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ARACHNE

hobby trotzdem, dass bei Veränderungen in- World Spider Catalog https://wsc.nmbe.ch/
nerhalb der Theraphosidae möglichst alle Vo- Katalog des Lebens http://www.catalogueofli(e.
gelspinnenhalter die gleichen Bezeichnungen org/
übernehmen, um das Durcheinander möglichst Wikipedia.org
klein zu halten.
Adressen der Autoren

Bastian Rast
The authors introduce the terms "systema- Grütweg 8
ties", "taxonomy" and "nomenclature" and gi- 5522 Tägerig, Schweiz
ve a critical assessment of their meanings for E-Mail: basti@vogelspinnenforum.ch
enthusiasts, who keep theraphosid spiders in
captivity. Martin Hüsser
Rütenenweg 3
Weblinks 8964 Rudolfstetten, Schweiz
E-Mail: huesser.martin@gmail.com
Katalog über die Internationalen Nomenklatur-
regeln http://iczn.org/

Revision Avicularia und Änderungen fürs Hobby


von Ananias Hildebrand, Martin Hüsser und Bastian Rast

Bereits im Jahre 2011 machten sich erste An- ne jeweils eigene Gattung zu stellen, sorgte für
zeichen einer geplanten Revision der Gattung Unverständnis in Kreisen der Spinnenszene.
Avicularia durch Caroline FUKUSHIMA bemerkbar. Unter dem Titel "Taxonomie revision and
In einem öffentlich zugänglichen Dokument cladistic analysis of Avicularia LAMARcK, 1818
war die Abhandlung beziehungsweise die Zu- (Araneae, Theraphosidae, Aviculariinae) with
sammenfassung Ihrer Dissertation zugänglich description of three new aviculariine genera"
(FUKUSHIMA 2011), welche bereits sehr detailliert wurde die Revision letztlich publiziert (FUKUSHI-
beschrieb welche Arten als nomina dubia ge- MA & BERTANI 2017). Bei den Autoren handelt es
handelt und welche Arten in neu beschriebene sich um Dr. Caroline Sayuri Fukushima und Dr.
Gattungen verschoben werden. Die Tatsache, Rogerio Bertani, zwei bekannte Arachnologen
dass beispielsweise Avicularia laeta (c. L. KocH, aus dem Instituto Butantan in Brasilien. Die fi-
1842) sowie Avicularia versicolor (WALCKENAER, nale Arbeit hat zwar immer noch Gemeinsam-
1837) in je eine eigene, neu aufgestellte Gat- keiten mit der in der Einleitung erwähnten vor-
tung verschoben werden sollten, sorgte bei di- ab publizierten Zusammenfassung, kommt je-
versen Arachnologie interessierten Hobbyisten doch auch zu anderen Schlussfolgerungen, auf
für Unmut. Zwei Arten die als Jungtiere dieselbe welche untenstehend eingegangen wird.
optische Entwicklung durchmachen sowie als Die beiden Autoren FUKUSHIMA & BERTANI
geschlechtsreife Tiere ein sehr spezielles Reiz- (2017) geben in dieser Arbeit zu verstehen, dass
haarfeld auf dem Opisthosoma besitzen, in ei- es sich hierbei um einen ersten Versuch han-

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delt Klarheit in diese Tiergruppe zu bringen. Sie Die Gattung Caribena FUKUSHIMA & BERTANI, 2017
ist keinesfalls abschließend oder komplett. Sie
selbst erwähnen an mehreren Stellen, dass bei- Die Gattung Caribena, deren Name sich vom
spielsweise zu wenig Material vorhanden war, spanischen "caribe-na" für "aus der Karibik"
um eingehende und tiefere Analysen durchzu- ableitet, wurde erstellt, um Avicularia laeta
führen. Dies alles gibt sich im Resultat der Ar- und A. versicolor aufzunehmen, die momentan
beit wieder. auch die einzigen Arten in dieser Gattung sind.
Sie unterscheiden sich, abgesehen vom Ver-
Taxonomische Änderungen breitungsgebiet, besonders durch die länge-
ren und schmaleren Brennhaare des Typs II
Wie bei einer Revision einer solchen Gattung von Avicularia sowie dem deutlichen Brenn-
mit einer sehr bewegten und teilweise verwir- haarfeld und bei den (adulten) Männchen
renden Geschichte zu erwarten war, ergeben durch einen spitzen, stacheligen Fortsatz an
sich einige taxonomische Änderungen, welche der Rückseite des Cymbiums (vgl. FUKUSHIMA &
teilweise erwartet wurden oder aber auf den ers- BERTANI 2017, S.130).
ten Blick verwirrend sein können. FUKlJSHTMA und BERTANI (2017) nennen von
Caribena versicolor zwei Farbformen, eine
Transfers mit deutlich hellroten und eine zweite mit
dunklerer Behaarung an Beinen und Tastern,
Folgende Arten werden in eine andere Gat- für die sie aber keine eigenen Morphotypen
tung transferiert: aufstellen. (vgl. FUKUSHIMA & BERTANI 2017,
S.139ff)
Alter Name Neuer Name
Die Gattung Antillena FUKUSHIMA & BERTANI, 2017
Avicularia laeta Caribena laeta
In der Gattung Antillena steht derzeit nur
Avicularia versicolor Caribena versicolor die ehemalige A vicularia rickwesti. Wie auch bei
der Gattung Caribena leitet sich der Name vom
Avicularia rickwesti
Antillena rickwesti Verbreitungsgebiet ab, das sich in diesem Fall
BCRTANI & Hun', 2013
Avicularia sooretama über die Antillen erstreckt.
Ybyrapora sooretama Die Gattung unterscheidet sich von allen an-
BERTA'll & FUKUSHlMA, 2009
Avicularia gamba BfRTA'J1
deren Aviculariinae eindeutig durch die Form
Ybyrapora gamba der Spermathek, die nicht wie bei den anderen
& FUKUSHlMA, 2009
Gattungen aus zwei Schläuchen sondern nur
Ybyrapora diversipes aus zwei im oberen Teil stark sklerosierten Hü-
geln besteht.
Ellathills affinis Hinzu kommen eine dornartige Behaarung
Grclmlno~;tola subvul- seitlich an den Coxae der Laufbeine sowie ein
sehr flacher, deutlich gekielter Embolus (vgl.
Avicularia aymara FUKUSHIMA & BERTANI 2017, S.153).
(CHAMBERLlN, 1916) Thrixopelma aymara
Avicularia leporina Die Gattung Ybyrapora FUKUSHIMA & BERTANI, 2017
Iridopelma leporina*
(c. L. KOCH, 1841)
Avicularia plantaris Diese Gattung lässt sich nicht so leicht von
(c. L. KOCH, 1842)
lridopelma plantaris*
allen anderen Aviculariinae abgrenzen. Hier ist
es eine Kombination von Merkmalen, die diese
Gattung jeweils nur von einem Teil der ande-
ren Gattungen unterscheidet.

