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Petermann, Melzer, Rißling – Sprachdiagnostik im Kindesalter

1 Sprachentwicklung
Sprache von zentraler Bedeutung für Gesundheit
→ Grundlage der gesellschaftlichen Teilhabe
→ Schnittstelle Bildungssystem und Gesundheitssystem
späte Erkennung von Sprachstörungen; 1/3 – ¼ der Störungen erkannt
nach Einschulung erst erkannt → negativer Einfluss auf Schulentwicklung

1.1 Sprachentwicklung bis zum Ende des Grundschulalters


Sprachenwicklung
Beginn im Mutterleib Hörorgan im letzten Trimenon
→ Unterscheidung menschlicher Stimme von Lauten und zwischen
verschiedenen menschlichen Stimmen (besonders der Mutter)
Wenige Tage nach der Identifikation der Prosodie der Erstsprache, Unterscheidung von Tonhöhe,
Geburt Tondauer, Lautstärken
Erste Lebenswochen Schreien und Lächeln

Verständnis/Kommunikation
2Mo Gurren
2-5 Mo Phonotaktische und rhythmische Merkmale erkennbar
Sprachfluss in einzelne Worte = Parsing (→ später phonologische
Bewusstheit)
8-10 Monate Wortverständnis

Produktion
2 Monate Gurrlaute und Nachsprechen von Vokalen
4-6 Monate Lallphase (Laut- und Silbenwiederholungen) – Kontrolle über
Sprechwerkzeuge
~12 Monate Produktion erster Wörter

Erste Wörter

Direktes Lebensumfeld
Mapping: Ordnung lautsprachlichre Einheiten zu Bedeutungskomplexen
→ Mentales Lexikon
18-24 Monate Aktiver Wortschatz: 50 Wörter
Passiver Wortschatz: Verständnis 200-300 Wörter
24 Monate < 50 Wörter = Late Talker
36 Monate Aufholung des Rückstands der Late Talker → Late Bloomer
Lexikon – ab 50 Wörter

30 Monate (2.5a) 200-500 Wörter


→ Sprache für Handlungsziele: Aufforderungen, Verneinungen
im KiGa: täglich ~ 11 neue Wörter
60-72 monate (5a-6a) Aktiver Wortschatz: 2000 – 3000 Wörter
Passiver Wortschatz: 9000 – 14000 Wörter
Wortschatzexplosion → entwickelndes Bewusstsein → Entwicklung des
mentalen Lexikons: Ober- und Unterbegriffe, Kategorien und Relationen
typische, physiologische Fehler: Übergeneralisierung

Grammatik

24-48 Grammatikerwerb – Syntax + Morphologie


Differenzierung Inhalts- und Funktionswörter
vermehrte Produktion Adverbien und Verben → Grundlage der
Satzproduktion
Störung: lange Einwortphase
24-30 Flexionskategorien der Erstsprache: Übertragung Regelwissen
Satzklammer: Verbstellung im Deutschen
30-36 Monate (2.5 - 3 Wortebene
3a) feste Wortordnung
V2 Stellung
morphologsche Kategorien
=> Entwicklungstypische Fehler: Über/Fehlgeneralisierung: Plural,
Genus, Kasus
KiGa Variation Satzbau und Nebensätze: steigende Komplexität
theory of mind → Erkennen und Zuschreiben von Zielen und Absichten
im Handeln anderer; unterschiedliche der Eigenen → erweiterte
Perspektive → Kommunikation: Fragen und Erzählen

Verzögerte Sprachentwicklung: bis 3a nicht aufgeholt → Verschiebung auf formale Aspekte:


Phonologie und Grammatik

Ab 60 Monaten / 5a Beherrschung zentraler Strukturen der Sprache


Metasprachfähigkeiten
Weiterentwicklung bis ins Erwachsenenalter → kommunikative Aspekte

