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Université Alassane Ouattara de Bouaké Pr. Aimé Kouassi


UFR Milieu Communication et Société Professeur Titulaire
Département d’Etudes Germaniques
Niveau Master 1
UE Civilisation

Die DDR in der kommunistischen Welt

Einleitung
1945 ist der Zweite Weltkrieg vorbei mit der bedingungslosen Kapitulation
Deutschlands. Für Deutschland aber markierte 1945 nicht nur das Ende des
Krieges, sondern auch das Ende der von Bismarck gestalteten deutschen Einheit.
Die sich daraus ergebende Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen,
die an die Zerstückelung der Zeit vor Bismarck erinnerte, führte 1949 zur
Entstehung zweier Staaten, die jeweils zum Ostblock (DDR) und Westblock
(BRD) gehörten. Um die Annäherung eines dieser Staaten, nämlich der DDR, an
die kommunistische Welt besser zu begreifen, wäre es vonnöten, die
Außenpolitik dieses Landes zu analysieren und dies nach einem kurzen
Überblick über seine Entstehungsgeschichte.

1. Kurze Geschichte der Gründung der DDR

1.1 Die Spaltung der Alliierten

Schon 1945 errichtete jede Besatzungsmacht in ihrer Besatzungszone ihre


Verwaltung. So wurde in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) die
Sowjetische Militäradministration (SMAD) geschaffen. Über die vier
Besatzungsverwaltungen herrschte der Alliierte Kontrollrat als oberste
Regierungsgewalt für Gesamtdeutschland. Da jedes der vier Mitglieder (sie
entsprechen den vier Besatzungszonen) dieses Rates das Vetorecht hatte, konnte
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der Rat kaum funktionieren. Die Spannung unter den ehemaligen Alliierten, die
zur Entstehung des kalten Krieges führte, erlaubte nämlich dem Kontrollrat
nicht, eine Zentralpolitik für Gesamtdeutschland – wie es in den Konferenzen
von Jalta und Potsdam vereinbart wurde – zu führen.

Unter diesen misstrauischen Umständen wurden trotzdem Wahlen in den


Besatzungszonen organisiert, was zum Sieg der Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands (SED) in der SBZ führte. Wie erklärte sich dieser Sieg? Schon am
9. Juni 1945 erlaubte die SMAD die Bildung von antifaschistisch-
demokratischen Parteien. So wurde in erster Linie die KPD wiedergegründet,
eine KPD, die mit einem gewissen Rachegefühl auf der politischen Bühne
wiederauftrat.

Bald wurde die SPD in der SBZ durch die KPD eingeschmolzen, und zwar mit
der Hilfe der SMAD und am 21. und 22. April 1946 tagte in Berlin der
Vereinigungsparteitag. Daraus entstand die SED (Sozialistische Einheitspartei
Deutschlands), die sich für eine Massenpartei erklärte.

Im Oktober 1946 also gewann die SED die Wahlen zu den Landtagen, zwar nur
mit 47,5% der Stimmen, aber es war bezeichnend für die Sowjetunion, die nun
einen mächtigen Partner für ihre Deutschlandpolitik besaß.

Im Juni 1947 sollte eine Versammlung der Leiter der Regierungen der Länder
die Verbindung aller Länder zur Wiedervereinigung erlauben. Die
Versammlung aber scheiterte, da die Leiter der Regierungen von
Westdeutschland ihren „Kollegen“ von Ostdeutschland ihre Sowjetisierung
vorwarfen.
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In der Zwischenzeit – genau im Mai 1947 – hatten die Amerikaner und die
Engländer ihre Besatzungszonen verschmolzen, um die Bizone zu gründen. So
stellte Deutschland im Jahre 1948 das folgende Bild dar:
 Die Sowjetische Besatzungszone (SBZ)
 Die Französische Besatzungszone (FBZ)
 Die Bizone

1.2 Zur Gründung der DDR 1949

Die Trennung der ehemaligen Alliierten gegen Hitler und seinen


Nationalsozialismus schien nun unvermeidbar. Das Problem bestand darin, dass
der Begriff Demokratie, die man in Deutschland durchsetzen wollte, nicht
denselben Sinn hatte, je nach dem ob man im Ostblock oder im Westblock war.
Im Westen war von einer „liberalen Demokratie“ die Rede, während es im
Osten um eine Volkdemokratie ging.

