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„Sag mal was“

Frühe Sprachförderung zu Hause


Anke Buschmann

Sprache - Schlüssel fürs Leben, 9.11.2011 in Lemgo


Gliederung

1. Ausgangspunkt: Kinder, die spät anfangen zu sprechen

2. Konzept des Heidelberger Elterntrainings

3. Evaluationsstudie

4. Implementierung des Programms in der Praxis

5. Weiterentwicklungen des HET

© 2011 Anke Buschmann


1. Ausgangspunkt

Kinder, die spät anfangen zu sprechen


• Erste Wörter nach dem 18. LM
• Sehr langsame Zunahme neuer Wörter
• Phasen des Stillstands
• Verständigung über „äh“, „da“ + zeigen und kindersprachliche
Äußerungen „brumm-brumm“ für Auto oder „ato“
• Kein Wortschatzspurt mit 18 bis 24 LM
• Mit 2 Jahren nur wenige verständliche Einzelwörter

Late Talkers
KEINE 50 WÖRTER mit 24 Monaten
bei ansonsten altersentsprechender Entwicklung

© 2011 Anke Buschmann


24 Mon.
1. Ausgangspunkt

Was wird aus diesen Kindern?


Late Talkers
36 Mon.

66 % sprachliche Defizite 33 % Aufholer

33 % massive sprachliche Defizite 33 % sprachliche Schwächen

v. Suchodoletz, 2004; Sachse, 2007

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1. Ausgangspunkt

Aus Perspektive des Kindes ...

Frühintervention

• Erleichterung des Spracherwerbs


• Vermeidung von Sekundärstörungen

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1. Ausgangspunkt

Aus Perspektive der Eltern ...

Wenn das Kind nicht altersgemäß zu sprechen beginnt ...


! fragen sich Eltern, woran dies liegen könnte
! sind verunsichert
! fühlen sich schuldig
! machen sich Sorgen

! suchen Rat beim Kinderarzt

! werden oft vertröstet „Wait-and-See“

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1. Ausgangspunkt

! sind manchmal auch „genervt


! verändern ihr sprachliches Verhalten dem Kind gegenüber
! neigen zu eher weniger sprachförderlichen Verhaltensweisen

„Sag
doch
Zum Beispiel: mal
Kek
nehmen sie dem Kind das Sprechen ab s“
fordern es zum Nachsprechen auf
tun so, als würden sie es nicht verstehen
reduzieren ihr sprachliches Angebot

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1. Ausgangspunkt

© 2011 Anke Buschmann


1. Ausgangspunkt

Negative Rückkopplung
Kind verfügt über Verunsicherung der
geringen aktiven Bezugspersonen im
Wortschatz sprachlichen Umgang

Reduktion der poten- Tendenz zu eher


ziellen Sprachförder- ungünstigem
möglichkeiten Interaktionsverhalten

Reduktion der
Kommunikations- und
Sprechfreude beim Kind
Geändert nach Buschmann, 2011

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1. Ausgangspunkt

Interaktionstraining zur Optimierung der Interaktion


und Kommunikation mit dem Kind

„Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung“


(Buschmann, 2011)

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2. Konzept

2. Konzept „Heidelberger Elterntraining“

Systematisches sprachbasiertes Interaktionstraining

Anleitung der Eltern zu alltagsintegrierter Sprachförderung

Interaktives Arbeiten, Videosupervision

Die Eltern sollen handlungskompetent im Umgang mit


ihrem sprachverzögerten Kind werden!

Kompetenz der Eltern nutzen


Wertschätzung als Basis der Zusammenarbeit

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2. Konzept

Ziele beim Kind

! Kommunikations- und Sprechfreude wecken


! Rasche Wortschatzerweiterung
! Einstieg in das grammatische System

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2. Konzept

Rahmenbedingungen

! Bezugspersonen von ein- oder mehrsprachigen Kindern

! Kinder mit verzögerter Sprachentwicklung


U7 (Einsatz SBE-2-KT, von Suchodoletz & Sachse)
! Sprachdiagnostik (insbes. Sprachverständnis), Hörprüfung

! Anleitung in Kleingruppe von max. 10 Personen

! Ohne Kinder

! 7 Termine mit je 3 UE von 45 min Dauer

! 1 Nachschulungstermin nach 6 Monaten

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3. Evaluation

3. Evaluationsstudie

seit 2004 randomisiert kontrollierte Evaluationsstudie


am Sozialpädiatrischen Zentrum, Universitätsklinikum Heidelberg

finanziert von Günter-Reimann-Dubbers-Stiftung

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3. Evaluation

Studiendesign
U7 (ELFRA-2)

