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hobby trotzdem, dass bei Veränderungen in- World Spider Catalog https://wsc.nmbe.ch/
nerhalb der Theraphosidae möglichst alle Vo- Katalog des Lebens http://www.catalogueofli(e.
gelspinnenhalter die gleichen Bezeichnungen org/
übernehmen, um das Durcheinander möglichst Wikipedia.org
klein zu halten.
Adressen der Autoren
Bastian Rast
The authors introduce the terms "systema- Grütweg 8
ties", "taxonomy" and "nomenclature" and gi- 5522 Tägerig, Schweiz
ve a critical assessment of their meanings for E-Mail: basti@vogelspinnenforum.ch
enthusiasts, who keep theraphosid spiders in
captivity. Martin Hüsser
Rütenenweg 3
Weblinks 8964 Rudolfstetten, Schweiz
E-Mail: huesser.martin@gmail.com
Katalog über die Internationalen Nomenklatur-
regeln http://iczn.org/
Bereits im Jahre 2011 machten sich erste An- ne jeweils eigene Gattung zu stellen, sorgte für
zeichen einer geplanten Revision der Gattung Unverständnis in Kreisen der Spinnenszene.
Avicularia durch Caroline FUKUSHIMA bemerkbar. Unter dem Titel "Taxonomie revision and
In einem öffentlich zugänglichen Dokument cladistic analysis of Avicularia LAMARcK, 1818
war die Abhandlung beziehungsweise die Zu- (Araneae, Theraphosidae, Aviculariinae) with
sammenfassung Ihrer Dissertation zugänglich description of three new aviculariine genera"
(FUKUSHIMA 2011), welche bereits sehr detailliert wurde die Revision letztlich publiziert (FUKUSHI-
beschrieb welche Arten als nomina dubia ge- MA & BERTANI 2017). Bei den Autoren handelt es
handelt und welche Arten in neu beschriebene sich um Dr. Caroline Sayuri Fukushima und Dr.
Gattungen verschoben werden. Die Tatsache, Rogerio Bertani, zwei bekannte Arachnologen
dass beispielsweise Avicularia laeta (c. L. KocH, aus dem Instituto Butantan in Brasilien. Die fi-
1842) sowie Avicularia versicolor (WALCKENAER, nale Arbeit hat zwar immer noch Gemeinsam-
1837) in je eine eigene, neu aufgestellte Gat- keiten mit der in der Einleitung erwähnten vor-
tung verschoben werden sollten, sorgte bei di- ab publizierten Zusammenfassung, kommt je-
versen Arachnologie interessierten Hobbyisten doch auch zu anderen Schlussfolgerungen, auf
für Unmut. Zwei Arten die als Jungtiere dieselbe welche untenstehend eingegangen wird.
optische Entwicklung durchmachen sowie als Die beiden Autoren FUKUSHIMA & BERTANI
geschlechtsreife Tiere ein sehr spezielles Reiz- (2017) geben in dieser Arbeit zu verstehen, dass
haarfeld auf dem Opisthosoma besitzen, in ei- es sich hierbei um einen ersten Versuch han-
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delt Klarheit in diese Tiergruppe zu bringen. Sie Die Gattung Caribena FUKUSHIMA & BERTANI, 2017
ist keinesfalls abschließend oder komplett. Sie
selbst erwähnen an mehreren Stellen, dass bei- Die Gattung Caribena, deren Name sich vom
spielsweise zu wenig Material vorhanden war, spanischen "caribe-na" für "aus der Karibik"
um eingehende und tiefere Analysen durchzu- ableitet, wurde erstellt, um Avicularia laeta
führen. Dies alles gibt sich im Resultat der Ar- und A. versicolor aufzunehmen, die momentan
beit wieder. auch die einzigen Arten in dieser Gattung sind.