Immer im Juni 1947 schlug die amerikanische Regierung ein Programm zum
Wirtschaftsaufstieg von Europa vor. Das war der berühmte Marshall-Plan. Die
Sowjetunion sah in diesem Programm die Herstellung der Hegemonie des
Kapitalismus in Europa. So sprach sich die SED dagegen aus. Die Kluft
zwischen Ost und West vertiefte sich immer mehr.

Am 24. Februar 1948 geschah ein Staatsstreich in Prag. Mithilfe der Sowjets
gelang es den Kommunisten, in der Tschechoslowakei die Macht zu ergreifen.
Die Gefahr eines weiteren sowjetischen Vorrückens nach Westen stieg am
Horizont empor. Dies führte Frankreich dazu, auf seine Isolierung zu verzichten,
um die westliche Bündnisräson zu übernehmen. Die Trizone, bestehend aus der
amerikanischen, französischen und britischen Zone, war so gegründet. Sie
bildete ein einheitliches westliches Wirtschaftsgebiet. Der Westblock sah schon
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die Gründung eines wirtschaftlich starken und stabilen Westdeutschland vor, das
als eine Schutzwehr gegen den Kommunismus und die Sowjets dienen sollte.
Im April 1947 erklärte sogar der amerikanische Präsident Truman „seine
Doktrin, nach der jedes weitere Vordringen des Kommunismus eine Gefahr für
die Vereinigten Staaten darstellte.“ Die Gründung eines wirtschaftlich starken
und stabilen Westdeutschland verwirklichte sich durch die Einführung einer
Währungsreform in die Trizone, um die katastrophale Wirtschaftslage zu
sanieren.

Die Reaktion des Sowjets wurde unmittelbar und brutal. Einen Tag nach der
Währungsreform in der Trizone führten sie eine andere Währungsreform in
Ostdeutschland ein. Dann verließen sie die Alliierte Kommandantur in Berlin
und versuchten, durch eine Blockade der Straßen und der Eisenbahnen die Stadt
Berlin zu kontrollieren. Durch eine Luftbrücke gelang es den Amerikanern und
den Engländern, Westberlin zu ernähren.

Die Teilung Deutschlands aber war nun unvermeidbar, zumal Berlin eine
weitere Krise kannte. Die SED, die während der letzten freien Wahlen in Berlin
nur 19,8% der Stimmen gewonnen hatte gegen 48,7% für die SPD und 22,1%
für die CDU, entschloss sich, ihren Stadtrat separat zu schaffen. Auch die
Teilung Berlins ist Realität geworden.

Im Westen wurden die Ministerpräsidenten der deutschen Länder beauftragt,


Wahlen für Westdeutschland zu organisieren. Diese Versammlung der
Ministerpräsidenten wurde der Parlamentarische Rat, der das Grundgesetz als
Verfassung für Westdeutschland erarbeitete. Dieses Grundgesetz, das die BRD
gründete, wurde am 8. Mai adoptiert und trat am 23. Mai 1949 in Kraft.
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In Ostdeutschland ging es auch schnell. Am 15. und 16. Mai 1949 wählte die
Bevölkerung der SBZ einen Volkskongress mit einer Einheitsliste. Der
Volkskongress bestimmte einen Volksrat, der eine Verfassung für
Ostdeutschland erarbeitete. Diese Verfassung, die die DDR gründete, wurde am
7. Oktober adoptiert.

Von da ab trennte sich die Geschichte beider deutscher Staaten. Die DDR wird
versuchen, mit Erfolg einen Platz an der Sonne im Ostblock zu haben. Trotz
ihrer engen Verbindung zur UdSSR führte sie eine Außenpolitik, die nicht nur
auf Europa ausgerichtet wurde, sondern auch auf die anderen Kontinente, bzw.
auf Afrika.

2 Die Grundlinien der Außenpolitik der DDR

In den Gründerjahren war die internationale Anerkennung der Schwerpunkt der


DDR- Außenpolitik. Gleich nach ihrer Gründung wollte die BRD sowie ihre
Partner des Westblocks die DDR überhaupt nicht anerkennen, unter dem
Vorwand, sie sei nur eine Schaffung der UdSSR, ja eine Zone. Und um die
anderen Länder zu ihrem Sichtpunkt zu gewinnen, trieb die BRD ihre berühmte
Hallstein-Doktrin.

