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A. Blockbildung und Blockkonfrontation (Zerfall der Anti-Hitler-Koalition, Be
deutung der UNO, Truman-Doktrin / Zwei-Lager-Theorie, NATO / Warschauer
Pakt, Rüstungswettlauf, Koreakrieg, Kubakrise)
D|1 Ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, im März 1946, sprach Winston Churchill in seiner be-
rühmten Fultoner Rede in den USA zum ersten Mal öffentlich vom iron curtain (»eisernen Vorhang«), der
über dem europäischen Kontinent zwischen Ostsee und Adria niedergegangen sei. Er prägte damit einen für
die folgende Teilung Europas treffenden Begriff, der schnell in den allgemeinen Sprachgebrauch einging.
Russland bzw. die UdSSR, so Churchill in seiner Rede, wolle zwar nicht den Krieg, aber die Ausdehnung der
Macht und die Verbreitung kommunistischer Ideologie.
US-Präsident Harry S. Truman folgte Churchills Einschätzung und setzte, anders als sein Amtsvorgänger Roose-
velt mit seiner ‚One-world-policy‘, auf einen neuen Kurs der Eindämmung des Kommunismus (containment).
Er formulierte mit der Truman-Doktrin im März 1947 sehr deutlich den Standpunkt der USA, was heute als
offizielle Kriegserklärung im ‚Kalten Krieg‘ verstanden wird. Der bereits 1946 von einem amerikanischen
Journalisten geprägte Begriff wurde für den nun herrschenden „permanenten Nicht-Frieden“ bald populär.
Die Wurzeln des Ost-West-Konfliktes lagen deutlich
weiter zurück. Es ging im Kern darum, wie die mensch-
liche Gesellschaft am besten organisiert werden sollte.
Auf der einen Seite stand die parlamentarische Demo-
kratie, standen Kapitalismus und freie Marktwirtschaft;
auf der anderen Seite die so genannten „Volksdemo-
kratien“, die Diktatur der Arbeiterräte und Planwirt-
schaft. Dieser Gegensatz entstand schon 1917 mit der
Oktoberrevolution. Er wurde nur so lange überdeckt, wie
es mit Hitler-Deutschland einen gemeinsamen Gegner
gab. Bei Ende des Zweiten Weltkriegs brach der ideologi-
sche Gegensatz (Systemgegensatz) sofort wieder auf.
Der Kalte Krieg blieb in den USA, der UdSSR und in
Europa „kalt“, weil durch die atomare Aufrüstung ein
„echter Krieg“ das Ende Europas, wenn nicht der Welt,
bedeutet hätte. Während er in Europa eine politisch-
ideologische, wirtschaftliche, kulturell-soziale und tech-
nologisch-wissenschaftliche und Auseinandersetzung
zwischen den Machtblöcken blieb, führten die neuen
‚Supermächte‘ USA und UdSSR zahlreiche Stellvertreter-
kriege in der ‚Dritten Welt’.
Was schließlich zum Ende des Kalten Kriegs führte, ist in der Forschung umstritten: War es der wirtschaftli-
che Kollaps im Ostblock, war es am Ende nur das Verdienst eines einzelnen Menschen (Michail Gorbatschow)
oder hat die neue Konfrontationspolitik unter US-Präsident Ronald Reagan den letzten Akt eingeläutet? Ein-
deutige Antworten gibt es nicht. Klar ist nur: Beendet wurde der Kalte Krieg durch den Fall des „Eisernen
Vorhangs“ und „der Mauer“. Den Endpunkt bildeten der Zusammenbruch des Ostblocks und der Sowjetuni-
on 1990.
