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Rechtsfragen statusübergreifender
Auswahlentscheidungen im öffentlichen Dienst
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Jirgen Lorse*
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Der Beitrag untersucltt Auswahlentscheidungen im öffentlichen setzliche Anderungen das Aufgabenprofil angehoben mit der
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Dienst, in denen Bewerber/innen unterschiedlicher Statuszu- Folge, dass die ehemals durch einen Beamten des gehobenen
eehörigkeit in Konkutenz um Beförderungsdmter treten. Hier- Dienstes wahrgenommene Aufgabe nunmehr Anforderungen
"he
i ex i stieren unterschi edliche Fallgestaltungen " B eamte und stellt, die regelmäßig durch einen Beamten des höheren Diens-
Arb e i t n ehnt e r ko nkurr i ere n um B efci rdertm gs di e n s tp o s t e n, s e i tes wahrzunehmen sind? Handelt es sich um Dienstposten bis
es, dass der Dienstherr selbst einen stahtsübergreifenden Wett- zum zweiten Beltirderungsamt der jeweiligen Laufbahn, bei
bev,erb eröffnen wollte, sei es, dass Arbeitnehmer oder aber denen eine lange berufliche Erfahrung ein wesentliches Merk-
Seiteneinsteiger auJSerhalb des öffentlichen Dienstes ihre Teil- mal des Anforderungsprofils darstellt und die deshalb für ein
nahme an diesern Wettbewerb ern'uingen wollen. Ähnliche Kon- Aufstiegsverfahren nach $ 27 BLV in Betracht kommen?
stellationen bestehen, wenn in der Justiz Beamte (2. B. Staats- Ein weiteres Untersuchungsfeld vor Entscheidung über die
antvölte) und Richter um herausgehobene Führungspositionen Einleitung der Stellenausschreibung ist schließlich die Frage,
konkurrieren. Noch wenig beachtet, existieren schlielSlich Kon- ob es sich um eine Aufgabe handelt, die nur von einer be-
kutenzsituationen, in denen Beamte und Soldaten um Beft)r- stimmten Statusgruppe oder auch - statusübergreifend - wahr-
clerungsstellen konkurrieren. Neben der Überprüfitng des zu'
zunehmen ist. Hierbei gibt es unterschiedliche Betrachtungs-
lcissigen Organisationsermessens im Vorfeld der Stellenaus-
ebenen: Die personalwirtschaftliche knüpft an das Vorhanden-
s chreibung interes siert, welche leis tungs b ezogenen und mite i -
sein einer Planstelle als Voraussetzung der Besetzung mit
nander vergleichbaren Auswahlgrundlagen innerhalb oder einem Beamten oder einem Tarifbeschäftigten an oder aber
aul3erhalb der Systematik dienstlichet" Beurteilungen die Ent-
umgekehrt an eine Stelle für Tarifbeschäftigte, die eine Beset-
scheidtmg tragen. Diese Untersuchung referiert und bewertet
zung mit Beamten (und Soldaten) aus haushaltsrechtlichen
schlielSlich die durchaus divergenten Judikate in verwaltr'mgs-
Gninden ausschließt. Ein - freilich korrekturfähiger - Maßstab
und arbeitsgerichtlichen Konktrrentenstreitverfahren, die in
der Personalführung ist hierbei zumeist die Frage, welchen Sta-
Fällen statusübergreifender Attswahlentscheidtmgen ergangen
tus der Amtsvorgänger hatte.
sind.
Ein in der Personalpraxis eher selten genutzte Prüfmaßstab ist
derjenige, den das Grundgesetz in Art. 33 Abs. 4 GG bereit
l. Stellenausschreibungen als Rahmen setzende
hält: Ist die Wahrnehmung der Aufgabe mit der Ausübung ho-
Faktoren im Vorfeld von Auswahlprozessen heitsrechtlicher Befugnisse verbunden, die als ständige Auf-
Stellenausschreibungen erfolgen zur Besetzung freier oder gabe in der Regel Angehörigen des öffentlichen Dienstes zu
planbar frei werdender Dienstposten in öffentlichen Verwal- übertragen ist, die in einem öffentlich-rechtlichen Dienst- und
tungen. Sie sind ein Instrument der Bestenauslese i.S.d. Treueverhältnis stehen? Besteht bei Polizisten im Vollzugs-
Art. 33 Abs. 2 GG und schaffen ein Forum des Wettbewerbs dienst, Angehörigen der Feuerwehr, Mitarbeitern des Ord-
bei gleichzeitiger Transparenz hinsichtlich Aufgabenprofil und nungsamtes von Kommunen noch eine Schärfe in der Feststel-
Beschreibung der an die Bewerber/innen zu stellenden Anfor- lung, dass die Ausübung hoheitlicher Befugnisse für die
derungen. Deshalb legen $ 8 Abs. I BBG i.Vm. $ 4 Abs. I Aufgabenerfüllung (überwiegend) konstitutiv ist, verändert
BLV sowie vergleichbare landesrechtliche Regelungenl die sich die Granularität der Betrachtung zunehmend bei Mitar-
Stellenausschreibung -
abgesehen von eng begrenzten Aus- beitern im Bereich der Leistungsverwaltung, insbesondere aber
nahmef,dllen - als Regelfall einer Nachbesetzung fest. Diesem bei Lehrern, die von den Ländern zunehmend - vorgeblich aus
Regel-/Ausnahmeprinzip entspricht es, zumindest fi.ir den Be- Kosten-, nicht aus Rechtsgründen - entbeamtet werden. Diese
reich des Bundes, dass $ 75 Abs. 3 Nr. 14 BPersVG nur das Erosion spiegelt sich aktuell in der Rechtsprechung des
Absehen von der Ausschreibung von Dienstposten, die besetzt BVerwG3 zum Streikverbot von Beamten unter dem Eindruck
werden sollen, der Mitbestimmungspfl icht unterwirft2. der jüngsten Rechtsprechung des EGMR4 wider, in der das
festgefügte Beamtenbild nunmehr in ,,Kern- und Randbe-
1. Prüffragen im Vorfeld eines reichsbeamte" zerftällt. Aber auch in der personalpolitischen
Stellenausschreibungsverfahrens Praxis werden die Trennlinien zwischen Aufgaben, die nur
Zuvor kann der Dienstherr allerdings Grundsatzentscheidun-
gen in Ansehung des vakanten Dienstpostens treffen: Will er *) Der Beitrag gibt ausschließlich die persönliche Auffassung des Verf.
wieder.
diesen Dienstposten nachbesetzen oder in Wegfall bringen?
1) Exemplarisch $ 1l SächsBG, $ 10 LBG Schl.-H., $ 8 Abs. 2 HessBG.
Besteht die Möglichkeit der Fusion der Aufgaben mit einem 2) Zt den Zielsetzungen dieses Mitbestimmungstatbestandes vgl.
anderen Dienstposten, gewissermaßen im Wege der ,,Anwach- Ilbertz/llidntaier/Sontnter, Komm. BPersVG, 13. Aufl. 2014, $ 75,
sung"? Hat sich das Aufgabenprofil der Aufgabe derart geän- Rn.176.
dert, dass die Kontinuität der Aufgabe und damit die Identität 3) BVerwG, Urteil vom 27.2.2014 - 2 C 1113, ZBR 2014, 195 ff; kd-
des Dienstpostens entfallen ist? Berührt der sich in der Auf- tisch zu dieser Rechtsprechung Bctttis, Anm. zu BVerwG, Urteil vom
2'7 .2.20 4, ZBP. 20 4, S. 20 I f .; Lors e, ZBP* 201 5,S. I 09 ff. ( I I 3 tr );
gabe abbildende Veränderungsprozess der Verwaltung auch die 1 1
Geheimcodes in Arbeitszeugnissen
Text
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Auslese:.r2
iens t ZBR Heli tt/20t 6
Klartext
hinsichtlich der Inhalte der Beurteilungirichtlinien führen kön_
nen27. Gleichwohl lässt sich insgesarnidie Feststellung ,,...hat die Aufgaben zu lhrem Hinweis auf Diebstaht
treffen, und im Dienststelleninteresse
dass die Rechtsprechung diese statusbezogenen Ver.zer.rungen gelöst."
der r'ateriellen vergleichbarkeit nicht r,, .in.. Sollbr.uchstJlle
für die Rechtrnäßigkeit einer Auswahlentscheidung erklärt. ,,...verf ügt über Fachkenntnisse Vorsicht Besserwisser
und hat ein gesundes Selbst-
vertrauen."
c) Leistungsvergleich zlvischen Beamten und Arbeitneh_ ,,Er machte sich mit großem Keine Ergebnisorientierung
mern auf der Grundlage von Leistungssurrogaten Eifer an die ihm übefiragenen
Aufgaben."
Die Pflicht zur.n Leistungsvergleicli besteht nach der Recht_
sprechung2S auch dann fort, wenn ausnahmsweise _ (ver._ ,,Durch lhr aufgeschlossenes Redet viel während des Dienst
Wesen war sie bei den Mitar- betriebs.
gleichbare) dienstliche Beurteilungen fehlen. Der Leistuirgs_
beitern stets gern gesehen.,,
vergleich ist i'diesern Fall auf andere weise her.zustelle': vor'
Dienstlrerrn sind ,,clie eignung.s- uncl leistuttgs_ unct befcihi_ ,,Berlin, den B. ll. 2016" Datum uneinheitlich - vorzei-
gtrngsrelevanten Merkmale zu erntitteln, tlie einen Ver.gteiilt tige Vedragsauf lösung.
