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Ge Q3 | MAG Q3.1 Der Kalte Krieg – stabile oder labile Weltordnung?

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A. Blockbildung und Blockkonfrontation (Zerfall der Anti-Hitler-Koalition, Be
deutung der UNO, Truman-Doktrin / Zwei-Lager-Theorie, NATO / Warschauer
Pakt, Rüstungswettlauf, Koreakrieg, Kubakrise)

Q3.1 DER KALTE KRIEG – STABILE ODER LABILE


WELTORDNUNG?
A. Blockbildung und Blockkonfrontation (Zerfall der Anti-Hitler-Koalition, Bedeutung
der UNO, Truman-Doktrin / Zwei-Lager-Theorie, NATO / Warschauer Pakt, Rüs-
tungswettlauf, Koreakrieg, Kubakrise)
(Vgl. auch ‚Buchners Kolleg Geschichte’ S. 318-338)

1. Was ist der ‚Kalte Krieg’? – Eine Einführung

D|1 Ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, im März 1946, sprach Winston Churchill in seiner be-
rühmten Fultoner Rede in den USA zum ersten Mal öffentlich vom iron curtain (»eisernen Vorhang«), der
über dem europäischen Kontinent zwischen Ostsee und Adria niedergegangen sei. Er prägte damit einen für
die folgende Teilung Europas treffenden Begriff, der schnell in den allgemeinen Sprachgebrauch einging.
Russland bzw. die UdSSR, so Churchill in seiner Rede, wolle zwar nicht den Krieg, aber die Ausdehnung der
Macht und die Verbreitung kommunistischer Ideologie.
US-Präsident Harry S. Truman folgte Churchills Einschätzung und setzte, anders als sein Amtsvorgänger Roose-
velt mit seiner ‚One-world-policy‘, auf einen neuen Kurs der Eindämmung des Kommunismus (containment).
Er formulierte mit der Truman-Doktrin im März 1947 sehr deutlich den Standpunkt der USA, was heute als
offizielle Kriegserklärung im ‚Kalten Krieg‘ verstanden wird. Der bereits 1946 von einem amerikanischen
Journalisten geprägte Begriff wurde für den nun herrschenden „permanenten Nicht-Frieden“ bald populär.
Die Wurzeln des Ost-West-Konfliktes lagen deutlich
weiter zurück. Es ging im Kern darum, wie die mensch-
liche Gesellschaft am besten organisiert werden sollte.
Auf der einen Seite stand die parlamentarische Demo-
kratie, standen Kapitalismus und freie Marktwirtschaft;
auf der anderen Seite die so genannten „Volksdemo-
kratien“, die Diktatur der Arbeiterräte und Planwirt-
schaft. Dieser Gegensatz entstand schon 1917 mit der
Oktoberrevolution. Er wurde nur so lange überdeckt, wie
es mit Hitler-Deutschland einen gemeinsamen Gegner
gab. Bei Ende des Zweiten Weltkriegs brach der ideologi-
sche Gegensatz (Systemgegensatz) sofort wieder auf.
Der Kalte Krieg blieb in den USA, der UdSSR und in
Europa „kalt“, weil durch die atomare Aufrüstung ein
„echter Krieg“ das Ende Europas, wenn nicht der Welt,
bedeutet hätte. Während er in Europa eine politisch-
ideologische, wirtschaftliche, kulturell-soziale und tech-
nologisch-wissenschaftliche und Auseinandersetzung
zwischen den Machtblöcken blieb, führten die neuen
‚Supermächte‘ USA und UdSSR zahlreiche Stellvertreter-
kriege in der ‚Dritten Welt’.