Schritftsprache in Grundschule
3a Symbole → Zuordnung und Bedeutung
Schrift und Malen: Plakate, eigenes Malen
Sprache und Schrift: Vorlesen
6a-7a Erkennen einzelner Graphem-Phonem-Zuordnungen
Segmentieren → silbenweise lesen
Leitsymptome für Spracherwerbsprobleme
A) Verzögerung
1a: verspätetes, vermindertes Lallen
2a: verminderter Wortschatz
3a: verminderte Äußerungslänge
B) Störung
4-6a: Fehler bei Syntax und Morphologie
ab6a: kurze, einfache Sätze, Probleme beim (Nach)erzählen

1.2 Besonderheiten des Mehrspracherwerbse


Erstspracherwerb: Aneignung vor 3a → simultaner bzw. doppelter Spracherwerb
Zweitspracherwerb: ab 3a
sukzessiver bilingualer Spracherwerb: nacheinander: erst „Muttersprache“, dann mit Eintritt in
Einrichtung die „Umgebungssprache“ → Interaktion – Ausbau der Fähigkeiten
Übergangssprache: Merkmale von Erst- und Zweitsprache – Inferenzen: Laute, Wörter,
grammatische Strukturen
Wortschatz: langsamer in Zweitsprache: da später in Kontakt, mehr Übergeneralisierungen
Grammatik: Erwerb morphologischer Regeln wie in Muttersprache; jedoch Unsicherheiten →
Übergangsgrammatik (Artikel, Geschlecht, Kasus, Plural)
Verb: ohne → Infinitiv → finit mit Modal / Hilfsverben → abhängig von Muttersprachregeln
Pragmatik und diskursive Fähigkeiten
Sprachungebunden, leichte Übertragung
kulturelle Unterschiede

2 Grundlagen der Sprachdiagnostik


Komplexer Tatbestand → psychometrisches Verfahren
Sprachtest: Verständnis und Produktion
Beobachtung Sprachverhalten
Elternbefragung

2.1 Sprachdiagnostik in den ersten Lebensjahren < 3a


Schwere Differenzierung zwischen normaler Variation und gestörter Entwicklung
Früherkennung : Kinderärztliche Vorsorgeuntersuchung (v.a. U6-U9)
Elterfragebögen: hohe Übereinstimmung mit standard. Tests → bei Auffälligekeit: Ergänzung durch
Test
verzögerte Sprachentwicklung =/ Störung des Spracherwerbs
normal entwickelt 50%, verspätet 50%
Ende 3a: sichere Identifikation der Störung
> 3a standardisiertes Testverfahren = Methode der Wahl
2.2 Sprachdiagnostik im Vor- und Grundschulalter
47.-62. Lebensmonat (U8+U9): zentrale Alterspanne
Entscheidung über den Therapiebedarf ~4LJ
Sprachstandserhebung im Vorschulalter (Reaktion auf PISA)
→ Migrations- und Risikokinder
→ Uneinigkeit in Deutschland über Zeitpunkt und Art der Testung
Schuleingangsuntersuchung (~5LJ) → Flächendeckende Erhebung
a) grobe Einteilung: Bedarf ja/nein
b) weiterführende Hilfe bei Arzt

2.2.1 Anamnese und Exploration


Elternexploration
aktuell vorliegende Sprech- und Sprachauffälligkeiten
komorbide Beeinträchtigung
bisherige Sprachentwicklung
Störungsverlauf
→ Meilensteine und Spracherwerbsbedingungen
Verhaltensauffälligkeiten → erhöhtes Risiko
Kontext durch allgemeine Entwicklungsdiagnostik
Sprachbereiche: Lautbildung, Wortschatz, Grammatik
Familiengeschichte für Sprachprobleme
2.2.2 Beurteilung der Aussprache
Spontansprachanalyse: verbale und nonverbale Aspekte in Spielsituationen
Auffälligkeiten: rezeptiv – keine / mangelnde Reaktion, produktiv: ungenaue Fragen → nonverbale
Techniken vermehrt
expressiv: kurze, einfache Sätze; Abläufe und Ereignisse nicht folgerichtig
fehlerhafte Lautproduktion → motorisch oder kognitiv
2.2.3 Standardisierte Sprachdiagnostik
Allgemeine Sprachtests: verschiedene Ebenen → umfassende Einschätzung
spezifische Sprachtests: differenzierte Überprüfung einzelner Ebenen
zuerst Allgemein → Problembereiche → spezifisch
2.2.4 Sprachdiagnostik im Bereich Pragmatik
Spontansprache mit unterschiedlichen Bezugspersonen: soziale Interaktion verbal und nonverbal