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enttöglichen Dabei ist auch ein Riickg'i/.f at('clen ,'eitet.ett lrt- ,,Sie hat alle Arbeiten ord Es fehlt Eigeninitiative.
halt cler Personctlaktett, sot,eit e,. cl",t ierujiichen Werclegnng nungsgemäß erledigt."
betrifft, cttrf den Be.setzuttgst orschlag/-l:er.iiht unct ,,Er trat engagierl für die lnte- Er gehört dem Personalrat an
Ji.tihetö Bf,_
tu'tei lungen geboten. " ressen der Kollegen ein.,'
Ein besonderes Augeurnerk gilt in diesem Falle rler Anforde_ ,,Für dle Belange seiner Mitar- Der Mitarbeiter suchte sexuelle
beiter bewies er immer Einfüh- Kontakte.
rung und Auswertung von qualifizierten Arbeitszeugnissen, lungsvermögen."
also solchen, die Aussagen zum Leistungs- und Befühlgungs_
bild des Arbeit'eh'.rers treffe.: ,,Vetfiigt ein Betyet.bet. clcrher ,,lm Kollegenkreis galt sie als Vorgesetzten machte sie pro-
tolerante Mitarbeiterin." bleme-
übet'keine dienstlichen Betrteilungett, so sincl flir ihn aussa_
ge lo'iifti ge Leistuttgsein,schci lztr ttgen, tt i e insbeslottd ,,Herr... interessierte sich sehr Einarbeitung misslungen -
ere qual ifi _
zierte Arbeitszeugnisse, herunzuziehett, clie clen cliens'tlichiren für seine Arbeit und war immer pünktliches Kommen und Ge-
pünktlich." hen.
Beurteilungett der Konkurt.enten noch At.t, Inhalt und betrnch_
te.teilt Zeitt'autn yergl ei cl.rbat.
ncl.',2e Zur.n notwendige' I'halt
si Dieser Leistungsvergleich setzt sich auch bezüglich statusab_
eines qualifizierten Arbeitszeugnisses gehör.en Angaben zu Art
hängiger Pdifungen fort. Beamtenrechtliche LÄfbahnprüfun_
und Dauel des Ar.beitsverhältnisses sowie alle wesentlichen gen sind mit entsprechenden prüfungen von Arbeitnehmern
Tatsachenzu I. eistung und (Führungs-) Verhaltenl0. Die zu
vergleichen und aus Sicht der Rechtsprechur.rg33 irn Regelfall
Rechtsprechung3I hält trotz des,,Wohlwollensgrundsatzes., in.r kompatibel: ,,Wegen cles gruntlsätzlichen Gteichrctngs t,on Be_
Albeitszeugnis eine Vergleichbarkeit n.rit der äienstlichen Be- antten uncl Arbeitnehnrer.n bei BeJörtlerungsenßcTteiclungen
urteilur.rg für möglich: ,,Denn in tler pruxis hat sich ein Sptrrch_
,tind Lotr/ba,hn - und (fi.iihere) Angestelltenpnifungen _ trotz
ge bra uch h et.ct us ge b i I d et, cl er e i n A t.b ei tszeu gni
s i ect en fä I s Jii r gett is s e n a I t I i ch e n Abwe i ch
in h u t r ge t t i tt t Re c ht s.si i r t n e vergl e i ch _
personalbecu'beitencle Stellen, tibersetzbar, trntl innit ttet.wert_ "
hat'.
bar nracht."
Die Grenzen der vergleichbarkeit rnit ei'er dier.rstlichen Beur-
teilung überschreiten hingegen Leistungsbewertungen eines
25) BVelu,GE 81,212 (LS 3).
Talifbeschäftigten, die auf der Grundlage <ies g lg Abs. 5
26) Vgl. g 75 Abs. 3 Nr. 9 BpersVG (Arbeitnehnrer) TVöD erstellt worden sind3a. Diese haben ausscirließlich Be_
einerseits und s\ 76
Abs. 2 Nr. 3 BPer.sVG anderer.seits; zu dem hieraus resultier.enden deutung für die Ermittlung des Leistungsentgelts für einen zu_
Abrveichungspotenzial vgl. Fischer/Goeres/Gr.onimus u. a., Komm. riickliegende'Zeit'aum nnd e'thalten keine Äussagen i.iber clie
BPersVG, Stand: 4/09, rs 75, fui. 9ga. Befühigungen des Beschäftigten. Diese Inkompatibilität ent_
27) VgL zum Problem der Vergleichbarkeit der Beurteilungsrichtlinien spricht schließlich dem in der. Niederschriftserkiärung der.
Zinnrcrting, ZfPR 2006, S. ll7ff. (122). Ta_
^^ llro)t_.i]
28) Nachfolgend OVG Thtiringen, Beschluss vom
rifvert.agspa.teien erklärte' wille'35. Hiera's resultiert die
3j.l. 2005 _ 2 EO Untauglichkeit solcher Leistungsbewertungen für eine Ver-
I 170/03 juris. tur. 54.
29) yc Augsburg, Beschhrss vom l9.12.2013 Au 2E 13.491 juris, gleichsbetrachtung r.nit dienstlichen Beurteilungen.
Rn. 32.
30) Schlellnanti, Das Arbeitszeugnis.2l Aufl.2015, S.77 ff: Lorse
(Fn.2l), Rn.292ff. 3. Interne und externe Bewerber(innen) in
3l) OVG Liineburg, Beschluss vom 5.3.2014 5 LA 2gll13 juris. Konku rrenzsituationen
Rn. l0 unter Hinue is auf BVenvG, Beschluss vom 27.4.2010 _ i WB
Wie gestaltet sich das Auswahlverfahren, wenn externe Bewer_
39/09 - juris, Rn. 38.
32) Vgl. Lorse, Die dienstliche Beurteilung, 6. Aufl. 2016. Rn. 302. ber (2.B. Selbständige) keine nach Inl.ralt, Maßstab Lrnd Zeit_
33) OLG Saarbrticken, Urteil vorn 16.4.2001 4 U 801/00_203 nicht raum vergleichbare dienstliche Beur.teilung bzw. kein ver_
veröffentlicht. gleichbares Arbeitszeugnis vorweisen können? In diesem Fall
l!) VC Augsbury, Beschluss vom i9.12,2013 (Fn. 29), Rn. 34. ist von dern Gruudsatz auszngehen, alle ilenkbar.en Erkennt_
35) Vgl. LAG Baden-Würtrernberg, Urteil vorr 19.5.2di0 l3 Sa B/10 nisrnittel auszuschöpfen. Hierzu gehört, den selbstäncligen Be_
- juris. Rn. J4. werber anfzufordern, alle beruflichen Abschlüsse, Zeirgnisse
6- ZBR Heft Il/2016 Lorse: Rechtsfagen statusübergreifender Auswahlentscheidungen im ffintlichen Dienst 365
rt oder andere Leistungsnachweise beizubringen, die in Bezug lnterne und externe Bewerber(innen) in Konkurrenz-
i- auf die konkrete Bewerbung Relevanz aufiveisen. Liegen (ty- situationen Prüfschema
2 oischerweise) keine vergleichbaren Beurteilungen beider Be- 1. Prüfpunkt Leistungsvergleich auf der Grundlage aktueller
ierber vor, gewinnt insbesondere die systematische Auswer- und zeitlich vergleichbarer dienstlicher Beurtei.
tung der Personalakten eine besondere Bedeutung: Eine lungen
fehlelfreie Auswahlentscheidung erfordert auch in diesem Fall
2. Prüfpunkt Nutzung anderer Leistungsäquivalente
etnen ,,Eignungsvergleich int Hinblick auf das konkrete Anfor- Soweit nlcht z. B. qualifiziertes Arbeitszeugnis, Zwischen-
derungsprofil unter Auswertung des gesamten bedetttsamen [n- vorhanden: zeugnis, Beiziehung der Personalakten, Nach-
halts der Personalakten, insbesondere anhand aktueller Bew- weise beruflicher Qualifikationen
rcilungen einerseits und der Beiziehung von Arbeitszettgnissen Bezugspunkt: Schlüsselqualifikationen des An-
fiir den exlernen Bewerber andererseits"36. Kann unter Hin- torderungsprofils, die aus den Merkmalen der
weis auf fehlende Vergleichbarkeit einer dienstlichen Beurtei- dienstlichen Beurteilung generiert sind
lung auf die Beiziehung eines Arbeitszeugnisses verzichtet 3. Prüfpunkt: Nutzung eigener Erkenntnisquellen, z.B. struk-
werden? Die Rechtsprechung3T verneint dies kategorisch: ,,(Jn- Soweitdanach turiede lnterviews, AC-Verfahren unter Beach-
geachtet der Schwierigkeiten, die sich aus dem Vergleich eines im Wesentli- tung qualitativer Mindestanforderungen
privaten Arbeitszeugnisses mit der dienstlichen Betrteilung ei- chen leis- Bezugspunkt: s.o.
