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Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG, Urt. Das BVerwG entscheidet nach $ 50 Abs. 1 Nr.4 VwGO
v.01.03.2018 -2 A10.11)'? kann zu Recht als >Fundgrube im ersten und letzten Rechtszug über Klagen, denen Vor-
für Fragen aus dem Recht der dienstlichen Beurteilung< be- gänge im Geschäftsbereich des Bundesnachrichtendienstes
zeichnet werden, da sich das Gericht in seiner Entscheidung (BND) zugrunde liegen. Die Zuständigkeit dient vor allem
mit einer Vielzahl von Rechtsfragen vertieft auseinander- der besseren Geheimhaltung der Vorgänge im Bereich des
gesetzt hat.3 Dem Urteil dürfte damit eine hohe Relevanz BND und umfasst folgerichtig nicht nur die dienstrecht-
für die rechtmäßige Ausrichtung des Beurteilungswesens in lichen, sondern vielmehr sämtliche den BND betreffenden
den Behörden zukommen. Vorgänge.5 Entsprechend hatte das BVerwG im Kontext der
Entscheidung über eine angegriffene dienstliche Beurtei-
Dieser Beitrag soll sich mit der Rechtsfrage ausei- lung eines technischen Regierungsdirektors (Besoldungs-
nandersetzen, ob und unter welchen Umständen eine gruppe A 15) zu entscheiden, der beim BND als Sachge-
gleiche Gewichtung von Einzelmerkmalen im Beurtei- bietsleiter tätig ist.6
lungswesen möglich ist oder ob es rechtlich geboten
ist, unterschiedliche Einzelmerkmale mit einer grund- Zum besseren Verständnis solcher gerichtlicher Entschei-
sätzlich unterschiedlichen Gewichtung zu belegen. Im dungen ist es hilfreich, wenn nicht mitunter sogar notwen-
Urteil des BVerwG heißt es dazu: tDer dem Dienst- dig, die einschlägige Beurteilungsrichtlinie beim Studium
herrn eröffiete Wertungsspielraum bei der Gewichtung der Rechtsprechung parallel lesen zu kömen, um den vol-
der Einzelmerkmale einer dienstlichen Beurteilung len Kontext der Entscheidung erfassen zu können. Nur so
.findet allerdings dort eine Grenze, u,o eine von ihm können die oftmals abstrakten Erwägungen eines Gerichts
abstrakt vorgegebene Geu,ichtung dent Bedeutungs- im Zweifelsfall anhand der Beurteilungsrichtlinie vollum-
gehalt der Begrffi von >Eignung, Befiihigung und fünglich nachvollzogen werden. Gerade dies ist in Bezug
fachliche Leistung< i.S.v. Art. 33 Abs. 2 GG - offen- auf die Beurteilungsrichtlinie des BND und der Recht-
sichtlich - nicht mehr gerecht wird. Dies könnte etwa sprechung des BVerwG nicht ohne weiteres möglich. Die
dann der Fall sein, wenn der Dienstherr vorgeibe, dass >Beurteilungsbestimmungen<7 des BND sind für die Allge-
bei einer Vielzahl von zu bewertenden Einzelmerknta- meinheit nicht zugänglich. Dies fi.ihr-t bei der vorliegenden
len diesen seinttlich das gleiche Gev,icht zulcommen Rechtsprechung des BVerwG dazu, dass die Ausführungen
soll mit der Folge, dass selbst solche Einzelmerkmale, des Gerichts an entscheidender Stelle unbestimmt bleiben
die für eine Bewertung von >Eignung< und lfuchliche und so weitere praxisrelevante Rechtsfragen aufwerfen, die
Leistung< eines Beamten regelntci/|ig im Vorder"grund
stehen (weil sie den Kern dieser Begrrffe ausmachen)
Die Verfasser sird im Ministeilum des Innem NRW (Referat 24) tätig und dort u.a. für das
u,ie z.B. >Arbeitsgüte< und lArbeitsmenge< (Qualitrit Laufbahnrecht und Beurteilungswesen zuständig. Der Beitrag gibt die persönliche Aufiässung
und Quantitcit der Arbeitsergebnisse) - lediglich - mit der Autoren rvieder. Besonderer Dank gilt Hern MR Peter Münch füt seine konstruktive
Unterstübung. Der Aufsatz berücksichtigt die Rechlsprechung, die bis zum 26.04.2019 veF
dem gleichen Gewicht in das Gesamturteil einflie/3en öffentlicht wude.
