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Herzlich willkommen

zu dritte Folge der Reihe


Literatur aus der Ukraine
Viktor Kordun 1946 -2005
Auszug aus «Weisse Psalmen»

Anna-Halja Horbatsch
Lina Kostenko 1930 -

Anna-Halja Horbatsch
Pavlo Tytschyna (1891-1967)

Adrian Wanner
Lessja Ukrainka 1871 - 1913

Nocturne
Auf Schwingen der Sehnsucht/ Gedanken enteilen
Ins Zauberreich nächtlicher Mächte,
Dort glühend und traumhaft die Äugelein scheinen,
Wie Sterne der südlichen Nächte.

In zärtlichen Liebesgesprächen dort selig


Die Blumen und Sterne sich finden,
Dort rauschen die Zweige so leise und ewig,
Die Göttin der Liebe besingend.

Dort rauschen die Bäume, liebvolle Gesänge


Die Blumen und Sterne erheben.
Dort hallen von Ferne die Huldigungsklänge
Der Allmacht des Frühlings entgegen.

Irena Katshaniuk-Spiech
Jurij Andruchowytsch 1960 -

Hans Thill
Taras Schewtschenko 1814 -1861
Auszug aus der Dichtung „Topolya“ (Pappel)

Полюбила чорнобрива
Козака дівчина.
Полюбила — не спинила,
Пішов та й загинув…
Якби знала, що покине,—
Була б не любила;
Якби знала, що загине,—
Була б не пустила;
Якби знала, не ходила б
Пізно за водою,
Не стояла б до півночі
З милим під вербою;
Якби знала!..
І то лихо —
Попереду знати,
Що нам в світі зустрінеться.
Не знайте, дівчата!
Не питайте свою долю…
Само серце знає,
Кого любить… Нехай в’яне,
Поки закопають!
Бо не довго, чорнобриві,
Карі оченята;
Біле личко червоніє
Не довго, дівчата!
До полудня, та й зав’яне,
Брови полиняють…
Кохайтеся ж, любітеся,
Як серденько знає.
Kateryna Bilokur
Iwan Franko 1856 - 1916
AUS UKRAINISCHEN VOLKSLIEDERN

***
Breit und weit und seitwärts vorne
- Verlobtes Mädchen, traurige Schöne, Prangt das Feld mit reifen Rosen;
Was perlt in deinem Äugelein wie Träne? Eine schöne Schnitterin
Schnitt das Korn mit frohem Sinn.
- Wie soll ich freun mich, wenn Schmerz mich sticht?
Ach, wen ich liebe, vergess’ ich nicht! Kam ein Kosak her geritten,
Rief: - Hilf Gott und frisch geschnitten!
- O Mädchen, Mädchen, du irrest sehr. Sie antwortet ihm im Scherz:
Und wen du liebest, weißt selbst nicht mehr! - Danke für den Gruß, mein Herz!

- O, wen ich liebe, weiß ich recht wohl, Das Gerücht verbreitet sich
Nur nicht, mit wem ich ... leben soll! In dem ganzen Land,
Dass das Mädchen den Kosak
Hat «mein Herz» genannt!
Iwan Franko 1856 - 1916

Як почуєш вночі край свойого вікна,


Що щось плаче і хлипає важко,
Не тривожся зовсім, не збавляй собі сна.
Не дивися в той бік, моя пташко!

Се не та сирота, що без мами блука


Не голодний жебрак, моя зірко;
Се розпука моя, невтишима тоска,
Се любов моя плаче так гірко.
Olena Teliha 1907-1942

Oswald Burkhardt
Dmytro Pawlytschko 1929 -

Irena Katschaniuk-Spiech
Das Lied von der Heerfahrt Igors
anonymes Epos des 12. Jhs.

Auszug
Jarosslawnas-Klage

Aus dem Altslawischem Ludolf Müller


Johann Wolfgang von Goethe 1749 - 1832
WILLKOMMEN UND ABSCHIED

Es schlug mein Herz. Geschwind, zu Pferde!


Und fort, wild wie ein Held zur Schlacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht.
Schon stund im Nebelkleid die Eiche
Wie ein getürmter Riese da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.

Der Mond von einem Wolkenhügel


Sah schläfrig aus dem Duft hervor,
Die Winde schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich mein Ohr.
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
Doch tausendfacher war mein Mut,
Mein Geist war ein verzehrend Feuer,
Mein ganzes Herz zerfloß in Glut.

Ich sah dich, und die milde Freude


Floß aus dem süßen Blick auf mich.
Ganz war mein Herz an deiner Seite,
Und jeder Atemzug für dich.
Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
Lag auf dem lieblichen Gesicht
Und Zärtlichkeit für mich, ihr Götter,
Ich hofft’ es, ich verdient’ es nicht.

Der Abschied, wie bedrängt, wie trübe!


Aus deinen Blicken sprach dein Herz.
In deinen Küssen welche Liebe,
O welche Wonne, welcher Schmerz!
Du gingst, ich stund und sah zur Erden
Und sah dir nach mit nassem Blick.
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden,
Vasyl Sstus
Und lieben, Götter, welch ein Glück!
Heinrich Heine 1797- 1856

***
Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Knospen sprangen,
Da ist in meinem Herzen
Die Liebe aufgegangen.
Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Vögel sangen,
Da hab ich ihr gestanden
Mein Sehnen und Verlangen.
***
Aus meinen Tränen sprießen
Viel blühende Blumen hervor,
Und meine Seufzer werden
Ein Nachtigallenchor.
Und wenn du mich liebhast, Kindchen
Schenk ich dir die Blumen all,
Und vor deinem Fenster soll klingen
Das Lied der Nachtigall.
***
Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne,
Die liebt ich einst alle in Liebeswonne.
Ich lieb sie nicht mehr, ich liebe alleine
Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine;
Sie selber, aller Liebe Bronne,
Ist Rose und Lilie und Taube und Sonne.