Um der internationalen Anerkennung der DDR entgegenzuwirken, hatte die


Regierung der BRD 1956 die sogenannte Hallstein-Doktrin verkündet. Danach
sollte die Aufnahme normaler Beziehungen zur DDR seitens anderer Staaten
automatisch den Abbruch der diplomatischen Beziehungen der BRD mit diesen
Staaten zur Folge haben. Die Hallstein-Doktrin wurde angewandt, als die DDR
mit Jugoslawien und mit Kuba diplomatische Vertretungen austauschte.
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Darin bestand der Alleinvertretungsanspruch der BRD, die unter Berufung auf
ein angemaßtes Recht für alle Deutschen sprechen wollte. So gelang es der
BRD, mithilfe ihrer wirtschaftlichen Macht viele Länder, nämlich Länder der
Dritten Welt, die die DDR anerkennen wollten, zu entmutigen. Es wurde der
Fall von Guinea im Jahre 1960.

Gegen diesen Alleinvertretungsanspruch der BRD, der die Behörden der DDR
sehr ärgerte, reagierte Ostberlin mit der Reisediplomatie, dem Briefwechsel und
mit vielen Abkommen, nämlich auf dem Gebiet der wissenschaftlich-
technischen und kulturellen Zusammenarbeit. Das Wesentliche dieser Politik
fasst sich so zusammen:

Der Abschluss eines deutschen Friedensvertrags und auf dessen Grundlage die
Umwandlung Westberlins in eine neutrale freie Stadt ist nach Ansicht des
Staatsrates der DDR der sicherste und wirksamste Schritt zur Überwindung der
Spannung und Gefahren für den Frieden in Europa. Eine deutsche
Friedensregelung, die auf einem mit den Westmächten vereinbarten Vertrag
beruht, ist die wirksamste Lösung. Eine solche Vereinbarung kann jedoch nur
bei Anerkennung der realen Lage in Deutschland, der Existenz von zwei
deutschen Staaten und der Souveränität und Gleichberechtigung der Deutschen
Demokratischen Republik zustande kommen. Die DDR ist der Ansicht, da eine
wirksame und dauerhafte Friedensregelung den Verzicht beider deutscher
Staaten auf Atomwaffen, die Bestätigung der bestehenden deutschen Grenzen
sowie das Verbot revanchistischer Politik und Propaganda und die Beseitigung
des NATO-Stützpunktes in Westberlin einschlieen mu.

Die Anerkennungspolitik, die wie eine wahre Besessenheit in Ostberlin war,


wurde von einer zusammen mit den anderen Staaten des kommunistischen
Lagers geführten Weltpolitik ergänzt
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3 Die Außenpolitik der DDR als Bestandteil der Außenpolitik


der RGW-Staaten

Am 19. Januar 1949 (d. h. vor der Gründung der DDR) wurde in Moskau der
Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) ins Leben gerufen. Dieser Rat, der
als Gegenorganisation des seit 1947 im Westblock existierenden Marshallplans
erschien, hatte als Gründerväter: die Sowjetunion, Bulgarien, Ungarn, Polen,
Rumänien und die Tschechoslowakei. Mongolei 1962, Kuba 1972 und Vietnam
(Nord) (1972) wurden dann Mitglieder.

Wie sein Name es merken ließ, ging es um eine Kooperation der Mitglieder auf
dem Gebiet der Wirtschaft. Aber in der Praxis ging der RGW noch tiefer:

Die Zusammenarbeit der RGW-Mitgliedsländer wird vom Prinzip des


sozialistischen Internationalismus bestimmt. Es beinhaltet die
kameradschaftliche gegenseitige Hilfe und Unterstützung, Planmäßigkeit,
Zuverlässigkeit und gegenseitige Verantwortung, Achtung der staatlichen
Souveränität, völlige Gleichberechtigung und Freiwilligkeit bei der Beteiligung
an der Zusammenarbeit, gegenseitigen Nutzen sowie die Mitverantwortung und
strikte Einhaltung übernommener Verpflichtungen im Rahmen dieser
Zusammenarbeit.