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A. Blockbildung und Blockkonfrontation (Zerfall der Anti-Hitler-Koalition, Be
deutung der UNO, Truman-Doktrin / Zwei-Lager-Theorie, NATO / Warschauer
Pakt, Rüstungswettlauf, Koreakrieg, Kubakrise)
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A. Blockbildung und Blockkonfrontation (Zerfall der Anti-Hitler-Koalition, Be
deutung der UNO, Truman-Doktrin / Zwei-Lager-Theorie, NATO / Warschauer
Pakt, Rüstungswettlauf, Koreakrieg, Kubakrise)
Q|2 The United Nations Fight for Freedom – US-amerikanisches Poster von 1942, das die SU miteinschließt.
D|4 Erste Spannungen nach dem Sieg: Unterschiedliche Vorstellungen in der ‚Deutschlandpolitik’
Erste Spannungen wurden unmittelbar auf der Potsdamer Konferenz (17.7. – 2.8.1945) deutlich. Der
Westen befand sich bei den Verhandlungen in einer schwachen Position, da der amerikanische Präsi-
dent Truman erst wenige Wochen im Amt war und noch wenig außenpolitische Erfahrung besaß. Au-
ßerdem wurde Stalins Gegner Churchill durch seine Wahlniederlage gegen Attlee noch während der
Konferenz erheblich geschwächt. Stalin konnte daher meist seine Vorstellungen durchsetzen.
Der Westen protestierte gegen das eigenmächtige Vorgehen der SU bei der Übergabe deutscher Ge-
biete an Polen, stimmte jedoch der vorläufigen Abtrennung dieser Gebiete ebenso zu wie der Übergabe
von Königsberg und von Teilen Ostpreußens an die SU.
Keine Einigung bestand über den Begriff "Deutschland". Während die Westmächte von Deutschland in
den Grenzen von 1937 ausgingen, verstand die UdSSR darunter künftig nur die Gebiete westlich von
Oder und Neiße.
Bald nach der Potsdamer Konferenz erzwang die SU den Rückzug der britischen und amerikanischen
Truppen aus ihrer Zone, indem Sie sich weigerte, vorher den Alliierten Kontrollrat einzuberufen(!)
Es entstand ferner Streit über die Zufahrtswege nach Berlin, über die es keine vertragliche Regelung gab.
Dieser Konflikt verschärfte sich weiter während der Berlin-Blockade 1948.
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A. Blockbildung und Blockkonfrontation (Zerfall der Anti-Hitler-Koalition, Be
deutung der UNO, Truman-Doktrin / Zwei-Lager-Theorie, NATO / Warschauer
Pakt, Rüstungswettlauf, Koreakrieg, Kubakrise)
D|5 Auf der Grundlage der Atlantik-Charta von 1941 berieten bereits 1944 Vertreter der USA, Großbritanni-
ens, Chinas und der Sowjetunion über eine neue Weltorganisation als Ersatz für den Völkerbund. Es wurde
vereinbart, eine Organisation der Vereinten Nationen (United Nations Organization = UNO) zu errichten, die
aus einer Vollversammlung und einem Sicherheitsrat bestehen sollte. In der Vollversammlung sollten alle Na-
tionen vertreten sein, aber die wirkliche Macht sollte bei den 12 Mitgliedern des Sicherheitsrates liegen. Un-
ter ihnen sollte es fünf ständige Mitglieder mit Vetorecht geben (USA, GB, F, UdSSR, China), während die üb-
rigen sieben Sitze nach dem Rotationsprinzip an andere Mitgliedstaaten der UNO vergeben werden sollten.
Diese Vereinbarungen wurden anschließend auf der Gründungskonferenz der Vereinten Nationen festge-
schrieben, die im Mai 1945 begann und mit der Unterzeichnung der UN-Charta am 26. Juni 1945 endete. Der
Gründungsvertrag trat nach der Ratifizierung durch die Mitgliedstaaten am 24. Oktober 1945 in Kraft.