Aus dem Deutschen Lessya Ukrainka


Heinrich Heine 1797- 1856
Auf Flügeln des Gesanges,
Herzliebchen, trag ich dich fort,
Fort nach den Fluren des Ganges,
Dort weiß ich den schönsten Ort;

Dort liegt ein rotblühender Garten


Im stillen Mondenschein,
Die Lotosblumen erwarten
Ihr trautes Schwesterlein.

Die Veilchen kichern und kosen,


Und schaun nach den Sternen empor,
Heimlich erzählen die Rosen
Sich duftende Märchen ins Ohr.

Es hüpfen herbei und lauschen


Die frommen, klugen Gazelln,
Und in der Ferne rauschen
Des heilgen Stromes Welln.

Dort wollen wir niedersinken


Unter dem Pamenbaum,
Und Liebe und Ruhe trinken,
Und träumen seligen Traum.

Aus dem Deutschen Lessya Ukrainka


Oksana Zabuzhko 1960 -
Oksana Zabuzhko 1960 -
Jurij Andruchowytsch 1960 -
Natalka Bilozerkiwez 1954-
Halyna Petrosanyak 1969 -
Halyna Petrosanyak 1969 -
Nazar Neznanyj 1979 -
Дозволь мені бути музикою – Lass mich Musik sein –
Простою мелодією, Eine einfache Melodie
Що лунає серед гамору міста. Die mitten im Wirrwarr der Stadt erklingt.

Я залечу в твоє вухо, Ich fliege in dein Ohr hinein,


Проникну в розум Gelange in dein Sinnen
І ти й не помітиш, Und du wirst nicht einmal merken,
Як почнеш мене наспівувати. Wie du mich schon summen beginnst.

А потім здивуєшся, Und dann wirst du dich wundern,


Як можна було запасти Wie du auf eine derart einfache Melodie
На таку простеньку мелодію. Scharf wurdest.

Дозволь мені стати квіткою – Lass mich ein Blümchen sein,


Простою квіткою на узбіччі, Ein einfaches Blümchen auf dem Straßenrand,
Яку ти свідомо навіть не помітиш Das du nicht einmal merkst,
І не потягнешся, Noch danach die Hand streckst,
Щоб мене зірвати. Um mich aufzulesen.

Та майоріючи між інших квіток Doch durch mein Leuchten unter anderen Blumen
Я додам барв у твій день, Füge ich Farben deinem Alltag hinzu
Розмалюю твій настрій. Und mache deine Stimmung bunter.

Але ні, – бо я тиша, Aber nein! Denn ich bin Stille,


Яка огортає твій втомлений мозок Die dein müdes Hirn umhüllt
І очищає його від гамору міста. Um es vom Wirrwarr der Stadt zu reinigen.

Я невидима темнота, Ich bin die unsichtbare Dunkelheit


В якій ти відпочиваєш In der du dich ausruhst
Від постійного миготіння образів. Vom ständigen Glitzern der Bilder.

Я ніхто й ніщо, Ich bin nichts und niemand,


В якому ти віднаходиш спокій In dem du deine Ruhe wiederfindest
І починаєш краще розуміти себе. Und beginnst dich besser zu verstehen.
Nazar Neznanyj 1979 -

Wo landen die Seelen Куди потрапляють душі


Der ungeborenen Küsse? Ненароджених поцілунків?
Чи обриси вуст,
Werden die Umrisse der Lippen, Із яких вони не зродилися
von denen sie nicht geboren wurden, Стають їм крильми?
ihnen zu Flügeln? Чи супроводжують їх
Мов ангели, подихи,
Werden sie, Які так і не злучилися в один?
Wie von den Schutzengeln,
Von den Atmungen begleitet, Я знаю, де їхній вирій –
Die sich in eins nicht verbunden haben? Там само, де дотики,
На які не відважилися,
Ja, ich weiß, wo ihr Limbus ist – Де погляди,
Dort, wo auch die nichtgewagten Berührungen, Якими не обмінялися,
Die nichtgetauschten Blicke, Де зустрічі,
Die aneinander vorbeigegangenen Begegnungen Що розминулися.
hausen –
Це там, де ночує сонце,
Dort, wo die Sonne übernachtet – На іншому боці місяця,
auf der anderen Seite des Mondes, Де складають ті зорі, що впали –
wo man die gefallenen Sterne bewahrt – В торбинці, що зветься «Ніч».
Im Säckchen, das man als „Nacht“ bezeichnet.
Taras Schewtschenko 1814 -1861

Якби зострілися ми знову,


Чи ти злякалася б, чи ні?
Якеє тихеє ти слово
Тойді б промовила мені?
Ніякого. І не пізнала б.
А може б, потім нагадала,
Сказавши: снилося дурній.
А я зрадів би, моє диво!
Моя ти доле чорнобрива!
Якби побачив, нагадав
Веселеє та молодеє
Колишнє лишенько лихеє.
Я заридав би, заридав!
І помоливсь, що не
правдивим,
А сном лукавим розійшлось,
Слізьми-водою розлилось
Колишнєє святеє диво!

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