Im September 1950 wurde die DDR in den RGW aufgenommen. Dieser Beitritt
war sehr wichtig für die DDR, denn es bildete für sie eine Bühne, um eine
außenpolitische Handlungsfreiheit zu gewinnen, obwohl sie die volle
Souveränität noch nicht genoss - erst im September 1955 fixierte die UdSSR
durch einen mit der DDR abgeschlossenen Vertrag über die Beziehungen
zwischen den beiden Staaten diese Souveränität. Die Aufnahme in den RGW
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erlaubte der DDR andererseits, an der multilateralen wirtschaftlichen


Zusammenarbeit teilzunehmen.

Immer im Rahmen der Außenpolitik verstärkte der Beitrag der DDR zur
Gründung der Warschauer Vertragsorganisation ihre totale Zugehörigkeit zum
Ostblock. Am 14. Mai 1955 nämlich wurde unter der Führung der UdSSR diese
Warschauer Verteidigungsorganisation (WVO) durch Bulgarien, die DDR,
Polen, Rumänien, die UdSSR, die CSSR und Ungarn ins Leben gerufen. Diese
Verteidigungsorganisation war eine Antwort der sozialistischen Länder auf die
von den kapitalistischen Ländern gegründete NATO.

Von da ab verfolgte die DDR, neben ihrer eigenen Außenpolitik der


Anerkennung, auch diese der RGW-Länder, deren Schwerpunkt die Schöpfung
des Sieges des Sozialismus in der Welt war. In dieser Periode des kalten
Krieges, wo der Antagonismus zwischen den beiden Blöcken den Weltfrieden
bedrohte, wollte jedes Lager seinen Einflussbereich verstärken und verbreiten.
In diesem Zusammenhang zeigte sich die neu gegründete DDR als ein
hervorragender Verteidiger des Sozialismus. Die DDR vindizierte nämlich die
Urheberschaft des Sozialismus und Arbeiterkampfes. Waren nicht Karl Marx
und Friedrich Engels, Theoretiker des Marxismus von deutscher Herkunft?
Außerdem hatte die DDR schon ab ihrer Gründung eine Abgrenzungspolitik
geführt, d. h. einen Bruch mit der kapitalistischen, faschistischen und
imperialistischen deutschen Politik. Sie wollte nur die antifaschistische,
antikolonialistische und antiimperialistische deutsche Erbschaft tragen.

Es war also klar, dass die DDR den Kampf des Ostblocks gegen den
Kapitalismus, den Imperialismus, den Kolonialismus und für den proletarischen
Internationalismus und die sozialistische Internationale sehr unterstützen würde.
Und da die UdSSR der Rottenführer dieses Kampfes war, so erklärte sich u. a.
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die enge Verbindung der DDR an die UdSSR. Diese in dem Westblock als totale
Unterwerfung der DDR gegenüber der UdSSR betrachtete Verbindung hat aber
andere Ursachen, die in den nächsten Zeilen analysiert werden.

4 Die enge Verbindung DDR / UdSSR

Um die enge Verbindung der DDR mit der UdSSR zu erläutern, ist es
angebracht, eine Reise in die Vergangenheit der DDR zu unternehmen. Die
DDR war nämlich die Sowjetische Besatzungszone in Deutschland von 1945 bis
1949. Danach hat die SMAD mit ihrer Funktion aufgehört, um der neu
gebildeten Regierung Ostberlins freie Hand zu lassen, um die Angelegenheiten
des Staates zu führen. Zwar errang die DDR ihre volle Souveränität von der
UdSSR erst 1955, aber die Existenz der ostdeutschen Regierung ab 1949 war für
die Behörden Ostberlins an und für sich ein Kennzeichen der Unterstützung
Moskaus. Demzufolge waren diese Behörden der UdSSR sehr verpflichtet. Die
DDR brauchte unbedingt diese Unterstützung, denn wegen ihrer geographischen
Lage stand sie mitten in der Ost-Westkonfrontation. Da die BRD in dem
anderen Lager von der Unterstützung der USA und anderer kapitalistischer
Länder profitierte, so erschien die Unterstützung Moskaus als ein Ausgleich der
vorliegenden Kräfte und ein wichtiges Instrument der Anerkennungspolitik.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass die wichtigen Führer der DDR der KPD
angehörten, einer KPD, die sich am Ende der zwanziger Jahre sowjetisiert hatte.