Sie unterscheiden sich, abgesehen vom Ver-
Taxonomische Änderungen breitungsgebiet, besonders durch die länge-
ren und schmaleren Brennhaare des Typs II
Wie bei einer Revision einer solchen Gattung von Avicularia sowie dem deutlichen Brenn-
mit einer sehr bewegten und teilweise verwir- haarfeld und bei den (adulten) Männchen
renden Geschichte zu erwarten war, ergeben durch einen spitzen, stacheligen Fortsatz an
sich einige taxonomische Änderungen, welche der Rückseite des Cymbiums (vgl. FUKUSHIMA &
teilweise erwartet wurden oder aber auf den ers- BERTANI 2017, S.130).
ten Blick verwirrend sein können. FUKlJSHTMA und BERTANI (2017) nennen von
Caribena versicolor zwei Farbformen, eine
Transfers mit deutlich hellroten und eine zweite mit
dunklerer Behaarung an Beinen und Tastern,
Folgende Arten werden in eine andere Gat- für die sie aber keine eigenen Morphotypen
tung transferiert: aufstellen. (vgl. FUKUSHIMA & BERTANI 2017,
S.139ff)
Alter Name Neuer Name
Die Gattung Antillena FUKUSHIMA & BERTANI, 2017
Avicularia laeta Caribena laeta
In der Gattung Antillena steht derzeit nur
Avicularia versicolor Caribena versicolor die ehemalige A vicularia rickwesti. Wie auch bei
der Gattung Caribena leitet sich der Name vom
Avicularia rickwesti
Antillena rickwesti Verbreitungsgebiet ab, das sich in diesem Fall
BCRTANI & Hun', 2013
Avicularia sooretama über die Antillen erstreckt.
Ybyrapora sooretama Die Gattung unterscheidet sich von allen an-
BERTA'll & FUKUSHlMA, 2009
Avicularia gamba BfRTA'J1
deren Aviculariinae eindeutig durch die Form
Ybyrapora gamba der Spermathek, die nicht wie bei den anderen
& FUKUSHlMA, 2009
Gattungen aus zwei Schläuchen sondern nur
Ybyrapora diversipes aus zwei im oberen Teil stark sklerosierten Hü-
geln besteht.
Ellathills affinis Hinzu kommen eine dornartige Behaarung
Grclmlno~;tola subvul- seitlich an den Coxae der Laufbeine sowie ein
sehr flacher, deutlich gekielter Embolus (vgl.
Avicularia aymara FUKUSHIMA & BERTANI 2017, S.153).
(CHAMBERLlN, 1916) Thrixopelma aymara
Avicularia leporina Die Gattung Ybyrapora FUKUSHIMA & BERTANI, 2017
Iridopelma leporina*
(c. L. KOCH, 1841)
Avicularia plantaris Diese Gattung lässt sich nicht so leicht von
(c. L. KOCH, 1842)
lridopelma plantaris*
allen anderen Aviculariinae abgrenzen. Hier ist
es eine Kombination von Merkmalen, die diese
Gattung jeweils nur von einem Teil der ande-
ren Gattungen unterscheidet.
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Die Weibchen lassen sich noch recht gut aussah, bis RAvEN (1985) letztlich Eurypelma
durch die langen, gekrümmten und so gut wie avicularia (LINNAEUS, 1758) als Typspezies von
gar nicht sklerosierten Spermatheken erken- Eurypelma bezeichnete und damit alle bis dahin
nen. Bei den Männchen ist die Kombination in Eurypelma stehenden Arten nach Avicularia
aus nur schwach entwickelten beziehungsweise LAMARCK, 1818 verschob. Von dort aus wurden
an Beinpaar II nicht vorhanden Tibiaapophy- sie dann sukzessiv in andere Gattungen ver-
sen sowie einem langen, sehr stark gekrümm- schoben, wobei Avicularia aymara das letzte Re-
ten Embolus und das Fehlen eines deutlichen likt dieses Chaos zu sein scheint.
Fortsatzes am Cymbium maßgeblich. Für STRAND (1906) gelten diese Begründungen
Der Name dieser Gattung leitet sich aus dem allerdings nicht. Er beschrieb Avicularia subvul-
Tupi, einer indigenen brasilianischen Sprache, pina in dieser Gattung, obwohl beispielsweise
ab und bedeutet "die, die auf Bäumen leben" die Gattung Grammostola SIMON, 1892 bereits
und bezieht sich damit offensichtlich auf die bekannt war. Nun mag der Umstand, dass es
Lebensweise der drei bekannten Arten dieser vor über hundert Jahren noch kein Internet
Gattung: Ybyrapora diversipes, Ybyrapora sooreta- gab und somit der Zugriff auf die Publikatio-
ma und Ybyrapora gamba. (vgl. FUKUSHIMA & BER- nen anderer nicht so einfach gegeben war, dazu
TANI 2017, S.144). beigetragen haben, dass ihm dieser Fehler un-
terlief. Ferner stützte sich STRAND auf eine sehr
Während die Aufstellung dieser Gattungen knappe Beschreibung von AUSSERER (1871) einer
sowie der Transfer einiger Arten in diese, teil- ""recht hübsche[n] fuchsrote[n] Abart" von
weise dem entspricht, was einige ohnehin er- Avicularia avicularia", welche als Avicularia vul-
wartet hatten, ist dies auch keine große Beson- pina beschrieben wurde und heute als Synonym
derheit sondern recht einsichtig. von Avicularia avicularia angesehen wird. Dass
Irritieren mag indes der Umstand, dass mit STRAND lediglich ein getrocknetes Exemplar zur
Avicularia aymara, Avicularia subvulpina und Untersuchung vorlag, mag ebenso zu diesem
Avicularia affinis drei Arten in Gattungen ver- Irrtum beigetragen haben.
