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WENIGER IST MEHR


Immer mehr Stellen in Teilzeit ausgeschrieben
Wer keine Teilzeitstellen oder zumindest Wahloptionen bietet, verliert im Kampf um die vielgesuchten Arbeitskräfte, sagen
Personalexperten
Anika Dang
6. Februar 2024, 12:00, 933 Postings

Der Anteil der Teilzeitstellen steigt – am höchsten ist die Quote mit 17 Prozent in Wien.
Getty Images/iStockphoto
Ob Viertagewoche, Teilzeit oder Überstunden: Die Arbeitszeit ist zu einem Debattenthema geworden. Der Trend in Richtung weniger
Wochenstunden zeigt sich auch in den Ergebnissen einer neue Auswertung der Jobplattform Karriere.at. Mit 76 Prozent entfielen
demnach im Vorjahr zwar die meisten Inserate auf Vollzeitstellen – diese werden aber jedes Jahr weniger. Zum Vergleich: 2021
waren noch 82 Prozent aller Positionen in Vollzeit gesucht, 2022 waren es schon nurmehr 78 Prozent. Analysiert wurden rund
500.000 auf der Plattform ausgeschriebene Stellen.
Der Anteil der Teilzeitstellen wird entsprechend größer. Während die Quote 2021 noch bei zehn Prozent lag, stieg diese 2022 auf 13
Prozent und 2023 bereits auf 15 Prozent an. Rund neun Prozent der Inserate entfallen auf geringfügige Anstellungen und Lehrstellen.
Insgesamt war die Zahl an offenen Jobs auf der Plattform im Vorjahr jedoch geringer als die beiden Jahren zuvor – trotz anhaltender
Klagen über fehlendes Personal seitens der Unternehmen.
Unterschiede nach Branchen
Der Anteil an Jobs, die sowohl in Vollzeit als auch in Teilzeit angeboten werden, ist hingegen gestiegen. Lag die Zahl 2021 noch bei
sechs Prozent, waren es 2022 bereits zehn Prozent und 2023 elf Prozent. Das Berufsfeld "Pharma, Gesundheit, Soziales" führt sowohl
die Liste mit dem höchsten Anteil (40 Prozent) an ausgeschriebenen Teilzeitstellen an als auch jene mit den meisten Stellen mit
einer Wahloption. Auch in den Bereichen "Assistenz, Verwaltung" (29 Prozent) sowie "Coaching, Training" (28 Prozent) und
"Rechnungswesen, Controlling" (25 Prozent) ist die Teilzeitquote bei den Jobangeboten hoch.

