Nr. 1 / 2020 · Jan. / Feb.

· D 3€ · A 3,40 € · CH 5,90 sFr · ESP 3,90 € · BeNeLux 3,60 € · SVN 3,90 € · ITA 3,90 € · CZK 115

magazin

Interview
Legalisierungspläne in Spanien
Interview

EXTRA
Kalende
r
2020
grow! Kochkolumne
Melonensuppe mit Cannabisaroma
Kochkolumne

Fermentation
Gutes noch weiter veredeln
Fermentation

Seeds & Genetics

Schnelle Cannabis-Sorten
Seeds & Genetics

Mehr als Bio & Hydro

Veganic Cannabis
Impressum

Editorial
Herausgeber
Winni Fleckner
Chef-Redakteurin (v.i.S.d.P.)
Klaudia Kolks
grow! redAktion
Winni Fleckner
Chantale Kolks
Klaudia Kolks
Geronimo Kolks
Das Jahr 2020 erschien uns bei Gründung des grow!-Magazins –
Holger Voncken Geronimo vor nun 25 Jahren – sehr weit weg, in einer noch fernen Zukunft.
Tilo Clemeur
Sonja Brechtken Wir waren uns damals sicher, dass bis zum Jahr 2020 Cannabis
Autoren & Fotografen
Winni Fleckner
in Deutschland legal und Coffeeshops alltäglich sein würden …
Klaudia Kolks
Holger Voncken
Steve Davis
Markus Berger Nun ist die Zukunft quasi angebrochen – Cannabis ist aber immer
noch nicht legal, und die Coffeeshops verkaufen nur Kaffee –
Stefan Haag
Kevin Johann

zumindest in Deutschland. Andere Länder sind da mittlerweile

Professor Lee
Michael Knodt
Ali
Jan Marot
Chanti schon weiter, und es bleibt die Hoffnung, dass sich auch unsere
Politiker dazu durchringen, das Betäubungsmittelgesetz zu
Günter Gras
Xavier Petit

reformieren. Wenn sie sich mit den Erfahrungen progressiver

Mr. José
Dr. Arndt

Staaten vertraut machen, werden sie die positiven Auswirkungen

Volker
Dr. Franjo Grotenhermen

einer liberalisierten Drogenpolitik erkennen.

Die Harzfreunde
Björn Jörgensson

Grafikerin
Chantale Kolks

Lektor Immerhin hat sich in den letzten Jahren in Bezug auf die medizinische
Markus Berger Sonja Verwendung von Cannabis einiges getan. Zwar ist auch hier nicht alles
Comic Gold was glänzt, doch wenigstens haben Patienten die Möglichkeit,
Philipp Pamminger
Ivan Art sich auf Rezept ihre Dosis Cannabis in der Apotheke zu besorgen.
redAktion, Verlag,
Anzeigen
Hanf Verlag Darmstadt GmbH
grow! Magazin
Und noch etwas Positives gibt es zu vermelden: Ein Patient, der
Liebenauerstr. 19a
D-34396 Liebenau
Probleme wegen seines Führerscheins hatte, ging dagegen vor
Tel: (05676) 920 920
(05676) 25 430 89
Gericht. Nun ist die Entziehung seines Führerscheins richterlich
eMail: info@grow.de
anzeigen@grow.de
Klaudia für Unrecht erklärt worden, worauf er ihn zurückerhalten hat. Die
Abo E-Mail: abo@grow.de ganze Story findet ihr ab Seite 50.
Abo-Hotline:05676-921340
Preise für grow! Jahres-Abo (6 Ausg.)
Deutschland 17,50 Euro
International 20,– Euro
E-Paper 15,– Euro In der Titelstory dieser Ausgabe dreht sich diesmal alles um
Vertrieb [grosso] „veganes“ Growen. Bei diesem Anbau-Trend aus den USA wird
komplett auf alle tierischen Produkte verzichtet. Damit geht
IPS Distribution GmbH
Tel.: +49 (0)2225-8801-0
eMail: info@pis-d.de
diese Methode über den bekannten organischen Bio-Anbau
Spezialverkauf Kundendienst Winni
eMail: aburghoff@ips-d.de hinaus (wo auch Knochen-, Blutmehl und ähnliches Verwendung
Telefon: +49 61059750614
finden). Interessant ist, welche Resultate die Grower damit
Druck
SEVEROTISK s.r.o. zustande bringen. Ab Seite 102 findet ihr den Artikel unseres US-
Bankverbindung amerikanischen Autors Steve Davis mit allen Einzelheiten.
Hanf Verlag Darmstadt GmbH
Bank: Postbank
IBAN: DE77440100460311547460
BIC: PBNKDEFF
Internationale Steuernummer: Wie jedes Jahr ist auch in dieser Ausgabe, der ersten des
DE172245 770
Geschäftsführer Tilo Jahrgangs 2020, der neue Kalender beigeheftet. Ein paar
W. Fleckner interessante Hanf-Termine sind schon eingetragen, es
grow! im Internet
www.grow.de ist aber noch viel Platz für eure persönlichen Notizen …
grow! erscheint alle zwei Monate im
Hanf Verlag Darmstadt GmbH

Nächster RedAktions-Schluss: Wir hoffen, dass ihr mit dieser grow!-Ausgabe viel Spaß und
26.01.2020 Unterhaltung habt, und die ein oder andere interessante Info findet!
Es gilt Anzeigenpreisliste 2019

Die nächste grow! erscheint:

Markus Und natürlich wünschen wir euch allen ein gesundes und
26.02.2020
Alle Rechte und Copyright beim Verlag.
Nachdruck und Online-Nutzung von Beiträgen - auch
erfolgreiches Jahr 2020!
auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung des
Verlags. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sind nicht
unbedingt Meinung der redAktion. Keine Haftung für unverlangt
eingesandte Beiträge. Eigentumsvorbehalt bei Lieferungen an
Insassen von Vollzugsanstalten: Diese Zeitschrift ist solange
Eigentum des Absenders, bis sie dem Gefangenen persönlich
ausgehändigt worden ist. „Zur-Habe-Nahme“ ist keine
free the weed & let it grow!
persönliche Aushändigung im Sinne des Vorbehaltes. Wird die
Zeitschrift dem Gefangenen nicht persönlich ausgehändigt, ist
sie mit dem Grund der Nichtaushändigung zurückzusenden. Eure grow!-redAktion
Achtung:
Cannabis ist als Droge genauso missbrauchbar, wie jede andere
Droge auch. Jeder Missbrauch von Drogen ist gefährlich! Wir wollen
niemanden dazu animieren, Drogen zu konsumieren! Holger ü
3
 Inhalt
3 Editorial / Impressum

4 Inhalt

6 News & Facts

10 Events

54
Interview
12 Produktvorstellungen
Legalisierungspläne
in Spanien 16 grow! Travel: Cannabis Social Clubs in Madrid

24 Fraag Haag Reisetipps: Montenegro & Thailand

26 grow! Kochkolumne: Melonensuppe mit Cannabis-Aroma

30 Event: CannaTrade 2020 in Bern

32 Hanf in den Medien: Ein deutlicher Kontrast

34 Comic: Why? Why not? “happy x-mas”

36 Kuriositäten: Die kuriosesten Hanf-Meldungen

26
grow!-Kochkolumne
38 Media Tipps: Literatur & Musik
Melonensuppe
mit Cannabis-Aroma 40 Weihnachts-Gewinnspiel: Die Gewinner

42 Politik: Vorstellung des Drogen- und Suchtberichts 2019

46 Comic: “Berufe”

48 Hanfpolitik in Europa: Legalisierungspläne in Luxemburg

50 Gerichtsurteil: Führerschein & Cannabis auf Rezept

52 Großbritanien: Brexitauswirkungen auf die Cannabispolitik

54 Interview: Legalisierungspläne in Spanien

80 Fermentation 60 Lungenerkrankung: Tod durch THC-Sticks

Gutes noch weiter veredeln 62 Medizin: Cannabis bei Hauterkrankungen

64 Cannabis als Medizin: Aktuelle Lage von medizinischem Cannabis

66 Ethnobotanik: Bernstein

70 grow! Leserbilder

72 Ethnobotanik: Die Pflanzenfamilie der Hanfgewächse

76 Grower-Szene: Big in Japan - Die „Cannabis Liberation Army“

102
80 Fermentation: Gutes noch weiter veredeln
Mehr als Bio & Hydro
Veganic Cannabis 86 Cannabiskonzentrate: Rosin Extrakt - Bedeutung und Herstellung

90 Growing mit Mr. José: Lampentest 9

96 Diskret Gärtnern: Der schwere Weg Teil 3

102 Growing: Mehr als Bio & Hydro - Veganic Cannabis

120
Seeds&Genetics
Schnelle Sorten 112 Underground Growing: Grasanbau ist für mich ziliver Ungehorsam
118 Kolumne Growgeflüster: Neue Zeiten?

120 Seeds & Genetics: Schnelle Cannabis Sorten

125 grow! Archiv, Nachbestellungen & Produkte

128 grow! Verkaufsstellen

ü
130 Inserentenverzeichnis
4
ü

Neuer Traumjob in den USA: Förderung, betreibt ein Dutzend engagier- gekommen, unterstreicht sie. Was aber
Marijuana-Tester ter Menschen das Museum, um möglichst nicht unüblich sei. Auch Zara Snapp (siehe
Der amerikanische Marijuana-Online-Shop
„American Marijuana“ sucht seit Novem-
ber nach qualifizierten Produkt-Testern,
die sich gegen Bezahlung durch das Ha-
schisch-Sortiment rauchen. Gesucht werden
Konsumenten mit Erfahrung, Wissen über
Cannabis und starken Lungen. Schließlich
bekommt jeder im Monat ein neues Päck-
chen mit diversen Cannabis-Sorten ins Haus
geschickt, probiert diese und bewertet jede.
Anschließend beschreibt man Wirkung,
Anwendungsmöglichkeit, Geschmack etc.
in einem Blog und dreht noch ein kurzes
Video zur Handhabung oder ähnlichem.
Es soll quasi eine Art Service-Leistung von
Kiffern für Kiffer sein, um interessierten
Konsumenten die Auswahl zu erleichtern.
Ähnlich wie bei anderen Produkttests in der
Lebensmittel- oder Kosmetikindustrie. Es
kommt aber noch besser: Neben den ko-
stenlosen Proben bietet das Unternehmen
außerdem noch eine monatliche Bezahlung
von bis zu umgerechnet etwa 2700 Euro!
Und natürlich kann man von zuhause aus
arbeiten. Der einzige Haken an der Sache:
Bewerbungen werden nur aus Staaten der
USA und Kanada entgegengenommen, in
denen medizinisches Marijuana legal ist.
Quelle: Tag24
25 Jahre Hanf Museum
Berlin – Wir gratulieren!
Schon seit einem Vierteljahrhundert be-
steht das bundesweit einzige Hanf Muse-
um und präsentiert interessierten Gästen
eine umfassende und vorurteilsfreie Aus-
stellung über die alte Kulturpflanze Hanf.
Aus reiner Eigeninitiative, ohne öffentliche
ü
6
NEWS
& Facts
vielen Leuten altes und neues Wissen um Interview in grow! 5/18), Mitbegründerin
den Hanf zugänglich zu machen. Wer noch des Instituto RIA, zeigte sich unzufrieden.
nicht oder schon länger nicht mehr da war, Das Instituto RIA, wie auch die MUCD kriti-
sollte einen Besuch im Hanf Museum beim sierten den Gesetzesentwurf, weil er Groß-
nächsten Berlin-Trip unbedingt einplanen. produzenten stark bevorzuge, Kleinbauern
Es gibt viel zu entdecken ... diskriminiere und auch negative Aspekte
für die Konsumenten beinhalte. Beide Or-
Öffnungszeiten: dienstags bis freitags: 10 ganisationen pochen auf das Recht auf
Uhr bis 20 Uhr, samstags und sonntags: Eigenanbau als einen Eckpfeiler der Lega-
12 bis 20 Uhr lisierung, dem im Gesetz weit mehr Raum
gegeben werden müsse. Auch in puncto
Adresse: Mühlendamm 5, 10178 Berlin-
Besitz müsse die Straffreiheit ausgeweitet
Mitte am Nikolaiviertel, dem historischen
werden. Die Frage, die sich Snapp stellt, ist:
Kern von Berlin. Anfahrt über Grunerstraße,
„Optimiert man den vorliegenden Entwurf,
Molkemarkt.
oder beginnt man nochmals bei Null?“ Die
Expertin für Drogenpolitik und Politologin
Mehr Infos unter: www.hanfmuseum.de
Snapp kämpft für die Abertausende klei-
nen Landwirte, die aktuell Cannabis illegal
Mexiko: Letzter Anlauf für anbauen. Sie sollten eine Hauptrolle in der
Cannabis-Legalisierung Transformation zu einem legalen Markt
einnehmen. Im Bereich des medizinischen
Bereits 2015 sprach das Höchste Gericht
Cannabis kritisiert sie auch die Privilegien
Mexikos (Suprema Corte de Justicia de la
für multinationale Unternehmen, denen
Nación, kurz SCJN) ein Machtwort. Demnach
man ein Quasi-Monopol einräumte, was
sei „die Prohibition des Cannabis-Konsums
die Kosten auf Patientenseite für mexika-
für Erwachsene ein klarer Verfassungsbruch,
nische Bürger ins Unerschwingliche stei-
da jene die persönliche Freiheit einschrän-
gern würde.
ke“. Seither fällte der SCJN in vier weiteren
Fällen Urteile, die den Gesetzgeber dazu
Ricardo Monreal, Senator der Regierungs-
zwangen, Teilbereiche der Legislatur zu-
Parteiallianz MORENA von Präsident Manuel
gunsten der Cannabis-Konsumenten und
López Obrador bestätigte „Druck von Seiten
-Produzenten anzupassen.
der Großproduzenten und der Pharmaindu-
Bis Ende Oktober 2019 hätte die Legalisie- strie“, der dazu diene, die Diskussion abzu-
rung bereits das Parlament passieren müs- kühlen und das Ergebnis der Legalisierung
sen, doch im Zuge der parlamentarischen zu ihren Gunsten zu beeinflussen: „Weite
und breiten zivilgesellschaftlichen Debatte Teile des Gesetzesentwurf scheinen von der
kam der nordamerikanische Staat, der seit Industrie und der Pharmabranche diktiert
Dekaden in einem blutigen Drogenkrieg worden zu sein“, so Monreals Einschätzung.
feststeckt der Zehntausende Opfer for- Immerhin gehe es in Mexiko um einen der
derte, noch zu keiner Lösung. Die letzte größten Märkte für medizinisches Canna-
Frist, die nun gesetzt wurde, läuft am 30. bis, wie auch Antonio Droghetti, CEO von
April 2020 aus. Canopy Latam, der Lateinamerika-Tochter
des kanadischen Cannabis-Giganten, ein-
Für Tania Ramírez, Leiterin des Programms räumte: „Auf dem Spiel steht ein Markt
für die Drogenpolitik Mexikos und der NGO von über einer Milliarde US-Dollar“. Auf
Mexiko gegen die Kriminalität (span. México der anderen Seite obliegt es dem Gesetz-
Unido contra la Delincuencia, MUCD), „fehle geber, den verwundbarsten Kollektiven der
es an politischem Willen, die Legalisierung Gesellschaft, Kleinbauern im verarmten
von Produktion, Vermarktung und Konsum ländlichen Mexiko, aber auch der Jugend
endlich dingfest zu machen“. Zudem sei und jungen Mexikanern, Schutz zu bieten.
es zu Fehlern im Gesetzgebungsverfahren Vor der einhergehenden Gewalt im von Kar-
tellen kontrollierten Schwarzmarkt, aber auch lisierungsdebatte bisher nicht wirklich berührt
in Sachen Qualitätskontrolle und Prävention worden. Es ist ein Milliarden-Euro-Markt, der
von gesundheitsschädlichem Konsumverhalten. auch von Staat und Sicherheitskräften quasi
geduldet wird. Sofern man von einigen wenigen
Neue Online-Umfrage zur Großrazzien und Beschlagnahmungen im drei-
Legalisierung von Cannabis in bis vierstelligen Tonnenbereich im Jahr absieht.
Er bringt wertvolle Devisen, Schätzungen gehen
Deutschland von 10 bis 15 Prozent des Bruttoinlandsproduktes
Einer aktuellen Umfrage zufolge sind über 80 aus. Zugleich wird die von Hirak-Protesten ge-
Prozent der Deutschen für eine weitgehende beutelte Berber-Region um Al-Hoceima an der
Legalisierung von Cannabis, entweder zu medi- Mittelmeerküste und Ketama (Rif-Dorf und le-
zinischen Zwecken oder vollständig. In Auftrag gendäre Haschisch-Sorte, Ketama Gold, die aus
gegeben hat die Studie der Online-Shop vaay. holländischen Coffeeshops nicht wegzudenken
com, Vertreiber von CBD-Ölen. Die Studie, durch- ist), vom Königshaus unter dem Monarchen
geführt von Civey, zeichnet ein recht eindeutiges Mohammed VI. über die Cannabis-Produktion
Bild. Befragt wurden rund 12.000 Menschen per gegängelt. Auch wenn Cannabis (Haschisch,
Online-Abstimmung. Insgesamt stimmten 42 gehäckseltes Gras, „Kef“) im Alltag omnipräsent
Prozent der Aussage zu, dass Cannabis legal, ist, wagte bislang nur die königstreue und -affine
reguliert und besteuert sein sollte und 42,1 Pro- Oppositionspartei „Partei für Authentizität und
zent der Aussage, es sollte nur für medizinische Modernität“ (PAM) den Vorstoß, eine Legalisie-
Zwecke legal sein. Je nach Bundesland variier- rung von Produktion, Vertrieb, Export und Kon-
ten die Ergebnisse, aber in jedem Bundesland sum (in erster Linie von medizinischem Cannabis)
waren mindestens 75 Prozent entweder für eine in die gesellschaftliche Debatte einzubringen.
komplette Legalisierung oder für die Freigabe Den ersten Versuch startete die PAM-Partei be-
für medizinische Zwecke. In Sachsen-Anhalt reits 2014, wo es explizit um die Freigabe von
und Mecklenburg-Vorpommern wohnen die medizinischem Cannabis und die Kommerziali-
meisten Cannabisgegner – hier stimmten 16 sierung ging.
bzw. 13 Prozent einem kompletten Verbot zu.
An der Spitze der Befürworter einer vollstän- Triebfeder dahinter ist natürlich die Ökonomie.
digen Freigabe liegt Berlin. Hier stimmte fast Nun bestätigte der PAM-Abgeordnete Larbi el-
die Hälfte (49,7 Prozent) der Befragten dafür. Mharchi, dass es „Interesse vonseiten Schweizer
Experten gebe, weite Teile der marokkanischen
Wahlpräferenzen wurden ebenfalls abgefragt: Cannabis-Produktion aufzukaufen, und zu ver-
Bei den Parteianhängern bilden sich quasi Koa- markten“. Unabdingbar dafür wäre ein Labor-
litionen in der Ablehnung bzw. Zustimmung zu komplex, der der Qualitätskontrolle, aber auch
einer Legalisierung heraus: Bei den Befürwor- der Verpackung und Verschiffung diene. Ne-
tern eines strikten Verbots liegen Wähler der ben der Gesetzeslage, wo Weichenstellungen
AfD (16,8 Prozent) deutlich an der Spitze vor dringend notwendig wären, ist der keinesfalls
den FDP-Anhängern (12,8 Prozent) und Unions- nachhaltige Anbau im Rif-Gebirge wohl ein Pro-
wählern (10,9 Prozent). Gerade Unionswähler blem. Jahrzehnte des massiven Pestizid- und
können sich aber wohl vorstellen, immerhin Kunstdüngereinsatzes gehen sicherlich nicht
eine Freigabe zu medizinischen Zwecken aus- spurlos am Endprodukt vorüber. Auf der ande-
zuweiten: Hier waren in der Umfrage 52,9 Pro- ren Seite pochen Umweltschutzorganisationen
zent dafür. Die größten Fans einer regulierten seit Jahren darauf, dem Cannabis-Anbau Einhalt
und besteuerten Freigabe sind bei Wählern von zu gebieten, wegen der enormen Nutzung von
Grünen, Linken und der SPD zu finden. Rot-Rot- Grund- und Quellwasser in den trockenen Berg-
Grün als theoretische Regierungs-Konstellation regionen, mehr noch im Kontext des Klimawan-
im Bund hätte laut dieser Umfrage wohl einen dels. Es ist auf jeden Fall höchste Zeit, dass sich
klaren Auftrag. Vor allem junge Menschen un- auch Marokko ernsthafte Gedanken macht, wie
ter 30 (65,3 Prozent) und die Berufsgruppe man mit der einsetzenden Trendwende interna-
der Studenten (72,1 Prozent) stimmten einer tional in Sachen Cannabis am besten Nutzen
völligen Freigabe (reguliert und besteuert) zu. aus seiner Expertise schlagen kann – und wie
die PAM-Partei betont, müssten die Kleinbauern
Quelle: infranken.de im Rif-Gebirge davon am meisten profitieren.