schoben werden, die man mit Avicularia spp.
eigentlich nicht in Zusammenhang bringen Synonyme und nomina dubia bzw. nuda
würde, was die Frage aufwirft, wie überhaupt je-
mand diese jemals in Avicularia stellen konnte. Einleitend sei angemerkt, dass im Folgenden
Aber auch dies ist durchaus verständlich, die Änderungen diskutiert werden, die FUKu-
wenn man bedenkt, unter welchen Umständen SHIMA & BERTANI (2017) für das wissenschaftli-
diese Arten beschrieben wurden. che Material vorgenommen haben. Diese sind
Als NICOLE!' (1849) Mygale affinis beschrieb, nicht unbedingt ins Hobby übertragbar. Die
waren nur sehr wenige Vogelspinnen über- Gründe dafür werden später ausgeführt.
haupt bekannt. Man ging davon aus, dass es Folgende Synonymisierungen wurden vorge-
nur eine Hand voll davon gäbe. Beachtet man nommen:
dies, so sind doch Avicularia spp. und Euathlus • Avicularia velutina SIMON, 1889, A. exi-
spp. einander ähnlicher als sie es mit irgendei- lis STRAND, 1907a, A. ancylochyra MELLO-LEITÄO,
ner anderen Unterfamilie der Spinnen wären, 1923, A. cuminami MELLO-LmAo, 1930 und A.
weshalb es durchaus vernünftig war, sie in eine nigrotaeniata MELLO-LEITÄo, 1940 sind ]uniorsy-
gemeinsame Gattung zu stellen. nonyme von A. avicularia (vgl. FUKUSHIMA & BER-
CHAMBERLIN (1916) beschrieb Thrixopelma ay- TANI 2017, S.41)
mara ursprünglich in Eurypelma C. L. KOCH, • Avicularia bicegoi MELLO-LErIÄo, 1923
1850, einer Gattung, die kaum jemals vernünf- ist ein ]uniorsynonym von A. variegata F. O.
tig definiert wurde und daher schnell zu einem Pickard-Cambridge, 1896, welche von einer Un-
Ablageplatz für alles Mögliche wurde, was aus terart von A. avicularia zu einer eigenständigen
Südamerika kam und wie eine Vogelspinne Art erklärt wurde (vgl. FUKUsHlMA & BER!'ANI, S.61)
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Avicularia urticans SCHMIOT, 1994 ist 1996, Avicularia azuraklaasi TESMOINGT, 1996a,
ein Juniorsynonym von A. juruensis MELJ.o- Avicularia huriana TESMOINGT, 1996b, Avicularia
LEITAo, 1923 (vgl. FUKUSHIMA & BERTANI, S.80) ulrichea TF.SMOINGT, 1996c, Avicularia brauns hau-
Bedenkt man wie viel Material untersucht sen i TESMOINGT, 1999a, Avicularia geroldi TF.s-
wurde, im Falle von A. variegata zum Beispiel MOINGT, 1999b, Avicularia soratae STRAND, 1907b,
rund 70 Exemplare (vgl. FUKUSHIMA & BERTANI, Avicularia (asciculata STRAND, 1907c, Avicularia
S.63ff.) in verschiedenen Stadien von verschie- (asciculata clara STRAND, 1907 d, Avicularia suri-
denen Fundorten, kann man wohl davon aus- namensis STRAND, 1907c, Avicularia vestiaria (DE
gehen, dass diese Annahmen wohlbegründet GEER, 1778) (vgl. FUKUSHIMA & BERTANI 2017;-S.2).