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Die Weibchen lassen sich noch recht gut aussah, bis RAvEN (1985) letztlich Eurypelma
durch die langen, gekrümmten und so gut wie avicularia (LINNAEUS, 1758) als Typspezies von
gar nicht sklerosierten Spermatheken erken- Eurypelma bezeichnete und damit alle bis dahin
nen. Bei den Männchen ist die Kombination in Eurypelma stehenden Arten nach Avicularia
aus nur schwach entwickelten beziehungsweise LAMARCK, 1818 verschob. Von dort aus wurden
an Beinpaar II nicht vorhanden Tibiaapophy- sie dann sukzessiv in andere Gattungen ver-
sen sowie einem langen, sehr stark gekrümm- schoben, wobei Avicularia aymara das letzte Re-
ten Embolus und das Fehlen eines deutlichen likt dieses Chaos zu sein scheint.
Fortsatzes am Cymbium maßgeblich. Für STRAND (1906) gelten diese Begründungen
Der Name dieser Gattung leitet sich aus dem allerdings nicht. Er beschrieb Avicularia subvul-
Tupi, einer indigenen brasilianischen Sprache, pina in dieser Gattung, obwohl beispielsweise
ab und bedeutet "die, die auf Bäumen leben" die Gattung Grammostola SIMON, 1892 bereits
und bezieht sich damit offensichtlich auf die bekannt war. Nun mag der Umstand, dass es
Lebensweise der drei bekannten Arten dieser vor über hundert Jahren noch kein Internet
Gattung: Ybyrapora diversipes, Ybyrapora sooreta- gab und somit der Zugriff auf die Publikatio-
ma und Ybyrapora gamba. (vgl. FUKUSHIMA & BER- nen anderer nicht so einfach gegeben war, dazu
TANI 2017, S.144). beigetragen haben, dass ihm dieser Fehler un-
terlief. Ferner stützte sich STRAND auf eine sehr
Während die Aufstellung dieser Gattungen knappe Beschreibung von AUSSERER (1871) einer
sowie der Transfer einiger Arten in diese, teil- ""recht hübsche[n] fuchsrote[n] Abart" von
weise dem entspricht, was einige ohnehin er- Avicularia avicularia", welche als Avicularia vul-
wartet hatten, ist dies auch keine große Beson- pina beschrieben wurde und heute als Synonym
derheit sondern recht einsichtig. von Avicularia avicularia angesehen wird. Dass
Irritieren mag indes der Umstand, dass mit STRAND lediglich ein getrocknetes Exemplar zur
Avicularia aymara, Avicularia subvulpina und Untersuchung vorlag, mag ebenso zu diesem
Avicularia affinis drei Arten in Gattungen ver- Irrtum beigetragen haben.
schoben werden, die man mit Avicularia spp.
eigentlich nicht in Zusammenhang bringen Synonyme und nomina dubia bzw. nuda
würde, was die Frage aufwirft, wie überhaupt je-
mand diese jemals in Avicularia stellen konnte. Einleitend sei angemerkt, dass im Folgenden
Aber auch dies ist durchaus verständlich, die Änderungen diskutiert werden, die FUKu-
wenn man bedenkt, unter welchen Umständen SHIMA & BERTANI (2017) für das wissenschaftli-
diese Arten beschrieben wurden. che Material vorgenommen haben. Diese sind
Als NICOLE!' (1849) Mygale affinis beschrieb, nicht unbedingt ins Hobby übertragbar. Die
waren nur sehr wenige Vogelspinnen über- Gründe dafür werden später ausgeführt.
haupt bekannt. Man ging davon aus, dass es Folgende Synonymisierungen wurden vorge-
nur eine Hand voll davon gäbe. Beachtet man nommen:
dies, so sind doch Avicularia spp. und Euathlus • Avicularia velutina SIMON, 1889, A. exi-
spp. einander ähnlicher als sie es mit irgendei- lis STRAND, 1907a, A. ancylochyra MELLO-LEITÄO,
ner anderen Unterfamilie der Spinnen wären, 1923, A. cuminami MELLO-LmAo, 1930 und A.
weshalb es durchaus vernünftig war, sie in eine nigrotaeniata MELLO-LEITÄo, 1940 sind ]uniorsy-
gemeinsame Gattung zu stellen. nonyme von A. avicularia (vgl. FUKUSHIMA & BER-
CHAMBERLIN (1916) beschrieb Thrixopelma ay- TANI 2017, S.41)
mara ursprünglich in Eurypelma C. L. KOCH, • Avicularia bicegoi MELLO-LErIÄo, 1923
1850, einer Gattung, die kaum jemals vernünf- ist ein ]uniorsynonym von A. variegata F. O.
tig definiert wurde und daher schnell zu einem Pickard-Cambridge, 1896, welche von einer Un-
Ablageplatz für alles Mögliche wurde, was aus terart von A. avicularia zu einer eigenständigen
Südamerika kam und wie eine Vogelspinne Art erklärt wurde (vgl. FUKUsHlMA & BER!'ANI, S.61)