Die Schweiz schielt Afrika, Zukünftiger Marktführer

auf Marokkos Rif-
Cannabisproduktion
Als einer der größten, wenn nicht gar des größ-
ten Cannabis-Produzenten der Welt und des in
ganz Nordafrika und Europa von Konsumenten
geschätzten Cannabisharzes „Haschisch“, von
dessen Anbau und Produktion fast 700.000
Menschen im verarmten Rif-Gebirge im Norden
des Landes leben, ist Marokko von einer Lega-
ü
beim Cannabis-Export?
In Kapstadt kamen Ende November mehr als 500
Wissenschaftler, Unternehmer und Gründer der
internationalen Cannabis-Industrie zusammen.
Vor allem Südafrika will mit seinen Nachbar-
staaten Lesotho und Simbabwe den Kontinent
auf den globalen Markt führen. Das Land am
Kap der Guten Hoffnung gibt seit Kurzem Li-
zenzen für den Anbau und Export medizinisch
genutzten Cannabis‘ heraus. Weitere Länder,
7
NEWS
& Facts
wie Swasiland, Uganda und Malawi, prüfen
eine mögliche Legalisierung von Cannabis
für den medizinischen Gebrauch. Fachleute
auf der zweitägigen Konferenz erwarten,
dass die Europäische Union einer der größ-
ten Absatzmärkte werden wird. Der Wert
von in Afrika hergestelltem Cannabis und
zugehörigen Produkten wird nach Schät-
zung des britischen Marktforschungsun-
ternehmens Prohibition Partners im Jahr
2023 bei 7,1 Milliarden US-Dollar (rund 6,4
Mrd. Euro) liegen.
Quelle: dpa
Wegweisendes Urteil
vom Verfassungsgericht:
medizinisches Cannabis am
Steuer erlaubt
Das Verwaltungsgericht in Düsseldorf hat
Ende Oktober entschieden, dass Autofahren
unter Einfluss von medizinischem Cannabis
erlaubt ist (lest dazu auch den Justiz-Artikel
ab Seite 50). Die Düsseldorfer Richter haben
als bundesweit erstes Verwaltungsgericht
dieses Urteil gefällt. Der 35-jährige Kläger
aus Dormagen hatte seinen Führerschein
wegen Fahrens unter Drogeneinfluss verlo-
ren. Er erwarb erst nach dem Führerschein-
entzug eine Ausnahmeerlaubnis zum Ver-
wenden von Medizinal-Cannabis wegen
seiner schweren Krankheit. Als er daraufhin
eine neue Fahrerlaubnis beantragte, wurde
das vom Rhein-Kreis Neuss abgelehnt, wo-
gegen er klagte. Das Gericht bestätigte die
Ansicht der Verwaltung, dass der Konsum
des Klägers und seine Tauglichkeit zum
Autofahren nicht voneinander zu trennen
seien. Ein vorgelegtes psychologisches
Gutachten bestätigte, dass der 35-Jährige
auch unter dem Einfluss von Medizinalcan-
nabis dazu in der Lage ist, Auto zu fahren.
So entschieden die Richter, dass der Mann
seine neue Fahrerlaubnis bekommt.
Quelle: WDR
Mio.) im Kopf, die aufgrund ihrer Krankheits- gebildete und Führungskräfte in Cannabis-
bilder von der Cannabis-Freigabe profitieren Unternehmen in Peru. Was für die „grüne
würden und ihre Leiden lindern könnten. Revolution“ eben noch fehle, so Gozzer, ist
Vor etwa zwei Jahren stellte der kleine An- ein Netz an unabhängigen, staatlichen La-
denstaat die Weichen für eine Revolution, bors zur Qualitätskontrolle. Die Zeit dränge,
die sich nun abzuzeichnen beginnt. Das im weiß er, denn internationale Unternehmen
Jahr 2019 beschlossene Gesetz Nr. 30618 bräuchten diese Sicherheit – und diese wäre
reguliert den medizinischen und thera- über Standardisierung der Analysemetho-
peutischen Einsatz (Produktion, Vertrieb, den zu gewährleisten.
Transport und Kommerzialisierung) von
Cannabis und -derivaten. Für den rekrea- Entkriminalisierung von
tiven Cannabis-Konsum gilt seit 2003 ein
Cannabis in Finnland
Grenzwert von acht Gramm. Neben Peru
haben bislang acht weitere Staaten Latein-
amerikas die Zeichen der Zeit erkannt und
mit unterschiedlichen Gesetzeswerken auf
eine Regulierung oder Legalisierung ge-
setzt. Bereits im Oktober 2017, nur einen
Monat nach dem Beschluss des Cannabis-
Gesetzes, waren zum ersten Kongress zur
Pflanze, organisiert vom Mediziner-Gremium
Perus, über 700 Gäste gekommen, Pati-
enten, Konsumenten, aber auch internatio- Eine Initiative zur Entkriminalisierung von
nale Vertreter von Cannabis-Unternehmen Cannabis in Finnland hat Ende Oktober eine
und Investoren. wichtige Hürde überschritten. Die Initiative
KasvuaKannabiksesta2020 teilte mit, dass
Aktuell sind in Peru Canopy Growth Coropo- man die für eine Anhörung im Parlament
ration (Kanada) über die Tochter Spectrum erforderlichen 50.000 Unterschriften ge-
Therapeutics vertreten, die in Kolumbien sammelt habe.
auf 126 Hektar in erster Linie für Extrakte
und Öle Anbau betreibt. Tilray aus Kanada Im Rahmen der Unterschriftensammlung
ist ebenso in Peru präsent, nachdem man wurde vorgeschlagen, dass der Besitz von
auch in Chile und Argentinien Cannabis- bis zu 25 Gramm Cannabis und der Anbau
Öle und -Extrakte (CBD) vermarktet, und von bis zu vier Pflanzen straffrei werden soll.
auch auf dem Nahrungsmittelmarkt mit Im Petitionstext wurde mitgeteilt, dass die
Manitova Harvest (CBD-reiches Cannabis bisherige Gesetzgebung das Ziel der Scha-
und Industriehanf) neue Anbauflächen in densverringerung nicht erreicht habe. Nur
Lateinamerika sucht. Die australische Fir- ein geringer Teil der Konsumenten würde
ma Zelda Therapeutics ist an Perus Böden überhaupt die Konsequenzen des illega-
ebenfalls interessiert. Greenspot Biomedical len Konsums spüren, während gleichzeitig
Perú SAC, Tochter der gleichnamigen kana- Kräfte bei der Polizei gebunden und Konsu-
dischen Firma, will bis zu 150 Hektar medi- menten geschädigt wurden. Eine Entkrimi-
zinisches Cannabis in Peru anbauen. US- nalisierung statt einer Legalisierung hätte
Firmen schielen bereits auf den Anbau von für Finnland außerdem den Vorteil, dass
rekreativem THC-reichem Cannabis zur De- man nicht gegen Verpflichtungen gegenüber
ckung des Bedarfs in US-Bundesstaaten, wo den Vereinten Nationen verstoßen würde.
der Konsum legal ist. Aus Spanien plant Phy-
toplant ebenso eine Dependance in Peru. Quelle: shareribs

Peru: Anden-Mekka der
multinationalen Cannabis-
Konzerne
Ernesto Gozzer ist ein bereits betagter Me-
diziner und Chirurg, und in Sachen medizi-
nischen Cannabis‘ hat er eine ganz pragma-
tische Einstellung: „Als ich studiert habe,
hat man eben erst begonnen, isotonische
Kochsalzlösungen an Patienten zu verab-
reichen. Heute ist das längst normal und
rettet zahllosen Menschen das Leben. Der
Einsatz von Cannabis wird etwas absolut
Normales werden“. Der Professor der Uni-
versidad Peruana Cayetano Heredia (UPCH)
hat dabei in erster Linie etwa 1,5 Millionen
PeruanerInnen (Gesamtbevölkerung ca. 33
8
Für den Andenstaat, wo zahllose Familien
als Kleinlandwirte und auch in Subsisten-
zwirtschaft leben, eröffnen sich Chancen.
Im Landwirtschafts- und Gesundheitsmi-
nisterium stehen erste Rohstudien an, ba-
sierend auf der Annahme, dass Peru etwa
fünf Prozent des Weltmarkts von medizi-
nischem Cannabis dank seiner exzellenten
Böden decken kann und dass auf etwa 600
Hektar Agrarfläche in den kommenden drei
bis fünf Jahren Cannabis erblühen werde.
Eine kalkulierte Jahresproduktion von 125
Tonnen Cannabisöl für den Export wäre er-
reichbar – mit einem Exportwert von 750
Mio. US-Dollar, 100 Millionen US-Dollar
Steuereinnahmen sowie Jobs für 120.000
Tagelöhner und über 600 Stellen für höher
ü
Neuigkeiten vom
CannaSwissCup 2019/20
Das CannaSwissCup-Team hat bekanntge-
geben, dass die Anmeldung für den Can-
naSwissCup 2019/2020 nun abgeschlossen
ist. Dieses Mal haben 48 Produzenten 66
CBD-Cannabis-Sorten eingereicht. Anfang
Januar 2020 werden alle Buds auf ihre THC-
und CBD-Werte sowie Pestizide und neuer-
dings auch auf Mykotoxine getestet. Danach
wählt die eine Jury die besten 35 Sorten für
die CannaSwissCup-Box. Diese gibt es bis
Ende des Jahres noch zum Vorzugspreis
(allerdings nur in der Schweiz erhältlich).
Nähere Informationen unter:
www.cannaswisscup.ch
ü
 EVENTS Die Erste Hilfe
Adressliste
2020 werden an vielen Orten Hanfmessen veranstaltet.
So unter anderem in Köln, Frankfurt und der Wiener Neustadt. VEREINE & VERBÄNDE

CNBS Köln vom 14. bis 19. April 2020 Wolfgang Sterneck Akzept e.V.
Grüne Hilfe Bundesverband für
Netzwerk e.V. akzeptierende Drogenarbeit
Die CNBS fand im vergangenen Jahr noch in Dortmund statt und kommt in diesem Der *Grüne Hilfe Netzwerk e.V.* ist
und humane Drogenpolitik
• Christine Kluge Haberkorn
Jahr zum ersten Mal nach Köln. Auf der CNBS Köln werden zahlreiche Aussteller ein Organ bundesweiter Pro-Hanf
• Südwestkorso 14
Gruppen, welcher 1994 auf Initiative der
erwartet, die ihre neuen Produkte vorstellen. Das Produktsortiment der Messe umfasst Cannabis-Bundeskonferenz entstanden • 12161 Berlin
ist. „Wir verstehen uns als Kontakt- • Tel.: 030 827 06 946
dabei Angebote aus dem medizinisch-therapeutischen Bereich und reicht von A für und Informationsbörse sowie Hilfe zur • akzeptbuero@yahoo.de
Selbsthilfe zu den Themen Cannabis • www.akzept.org
äußere Anwendungsmöglichkeiten, über das Beauty-Segment mit Kosmetik und und Recht, Cannabis als Medizin und
Gefangenenbetreuung.“
Textil, verschiedene Nahrungsergänzungsmittel, bis hin zu Z wie Zigaretten mit CBD,
• www.gruene-hilfe.de DHV
die gegen Übelkeit helfen sowie entkrampfend und entzündungshemmend wirken Deutscher Hanf Verband
Regionalbüros • Georg Wurth
können. Im Rahmen der Cannabis-Konferenz präsentieren zahlreiche nationale Bundesverband des Grüne Hilfe • Rykestr. 13 • 10405 Berlin
und internationale Experten Fachvorträge und Diskussionen über den Nutzen von Netzwerk e.V. / Thüringen • Tel.: 030-44716653
Vorstand: Thomas Schneider • kontakt@hanfverband.de
Cannabis. Die Hanfmesse CNBS in Köln möchte keine Klischees bedienen, sondern Plauesche Str.20 · 99310 Arnstadt • www.hanfverband.de
• Telefon: 036 28/539288 Spendenkonto
ein umfassendes Bild über den medizinisch-therapeutischen Nutzen abgeben, das zur • E-Mail: info@gruene-hilfe.de
Empfänger: Deutscher Hanfverband
Verwendungszweck: Unterstützung
Entstigmatisierung beiträgt. Veranstaltungsort: Xpost, Gladbacher Wall 5, 50670 Köln Grüne Hilfe Regionalbüro
IBAN: DE45430609678068676900
SWIFT/BIC: GENODEM1GLS
Baden-Württemberg
c/o Stefan
Mehr Infos unter: www.messen.de/de/20291/koeln/cnbs/info Tel. 0176-28080657 ·
CAT
• E-Mail: bw@gruene-hilfe.de Cannabis als Tiermedizin
• Skype: gruene hilfe bw auf skype • Weiter Infos: check facebook
CBD-Messe und erster österreichischer CannabisCup
ÖHV
vom 17. bis 19. April 2020 in der Wiener Neustadt Grüne Hilfe Regionalbüro Bayern
c/o Katharina
Östereichischer Hanf Verband
Neubaugürtel 22/3, 1070 Wien
• Telefon: 0160 – 97006968 (Dienstag – Freitag 11 - 15 Uhr)
Sie findet im Zuge der „FRÜHLING VITAL & GENUSS“-Messe dieses Jahr bereits zum • E-Mail: bayern@gruene-hilfe.de
Telefon: +43 (1) 522 24 46,
• +43 6507758899,
zweiten Mal in der Arena Nova statt. Die CBD-Messe bietet auch diesmal wieder einen • +43 699 1967 5524
Grüne Hilfe Regionalbüro Berlin
guten Ein- und Überblick in die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten von Hanf und c/o Hanf Museum Berlin • E-Mail: office@hanfverband.at
Mühlendamm 5 · 10178 Berlin-Mitte
CBD. Durch die unterschiedlichen Fachbereiche der Aussteller und Vortragenden wird • Telefon: 030-2424 827 STEP/DROBS Hannover
ein breites inhaltliches und innovatives Spektrum aus Medizin, Forschung, Wirtschaft und Sprechzeiten: Montags Ruhetag
Jugend- und
Dienstag bis Freitag: 10-20 Uhr,
Kultur abgedeckt, sodass jeder Besucher etwas zu entdecken hat und sich hervorragend Suchtberatungszentrum Hannover
Samstag/Sonntag: 12-20 Uhr,
Calenberger Esplanade 6
weiterbilden kann. Zusätzlich findet 2020 der erste österreichische CannabisCup statt. • Telefax: 030 400 42751 64 ·
30169 Hannover
• E-Mail: berlin@gruene-hilfe.de
• Fon: 0511-701460 •
Dieses besondere und innovative Event ermöglicht es nationalen, wie auch internationalen Grüne Hilfe Regionalbüro Hessen E-Mail:drobs.hannover@step-
Produzenten von CBD-Blüten, ihre Top-Produkte ausgewählten Juroren vorzustellen c/oBiermanski niedersachsen.de• www.drobs-
Untere Fuldergasse 12 hannover.de
und darüber abstimmen zu lassen. Die Juroren (inkl. Fachjury) entscheiden über den 36304 Alsfeld
• Telefon /-Fax: 066 31/70 82 24
Gewinner der besten CBD-Blüten. Der Cup ist in der Vorbereitungsphase! Interessierte (Mo.+ Mi. 15.30 – 18.00 Uhr)
Eve & Rave e.V
Produzenten melden sich gerne bei info@cbd-messe.com • E-Mail: hessen@gruene-hilfe.de Berlin/Büro
Hans Cousto
Regionalbüro Köln/Rheinland c/o Edgar Langer
c/o Andreas Niemetzstraße 20
Die Teilnahmebedingungen sowie der Vorverkauf für die Jury-Boxen werden demnächst • Telefon: 0 22 05 – 90 8 66 32 12055 Berlin
veröffentlicht. Veranstaltungsort: Arena Nova, Rudolf-Diesel-Straße 30, 2700 Wiener • E-Mail: koeln@gruene-hilfe.de • Fon: 030 - 682 77 573 •
• E-Mail: cousto@eve-rave.net
Neustadt, Österreich Grüne Hilfe Regionalbüro
Nordrhein-Westfalen
Vorstand: Martin Rediker
Hammf e.V.
Werde aktiv!
Mehr Infos unter: www.cbd-messe.com Elisabethstrasse 5 · 59555 Lippstadt
Die Hanfinitiative für Hamm
• Telefon: 02941/59409
und Umgebung
Anrufzeiten: Mo - Fr. 15:30 - 18:30
Hempsfair in der Messe Frankfurt Uhr
www.hammf.de

am 25. und 26. April 2020

• Kontaktaufnahme bitte möglichst
per eMail: nrw@gruene-hilfe.de IACM
Grüne Hilfe Regionalbüro Nie- Am Mildenweg 6

Unter dem Motto „Hemp Goes Frankfurt“ findet Ende April die erste Cannabis und dersachsen
Jost Reimar Leßmann
59602 Ruethen
• Tel.: 02952-9708571
Vaporizer-Messe in Hessen statt. Nationale und Internationale Aussteller präsentieren • Telefon: 05541-5981 • Fax: 02247-9159223
Bürosprechzeiten: Nach Verein- • info@cannabis-med.org
ein ganzes Wochenende lang ein breites Spektrum an Produkten und Dienstleistungen barung. • www.cannabis-med.org
und informieren über die verschiedenen Möglichkeiten und Anwendungsgebiete, die • niedersachsen@gruene-hilfe.de

der Hanfmarkt bietet. Hanf fristet kein Schattendasein mehr – der schnell wachsende Grüne Hilfe Regionalbüro Sachsen INDRO e.V
c/o Nico Drogenhilfeverein
Markt spricht jung und alt gleichermaßen an und erfährt eine breite Akzeptanz in der • E-Mail: chemnitz@gruenehilfe.de Bremer Platz 18-20
Gesellschaft. Fachbesucher können in der HempsFair-Business-Lounge (HFBL) Soweit Euer Büro nicht erreichbar 48149 Münster
ist, Euer Bundesland kein Büro • Fon: 0251-60123
Kontakte knüpfen und erste Gespräche führen. Gute Musik, Open Bar und Canapès hat oder kurzfristige Hilfe, auch • Fax: 0251-666580

sorgen für das perfekte Ambiente. Die HFBL wird nach Messeschluss für zwei am Wochenende, notwendig sein • indro@muenster.net
sollte, ruft einfach unter dieser
Stunden länger geöffnet sein und dient dann als Anlaufpunkt für die gesamte Branche. Nummer an:
Alice-Project
• 017620556690
Veranstaltungsort: Messe Frankfurt – FORUM, Ludwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt. Musikantenweg 22HH
Spendenkonto Grüne Hilfe: • D-60316 Frankfurt / Main
GLS Bank: Grüne Hilfe • Tel: 069 - 48 00 49 50
Mehr Infos unter: www.hempsfair.de IBAN: DE50 4306 0967 4077 1918 00 • www.alice-project.de
BIC: GENODEM1GLS • contact@alice-project.de
(Unter Verwendungszweck kann Projektleitung:
das GH-Büro angegeben werden,
ü dem die Spende zukommen soll)
10
ü
 Produktvorstellungen

Neuer dreieckiger Gleichdick-Grinder Mr. Weed BIO-Reiniger zur schnellen

bei ROOR Reinigung von Bongs & Wasserpfeifen
Das ROOR-Team hält immer die Augen offen, um in seinem
Mr. Weeds ist ein zu 95 % biologisch abbaubarer Bongreiniger.
Shop neue innovative Produkte anzubieten. Deshalb könnt
Das Besondere, neben der hohen Ergiebigkeit, ist die extrem
ihr jetzt die Gleichdick-Grinder aus Österreich im offiziellen
hohe Reinigungskraft – und
ROOR-Shop finden. Die einzigartige Gleichdick-Form ist nicht
das quasi von ganz allein!
nur ästhetisch anregend, sondern dient auch der besseren
Es werden keine Hilfsmittel
Kräfteverteilung beim Drehen. Nicht nur das Äußere weiß zu
wie zum Beispiel Bürsten
überzeugen: Dank der einzigartigen und hochentwickelten
benötigt. Einfach warmes
Klingen ist es möglich, auch frische Kräuter fachgerecht zu
Wasser und Mr. Weeds
zerkleinern, an denen herkömmliche Grinder scheitern wür-
hinzugeben und schon
den. Überzeugt euch selbst!
erstrahlt die Bong in neuem
Mehr Infos auf www.roor.de Glanz. Kraftvolle Reinigung
auch bei sehr starken und
alten Verschmutzungen.
Die Anwendung ist mega
einfach: Zu reinigendes Teil
mit 30 bis 40 ml Mr. Weeds
einsprühen, dann mit 30 bis
70 Grad warmem Wasser
mindestens fünf Minuten
einweichen lassen und
anschließend gründlich mit
Wasser ausspülen – fertig! Bei extremen Verschmutzungen
50 ml Mr. Weeds einsprühen und in maximal 80 Grad warmem
Wasser einweichen lassen. Tipp: Mr. Weed BIO-Reiniger
ist auch gut zur Reinigung im Haushalt bei hartnäckiger
Verschmutzung sehr gut geeignet (z.B. von Backofen oder
Grill)! Ein passendes Video, wie schnell Mr. Weed wirkt, findet
ihr unter: youtu.be/3yzOyVWMR1Y
Mehr Infos unter: www.jelly-joker.de

Uncle Stankys Wax aus Las Vegas

Uncle Stankys Wax mit ökologischen Inhaltstoffen kommt direkt aus den
USA und ist für Snowboards, Skier oder Surfboards erhältlich. Das Wachs
ist mit Bio-Hanföl hergestellt. Es enthält keine schädlichen Fluoride wie
viele andere Rennski-Wachse und ist in drei verschiedenen Ausführungen
erhältlich: Blueberry Kush, Sour Diesel und Strawberry Amnesia. Das blaue
Blueberry Kush Ultra-Kaltwachs mit dem Geruch von Blueberry Kush ist für
Temperaturen unter minus 17 Grad und sehr gut für Neuschnee geeignet, da
die scharfen Schneekristalle das Wachs in der Regel schnell zersetzen. Es
ist ein sehr hartes und haltbares Wachs, das es in Gebinden von 70 und 210
Gramm gibt. Das Skate Wachs ist erhältlich im 85-Gramm-Gebinde. Das grüne
Sour Diesel-Wax mit dem Geruch von Sour Diesel ist für alle Temperaturen
zwischen minus 17 und 0 Grad geeignet. Es ist ein Wachs mit hoher Leistung
in einem großen Temperaturbereich und auf jeden Fall der Bestseller von
Uncle Stanky. In Stücken zu 70 und 210 Gramm erhältlich sowie als Skate
Wachs mit 85 Gramm. Das rote Strawberry Amnesia Ultra-Warmwachs mit
dem Geruch von Strawberry Amnesia ist für Temperaturen über 0 Grad ge-
dacht. Dieses Wachs ist für warmes Wetter gemacht. In 70- und 210-Gramm-
gebinden erhältlich. Skate Wachs als Klotz von 85 Gramm.

Mehr Infos unter: www.bio-schweiz.ch/de/

ü
12
Guanokalong
– jetzt auch als Premium- Erdmischung

Die Kraft von Fledermaus-Ausscheidungen auf Pflanzen ist mitt-
lerweile Allgemeinwissen und bedarf eigentlich keiner weiteren
Vorstellung. Bereits bei den Andenvölkern und Inkas gab es
über dessen Einsatz Aufzeichnungen, wie historische Schrif-
ten belegen. Seit über 1000 Jahren hilft Fledermaus-Guano den
Bauern, große Ernteerträge einzufahren. Zum Glück ging das
Wissen auch in der modernen Zeit nicht verloren. Nun gibt es
von Guanokalong eine fix und fertige Premium-Erdmischung.
Damit können die Pflanzen direkt eingetopft werden und erhal-
ten so alle benötigten Nährstoffe. Wer hingegen hydroponische
Systeme (wie z.B. Kokos) verwendet, für den ist Guanokalong-
Pulver als Zusatz das Mittel der Wahl. So muss niemand auf
die Vorzüge verzichten, die Fledermaus-Guano bietet, wie eine
Jahre alte Gärtnerweisheit kundtut: „Without the bat, the taste
is flat“. Guanokalong und GK-Organics Powder gibt es nun in
einer brandneuen Verpackung in 1 kg/Liter- und 500 g/ml-Ge-
binde. Auch die Guanokalong-Premium-Erdmischung kommt in
diesem Look daher. Erhältlich in vielen Grow-Fachgeschäften.
Mehr Infos unter: www.guanokalong.nl
oder per E-Mail an: info@guanokalong.nl
Sylvania Gro-Lux LED Linear
Mit einem Energieverbrauch von 396 Watt und einer Leistung
von 1080 µmol kann sich die Sylvania Gro-Lux LED eindrucks-
voll sehen lassen. Denn mit dieser Leistung ist sie in der Lage,
eine 600-Watt-Natriumdampflampe ebenbürtig zu ersetzen und
dabei mehr als 33 % Energiekosten einzusparen. Aufgrund des
speziellen Designs benötigt die Leuchte keinen zusätzlichen
Lüfter, um für ausreichende Kühlung zu sorgen. Die passive
Kühlung macht die LED-Leuchte nicht nur wasserdicht, son-
dern auch komplett geräuschlos. Durch den besonders weiten
Strahlungswinkel von 120 Grad bietet die Sylvania Gro-Lux LED
Linear hervorragende homogene Wachstumseigenschaften bei
den Pflanzen und erzeugt eine bessere Tiefenwirkung, da Schat-
tenwürfe minimiert werden. Mit dem modularen System bekom-
men die Pflanzen das Spektrum, das sie gerade benötigen. Die
Gro-Lux LED bietet so eine Komplettlösung vom Wachstum bis
zum Ende der Blütephase. Die flexible Auslastung erlaubt es, die
Leuchte entweder mit drei Modulen für kleinere Anwendungen
oder mit sechs Modulen für maximale Leistung zu betreiben.
Mehr Infos unter: www.luxlight.de

Growfor.life Premium-Growschrank
Growfor.life hat einen besonders stylischen Anbauschrank entwickelt, der
es ermöglicht, kleine und mittelgroße Pflanzen direkt zu Hause anzubau-
en, ohne Kompromisse beim Design eingehen zu müssen. Das Anbauen
zu Hause soll einfach, natürlich und biologisch für alle zu gestalten sein.
Jedes Growfor.life-Möbel wird in Kleinserienfertigung vollständig mit viel
Liebe und größter Sorgfalt in reiner Handarbeit und ausschließlich auf Be-
stellung gefertigt. Die präzise Formensprache und Verarbeitung sprechen
für sich und sorgen für ein minimalistisches und klares skandinavisches
Design. Holz als lebendiger Werkstoff, nachhaltig, langlebig und harmo-
nisch im Design, gepaart mit VSG-Sicherheitsglas. Bei growfor.life werden
ausschließlich zertifizierte Premium-Materialien aus der EU verwendet. Der
Pflanzschrank passt so als integriertes Möbel in Wohnzimmer, Schlafzim-
mer, Küche usw. und ist wahlweise aus Eiche, Kiefer oder Mahagoni, mit
Türanschlag links oder rechts und der Ausrichtung des Bedienfelds links
oder rechts zu ordern. Bestückt wird der Growfor.life-Growschrank zudem
mit hochwertigem Growequipment. Dazu zählen u.a. 2 Ultra Silent Noctua
Industrial-Grade-Lüfter, ein kompostierbares Filterelement ohne Kunst-
stoffanteile und LEDs von SanLight.

