktor (Bezug = Angriff Feuerwehr):
Höhe über 5m 10m 15m 20m
Bezugnsiveau
Faktor FH 1,1 1,2 1,3 1,4

• Unterirdisch: Verdoppelung 35
7 Ausbreitungsfaktor
• Ausbreitungsfaktor FA
durch Bauteile mit
durch Bauteile
nichtbrennbaren
Öffnungen nach SKb3 Ohne Verschluss
Stoffen dicht
geschlossen
geschlossen
Faktor FA 0,4 0,7 1,7
• Erinnerung: Größte Fläche Faktor 1 (Referenzebene)
• Nichtbrennbar dicht geschlossen:
− maximal 10%,
− sonst Faktor 1,7

36
Zulässige bewertete Flächen
Sicherheits-
tä = 5 min 15 min 30 min 60 min 90 min
kategorie

K1 30.000 20.000 12.000 6.000 4.000

K2 50.000 30.000 18.000 9.000 6.000


• Grundfläche =
K 3.1 60.000 36.000 21.600 10.800 7.200 maximal 75%
K 3.2 66.000 40.000 24.000 12.000 8.000
• Erhaltung
Risikoniveau
K 3.3 76.600 46.000 27.600 13.800 9.200
±15% zu
IndBauRL 2000
K 3.4 83.000 50.000 30.000 15.000 10.000

K4 120.000 70.000 42.000 21.000 14.000


37
7 Beispiel

n bei ermittelt tä < 30 Minuten:


AG • FH 1 • FA1 +  AEi • FHi • FAi  zulAbew Ausführung in Sicherheitskategorie K1 mit zulAbew =
i =2 12.000 m²,
Grundfläche: 2.500 m² x 1,0 x 1,0 = 2.500 m² bei ermittelt tä = 55 Minuten:
Ebene 5 m:1.800 m² x 1,1 x 1,7 = 3.366 m² Sicherheitskategorie K2 mit zulAbew = 10.500 m²,
(interpoliert) ,
Ebene 10 m: 2.000 m² x 1,2 x 1,7 = 4.080 m²
bei ermittelt tä = 60 Minuten:
Gesamt Abew: = 9.946 m²
Kategorie K3.1 mit zulAbew = 10.800 m².
38
7 Beispiel #1
Ein Brandbekämpfungsabschnitt habe die Grundfläche von 1.500 m² sowie Ebenen
von jeweils 900 m² Grundfläche auf dem Höhenniveau +5 m bzw. +10 m.
Abew = AEi x FHi x FAi

= 900 x 1,2 x 1,7; 1.836 m²

+ 900 x 1,1 x 1,7; 1.683 m²

+ 1.500 x 1,0 x 1,0; 1.500 m²

= 5.019 m²

39
7 Beispiel #2
Variante FALL 2 sei im Beispiel nunmehr eine geschlossene Geschossdecke
gegenüber dem Niveau +5,0 m ausgebildet.
Abew =

= 900 x 1,2 x 1,7; 1.836 m²

+ 1.500 x 1,1 x 0,4; 660 m²

+ 1.500 x 1,0 x 1,0; 1.500 m²

= 3.996 m²
40
7 Beispiel #3
In einer weiteren Variation FALL 3 sei der Fußboden der unteren Ebene unterhalb des
Bezugsniveaus der Feuerwehr-Angriffswege.

Abew =

= 900 x 1,1 x 1,7; 1.683 m²

+ 900 x 1,0 x 1,7; 1.530 m²

+ 1.500 x 2,2 x 1,0; 3.300 m²

= 6.513 m² 41
Ergebnis Fallbeispiele #1 & #2
Die Bewertung ergibt sich im Abgleich zu Tabelle 5 des Kapitels 7.4 wie folgt:
- Im FALL 1: bewertete Fläche von 5.019 m² zulässig in Sicherheitskategorie K 1
(ohne brandschutztechnische Infrastruktur), bei Brandlastermittlung mit äquivalenter
Branddauer tä < 60 Minuten ergibt (Wert 6.000 m² > 5.019 m²).
Bei einer größeren ermittelten äquivalenten
Branddauer wäre die Fläche in
Sicherheitskategorie K 2 (also mit
Brandmeldeanlage) zulässig.

Im FALL 2 könnte die Fläche unabhängig vom Ergebnis einer Brandlastermittlung tä


= 90 Minuten gestattet werden (Wert 4.000 m² > 3.996 m²). 42
Ergebnis Fallbeispiel #3
Im FALL 3 schließlich wäre die Fläche in
Sicherheitskategorie K1 zulässig bis zu einer äquivalenten
Branddauer tä = 57 Minuten durch Interpolation der Fläche
von 6.513 m² zwischen den Werten 12.000 m² (tä = 30
Minuten) bzw. 6.000 m² (tä = 60 Minuten).

Bei einem Nachweis tä von etwa 60 Minuten wäre


Sicherheitskategorie K 2, also eine Brandmeldeanlage
vorzusehen. Für eine höhere nachgewiesene
äquivalente Branddauer wäre mindestens Kategorie K 3.1
bzw. Sprinklerung Sicherheitskategorie K 4 vorzusehen.

43
DIN 18230-1 Rechengang

44
Bewertete Brandlast
• Brandlastermittlung qR
Bewerte Brandlast qb in Bezug auf Grundfläche ABBA -> bewertete Brandbelastung qR:

• Heizwert aus Literatur, Abbrandfaktor m aus DIN 18230-3


• Kombinationsbeiwert ψ für Behälter, geschützte Brandlasten
• Geschützte Brandlasten: z. B. innerhalb Maschinen

45
Äquivalente Branddauer
• Brandlastermittlung qR

• Äquivalente Branddauer: tä = qR * c * w [min];


• Umrechnungsfaktor c – berechnet oder pauschal 0,25 // Einfluss Umfassungbauteile
• Wärmeabzugsfaktor: w = w0 * αW [-];
(w0 = Faktor für Wärmeabzugsflächen; α für mittlere Höhe Abschnitt)
Wärmeabzugsflächen nach Anlage 2

• Erforderlicher Feuerwiderstand erf tf = tä * γ * αL;


• Sicherheitsbeiwert γ = Versagenswahrscheinlichkeit & Eintrittswahrscheinlichkeit Brände
• Zusatzbeiwert αL = brandschutztechnische Infrastruktur

46
7.2.1 Brandsicherheitsklasse SKb3: hohe Anforderungen
a) Wände und Decken, die Brandbekämpfungsabschnitte zu den Seiten, nach oben und nach

Sicherheitsbeiwert γ
unten von anderen Brandbekämpfungsabschnitten trennen, Geschossdecken und Decken
von Ebenen;
b) Trennwände und Decken zur Abtrennung von Brandlasten nach DIN 18230-1 einschließlich
ihrer Tragwerke;
c) Tragende und aussteifende Bauteile, deren Versagen zum Einsturz der tragenden
Konstruktion (Tragwerk, Gesamtkonstruktion) oder der Konstruktion des Brandbekämpfungs-
abschnitts führen kann;
d) Lüftungsleitungen und dergleichen, die Brandbekämpfungsabschnitte überbrücken,
einschließlich Brandschutzklappen;
e) Installationsschächte und -kanäle, die Brandbekämpfungsabschnitte überbrücken;
f) Feuerschutzabschlüsse, Rohrabschottungen, Kabelabschottungen und dergleichen in
Bauteilen, die Brandbekämpfungsabschnitte trennen;
g) Stützkonstruktion von Behältern mit < 1.
7.2.2 Brandsicherheitsklasse SKb2: mittlere Anforderungen
a) Bauteile, deren Versagen nicht zum Einsturz der tragenden Konstruktion (Tragwerk,
Gesamtkonstruktion) oder der Konstruktion des Brandbekämpfungsabschnitts führen kann,
wie nicht aussteifende Decken von Ebenen; dies gilt nicht für raumabschließende Bauteile
wie Geschossdecken und Trennwände;
b) Bauteile des Dachtragwerkes, deren Versagen zum Einsturz der übrigen
Dachkonstruktion des Brandbekämpfungsabschnitts führen kann, einschließlich ihrer
Unterstützungen; dies gilt nicht für Bauteile des Dachtragwerks, wenn ihr Versagen zum
Einsturz der tragenden Konstruktion oder der Konstruktion des Brandbekämpfungsabschnitts
führt;
c) Lüftungsleitungen und dergleichen, die Bauteile mit geforderter Feuerwiderstandsfähigkeit
überbrücken, einschließlich Brandschutzklappen;
d) Installationsschächte und -kanäle, die Bauteile mit geforderter Feuerwiderstandsfähigkeit
überbrücken;
e) Feuerschutzabschlüsse, Rohrabschottungen, Kabelabschottungen und dergleichen in
trennenden Bauteilen mit geforderter Feuerwiderstandsfähigkeit.
7.2.3 Brandsicherheitsklasse SKb1
Entsprechend ihrer brandschutztechnischen Bedeutung werden an Bauteile des
Dachtragwerkes, sofern das Versagen einzelner Bauteile nicht zum Einsturz der übrigen
Dachkonstruktion des Brandbekämpfungsabschnitts führt, geringe Anforderungen gestellt.
47
Zusatzbeiwert αL
Berücksichtigung Werkfeuerwehr und
brandschutztechnische Infrastruktur
• Erwartung, dass Werkfeuerwehr
innerhalb des 5 min Zeitfensters den
Brand eingrenzt und Bauteile seltener
einem Brand ausgesetzt warden, die
zu Versagen führen
• Werte sind de facto geraten

https://www.facebook.com/brandweetjes/videos/596476648266083 48
Wärmeabzugsflächen Anhang 2
www.fvlr.de FVLR Heft 19

Folgende Flächen dürfen ohne weiteren Nachweis als Wärmeabzugsflächen angesetzt werden:
• Ständig vorhandene Flächen von Öffnungen im Dachbereich oder in Wandbereichen, die ins Freie führen
• Flächen von Rauch- und Wärmeabzugsgeräten nach DIN EN 12101-2
• Flächen von Toren, Türen und Lüftungseinrichtungen, die ins Freie führen und die von außen ohne Gewaltanwendung
geöffnet werden können; dazu reichen betriebliche / organisatorische Maßnahmen
• Flächen von Öffnungen mit Abschlüssen oder Einrichtungen aus Kunststoffen mit einer Schmelztemperatur ≤ 300 °C
• Flächen von Öffnungen mit Verglasungen, die bei Brandeinwirkung ganz oder teilweise zerstört werden, wie:
• Verglasungen mit Einfach-Fensterglas
• Verglasungen mit handelsüblichem Zweischeibenisolierglas
• Flächen von Öffnungen, die mit Materialien abgedeckt oder verschlossen sind, die bei Brandeinwirkung zerstört werden
• Als Wärmeabzugsfläche gilt jeweils:
• die lichte freiwerdende Öffnung
• bei Rauch- und Wärmeabzugsgeräten die geometrisch freie Fläche der Eintrittsöffnung
• bei nach DIN 18232-4 geprüften Wärmeabzügen die jeweils bei der Prüfung festgestellte Wärmeabzugsfläche
• in anderen Fällen vereinfacht auch 85 % der Fläche, die sich aus den Rohbaumaßen ergibt 49
KEINE Wärmeabzugsflächen Anhang 2
Verglasungen, deren Zerstörung im Brandfall nicht zu
erwarten ist oder die im Brandfall nicht
geöffnet werden können, wie z. B.:
• Brandschutzverglasungen
• Angriffshemmende Verglasungen
• Verglasungen mit Drahtglas
• Verbundsicherheitsglas
• Dreischeibenisolierglas
dürfen nicht angerechnet werden.

Brandentwicklung mit und ohne Wärmeabzug


Grafik: FVLR Heft 19
50
Beispiel Einfluss Wärmeabzug auf erf tf

Grafik: FVLR Heft 19


51
7.6 mehr als 60.000m² - „lex Automobilbau“
• eingeschossigen Industriebauten ohne Ebenen und OHNE BEMESSUNG der Bauteile
• rechnerische Brandbelastung nicht mehr als 100 kWh/m² und
• Werkfeuerwehr vorhanden
• (konzentrierte Brandbelastung bis 200 kWh/m² < 10m²
rechnerische Brandbelastung <200kWh/m² bis 400m²)
• Flächengrößen in Abhängigkeit von der Hallenhöhe:
• bis zu 90.000 m² bei einer lichten Raumhöhe von mehr als 7,0 m,
• bis zu 120.000 m² bei einer lichten Raumhöhe von mehr als 12,0 m
• Anforderungen
• Mehr als 15 kWh/m² = selbststätige Feuerlöschanlage; www.focus.de
• immer mit BMA und Alarmierungseinrichtung
• BBA ohne Löschanlage befahrbar für Feuerwehr
• Löschwasser mind. 192 m³/h für mind. 2 h
• Löschwasserentnahme im BBA
52
7.7 Unterbemessung
• Eingeschossig, ohne Ebenen
• Keine Anforderungen an die tragenden
und aussteifenden Bauteile
• Wärmeabzug nicht in K4
• Fußnote 2: 10% mehr Fläche bei
besserem Rauchabzug
(analog Abschnitt 6 Regelung)
• Achtung: Abschnitt 5 gilt weiter
→ keine kinematische Kette

53
8 zusätzliche Bauvorlagen
Die Bauvorlagen müssen, soweit erforderlich, zusätzlich zu § 11 Abs. 1 MBauVorlV* folgende Angaben
erhalten:
• zur Zuordnung des Industriebaus zu den Sicherheitskategorien
• über das gewählte Verfahren nach Abschnitt 6, 7 oder Anhang 1
• zur Gebäudefunkanlage
• Lagerbereiche unter Vordächern, vor Außenwänden und auf Freiflächen
beim Nachweis nach Abschnitt 6
• zur Größe der Brandabschnitte, Flächen und Lage von Einbauten in den Geschossen, Lage der
Brandwände und zu den Freiflächen nach 6.4.1
beim Nachweis nach Abschnitt 7
• zur Berechnung nach DIN 18230-1 mit den Unterlagen zur Dokumentation mit den festgelegten
Eingangsparametern, insbesondere der rechnerischen Brandbelastung nach DIN 18230-1
• Größe der Brandbekämpfungsabschnitte, Höhenlage und Flächen der Ebenen, Fläche und Lage von
Einbauten innerhalb der Brandbekämpfungsabschnitte
54
9 Pflichten des Betreibers
Änderungen der brandschutztechnischen Infrastruktur sowie eine Erhöhung der Brandlast erfordern eine
Überprüfung des Brandschutzkonzeptes.
Ergibt sich daraus eine niedrigere Sicherheitskategorie, eine höhere äquivalente Branddauer tä oder
eine höhere rechnerisch erforderliche Feuerwiderstandsdauer erf tF, so liegt eine Nutzungsänderung
vor. Solche Nutzungsänderungen bedürfen dann eines Bauantrages und einer Baugenehmigung, wenn sich
aus ihnen höhere Anforderungen ergeben. Dies gilt auch bei Änderungen und Ergänzungen des
Brandschutzkonzeptes nach Erteilung der Baugenehmigung.

55
Anhang 1:
DIN 18009-1:2016-09

56
Ausblick: DIN 18009-1 & Logistiklager „K4plus“

www.bvfa.de www.bilan.ch

57
Ausblick: DIN 18009-1 & Logistiklager „K4plus“

http://lakesideindustries.com/amazon-fulfillment-center/

58
Ausblick? DIN 18009-1 & Logistiklager „K4plus“
• Risiko = Eintrittswahrscheinlichkeit x Schadensausmaß
• K4 = Eintrittswahrscheinlichkeit reduziert durch Löschanlage und Feuerwehr
• Schadensausmaß: größere Halle = größeres Ausmaß
• Idee: Videofrüherkennung: < 1 min
• X-fach größere Flächen als in K4 ermöglichen
• ABER: größere Hallen auch größere Entwicklungszeit Feuerwehr

• Folgerung: Sind 1-2 min frühere


FW-Alarmierung tauglich für Risikoerhöhung um Faktor X?

• These Maiworm: „Früherkennung als Kompensation zur Schutzzielerreichung ist zwecklos, da


zusätzliche Kompensation durch öffentliche Feuerwehr zu Risikoausgleich „Löschanlage“ untauglich.“
https://www.youtube.com/watch?v=DsbreUl89t8 (WDR: Feuer & Flamm S04E01) 59
1
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Vorlesung Brandschutzingenieurwesen Technische Universität München

Brandschutzingenieurwesen

BRANDSZENARIEN /
BEMESSUNGSBRÄNDE I
2
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Vorlesung Brandschutzingenieurwesen Technische Universität München

Quelle: www.zempow.de Quelle: www.nachrichten.at


3
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Vorlesung Brandschutzingenieurwesen Technische Universität München

Voraussetzungen für einen Brand


Zündenergie

• Brennstoff

• Wärme

• Sauerstoff
Brennstoff

• Zündenergie

CH4 + 2 02 --> 2 H20 + CO2


Wärmeenergie
CH8O2 + 4,5 02 --> 3 CO2 + 4 H20 + CO + C
Rauch
4
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Vorlesung Brandschutzingenieurwesen Technische Universität München

Voraussetzungen für einen Brand / Verbrennung

http://www.esa.int
5
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Vorlesung Brandschutzingenieurwesen Technische Universität München

Mechanismen des Wärmetransport

• Wärmeleitung

• Wärmeströmung

• Wärmestrahlung

hybridmedic.blogspot.com
6
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Vorlesung Brandschutzingenieurwesen Technische Universität München

Mechanismen des Wärmetransport

Wärmeleitung (Konduktion)
• Wärmetransport in Festkörpern und „ruhenden Flüssigkeiten“
• Übertragung durch Molekülschwingungen und Leitelektronen
• stationär, instationär

stationär:
(T2 − T1 )
qɺl′′ = λ ⋅
d
instationär:
∂ 2T
qɺl′′ = λ ⋅ 2
∂x
∂T ∂T λ ∂ 2T
qɺl′′ = ρ ⋅ c p ⋅ = ⋅ 2
∂t ∂t ρ ⋅ c p ∂x
– Wärmestromdichte aus Wärmeleitung [W/m²]; λ - Wärmeleitfähigkeit [W/(mK)]; cp – spezifische Wärmekapazität [J/(kgK)]; ρ - Rohdichte
[kg/m³]; T – Temperatur [K oder °C]; d – Bauteildicke [m]; t – Zeit [s]
7
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Vorlesung Brandschutzingenieurwesen Technische Universität München

Mechanismen des Wärmetransport

Wärmeströmung (Konvektion)
• Wärmetransport in bewegten Flüssigkeiten oder Gasen
• Übertragung zwischen Festkörper und bewegten Fluid – Grenzschicht
• Wärmeübergangskoeffizient α abhängig von:
Fluid- und Oberflächeneigenschaften sowie äußere Einwirkung
• erzwungene -, freie Konvektion

qɺc'' = α c ⋅ (T f − Ts )

α c ⋅ L0
Nu =
λf
SFPE fire protection handbook 3rd edition

– Wärmestromdichte aus Wärmeströmung [W/m²]; Nu – Nußelt Zahl; αc – konvektiver Wärmeübergangskoeffizient [W/(m²K)];