tungsgleich:
nes Beantten ergeben mögen, kann der Dienstherr dieses Pro-
blem jedenfalls nicht dadur"ch umgehen, dass er arf die Bei- 4. Prüfpunkt Wurden alle Schritte nachvollziehbar dokumen-
ziehung eines privaten Arbeitszeugnisses von vornhercin tiert?
verzichtet und die Angaben des Bewerbers ungeprüft und un-
gefiltert zttgrunde legt. "
lll. Rechtsf ragen statusübergreifender Konkurrenz
Bisweilen neigen Behörden dazu, aus Zeitgründen den Mangel im Verhältnis von Beamten und Richtern
einer geeigneten Vergleichsgrundlage durch die Unterstellung 1. Ausgangslage
eines Leistungsgleichstands der Bewerber(innen) zu kompen-
sieren. Dieses wird von der Rechtsprechung38 als leistungsver- Im Rahmen von Ausschreibungen, die (zumeist herausgeho-
zerrend abgelehnt: Der Dienstherr verletzt den Leistungs- bene) Befürderungsämter im Bereich der Justiz mit Verwal-
grundsatz, wenn er es unterlässt, einen Qualifikationsvergleich tungsanteilen betreffen, z. B. Amter eines Präsidenten bzw. Vi-
auf der Grundlage von dienstlichen Leistungseinschätzungen zepräsidenten eines Gerichts, werden regelmäßig Richter auf
(,,äquivalente Erkenntnismittel") durchzuführen und stattdes- der Grundlage von vergleichbaren dienstlichen Beurteilungen
sen die mangelnde Vergleichbarkeit durch die fiktive Annahme miteinander konkurrieren. Zusätzlich sind aber auch Konkur-
eines Leistungsgleichstands gleichsam zu,heilen' versucht3e. renzlagen denkbar, in denen Staatsanwälte sowie Ministerial-
beamte aus dem Bereich der Justiz in einen Wettbewerb mit
Haben ,,äquivalente Erkenntnismittel" in Form von Arbeits- Richtern eintreten.
zeugnissen eines Arbeitgebers der öffentlichen Harid einen er-
höhten Beweiswert für die darin enthaltenen Leistungsaussa-
l-
2. Konkurrenzlagen zwischen Richtern und
gen? Die Rechtsprechungao lässt vereinzelt eine Tendenz
t- Staatsanwälten
I erkennen, dieses zu bejahen. Fehlen hinreichend sichere eigene
I Erkenntnismöglichkeiten, ist die auswählende Stelle nach Auf- In der überwiegenden Zahl der Bundesländer existieren Beur-
fassung des OVG Münsteral befugt, eigene Erkenntnismittel in teilungsrichtlinien, die in ihrem personellen Anwendungsbe-
n Form von Auswahlgesprächen bzw. AC-Verfahren ,,mit einem reich sowohl Richter als auch staatsanwälte erfassen44. Zudem
z ausschlaggebenden Getvicht selbst dwchzufiihren". Die Nut- existieren in den Beurteilungsrichtlinien von Rheinland-
zung dieses Instruments erfolgt in diesern Falle nicht nur zur Pfalzas und Sachsen-Anhalta6 weitergehende Zusammenfas-
,,Abrundung" bzw.,,Er gänzung", sondern als ausschlaggeben-
des Kriterium. Vorauszugehen hat aber eine Paritätsfeststel-
lung des Leistungsgefliges der miteinander zu vergleichenden
s
Bewelber, soweit dienstliche Beurteilungen oder - als Leis- 36) LAG Köln, Urteil vom22.122011 l3 SaGa l0/11 juris, Rn. 37.
5
tungsäquivalent ein qualifiziertes Arbeitszeugnis - zur Verfii- 37) VGH Hessen, Beschluss vom 26.11.2008 - I B 1870/08 - juris,
t- Rn. 6; ebs. OVG Lüneburg, Beschluss vom26.10.2012 5ME220l
gung stehen:,pie Ergebnisse strukturierter Auswahlgesprdche
t- 12 -.furis, Rr. 17.
können erst dann ermessensfehlerfrei als weiteres Entschei- 38) OVG Bremen, Beschluss vom 2.9.201I -28 64111 juris, Rr. 34.
dttngsh"iteriunt herangezogen werden, wenn sich aus den ak- 39) So explizit VG Düsseldorf, Beschluss vom 15.4.2014 - 13 L 25101
.-
tttellen dienstlichen Beurteilungen und privatrechtlichen Ar- 13 - juris, Rr.66.
t- 40) VG Düsseldorf, Beschluss vom 15.4.2014 (Fn. 39), Rn. 68.
beitszeugnissen ein Vorsprung zugunsten eines Bewerbers
nicht ergib|"a2. 4l) OVG Münster, Beschluss vom 13.5.2004 - I B 300/04 juris,
Rn. 15.
Was ist bei der Durchführung solcher strukturierten Auswahl- 42) OVG Niedersachsen, Beschluss vom 26.20.2012 - 5 ME 220112 -
juris, Rn. 19.
gespräche bzw. eines AC-Verfahrens zu beachten? Die Fragen
43) VG Düsseldorf, Beschluss vom 15.4.2014 - 13 L 2510/13 -juris,
bzw. Aufgabenstellungen müssen sich an den in der Ausschrei- Rn. 83; VG Augsburg, Beschluss vom 19.12.2013 (Fn. 29), Rn. 37-
bung festgelegten Merkmalen des Anforderungsprofils für den -
39; VG Gelsenkirchen, Beschluss vom 24.3.201 4 12 L l733ll3 -
zu besetzenden Dienstposten orientieren. Die Durchführung .juris, Rr. 19ff.
dieser Auswahlverfahren muss den Geboten der Transparenz, 44) Vgl. für diesen statusübergreifenden Ansatz beispielhaft die Beur-
der Fairness (2.B. gleiche Fragen, gleicher Zeitansatz), der teilungsrichtlinien in Hessen vom 19.4.2012, JMBI. 2012, 196;
Mecklenburg-Vorpolnmern, Beurteilungsrichtlinien vom
Gleichltirmigkeit genügen und durch eine umfassende Doku- 24.10.2011, AmtsBl M-V 2011, 906; Beurteilungsrichtlinien Nie-
I
mentation einer gerichtlichen Überprüfung zugänglich seina3. dersachsen vom 4.2.2015, Nds. Rpfl. 2015,77.
45) Vgl. Ziff. 1.1 Beurteilungsrichtlinien Rheinland-Pfalz, VwV des
In der Zusammenfassung lässt sich folgendes Prüfschema ab- Ministeriums der Justiz vom 4.6.2007, JBl. 2007, 279, JBI. 2012,
leiten: 456.
a
I
366 Lorse; Rechtsfragen s t atlt s ü b e rg re ife n d e r im öffentlichen Dienst ZBR Heft t I/2016
sungen von Beamten aus dem zuständigkeitsbereich
derjewei_ sich dem
ligen Justizministerien mit den RichtÄ und
Staatsanwälten. Ill:ldverschlossen, übergeordneten
nrcht
personalpolitischen Kalkül
statusübergreifende Kariiereplanung.n
Ggjreryte- Beurteilungsrichtlinien flir Richter .u
und Staatsan_ ermöglichen. So lässt sieetwa die_ Besetzung
sich. hingegen in Hamburg und Schleswig-Hol_ eiier Stelle als
. ILl?,fi19."
/.
steln* Dre mehrheitlich
Richter am Amtsgericht (R l) auch mit StaÄanwälten
/R rr
Betrachtu-ng er_ zu. Angesichts dieser weitgehenden Harmonisierur;
streckt sich etwa -statusübergreifende
in
Nordrhein_üestfalen auch auf das wahlgrundlagen wird man trotz der verbleibenden
;;;'l;.i
sogenannte Basisprofil, das statusbezo_
,gleichgüttig ftir welches Amt in genen lJnterschiede, die sich_ in der
den Gerichtsbarkeiten oder im Staaisänwattsclienst, Weisungsgebundenh"it
vier bzw. -freiheit manifestieren, doch arbeitst.iiig?'una
Hauptmerkmale definiert (Sach_ und Fachkompetenz, persön_ sictr ge-
genseitig ergänzende Tärigkeitsfelder zuvördäst
liche,Kompetenz, Soziale Kompetenz, frlfrru'ng._
und Lei_
im Bereii
der ordentlichen Gerichtsbarkeit erkennen k;;;.n,
tungskompetenz)a8. Diese sind
,der Betrteiltmg jecler Richte_ die eine
wechselseitige Durchdringung im Wege eines
rin und jedes Richters gleichgültig welcher Eirichtsbarkeit wettbewerbsori_
entierten Austauschs zulassen-. Oies gi"lt lnrb.rona.r"
sowie jeder staatsanwärtin und jedin staatsanwarts bei dem
zu Grunde Wettbewerb um Beftirderungsämter, die nicht
ztt lege4"49. -Bereich unwesentlich
durch administrative Tätigkeiten im
Jer justizverwat_
Insgesamt zeigt dieser Befund den überwiegend tung angereichert sind.
rechtspolitisch
motivierten Willens0, Richter und Staatsariwälte
nach weitge_
hend einheitlichen Grundlagen za beurteilen
unO du_it .in.n
justizinternen Wettbewerb rrm B.fti.d..ung.Ji.nrtport
en zuzu_ 3. Konkurrenzlagen zwischen Richtern und
lassen' wenig thematisierf wird hierbei die
materielle ver- sonstigen Beamten aus dem Justizbereich
gleichbarkeit der dienstlichen Beurteilung.n
Staatsanwälten, die doch durch die Nutäng
u* Richtern und
.lnlr.itti.t ., S._
"erscheint.
