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Online publiziert: 26.10.

2020

Schwerpunktthema

LSVT LOUD in der Anwendung bei kindlicher Dysarthrie – eine


Einzelfallstudie
LSVT LOUD Treatment in Childhood Dysarthria – A Single Case
Study
Ellen Arnold, Lena Reising

In der vorliegenden Einzelfallstudie wurde das bei Erwachsenen evidenzbasierte


Therapieprogramm LSVT LOUD® in der Anwendung bei kindlicher Dysarthrie
erprobt. Lautstärke wie auch Verständlichkeit der Probandin konnten durch
die Intensivtherapie signifikant gesteigert werden, die Effekte blieben bis zum

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Follow-up konstant. Der Bereich der Modulation profitierte am meisten von
der Intervention.

Kind das Lee Silverman Voice Treatment (LSVT LOUD)


LERNZIEL durchgeführt. Dieses stellt aktuell das einzige Übungs-
Ziel ist es, den Lesern einen Einblick in die Rele- programm dar, dessen Wirksamkeit nach den Leitlinien
vanz der Therapie kindlicher Dysarthrien zu ver- der Deutschen Gesellschaft für Neurologie für die The-
schaffen und gleichzeitig, durch die Vorstellung rapie bei Erwachsenen nachgewiesen ist [9]. Im eng-
der Einzelfallstudie, ein konkretes Therapietool lischsprachigen Raum wurden sowohl von Fox und
für die Behandlung dieses Störungsbilds aufzu- Boliek [10, 11] als auch von Levy et al. [12] Studien zur
zeigen und dessen Effektivität darzustellen. Effektivität von LSVT LOUD in der Umsetzung mit dys-
arthrischen Kindern durchgeführt, welche positive Re-
sultate andeuten.

Hintergrund: Dysarthrietherapie bei


AU S DER P R A XIS
Kindern Die durch die Dysarthrie im Rahmen der vermin-
Rund 250 000 Menschen in Deutschland leiden auf- derten Verständlichkeit hervorgerufene Kommu-
grund einer Schädigung des zentralen oder peripheren nikationsstörung wirkt sich massiv auf die soziale
Nervensystems an einer Dysarthrie und sind hierdurch Teilhabe und Aktivität der Betroffenen aus [1, 3].
in ihrer Kommunikations- und somit auch in der emo- Dies gilt besonders auch für Kinder, welche die
tionalen Ausdrucksfähigkeit beeinträchtigt. Ein be- entwicklungsbedingten Sozialisationsprozesse
deutsamer Teil der Betroffenen sind Kinder und Ju- noch durchlaufen. Nur durch effektive Behand-
gendliche [1–3]. Die infantile Zerebralparese stellt mit lungskonzepte können die Symptomatik von Kin-
einer Prävalenz von ca. 2–3 auf 1000 Lebendgeborene dern mit Dysarthrie und daraus resultierend die
eine der Hauptursachen der Dysarthrie bei Kindern dar soziale Teilhabe verbessert werden.
[2, 4]. Aktuell steht, bezogen auf die Wirksamkeit der
Dysarthrietherapie bei Kindern, kaum Evidenz zur Ver-
fügung [1]. Bisherige Studien nutzen Verfahren, die
auf die Verbesserung der artikulatorischen Funktionen Konzeption von LSVT LOUD
abzielen sowie auf konventionellen, physiologisch ori- LSVT LOUD, 1987 primär für die Behandlung von Pa-
entierten Übungsansätzen aufbauen [1, 5–8]. tienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom ent-
wickelt, wurde als Einzeltherapie über einen Zeitraum
Die vorliegende Einzelfallstudie beschäftigt sich als von 4 Wochen mit einer Frequenz von 4 Behandlungen
eine der ersten im deutschsprachigen Raum mit einer à 60 Minuten pro Woche konzipiert. Zudem werden
gezielten Behandlungsmöglichkeit für die Symptoma- täglich Übungen im häuslichen Setting durchgeführt.
tik der kindlichen Dysarthrie. Unter Berücksichtigung Im Fokus steht die Erhöhung der Lautstärke, worüber
des Forschungsstands im Bereich der Dysarthrie bei Er- Transfereffekte auf Atmung, Haltung und Artikulation
wachsenen wurde im Rahmen der Arbeit mit einem sowie langfristig auf die Kommunikationsfähigkeit er-