Tf Temperatur Fluid [K oder °C]; Ts Temperatur Oberfläche [K oder °C]; λf – Wärmeleitfähigkeit Fluid [W/(mK)]; L0 – charakteristische Länge [m]
8
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Vorlesung Brandschutzingenieurwesen Technische Universität München

α c ⋅ L0
Nu =
λf

αc Brandraum αc Raum 20°C αc+r Raum 20°C


(W/m²K) (W/m²K) (W/m²K)

ETK 25 4 9
HC 50 4 9
Brandmodell 35

SFPE fire protection handbook 3rd edition DIN EN 1991-1-2


9
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Vorlesung Brandschutzingenieurwesen Technische Universität München

Mechanismen des Wärmetransport


Wärmestrahlung
H.Baehr Wärme und Stoffübertragung

• Wärmetransport durch elektromagnetische


Wellen
• ausgehend von Festkörpern, Flüssigkeiten
und Gasen
• Abhängig von Oberflächenbeschaffenheit,
Absoluttemperatur, Aussehen,
geometrische Anordnung

qɺr'' = ε ⋅ σ ⋅ T 4
1 cosβ1 ⋅ cosβ2
ϕ12 = ⋅∫∫
π ⋅ A 1 A1 A2 s2
⋅ dA1 ⋅ dA2

Qɺ12 = C12 ⋅ A ⋅ (T14 − T24 )

– Wärmestromdichte aus Wärmestrahlung [W/m²]; Q12 – Wärmestrom [W]; ε – Emissionszahl [-]; σ - Stefan-Boltzmann-Konstante 5,67 ⋅ 10-8 [W/(m² K4)];
T1 Absoluttemperatur Strahler [K]; T2 Absoluttemperatur Empfänger [K]; A – Fläche [m²]; ϕ12 – Einstrahlzahl [-]; C12 – Strahlungsaustauschzahl [W/m²K4]
10
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Vorlesung Brandschutzingenieurwesen Technische Universität München

Mechanismen des Wärmetransport


Wärmestrahlung

ε f = (1 − e−κ ⋅S ) s

ε [-]
Flamme (EC1) 1
Ruß 0,96
Baustoff (EC 1) 0,8
Beton (EC2) 0,7
Stahl (EC3) 0,7 (Baustahl) ; 0,4 (nichtrost. Stahl)

εf – Emissionszahl Flamme [-]; κs – Absorptionskoeffizient Ruß [m-1]; s – Ausdehnung der Gasschicht [m]
11
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Vorlesung Brandschutzingenieurwesen Technische Universität München

Flashover

Temperatur [°C]
1000

Brandbeginn Brandentwicklung Vollbrand Abkühlung


500

Entzündung
20
Zeit

Phase Brandbeginn Brandentwicklung Vollbrand Abkühlung

aufheizen des ventilations-


Brandverhalten brandlastgesteuert brandlastgesteuert
Brennstoffes gesteuert

Menschliches Brandfrühbekämpfung
Brand vermeiden Tod
Verhalten (Feuerlöscher), Flucht

Rauchmelder,
Rauchmelder, Feuer- und Flammenaustritt nach Außen
Erkennung Wärmemelder, manuelle
Gasmelder durch Öffnungen
Auslösung
Löschen per
Aktive Sprinkleranlage oder
-------- Kontrolle durch die Feuerwehr
Maßnahmen Feuerwehr.
Rauchkontrolle
Passive Wahl des Entzündbarkeit, Feuerwiderstand (Raumabschluss und
Maßnahmen Baustoffes Brandausbreitung Tragfähigkeit
12
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Vorlesung Brandschutzingenieurwesen Technische Universität München

Einflüsse auf den Brandverlauf


(nach Kordina) Art

Brandbelastung Menge

Temperatur
Anordnung

Brandverlauf Luftzufuhr

Raumgeometrie
Dauer

Wärmeverlust Öffnungen

Bauart
13
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Raumbrandversuch
14
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Raumbrandversuch

Zündung der Brandlast


15
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Raumbrandversuch

8. Brandminute: Entstehungsbrand, begrenzter Feuerüberschlag


16
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Raumbrandversuch

12. Brandminute: entwickelter Brand, Flammen unter Decke


17
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Raumbrandversuch

12. Brandminute: selbständige Entzündung entfernter Gegenstände, flächige Ausbreitung


18
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Raumbrandversuch

13. Brandminute: Vollbrand, Flammenaustritt aus der Fassade


19
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Raumbrandversuch

13. Brandminute: Flammenaustritt aus der Fassade


20
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Brandverlauf / Brandmodell
• Entstehungsbrand
örtlich begrenzt (maximal 1 m²), beginnende Schichtung des Rauchs über die Raumhöhe, Heißgase
unterhalb der Decke < 200°C, kein Rauchaustritt aus dem Raum, Energiefreisetzung < 0,5 MW

• Entwickelnder Brand
räumliche Ausdehnung größer als 1 m², Flammen unter der Decke, Heißgasschicht 200 – 350°C
(lokal 500°C) Austritt von Rauch aus dem Brandraum, Energieabgabe 0,8 - 1,5 MW,

Durchzündung der Pyrolysegase „flash over“


starke Vergrößerung der Brandfläche Energieabgabe 2 bis 3 MW, Heißgasschicht ca. 500 – 600°C

• Vollbrand
vollständig Flammenausbreitung im Raum, flächige Beanspruchung der raumabschließenden
Bauteile, Temperaturen 600 - 1000°C , Flammenaustritt aus dem Raum (Flur oder Fassade)
Energieabgabe ca. 4 – 6 MW im Raum, 1 – 2 MW außerhalb des Raumes
21
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Entzündung von Materialien

Brandtemperatur:
Temperatur der bei der
Verbrennung freiwerdenden
Wärme

Zündtemperatur:
(TZ) Punkt der Selbstentzündung an der Luft, keine Zündquelle

Brennpunkt:
selbständiges weiterbrennen nach Entflammung

Flammpunkt:
(TFP) erstes Aufflammen des Gas-Luft-Gemisches bei Anwesenheit
einer Zündflamme, ohne weiterbrennen
22
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Entzündung von Materialien


• nur Gasgemische brennen, (LFL) (UFL)
• thermische Aufbereitung von Festkörper und Flüssigkeiten notwendig (Pyrolyse,
Verdampfung)
• Zersetzungsgeschwindigkeit Funktion der Temperatur

LFL (V %) UFL (V %) TZ [°C]


Benzol 1.3 7.9 560
Methan 5.0 15.0 540
Propan 2.1 9.5 450

TFP [°C] TG [°C]


Aceton -18 56
Methanol 12 64
Ethanol 13 78
SFPE fire protection handbook 3rd edition

Tz – Zündtemperatur; TFP – Flammpunkt-Temperatur; TG Siedepunkt, Verdampfung


23
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Entzündung von Materialien


• Entzündungstemperatur von Festkörper abhängig von
Temperaturentwicklung
• Material ohne Temperaturgradient „thermally thin“
• Materialien mit Temperaturprofil „thermally thick“
• Thermophysikalische Eigenschaften beeinflussen
Entzündung
• Einfluss Wärmegewinne und Wärmeverluste

SFPE fire protection handbook 4th edition


Nach Mikkola/Wichman:

π (Tig − T0 ) 2
„thermally thick“ tig = ⋅ λ ⋅ ρ ⋅ c p ⋅
4 (qɺe′′ − qɺcrit
′′ ) 2
(Tig − T0 )
„thermally thin“ tig = d ⋅ ρ ⋅ c p ⋅
(qɺe′′ − qɺcrit
′′ )
– einwirkende Wärmestromdichte [W/m²]; – kritische Wärmestromdichte [W/m²]; Tig – Temperatur Entzündung [°C]; T0 – Umgebungstemperatur
[°C]; λ - Wärmeleitfähigkeit [W/(mK)]; cp – spezifische Wärmekapazität [J/(kgK)]; ρ - Rohdichte [kg/m³]; d – Bauteildicke [m]; tig – Zeit zur Entzündung [s]
24
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Entzündung von Materialien


• Experimentelle Bestimmung z.B. Cone Kalorimeter

Drysdale An introduction to fire dynamics SFPE fire protection handbook 3rd edition
Table 6.8 Figure 3-4.3
25
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Brandlastgesteuert
Mittelwert der Temperaturen unter der Decke im Brandraum

Brandlast: 1200

1000

• 475 kg Normbrandholz
• ausreichende 800

Temperatur [ °C ]
Sauerstoffzufuhr 600

400

200

0
0 10 20 30 40 50 60
Zeit [min]

ETK MW Decke

Brände im Außenbereich bzw. mit ausreichender Sauerstoffzufuhr verlaufen immer


„brandlastgesteuert“, d.h. ausschließlich in Abhängigkeit von der Art, Menge und
räumlicher Aufteilung der zur Verfügung stehenden Brandlast.
26
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Ventilationsgesteuert
• Sauerstoffunterversorgung
800

• Kohlenmonoxidüberschuss
700

600 unterventilierter Brand


• starke Rauchentwicklung
500

• Flammen außerhalb Brandraum

Tem peratur in °C
400
Öffnung des Fensters in der 27.
300 Minute

200

100

0
0 5 10 15 20 25 30

Zeit in min

MW - Decke

Für Glimm und Schwelbrände Gefahr


des „back drafts“ bei Sauerstoffzutritt,
z.B. Öffnung von Türen und Fenstern
27
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Bemessungsbrand
Der Bemessungsbrand (Design fire) ist die quantitative
Beschreibung des möglichen zeitlichen Brandverlaufs in
Form von zeitabhängigen, spezifischen Parametern

- Wärmefreisetzungsrate
- Rauchpotential
- Brandausbreitungsgeschw.

- Temp. Zeit Funktion


- Rauchentwicklung

Im Rahmen von Brandschutzkonzepten wird davon ausgegangen, dass es zeitgleich


nur an einer Stelle im Gebäude brennt.
28
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Bemessungsbrände für einzelne brennende Gegenstände


• Beurteilung der Entzündbarkeit, Brandausbreitung sowie Wärme-
und Rauchfreisetzung

• Brandverhalten einzelner Gegenstände kann im Allgemeinen nicht theoretisch


abgeleitet werden experimentelle Beurteilung

• zeitlich konstante Brandbeanspruchung

• Normative Bemessungsbrände
- SBI-Test (EN 13823)
- Brandschachttest
(DIN 4102-1, DIN 4102-15)
- Brennkasten (DIN 4102-1,
DIN 50050)
- Cone Kalorimeter
29
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Bemessungsbrände für Brandausbreitungsphase


• Einbindung benachbarter Gegenstände in das
Brandgeschehen, Ausbreitung in mehrere
Richtungen

• wesentliche Parameter für Entwicklung und


Ausbreitung des Brandes sind:

- Art und Lagerungsdichte des


Brennstoffes
- Menge des Brennstoffes
- Verfügbarer Sauerstoff
- Lage des Brandortes im Brandraum
- Art der Umfassungsbauteile
FE course UC Canterbury
30
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Bemessungsbrände für Brandausbreitungsphase


Wärmefreisetzung bei geringer Bestimmtheit der Brandbedingungen

Grundlage:
verschiedene Brandausbreitungsgeschwindigkeiten

= α ⋅ t2 Brand α = 1,055/tα2

= (tBrand / tα)²

- Wärmefreisetzungsrate [kW]
- Anstieg der Wärmefreisetzungsrate [kW/s2] Quelle: vfdb

tbrand - Branddauer ohne Schwelbrandphase [s]


tα - Zeit Brandentwicklung bis zum Erreichen von 1,055 MW [s]
31
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Bemessungsbrände für Brandausbreitungsphase


Geschwindigkeit der Brandentwicklung für unterschiedliche Nutzungsarten

tg

DIN EN 1991-1-2/NA 2010-12

Quelle: vfdb 2013


32
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Bemessungsbrände für Brandausbreitungsphase


Standardwerte für α, tα und vaus

Quelle: vfdb 2013

Quelle: vfdb 2013

Quelle: fire engineering design guide 3rd; M. Spearpoint


33
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Arbeitsbeispiel
34
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Wärmefreisetzung
Bsp.:
Bestimmen sie die Wärmefreisetzung in einem Büroraum mit 260 kg
Einrichtungsgegenständen? Der mittlere Heizwert der Mischbrandlast darf zu 20
MJ/kg angenommen werden. Die maximale Wärmefreisetzung ist mit 9 MW
anzunehmen.

Quelle: vfdb 2013


35
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Wärmefreisetzung
Bsp.:
Bestimmen sie die Wärmefreisetzung in einem Büroraum mit 260kg
Einrichtungsgegenständen? Der mittlere Heizwert der Mischbrandlast darf zu 20
MJ/kg angenommen werden. Die maximale Wärmefreisetzung ist mit 9 MW
anzunehmen.

Qfi = E= m * ∆Hc = 260 kg * 20 MJ/kg = 5200 MJ


.
Qp = α*t2
t1 = (Q/α)0.5 = (9 MW / (0.01172*10-3))0.5 = 876 s

Wärmefreisetzung (MW)
Q1 = t1 · Qp/3 = 876 s · 9 MW / 3 = 2629 MJ
Q2 = Qfi - Q1 = 5200 MJ – 2629 MJ = 2571 MJ
∆t2 = E2/Qp = 2571 MJ / 9 MW = 285 s
t2 = 876 s + 285 s = 1161 s
36
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Bemessungsbrände für Brandausbreitungsphase


Wärmefreisetzung bei hoher Bestimmtheit der Brandbedingungen

Grundlage zur Berechnung der Wärmefreisetzung als Funktion der Branddauer:


• Informationen über horizontale Brandausbreitungsgeschwindigkeit
• genaue Abbrandgeschwindigkeit des Brennstoffes

= ABrand ⋅ Hu ⋅ vab ⋅ χverb ⋅ (60 min/h)

- Wärmefreisetzung zum Zeitpunkt t [kW]


ABrand - Brandfläche nach der Branddauer t [m²] (ABrand = π ⋅ v2aus ⋅ t2brand)
Hu - unterer Heizwert des Brennstoffes [kWh/kg]
vab - mittlere spezifische Abbrandgeschwindigkeit [kg/(min ⋅ m²)]
χverb - Verbrennungseffektivität ≤ 1 (typisch 0,8)
37
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Arbeitsbeispiel
38
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Brandausbreitung
Bsp.:
Gegeben sei eine kreisrunde Fläche mit einem Durchmesser von 3 m auf der eine
Brandlast aus Holz und Plastik (30 kg/m²) gelagert wird. Es wird angenommen, dass
sich in der Mitte dieser Fläche ein Brand mit einer Geschwindigkeit von 0,25 m/min in
alle Richtungen ausbreitet.
a) Wann ist mit der maximalen Wärmefreisetzung zu rechnen?
b) Wie groß kann die Wärmefreisetzung angenommen werden?
c) Welche Branddauer erwarten Sie?
39
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Brandausbreitung
a) = · ·
· (3 )
= = 4 = 6 min = 360
· · (0,25 /min)

b) Maximale Wärmefreisetzung zum Zeitpunkt tmax bei langsamer Brandausbreitung:


= ·
,-
= 0,002931 . · 360 = 380 01 = 0,38 21

c) Zu erwartende Branddauer:
" ,8 9∗(: )² =>
3 = ∗ ∗ ∆7 33 = 30 . ∗ ∗ 20 = 4241 2?
< ,8
EFG H IJK · EIJK /: < <M =>H:NO · O,:P =-/:
@A B CD = = = 11040
EIJK O,:P =-

8 = + @A B CD = 360 + 11040 = 11400


40
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Bemessungsbrände für Brandausbreitungsphase


Einfluss von Löschmaßnahmen auf den Bemessungsbrand

spezifische Wasserbeaufschlagung einer


Sprinkleranlage
Wärmefreisetzung bei Auslösen 500 kW

Quelle: vfdb 2006


41
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Bemessungsbrände für Brandausbreitungsphase


• Beendigung und Änderung der Brandausbreitungsphase durch:

- Begrenzung des Brandes durch räumlichen Abstand weiterer brennbarer


Gegenstände zum Brandherd

- einsetzende Löschmaßnahmen

- Erreichen von „flash over“ Bedingungen, Übergang in die Vollbrandphase

- alle brennbaren Stoffe sind bereits am Brandgeschehen beteiligt, Zunahme


der Intensität nicht mehr möglich
42
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Plume - Modell
Modellierung von Plume:

• Plume sind Rauchgassäulen die durch aufsteigende


Heißgase gebildet werden, deren Massestrom sich
durch die Beimischung von Umgebungsluft vergrößert.
• Plumetemperaturen und Geschwindigkeit nehmen mit
zunehmender Höhe und Abstand von Plumeachse ab
• Flammenhöhe durch Auftriebs und
Trägheit bestimmt
• übliche Brände im Verhältnis Q* < 10
• 1 < Q* < 1000 proportional L/D

L
D

L – mittlere Flammenlänge, D – Durchmesser, Q* - dimensionslose Energiefreisetzung Quelle: Enclosure Fire Dynamics; Karlsson / Quintiere
43
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Plume - Modell
• Idealisierte Plume setzen punktförmigen Wärmequelle
und gleichmäßiges Strömungsprofil voraus Quelle: Enclosure Fire
Dynamics; Karlsson /
Quintiere

• Berücksichtigung Massestrom, Impuls,


Energiefreisetzung

• Ausbreitungswinkel des Plumes 15°

• Unterteilung der Bereiche oberhalb einer


brennenden Fläche in:
- Flammenzone
- intermittierende Flammenzone
- Rauchgasplume

• Unterscheidung ob Plume in Rauchgasschicht


ragt oder nicht

R – aufsteigende Masse an Rauch [kg/s]; ∆T – Temperaturanstieg im Plume [°C]


Quelle: vfdb 2006
44
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Plume - Modell
Heskestad:

z0 = 0,083 ⋅ Qɺ 2 / 5 − 1,02 ⋅ D [m]


L = 0,235 ⋅ Qɺ 2 / 5 − 1,02 ⋅ D [m]

5/3
 Qɺ c2 / 5 
∆T = 25 ⋅   [°C ]
 z − z0 
Quelle: Enclosure Fire Dynamics; Karlsson / Quintiere

1/ 3
 Q 
ɺ für z > L :
u0 = 1,0 ⋅  c  [m / s]
 z − z0  mɺ p = 0,071⋅ Qɺ c1/ 3 ⋅ ( z − z0 )5 / 3 + 1,92 ⋅103 ⋅ Qɺ c [kg / s]

für große Durchmesser Formeln nach für z < L :


„Thomas Kinkley“ genauer z
mɺ p = 0,0056 ⋅ Qɺ c ⋅
L
– gesamte Wärmefreisetzungsrate [kW]; – konvektive Wärmefreisetzungsrate [kW]; S – mittlere Flammenhöhe [m]; D – Durchmesser Brandherd [m];
u0 – Geschwindigkeit im Plume [m/s]; z – betrachtete Höhe [m]; z0 – Abstand zum virtuellen Ursprung [m]; ∆T – Temperaturanstieg im Plume [°C]
45
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Plume - Modell
McCaffrey:

2 2 η−1
 κ   z 
 
Quelle: Enclosure Fire
∆T = ⋅  2 / 5  ⋅ T∞ [K ] Dynamics; Karlsson /
 0,9 ⋅ 2g  ɺ
 Qc 
Quintiere
 

η
 z  ɺ 1/ 5
u0 = κ ⋅  ɺ 2 / 5  ⋅ Q [m / s]
 Qc 

Region z/Q2/5 [m/kW2/5] η κ

ständig < 0,08 ½ 6,8 [m1/2/s]


Intermitt. 0,08 – 0,2 0 1,9 [m/(kW1/5s)]
Rauchgas- > 0,2 -1/3 1,1 [m4/3/(kW1/3s)]
Plume

R – aufsteigende Masse an Rauch [kg/s]; ∆T – Temperaturanstieg im Plume [°C] Quelle: vfdb 2009
46
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Plume - Modell Bsp.: Diesel Poolbrand Q= 546 kW


A= 0,36 m² (∅= 0,67 m; □= 0,6 m)
FDS: L Heskestad = 2,2 m

10 x 10cm 10 x 10cm 30 x 30cm


47
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Ceiling Jet - Modell


max

Alpert ceiling jet:


- radial ausbreitende Rauchgasschicht max

! keine definierte Rauchgasschichtung ur


! Deckenstruktur, Lage der Brandlast
ur

Quelle: Enclosure Fire Dynamics; Karlsson / Quintiere

Tmax - T∞ - Temperaturerhöhung im Ceiling Jet [°C]; ur – Ausbreitungsgeschwindigkeit [m/s]; - Wärmefreisetzungsrate [kW];


H – Abstand Brandquelle zur Decke [m]; r – Abstand zur Plume Achse [m]
48
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Arbeitsbeispiel
49
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Ceiling Jet - Modell


Bsp.:
Bestimmen Sie die Temperatur, die auf einen Hitzedetektor in 5 m Entfernung zum
Brandherd, in einem 3m hohen Raum wirkt.
Die Wärmefreisetzung durch den Quellterm soll mit 1200 kW angenommen werden.

a) Welche Temperaturen wirken auf den Hitzedetektor


b) Wann ist mit dieser Temperatur in einer Verkaufsstätte bei diesen geometrischen
Bedingungen zu rechnen?
c) Ist mit einem sofortigen Auslösen zu rechnen wenn
die Auslösetemperatur gemäß Herstellerangaben 89°C beträgt?
50
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Ceiling Jet - Modell


U
a) T
=
:
= 1,65 > 0,18
. .
Z[ (_.`` ab)[
] ]
\[ ([I)[
W − WY = 5,38 · . = 5,38 ∗ . = 69°d
^ [ M,NU[
\
Tmax = 89°C bei Annahme: WY (e f gfh h) = 20°d

b) Für Verkaufsstätten - Brandentwicklung schnell: 8= 150 s


α = 0,00004689 21 ⁄
= ·
M, =-
= = 159 kf0 lmfl
O,OOOO<NPj =-/ ²

c) Nein, da Trägheit der Materialien (RTI)


51
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Pre flash over - Modell


Temperaturentwicklung „pre flashover“:

• Temperaturen unterhalb Decke (20 –


600°C), bevor Brandüberschlag
• Vertikale Öffnungen führen Rauchgase ab
• brandlastgesteuert

ɺ =m
Q ɺ g ⋅ c p (Tg − Ta ) + hk ⋅ A t (Tg − Ta )

1/ 3
 ɺ2
Q 
∆T = 6,85 ⋅  
A H h A 
 O O k t
ɺ = 610 ⋅ (h ⋅ A ⋅ A ⋅ H )1/ 2
Q Quelle: Enclosure Fire Dynamics; Karlsson / Quintiere
fo k t o o

- Wärmefreisetzungsrate [kW]; 8 – Masseverlust durch Öffnung [kg/s]; cp – spezifische Wärmekapazität [kJ/(kgK)]; hk – Wärmeaufnahmekoeffizient;
At – gesamte Umfassungsfläche [m²]; AO – Fensterfläche [m²]; HO – Fensterhöhe [m]; Tg – Heißgastemperatur [°C]; T0 – Temperatur Kaltgasschicht [°C]
52
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Pre flash-over - Modell


Temperaturentwicklung „pre flashover“:

• Ventilationsfaktor = Ao√ Ho
• Öffnungsfaktor = Ao√ Ho/At
[m²]

[m]

• Energieabsorption Umfassungsbauteile [m²]

Wärmeeindringzahl λρcp α

δ2
tp =

λρc p
t < tp hk =
t
λ
t ≥ tp hk = Quelle: Grundlage Ingenieurmethoden im Brandschutz; Schneider
Quelle: Enclosure Fire Dynamics;

δ Karlsson / Quintiere

δ – mittlere Bauteildicke [m], tp – Zeit ab dem statischer Zustand erreicht wird, hk – Wärmeaufnahmekoeffizient [kW/m²K]
53
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Arbeitsbeispiel
54
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Quelle: Enclosure Fire Dynamics; Karlsson / Quintiere

Pre flash-over
Welche Energiefreisetzung ist für das Erreichen von flash over Bedingungen
notwendig, in einem Raum B x L x H = 6,0m x 4,0m x 2,6m mit einer Fensteröffnung
von 2,0m x 2,0m?
Die Umgebungsbauteile bestehen aus 15 cm Leichtbeton.

Mit welcher Wärmestromdichte werden zu diesem Zeitpunkt beinhaltende


Gegenstände auf Fußbodenniveau beansprucht?
Annahme (Temperatur Rauchgasschicht 500 - 600°C, ϕ=1, εres=0.7)
55
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
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Pre flash-over
Fläche der Umfassungsbauteile:
= 2 ∗ (B ∗ H + B ∗ L + H ∗ L) Qɺ fo = 0,007 ⋅ At + 0,378 ⋅ Ao ⋅ H o [ MW ]

= 2 · 6 · 4 + 2,6 · 6 + 2,6 · 4 = 100


Fensterfläche:
O = qO ∗ 7O
O =2 ·2 =4
Zeitpunkt bis zum Erreichen eines stationären
Wärmeleitvorgangs:
r.
R =
<·s
(O,MU )²
R = = 18750 = 5,2 ℎ
<·:,O·MOtu . /
Das Ergebnis stellt eine unrealistische Zeit für den Eintritt eines Flashovers dar (tp >> tflashover),
wodurch für die weitere Betrachtung von instationären Temperaturbedingungen in den
Umfassungsbauteilen auszugehen ist. Für t ≤ tp gilt:
x·y· z
ℎ, =
_
56
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Quelle: Enclosure Fire Dynamics; Karlsson / Quintiere

Pre flash-over
Für die weitere Betrachtung werden exemplarisch zwei Flash-over-Zeipunkte gewählt:
Anmerkung: üblicherweise kann in Wohnräumen nach ca. 5-12 Minuten Brandentwicklung mit
Flashover Bedingungen gerechnet werden.

M= 5 min
x·y· z O,MU- ⁄ ·UOO,8⁄ [ ·MOOO >/,8 {|
ℎ, = = = 0,0158
_ :OO }.
O,U
3A = 610 · ℎ, · · O · 7 O
O,U
3A = 610 · 0,0158 · 100 · 4 ∗ 2 = 1,821

= 12 min
x·y· z O,MU-/ ·UOO,8/ ³·MOOO>/,8 {|
ℎ, = = = 0,0102
. NOO }.
O,U
3A = 610 · ℎ, · · O · 7 O
O,U
3A = 610 · 0,0102 · 100 · 4 ∗ 2 = 1,421
57
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Quelle: Enclosure Fire Dynamics; Karlsson / Quintiere

Pre flash-over
Ein Brand, der sich schnell ausbreitet, benötigt eine Energiefreisetzung von ≈ 1,8 MW, um
einen Flash-over in diesem Raum zu erzeugen.

Ein Brand, der sich langsamer ausbreitet, benötigt eine Energiefreisetzung von ≈ 1,4 MW, um
einen Flash-over in diesem Raum zu erzeugen.

Mit zunehmender Zeitdauer nehmen die Wärmeverlust durch die Umfassungsbauteile ab,
wodurch die notwendige Energiefreisetzung zum Erreichen von Flash-over Bedingungen
abnimmt.

Alternative Berechnung der Energiefreisetzung am Flash-over nach Thomas:


3A = 0,007 ∗ + 0,378 ∗ O ∗ 7O [21]
3A = 0,007 · 100 + 0,378 · 4 · 2 = 2,8 21
58
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Quelle: Enclosure Fire Dynamics; Karlsson / Quintiere

Pre flash-over
einwirkende Wärmestromdichte beim Flash-over:
•• -
= ‚ ∗ ƒ ∗ „ ∗ WM < − W <
[ . ]
mit „ = 5,67 ∗ 10HP 1/ ²… < (Stefan-Boltzmann-Konstante)

Wärmestromdichte bei 500°C Heißgastemperatur


" = 1 ∗ 0,7 ∗ 5,67 ∗ 10HP 1/ ²… < ∗ [(273 °d + 500°d)< −(273 °d + 20°d)< ] = 13,901/ ²

Wärmestromdichte bei 600°C Heißgastemperatur


" = 1 ∗ 0,7 ∗ 5,67 ∗ 10HP 1/ ²… < ∗ [(273 °d + 600°d)< −(273 °d + 20°d)< ] = 22,8 01/ ²
59
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Bemessungsbrände für die Vollbrandphase


• dienen vorrangig zur Auslegung von
tragenden, raumabschließenden
Bauteilen von Gebäuden

• Löschmaßnahmen waren bis zu diesem


Zeitpunkt erfolglos bzw. sind noch nicht
eingesetzt

• Differenzierung in brandlastgesteuerten und ventilationsgesteuerten Bränden

• Unterscheidung in:
- Bemessungsbrände ohne Betrachtung der Brandparameter
- Bemessungsbrände mit Berücksichtigung der spezifischen Einflussparameter
Brandschutzingenieurwesen

Brandszenarien/ Bemessungsbrände II

Dr.-Ing. Norman Werther


Technische Universität München
TUM School of Engineering and Design
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
TUM School of Engineering and Design
Technische Universität München

Wdh. Brandverlauf - Modellbetrachtung

• Brandverlauf Modellbetrachtung
(Zonenmodell)

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II Quelle: Grundlage Ingenieurmethoden im Brandschutz; Schneider 2


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
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Technische Universität München

Bemessungsbrände für die Vollbrandphase

• dienen vorrangig zur Auslegung von


tragenden, raumabschließenden Bauteilen
von Gebäuden

• Löschmaßnahmen waren bis zu diesem


Zeitpunkt erfolglos bzw. sind noch nicht
eingesetzt

• Differenzierung in brandlastgesteuerten und


ventilationsgesteuerten Bränden

• Unterscheidung in:
- Bemessungsbrände ohne Betrachtung der Brandparameter
- Bemessungsbrände mit Berücksichtigung der spezifischen
Einflussparameter

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 3


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
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Bemessungsbrände für die Vollbrandphase


Bemessungsbrände ohne Betrachtung der Brandparameter

1400
1300
1200 RWS - Kurve

1100 Hydrocarbonkurve

1000
900
Temperatur [°C]

ETK
800
700 Außenbrandkurve
600
500
400
Schwelbrandkurve
300
ZTV ING - EBA - Kurve
200 Kurve
100
0
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 180
Zeit [min]

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Bemessungsbrände für die Vollbrandphase


Bemessungsbrände ohne Betrachtung der Brandparameter

Quelle: MFPA

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Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
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Bemessungsbrände für die Vollbrandphase


• Berücksichtigung der Brandparameter
• Ventilation,
• Brandlast,
• Geometrie,
• Umfassungsbauteile,
• Ort, Lage, …

• ventilationsgesteuert - brandlastgesteuert

Experimentell:

𝑚ሶ 𝑓 = 0,092 ∙ 𝐴𝑂 ∙ 𝐻𝑂 [kg/s]

𝑄ሶ = 𝑚ሶ 𝑓 ∙ ∆𝐻𝑐 ∙ 𝜒 [MW]
Quelle: Drysdale Figure 10.2

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Bemessungsbrände für die Vollbrandphase


ventilationsgesteuert - brandlastgesteuert

𝑚ሶ 𝑎𝑖𝑟 𝑚ሶ 𝑎𝑖𝑟
<𝑟 >𝑟 [kg/s]
𝑚ሶ 𝑓 𝑚ሶ 𝑓

𝜌 ∙ 𝑔 ∙ 𝐴𝑂 ∙ 𝐻𝑂 𝜌 ∙ 𝑔 ∙ 𝐴𝑂 ∙ 𝐻𝑂
< 0,235 > 0,29
𝐴𝑓𝑢𝑒𝑙 𝐴𝑓𝑢𝑒𝑙

Brennstoff stöchiometrischer Luftbedarf r


[kg Luft/kg Brennstoff]
Propan ~ 15.5
Benzin ~ 13.5
Holz ~ 5.7
Polystyrol ~ 13.3

Quelle: Drysdale Figure 10.6


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Grundlagen rechnerische Modellierung von Bränden


Energiebilanz entsprechend 1. Hauptsatz Thermodynamik

ℎሶ 𝑐 − ℎሶ 𝑙 + ℎሶ 0 + ℎሶ 𝑤 + ℎሶ 𝑔 + ℎሶ 𝑠 = 0

ℎሶ 𝑐 - pro Zeiteinheit durch Verbrennung und


Brandnebenerscheinungen im Brandraum freigesetzte
Energie
ℎሶ 𝑙 - durch Gaswechsel (Konvektion durch Öffnungen) pro
Zeiteinheit abströmende Energie Rauchgase
ℎሶ 0 - durch Fensterstrahlung pro Zeiteinheit entzogene
Energie
ℎሶ 𝑤 - durch Konvektion und Strahlung an
Umfassungsbauteile pro Zeiteinheit abgegebene Energie
ℎሶ 𝑔 - im Brandraum pro Zeiteinheit gespeicherte Energie der
Rauchgase, welche die Brandraumtemperatur bestimmt
ℎሶ 𝑠 - Sonstige pro Zeiteinheit verlorene Energieanteile
(z.B. Speicherenergie von Einbauten)
Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 8
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Grundlagen rechnerische Modellierung von Bränden


Massebilanz

𝑚ሶ 𝑔 − 𝑚ሶ 𝑙 + 𝑅ሶ = 0

𝑚ሶ 𝑔 - pro Zeiteinheit aus dem Brandraum ausströmende


Rauchgasmengen
𝑚ሶ 𝑙 - pro Zeiteinheit in den Brandraum einströmende
Frischluftmengen
𝑅ሶ - pro Zeiteinheit umgesetzte Brandlast, welche
Energiefreisetzung bewirkt

Keine Berücksichtigung:
- Verbrennung außerhalb des Raumes
- Flammentemperatur

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Grundlagen rechnerische Modellierung von Bränden


Konvektionsenergie
• Ermittlung Strömungsbedingungen (Bernoulli)
• Innen- und Außendruck
innen 𝑝1 = 𝑝0 − 𝜌1 ∙ 𝑔 ∙ 𝑦

außen 𝑝2 = 𝑝0 − 𝜌0 ∙ 𝑔 ∙ 𝑦

𝑝1 - Druck innerhalb Brandraum


𝑝2 - Druck direkt außerhalb Brandraum
𝑝0 - Druck neutrale Ebene
𝜌 - Dichte
𝑔 - Erdbeschleunigung
𝑦 - Höhe Stromfaden über neutraler Ebene

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 10


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Grundlagen rechnerische Modellierung von Bränden


Konvektionsenergie
Beziehung „1“ – „2“ (Bernoulli)

𝑝1 𝑣12 𝑝2 𝑣22
+ = +
𝜌1 2 𝜌2 2
Geschwindigkeit des ausströmenden Gases
auf dem Stromfaden in der Höhe y
1
2 ∙ 𝜌0 − 𝜌𝐹 ∙ 𝑔 ∙ 𝑦 2
𝑣𝐹 =
𝜌𝐹
Geschwindigkeit in Brandraum einströmende
Frischluftmenge
1
2 ∙ 𝜌𝐹 − 𝜌0 ∙ 𝑔 ∙ 𝑦 2
𝑣0 =
𝜌0 Quelle: Drysdale Figure 10.4

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 11


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Grundlagen rechnerische Modellierung von Bränden


Masseströme
Einströmende Frischluft
0

𝑚ሶ 𝑎𝑖𝑟 = 𝐶𝑑 ∙ 𝑊 ∙ 𝜌0 න 𝑣0 ∙ 𝑑𝑦 [kg/s]
−ℎ0

Ausströmende Rauchgase

ℎ𝐹

𝑚ሶ 𝐹 = 𝐶𝑑 ∙ 𝑊 ∙ 𝜌𝐹 න 𝑣𝐹 ∙ 𝑑𝑦
0

𝐶𝑑 - Kontraktionskoeffizient
𝑊 - Fensterbreite

Quelle: Drysdale Figure 10.4

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 12


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Grundlagen rechnerische Modellierung von Bränden


Verbrennungseffektivität Stöchiometrischer Luftbedarf

𝑟 𝑟
1 𝑘𝑔 𝐵𝑟𝑒𝑛𝑛𝑠𝑡𝑜𝑓𝑓 + 𝑘𝑔 𝐿𝑢𝑓𝑡 → 1 + 𝑘𝑔 (𝑉𝑒𝑟𝑏𝑟𝑒𝑛𝑛𝑢𝑛𝑔𝑠𝑝𝑟𝑜𝑑𝑢𝑘𝑡𝑒
𝜙 𝜙

Verbrennungs- / Brennstoffverbrauch kg/s


Korrekturfaktor Luftverbrauch kg/s

𝑚ሶ 𝑓 /𝑚ሶ 𝑎𝑖𝑟 ventilationsgesteuert → 𝜙 > 1,0


𝑣𝑜𝑟ℎ.
𝜙= brandlastgesteuert → 𝜙 < 1,0
𝑚ሶ 𝑓 /𝑚ሶ 𝑎𝑖𝑟
𝑠𝑡ö𝑐ℎ.

Netto Heizwert Δ𝐻𝑎𝑖𝑟 :


Energiefreisetzung pro kg Luft Gase 2,88 – 3,65 MJ/kg Luft
Flüssigkeiten 2,88 – 3,24 MJ/kg Luft
Δ𝐻𝑐 = Δ𝐻𝑎𝑖𝑟 ∙ 𝑟 Feststoff ~3,24 MJ/kg Luft

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 13


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Grundlagen rechnerische Modellierung von Bränden


Verbrennungseffektivität

∆𝐻𝑐 = ∆𝐻𝑎𝑖𝑟 ∙ 𝑟

Quelle: J: Klein Verhalten von Tragwerken


bei nat. Brandeinwirkung ..