Mehr Infos unter: www.growforlife.com,

Videos: www.growforlife.com/pflanzschrank

ü
13
 T-Pipe von Udopea - das Original Algenkalk
von Hubey Organic Gardening
– zulässig für den BIO-Anbau
Algenkalk ist ein Bo-
denverbesserer unter
Verwendung von Rotal-
genkalk zur Wiederver-
wendung und Aufberei-
tung des Substrats. Nur
Diese High-End-Pfeife ist aus Titan gefertigt und somit fast original Rotalgenkalk,
unkaputtbar. Titan ist ein ideales Material für Purpfeifen. der zu 100 % aus Mee-
Es ist sehr hart und trotzdem leicht, ein schlechter Wärme- resalgen der Gattung
leiter und hat keinen unangenehmen Eigengeschmack. Die Lithothamnium calcare-
T-Pipe ist eine Präzisionspfeife, die ohne Sieb auskommt um gewonnen wird, re-
und mit einem Fliegengewicht von 30 Gramm sehr leicht guliert den pH-Wert des
ist. Sie besteht aus 3 Einzelteilen, die per Feingewinde Bodens auf schonende
verbunden sind. Die Einzelteile sind planar gearbeitet, Art und entfaltet so viele positive Eigenschaften: Er bindet
so dass sie sich gut reinigen lassen und kein Schmutz an Säure und erhöht so den pH-Wert im Substrat. Die Pflanzen
irgendwelchen Ecken hängen bleibt. Der Boden der T-Pipe werden mit allen notwendigen Spurenelementen und wert-
(mit Linksgwinde) lässt sich mit dem Mundstück einfach vollen Makronährstoffen versorgt. Zudem aktiviert Algen-
herausschrauben und in 80-prozentiger Alkohol besonders kalk von Hubey Organic Gardening die Mikroorganismen
gut reinigen. Die T-Pipe erfreut sich großer Beliebtheit, hält und die damit einhergehende Bodenbelüftung. Er kräftigt
ein Leben lang und ist von einer baugleichen Version aus die Pflanzen, schützt vor Krankheiten und Schädlingsbefall
Aluminium so weit entfernt wie ein Porsche von einem Fiat. und steigert den Geschmack von Kräutern und Früchten!
Erfahrene Raucher werden es bestätigen. Länge: ca. 9cm, Dosierung: Bei öfter verwendeter Erde oder Kokosfaser
Durchmesser Kopf: ca. 1,8cm, Gewicht: ca. 30g, 3-teilig. gibt man ca. 500 g Algenkalk auf 50 bis 70 Liter Substrat.
Nach jedem Kulturwechsel etwa 300 g Algenkalk auf 50
Mehr Infos unter: www.udopea.de bis 70 Liter Substrat nachmischen. Für das Gemüsebeet
oder den Rasen gibt man einmal jährlich 5 bis 10 Kilo Al-
genkalk.Achtung: Algenkalk nicht bei Pflanzen einsetzen,
Achtung: Wir verlosen 5 der edlen T-Pipes von Udopea.
die einen sauren Boden benötigen!
Wer eine davon gewinnen möchte schreibt eine E-Mail
oder Postkarte mit dem Stichwort: „Titan“ an die Redak- Mehr Infos unter: www.hubey.com
tion. Einsendeschluss ist der 28. Januar 2020. Viel Glück! oder Fragen per E-Mail an mail@hubey.com

Bio-Hanfsamenöl von den Naturburschen

Die Jungunternehmer Julius und Christian produzie-
ren bereits seit drei Jahren qualitativ hochwertiges
CBD-Öl, Leinsamenöl und Hanfsamenöl in komplett
eigener Herstellung, auf eigenem Land und in einer
rein ökologischen Anbauweise. Die beiden Natur-
burschen haben es sich zur Aufgabe gemacht, so
vielen Menschen wie möglich ein Stück Gesund-
heit in Form von reinem Bio-Öl wiederzugeben, um
die natürliche Lebensenergie mithilfe von Naturprodukten in jedem Menschen zu
wecken. So verhält es sich auch beim Naturburschen Bio-Hanfsamenöl. Das kaltge-
presste Bio-Hanfsamenöl wird aus heimischem Hanf gewonnen und besticht durch
sein nussig-frisches Aroma sowie der typisch grünen Farbe. Durch die Kaltpressung
bleiben alle wertvollen Inhaltsstoffe erhalten, die den edlen Geschmack ausmachen.
Da es ein Naturprodukt ist, können Farbe und Geschmack je nach Charge variieren.
Kaltgepresstes Bio-Hanfsamenöl sollte kühl gelagert werden und ist nach Anbruch
mindestens sechs Monate haltbar. Inhalt: 250 ml.

Mehr Infos unter: www.dienaturburschen.shop.de

oder per E-Mail an: info@dienaturburschen.de

ü
14
ü
grow! Travel

Königliches
Madrid:
Jede Menge Cannabis
in der Unterhose
Der komplizierte Status von
Cannabis Social Clubs in Madrid
Ein Erfahrungsbericht
Selten fiel mir das Schreiben eines Artikels so
schwer wie dieses Mal. Die spanischen Cannabis
Social Clubs bleiben für mich ein Mysterium, das
ich nicht recht einzuordnen weiß. Zu divers waren
die bunten, vielfältigen Erfahrungen und Eindrücke,
die auf mich eingestürmt sind. Seit knapp 25 Jah-
ren habe ich zum ersten Mal wieder Dope in mei-
ner Unterwäsche transportiert, um von der Staats-
macht nicht erwischt zu werden – dieses Mal von
der spanischen ... Und schließlich bleibt die Frage:
Wie kann ich die Cannabis Social Clubs der spa-
nischen Hauptstadt bewerten? Indem ich sie mit
niederländischen Coffeeshops oder US-amerika-
nischen Dispensaries vergleiche?

Madrid – gefühlt war ich hier schon eine Ewigkeit nicht mehr.
Das letzte Mal noch mit einem Interrail-Pass – eine Idee, die
früher Europas Jugend zusammenbringen sollte und dies auch
erfolgreich tat und die heute so anachronistisch erscheint wie
Hammer und Sichel auf einem Parteilogo. Da es in Spanien in-
zwischen auch Cannabis Social Clubs gibt, war für mich der An-
reiz umso größer, in die pulsierende spanische Hauptstadt zu
fahren. Madrid ist eine tolle, wahrlich königliche Stadt. Sie bie-
tet allen Tourist*innen unglaubliche Sehenswürdigkeiten wie
den Palacio Real (Königspalast), den Prado (eines der größten
Kunstmuseen der Welt), den weltberühmten Bahnhof Atocha
usw. Die Aufzählung der Sehenswürdigkeiten könnte stunden-
lang so weitergehen – Madrid ist mehr als ein normaler Städ-
tetrip. An dieser Stelle sei nur gesagt: Auch aus touristischen
Gründen lohnt sich eine Stipp-Visite in Madrid – immer.
Die Stadt mit den alten Prachtbauten, mit unzähligen Restau-
rants, Bars und Kneipen besitzt einen unglaublich positiven,
lebendigen Vibe. Hier fühlt man sich jung und/oder junggeb-
lieben. Im Gegensatz zu Barcelona lassen die Madrilenen aber
keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie die Einwohner*innen
der Königs- und Hauptstadt sind. Das macht sie nicht einge-
bildet, sondern stolz. Eben so, wie man sich die waschechten
Spanier*innen vorstellt. Obwohl Madrid eine Millionenmetro-
pole ist, fällt auf, wie unglaublich sauber sie ist. Hier findet sich
kein Müll auf der Straße, Hundehaufen sucht man vergeblich
und selbst in dem hervorragend ausgebauten U-Bahn- und Me-
tronetz sind keine festgeklebten Kaugummis auf Boden oder
Bänken oder sonstiger Abfall zu entdecken. Wer in dieser Hin-
sicht zwei völlig unterschiedliche europäische Metropolen erle-
ben möchte, der sollte einen Vergleich zwischen Berlin (ja, ziem-
lich dreckig und verlottert) und Madrid (in der Tat sehr sauber
und ordentlich) anstellen. Doch zunächst ein paar allgemeine
Aspekte über das Modell der spanischen Cannabis Social Clubs.
Spanien gilt inzwischen innerhalb Europas als ziemlich liberal
eingestelltes Land in Sachen Cannabis-Politik – was eigentlich
ein trauriges Licht auf die Cannabis-Politik der anderen Län-
der wirft. Beredtes Zeugnis von der Cannabis-Liberalisierungs-
Welle geben die sogenannten Cannabis Social Clubs (CSC). In

ü
16

ihnen ist nämlich den Clubmitgliedern der gemeinschaftliche
Konsum von Cannabis erlaubt. Punkt. Aufgrund der beim THC-
Konsum in den Social Clubs stattfindenden sozialen Kohäsion
liegt ein Vergleich mit den niederländischen Coffeeshops (hier
dürfen ja in der Regel Bürger*innen über 18 Jahre bis zu fünf
Gramm Cannabis-Produkte erwerben) nahe. Das Kontrastbild
findet sich in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo die Re-
creational Marijuhana-Dispensaries (hier dürfen Bürger über 21
Jahre Cannabis-Produkte erwerben – die Höchstmenge ist von
Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich) zwar völlig legal
Cannabis-Produkte verkaufen, aber zugleich keine Räume für
den gemeinsamen Konsum zur Verfügung stellen.
Für alle Spanien-Freunde oder solche, die es noch werden wol-
len: Wie funktionieren die spanischen Cannabis Social Clubs?
Die Grundlage dieser Clubs besteht im juristisch fest veran-
kerten Recht der Spanier*innen, Cannabis-Pflanzen für den Ei-
genbedarf anzubauen. Hinzu kommt schließlich das Vereins-
recht, das den Menschen erlaubt, sich zusammenzutun, einen
Verein zu gründen und gemeinschaftlich Cannabis anzubauen.
ü
grow! Travel
Über die Vereinsstruktur ist es den Mitgliedern möglich, legal
Cannabis-Produkte zu erwerben. Diese Cannabis-Produkte dür-
fen allerdings ausschließlich in Spanien hergestellt werden, und
sie müssen sehr hohe Qualitätsstandards einhalten. Hier sind
bei meinem Madrid-Besuch die ersten Fragezeichen hinsicht-
lich der juristischen Rechtmäßigkeit des von mir besuchten Ver-
eins aufgekommen. Denn es gab sechs Haschisch-Sorten, die
definitiv nicht in Spanien hergestellt wurden, sondern über-
wiegend aus Marokko kamen, was eigentlich nicht gesetzes-
konform wäre. Aber weiter: Der Verein besitzt seinerseits die
Verpflichtung, den Cannabis-Konsum eines jeden Mitglieds im
Vorfeld zu eruieren und dann die dem Gesamtbedarf entspre-
chende Menge Cannabis im Rahmen des Vereins anzupflanzen.
Und nun das entscheidende Merkmal für alle Spanien-
Urlauber*innen: Der gemeinsame THC-Konsum in den Räu-
men der Cannabis Social Clubs ist unter diesen Parametern
nicht strafbar, das heißt: legal. Insofern dürfte Spanien schon
bei „Cannaseuren“ auf der Reiseprioritätenliste nach oben ge-
rutscht sein, allerdings werde ich später auch auf einige Stol-
17
grow! Travel
persteine hinweisen. Bei den Cannabis Social Clubs dürfen laut
Gesetz also weder Profitorientierung noch Bereicherung im Vor-
dergrund stehen. Das Ziel der Clubs mutet vielmehr sehr idea-
listisch an: Denn die Menschen tun sich in einem Club zusam-
men, in dem sie gemeinsam Cannabis rauchen dürfen. Das Ziel
ist insofern der gemeinsame Konsum, das gemeinsame Erleb-
nis, das gemeinsame High-Sein. Frei von jeglichen finanziellen
Interessen. Soweit zumindest die graue Theorie. Solange die
Clubs sich in diesem Rahmen bewegen, befinden sie sich un-
ter der Schirmherrschaft des spanischen Gesetzes und niemand
kann den Club oder Club-Mitglieder strafrechtlich belangen.
Doch bei einem Spanien-Urlaub sei dennoch Vorsicht ange-
bracht, insbesondere in Madrid. Denn in ganz Spanien bleibt es
sehr wohl eine Straftat, Cannabis an Dritte weiterzugeben oder
Gewinn durch den Cannabis-Verkauf zu erwirtschaften. Dies gilt
insbesondere auch für die Vereinskultur – hier ist es also theo-
retisch juristisch problematisch, einen Joint im Verein weiterzu-
reichen, was ja eigentlich gerade dem Ziel der Sozialkohäsion
von Kiffer*innen fundamental widerspricht. Da viele der spa-
nischen Vereine potenziell offen für neue Mitglieder sind, lauert
hier eine juristische Lücke, die zwischenzeitlich für eine große
Desorientierung gesorgt hat. Bisher gibt es nämlich beinahe
keine konkreten gesetzlichen Konkretisierungen über die Can-
nabis Social Clubs. Bisher gilt lediglich die Doktrin des geteilten
Konsums (doctrina del consumo compartido). Und diese Dok-
trin besagt klar und deutlich, dass der gemeinsame Cannabis-
Konsum unter der Beachtung bestimmter gesetzlicher Regulie-
rungen möglich ist. Konkret bedeutet das, dass es in manchen
Clubs für Mitglieder möglich ist, seine Freunde mitzubringen.
Das können auch Facebook-Freunde sein. Wer also einen Ur-
laub in Spanien mit Besuchen in Cannabis Social Clubs plant,
der sollte sich vorher ein paar (Facebook-) Freunde besorgen,
die Mitglied in einem solchen sind – das funktioniert so zum Bei-
spiel reibungslos in Barcelona.
In Madrid hingegen ist die Prozedur nicht ganz so einfach. Ein
von mir erfolgreich erprobter Weg besteht darin, 48 Stunden vor
der Anreise nach Spanien mit Jennifer Garcia (contact@mariju-
anagames.org) in Kontakt zu treten. Jennifer prüft dann die Ka-
pazitäten der Clubs in Madrid und weist einem einen Club zu,
der möglichst in der Nähe des Hotels oder der Ferienwohnung
liegt. Dieser Service ist kostenlos und hat in meinem Fall wirk-
lich reibungslos funktioniert. Nach der formal recht ausgefeilten
ü
18
Anmeldeprozedur über Jennifer steht (allermeistens zumindest)
einem Besuch des Clubs nichts im Wege und die Tourist*innen
sind somit rechtlich auf der sicheren Seite.
Doch die schöne Theorie wird durch die holprige Praxis und die
unsichere Rechtslage gefährdet. Dies betrifft in erster Linie den
Status der Social Clubs und nicht die touristischen Club-Mit-
glieder. Das Oberste Spanische Gericht hat nämlich mit einem
Gerichtsurteil die oben geschilderte gängige Praxis in Frage ge-
stellt. Bedeutet dieses Gerichtsurteil womöglich das Aus der li-
beralen spanischen Drogenpolitik? Das besagte Urteil richtete
sich konkret gegen den Club EBERS in Bilbao. Bei einer Raz-
zia wurden dort beinahe fünf Kilogramm Cannabis von der Po-
lizei sichergestellt. Fünf der offiziell 290 Club-Mitglieder er-
hielten daraufhin eine Anklage wegen Drogenhandels, Angriffs
auf die öffentliche Gesundheit und Teilnahme an einer krimi-
nellen Vereinigung und Bildung einer unrechtmäßigen Vereini-
gung. Die Urteile waren ziemlich empfindlich: Es „hagelte“ hohe
Haft- und Geldstrafen. Als juristische Begründung hielt unter
anderem das Argument her, dass ein Club mit annähernd 300
Mitgliedern nicht mehr privat sei, und damit die juristische Vo-
raussetzung für die Existenz der Social Cannabis Clubs nicht er-
füllt seien. Damit beißt sich die Katze in den Schwanz, und es
ist klar, dass die spanischen Social Clubs in Zukunft ganz ge-
nau ihr Augenmerk darauf richten werden, nicht zu groß und
kommerziell zu werden. Was wiederum die Folge nach sich zie-
hen könnte, dass Tourist*innen mehr Schwierigkeiten haben, in
einem der Clubs für die Verweildauer ihres Urlaubs Mitglied zu
werden. Aber so weit ist es im Moment noch nicht gekommen.
Wichtig ist noch bei der Aufnahmeprozedur via Jennifer Garcia,
dass eine „normale“ Adresse in Spanien angegeben wird. Ho-
tels oder Hostels gelten nicht als solche, und daher kann dann
eine Club-Mitgliedschaft verhindert werden. Insofern empfiehlt
es sich, also lediglich den Straßennamen, die Hausnummer und
die Postleitzahl anzugeben und auf den Namen des Hotels oder
Hostels zu verzichten.
Welche weiteren Folgen könnte das oben genannte Urteil brin-
gen? Werden nun die Cannabis Social Clubs alle verschwin-
den? Diese Furcht scheint – zumindest im Moment – übertrie-
ben. Vielmehr steht zu vermuten, dass sich etliche der Clubs mit
zahlreichen Mitgliedern neu organisieren und vor allem verklei-
nern werden. Durch die Verkleinerung würden sie auf die juris-
tischen Vorwürfe des Obersten Gerichts reagieren und ganz im