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Avicularia urticans SCHMIOT, 1994 ist 1996, Avicularia azuraklaasi TESMOINGT, 1996a,
ein Juniorsynonym von A. juruensis MELJ.o- Avicularia huriana TESMOINGT, 1996b, Avicularia
LEITAo, 1923 (vgl. FUKUSHIMA & BERTANI, S.80) ulrichea TF.SMOINGT, 1996c, Avicularia brauns hau-
Bedenkt man wie viel Material untersucht sen i TESMOINGT, 1999a, Avicularia geroldi TF.s-
wurde, im Falle von A. variegata zum Beispiel MOINGT, 1999b, Avicularia soratae STRAND, 1907b,
rund 70 Exemplare (vgl. FUKUSHIMA & BERTANI, Avicularia (asciculata STRAND, 1907c, Avicularia
S.63ff.) in verschiedenen Stadien von verschie- (asciculata clara STRAND, 1907 d, Avicularia suri-
denen Fundorten, kann man wohl davon aus- namensis STRAND, 1907c, Avicularia vestiaria (DE
gehen, dass diese Annahmen wohlbegründet GEER, 1778) (vgl. FUKUSHIMA & BERTANI 2017;-S.2).
sind. Die Artenvielfalt in der Gattung Avicularia Die Gründe warum der Holotypus nicht vor-
dürfte lange Zeit aus zwei Gründen überschätzt liegt, können vielfältig sein. Manche sind im
worden sein: Lauf der Zeit zerstört worden oder verschwun-
1. Bedingt durch die recht frühe Beschrei- den, beispielsweise weil die betreffende Samm-
bung der Gattung und der anfänglichen Pro- lung Feuer fing oder weil während des zweiten
blematik, dass zunächst alles in diese Gattung Weltkrieges alles hastig in Sicherheit gebracht
gestellt wurde, sind viele Arten mehrfach be- werden musste. Es gibt aber auch Fälle in denen
schrieben worden, schlicht weil die jeweiligen der Holotypus nie deponiert wurde, weil die Art
Autoren keine Kenntnis von den Publikationen anhand noch lebender Hobbytiere beschrieben
der anderen hatten. wurde, die nach deren Tod einer Sammlung
2. Die innerartliche Variation zum Beispiel übergeben werden sollten, was aber nie passiert
bei den Spermatheken ist relativ groß. (vgl. ist (vgl. FUKUSHIMA & BERTANI 2017, S.129).
FUKUSHIMA & BERTANI, S.170) Bedenkt man, dass Da diese Arten nicht mehr wissenschaftlich
FUKUSHIMA & BERTANI (2017) lediglich die mittige untersucht werden können, wird man letztlich
Verbreitung (s. Abb. 7), sowie das Vorhanden- nie erfahren, ob sie tatsächlich eigenständige
sein etwaiger Ausbuchtungen oder Verdrehun- Arten darstellen würden oder ob sie sich oh-
gen als stabile Merkmale ansehen (vgl. FUKUSHIMA nehin als Synonym einer bereits beschriebe-
& BERTANI, S.39), ist es nachvollziehbar, dass oh- nen Art herausgestellt hätten, was wohl wahr-
ne Kenntnis solcher Mengen an Vergleichsma- scheinlicher ist.
terial solche Variationen für artunterscheiden-
de Merkmale gehalten wurden. Morphen

Neben diesen neu aufgestellten Synonymen Erstmalig im Bereich der Vogelspinnentaxo-