Zwar war die SED eine Schmelzung verschiedener Parteien, wie z. B. der SPD,
aber die Kommunisten hatten die Führerrolle. Und diese Kommunisten, wie die
Gruppe Ulbricht waren am meisten im Exil in Moskau zur Zeit Hitlers. Es war
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der Fall von Wilhelm Pieck, erstem Präsidenten der DDR 1949-1960, Walter
Ulbricht, dem Nachfolger von W. Pieck 1960-1973, Franz Dahlem, Mitglied des
ZK, des Politbüros und des Sekretariats der KPD bzw. SED und stärkstem
Gegenspieler Ulbrichts und dem Chefideologen der Partei, Anton Ackermann.

Alle diese Persönlichkeiten wie die anderen Mitglieder der KPD, die zur Zeit
Hitlers verfolgt und andere, die in der Sowjetunion ausgebildet worden waren,
waren nun dem Sowjetstaat ergeben. Außerdem besaßen sie zusammen mit der
UdSSR die identischen politischen und weltanschaulichen Vorstellungen.
Demzufolge betrachtete die SED die Sowjetunion als Garanten für die Existenz
der DDR als sozialistischen Staates und für ihre Stelle an der Spitze des Staates.
So überwand dieses in der DDR-Verfassung geschriebene Bündnis alle
Konflikte, was zum Ausdruck brachte, es sei ein Treueid der DDR gegenüber
der UdSSR – so die Länder des Westblocks.

Ein Wirkungsfeld dieser engen Verbindung DDR/UdSSR ist Afrika, wo die


Ideologien in den sechziger Jahren noch nicht festgesetzt worden waren.

5 Einschätzung Afrikas in der Außenpolitik der DDR

Eins musste noch betont werden: In diesen sechziger Jahren war der Kernpunkt
der Außenpolitik der DDR immer die internationale Anerkennung. Demzufolge
musste Ostberlin alle Mittel benutzen, um dieses Ziel zu erreichen. Die Ankunft
junger afrikanischer Staaten auf der internationalen Bühne wurde Anlass für die
DDR, mehr Staaten zu ihrem Ziel zu gewinnen. Afrika wurde deswegen das
Spielfeld der Gegeneinandersetzung zwischen der DDR und der BRD, d. h. ein
Handlungsspielraum für die DDR, gegen die Hallstein-Doktrin zu kämpfen:
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In der Tat aber verfolgt die DDR die sowjetische theoretische Differenzierung
der „Klassencharakter“ der Entwicklungsländer. Diese Methode unterschied
nämlich drei Gruppen in den Entwicklungsländern:

 Die erste Gruppe, wo die Macht von nationaler Bourgeoisie oder


Gutbesitzern, Halbfeudalen oder Kapitalisten geübt wurde, bildete fast
kein Interesse für das sozialistische Lager, denn in diese Länder war es
unmöglich, einen nichtkapitalistischen Weg einzuführen.
 Zur zweiten Gruppe gehörten die Entwicklungsländer, die trotz enger
Beziehungen zur Kolonialmacht, ihren Entwicklungsweg noch nicht
festgesetzt hatten. Es war der Fall von zahlreichen afrikanischen
Ländern wie der Elfenbeinküste oder Senegal.
 Die dritte und letzte Gruppe war von den Progressivländern gebildet,
die zum Ziel hatten, den Sozialismus zu bauen. Also adoptierten sie
einen nichtkapitalistischen Weg. Hierzu wurden Länder wie Ghana,
Guinea und Mali gezählt.
Wenn es politisch unmöglich war, den Sozialismus in die erste Gruppe
einzuführen, so war es ganz anders, was die zweite und besonders die dritte
Gruppe angeht. In diesen letzten Gruppen war die DDR sehr bemüht, ihre
Anerkennungspolitik sowie die Verbreitung des Sozialismus zu realisieren. Und
um dieses Ziel zu erreichen, verfügte die DDR wie die anderen Staaten des
Ostblocks über bedeutende Vorteile: Sie hatten keine kolonialistische
Vergangenheit (Deutschland selbst hatte die seinigen seit langem verloren), sie
verfolgten keine wirtschaftlichen Interessen – so die Staaten des Ostblocks.
Dagegen schlugen sie die Brüderlichkeit, die Solidarität, das Verständnis vor.
Die DDR war besonders aktiv, da sie auer den oben genannten Vorteilen auch
über den guten Ruf der deutschen Nation besonders im Bereich der Wirtschaft
und der Wissenschaft verfügte.
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6 Kommunistische Struktur der Außenpolitik der DDR

In diesen Jahren der von der DDR geführten Anerkennungspolitik waren alle
Institute und einzelnen Reisen, die in Kontakt mit dem Ausland waren,
beauftragt, das Prestige des Staates zu pflegen. So gab es eine Außenpolitik in
allen Richtungen. In dieser dichten Außenpolitik war es jedoch möglich, zwei
Ebenen zu unterscheiden: Die staatliche Ebene und die Ebene der
Massenorganisationen.