Sinne der bisher bestehenden Gesetzes-
auslegung agieren. Diesen Sachverhalt
habe ich in einem Cannabis Social Club
in Barcelona im letzten Jahr erlebt. Ein
Club vom Feinsten: mit Play-Station-Plät-
zen, Billard, Kicker usw. Eines der Grün-
dungsmitglieder hatte mir verraten, dass
der Club bzw. seine Mitgliederanzahl rie-
sig gewesen seien. Doch die vielen Per-
sonen und vor allem das viele Geld hät-
ten sehr schnell die Behörden auf den
Plan gerufen. Daraufhin hätte der Club
eine Art offizieller (Ab-) Mahnung erhal-
ten und sei daraufhin gezwungen ge-
wesen, deutlich kleiner zu werden. Und
dennoch war es mir als europäischem
Touristen problemlos möglich, dort Mit-
glied zu werden. Vorsichtig formuliert,
finde ich das eine schwer zu durchschau-
ende Praxis.
Das besagte Gerichtsurteil verbietet ja
auch nicht die Gründung weiterer Canna-
bis Social Clubs. Aber die Clubs sollten
nach Wegen suchen, die Gesundheit ih-
rer Mitglieder zu schützen und die Mit-
gliedschaft in ihren Clubs sauber zu re-
geln – hier scheint es eben zuweilen zu
Unregelmäßigkeiten gekommen zu sein.
Leider ist aber auch die Einhaltung der
oben genannten Faktoren keine Garan-
tie, die vor Anklageerhebung schützt, da
das Oberste Spanische Gericht nicht im
Detail festgelegt hat, wann die Mitglie-
der eines Cannabis Social Clubs ein Ver-
brechen begehen und wann nicht. Des-
halb werden die existierenden Clubs gut
beraten sein, die Risiken im Zusammen-
hang mit Cannabis zu minimieren und in-
nerhalb des schmalen juristischen Kor-
ridors zu arbeiten, der innerhalb des
Legalitäts-Korridors besteht. Insofern
bestehen bei mir hinsichtlich des Madri-
der Clubs große Zweifel in Bezug auf das
Haschisch, was aber meinen Genuss des-
selben in keiner Weise geschmälert hat.
Eigentlich unterstellt das Gerichtsurteil,
dass die Cannabis Social Clubs, sobald
sie zu groß werden, keine idealistisch-
gemeinnützigen Ziele mehr verfolgen.
Vielmehr geht es ihnen – so das Gerichts-
urteil – um das Erzielen von Profit durch
den Verkauf von Cannabis-Produkten
– und das ist nach wie vor strafbar.
Doch zurück zu Madrid. Schnell schrieb
Jennifer mir, dass ich nun Mitglied in
einem Club in der Calle de Lerida 82 in
Spanien werden könne. Der Club befin-
det sich im nördlichen Madrid, ganz in
der Nähe der Tetuan Metro Station. Als
grow! Travel
ich mich dem Gebäude das erste Mal nä-
herte, war ich verwundert, denn nichts,
aber auch wirklich nichts, wies von au-
ßen darauf hin, dass sich hier ein Can-
nabis Social Club befindet. Hinter den
Milchglasscheiben brannte ein schwa-
ches Licht. Ich war aufgefordert wor-
den, pünktlich um 20 Uhr dort aufzu-
schlagen. Also klingelte ich an der Tür
und musste eine Weile warten, bis eine
hübsche junge Dame, Anna (Name von
der Redaktion geändert), mir öffnete. Zu
diesem ersten Date muss man den Rei-
sepass oder den Personalausweis mit-
bringen, mit dem man sich via Internet/
Jennifer Garcia um die Mitgliedschaft
beworben hat. Nachdem ich einige Mit-
gliedschaftsformulare ausfüllen musste
und auch noch ein Foto gemacht wurde
(zum Glück vor dem Besuch!), musste ich
den Jahresbeitrag bezahlen, der in die-
sem Fall mit 35 Euro recht hoch lag. Da-
bei ist nur Cash erlaubt – Kartenzahlung
geht gar nicht. Barcelona ist hinsichtlich
des Jahresmitgliedschaftsbeitrags meist
günstiger. Es ist nicht gestattet, Reise-
gepäck mit in den Club zu bringen, so-
dass aus meinem Plan (raus aus dem
Flugzeug, rein in den Club) nichts wird,
sondern ich muss das Gepäck erst zwi-
schenparken. Gleich bei der Aufnahme
in den Club bläute Anna mir ein: „Es ist
eigentlich streng illegal, Cannabis-Pro-
dukte aus dem Club raus auf die Straße
zu nehmen.“ Meinem ungläubigen Stau-
nen folgte mein Widerspruch: „In Barce-
lona war das überhaupt kein Problem.“
Daraufhin klärte Anna mich auf: „Barce-
lona ist eine ganz andere Hausnummer.
In Madrid ist es illegal, Cannabis-Pro-
dukte auf der Straße bei sich zu haben.
Du kannst hier drin legal kiffen. Und du
kannst in deiner Wohnung legal kiffen.
Aber du darfst nichts transportieren.“
Auf meine Nachfrage, was passiere,
wenn die Staatsmacht einen doch erwi-
sche, lachte sie. An sich nicht so viel, ver-
riet sie mir dann, aber ich hätte doch si-
cherlich keine Lust, einige Stunden auf
einem madrilenischen Polizeirevier zu
verbringen. Stimmt – woher sie das nur
wusste? „Wenn du auf der Straße einen
Joint rauchst, ist das eine Ordnungswid-
rigkeit und keine Straftat. Das kostet
aber immerhin 600 Euro.“
Das klang wieder bekannt – same proce-
dure as in Barcelona. Ich bestand aber
darauf, dass ich ein paar der Produkte
in meine Ferienwohnung transportie-
ren wollte, um unseren Leser*innen ein
ü
grow! Travel
möglichst vielfältiges Bild der im Club angebotenen Waren bie-
ten zu können. „Dann musst du das Zeug in deiner Unterhose
transportieren“, verriet mir Anna und als sie meinen erstaun-
ten Blick sah, musste sie lachen und fügte hinzu: „Das machen
alle so. Auch ich.“
Na, dann war ich fürs Erste beruhigt, auch wenn mich der Ge-
danke, seit knapp 25 Jahren das erste Mal wieder Dope in mei-
ner Unterhose zu transportieren, nicht gerade elektrisierte.
„Die Polizei riecht häufig bei Passanten den Cannabis-Duft oder
sieht die roten Augen. Dann durchsuchen sie deine Taschen und
ganz oberflächlich die Kleidung. Aber die Unterwäsche dürfen
sie nicht anrühren“, schloss Anna die Belehrung ab.
Als ich den Club betrat, war ich zunächst enttäuscht. Nichts vom
Glanz und Glamour des mir bekannten CSC aus Barcelona. Es
handelte sich um einen großen Einzimmer-Raum, in dem alte
Sofas, Sessel, Stühle und Tische standen, die vermutlich ir-
gendwo beim Sperrmüll aufgesammelt worden waren oder die
die Club-Mitglieder gespendet hatten. Es standen einige Brett-
spiele herum und tatsächlich spielten zwei Mitglieder Schach.
Ansonsten herrschte Stille. Positiv überraschte mich das Can-
nabis-Angebot des Clubs, das deutlich umfangreicher als dasje-
nige in Barcelona war. Es gab sechs Gras- und sechs Haschsor-
ten im Angebot. Sehr schön ist, dass das ganze Menü – ähnlich
wie in den meisten niederländischen Coffeeshops – auf einem
großen Fernsehbildschirm abgebildet war. Zudem war Isabell
(Name von der Redaktion geändert) sehr kompetent in Sachen
Beratung. Sie kannte sich bestens mit ihren Waren aus und
konnte so sehr gut beraten, welches Gras und Haschisch wel-
chem bevorzugten Rausch am ehesten entsprechen. Eine sol-
che Fachkompetenz und eine so freundliche Beratung habe ich
weder in den Niederlanden noch in den Vereinigten Staaten von
Amerika erlebt. Und dies ist meines Erachtens dann doch ein
entscheidender Vorteil der Club-Struktur. Denn da alle Club-Mit-
glieder sind, fehlt die hierarchisch-asymmetrische Verkäufer-/
Kundenbeziehung, da die Verkäuferin in diesem Fall ja ebenfalls
Club-Mitglied ist. Ein Aspekt, der auf der Positiv-Seite der CSC
nicht hoch genug zu schätzen ist.
Bei den sechs Haschisch-Sorten habe ich wie gesagt meine
Zweifel, ob das mit dem spanischen Gesetz vereinbar ist, da
das Dope – ganz eindeutig zuordenbar – aus Marokko stammte.
ü
20
Zudem gab es zwei verschiedene, höchst potente Konzentrate,
von denen ich als „Senior“ zumindest bei Auslandsreisen eher
meine Finger lasse. Außerdem gab es noch zwei Varianten von
Edibles. Einmal THC-Früchtchen und dann einen THC-Sirup.
Beide fand ich dann mit 15 beziehungsweise 22 Euro ein we-
nig überteuert. Apropos teuer: Ich war – nicht zuletzt wegen
meiner Erfahrungen aus Barcelona, aber auch wegen der Lek-
türe einiger Artikel über spanische CSCs – davon ausgegangen,
dass der Gramm-Bereich hier zwischen sechs und acht Euro lie-
gen würde. Aber weit gefehlt. Gras- und Haschsorten bewegten
sich in einem minimalen Preiskorridor von zehn bis zwölf Euro.
Also wegen der günstigen Preise lohnt es sich jedenfalls nicht,
in Madrid einen CSC aufzusuchen.
Jetzt kommt das große ABER, denn jede Schattenseite impliziert
irgendwo auch einen Lichtstrahl. Ich hatte mich im Internet vor-
her über den Club erkundigt und dabei nur recht wenig über
ihn herausgefunden. Ein jedoch Merkmal schien festzustehen.
Das hatte sich der Club sozusagen auf seine Fahnen geschrie-
ben und zu seinem Credo gemacht: Qualität, Qualität und noch-
mals Qualität. Der in der Calle de Lerida ansässige CSC möchte
seine Mitglieder durch ein Höchstmaß an Qualitätsstandard zu-
friedenstellen. Deshalb lud ich meine Club-Chipkarte mit einem
ordentlichen Geldbetrag auf. Ich wollte das Menü schließlich ein
wenig kreuz und quer probieren, um das Qualitäts-Motto des
Clubs einer ernsthaften Prüfung zu unterziehen.
Beginnen wir mit den beiden absoluten Highlights. Ein Gramm
Lemon Haze kostete 12 Euro. „Wir lassen alle unsere Ware in
einem Labor testen“, verriet mir Isabell. „Was nicht gut ist, neh-
men wir nicht. Lemon Haze hatte laut Laborbericht einen THC-
Gehalt von über 20 %.“ Und tatsächlich, ein halbes Gramm des
Sativa-Strains verlieh mir sprichwörtlich Flügel. Ich erlebte ei-
nen intensiven, beinahe psychedelischen Trip. Das High war ze-
rebral, aber energetisch und äußerst gedankenanregend. Ich
fühlte mich darauf beinahe euphorisch. Das High dauerte auch
ziemlich lange – mindestens anderthalb Stunden. Das Plati-
num-Haschisch kostete auch 12 Euro und war hingegen sehr
Sativa-lastig. Hier hatte mir Isabel verraten, dass der THC-Ge-
halt laut Laborbericht bei weit über 20 % THC läge. Es war eine
der besten und potentesten Hasch-Sorten, die ich in den letz-
ten Jahren probieren durfte. Zuerst erfolgte ein kurzes, heftiges
High im Kopf, dem aber schnell auch eine körperliche Sedierung
folgte. Alle kleinen Zipperlein, Sorgen, Ärger und Stress waren
 grow! Travel

vergessen. Ich fühlte mich durch ein halbes Gramm dieses

göttlichen Stoffs beinahe ins Nirwana gebeamt.

Auch die vorgerollten Joints waren vergleichsweise teuer. Sie

kosteten fünf Euro pro Stück. Aber hier überzeugte mich ein
mir bis dato unbekannter Strain, und ich nahm es Isabell und
Anna auch ab, dass in der Tüte tatsächlich ein halbes Gramm
Gras drin war (und nicht 0,33 Gramm wie meistens in den Nie-
derlanden). Der Snow-Lotus-Strain war meinem Empfinden
nach eine Hybridform mit einer Sativa-Akzentuierung. Nicht
gerade billig, aber auch das lohnte sich, da die Qualität und
Wirkung tipptopp waren. Das Candy Haze kaufte ich wiede-
rum als Piece. Für elf Euro war es nur unerheblich günstiger
als das Lemon Haze. Es „verzwirbelte“ mich zwar nicht ganz
so sehr ins Nirwana, war aber auch ausgezeichnet. Mit minde-
stens 70 % Sativa-Anteil brachte es mein Gehirnkino schön in
Schwung, und auf einmal sahen die sonst eher tristen Räum-
lichkeiten des CSCs bunt und lebendig aus. Es schmeckte
sehr süß, fruchtig und nach Skunk. Das Candy Haze benötigte
keine lange Anlaufzeit, sondern knallte direkt rein. Meine Na-
ckenmuskeln entspannten sich und mein Kopf schwebte auf
einmal über den Wolken. Auch hier hielt die Wirkung lange

an. Last but not least noch zu zwei weiteren Haschisch-Sor-

ten, die ich probierte. Das Blueberry Haschisch kostete auch
„nur“ elf Euro. Hier dominierte Indica mit ca. 70 %, und der
THC-Anteil lag um die 20 % bei einem zu vernachlässigenden
CBD-Anteil. Das High beruhigte mich, rief eine gewisse Eu-
phorie hervor, ohne dass ich komplett weggeschossen gewe-
sen wäre. Es verursachte aber einen extrem trockenen Mund
und sehr rote Augen. Dem Durst konnte in dem CSC leicht ab-
geholfen werden.

An der Seite des Raums stand ein Kühlschrank mit Getränken

wie Saft, Wasser, Limonade und Bier, aus dem man sich nach
Lust und Laune bedienen durfte. Es stand zwar ein Kässchen
auf dem Kühlschrank, in das jede/r Benutzer*in einen Euro
für ein Getränk werfen sollte – das wurde aber, soweit ich das
beobachten konnte, nicht kontrolliert. Insofern bildete diese
großzügige und günstige Versorgung mit Getränken für mich
einen großen Pluspunkt für die CSCs in Spanien – man denke
nur an die Getränkepreise in so manchen „hippen“ Coffee-
shops in Amsterdam. Für einen Oldie wie mich war es auch
sehr nett, ein Bier zum Joint konsumieren zu dürfen. Bei der
letzten von mir probierten Haschisch-Sorte war ich zwiege-

ü
grow! Travel
spalten. Beim Banana-Haschisch benötigte ich kein Feuerzeug
– wie bei den anderen Haschisch-Sorten auch. Aber das Banana-
Haschisch ging noch einen Schritt weiter. Es war dermaßen
leicht form- und verbiegbar, dass die Hände nach dem Bauen
eines Joints aussahen, als ob ich eine Woche auf dem Bau ge-
arbeitet hätte, ohne mir die Hände zu waschen. Dafür war das
High glücklich und friedlich, und im Gegensatz zum Platinum-
Haschisch blieb der Geist auch ein wenig aktiver respektive kla-
rer. Das Banana-Haschisch erinnerte mich an Kiff, das ich einmal
vor 27 Jahren in Marokko probiert hatte, nur dass es von der Wir-
kung her viel stärker war.
Die verräterischen Haschisch-Hände bescherten mir am ersten
Abend dann doch nach ausgiebigem Kiffen ein wenig Paranoia.
Was war, wenn mich die Polizei anhielt? Wie sollte ich meinen
Cannabis-Duft und die verdächtig verschmutzten Hände erklä-
ren? Also diskutierte ich noch einmal mit Isabell und Anna, ob
es denn wirklich nötig sei, meine Einkäufe in der Unterhose in
meine Ferienwohnung zu transportieren. Obwohl die beiden Da-
men – das konnte ich im Laufe der Abende beobachten – wohl
selbst zu ihren besten Kund*innen gehörten, verstanden sie in
diesem Punkt absolut keinen Spaß. Das Zeug gehörte in die Un-
terhose und sie machten mir klar, dass sie als Club große Pro-
bleme kriegen würden, wenn ich der Polizei gegenüber angeben
würde, dass ich das Cannabis in ihrem Club gekauft hätte. Das
warf dann wieder doch einige Fragezeichen bei mir hinsichtlich
des unsicheren juristischen Status‘ der Cannabis-Legalisierung
in Spanien auf, aber ich folgte schließlich jeden Abend dem Rat-
ü
22
schlag der beiden Club-Gründerinnen. Trotz anfänglicher Pro-
bleme hatte ich mich schnell daran gewöhnt. Und ganz ehrlich:
Ich fühlte mich dabei jung, ein wenig verrucht und illegal. Und
es war schon ein Erlebnis, ein paar Gramm mehr in der Unterwä-
sche zu transportieren und die 20 Minuten Fußweg zu meinem
Domizil waren jeden Abend – in sehr bekifftem Zustand – sehr
spannend.
Noch einige Worte zur Club-Struktur. Schön ist, dass ich bereits
am zweiten Abend sozusagen ein willkommenes Club-Mitglied
war und mit Vornamen angesprochen wurde. Der Club war un-
terschiedlich gut frequentiert. Während ich manchmal beinahe
alleine mit Anna und Isabell im Club war, fand ich an anderen
Abenden kaum ein Plätzchen für meine Recherche-Tätigkeiten.
Wenn es laut und bunt wurde, kriegte ich auch mit, dass sich
viele der Club-Mitglieder über andere Drogen wie Ecstasy, Crack
und Meth unterhielten. Allerdings konsumierte keine/r davon
etwas öffentlich. Und an einem Abend „erwischte“ ich Anna und
Isabell dabei, wie sie sich alleine mit ihrem Literaturprofessor
unterhielten. Der alte Mann musste ja Mitglied des Clubs sein,
und er hielt sich über zwei Stunden an einem Joint fest. Dafür
textete er Anna und Isabell die ganze Zeit über Oscar Wilde zu.
Über die sexuellen Präferenzen zu jener Zeit in Kombination mit
den damaligen Drogen und über den Gesamtniederschlag des-
sen in Wildes Literatur. Als Retourkutsche machten sich die bei-
den Mädels ein wenig über das langsame Kiff-Tempo ihres Pro-
fessors lustig.
Wie ersichtlich wird, ist das spanische CSC-Modell bunt, schil-
lernd und abwechslungsreich. Meine Erfahrungen in Madrid
waren ganz andere als die in Barcelona. Dennoch möchte ich
am Ende noch eine kurze Einordnung des CSC-Modells versu-
chen, da dieses ja auch immer wieder mal als Möglichkeit für
Deutschland ins Gespräch kommt. Das CSC-Modell ist etwas
Neues, und der Vorteil liegt eindeutig in der soziale Kohäsion
stiftenden Funktion des Clubs – wer Kiffer*innen kennt, die den
ganzen Tag zu Hause sitzen, weiß, was ich meine. So war es im
Madrider CSC auch verpflichtend, mindestens 20 Minuten nach
Erwerb des Cannabis im Club zu bleiben. Dies wurde streng kon-
trolliert und auch eingehalten.
In den Niederlanden stiften Coffeeshops auch sozialen Zusam-
menhalt, aber anders, da dort die Möglichkeit eines Coffeeshop-
Hoppings besteht, was so in Spanien (nicht zuletzt aufgrund
der recht hohen Mitgliedsbeiträge) nicht stattfindet. Während
in Spanien also die CSCs die Möglichkeit bieten, nachhaltige
und soziale Beziehungen zu ermöglichen, ist dies bei unseren
holländischen Nachbarn eher selten. In US-amerikanischen Dis-
pensaries, die lediglich als Cannabis-Verkaufsorte fungieren
(hier ist der Konsum strikt untersagt), besteht gar keine Aus-
sicht, den sozialen Aspekt des Kiffens in den Mittelpunkt zu
stellen. Und ein wesentlicher Unterschied noch zum Schluss:
Während sowohl niederländischer Coffeeshop als auch ameri-
kanische Dispensary profitorientierte Unternehmen sind, ist der
CSC ein Verein, der keinen Profit generieren darf und dem Allge-
meinwohl verpflichtet ist. Schwer zu sagen, welches Modell der
Königsweg ist, aber je häufiger ich zu Gast in spanischen CSCs
bin, umso mehr kann ich mich an dieses Modell gewöhnen.
Björn Jörgensson
ü
 Reise Tipps - Fraag
MONTENEGRO
Hallo, grow!,
wie ist das in Montenegro? Wollte Urlaub dort machen. Kann
man sich dort was zu Rauchen besorgen, und wie ist die
Gesetzeslage? Bedanke mich schon jetzt für die Antwort
JackHaze420
Hallo, JackHaze,
Montenegro ist zwar ein Durchgangsland für albanisches
Gras und natürlich gibt es auch dort vor allem junge Leute,
die kiffen, aber es ist, wie in einigen anderen Balkanländern
auch, schwer, was aufzutreiben, da es keinerlei öffentliche
Szene gibt. Du brauchst also persönliche und vertrauens-
würdige Kontakte.
Montenegro ist somit wahrlich kein Hotspot. Die Gesetze
sind eben Ex-Ostblock-typisch streng (die Ausnahme Tsche-
chien bestätigt die Regel) und unterscheiden nicht zwischen
harten und weichen Drogen. Schon kleine Mengen können
Dich in arge Schwierigkeiten bringen. Es gibt keinerlei Ei-
genbedarfsregelungen, sprich, Du kannst schon wegen ein
paar Gramm Gras wegen Drogenhandels beschuldigt wer-
den, was Dir dann nebst U-Haft zumindest eine fette Geld-
strafe einbringen kann. Da die montenegrinische Polizei als
schwer korrupt anzusehen ist, wirst Du als Tourist wahr-
scheinlich mit einer fairen Bakschischgabe davonkommen.
Wenn Du allerdings nichts Verdächtiges in der Öffentlichkeit
tust, also vor allem kiffen, wird man Dich kaum belästigen,
oder gar auf Drogen untersuchen.
Viele Grüße Stefan
ü
24
Haag
THAILAND
Lieber Stefan,
Du hast vor Kurzem in der grow! von Koh Phayam berich-
tet, was mich sehr inspiriert hat, dort ebenfalls hinzugehen.
Da ich aber beruflich nur im Sommer (August) länger verrei-
sen kann, habe ich ein paar Fragen. Wie ist das mit der Re-
genzeit im August dort? Hat es viele Moskitos? Und wichtig:
Ist da alles zu? Habe im Internet gelesen, dass da absolut
tote Hose ist. Und gibt es dann überhaupt das feine Ganja zu
kaufen? Oder soll ich besser im Sommer nach Koh Phangan
gehen? Was meinste? Herzlichen Dank für Deine Antwort.
LG Marc-Oliver
Lieber Marc-Oliver,
es ist mitnichten so, dass man im Sommer nicht nach Koh
Phayam reisen kann oder sollte. Regenzeit bedeutet nicht,
dass es da ständig schüttet, sondern meistens ist es bis
nachmittags schön, dann schüttet es ein paar Stunden und
dann ist es wieder gut. Tatsächlich sind natürlich minde-
stens die Hälfte aller Kneipen und Unterkünfte geschlossen
und nur wenige Urlauber unterwegs. Ganja gibt es natür-
lich trotzdem – und dazu sicherlich billiger als in der Hoch-
saison von Dezember bis März. Wie fein es ist, ist allerdings
Geschmackssache.
Mit Moskitos musst Du reichlich rechnen, aber man kann
sich ja schützen. Moskitonetze haben auch die billigsten Un-
terkünfte. Koh Phangan ist immer eine Alternative. Da ist zu-
mindest ganzjährig Betrieb und oft komplett anderes Wetter
als auf Koh Phayam, weil ja ein Gebirge dazwischen liegt.
Wird dir sicherlich gut gefallen – egal wo.
Stefan
ü
grow! Kochkolumne

Die grow! Kochkolumne

vom katalanischen Spitzen-Koch Xavi Petit

Melonensuppe mit Cannabis-Aroma,

knusprigem Serrano-Schinken,
Feta und Mango

Einen Hauch von Sommer mit sommerlichem Highgefühl zaubert grow!-Kochkolumnist

Xavi Petit auch im tiefen Winter auf den Teller. Der Spitzenkoch bringt dabei die
Technik der Cannabis-Infusion näher, und zeigt, für welch´ Geschmacksexplosion
Cannabis-Terpene in der erfrischend-kalten Suppe sorgen!

