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Franke, Ulrike – Artikulationstherapie bei Vorschulkindern

1 Zur Diagnostik

1.1 Tests
1.1.1 Verschiedene Tests zur Lautüberprüfung
Bilderbenennen
Wörter benennnen
Phrasen nachsprechen
Wörter nachsrpechen

1.1.2 Allgemeine Überlegungen


=> Überblick über Artikulationsfähigkeit
Spontanes Sprechen > Nachsprechen;
Komplexität von Silbenzahl, Ko (?) und Syntax erhöhen Fehleranzahl,
Alltäglich vs Prüfung

phonologische Störung vs phonetische Störung → Entstehen neuer Tests


+ obligatorisch: HNO/Phoniatrie + Hörbefunde
Zahnstatus und Kiefer

Zungenstoß → Sigmatismus Interdentalis als Sekundärsymptom


→ Myofunktionelle Therapie nach Garliner

Differenzierungsprobe bei Vorschulkindern

Psychodiagnostik, Neuropädiatrie

1.2 Terminologische Fragen


Deutschsprachiger Raum
a) Dyslalie, Stammeln
b) Artikulations-/Sprechstörung
globaler Dysarthrie / Dysglossie
Angloamerikanischer Raum
Aussprachefehler: im Wort
Artikulatoinsfehler: generell
nicht bildbar

drei Grundformen der Dyslalie


1) Auslassen des Lautes (Elision, Omission, Magilalie)
2) Ersetzung (Paralalie)
3) Verzerrung

1.2.1 Innerhalb der Dyslalie:


1.2.1.1 a) Qualität
universell → unverständnlich
multiple → > 4 Laute betroffen/fehlend/falsch
partiell → < 4 Laute betroffen (nach Franke)
[5 Grade nach Ingram]

1.2.1.2 b) Konstanz der Fehlerbildung


1) inkonstant → mal richtig, mal falsch
2) konstant → immer falsch
3) inkonsequent → Ersetzung durch > 2 Phoneme / Distortionen

1.2.1.3 c) Ursachen (nach Franke)


- audiogen
- motorisch
- konditioniert
- funktionelle
- mechanisch
- sensorisch
- zentral

1.2.1.4 d) Jeweilig betroffene Laute


S→ Sigmatismus
l → Lamdazismus
=> 11 Fehlerarten nach griechischem Alphabet =/= Deutsch

1.2.2 Differenzierung von Dyslalien


1.2.2.1 Verzögerte Sprechentwicklung, Entwicklungsstammeln
Symptom innerhalb allgemeiner kindlichen Reifungsverzögerung → Vereinfachung der Sprache

1.2.2.2 Artikulationsstörung, Sprechstörung


Laute verstammelt, unabhängig von Schwierigkeitsgrad
→ Ursachen: organisch, funktionell

1.2.2.3 Distorsionen
Verzerrungen von Lauten
Sigmatismus
bleibt bestehen

1.3 Fehleranalyse
Benötigt: Fehlererkennungssystem
a) Störungsmechanismus
b) Ursache
c) Hinweis auf Therapie
1) Analytische Betrachtungsweise
2) Übergreifende Sichtweise→ Regeln die hinter der Störung liegen, psychologische Analyse

1.3.1 Ansatz a – phonetische Analyse


= Grundgerüst der Fehleranalyse
Lautprüftest
Phoneminventar
a) vorhandene Laute
b) Auslassung, Ersetzung, Verzerrung
Analyse der Stellung des Lautes:
a) initial
b) medial
c) Final
Therapieansätze: Scripture / Jacobsen, McGinnis, McDonald, Wullf
1.3.2 Ansatz b – Analyse distinktiver Fehlermerkmale
Aus generativer Phonologie
Annahme: Phonemerwerb durch Unterscheidung distinktiver Merkmale
→ Hinweis auf Störungssystem → Gemeinsamkeiten / Gesetzmäßigkeiten betroffener Laute
/s/ zu /f/ - Reibung, Stimmlosigkeit stimmt, aber Artikulationszone verlagert
/s/ zu /g/ - Reibung, Stimmlosigkeit falsch, und Artikulationszone verlagert
Therapieansatz: Ingram, Weiner, Telage, Blanche et al, von Riper, Singh et al, Menguk, Winitz

