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Die Bilanz (englisch: „Balance Sheet“) zeigt die Vermögens- und Kapitallage eines
Unternehmens zu einem bestimmten Stichtag. Zusammen mit der Gewinn- und
Verlustrechnung (GuV) ist sie zentraler Bestandteil des Jahresabschlusses. Stakeholder, wie
Investoren, Gläubiger oder das Management, erhalten durch die Bilanz einen Einblick in die
wirtschaftliche Verfassung und die Stabilität des Unternehmens. Im Weiteren liegt der Fokus
auf Unternehmensbilanzen nach deutschem (HGB) und internationalem Recht (IFRS).
Eine Bilanz ist grundsätzlich eine Gegenüberstellung von verschiedenen Werten. Der Begriff
stammt vom lateinischen „bilancia“, was so viel wie „Waage“ bedeutet. Diese Analogie
unterstreicht, dass die beiden Seiten einer Bilanz in der Regel ausgeglichen sind.
In der Buchführung und Finanzbuchhaltung ist die Bilanz ist eine Gegenüberstellung von
Vermögen (Aktiva) einerseits und Kapital (Passiva) andererseits. Nach dem Prinzip der
doppelten Buchführung muss die Bilanzsumme beider Seiten immer gleich sein.
Generell ist eine Unternehmensbilanz in den Abschnitten „Aktiva“ und „Passiva“ unterteilt. Die
Aktiva stellen die Mittelverwendung dar, die Passiva dagegen die Mittelherkunft, also Eigen- und
Fremdkapital.
Aktiva: Wofür werden die Geldmittel verwendet? (z. B. Maschinen, Rohstoffe, Gebäude)
Der grafische Aufbau der Bilanz ist sowohl als Kontenform (siehe Mustergrafik) als auch in
Tabellenform möglich. In der Praxis überwiegt die Tabellenform, da der Umfang der Bilanzen
eine DIN-A4-Seite schnell übersteigt. Übersichtlicher ist jedoch tendenziell die Kontenform.
Gliederung einer Unternehmensbilanz nach HGB
Für die Bilanzgliederung nach deutschem Handelsrecht ist § 266 HGB maßgeblich. Das Gesetz
sieht eine konkrete Bilanzstruktur vor, die von Unternehmen einzuhalten ist. Abweichungen sind
dann möglich, wenn Positionen im individuellen Fall nicht existieren oder eine andere
Darstellung für das Verständnis des Empfängers sinnvoll ist.
Sowohl Aktiva als auch Passiva werden im Rahmen einer Grobgliederung eingeordnet. Danach
folgt eine genauere Aufteilung. Dabei gibt es unterschiedliche Ordnungskriterien.
Liquidierbarkeit: Für die Aktiva ist die Liquidierbarkeit entscheidend. Diese beschreibt, wie
schnell ein Vermögensgegenstand zu Geld gemacht (liquidiert) werden kann. Ein Gebäude
ist beispielsweise schwieriger zu liquidieren als ein Produkt oder eine Aktie.
Fristigkeit: Für die Gliederung der Passiva ist dagegen die Fristigkeit des Kapitals
entscheidend. Je länger es dem Unternehmen zur Verfügung steht, desto höher ist es
einzugliedern. Da Eigenkapital dem Unternehmen unbefristet zur Verfügung steht, ist es
über den mittelfristigen Rückstellungen und den Verbindlichkeiten einzugliedern.
Die Aktiva selbst sind in die Positionen Anlagevermögen und Umlaufvermögen zu unterteilen.
So hat das Anlagevermögen beispielsweise einen deutlich langfristigeren Charakter als das
Umlaufvermögen. Auch die Bilanzierung beider Positionen findet nach unterschiedlichen
Regeln statt.
Eigenkapital: Im Gegensatz dazu zeichnet sich das Eigenkapital vor allem dadurch aus,
dass es eine sogenannte Restgröße darstellt. Es ist nicht direkt ermittelbar, sondern ergibt
sich aus der Differenz aller Aktiva eines Unternehmens und seiner Passiva (einschließlich
der Rückstellungen).
Grundprinzipien
Diesen Aspekt nehmen auch die beiden Grundprinzipien der Rechnungslegungsnormen auf.
Im HGB gilt das Vorsichtsprinzip. Forderungen sind beispielsweise tendenziell niedrig und
Verbindlichkeiten hoch anzusetzen. Das führt dazu, dass eine HGB-Bilanz pessimistischer
(vorsichtiger) ausfällt als das IFRS-Gegenstück.