https://www.derstandard.at/story/3000000206109/immer-mehr-stellen-in-teilzeit-ausgeschrieben 1/3
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Die meisten Inserate wurden insgesamt erneut in Wien ausgeschrieben, gefolgt von Oberösterreich. Bei den Berufsfeldern liegen
"Technik, Ingenieurwesen" auf dem ersten Platz, gefolgt von "IT, EDV". Im Burgenland war der Anteil an Vollzeitstellen mit 80
Prozent am höchsten, während in der Bundeshauptstadt mit 17 Prozent am häufigsten Personal in Teilzeit gesucht wurde. Am
seltensten werden Teilzeitstellen vor allem in männlich dominierten Berufsfeldern angeboten – darunter die Branchen Produktion
und Handwerk sowie Technik und Ingenieurwesen mit jeweils nur vier Prozent.
Gestiegene Nachfrage
"Wir sehen insbesondere seitens der Kandidatinnen und Kandidaten einen immer stärkeren Bedarf an Teilzeitstellen", sagt Martin
Mayer, Geschäftsführer der Personalberatung Iventa. Vor allem bei Frauen mit Betreuungspflichten, aber mittlerweile auch unter
vielen Männer seien weniger Wochenstunden im Job laut dem Experten gefragt. Diese Beobachtung deckt sich auch mit den Daten
einer Karriere.at-Umfrage aus dem Vorjahr. Als Hauptgründe für weniger Wochenstunden wurden die Pflege und Betreuung von
Kindern oder älteren Angehörigen (29 Prozent), gefolgt von dem Wunsch nach mehr Freizeit (21 Prozent) genannt.
Im Geschlechtervergleich zeigt sich jedoch, dass sich weibliche Befragte deutlich öfter gegen eine Vollzeitbeschäftigung entscheiden,
um Betreuungspflichten zu übernehmen. 36 Prozent der Frauen und nur sieben Prozent der Männer geben an, aus diesem Grund
mit einer geringeren Stundenzahl zu arbeiten. Demgegenüber sind die Hauptgründe bei den Männern der Wunsch nach mehr
Freizeit (32 Prozent) oder ein berufsbegleitendes Studium (25 Prozent).
Gründe für den Teilzeittrend sieht Personalexpertin Charlotte Eblinger vor allem in einer stärkeren Individualisierung am
Arbeitsmarkt: "Viele arbeiten natürlich Teilzeit, um Betreuungspflichten wahrzunehmen, aber auch der Wunsch nach mehr Freizeit
und das finanzielle Auskommen spielen hier hinein." Die Personalexpertin höre auch von alleinstehenden Erwerbstätigen, die gerne
mehr Zeit für Hobbys haben wollten.
"Auf Firmenebene reagiert man sicherlich auf die gestiegene Nachfrage, indem mehr Flexibilität geboten wird und Stellen zwischen
50 und 100 Prozent angeboten werden", sagt Mayer. Auch Personalexpertin Eblinger beobachtet diesen Trend schon länger und rät
Unternehmen, darauf zu reagieren: "Arbeitgeber sind nun gefordert, auf die Wünsche der Beschäftigten einzugehen – ob Teilzeit
oder Homeoffice. Für viele Erwerbstätige kommen Jobs ohne gewisse Rahmenbedingungen einfach nicht mehr infrage."
Neue Möglichkeiten?
Wer keine Teilzeitstellen biete, verliere im Kampf um die vielgesuchten Arbeitskräfte. Der Mangel an qualifizierten Fachkräften
spiele den Beschäftigten in die Karten. Ein Massenprogramm sei Teilzeitarbeit aber nicht: "Wir sprechen hier von einem spürbaren,
aber verhältnismäßig immer noch kleinen Anteil der Beschäftigten, die es sich finanziell leisten können. Die haben vielleicht schon
ein Eigentum geerbt oder sind in einem gutbezahlten Job und kommen mit einem Teilzeitgehalt aus."
Generell ist in Österreich die Teilzeitquote in den letzten 20 Jahren um über zehn Prozent gestiegen und liegt aktuell bei 30 Prozent.
Heute arbeiten 13 Prozent der erwerbstätigen Männer und 51 Prozent der Frauen in Teilzeit, besagt die Mikrozensus-
Arbeitskräfteerhebung 2022 der Statistik Austria. "Man wird einfach nicht mehr schief angeschaut, wenn man die Stunden
reduziert, und Karrieremöglichkeiten gibt es auch in Teilzeit", sagt Eblinger.
Die Personalexpertin sieht im anhaltenden Trend zur Teilzeit auch einen positiven Effekt für Frauen: "Wenn es nicht mehr ein
absolutes Minderheitenprogramm ist, entstehen neue Karrierechancen, die es vorher nicht gab. Firmen können es sich dann nicht
mehr leisten, eine Gruppe von Menschen einfach auszuschließen." Deutlich sichtbar ist diese Entwicklung am Arbeitsmarkt aber
noch nicht: In Führungspositionen und im Management ist der Anteil an ausgeschriebenen Teilzeitstellen mit acht Prozent immer
noch sehr gering. Und auch bei der neu entfachten Diskussion um eine Steuerbefreiung von Überstunden
[https://www.derstandard.at/story/3000000204373/staatlicher-bonus-f252r-die-220berstunde] stehen Anreize für mehr statt weniger Arbeitsstunden
im Vordergrund. (Anika Dang, 6.2.2024)
Weiterlesen:
Jede zweite Person in Österreich kann sich Teilzeit nicht leisten [https://www.derstandard.at/story/3000000182159/jede-zweite-person-in-oesterreich-kann-
sich-teilzeit-nicht-leisten]
Das würden Sie verdienen, wenn Sie in Teilzeit wechseln [https://www.derstandard.at/story/3000000195653/das-wuerden-sie-verdienen-wenn-sie-in-teilzeit-
wechseln]
ÖVP will Überstunden komplett von der Steuer befreien. Wer wären die Gewinner? [https://www.derstandard.at/story/3000000204373/staatlicher-bonus-
f252r-die-220berstunde] [https://www.derstandard.at/story/3000000195653/das-wuerden-sie-verdienen-wenn-sie-in-teilzeit-wechseln]
[https://www.derstandard.at/story/3000000195653/das-wuerden-sie-verdienen-wenn-sie-in-teilzeit-wechseln]
https://www.derstandard.at/story/3000000206109/immer-mehr-stellen-in-teilzeit-ausgeschrieben 2/3

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