6.1 Organisation auf der staatlichen Ebene

Die vorherrschende Stelle der SED in der DDR führte zu einer dachziegelartigen
Anordnung zwischen Staat und Partei in der Konzeption und der Ausführung
der Außenpolitik. In der Tat oblagen die Beschlüsse für auswärtige Politik dem
Politbüro der SED, wie es der Fall in einem kommunistischen System war. Die
19 Mitglieder und 8 Kandidaten des Politbüros aber griffen nicht auf dieselbe
Weise in die Außenpolitik ein:

Es gibt vielmehr eine Arbeitsteilung, nach der einige Politbüromitglieder für


bestimmte Aspekte der Außenpolitik unmittelbar zuständig sind, wenn auch der
Gewinn als Ganzes schließlich kollektiv die Verantwortung trägt.

Um die Beschlüsse zu fassen aber, brauchte das Politbüro Informationen, und


die Sammlung von Informationen oblag dem Zentralkomitee der SED. Dieses
ZK, das ungefähr 140 Mitglieder umfasste (die Mitglieder des Politbüros waren
aus dem ZK ausgewählt), bildete eine wichtige Institution für die Außenpolitik
der DDR.
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Die wirkliche auswärtige Arbeit des ZK wurde aber von dem aus 11 Mitgliedern
bestehenden „Kleinen Sekretariat“ geführt. An der Spitze dieses „Kleinen
Sekretariats“ stand der Generalsekretär, der verantwortlich für die Grundfragen
u. a. der Außenpolitik war. Der Sekretär für Internationale Verbindung
seinerseits koordinierte die allgemeinen wirtschaftlichen Beziehungen der Partei
und stand in engem Kontakt mit dem Ministerium für Auswärtige
Angelegenheiten. Ferner griffen auch der Sekretär für Wirtschaft, der Sekretär
für Agitation und Propaganda und der Sekretär für Sicherheit, je nach seinem
speziellen Gebiet, ein.

Neben den Organen der Partei (SED) erschien die von der SED dominierte
Volkskammer als eine andere wichtige Institution im Rahmen der Durchführung
der Außenpolitik. Durch ihr Organ „Interparlamentarische Gruppe“ stellte die
Volkskammer viele Kontakte zu Parlamentariern anderer Länder und bildete
somit eine gute Informationsquelle für die Außenpolitik. Außerdem stand die
Volkskammer direkt in Kontakt mit dem Politbüro der SED, das, wie schon
geschrieben, die Entschlüsse für die Außenpolitik fasste.

Im Rahmen der Durchführung der Außenpolitik aber war die Rolle der
Regierung vielleicht die bedeutendste im Ausland. Alles begann mit dem
Staatsrat:

Die wirkliche und praktische Aufgabe der Außenpolitik oblag dem Ministerrat,
der die Aktion der verschiedenen Fachminister, die sich mit der Außenpolitik
beschäftigten, koordinierte. Es ging um das Ministerium für Nationale
Verteidigung, Außenwirtschaft und vor allem für Auswärtige Angelegenheiten.
Das Ministerium für Nationale Verteidigung, das u. a. verantwortlich für die
„Ausarbeitung von Einschätzungen zur internationalen politischen Situation, der
Feindlage, der Natur möglicher militärischer Konflikte, der Stärke ausländischer
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Streitkräfte und der möglichen Auswirkung geplanter außenpolitischer


Maßnahmen auf die Staatssicherheit ist“, spielte eine wichtige Rolle in den
militärischen Interventionen der DDR im Ausland.

Um seine Aufgaben zu erfüllen, standen dem MfAA viele Institute und


Abteilungen zur Verfügung. Auer diesen zahlreichen Abteilungen konnte sich
das MfAA auch auf die Tätigkeiten der Massenorganisationen verlassen.

6.2 Die Mittlerorganisationen der Außenpolitik

Die DDR verfügte über zahlreiche Mittlerorganisationen, d. h.