Was schließlich zum Ende des Kalten Kriegs führte, ist in der Forschung umstritten: War es der wirtschaftli-
che Kollaps im Ostblock, war es am Ende nur das Verdienst eines einzelnen Menschen (Michail Gorbatschow)
oder hat die neue Konfrontationspolitik unter US-Präsident Ronald Reagan den letzten Akt eingeläutet? Ein-
deutige Antworten gibt es nicht. Klar ist nur: Beendet wurde der Kalte Krieg durch den Fall des „Eisernen
Vorhangs“ und „der Mauer“. Den Endpunkt bildeten der Zusammenbruch des Ostblocks und der Sowjetuni-
on 1990.
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2. USA und UdSSR (‚SU‘) – Der Aufstieg zweier ‚Supermächte’

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3. Von der Kooperation zur Konfrontation: ‚Anti-Hitler-Koalition’ und ihr Zerfall

D|3 Die Zusammenarbeit der Alliierten während des Zweiten Weltkriegs


 Die Beziehung der Westmächte USA, GB und F zur SU wurde durch den Hitler-Stalin-Pakt belastet. Sta-
lin befürchtete seinerseits, dass die Westmächte sich mit Hitler auf Kosten der SU einigen könnten.
 Das Verhältnis zwischen GB und USA war durch die gemeinsame Wertegemeinschaft geprägt: beide
Länder standen für liberale Demokratie, wodurch sie von den totalitären Diktaturen im NS-Deutschland
und in der Sowjetunion abhoben. Beide Westmächte verurteilten militärische Aggression und traten für
Einhaltung der bestehenden Grenzen und die Unabhängigkeit der kleineren Staaten ein. Es gab aber
auch Spannungen zwischen den beiden angelsächsischen Mächten: Die USA waren dezidiert antikoloni-
alistisch und eine Verfechterin das Selbstbestimmungsrechtes der Völker, während GB zum Zeitpunkt
des Krieges das größte Kolonialreich der Erde besaß.
 Die USA blieben im Zweiten Weltkrieg zuerst neutral, was dem Willen der meisten US-Amerikaner ent-
sprach. Sie leisteten aber nach der Niederlage Frankreichs zunehmende wirtschaftliche und militärische
Hilfe an Großbritannien, nach dem deutschen Angriff auf die SU auch an die SU (Lend-Lease Act).
 Im August 1941 unterzeichneten Roosevelt und Churchill Atlantik-Charta: darin wurden gemeinsame
angloamerikanische Vorstellungen über die künftige freie Welt niedergelegt.
 Danach bemühten sich Briten und Amerikaner vor allem darum,
die SU im Krieg zu halten und einen Separatfrieden zwischen Sta-
lin und Hitler zu verhindern. Nachdem Geheimverhandlungen
zwischen Deutschland und der SU 1943 ergebnislos verlaufen wa-
ren, beschloss Stalin sich der Forderung der Westalliierten nach
der bedingungslosen Kapitulation Nazi-Deutschlands anzuschlie-
ßen (‚Anti-Hitler-Koalition’). Die Regierungschefs GBs, der USA
und der SU – Churchill, Roosevelt und Stalin – trafen sich fortan
auf den beiden wichtigen Kriegskonferenzen von Teheran (1943)
und Jalta (1945)
 Erste Konflikte zwischen den Verbündeten gab es bezüglich der
sowjetischen Expansionsbestrebungen gegenüber osteuropäi-
schen Länder. Die Westalliierten mussten widerwillig die West-
grenze der SU anerkennen, die durch den Hitler-Stalin-Pakt gezo-
gen wurde. Das bedeutete u. a. die sowjetische Annexion der
baltischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen) und die Abtretung
des östlichen Polens an die SU.

Q|2 The United Nations Fight for Freedom – US-amerikanisches Poster von 1942, das die SU miteinschließt.