Das Grundprinzip nach IFRS ist das sogenannte „accrual principle“ (periodengerechte
Gewinnermittlung) beziehungsweise der Fair Value. Diese Prinzipien sollen eine möglichst
realistische Sichtweise unterstützen und den tatsächlichen Istzustand abbilden.
Die unterschiedlichen Konzepte zeigen sich beispielsweise bei der Bilanzierung von
Vermögensgegenständen. Während das HGB verbietet, einen Vermögensgegenstand mit einem
höheren Wert als seinen Anschaffungskosten zu bilanzieren, ist dies nach IFRS grundsätzlich
möglich. Kauft ein Unternehmen zum Beispiel für 1.000 Euro Aktien, könnte es diese nach HGB
nicht mit mehr als 1.000 Euro bilanzieren. Die IFRS lassen, je nach Tageskurs, auch höhere
Werte zu.
Stille Reserven
Dieser Sachverhalt kann zu sogenannten „stillen Reserven“ führen. Diese treten immer dann auf,
wenn der eigentliche Wert eines Vermögensgegenstandes höher ist als der bilanzierte Wert.
Stille Reserven sind in HGB-Bilanzen tendenziell häufiger zu finden als in IFRS-Bilanzen.
Hinweis: Unternehmen bevorzugen häufig die Bilanzierung nach IFRS gegenüber lokalen
Standards, da IFRS für Investoren relevanter ist und den Aufwand reduzieren kann. Allerdings ist
eine Bilanzierung nach HGB für steuerliche Zwecke und die Gewinnermittlung in Deutschland
erforderlich. Für Investoren ist es wichtig, den verwendeten Rechnungslegungsstandard zu
kennen, um korrekte Analysen durchführen zu können.
Allgemeine Erklärungen
Die Daten einer Bilanz stammen aus dem Rechnungswesen (genauer: der Buchhaltung) eines
Unternehmens. Hier werden alle Buchungsvorgänge einer Periode erfasst, die zu bestimmten
Endbeständen auf den Konten führen. Bei der Erstellung der Bilanz werden diese Werte jedoch
nicht alle einzeln dargestellt. Um die Klarheit und Übersichtlichkeit der Bilanz zu gewährleisten,
werden gleichartige Konten zusammengefasst.
Die Bilanz bildet zusammen mit der Gewinn- und Verlustrechnung und der Kapitalflussrechnung
(Cash Flow Statement) den Jahresabschluss eines Unternehmens. Ihre Erstellung richtet sich
nach den jeweiligen Rechnungslegungsvorschriften. Für deutsche Unternehmen ist dabei das
Handelsgesetzbuch (HGB) von zentraler Bedeutung.
Nach dem HGB sind die „Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB)“ eine wesentliche
Richtschnur für die Bilanzierung. So verlangen die GoB von den Unternehmen, dass sie
Hinweis: Eine Bilanz wird immer zu einem so genannten Bilanzstichtag erstellt. Dieser kann vom
Unternehmen grundsätzlich frei gewählt werden. Häufig werden Bilanzen zum 31. Dezember
eines Jahres erstellt. Es gibt aber auch Unternehmen, deren Wirtschaftsjahr vom Kalenderjahr
abweicht. Die Bilanz wird dann in der Regel entsprechend dem eigenen Wirtschaftsjahr
veröffentlicht.
Grundlage für die Aufstellung einer Bilanz ist unter anderem die Inventur. Im Rahmen einer
Inventur werden alle Vermögensgegenstände eines Unternehmens mengenmäßig und
wertmäßig erfasst. Immaterielle Positionen, wie etwa Forderungen oder Kontosalden, können
mithilfe eines ERP-Systems gewonnen werden. Physische Vermögenswerte wie beispielsweise
Maschinen, Fahrzeuge oder Schrauben müssen in regelmäßigen Abständen gezählt werden.
Das Ergebnis dieser Inventur ist das sogenannte Inventar. Es enthält alle Vermögenswerte des
Unternehmens. Anders als in der Bilanz gibt es jedoch noch keine Gliederung. Jeder
Vermögenswert wird einzeln ausgewiesen. Im Rahmen der Bilanzierung wird dieser Umstand
zum Zweck der Übersichtlichkeit behoben.
Eingetragene Kaufleute: Eingetragene Kaufleute (e. K.) sind nur oberhalb bestimmter
Grenzen von der Bilanzierungspflicht betroffen. Wenn sie in zwei aufeinander folgenden
Jahren entweder mehr als 600.000 Euro Umsatz oder mehr als 60.000 Euro Gewinn
erzielen, müssen sie eine Bilanz aufstellen. Unterhalb dieser Grenzen genügt eine EÜR.