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wartet werden. Zur Verbesserung der Eigenwahrneh- und der Lehrerin. Zu Beginn der Intervention war die
mung des Patienten werden die Übungen unter ständi- Probandin 7;3 Jahre alt. Ursache der Dysarthrie ist eine
gem therapeutischem Feedback, Audio- und Videoauf- frühkindliche Hirnschädigung (d. h. Zerebralparese) in
nahmen sowie der Selbstbeurteilung des Betroffenen Form eines mittelschweren Schädel-Hirn-Traumas.
durchgeführt [13, 14].
Beschreibung der Symptomatik:
Merke ▪ Reduzierte Sprechlautstärke, angestrengte Einat-
Die Durchführung von LSVT LOUD mit Kindern setzt mung, häufige Entstimmungen, monotone Sprech-
zwar kleinere Modifikationen bezüglich des Materials weise sowie Hypernasalität.
voraus, allerdings stellt die Elternzusammenarbeit ▪ Vollständige verbale Kommunikation möglich.
die größte Veränderung dar. Die Therapieintensität ▪ Sprechstörung nimmt laut den Eltern und der
sowie die Durchführung der Hausaufgaben können Lehrerin Einfluss auf die Verständlichkeit.
nur durch eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern ▪ Leichte kognitive und körpermotorische Einschrän-
gewährleistet werden. kungen (Hemiparese: GMFCS Stufe-I).
▪ Sprachverständnis und sprachlicher Entwicklungs-
stand sind altersadäquat.
Forschungsfragen

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Folgenden Forschungsfragen wurde im Rahmen der Vorgehen
Studie nachgegangen:
Modifizierung von LSVT LOUD im Rahmen der
▪ Wirkt sich die Intensivtherapie LSVT LOUD auch bei
Kindern signifikant auf die Verständlichkeit aus, und
Einzelfallstudie
hält der Effekt über eine 4-wöchige Interventions- Die individuellen Anpassungen für die Probandin be-
pause an? schränkten sich zum einen auf visuelle und taktile Hil-
▪ Erhöht die Intensivtherapie LSVT LOUD die mittlere festellungen (z. B. wurde mit dem Finger eine Welle
Sprechlautstärke bei Kindern signifikant, und hält auf Papier oder Sandpapier gezeichnet) zur Umsetzung
der Effekt über eine 4-wöchige Interventionspause der Tonhöhenmodulation sowie das verstärkte Nutzen
an? der Modellvorgabe, da die Probandin zu diesem Zeit-
▪ Auf welchen Funktionsbereich des Sprechens wirkt punkt nicht lesen konnte. Leseübungen wurden außer-
LSVT LOUD am stärksten? dem, je nach linguistischer Ebene, durch entsprechen-
des Bildmaterial unterstützt. Für die Kalibrierung von
Methode Erwachsenen setzt LSVT Global ein Symbol sowie eine
Skala ein [13]. Innerhalb der Studie wurde dies beibe-
Forschungsdesign
halten, allerdings kindgerechtes Material verwendet
Die Forschungsfragen wurden anhand einer qualitati- (Metacomsymbole „Schreien“ und „Ampel“). Extrin-
ven Einzelfallstudie untersucht. Als Forschungsdesign sisch wurde die Probandin außerdem durch einen Be-
wurde ein Prä-/Post-Design (T1, T 2) mit anschließender lohnungsplan motiviert. Die Adaptionen hatten keinen
Follow-up-Untersuchung (T 3) ausgewählt. Der Inter- Einfluss auf den Aufbau und die Methodik der Therapie-
ventionszeitraum betrug 4 Wochen. Nach einer 4-wö- stunden.
chigen Pause wurde das Follow-up erhoben.
Datenerhebung und -auswertung
Probandin Zu allen 3 Messzeitpunkten wurde zur Untersuchung
Für die Auswahl der Probandin wurde das Sonderpäda- der Dysarthrie die BoDyS-KiD (Bogenhausener Dys-
gogische Bildungs- und Beratungszentrum Stiftung arthrieskalen–Kindliche Dysarthrien) durchgeführt (s.
KBZO (Körperbehindertenzentrum Oberschwaben) entsprechenden Beitrag von Haas et al.). Im Rahmen
kontaktiert. Folgende Einschlusskriterien wurden fest- der Testung wurden jeweils 12 Nachsprechsätze und 3
gelegt: Spontansprachproben erhoben. Die Auswertung, wel-
1. frühkindliche Hirnschädigung, welche gemäß der che von der Untersucherin vorgenommen wurde, er-
klinischen Einschätzung der behandelnden Logo- folgte nach auditiven Kriterien, die an die Erwachse-
pädin eine dysarthrische Symptomatik bedingt nenversion der Bogenhausener Dysarthrieskalen (Bo-
2. Alter: ≤ 10;0 DyS [15]) angelehnt sind. Die Aufnahmen der BoDyS-
3. physiologischer Hörbefund KiD-Testung wurden über ein Schallpegelgerät gemes-
4. Fähigkeit den Übungsanweisungen zu folgen und sen (in dB) und mit Hilfe des Programms lingWAVES
diese umzusetzen dokumentiert [16]. Der Abstand zwischen der Proban-
din und dem Schallpegelmesser betrug zu allen 3 Mess-
Während die Indikatoren 1–3 objektiv überprüft wer- zeitpunkten 30 cm.
den konnten, stützt sich die Entscheidungsfindung des
4. Kriteriums auf die interne Evidenz der Therapeutin