Beobachtungsfragen
Setzt das Kind Sprache ein, um Gefühle und Gedanken mitzuteilen und Ziele zu erreichen?
Äußert das Kind alters- und sprachentwicklungsentsprechende Wünsche, Bitte, Beschwerden,
Proteste, emotionale und körperliche Zustände und Fragen?
Kontaktaufnahme?
Unterscheidung der Sprache / Kommunikation zu anderen Kindern, fremden und vertrauten
Personen?
Wie verhält es sich im Gespräch? Blickkontakt, Take-Turn, Sprecherwechsel?
Reaktion auf Fragen, Aufforderungen, Mitteilungen?
Wieviel und wie gerne spricht das Kind?
Wie geht es mit seiner Sprachstörung um?
Wie informativ sind die Äußerungen des Kindes?

Soziometrische Verfahren
pragmatisches Profil nach Dohmen et al
2.2.5 Weiterführende Diagnostik
Störung → Einfluss auf gesellschaftliche Teilhabe

Differenzieldiagnose
Hörstörung
neurologische Erkrankung
Intelligenzminderung
tiefgreifende Entwicklungsstörungen
bestimmte emotionale Störungen (Mutismus)
Schädigung oder Fehlbildungen der Sprechwerkzeuge

Komorbide Auffälligkeiten
Aufmerksamkeitsprobleme
Expressive Verhaltensstörung
Emotionale Probleme
Fein- und Grobmotorik – Probleme
Defizite in Lesen und Schreiben

Nonverbale IQ-Diagnostik

LRS und Sprachentwicklungsstörung


etwa 50% LRS → Lautsprachdefizite
etwa 50% LRS → psych. Auffälligkeiten

Komorbide Aufmerksamkeitsstörungen

basale Defizite exekutiver Funktionen


→ Arbeitsgedächtnis

Sprache und emotionale Intelligenz


auffälliges Sozialverhalten bei Sprachstörung
a) Mobbingopfer
b) Jugendliche: Angststörungen und depressive Symptome

Familiäre Belastungen durch Sprachstörungen


Mütter: körperliche Beschwerden, Stress, Depressionswerte

2.3 Sprachdiagnostik bei Mehrsprachigkeit


Mehrsprachigkeit: kein erhöhtes Risiko, keine Verstärkung einer Störung
20-25% wachsen mehrsprachig auf
Auffälligkeiten: a) Störung b) Ausdruck Zweitsprachenerwerb → beide ähnliche Symptome
Sprachliche Kompetenzen der Erstsprache und Kontext der Störung
Gesamtwortschatz bilingualer Kinder =^= Wortschatz monolingualer Kinder → Teilwort verringert
=/= ausreichender Hinweis
bessere Einschätzung durch ganzheitliche Betrachtung → Einschätzung beider Sprachen
mangelnde Möglichkeiten wegen Sprachunkenntnis des Diagnostikers → Mangel an Verfahren

3 Methodische Anforderungen
Zentrale Gütekriterien
1) Objektivität, Reliabilität, Validität
2) Normierung, Vergleichbarkeit, Ökonomie, Nützlichkeit

3.1 Objektivität
Objektivität: verschiedene Testanwender → gleiches Ergebnis
a) Durchführungsobjektivität
b) Auswertungsobjektivität
c) Interpretationsobjektivität
=> Standardisierte Verfahren
1) Konkretheit, Attraktivität, Kindesangemessenheit
2) Klarheit für Untersucher
3) Wörtliche Formulierung sprachlicher Instruktionen
4) Sicherstellung günstiger Rahmenbedingungen
5) Umgang mit Fragen und typischen Kinderverhalten