Die Bilanzgleichung
Ein Grundsatz jeder Bilanz ist die Bilanzgleichung. Diese besagt, dass beide Seiten einer Bilanz
die identische Summe ergeben. Bei Unternehmensbilanzen ist auch von der „Bilanzsumme“
oder dem „Gesamtkapital“ die Rede. Die identischen Summen unter beiden Bilanzseiten
entstehen durch die Anforderungen der doppelten Buchführung.
Jeder Buchungssatz darf erst verarbeitet werden, wenn die Beträge in Soll und Haben
übereinstimmen. Erhält ein Unternehmen beispielsweise 100 Euro, erhöht sich der
Bankbestand. Genau diese 100 Euro müssen folglich der Bank und einem oder mehreren
anderen Konten zugewiesen werden. Eine Buchung darf erst stattfinden, wenn sich die
identischen Beträge gegenüberstehen.
Eine zentrale Funktion einer Bilanz ist die Dokumentationsfunktion. Alle Buchungsvorgänge
eines Jahres sowie deren Überprüfung mittels einer Inventur führen zu der Bilanz, die diese
Daten zusammenfasst. Damit kann sie eine Auskunft über das Vermögen und Kapital
(ausgenommen stiller Reserven) eines Unternehmens geben. Gleichzeitig stellt sie den
formellen Abschluss der Buchführung dar.
Zusätzlich dient die HGB-Bilanz der Gewinnermittlung. Folglich ist die Bilanz für die
Feststellung des Unternehmenserfolges und beispielsweise für die Dividendenausschüttung
essenziell. In Deutschland können beispielsweise nur Dividenden ausgeschüttet werden, wenn
die Bilanz nach HGB einen entsprechenden Gewinn ausweist, der dafür verwendet werden kann.
Zusätzlich beeinflusst die Gewinnermittlungsfunktion die Bildung von Rücklagen oder
Gewinnabführungen. Steuerlich ist sie jedoch nur indirekt relevant, da für die Ermittlung der
Steuerlast eine separate Bilanz aufzustellen ist.
Abschließend kommt der Bilanz eine Informationsfunktion zu. Zuerst kann die Bilanz dem
Unternehmen selbst und dessen Management Informationen liefern. Diese kann es für
strategische Entscheidungen nutzen. Weiterhin kann die Bilanz externen Interessengruppen
Informationen liefern. Hierzu zählen etwa Auskunfteien, Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten,
Banken oder Aktionäre. Banken und Lieferanten werden im HGB zusätzlich hervorgehoben, da
ein wesentliches Ziel im Gläubigerschutz besteht.
Die Bilanz bietet verschiedene Möglichkeiten der Interpretation. Für Investoren dient sie
hauptsächlich als Ermittlungsbasis verschiedener Kennzahlen. Diese Form der Bilanzanalyse
ist gleichzeitig Bestandteil der Fundamentalanalyse. Übliche Maßzahlen sind beispielsweise
(statische) Liquiditätskennzahlen. Diese setzen liquide Mittel mit den Verbindlichkeiten ins
Verhältnis.
Liquiditätsanalyse
Eine hohe Liquidität kann beispielsweise für Stabilität und Sicherheit sprechen. Darüber hinaus
kommen Bilanzpositionen auch bei der Berechnung von Rentabilitätskennzahlen zum Einsatz.
Hier können Gewinn, Cash Flow oder ähnliche Maßzahlen mit dem Eigen-, Fremd- oder
Gesamtkapital kombiniert werden. Ebenfalls möglich ist die Berechnung von
Strukturkennzahlen. Diese können Hinweise darauf geben, wie das Vermögen eines
Unternehmens auf die einzelnen Bilanzpositionen aufgeteilt ist. Eigen– und
Fremdkapitalquoten sind ein denkbares Beispiel für solche Strukturkennzahlen.
Strukturanalyse
Denkbar sind Strukturkennzahlen aber auch im Vergleich zwischen Aktiva und Passiva. Die
goldene Bilanzregel (auch: Anlagendeckungsgrad) ist beispielsweise eine solche Kennzahl. Sie
vergleicht das Anlagevermögen eines Unternehmens mit dessen Eigenkapital. Dahinter steht
die Anforderung, dass langfristige Vermögensgegenstände auch langfristig finanziert werden
sollen.