Insbesondere bei Stellenausschreibungen
um Spitzenfunktio_
urteilungsrichtlinien weitgehend gesichert
hen wird hierbei jedoch, äass die-diensttictre geurteilung
üb.;;_ nen im Bereich der Justiz, positionenlvon
Vorsitzenden Rich_
von tern bei obergerichten oder präsidentenämter
Richtern deren in Art. 97 Abs. 2 GG verfassungsrechtlich von Gerichten,
ga_ bewerben sich auch Spitzenbeamte aus den
rantierte Unabhängigkeit bereits dann verletzt,',,wenn lustizministerien,
sie attf die entweder keinen oder nur einen punLtu.tt.n,
eine direkte oder indirekte Weisung hinaustciuft,'wie zumeist ver_
der Rich_ alteten Nachweis richterlicher Tätigkeit
ter lainftig verfahren oder entschelclen soll. nn .n t.ino"n. Die in
In' äieser Richtung besonderen Anforderungsprofi len
muss die dienstliche Beurteilung eines Richters leforderten Vorverwendun_
sich auch jedä gen in richterlichen Funktionen als-Vorsitzende
psyc.hologischer Einflussnahmi enthalten.,sl. Richter in ver_
Staatsanwälten schiedenen Kammern oder als stellvertretender
Beamte) unterliegen diesen Restrikrionen nicht. Vorsitzender
$.na 3na91e.n eines Senats werden regelmäßig von diesem personenkreis
Dies impliziert, dass der materielle Gehalt nicht nachgewiesen werden könnän. fs fragt
dieser tseurteilung
den Kernbereich staatsanwaltschaftlichen Handelns si;h, ob die durch
weitaus die neuere Rechtsprechung des BVerwGsS vo-rglgebene
kritischer in den Blick nehmen kann und ,i.t Ten_
irn Umkehr_ denz, bei Auswahlentscheidungen zwischen
Be?mten im Re_
schluss durchaus direkte oder indirekte Weisung;n gelfall die Anforderungen des Statusamts, ,richt
ableiten las_ Jes Dienstpos_
sen, wie ein Staatsanwalt künftig verfahren
säll. Ungeachtet tens zum Maßstab der Auswahl zu machen,
auch auf dlese
formeller Gleichheit der dienstliclen Beurteiluneen justizinterne Spannungslage anzuwenden
von Rich_ ist.' Betrachtet man
tern und Staatsanwälten ist ihr materieller Gehait
partiell un_ die teils amts-, teils funktionsbezogenen trriterienkataloge
terschiedlich ausgestaltet. (Ba_
sisprofile, besondere profile), ..giUt ,i.t ein
differenzi"rter
Die Rechtsprechungs2 hat dies _ soweit ersichtlich _ Befund: Die Rasisprofile zielen iÄ Kern auf
jedoch Schhisselkompe_
nicht zum Anlass genommen, die Vergleichbarke tenzen, die sich ohne weiteres in den statusbezogenen
it anzuzwei_ lungskriterien abbilden lassen und daher funktio;s_
Beurtei_
und status_
übergreifend verglichen werden können. Oemg;g;nriUer
bieten
46) Vgl. ZifT. 1.1 Beurteilungsrichtlinien Sachsen_Anhalt, die funktionsbezogenen profile aus .i.t t..fi.i..
Minisreriums flir Justiz ,nd Glei"hrtellung uorn
AV des Sicht die
ii.- f . 200j _ 2000 Chance der Abschottung gegenüber einer
unerwünschten Kon_
r-l0l.14 uA I _ JMBI. LSA 2007, 31. kurrenz aus dem justizministeriellen Bereich.
a7) vgI.. die Allgemeine Verfi.igung dei Behörde
flir Justiz und Gleich_
stellung Hamburg zur Durchführung von
S :u ff_üniC uo m 17.g.12 Die
sowie die Richtlinien flir die Beurte]lung
äer Staatsanwältinnen und .Rechtsprechungsa weist funktionsgebundenen Kriterien
Staatsanwälte des Landes SchleswiglHsl5t.in der Vergabe weiterer Befürderungsämtern überwiegend
Der
uo_ 10.6.2005, nur
SchlHA 2005,224. eine deklaratorische Bedeutung ,u] Oi. erfolgreiche
Erpro_
48) Anforderungsprofile fiir Richterinnen und Richter bung bei.eine_m Obergericht oJer eine Ersatzeiprobung
sowie
wältinnen und Staatsanwälte des Landes No.artr"in_West
Staatsan_ wird
falen, Ziff. der_übertragung des ersten Beftirde-rungsamts
C. (Anlage zur AV des Justizministeriu..
uoniij.)oo _ _
1y.bei von
Richtern und Staatsanwälten als konstitutives Eignungr_..k_
5 2000 Z.
15s - JMBI. NRW 121). mal anerkannt. Im übrigen, so das OVC A;tin_Branden_
49) vgl. Fn. 48, Ziff D.
50)
flnlich.die Argumentation bei Schnellenbach, Konkurrenzen im 9trg,t, könne ,der DienJherr doron ourg"h"n, a^,
die er-
öffentlichen Dienst, 2015, S. 190. fo I gre ich e Wa hr n e hm un g
d Täti gk eit s _b es ti m nx e r Aufgib e n u n
51)
|!t.tl BVerfG,2. Senat l. Kammer, Nichtannahmebeschluss vom felder im höheren Dienst des Justizmiästeriu:*, ung"o"htrt
4.2.2016 - 2 BvR 2223/15 _ juris, Rn. lt; to,i"
li". ),
zl Rn. 339 ff. der Frage, ob die Tcitigkeit int Justizntinisterium
52) OVG Sachsen, Beschluss vom 30.12.20Ii Zs'2AiOn bereits ars
l, SächsVBl dem richterlichen Dienst angendhert gelten katnn, grtmdsdtz_
2012, 117ff.;kritisch Sta(iler, Anm. zu OVG
Sachsen, Beschluss lich.eine qualitative Steigering au ügnung
vom 30.12.20il _ 2 B.299/^1.1, SächsVBl 2012,
a. u9tr. (l2l). rti, ein höheres
53) BVerwG., Urteil vom 20.6.2013 (Fn. l5); niioLo,*r,ZBR2014, Richteramt" ermögliche. Zur eifolgreict.n üun.nrt mung der
s.289ff. Aufgaben eines Präsidenten des iandesarbeitsgerichts
ist es
54) Vgl. OVG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom
2.4.2007 _ 4 S. 3.07
z.B. nicht zwingend erforderlich, dass das im Änforderungs_
- juris, Rri. 12. profil geforderte ,,Kriterium einer in der Regel
langiährigen
55) OVG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom
2.4.2007 (Fn. 54), Bewährung beim Arbeitsgericht.. erflillt ist, fa Ätf_
Rn. 1l; ebs. OVG Nordrhein_Westfalen, S"."f,t;" ,,sfcfaie
1 B 29/14
uo; 15.4.2014 _ gabenstruktur dieses Amtes nicht in ,""itsprechendin
-juris, Rn. 27.
T(itigkeit erschöpft, sondern vor allem "in"i
auch,Lufgaben der Or-
ZBR Heft I 1/2016 Lorse: Rechtsfragen statusübergrcifender Auswahlentscheidungen im öffentlichen Dienst 367
gailisation, Delegation sowie der Mitarbeiterf[ihrung nüt sich respondiert jedoch nicht mit einer ebenso strikten personellen
bringt"t6. Trennung oder gar Abschottung der Organisationsbereiche. Im
Gegenteil: Vielfültige Zusammenarbeitserfordernisse flihren
Konstitutive Bedeutung besitzt aus dem Blickwinkel der zu einer zivil-militärischen Durchdringung von Behörden bis
Rechtsprechung5T hingegen das Merkmal,,Voredahrungen in auf die Arbeitsebene, in denen Soldaten und zivile Beschäf-
d er B earbeitung von Verwaltungs ange legenheiten", wobei al-
tigte unter Nutzung der jeweiligen spezifischen Fähigkeiten a)-
lerdings ,geringe Erfahrungen in der Gerichtsverwaltung sammenarbeiten. Beamte beurteilen auf diese Weise ihnen un-
durch vergleichbare Fragen berührende Erfahrtmgen in der terstellte Soldaten und umgekehrt. Beteiligungsrechtlich lässt
Ministerialverwaltung ausgeglichen werden können". Prägend sich dieser Trend an der zunehmendenZahl von Soldaten fest-
für diese Rechtsprechung ist die Erkenntnis, dass ab einer be-
machen, die zu Personalvertretungen wählen und wahlberech-
stimmten Führungsebene, z.B. Präsident eines Landgerichts,
tigt sind; die Zahl der rein militärischen Dienststellen, in denen
die Hauptaufgabe im Bereich des organisatorischen und per-
Soldaten Vertrauenspersonen nach dem SBG wählen, ist dem-
sonellen Managements dieses Gerichts gesehen wird und der gegenüber rück1äufig66. Die Frage, ob und wo eine rechtliche
Anteil der rechtsprechenden Funktion nur noch 30 Prozent um-
Grenze der Besetzung ziviler Dienstposten mit Soldatinnen
fasst und zudem als Soll-Vorschrift formuliert ist. Damit nähert
und Soldaten in der Bundeswehrverwaltung sowie in den zivi-
sich dieses Anforderungsprofil in starker Weise dem Anforde-
len Abteilungen im Verteidigungsministerium zu ziehen ist,
rungsprofil einer Führungsfunktion in einer Verwaltung, ins-
entscheidet zugleich über statusübergreifende Konkurrenzla-
besondere eines Justizministeriums, an. Dieses erfolgt in Über-
gen. Dieses gilt erst recht für eine mögliche Strategie der dau-
einstimmung mit $ 4 Abs. 2 Nr. 1 DRiG; diese Norm räumt
erhaften Umwidmung ziviler Dienstposten in militärische
dem Richter neben Aufgaben der rechtsprechenden Gewalt
Dienstposten.