sind vor allem auch die sogenannten nomina nomie beziehungsweise Systematik wird der Be-
dubia beziehungsweise nuda von Bedeutung, griff und die Definition des Morphotypus ein-
also solche Arten, deren Status zweifelhaft ist, geführt. Der Begriff Morphotyp wird verwendet
da ihr Holotyp nicht (mehr) vorhanden ist. um ähnliche aber morphologisch unterscheid-
Dies betrifft folgende Arten: bare Einheiten abzugrenzen. In der Taxonomie
Avicularia hirsutissima (e. L. KOCH, 1842), wird dieser Begriff dann verwendet, wenn sich
Ischnocolus hirsutum AUSSERER, 1875, Ischnothe- morphologische Unterschiede feststellen las-
le gracilis KEYSERLlNG, 1891, Avicularia arabica sen, diese aber nicht ausreichen um eine Unter-
(STRAND, 1908), Araneus hirtipes FABRICIUS, 1787, art zu definieren. Wo hierbei die Grenze liegt,
Avicularia ochracea (Perty, 1833), Avicularia wal- ist dem Autoren beziehungsweise dem bearbei-
ckenaerii (Perty, 1833), Avicularia testacea (e. tenden Wissenschaftler überlassen. Im Gegen-
L. KOCH, 1841), Avicularia detrita (e. L. KOCH, satz zur Aufstellung von Unterarten müssen
1842), Ischnocolus doleschalli AUSSERER, 1871, bei Morphotypen keine Holotypen definiert
A vicularia metallica AussERER, 1875, A vicularia werden. Mit der lediglich optischen Einteilung
rapax (AUSSERER, 1875), Avicularia holmber- der uns in der Terraristik bekannten Arten" in
U

gi THORELL, 1890, Avicularia aurantiaca BAUER, Morphen sollte sich jeder schwer tun.

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Abb . 1: Avicufaria gerofdiTESMOINGT, 1999b. Diese Art wurde aufgrund des fehlenden Holotypus als ungültig erklärt.
Bildautor: Bastian Rast

Abb. 2: Caribena versicofor(WAlcKENAER , 1837). Diese Art wurde von der Gattung Avicularia in die neu erstellte Gattung Caribena
überführt. Bildautor: Bastian Rast

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Abb . 3: Habitat von Avicularia hirschiBuLLMER, THIERER- LuTZ & SCHMIDT, 2006, in der Nähe von Tena (Ecuador).
Bildautor: Bastian Rast

Abb . 4: Eine Avicularia purpurea KIR', 1990, in ihrem Gespinst auf ca. 5 Metern Höhe in der Nähe von Tena (Ecuador).
Bildautor: Bastian Rast

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Zu beachten gilt nämlich, dass möglicherwei- A. pllrpurea eine Unterteilung in Morphotypen


se noch dutzende weitere solcher Morphe in sinnvoll ist, bei A. hirschii hingegen nicht. Es
der Natur existieren, wir in der Terraristik nun ist denkbar, dass durch Menge oder Qualität
jedoch versuchen alle im Hobby befindlichen des jeweiligen Untersuchungs materials nur in
Tiere in das Muster von FUKUSHIMAS Morphen zu einem der Fälle eine solche Einteilung gerecht-
"pressen" (FUKUSHIMA & BERTANI 2017). Des Wei- fertigt werden kann, jedoch wird dies dem Le-
teren ist es nicht auszuschließen, ja regelrecht ser nicht erörtert. Genauere Analysen werden
davon auszugehen, dass in der Terraristik die zeigen ob es sich um farblich stabile Populatio-
nun optisch differenzierbaren Morphen bereits nen handelt oder ob die Färbung jeweils alters-
miteinander gekreuzt und fertile Nachkommen abhängig ist.
gezüchtet wurden. In der Terraristik haben wir
uns somit möglicherweise bereits eigene Mor- Phylogenetische Analyse
photypen geschaffen, welche so in der Natur
gar nicht auffindbar sind. Neben der taxonomischen Revision der Gat-
Früher sprach man hier von Hybriden, diese tung legte FUKUSHIMA auch großen Wert darauf,
Definition trifft auf Avicularia dahingehend je- diese Gattung systematisch aufzuarbeiten.
doch nicht mehr zu, da es sich bei Morphoty- Wobei dies nicht zuletzt auch der taxonomi-
pen um keine eigenen Arten handelt. Eine Ver- schen Revision zugutekommt, da sich auf die-
paarung einer Avicularia braunshauseni und ei- se Weise beispielsweise Gattungsdiagnosen
ner Avicularia metallica ist somit nach neuestern objektiv überprüfbar aufstellen lassen, statt
Kenntnisstand und Definition nach FUKUSHIMA wie früher häufig von der Willkür des Auto-
& BERTANI (2017) lediglich eine Verpaarung ren abhängig zu sein, welcher ohne objektive
zweier Aviclilaria avicularia mit unterschiedli- Grundlagen bestimmte Merkmale auswählte
chen Morphotypen; eine Verpaarung und die und andere ignorierte.
erfolgreiche Nachzucht mit fertilen Nachkom- In einer phylogenetischen Analyse wer-
men muss gemäss Definition des biologischen den Charakteristika zu untersuchender Arten,
Artbegriffs zwingend möglich sein. meistens Gensequenzen oder wie in diesem
Die Anwendung und Unterteilung in Mor- Fall anatomische Eigenheiten, in einer Matrix,
photypen scheint zudem fraglich und den Au- praktisch einfach nur eine Tabelle der Arten
toren nicht immer korrekt begründet. Als Bei- mit ihren Merkmalen, kodiert. Anschließend
spiel sei hier die Unterteilung von Avicularia werden durch verschiedene Computeralgo-
purpurea KIRK, 1990 in einen nördlichen und rithmen die wahrscheinlichsten Entwick-
südlichen Morphotypus genannt (vgl. FUKUSHI- lungsstammbäume errechnet. Ziel ist es dabei
MA & BERTANI 2017, S.104). Die Unterschiede der nachzuvollziehen, welche Taxa gemeinsame
beiden Morphotypen beziehungsweise Popula- Vorfahren hatten und welche Merkmale sie
tionen beschreiben FUKusHIMA & BERTANI (2017) gemeinsam entwickelten und welche sie von
mit einigen farblichen Unterschieden. Diese anderen Taxa unterscheidet.
Unterschiede scheinen hier groß genug zu sein, In dieser Analyse stellten sich sowohl die
um die Art in unterschiedliche Morphotypen einzelnen Gattungen der Aviculariinae als
einzuteilen. Im Beispiel von Avicularia hirschii auch die Unterfamilie selbst als monophyle-
BULLMER, Thierer-Lutz & SCHMIDT, 2006 und de- tisch heraus (vgl. FUKuSHIMA & BERTANI 2017,
ren großen Verbreitungsgebiet (Brasilien, Peru, S.163 & Abb.32S). Das heißt, sie haben alle
Ecuador) reichen diese hingegen nicht aus, ob- jeweils genau einen gemeinsamen Vorfahren,
wohl sich die Tiere farblich, ähnlich wie schon der wiederum keine anderen Nachfahren ne-
bei A. purpurea, voneinander unterscheiden ben diesen hat. Im Falle der Aviculariinae ist
(vgl. FUKuSHIMA & BERTANI 2017, Abb. 184-187). dies allerdings nur unter Einbeziehung der
Die Autoren geben hier leider keine nachvoll- afrikanischen Gattungen Heteroscodra Pocock,
ziehbare Begründung an, weshalb im Falle von 1900 und Stromatopelma KARscH, 1881 gegeben,