ü
26
 grow! Kochkolumne

Benötigte Küchenutensilien:
- Stabmixer (Standmixer)
- Küchensieb, Kaffeefilter
- Saftpresse
- Temperaturresistentes, verschließbares Glas
wie z.B. Marmeladenglas
- Mikrowelle
- Essstäbchen
- Küchenpapier

Zutaten für 4 Personen:

- Terpene (kräftige Cannabis-Aromen) aus Critical Jack,
vorzugsweise der Marke Cali Terpenes
(in manchen spanischen Grow-Shops erhältlich),
Terpene aus jeglichen Haze- oder Kush-Sorten
eignen sich ebenso.
- 500 Gramm Zucker-Melone (geschält)
- 2 Limetten
- 1 Mango, eher zu roh als zu reif
- 100 Gramm Feta-Käse
- 200 Gramm sehr fein geschnittenen
Serrano-Rohschinken, wahlweise Ibérico-Schinken
- Senfsamen- und Shiso-Sprossen
- Frische Minzblätter
- 20g Cannabis-Infusion:
- 1 Gramm Critical-Jack-Cannabisblüten
(oder Haze- bzw. Kush-Sorten)
- 20 Gramm Schweineschmalz,
vorzugsweise vom Ibérico- oder Mangalica-Schwein,
für Vegetarier eignen sich Kakaobutter
oder pflanzliche Fette, wie z.B. Kokos-Öl

ü
grow! Kochkolumne
Zubereitung Teil 1
Zuallererst wird die Canna-
bis-Infusion hergestellt. Dafür
müssen die Cannabisblüten
im Backofen decarboxyliert
werden. Fein geschnitten oder
„gegrindet“ gibt Xavi die ge-
häckselten Blüten dafür in einen
gefalteten Umschlag aus Backpa-
pier. Wichtig ist, dass dieser ver-
schlossen ist.
Bei ca. 120 Grad Celsius dau-
ert der Prozess etwa 45 Mi-
nuten. Dieser Vorgang ist
essenziell, um die psychoak-
tiven Wirkstoffe des Cannabis
zu aktivieren.
Im Anschluss mischt er das Schwei-
neschmalz mit dem decarboxy-
lierten Critical Jack und gibt es
in ein verschließbares Glasge-
fäß. Im Wasserbad bei etwa
70 bis 80 Grad muss es etwa
eine Stunde sanft köcheln.
Danach werden die Flüssig-
keit abgeseiht und die Blüten-
reste gut ausgedrückt!
Xavi’s Know-How: Decarboxylierung
Für Cannabis-Genießer ist dieser Prozess einfach
das A und O. Das Resultat und wie sich die Wir-
kung schlussendlich entfaltet, hängt von der Qualität
(und Sorte) der Cannabisblüte ab – und von der Art
und Weise, wie decarboxyliert wird. Das kann über
Fette und Erhitzen funktionieren oder über Alkohol
– um die Aufnahme kümmert sich dann der Magen.
Aber auch über Hitze im Backofen: Bei der Decar-
boxylierung verwandeln sich THC-A (THC-Säure)
und CBD-A (CBD-Säure) in THC und CBD, wie es
der Organismus verarbeiten kann, und mit der ge-
wünschten Wirkung natürlich. THC-A braucht min-
destens 30 Minuten bei 80 bis 125 Grad Celsius, um
sich in THC umzuwandeln. Es beginnt bei 155 Grad
Celsius zu verbrennen, wobei Cannabinol (CBN)
entsteht, das stark-beruhigende und schmerzlin-
dernde Wirkung hat. Über 185 Grad Celsius ist auch
dieses verpufft. CBD-A braucht indes etwa 60 Mi-
nuten zwischen 90 und 135 Grad Celsius, um CBD
zu werden. Ab 165 Grad Celsius wird daraus CBE,
dass schließlich über 195 Grad Celsius verbrennt.
28
Zubereitung Teil 2
1. Zuallererst werden die zwei Limetten ausgepresst, der Saft
wird sogleich in das Gefäß für den Stab- oder eben Stand-
mixer gegeben.
2. Danach werden die 500 Gramm geschälter und gewürfelter
Melone hinzugegeben und beides püriert, bis es eine homo-
gene Masse ergibt.
3. Die frischen Minzblätter dazugeben und pürieren bzw.
noch einmal mixen, aber nur ganz kurz!
4. Das Gefäß wird dann etwa eine halbe Stunde im Kühlschrank
kaltgestellt, das ist notwendig, damit die Geschmacksaromen
sich in der kalten Suppe ausbreiten können.
5. In dieser halben Stunde hat man
Zeit, die anderen Arbeitsschritte
zu komplettieren. Etwa den Ser-
rano- oder Ibérico-Schinken
knusprig machen! Das geht am
besten in der Mikrowelle, ein-
fach die Schinken-Scheiben
auf ein paar Stück Küchenpa-
pier und einen flachen Teller le-
gen und bei höchster Stufe etwa
1 bis 2 Minuten laufen lassen, auf
dass sie so richtig chrunchy werden.
6. Die Mango schälen, und dann
erst in längliche, dünne Scheiben
schneiden, die dann nochmals
der Länge nach in feine Streifen
geschitten werden – Ziel ist es,
die Mango ähnlich chinesischer
Nudeln geschnitten zu haben!
7. Den Feta-Käse gut zerbröseln
und das Critical-Jack-Schweine-
schmalz (Cannabis-Infusion siehe
oben) daruntermischen, bei geringer
Hitze (etwa 30-40 Grad) geht das am besten. Nun wird die
Feta-Schmalz-Masse kalt gestellt.
8. Nun wird die Melonen-Suppe aus dem Kühlschrank ge-
nommen und durch ein feines Küchensieb abgeseiht.
9. Anschließend die Cannabis-Aromen (Terpene) aus Critical
Jack dazugeben. Die Suppe gut vermischen, ich verwende
dafür Essstäbchen.
10. Es kann angerichtet werden! Dafür lege ich zuunterst
die Feta-Masse auf den Teller, darauf den knusprigen Roh-
schinken und die Mango-„Nudeln“ sowie ein paar Senfsamen
oder Shiso-Sprossen. Ich serviere die Suppe in einem Krug
– damit füllt der Gast sich den Teller rundherum mit der
Melonensuppe just vor dem Verzehr, auf dass der Schin-
ken knusprig bleibt. Fertig ist der doppelte Hochgenuss!
Ein Video dieses Rezepts und anderer Zubereitungen
von Xavi Petit findest du auf Youtube und Instagram
@cannabiskitchenclub
Webtipp: Cali Terpenes - www.caliterpenes.com
ü
ü
Hanf-Event
CannaTrade
Die CannaTrade – die älteste Cannabis-
Messe Europas – zieht im Mai 2020 zu-
rück in ihren Geburtsort Bern. In der
helvetischen Hauptstadt wurde die Can-
naTrade anno 2001 gegründet und blieb
dort bis ins Jahr 2008 als damals größte
Hanfmesse Europas. Die Schweizer Poli-
tik wollte jedoch ab diesem Datum nicht
mehr viel von Cannabis wissen, und so
wurde die CannaTrade kleiner und fand
von 2010 bis 2018 nur noch im Zweijah-
resrhythmus in der Stadthalle Dietikon in
Zürich statt.
Als 2016 das erste CBD-Gras auf den
Markt kam, stieg logischerweise auch
das Interesse an der CannaTrade wieder.
Die Messen 2018 und 2019 in der Halle
622 in Zürich waren restlos ausverkauft,
ebenso platzte die Business Lounge mit
den über 1500 Firmenkunden aus allen
Nähten. Dies bewog die Messeleitung
dazu, die CannaTrade 2020 zurück nach
Bern zu bringen. Wir haben bei Ben Arn,
dem Geschäftsführer, nachgefragt, was
das nun bedeutet.
ü
30
2020
grow! Ben, nach über zwölf Jahren kehrt Festival den notwendigen Platz finden.
ihr nach Bern zurück. Was ist das für Last but not least ist Bern die Hauptstadt
ein Gefühl? der Schweiz, wir setzen mit dem Stand-
ortwechsel auch ein politisches Zeichen.
Ben: Es fühlt sich sensationell an. Vor
zwölf Jahren mussten wir Bern mit ge- grow! Wo steht ihr jetzt, ein halbes Jahr
senktem Haupt verlassen, und es blieb vor der Messe?
stets der Traum, irgendwann zurückzu-
Ben: Der Hallenplan – das ist in einer
kommen. Nun ist es soweit, und wir freu-
neuen Messehalle immer die größte He-
en uns riesig.
rausforderung – ist fertig und von der
grow! Was sind denn die drei wichtigsten Feuerpolizei abgesegnet. Die allermei-
Gründe, dass ihr zurück nach Bern geht? sten Stände sind verkauft, ebenso haben
wir Top-Sponsoren als Partner gewon-
Ben: Bern liegt (verkehrstechnisch) in
nen. Nun beginnt die Promo-Maschine
der Mitte der Schweiz, aus Zürich, Basel,
zu laufen und das Programm mit Refe-
Luzern, Lausanne sowie vielen kleineren
renten, Attraktionen und Highlights wird
Städten erreicht man Bern innerhalb ei-
fertig gebucht, damit es zeitnah veröf-
ner Stunde. Zudem liegt Bern nahe an
fentlicht werden kann.
der französischen Schweiz – und Besu-
cher aus dieser Region kamen in den letz- grow! Das hört sich alles sehr positiv und
ten Jahren kaum nach Zürich. Dann bietet spannend an, vielen Dank für die Infos.
der Messeplatz Bern die perfekten Be-
Wir freuen uns schon auf die Schweizer
dingungen für eine Hanfmesse: Rund um
Berge und drücken die Daumen, dass
die Halle steht uns ein großes Outdoor-
die CannaTrade 2020 in Bern ein voller
Gelände zur Verfügung, auf dem unse-
Erfolg wird!
re Chillout-Area und unser Hemp Food
ü
Hanf in den Medien
Hanf in den Medien
Ein deutlicher Kontrast
Selbst, wer die weitläufige Medienlandschaft
nicht explizit nach kleinen und großen Hanf-
pflanzen absucht, wird dennoch immer wieder
fündig. Der surreale Unterschied zwischen der
gegenwärtigen Gesetzeslage und dem öffent-
lichen Umgang mit Cannabis wird immer greif-
barer. Denn Verbot und Kriminalisierung zum
Trotz reicht es schon, gelegentlich Fernsehen,
Radio oder Internetplattformen zu frequentieren,
um festzustellen: Es wird gekifft – und auch da-
rüber gesprochen. Wir haben uns, wie gewohnt,
für euch auf einen Streifzug durch den Mediend-
schungel gemacht.
Der Witz des Jahrhunderts
Nicht nur regelmäßige Leser wissen um die Irrationalität und
Absurdität des Hanfverbotes. Jeder, der sich vorurteilsfrei und
aufgeschlossen ansieht, welche historischen Entwicklungen
zu diesem Verbot geführt haben, kommt nicht umhin, sich
schließlich die Frage zu stellen, warum man immer noch da-
ran festhält. In Anbetracht der unzähligen im Nachhinein als
unbelegt oder schlicht als erstunken und erlogen entlarvten
„Fakten“ sowie simplen ideologiebasierten Propagandakam-
pagnen, welche aufgefahren wurden, um die Hanfprohibition
zu installieren und zu erhalten, könnte man es auch für eine
besonders langwierige Realsatire halten. Kein Wunder also,
dass sich auch die Macher von Comedy und Kabarett gerne
unverhohlen über die sinnlose Jagd auf Hanffreunde und
-gärtner lustig machen.
Dabei zeigt sich allerdings auch, wie weit die Forderung nach
einem neuen, liberaleren Umgang mit Cannabis inzwischen in
die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen ist. So thematisieren
auch quotenstarke Formate den historischen Treppenwitz und
seine gegenwärtigen Konsequenzen. Denn Klamauk-Satiriker
Oliver Welke und die von ihm moderierte wöchentliche Co-
medy- und Satiresendung heute-show des ZDF sind definitiv
alles andere als „underground“: Nach inzwischen zehn Jahren
Laufzeit und einer langen Liste von renommierten Auszeich-
nungen (Bambi, 6 x Deutscher Comedypreis, 2 x Deutscher
Fernsehpreis, Goldene Kamera, Grimme-Preis, 3 x Quotenme-
ter-Fernsehpreis usw.) lehnt man sich wohl nicht gerade aus
dem Fenster, wenn man die heute-show dem Maistream zu-
rechnet. Das ZDF mag zwar auch nicht bei allen Zielgruppen
der beliebteste Fernsehsender sein, doch bereits seit 2013
schalten bei Welke Woche für Woche regelmäßig mehr als
drei Millionen Zuschauer ein.
Der mit dem Kalauer-Wortwitz „The Big Bong Theory“ beti-
telte Beitrag der Sendung vom 1. November dürfte also bei
ü
32
mehr Menschen angekommen sein als diverse andere Bei-
träge des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zum Thema Hanf.
Natürlich nahmen Welke und die Klamauksatiriker im Hinter-
grund das Thema nicht zuletzt als denkbar einfache Vorlage
für diverse Scherze ins Programm (z.B. der kontextbefreite Ein-
spieler, in dem Markus Lanz hochernst und gewohnt investiga-
tiv dreinblickend verlauten lässt: „Hier, nimm ein paar Züge.
Dann kannst Du gut kacken.“), doch wurde auch unmissver-
ständlicher Klartext gesprochen: „Von den gängigen Substan-
zen – und das schließt legale Drogen wie Alkohol und Nikotin
ausdrücklich mit ein – ist Cannabis erwiesenermaßen die am
wenigsten gesundheitsschädliche.“ Dem Legalisierungsbefür-
worter geht das Herz außerdem auch auf, wenn er Welke da-
raufhin außerdem noch sagen hört: „Man muss sich einfach
mal der Realität stellen.“ Auch auf die Tradition gänzlich feh-
lender Kompetenz im Amt der Drogenbeauftragten der Bun-
desregierung, in welcher die CSU-Politikerin Daniela Ludwig
seit September ihren Vorgängerinnen folgt, wurde in der Sen-
dung verwiesen.
Sowohl in der Anfang November ausgestrahlten Sendung als
auch im dazugehörigen kleinen Hintergrund-Dossier, welches
sich online auf der Seite der heute-show einsehen lässt, wur-
den viele wichtige Argumente und Fakten genannt: Qualitäts-
kontrolle, Entlastung von Justiz und Polizei („Wir verplem-
pern Millionen für Strafverfolgung, die nachweislich nichts
bringt, sagten auch renommierte Juristen“) und dass die Ein-
stiegsdrogen-Theorie längst als Ammenmärchen entlarvt ist.
Damit nicht genug, verwies die Sendung zudem erfreulicher-
weise auch noch auf die „Horrorbilanz“ der bis zu 74.000 auf
Alkoholkonsum zurückzuführenden Todesfälle pro Jahr und
erklärte die dennoch veröffentlichten positiven Schlagzeilen
zum Thema Alkohol ganz klar mit Lobbyeinfluss.
Die Sendung provozierte zwar keine große Debatte, doch ein
wenig öffentliche Resonanz hatte der Cannabis-Betrag den-
noch. Denn die Redaktion der heute-show hatten offenbar ver-
säumt, eine Erlaubnis für die Verwendung eines Bildes einzu-
holen. Konkret ging es um eine Fotomontage, auf welcher ein
Polizist einer jungen Dame einen Joint anzündet, untertitelt
mit den Worten „Die Polizei, dein Joint und Helfer“. Der abge-
bildete Gerald Olma, Polizei-Sprecher in Heilbronn, zeigte sich
angesichts der überraschenden Verwendung des Bildes nicht
unbedingt erfreut, in der Presse war bereits die Rede von der
Prüfung möglicher rechtlicher Schritte. Nachdem das ZDF ei-
nige Tage darauf in einer Mitteilung das Versäumnis einräumte
und auch Herr Olma nach einer persönlichen Entschuldigung
am Telefon zufrieden war, war die kurze Aufregung aber auch
schon wieder vorbei.
Wem ein einzelner Beitrag in einer einzelnen Sendung, Ein-
schaltquote hin oder her, nicht genug ist, um einen Trend hin
zu einer immer offeneren Thematisierung des absurden Ver-
bots ausmachen zu können, braucht nicht lange weitersuchen.
Am selben Wochenende freuten sich andere Zuschauer auf die
35. Ausgabe des beliebtesten der zahlreichen Tatort-Ermittler-
teams. Wer die Reihe aus Münster kennt, den überrascht es
natürlich nicht, dass die Figur des Vaters des Kommissars mal
wieder in Sachen Cannabis auffiel. Es ist immer wieder amü-

sant zu sehen, wie sehr die Autoren daran Gefallen finden, ei-
nerseits das volle Klischee des dauerkiffenden Althippies ab-
zubilden (der aber trotzdem ständig irgendwie davonkommt)
und andererseits durchaus auch relevante Aspekte einzubin-
den. So durften die Zuschauer diesmal zur besten Sendezeit
bestaunen, wie „Vaddern Thiel“ seinen geliebten Hanf un-
ter anderem in Form von Keksen an die begeisterten Insas-
sen eines Altersheims verkauft. Wenngleich sich unreflektierte
Gemüter bei diesem Tatort wohl eher gemeinsam mit dem von
Axel Prahl gespielten Kommissar über die Selbstbezeichnung
des hanfverteilenden Taxifahrers als „Schamane“ und „Hei-
ler“ und die ausgelassen tanzenden Altersheimbewohner lu-
stig gemacht haben dürften, wird hier etwas verdeutlicht: Can-
nabis kann mehr! Und das bleibt vielleicht sogar bei dem ein
oder anderen hängen.
Cannabis, für jedermann,
aber bitte ideologiefrei!
Weitere Beispiele für die langsame, aber unaufhaltsame Fahrt
der einst so arg verteufelten und gefürchteten Hanfpflanze aus
der Schmuddelecke hinaus in Richtung Mainstream und Öf-
fentlichkeit finden sich mittlerweile sogar in Hauswurfsen-
dungen. Wer auf Berge von bunt bedruckten Seiten voller Wer-
bung von Möbelhäusern, Discountern, Elektronikfachmärkten
usw. steht und sich daher noch keinen „KEINE WERBUNG“-Sti-
cker auf den Briefkasten geklebt hat, hatte in jüngster Vergan-
genheit womöglich das ein oder andere Hanfblatt vor Augen.
Ein Hersteller von Cannabis(samen)-Öl warb nämlich u.a. mit
einer beinahe ganzseitigen Anzeige auf der Titelseite der wö-
chentlich verteilten Postwurfsendung „Einkaufaktuell“, deren
Auflage laut Angaben der für die Werbesendung verantwort-
lichen Deutsche Post AG von 2017 „bei bis zu 20,7 Millionen
Haushalten“ liegt. „CANNABIS aus der Apotheke“ brandete es
da den über 16 Millionen Lesern entgegen, welche nach Zäh-
lung der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA)
Woche für Woche tatsächlich auch einen Blick in die ungebe-
tene Werbepost werfen. Auf einer weiteren Seite bewarb der
Hersteller des Hanfsamenöls die positiven Eigenschaften des
frei verkäuflichen Produkts und druckte wie auch in anderen
Publikationen Merkzettel zum Ausschneiden mit der Aufschrift
„Für Ihren Apotheker“ mit ab.
Angesichts derartiger Inhalte in diversen gebührenfinan-
zierten Unterhaltungsformaten, auflagenstarker Werbung für
legale Hanfprodukte und immer wiederkehrender Diskussi-
onen und Debatten wird das Spannungsverhältnis zwischen
Gesetzeslage und öffentlicher Wahrnehmung nach und nach
immer deutlicher. Während die alten Horrorgeschichten Stück
für Stück einer im Schnitt deutlich aufgeklärteren, weniger ten-
denziösen Berichterstattung weichen und zumindest der me-
dizinische Aspekt immer weiter anerkannt und genutzt wird,
erscheint die Kriminalisierung ansonsten vollkommen geset-
zestreuer Freizeitkonsumenten immer aberwitziger.
Denn dass das Verbot kein probates Mittel ist, um den Konsum
zu verhindern, ist schon lange bekannt – und wird Jahr für Jahr
bestätigt, unter anderem durch die Zahlen des Drogen- und
Suchtberichts der Bundesregierung. Dessen Vorstellung hat
jedes Jahr aufs neue diverse Medienberichte zur Folge. Nicht,
dass durch die darin enthaltenen Informationen und Analysen
statistischer Erfassungen eine großartige Debatte ausgelöst
würde – aber für den ein oder anderen Artikel ist der jährliche
Termin den meisten relevanten Medienplattformen immer-
hin recht. Auch die in diesem Zusammenhang abgegebenen
ü
Hanf in den Medien
Statements der neuen Drogenbeauftragten der Bundesregie-
rung fanden viel Beachtung, sprach die CSU-Politikerin Dani-
ela Ludwig doch ganz unerwartet von einem „offenen Dialog“
mit allen Beteiligten der drogenpolitischen Debatte und von
einem Ende „ideologischer Debatten“ in Sachen Cannabis.
Wie wir in der Vergangenheit immer wieder festgestellt ha-
ben, machen sich insbesondere die auf die Wirtschafts- und
Finanzwelt spezialisierten Berichterstatter und Redaktionen
nicht viel aus besagten ideologischen Debatten rund um Krimi-
nalisierung, Legalisierung oder gar gesundheitliche Aspekte.
In diesen Ressorts und Fachpublikationen geht es natürlich in
erster Linie um Kurse, Profite und Gewinne. So haben die re-
levanten Medien dieses Bereichs den Handel mit Aktien von
börsennotierten Cannabisproduzenten schon lange auf dem
Schirm. Dementsprechend zahlreich waren die Schlagzeilen
der diversen Plattformen Mitte November, als die Kurse der füh-
renden kanadischen Cannabisunternehmen abstürzten: „Aura
Cannabis und Canopy Growth mit Horror Quartal: Schwarzer
Tag für Cannabis-Aktien“ (Der Aktionär, 14.11.), „Aurora Can-
nabis nach Zahlen: Die Blütezeiten sind vorbei“ (sharewise,
15.11.), „Trauer um die Aurora Cannabis-Aktie“ (Finanztrends,
18.11.) und so weiter. Und wieder zeigt sich: Hier spielen die
Fragen nach der Sinnhaftigkeit des hiesigen Verbots oder ei-
ner möglichen Legalisierung von Cannabis einfach keine Rolle.
Cannabis und die Aktien der Produzenten sind in der Wun-
derwelt der Wirtschaft und Finanzen schlicht Handelsware;
Kapitalisten scheren sich nicht um ideologische Debatten.
Der alltägliche Wahnsinn
Was Interessierten wie Betroffenen nicht erst seit Kurzem,
sondern in viel zu vielen Fällen durch schmerzhafte Erfahrung
bereits seit langen Jahren bekannt ist, wird angesichts der sich
mehrenden öffentlichen Thematisierung immer sichtbarer:
Aufgrund ideologisch motivierter Drogenpolitik herrscht in Sa-
chen Cannabis eine völlig absurde Situation. Einerseits wan-
delt sich das Image der so lange verteufelten Kulturpflanze
spürbar, die medizinische wie auch die wirtschaftliche Rele-
vanz von Cannabis sind längst offensichtlich, und es wird im-
mer offener darüber gesprochen, dass die angebliche Gefahr
des Konsums in der Vergangenheit haltlos übertrieben wurde.
Andererseits füllen die Zeitungen des Landes die Lücken in ih-
ren Lokalseiten dennoch Tag für Tag unkommentiert mit den
„Erfolgsmeldungen“ der Polizei im sinnlosen Kampf gegen
Konsumenten und Selbstversorger, die regelmäßig als Betrei-
ber angeblicher „Plantagen“ aufgeführt werden.
Cannabis ist für nicht gerade wenige Menschen ein wichtiger
Bestandteil ihres Lebens, sei es als Genussmittel oder als Me-
dizin. Die Zeiten von Anslingers „Reefer Madness“ sind längst
vorbei, doch bei den entscheidenden Verantwortlichen ist dies
wohl immer noch nicht endgültig angekommen. Zwar verwei-
sen immer mehr Fachleute und Berichterstatter auch anhand
ausländischer Beispiele auf den Erfolg liberalerer Drogenpo-
litik, doch politisch tut sich wenig bis nichts. Stattdessen dür-
fen Zuschauer, Zuhörer und Leser miterleben, wie sich mit
steigender Frequenz nicht nur Comedians, sondern auch ge-
bührenfinanzierte Sendungen des öffentlich-rechtlichen Fern-
sehens über die Cannabispolitik der Bundesregierung lustig
machen und Alkohol zugleich stur weiter als vorgeblich un-
antastbares Kulturgut schöngeredet und verharmlost wird.
Der große mediale Aufschrei bleibt aber leider aus. Noch.
33
 ü
34
ü
Kuriositäten

Die kuriosesten Hanfmeldungen

Sorten, Debatten, medizinische Studien, Anbautechniken, Ernte, Lagerung, Verarbeitung – in Sachen Cannabis
gehen einem so schnell nicht die Themen aus. Dementsprechend viele Neuigkeiten aus allen denkbaren
Bereichen landen auf unserem Schreibtisch. Dabei ist natürlich nicht jede Story interessant, nicht jeder Beitrag
relevant und natürlich nicht jede vermeintliche Neuigkeit wirklich neu. Aber auf eines ist Verlass: Zwischen all
den vielen Infos, die wir für euch durcharbeiten, gibt es immer wieder die ein oder andere besonders kuriose
Schlagzeile, eigenartige Meldungen und völlig abwegige Inhalte. Wie gewohnt, haben wir euch an dieser Stelle
ein kleines Best of unseres Kuriositätenkabinetts zusammengestellt.