1.3.3 Ansatz c – kinetische Analyse


Lautbestand und Lautbildungsfehler
Tonusstörung, Zungenstoß…
Therapieansatz: Stinchfield-Hawk, McDonald, McGinnis

1.3.4 Ansatz d – Analyse der Lautdiskrimination


Bedeutungstragende Laute = Voraussetzung für Bildung
Therapieansatz: van Riper

1.3.5 Ansatz e – Psychologische Analyse


Zusammenhang zwischen Symptom und Persönlichkeit / Umwelt
Therapieansatz: Dreher, Backus/Beasley/Jernberg
→ Elterberatung, Gelegenheit zum Spielen → Autonomie

1.4 Das Kind als Person


Wechselseitige Beeinflussung zw Kind und Therapeut
Rahmenbedingungen: Zeitpunkt der Threapie, Therapiemethode, Dauer, Einzel/Gruppentherapie,
Therapiematerial, Allgemeine und spezielle Ziele, Einbezug weiterer Maßnahmen
Reifung: kann das Kind wachsen? Bewältigung von Schwierigkeiten

2 Zur Indikation
Beispiele: sechs stammelnde Kinder

3 Theoretische Ansätze zur Therapie


Verschiedene Ursachen, Schweregrade und Erscheinungsformen → verschiedene Therapieansätze

3.1 Phonologische Störungen


USA: Mitte 70er, nebe a) motorischen Störugen auch b) linguistische phonologische Störung →
kognitiv
Masterson 1993: häufigste Fehlerquellen 1) Motorik 2) Konzeptuelle Schwierigkeiten →
Voraussetzung: intakte Wahrnehmung

3.1.1 die Entwicklung der Phonologie


Langwieriges Annähern an korrekter Aussprache der Muttersprache
Wahrnehmung wichtig
Forschung: Unterscheidung zwischen /p/ und /b/ bei 0;1, /s/ und /z/ bei >1;0 Entwicklung bis zum
Schuleintritt => Schallleitungsschwerhörigkeit

3.1.2 Phonologische Prozesse


Systematische Vereinfachungen
a) normales Auftreten: Luf(t)ballon
b) dialektal
bei jedem Kind feststellbar: Regel aufstellen und revidieren
pathologisch vs normal:
1) gleiche Prozesse, jedoch verzögert
2) ungewöhnliche Prozesse
→ keine deutschen Normwerte

3.1.3 Diagnostik bei phonologischen Störungen


3.1.3.1 Bisherige Analysemethoden
1) Beschreibende Analyse: welche Laute → Überblick
2) Analyse der Irrtumsart:
- Artikulationsort
- stimmhaft / stimmlos
- Artikulationsart

3.1.3.2 Phonologische Prozessanalyse


Systematische Analyse statt nur der Lautebene

3.1.3.2.1 Silbenstrukturprozesse
Auslassung: unbetonter Silben, finaler Konsonanten
Vereinfachung mehrsilbiger Wörter
Reduplikation
Reduktion von Konsonantenverbindungen
3.1.3.2.2 Harmonisierungsprozesse
Labialassimilation
Velarassimilation
prävokalische Stimmgebung

3.1.3.2.3 Substitutionsprozesse
Alveolarisierung
Velarisierung
Labialisierung
Plosivierung
(Af)Frikatisierung

3.2 Phonologisches Wissen und Generalisierung


Generalisierung von wenigen Wörtern auf Regeln
→ kurzzeitige Übergeneralisierung von Laut (Suppe→ Schuppe)
Zeit zur Überprüfung und Umlernen nötig
80er: Relatives phonologisches Wissen
kennzeichnend für Generalisierung → Verwendung =^= höheres Wissen
Generalisierung von geringem Wissen zu Bereich höheren Wissens
auf schwierigere Prozesse wird nicht generalisiert
→ besonders wichtig bei stark unverständlichen Kindern → Frustration und Sekundarreaktionen →
Verhaltensauffälligkeiten