Neben der Kennzahlenanalyse können einzelne Bilanzpositionen sowohl im Zeitverlauf als auch
im Unternehmensvergleich betrachtet werden. Besonders die Entwicklung des Eigenkapitals
kann Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Entwicklung zulassen. Ein steigendes Eigenkapital
spricht in der Regel für Unternehmensgewinne. Dabei sollte jedoch beispielsweise geprüft
werden, ob das zusätzliche Eigenkapital aus einer Kapitalerhöhung stammt.
Aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen und des Aufbaus ergeben sich spezifische
Nachteile und Schwierigkeiten bei der Analyse einer Bilanz. Besonders gravierend ist der
Stichtagsbezug. Da die Bilanz zu einem festen Stichtag erstellt wird, bleibt unklar, welche
Geschäftsvorfälle kurz vor oder nach diesem Stichtag stattgefunden haben. Ist z.B. der Anteil
der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen bedenklich hoch, so kann sich dies bereits
kurz nach dem Bilanzstichtag ändern, wenn ein Kunde seine Rechnung begleicht. Eine Bilanz ist
daher immer nur eine Momentaufnahme.
Diese Werte zu bilanzieren, ist für die Unternehmen selbst herausfordernd, weil es in der Regel
keinen aktiven Markt dafür gibt. Die Wertermittlung ist daher bestenfalls eine begründete
Schätzung und kann deutliche Abweichungen enthalten. Der Wert einer Handelsmarke ist
beispielsweise kaum genau zu beziffern.
Andere Bilanzarten
Steuerbilanz
Die Steuerbilanz unterliegt, anders als die handelsrechtliche Bilanz, nicht dem HGB oder den
IFRS. Das einzuhaltende Regelwerk definiert das Einkommensteuergesetz. Mithilfe der
Steuerbilanz ermitteln die Steuerbehörden den steuerlichen Gewinn eines Unternehmens.
Dieser kann von dem Gewinn aus der GuV abweichen. Beispielsweise sind steuerlich nicht alle
Formen der Abschreibung möglich, die nach anderen Rechnungslegungsnormen denkbar sind.
Nach dem Einkommenssteuergesetz (EStG) wird der Begriff der Steuerbilanz nicht explizit
definiert. Vielmehr schreibt das EStG nur vor, dass die Bilanz den steuerlichen Grundsätzen
genügen muss. Unter Umständen kann dies bereits bei der regulären HGB-Bilanz der Fall sein.
Die Bilanz könnte dann auch als Einheitsbilanz bezeichnet werden.
Sonderbilanzen
Von einer Sonderbilanz ist dann die Rede, wenn außerordentliche oder unregelmäßige
Ereignisse zu deren Erstellung führen. Eine Sonderbilanz dient dabei immer einem besonderen
Zweck, der sich vom regulären Jahresabschluss unterscheidet. Die Gründung eines
Unternehmens oder ein Rechtsformwechsel können mögliche Gründe für die Aufstellung einer
Sonderbilanz sein. Als Grundlage für Restrukturierungen und Sanierungen sind sie ebenfalls
üblich.
Das Gegenstück zur Gründungsbilanz bildet die Abwicklungsbilanz bei der Auflösung eines
Unternehmens. Ferner ist bei dem Verdacht auf den Insolvenztatbestand der Überschuldung
eine Überschuldungsbilanz aufzustellen.
Gründungsbilanz
Umwandlungsbilanz
Sanierungsbilanz
Abwicklungsbilanz
Überschuldungsbilanz
Partialbilanz
Von sogenannten Partialbilanzen ist immer dann die Rede, wenn die Bilanz nicht mit dem
Jahresabschluss in Verbindung steht. Regelmäßig ist dies bei Quartalsbilanzen der Fall. Diese
können als Analyseinstrument für Investoren dienen. Vergleiche sind unter anderem mit den
Unternehmensprognosen möglich.
Positive oder negative Entwicklungen können sich zudem frühzeitig zeigen und die zeitliche
Zuordnung von Ereignissen wird erleichtert. Sowohl Unternehmen als auch Investoren können
mithilfe von Partialbilanzen regelmäßig aktualisierte Kennzahlen bilden und auf dieser Basis
Analysen durchführen.