sind. Die Artenvielfalt in der Gattung Avicularia Die Gründe warum der Holotypus nicht vor-
dürfte lange Zeit aus zwei Gründen überschätzt liegt, können vielfältig sein. Manche sind im
worden sein: Lauf der Zeit zerstört worden oder verschwun-
1. Bedingt durch die recht frühe Beschrei- den, beispielsweise weil die betreffende Samm-
bung der Gattung und der anfänglichen Pro- lung Feuer fing oder weil während des zweiten
blematik, dass zunächst alles in diese Gattung Weltkrieges alles hastig in Sicherheit gebracht
gestellt wurde, sind viele Arten mehrfach be- werden musste. Es gibt aber auch Fälle in denen
schrieben worden, schlicht weil die jeweiligen der Holotypus nie deponiert wurde, weil die Art
Autoren keine Kenntnis von den Publikationen anhand noch lebender Hobbytiere beschrieben
der anderen hatten. wurde, die nach deren Tod einer Sammlung
2. Die innerartliche Variation zum Beispiel übergeben werden sollten, was aber nie passiert
bei den Spermatheken ist relativ groß. (vgl. ist (vgl. FUKUSHIMA & BERTANI 2017, S.129).
FUKUSHIMA & BERTANI, S.170) Bedenkt man, dass Da diese Arten nicht mehr wissenschaftlich
FUKUSHIMA & BERTANI (2017) lediglich die mittige untersucht werden können, wird man letztlich
Verbreitung (s. Abb. 7), sowie das Vorhanden- nie erfahren, ob sie tatsächlich eigenständige
sein etwaiger Ausbuchtungen oder Verdrehun- Arten darstellen würden oder ob sie sich oh-
gen als stabile Merkmale ansehen (vgl. FUKUSHIMA nehin als Synonym einer bereits beschriebe-
& BERTANI, S.39), ist es nachvollziehbar, dass oh- nen Art herausgestellt hätten, was wohl wahr-
ne Kenntnis solcher Mengen an Vergleichsma- scheinlicher ist.
terial solche Variationen für artunterscheiden-
de Merkmale gehalten wurden. Morphen
gi THORELL, 1890, Avicularia aurantiaca BAUER, Morphen sollte sich jeder schwer tun.
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Abb . 1: Avicufaria gerofdiTESMOINGT, 1999b. Diese Art wurde aufgrund des fehlenden Holotypus als ungültig erklärt.
Bildautor: Bastian Rast
Abb. 2: Caribena versicofor(WAlcKENAER , 1837). Diese Art wurde von der Gattung Avicularia in die neu erstellte Gattung Caribena
überführt. Bildautor: Bastian Rast
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Abb . 3: Habitat von Avicularia hirschiBuLLMER, THIERER- LuTZ & SCHMIDT, 2006, in der Nähe von Tena (Ecuador).
Bildautor: Bastian Rast
Abb . 4: Eine Avicularia purpurea KIR', 1990, in ihrem Gespinst auf ca. 5 Metern Höhe in der Nähe von Tena (Ecuador).
Bildautor: Bastian Rast
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deren Einordnung in die Aviculariinae mitun- MON, 1982 als mit Phrixotriehus SIMON, 1889 ver-
ter fraglich ist, lassen sich doch sonst keine wandt ist. Hier wurden mutmaßlich zu Gunsten
erwähnenswerten Verwandschaftsbeziehun- der Rechenzeit und Auflösung innerhalb der
gen zwischen afrikanischen und amerikani- Aviculariinae einige Merkmale nicht berücksich-
schen Arten feststellen, außer vielleicht bei den tigt, die diese Taxa trennen beziehungsweise nä-
Ischnocolinae, welche sich in einen alt- und ei- her zusammenrücken würden.