Langfristig angelegt
Den Anfang macht eine wahrhaft einzigartige Kuriosität, über welche internationale Medien Ende Oktober berichteten. Vier aus-
tralische Ärzte hatten in der medizinischen Fachzeitschrift British Medical Journal Case Reports einen Fall beschrieben, in welchem
ein 48 Jahre alter Mann untersucht worden war, der jahrelang über diverse Beschwerden, wie eine verstopfte Nase, Nasenneben-
höhlenentzündungen und Kopfschmerzen, geklagt hatte. Erst eine Computertomographie brachte die Ursache seines langanhal-
tenden Leidens zum Vorschein und man entfernte ihm operativ einen ganz besonderen Nasenstein. Dessen Ursprung klärte sich
dem Fallbericht zufolge schließlich auf: Offenbar bekam der Patient während eines Gefängnisaufenthaltes von seiner Freundin
eine kleine Menge Marihuana in einer Gummiverpackung zugesteckt, welche er dann in einem seiner Nasenlöcher in die Zelle
geschmuggelt hatte – allerdings bereits vor 18 Jahren! Beim damaligen Versuch, das Gras wieder herauszuziehen, hatte der Hanf-
freund es wohl stattdessen noch tiefer hineingeschoben und irgendwann vorerst aufgegeben. Schließlich ging der Mann davon
aus, dass er das kleine Päckchen wohl verschluckt haben musste. Weit gefehlt, wie sich nun 18 Jahre später herausgestellt hat.

Luxus-Insel zu vermieten – Plantage inklusive?

Dem Verantwortlichen zufolge geht es in der nächsten Geschichte ausschließlich um Cannabis zu medizinischen und „streng
persönlichen“ Zwecken. Doch eines nach dem anderen. Der Herr, der sich in dieser Meldung seinem Anwalt zufolge „vollständig
von allen Gerüchten, die ihn mit dem Verkauf oder Handel mit Drogen in Verbindung bringen“ distanziert, ist der kanadische
Milliardär Guy Laliberté, Gründer des international bekannten Zirkusunternehmens Cirque du Solei. Alles ganz persönlich, ganz
privat? Der persönliche Bedarf muss immens sein, immerhin soll Laliberté ganze elf Gärtner beschäftigt haben, welche sich um
die Cannabispflanzen auf seinem 0,6 Quadratkilometer großen Privat-Atoll Nukutepipi kümmern sollten. Der Milliardär bietet die
Insel mit ihren diversen Luxusvillen und „unberührter Natur“ übrigens für 193.000 US-Dollar zur Miete an – pro Woche, wohlge-
merkt. Dass auf dem Atoll offenbar auch genug Hanf angebaut wird, um fast ein Dutzend Gärtner zu beschäftigen, mag dem ein
oder anderen potenziellen Mieter vielleicht als Bonus erscheinen – die Staatsanwaltschaft von Französisch-Polynesien findet
den Laliberté vorgeworfenen Anbau in „beträchtlichem Umfang“ gar nicht so lustig – und nahm den Milliardär Anfang November
vorerst in Gewahrsam.

Cannabis im Wert von über einer Million Dollar auf Festival verkauft
Cannabis auf Festivals ist nun wirklich keine Neuigkeit und auch nicht sonderlich kurios. Mit den Legalisierungen in diversen
US-Bundesstaaten werden in dieser Hinsicht allerdings ungeahnte Dimensionen erreicht – und können auch erstmals in Zahlen
ausgedrückt werden: Während des diesjährigen Outside Lands Music and Arts Festivals, einem jedes Jahr im Golden Gate Park
von San Francisco veranstalteten und von ca. 200.000 Besuchern bevölkerten Mainstream-Musikfestival, wurden zum ersten Mal
Cannabisprodukte völlig legal gehandelt. Und das mit Erfolg: Berichten zufolge kamen die dortigen Anbieter diverser Produkte
von Edibles über Blüten bis zu fertig gerollten Joints während des nur dreitägigen Festivals auf einen sagenhaften siebenstelligen
Verkaufswert – also mindestens 1 Million Dollar. Was als Versuch durchgeführt wurde, könnte aufgrund des offensichtlich brum-
menden Geschäfts vielleicht auch außerhalb von Kalifornien Schule machen.

Geheimer Cannabiscode bei McDonalds?!

Diverse englischsprachige Medien berichteten Anfang November über die abenteuerliche Geschichte eines 24-jährigen US-
amerikanischen Fastfood-Fans, der während einer Pause bei der nächtlichen Arbeit eine Runde durch den Autoschalter einer
McDonalds-Filiale in Hilton Head, South Carolina, drehte. Denn nachdem der Mitarbeiter am Schalter der Schilderung des jungen
Mannes zufolge „mit eigenartiger Stimme“ um Bestätigung der Bestellung des Essens samt Eistee mit „extra Lemon“ gebeten
hatte, bekam der nächtliche Besucher mehr als er erwartet hatte. Sein Zitroneneistee schmeckte offenbar seltsam und er begann,
sich eigenartig zu fühlen … trank aber trotzdem weiter. Schließlich will er drei Beutel mit Cannabis in seinem Softdrink gefunden
haben, welche er nach eigenen Angaben wohl mit dem Strohhalm angeritzt haben muss. Dass er sich allerdings „sofort“ seltsam
bzw. high gefühlt haben will, ist ebenso wenig glaubwürdig wie seine Theorie, die er gegenüber der schließlich von der Arbeit
aus angerufenen Polizei aufstellte: „Extra Lemon“, so die Erklärung des jungen Mannes, müsse bei diesem speziellen McDonalds
eben ein Codewort für Cannabis sein …
ü
36
ü
 Media Tipps
Literatur Cannabis in der Medizin - Praxis - Präparate - Forschung
Von Markus Berger, Manfred Fankhauser und Daniela Eigenmann
Cannabis als Medizin ist zum Thema im weltweiten Gesundheitswesen geworden.
Immer mehr Menschen profitieren von Arzneimitteln auf Hanfbasis oder von einzel-
nen Cannabinoiden, die in Form von pharmazeutischen Zubereitungen unterschied-
lichste Krankheiten und Symptome heilen oder zumindest lindern können. Dieses
Buch fasst den Status quo des Einsatzes von Cannabis als Medizin zusammen, be-
schreibt diverse Präparate und führt in wissenschaftliche Forschung und recht-
liche Rahmenbedingungen ein; vor allem aber widmet es sich der Praxis rund um
die Anwendung, Verordnung und therapeutischen Möglichkeiten der Hanfmedizin.
Mit Fallberichten von Patienten, Expertengesprächen und zahlreichen nützlichen Infor-
mationen für Ärzte, Apotheker, Patienten und Angehörige. ISBN: 978-3-03788-587-1, er-
schienen im Nachtschatten Verlag. Mehr Infos unter: www.nachtschatten.ch

Literatur Die Behandlung mit Cannabis - Medizinische Möglichkeiten, Rechtliche

Lage, Rezepte, Praxistipps Von Franjo Grothenhermen
Dieses Buch bietet umfassende, praktische Informationen und hilfreiche Tipps zur the-
rapeutischen Verwendung von Cannabis und einzelner Cannabinoide auf der Basis
der aktuellen Rechtslage. Es behandelt sowohl die medizinischen Themen, wie An-
wendungsgebiete, Dosierung, Nebenwirkungen, als auch darüber hinausgehende
Aspekte, die bei einer Therapie mit Cannabisprodukten eine Rolle spielen können.
Dazu zählen die Kostenübernahme durch die Krankenkassen, Cannabis und Führer-
schein, die optimale Verwendung mittels Inhalation und oraler Einnahme, Umgang
mit möglichen Bedenken von Ärzten, Anbau und Lagerung von Cannabis. Alle The-
men werden vom Autor dank seiner langjährigen Praxiserfahrung und seiner umfang-
reichen Kenntnis der wissenschaftlichen Literatur mit umfassender Sachkenntnis und
dem Augenmerk auf das Wesentliche behandelt. Entstanden ist ein kompakter Ratge-
ber, unentbehrlich für alle, die einen praxisorientierten Einstieg in die komplexe Ma-
terie suchen. Die Neuausgabe des Klassikers – aktualisiert, erweitert und im Hardco-
verformat! Erschienen im Nachtschatten Verlag unter der ISBN: 978-3-03788-579-6.
Mehr Infos unter: www.nachtschatten.ch

Literatur
Das exklusive CBD Handbuch Von Claudia und Martin Reimert
Alles Wichtige und viele nützliche Tipps über CBD-Öl und seine Anwendungsmöglichkeiten
+ Bonus mit 21 leckeren Rezepten zum Kochen und Backen. Wie wäre es, verschie-
dene Krankheiten und Probleme auf natürlichem Wege bekämpfen bzw. lindern und in
vielen Fällen auf chemische Pharma-Produkte verzichten bzw. diese reduzieren zu kön-
nen? Dann ist CBD-Öl genau das Richtige und einen Versuch wert. Alles Wichtige über
CBD-Öl und viele nützliche Tipps über die Anwendung, Herkunft, Geschichte und Her-
stellung von CBD wird in diesem Buch beschrieben. Auch wie sich CBD mit Sport ver-
trägt und ob die Einnahme oder Behandlung mit CBD-Öl als Doping zählt, den rechtli-
chen Status zu CBD, CBD bei Tieren und vieles mehr wird darin behandelt. Die Autorin
selber hatte eine zeitlang sehr häufig starke Kopfschmerzen und Angstzustände und war
es leid, ständig Medikamente einzunehmen. Schon nach wenigen Tropfen CBD-Öl ließ
der Schmerz nach und war nach einer Woche ganz verschwunden. Das sei bis heute so
geblieben. Auch der Familienhund Lilly hat auf die Gabe von CBD positiv angesprochen.
Als besonderes Extra haben die beiden Autoren 21 leckere Rezepte zusammengestellt,
die die Einnahme von CBD-Öl noch einfacher machen. Egal ob zum Frühstück, als Haupt-
speise oder Nachtisch, mit diesen exklusiven Rezepten lässt sich CBD einfach in den All-
tag einbauen. Das exklusive CBD Handbuch ist im Buchhandel und Internet erhältlich
unter der ISBN-13: 978-1708350048.
ü
38
Reggae, Pop, Soul
„Strikly Real“ – Raymond Wright
Nach der erfolgreichen Veröffentlichung der ersten Single „Woman“ im letzten Sommer,
steht nun die brandneue Pop-/Soulsingle „My Lord“ des jamaikanaschen Ausnahmeta-
lents Raymond Wright in den Startlöchern. Das Lied „Keeping You“ ist eine Hommage
an den legendären Schlagzeuger Ale Soresini. „Strikly Real“ wird allen Liebhabern von
Roots-Soul & Reggae gefallen. Raymond Wright ist in Jamaika aufgewachsen und be-
gann sein musikalisches Wirken mit dem Lernen verschiedener Instrumente und dem Sin-
gen in der lokalen Kirchengemeinde. Mittlerweile lebt er seit zehn Jahren in Italien und hat
mit verschiedenen internationalen Künstlern, u.a. Bennie Man in der Shoking Vibes Crew,
zusammengearbeitet. Auftritte gab es auf diversen europäischen Festivals, wie Summer-
jam (D) und Rototom Sunsplash (E). Wright wird gesanglich mit so großen Namen wie
Luther Vandross, Beres Hammond und Luciano verglichen. Mit seiner vielfältigen, kräfti-
gen und etwas rauchigen Stimme weiß er exzellent und virtuos umzugehen. Die Message
seiner Songs ist klar: Liebe ist die stärkste Kraft, die Verbundenheit unter den Menschen
schafft und Frieden stiftet. Durch seine Songs möchte er diese Kraft mit allen Menschen
teilen. Release ist am 11.12.2019.
Mehr Infos unter: www.raymondwrightmusic.com

Jazz/ Soul
„La Bomba“ – Organ Explosion
Die drei Münchner Retro-Futuristen von Organ Explosion sind wieder am Start. Ihre Ver-
sion des Shadows-Western-Klassikers „Apache“ ist einer der zahlreichen Höhepunkte des
neuen Studioalbums „La Bomba“. Zwei Jahre haben Manfred Mildenberger (Schlagzeug),
Ludwig Klöckner (Bass) und Hansi Enzensperger (Keys) daran getüftelt, am 8.11.19 ist
es bei Yellowbird/Enja erschienen. Eine klassische LP mit zehn Tracks voller Energie und
Spielfreude. Ihrer Grundrezeptur sind Organ Explosion dabei treu geblieben: Sie warten
mit einem zentnerschweren Fuhrpark an Vintage-Instrumenten auf – von der Hammond-
Orgel bis zum Moog-Synthesizer, vom alten Fender-Bass bis zum klassischen Ludwig-
Drumset. Einmal mehr beweist das Trio, dass es seinen alten Klangkameraden immer
neue, unerhörte Sounds entlockt: ob ratternde Glissandi, unverschämt lässige Grooves
oder psychedelische Noise-Wolken. Stilistisch bedienen sich die Drei bei allem, was
Freude macht: Sie mischen Samba-Pop mit fetten Bassbooms, cool-tropischen Cumbia
mit Psycho-Synthies und edle Retrostyles mit entfesselten Orgeleruptionen. Grundlage
ist der Captain-Future-Funk der beiden Vorgängeralben „Organ Explosion“ und „Level 2“,
den die drei Ausnahmemusiker diesmal mit superscharfen Tex-Mex-Elementen garnieren.
Mehr Infos unter: www.organ-explosion.de

ü
grow! Gewinnspiel - Die Gewinner

Weihnachts-Gewinnspiel
Die Gewinner
Grow for Life The Rolling Box Highline i-grows CannaSwissCup

1x Italian Stone Pine 210
Felix S. aus F.
Pflanzschrank
1x Regia 210
- Grow Cabinet
1. Lukas P. aus W. Pierre F. aus D.
www.growforlife.com www.therollingbox.de
1x RK46-Tornado Shower
Katja H. aus D.
1x RK45-Cool Compadre
Jörg A. aus G. CannaSwissCup Jury-Box
1x RK47-Cool Ryal Shower Prime-LED Prime V2 2019/20
Andre A. aus G. Stefan J. aus B. Jeanette L. aus W.
www.high-line.eu www.i-grows.ch www.cannaswisscup.ch

Smilinggreen.de Jelly Joker Mr. José Kaya Foundation

je 1 Turnbeutel
Andreas S. aus K.
Sebastian H. aus S.
Karl Heinz K. aus K.
je 1 Bong Colour A
DiamondBox Björn W. aus B. je1 Outdoor-Anbau Buch
Silver Line SL90 Michaela B. aus W.
Robert B. aus F. 1 x Bong Larimar
Alexander K. aus Z.
www.smilinggreen.de www.jelly-joker.de
je 1 Indoor-Anbau Buch
Jonas S. aus S. je 1 Sylvania Gro-Lux LED
Apostolos M. aus D. E27 Lampen je 1 Düngerset - BioGreen
Rainer W. aus N. Hydro A&B 5 Liter
Johannes H. aus L. Thierry R. aus O. Patrik M. aus S.
Sebastian B. aus G. Peter G. aus W. Thomas S. aus S.
www.mrjose.eu www.groluxled.com www.kayagrow.de

Nachtschatten Verlag Canna Trade Hemponade Hanf gegen den Endoxo

Schmerz

je 1x Das Buch: 1x Dr. Grotenhermen

2x - 3 Tagespass
CannaTrade 2020
Buch Leben mit Cannabis International Cannabis Expo
Clara K. aus D. Christian E. aus N.
www.nachtschatten.ch www.cannatrade.ch
je Eine Flasche Hanf gegen den Schmerz Hanf-Extrakt Nr. 1 „3“
Hemponade Elvira H. aus E.
Maximilian S. aus I. Michelle K. aus R. 1x Dr. Grotenhermen
Heijo S. aus E. Ersin E. aus E. Hanf-Extrakt Nr. 1 „5“
Anna S. aus H. John S. aus B. Larissa W. aus S.
Sebastian L. aus L. Matthias N. aus O. 1x Dr. Grotenhermen
Nico S. aus H. Ricardo V. aus K. Hanf-Extrakt PUR
Artem B. aus H. Cindy L. aus B.
www.hemponade.com www.eulenspiegel.com www.bobo-stoned.com

ü
40
ü
 Politik

Vorstellung des Drogen- und Suchtberichts 2019

Neue Töne in der deutschen Drogenpolitik?

In der letzten Ausgabe haben wir euch Daniela Ludwig (CSU) vorgestellt,
die seit September als Nachfolgerin von Marlene Mortler das Amt der
Drogenbeauftragten der Bundesregierung bekleidet. Kaum war der
Artikel in Druck, stellte sich Frau Ludwig vor ein paar Journalisten
und stellte ihrerseits den aktuellen Drogen- und Suchtbericht vor.
Überraschend waren dabei weniger die Zahlen des Drogen- und
Suchtberichts, sondern auch einige Äußerungen Ludwigs.

Was steht
im aktuellen Bericht?
Jedes Jahr wird er veröffentlicht, jedes Jahr
zeigen sich manche nahezu schockiert
angesichts der ein oder anderen Zahl,
doch zu wirklich umfangreichen Verän-
derungen oder weiterreichenden drogen-
politischen Maßnahmen ist trotz des Ar-
mutszeugnisses niemand bereit, welches
der jährlich in Berlin präsentierte Dro-
gen- und Suchtbericht der Arbeit der Re-
gierung in diesen Fragen regelmäßig aus-
stellt. Zumindest aus Sicht derer, welche
seit Langem einen Wandel in der Drogen-
politik fordern. Die Zahlen sprechen stets
eine recht deutliche Sprache. Allerdings
kommt es natürlich immer darauf an, wer
diese liest und interpretiert.
Auch die Zahlen und Angaben des dies-
jährigen Drogen- und Suchtberichts laden
wieder zu konkreten Überlegungen ein.
Denn hier zeigt sich erneut, wie wirksam
die Abschreckung durch das Cannabis-
verbot tatsächlich ist: Die Zahl der Konsu-
menten ist drohenden Strafen zum Trotz
wieder angestiegen. Dem Bericht zufolge
haben 19 Prozent der befragten Jugend-
lichen und ganze 42,5 Prozent der jun-
gen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre) Canna-
bis zumindest schon einmal ausprobiert.
Auch bei den 18 bis 59 Jahre alten Be-
fragten hat mit 31,9 Prozent fast ein Drittel
dieser Gruppe schon einmal gekifft. Da-
mit bleibt Cannabis nach wie vor das am
häufigsten in Deutschland konsumierte
illegale Rauschmittel. Die letzte Höchst-
marke in der Prävalenz bei Jugendlichen
und jungen Erwachsenen wurde Anfang
der 2000er festgestellt, nach welchem
der Konsum in diesen Altersgruppen zu-
nächst zurückgegangen war. Jedoch nicht
allzu lange: Auch der aktuelle Bericht ge-
steht wieder ein, dass die Zahlen seit 2011
wieder steigen.
Was erfährt der unbefangene Leser noch
über Cannabis, wenn er schon die Nase
in den neuen Drogenbericht steckt? Ne-
ben statistischen Analysen in erster Li-
nie ein paar allgemeine Informationen.
Im Abschnitt „Gesundheitliche Folgen des
Konsums“ heißt es zum Punkt „Akute Ef-
fekte“ u.a. erfreulicherweise ganz richtig:
„Im Gegensatz zu Opiaten und Alkohol
führt eine Überdosis von Cannabis nicht
zu Todesfällen durch die Droge alleine.
Anders kann dies beim Gebrauch von syn-
thetischen Cannabinoiden aussehen.“ Un-
ter „Abhängigkeit“ wird dann auf Studien
verwiesen, nach welchen geschätzte neun
Prozent aller Cannabiskonsumierenden
eine Abhängigkeit entwickeln. Die von
manchen gestrigen Geistern immer wie-
der hervorgekramte widerlegte Mär von
der Einstiegsdroge hat erfreulicherweise
keinen Eingang in den Bericht gefunden.
Um zu verstehen, welche Überlegungen
in die Erstellung des jährlichen Drogen-
und Suchtberichts einfließen, empfiehlt
sich ein kleiner Exkurs zum Stichwort „Ko-
sten“. Schließlich ist für die Verantwort-
lichen nicht nur die Unversehrtheit der
Gesundheit der Bürger von Belang, son-
dern selbstverständlich auch der bei al-
len explizit untersuchten Substanzen
aufgeführte Punkt „Volkswirtschaftliche
Folgen“. Hier wurden die „durch schäd-
lichen Cannabiskonsum verursachten
ökonomischen Kosten“ auf 975 Millionen
Euro pro Jahr geschätzt, basierend auf
der Annahme, dass es 400.000 Konsu-

