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Alexander Neubacher
Der Vorschlag ist im Prinzip nicht neu. Er kam vor Jahren schon
einmal auf, als es der gesetzlichen Krankenversicherung finanziell
schlecht ging. Zwischen acht und 13 Milliarden Euro könnten die
Kassen jedes Jahr extra einnehmen, würde die beitragsfreie
Mitversicherung abgeschafft.
Der Kontakt zur »Titan« war am Sonntag abgebrochen, als dieses mit
fünf Insassen zum Wrack der »Titanic« tauchte. Mit an Bord ist der
Gründer der Betreiberfirma OceanGate, Stockton Rush. Meine
Kollegin Ines Zöttl beschreibt den 61-Jährigen als Mischung aus
Unternehmer und Abenteurer. Rush wollte zunächst Astronaut
werden (»Ich wollte jemand sein wie Captain Kirk«), scheiterte wegen
einer Sehschwäche und konzentrierte sich fortan auf die Entdeckung
des Ozeans, denn: Es seien mehr Menschen im All gewesen als in
tausend Meter Tiefe, so Rush.
Der deutsche Unternehmer Arthur Loibl, der vor zwei Jahren an Bord
der »Titan« war, sagte meiner Kollegin Swantje Unterberg (S+) :
»Beim Gedanken an das U-Boot läuft es mir eiskalt den Rücken runter.
Ich bin heute heilfroh, damals lebendig rausgekommen zu sein. Im
Rückblick war das schon ein Himmelfahrtskommando.«
Ich habe mich gefragt, warum wir so großen Anteil am Schicksal der
»Titan« nehmen (das Lese-Interesse an den entsprechenden Artikeln
auf unserer Website ist jedenfalls sehr groß) – und was es über uns
sagt, wenn wir nur wenige Tage vorher den Untergang eines
Flüchtlingsboots vor Griechenland mit mehreren Hundert Toten
vergleichsweise routiniert zur Kenntnis genommen haben. Ist es
ungleich verteilte Empathie? Oder sind, abgesehen davon, dass sich
Menschenleben ohnehin nicht aufrechnen lassen, die beiden Ereignisse
doch allzu unterschiedlich?
Schreiben Sie mir gerne, wenn Sie dazu eine Meinung haben:
alexander.neubacher@spiegel.de.
Lesen Sie hier mehr: »Ich wollte jemand sein wie Captain Kirk«
(S+)
3. Flick rauswerfen?
Dass die Nationalelf gestern auch noch ihr Spiel gegen Kolumbien
verloren hat, stürzt Fußball-Deutschland in die Krise (S+). Ein Jahr vor
der Europameisterschaft stellt sich die Frage, ob Trainer Hansi Flick
der richtige ist. »Es ist eine Situation, die ich so auch noch nicht erlebt
habe«, sagt Flick selbst: »Wir hatten einen Plan, aber der ist nicht
aufgegangen.«
Seit die Taliban in ganz Afghanistan die Macht haben, geht es mit
einem wichtigen Exportartikel des Landes bergab: Die
Heroinproduktion ist in Teilen zusammengebrochen. Man könnte das
für eine gute Nachricht halten. Doch wie mein Kollege Marco Evers
aus dem Wissenschaftsressort schreibt (S+), hat der Heroinmangel
auch negative und womöglich tragische Folgen für die etwa eine
Million Heroinkonsumenten in Europa.
Dazu muss man wissen, dass Fentanyl 50- bis 100-mal stärker wirkt als
Morphium. Es wurde in den USA gern als Schmerzmittel verschrieben,
bis Hunderttausende danach süchtig waren. Mehr als 57.000
Menschen starben an Fentanyl im Jahr 2020, mehr als 70.000 im Jahr
2021. Wegen seiner enormen Potenz ist eine Überdosis mit Fentanyl
viel wahrscheinlicher als mit Heroin.
»Es ist längst nicht mehr nur ein Streit zwischen zwei
Großfamilien«: In Essen und Castrop-Rauxel haben sich
Hunderte Libanesen und Syrer eine Massenschlägerei geliefert.
Der Islamwissenschaftler Ralph Ghadban spricht von
»Platzhirsch«-Kämpfen – und erläutert, was die Behörden tun
sollten (S+).
Mini-Hohlspiegel
Von deutschlandfunk.de
Die Musikjournalistin Carolin Pirich hat ein Buch über die großen
Stars der Klassikszene geschrieben, über Leute wie Igor Levit und
David Garrett. Man erfährt viel über das harte, zum Teil
erbarmungslose Leben, das Musikern auf diesem Niveau abverlangt
wird. Pirich selbst war auf dem Weg zur Pianistin, bis ihr das
Lampenfieber einen Strich durch die Rechnung machte, sie sagt:
»Dieses Leben wäre nicht meins gewesen.«
Mein Kollege Juan Moreno hat für die jüngste Folge seines Podcasts
»Moreno+1« ein ausführliches Gespräch mit Pirich geführt . Es handelt
von zerstörten Träumen und Eltern voll blindem Ehrgeiz, aber auch
von der tiefen Liebe zur Musik, die Menschen dazu bringt, alles
andere unterzuordnen. Und falls Sie sich in der Klassikszene so wenig
auskennen sollten wie ich: Keine Sorge, Sie müssen keine Noten lesen
können, um Spaß an dem Interview zu haben, nach dem Motto: Was
Sie schon immer über klassische Musik wissen wollten und sich nie zu
fragen trauten.
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