D|4 Erste Spannungen nach dem Sieg: Unterschiedliche Vorstellungen in der ‚Deutschlandpolitik’
 Erste Spannungen wurden unmittelbar auf der Potsdamer Konferenz (17.7. – 2.8.1945) deutlich. Der
Westen befand sich bei den Verhandlungen in einer schwachen Position, da der amerikanische Präsi-
dent Truman erst wenige Wochen im Amt war und noch wenig außenpolitische Erfahrung besaß. Au-
ßerdem wurde Stalins Gegner Churchill durch seine Wahlniederlage gegen Attlee noch während der
Konferenz erheblich geschwächt. Stalin konnte daher meist seine Vorstellungen durchsetzen.
 Der Westen protestierte gegen das eigenmächtige Vorgehen der SU bei der Übergabe deutscher Ge-
biete an Polen, stimmte jedoch der vorläufigen Abtrennung dieser Gebiete ebenso zu wie der Übergabe
von Königsberg und von Teilen Ostpreußens an die SU.
 Keine Einigung bestand über den Begriff "Deutschland". Während die Westmächte von Deutschland in
den Grenzen von 1937 ausgingen, verstand die UdSSR darunter künftig nur die Gebiete westlich von
Oder und Neiße.
 Bald nach der Potsdamer Konferenz erzwang die SU den Rückzug der britischen und amerikanischen
Truppen aus ihrer Zone, indem Sie sich weigerte, vorher den Alliierten Kontrollrat einzuberufen(!)
 Es entstand ferner Streit über die Zufahrtswege nach Berlin, über die es keine vertragliche Regelung gab.
Dieser Konflikt verschärfte sich weiter während der Berlin-Blockade 1948.
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4. Die Gründung der UNO

D|5 Auf der Grundlage der Atlantik-Charta von 1941 berieten bereits 1944 Vertreter der USA, Großbritanni-
ens, Chinas und der Sowjetunion über eine neue Weltorganisation als Ersatz für den Völkerbund. Es wurde
vereinbart, eine Organisation der Vereinten Nationen (United Nations Organization = UNO) zu errichten, die
aus einer Vollversammlung und einem Sicherheitsrat bestehen sollte. In der Vollversammlung sollten alle Na-
tionen vertreten sein, aber die wirkliche Macht sollte bei den 12 Mitgliedern des Sicherheitsrates liegen. Un-
ter ihnen sollte es fünf ständige Mitglieder mit Vetorecht geben (USA, GB, F, UdSSR, China), während die üb-
rigen sieben Sitze nach dem Rotationsprinzip an andere Mitgliedstaaten der UNO vergeben werden sollten.
Diese Vereinbarungen wurden anschließend auf der Gründungskonferenz der Vereinten Nationen festge-
schrieben, die im Mai 1945 begann und mit der Unterzeichnung der UN-Charta am 26. Juni 1945 endete. Der
Gründungsvertrag trat nach der Ratifizierung durch die Mitgliedstaaten am 24. Oktober 1945 in Kraft.
Die UNO zählte zunächst nur 49 Mitglieder, unter ihnen neben der Sowjetunion auch noch zwei sowjetische
Republiken - die Ukraine und Weißrußland -, um das Stimmenverhältnis für die UdSSR zu verbessern. Denn
die Mitglieder waren in ihrer überwiegenden Mehrzahl westlich orientiert. Sie machten die UNO zu einer Ein-
richtung, die - wie Weltbank und IWF - von den USA kontrolliert wurde. Zudem verstand sich die Organisation
anfangs als Siegervereinigung, die sich weigerte, ehemalige Feindstaaten als Mitglieder aufzunehmen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging es für die UNO vorrangig darum, den erreichten Zustand zu er-
halten. Dabei kam den fünf Großmächten, die über einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat verfügten, eine be-
sondere Rolle zu, die sie allerdings nur spielen konnten, wenn die Kriegskoalition auch im Frieden weiterbe-
stand. Denn das Instrumentarium der Friedenssicherung setzte angesichts des Veto-Rechts der Großmächte
im Sicherheitsrat deren Konsens voraus.
Der Zerfall der Koalition, der sich schon unmittelbar nach Gründung der UNO im Sommer 1945 abzeichnete,
wirkte daher von vornherein als große Belastung. Die Eskalation des Ost-West-Konflikts zu einem Kalten Krieg
ließ dann ab 1946/47 kaum noch Spielraum für Gemeinsamkeit. Die UNO spiegelte vielmehr den Gegensatz
wider, der die internationalen Beziehungen insgesamt prägte.

D|6 Teste dein Wissen über die UNO

UNO ist die Abkürzung für einen englischen Begriff. Wie heißt er?

Wann wurde die UNO gegründet?


In welcher Stadt hat sie ihren ständigen Sitz?
Nenne die drei wichtigsten Ziele der UNO:

Welchen Titel trägt der oberste Beamte der UNO?