3.2 Reliabilität
Wie genau wird das Merkmal erfasst? → Koeffizient (r) : Messgenauigkeit 0-1
a) Retest-Reliabilität
b) Paralleltest-Reliabilität
c) Testhalbierungs-Reliabilität
d) Interne Konsistenz: Alpha-Koeffizient nach Cronbach

3.3 Validität
Übereinstimmung zw. Was gemessen wird und was gemessen werden soll
a) Inhaltsvalidität: richtiges Merkmal?
b) Kriteriumsvalidität: Zusammenhang mit äußeren Kriterium
c) Konstruktvalidität: eindeutiger Bezug zw. Theoretischem Merkmal (z.B. IQ)

3.4 Normierung
Bezugssystem → Stichprobe über/unter durchschnittlich
Normdaten: max 10a alt, geschlechtsgetrennt; < 150 gerin, 150-300 mittel, > 300 hoch
3.5 Weitere Gütekriterien
Ökonomie
Relevanz
Sensitivität: wie zuverlässig wird eine Diagnose richtig identifiziert
Spezifität: wie zuverlässig wird eine unauffällige Diagnose richtig gestellt

4 Leistungsspektrum sprachdiagnostischer Verfahren


Kinderarzt: ab frühester Kindheit, regelmäßig
KiGa: Einschulungsuntersuchung: flächendeckende Sprachstandsfeststellung

4.1 Chancen und Grenzen der Sprachdiagnostik


Kompensation der Sprachdefizite durch Gestik und Mimik
in Diagnostik: nicht möglich, Auffassung von Stärken und Schwächen
Überprüfung der Wirksamkeit
standardisierte Verfahren: am Entwicklungsstand der Kinder angepasst (Material, Inhalt)
Dauer 15-45 min
zuverlässige Einschätzung des Sprachstandes
! Variabilität der Sprachentwicklung bedenken

4.2 Abgrenzung von Normalität, Verzögerung und Störung


Gleiche Meilensteine vs individueller Spracherwerb
Sprachentwicklungsverzögerung: bis 36LM=3a → Abweichungen von mind 6 Monaten
Sprachentwicklungsstörung: ab 36 LM=3a → zeitliche und inhaltliche Abweichung der Norm
Bereiche der Auffälligkeiten
Prosodie
Phonetik und Phonologie
Lexikon und Semantik
Morphologie und Syntax
pragmatisch kommunikative Fähigkeiten

Abgrenzung
umschriebene Sprachentwicklungsstörungen
andere Störungen des Sprech- und Spracherwerbs (Aphasien im Kindesalter)
Sprachentwicklungsstörungen im Zusammenhang mit Komorbiditäten (Hörstörung, genetische
Erkrankungen)

Umgebungsbedingte Sprachauffälligkeiten
mangelnde Anregung, unzureichende Vorbilder (Input)
Mehrsprachigkeit

Sprachförderung
in Bildungseinrichtungen → alltagsintegrierte Maßnahmen
kindlicher Wortschatz
Korrektur- und Modellierungstechniken
=> pädagogishe Fachkräfte: Programme mit Anmalen und dialogisches Bilderbuchlesen

Sprachtherapie
Einzelfall
umfassende Indikationsstellung
Kind und Eltern einbezogen
Bezug zwischen sprachlicher Äußerung und Bedeutung
strukturierte Ansätze: heilpädagogische lerntheoretische Ansätze: Lernen am Modell
vs naturalistische Ansätze: natürliche Kommunikationssituationen → Aktivierung vorhandener
Erwerbsmechanismen

5 Sprachentwicklungsstörungen
Prävalenz: ICD-10 Definition: 5-8%, männlich 2-3 mal so häufig betroffen
ohne Therapie → Bestehen bis ins Erwachsenenalter

5.1 Abgrenzung zwischen primärer und sekundärer


Sprachstörungen
Primär
Ausschluss von sekundär = andere Erkrankung der psychosozialen Umstände
Sekundär
Neuronale Störungen
Intelligenzminderung und psychische Störungen (Mutismus)
periphere und zentrale Hörstörung
soziale Vernachlässigung

=> umschriebene Entwicklungsstörung des Sprechens und der Sprache


- hohe Variabilität
- Abhängigkeit vom Alter
- psychosoziale, kognitive und emotionale Folgeschäden

5.2 Symptomatik der Sprachentwicklungsstörung


Sprachdefizite auf einzelnen Ebenen und in Kombination
Symptome abhängig von Sprache und Kultur (V2 im Deutschen)
Mehrsprachigkeeit:
physio- oder pathologische Entwicklung?