Massenorganisationen, Verbände, Vereinigungen, Gesellschaften,
Genossenschaften, Komitees und Ligen, die in ihren ursprünglichen Tätigkeiten
dazu gekommen waren, sich für die Außenpolitik und besonders für die
Entwicklungspolitik zu interessieren. Im Folgenden aber wird nur über drei
Massenorganisationen berichtet, weil sie besonders aktiv in Afrika waren. Es
geht um den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB), die Freie Deutsche
Jugend (FDJ) und den Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD).

6.2.1 Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB)

Dass die Gewerkschaften eine hervorragende Rolle in einem Industriestaat,


besonders von sozialistischer Tendenz, spielen, ist eine Binsenwahrheit. Für die
DDR, die dabei war, eine neue Gesellschaft zu bilden, war die Teilnahme des
FDGB von großer Bedeutung. Der Staat brauchte nämlich Ruhe seitens der
Arbeiter und Bauern, um sein Ziel zu erreichen. Der am 3. Februar 1946 in
Berlin gegründete FDGB wirkt also, unter der Führung der SED, für die
Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft.
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Mitglied des Weltgewerkschaftsbundes (WGB), einer kommunistisch gelenkten


und von Moskau gesteuerten Dachorganisation von Gewerkschaften und
Verteidiger der „kommunistischen Internationale“ und im Einverständnis mit
dem sowjetischen Gewerkschaftsbund, war der FDGB dazu gekommen, die
Interessen der Arbeiter und der Bauern in der Welt zu verteidigen und zwar
durch Kontakte mit anderen Auslandsgewerkschaften und besonders zu
kommunistisch gelenkten Gewerkschaften.
Um seine Ideen zu verbreiten und die Kommunikation unter den Mitgliedern zu
sichern, verfügt der FDGB, der 1961 6.300000, 1982 9.122965 Mitglieder
zählte, über eine Tageszeitung, nämlich Tribüne.

Neben dem FDGB wirkte eine andere Organisation der DDR mit großer
politischer Bedeutung in den Entwicklungsländern, bzw. in Guinea und Mali. Es
geht um die „Freie Deutsche Jugend“.

6.2.2 Die Freie Deutsche Jugend

Die FDJ wurde am 7. März 1946 gegründet. Ihr erster Vorsitzender war Erich
Honecker. Als einheitliche sozialistische Massenorganisation der Jugend der
DDR zeigte sich schnell die FDJ als aktiver Helfer und Kampfreserve der SED.
Der FDJ oblag das Programm und die Beschlüsse der SED initiativreich zu
verwirklichen. Im Rahmen ihrer Beschäftigungen war die FDJ dazu gekommen,
eine internationale Rolle zu spielen. Das Eingreifen der FDJ in der Außenpolitik
der DDR in Afrika ließ sich durch folgenderweise erklären:

Im Statut wird die FDJ als eine Organisation gekennzeichnet, die auf freiwilliger
Grundlage in ihren Reihen jene Menschen [vereint], die gemeinsam mit allen
Werktätigen die entwickelte sozialistische Gesellschaft weiter gestalten und so
grundlegende Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum
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Kommunismus schaffen. Sie verkörpert die politische Einheit der jungen


Generation der DDR. Die in ihr organisierte Arbeiterjugend bildet den Keim der
Freien Deutschen Jugend.

Wie der FDGB verfügte auch die FDJ u. a. über eine Tageszeitung, Junge Welt,
die sich als ein ausgezeichnetes Kommunikationsmittel zeigte.

6.2.3 Der Demokratische Frauenbund Deutschlands (DFD)

Am 8. März 1947 wurde der DFD gegründet. Mitglied der kommunistisch


orientierten „Internationalen Demokratischen Frauenföderation“ (IDFF)
unterhielt der DFD durch zahlreiche multilaterale Organisationen Beziehungen
zu einer Menge von Frauenorganisationen der Welt. Aber im Rahmen der
Solidaritätsaktion mit Frauen, die denselben Kampf führten, war der DFD dazu
gebracht, bilaterale Beziehungen zu Frauenorganisationen einzelner Länder zu
unternehmen.

Der DFD übt auf vielfältige Weise internationale Solidarität mit den Frauen
jener Völker, die gegen nationale und soziale Unterdrückung kämpfen. Der DFD
unterhält Verbindungen zu 140 Frauenorganisationen in allen Teilen der Welt.