Wie nennt man die Versammlung, die der oberste Beamte der UNO einmal im Jahr einberuft?

Welches Land hat in dieser Versammlung die meisten Stimmen?


Wie heißt das wichtigste Organ der UNO?
Welche Maßnahmen kann dieses Organ gegen einen Staat beschließen, der den Weltfrieden bedroht?

Wie nennt man Soldaten, die an friedenssichernden Einsätzen der UNO teilnehmen?
Wie nennt man eine UN-Mission mit Kampfauftrag, z.B. gegen den Irak im Jahr 1990/91?
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5. Die Entstehung der bipolaren Weltordnung

D|7 Die Außenpolitik der UdSSR: Expansionismus und Interventionismus in Osteuropa


Die Spannungen verstärkten sich nach dem Ende des Krieges: Im Gegensatz zu den Abmachungen von Jalta
ließ Stalin in Osteuropa – in Polen, Rumänien, Ungarn, Albanien und Bulgarien – keine freie demokratische
Entwicklung zu. Durch Einschüchterung der Bevölkerung, durch Schauprozesse und Wahlterror errichteten
die Kommunisten in diesen Ländern mit sowjetischer Rückendeckung Ein-Parteien-Diktaturen.
Der Katalysator für den Kalten Krieg war die Iran-Krise: Die SU und Großbritannien hatten sich bei der Teher-
aner Konferenz verpflichtet, nach dem Ende des Krieges in Europa das iranische Gebiet, das sie 1941 besetzt
hatten, um den deutschfreundlichen Schah abzusetzen, zu räumen. Die Sowjets zögerten jedoch mit dem Ab-
zug und unterstützten stattdessen die separatistischen Bewegungen im Norden Irans. Schließlich konnte US-
Präsident Truman mit einer Kriegsdrohung Stalin im Frühjahr 1946 zum Einlenken bewegen.
Für die Vertiefung der Spannungen sorgte auch der sowjetische Expansionismus gegen Griechenland und
Türkei: In Griechenland wurden aufständische Kommunisten von Moskau mit Waffen versorgt; Die Türkei
wurde unter Druck gesetzt, um sie durch Stationierung der sowjetischen Truppen in einen sowjetischen Sa-
tellitenstaat zu verwandeln.
Der entscheidenden Meilenstein auf dem Weg zum Kalten Krieg sollte der Februarumsturz in Prag 1948 wer-
den: Die Mehrparteienregierung der Tschechoslowakei wurde verfassungswidrig durch ein rein kommunisti-
schen Kabinett abgelöst. Der tschechoslowakische Staat verwandelte sich in die kommunistische Diktatur für
die nächsten 40 Jahre.
Auch das Vorgehen der sowjetischen Behörden in Deutschland (Berliner Blockade) vertiefte die Kluft zwi-
schen den Westmächten und der SU.

D|7a Ausdehnung des sowjetischen Herrschaftsbereiches in Osteuropa


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D|8 Neue Außenpolitik der USA: ‚Containment’-Politik


Der bis April 1945 amtierende Präsident Roosevelt sah in NS-Deutschland seinen Hauptgegner und glaubte,
dass die SU letztendlich zur Demokratie finden würde. Nach dem Krieg sollte eine gerechte Weltordnung
nach den Prinzipien der Atlantik-Charta errichtet werden, in der der USA eine Schiedsrichterrolle zufällt (One-
world-policy). Der amerikanische Diplomat und Russlandexperte G.F. Kennan warnte dagegen schon in Hin-
blick auf das Potsdamer Abkommen vor dem "Wahn", Deutschland zusammen mit der SU regieren zu wollen
und läutete 1946 die policy of containment ein:

Q|3 Das sog. ‚Long Telegram‘ des US-Sowjetexperten George F. Kennan vom 22. Februar 1946

Q|4 Die sog. ‚Truman-Doktrin’ vom 12. März 1947


(Rede von US-Präsident Truman vor dem Kongress der USA)