Siehe dzu auch ZBR 20 I 8, 25 I 256 (Leitsatz und Gründe).
sollen wie andere, zwar ebenfalls bedeutsarne, aber int Von der Weiden, jurisPR-BVervG I l/201 8 Anm. 6.
Vergleich dazu doch nachrangige Einzelnterkntale wie BVerwG, Un. v 01.03.2018-2A 10.17, jüris Rn.46.
Schenke, in: Kopp/Schenke, VWCO. $ 50, Rn. 8, 24. Aufl. 2018.
etwa >Fortbildungsbereitschaft< oder >Offenheit fiir Wegen der rveiteren Einzelheiten sei aufdas Urteil lenviesen.
I nn ova ti o ns p rozes s e <. <a Zum Teminus siehe BV€rwG, Urt. r 01.03.2018 2 A I 0. I 7, juris Rn, I 6.
Recht im Amt 4 | 2019 Beiträge 157
- sich anhand der Entscheidung des Gerichts nicht beantwor- che Lei stung als gl eic hran gige Zugangsvoraus setzungen
ten lassen. benannt sind.
urteilungsverfahren danach zu beurteilen, welche spezi- l2 Siehe z.B. ziff v Nr.3, Dienstliche BeurteiluDgen der Richterinnen ud Richter solvie der
Stursanwältinnen und Staatsanwälte AV d. JM vom 02.05.2005 (2000 -Z- 155) - JMBI. NRW.
fischen Vorgaben die Beurteilungsrichtlinie hier trifft und S. l2l -zuleEt geändert durch Av d. JM vom 04.07.2016.
ob diese mit Art. 33 Abs. 2 GG im Sinne des Prinzips der 13 Der Dud€n (- Das Synonymvörterbuch) versteht hierunter u.a. eine >Fülle<, >große [An]
4hl(, rrMasse( od€r >Unmenge(, 7. Aufl.
Bestenauswahl zu vereinbaren sind. Nicht näher einge- 14 MöglichenveisefindensichhieuuAusltiht!ilgenindenUrteilendesBVerrvGv09.05.2019
gangen werden soll an dieser Stelle darauf, dass inArt. 33 - 2 C l.l8 md 2 C 2.18. Diese lagen den Autoren bei Redaktionsschluss noch nicht vot Sie
beabsichtigen, das Urteil ggf. in einer dernächsten Ausgaben dieserZeitschrift als Ergänzung
Abs. 2 GG die Begriffe Eignung, Befühigung und fachli- zu diesern Aufsatz lüt die Leser aufzubereiten.
r
158 Beiträge Recht im Amt 4 | 2019
lich des Leistungsprinzips >imVordergrund< stehende und haltigen Überprüfung im Sinne der >Selbstreflektion<
>nachrangige Einzelmerkmale< gäbe. zu unterziehen.
Wie ist zum Beispiel das Einzelmerkmal der >Sozialen
Exemplarisch benennt das BVerwG dabei als vorren- Kompetenz< einzuordtren? Ist es nun ein im Vorder-
gige, d.h. >im Vordergrund< stehende Einzelmerkmale grund stehendes Einzelmerkmal oder ist es stattdessen
die >Arbeitsgüte< und >Arbeitsrnenge< (Qualität und als nachrangig anzusehen? Steht es im Rahmen der
Quantität der Arbeitsergebnisse). Sie würden den Kern Gewichtung möglicherweise auch zwischen den vom
der Begriffe >Eignung< und >fachliche Leistung< aus- BVerwG exemplarisch benannten vorrangigen und
machen. Zwar ebenfalls bedeutsame, aber im Vergleich nachrangigen Merkmalen? Gibt es hierbei eine Ab-
dazu doch nachrangige Einzelmerkmale seien etwa die stufung der Merkmale untereinander hinsichtlich der
>Fortbildungsbereitschaft( oder die >Offenheit für Inno- Nähe zum Leistungsprinzip? Gibt es einen rechneri-
vationsprozesse<. Das BVerwG benennt hierbei einzelne schen Mindest- oder Maximalabstand zwischen den im
Beispiele, lässt jedoch offen, wie es zu diesen Beispie- Vordergrund stehenden und den nachrangigen F)nzel-
len kommt.