3.3 Therapiemethoden und ihre Effektivität


Minimalpaare → Unterscheidung an Hand eines Phonems
Erkennen von inkorrektrer Regel → Ersetzung durch korrekte Regel → Generalisierung auf nicht-
geübte Wörter
1991: Studie aus zwei Kindern
a) Voraussetzung: motorische Bildungsfähigkeit
b) Minimalpaare mit unbekannten Wörtern
c) keine Generalisierung → auswendig gelernt statt Regelerkennung + kein Zusammenbruch der
Kommunikation
d) hörbarer Kontrast ohne Ziellaut
subphonemische Unterschschiede (Tyler et at 1993)
Rvachew (?) (1994): häufige korrekte Produktion des Lautes (unabhängig vom Kontrast) →
prototypisches Stimuli → korrekte innere Repräsentation (linguistisch)

3.4 Das zyklische phonologische Training (nach Hodson)


Auditive Bombardierung in Therapie und zuHause → keine Überartikulierung und Sprachverstärker
und Kopfhörer
1. Zyklus: begrenzter Zeitraum für jeden Laut
2. Zyklus: Lerneffekt in Pause
Material: 3-10 Wörter: phonetische faszilitierende Umgebung
Reihenfolge:
a) Muster, die sich früh entwickeln sollten
b) Kontraste zwischen anterior und posterior (/k/ vs /t/)
c) Konsonantenverbindungen mit /s/
d) Liquide /l/ und /r/
Begründung: → schlechte Zuhörer, Lösungshilfen von kinästhetischen Mustern
Unterschiedliche Therapieansätze
90er USA: verschiedene Logopäden planen Jungen Matthew (??) => sehr verschiedene Konzepte
flexible Behandlung → linguistisch und motorisch
Minimalpaare =/= Allheilmittel

4 Therapieansätze
4.1 Der phonetische Anatz nach Scripture und Jackson
Artikulationsstellung, Atmung, Stimmgebung
Hilfsmittel: Spiegel, Spachtel, Zeichnungen, Abbildungen
10 Gebote
Bemerkung: stark durchstrukturiert, auditives unberücksichtigt, starke Betonung motorisch und
kinästhetisch, kein spielerischer Aspekt

4.2 Der moto-kinästhetische Ansatz nach Stinchfield-Hawk


und Young
Artikulationsbewegung → durch Stimulation und Manipulation angebahnt und gefestig
Therapeut spricht Laut und Mundvorbild
psychologisch-therapeutisch → genaue Information über Verlauf und Vorgänge
Bemerkung: passive zu aktiver Bildung? Besonders für Kinder und Erwachsene mit neurologischen
Störungen (Zerebralparese)

4.3 Hörtraining und progressive Lautannäherung nach von


Riper
Erkenntnis der eigenen Störung und Bereitschaft zur Mithilfe
Ausschluss verursachender Faktoren
Lautkorrektur:
a) Identifikation des falschen und des korrekten Lautes
b) Abfühlen und Vergleichen des eigenen Lautes mit dem Standardlaut
c) Lautproduktion wird so lange verändert/angenähert bis Standardlaut gebildet ist
d) Stabilisierung und Gewöhnung an die neue Art des Sprechens
→ anfangs isoliert: Konzentration auf kinästhetische und auditive Merkmale; dann Silben, Worte,
Sätze
→ Laut mit meisten Schlüsselwörtern zuerst
Bemerkungen: Einbezug visueller und auditiver Stimuli, nicht alle Stufen auf allen Ebenen gleich
gründlich notwendig

4.4 Die Gruppentherapie nach Backus und Beasley


Psychotherapeutischer Effekt → Reduktion von Sprechangst
Übertragung von isoliert zu kommunikativ (rasch)
Einzelsetting → Theraplay (Jernberg 1987)
Bemerkung: kein Wahrnehmungsbereich, Modell: Therapeut und Gruppenmitgleider