auch die Möglichkeit ein, Aufgaben der Gerichtsverwaltung
wahrzunehmens8. Im ersteren Fall wird durch eine Organisationsgrundentschei-
dung, die der Auswahlentscheidung vorgelagert ist, der spätere
Allerdings baut die Rechtsprechungse einen gewissen Schutz-
Bewerberkreis auf eine Statusgruppe verengt. Es handelt sich
mechanismus zugunsten richterlicher Bewerber ein, indem
um sogenannte,,Wechseldienstposten"61, die organisatorisch
keine strikte Bindung des Dienstherrn an das Prädikat einer
entweder als ziviler oder militärischer Dienstposten ausge-
dienstlichen Beurteilung anerkannt wird, sondern dem richter-
bracht und - davon abhängig - mit einer zivilen oder einer mi-
lichen Anforderungsprofi I Spielraum flj;r,,e igene Erw tigungen
litärischen Planstelle unterlegt sind. Sachlich einsichtig sind
int Wege einer vergleichenden Betrachhmgi' beigemessen wird,
zunächst solche Fälle, in denen eine bestimmte Fähigkeit bzw.
was mit den unterschiedlichen Aufgabenbereichen der status-
berufliche Qualifikation zur Ausübung der Aufgabe auf einem
varianten Bewerber gerechtfertigt wird ,tlat ein Bewerber unt
solchen Wechseldienstposten in der originären Statusgruppe
ein höheres Richteramt seine dienstlichen Leistungen im We-
im Zeitpunkt des Besetzungsbedarfs nicht vorhanden ist und
sentlichen im nichtrichterlichen Bereich erbracht, so bedarfes
deshalb auf eine Mitarbeiterin/einen Mitarbeiter der anderen
regelmöllig zuscitzlicher prognostischer Erwägungen hinsicht-
Statusgruppe zunickzugreifen ist68. Gemäß der Allgemeinen
lich seiner Eignung für die Wahrnehmung der Aufgaben des
richterlichen Amtes"60.
sclten Persona I liörpe rs,, durclt eine Ausweitung schen" anerkannte. Ln Hauptsacheverfahr.enTT
der. wechsel_
änclerte es cla_
seitigen Besetzung bei ausgewählten Dienstposten gegen,,ri,/ Blick auf die aktueileil Entt,ickrungen
Entschei_
in crer Recht_
dungen zur Di crrstposlenbesetzurrg im Rahnren sprecluttg des B unclesvettt,a I turtgsget.ichts,,Vs (insbeson<iere
eirres ,,status- Volrang der statusamtsbezogenen- Änforderungen
tibergreifenclen Ka n d id e tenve r.g I ei c h s,. zu gegenüber.
treffen. Diese Ziel- den dienstpostenbezogenen Anforderungen,} seine
setzung ernes,,a tm encl en per..s on rt I kö rpers,,1 3 geht Rechtsauf-
also tiber fassung. Nu''rehr e.kan'te es i' de. rr"u"u.i.ltirgi.,r
eine Organisationsgr.unclentscheidung linat,s, die Besetzurg
eine Stelle des.streitbefallgenen Dienstpostens mit einem-Soldaten
entweder für' eine zivile oder eine militär.ische eine
Besetzung tor- Verletzung des auf Art. 33 Abs. 2 GG gestiitzten
sieht und öffnet aktiv und statusübergr.eifend Ber.verbungs_
den Wettbewerb verfahrensanspruchs cles Beamten. zrvi.rasse
urn eine solche Stelle. sich aus Art g7h
GG unmittelbar keine subjektiven Rechte ,i", B.;,;;;;,;
ten, Dienstposten irn organisator.ischen Geltungsbereich
lr;;;;
3. Aktuelle Rec htsfragen bei einer Art. 87b GG nur mit Beantten zu besetzen. Ein ltriktes
cles
statusübergrei fenden Besetzun g im Spiegel perso-
der nelles Besetzungsgebot, das die rnangeltrde
Eignung eines Sol_
verwaltungsgerichilichen Rech tsprechung daten, fiil einen Dienstposten in cler Bt-undeswelTrverwaltung
be_
a) Beschluss und Urteil des VG München grtinde, existiere insoweit nicht. Bestimrnend
Wechsel der. Rechtsaufassung sei aber die Er.wägung,
diesen äir
Das VG Mtinchenia hatte _ zunächst im Verfahren dass clie
cles einst_ verfassungsr.echtlich gewähr1eistete exekutive
weiligen Rechtsschutzes iiber clen Fall zu entscheiden, örganisations_
- in ciem gewalt ihlerseits durch verfassungsrechtlich verbürgten
in einer zivilen Dienststelle der Bundeswehrverrvaltung .den
nach
Art. 87b GG (konkret: Kompetenzzentrum Baumanagentent) !9i1une;Srryrdsatz gen.räß Art. 33 nUs.i CC bejrenrt sei und
die Beschränkung des Bewerberfeldes aufdie
rm Rahmen ei'er. Organisarionsgrunderrtr.h.i;;;; Sta?usgruppe der
BesGlp B 3 bewertete Leitungsfunktion
ä;-;;i, Soldaten r.richt ausschließlich clem K",.,rp.or"r,
der personal_
lorganisatorisch aus_ atrswahl sei, sondern ,,in ctei. sctche bet.eits det.err
gestaltet als ziviler Wechselclienstpostenl 'orgelagert
mi einent Soldaten Besetntng in Wege der Bewet.betrttrstytrltl,, vor.wegnelmteTe.
besetzt werden sollte. Hiergegen wandte sich
ein Beantter, cler
als Referatsleiter in der.Dienststelle im Amt Es handle sich mithin bei der statusbezogenen
cler BesGrp A l6 Begr.enzung ei_
Dienst leistete und rnachte eine Verletzung s.in.s ner Besetzung des Dienstpostens auf die -Statusgl.uppe
ts.r".tbungs- cler. Sol_
verfahrensanspr.uchs geltenci. Zur. Begriir"rdung die FesrlegLrng eines konstitutiven
verrvies er da_ *il.ll AriÄrderungspro_
rauf, ,,cler. Dien.cther.r habe unter Vetletzuug
tTon At.t. g7b GG
trls und
1,1,,r
danrit rrnr den ,,Fqll det. antizipierten _ crbstrctkt_
dos Anforderungspr.ofil cler zu t,ergebnndä Stetie
so gefhssr,
genere,l,len -
Begrenzung tles Bett,erbetflldes*s}, otrne
aar.
spezielle (statusbezogene) Eignungsanfoiderungen
dies recht_
fertigten. AIs Eventualer.rvägung verwies aas"VC
69) BMI, Alt. I zu Ss 4 BLV-Vu,V vom l 9.7.2013, Mtinchen
cMBl. s.848. scirließlich zut Begründung daiauf, dass eine
70) Vgl. BVer-ivG, persV 92. 453f. solche Ein_
7I) schränkung des Bewerberfeldes auf Soldaten
Soausdriicklich BVenvG, Beschlussvorn I6.12.200g nicht ol.rne eine
- juris, Rn. 40.
- I WB 39/07 nonnative Regelung (zunindest einer Rechtsverorclnung)
72) Ygl. Ziff . 4.1 der. Teilkonzeption per.sonalrnanagemeut tnögl ich sei. in der. di e widerstreitenclen Verfassungsprinzipie*n
der Bundes_
rvelrl vom 25.9.2013. (Art.33 Abs.2 GG versus Art. gTalg:b GG)
73) BM'in t'on im Wege prak_
cler Le.t.en, Tagesbefehl zu,,Trendrvende personal,.
r,om tischer Konkordanz in einen verhältr.risr.näßigen
10.5.20I 6 Ausgleich zu
bringen seiensl. Die ressortinternen,,Durjrfiihrur.rgsbestirrr_
74) VG Mtinchen, Beschluss tont27.3.2013 _ M 2l E 12.5668
- nicht mungen frir die Inanspruchnahme vor.r Wechselstellen.,
veröft'entlicht. geni.ig_
75) Vgl. VG Mtinchen, Beschluss vont 27.3.2013 (Fn. ten als Regelungen einer bloß exekutivinternen
74), S. 6 Verwal-tungi_
76) Vgl. VG Mtinchen, Beschh.rss vom 27.3.2013 (Fn. vorschrift den Anforder.ungen des Gesetzesvorbehalts jede"n_
74), S. I I
77\ VG München, Urteil vonr 21.8 2014 2l K 13.2359 falls nicht.