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 14


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Grundlagen rechnerische Modellierung von Bränden


Konvektionsenergie

Frischluftzufuhr
1
2
2 𝜌0 − 𝜌𝐹 3
𝑚ሶ 𝑎𝑖𝑟 = ∙ 𝐶𝑑 ∙ 𝑊 ∙ 𝜌0 ∙ 2 ∙ 𝑔 ∙ ∙ ℎ0 2
3 𝜌0

Rauchgasabfuhr
1
2
2 𝜌0 − 𝜌𝐹 3
𝑚ሶ 𝐹 = ∙ 𝐶𝑑 ∙ 𝑊 ∙ 𝜌𝐹 ∙ 2 ∙ 𝑔 ∙ ∙ ℎ𝐹 2
3 𝜌𝐹

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 15


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Grundlagen rechnerische Modellierung von Bränden


Konvektionsenergie
Neutrale Ebene:
ℎ0 1
= 1
ℎ0
𝐻 2
≈ 0,3 − 0,5
𝜙 𝜌0 3 𝐻
1+ 1+ ∙
𝑟 𝜌𝐹

Massenstrom
1
𝜌0 − 𝜌𝐹 2
2 𝜌0
𝑚ሶ 𝑎𝑖𝑟 ≈ ∙ 𝐴𝑂 ∙ 𝐻𝑂 ∙ 𝐶𝑑 ∙ 𝜌0 ∙ 2𝑔 ∙
3 1 3
𝜌0 3
1+
𝜌𝐹

𝑚ሶ 𝑎𝑖𝑟 ≈ 0,5 ∙ 𝐴𝑂 ∙ 𝐻𝑂 [kg/s]


Quelle: Enclosure Fire Dynamics;
Karlsson / Quintiere

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 16


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Grundlagen rechnerische Modellierung von Bränden


Energiefreisetzung:
ventilationsgesteuert:
𝑚ሶ 𝑎𝑖𝑟 ≈ 0,5 ∙ 𝐴𝑂 ∙ 𝐻𝑂 [kg/s]

𝑚ሶ 𝑎𝑖𝑟
𝑄ሶ = ∙ ∆𝐻𝑐 ∙ 𝜒 = 𝑚ሶ 𝐹 ∙ ∆𝐻𝑐 ∙ 𝜒 [MW]
𝑟
Brandlastgesteuert

∆𝐻𝑐
𝑄ሶ = 𝑞ሶ ′′ ∙ 𝐴𝑓 ∙ [MW]
𝐿𝑣
Spezifizierung

𝑄ሶ ≈ 𝑚𝑓 ∙ ∆𝐻𝑐 ∙ 𝜒 = 𝑣𝑝 ∙ 𝜌 ∙ 𝐴𝑓 ∙ ∆𝐻𝑐 ∙ 𝜒 [MW]

𝑣𝑝 = 8,5 − 10 ∙ 10−5 ; 2,2 ∙ 10−6 ∙ 𝐷 −0,6 [𝑚/𝑠]

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 17


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Grundlagen rechnerische Modellierung von Bränden


Strahlung durch Öffnungen
Stefan-Boltzmannsches Strahlungsgesetz

ℎሶ 0 = 𝐴𝑤 ∙ 𝜎 ∙ 𝜀 ∙ 𝜑 ∙ 𝑇𝑔 4 − 𝑇0 4

𝜎 - Strahlungskonstante des schwarzen Körpers


𝜎 = 5,67 W/m2 𝐾 4
𝑇𝑔 - Temperatur Brandgase
𝑇0 - Ausgangstemperatur in °C

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 18


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Grundlagen rechnerische Modellierung von Bränden


Energieabsorption der Umfassungsbauteile
Näherungsweise Berechnung der Wärmeabsorption

1 𝜆 ∙ 𝜌 ∙ 𝑐𝑝
ℎሶ 𝑤 = 𝑞ሶ 𝑖 = ∙ ∙ 𝑇𝑔 − 𝑇0 𝑡>0
𝜋 𝑡

𝜆 - Wärmeleitung in W/mK
𝜌 - Dichte in kg/m3
𝑐𝑝 - Wärmekapazität J/kgK
𝑡 - Zeit in s
𝑇𝑔 - Temperatur Brandgase
𝑇0 - Ausgangstemperatur in °C

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 19


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Grundlagen rechnerische Modellierung von Bränden


Wärmespeicherenergie in den Gasen des Brandraumes
Aufheizung des Raumes erfordert pro Zeiteinheit Energie

𝑑𝑇𝑔
ℎሶ 𝑔 = 𝜌𝑔 ∙ 𝑉𝑔 ∙ 𝑐𝑝𝑔 ∙
𝑑𝑡

𝜌𝑔 - Dichte Brandgase in kg/m3


𝑉𝑔 - Raumvolumen m³
𝑐𝑝𝑔 - Wärmekapazität Brandgase J/kgK

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 20


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Bemessungsbrände für die Vollbrandphase


Bemessungsbrände mit Berücksichtigung
der Brandparameter

Vereinfachte Naturbrandmodelle
berücksichtigen:
Brandlastdichte, Ventilationsverhältnisse,
Brandraumgeometrie und thermische Eigenschaften der Umfassungsbauteile

Bestimmung der Temperaturentwicklung im Brandraum z.B. nach:


• Magnusson Theleandersson
• DIN EN 1991-1-2
• DIN EN 1991-1-2 NAD

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 21


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Bemessungsbrände für die Vollbrandphase


Methode: Magnusson Theleandersson ventilationsgesteuert!

Typ A:
Massivbau

Quelle: Fire Engineering Design Guide; Spearpoint; Figure4.8

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 22


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Arbeitsbeispiel

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 23


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Bemessungsbrände für die Vollbrandphase


Methode: Magnussun Thelandersson
Bsp.:
Gegeben sei ein Raum mit Abmessungen B x L x H = 10m x 5m x 2,5m. Die Fensteröffnung
beträgt B x H = 2,5m x 2m. Die vorhandene Brandlastdichte bezogen auf die
Gesamtraumfläche Qt=75 MJ/m².

Bestimmen Sie die Temperatur-Zeit-


Kurve mit der die tragenden und
raumabschließenden Bauteile
beansprucht werden, für den Fall:

a) Raumabschließenden Bauteile
aus Mauerwerk
b) Raumabschließenden Bauteile
aus Leichtbeton

Quelle: Enclosure Fire Dynamics; Karlsson / Quintiere


Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 24
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Bemessungsbrände für die Vollbrandphase


2,5∙2∙20,5
a) Typ A - 𝐾𝑓 = 1,0 𝑂= = 0,04
2∙10∙50+2∙5∙2,5+2∙10∙2,5

b) Typ C - 𝐾𝑓 = 3,0 𝑄𝑓 = 3 ∙ 0,75 = 225 𝑀𝐽/𝑚² O = 3 ∙ 0,04 = 0,12

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 25


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Bemessungsbrände für die Vollbrandphase


Methode: DIN EN 1991-1-2
∗ ∗ ∗
𝑇 = 20 + 1325 ∙ 1 − 0,324 ∙ 𝑒 −0,2𝑡 − 0,204 ∙ 𝑒 −1,7𝑡 − 0,472 ∙ 𝑒 −19𝑡

1200 °C
Mit 1100 °C

𝑡∗ = t ∙ Γ
1000 °C Opening factor ; fuel load
O [m0.5] ; qf,k
900 °C [MJ/m²]

.034 ; 500
2 800 °C
𝑂 .034 ; 950
temperature [°C]

700 °C .064 ; 500


𝑏 .064 ; 950
Γ= 2
600 °C
.094 ; 500
0,04 500 °C .094 ; 950
.127 ; 950
1160 400 °C ISO 834
300 °C

200 °C

100 °C

0 °C
! Nicht zugelassen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 180

in nationaler Anwendung ! time [min]

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 26


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Bemessungsbrände für die Vollbrandphase


Brandlastdichten

σ 𝑀𝑘,𝑖 ∙ 𝐻𝑐,𝑖 ∙ 𝜒𝑖 ∙ 𝜓𝑖
𝑞𝑓,𝑑 = 𝜒 ∙ 𝛾𝑓𝑖,𝑞 ∙ 𝑞𝑓,𝑘 𝑞𝑓,𝑑 = ∙ 𝛾𝑓𝑖,𝑞
𝐴𝑓

𝛾𝑓𝑖,𝑞 - Teilsicherheitsbeiwert
𝜒 - Verbrennungseffektivität
𝑀𝑘,𝑖 - Menge Brennstoff [kg]
𝜓 - Berücksichtigung
geschützter Brandlast
𝐴𝑓 - Grundfläche Brandraum

Quelle: DIN EN 1991-1-2 NA; Tabelle BB.1

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 27


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Bemessungsbrände für die Vollbrandphase


Methode: DIN EN 1991-1-2 NAD
Maximale Energiefreisetzung für Wohn und Bürogebäude

• (ventilationsgesteuert, holzartige Brandlast):

𝑄𝑚𝑎𝑥,𝑣 = 1,21 ∙ 𝐴𝑊 ∙ ℎ𝑊

• (brandlastgesteuert)

𝑄𝑚𝑎𝑥,𝑓 = 0,25 ∙ 𝐴𝑓 𝐴𝑊 - Fläche der Ventilationsöffnung


ℎ𝑊 - gemittelte Höhe der Ventilationsöffnung
𝐴𝑓 - maximale Brandfläche
𝑄𝑚𝑎𝑥 = min 𝑄𝑚𝑎𝑥,𝑣 ; 𝑄𝑚𝑎𝑥,𝑓

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 28


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Bemessungsbrände für die Vollbrandphase


Parametrische Darstellung
Korrelation von Energiefreisetzung und Temperaturzeitkurve

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 29


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Parametrische
Darstellung
von Raumbränden
Ablaufschema DIN 1991-1-2 NA

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 30


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Parametrische Darstellung von Raumbränden


Anwendungsbereich

Grundfläche: Af = 12,5 m2 bis 400 m2

Raumhöhe: H = bis 5,0 m

Öffnungsfläche (AW): Aw = 12.5 – 50% der Grundfläche Af (vertikale Öffnung)

Öffnungshöhe: hw = 0,5 m bis 2,3 m

Brandlastdichte: q = 100 MJ/m2 bis 1300 MJ/m2

Umfassungsbauteile: b = 500 J/(m2s0,5K) bis 1500 J/(m2s0,5K)

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 31


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Anwendungsbeispiel
Bürogebäude

Abmessungen W = 5,0 m; D = 2,50 m; H = 2,80 m


Öffnungen Aw = 1,5 m²; hw = 1,0 m Brandentstehung in
Umfassungsbauteile b = 1500 J/(m2s0,5K) Bürozelle 3
Brandlastdichte qd = 576 MJ/m²

1,50 2,50

5,0 5 4 3 2 1

1,5 TH
3,5

40,0

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 32


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Anwendungsbeispiel
Risikogerechte Bemessung Bürogebäude
Bemessung für Brandzelle 3

• Grundfläche Af = W · F = 5,0 · 2,5 = 12,5 m2

• Ventilationsfaktor = 2,5 m3/2

• Umfassungsfläche (inkl. Öffnungen) At = 67,0 m2

• Gesamtbrandlast für q = 576 MJ/m² Q576 = q · Af = 576 MJ/m² · 12,5 = 7200 MJ

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 33


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Anwendungsbeispiel
Risikogerechte Bemessung Bürogebäude
Energiefreisetzungsrate

𝑄𝑚𝑎𝑥,𝑣 1,21 ∙ 𝐴𝑊 ∙ ℎ𝑊 = 1,21 ∙ 1,5 = 1,82 𝑀𝑊


𝑄𝑚𝑎𝑥 = 𝑚𝑖𝑛 ቐ = 𝑚𝑖𝑛 ൝
𝑄𝑚𝑎𝑥,𝑓 0,25 ∙ 𝐴𝑓 = 0,25 ∙ 12,5 = 3,13 𝑀𝑊

𝑄𝑚𝑎𝑥 = 1,82 𝑀𝑊

Fiktive Brandlast
𝑀𝐽
𝑄 = 𝑞 ∙ 𝐴𝑓 = 1300 2 ∙ 12,5𝑚2 = 16250 𝑀𝐽
𝑚

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 34


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Anwendungsbeispiel
Risikogerechte Bemessung Bürogebäude
Energiefreisetzungsrate Zeitpunkt t1
2
𝑡
𝑄=
𝑡𝑔

𝑄= 𝑡𝑔2 ∙ 𝑄𝑚𝑎𝑥 = 3002 ∙ 1,82 = 405 𝑠 ~ 7 𝑚𝑖𝑛

2
𝑡
𝑄 𝑡 = 𝑄0 ∙
𝑡𝑔

𝑡1 𝑡1 2
𝑡 𝑡1 3 4053
𝑄1 = න 𝑄 𝑡 ∙ 𝑑𝑡 = න 𝑑𝑡 = = = 246 𝑀𝐽
𝑡𝑔 3 ∙ 𝑡𝑔 2 3 ∙ 3002
0 0

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 35


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Anwendungsbeispiel
Risikogerechte Bemessung Bürogebäude
Energiefreisetzungsrate zum Zeitpunkt t2 und t3 für q = 1300 MJ/m²

𝑄2 = 0,7 ∙ 𝑄 − 𝑄1 = 0,7 ∙ 16250 − 246 = 11129 𝑀𝐽

𝑄2 11129
∆𝑡2 = = = 6115 𝑠 → 𝑡2 = 6520 𝑠 ~109 𝑚𝑖𝑛
𝑄𝑚𝑎𝑥 1,82

𝑄3 = 0,3 ∙ 𝑄 = 0,3 ∙ 16250 = 4875 𝑀𝐽

2 ∙ 𝑄3 2 ∙ 4875
∆𝑡3 = = = 5357 𝑠 → 𝑡3 = 11877 𝑠 ~198 𝑚𝑖𝑛
𝑄𝑚𝑎𝑥 1,82

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 36


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Anwendungsbeispiel
Risikogerechte Bemessung Bürogebäude
Energiefreisetzungsrate zum Zeitpunkt t2 und t3 für q = 576 MJ/m2

𝑄2,576 = 0,7 ∙ 𝑄576 − 𝑄1 = 0,7 ∙ 7200 − 246 = 4794 𝑀𝐽

𝑄2,576 4794
∆𝑡2,576 = = = 2634 𝑠 → 𝑡2 = 3039 𝑠 ~51 𝑚𝑖𝑛
𝑄𝑚𝑎𝑥 1,82

𝑄3,576 = 0,3 ∙ 𝑄576 = 0,3 ∙ 7200 = 2160 𝑀𝐽

2 ∙ 𝑄3,576 2 ∙ 2160
∆𝑡3,576 = = = 2374 𝑠 → 𝑡3 = 5413 𝑠 ~ 90 𝑚𝑖𝑛
𝑄𝑚𝑎𝑥 1,82

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 37


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Anwendungsbeispiel
Risikogerechte Bemessung Bürogebäude
Brandraumtemperaturen für einen ventilationsgesteuerten Brand für q = 1300 MJ/m²:
Mit:
1 𝐴𝑓
= = 44,67 𝑚−1/2 𝑏 = 1500 𝐽/ 𝑚2 𝑠 0,5 𝐾
𝑂 𝐴𝑊 ∙ ℎ𝑊

1
𝑇1 = −8,75 ∙ − 0,1𝑏 + 1175 = 634 °𝐶
𝑂
1
𝑇2 = 0,004 ∙ 𝑏 − 17 ∙ − 0,4 ∙ 𝑏 + 2175 = 1084 °𝐶 ≤ 1345 °𝐶
𝑂
1
𝑇3 = −5,0 ∙ − 0,16 ∙ 𝑏 + 1060 = 597 °𝐶
𝑂

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 38


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Anwendungsbeispiel

Risikogerechte Bemessung Bürogebäude


Brandraumtemperaturen für einen ventilationsgesteuerten Brand für q = 576 MJ/m2

𝑡2,576 − 𝑡1
𝑇2,576 = 𝑇2 − 𝑇1 ∙ + 𝑇1
𝑡2 − 𝑡1

3039 − 405
𝑇2,576 = 1084 − 634 ∙ + 634 = 930 °𝐶
6520 − 405

𝑇3 𝑡3,576
𝑇3,576 = 𝑡3 ∙ log10
log10 60 + 1
60 + 1

597 5413
𝑇3,576 = ∙ log10 = 509 °𝐶
11877 60 + 1
log10
60 + 1

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 39


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Anwendungsbeispiel
Energiefreisetzungsrate und Brandtemperatur
1084
1000 2,5

Energiefreisetzungsrate Q [MW]
930
Brandtemperatur T [°C]

800 2,0
1,82
634
597 600 1,5
509

400 1,0

t2,576 t3,576
200 0,5
t1 t2 t3

0
20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220
7 51 90 109 198
Branddauer t [min]
Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 40
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Brandsimulationsmodelle
Zielsetzung/Fragestellung:
• Berechnung von Brandaus-, Rauchausbreitung, Verbrennungsprozessen,
Gaskonzentrationen (Rauchzusammensetzung), Sichtweiten, Temperatur-verteilung,
Wärmeübergangsvorgängen (Wärmeleitung, Strahlung, Konvektion ),
Bauteilbeanspruchung,… zur Beurteilung des Brandverhaltens von Baustoffen,
Bauteilen, Dimensionierung von Detektoren, Entrauchung und Brandbekämpfung
sowie der Gefahr für Personen.

Kenntnis:
• Geometriebedingungen,
• Bauteilaufbau, - Eigenschaften
• Art der Brandlast, Zusammensetzung,
Reaktionsverhalten
• Personendichte, toxische Gaswirkung
• …

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 42


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
TUM School of Engineering and Design
Technische Universität München

Brandsimulationsmodelle
Drei Gruppen von mathematischen (deterministisch) Modellen:

• Empirisch belegbarer Ansatz


• Zonenmodelle
• Feldmodelle

Quelle: vfdb

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 43


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
TUM School of Engineering and Design
Technische Universität München

Brandsimulationsmodelle
Zonenmodelle:

• Einteilung in Ein – und Zweizonenmodelle mit


Einraum- bzw. Mehrraumanwendung
• Einheitliche Temperaturverteilung in Zone,
ruhende Fluide in Zone
• Submodelle
• Zwischen den Schichten befindet sich neutrale
Ebene - Barriere Anwendungsgrenzen!
• Basis Erhaltungsgleichungen von Energie und
Masse
• Berechnung z.B. Gasbestandteile,
Sprinklerauslösung über

Quelle: Enclosure Fire Dynamics;


Karlsson / Quintiere

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 44


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
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Technische Universität München

Feldmodelle:

• CFD-Modelle, Modelle zur numerischen Lösung von Problemen im Bereich der


Strömungsdynamik

• Beschreibung dreidimensionaler Strömungen


und Turbulenzeffekte möglich

• Basis Erhaltungsgleichungen von


Energie, Masse und Impuls

• Einteilung des betrachteten Volumens


in einzelne Kontrollvolumina

Quelle: Enclosure Fire Dynamics;


Karlsson / Quintiere

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 45


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
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Brandsimulationsmodelle Übersicht

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 46


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
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Brandsimulationsmodelle Eingangsgröße
Energiefreisetzung:


Q max

1 2 3
~ 0.7 Q fi

 Q fi
Q fo

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Brandsimulationsmodelle
Beschreibung des Versuchsraumes:
 Abmessungen: 3.1 m x 6.6 m x 2.6 m
 Fensteröffnung 1.5 m x 1.5 m, Brüstungshöhe 0.7 m
 Türe zum Flur 0.8 m x 2.0 m
 Fenster während des gesamten Versuchs offen
 Türe geschlossen
 Möbelstücke werden durch Matratze und Holzpaletten nachgeahmt
 Mobile Brandlast 255 MJ/m²

Versuche mit unterschiedlicher Wandbekleidung:


G1, nicht brennbar, 1 Lage Gipskarton, 18 mm
G2, nicht brennbar, 2 Lagen Gipskarton,15 mm + 12, 5 mm
H1/H2, brennbar, Spanplatte OSB, 18 mm

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 48


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
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Brandsimulationsmodelle

DIN EN 1991-1-2 NA

Brandschutzingenieurwesen | Brandszenarien Bemessungsbrände II 49


Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
TUM School of Engineering and Design
Technische Universität München

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

50
Technische Universität München

Brandschutzingenieurwesen

BRANDSCHUTZTECHNISCHE
NACHWEISE VON BAUTEILEN UND
TRAGWERKEN
Technische Universität München

Die Entstehung eines Brandes kann in der Regel im


üblichen Hochbau nicht verhindert werden!
OVG Münster 1987
„Es entspricht der Lebenserfahrung, dass mit der Entstehung eines Brandes
praktisch jederzeit gerechnet werden muss. Der Umstand, dass in vielen
Gebäuden jahrzehntelang kein Brand ausbricht, beweist nicht, dass keine
Gefahr besteht, sondern stellt für die Betroffenen einen Glücksfall dar, mit
dessen Ende jederzeit gerechnet werden muss.“

Brandentstehungswahrscheinlichkeit
baustoffunabhängig!

