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Gattung
• „Der Begriff Gattung wird in der Literaturwissenschaft in zwei verschiedenen
Bedeutungen verwendet: zum einen zur Bezeichnung der drei traditionellen
Großbereiche der Literatur (Lyrik, Drama und Erzählliteratur bzw. früher Epik), zum
anderen zur Bezeichnung spezifischer, anhand sehr verschiedener Kriterien literarischer
Texttypen (wie Tragödie, Komödie, Historie, bürgerliches Trauerspiel, Einakter ...).
Besonders in der ersten, aber auch in der zweiten Bedeutung dient der Begriff der
Gattung vor allem der Ordnung und der Klassifikation von Literatur."

Ansgar Nünning (Hrsg.): Grundbegriffe der Literaturtheorie, Stuttgart, Weimar 2004.

• "Gattung, literarische/poetische [griech. genos, lat. genus: Geschlecht, Abstammung,


Beschaffenheit, Redeweise usw.]. Als historisch entstandene literarische Struktur- und
Organisationsformen fassen die Gattungen die Vielfalt der Erscheinungsweisen von Literatur
(Dichtung) auf der Grundlage formaler Analogie sowie gemeinsamer Eigenschaften (Typen der
literarischen und ästhetischen Kommunikation, sich damit realisierende gesellschaftliche
Funktion usw.) in Gruppen zusammen. Eine Gattung vermag sowohl die nur der Gruppe
gemeinsamen Eigenschaften z.B. Darstellungsfunktion des Dramas) als auch die
Eigenarten der einzelnen Fälle z.B. Tragödie, Komödie usf.) einzuschließen. Sie erstreckt
sich also von der konkreten gegenständlichen Gesamtheit der Formen bis zum davon
abgezogenen Gattungsbegriff. Die Gattungen sind älter als die Begriffe Literatur und Dichtung,
die als nachträgliche Abstraktionen die Gattungen übergreifende Zusammenfassungen
darstellen. In den Gattungen vermittelt sich die charakteristische Erscheinungs-, Wirkungs- und
Funktionsweise von Poesie und Literatur; ihrer Historizität und Funktionalität zufolge
übersteigen ihre Erforschung und Definition das Feld der herkömmlichen Poetik. Gattungen
entstehen auf der Basis von gesellschaftlichen, weltanschaulichen usw. Bedürfnissen (z. B. das
Kirchenlied, Reiseliteratur bzw. das Reisebild) sowie vorhandener oder neu entstehender
materielltechnischer, zivilisatorischer, kultureller usw. Voraussetzungen und damit verbundener

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Rezeptionsgewohnheiten einer Epoche, Nation usw. (Buchdruck, Theater, Funk, Film u. a. m.),
die sich, (ästhetisch) vermittelt durch die jeweilige Struktur in ihnen konsolidieren."

Claus Träger: Wörterbuch der Literaturwissenschaft, Leipzig 1986.

• Dazu siehe auch:


• Klaus Müller-Dyes: Gattungsfragen, in: Heinz Ludwig Arnold u. Heinrich Detering (Hrsg.):
Grundzüge der Literaturwissenschaft, München 2003, S.323-348.
• Wilhelm Vosskamp: Gattungen, in Helmut Brackert, Jörn Stückrath (Hrsg.):
Literaturwissenschaft. Ein Grundkurs, Reinbek bei Hamburg 2004, S.253-269.

Pierre-Auguste Renoir: lectures

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