merkmalen, den es zu wahren gilt?
a. Es ist denkbar, dass die Beispiele im konkreten Einzel-
Diese Fragen stellen sich nach dem Urteil des
fall den Beurteilungsbestimmungen des BND entnom- BVerwG insbesondere vor dem Hintergrund, dass
men sind. Dann wäre aber ein Vergleich mit anderen
das Organisationsermessen eines Dienstherrn der
Beurteilungsrichtlinien nur dann möglich, wenn man
gerichtl ichen Überprüfbarkeit auf Errnessensfehler
in einer Gesamtschau die jeweiligen Einzelmerkmale
hin unterliegt. Dabei dürfte nicht auszuschließen
gegenüberstellen würde. Schließlich gibt es Beurtei-
sein, dass die Verwaltungsgerichte dabei unter-
lungsrichtlinien, in denen Einzelmerkmale solitär
schiedliche -strenge oder milde- Prüfungsmaßstäbe
ohne weitere Beschreibung oder Definition nebenein-
anlegen. Daher ist zu befürchten, dass sich innerhalb
ander stehen. Es gibt aber auch solche Richtlinien, in
der Verwaltungsgerichtsbarkeit ein >Wildwuchs< an
denen Einzelmerkmale als Oberbegriffe im Sinne eines
Rechtsprechung ergeben wird. Dass diese Befürch-
>>Sammelbeckens< von Submerkmalen dienen können.
tung nicht unbegründet ist, lässt sich anhand der
Welche Vorgaben in dieser Hinsicht die BND-Beurtei-
Rechtsprechung in Nordrhein-Westfalen (siehe IV)
lungsbestimmungen machen, ist jedoch aufgrund ihrer
gut nachvollziehen.
Nichtverfiigbarkeit nicht nachzuvollziehen.
b. Es ist ebenso denkbar, dass die Beispiele losgelöst vom
d. Die Rechtsprechung des BVerwG lässt offen, wie mit
Beurteilungssystemen umzugehen ist, in denen die Ein-
konkreten Einzelfall und der Beurteilungsrichtlinie
zelmerkmale sowohl die Leistung als auch die Befühi-
des BND zu betrachten sind. Das Gericht könnte die
gung erfassen. Den Ausflihrungen des BVerwG nach
Merkmale ähnlich wie in einem obiter dictum abstrakt
klassifiziert haben, um Vorgaben zur Gewichtung von machen die im Vordergrund stehenden Einzelmerkma-
Einzelmerkrnalen im Sinne des Leistungsprinzips und le den >Kern<r der Begriffe >Eignung< und >fachliche
der richterrechtlichen Rechtsfortbildung aufzustellen. Leistung< aus. Sind daher die Beftihigungsmerkmale
In diesem Fall würde diese Verfaluensweise jedoch als künftig gesondert auszuweisen oder ist es unschädlich,
wenig verallgemeinerungsftihig erscheinen. Etwaige wenn die Einzelmerkmale auch in gleicher Weise dem
Besonderheiten der Behörde, deren Aufgaben und der Begriff der Beftihigung Rechnung tragen?
dort beschäftigten Beamtinnen und Beamten würden
nicht berücksichtigt werden. Wäre es nicht denkbar,
dass in manchen Behörden gerade die >Offenheit für 3. Zwischenergebnis
Innovationsprozesse(( dort im Vordergrund steht, wo
das Kerngeschäft zum Beispiel gerade im Projekt- Das vorgenannte Urteil des BVerwG wirft mehr Folge-
management liegt und der digitale Wandel in den Be- fragen auf, als dass es dem Leser Antworten geben kann.