Abschottungsprinzip als Grundgedanke des


baulichen Brandschutzes!

Quelle: Brandschutzatlas

2
Technische Universität München

Aufteilung in abgeschottete und widerstandfähige Bereiche, deren


Funktionsfähigkeit für eine bestimmte Zeitdauer sichergestellt werden
muss!

- Ausbreitung Feuer und Rauch,


Tragsicherheit
- Personenschutz, Sachwertschutz
- Flucht, Rettung
- Löschangriff
- …

! Einwirkung ≤ Widerstand ! Quelle: Zuschnitt 45, pro Holz ‚Austria

3
Technische Universität München

Einwirkung / Widerstand
tragende und raumabschließende Bauteile
Einwirkung:
• thermische Beanspruchung
 Normbrandkurve (ETK)
 Naturbrand
 parametrische Brandbeanspruchung
• ein-/ mehrseitig
• mechanische Beanspruchung
• Überdruckbedingungen – Rauch

Zusätzlichen Einfluss haben:


• Baustoffverhalten (Abplatzung, Abbrand, Brandausbreitungsgeschwindigkeit, ...)
• Bauteileigenschaften (statisches System, Schlankheit, Abmessung, Konstruktionsart, …)

4
Technische Universität München

Quelle: MFPA

Verlauf Schadensfeuer

5
Technische Universität München

Normbrandbeanspruchung
Anwendung der Ingenieurmethoden im
1400 Brandschutz
1300

1200 RWS - Kurve

1100 Hydrocarbonkurve

1000

900
ETK
Temperatur [°C]

800

700 Außenbrandkurve
600

500

400
Schwelbrandkurve
300
ZTV ING - Kurve EBA - Kurve
200

100

0
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 180
Zeit [min]

6
Technische Universität München

Quelle: Lie, structural fire protection, 1992

Normbrandbeanspruchung
Einheitstemperatur-Zeitkurve:

Außenbrandkurve:

Hydrokarbonkurve:

7
Technische Universität München

Natürliche Brandbeanspruchung
Einflussgrößen:

Quelle: Holzbau Brandschutzhandbuch

8
Technische Universität München

Natürliche Brandbeanspruchung
Orts-, Zeitabhängigkeit:

Quelle: A. Buchanan,
Structural Design for Fire Safety

9
Technische Universität München

Parametrisches Brandbeanspruchung
Berücksichtigung von:
• Geometriebedingungen
• Brandlastart, - dichte
• Belüftungsverhältnisse
• Thermischer Einfluss
Umfassungsbauteile
• …

Methoden:
• empirische Ansätze
• Simulationsmodelle

10
Technische Universität München

Bestimmung Feuerwiderstand
MBO § 26 Allgemeine Anforderungen an das Brandverhalten von Baustoffen und
Bauteilen.
(2) Bauteile werden nach den Anforderungen an ihre Feuerwiderstandsfähigkeit
unterschieden in:
1. feuerbeständige,
2. hochfeuerhemmende,
3. feuerhemmende;
die Feuerwiderstandsfähigkeit bezieht sich bei tragenden und aussteifenden Bauteilen
auf deren Standsicherheit im Brandfall, bei raumabschließenden Bauteilen auf deren
Widerstand gegen die Brandausbreitung.

Verfahren:
a) Brandversuche → (ZiE, ETA, AbZ, AbP, aBG,vBG)
b) Zusammenstellung klassifizierter Bauteile → (DIN 4102-4; -22)
c) vereinfachte Rechenverfahren → (DIN 4102-22; EN 1992-1999)
d) Äquivalenznachweise → (EN 1991, DIN 18230)
e) Numerische Bauteilsimulationen und Systemnachweise → (EN 1991-1999)

11
Technische Universität München

Feuerwiderstandsklassen nach EN 13501


Klassifizierungszeiten
10 15 20 30 45 60 90 120 180 240 360

Angaben zum Leistungsverhalten


Klassen Kriterien
Tragfähigkeit Raumabschluss Wärmedämmung
Tragende Bauteile
REI tt ■ ■ ■
RE tt ■ ■
R tt ■
Nichtragende Bauteile
EI tt ■ ■
E tt ■
tt - Klassifizierungszeit

! Grundlage Einheitstemperatur-Zeitkurve !
12
Technische Universität München

Feuerwiderstandsklassen nach EN 13501


Klassifizierungszeiten

10 15 20 30 45 60 90 120 180 240 360

Brandbeanspruchungen außer ETK

IncSlow – Brandbeanspruchung durch Schwelbrandkurve


sn – Brandbeanspruchung durch Naturbrand
ef – Brandbeanspruchung durch Außenbrandkurve
r – konstante Brandbeanspruchung

R E I t - Incslow sn ef r

13
Technische Universität München

Verwendbarkeitsnachweise Brandversuche

Quelle: MFPA Leipzig 14


Technische Universität München

Bauteilkatalog, allgemeine Rechenverfahren

Quelle: DIN 4102-4:2016-05

15
Technische Universität München

Äquivalenznachweis (DIN 18230)

erf tF = tä ∙  ∙ L

tä = qR ∙ c ∙ w

Quelle: vfdb Leitfaden

tä- äquivalente Branddauer


qR- Brandbelastung erf tF- erforderlicher Feuerwiderstand
c – Umrechnungsfaktor (Normbrand)  - Sicherheitsbeiwert
w- Wärmeabzugsfaktor L- Zusatzbeiwert

16
Technische Universität München

Allgemeine Rechenverfahren, Numerische


Bauteilsimulation

numerische Bewertung des Feuerwiderstandes

Mono-direktionale Kopplung Bi-direktionale Kopplung Quelle: vfdb Leitfaden

- thermische gekoppelte
Analyse thermische und
strukturelle Analyse
- strukturelle in jedem
Analyse Berechnungsschritt

17
Technische Universität München

Numerische Bauteilsimulation
Thermische Tragwerksanalyse
Instationärer Wärmeenergietransport
“Fourier”:

    2  2  2 
   2  2  2 
t   c p  x y z  Quelle: MFPA Leipzig

ohne Berücksichtigung von:


• Massetransport
- Feuchte
• Strukturveränderung:
- Schrumpfen
- Rissbildung
- Abplatzung

18
Technische Universität München

Numerische Bauteilsimulation
Thermische Tragwerksanalyse
ℎሶ 𝑛𝑒𝑡,𝑟
Thermische Bauteileinwirkung: einwirkende
Wärmestrahlung
ℎሶ 𝑛𝑒𝑡,𝑐 reflektierte emittierter
Wärmestrahlung Wärmestrom
einwirkende
Wärmeströmung

ℎሶ 𝑛𝑒𝑡 = ℎሶ 𝑛𝑒𝑡,𝑐 + ℎሶ 𝑛𝑒𝑡,𝑟 [W/m²]


´Wärmestrom im Bauteil

ℎሶ 𝑛𝑒𝑡,𝑐 = 𝛼𝑐 ∙ (Θ𝑔 + Θ𝑚 )
c c Raum c+r Raum
4
ℎሶ 𝑛𝑒𝑡,𝑟 = Φ ∙ 𝜖𝑚 ∙ 𝜀𝑓 ∙ 𝜎 ∙ [ Θ𝑔 + 273 4
− Θ𝑚 + 273 ] Brandraum
(W/m²K) 20°C 20°C
(W/m²K) (W/m²K)
ETK 25 4 9
ℎሶ 𝑛𝑒𝑡 − 𝑁𝑒𝑡𝑡𝑜 𝑊ä𝑟𝑚𝑒𝑠𝑡𝑟𝑜𝑚
HC 50 4 9
𝛩𝑔 - Gastemperatur [°C]
𝛩𝑟 - effektive Strahlungstemperatur [°C] Brandmodell 35
𝛩𝑚 - Temperatur Bauteiloberfläche [°C]
𝛷 – Konfigurationsfaktor [-]
𝜀𝑚 − 𝐸𝑚𝑖𝑠𝑠𝑖𝑣𝑖𝑡ä𝑡 𝑂𝑏𝑒𝑟𝑓𝑙ä𝑐ℎ𝑒[−] Emission f = 1
𝜀𝑓 − 𝐸𝑚𝑖𝑠𝑠𝑖𝑣𝑖𝑡ä𝑡 𝐹𝑙𝑎𝑚𝑚𝑒 [-]
𝜎 – Stephan Boltzmann Konstante
m = 0,8

19
Thermische Materialkennwerte , cp,  Technische Universität München

cp

Beton EN 1992-1-2 Stahl EN 1993-1-2 Holz EN 1995-1-2 20


Technische Universität München

Thermische Materialkennwerte Holz - Literatur - ()


2

1,8

1,6

?
Thermal conductivity [W/(mK)]

1,4

1,2

0,8

0,6

0,4

0,2

0
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200
Temperature [°C]

EC 5 Frangi König/Walleij Mehaffey et al. 1994 Peter (CD40)


Hoffmann Klingsch et al. (12%) Knudson/Schniewind Meyn Bobazc

21
Technische Universität München

Thermische Materialkennwerte Holz - Literatur - (cp)


15000
14000

?
13000 Energie zum Verdampfen von Wasser:
12000
(2256 kJ/(kg*K) * 12%) / (21°C) = 13,56 kJ/kgK
Specific heat capacity [J/(kg*K)]

11000
10000
9000
8000
7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200
Temperature [°C]

EC 5 Frangi König/Walleij Mehaffey et al. 1994 Peter (CD40)


Knudson/Schniewind Kollmann Meyn Bobazc

22
Technische Universität München

 
Thermische Materialkennwerte Holz - Literatur - (fi/0)

?
1,2

1,1

0,9

0,8
density ratio [-]

0,7

0,6

0,5

0,4

0,3

0,2

0,1

0
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200
Temperature [°C]

EC 5 Frangi König/Walleij Mehaffey et al. 1994 Bobazc Janssens

23
Technische Universität München

Vergleich Simulation und Messergebnisse ambient

Setup für FE Simulation:

adiabatic

adiabatic
Prüfkörper:
- Nadelholz (Fichte, Kiefer)
- Dichte  = 480 kg/m³
- Feuchtegehalt u=12 M- %

Messstellen:
- 0mm; 6mm; 18mm; 30mm; 42mm; 54mm
ISO 834
Beanspruchung:
- ISO 834, T [°C] = 345 * log10 (8*t[min]+1) + 20
- 90 Minuten
- c fire = 25 W/m²∙K
- c+r room= 9 W/m²∙K, room = 20°C
- fire= 1
- surface= 0.8

24
Technische Universität München

Simulation - Messergebnisse
1000
gestrichelte Linie = Messergebnisse
900

800

700

600
Temp. [°C]

500 6 mm
400

300 30 mm

200

100 54 mm

0
0 600 1200 1800 2400 3000 3600 4200 4800 5400
Time [s]
ISO 834 Ansys 1_6mm Ansys 1_30mm Ansys 1_54mm Abacus 1_6mm
Abacus 1_30mm Abacus 1_54mm Safir 1_6mm Safir 1_30mm Safir 1_54mm

25
Technische Universität München

1,2
1,1
Einflussgrößen 1,0

charring rate [mm/min]


0,9
0,8

• Geometrie 0,7
0,6
0,5
• Wärmestrom 0,4
0,3
• Materialparameter 0,2
0,1
, cp,  0,0

Dichte, Feuchtegehalt 0 10 20 30 40
time [min]
50 60 70 80 90

• Modellbildung 300 kg/m³ 400 kg/m³ 500 kg/m³ 600 kg/m³ 700 kg/m³ 800 kg/m³ 900 kg/m³

• Simulationstool
• Netzweite
• Zeitschritte
• …

26
Technische Universität München

Materialinteraktion

10 min 30 min

27
Technische Universität München

EC 5
Tragfähigkeitsbewertung

28
Technische Universität München

Tragfähigkeitsbewertung
Brandversuch:
• Stütze 120x120mm
• C24
• Zugbeanspruchung 49 kN
• Versagen 47. Minute

Simulation:
• EC 1 Randbedingungen
• EC 5 Materialparameter

29
Technische Universität München

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

30
Personensicherheit in
Fluchtwegen und
Personenstromanalysen
22.07.2022
Dr. Angelika Kneidl
Agenda

1 Warum werden Simulationen eingesetzt?

2 Welche Modelle gibt es?

3 Nachweisführung

4 Praxisbeispiele

2 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Über mich

Dipl.-Inf. 2014:
Promotion zum Thema Gründung accu:rate GmbH
Fußgängersimulation

> 35 Veröffentlichungen in Dozentin an der IECA, TH Köln, Mitarbeit in Gremien und


(internationalen) Journals and IBIT GmbH, DEAplus Forschungsprojekten
Büchern.

„We create livable and safe spaces.“ „Software for modern crowd managers.“

3 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
2014
Ausgründung
Technische Universität München

>80
Erfolgreiche Simulationsprojekte
im Bauwesen, Brandschutz, Stadien & Arenen, Verkehr
& Mobilität, Veranstaltungen.

> 30
Zufriedene Kunden
Telekom, Amazon, DB,
Münchener Oktoberfest uvm.
> 12 Jahre
Erfahrung und Expertise
im Bereich Simulationen sowie enge
Kooperation mit Universitäten und Verbänden.
5
„Wir schaffen sichere und
Auszeichnungen
lebenswerte Orte.“ Für innovative Technologien von
unterschiedlichen Bundesministerien

4 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Warum Ingenieurmethoden?

5 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Herausforderungen heute

Normen und Gesetze: › Komplexe Bauweisen


› MBO sowie ASR, MVStättVO usw. als
› Sonderbau – Regeln oftmals
deskriptive Vorlage
nicht anwendbar
› Statische Beschreibung von Flucht-
› Einhalten von statischen
und Rettungsweglängen und –breiten
Vorgaben schwierig
› Keine Vorgaben von Entfluchtungs-
› Bewerten von Abweichungen
oder Räumungszeiten

Ingenieurmethoden
können diese Lücke
schließen!
6 accu:rate – Institute for crowd simulation
Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Was sind Simulationen?

Unter Simulation versteht man laut VDI:


„Nachbildung eines Systems mit seinen dynamischen Prozessen in einem
experimentierfähigen Modell, um zu Erkenntnissen zu gelangen, die auf die
Wirklichkeit übertragbar sind” (VDI 2013).

Einsatzgebiete: Sie unterstützen uns dabei:


› Realität zu komplex › Komplexe Zusammenhänge zu
› Reales Testen zu gefährlich oder zu teuer veranschaulichen
› Prozesse in der Realität zu schnell oder zu › Etwas auszuprobieren und Grenzen
langsam (Bevölkerungsentwicklung) auszuloten
› Theorien zu belegen und „Was-wäre-Wenn“
Diskussionen aufzulösen

7 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Safety first.

Wie schnell können


Personen evakuiert
werden?
Komplizierte
Geometrien

Wo entstehen Engstellen?

Bild: Henn Architekten


Von: Maria Driesel, 2012, Bachelor Thesis, TU Munich
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15161105
Nutzung vs. Design

Welche Implikationen
haben Nutzungsarten für
die sichere Entfluchtung?
Personenstromsimulationen können eingesetzt werden…

um einen Überblick über die Dynamik von


Mensch und Raum zu bekommen.

räumlich-zeitliche Zusammenhänge zu
verstehen.

Entfluchtungsverläufe und –zeiten zuverlässig


zu ermitteln.

objektive Kommunikation mit allen Beteiligten


effizient zu gestalten.

11 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Sie dienen als wichtiges Werkzeug in der Planung und im Betrieb

› Wo befinden sich neuralgische ✓ kritische Situationen, z.B. Staus und


Punkte und Engstellen? Engstellen vermeiden

› Wie lange dauert eine ✓ Flächennutzung optimieren, d.h.


Gesamtentfluchtung des Rettungsweganzahl, und –breite
Gebäudes? ✓ Räumungsdauern ermitteln
› Was passiert, wenn ein Fluchtweg ✓ Optimales Räumungskonzept und
versperrt ist? dessen zeitliche Abfolge (wenn
mehrere Räumungsbereiche)
› Gibt es genügend Fluchtwege? ermitteln
Kann die Führung optimiert
✓ Personensicherheit hinsichtlich
werden?
Personendichte während der
› Wo sollen Evakuierungshelfer Räumung bewerten
idealerweise positioniert werden?

12 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Auch normierungsseitig werden Simulationen zur Regel der Technik

pränormativ

RiMEA vfdb Fluchtwege- ISO-Norm Neue ASR DIN 18009-2


Richtlinie Leitfaden gutachten 20414 A1.3,1.7,2.3,3.4

2004 2006 2020 10/2020 03/2022 Vor. 08/2022

13 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Wie funktionierts?