öffentlicht.
-M - nicht ver_
78) VG Miinchen, Urteil vom 21.g.2014 (Fn.77),
S. 20 unter Hinrveis b) Urteil des Ba1'\/GH
auf BVenvG., Urreil vom 20.6.2013 (in. tSl.
sorvie Beschluss vonr
I 3. I 2. 20 I 2
- 2 C I I. 1 I - 1 U^nvereinba.keit jer jah,langsbezogenen Der BayVGHs2 verneint eine Verletzung des
Beschränkung des Beuer.ber.feltles fiir die zur Bewerbungsver_
Bes.i.i,rg on.r.tr"na.n fahre'sanspruchs des konkurrierenden "Beamten
Berufssoldatenstellen mit Art. 33 Abs. 2 durcrr eine'
GG).
VG Mürrchen, Urteil vonr 21.8.20t4 lil, Ausschluss aus dem Bewerberkr.eis. Zur Begründung
]9)
80) VG Miinchen, Urteil vom 21.8.2014
tpr.,. S Zt. verweist
ir". zzj, i. zS. das Gericht auf das weitgespannte Organisalionser.messen
8l) VG München, Ur.reil vom 21.8.2014 ie". cles
ZZj, i. :i. Dienstlrerln: ,,Die Einrichrtng cles strlttigen Dietrstpostens
82) BayVGH, Urreil vom 5.3.20l5 ,()BV t4.21;;_.i,,.ir, ols
nn. 24,ZBR tni I i tcit'i scher DiensQtosten stel I t ei ne
clelarti ge clet. Ste ll enbe_
20r6, s.387.
selzutlg t,ot.gelqgefte Organiscrtionsentscheiiung
cles Dienst_
ZBR Heft 1I/2016 Lorse: Rechtsfragen statusübergreifender Auswahlentscheidungen im öffentlichen Dienst 369
herrn dar". Mit Blick auf Art. 87b GG wird dem darin ent- ganzen Statusgruppe vom Auswahlverfahren - zu legitimieren.
haltenen organisatorischen Trennungsprinzip keine immanente Bezugspunkt ist Art. 33 Abs. 2 GG, der das Leistungsprinzip
Verpflichtung zur statusrechtlichen Trennung des Personals verfassungsrechtlich nobilitiert und uneingeschränkt gewährt.
entnommen. Allerdings erfolgt diese Feststellung mit der Ein- Dies hat zur Folge, dass Einschränkungen ihrerseits verfas-
schränkung, dass das verfassungsrechtliche Trennungsgebot sungsrechtlich zu legitimieren sindel. Einfachgesetzliche oder
dann unterlaufen würde, ,,wenn die organisatorisch von den gar innerdienstliche Regelungen reichen nicht aus, um den in
Streitkrriften getrennte B undeswehrv erwaltung aus s chlielS lich Art. 33 Abs. 2 GG erkennbar gewordenen distinkten Verfas-
oder mehrheitlich mit militdrischem Personal besetzt würde sungswillen zu derogieren. Ebenfalls nicht verfassungsrecht-
oder exponierte Führungspositionen militcirischent Personal lich, sondern lediglich personalpolitisch motiviert sind efwa
vorbehalten weiren"83. Eine Auseinandersetzung mit den tra- Erwägungen, die auf einen Proporz zwischen ziviler und mi-
genden, aus Art. 33 Abs. 2 GG abgeleiteten Gründen des vor- litärischer Besetzung der Leitungspositionen einer Dienststelle
hergehenden Urteils des VG München unterbleibt. Ebenso we- i. S. d. Art. 87b GG zielen und zu diesem Zweck Beamte unter
nig setzt sich der BayVGH mit seiner eigenen divergierenden Verzicht auf das Prinzip der Bestenauslese gemäß Art. 33
Entscheidung im Verhältnis eines statusübergreifenden Wett- Abs. 2 GG von der Teilnahme an dem Auswahlprozess aus-
bewerbs zwischen Beamten und Tarifbeschäftigten auseinan- schließene2.
der. In einer solchen Konstellation hatte das Gericht geurteilt,
Die Organisations- und Personalhoheit eines Ressorts leitet
dass ,,die Öffnung des Auswahlverfahrens auch fiir TariJbe-
sich aus dem Ressortprinzip des Art. 65 Satz 2 GG ab, dieses
s chdfti gte der Mo bilis ierung eines untfas s enden B ewerb erfel -
wiederum fügt sich ein in das Gewaltenteilungsprinzip des Art
des und damit dent Grundsatz der Bestenauslese"s4 diene. Wa-
20 Abs. 2 Satz2 GG. Zum Organisationsermessen einer Be-
rum soll dies bei einer Öffnung des Auswahlverfahrens nicht
hörde gehört es nach Auffassung des BVerfGe3 zu entscheiden,
auch flir Beamte im Verhältnis zu Soldaten gelten?
,,welche Aufgaben ihren einzelnen Untergliederungen zugewie-
sen werden und inwieweit damit die Besetzung der dafür vor-
c) Beschluss des BVerwG
gesehenen Stellen dem Funktionsvorbehalt des Art. 33 Abs. 4
Das BVerwGss hat die Beschwerde des Klägers gegen die GG unterliegt, nach dem die Ausübung hoheitsrechtlicher Be-
Nichtzulassung der Revision durch den BayVGH zunickgewie- fugnisse als stdndige Aufgabe in der Regel Beamten zu über-
sen und ist im Wesentlichen der Rechtsauffassung des tragen ist" . Diese auf das Verhältnis der Statusgruppen von Be-
BayVGH beigetreten. Getragen wird diese Überzeugung von amten und Tarifbeschäftigten bezogene Aussage erscheint
der Erwägung, die Ausübung der Organisationsgewalt, vor al- erweiterbar auf das Verhältnis von Soldaten und Beamten.
lem die Feststellung des Stellen- bzw. Amtsbedarfs, werde Auch insoweit ist es grundsätzlich Sache des Dienstherrn zu
,,nicht durch subjektive Rechtspositionen von Soldaten oder entscheiden, ob er eine Stelle mit Beamten oder Soldaten be-
Beamten eingeschrtinkt" s6. Der Grundsatz der Bestenauslese setzen will. Verfassungsrechtlich umhegt ist dieser Gestal-
könne nur innerhalb der Zuordnung des Dienstpostens zur tungsspielraum zum einen durch die in Art. 87a GG enthaltene
Gruppe der Soldaten Geltung beanspruchen. Sodam unterstellt Funktionsfähigkeit der Streitkäfte ea, der Verfassungsrang zu-
das BVerwG, dass die ,,Existenz von Wechseldienstposten (...) kommt, zum anderen durch die verfassungsrechtliche Aufga-
noch nicht darauf schließen" lasse, ,dass auch hier jeweils eine benteilung, die sich in der Grenzziehung zwischen den Streit-
Zuordnung zu einer der Gruppen der Beamten oder der Sol- kräften einerseits (Art. 87a GG) und der Bundeswehrverwal-
daten erfolgt" sei, vielmehr sei die Zuordnung ,,ar.ts dem Or- tung andererseits (Art. 87b GG) manifestiert. Ungeachtet des
ganisations- und Dienstpostenplan selbst" ersichtlichsT. Als Umstands, dass die Funktionsf?ihigkeit der Streitkräfte Verfas-
weitere Begründunghilfe wird seitens des BVerwG auf den so- sungsrang besitzt, kann dieses Prinzip keine unmittelbare Gel-
genannten Wechselstellenvermerk im Bundeshaushaltsplan tung für die Frage beanspruchen, in welchem Status in der
201488 verwiesen, der vorsieht, dass 20 Planstellen im (zivilen) B unde swe hrverwaltung eine Aufgabe wahrgenommen werden
Organisationsbereich des Art. 87b GG mit Soldaten besetzt soll. Dieses Prinzip würde als Prüfmaßstab aber umgekehrt vi-
werden dürfen. Dem Trennungsgebot des Art. 87 b Abs. I
Satz I und 2 GG komme schließlich kein subjektiv-rechtlicher
Charakter zu.
83) BayVGH, Urteil vom 5.8.2015 (Fn. 82), Rn. 28 unter Hinweis auf
d) Bewertung wotff (Fn.6l), S. 68.
84) BayVGH, Beschluss vom 2.4.2013 (Fn. 8), S. 136.
Die Kernfrage dieses Rechtsproblems lautet: Besteht die Mög- 85) BVerwG, Beschluss vom 27.4.2016 - 2 B l04l15, elektronisches
lichkeit, durch eine Organisationsgrundentscheidung8e, die Entscheidungsportal des BVerwG.