nen neuweltlichen Anteil separieren. Allerdings Angesichts der letzten beiden Analysen der
werden diese in der Analyse nicht berücksich- Theraphosidae auf rein genetischer Ebene
tigt und sind ihrerseits tendenziell eher ent- (TURNER et al., 2018 & LüooEcKE et al., 2018)
fernt verwandt mit den Aviculariinae, wie WEST ist die Monophylie der Aviculariinae, wie sie
et al. (2008) zeigten. heute definiert sind, nicht gegeben. Die afrika-
Die Stellung von Heteroscodra und Stromato- nischen Taxa (Stromatopelma und Heteroscodra
pelma in den Aviculariinae wird lediglich durch sowie Tapinauchenius, Psalmopoeus und Ephebo-
vier Merkmale gestützt: pus (Hüsser, 2018» gehören nach neuesten Er-
• Keine Bestachelung der Beine kenntnissen somit nicht zu den Aviculariinae
Kein Vorsprung am Tegulum sondern in jeweils eigene Unterfamilien wobei
Stark verbreiterte Scopula die jeweils nächsten Verwandten bodenbe-
arboreale Lebensweise wohnende Vertreter sind (bei Heteroseodra und
Bedenkt man, dass die beiden erstgenannten Stromatopelma sind es die Harpactirinae, bei
Merkmale bei der mutmaßlich näher verwand- Psalmopoeinae sind es die Ischnocolinae und
ten Gattung Typhoehlaena C. L. KocH, 1850 be- Schismatothelinae).
reits abweichen (vgl. FUKUSHIMA & BERTANI 2017,
Tab.4), scheinen diese eher schwache Indizien Änderungen im Hobby
zu sein, zumal man unbestachelte Beine auch
bei Poecilotheria SIMON, 1885 findet (vgl. FUKU- Transfers
SHIMA & BERTANI 2017, Tab.1), was eine mögli- Hierzu gibt es nicht viel zu sagen. Man kann
che Analogie, also ein unabhängig entwickeltes sich gut an den Änderungen auf wissenschaftli-
aber sehr ähnliches Merkmal, durch die arbore- cher Ebene orientieren, welche sich im Hobby
ale Lebensweise bedeuten könnte. auch bereits etabliert haben:
Eine stark verbreiterte Scopula findet man A vieularia versicolor Caribena versicolor
genauso auch bei Poecilotheria (vgl. FUKUSHIMA Avicularia laeta Caribena laeta
& BERTANI 2017, Tab.1) und ist angesichts des A vieularia sooretama Ybyrapora sooretama
evolutionären Vorteils, den die verbreiterte A vieulana diversipes Ybyrapora diversipes
Scopula durch ihre größere Haftfläche klettern- A vicularia riekwesti Antillena riekwesti
den Arten bietet, ebenfalls möglicherweise eine
Analogie. Neue Synonyme
Die Lebensweise alleine ist ebenfalls als Ho- FUKUSHIMA & BERTANI (2017) stellen in ihrer
mologie, also ein gemeinsam entwickeltes Arbeit drei neue Synonyme auf, die für uns
Merkmal, zu bezweifeln, da eine Entwicklung Hobbyisten potentiell von Bedeutung sind.
hin zur Nutzung einer unbesetzten ökologi- • A vicularia bieegoi wird zu A vieulana
schen Nische ebenfalls einen erheblichen evo- variegata
lutionären Vorteil bietet. Avieularia velutina wird zu Avieularia
Die Analyse legt offensichtlich ihren Fokus avieularia (Morphe 3)
darauf, die Verwandtschaftsverhältnisse inner- A vicularia urticans wird zu A vieularia
halb der Aviculariinae zu klären. Außerhalb junwnsis
dieser ergeben sich einige äußerst zweifelhafte Wir empfehlen an dieser Stelle allerdings
Aussagen. So ist nicht anzunehmen, dass Lasi- diese im Hobby nicht zu übernehmen. Der
odora C. L. KocH, 1850 näher mit Haplopelma SI- Grund dafür ist, dass nicht geklärt ist, inwie-
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fern Tiere unter einer bestimmten Bezeich- Entfallene und unbestimmte Arten
nung im Hobby tatsächlich mit dem identisch
sind, was in einer wissenschaftlichen Samm- Solche Transfers von einer Gattung in eine
lung deponiert ist und was FUKUSHIMA und BER- andere oder Synonymisierung einer oder gar
TANI untersucht haben. mehrerer Arten mögen während einer Über-
Zwar besteht theoretisch bei allen Tieren gangsphase zwar für ein gewisses Maß an Ver-
im Hobby ein mehr oder weniger großes Ri- wirrung sorgen, sind uns Hobbyisten aber kei-
siko, dass sie nicht korrekt identifiziert sind, nesfalls neu.