14 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Grundlage für alle Modelle: Das Fundamentaldiagramm

Grundannahme:

Fs= D x v

Fs: spezifischer Personenfluss


D: Personendichte
v: Personengeschwindigkeit

Aus: Holl, Stefan: „Methoden für die Bemessung der


Leistungsfähigkeit multidirektional genutzter Fußverkehrsanlagen“,
Dissertation 2016

15 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Fundamentaldiagramme können unterschiedliche Ausprägungen haben

Aus: Kretz, T.: An analytical solution of the Social Force Model for uni-directional flow, Juli 2019, Conference: Traffic and Granular Flow 2019, Pamplona

16 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Es gibt zwei grundlegend unterschiedliche Ansätze zur Modellierung und Simulation
von Personenströmen
Makroskopische Modelle Mikroskopische Modelle
(Strömungsmodelle) (Individualmodelle)

› modellieren eine › Fußgänger werden als Individuen


gesamtheitliche Sicht betrachtet und simuliert
› Analogie von › Abbildung von lokalen Phänomenen
Fußgängerbewegungen zu (Bahnenbildung, Staus vor
Flüssigkeiten Engstellen)
› verwenden aggregierte Werte
(mittlere Geschwindigkeit, vs.
mittlere Dichte und Anzahl
Personen)

17 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Es gibt zwei grundlegend unterschiedliche Ansätze zur Modellierung und Simulation
von Personenströmen
Makroskopische Modelle Mikroskopische Modelle
(Strömungsmodelle) (Individualmodelle)

Modelle: Modelle:
› Kapazitätsanalysen Raumdiskret
› Hydraulische Modelle (PM) › Zellularautomat
› Netzwerkflussmodelle
Raumkontinuierlich
› Optimal Steps Model
vs. › Social Force Model

Input: Output:

Fundamentaldiagramm Fundamentaldiagramm

18 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Makroskopische Modelle … Mikroskopische Modelle…

Benötigen mehr Aufwand in der


Sind einfach in der Anwendung. Erstellung.

Benötigen keine extra Software. Sind softwarebasiert.

Betrachten keine individuellen Können auch Abläufe


Eigenschaften. betrachten.

Keine Möglichkeit, lokale Staus und Analysieren Bewegungen und


Phänomene zu betrachten. Dynamiken im Detail.

19 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Makroskopische Modelle können weiter kategorisiert werden

makroskopisch

Kapazitäts- Hydraulische Netzwerkfluss-


analysen Modelle modelle

20 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Makroskopisch: Kapazitätsanalyse

› Grundannahme: Passieren einer Engstelle


oder längster Weg ausschlaggebend für
die Räumung
› Geschwindigkeit und Fluss konstant
› Zwei Berechnungsschritte:
› Maximale Passagezeit durch Vergleich Abbildung aus: E DIN 18009-2 Bild E.1
ermitteln
› Teil-Bewegungszeiten werden entlang
der übrigen Wegelemente hinzuaddiert

tBewegung, Weg = Längei / vi N: Anzahl Personen auf dem Wegabschnitt


bi: Breite des Wegabschnitts
tBewegung, Passage = N / (bi x Fs,i) vi: Gehgeschwindigkeit
Fs,i: Spezifischer Personenfluss

21 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Makroskopisch: Dynamische Strömungsmodelle

› Hydraulisches Modell analog dem Strömen von


Flüssigkeiten
› Unterteilung des Betrachtungsgebiets in
Fluchtwegabschnitte
› Bewegungszeit wird nach Personenfluss-kennzahlen
bestimmt Aus: Predtetschenski, V.M.; Milinski, A.I.: Personenströme in Gebäuden -
Berechnungsverfahren für die Projektierung. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln. 1971.
› Bei zu hoher Dichte kommt es zu Verzögerungen
› Bewegungszeit wird aus der Summe aller
Teilbewegungszeiten sowie Verzögerungen entlang
aller Wegelemente ermittelt

N: Anzahl Personen auf dem Wegabschnitt


bi: Breite des Wegabschnitts
vi: Gehgeschwindigkeit
tBewegung, Weg = li / vi Fs,i: Spezifischer Personenfluss
li: Länge des Wegabschnitts
tBewegung, Passage = N x (Di / Fs,i) x bi Di: Dichte des Personenfluss

22 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Mikroskopische Modelle können wie folgt kategorisiert werden

Diskrete Kontinuierliche
Systembasiert Individualbasiert
Geometrie Geometrie

› Geringer Rechenaufwand › Alle Agenten reagieren › Beliebig genau › Individuelles Verhalten


› Bei komplizierter, „gleich“ › Höherer abbildbar
kleinskaliger Geometrie › Ein System bestimmt das Rechenaufwand › Schwieriger zu
ungenau Verhalten, nicht der kalibrieren, wenn
› Unflexibel bzgl. Einzelne Realdaten nicht verfügbar
Platzbedarf und › Bei gleichungsbasierten › Mehr Wissen beim
betretbarem Raum Modellen: Oszillationen Anwender notwendig
möglich
Regelset
- Regel A
- Regel B …

Zellularautomat Social Force Model Optimal Steps Model


23 accu:rate – Institute for crowd simulation
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Mikroskopische Modelle
Beispiele für unterschiedliche Ergebnisausprägungen abhängig vom gewählten
Modell

Diskrete Geometrie Kontinuierliche Geometrie


› Bewegungsrichtung eingeschränkt › Keine Einschränkung der
› Artefakte bei engen Gängen Bewegungsrichtung
› Der Schritt wird nachgeahmt
24 accu:rate – Institute for crowd simulation
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Mikroskopische Modelle – Lokomotionsebene
Spezielle Geometrie
Unterschiedliche Treppenmodelle:
Treppen werden exakt modelliert:
› Personen gehen gerade
› Schrittlänge an die Laufbreite
angepasst
Treppenmodell mit Skalierungsflächen:
› Stufen können nicht abgebildet werden,
weshalb Personen zick-zack laufen

Fahrtreppen

Agenten bewegen sich nicht selbst


sondern werden durch die Fahrtreppe
bewegt

25 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Modellauswahl - Abbildungseigenschaften
makroskopisch mikroskopisch
Kapazitäts- Dynamische Raumdiskrete Raum-
analyse Strömungs- Modelle kontinuierliche
modelle Modelle

Flucht- und abschnittsweise mit abschnittsweise mit durch ein Vielfaches


exakt
Rettungswege konstanter Breite konstanter Breite der Zellgröße

Personen-
gemittelt gemittelt individuell individuell
Eigenschaften

Alarmierungs- und
bereichsweise bereichsweise individuell individuell
Reaktionszeiten

Vereinigungen von
eingeschränkt ja ja ja
Personenströmen

26 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Nachweisführung

27 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Rahmennorm DIN 18009 Brandschutzingenieurwesen

Teil 1: „Grundsätze und Regeln für die Anwendung“


(2016)

Teil 2: „Räumungssimulation und Personensicherheit“


(vor. 2022)

Teil 3:„Bemessungsbrandszenarien und


Bemessungsbrände“
(momentan in Arbeit)

Teil 4: “Sicherheitskonzept” (momentan in Arbeit)


28 accu:rate – Institute for crowd simulation
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DIN-18009 Normenreihe - Vorgehensweise

Prüfung im 4-Augenprinzip und Dokumentation


Design-
anpassungen
nein

ja
Leistungsbezogene Leistungskriterien
Nachweisführung erfüllt?
Schutzziel-
Qualitative Präskriptive nein
konkretisierung nein
Entwurfsanalyse Anforderungen
und Abstimmung
erfüllt?
mit Behörden
Argumentative, ja
Vorabklärung:
ingenieurmäßige
Akzeptanz erreicht?
ja Nachweisführung

In Anlehnung an: BRANDSCHUTZINGENIEURMETHODEN – PRAKTISCHE ANWENDUNG DER DIN


18009, Georg Spennes, BFT Cognos GmbH, Aachen, FeuerTRUTZ Brandschutzkongress 2018

29 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Leistungsbezogene Nachweisführung nach DIN Norm 18009-2

Beurteilungs-
Anlass / grundlagen
Fragestellung

Berech-
nung

Auswertung

Interpretation

In Anlehnung an: Arbeitsdokument_17-06-11.pdf, Arbeitsstand DIN 18009-2 vom 11.06.17


30 accu:rate – Institute for crowd simulation
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Leistungsbezogene Nachweisführung nach DIN Norm 18009-2

Anlass /
Fragestellung

Umplanung /
Maßnahmen

Nein

Anforderungen
Ja erfüllt?

Dokumentation

In Anlehnung an: Arbeitsdokument_17-06-11.pdf, Arbeitsstand DIN 18009-2 vom 11.06.17


31 accu:rate – Institute for crowd simulation
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Ziel: Komplexitätsreduktion bei gleichzeitig realistischer Abbildung von
möglichen Ereignissen

Abbildung aus: „Online Seminar: Aktuelle Entwicklung der Normierung


E DIN 18009 2“, © Benjamin Schröder, abrufbar unter: https://rimea.de/
32 accu:rate – Institute for crowd simulation
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Auswahl Räumungsszenarien

Bagatellszenarien

Eintrittswahrscheinlichkeit
Unzulässig
Unzulässige
Szenarien
Worst Case
Maßgebliche
Szenarien
Szenariencluster
Bemessungsszenarien

Bagatell
Schadensausmaß
Abbildung in Anlehnung an: „Online Seminar: Aktuelle Entwicklung der Normierung
E DIN 18009 2“, © Benjamin Schröder, abrufbar unter: https://rimea.de/

33 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Kategorien zur Beschreibung und Auswahl der Räumungsszenarien

34 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Schutzziele:
Welche Sicherheit soll nachgewiesen werden?
Δtverfügbar (ASET)
› Abgleich der Räumungszeiten
Δterforderlich (RSET) ΔtRdiff > 0 › Beurteilungsgrößen:
• Verfügbare Räumungszeit (Δtverfügbar (ASET))
• Erforderliche Räumungszeit (Δterfolderlich (RSET))
Detektion Alarmie- Fluchtzeit: › Beurteilungswert: ΔtRdiff > 0
des rung ΔtFlucht
Brandes ΔtAlarm
ΔtDetektion › Beurteilung der Staubildung
› Beurteilungsgröße: Lage, Staugröße, Stauzeit etc.
› Beurteilungswerte: derzeit keine konkreten

› Weitere Schutzziele sind möglich


Reaktionszeit

Bewegungszeit
Achtung: Simulationen berechnen
ausschließlich die Fluchtzeit –
t0 tDetektion tAlarm terforderlich tverfügbar Detektionszeit und Alarmierungszeit
Abbildung in Anlehnung an: E DIN 18009-2 Abbildung 2
müssen addiert werden.
35 accu:rate – Institute for crowd simulation
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Rechenbeispiel

36 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Beispiel: 8-stöckiges Gebäude

› Räumung eines 8-geschossigen


Bürogebäudes.
› Die Geschosse sind identisch
aufgebaut und belegt.
› Belegung der Geschosse mit
Personenzahlen zwischen 40 bis 100
Personen pro Geschoss.
Aus: A. Kneidl, R. Könnecke: „Fachgutachten zu
Fluchtwegen in Arbeitsstätten - Einfluss von
Wegbreite, Treppen, Türen und Einengungen
auf die Entfluchtung.“ 2. Auflage. Dortmund:
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin 2020.

37 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Berechnungsmethoden

Makroskopische Verfahren:
› Kapazitätsanalyse
› Hydraulisches Verfahren nach P&M

Mikroskopische Verfahren:
› crowd:it
› Aseri

38 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Berechnung der Räumungszeit mit Kapazitätsmodell

Wegabschnitte Länge Rechengrößen optimum moderat


[m]
v_vor_Treppe [m/s] 1 0.6
Geschoss - Treppenraum 35 v_horziontal_Treppe [m/s] 0.6 0.5
Treppenraum - Treppe 5 F_Treppe [P/(ms)] 0.8 1
Treppe 76.65 v_nach_Treppe [m/s] 1 0.6
Treppe - Ausgang 2

39 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Berechnung der Räumungszeit mit Kapazitätsmodell

tBewegung, Weg tBewegung, Passage


[s] [s]
Personen pro Geschoss - Treppenraum Treppe Treppe - Geschoss - Gesamt [s]
Geschoss Treppenraum - Treppe Ausgang Treppenraum
tBewegung, Weg = li / vi
1 35 10 127.75 2 -130.50 174.8
5 35 10 127.75 2 -97.17 174.8
tBewegung, Passage = N / (bi x Fs,i)
10 35 10 127.75 2 -55.50 174.8
15 35 10 127.75 2 -13.83 174.8 N: Anzahl Personen auf dem Wegabschnitt
20 35 10 127.75 2 27.83 174.8 bi: Breite des Wegabschnitts
30 35 10 127.75 2 111.17 250.9 vi: Gehgeschwindigkeit
Fs,i: Spezifischer Personenfluss
40 35 10 127.75 2 194.50 334.3
li: Länge des Wegabschnitts
50 35 10 127.75 2 277.83 417.6
60 35 10 127.75 2 361.17 500.9
70 35 10 127.75 2 444.50 584.3
80 35 10 127.75 2 527.83 667.6
90 35 10 127.75 2 611.17 750.9
100 35 10 127.75 2 694.50 834.3

40 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Berechnung der Räumungszeit mit dynamischem Strömungsmodell

P&M P&M P&M P&M


normal Gefahr Gefahr Gefahr
P&M P&M P&M P&M
Übergangs Übergangs Sommer- Winter- normal Gefahr Gefahr Gefahr
kleidung kleidung kleidung kleidung
Übergang Übergang Sommer- Winter-
v_vor_Treppe [m/s] 1 1.4 1.4 1.4 skleidung skleidung kleidung kleidung

v_Treppe [m/s] 0.69 0.83 0.83 0.83 Personen pro


Geschoss im
q_Treppe [m/min] 4.44 5.38 5.38 5.38 Treppenraum 13.86 13.93 16.40 12.59
Flächenbedarf einer Person
f [m²]: 0.113 0.113 0.10 0.125
Nach: Predtetschenski, V.M.; Milinski, A.I.: Personenströme in Gebäuden -
v_nach_Treppe [m/s] 1 1.4 1.4 1.4 Berechnungsverfahren für die Projektierung. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln. 1971.

41 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Berechnung der Räumungszeit mit dynamischem Strömungsmodell
P&M normal tBewegung, Weg [s] tBewegung, Passage [s]
Übergangs-
kleidung

Personen Geschoss – Treppe Treppe Treppe - Geschoss - Gesamt


pro Treppen- nraum - Ausgang Treppenraum tBewegung, Weg = li / vi
Geschoss raum Treppe
1 25.00 3.57 92.35 1.43 -92.13 122.3 tBewegung, Passage = N x (Di / Fs,i) x bi
5 25.00 3.57 92.35 1.43 -59.20 122.3
10 25.00 3.57 92.35 1.43 -18.03 122.3
15 25.00 3.57 92.35 1.43 23.14 122.3 N: Anzahl Personen auf dem Wegabschnitt
20 25.00 3.57 92.35 1.43 64.30 161.7 bi: Breite des Wegabschnitts
vi: Gehgeschwindigkeit
30 25.00 3.57 92.35 1.43 146.63 244.0
Fs,i: Spezifischer Personenfluss
40 25.00 3.57 92.35 1.43 228.96 326.3 li: Länge des Wegabschnitts
50 25.00 3.57 92.35 1.43 311.30 408.6 Di: Dichte des Personenfluss
60 25.00 3.57 92.35 1.43 393.63 491.0
70 25.00 3.57 92.35 1.43 475.96 573.3
80 25.00 3.57 92.35 1.43 558.29 655.6
90 25.00 3.57 92.35 1.43 640.62 738.0
100 25.00 3.57 92.35 1.43 722.95 820.3

42 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Schritte zur Erstellung einer Simulation

1. Annahmen 2. Modell 3. Analyse

Was ist das ?


Ziel? Machen die
Ergebnisse Sinn?
Was ist der Modellierung und
Betrachtungs- Simulation Was lässt sich Videos
bereich?
ableiten?

Welche
Personen
werden Graphen
betrachtet?
Heatmaps und Detailanalysen
43 accu:rate – Institute for crowd simulation
Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Beurteilungsgrundlagen und Auswertungsmöglichkeiten

› Wie lange dauert die Räumung bei unterschiedlicher


Stockwerksbelegung?

› Wie verläuft die Räumung?

› Wo bilden sich Engstellen/Staustellen aus?

44 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Vergleich der Räumungszeiten
Vergleich Räumungszeiten 8-geschossiges Gebäude
1200.0

1000.0

800.0
Fluchtzeit [s]

600.0

400.0

200.0

0.0
0 20 40 60 80 100 120
Anzahl Personen pro Geschoss

Kapazitätsanaylse (optimal) Kapazitätsanalyse (moderat) P&M normal Übergangskleidung P&M Gefahr Übergangskleidung

P&M Gefahr P&M Gefahr Winterkleidung Aseri crowd:it

45 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Beurteilungsgrundlagen und Auswertungsmöglichkeiten

› Wie lange dauert die Räumung bei unterschiedlicher


Stockwerksbelegung?

› Wie verläuft die Räumung?

› Wo bilden sich Engstellen/Staustellen aus?

46 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Räumungsverlauf als Video

Für
makroskopische
Modelle ist der
Räumungsverlauf
nicht darstellbar.

50 Personen pro Geschoss


47 accu:rate – Institute for crowd simulation
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Beurteilungsgrundlagen und Auswertungsmöglichkeiten

› Wie lange dauert die Räumung bei unterschiedlicher


Stockwerksbelegung?

› Wie verläuft die Räumung?

› Wo bilden sich Engstellen/Staustellen aus?

48 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Stauanalyse - Auswertungsmöglichkeiten
makroskopisch mikroskopisch
Kapazitäts- Dynamische Raumdiskrete Raum-
analyse Strömungs- Modelle kontinuierliche
modelle Modelle

Fluchtzeit ja ja ja ja

Stauzeit (wie lange


eingeschränkt ja ja ja
besteht ein Stau)
Staustelle (Ort der
eingeschränkt ja ja ja
Stauung)
Staugröße (max.
nein ja ja ja
Personenzahl im Stau)

Staudichte nein nein eingeschränkt eingeschränkt

Individuelle Wartezeit nein eingeschränkt ja ja

49 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Berechnung der Räumungszeit mit dynamischem Strömungsmodell
P&M normal tBewegung, Weg [s] tBewegung, Passage [s]
Übergangs- › Ab 20 Personen pro
kleidung
Stockwerk kommt es zu
Personen Geschoss – Treppen- Treppe Treppe - Geschoss - Gesamt Verzögerungen im
pro Treppen- raum - Ausgang Treppenraum
Geschoss raum Treppe Wegabschnitt Geschoss-
1 25.00 3.57 92.35 1.43 -92.13 122.3 Treppe, die mit höheren
5 25.00 3.57 92.35 1.43 -59.20 122.3 Personenzahlen weiter
10 25.00 3.57 92.35 1.43 -18.03 122.3 anwächst
15 25.00 3.57 92.35 1.43 23.14 122.3
20 25.00 3.57 92.35 1.43 64.30 161.7 › Eine weitere Aussage ist
30 25.00 3.57 92.35 1.43 146.63 244.0 nicht zu treffen
40 25.00 3.57 92.35 1.43 228.96 326.3
50 25.00 3.57 92.35 1.43 311.30 408.6
60 25.00 3.57 92.35 1.43 393.63 491.0
70 25.00 3.57 92.35 1.43 475.96 573.3
80 25.00 3.57 92.35 1.43 558.29 655.6
90 25.00 3.57 92.35 1.43 640.62 738.0
100 25.00 3.57 92.35 1.43 722.95 820.3

50 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Stauanalyse für mikroskopische Modelle

› Stauerkennung über das


Geschwindigkeitskriterium

› Das Kriterium kann über RiMEA Test 4


abgelesen werden
› Die Norm erklärt einen Wert zwischen 0.2 und
0.8 m/s in der Ebene als üblich

51 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Kriterium: Geschwindigkeit < 0.8 m/s in der Ebene

Staustelle: örtliche Lage und Ausdehnung Geschwindigkeit < 0.3 m/s auf Treppen

80 Personen pro Geschoss, OG 8

80 Personen pro Geschoss, OG 3

Auswertungen aus crowd:it

52 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Kriterium: Geschwindigkeit < 0.8 m/s in der Ebene

Anzahl Personen im Stau Geschwindigkeit < 0.3 m/s auf Treppen

40 Personen pro Geschoss 80 Personen pro Geschoss

Auswertungen aus crowd:it

53 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Kriterium: Geschwindigkeit < 0.8 m/s in der Ebene

Individuelle Wartezeit Geschwindigkeit < 0.3 m/s auf Treppen

40 Personen pro Geschoss 80 Personen pro Geschoss

Auswertungen aus crowd:it

54 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Zusammenfassung Stauanalyse

› Mit makroskopischen Modellen ist eine


Stauanalyse nur sehr eingeschränkt möglich

› Bei mikroskopischen Modellen kann eine sehr


detaillierte Stauanalyse durchgeführt werden,
es ist aber darauf zu achten, dass die
Grenzgeschwindigkeiten korrekt gesetzt
werden.

