Technik im Detail

Fl achdach

Von nun an geht’s bergab

Eine Gefälledämmung sorgt auf dem Flachdach für die
Ableitung des Wassers und verhindert die Bildung
von Pfützen. Mit Hilfe eines Verlegeplans lässt sich eine
solche Dämmschicht zügig montieren.
Text: Andreas Gebing | Fotos: Rockwool

▴▴Verlegung von Gefälledämmplatten auf einem Flachdach

F
▴▴Zuverlässige Punktentwässerung entlang der Kehllinien

lachdächer ohne Gefälle, sogenannte
Null-Grad-Dächer, sind erheblichen Belas-
tungen ausgesetzt, da das Regenwasser über
einen längeren Zeitraum stehen bleiben
kann. Um dieses Gefährdungspotenzial für
den Dachaufbau und die gesamte Bausubs-
tanz zu minimieren, sollte jedes Flachdach
gemäß Empfehlung der Flachdachricht-
linien mit einem leichten Gefälle und einer
gezielten Wasserableitung ausgeführt sein.
Sowohl für den Neubau als auch für den
Sanierungsfall eignen sich hierzu spezielle
Gefälledachsysteme.
Die korrekte Planung und Bemes-
sung einer Dachentwässerung ist in der
DIN EN 12056-3 geregelt. Diese relativ „jun-
ge“ Norm, die 2001 die DIN 1986 ablöste,
wurde unter anderem deshalb notwendig,
weil sich die klimatischen Verhältnisse in
Europa verändert haben: Häufigere Starkre-
genfälle, gestiegene Hagelwahrscheinlich-
keit sowie zunehmend orkanartige Stürme
und Überschwemmungen stellen höhere
Belastungen an die verbauten Materialien.
Eine Hauptforderung der Norm ist neben
einer sicheren Befestigung des Dachaufbaus
ein ausreichendes Gefälle auf Flachdächern,
um Starkregenfälle auf kurzem Wege zuver-
lässig abzuleiten.
Starke Belastungen
Die Gründe, warum eine Flachdachkons-
truktion möglichst trocken bleiben sollte,
sind stichhaltig: An den Pfützenrändern ist
die Dachhaut beispielsweise unterschiedli-
chen thermischen Spannungen ausgesetzt,
da sich während der Abtrocknung von Pfüt-
zen die Konzentration der schwer flüchti-
gen Schwefelsäure aus saurem Regenwas-
ser permanent erhöht und die Abdichtung
angreift. Schlammkrusten am Pfützenrand
führen hingegen häufig zu Schwind- und
Kerbrissen in der Dachhaut, die mit der
Zeit zu einer schwerwiegenden Durch-
feuchtung des Dachaufbaus führen können.
Schwerwiegend ist dabei im Wortsinne zu
verstehen, denn lokale Wasseransammlun-
gen stellen nicht zuletzt auch erhebliche
Zusatzlasten für die gesamte Konstruktion
dar: Ein Zentimeter Wasserhöhe ist gleich-
bedeutend mit einem zusätzlichen Gewicht

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von 10 kg/m2. Auch deshalb schreiben die
Flachdachrichtlinien vor, dass Flachdächer
mit einem Gefälle von mindestens zwei
Prozent gebaut werden sollen. Auch bei der
Sanierung von Bestandsdächern sollte der
Dachdecker nachträglich ein entsprechen-
des Gefälle schaffen.
Pfützen vermeiden
Auf die Dachgeometrie abgestimmt, kann
die wasserführende Ebene grundsätzlich als
innen- oder außenliegende Linienentwässe-
rung ausgebildet werden. Zur Verbesserung
der Wasserführung sollte der Dachdecker
darüber hinaus mit Hilfe sogenannter Kehl-
gefälleplatten eine zusätzliche Punktentwäs-
serung herstellen. So lässt sich stehendes
Wasser auch im Kehl- und Attikabereich
sicher vermeiden.
Aber selbst bei Dächern mit bereits vor-
handenem konstruktivem Gefälle kann es
aufgrund von Durchbiegungen der Trag-
schale in den horizontalen Kehllinien zwi-
schen den Einläufen zu lokaler Pfützenbil-
dung kommen. Auch hier lässt sich durch
die Verwendung von Kehlgefälleplatten ver-
hindern, dass Wasser zwischen den Entwäs-
serungspunkten stehen bleibt.
Kombinierte Entwässerung
Im Laufe der vergangenen Jahre hat der
Dämmstoffhersteller Rockwool für die
Flachdachentwässerung ein System entwi-
ckelt, das zum einen mit einer klassischen
Gefälleplatte ein Gefälle von zwei Prozent
herstellt und zum anderen mit aufeinander
abgestimmten Kehlgefälleplatten die Aus-
führung eines punktgenauen Gefälles, zum
Beispiel vor Lichtkuppeln, ermöglicht. Bei-
de Systemkomponenten werden entweder
unkaschiert oder als werkseitig bituminierte
Steinwolleplatten geliefert. Die bitumenbe-
schichteten Platten eignen sich zum direk-
ten Aufschweißen von Bitumenabdichtun-
gen bei verklebten Dachaufbauten.
Das Gefälledachsystem sorgt zum einen
für die Dachentwässerung und gleichzei-
tig auch für den Wärmeschutz nach EnEV.
Die einzelnen keilförmigen Platten werden
meist vom Hochpunkt aus verlegt, wobei
der Handwerker Unebenheiten oder Durch-
biegungen der Tragschale vor der Verlegung
ausgleichen muss. Eine Dampfdruck-Aus-
gleichsschicht unter der Dachhaut ist nicht
erforderlich.
Verlegung nach Plan
Eine punktgenaue Entwässerung verlangt
natürlich auch nach einer punktgenauen
Verlegung. Hierzu erstellt der Hersteller
auf Wunsch einen individuellen Verlege-
plan: Ein CAD-Planungsservice liefert auf
der Basis der Dachaufsichtspläne des Ar-
chitekten und grundlegender Angaben zum
Bauvorhaben (Art der Unterkonstruktion,
genaue Lage von Dacheinläufen etc.) einen
objektbezogenen Verlegeplan, mit dem die
Dachdecker vor Ort die Dämmarbeiten ex-
akt koordinieren können. Dabei werden
auch die Wärmedurchlasswiderstände für
die fertig verlegten Dämmplatten auf den
einzelnen Dachflächen ermittelt. Diese kön-
nen anschließend für die Berechnung des
Wärmeschutznachweises nach EnEV her-
angezogen werden. ■

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