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1 Sprachentwicklung
Sprache von zentraler Bedeutung für Gesundheit
→ Grundlage der gesellschaftlichen Teilhabe
→ Schnittstelle Bildungssystem und Gesundheitssystem
späte Erkennung von Sprachstörungen; 1/3 – ¼ der Störungen erkannt
nach Einschulung erst erkannt → negativer Einfluss auf Schulentwicklung
Verständnis/Kommunikation
2Mo Gurren
2-5 Mo Phonotaktische und rhythmische Merkmale erkennbar
Sprachfluss in einzelne Worte = Parsing (→ später phonologische
Bewusstheit)
8-10 Monate Wortverständnis
Produktion
2 Monate Gurrlaute und Nachsprechen von Vokalen
4-6 Monate Lallphase (Laut- und Silbenwiederholungen) – Kontrolle über
Sprechwerkzeuge
~12 Monate Produktion erster Wörter
Erste Wörter
Direktes Lebensumfeld
Mapping: Ordnung lautsprachlichre Einheiten zu Bedeutungskomplexen
→ Mentales Lexikon
18-24 Monate Aktiver Wortschatz: 50 Wörter
Passiver Wortschatz: Verständnis 200-300 Wörter
24 Monate < 50 Wörter = Late Talker
36 Monate Aufholung des Rückstands der Late Talker → Late Bloomer
Lexikon – ab 50 Wörter
Grammatik
Schritftsprache in Grundschule
3a Symbole → Zuordnung und Bedeutung
Schrift und Malen: Plakate, eigenes Malen
Sprache und Schrift: Vorlesen
6a-7a Erkennen einzelner Graphem-Phonem-Zuordnungen
Segmentieren → silbenweise lesen
Leitsymptome für Spracherwerbsprobleme
A) Verzögerung
1a: verspätetes, vermindertes Lallen
2a: verminderter Wortschatz
3a: verminderte Äußerungslänge
B) Störung
4-6a: Fehler bei Syntax und Morphologie
ab6a: kurze, einfache Sätze, Probleme beim (Nach)erzählen
Beobachtungsfragen
Setzt das Kind Sprache ein, um Gefühle und Gedanken mitzuteilen und Ziele zu erreichen?
Äußert das Kind alters- und sprachentwicklungsentsprechende Wünsche, Bitte, Beschwerden,
Proteste, emotionale und körperliche Zustände und Fragen?
Kontaktaufnahme?
Unterscheidung der Sprache / Kommunikation zu anderen Kindern, fremden und vertrauten
Personen?
Wie verhält es sich im Gespräch? Blickkontakt, Take-Turn, Sprecherwechsel?
Reaktion auf Fragen, Aufforderungen, Mitteilungen?
Wieviel und wie gerne spricht das Kind?
Wie geht es mit seiner Sprachstörung um?
Wie informativ sind die Äußerungen des Kindes?
Soziometrische Verfahren
pragmatisches Profil nach Dohmen et al
2.2.5 Weiterführende Diagnostik
Störung → Einfluss auf gesellschaftliche Teilhabe
Differenzieldiagnose
Hörstörung
neurologische Erkrankung
Intelligenzminderung
tiefgreifende Entwicklungsstörungen
bestimmte emotionale Störungen (Mutismus)
Schädigung oder Fehlbildungen der Sprechwerkzeuge
Komorbide Auffälligkeiten
Aufmerksamkeitsprobleme
Expressive Verhaltensstörung
Emotionale Probleme
Fein- und Grobmotorik – Probleme
Defizite in Lesen und Schreiben
Nonverbale IQ-Diagnostik
Komorbide Aufmerksamkeitsstörungen
3 Methodische Anforderungen
Zentrale Gütekriterien
1) Objektivität, Reliabilität, Validität
2) Normierung, Vergleichbarkeit, Ökonomie, Nützlichkeit
3.1 Objektivität
Objektivität: verschiedene Testanwender → gleiches Ergebnis
a) Durchführungsobjektivität
b) Auswertungsobjektivität
c) Interpretationsobjektivität
=> Standardisierte Verfahren
1) Konkretheit, Attraktivität, Kindesangemessenheit
2) Klarheit für Untersucher
3) Wörtliche Formulierung sprachlicher Instruktionen
4) Sicherstellung günstiger Rahmenbedingungen
5) Umgang mit Fragen und typischen Kinderverhalten
3.2 Reliabilität
Wie genau wird das Merkmal erfasst? → Koeffizient (r) : Messgenauigkeit 0-1
a) Retest-Reliabilität
b) Paralleltest-Reliabilität
c) Testhalbierungs-Reliabilität
d) Interne Konsistenz: Alpha-Koeffizient nach Cronbach
3.3 Validität
Übereinstimmung zw. Was gemessen wird und was gemessen werden soll
a) Inhaltsvalidität: richtiges Merkmal?