55 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Zusammenfassung

✔ Simulationen als ingenieurtechnisches


Werkzeug hat in den letzten Jahren an
Bedeutung zugenommen
✔ Die Normierungsreihe 18009 wird den Weg
weiter ebnen, um strukturiert
genehmigungsfähige Nachweise führen zu
können
✔ Wertvolles Werkzeug in der Planungsphase und
im Betrieb von Gebäuden
✔ Die tiefe Integration in BIM ermöglicht schnelle
und wiederholbare Simulationen
✔ Zukünftig werden sich durch technologischen
Fortschritt weitere Anwendungsfälle ergeben

56 accu:rate – Institute for crowd simulation


Skript Version 1.0 – Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Einverständnis der Autorin nicht weiterverwendet werden.
Literatur (1/2)
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Research Part C, in press.
(3) Purser, David A.: Behaviour and Travel Interactions in Emergency Situations and Data Needs for Engineering Design, Proceedings of the 2nd International
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(7) Weidmann, U. (1993): Transporttechnik der Fussgänger: Transporttechnische Eigenschaften des Fussgängerverkehrs (Literaturauswertung)
(8) Leitfaden Ingenieurmethoden des Brandschutzes, Technischer Bericht vfdb TB 04-01, 3. Auflage November 2013, Hrsg.: Vereinigung zur Förderung des
Deutschen Brandschutzes e. V. (vfdb), Technisch-Wissenschaftlicher Beirat (TWB), Referat 4, Prof. Dietmar Hosser
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(10) Schneider, B., Seyfried, A.: Methods for measuring pedestrian density, flow, speed and direction with minimal scatter, Physica A, vol. 389, no. 9, pp. 1902–
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(11) Predtetschenski, V.M.; Milinski, A.I.: Personenströme in Gebäuden - Berechnungsverfahren für die Projektierung. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln.
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(12) Values of Personal Space: http://www.linus-geisler.de/ap/ap03_distanz.html, last access: 21st January 2019
(13) Image from: Golubić, Jasna & Vogrin, ZoranSource:
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10.21934/baua:bericht20200116

58 accu:rate – Institute for crowd simulation


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Fragen?

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RAUCHABLEITUNG
SMOKE MANAGEMENT

Dipl.-Ing. (FH) Florian Mödl, M.Eng., Prüfsachverständiger für Brandschutz


Dipl.-Ing. Thilo A. Hoffmann, M.Eng., Prüfsachverständiger für Brandschutz
Kersken + Kirchner GmbH, München
Version 02.07.2021
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Brandingenieurwesen - Rauchableitung

0. Inhalt
I. Schutzziele
II. Werkzeuge und Methoden
III. Grenzwerte
IV. Beispiele
V. Risiken/ Fehlerquellen/ Einsatzgrenzen

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Rauchableitung

Was ist Rauch?


Unter dem Begriff „Rauch“ ist das Aerosol aus festen Partikeln,
sich daran anlagernden schwerflüchtigen Stoffen und
gasförmigen Produkten zu verstehen.

D.h. Verbrennungsprodukte wie CO2, CO, H2O, HCl, HCN, N, Ruß


und unverbrannte Kohlenwasserstoffe.

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Rauchableitung

Was ist Rauch?


Unter dem Begriff „Rauch“ ist das Aerosol aus festen Partikeln,
sich daran anlagernden schwerflüchtigen Stoffen und
gasförmigen Produkten zu verstehen.

D.h. Verbrennungsprodukte wie CO2, CO, H2O, HCl, HCN, N, Ruß


und unverbrannte Kohlenwasserstoffe.

ungesund

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Rauchableitung - Schutzziele

I. Warum?

MBO §14/ BayBO Art. 12 - Brandschutz

Bauliche Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu ändern


und instand zu halten, dass der Entstehung eines Brandes und
der Ausbreitung von Feuer und Rauch (Brandausbreitung)
vorgebeugt wird und bei einem Brand die Rettung von Menschen
und Tieren sowie wirksame Löscharbeiten möglich sind.

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Rauchableitung - Schutzziele

I. Warum?
Die Definition des Schutzzieles der Rauchableitung ist jeweils
projektspezifisch und von der Fragestellung abhängig.

a) Freihaltung von Rettungswegen


b) Sicherstellung wirksamer Löscharbeiten/ Unterstützung
von Brandbekämpfungsmaßnahmen
c) Thermische Entlastung
d) Sachschutz

Hieraus resultieren unterschiedlich aufwendige Konzepte und


Nachweisverfahren/ Methoden.
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Rauchableitung - Schutzziele

Auszug aus dem Grundsatzpapier: G. Famers, J. Messerer; 2008

„Rettung von Personen“ und „wirksame Löscharbeiten“ –


bauordnungsrechtliche Schutzziele mit Blick auf die Entrauchung

Hinsichtlich der Ausbreitung von Feuer und Rauch sehen alle Brandschutzvorschriften der MBO und der
zugehörigen Sonderbauregeln Anforderungen an Baustoffe und raumabschließende Bauteile vor, die direkt
oder indirekt dem Schutz der Rettungswege vor Feuer und Rauch dienen. Eine Rauchableitung aus
Rettungswegen zur Sicherstellung der Benutzbarkeit in der Phase der Personenrettung ist nicht
vorgesehen, sie könnte ohnehin nur bereits eingedrungenen Rauch abführen. Für die Personenrettung
muss in diesem Fall der alternative (zweite) Rettungsweg benutzt werden. Sind Rettungswege besonders
schutzbedürftig, wird Rauchfreihaltung verlangt (wie z. B. in einem Sicherheitstreppenraum).

Die bauordnungsrechtlich verlangten Öffnungen zur Rauchableitung oder Rauchabzugsanlagen dienen


der Unterstützung der Feuerwehr bei ihrer Arbeit, selbst wenn dafür keine quantifizierte Entrauchungs-
wirkung vorgegeben ist.

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Rauchableitung - Schutzziele

Grundsätze zur Auslegung des §14 MBO der ARGEBAU

I „Rettung von Menschen ermöglichen“


Es ergeben sich zur Sicherstellung der Rettungswege in Standard- und Sonderbauten folgende
Schlussfolgerungen für die Frage der Rauchableitung:

3. Grundlagen der bauordnungsrechtlichen Anforderungen zur Rettung von Personen sind

− die innere Abschottung von Gebäuden,

− die Führung, Bemessung und bauliche Ausbildung von Rettungswegen sowie

− betriebliche/organisatorische und ggf. anlagentechnische Maßnahmen einschließlich der


Alarmierung.

4. Sind diese grundlegenden bauordnungsrechtlichen Anforderungen eingehalten (= im


Normalfall), ist eine Rauchableitung nur zur Unterstützung der Brandbekämpfung durch die
Feuerwehr vorgesehen.

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Rauchableitung - Schutzziele

5. Die MBO sieht für die Personenrettung keine Maßnahmen zur Rauchableitung vor. Solche
Maßnahmen (bei denen z. B. die rechtzeitige und sichere Funktion der Rauchabzugsanlagen
Voraussetzung für die Benutzbarkeit der Rettungswege ist) können allenfalls im Einzelfall, zur
Kompensation für eine Abweichung von bauordnungsrechtlichen Anforderungen in Betracht
kommen.

6. Wird bauordnungsrechtlich gefordert, dass in bestimmte Räume Rauch nicht eindringen darf
(z. B. beim Sicherheitstreppenraum – wenn also auf einen der beiden eigentlich verlangten
Rettungswege verzichtet werden darf), werden keine Maßnahmen zur Rauchableitung
verlangt, sondern vielmehr zur Rauchfreihaltung (d. h.: Rauch darf in den Rettungsweg erst
gar nicht eindringen können).

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Rauchableitung - Schutzziele

7. Für die Evakuierung (Räumung) großer Gebäude mit vielen Menschen sind aus Sicht des
Bauordnungsrechts insbesondere die Faktoren "Zeit" und "Vermeidung von Staus" von
Bedeutung. Beiden Faktoren wird bauordnungsrechtlich in erster Linie durch die Anordnung
(Lage, Anzahl) und Breite der Ausgänge (und ggf. auch der Gänge im Raum) Rechnung
getragen. Die Evakuierung (Räumung) großer Gebäude kann nicht nur aufgrund eines
Brandes, sondern auch aus anderen Gründen (Terrordrohung/-anschlag, Amoklauf,
Wassereinbruch, Teileinsturz etc.) erforderlich werden. Maßnahmen zur Rauchableitung
können hierbei für eine schnelle Evakuierung keinen Beitrag leisten.

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Rauchableitung - Schutzziele

Grundsätze zur Auslegung des §14 MBO der ARGEBAU


II “Wirksame Löscharbeiten ermöglichen“

[…]

5. Dass bauordnungsrechtlich in bestimmten Fällen Öffnungen zur Rauchableitung oder


Rauchabzugsanlagen verlangt werden, trägt der Erfahrung Rechnung, dass solche Öffnungen/
Anlagen – selbst wenn dafür keine quantifizierte Entrauchungswirkung vorgegeben ist – die
Feuerwehr bei ihrer Arbeit unterstützen.

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Rauchableitung - Schutzziele

Maßnahmen zur Rauchableitung nach MBO in Standardgebäuden


ohne Abweichungen

− sind für die Personenrettung nicht vorgesehen,

− dienen der Unterstützung der Brandbekämpfung,

− leisten grundsätzlich keinen Beitrag hinsichtlich einer


schnellen Evakuierung.

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Rauchableitung - Schutzziele

aber:

Bei

− ungeregelten Sonderbauten und bei

− Abweichungen von materiellen Vorschriften

können weitergehende Anforderungen gestellt werden!

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Rauchableitung - Werkzeuge

II. Wie?
Werkzeuge und Methoden zur Dimensionierung:

a) Deskriptive Verfahren
(empirische Ansätze, BayBO, Sonderbauverordnungen)

b) Normative Verfahren (DIN 18232, DIN EN 12101)

c) Ingenieurmethoden

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Rauchableitung - Werkzeuge

a) Deskriptive Verfahren - Beispiele


BayBO Art. 33 Abs. 8 Treppenräume
1 Notwendige Treppenräume müssen belüftet und zur Unterstützung wirksamer Löscharbeiten
entraucht werden können.

² Die Treppenräume müssen

1. in jedem oberirdischen Geschoss unmittelbar ins Freie führende Fenster mit einem freien
Querschnitt von mindestens 0,50 m² haben, die geöffnet werden können, oder

2. an der obersten Stelle eine Öffnung zur Rauchableitung haben.

³ Im Fall des Satzes 2 Nr. 1 ist in Gebäuden mit einer Höhe nach Art. 2 Abs. 3 Satz 2 von mehr als 13m an
der obersten Stelle eine Öffnung zur Rauchableitung erforderlich. 4 Öffnungen zur Rauchableitung nach
Sätzen 2 und 3 müssen in jedem Treppenraum einen freien Querschnitt von mindestens 1 m² und
Vorrichtungen zum Öffnen ihrer Abschlüsse haben, die vom Erdgeschoss sowie vom obersten
Treppenabsatz aus bedient werden können.

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Rauchableitung - Werkzeuge

BayBO Art. 37 Abs. 3 Aufzüge


1Fahrschächte müssen zu lüften sein und eine Öffnung zur Rauchableitung mit einem freien

Querschnitt von mindestens 2,5 v. H. der Fahrschachtgrundfläche, mindestens jedoch 0,10 m2

haben. 2Diese Öffnung darf einen Abschluss haben, der im Brandfall selbsttätig öffnet und von

mindestens einer geeigneten Stelle aus bedient werden kann. 3Die Lage der

Rauchaustrittsöffnungen muss so gewählt werden, dass der Rauchaustritt durch Windeinfluss nicht

beeinträchtigt wird.

BayBO Art. 35 Abs. 3 Fenster, Türen, sonstige Öffnungen

Jedes Kellergeschoss ohne Fenster muss mindestens eine Öffnung ins Freie haben, um eine

Rauchableitung zu ermöglichen.

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Rauchableitung - Werkzeuge

VStättV §16 Rauchableitung

− erforderlich für Räume > 200 m²


− 2% freie Öffnungsfläche über Fenster und Türen im oberen Drittel
− 1% freie Öffnungsfläche über Dach
− maschinelle Rauchabzugsanlagen 36 m³/ h m²
− Bühnen und Szenenflächen 3%
− Großbühnen 8%
− Auslösung manuell

VkV §16 Rauchabführung


− erforderlich für Räume ohne (notwendige) Fenster und für Ladenstraßen
− Bei Sprinklerung: Rauchabführung über Lüftungsanlage
− Auslösung manuell und automatisch

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Rauchableitung - Werkzeuge

IndBauRL Abschnitt 5.7 Rauchableitung

− erforderlich für Produktions- oder Lagerräume und Ebenen

> 200 m² ≤ 1.600 m²: Wandöffnungen ≥ 2% oder Deckenöffnungen ≥ 1%,


Zuluftflächen in gleicher Größe, max. 12 m²

> 1.600 m²: je 400 m² Grundfläche mindestens ein


Rauchabzugsgerät im Dach oder im oberen Raumdrittel
mit Aaero. ≥ 1,5 m²

ohne Sprinkler: Rauchabzugsanlagen mit mind. 40.000 m³/h je 1.600 m²


mit Sprinkler: Lüftungsanlage mit mind. 40.000 m³/h je 1.600 m²

− Auslösung
automatisch und manuell

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Rauchableitung - Werkzeuge

GaStellV §15 Rauch- und Wärmeabzug

− erforderlich für geschlossene Großgaragen (> 1.000 m²)


− Decken- oder obere Wandöffnungen mit 0,1 m² je Stellplatz und Entfernung zu
Stellplatz max. 20 m, oder
− Maschineller Rauchabzug
Luftwechsel 10 h-1
Temperaturanforderung 300 °C/ 60 min
Auslösung: automatisch
− ODER ausreichend dimensionierte Lüftungsöffnungen/ Lüftungsschächte (CO)
− ODER Sprinkler: 12 m³/ h m²

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Rauchableitung - Werkzeuge

HHR Abschnitt 6.2 Druckbelüftungsanlagen


− Der Eintritt von Rauch in innenliegende Sicherheitstreppenräume und deren Vorräume sowie in
Feuerwehraufzugsschächte und deren Vorräume muss jeweils durch Anlagen zur Erzeugung von
Überdruck verhindert werden.

− Druckbelüftungsanlagen müssen so bemessen und beschaffen sein, dass die Luft auch bei
geöffneten Türen zu dem vom Brand betroffenen Geschoss auch unter ungünstigen klimatischen
Bedingungen entgegen der Fluchtrichtung strömt.

− Die Abströmungsgeschwindigkeit der Luft durch die geöffnete Tür des Sicherheitstreppenraums
zum Vorraum und von der Tür des Vorraums zum notwendigen Flur muss mindestens 2,0 m/s
betragen.

− Die Abströmungsgeschwindigkeit der Luft durch die geöffnete Tür des Vorraumes eines
Feuerwehraufzugs zum notwendigen Flur muss mindestens 0,75 m/s betragen.

− Auslösung automatisch

− Die maximale Türöffnungskraft an den Türen der innenliegenden Sicherheitstreppenräume und


deren Vorräumen sowie an den Türen der Vorräume der Feuerwehraufzugsschächte darf,
gemessen am Türgriff, höchstens 100 N betragen.

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Rauchableitung - Werkzeuge

Quelle: FVLR Heft 17


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Rauchableitung - Werkzeuge

b) Normative Verfahren - Beispiele


DIN 18232

Bemessungsnorm für den Rauchabzug (raucharme Schichten) in Deutschland

Die Norm beschreibt in den Teilen 2 und 5 die Bemessung von:

1. natürlichen Rauchabzugsanlagen (NRA/ NRG)


Wirkungsweise: thermischer Auftrieb

Abhängig von:
− der aerodynamisch wirksamen Öffnungsfläche,
− der Zuluftzuführung,
− der Anordnung der Öffnungen,
− der Gebäudegeometrie,
− der Art der Auslösung,
− der Größe der Rauchabschnitte.

Bemessungsszenario: Entstehungsphase, niedrig-energetisch

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Rauchableitung - Werkzeuge

2. maschinellen Rauchabzugsanlagen (MRA)

Wirkungsweise: Rauchableitung mit Hilfe von Ventilatoren

Abhängig von:
− der Leistungsfähigkeit der Ventilatoren,
− dem Kanalsystem,
− der Lage und Anzahl der Absaugöffnungen,
− der Zuluftzuführung,
− der Gebäudegeometrie,
− der Art der Auslösung,
− der Größe der Rauchabschnitte.

Bemessungsszenario: Vollbrandphase, hoch-energetisch (Volumenstrom!)

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Rauchableitung - Werkzeuge

3. Rauchschutz- Druckanlagen (RDA)

Wirkungsweise: Verhinderung des Eindringens von Rauch und Ableitung mittels


Druckdifferenz

Abhängig von:
− der Druckdifferenz,
− der Zuluft und Abluft,
− der Raumgeometrie und Raumanordnung,
− der Leckrate,
− der Art der Auslösung.

− Bemessungsszenario: Winterfall/ Sommerfall - Vollbrandphase, hoch-energetisch

− DIN EN 12101-6 „Auslegungsnorm“ z.B. bei Sicherheitstreppenräumen: Klasse A


Systeme mit Δp ≥ 50 Pa, Türöffnungskräfte ≤ 100N und v ≥ 2,0 m/s entspricht den
Vorgaben der HHR
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Rauchableitung - Werkzeuge

Beispiel Überdruckbelüftung – Kamin- oder „Stack“-Effekt

WINTERFALL SOMMERFALL WINTERFALL Druckverteilung

Links: Klote, John H.; Milke, James A. (2002): Principles Of Smoke Management, Atlanta, USA
Rechts übereinander: Tamura, G. T.; Wilson, A.G. (1968): CBD-104. Stack Effect in Buildings, http://www.nrc.ca/irc/cbd/cbd104e.html (Stand: 11.05.2002)

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Rauchableitung - Werkzeuge

Beispiel Überdruckbelüftung

Komplexe Systeme, bei denen folgende Punkte zu berücksichtigen sind:

− Einhaltung der Kontinuitätsbedingungen – wo etwas strömen soll, müssen die


Randbedingungen sichergestellt sein: Zu- und Abstrom
− Wirkung des Kamineffekts,
− Begrenzung der Türöffnungskräfte,
− Gewährleistung ausreichender Strömungsgeschwindigkeiten,
− Wechselwirkungen mit anderen (druck)belüfteten Bereichen, wie z.B.
Feuerwehraufzugsschacht
− Anzahl gleichzeitig geöffneter Türen im Treppenraum – Druckausgleich

Im Einzelfall zu beurteilen.