Aufgaben
1. Geben Sie die zentralen Inhalte der ‚Truman-Doktrin’ wieder (Q|4)!
2. Erläutern Sie anhand der Thesen Kennans und Trumans den Begriff ‚Containment-Politik’ (Q|3, Q|4)!
3. Beurteilen Sie, ob die Truman-Doktrin den entscheidenden ‚Kurswechsel’ markiert, der bis heute die US-
Außenpolitik prägt!
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D|9 Auswirkungen der Truman-Doktrin auf Europa/Deutschland: Der ‚Marshall-Plan’ 1947/48


Der Verkündung der Truman-Doktrin folgte am 6. Juni 1947 eine Rede des amerikanischen Außenministers
George C. Marshall, in der er ein „Europäisches Wiederaufbauprogramm“ (engl. European Recovery Pro-
gram – ERP –, meist ‚Marshall-Plan’ genannt) vorschlug: Die USA boten den vom Krieg geschädigten Ländern
Europas – so auch Deutschland – Kredite, Zuschüsse und Rohstofflieferungen an, um diese Länder immun ge-
gen sowjetische Einflussnahme zu machen. Für die westlichen Besatzungszonen Deutschlands bedeutete der
Plan die Einbindung in die westliche Staatengemeinschaft und die Chance auf wirtschaftlichen Wiederaufbau.
Der Marshall-Plan trat in den annehmenden Staaten im Frühjahr 1948 in Kraft.

D|10 Die Reaktion der Sowjetunion: Kominform, ‚Zwei-Lager-Theorie’ und RGW 1947/1949
Als „Antwort“ auf die Containment-Politik der USA gründete Stalin Ende September 1947 das Kommunisti-
sche Informationsbüro (Kominform), das die weltweite Steuerung der kommunistischen Parteien unter Füh-
rung der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) zur Aufgabe hatte.
Im Marshall-Plan sah die Sowjetunion ein „Instrument des Dollarimperialismus“; Stalin verbot den Ländern in
seinem Machtbereich, so der Tschechoslowakei und Polen, die Annahme der Hilfen. Stattdessen gründete
die SU 1949 den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW bzw. COMECON). Dieser konnte aber den Mit-
gliedern keine Aufbauhilfe bieten.

Q|5 Die ‚Zwei-Lager-Theorie’ Andrei A. Schdanows

Aufgaben
4. Erklären Sie, inwiefern Schdanows Ausführungen eine Antwort auf Truman-Doktrin und Marshall-Plan sind!
5. Erläutern Sie den sowjetischen Demokratiebegriff (Q|5)!
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6. Formierung militärischer Blöcke und ‚Rüstungswettlauf’

Die gegensätzlichen Interessen der USA und der Sowjetunion führten zu gegenseitigem Misstrauen und
Feindseligkeit. Der Konflikt zwischen West und Ost wurde nicht länger als Ringen um Einfluss und Sicher-
heitsansprüche betrachtet, sondern immer mehr als ein Kampf zwischen unterschiedlichen Gesellschaftsord-
nungen. Zu den zentralen Bestandteilen des Kalten Krieges entwickelten sich das Wettrüsten und eine zielge-
richtete Bündnispolitik, die die Länder der Welt zu großen Teilen in die zwei feindlichen militärischen
„Blöcke“ integrierte.

D|11 Militärische Bündnisse: NATO und ‚Warschauer Pakt’ 1949/1955

D|12 „Friedliche Koexistenz“ und „Gleichgewicht des Schreckens“


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D|13 Eisenhowers ‚Roll back‘ – MAD – SDI