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Schwerpunktthema

Die Vertrautheit mit dem Satzmaterial wurde nicht


BoDyS-KiD
kontrolliert. Die Datenauswertung für die Verständlich-
Die Rohwerte, die für die 9 Bewertungsbereiche keit und die Lautstärke erfolgte mit dem Statistikpro-
Atmung, Stimmlage, Stimmqualität, Stimmstabilität, gramm SPSS (t-Tests bei verbundenen Stichproben).
Artikulation, Resonanz, Tempo, Redefluss und Modula- Die Auswirkungen der Intervention auf die sprechmo-
tion vorliegen, wurden anhand der für die BoDyS-KiD torischen Parameter wurden anhand des Vergleichs
vorliegenden Normdaten standardisiert. Werte > 1 zei- der normierten BoDyS-KiD-Werte analysiert.
gen pathologische Ergebnisse im Vergleich zur Alters-
norm an, während Werte < 1 als unauffällig zu interpre- Ergebnisse
tieren sind.
Verständlichkeit und Lautstärke
Lautstärke ▶ Tab. 1 fasst die Ergebnisse für die Verständlichkeit
Die 12 relevanten Sätze aus der Gesamtaudioaufnahme und die Lautstärke zusammen. Für beide Parameter er-
wurden extrahiert, mit dem computergestützten Pro- gaben sich sowohl im Nachsprechen als auch in der
gramm lingWAVES geschnitten und separat gespei- Spontansprache signifikante Verbesserungen zwischen
chert. Somit konnte die Lautstärke für die einzelnen T 1 und T 2, ebenso wie zwischen T 1 und T 3.
Sprechproben erfasst werden.
BoDyS-KiD