hörden oder der Gesellschaft vorangetrieben werden Dies ist für den Rechtsanwender verständlicherweise äu-
soll? Bleibt hier überhaupt noch ausreichender Raum ßerst unbefriedigend. Ohnehin dürfte dieser schon genug
für ein Organisationsermessen i.S.d. $ 114 VwGO, das Schwierigkeiten damit haben, die teils sehr diversifizierte
die Besonderheiten der Behörde adäquat berücksichti- Rechtsprechung zum Beurteilungswesen vollumfänglich
gen kann, um im Rahmen einer objektiven Beurteilung und zeitnah so zu erfassen, dass eine rechtssichere Auf-
überhaupt erst einen nachvollziehbaren Leistungsver- bereitung und Beratung der Beurteiler garantiert werden
gleich zu ermöglichen? kann. Das Tagesgeschäft der Personalwirtschaft wird
c. Dem Urteil des BVerwG kann nicht entnommen wer- umso mehr erschwert, als dass in der Beurteilungspraxis
den, wie andere Einzelmerkmale einzuordnen sind. Fragestellungen und Konstellationen antizipiert werden
Auch dies erschwert es, langjährig bestehende und bis- müssen, zu dq es zeitnah keine gerichtlichen Antworten
lang gerichtsfeste Beurteilungsrichtlinien einer nach- geben wird.
Recht im Amt 4 | 2019 Beiträge 159
lV. Die Entwicklung der Folgerechtsprechung Einzelmerkmale im Einzelnen erfolgt,fiillt qus Sicht des VG
in NRW Düsseldorf lledoch wieder] in das Organisationsermessen
des Dienstherrn.nre Das VG Düsseldorf greift somit weit in
das Organisationsermessen des Dienstherrn ein, in dem es
Der sechste Senat des OVG NRW hat die Frage der Zulässig- ihm vorgibt, unterschiedlich zu gewichten. Dass es dabei
keit einer gleichen Gewichtung der Einzelmerkmale in einer wie eingangs erwähnt bereits bei sieben Einzelmerkmalen
Entscheidung im Juni des Jahres 2018 zunächst offen gelassen. eine >Vielzahl<< an Merkmalen bejaht ist schwer nach-
Es verwundert daher nicht, dass sich die Rechtsprechung des zuvollziehen. Das VG Düsseldorf hält bislang an seiner
Verwaltungsgerichts Düsseldorf erstinstanzlich zunächst stark Rechtsauffassung fest.2o
am BVerwG orientierl hat. Eine chronologische Betrachtung
der Rechtsprechung zeigtjedoch, dass sich die imAugust 2018 Das VG Münster hat sich in zwei Einzelrichterentscheidun-
präzisierende Rechtsprechmg des OVG Münster und die darin gen im Frühjahr des Jahres 2019 der Rechtsprechung des
ausgeführte Rechtsauffassung erstinstanzlich in NRW bislang BVerwG und der (Auslegung) des VG Düsseldorf inhaltlich
nicht durchgesekt hat und es zu divergierender Rechtsprechung nahezu gleichlautend angeschlossen.2r Das VG Minden hat
gekommen ist. Im Anwendungsbereich von landesweit geltenden die Sichtweise des VG Düsseldorf inhaltlich übernommen.22
Beurteilungsrichtlinien wie z.B. im Polizeibereich ist derAusgang
eines gerichtlichen Verfahrens erstinstanzlich davon abhängig,
welches Gericht öftlich zuständig ist. In solchen Fällen könnte 2. VG Köln
eine grundsätzliche Bedeutung der Rechtssache bejaht werden.