Aus der der Unzufriedenheit mit der Containment-Politik, die die Installation
sozialistischer Regierungen in Mittel- und Osteuropa sowie in Asien nicht auf-
gehalten hatte, bekundeten die USA unter Außenminister John Foster Dulles
(1953 – 1959) und Präsident Dwight D. Eisenhower die sogenannte Absicht
des ‚Roll back’ (englisch „zurückrollen“, „zurückdrängen“). Diese bedeutete,
den Einfluss der „demokratischen und freien westlichen Welt auszuweiten“
und denjenigen der SU in den von ihr bereits kontrollierten Gebieten und
Staaten zu beseitigen. In seiner „Eisenhower-Doktrin“ hatte dieser gezielt die
Staaten des Nahen Ostens zum Widerstand gegen die politische Offensive der
SU angeregt. Eisenhower-Doktrin und Roll back beruhten auf dem Vertrauen
in die eigene nukleare Überlegenheit. Sie beinhalteten auch die Risikobereit-
schaft zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Das Roll back wurde allerdings
nie in eine zusammenhängende Politik umgesetzt, da das nukleare Patt jede Q|6 Dwight D. Eisenhower war
direkte Konfrontation zwischen den beiden Supermächten verhinderte. 1953-1961 der 34. US-Präsident.
Im Zweiten Weltkrieg war er Ober-
Ein rapider Anstieg in der Aufrüstung seitens der USA ist nach der Kuba-Krise befehlshaber der alliierten Streit-
1962 zu verzeichnen. Es war paradox: Die Kubakrise brachte die Welt an den kräfte in Europa und 1945 Mili-
Rand eines Atomkrieges und beiden Seiten war klar, dass man einen solchen tärgouverneur der ABZ. Als Ober-
Krieg niemals provozieren dürfe. Dennoch erhielt die Aufrüstung ab 1962 ei- befehlshaber der NATO-Streitkräfte
nen neuen Schub. Die Taktik des „Gleichgewichts des Schreckens“ trat damit in Europa leitet er die Aufbauphase
in eine neue Phase ein. Der englische Begriff „Mutual Assured Destruction“ des westlichen Militärbündnisses.
(MAD) steht wörtlich für „gegenseitige zugesicherte Zerstörung“ und meint, dass jede Seite so viele Waffen
besitzt, dass sie einen möglichen Angriff mit der gleichen Zerstörungskraft beantworten könnte. Ein Angriff
soll also dadurch abgewandt werden, dass der Gegner eine ebenso zerstörerische Antwort parat hat. Die
Doktrin des „Gleichgewichts des Schreckens“ nahm an, dass der Gegner nicht so irrational wäre, die eigene
Zerstörung durch einen Angriff zu provozieren. So sollte ein Frieden gesichert werden, der zwar spannungs-
geladen, aber durch die gegenseitige atomare Abschreckung halbwegs stabil war.
In den 1980er Jahren wandten sich die USA unter Präsident Ronald Reagan von der MAD-Doktrin ab. Statt
dessen kam die „Strategic Defense Initiative“ (SDI) zum Einsatz. Hier sollte das „Gleichgewicht des Schre-
ckens“ zu Gunsten der USA verschoben werden. SDI sah vor, einen weitreichenden Abwehrschirm zum
Schutz vor Nuklearraketen zu errichten. Die USA wären nun vor einem Angriff geschützt. Sie müssten also
keine Vergeltungsmaßnahmen der Sowjetunion fürchten, sollten sie Russland angreifen. Durch das SDI-
Programm wurden die Spannungen zwischen den Blöcken wieder deutlich verstärkt, ein Krieg schien wieder
näher zu rücken. SDI scheiterte jedoch an finanziellen Hürden.

D|14 Die erste Phase des Rüstungswettlaufs

‚Roll back’- ‚Friedliche Koexis-


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Pakt, Rüstungswettlauf, Koreakrieg, Kubakrise)

Q|7 D|15

D|16
Ge Q3 | MAG Q3.1 Der Kalte Krieg – stabile oder labile Weltordnung? 11
A. Blockbildung und Blockkonfrontation (Zerfall der Anti-Hitler-Koalition, Be
deutung der UNO, Truman-Doktrin / Zwei-Lager-Theorie, NATO / Warschauer
Pakt, Rüstungswettlauf, Koreakrieg, Kubakrise)

D|17 Blockfreie Staaten – Die ‚Dritte Welt’


Ge Q3 | MAG Q3.1 Der Kalte Krieg – stabile oder labile Weltordnung? 12
A. Blockbildung und Blockkonfrontation (Zerfall der Anti-Hitler-Koalition, Be
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D|18 Der Kalte Krieg – Eine Zwischenbilanz

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