ü
42
 Politik

mierende mit schädlichem Konsum gibt. der Konsum von Substanzen wie Kokain, Dass dies nun nicht heißen soll, dass sie
Nur zum Vergleich: Im Abschnitt über die Heroin und Neuen Psychoaktiven Stoffen für eine drogenpolitische Kehrtwende
entsprechenden Folgen des (Tabak-)Rau- (NPS) insgesamt zuletzt tendenziell rück- oder weitreichende Liberalisierungen ein-
chens summieren sich die genannten di- läufig gewesen zu sein scheint. Nichtsde- tritt, macht Frau Ludwig natürlich ebenso
rekten und indirekten ökonomischen Ko- stotrotz sind opioidhaltige Substanzen deutlich. Es sei schließlich trotz allem nun
sten auf insgesamt über 97 Milliarden wie Heroin nach wie vor die häufigste Ur- einmal klar, dass Cannabis „kein harm-
Euro. Beim Alkohol fallen wegen schäd- sache für Tod infolge des Konsums ille- loses Kraut ist“. Sie verwies explizit auf die
lichen Konsums auch noch einmal insge- galer Substanzen. Die Zahl der Drogento- gesundheitlichen Risiken des Konsums für
samt Kosten von über 57 Milliarden an. ten ist im Vergleich zum Vorjahr nahezu Heranwachsende. Dies ist allerdings be-
Wie viel Zeit und Geld die mehr als frag- unverändert geblieben: Für 2018 nennt kanntlich auch eines der häufigsten Ar-
würdige Strafverfolgung ansonsten ge- der Bericht die Zahl von 1.276 Personen, gumente der Legalisierungsbefürworter:
setzestreuer Cannabiskonsumenten Jahr welche infolge des Konsums illegaler Sub- mehr Jugendschutz! Das von Daniela Lud-
für Jahr verschlingt, wird in dem Bericht stanzen zu Tode kamen, also vier Fälle wig ausgegebene zentrale Motto für ihre
dagegen nicht erwähnt. Auch für Überle- mehr als im Vorjahreszeitraum offiziell ge- Vorhaben lautet: „Zentral ist, was die Ge-
gungen darüber, wie viel Geld sich durch zählt wurden. In diesem Kontext ging Frau sundheit der Menschen schützt!“ Soll hei-
eine Legalisierung einerseits sparen, an- Ludwig während der Vorstellung noch ein- ßen: Frau Ludwig möchte signalisieren,
dererseits verdienen lässt, war hier natür-mal auf die kurz zuvor von einigen Stim- dass sie vor allem auch auf Prävention
lich wieder kein Platz. men öffentlich angeregte Eigenbedarfsre- setzt. Die kurzzeitig öffentlich angespro-
gelung für harte Drogen wie Heroin oder chenen Eigenbedarfsregelungen für harte
Selbstverständlich steht im jährlichen Kokain ein: „Eigenbedarf bei harten Dro- Drogen stehen für sie daher „absolut nicht
Drogenbericht nicht nur einiges über un- gen wie Kokain oder Heroin kommt [...] ab- zur Debatte“, wie sie auch gegenüber dem
sere Lieblingspflanze, sondern auch über solut nicht in Frage!“ RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND)
diverse andere legale und illegale Rausch- noch einmal betonte. Was dagegen Can-
mittel. Was erlaubte Substanzen betrifft, nabis betrifft, so wird ihr aufgrund ihrer
freute sich Frau Ludwig bei der Vorstel- Unerwartete Ankündigungen bisherigen Aussagen in verschiedenen
lung vor allem über „gute Entwicklungen“ Berichten allerdings bereits eine gewisse
beim Thema Tabak, mahnt aber auch die Und schon sind wir wieder bei Frau Ludwig Aufgeschlossenheit attestiert.
steigende Popularität des Gebrauchs von und ihrer Haltung in Sachen Drogenpoli-
E-Zigaretten an, vor allem bei Jugend- tik. Denn obwohl ihr bei Amtsantritt ange- Und tatsächlich gab sie im Interview mit
lichen und jungen Erwachsenen. Hier hat sichts ihrer Parteizugehörigkeit und einem dem RND an, dass sie bei vielen dro-
sie auch konkrete Pläne, doch dazu später offensichtlichem Mangel an drogenpoli- genpolitischen Themen völlig verhär-
mehr. Da wäre schließlich noch der Deut- tischer Expertise verständlicherweise jede tete Fronten sehe, „etwa beim Umgang
schen liebstes legales Rauschmittel: Alko- Menge Skepsis entgegenbrandete, über- mit Cannabis“. Hier gäbe es kaum Dia-
hol. Auch hinsichtlich übermäßigen Kon- raschte sie bereits vor der Präsentation log, dafür aber viel Konfrontation. „Da-
sums dieser regelmäßig zum Kulturgut des diesjährigen Drogenberichts mit ei- mit möchte ich Schluss machen“, kündi-
ausgelobten Droge gab es offiziell einen nigen Äußerungen, welche man von ihrer gte die CSU-Politikerin mutig an. Sie wolle
positiven Trend nach unten zu vermelden – Vorgängerin Marlene Mortler mit Sicher- alle Seiten anhören und an einen Tisch be-
dennoch bleibt Deutschland im internatio- heit niemals gehört hätte. Für Mortler, er- kommen. Konkret danach befragt, wie sie
nalen Vergleich des Konsums pro Kopf auf klärte Gegnerin einer Cannabislegalisie- es mit der Frage nach Legalisierung oder
den vorderen Plätzen. Da ist es auch nicht rung, war bereits jede öffentliche Debatte Beibehaltung des Verbots hält, will Lud-
überraschend, wenn es im neuem Dro- über mögliche Liberalisierungen ein „fal- wig vorerst keine eindeutige Antwort ge-
genbericht heißt: „In Deutschland weisen sches Signal“. Frau Ludwig dagegen be- ben. Bei diesem Thema gäbe es „kein
rund 18 Prozent der Männer und 14 Pro- tonte inzwischen in mehreren Interviews Schwarz oder Weiß“. Daher wolle sie sich
zent der Frauen einen riskanten Alkohol- sowie in ihrem Statement zum Drogen- zunächst auch andere drogenpolitische
konsum auf.“ Außerdem ist die Rede von und Suchtbericht 2019 bei der Bundes- Ansätze näher ansehen: „Ich werde mir
je nach Schätzung 10.000 bis 16.000 Ba- pressekonferenz, „dass es bei der Drogen- zum Beispiel auch anschauen, wie andere
bys, die jedes Jahr mit alkoholbedingten und Suchtpolitik an der Zeit sei, endlich Staaten damit umgehen, etwa Portugal.“
Folgeschäden geboren werden, 2.000 da- mehr offene Dialoge zu führen statt ideo- Das klingt auf jeden Fall schon einmal bes-
von mit schweren Beeinträchtigungen. logiebasierter Debatten.“ Auch an ande- ser als Frau Mortlers berühmte Erklärung,
Was die Verbreitung illegaler Substan- rer Stelle ließ sie verlauten, dass sie für wonach Cannabis verboten sei, „weil es
zen angeht, so hält der aktuelle Bericht unvoreingenommenes Herangehen ohne eine illegale Droge ist.“
außer den Zahlen zu Cannabis fest, dass Scheuklappen plädiere.

ü
 Politik
Der Anfang vom Ende?
Wenngleich Frau Ludwig damit bereits
innerhalb weniger Monate mehr Aufge-
schlossenheit, Dialogbereitschaft und er-
kennbares Bemühen um Verständnis für
verschiedene Ansätze kommuniziert hat
als Frau Mortler in den vielen Jahren ihrer
Amtszeit, ist Cannabis nicht die einzige
Baustelle, welche sie anpacken möchte.
Zwar räumt sie ein, dass man sich um
diese Frage kümmern müsse, doch wolle
sie sich nicht unter Druck setzen lassen.
Außerdem gibt es da ja auch noch an-
dere, wichtige Themen, die ihr sehr am
Herzen liegen. Allen voran die seit Lan-
gem diskutierte, aber nie umgesetzte Aus-
weitung des Werbeverbots für Tabakpro-
dukte. Mit Deutschlands traurigem Status
als letztem Land der europäischen Union,
welches noch Werbeplakate an Bushal-
testellen und Kinospots erlaubt, mit wel-
chen nicht zuletzt auch gezielt Jugendli-
che von der Tabakindustrie angesprochen
werden sollen, will Ludwig möglichst bald
Schluss machen. Dabei betrifft ihre Forde-
rung nach einem Werbeverbot nicht nur
Zigaretten und andere Tabakprodukte.
Ludwig bemüht sich um eine möglichst
zeitnahe Einführung eines Werbeverbots
für jegliche Rauchprodukte, auch für E-Zi-
garetten, Verdampfer oder Erhitzer.
Cannabis steht also nicht an erster Stelle.
Doch wie ernst kann man die Dialogbe-
reitschaft einer CSU-Politikerin in dieser
Hinsicht überhaupt nehmen? Traditionell
sind die Unionsparteien schließlich konse-
quente Gegner jeglicher Liberalisierung.
Nun mahlen die Mühlen der Politik be-
kanntlich gerade in Deutschland mitunter
besonders langsam. Und in jüngster Ver-
gangenheit scheint sich in den Reihen der
Konservativen zumindest ein klein wenig
etwas zu bewegen. Haben die Damen und
Herren von CSU und CDU vielleicht einfach
ein wenig länger gebraucht?
Tatsächlich ließ unlängst die CDU-Ge-
sundheitspolitikerin Karin Maag in der
Neuen Osnabrücker Zeitung verlauten,
dass man natürlich auch in der Union in-
zwischen über das Für und Wider einer
möglichen Freigabe für Cannabis im Er-
wachsenenalter nachdenke: „Selbstver-
ständlich denken wir darüber nach, und
zwar schon seit Jahren“, konnte man da
staunend vernehmen. Den Zusatz der ge-
sundheitspolitischen Sprecherin der Uni-
ons-Bundestagsfraktion, dass man von
einmaligem Gebrauch natürlich nicht
süchtig werde, hätte es vor einigen Jahren
noch aus diesem politischen Lager auch
nicht unbedingt gegeben. Jedoch sind in
Maags Augen die Voraussetzungen für
44
eine Legalisierung noch nicht gegeben,
sie bemängelt laut der „Neuen Westfä-
lischen“, dass es bisher noch keine über-
zeugende Regelung für den Jugendschutz
gebe. Es scheinen zwar erst noch ein-
zelne, von der alten Blockadehaltung ab-
weichende Unionsstimmen zu sein, doch
sie mehren sich offenbar. Von den RND-
Zeitungen ließ sich auch CDU-Innenpoli-
tiker Marian Wendt zitieren: „Cannabis
könnte für den Eigenbedarf freigegeben
werden, natürlich bei kontrolliertem An-
bau und kontrollierter Abgabe.“ Und auch
die Nachwuchsorganisation der Unions-
parteien, die Schüler Union, erklärte im
November, dass sie sich für eine Legali-
sierung von Cannabis einsetze.
Vollständig geschlossen ist die Cannabis-
Prohibitions-Front der Union also nicht
mehr. Doch bedeutet dies nun einfach nur
endlose, letztlich ergebnislose Diskussi-
onen – oder besteht wirklich Aussicht da-
rauf, dass sich kurz- bis mittelfristig etwas
bewegt? Der drogen- und suchtpolitische
Sprecher der FDP-Fraktion, Wieland Schin-
nenburg, forderte angesichts der unge-
wohnten Äußerungen aus der Union:
„Wenn die Union es ernst meint, darf es
nicht bei Ankündigungen bleiben.“ Und
wenn ein FDP-Politiker schon einmal mit
etwas richtig liegt, darf das auch ruhig ein-
mal lobend erwähnt werden.
Was aus den Ankündigungen von Dani-
ela Ludwig in Bezug auf ein offenes Ohr
für alle Seiten und ihre kommunizierte
Bereitschaft zur Einbeziehung internati-
onaler Modelle in ihre drogenpolitischen
Überlegungen werden mag, ist noch nicht
abzusehen. Dass sie die vollständige Blo-
ckadehaltung ihrer Amtsvorgängerin of-
fenbar nicht, wie vorab befürchtet, unver-
ändert fortführt, ist aber zunächst einmal
unbestreitbar ein positives Zeichen. Ob
aber damit tatsächlich ein produktiver Di-
alog in Gang gebracht oder nur erst einmal
die einst von Frau Mortler als besonders
„brutal“ argumentierend beschriebene
Hanflobby beruhigt werden soll, bevor
dann doch wieder wenig bis nichts ge-
schieht, bleibt abzuwarten. Die sonst so
unbewegliche Verweigerungshaltung der
Unionsparteien scheint jedoch tatsächlich
erste Risse zu bekommen. Wie viel Grund
zum Optimismus die jüngsten Impulse in
der Debatte um eine Legalisierung letzt-
lich wirklich bedeuten, hängt von zahl-
reichen Faktoren ab. Mit einer grundsätz-
lichen Gesprächsbereitschaft und der
Fähigkeit, jenseits verstaubter Parteitra-
ditionen einen Blick auf die Faktenlage zu
werfen, wären zwei wichtige davon zumin-
dest schon einmal erfüllt.
ü
Der Alternative Drogenbericht
Ein Hinweis am Schluss darf nicht feh-
len: Wer sich unter einem tatsächlich
aufschlussreichen Drogenbericht mehr
vorstellt als ein paar Statistiken, Basisin-
formationen und Rechtfertigung der un-
zeitgemäßen Drogenpolitik der Bundes-
regierung und sich einen konkreten, auf
Erfahrung und Expertise fußenden Lage-
bericht wünscht, dem sei wärmstens ein
Blick in den bereits Anfang Juli in Berlin
vorgestellten Alternativen Drogenbericht
2019 empfohlen. Der vom Bundesver-
band für akzeptierende Drogenarbeit und
humane Drogenpolitk in Zusammenarbeit
mit der Deutschen AIDS-Hilfe herausgege-
bene Alternative Drogenbericht versteht
sich als kritischere Bestandsaufnahme
der Drogen- und Suchtpolitik der Bundes-
regierung. Dementsprechend fällt dieser
Bericht auch in diesem Jahr wieder aus.
Die Autoren des Alternativen Drogen-
berichts lassen auch in der mittlerweile
sechsten Ausgabe kaum ein gutes Haar an
der gegenwärtigen Drogenpolitik. Sucht-
experten, wie z.B. der bekannte Frankfur-
ter Forscher Heino Stöver, beklagen offen,
dass es der Bundesregierung noch immer
an einer schlüssigen und wissenschafts-
basierten Gesamtstrategie mangele. „Wir
erleben auf der einen Seite eine sehr laxe
Behandlung der legalen Volksdrogen Al-
kohol und Tabak und auf der anderen
Seite eine fast lächerlich anmutende, ra-
dikale Strafverfolgung von Konsumenten
illegaler Substanzen wie Cannabis“, er-
klärte Stöver bei der Vorstellung des Be-
richts. Auch hier wurde außerdem kriti-
siert, dass Deutschland europaweit das
einzige Land sei, in dem es kein generelles
Werbeverbot für Tabak- und Alkohol gebe.
Ob einige der vielen Herausforderungen,
vor denen die Drogenpolitik der Bundes-
regierung nicht nur in den Augen der Au-
toren des Alternativen Drogenberichts
und der vielen Opfer einer wirklichkeits-
fernen Prohibitionspolitik in absehbarer
Zukunft endlich angemessen begegnet
werden wird, muss sich erst zeigen. An-
gesichts der ein oder anderen unerwar-
teten Ankündigung möchte man aber fast
wagen, ausnahmsweise einmal ein wenig
Optimismus zuzulassen.
Die vollständigen Berichte zum Download
Den Drogen- und Suchtbericht 2019 der
Bundesregierung findet ihr auf
www.drogenbeauftragte.de
Den 6. Alternativen Drogen- und Sucht-
bericht 2019 findet ihr auf
alternativer-drogenbericht.de
ü
 ü
46
ü
 Hanfpolitik in Europa

Luxemburg legalisiert Cannabis als Genussmittel

– aber wann?
Xavier Bettel sowie die Lëtzebuerger So-
zialistesch Aarbechterpartei (LSAP). Die
treibende Kraft hinter der nun angekün-
digten Legalisierung war, wenig überra-
schend, die Grüne Partei. Diese ist zwar
nur die viertstärkste in der Abgeordne-
tenkammer, nichtsdestotrotz als Teil der
Dreierkoalition aber seit 2013 an der Re-
gierung beteiligt. Mit engagiertem Vorge-
hen, eindeutigen Forderungen und nicht
zuletzt auch der Unterstützung einer er-
folgreichen Bürgerpetition schufen die
Grünen die Grundlage für die Entschei-
dung der beiden Koalitionspartner, die
Legalisierung von Cannabis zum Teil ihres
Wahlprogramm zu machen. Am 14. Okto-
ber 2018 stand schließlich fest: Die blau-
rotgrüne Dreierkoalition wird weiterma-
chen – und soll damit also nicht zuletzt
auch das hanfgrüne Wahlversprechen um-
Wenn es um legales Cannabis zu Freizeitzwecken geht, gehen setzen. Ein entsprechendes Gesetz ist Teil
die meisten Blicke gegenwärtig gleich in Richtung des ein oder der Regierungsvereinbarung.
anderen US-Bundesstaates oder Kanadas – doch auch in Europa
Die aktuelle Situation
tut sich etwas in Sachen Legalisierung. Seit der Wiederwahl des
Luxemburgischen Premierministers Xavier Bettel bei den Parla- Während man bis 2001 als Cannabiskon-
sument in Luxemburg im Falle rechtlicher
mentswahlen im Oktober 2018 herrscht große Vorfreude bei den
Schwierigkeiten – wie bei sämtlichen an-
Hanffreuden des Großherzogtums. Schließlich war eines der Wahl- deren illegalen Substanzen auch – noch
versprechen die Freigabe von Cannabis für Erwachsene. mit Haftstrafen rechnen musste, wurden
Konsum und Besitz von Eigenbedarfs-
mengen danach entkriminalisiert. Seither
Die erste Legalisierung Wer nun gleich die Niederlande als erstes muss niemand mehr Angst davor haben,
in der EU europäisches Land der Hanftoleranz ins wegen ein wenig Cannabis hinter großher-
Feld führt, sei daran erinnert, dass man zogtümlichen Gittern zu landen. Es drohen
Wer gegenwärtig in Luxemburg Bedarf an dort zwar seit 1976 eine Toleranzpolitik höchstens noch Bußgelder in Höhe von
Hanfblüten hat, hat zwei Möglichkeiten. umsetzt, unsere Lieblingspflanze aber 250 bis 2.500 Euro. Wer wegen Cannabis
Entweder begibt man sich in einen der nie legalisiert wurde. Mit der angekündi- in Luxemburg als einfacher Konsument
zahlreichen legalen Hanfshops und kauft gten Legalisierung in Luxemburg wäre das härter bestraft werden will, müsste schon
den dort angebotenen THC-armen CBD- kleine Großherzogtum dagegen das erste mit Minderjährigen konsumieren oder an
Hanf. Wer auf den leider derzeit noch ver- Land der EU, welches tatsächlich mit dem sie verkaufen. Dann steigen die Geldstra-
botenen Wirkstoff THC allerdings nicht verstaubten UN-Einheitsabkommen über fen auf bis zu 25.000 Euro und es drohen
verzichten möchte, der muss sich wohl Betäubungsmittel bricht – jenem be- bis zu zwei Jahre Haft.
oder übel an die Dealer wenden, welche rühmt-berüchtigten völkerrechtlichen Ver-
in der Nähe des Bahnhofs der Stadt relativ Der Anbau von industriellem Hanf ist in
trag, welcher von Legalisierungsgegnern
offen erkennbar ihre Ware anbieten. Doch Luxemburg seit 1994 möglich. Auch der
und Zauderern stets als eines der angeb-
die drei Koalitionsparteien der Regierung Verkauf von CBD-Hanfblüten und ande-
lich größten Hindernisse angeführt wird.
arbeiten gegenwärtig an der Umsetzung ren Hanfprodukten mit einem THC-Anteil
Dass es aber generell möglich ist, sich
eines Wahlversprechens, welches diese über dieses internationale Regelwerk ein- unter 0,3 Prozent ist, nun ja, offenbar er-
Dealer in absehbarer Zukunft arbeitslos fach hinwegzusetzen, ohne dass darauf- laubt. Zumindest ist er nicht verboten. Ins-
machen soll. Die Rede ist natürlich von hin das Weltengefüge zusammenbricht, gesamt gibt es, befeuert durch steigende
der aufsehenerregenden Ankündigung, hat Kanada unlängst demonstriert. Nachfrage, dank internationaler Entwick-
dass Luxemburg das erste Land der Euro- lungen sowie durch die staatlichen Lega-
päischen Union werden will, welches Can- Die drei besagten Parteien sind Déi Gréng, lisierungspläne, gegenwärtig ganze 35
nabis als Genussmittel für Erwachsene die luxemburgischen Grünen, die Demo- CBD-Geschäfte in Luxemburg, welche di-
legalisiert. kratische Partei (DP) des Premierministers verse Produkte wie Tees, Crèmes oder Öle

ü
48

anbieten. In nächster Zukunft dürfte sich
die konjunkturelle Lage allerdings nach
und nach verändern, denn ab 1. Dezem-
ber fällt CBD hier unter die Tabaksteuer.
Dabei ist die rechtliche Situation im Groß-
herzogtum offenbar auch nicht sicherer
oder eindeutiger als in vielen anderen eu-
ropäischen Ländern: Im Juni noch ordnete
die Staatsanwaltschaft eine Kontrolle der
CBD-Shops durch Polizei und Zoll an. Be-
treiber gaben nach den Durchsuchungen
jedoch an, von keiner Stelle detaillierte In-
formationen darüber erhalten zu haben,
was denn nun eigentlich verkauft werden
dürfe und was nicht. Natürlich nahmen die
Geschäfte ihren Betrieb nach dem unge-
betenen Besuch wieder auf.
2018 erst wurde das Gesetz zur Legalisie-
rung der medizinischen Nutzung von Can-
nabis in Luxemburg verabschiedet. Die
ersten ca. 150 Ärzte erhielten dann im Ja-
nuar 2019 die notwendigen Fortbildungen.
Ohne eine solche dürfen Ärzte Cannabis
nicht als Medikament verschreiben. Das
medizinische Cannabis für Patienten wird
in Luxemburg ausschließlich in Kranken-
hausapotheken verkauft. Die Versorgung
läuft zunächst über den Import von auslän-
dischen Cannabisproduzenten: Ende März
2019 erklärten die Minister Schneider und
Jean Asselborn auf Anfrage, dass der Staat
Luxemburg im Dezember des Vorjahres
Kostenvoranschläge verschiedener Un-
ternehmen angefragt habe. Am Ende fiel
die Entscheidung dann auf den Einkauf
bei einer kanadischen Firma, bei welcher
man auch bereits 20 Kilogramm Canna-
bis für 50.000 Euro erworben habe. Be-
vor jemand rechnet: Es sind 2,50 Euro pro
Gramm. Man habe sich für drei verschie-
dene Sorten mit unterschiedlichen Wirk-
stoffgehalten (THC/CBD) entschieden.
Widerstände
und Einschränkungen
Zurück zur Legalisierung. Vor etwas über
einem Jahr, Anfang Dezember 2018, nahm
die wiedergewählte Koalition ihre Regie-
rungsarbeit auf. Und schon machten sich
die Widerständler, Skeptiker und Gegner
einer Cannabisfreigabe daran, ihren Be-
denken lautstark Ausdruck zu verleihen.
Dabei versuchten nicht nur luxembur-
gische Legalisierungsgegner, die Arbeit
der Regierung zu erschweren. Gegenwehr
kam auch aus Deutschland. Im Saarland
und in Rheinland-Pfalz waren nicht alle
über die Pläne erfreut, einige besonders
besorgte Anwohner forderten im Fall ei-
Hanfpolitik in Europa
ner Legalisierung sogar die Schließung Befürchtung: Da das Gesetzgebungsver-
der Grenze nach Luxemburg. Auch der ein fahren keiner zeitlichen Beschränkung un-
oder andere Polizeisprecher sprach von terliegt, wäre es nämlich sogar denkbar,
möglicherweise drohendem Drogentou- dass die linksliberalgrüne Regierungsko-
rismus und betonte das hiesige Verbot. alition die Arbeit an den Rechtsnormen für
die Freigabe theoretisch bis zum Ende der
In der Zwischenzeit arbeitete man offen- Legislaturperiode verschleppen könnte.
bar an den Einzelheiten der geplanten Frei-
gabe. Bis erste Eckdaten des Gesetzesent- Auch wenn der Unterschied zwischen den
wurfs bekanntgegeben wurden, verging beiden Ländern größer nicht sein könnte,
allerdings ungefähr ein halbes Jahr. An- bietet sich an dieser Stelle der Vergleich
fänglich war auch schon einmal die Rede mit Kanada an: Auch hier legalisierte eine
davon gewesen, die Legalisierung könne Regierung den Freizeitgebrauch von Can-
möglicherweise schon bis Mitte 2019 um- nabis für Erwachsene, nachdem sie sich
gesetzt werden. Bald war allerdings klar, unter anderem für genau dieses Wahl-
dass daraus wohl nichts werden würde. versprechen hatte wählen lassen. Auch
Gesundheitsminister und Vizepräsident wurde aber nicht sofort mit der gewon-
Étienne Schneider nannte Ende Mai 2019 nen Wahl der erste Coffeeshop eröffnet.
einige Details des zu dem Zeitpunkt na- Stattdessen analysierte eine eigens ein-
türlich noch längst nicht fertig ausgear- gesetzte Arbeitsgruppe ganze zwei Jahre
beiteten Rechtsrahmens für die Legalisie- lang diverse Fragen rund um alle erdenk-
rung. Demnach wird die Freigabe in dem lichen wirtschaftlichen, rechtlichen und
kleinen Beneluxland wohl etwas weni- gesundheitlichen Aspekte, bevor das Ge-
ger umfassend ausgestaltet, als sich das setz das Parlament passierte. Erst nach
der ein oder andere Hanffreund vielleicht der Anhörung zahlreicher Experten, Medi-
wünschen würde. ziner, Juristen und nicht zuletzt auch Kon-
sumenten gab es grünes Licht für die ka-
So wies Schneider darauf hin, dass der nadische Legalisierung.
Konsum von Cannabis auf Straßen oder an
öffentlichen Orten verboten bleiben soll – Der Drogenbeauftragte des luxembur-
lediglich im privaten Raum soll dieser ge- gischen Gesundheitsministeriums, Alain
stattet werden. Auch von der möglichen Origer, scheint vom Vorgehen Kanadas
Einführung einer THC-Obergrenze war be- durchaus angetan zu sein: „Kanada ist ein
reits die Rede. Auf jeden Fall soll es aber Musterbeispiel von einer durchdachten
ein Verbot des Verkaufs von Cannabispro- Vorgehensweise und einem handwerk-
dukten an Ausländer geben, welches einen lich erstklassigen Regelwerk“, ließ der
möglichen Drogentourismus von vornhe- Psychologe sich in dieser Sache zitieren.
rein unterbinden soll. Da das kleine Land Nach einer Reise nach Kanada war auch
zwischen Deutschland, Belgien und Fran- Gesundheitsminister Schneider der Mei-
kreich allerdings in Relation zur Einwoh- nung, dass das dortige Modell am besten
nerzahl sehr viel Grenzverkehr hat, könnte auf Luxemburg passe.
dies noch ein problematischer Punkt wer-
den. Denn auf die rund 614.000 Einwohner Die luxemburgische Legalisierung ist auf
kommen alleine schon 200.000 tägliche dem Weg – die Frage ist nur, wie lang
pendelnde Arbeitnehmer aus dem Um- dieser ausfallen wird, bis es das Gesetz
land. Ein generelles Verbot des Verkaufs schließlich ins Parlament schafft. Zwi-
von Cannabis an Ausländer könnte also schenzeitlich kündigten die luxembur-
durchaus auch schnell auch zur Bildung gischen Legalisierer an, innerhalb von
eines neuen Schwarzmarktes führen. zwei Jahren Nägel mit Köpfen machen zu
wollen. Daran, dass der Gesetzesentwurf,
Wann ist es soweit? wenn er denn erst einmal fertig ist, vom
Parlament auch problemlos verabschiedet
Im Mai dazu befragt, wann die neue Ge- werden wird, besteht wenig Zweifel. Nicht
setzgebung denn nun fertiggestellt und etwa, weil das Wahlversprechen der Can-
auch umgesetzt werden könne, konnte nabisfreigabe im Koalitionsvertrag steht,
Schneider zunächst keine Antwort ge- sondern vor allem natürlich, weil die drei-
ben. Eine Sprecherin des Gesundheitsmi- farbige Regierungskoalition eine klare
nisteriums gab damals an, es gebe keinen Mehrheit hat. Es ist also nur noch eine
Zeitdruck: „Wir geben uns die nötige Zeit, Frage weniger Jahre, bis die europäische
um das korrekt durchzuführen.“ Und so Hanfprohibition ihren ersten kleinen, aber
mehrte sich nach und nach eine gewisse deutlichen Riss bekommen wird.
ü
49
 Justiz