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deren Einordnung in die Aviculariinae mitun- MON, 1982 als mit Phrixotriehus SIMON, 1889 ver-
ter fraglich ist, lassen sich doch sonst keine wandt ist. Hier wurden mutmaßlich zu Gunsten
erwähnenswerten Verwandschaftsbeziehun- der Rechenzeit und Auflösung innerhalb der
gen zwischen afrikanischen und amerikani- Aviculariinae einige Merkmale nicht berücksich-
schen Arten feststellen, außer vielleicht bei den tigt, die diese Taxa trennen beziehungsweise nä-
Ischnocolinae, welche sich in einen alt- und ei- her zusammenrücken würden.
nen neuweltlichen Anteil separieren. Allerdings Angesichts der letzten beiden Analysen der
werden diese in der Analyse nicht berücksich- Theraphosidae auf rein genetischer Ebene
tigt und sind ihrerseits tendenziell eher ent- (TURNER et al., 2018 & LüooEcKE et al., 2018)
fernt verwandt mit den Aviculariinae, wie WEST ist die Monophylie der Aviculariinae, wie sie
et al. (2008) zeigten. heute definiert sind, nicht gegeben. Die afrika-
Die Stellung von Heteroscodra und Stromato- nischen Taxa (Stromatopelma und Heteroscodra
pelma in den Aviculariinae wird lediglich durch sowie Tapinauchenius, Psalmopoeus und Ephebo-
vier Merkmale gestützt: pus (Hüsser, 2018» gehören nach neuesten Er-
• Keine Bestachelung der Beine kenntnissen somit nicht zu den Aviculariinae
Kein Vorsprung am Tegulum sondern in jeweils eigene Unterfamilien wobei
Stark verbreiterte Scopula die jeweils nächsten Verwandten bodenbe-
arboreale Lebensweise wohnende Vertreter sind (bei Heteroseodra und
Bedenkt man, dass die beiden erstgenannten Stromatopelma sind es die Harpactirinae, bei
Merkmale bei der mutmaßlich näher verwand- Psalmopoeinae sind es die Ischnocolinae und
ten Gattung Typhoehlaena C. L. KocH, 1850 be- Schismatothelinae).
reits abweichen (vgl. FUKUSHIMA & BERTANI 2017,
Tab.4), scheinen diese eher schwache Indizien Änderungen im Hobby
zu sein, zumal man unbestachelte Beine auch
bei Poecilotheria SIMON, 1885 findet (vgl. FUKU- Transfers
SHIMA & BERTANI 2017, Tab.1), was eine mögli- Hierzu gibt es nicht viel zu sagen. Man kann
che Analogie, also ein unabhängig entwickeltes sich gut an den Änderungen auf wissenschaftli-
aber sehr ähnliches Merkmal, durch die arbore- cher Ebene orientieren, welche sich im Hobby
ale Lebensweise bedeuten könnte. auch bereits etabliert haben:
Eine stark verbreiterte Scopula findet man A vieularia versicolor Caribena versicolor
genauso auch bei Poecilotheria (vgl. FUKUSHIMA Avicularia laeta Caribena laeta
& BERTANI 2017, Tab.1) und ist angesichts des A vieularia sooretama Ybyrapora sooretama
evolutionären Vorteils, den die verbreiterte A vieulana diversipes Ybyrapora diversipes
Scopula durch ihre größere Haftfläche klettern- A vicularia riekwesti Antillena riekwesti
den Arten bietet, ebenfalls möglicherweise eine
Analogie. Neue Synonyme
Die Lebensweise alleine ist ebenfalls als Ho- FUKUSHIMA & BERTANI (2017) stellen in ihrer
mologie, also ein gemeinsam entwickeltes Arbeit drei neue Synonyme auf, die für uns
Merkmal, zu bezweifeln, da eine Entwicklung Hobbyisten potentiell von Bedeutung sind.
hin zur Nutzung einer unbesetzten ökologi- • A vicularia bieegoi wird zu A vieulana
schen Nische ebenfalls einen erheblichen evo- variegata
lutionären Vorteil bietet. Avieularia velutina wird zu Avieularia
Die Analyse legt offensichtlich ihren Fokus avieularia (Morphe 3)
darauf, die Verwandtschaftsverhältnisse inner- A vicularia urticans wird zu A vieularia
halb der Aviculariinae zu klären. Außerhalb junwnsis
dieser ergeben sich einige äußerst zweifelhafte Wir empfehlen an dieser Stelle allerdings
Aussagen. So ist nicht anzunehmen, dass Lasi- diese im Hobby nicht zu übernehmen. Der
odora C. L. KocH, 1850 näher mit Haplopelma SI- Grund dafür ist, dass nicht geklärt ist, inwie-