jedoch ist dies nicht von Bedeutung, solange Recht ungewöhnlich und damit auch deut-
dadurch keine Verwechslungen vorkommen. lich verwirrender und problematischer hin-
Sprich solange nur alle denselben falschen gegen ist es, wenn im Hobby etablierte Arten,
Namen tragen, wird es im Hobby keine Pro- plötzlich ihren Artstatus und damit ihren Na-
bleme geben. men verlieren, wie bereits im Abschnitt "Syn_
Da jedoch sowohl beispielsweise A. urticans onyme und nomina dubia beziehungsweise
als auch A. juruensis im Hobby vertreten sind, nuda" erörtert. Im Hobby betrifft dies A. me-
ist hier Vorsicht geboten. Und tatsächlich tallica, A. geroldi, A. azuraklaasi, A. allrantiaca,
ist es fraglich, ob alle im Hobby als A. urti- A. walckenaeri, A. huriana, A. 1Ilrichea und A.
cans gehandelten Tiere mit der von SCHMI!)T brallnshallseni.
(2004) beschriebenen Art übereinstimmen.
Selbiges gilt für A. jurllensis. Von dieser stell- Im wissenschaftlichen Sinne müssen diese
ten FUKUSHIMA & BERTANI (2017) fest, dass so- zumindest vorläufig als unidentifiziert betrach-
gar in wissenschaftlichen Sammlungen unter tet werden. Es gibt dabei aber nur 2 Möglich-
diesem Namen deponiertes Material teilweise keiten:
nicht zu A. jllrllensis sondern wahrscheinlich Unabhängig davon, dass es keinen
zu A. rufa SCHIAPELLI & Gerschman, 1945 ge- Holotyp gibt, waren diese Arten beziehungs-
hört, wenn man die mittig nicht verbreiter- weise einige davon "echt", stellen also eine ei-
ten Spermatheken oder die hellen Haarspit- gene Art da. Diese wäre dann zum jetzigen Zeit-
zen der Männchen beachtet (vgl. FUKUSHIMA & punkt wissenschaftlich nicht beschrieben und
BERTANI (2017), S.88). man muss darauf warten, dass sie wieder neu
Ebenso ist es bei Tieren, deren Zuchtstamm beschrieben wird.
bereits seit vielen Jahren im Hobby ist, • Es war niemals eine neue Art und das,
schlicht nicht mehr nachzuvollziehen, ob sie was unter diesem Namen gehandelt wurde und
damals unter korrekter Bezeichnung impor- wird, ist identisch mit einer der von FUKUSHIMA
tiert und mit was sie möglicherweise verse- & BERTANI (2017) beschriebenen Arten, sofern
hentlich verwechselt und somit eventuell hy- keine Hybridisierung stattfand.
bridisiert wurden. Die Beibehaltung der alten In bei den Fällen ist aber die Weiterverwen-
Bezeichnungen ermöglicht überdies die Un- dung der alten Namen wohl die sinnvolls-
terscheidung dieser alten Zuchtstämme von te Lösung. Keinesfalls sollten Bezeichnungen
welchen, die zukünftig eingeführt werden ohne hinreichende Untersuchungen geändert
könnten. Während durch mögliche Hybridi- werden! Optische und geographische Überein-
sierung die alten Stämme vermutlich niemals stimmungen sind schlicht keine hinreichenden
absolut zweifelsfrei identifiziert werden kön- Merkmale für eine Artbestimmung, zumal der
nen, ist der Abgleich von frischem Material Fundort vieler Tiere nicht oder nur sehr unge-
durchaus vielversprechend. Nur sollten die- nau bekannt ist.
se neuen Stämme dann nicht mit den alten Wir haben im Zuge dieses Artikels einiges
Stämmen vermischt werden, die denselben Hobbymaterial untersucht, aber auf Grund der
Namen möglicherweise zu Unrecht tragen. großen innerartlichen Variation bei Aviclilaria
spp. und der bestehenden Möglichkeit unge-
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25. Jahrgang Ausgabe 2 I 2020
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ARACHNE
1-5x Macro Objektiv erstellt. Die Spermatheken BAUER S (1996) Eine verkannte Vogel spin-
wurden unter einem Binokular herausgelöst ne aus Nord-Peru Avicularia aurantiaca spec.
und vorbereitet. Anschliessend wurden sie auf n. (Araneida: Theraphosidae: Aviculariinae).