Daher verwundert es, dass entsprechende Rechtsstreitigkeiten
Das VG Köln fiihrt in seiner Entscheidung vom 28.01.2019
nach $ 6Abs. 1 VwGO dem Einzelrichterübertragenwerden und
ohne Nennung der Rechtsprechung des BVerwG oder des
es zu keiner Rückübertragung auf die Kammer kommt.r5
OVG NRW aus, [dass] >die Kammer von dem Grundsatz
[ausgeht], dass alle Einzelmerkmale der Beurteilung gleich
zu gewichten sind. Dieser Grundsatz liegt nach Aufassung
1. VG Düsseldorf, VG Münster und VG Minden der Kammer der Regelung in Nr 8.1 BRL Pol zugrunde
und entspricht der Herangehensweise sämtlicher Polizei-
In einem im Mai des Jahres 2018 ergangenen Beschluss prdsidien im Zustrindigkeitsbereich der Kammer. [...] Der
ließ das VG Düsseldorf die neue Rechtsprechung des Endbeurteiler musste auch nicht ausdrücklich begründen,
BVerwG außen vor.r6 Das VG führte lediglich aus, dass warum der den Antragsteller mit der Gesamtnote 4 Punkte
es >>allein dem Dienstherrz [obliegt], die für angemessen beurteilt hat. Die Gesamtnote tton 4 Punkten ergibt sich
gehaltene Gewichtung der Einzelfeststellungen vorzu- bei gleicher Gauichtung aller Einzelmerhnale, von der wie
nehnten.<<Gute eineinhalb Monate später änderte das VG dargelegt auszugehen ist, zwangslciufg durch Bildung des
Düsseldorf seine Rechtsprechung und folgte in einem Be- arithmetischen Mittelwertes der Einzelwertungen und An-
schluss dem BVerwG.rT Bereits bei sieben zu beurteilen- wendung der allgemeinen Rundungsreglungen. <i21
den Einzelmerkmalen (Arbeitsorganisation, Arbeitseinsatz,
Arbeitsweise, Leistungsgüte, Leistungsumfang, Verände- Ohne aufdie Entscheidung des VG Köln näher einzugehen
rungskompetenz und soziale Kompetenz) scheint aus Sicht sei angemerkt, dass hier ebenso wie in den Verfahren vor den
des VG Düsseldorf eine Vielzahl an Leistungsmerkmalen Verwaltungsgerichten Düsseldorf und Münster die Beurtei-
vorzuliegen. >Angesichts fdieser] Vielzahl der dadurch ab- lungen anhand der gleichen Beurteilungsrichtlinie (BR Pol)
gebildeten E ignungs-, B eJ?ihi gungs - u nd Leis tungs ges ichts- erstellt worden sind.
punkte ist es ... [aus Sicht des VG] rechtlich geboten, die
Einzelmerkmale mit einer nach ihrer jeweiligen ffinitcit zur l5 Z.B.VGMiinster,EinzelrichterUrt.v22.02.2019-4K6785/l'1,v.19.03.2019-4K6199ll'7
Kriterientrias in Art. 33 Abs. 2 GG dffirenzierenden Ge- wd v 01.04.2019 - 4 K 66821 17.
l6 VG Düsseldorf, B€schl. v.30.05.2018 - 13 L 867/18,juris Rn.40 f. mit Verrveis aufOVG
wichtung in das Gesantturteil einflie/3en zu lassen.( Dies NRW, Beschl. v. 25. I 1.2010 - 6 B 7491 10, tur. 16, juris Rn. 16.
17 VG Düsseldorf, Beschl. v 09.07.2018 -2 L 1058/18,juris Rn.5. In diesem Beschluss über
ergebe sich auch aus der Beurteilungsrichtlinie selbst, einen Altrag auf einst\reilige Anordnung gegen eine Stellenbesetang hatte der Antrag inr
Dwonach die Gesamtnote aus der Bewertung der Leis- Juli des Jahres 2018 i.S.d. $ 123 Abs. I Satz I vwGO kein€n Erfolg. Dzu fehlte es an einem
Anordnugsanspruch. Gleichrvohl hat sich das VG in dem Beschluss in Beag aufdie An-
tungs- und Befrihigungsmerkmqle ,unter Würdigung ihrer forderogen an eine ordlrungsgemäße Aus*ahlentscheidung geäußert.