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fern Tiere unter einer bestimmten Bezeich- Entfallene und unbestimmte Arten
nung im Hobby tatsächlich mit dem identisch
sind, was in einer wissenschaftlichen Samm- Solche Transfers von einer Gattung in eine
lung deponiert ist und was FUKUSHIMA und BER- andere oder Synonymisierung einer oder gar
TANI untersucht haben. mehrerer Arten mögen während einer Über-
Zwar besteht theoretisch bei allen Tieren gangsphase zwar für ein gewisses Maß an Ver-
im Hobby ein mehr oder weniger großes Ri- wirrung sorgen, sind uns Hobbyisten aber kei-
siko, dass sie nicht korrekt identifiziert sind, nesfalls neu.
jedoch ist dies nicht von Bedeutung, solange Recht ungewöhnlich und damit auch deut-
dadurch keine Verwechslungen vorkommen. lich verwirrender und problematischer hin-
Sprich solange nur alle denselben falschen gegen ist es, wenn im Hobby etablierte Arten,
Namen tragen, wird es im Hobby keine Pro- plötzlich ihren Artstatus und damit ihren Na-
bleme geben. men verlieren, wie bereits im Abschnitt "Syn_
Da jedoch sowohl beispielsweise A. urticans onyme und nomina dubia beziehungsweise
als auch A. juruensis im Hobby vertreten sind, nuda" erörtert. Im Hobby betrifft dies A. me-
ist hier Vorsicht geboten. Und tatsächlich tallica, A. geroldi, A. azuraklaasi, A. allrantiaca,
ist es fraglich, ob alle im Hobby als A. urti- A. walckenaeri, A. huriana, A. 1Ilrichea und A.
cans gehandelten Tiere mit der von SCHMI!)T brallnshallseni.
(2004) beschriebenen Art übereinstimmen.
Selbiges gilt für A. jurllensis. Von dieser stell- Im wissenschaftlichen Sinne müssen diese
ten FUKUSHIMA & BERTANI (2017) fest, dass so- zumindest vorläufig als unidentifiziert betrach-
gar in wissenschaftlichen Sammlungen unter tet werden. Es gibt dabei aber nur 2 Möglich-
diesem Namen deponiertes Material teilweise keiten:
nicht zu A. jllrllensis sondern wahrscheinlich Unabhängig davon, dass es keinen
zu A. rufa SCHIAPELLI & Gerschman, 1945 ge- Holotyp gibt, waren diese Arten beziehungs-
hört, wenn man die mittig nicht verbreiter- weise einige davon "echt", stellen also eine ei-
ten Spermatheken oder die hellen Haarspit- gene Art da. Diese wäre dann zum jetzigen Zeit-
zen der Männchen beachtet (vgl. FUKUSHIMA & punkt wissenschaftlich nicht beschrieben und
BERTANI (2017), S.88). man muss darauf warten, dass sie wieder neu
Ebenso ist es bei Tieren, deren Zuchtstamm beschrieben wird.
bereits seit vielen Jahren im Hobby ist, • Es war niemals eine neue Art und das,
schlicht nicht mehr nachzuvollziehen, ob sie was unter diesem Namen gehandelt wurde und
damals unter korrekter Bezeichnung impor- wird, ist identisch mit einer der von FUKUSHIMA
tiert und mit was sie möglicherweise verse- & BERTANI (2017) beschriebenen Arten, sofern
hentlich verwechselt und somit eventuell hy- keine Hybridisierung stattfand.
bridisiert wurden. Die Beibehaltung der alten In bei den Fällen ist aber die Weiterverwen-
Bezeichnungen ermöglicht überdies die Un- dung der alten Namen wohl die sinnvolls-
terscheidung dieser alten Zuchtstämme von te Lösung. Keinesfalls sollten Bezeichnungen
welchen, die zukünftig eingeführt werden ohne hinreichende Untersuchungen geändert
könnten. Während durch mögliche Hybridi- werden! Optische und geographische Überein-
sierung die alten Stämme vermutlich niemals stimmungen sind schlicht keine hinreichenden
absolut zweifelsfrei identifiziert werden kön- Merkmale für eine Artbestimmung, zumal der
nen, ist der Abgleich von frischem Material Fundort vieler Tiere nicht oder nur sehr unge-
durchaus vielversprechend. Nur sollten die- nau bekannt ist.
se neuen Stämme dann nicht mit den alten Wir haben im Zuge dieses Artikels einiges
Stämmen vermischt werden, die denselben Hobbymaterial untersucht, aber auf Grund der
Namen möglicherweise zu Unrecht tragen. großen innerartlichen Variation bei Aviclilaria
spp. und der bestehenden Möglichkeit unge-