Die UNO zählte zunächst nur 49 Mitglieder, unter ihnen neben der Sowjetunion auch noch zwei sowjetische
Republiken - die Ukraine und Weißrußland -, um das Stimmenverhältnis für die UdSSR zu verbessern. Denn
die Mitglieder waren in ihrer überwiegenden Mehrzahl westlich orientiert. Sie machten die UNO zu einer Ein-
richtung, die - wie Weltbank und IWF - von den USA kontrolliert wurde. Zudem verstand sich die Organisation
anfangs als Siegervereinigung, die sich weigerte, ehemalige Feindstaaten als Mitglieder aufzunehmen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging es für die UNO vorrangig darum, den erreichten Zustand zu er-
halten. Dabei kam den fünf Großmächten, die über einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat verfügten, eine be-
sondere Rolle zu, die sie allerdings nur spielen konnten, wenn die Kriegskoalition auch im Frieden weiterbe-
stand. Denn das Instrumentarium der Friedenssicherung setzte angesichts des Veto-Rechts der Großmächte
im Sicherheitsrat deren Konsens voraus.
Der Zerfall der Koalition, der sich schon unmittelbar nach Gründung der UNO im Sommer 1945 abzeichnete,
wirkte daher von vornherein als große Belastung. Die Eskalation des Ost-West-Konflikts zu einem Kalten Krieg
ließ dann ab 1946/47 kaum noch Spielraum für Gemeinsamkeit. Die UNO spiegelte vielmehr den Gegensatz
wider, der die internationalen Beziehungen insgesamt prägte.
UNO ist die Abkürzung für einen englischen Begriff. Wie heißt er?
Wie nennt man Soldaten, die an friedenssichernden Einsätzen der UNO teilnehmen?
Wie nennt man eine UN-Mission mit Kampfauftrag, z.B. gegen den Irak im Jahr 1990/91?
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Q|3 Das sog. ‚Long Telegram‘ des US-Sowjetexperten George F. Kennan vom 22. Februar 1946
Aufgaben
1. Geben Sie die zentralen Inhalte der ‚Truman-Doktrin’ wieder (Q|4)!
2. Erläutern Sie anhand der Thesen Kennans und Trumans den Begriff ‚Containment-Politik’ (Q|3, Q|4)!
3. Beurteilen Sie, ob die Truman-Doktrin den entscheidenden ‚Kurswechsel’ markiert, der bis heute die US-
Außenpolitik prägt!
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Pakt, Rüstungswettlauf, Koreakrieg, Kubakrise)
D|10 Die Reaktion der Sowjetunion: Kominform, ‚Zwei-Lager-Theorie’ und RGW 1947/1949
Als „Antwort“ auf die Containment-Politik der USA gründete Stalin Ende September 1947 das Kommunisti-
sche Informationsbüro (Kominform), das die weltweite Steuerung der kommunistischen Parteien unter Füh-
rung der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) zur Aufgabe hatte.
Im Marshall-Plan sah die Sowjetunion ein „Instrument des Dollarimperialismus“; Stalin verbot den Ländern in
seinem Machtbereich, so der Tschechoslowakei und Polen, die Annahme der Hilfen. Stattdessen gründete
die SU 1949 den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW bzw. COMECON). Dieser konnte aber den Mit-
gliedern keine Aufbauhilfe bieten.
Aufgaben
4. Erklären Sie, inwiefern Schdanows Ausführungen eine Antwort auf Truman-Doktrin und Marshall-Plan sind!
5. Erläutern Sie den sowjetischen Demokratiebegriff (Q|5)!
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Pakt, Rüstungswettlauf, Koreakrieg, Kubakrise)
Die gegensätzlichen Interessen der USA und der Sowjetunion führten zu gegenseitigem Misstrauen und
Feindseligkeit. Der Konflikt zwischen West und Ost wurde nicht länger als Ringen um Einfluss und Sicher-
heitsansprüche betrachtet, sondern immer mehr als ein Kampf zwischen unterschiedlichen Gesellschaftsord-
nungen. Zu den zentralen Bestandteilen des Kalten Krieges entwickelten sich das Wettrüsten und eine zielge-
richtete Bündnispolitik, die die Länder der Welt zu großen Teilen in die zwei feindlichen militärischen
„Blöcke“ integrierte.
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