4.5 Der sensomotorische Ansatz nach McDonald


Anteile: Phonologie, Phonetik und Linguistik
phonetischer Kontext
Pat muss lernen sich zu korrigieren,
Übungen: Silbe → Wort → Satz
primär: korrekte Artikulationsmuster → Imitation der phonetischen Stimuli, kinästhetische und
taktile Empfindungen
sekundär: Auditives
Bemerkung: kein Kommunikationsverhalten, viel Imitation → Motivation?, engmaschig und streng
4.6 Die Feedback-Therapie nach Mysak
Sprachvorgang in 10 Funktionen, davon vier wichtige:
periphere Wahrnehmungsorgang
zentrale Dekodierung
=> Hören, Erspüren und Bestimmung des inkorrekten Lautes → akustische, visuelle, taktile
Stimulation
Output Koordination
Feedback-System
=> Annäherung und Produktion des korrekten Lautes → Eigenkontrolle
Bemerkung: direktives Vorgehen, freie Wahl: Material und Setting, seelische Verfassung
unberücksichtigt

4.7 Der phonologische Ansatz nach Ingram


Diagnostik
Prozesse statt Einzellaute → umerworbene Merkmale als Therapieinhalt
Beseitigung phonetische Stabilität und Auflösung der kindlichen Homophonie: Minimalpaare und
Minimalkontrast
Bemerkung: besonders für inkonsequent und inkonstant → ganze Lautgruppen, Form des Spieles
möglich, festgelegte Diagnostik

4.8 Die Assoziationsmethode nach McGinnis


Erarbeitung einzelner Laute in phonetisch bestimmter Reihenfolge: Silbe, Wort, Satz
Hilfe: auditiv, visuell, graphomotorisch
fünf Prinzipien:
1) Aufbau folgt phonetischem Ansatz
2) genaue Artikulation des Lautes
3) Verbindung der genauen Artikulation und entsprechendes Schriftsymbol
4) Sich ausdrücken = Grundlage und Ziel
5) Sensomotorische Assoziation wird gefordert
Bemerkung: für schwer sprachgestörte Kinder (inkl. Wahrnehmungs und
Konzentrationsproblemem), inkl: zentral auditiv und zentral expressiv, Lernbehinderung

4.9 Die Hörimitationsmethode nach Wulff


Phonetischer Ansatz: „Mitlautübungen“
a) Einzellaute
b) Konsonantenhäufungen
1) Mund- und Zungenmotorik
2) Primitive Sprechformen → wachsende Komplexität bis zu Zungenbrecher
Bemerkung: spielerische Gestaltung möglich, Ergänzung für Apraxie und Sinnerbehinderung

4.10 Der globale Ansatz nach Gugelmann und Gugelmann


Zerlegung des Sprechens in Einzelkomponenten:
1) Motorik (größter)
2) Kinästhetik (größter)
3) psy-motorisch
4) kognitiv
5) affektiv
6) Sinnesbereiche
=> Lauterwerb: Hörübung, Differenzierungsübung, Ableitung/passiv, Mund- und Zungenfunktion –
Spiel und Übung
Bemerkung: viele Bereiche, große Freiheit, Einzel und Gruppen

4.11 Die Entwicklungsdyspraxistherapie nach Eisenson


Normales Gehör, gutes Sprachverständnis
Dyspraxie: keine Kontrolle und Koordination der Sprechorgane
visuelle Modalität als Hilfe zur Imitation
Reihenfolge der normalen Entwicklung entsprechend
Bemerkung: Dyspraxie, keine spielerischen Elemente = arbeiten, Motivation?