Eingangsdiagnostik (Sprache, Kognition, Pädaudiologie)

Elterntraining Wartegruppe

Nachuntersuchung I (3 Mon. nach Intervention)

Nachuntersuchung II (9 Mon. nach Intervention)


Logopädie, wenn nötig
Nachuntersuchung III (2 Jahre nach Intervention)

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3. Evaluation

Stichprobe

Expressive Sprachentwicklungsverzögerung n=47


24 Kinder in Trainingsgruppe, 23 Kinder in Wartegruppe

! 24-27 Monate alte Kinder


! 60% Jungen
! 60% zweit-, dritt- oder viertgeborene Kinder
! Schulbildung der Mütter: niedrig bis hoch mit einem
Schwerpunkt im mittleren und oberen Bereich
! 47% positive Familienanamnese
! ELFRA 2: im Mittel 16 Wörter
! Altersentsprechende nonverbal kognitive Entwicklung

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3. Evaluation

Stichprobe

Keine Unterschiede zwischen Trainings- und Wartegruppe


bezüglich soziodemografischer und sprachlicher Variablen

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3. Evaluation

Verlaufskurven Sprachproduktion

d=0.75
Signifikante Interaktion
Zeit x Gruppe p < 0.008)
d=1.03

HET

d = Effektstärke

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3. Evaluation

Wie viele Kinder sind mit 3 Jahren unauffällig ?


Standardisierte Sprachentwicklungsdiagnostik SETK 3-5

75 %

44 %

26 30
17
8

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3. Evaluation

Wie viele Kinder sind mit 4;3 Jahren unauffällig ?


Standardisierte Sprachentwicklungsdiagnostik SETK 3-5, AWST-R

83 %

65 %

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3. Evaluation

Zusammenfassung

Das Heidelberger Elterntraining ist ein


! effektives
! ökonomisches
! gut praktikables
Gruppenkonzept für Eltern von Kindern mit verzögerter
Sprachentwicklung.

Die Aufholerrate kann deutlich gesteigert werden.

Die Chancen für eine unauffällige soziale, emotionale und


kognitive Entwicklung steigen.

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4. Praxis

4. Implementierung in der Praxis

! Anwendung durch zertifizierte Fachleute (Logopäden,


Sprachheilpädagogen, Psychologen, Ärzte)
! Dreistufige zertifizierte Ausbildung
! Angebot in zahlreichen SPZ´s, Pädaudiologien,
Sprachtherapeutischen Praxen in Deutschland, Österreich
und Schweiz

Liste zertifizierter Fachpersonen im Internet


www.fruehinterventionszentrum.de

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4. Praxis

Familien mit Migrationshintergrund?

1. Früherkennung einer Sprachentwicklungsverzögerung


noch relativ leicht möglich, z.B. durch den Einsatz von
Elternfragebögen z.B. SBE-2-KT

2. Elternberatung, damit diese ihr Kind beim Erlernen der


Muttersprache unterstützen können!

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Merkblätter für
kinderärztliche Praxis
Weitere Sprachen:
• Albanisch
• Arabisch
• Englisch
• Italienisch
• Kroatisch
• Polnisch
• Russisch
• Serbisch
• Spanisch
• Türkisch
Kostenloser Download unter:
www.kinderaerztliche-praxis.de/
merkblaetter

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5. Weiterentwicklungen

5. Weiterentwicklungen des HET

ELMAR - Elterntraining für mehrsprachig


aufwachsende Kinder mit Rückstand in der
Sprachentwicklung
Buschmann & Bockmann, Sprache-Stimme-Gehör 2012)

HIT - Heidelberger Interaktionstraining für


pädagogisches Fachpersonal
Alltagsintegrierte Sprachförderung in Kitas
Buschmann, Jooss, Simon & Sachse L.O.G.O.S., 2010
Buschmann & Jooss, Verhaltenstherapie & psychosoziale Praxis, 2011

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5. Weiterentwicklungen

5. Weiterentwicklungen des HET

Heidelberger Elterntraining zur Kommunikations-


und Sprachanbahnung bei Kindern mit globaler
Entwicklungsstörung
Buschmann & Jooss, Frühförderung Interdisziplinär, 2010
Buschmann & Jooss, Trainermanual, Elsevier, 2012

TASK - Interaktionstraining für Eltern autistischer


Kinder zur Entwicklung von Sprache und
Kommunikation
Ullrich, Fröhlich, Jooss, Noterdeame & Buschmann, Frühförderung
Interdisziplinär, 20102

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5. Weiterentwicklungen

Effektivität HIT in der Krippe bei Late Talkers

Signifikante Interaktion
Zeit x Gruppe p<0.05

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buschmann @fruehinterventionszentrum.de

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