b) Kriteriumsvalidität: Zusammenhang mit äußeren Kriterium
c) Konstruktvalidität: eindeutiger Bezug zw. Theoretischem Merkmal (z.B. IQ)
3.4 Normierung
Bezugssystem → Stichprobe über/unter durchschnittlich
Normdaten: max 10a alt, geschlechtsgetrennt; < 150 gerin, 150-300 mittel, > 300 hoch
3.5 Weitere Gütekriterien
Ökonomie
Relevanz
Sensitivität: wie zuverlässig wird eine Diagnose richtig identifiziert
Spezifität: wie zuverlässig wird eine unauffällige Diagnose richtig gestellt
Abgrenzung
umschriebene Sprachentwicklungsstörungen
andere Störungen des Sprech- und Spracherwerbs (Aphasien im Kindesalter)
Sprachentwicklungsstörungen im Zusammenhang mit Komorbiditäten (Hörstörung, genetische
Erkrankungen)
Umgebungsbedingte Sprachauffälligkeiten
mangelnde Anregung, unzureichende Vorbilder (Input)
Mehrsprachigkeit
Sprachförderung
in Bildungseinrichtungen → alltagsintegrierte Maßnahmen
kindlicher Wortschatz
Korrektur- und Modellierungstechniken
=> pädagogishe Fachkräfte: Programme mit Anmalen und dialogisches Bilderbuchlesen
Sprachtherapie
Einzelfall
umfassende Indikationsstellung
Kind und Eltern einbezogen
Bezug zwischen sprachlicher Äußerung und Bedeutung
strukturierte Ansätze: heilpädagogische lerntheoretische Ansätze: Lernen am Modell
vs naturalistische Ansätze: natürliche Kommunikationssituationen → Aktivierung vorhandener
Erwerbsmechanismen
5 Sprachentwicklungsstörungen
Prävalenz: ICD-10 Definition: 5-8%, männlich 2-3 mal so häufig betroffen
ohne Therapie → Bestehen bis ins Erwachsenenalter
Auffälligkeiten in KiGa
Auslassen obligatorischer Satzteile
Wortstellung schlecht
Morphologie schlecht
Äußerungslänge schlecht
kaum Fragen oder Nebensätze
Auffälligkeiten im Vorschulalter
Metasprache schlecht→ kein Regelwissen
V2-Flexion schlecht
Sprachverständnis schlecht
Verstehen und Produzieren der W-Fragen schlecht
Auffälligkeiten im Grundschulalter
Erzählfähigkeiten schlecht
Textveständnis schlecht
Syntax: V2 und S-V-Kongruenz
5.3 Klassifikationssysteme
Mangel an einen interdisziplinären Klassifikationssystem
Forschung ~ schlecht, Präventions- und Förderprogramme
5.3.1 ICD.10
Teilleistungsstörung bei ansonsten altergemäßer Entwicklung
von Kleinkind auf, ohne Remission / Rezidive
Kompensation durch andere Bereiche
a) Artikulationsstörungen (F80.0)
Auslassung und fehlerhafte Lautbildung (phonetisch-phonologisch)
Sigmatismus (F80.8)
b) Expressive Sprachstörung (F80.1)
Lexikon schlecht, Wortwahl schlecht, Grammatik schlecht, reduzierte Äußerungslänge
c) Rezeptive Sprachstörung (F80.2)
Sprachverständnis shclecht, Sprachproduktion schlecht, nonverbale Kompensation,
verhaltsauffällig, rezeptive Dysphase, Wenicke