86) BVerwG, Beschluss vom27.4.2016 (Fn.85), Rr. 11.
dem Auswahlverfahren vorgelagert ist, Angehörige einer gan-
87) BVerwG, Beschluss vom27.4.2016 (Fn. 85), Rn. 15, 20.
zen Statusgruppe von dieser Auswahlentscheidung auszu- 88) Vgl. Bundeshaushaltsplan 2014, Einzelplan 14, Titel 1404, Ziff. 3
schließen? Die bereits diskutierten Rechtslagen im Verhältnis des Haushaltsvermerks, S. 154.
Beamte zu Tarifbeschäftigten sowie Richter zu Beamten näh- 89) Alternativ besteht die Möglichkeit, durch eine ,,haushaltsrechtliche
ren Zweifel, ob dies im Verhältnis Soldaten zu Beamten mit Vorsteuerung" im Wege der Ausweisung einer Haushaltsstelle fi.ir
dem Prinzip der Bestenauslese i.S.d. Art. 33 Abs. 2 GG ver- Tarifbeschäftigte für eine bestimmte Funktion Beamtenbewerber zu
präkludieren; vgl. zu diesem Fall OVG Rheinland-Pfalz, Beschluss
einbar ist. Auszugehen ist von der Erkenntnis, dass die Eigen-
vom 8.2.2007 -2811472106 - juris; ähnlich BVerwG, Urteil vom
schaft als Soldat oder Beamter grundsätzlich kein Gesichts- 28.10.2004,juris, Rn. 21.
punkt ist, der unmittelbar Eignung, Befähigung und fachliche 90) BVerfG, l. Kammer, Nichtannahmebeschluss vom25.ll.20ll -2
Leistung der Bewerber betriffteO. Besteht also keine konstitu- BvR 2305/11 juris, Rn. 20; BayVGH, Urteil vom 5.8.2015
-
tive, aus dem Statusverhältnis selbst hernihrende Schranke (Fn. 82), Rn. 24.
zwischen den Statusverhältnissen, die als leistungsbezogene 91) BVerfG, ZBR 2008, 164f| (165).
Trennlinie im Rahmen von Auswahlverfahren Bestand haben 92) Dies verkennt VG Koblenz, Beschluss vom 29.11.2012 - 2 L 908/
l2.KO - S. 6.
könnte, richtet sich der Blick aufandere konstitutive Kriterien, 93) BVerfG, Beschluss vom 25.11.2011 (Fn.90), Rn. 13.
die geeignet sind, eine derart gravierende Beschränkung des 94) BVerfGE 28,243; Herdegen, in: Merten/Papier (Hrsg.), Handbuch
Leistungsprinzips - dies ist der kollektive Ausschluss einer der Grundrechte, Bd. IV 2011, S. 686.
370 Lorse: Rechtsfragen statusübergreifender
lm Dienst ZBR Heft t I/201 6
rulent, soweit die zivile Besetzung eines Soldatendienstpostens
I.eistungsgesichtspunkten erfolglos geblieben
im organisationsbereich der Ströitkafte zu betrachten wäre.
ist oder eine sol_
che^wegen eines eingegrenzten Aufiabenbereichs
unO g;*.._
Die Organisations- und personalhoheit muss jedoch berfeldes nach ernsthafter pnifung äx ante keinen
die ver_ Erfolg vei_
fassungsrechtliche Vermutung des Art. g7b "GG
entkräften,
sprichteT.Der Sache nach läuft -das auf .h. e.g.tina'uni._
dass Aufgaben der zivilen Verwaltung grundsätzlich pflicht hinaus, die derjenigen vergleichbar istl
zivil, d. h.
im Beamtenstafus, wahrgenommen werden. Die Auffassung BVerwGe8 an die Zulässigköit eines-konstitutiven
al. f,*
anfordä
des BVerwGes, eine ,,normative Festlegung, rungsprofils gestellt hat: Es handelt sich auch in
die den konkreten al.s.m puit
Dienstposten einem Beamten zuweist ,, exiitiere nicht, um die systematische Einengung des Bewerberf.ta.,
zielt da_ unt anä
rauf ab, der Exekutive ein praktisch uneingeschränktes der Anforderungen eines Ueitimmten Dienstpostens,
Orga_ die nur
nisationsermessen hinsichtlich der Zuordiung einzelner,"so dann zulässig ist, wenn die Wahrnehmung der
iufgaUen Oieses
auch des streitbefangenen Dienstpostens einrääumen. Dienstpostens zwingend besondere staärsgebundene
Diese Kennt_
Auffassung verkennt jedoch den Kerngehalt des nisse oder Fähigkeiten eines Soldaten vorarissetztee.
Art. g7b GG,
der die verfassungsrechtliche Regelveimutung einer
Kongru_ Der überragenden Bedeufung des Leistungsgrundsatzes
enz von ziviler Aufgaben und ihrer ebenso Äilen i. S. d.
Wahrneh_ des Art. 33 Abs. 2 GG entspricht er, dusJdi. bloße Berufung
mung.durch- Beamte (und Tarifbeschäft igte) der
Bundeswehr_
verwaltung begnindet. 1uf :jl. .Organisationsgrunäentscheidung also keine Blank#
termächtigung für den Dienstherrn darsiellt, den
Wettbewerb
Diese verfassungsrechtlich abgeleitete Vermutung
bildet sich y die bestmögliche Besetzung eines öffenilichen Amtes au_
zudem_im gesetzgeberischen W ll en des entschei-dungserheb_ ßer Ifuaft zu setzen. Dies gilt umso mehr, also
zu benicksich_
lichen Bundeshaushaltsplans 2014 ab, der in einem tigen ist, dass im militärischen Bereich kein (beschränktes)
Vermerk _ Fo_
abweichend vom Regelfall einer zivilen Nutzung rum der öffentlichkeit bezüglich einer Steilenausschreibung
der planstel_
len im zivilen Organisationsbereich des Art. g7b existiert, also die Gewährleistung des Leistungsprinzips
GG _ die aus_ innerl
nahmsweise militärische Nutzung von planstellen halb der Soldatengruppe ausschließlich durchäen
in dem dort Dienstherrn
beschriebenen Umfang (20 planitellen der BesGrp selbst erfolgt. Die grundrechtssichernde Funktion
B 3) fest_ eines rechts-
legtvo. Diese Sammelausnahme enthält keine Koni<retisierung ftirmlichen Stellenausschreibungsverfahrens entftillt.
hinsichtlich bestimmter Dienstposten, da es sich lediglich
uri Das-BVerwGt00 grenzt in seiner Rechtsprechung
eine allgemeine Haushaltsermächtigung handelt. Es- die sich auf
besteht
mithin nicht einmal eine Verpflichtuig äer Exekutive, Konkurrenzsituationen zwischen B eamten und Alrbeitnehmern
hiervon
in dem ausgewiesenen Umfang Gebiauch zu machen. Aber bezieht, zwei Fallgestaltungen ab: Zumeinen den
Fall, der dem
auch die Exekutive hat - entgegen den Feststellungen B.esetzungsverfahren vorgelagert ist und als
des domaine röservö
die organisatorische Ausge.stältung des Dienstpostens
1V"1"9 -_keine allgemeine nestlegung im Organisations_ und betrifft,
Haushaltsplan bezüglich des streitbeiang"n.i Dienstpostens zum anderen den Fall, in dem sich die in Art. 33
Abs. 2 Gd
getroffen, die diesen Dienstposten der Grulpe normierten Auswahlgrundsätze auf Einbeziehung in
der Soldaten zu_ eine kon_
geordnet. Im Organisationsplan des zivilen krete Auswahlentscheidung durch eine Ernennring
Organisationsbe_ oder eine
reichs i.S.d. Art. 87b GG sind lediglich die Diänstposten diese vorherbestimmende Dienstpostenvergabe aktualisieren
ge_
kennzeichnet, die geeignet sind, mit Jinem Soldaten (Rewerbungsverfahrensanspruch). Der erste-
oder einem Fall erfolgt nach
Beamten besetzt zu werden (Wechseldienstposten). der festgefügten Dogmatik der Rechtsprechung in
Ob ein sol_ Au-stibung
cher Dienstposten tatsächrich mit einem Soidaten.bese der. organisationsgewalt des Dienstherrn,,wettb"ewerbsneutral..
tzt wird, und begnindet keine drittschützenden Rechte von ge*e.Ue;n.
wird in unmittelbarer zeitlicher Nähe zur konkreten Besetzung
des frei werdenden Dienstpostens entschieden. Es bleibt Der zweite Fall knüpft an die Entscheidung des Dienstherrn
auch in an,
diesem Falle dabei, dass der Dienstposten ein ziviler einen eignungs- und leistungsbezogenen fueftbewerb
Dienst_ um den
posten ist, der durch eine zivile Haushaltsstelle zuvor festgelegten Dienstposten zu eröffnen und
alimentiert erzeugt über
wird. Die_Zuordnung des Dienstpostens ergibt sich mithin _ diese Selbstbindung des Dienstherrn einen subjektiv_rechtli_
entgegen der Argumentation des BVerwG _ gerade chen Anspruch eines Bewerbers, nicht aus eignungsfiemden
nicht per se
aus dem Organisations- und Dienstpostenplan. Gninden aus dem Bewerbungsverfahren ausleschlossen
Er.t au..Ä.ld. zu
anlass- und einzelfallbezogene Organisationsgrundentschei_ werden.