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Verständlichkeit ▶ Abb. 1 zeigt die Ergebnisse der BoDyS-KiD-Untersu-
Zusätzlich wurden die extrahierten Aufnahmen für die chungen. Die farbigen Linien bilden die Standard-
Schätzung der Verständlichkeit genutzt. Diese Schät- Scores, welche auf Basis des Medians sowie des 2,5-
zung wurde von 11 Logopädinnen und 10 fachfremden Perzentils der BoDyS-KiD-Normstichprobe berechnet
Personen anhand der 5-stufigen Skala des National In- wurden, zu den 3 Messzeitpunkten ab. Die hellgraue
stitute for the Deaf von Samar und Metz (1988) vorge- Linie (1) stellt die Normgrenze, die dunkelgraue Linie
nommen [3]. Die Schätzung wurde mit den Hörern ein- (0) den Median der Normstichprobe dar.
zeln durchgeführt. Jeder Hörer nahm an 3 separaten
Sitzungen teil. In jeder Sitzung wurde das Sprachmate- Während die Probandin sich zu T1 nur mit einer Skala
rial eines Untersuchungszeitpunkts präsentiert. Die im Normbereich befindet, sind es zu T2 4 und zu T 3 so-
Reihenfolge der gehörten Sprechproben entsprach da- gar 6 der 9 Dysarthrie-Skalen. Durch die Behandlung
bei der Reihenfolge der Untersuchungen, wobei die mit LSVT LOUD hat sich die Probandin in 8 der 9 unter-
Hörer nicht darüber informiert wurden, ob es sich je- suchten Parameter verbessert. Die Leistungen im Be-
weils um Aufnahmen der Vor-, Nach- oder Follow-up- reich des Redeflusses zeigten minimale Schwankun-
Untersuchung handelte. Das Material bestand aus 6 gen, blieben aber altersentsprechend.
Nachsprechsätzen sowie einer Spontansprachaufnah-
me. Die Sprechproben wurden dem Teilnehmer einma- Die Modulation ist der Parameter, in welchem die Pro-
lig vorgespielt. Anschließend gab der Hörer einen Ge- bandin zu T 1 die schlechtesten Leistungen, im Ver-
samtwert für die Verständlichkeit der nachgesproche- gleich zur Altersnorm, zeigt. Dieser Bereich profitiert
nen Sätze sowie einen Wert für die Spontansprache über den Verlauf der Studie am meisten von der Inter-
ab. Bei der Auswahl der 6 Sätze wurde darauf geachtet, vention. Von T 1 zu T 2 reduziert sich die Abweichung von
dass alle Intonationsmuster sowie eine differente An- 7,26 auf 2,87. Zu T 3 reduziert sich diese noch einmal
zahl an Silben- und Konsonantenclustern vorkommen. auf 2,10.

▶ Tab. 1 Darstellung der Ergebnisse der Verständlichkeitsschätzung und der Lautstärkemessung zu T1, T2 und T3.

T1 (7;3 Jahre) T2 (7;4 Jahre) T3 (7;5 Jahre) Signifikanz der Signifikanz der
Ergebnisse zwi- Ergebnisse zwi-
schen T 1 und T2 schen T 1 und T3

Verständlichkeit Nachsprechen M = 2,00 M = 4,38 M = 4,19 p < .001 p < .001


(5-stufige Skala von SD = 0,44 SD = 0,49 SD = 0,40
1–5)
Spontansprache M = 4,05 M = 4,81 M = 4,86 p < .001 p < .001
SD = 0,66 SD = 0,40 SD = 0,35

Lautstärke (in dB) Nachsprechen M = 48,91 M = 55,49 M = 60,79 p < .001 p < .001
SD = 1,12 SD = 1,92 SD = 1,59

Spontansprache M = 57,98 M = 61,51 M = 62,1 p = .034 p = .027


SD = 0,83 SD = 0,66 SD = 0,41

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8
7
Standardscores BoDys-KiD

6
5
4
3
2
1
0
–1
Atmung Stimmlage Stimm- Stimm- Artikulation Resonanz Tempo Redefluss Modulation
qualität stabilität
Norm-Median Normgrenze Standardscores Prä Standardscores Post Standardscores Follow-up

▶ Abb. 1 Darstellung der sprechmotorischen Leistungen der Probandin zum Zeitpunkt des Prä- und Post-Tests sowie des
Follow-ups.