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wollter Vermischung oder Hybridisierung von Fazit


Morphen beziehungsweise Arten, ist damit
keine Artbestimmung möglich. Selbiges gilt Viele haben sehr erwartungsvoll dieser Revi-
für die unbestimmten Avicularia sp. "XYZ", sion entgegen geblickt in der Hoffnung darauf,
die wir im Hobby haben. Hier ist ebenso un- dass sie Licht ins Dunkel all dieser Avicularia sp.
klar, inwiefern diese möglicherweise hybridi- "XYZ" und anderen Wirrungen bringen wür-
siert sind oder inwiefern verschiedene Arten de. Und auch wenn wir dies nachvollziehen
unter derselben Bezeichnung angeboten wur- können, möchten wir dringend davon abraten
den. Für eine Artbestimmung wäre hier für die im Eifer des überbordenden Enthusiasmus die
Untersuchung weit mehr Material notwendig, Bezeichnungen dieser Tiere zu ändern, auch
als uns derzeit zur Verfügung steht und selbst wenn sie aufgrund von Fundort und Optik zu-
dann ist ungewiss, ob diese Fragen geklärt zutreffen scheinen. Die Möglichkeit, dass durch
werden können. nicht verifizierte Benennung von importierten
Wir sehen unter anderem, dass Tiere, die oder anderweitig unbekannten Tieren, unbeab-
bisher als Avicularia sp. "Peru Purpie" gehan- sichtigt Hybridisierungen der Tiere im Hobby
delt wurden mittlerweile teilweise auch als stattfinden, ist allermindestens denkbar, wenn
Avicularia juruensis Morphe 2 bezeichnet wer- nicht wahrscheinlich sogar schon vielfach
den. Wir raten explizit von solchen Umbenen- geschehen. Dies sollte keinesfalls weiter ver-
nungen beziehungsweise der Verwendung der schärft werden, da die möglichen Konsequen-
Bezeichnung ab, denn eine uns zur Verfügung zen davon kaum absehbar sind.
stehende Exuvie zeigt Charakteristika, die für Selbst mit größeren Mengen an Material, als
A. juruensis absolut untypisch sind. So trägt die uns zur Verfügung stand, muss man leider da-
Spermathek dieses Exemplars am dorsal rech- von ausgehen, dass die bereits länger im Hobby
ten Receptaculum seminis mittig eine ausge- befindlichen Stämme nicht zweifelsfrei iden ti-
prägte Protuberanz (Abb. 9), während sich A. fizierbar sein werden. Hier ist die Beibehaltung
juruensis laut FUKUSHIMA & BERrANI (2017) durch der alten Bezeichnungen schon alleine daher
"Spermathecae lacking lobes" (vgl. FUKuSHIMA sinnvoll, dass man auf diese Weise frische Im-
& BERTANI (2017), S.39) auszeichnet, also eine porte von alten Beständen unterscheiden kann.
Spermathek ohne jegliche Protuberanzen oder Bei Wildfängen besteht definitiv eine Chance
Auswüchse. sie an Hand des Schlüssels von FUKusHIMA & BER-
Wir wissen zu diesem Zeitpunkt nicht, was TANI (2017, vgl. S.39) bestimmen zu können.
der Grund für diese Abweichung ist. Da uns Dies ist zugleich auch die einzige Hoffnung auf
nur diese eine Exuvie zur Untersuchung zur lange Sicht die Verwirrungen im Hobby zu klä-
Verfügung stand, ist es durchaus möglich, dass ren; die alten Bestände sukzessive durch frische
es sich hierbei lediglich um eine Fehlbildung zu ersetzen, die dann hoffentlich im Gegensatz
dieses spezifischen Individuums handelt, aber zum derzeit im Umlauf befindlichen Material
solange derartige Zweifel bestehen, können ordentlich untersucht wurden und nicht nur
wir eine Änderung der Benennung nicht un- durch Färbung und Fundort charakterisiert.
terstützen, so lange nicht mehr Material zum Ein Vorgehen, das leider auch abseits von
Vergleich vorliegt. der Gattung A vicularia viel zu selten angewandt
Da eine Analyse unseres Hobbymaterials wird, obwohl es unserem Hobby große Vorteile
durchaus aufschlussreich oder interessant sein verschaffen könnte.
kann, beispielsweise um die Abnormität jener
A vicularia sp. "Peru Purpie" zu ergründen, sei Material und Methoden
jeder Leser ermutigt mit dem korrespondieren-
den Autoren Kontakt aufzunehmen, sollte er Die Fotografien der Sperma theken wurden
Exuvien oder konservierte Tiere zur Untersu- mittels einer Canon EOS SD Mark II, in Ver-
chung zur Verfügung stellen wollen. bindung mit einem Canon MP-E 6Smm f/2.8