5.2.1 Phonetisch-phonologische Ebene


Phonetische Störungen: Fehlbildung der Laute ohne Bedeutungsunterschied
→ Ursachen: mangelnde Mundmotorik (Spannung, Tonus), periphere Hörprobleme, falsch
erworbene Artikulationsmuster
Phonologische Störungen: Fehlbildung der Laute mit Bedeutungsunterschied
→ Ursachen: periphere Hörstörungen, zentral-auditive Verarbeitungsstörungen, genetische
Disposition
Gleichzeitiges Auftreten, generell gut behandelbar

5.2.2 Lexikalisch-semantische Ebene


Aktiver, passiver Wortschatz
Quantitativ
a) Wortfindungsschwierigkeiten → Prädikatur für schlechtes Lesesinnverständnis
b) Verlangsamte Entwicklung des Wortschatzes
Qualitativ
a) unzureichende hierarchische Organisation des Lexikons: Nomen und Verben
b) Basisbegriffe, weniger abstrakte Begriffe

Floskeln und Passe-partout Wörter: „Sachen“ „Dings“ und unspezifisches Antwortverhalten

5.2.3 Morphologisch-syntaktische Ebene


Dysgrammatismus: morphologische Regeln (Kasus, Tempus, S-V-Kongruenz, Plural)
Leitsymptom: syntaktische Regeln (V2)

Auffälligkeiten in KiGa
Auslassen obligatorischer Satzteile
Wortstellung schlecht
Morphologie schlecht
Äußerungslänge schlecht
kaum Fragen oder Nebensätze
Auffälligkeiten im Vorschulalter
Metasprache schlecht→ kein Regelwissen
V2-Flexion schlecht
Sprachverständnis schlecht
Verstehen und Produzieren der W-Fragen schlecht
Auffälligkeiten im Grundschulalter
Erzählfähigkeiten schlecht
Textveständnis schlecht
Syntax: V2 und S-V-Kongruenz

Rückbildung der Fehler in Spontansprache während des Grundschulalters


Kompensation nonverbal und semantische Wortneuschöpfungen
Verschieben der Symptomatik: einfache und gewohnte Satzkonstruktionen

5.2.4 Kommunikativ-pragmatische Ebene


eingeschränkte Kommunikations- und Dialogfähigkeit – Kennzeichen für Störung der
pragmatischen Kompetenz
Blickkontakt schlecht
Sprecherwechsel schlecht
Einschätzung der Gefühlslage schlecht
falsche und irrelevante Antworten → Details statt zentrale Bedeutung, unangemessene Paraverbale
Art

Autismus und Sprache


expressive Sprache schlecht
Verhaltensauffälligkeiten → niedriges Selbstbewusstsein, Freundschaften schlecht
5.2.5 Fazit
Hohe Heterogenität → individuelles Leistungsprofil
Mitverursacher im nicht-sprachlichen Bereichen
Folgen

5.3 Klassifikationssysteme
Mangel an einen interdisziplinären Klassifikationssystem
Forschung ~ schlecht, Präventions- und Förderprogramme

5.3.1 ICD.10
Teilleistungsstörung bei ansonsten altergemäßer Entwicklung
von Kleinkind auf, ohne Remission / Rezidive
Kompensation durch andere Bereiche
a) Artikulationsstörungen (F80.0)
Auslassung und fehlerhafte Lautbildung (phonetisch-phonologisch)
Sigmatismus (F80.8)
b) Expressive Sprachstörung (F80.1)
Lexikon schlecht, Wortwahl schlecht, Grammatik schlecht, reduzierte Äußerungslänge
c) Rezeptive Sprachstörung (F80.2)
Sprachverständnis shclecht, Sprachproduktion schlecht, nonverbale Kompensation,
verhaltsauffällig, rezeptive Dysphase, Wenicke
F80.28 sonstige rezeptive Sprachstörung
F80.20 auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung