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Die Effekte bezogen auf die Verständlichkeit bestätigen
Diskussion die Ergebnisse von Boliek und Fox [11] sowie Levy et al.
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie lassen erken- [12] und erweitern diese, da im Follow-up der Einzel-
nen, dass LSVT LOUD für die Umsetzung mit dysarthri- fallstudie zusätzlich eine signifikante Verbesserung der
schen Kindern ein sehr geeignetes Konzept darstellt, Verständlichkeit festgestellt werden konnte. Die ge-
vermutlich begründet in den wiederkehrenden Übun- fundenen Effekte hinsichtlich der Lautstärke bestäti-
gen und dem einfachen Aufbau. Die Symptomatik der gen die Ergebnisse vorheriger Studien [10–12], wobei
Probandin konnte sich, bezogen auf die überprüften Langzeiteffekte nur in der Studie von Boliek und Fox
sprechmotorischen Parameter, signifikant in den [11] zu beobachten sind.
Normbereich entwickeln. Durch den Therapiefokus Er-
höhung der Lautstärke sollen alle Subsysteme des
Sprechens trainiert und unter Annahme eines Kumula- KERNAU SSAGE N
tionseffekts positive Auswirkungen auf diese herbeige- ▪ Die vorliegende Arbeit macht auf ein bislang
führt werden [13, 14, 17]. Die Ergebnisse der Studie be- in der Forschung kaum berücksichtigtes Feld
stätigen diese theoretische Hypothese, weshalb erwar- aufmerksam und leistet hiermit einen ersten
tet wird, dass auch dysarthrische Kinder mit anderen Beitrag im Bereich der Therapie kindlicher
Störungsschwerpunkten von der Intervention profitie- Dysarthrien in Deutschland.
ren. Bislang durchgeführte Untersuchungen in diesem ▪ Zukünftige Studien sollten die als sinnvoll und
Bereich bestätigen diese Annahme [10–12]. notwendig beschriebenen Adaptionen in den
Blick nehmen und prüfen, inwieweit diese auch
Die außerordentlichen Veränderungen im Bereich der auf andere dysarthrische Kinder zutreffen, bzw.
Modulation können durch die physiologischen Zusam- wie diese erweitert werden müssen.
menhänge begründet werden. Das prosodische Muster ▪ Beeinträchtigungen der Verständlichkeit wirken
des Sprechens wird aus dem Zusammenspiel der 3 sich auf die Bereiche Aktivität und Teilhabe aus.
Funktionskreise Respiration, Phonation und Artikula- Im Fall der Probandin kann hierüber keine ein-
tion bedingt [1]. Da alle 3 Bereiche von LSVT LOUD pro- deutige Aussage getroffen werden, da keine
fitieren, kann hieraus eine Einflussnahme auf die Modu- zusätzlichen operationalisierbaren Verfahren
lation geschlussfolgert werden. Die Auswirkungen der (z. B. Fragebögen) eingesetzt wurden. Weitere
Behandlung auf die Bereiche Aktivität und Teilhabe Untersuchungen sollten diesen Aspekt unbe-
wurden nicht überprüft. Auf Basis der signifikanten Er- dingt erfassen.
gebnisse wird allerdings von einer Verbesserung der ▪ Für die Zukunft wären Folgestudien, die eine
Kommunikationsfähigkeit der Probandin ausgegangen. größere Stichprobe miteinbeziehen wün-
schenswert, um adäquate Behandlungsmög-
Da sowohl Fox und Boliek [10, 11] als auch Levy et al. lichkeiten für die rund 50 000 von Dysarthrie
[12] die Aspekte Verständlichkeit und Lautstärke in betroffenen Kinder und Jugendlichen in
ihren Untersuchungen berücksichtigen, können Über- Deutschland zu evaluieren [1].
einstimmungen zu diesen Studien festgestellt werden.

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Schwerpunktthema

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E-Mail: eam.arnold@web.de html
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