31
ARACHNE

1-5x Macro Objektiv erstellt. Die Spermatheken BAUER S (1996) Eine verkannte Vogel spin-
wurden unter einem Binokular herausgelöst ne aus Nord-Peru Avicularia aurantiaca spec.
und vorbereitet. Anschliessend wurden sie auf n. (Araneida: Theraphosidae: Aviculariinae).
einem Plexiglas, welches mit Kaltlichtlampen Arachnologische Magazine 4(8): 1-8.
von unten und seitlich beleuchtet wurde, ab
Stativ und mit Fernauslösung abgelichtet. Zur BERTANI R, FUKUSHIMA CS (2009) Description of
Erstellung der abgedruckten Fotografien wur- two new species of Avicularia LAMARCK, 1818
den pro Spermathek zwischen fünf und zehn and redescription of Avicularia diversipes (C
Bilder mittels Fokusstacking (Schärfentiefeer- L. KOCH, 1842) (Araneae, Theraphosidae,
weiterung) zusammengefügt. Aviculariinae) - three possibly threatened
Die Fotografien der Vogelspinnen wurden Brazilian species. Zootaxa 2223: 25-47. https://
mit derselben Canon EOS 5D Mark II und ei- doi.org/l0.11646/zootaxa.2223.1.2
nem Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM
Objektiv erstellt. BERTANI R, HuPf J (2013) Avicularia rickWEsTi
sp. n., a remarkable new species of Avicularia
Summary (Theraphosidae: Aviculariinae) from Domini-
can Republic. Zoologia 30(3): 333-337.
In 2017 arevision of Avicularia LAMARCK, 1818 https://doi.org/l0.1590/51984-
by FUKUSHIMA & BERTANI (2017) was published. 46702013000300012
Herein we summarize and present the major
changes proposed in this paper and discuss the BULLMER M, Thierer-Lutz M, SCIIMIDT GEW
impact on hobbytraded tarantulas. Beside the (2006) Avicularia hirschii sp. n. (Araneae: The-
transfer of Avicularia rickwesti BERTANI & HUPF, raphosidae: Aviculariinae), eine neue Vogel-
2013, Avicularia versicolor (WALCKENAER, 1837), spinnenart aus Ekuador. Tarantulas ofthe World
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sooretama (BERTANI & FUKUSHIMA, 2009) and
Avicularia diversipes (C L. KOCH, 1842) into three CHAMBERLIN RV (1916) Results of the Yale
newly described genera, we don't consider any Peruvian Expedition of 1911. The Arachni-
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33
ARACHNE

Abb . 5: Habitat von Avicularia sp. Rurrenabaque, auf einer Hacienda in der Nähe von Rurrenabaque (Bolivien). Dort legt sich
diese Art ihre Wohngespinste zwischen den Palmblätteransätzen an. Bildautor: Bastian Rast

Abb. 6: Ybyrapora diversipes (C. L. Koch, 1842). Diese Art wurde von der Gattung Avicularia in die neu erstellte Gattung Ybyrapora
überführt. Bildautor: Bastian Rast

34
25. Jahrgang Ausgabe 2 I 2020

11

Abb . 7: Die Spermathek eines im Hobby als "Avicularia juruensis " (a) und "Avicularia aurantiaca " (b) gehandelten Exemplars.
Mit B wird die Breite an der Basis und mit M die mittige Breite bezeichnet. Hier wird der Unterschied zwischen "midwidth
expanded " und "midwith not expanded " aufgezeigt. Bildautor, Bastian Rast

11

35
ARACHNE

Abb . 8: Spermathek einer Avicularia braunshauseni Tesmoingt, 1999a, welche ebenfalls aufgrund eines fehlenden Holotypus
als ungültig erklärt wurde. Bildautor: Bastian Rast

Abb . 9: Spermathek einer Avicularia sp. Peru Purpie. Gut zu sehen die am rechten Receptaculum seminis mittig ausgeprägte
Protuberanz (PI. Bildautor: Bastian Rast

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ps://doi: 10.1 080/14772000.2017.1346719 E-Mail: basti@vogelspinnenforum.ch

Der Vogelspinnenstammtisch München stellt sich vor


von Timo Herrmann

Der Vogelspinnenstammtisch in München ist chener Vogelspinnenstammtisch zu planen


2018 entstanden nach dem wir , Jürgen Obst- und zu organisieren inklusive der Frage nach ei-
er mit Partnerin Nadine Ntaraklitsas und Timo ner passenden Gaststube. Wir haben dann end-
Herrmann mit Ehefrau Bianca Herrmann, be- lich, nach langer Suche, eine passende Gaststät-
schlossen haben unseren eigenen Vogelspin- te gefunden! In Garching-Hochbrück befindet
nenstammtisch zu gründen, da wir schon lange sich "Mei Wirtshaus ", in dem nun jeden zwei-
Vogelspinnenbesitzer und -liebhaber sind. Jür- ten Samstag im Monat das Stammtischtreffen
gen Obster hat seine erste Spinne damals vor stattfinden wird, in einer tollen bayrischen und
circa 25 Jahren im Ausland selber gefangen. Ti- gemütlichen Atmosphäre mit bayrischer Kü-
mo Herrmann hat in den 80er Jahren Tierpfle- che. Verkehrsanbindungen wären die U-Bahn
ger gelernt und hat schon immer mit Tieren et- 6 Richtung Garching-HochbIÜck oder, wer mit
was zu tun. Er wollte auch seiner Frau Bianca dem Auto anreist, die Autobahn A9, Ausfahrt
Herrmann die Arachnophobie damit nehmen, Garching/Süd!
was er auch sehr gut geschafft hat. Mehrere Unser 1. Treffen des Vogelspinnenstamm-
Wochen waren vergangen um den neuen Mün- tischs war am 14. April 2018. Es war ein toller

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