F80.28 sonstige rezeptive Sprachstörung
F80.20 auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung
5.3.2 DSM-5
Kommunikationsstörungen → als globale Sichtweise
Sprachstörung
Artikulationsstörung → Lautsrpache (phonetisch/phonologisch)
Redeflussstörung mit Beginn in der Kindheit (Stottern)
soziale pragmatische Kommunikationsstörung → verbale und nonverbale Kommunikation → im
ICD10 nicht vorhanden
nicht näher bezeichnete Kommunikationsstörung
rezeptiv und expressiv zusammengefasst als Sprachstörung
Kritik: allgemein vs spezifisch
5.3.3 Heilmittelkatalog (HMK)
Rahmenbedingungen für Therapie
SP1: Störungen vor Abschluss der Sprachentwicklung
kein Unterschied zw. Primärer und sekundärer
Leitsymptome: Lexikon, Wortfindung, Grammatik
SP3: Artikulation
6.1 Elternfragebögen
Bis ~3a; unzureichend mögliche Abgrenzung zw. Normaler Variation und pathologischer
Entwicklung
Früherkennung jedoch essentiell (U6-U9)
Elterfragebögen als ökonomischer Zugang und zuverlässige Einschätzung
Wortschatzlisten: Semantik
Fragen zur Grammatik
6.1.1 Elan-R
Eltern Antworten Revision; Bochmann und Kiese-Himmel 2012
Expressiver Wortschatz: 319 Wörter
Alter: 18-26 Monate
Dauer : 20-30 Minuten, +10 Minuten
6.1.2 ELFRA
Elternfragebögen für die Früherkennung von Risikokindern (Grimm und Doil 2006)
ELFRA 1
Sprachverständnis, Sprachproduktion, Verwendung von Gesten und Motorik (Brücke zur Sprache)
Alter: 12Monate (U6)
Dauer : 10 Minuten
ELFRA II
Wortschatz, Grammatik (Morphologie + Syntax)
Alter: 24 Monate (U7)
Dauer : 15 Minuten
ohne Normierung
6.1.3 Frakis
Fragebogen zu frühkindlicher Sprachentwicklung (Szagun, Stumper, Schramm 2009)
Aktiver Wortschatz und Grammatik, Fragen zum persönlichen Hintergrund (600 Wörter, 102
Wörter (K))
Alter: 18-30
Dauer : 15-45 Minuten, K: 5-10 Minuten
normiert
6.1.4 SBE-2-KT
Sprachbeurteilung durch Eltern: Kurztest für die U7, (Suchodoletz, Sachse 2009, Suchodoletz 2012)
Wortschatz: 57 Wörter, eine Kernfrage Grammatik
Alter: 21-24
Dauer :< 5 Minuten
kostenlos
für Bayern normiert
6.1.5 SBE-3-KT
Sprachbeurteilung durch Eltern, Kurztest für die U7a
Aktiver Wortschatz (82 Wörter) + Grammatik (15 Fragen)
Alter: 32-40 Monate
Dauer : 5-10 Minuten
für Bayern normiert
6.2 Screeningverfahren zur Sprachstandserfassung für
monolinguale und mehrsprachige Kinder
Screenings zur Spezifizierung von Risikofaktoren
in Sprachstandsfeststellungen verwendet (Vorschulalter)
Alter: 2;0-2;11
Dauer:
Güte:fragliche Reliabilität
6.3.7 SET K 3-5
Sprachentwicklungstest für 3-5 jährige Kinder (Grimm 2015)
Inhalt:
Sprachverstehen, Produktion, Sprachgedächtnis
Alter:3;0-5;11
Dauer:15-20 minuten
Güte:wenig aussagekräftige Validität (geringe Stichgröße)