dung, die in einem entsprecrienden virmerk zu jokumentieren
Diese Dogmatik, die auch den diskutierten Beschluss
ist und antizipierten Auswahlentscheidung nahekommt, des
_einer BVerwG trägt, passt nur eingeschränkt auf den
erfolgt die Zuordnung in der Weise, dass die Besätzung diskutierten
aus der Ausgangssachverhalt: Die Organisationsgrundentscheidung,
Gruppe der Soldaten zu erfolgen hat oder aber ziv1l,d.h.
aus die Stelle der Leitung einer Dienitstelle i. S."d. Art.
der Gruppe der Beamten, nu"i,u besetzen ist. 87b GG mit
einem Soldaten/einer Soldatin zu besetzen, ist der
Auswahl-
Z.y2atlr.ch ist die langiährige personalpolitische praxis entscheidung zeitlich nicht vorgelagert, da ein zeitlich
zu be_ nachge_
rücksichtigen, nach der Wechseldienstposten im lagertes Stellenausschreibungsverfahren im militärischen
Organisati_ Be_
onsbereich des Art. 87b GG nur subsidiäi mit Soldatinnen reich nicht existiert. Die O_rganisationsgrundentscheidung
bzw. und
Soldaten besetzt werden, d. h., wenn entweder eine
Stellenaus_
die Auswahlentscheidung für einen bes'timmten Soldaten/eine
schreibung ausschließlich in der Gruppe der Beamten bestimmte Soldatin fallen vielmehr planerisch und
unter zeitlich zu_
sammen und erscheinen daher als zwei Seiten
einer Medaille.
Das T,eisfungsprinzip i. S. d. Art. 33 Abs. 2 GG
95) BVerwG, Beschluss vom27.4.20t6 (Fn.85), Rn.21. ist deshalb be_
reits im Zeitpunkt der Organisationsgrundentscheidung
96) Vgl. Fn.88. ein
97) Für eine restriktive Anwendung des Instituts der wechseldienst- Abwägungsfaktor, der von Rechts we[en nicht ausgeblindet
posten mit Blick auf Art. g7a und Art. g7b werdenkann. An die Begründung für eine Organisatio=nsgrund_
GG Gramm,NZWehrr
2011, s.89tr (100). entscheidung zugunsten einer bistimmten Siatusgruppö
wird
98) BVerwG, Beschluss vom20.6.2013 (Fn. l5), Rn.2g. man im Ausgangsfall nicht zuletzt deshalb besonders
hohe An_
99) Vgl. BVerwG, Beschluss vom 19.12.20t4 _ Z Vn 1/14 _ juris, forderungen stellen müssen, da der streitbefangene
Rn. 20. Dienstpos_
ten eines Leiters/einer Leiterin einer von insgeiamt
100) BVerwG, ZPR2015, 196tr. (tg7/1g9). sieben ver_
gleichbaren Dienststellen ist, die an der
Spitze teils mit
-1
ZBR Heft I I/2016 B atJ Isperger; Probezeinerlängerung r.md gesmtdheitlich e Eignung i71
Beamten, teils mit Soldaten besetzt wurden. Die grundsätzli- zu. Insgesamt lässt sich der Rechtsprechung eine Tendenz ent-
che Eignung eines Beamten zur Ausübung des streitbefange- nehmen, mit Blick auf das vorbehaltlos geltende Verfassungs-
nen Dienstpostens ist damit gerade durch den Dienstherrn prinzip des Art. 33 Abs. 2 GG Einschränkungen nur in beson-
selbst testiert. Zusammenfassend lässt sich deshalb resümie- ders begründeten Einzelfällen anzuerkennen. Der systemati-
ren, dass das Urteil des BayVGHl0l sowie der Beschluss des schen Stellung des Leistungsprinzips entspricht es, dass
BVerwG nicht überzeugen. funktionelle Einschränkungen ihrerseits nur durch verfas-
sungsrechtliche Schutzgüter legitimiert werden können. Hierzu
ist es erforderlich, zunächst nach einem schonenden Ausgleich
4. Konkurrenzlagen zwischen Soldaten und Beamten
im Bereich des BND beider Prinzipien zu suchen, die beide verfassungsrechtlichen
Ziele zur bestmöglichen Entfalfung kommen lassen. Dies gilt
Konkurrenzlagen zwischen Beamten und Soldaten können in besonderer Weise llir das Organisationsermessen des
auch außerhalb der Bundeswehr auftreten. Der BND setzt - ge- Dienstherrn. Die bloße Berufung hierauf vermag das Leis-
stützt auf eine Ressortvereinbarung mit dem BMVg - auch tungsprinzip in seinem verfassungsrechtlichen Anspruch nicht
Soldatinnen und Soldaten zur Auftragserfüllung gemäß $ I zu deaktivieren.
Abs. 2 BNDG ein. Im Rahmen einer Konkurrenz um einen Be-
ftirderungsdienstposten im Bereich des BND könnte gegen- Verwaltungen müssen sich auf diesen Trend einstellen und
über der Entscheidung zugunsten eines Soldaten nunmehr der leistungsbezogene Auswahlgrundlagen in stärkerer Weise als
Einwand erhoben werden, dass dessen Auswahl Rechtsgründe bisher stafusübergreifend und kompatibel gestalten. Dies gilt
entgegenstehen, ihm damit die erforderliche Eignung i. S. d. flir das Instrument der dienstlichen Beurteilung und das Ar-
Art. 33 Abs. 2 GG fehle. Eine fehlerfreie Entscheidung über beitszeugnis in gleicher Weise. Langfristig wird es hierbei da-
eine solche Auswahlentscheidung erfordert somit die inzidente rum gehen, modulare Kriterien zu entwickeln, die als Teil von
Prüfung der Einhaltung objektiver Rechtsnormen, soweit diese dienstlichen Beurteilungen und Aussagen in Arbeitszeugnissen
vorgreiflich für die Auswahlentscheidung istl02. einen Basisvergleich zulassen. Soweit spezifische Anforderun-
gen Gegenstand einer Vergleichsbetrachtung sind, die sich
Das BVerwGl03 hat auf dieser Grundlage die Vereinbarkeit ei- nicht aus beiden Leistungssurrogaten (Beurteilung und Ar-
ner Verwendung von Soldaten im BND am Maßstab des Art. 87a beitszeugnis) gewinnen lassen, wird der rechtsflormigen und
Abs. 1 Satz 2 GG geprüft und bejaht. Maßgeblich hierflir ist der transparenten Ausgestaltung von simulierten Anforderungssi-
Umstand, dass die beim BND verwendeten Soldaten nicht mehr tuationen im Rahmen von Assessment-Verfahren - mit still-
der Befehlsgewalt der Bundesministerin der Verteidigung un- schweigender Billigung der Rechtsprechung - eine gesteigerte
terstehen, sondem aus den Befehlsstrukturen der Streitkräfte Bedeutung zukommen.
i. S. d. Art. 87a GG herausgelöst sind. Auswahlentscheidungen
zwischen Soldaten und Beamten unterliegen somit den allge-
meinen Voraussetzungen des Art. 33 Abs. 2 GG. Der verblei-
bende Statusunterschied ist hierfür ohne Relevanz.
V. Fazit
101) A.A. offenbar Kretschmer, BWV 2015, 5.271f. (271).
Statusübergreifende Auswahlentscheidungen im öffentlichen 102) BVerfG, ZBR 2008, 164ff. (166).
Dienst nehmen in der Wechselbetrachtung aller Statusgruppen 103) BVerwG, zBP.2009, r99tr. (202).
Im Rahmen der lauJbahnrechtlichen Probezeit ist eine Ent- rung während der Probezeit. Nach $ 11 BBG und $ 10 Be-
scheidung darüber zu trffin, ob der Beamte allen für seine amtStG darf nur zum Beamten auf Lebenszeit ernannt werden,
LauJbahn votau s ges etzten Anforderungen ei n es B e amt env er- wer sich in einer Probezeit in vollem Umfang bewährt hat. Zv
hciltnisses auf Lebenszeit dauerhaft genügt. Für die Prüfung Bewährung rechnet dabei auch die gesundheitliche Tauglich-
der Voraussetzungen ist nach $ I I Abs. I Satz 2 BBG und dent keit, bezogen auf die spätere Übernahme in das Lebenszeitbe-
entsprechenden Landesrecht ein strenger MaJJstab anzulegen. amtenverhältnis einer bestimmten Laufbahn.3 Die Probezeit
Dabei bestehen bei den gesundheitlichen Anforderungen auf' dauert nach $ l1 Abs. I Satz 3 BBG bei Bundesbeamten in der
grund der neueren Rechtsprechung einige Besonderheiten. Regel drei Jahre. Da die Länder nach Art. 74 Abs. 1 Nr. 27 GG
das Recht besitzen, das Laufbahnrecht selbst zu gestalten, kön-