Energiebilanz
Dieser Überlegungen und Berechnungen können deshalb für Unternehmen relevant sein, weil
Energie zum einen Kosten verursacht und zum anderen ein hoher Energieverbrauch zu
Imageschäden führen kann. Eine ausgeglichene oder negative Energiebilanz können sich
beispielsweise positiv auf ESG-(Environmental Social Governmental) oder SRI-Scores (Social
Responsibilty Index) auswirken. Aus diesem Grund kann der Energiebilanz eine soziale wie
wirtschaftliche Relevanz zukommen.
Planbilanz
Eine Planbilanz löst sich von dem sonst üblichen Vergangenheitsbezug einer Bilanz.
Stattdessen können Planbilanzen für zukünftige Geschäftsjahre erstellt werden. Planbilanzen
sind Ergebnisse von Prognosen und Planungen eines Unternehmens, Investors oder Analysten.
Ein gängiges Werkzeug zur Erstellung dieser Planbilanzen ist das Financial Modeling. Anhand
fundierter Annahmen werden aus den bisherigen Bilanzen, der erwarteten
Geschäftsentwicklung, und möglichen Sonderereignissen Planbilanzen abgeleitet.
Diese können beispielsweise für die Budgetplanung oder für die strategische
Unternehmensausrichtung genutzt werden. Darüber hinaus können sie auch bei der
Unternehmensbewertung zum Einsatz kommen. Im Zusammenspiel mit Szenarioanalysen sind
beispielsweise Wertberechnungen anhand verschiedener Zukunftsperspektiven denkbar.
Als Beispiel für eine Unternehmensbilanz dienen die Unterlagen der Bayrischen Motorenwerke
AG (BMW) für das Geschäftsjahr 2020. Die Bilanz von BMW entspricht einem Abschluss nach
HGB. IFRS-Daten fließen nur von ausländischen Tochtergesellschaften ein. Dies findet keine
explizite Erwähnung in der Bilanz, sondern lässt sich aus den Erläuterungen des Unternehmens
im Anhang ableiten.
In der Unternehmenspraxis ist es üblich, das aktuelle Jahr mit dem Vorjahr zu vergleichen. So
besteht auch diese Jahresbilanz nicht nur aus Daten des Jahres 2020, sondern auch aus Daten
des Jahres 2019. Korrekterweise orientiert sich die Bilanz von BMW am verbindlichen
Gliederungsschema des HGB. Jede Bilanzposition wird zudem im Anhang näher erläutert.
Bilanz am Beispiel BMW (2020) - Aktiva
Bei einer ersten Analyse der Aktiva fällt Investoren auf, dass das Umlaufvermögen mit knapp 40
Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch ist wie das Anlagevermögen. Ein Großteil des
Umlaufvermögens besteht jedoch aus Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen.
Dabei kann es sich beispielsweise um konzerninterne Darlehen handeln.
Nach der Bilanzgleichung entsprechen die Passiva den Aktiva. Rund 15 Milliarden Euro
entfallen auf das Eigenkapital und 29 Milliarden Euro auf das Fremdkapital. Die Rückstellungen
in Höhe von 10 Mrd. Euro bedürfen jedoch einer näheren Betrachtung, da ihre Zuordnung zu
Eigen- oder Fremdkapital von ihrer Fristigkeit abhängt.
Nach Angaben der BMW AG handelt es sich dabei überwiegend um langfristige Rückstellungen
für die Altersversorgung der Mitarbeiter. Daher können die Rückstellungen im weiteren Sinne
als Eigenkapital klassifiziert werden. Je nach Interessenlage und Sichtweise des Investors
können sich weitere Analyseansätze und Kennzahlenberechnungen ergeben.
Häufige Fragen
Das moderne Rechnungswesen hat seine Wurzeln im 14. und 15. Jahrhundert. In dieser
Zeit wurden Bilanzen erstmals genutzt, um Geschäftsbücher abzuschließen und Daten in
neue Bücher zu überführen. Aus diesem Prozess entstand gegen Ende des 15.
Jahrhunderts in Italien das Konzept der doppelten Buchführung. Hierbei wird jeder
Geschäftsvorfall auf mindestens zwei Konten verbucht – eine Praxis, die bis heute
Bestand hat.
Frühere Bilanzen und Abschlüsse waren nicht standardisiert, aber ihr Zweck war klar: Sie
sollten Unternehmern ermöglichen, ihre finanzielle Situation offen zu legen und ihre
Zahlungsfähigkeit nachzuweisen. Gleichzeitig dienten sie als Schutzmechanismus, um
einen vorsätzlichen Konkurs zu verhindern.
Was ist der Zusammenhang zwischen der Gewinn- und Verlustrechnung und der Bilanz?
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