5.3.2 DSM-5
Kommunikationsstörungen → als globale Sichtweise
Sprachstörung
Artikulationsstörung → Lautsrpache (phonetisch/phonologisch)
Redeflussstörung mit Beginn in der Kindheit (Stottern)
soziale pragmatische Kommunikationsstörung → verbale und nonverbale Kommunikation → im
ICD10 nicht vorhanden
nicht näher bezeichnete Kommunikationsstörung
rezeptiv und expressiv zusammengefasst als Sprachstörung
Kritik: allgemein vs spezifisch
5.3.3 Heilmittelkatalog (HMK)
Rahmenbedingungen für Therapie
SP1: Störungen vor Abschluss der Sprachentwicklung
kein Unterschied zw. Primärer und sekundärer
Leitsymptome: Lexikon, Wortfindung, Grammatik
SP3: Artikulation

5.3.4 Ausblick auf ICD-11


Rückmeldung und Kommentare
→ Betaentwurf: unter neuronaler und mentaler Entwicklung
Aufnahme: Stottern und selektiver Mutismus

5.4 Früherkennung von Sprachentwicklungsstörungen


4a; Beherrschung der zentralen Funktionen der Erstsprache unterschiedliches Erreichen der
Meilensteine
Wanrzeichen: abweichede Schrei- und Lallmuster
1a: Lautdiskrimination, Aufmerksamkeitsfokus
ab 2a: Einschätzung durch: anamnestische Path., Tagebuch Protokolle, Elternfragebögen
3a als Markierungslinie – Late Talker Phänomen

6 Diagnostische Verfahren zur Erfassung


sprachlicher Kompetenzen
Vielfältige Zugänge
1) Elternfragebögen
2) Sprachentwicklungsscreaning
3) Spezifische Sprachtests
4) Allgemeine Sprachtests
=> je nach Alter, Zielgruppe, diagnostischer Fragestellung
Auswahlkriterien:
Mindestanforderungen psychometrischer Testgüte
Aktualität > 2000

6.1 Elternfragebögen
Bis ~3a; unzureichend mögliche Abgrenzung zw. Normaler Variation und pathologischer
Entwicklung
Früherkennung jedoch essentiell (U6-U9)
Elterfragebögen als ökonomischer Zugang und zuverlässige Einschätzung
Wortschatzlisten: Semantik
Fragen zur Grammatik

6.1.1 Elan-R
Eltern Antworten Revision; Bochmann und Kiese-Himmel 2012
Expressiver Wortschatz: 319 Wörter
Alter: 18-26 Monate
Dauer : 20-30 Minuten, +10 Minuten
6.1.2 ELFRA
Elternfragebögen für die Früherkennung von Risikokindern (Grimm und Doil 2006)
ELFRA 1
Sprachverständnis, Sprachproduktion, Verwendung von Gesten und Motorik (Brücke zur Sprache)
Alter: 12Monate (U6)
Dauer : 10 Minuten

ELFRA II
Wortschatz, Grammatik (Morphologie + Syntax)
Alter: 24 Monate (U7)
Dauer : 15 Minuten

ohne Normierung
6.1.3 Frakis
Fragebogen zu frühkindlicher Sprachentwicklung (Szagun, Stumper, Schramm 2009)
Aktiver Wortschatz und Grammatik, Fragen zum persönlichen Hintergrund (600 Wörter, 102
Wörter (K))
Alter: 18-30
Dauer : 15-45 Minuten, K: 5-10 Minuten