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Rauchableitung - Werkzeuge

c) Ingenieurmethoden für die Rauchableitung


1. Simulationsberechnungen zur Brand- und Rauchausbreitung

1.1 Handrechnungen über Plume- und Ausbreitungsmodelle

1.2 Zonenmodelle

1.3 Feldmodelle
vergleiche Vorlesung V04- Brandszenarien/ Bemessungsbrände II

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Rauchableitung - Werkzeuge

Quelle: vfdb- Leitfaden TB 04-01 aus 05/ 2009

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Rauchableitung - Werkzeuge

2. Heißrauchversuche

2.1 Realversuch

2.2 Modell – scale up

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Rauchableitung - Werkzeuge

2.1 Realversuche

Möglichkeiten und Grenzen der praktischen Prüfungen im Gebäude


• wenn Regelwerke und Simulationsmodelle für die Situation nicht anwendbar sind –
z.B. bei komplexen Geometrien;
• Qualitative Darstellung der Ausbreitung von Brandrauch; im Wesentlichen nur
repräsentativ in Heissgasschicht;
• Darstellung der Bedeutung der Funktionsfähigkeit von Rauchschutzeinrichtungen;
• Prüfung der Komponenten von anlagentechnischen Maßnahmen zur
Rauchableitung/ -freihaltung mit visualisierten Strömungen.

Anwendung nur in Ausnahmefällen.

Heißrauchversuche werden im Einzelfall auch zur Verifizierung von Ergebnissen


rechnerischer oder deskriptiver Nachweisführung genutzt.
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Rauchableitung - Werkzeuge

2.1 Heißrauchversuche

Poolbrand Isopropanol Gasbrenner


Bildquelle: IB Lorenz Bildquelle: Kersken+ Kirchner GmbH

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Rauchableitung - Werkzeuge

2.1 Heißrauchversuche – Prüfung der Wirksamkeit mobiler Rauchschutzabschlüsse

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Rauchableitung - Werkzeuge

2.2 Rauchversuche im Modell


Grundlage für ein "scale-up" -
Übertragung von Realsystem in Modellsystem mit Hilfe der Ähnlichkeitstheorie
unter Berücksichtigung von
Ähnlichkeitsbedingungen (geometrisch, mechanisch, thermisch und chemisch)

Beispiele dimensionsloser Kennzahlen der Ähnlichkeitstheorie für die Untersuchung


verschiedener Prozesse:

Euler (Eu) Druckkräfte / Trägheitskräfte in Strömungen


Reynolds (Re) Trägheitskräfte / Zähigkeitskräfte in Strömungen (laminar/ turbulent)
Froude (Fr) Trägheitskräfte / Schwerkräfte in Strömungen
Archimedes (Ar) Auftriebskräfte / Trägheitskräfte in Strömungen (Konvektion)

Im Einzelfall/ bei einzelnen Fragestellungen ggf. sinnvoll im Regelfall aber nicht.

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Rauchableitung

III. Grenzwerte
Grenzwerte und Beurteilungsgrundlagen

a) Lichttrübende Wirkung (optische Dichte pro Weglänge)


b) Erkennungsweite („Sichtweite“)
c) Toxische Wirkung von Brandgasen
d) Thermische Wirkung von Brandgasen

e) Beurteilungsgrundlagen und Anhaltswerte

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Rauchableitung - Grenzwerte

a) Lichttrübende Wirkung (optische Dichte pro Weglänge)

Hintergrund:
Dient der Bewertung des Ausmaßes der Verrauchung. Verursacht durch
Extinktion (Abschwächung) und Streuung des Lichts aufgrund von Brandrauch.
Im sichtbaren Spektralbereich im Wesentlichen durch die Rußkonzentration.

Wird quantifiziert durch


▪ die optische Dichte pro Weglänge DL in m-1oder
▪ den Extinktionskoeffizienten (Schwächungskoeffizient) K in m-1

Beschreiben den selben physikalischen Sachverhalt:


Funktion der optischen Eigenschaften des Brandrauchs und der
Rauchbeladung der Atmosphäre. Unterschied in der mathematischen
Formulierung.
Umrechnung: DL ≈ 0,43 x K

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Rauchableitung - Grenzwerte

b) Erkennungsweite („Sichtweite“)

Hintergrund/ Definition:
Abstand zwischen Beobachter und Sehzeichen/ Rettungszeichen, bei dem
dies gerade noch erkannt werden kann.

Komplexe, von vielen Einflussfaktoren abhängige Größe „Sichtweite“ S, z.B.


▪ Eigenschaften und Dichte der Rauchpartikel
▪ Ausleuchtung des Raumes
▪ Eigenschaften des wahrzunehmenden Objekts
▪ Blickwinkel
▪ individuelle Personeneigenschaften
▪ Augenreizung durch Brandgase….

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Rauchableitung - Grenzwerte

Aus der Auswertung von Rauchversuchen ergibt sich ein reziproker


Zusammenhang zwischen optischer Rauchdichte K und Erkennungsweite S:

S = C/ K für nichtreizenden Rauch bzw. reizenden Rauch mit K < 0,25m -1


S = C [0,133-1,47 x log(k)] / K für reizenden Rauch mit K > 0,25m -1

Mit Konstante C (in Abhängigkeit des Reflexionsgrads des Zeichens); häufig


als Mittelwerte verwendet:

C = 8 für selbstleuchtende Hinweiszeichen


C = 3 für reflektierendes Hinweiszeichen

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Rauchableitung - Grenzwerte

Quelle: vfdb- Leitfaden TB 04-01 aus 05/ 2009

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Rauchableitung - Grenzwerte

c) Toxische Wirkung

Die individuelle Handlungsfähigkeit wird im Wesentlichen beeinträchtigt von der


• narkotisierenden Wirkung der Rauchgase, zumeist
Kohlenmonoxid CO
Cyanwasserstoffe HCN
Kohlendioxid CO2
• erstickenden Wirkung der Rauchgase,
• dem akuten Sauerstoffmangel.

Verfahren zur Bestimmung der Expositionsdauer bis zum Eintreten von


Handlungsunfähigkeit (HU):

Fractional Effective Dose FED für CO, HCN, CO2 sowie O2 (Sauerstoffmangel)

Addition von im Zeitintervall t aufgenommenen Teildosen – HU bei 1.

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Rauchableitung - Grenzwerte

Fractional Effective Dose FED 500ppm CO, 40ppm HCN, 3% CO2, 18% O2
Atemluft < 30 ppm CO, 0,03% CO2, 21% O2

Quelle: vfdb- Leitfaden TB 04-01 aus 05/ 2009 mit Eintragungen K+K

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Rauchableitung - Grenzwerte

d) Thermische Wirkung

Wärmeeinwirkung (insbesondere Konvektion und Strahlung) beeinflusst die


individuelle Belastung und damit die für die Selbstrettung verfügbare Zeitspanne.

Ist insbesondere Abhängig von


▪ Lufttemperatur
▪ Luftfeuchtigkeit
▪ Luftströmung
▪ Expositionsdauer
▪ Art der Bekleidung

Verfahren zur Bestimmung der Expositionsdauer bis zum Eintreten von


Handlungsunfähigkeit:

Fractional Effective Dose FED für thermische Belastung


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Rauchableitung - Grenzwerte

Grenzen der Erträglichkeit von Strahlung und Konvektion

Quelle: vfdb- Leitfaden TB 04-01 aus 05/ 2009

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Rauchableitung - Grenzwerte

e) Beurteilungsgrundlagen und Anhaltswerte

Anstelle der Bestimmungsgleichungen der toxischen oder thermischen Dosismodelle


FED werden im vfdb Leitfaden TB 04-01 aus 11/ 2013 Anhaltswerte gegeben, die eine
Beurteilung der möglichen Gefährdung ermöglichen.

Voraussetzung: Mischbrandlasten (z.B. Wohnung, Büro, Verkaufstätte).

Die Unterteilung der nachfolgenden Tabelle in eine kurze (bis ca. 5 Minuten), mittlere
(ca. 5 - 15 Minuten) und längere (ca. 15 - 30 Minuten) Aufenthaltsdauer in dem durch
die Brandwirkung betroffenen Bereich beschreibt typische Kategorien von
Räumungszeiten.

Das Schutzziel ist erfüllt, wenn keiner der aufgeführten Anhaltswerte während der
zugehörigen Aufenthaltsdauer überschritten wird.

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Rauchableitung - Grenzwerte

Beurteilungsgrößen und Anhaltswerte für quantitative Schutzziele

Quelle: vfdb- Leitfaden TB 04-01 aus 05/ 2009

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Rauchableitung - Grenzwerte

Weitere, detaillierte Untersuchungen sind erforderlich, wenn

▪ die Brandrauchzusammensetzung deutlich von den vorausgesetzten


relativen Schadstoffkonzentrationen von CO, CO2 und HCN abweicht,

▪ die Expositionszeiten deutlich von den drei gewählten Kategorien der


Aufenthaltsdauer abweicht,

▪ besonders sensible Personengruppen betroffen (z. B. in Krankenhäusern


oder in Pflegeeinrichtungen) sind, oder

▪ die Belastung von Personen bewertet werden soll, die auf Fremdrettung
angewiesen sind.

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Rauchableitung

IV. Beispiele
a) Vergleichende Betrachtung unterschiedlicher
Entrauchungskonzepte mit Feldmodell für ein Atrium/ Foyer
anhand der optischen Dichte

b) Nachweis der ausreichenden Sichtweite und Einhaltung des


Temperaturkriteriums während der Selbstrettungsphase in
einem Verkehrsbauwerk mit Feldmodell

c) Bestandsuntersuchung zu Sichtweiten während der


Selbstrettungsphase in einem Verkehrsbauwerk mit
Zonenmodell

d) Nachweis gleicher Sicherheit bei von VStättV abweichender


Ausführung einer Rauchableitung – zur Begründung einer
Abweichung
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Rauchableitung - Beispiele

Beispiel a
Fragestellung:
2,5 m raucharme Schicht
im Foyer über 1. OG

Abweichung:
Rauchableitung über
eine Wand

Szenario:
Insbesondere niedrig-
energetisch bei
ungünstigen Wind-
verhältnissen mit
1,5 MW und 6,0 MW

Feldmodell wegen Unter-


suchung möglicher Turbu-
Darstellung der Sichtweiten zur qualitativen Beurteilung der
lenzen innerhalb des Schichtgrenze
Gebäudes
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Rauchableitung - Beispiele

Beispiel a

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Rauchableitung - Beispiele

Beispiel b

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Rauchableitung - Beispiele

Beispiel b 450 sec, optische Dichte

Darstellung
Kersken der optischen
+ Kirchner GmbH Dichte
– Sachverständige anhand
für baulichen eines
Brandschutz konkreten
– www.kk-fire.com Bemessungsbrands
Rauchableitung - Beispiele

Beispiel b 520 sec , optische Dichte

Darstellung
Kersken + Kirchnerder
GmbHoptischen Dichte
– Sachverständige anhand
für baulichen eines
Brandschutz konkreten
– www.kk-fire.com Bemessungsbrands
Rauchableitung - Beispiele

Beispiel b 570 sec , optische Dichte

Darstellung
Kersken + Kirchnerder
GmbHoptischen Dichte
– Sachverständige anhand
für baulichen eines
Brandschutz konkreten
– www.kk-fire.com Bemessungsbrands
Rauchableitung - Beispiele

Beispiel b 960 sec, Temperaturverteilung

Darstellung der Temperatur anhand eines konkreten Bemessungsbrands


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Rauchableitung - Beispiele

Beispiel c

5 Minuten

Sichtweiten zur Darstellung

Darstellung der Sichtweiten anhand eines konkreten Bemessungsbrands


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Rauchableitung - Beispiele

Beispiel c

10 Minuten

Sichtweiten zur Darstellung

Darstellung der Sichtweiten anhand eines konkreten Bemessungsbrands


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Rauchableitung - Beispiele

Beispiel c

15 Minuten

Sichtweiten zur Darstellung

Darstellung der Sichtweiten anhand eines konkreten Bemessungsbrands


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Rauchableitung - Beispiele

Beispiel d
Nachweis gleicher Sicherheit bei von VStättV abweichender Ausführung einer
Rauchableitung – zur Begründung einer Abweichung

Problem:
Maschinelle Rauchableitung, natürliche aus bauphysikalischen Gründen nicht
realisierbar.

Nachweis fordert Anordnung der Absaugöffnungen gleichmäßig über die


Hallenfläche verteilt (alle 400m²)

Gebaut: 4 Absaugstellen konzentriert in der Ostwand

Lösungsansatz: Nachweis gleicher Sicherheit

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Rauchableitung - Beispiele

Nachweisstrategie

Vergleich von Brandsimulationsergebnissen zur Rauchausbreitung


und Rauchableitung

• unter den Randbedingungen


des Planungszustandes mit Ergebnissen

• unter den Randbedingungen des Referenz-Zustandes in


Umsetzung der Anforderungen des Regelbeispiels nach der
Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO) an eine
maschinelle Rauchableitung (MRA).

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Rauchableitung - Beispiele

Nachweisstrategie

Auswertegröße der optischen (Rauch-)Dichte (OD) in [m-1] als


Maß für die Rauchgaskonzentration

Auswertegrenzwert für die Schutzzielanforderung der


Unterstützung der Feuerwehr bei der Brandbekämpfung : OD
≤ 0,2 m-1

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Rauchableitung - Beispiele

Untersuchte Berechnungsfälle
Referenz nach MVStättVO Optimierte Planung
MRA: insg. 70.000 m³/h verteilt auf 10 MRA: insg. 70.000 m³/h verteilt auf 4
Absaugstellen, gleichmäßig verteilt im Absaugstellen in östlicher Giebelseite bis zur
Hallendach; 10. Minute, danach Leistungssteigerung auf
90.000 m³/h durch manuelle Ansteuerung
Aktivierungszeit 120s: MRA (Feuerwehr);
+ 10 m² Zuluft über Tor in
Nordfassade (Zuluftgeschwindigkeit Aktivierungszeit 120s: MRA
≤ 3 m/s) + 10 m² Zuluft über Tor in Nordfassade
+ 2 x 2,5 m² über Fenster in der Südfassade

Aktivierungszeit 600s: 2 x 5,3 m² über


Ausgangstüren in der Südwestfassade nach
manueller Öffnung durch Feuerwehr

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Rauchableitung - Beispiele

Computermodell des relevanten Luftraums

Abbildung des Luftraums der Halle als


betrachtungsrelevanter Bereich in einem
Computermodell mit Berücksichtigung der
strömungsrelevanten Grundstruktur für die
CFD-Simulation und Diskretisierung auf einen
Berechnungsgitter mit insg. ca. 12,8 Mio. Zellen

Größe der Berechnungszellen:


• Basisgröße: 30 cm;
• Verfeinerung im Bereich:
Brandquelle: 5 cm;
Plumebereich / Zuluft: 15 cm;
Dachbereich: 25 cm

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Rauchableitung - Beispiele

Computermodell des relevanten Luftraums – Referenz nach MVStättVO

Zuluft

10x Absaugöffnungen

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Rauchableitung - Beispiele

Computermodell des relevanten Luftraums – Ausführung

zusätzliche Zuluft nach 10


Zuluft Minuten von 2 x 5,3 m²
über Tor über Ausgangstüren
10 m²

4x Absaugöffnungen

zusätzliche Zuluft von 2


x 2,5 m² über Fenster

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Rauchableitung - Beispiele

Optische
(Rauch-)Dichte nach
240s

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Rauchableitung - Beispiele

Optische
(Rauch-)Dichte nach
240s

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Rauchableitung - Beispiele

EINSCHUB

Optische
(Rauch-)Dichte nach
600 s

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Rauchableitung - Beispiele

Optische
(Rauch-)Dichte nach
600 s

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Rauchableitung - Beispiele

Optische
(Rauch-)Dichte nach
1200 s

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Rauchableitung - Beispiele

Optische
(Rauch-)Dichte nach
1800 s

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Rauchableitung - Beispiele

• Die beiden Berechnungsfälle „Referenz nach MVStättVO“ und „optimierte Planung“


weisen über die Betrachtungsdauer von 30 Minuten im Wesentlichen prinzipiell
ähnliche Ergebnisse bezüglich der Rauchausbreitung und Rauchableitung auf.

• Im weiteren Betrachtungszeitraum zeigt der Berechnungsfall „optimierte Planung“ im


Vergleich zum „Referenzfall nach MVStättVO“ die günstigeren Verhältnisse
bezüglich einer stabilen Rauchschichtung und einer wirksamen Rauchableitung.

• Dies wird insbesondere bei den Verhältnissen im Erdgeschoss deutlich. Die


günstigeren Verhältnisse der „optimierten Planung“ sind dabei neben der erhöhten
Abzugsleistung nach manueller Auslösung durch die Feuerwehr, insbesondere auf
die deutlich verbesserten Verhältnisse der Zuluftnachströmung, mit hieraus
resultierenden reduzierten Zuluftgeschwindigkeiten, zurückzuführen. Durch die
Reduzierung der Einströmgeschwindigkeit und Verteilung der Zuluftöffnungen kann
der Einfluss von Strömungsimpulsen auf die Rauchausbreitung im Luftraum deutlich
reduziert werden, was eine stabile Rauchschichtung sehr positiv unterstützt.

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Rauchableitung - Beispiele

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Rauchableitung - Risiken

V. Risiken/ Fehlerquellen
a) Wahl des richtigen „Werkzeugs“

b) Wahl der richtigen Modellierung

c) Wahl der richtigen Eingangsparameter

d) Verwendung von Sicherheitszuschlägen

e) Durchführung von Vergleichsrechnung – Blackbox

f) richtige Auswertung/ Interpretation

g) Fachkunde des Prüfers, 4- Augenprinzip

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Aktuelles
Brand Lagerhalle
Ingolstadt
Halle ca. 110 x 60 m
10.10.2018

Kein Sprinkler,
keine BMA, keine RWA

23000 Flugzeugteile
Museumsobjekte
Babynahrung

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V08 Rauchableitung - aktuell

Quelle: wochenblatt

Quelle: abendzeitung.de

Quelle: donaukurier
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Unterstützung wirksamer Löscharbeiten?

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ENDE
Florian Mödl
Dipl.-Ing. (FH), M.Eng.
Prüfsachverständiger für Brandschutz

Kersken + Kirchner GmbH


Pienzenauerstraße 7
81679 München
089-98 10 789 0

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