Gewichtung< und der Gesamtpersönlichkeit der Beamtin l8 VG Düsseldorf, Beschl. v.09.07.2018 2 L 1058/l8,juris Rn. 12.
l9 vC Düsseldod Beschl. v 09.07.2018 - 2 L 1058/l8,juris Rn. 14.
oder des Beamten zu bilden ist. Eine Gewichtung mit der 20 VcDüsseldorf,U(t.!.21.02.2019-2K18541/l7,jtrisRn.26undv.22.02.2019-2K
Ma/|gabe, alle Merkmale gleich zu gewichten, bedeutet eine 18445/l7,jwis Rn. 26 I
2l VGMünst€r,EinzelrichterUrl.!.22.02.2019-4K6785/17S. lludv19.03.2019 4K
dem Leistungsprinzip zuw iderlaufende Negation der unter- 6199/17 S. 13 unterjeF€iliger Bezugrahme aufVG Düsseldorf, Urt. v 12.12.2018 - 2 K
schiedlichen Bedeutung der Einzelleistungen.< Außerdem l7925lt'|.
22 VGMinden,Beschlussvl5.05.20l9 4L75ll9unt€rBeagnahD€aufvcDüss€ldoreUfteil
konterkariere t eine glei chmci/3 i ge Geu, i chtung a I ler M erk- e. 12.12.2018 2 Kl79l l'1.
male das Arithmetisierungsverbot.<t8 vWie die sonach dent 23 VG Köln, Beschl. u 28.01.2019 - I 9 L I 860/1 8, jüris Rn. l7 und I 8. Auf eine Vertietung der
Rechtsftagen hirrsichrlich der >Bildung des arithmetischen Mittelwerts< wird von den Autoren
Grunde nach gebotene differenzierende Gewichtung der v€zicht€t. Das VG Köln dürfte hiezu eine überholte Rechtsansicht vertreten haben.
7
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160 Beiträge Recht im Amt 4 | 2019
Das VG Gelsenkirchen folgt in seiner Rechtsprechung den Der erste Senat ist laut Geschäftsverteilungsplan in Rechts-
noch dazustellenden Aus{ührungen des sechsten Senates sachen grundsätzlich für das Recht der unmittelbaren und
des OVG Münster (siehe unter IV 4.). lDie beschlie/3en- mittelbaren Bundesbeamten der zuständige Spruchkörper.
de Kammer [hält es] zuncichst ftir rechtlich bedenkenfrei, Hingegen ist der sechste Senat zuständig für das Recht der
dass im Rahmen der dienstlichen Beurteilungen scimtliche unmittelbaren und nittelbaren Landesbeamten.2s Ob sich
Leistungs- und Befrihigungsnterkmale gleich gewichtet die Rechtsauffassungen der Senate unterscheiden oder glei-
[werden]. Hierin ist insbesondere kein Versto/3 gegen die chen ist gegenwärtig wohl noch offen.
1...1 Vorgaben des Bundesverv,altungsgerichts zu sehen.
Denn dieses sieht eine Gleichgewichtung scimtlicher Ein-
zelmerkmale nur dann als rechtlichfehlerhaft an, wenn es
a. Rechtsprechung des 1. Senats
In einem Urteil im August des Jahres 2018 äußerte sich der
sich hierbei wn eineVielzahlvon Merkmalen handelt, v,obei
auch nachrungige Einzelnterkmale die gleiche Bedeutung
erste Senat wie folgt: Im Sinne des Leistungspinzips nwg
es sogar geboten sein, solche Einzelmerkntale, diefür die
wie Hauptmerkmale haben. Eine solche Konstellation ist bei
Leistungsbeurteilung int Vordergrund stehen (weil sie den
den Leistungs- ttnd Befthigungsnterkmalen nach der [hier
Kern dieser Begrifib ausmachen), inr Vergleich ru insoweit
einschlägi gen B eurtei lungsrichtliniel ab er nicht gegeben.