normiert
6.1.4 SBE-2-KT
Sprachbeurteilung durch Eltern: Kurztest für die U7, (Suchodoletz, Sachse 2009, Suchodoletz 2012)
Wortschatz: 57 Wörter, eine Kernfrage Grammatik
Alter: 21-24
Dauer :< 5 Minuten
kostenlos
für Bayern normiert
6.1.5 SBE-3-KT
Sprachbeurteilung durch Eltern, Kurztest für die U7a
Aktiver Wortschatz (82 Wörter) + Grammatik (15 Fragen)
Alter: 32-40 Monate
Dauer : 5-10 Minuten
für Bayern normiert
6.2 Screeningverfahren zur Sprachstandserfassung für
monolinguale und mehrsprachige Kinder
Screenings zur Spezifizierung von Risikofaktoren
in Sprachstandsfeststellungen verwendet (Vorschulalter)

6.2.1 Cito-Sprachtest Version 3 (Cito 2014)


Computergestützter Sprachtest ein Jahr vor Einschulung

4 Untertests – nur rezeptiv


a) passiver Wortschatz
b) kognitive Begriffe
c) phonologische Bewusstheit
d) Textverständnis
Alter: Deutsch: 4;3 bis 6;11 Jahre
Türkisch: 5;0 – 6;6 Jahre
Dauer : 25 Minuten (dt), 40 Minuten (tk)
Normierung an 4900 Kidnern
automatische Kategorisierung nach Auswertung
6.2.2 ESGRAF-MK
Evozierte Diagnostik grammatischer Fähigkeiten für mehrsprachige Kinder (Motsch 2011)
Expressive Grammatik (türkisch, polnisch, griechisch, italienisch, russisch)
Alter: 4;0 – 10;11
ohne fremdsprachige Kenntnis möglich
6.2.3 LiSe-DaZ
Linguistischer Sprachstandserhebung – Deutsch als Zweitsprache (Schulz und Tracy 2011);
Deutsch als Muttersprache → LiSe DaM
Grammatik: expressiv (Satzklammer, Kasusmarkierung, S-V-Kongruenz, Wortklassen) und rezeptiv
(W-Fragen, Negotationen, Verbbedeutungen)
Alter: 3;0 – 7;11
Dauer : 20-30 Minuten, + 30 Minuten Auswertung
Normierung mehrmals revisiert
zusätzliche Verfahren, da viel geprüft wird
6.2.4 SCREEMIK 2
Screening der Erstsprachfähigkeit bei Migrantenkindern (Wagner 2008)
Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs
computergestützt und spielerisch
deutsch/türkisch, deutsch/russisch
Aussprache und Wortschatz, + Grammatik in Russisch
Alter: 4;0 – 5;11
Dauer : 15-20 Minuten
Güte: standardisiert, normiert
6.2.5 SSV
Sprachscreening für das Vorschulalter (Grimm 2003) → Kurzform des SET K 3-5
Arbeitsgedächtnis: a) Morphologie (3a) und b) Satzgedächtnis (4-5a)
Alter: 3;0 bis 5;11
Dauer : 10 Minuten
besonders für jüngere Kinder sehr ansprechend
Anwender sollte mit SET-K 3-5 vertraut sein

6.3 Allgemeine Sprachtests


Allgemeine Sprachtests → auffällige Befunde → spezifische Tests

6.3.1 ETS 4-8


Entwicklungstest Sprache für Kinder von 4-8a (Angermaier 2007)
Inhalt: Sprache verstehen
Grammatik Entwicklung
Kurzzeitgedächtnis
Zusatz: Farbnennen, Leselern-Test

Alter: 4;0 bis 8;11


Dauer: SV+G = Screening 15-20, alles ohne LT: 30min; LT:10min
Güte: normiert, Mangel an aktuellen Validierungsstudien
6.3.2 PDSS
Patholinguistische Diagnostik bei Sprachentwicklungsstörungen (Kauschke und Siegmüller 2010)
Inhalt:
23 alterspezifische Untertests in Phonologie (segmental, suprasegmental, Mundmotorik), Lexikon
(Wortproduktoin, semantische Organisation, Wortverständnis), Grammatik (Syntax, Morphologie)
Alter: 2;0 bis 6;11
Dauer: lange Dauer, hohe Komplexität
Güte: zu wenig
6.3.3 P-ITPA
Potsdam-Illinois Test für psycholinguistische Fähigkeiten (Esser und Wyschkon, 2010)
Inhalt:
12 Untertests: Verbale Intelligenz, Wortschatz, Expressive Sprache, Phonologische Bewusstheit,
verbales Kurzzeitgedächtnis, Lesen, Rechtschreibung