5 Didaktische und psychologische Anmerkungen


5.1 Die kindlichen Interessenlagen berücksichtigen
Selbstverständlichkeit vs Routine und Übungshefte mit Lernzielen
Anpassung an Kind = Variationen der Threapie → Spielfiguern, Namen aus dem Leben
(Geschwister) → affektive Färbung
5-6a → Schuleintritt: Hausaufgaben, Schulweg
eigenes Spielzeug und Ideen des Kindes → Transfer

5.2 Das Spiel und das Übungsmaterial


Material: Kriterien und Aufgaben
Kindgerecht: motorisch, kognitiv, sensorisch
hygienisch und pflegeleicht: lasiert, mit Pappe verstärkt und foliert
Spiel und Übungsmaterial: Anreiz zu Handlungen und Manipulationen
→ ansprechend für Kind
Umgang: wenn Konzentration schwer: wenig Material besser
Langeweile: Vorsicht vor gegenseitig verstärkendem Unwillen: Beziehungsbelastung
Erklärung → Einsicht? Kooperation des Kindes

5.3 Spielregeln
a) Erwachsene vermitteln Kindern Regeln
b) Kinder vermitteln Kindern Regeln
in Gruppen leichter Regeln zu befolgen
möglichst einfach, probehandelnd, adäquater Schweregrad
schwer und leicht: ? Verändern und Gedanken mitteilen
Ausnahme: a) Erfolgserlebnisse nötig b) Verwirrung, Überforderung, Frustration
zu schwierig beibehalten: a) als Herausforderung, b) kurzes oder verkürztes Spiel c) negativ
verbucht, aber Gesicht bewahrt (durch Schummeln)

5.4 Das spannende Spiel


Spannungsgleichgewicht: Vorteile werden ausgeglichen
entsprechende Spielregeln:
Wettbewerb: Leistungen vergleichen
Wettkampf: Gewinner und Verlierer
Spannung = Außenreiz vs Innenreiz: Selbstwahrnehmung
Umstrukturierung des Spiels: spannungsfreie und spannungsreiche Phase (mit Signalen wie
Startschuss)

5.5 Selbstbelohnung und Selbstkontrolle


Unnatürlichkeit des Lobens und Bekräftigens: Wirkungsverlust und bei Entfall: Unsicherheit
stattdessen: Vertrauen in das Kind
Anpassung an kindliche Leistungsmaßstäbe → Selbstbeurteilung anregen → Steigerung
Selbstvertrauen und Urteilsvermögen
Van Riper: Feste Integration der Selbstkontrolle und Selbstbelohnung
(!) bedachtes Anwenden bei sprachängstlichen Kindern
Spiele: Aufbau enthält Belohnung durch Ablauf

5.6 Pausen und Transparenz in der Therapie


Möglichkeit des Spannungsabbaus durch Bewegung und lustbetonte Handlungen → definierte
Pausen, ausdrücklich initiiert
Übersicht: durch Muggelsteine pro Übungsschritt, geordnete Materialien
Mitbestimmung: erhöht Motivation, a) Reihenfolge, b) Transparenz des Leistungsstandards
„Sprechthermometer“ (van Riper)
Kind = ernst zu nehmender Arbeitspartern → Abmachungen nud Arbeitsverträge mit Rechten und
Pflichten

5.7 Direktes und indirektes Übung


Direkt: Fähigkeit durch unmittelbares Üben
Indirekt: Informationserwerb nebenbei
> 5a direkt möglich, < 5a Spiele und Rollen
Kombination: Übungen mit Rahmen, dürres Gerüst: Einbezug und Ablenkung
Spiel heraussuchen lassen und Übungsziele einbauen

5.8 Die Leistungsgrenze


Frustration (Ermutigen) und Resignation = kontraproduktiv
Sprechangst: lange auditive Phase → Stottern

5.9 Überlegungen zum Transfer


Therapie → Alltag =^= Generalisierung
Unterschiede:
a) Fehlende Fremdkorrektur → Eigen/Selbstbeurteilung und -korrektur
b) Geringere Aufmerksamkeit gegenüber Artikulation: Automatisierung
c) Fehlende Hilfsstellung (Erinnerung)
Elter übernehmen häufig Funktionen a, b, c
Inwieweit kann Transfer geübt werden?
a) Voraussetzungen: hohes Maß an Automatisierung → nicht nur Substantive, Verbesserung der
Selbstkorrektur mittels auditiver Diskrimination
b) Übung nahe am Alltag: Ablenken der konzentration durch Zeit und emotion
Material: Geschichten und Beschreibungen, Rollenspiele
c) Elterneinweisung: Signale der Korrektur und Verstärkung guter Leistung, Symbole: Erinnerung
an korrekte Artikulation (Klebepunkte, Bändchen)