wen.iger wichtigen Merkmqlen nüt einem bestimmten höhe-
Denn dort ist lediglich die Bev,erhtng von sieben bzu,. - bei
ren Gewicht auszustqtten. (6
höheren Besoldungsgr"uppen mit Führungsverantwortltng -
acht Merkntalen vorgesehen, die scimtlich relevante Aspekte
Die Ausführungen des ersten Senats hierzu waren im streit-
fär die Beurteilung der Eignung, Leistung und Beftihigung gegenständlichen Zusammenhang jedoch nicht relevant und
des betroffenen Beanüen derstellen, ohne dass.für das er-
wurden deshalb von den Richtern möglicherweise bewusst
kennende Gericht erkennbar wäre, dass einzelne Merkmale
>offen< gehalten.2T
gegenäber anderen mit Blick auf die durch das Bundesver-
u,altungsgericht angesprochenen Kriterien >tEignung< und
Der Passus Dnlag es sogar geboten sein<< ist aus Sicht der
tfuchliche Leistung< heruusgehobenwären. Dies gilt zumal
Autoren so zu verstehen, als dass eine unterschiedliche Ge-
desv,egen, da es sich auch bei den nicht unmittelbar atf die
wichtung nicht per se erforderlich ist. Damit wäre auch eine
Leistung des betrffinen Beamten bezogenen Merkmalen
gleiche Gewichtung nicht kategorisch ausgeschlossen. Ent-
w ie >Verci.n deru ngs kompeten z< und > Sozial e Kont petenz <
scheidend dürfte hierbei sein, dass es keine >Vielzahl< von zu
nicht wie ffinbar in dem Urteil des Bundesverwahungs- bewertenden Einzelmerkmalen gibt. Der erste Senat scheint
gerichls zugrundeliegenden Sachverhalt mit Blick auf die
nachvollziehbar ein besonderes Augenmerk auf die jeweilige
do rt zitierten Merkmale > Fortbi ld ungs bereits cha.fk< o d er
Beurleilungsrichtlinie legen zu wollen. Nur solche >Mtihen<
> Ofe n h ei t frir I nn ov a t i on sp ro z e s s e< d e r Fa I I * u m auf e in e n
können eine gerichtliche Einzelfallgerechtigkeit garantieren.
einzelnen spezifischen Aspekt bezogene Bewertungen, son-
dern Bündelungsmerkmale handelt, die gemd/3 Zifer 6.1
Es verwundert daher auch nicht, dassjuris das vorgenannte
BRL Pol eine Vielzahl verschieclener Subnrcrhnale er"fassen.
Urteil trotz des unbestimmten Wortlauts als >Anschluss< an
Erst recht ist insoweit nicht erkennbar dass eine gleichnrä/3i-
die Rechtsprechung des BVerwG anfiihrt.28
ge Gev,ichtung dieser Merkntale dent Bedeuttutgsgehalt der
Bngrrffn von Eignung, Befthigung und fachlicher Leistung
>ofensichtlich< nicht mehr gerecht wird.<24 b. Rechtsprechung des 6. Senats
Der 6. Senat des OVG NRW hat in seinem Beschluss vom
Da auch die Entscheidung des VG Gelsenkirchen zu einer Be-
02.08.2018 ausgeführt, dass es rechtlich nicht zu beanstanden
urteilung nach Maßgabe der BR Pol erging, obliegt es nun-
sei, wenn der Dienstherr bei der inhaltlichen Ausschöpfung
mehr der örtlichen Zuständigkeit der Verwaltungsgerichte,
der dienstlichen Beurteilungen alle Leistungsmerkmale gleich
ob Kläger oder Beklagte in NRW obsiegen. Polizeivollzugs- gewichte. Zu gewichten waren dabei im streitgegenständ-
beamtinnen und -beamte haben vor dem VG Münster, dem
lichen Verfahren sieben Leistungsrnerkmale (Arbeitsweise,
VG Düsseldorf und dem VG Minden gute Erfolgsaussichten,
die gleiche Gewichtung erfolgreich zu beklagen. Vor dem VG
24 VG Gelsenkirchen, Beschl. v. 18.09.2018 | L l169ll8.juris Rn.3l.
Köln und dern VG Gelsenkirchen wil'd dies nicht der Fall sein. 25 Geschäfisverteilungsplan in Rechtsachen des OVC h\RW nebst Archi\', siehe
Die Verwaltungsgerichte Arnsberg und Aachen haben sich http://rvrvrv.ovg.nrs,.de/aufgaben/geschaeftsverteilurg/ovg/index.php, zuletzt besucht am
09.04.2019, l9:25 LJhr.