Alter: 4;0 – 11;5


Dauer: 20-35 bis 60 Minuten
Güte: Laut- und Schriftsprache: erfüllt
6.3.4 SET 3-5
Sprachstandserhebung für Kinder im Alter zwischen 3 und 5 Jahren (Petermann 2016)
Inhalt:
12 Untertests: Wortschatz, Phonetik/phonologie/Wortschatz, Semantische Relationen,
Verarbeitungsgeschwindigkeit, Phonologie, Grammatik/Morphologie, Auditive Merkfähigkeit,
Pragmatik
Alter: 3;0 – 5;11
Dauer: 15-20 min / 30-45 min nach Alter
Güte:
6.3.5 SET 5-10
Sprachstandserhebung für Kinder im Alter zwischen 5 und 10 Jahre (Petermann 2012)
Inhalt: 10 Untertests: Wortschatz, semantische Relationen, Verarbeitungsgeschwindigkeit,
Sprachverständnis, Sprachproduktion, Morphologie, auditive Merkfähigkeit

Alter: 5;0 – 10;11


Dauer:
Güte: Studienbelege
6.3.6 SET K 2
Sprachentwicklungstest für zweijährige Kinder
Inhalt: expressive Wörter und rezeptive Wörter und Sätze => Sprachverarbeitung

Alter: 2;0-2;11
Dauer:
Güte:fragliche Reliabilität
6.3.7 SET K 3-5
Sprachentwicklungstest für 3-5 jährige Kinder (Grimm 2015)
Inhalt:
Sprachverstehen, Produktion, Sprachgedächtnis

Alter:3;0-5;11
Dauer:15-20 minuten
Güte:wenig aussagekräftige Validität (geringe Stichgröße)

6.4 Spezifische Sprachtests


6.4.1 AWST-R
Aktiver Wortschatztest für 3-5 jährige Kinder Revision (Kiese-Himmel 2005)
Inhalt:
Bildbenennungstest (75 Items)
Alter: 3;0 – 5;11
Dauer: 15-20 Minuten
Güte: valide, erprobt
6.4.2 PLAKKS II
Psycholinguistische Anyse kindlicher Aussprachestörungen (Fox-Boyer 2014)
Inhalt:
Aussprachestörung vs Dyspraxie (inkonsequent)
Alter:2;6-8;0
Dauer:Kurzform als Screening (5-10)
Güte:komplex → Zielgruppe Logopädie
6.4.3 TPB
Test für Phonologische Bewusstheitsfähigkeiten (Fricke und Schäfer 2008)
Inhalt:
elf Untertests
Alter:4;0 – Ende der ersten Schulklasse
Dauer:1-2*45min
Güte:standardisiert und normiert
6.4.4 TROG-D
Test für Reception of Grammar (Fox 2013)
Inhalt:
84 Items → Zielbild Auswahl
Alter: 3;0 – 10;11
Dauer:15min
Güte:etabliert, ökonomisch, quantitative Auswertung und qualitative Analyse
6.4.5 TSVK
Test zum Satzverstehen von Kindern (Siegmüller et al 2011)
Inhalt:
rezeptive morpho-syntaktische Fähigkeit = Grammatik; 6 Untertests
Alter:2;0 – 8;11
Dauer:20-60 Minuten
Güte:
6.4.6 WWT 6-10
Wortschatz und Wortfindungstest
Inhalt:
expressiv und rezeptiv: lexikalisch und semantisch (+Wortfindungsstörungen)
Alter:5;6-10;11
Dauer:kurz:15-25, lang 25-50
Güte:

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