5.10 Die Eltern


Eltern asl Ko-Therapeuten: Groß der Literatur: organische Herangehensweise =^= viel Wiederhlung
vs soziale und psychische Einbindung: Abwälzung auf Therapeuten/Eltern
Kindliches Lerntempo: Artikulation eng an physiologische und psychologische Entwicklung
angebunden
mit Entwicklungsprozess rechnen: Schubs und Weiterentwicklung
Entlasten von Therapeut und Eltern
verzögerte Reifung vs Stammeln als Folge psychischer und sozialer Ursachen → Eltern als
(Mit)Verursacher → Betrachten der individuellen Situation
belastete Eltern/Kind Beziehung: Stärkung beider Seiten
Problem: Therapeut identifiziert nur mit Kind
Logopädie als Reparatur a) Überlastung des Therapeuten b) ElternKind Beziehung →
gesprächstherapeutische Intervention

5.11 Unterschiedliche therapeutische Einstellungen


Einflüsse: Persönlichkeit, Weltbild, Ausbildung, Umstände: Zeitdruck und Arbeitsweg, Kind:
Persönlichkeit, Alter, Störung
Bsp. Von unterschiedlichen Therapeuten

6 Praxis der Artikulationstherapie


Modelle der Dyslalietherapie (Shriberg)

Form Beschreibung Beispiel Anwendungsbereich


Übung Reiz-Reaktionsmodell, Vor- und Erwachsene und
Verstärkung der richtigen nachsprechen Jugendliche, evtl.
Antworten durch Therapeut: Mundmotorik;
Betonung aufs sprechen Lautanbahnung
Übungsspiel Wie oben, nur: Kind führt Lottokarten Schulkinder; Festlegung
begleitende Spielhandlung aus umdrehen motorischer Muster,
Hörübungen
Strukturiertes Wie Übungsspiel, nur: reiz- Der Räuber und der Vorschulkinder, Festigung
Spiel Reaktion in längere Spielfolge Hund der Lautmuster,
eingebettet, Verstärkung nach Generalisierung und
Bedarf / Teil vom Spiel transfer
Spiel Erscheint dem Kind als reines Korrektives Kleinere stammelnde oder
Spiel, Sprechstimulation und Feedback (Wyatt) stotternde Sammler,
Feedback auf das Sprechen → Transfertherapie
Spielemente
6.1 Fallbeispiel: Eine Sigmatismusgruppe

6.2 Die Myofunktionelle Therapie (MFT)


Historie:
1912- Berndsen nennt B.E. Lischer als Begründer: Muskelbalance in Kau-, Schluck-,
Gesichtsaktivität
Wechselwirkungen zu Kauen, Schlucken, Atmen, Haltung, Mimik und Sprechen

6.2.1 a) Ursachen:
neurologische Störungen und Erkrankungen (morbus down, Cerebralparesen, Dysarthrien)
Gesichtsmissbildungen (LKG-Spalte)
Flaschenernährung → keine Saugfkt wie bei Brust
starker Milchfluss → keine Saugfkt
Orale Habits: zwischen physciologisch + pathologisch
Saugen: Sättigun + Lust; Aufgabe mit 4-5a, Regression nur bei Angst / Müdigkeit kurzfristig
verzögerte neuromuskuläre Entwicklung: habituell offener Mund, Tonus runter, Beugehaltung:
kompensatorischer Mundschluss durch Habits

6.2.2 b) Der normale Schluckvorgang


beteiligte Muskeln: äußere Zungenmuskeln [Unterkiefer, Zungenbein, Gesichtsskelett entspringend]
innere Zungenmuskeln [→ Verformung des Zungenkörpers]
Kaufmuskulatur [v.a. Masseter; Temporalis]
Mimische Muskulatur [v.a. orbicularis orbis]
Mundbodenmuskulatur