nach Kemrtnis der Verfasser diesbezüglich noch nicht posi- 26 OVGNR\V,Urt.v 17.08.2018 I A379,i lT,jurisRn. lll.
tioniert. Betroffenen Beamtirrnen und Bearnten, die in ihre 27 OVC NRW, Ud. v 17.08.2018 - l A379/17. juristu. ll5.
28 BeirnAbrufdesBvenvc,Urt.r.0l.03.20l8-2Al0.lT,judsunterderrrausklappbarenBe-
Beurteilung vertrauen, ist die Unterschiedlichkeit der Recht- reich nlit demTitel )Diese Entscheidung $,ird zitiert.(. Dort wird auch die Entscheidung des
pflichtet, alle Einzelmerkmale gleich, noch einzelne Merkma- welche Gesetzgebungs-/RegelungskompeteDz der Landesgesetzgeber aufgrund der Vorgaben
des $ 9 BeamtStG hat. Das OvG hat diese Fmge otlen gelassen. Siehe atn Verfahrensgang
le besonders zu gewichten.32 die Anmerkung von Trieryeiler/Baumanns, NVwZ2017,807 <814> Die damalige Landes-
regierulg hatte ein Nomrbestätigungsverfahrcn vor dem Verfassungsgerichtshofdes Landes
NRW (Art. ?5 Nr 3 NRWVerl i.Vm. $ 47 Buchst. b) NWVedGHC) angeslrcngt. Aufgrund
Die Regelung des $ 114 VwGO setzt der Verwaltungsge- des Regierungswechsels ist von ded vorhaben jedoch Abstald genommen wotden, bevor es
richtsbarkeit nicht ohne Grund eine Grenze. Es ist fraglich, zu eioer gerichdichen Klärung konrmen konnte. Die Regelung des $ 19 Abs. 6 LBC wurde
durch das Gesetz zur.furderung des LBG NRw und weiterer landesrechtlicher Votschrifter
ob diese Grenze nicht bereits durch die Rechtsprechung vom 19.09.201? (GVNRW. 2017 S. 764) geändert. Die Frage nach der Regelmgskontpetenz
zur Gewichtung der Leistungsmerkmale hier -wie oben be- des LardesgeseEgebeN bleibt damit weiterhin offen, s.a. Kathke.
37 Zum DBlick der Verrvaltung aufdie Verwalhrngsgerichtsbark€it( uud zur >Verlagerung von
reits aufgezeigt- in einigen Fällen überschritten worden ist. Vemntrrcrtung aufdas Gericht( siehe Schmiu, in: DVBI 20 t9, 265-268, <266>.
7
Das Gesetz zur Beitragsentlastung der Versicherter.r in der Zur Vorschrift des $ 8 SGB V sind mehrer.e Entschei-
gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Versicherten- dungen des Bundessozialgerichts (BSG) ergangen. Zur
entlastungsgesetz - GKV-VEG) vom 11.12.2018,t das am Klarstellung wird nunmehr in $ 8 Abs. I SGB V vor-
15.12.2018, zum Teil am 01 .01 .2019 in Kraft getreten ist.
-qeschrieben, dass das Recht auf Befreiung nicht vor-
hat zahlreiche Vorschriften des Krankenversicherungs- aussetzt, dass der Antragsteller erstmals versicherungs-
rechts, also des Sozialgesetzbuch-Fünftes Buch (SGB V) pflichtig wircl. Das BSG hatte hier eine andere Auffas-
geändert. Die wesentlichen dieser Anderungen werden sung vertreten.
nachfolgend dargestellt.