einem Plexiglas, welches mit Kaltlichtlampen Arachnologische Magazine 4(8): 1-8.
von unten und seitlich beleuchtet wurde, ab
Stativ und mit Fernauslösung abgelichtet. Zur BERTANI R, FUKUSHIMA CS (2009) Description of
Erstellung der abgedruckten Fotografien wur- two new species of Avicularia LAMARCK, 1818
den pro Spermathek zwischen fünf und zehn and redescription of Avicularia diversipes (C
Bilder mittels Fokusstacking (Schärfentiefeer- L. KOCH, 1842) (Araneae, Theraphosidae,
weiterung) zusammengefügt. Aviculariinae) - three possibly threatened
Die Fotografien der Vogelspinnen wurden Brazilian species. Zootaxa 2223: 25-47. https://
mit derselben Canon EOS 5D Mark II und ei- doi.org/l0.11646/zootaxa.2223.1.2
nem Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM
Objektiv erstellt. BERTANI R, HuPf J (2013) Avicularia rickWEsTi
sp. n., a remarkable new species of Avicularia
Summary (Theraphosidae: Aviculariinae) from Domini-
can Republic. Zoologia 30(3): 333-337.
In 2017 arevision of Avicularia LAMARCK, 1818 https://doi.org/l0.1590/51984-
by FUKUSHIMA & BERTANI (2017) was published. 46702013000300012
Herein we summarize and present the major
changes proposed in this paper and discuss the BULLMER M, Thierer-Lutz M, SCIIMIDT GEW
impact on hobbytraded tarantulas. Beside the (2006) Avicularia hirschii sp. n. (Araneae: The-
transfer of Avicularia rickwesti BERTANI & HUPF, raphosidae: Aviculariinae), eine neue Vogel-
2013, Avicularia versicolor (WALCKENAER, 1837), spinnenart aus Ekuador. Tarantulas ofthe World
Avicularia laeta (C L. KOCH, 1842), Avicularia 124: 3-17.
sooretama (BERTANI & FUKUSHIMA, 2009) and
Avicularia diversipes (C L. KOCH, 1842) into three CHAMBERLIN RV (1916) Results of the Yale
newly described genera, we don't consider any Peruvian Expedition of 1911. The Arachni-
of the proposed changes to be valid in the hob- da. Bulletin of Museum of Comparative Zoology
by scene, as of now it is not dear, which species 60: 177-299. http://www.biodiversitylibrary.org/
the hobbytraded specimen are relating to. page/2748420#page/297/mode/l up
32
25. Jahrgang Ausgabe 2 I 2020
FUKUSHIMA CS, BERTANI R (2017) Taxonomie mis, locis. Editio deeima, reformata. Holmiae,
revision and cladistic analysis of Avicularia 823 pp. https://doi.org/l0.5962/bIzI.titIe.542
LAMARCK, 1818 (Araneae, Theraphosidae,
Aviculariinae) with description of three new LÜDDECKE, T., Krehenwinkel, H., Canning, G.,
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Abb . 5: Habitat von Avicularia sp. Rurrenabaque, auf einer Hacienda in der Nähe von Rurrenabaque (Bolivien). Dort legt sich
diese Art ihre Wohngespinste zwischen den Palmblätteransätzen an. Bildautor: Bastian Rast
Abb. 6: Ybyrapora diversipes (C. L. Koch, 1842). Diese Art wurde von der Gattung Avicularia in die neu erstellte Gattung Ybyrapora
überführt. Bildautor: Bastian Rast
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Abb . 7: Die Spermathek eines im Hobby als "Avicularia juruensis " (a) und "Avicularia aurantiaca " (b) gehandelten Exemplars.
Mit B wird die Breite an der Basis und mit M die mittige Breite bezeichnet. Hier wird der Unterschied zwischen "midwidth
expanded " und "midwith not expanded " aufgezeigt. Bildautor, Bastian Rast
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Abb . 8: Spermathek einer Avicularia braunshauseni Tesmoingt, 1999a, welche ebenfalls aufgrund eines fehlenden Holotypus
als ungültig erklärt wurde. Bildautor: Bastian Rast
Abb . 9: Spermathek einer Avicularia sp. Peru Purpie. Gut zu sehen die am rechten Receptaculum seminis mittig ausgeprägte
Protuberanz (PI. Bildautor: Bastian Rast
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25. Jahrgang Ausgabe 2 I 2020
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