+ Ruhealge der Zunge: geschlossene Lippen, Zungenspitze → papilla inzisiva


+ Korrekter Schluckvorgang: 2000 Schluckakte / Tag, Druck der Zunge: 1 – 3.5 kg
- falscher Schluckvorgang: Ungleichgewicht, nach vorne drückend, Zunge nicht hebend,
Kompensatorisches Kinn

6.2.3 c) Erscheinungsbild der Myofunktionellen Störung


Wechselwirkungen statt lineare Ursache-Wirkung
Kardinalsymptom: falscher Schluckvorgang: mitbetroffen: Lippen (gerötet, verkürzt), Zunge
(Bändchen verkürzt, Zahneindruck an Rändern), begleitende Dysfunktoinen
Lautfehlbildungen: dentaler Sigmatismus, dentale Alveolarlaute, Lautersetzungen
Eingeschränkte orale Wahrnehmung: Propriozeption, mangelnde Differenzierhung
dreidimensionaler Objekte, schlechtes Lagegefühl der Zunge
Mundatmung und offener Mund: Tonsillen und Adenoide → Zunge nach vorne; hypotone Haltung,
eingeschränkte Zwerchfellfunktion
Hypersalivation: =/= vermehrte Produktion, sondern falsche Flussrichtung
Lymphödem: verringerter Abtransport der Lymphflüssigkeit → Schwellungen: Wangenschleimhaut
und unter der Augen
Kieferanomalien und Zahnfehlstellungen: Deformation des Ober und Unterkiefers, verzögerter
Durchbruch der bleibenden Zähne, skelletale Anomalien → MFT: Wechselwirkung zwischen Form
und Funktion
Störungen von Haltung, Bewegung und Koordination: enge Wechselwirkungen zw. Kiefer, Zahn
und Zunge + Wirbelsäule, Tonus und Koordinationsprobleme
Verhaltensauffälligkeiten: Aufmerksamkeit und Konzentration, Frustration und Hyperaktivität →
Dyspraxie und mangelhafte Reizfilterung und Eigenwahrnehmung

6.2.4 d) Therapieansätze
Ziel aller Ansätze: Behebung der Schluckfehlfunktion und orofaciales Gleichgewicht

6.2.4.1 MFT nach Garliner


Seit 1980er, Zielgruppe: ab 6a und Erwachsene
Verhaltenstherapeutisch: motorisches Funktionstraining:
Abbau lutschhabits, Muskelübungen (v.a. Lippen), Schlucktraining, Unterbewusstseinstraining →
Automatisierung
Ruhelage als Ausgangspunkt jeder Bewegung

6.2.4.2 orofacial Muskelfunktionstherapie (OMF) nach Clausnitzer


Abbau fehlerhafter Funktionsabläufe
Aufbau korrekter Funktionsabläufe
Verhaltenstherapeutisch: Mundschluss, Ruhelage, Wangen, Lippen

6.2.4.3 modifizierter Ansatz nach Kittel


Korrektur fehlerhaften Schluckvorgangs
orofaciales Gleichgewicht
Atmungsnormalisierung
gesamtkörperlicher Tonus
Wie Garliner: jedoch intensives Muskeltraining und Zungenübungen
6.2.4.4 Padovan (1976, 1982)
Stabilisierung des statomotorischen Fundaments
Neurofunktionelle Reorganisation: Nachholung aller Phasen der Bewegungsentwicklung
danach: direkte Behandlung der Schluckfehlfunktion (wie Garliner)
Befriedigung des Lutsch- und Kaubedürfnisses durch rhyth. Saug- und Kautraining

6.2.4.5 CRUMS (Heidelberger Gruppenkonzept für Myofunktionelle


Störungen)
Gruppe: sechs Schwerpunkte:
Spaß
orale Wahrnehmung und Artikulation
orofaciales Gleichgewicht ohne Schlucktraining
Haltung, Bewegung, Motorik
Sozialverhalten
Sprachförderung

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