So erklärte sich die Verbindung des DFD mit Frauenorganisationen in Afrika.


Ferner musste hinzugefügt werden, dass die Zahl der Mitglieder des DFD keine
besondere Änderung seit 1961 gekannt hatte. Hatte er im 1961 1.329.759
Mitglieder, so waren 1.400.000 Frauen in dem DFD im Jahre 1982. Die
Organisation verfügte über eine Monatsschrift: Lernen und handeln, die u. a.
zum Erfahrungsaustausch diente.
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Abschluss

Seit ihre Gründung 1949 musste die DDR für ihre völkerrechtliche
Anerkennung kämpfen, da die BRD, die allein Deutschland repräsentieren
wollte, alles ins Spiel gesetzt hatte, um das Regime von Berlin (Ost) zu
isolieren. Neben diesem unermüdlichen Kampf war die DDR auch bemüht, die
kommunistische Welt zu integrieren. Demzufolge wurde sie ein großer
Verteidiger der Durchführung und Verbreitung des Kommunismus in der Welt.
Um diese Aufgaben gut führen, verfügte sie über u.a. die SED, das Ministerium
für Auswärtige Angelegenheiten sowie zahlreiche Massenorganisationen wie
den FDGB, die FDJ und den DFD. Mit dieser Struktur der Außenpolitik und mit
der Unterstützung der UdSSR wurde die DDR das Symbol „des Sieges des
Kommunismus“.

Ausgewählte Bibliographie

Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft der DDR Potsdam-Babelsberg


(hg): Handbuch gesellschaftlicher Organisationen in der DDR. Berlin: 198

Autorenkollektiv unter Leitung von Doernberg, Stefan: Außenpolitik der DDR.


Drei Jahrzehnte sozialistische deutsche Friedenspolitik. Berlin (Ost): 1979

Autorenkollektiv unter Leitung von Hahn, Gerhard: Die Außenpolitik der


Deutschen Demokratischen Republik in der Welt von heute. 2 Bande. Potsdam-
Babelsberg: 1989

Autorenkollektiv unter Leitung von Hänisch, W.: Geschichte der Außenpolitik


der DDR. Abriss. Berlin (Ost): 1985

Badia, Gilbert: Histoire de l’Allemagne contemporaine. Deux Etats allemands


RFA-RDA. Paris: 198
18

Bögeholz, Hartwig: Die Deutschen nach dem Krieg. Eine Chronik: befreit, geteilt,
vereint: Deutschland 1945 bis 1995. Hamburg: 1995

Castellan, Georges: L’Allemagne, la construction des deux Etats allemands


(1945-1973). Paris: 1976

Dasbach-Malinckrodt, Anita: Wer macht die Außenpolitik der DDR? Düsseldorf:


1972

Engel, Ulf / Schleicher, Hans-Georg (Unter Mitarbeit von I.-Dorothee Rost): Die
beiden deutschen Staaten in Afrika: Zwischen Konkurrenz und Koexistenz 1949 –
1990. Hamburg: 199

Heitzer, Heinz: DDR. Geschichtlicher Überblick. Berlin (Ost): 1979

Helwig, Gisela (Hg.): Rückblick auf die DDR. Köln: 1995

Hillgruber, Andreas: Deutsche Geschichte 1945–1982: Die deutsche Frage in der


Weltpolitik. 5. Auflage. Stuttgart u. a.: 1984

Höck, Dorothea / Reifarth, Jürgen: Die DDR. Geschichte, Politik, Kultur, Alltag.
Mühlheim an der Ruhr: 2004 Kilian, Werner: Die Hallstein-Doktrin. Der
diplomatische Krieg zwischen der BRD und der DDR 1955-1973. Berlin: 2001

Kouassi, Kouakou Aimé: «La place de l’idéologie communiste dans la politique


africaine de la RDA des années 60 ». In : Allemagne d’aujourd’hui. Nr. 188 von
April-Juni 2009. Paris: 2009, 30-41

Schöllgen, Gregor: Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Von den


Anfängen bis zur Gegenwart. München: 1999

Schröder, Klaus: Der SED-Staat. Partei, Staat und Gesellschaft 1949-1990.


München, Wien: 1994

Staritz, Dietrich: Geschichte der DDR 1949-1985. Frankfurt am Main: 1985

Weber, Hermann: DDR: Grundriss der Geschichte. Hannover: 1991

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