Führerschein & Cannabis auf Rezept

Urteil gibt Patienten Recht
Das liebe Kraut und die Fahrerlaubnis – es ist ein Trauerspiel, welches wir und
zu viele betroffene unserer Leser schon viel zu lange verfolgen: Die verfehlte
Nulltoleranzpolitik im Straßenverkehr, welche nur deshalb nicht so genannt
werden darf, weil man sich ja schließlich am denkbar niedrigsten Richtwert von
1 ng/ml Blutserum orientiert. Ein Wert, den selbst jene Expertenkommis-
sion bekanntlich bereits seit Jahren als
zu niedrig ansieht, welche ihn einst vor-
geschlagen hat. Doch für eine spezielle
Gruppe von Cannabiskonsumenten hat die
Problematik noch eine weitere Dimension,
nämlich für Cannabispatienten.

Klärungsbedarf besteht hinsichtlich der
Frage nach dem Umgang mit Cannabis
im Straßenverkehr nicht erst seit der Ge-
setzesreform, infolge derer Cannabis seit
März 2017 auf Rezept verschrieben wer-
den kann. Schließlich gab es schon Jahre
zuvor Hunderte von Patienten, welche
über eine der damals noch notwendigen
Ausnahmegenehmigungen des Bundes-
amts für Arzneimittel und Medizinpro-
dukte (BfArM) zum Gebrauch von medi-
zinischem Cannabis aus der Apotheke am Straßenverkehr teilnehmen, wenn
verfügten. Doch spätestens, seit jeder Arzt man unter Einfluss von medizinischem
es einfach verschreiben konnte, wurde of- Cannabis steht? In damaligen Antworten
fensichtlich: In der Frage, wie bei Ver- der Bundesregierung auf diese Frage hieß
schreibung dieses besonderen Medika- es zwar, das mit der Rechtsänderung des
ments hinsichtlich der Tauglichkeit zur Betäubungsmittelgesetzes der Ausnah-
Teilnahme am Straßenverkehr verfahren metatbestand des § 24a Absatz 2 Satz 3
werden soll, bestand dringender Bedarf StVG Anwendung finde. Demnach handele
an einer klaren Regelung. es sich nicht um eine Ordnungswidrigkeit,
ein Fahrzeug unter Wirkung eines berau-
Die Unsicherheit war bei vielen der Betrof- schenden Mittels zu führen, solange die
fenen trotz Rezepts groß: Darf man noch

ü
50

Substanz aus der „bestimmungsgemäßen
Einnahme“ eines für den konkreten Krank-
heitsfall verschriebenen Arzneimittels her-
rühre. Obwohl also nicht mehr davon aus-
zugehen war, dass eine Behandlung mit
Cannabis nicht automatisch auch zu einem
Verlust der Fahrerlaubnis führen würde,
wurden die Zeiten für Cannabispatienten
in dieser Hinsicht trotzdem nicht unbe-
dingt leichter. Weiterhin gab es Berichte
über Repressalien und entzogene Führer-
scheine. Häufige Konsequenz von Begeg-
nungen zwischen Polizei und Patienten ist
die von der Fahrerlaubnisbehörde gefor-
derte Beibringung eines medizinisch-psy-
chologischen Gutachtens (MPU).
Erfreuliches Urteil zur
Fahrtauglichkeit
Ein solches Gutachten hatte auch der
Kläger vorgelegt, welchem das Verwal-
tungsgericht (VG) Düsseldorf unlängst
schließlich Recht gegeben hat (Urteil vom
24.10.2019 – 6 K 4574/18). Doch eines
nach dem anderen. Das von dem Kläger
ursprünglich im Rahmen eines Neuertei-
lungsverfahrens beigebrachte medizi-
nisch-psychologische Gutachten enthielt
zum einen die Standardfrage, ob der Be-
treffende die Einnahme der jeweiligen
Substanz und das Führen von Kraftfahr-
zeugen künftig wird trennen können. Im
Falle einer verschriebenen Dauerbehand-
lung mit medizinischem Cannabis ist da-
von selbstverständlich nicht auszugehen
– dementsprechend fiel das Gutachten
aus. Gleichzeitig wurde dem Herrn nichts-
ü
destotrotz zum anderen auch die notwen-
dige psycho-physische Leistungsfähigkeit
attestiert, um sogar Lastwagen führen zu
können – unter Einfluss des ihm verord-
neten medizinischen Cannabis wohlge-
merkt. Die für die Neuerteilung seiner
Fahrerlaubnis zuständige Behörde inte-
ressierte dieses Gutachten jedoch leider
nicht und erteilte seinem Antrag eine Ab-
sage. Gegen diese Entscheidung hatte der
Mann geklagt – und Ende Oktober schließ-
lich Recht bekommen.
In der Begründung des VG Düsseldorf er-
klärte das Gericht, dass man eine Fahrer-
laubnis erhalten könne, wenn man nach-
gewiesenerweise auch unter der Wirkung
von medizinischem Cannabis ausreichend
leistungsfähig sei, ein Kraftfahrzeug sicher
zu führen. Natürlich betonten die Düssel-
dorfer Richter, dass dies bei illegalem
Konsum nicht gelte. Im Falle einer Dau-
erbehandlung mit medizinischem Canna-
bis seien zur Beurteilung der Fahreignung
verschiedene Faktoren von Bedeutung. So
verwiesen die Richter auf die bereits er-
wähnte bestimmungsgemäße Einnahme,
also den notwendigen verantwortlichen
Umgang entsprechend der ärztlichen Ver-
ordnung (Compliance). Feststellbare dau-
erhafte Auswirkungen auf die Leistungs-
fähigkeit sind den Erläuterungen des
Gerichts zufolge ebenso ein Ausschluss-
kriterium wie eine Grunderkrankung, wel-
che einer Teilnahme am Straßenverkehr
schon von Grund auf entgegensteht. Alle
notwendigen Voraussetzungen waren
nach Ansicht der Düsseldorfer Richter im
Justiz
Fall des Klägers erfüllt. Dies ergebe sich
in nachvollziehbarer Weise aus dem vom
ihm vorgelegten Gutachten.
Erfreulicherweise entschieden die Rich-
ter zudem, dass die Fahrerlaubnisbe-
hörde dem Patienten außerdem auch
nicht auferlegen darf, sich regelmäßig er-
neut untersuchen zu lassen. Was man der
Behörde dagegen zugestand, war, den
Patienten nach „einiger Zeit“ dazu auf-
fordern zu dürfen, das Fortbestehen sei-
ner Fahreignung erneut nachzuweisen –
wegen der „möglicherweise schädlichen
Langzeitwirkung“ dauerhaften Cannabis-
konsums. Der Kläger bekommt also seine
Fahrerlaubnis und darf nicht von vornhe-
rein zu Kontrolluntersuchungen verpflich-
tet werden. Eine solche kann aber nach
„einiger Zeit“ gefordert werden – wie
lange das auch immer sein mag.
Dieses Urteil kräftigt grundlegend die
Rechte von Cannabispatienten, welche
verantwortlich mit dem von ihrem Arzt ver-
ordneten Medikament umgehen und den-
noch am Straßenverkehr teilnehmen wol-
len. Der Rhein-Kreis Neuss kann gegen
das Urteil beim Oberverwaltungsgericht
für das Land Nordrhein-Westfalen in Mün-
ster die Zulassung der Berufung beantra-
gen. Ob dies geschehen ist, war zum Re-
daktionsschluss nicht bekannt. Wir freuen
uns jedenfalls erst einmal mit dem Kläger
über die Entscheidung der Düsseldorfer
Richter sowie über die Bedeutung die-
ses Urteils für alle Cannabispatienten und
wünschen gute und sichere Fahrt.
 Hanfpolitik Großbritannien

Cannabis im Vereinigten Königreich

In Großbritannien ist die Mehrheit für eine Legalisierung
- Wie legal wird Cannabis nach dem Brexit?

Wie es zum Redaktionsschluss aussah, werden die Briten

Ende des Monats die Europäische Union verlassen.
Die wirtschaftlichen Folgen wurden bereits umfassend
in den Medien erörtert, aber was bedeutet
der Austritt für die Cannabispolitik des
Königreichs? Geht es Kiffer*innen nach
dem Brexit besser oder schlechter als
zuvor? Was bedeutet der Rückzug
für Cannabispatienten? Wird
Großbritannien ohne Vorgaben aus
Brüssel Cannabis gar legalisieren
und London so vielleicht gar das
neue Amsterdam?

Die Rechtslage
In Großbritannien sind legale und ille-
gale psychoaktive Substanzen in drei
Klassen eingeteilt (A, B und C). Canna-
bis gilt als Droge der Klasse B. Der Besitz
kann mit einer Höchststrafe von fünf Jah-
ren Gefängnis und/oder Bußgeld geahn-
det werden. Die Polizei ist jedoch wei-
terhin befugt, einem kiffenden Erst-Täter
eine Verwarnung zu erteilen und im Wie-
derholungsfall ein Bußgeld in Höhe von
90 englischen Pfund zu erheben. Ob-
wohl Cannabisbesitz in geringen Mengen
den Tatbestand einer Vorstrafe nicht er-
füllt, werden die erhobenen Daten nicht,
wie bei anderen Ordnungswidrigkeiten,
wieder gelöscht. Besitz oder/und Anbau
von Cannabis zu Verkaufszwecken kön-
nen sogar eine Gefängnisstrafe von bis
zu vierzehn Jahren und/oder Bußgeld
in unbegrenzter Höhe nach sich ziehen.
Abgesehen von dem, was auf dem Papier
steht, herrscht in London und anderen
Großstädten eine besondere Situation.
Dort gibt es mittlerweile sehr viele Can-
nabis Social Clubs, die Öle und Extrakte
für Cannabispatienten anbieten. Solange
diese privaten Clubs ihr Angebot nicht
um echte Blüten erweitern und unauffäl-
lig agieren, hält sich die Polizei meist zu-
rück, jedoch nicht immer. Die Situation ist
mit der spanischer Cannabis Social Clubs
vor zehn Jahren vergleichbar. Damals gab
es bereits Clubs, doch keinerlei Rechtssi-
cherheit für Mitglieder und Betreiber.
Kein medizinisches
Cannabis in UK
Die Tolerierung der privaten Clubs liegt
auch daran, dass es in Großbritannien
bislang kein Gesetz zur medizinischen
Verwendung von Cannabis gibt. Zwar
ist Sativex dort zugelassen, fristet aber
aufgrund des extrem hohen Preises ein
Schattendasein. Die Patienten therapie-
ren sich meist mit selbst hergestellten Ex-
trakten aus ebenjenen Clubs. Mittlerweile
gibt es wegen des öffentlichen Drucks, der
aufgrund von Einzelfällen schwerkranker
Patienten entstanden ist, auch die Mög-
lichkeit, Ausnahmegenehmigungen für
den Import medizinischer Cannabispro-
dukte aus Kanada oder den Niederlanden
zu beantragen. Das ist jedoch mit einem
großen bürokratischen Aufwand verbun-
den und geschieht deshalb auch nur in
Ausnahmefällen. Derzeit sieht es auch
nicht danach aus, als wolle irgendeine Re-
gierung, gleich welcher Couleur, ein ent-
sprechendes Gesetz verabschieden. Can-
nabispatienten hoffen da schon eher auf
eine umfassende Legalisierung. Die ist in
einem EU-losen Großbritannien allerdings
wahrscheinlicher als je zuvor.
Auf dem Weg
zur Legalisierung?
Die Legalisierung in Kanada hatte im bri-
tischen Königreich einen ganz anderen
Stellenwert als auf dem europäischen
Kontinent. Schließlich hat man, zumin-

ü
52

dest formal, mit Königin Elisabeth II. das-
selbe Staatsoberhaupt, spricht dieselbe
Sprache und konsumiert die gleichen Me-
dien. Seit die einstige britische Kronko-
lonie 2017 Cannabis legalisiert hat und
die Brit*innen kurz zuvor beschlossen
haben, die EU zu verlassen, scheint nie-
mand mehr so recht an das Cannabisver-
bot zu glauben.
Eine repräsentative Befragung von über
2000 Menschen im Königreich – durch-
geführt Ende 2018 vom Meinungsfor-
schungsinstitut Populus – ergab, dass 59
Prozent der Befragten die Legalisierung
von Cannabis zum Freizeitgebrauch un-
terstützen. In der jüngeren Bevölkerung
bis 24 Jahre findet die Legalisierung gar
Zustimmung bei 68 Prozent der Befragten,
bei den über 65-jährigen sind es immer
noch 49 Prozent. Das ist auch der Poli-
tik nicht entgangen. So forderte der kon-
servative Abgeordnete Crispin Jeremy Ru-
pert Blunt postwendend im Januar 2019
die Legalisierung von Cannabis. Groß-
britannien solle außerdem die Kosten
und Nutzen einer vollständigen Legali-
sierung gegen die des Verbots abwägen.
Eine Gruppe von Abgeordneten, die sich
im Juli 2019 eine Cannabis-Produktions-
stätte in Kanada angesehen hatte, pro-
gnostizierte, dass das Vereinigte König-
reich Cannabis zum Freizeitgebrauch für
Erwachsene in den kommenden fünf bis
zehn Jahren vollständig legalisieren wird.
David Lammy von der Arbeiterpartei wan-
delte sich auf der cannafinen Reise gar
vom Saulus zum Paulus. Lammy unter-
stützt, anders als seine Partei, jetzt ein An-
liegen, das er vor Reiseantritt offiziell noch
abgelehnt hatte. Auch hier nimmt Großbri-
tannien eine Sonderstellung innerhalb der
EU ein. Während in den meisten Ländern
die Sozialdemokraten ihre Haltung ge-
genüber Cannabis vor den Konservativen
ändern, verhält es sich auf der Insel ge-
nau andersherum. Hier werden die Stim-
men für eine Regulierung von Cannabis in-
nerhalb der Torys stetig lauter, verhallen
dafür aber bei Labour oft noch ungehört.
Doch auch Großbritanniens Linke hat
mehrfach angekündigt, die Cannabis-Ge-
setzgebung wenigstens im Sinne der Kon-
sumierenden zu reformieren, ohne jedoch
gleich zu legalisieren. Im Juli 2019 hatte
das den Torys nahe stehende Adam Smith
Institute im so genannten „Green Light“-
Bericht dann auch erklärt, die Legalisie-
rung von Cannabis sei der beste Schritt,
Jugend- und Gewaltkriminalität effektiv zu
bekämpfen.
Auch Johnsons neuer Sekretär Immer gut
hat kein Problem mit Cannabis für einen Sonderweg
Im August hatte der neue britische Premi-
erminister Boris Johnson dann noch den
ehemaligen Cannabis-Lobbyisten Blair
Gibbs als Berater engagiert. Gibbs hatte
sich mehrfach für eine Legalisierung aus-
gesprochen, das Verbot kritisiert und ge-
genüber dem Nachrichtenportal Buzzfeed
gesagt, dass Kanadas legale Cannabis-
gesetze „ein seltenes Beispiel für mutige
Politik und eine gute Regierung“ darstel-
len. Der Mann, der Johnson bei seinen po-
litischen Entscheidungen berät, war zuvor
für das „Centre for Medicinal Cannabis“
tätig. Gibbs hatte über Twitter kurz zuvor
eine ähnliche Cannabispolitik wie in Ka-
nada gefordert, jedoch ohne diese einfach
eins zu eins zu kopieren: „Wenn das Ver-
einigte Königreich dazu übergeht, Rechts-
vorschriften zur Schaffung eines legalen
Marktes für Cannabis zum Freizeitge-
brauch zu erlassen, muss es von anderen
Modellen lernen, aber auch eines entwi-
ckeln, das am besten zu seiner eigenen
Kultur und seinen Institutionen passt. Das
von Daniel Pryor (vom oben aufgeführten
Adam Smith Institute, Anm. der Redak-
tion) ist eine gute Vorlage.“
ü
Hanfpolitik Großbritannien
Neben Gibbs hat Johnson einen zweiten
Mitarbeiter engagiert, der sich in der Ver-
gangenheit mehrfach für eine Wende in
der britischen Drogenpolitik ausgespro-
chen hatte: Danny Kruger, Johnsons poli-
tischer Sekretär, kann dem Cannabis-Ver-
bot auch nichts abgewinnen. Kruger ist der
Meinung, dass man „nicht alles Schlechte
verbieten müsse“ und der Cannabis-Kon-
sum auch mit Gesetzen nicht verhindert
werden könne. Johnson selbst hat sich
bislang noch nicht zum Thema Cannabis-
Regulierung geäußert. Der Premier hat al-
lerdings eingeräumt, in jüngeren Jahren
persönliche Erfahrungen mit dem verbo-
tenen Kraut gemacht zu haben.
Angesichts des fast schon überstürzten
Meinungswandels innerhalb seiner Bevöl-
kerung sowie der politischen Landschaft
könnte Großbritannien den EU-Austritt
wirklich nutzen, um Cannabis zeitnah und
ohne die Einmischung aus Brüssel zu re-
gulieren. Großbritannien könnte das erste
Land Europas sein, das Cannabis zum Frei-
zeitgebrauch nicht über den Umweg der
medizinischen Verwendung legalisiert.
Bereits in der ersten Gesetzesvorlage
könnten Hanf-Konsumenten und -Pati-
enten gleich (gerecht) behandelt werden.
London wird zwar nicht das neue Amster-
dam, aber es könnte eine der ersten Me-
tropolen mit Cannabis-Fachgeschäf-
ten außerhalb der Niederlande werden.
Wer das nicht glaubt, sollte an den Bre-
xit denken.Vor fünf Jahren hieß es in kon-
servativen Kreisen noch, Großbritannien
könnte im Falle einer Volksbefragung
aus der EU austreten. Heute heißt es aus
denselben Kreisen, die Insel könnte inner-
halb der nächsten fünf bis zehn Jahre Can-
nabis legalisieren ...
Michael Knodt
 Interview
Legalisierungspläne in Spanien: Interview mit der Präsidentin des Circulo Cannábico
de Podemos Lourdes - „Lou“ Ciria Roselló und María „Mary J.” Rosa Tomillero
„An der Legalisierung von Cannabis
führt kein Weg mehr vorbei“
Lou
Mit der ersten Koalitions-
regierung seit dem Ende
der Franco-Diktatur 1977 aus
Sozialdemokraten (PSOE) und
der Linkspartei „Unidas Podemos“
(„Gemeinsam können wir“) lebt die Hoff-
nung auf eine umfassende Regulierung und Lega-
lisierung von Cannabis in Spanien. Im grow!-Exklu-
sivinterview sprechen die Präsidentin des Circulo
Cannábico de Podemos Lourdes „Lou“ Ciria Ro-
selló und ihre „Nummer 2“ für Internationales, María
„Mary J.” Rosa Tomillero, über die Lage, ihre Pläne
und den noch geheimen Gesetzesentwurf, der An-
fang 2020 eingereicht wird.
grow! Wie schätzt ihr die aktuelle Lage in Spanien in Sachen
Cannabis ein?
Lou: Noch befinden wir uns in einer Blockade-Situation, in er-
ster Linie wegen der Position der Sozialdemokraten, der „So-
zialistischen Arbeiterpartei“ (Anm. PSOE). Unter deren Leitung
wurde bislang noch nie eine Kommission eingesetzt, um eine
umfassende Studie zu Cannabis zu machen, was einer gesamt-
gesellschaftlichen Debatte über die Pflanze und ihre Effekte auf
die Gesundheit den Weg ebnen würde. Die PSOE-Gesundheits-
ministerin der Interimsregierung von Premier Pedro Sánchez,
María Luisa Carcedo, hat sich mehrmals öffentlich gegen eine
Freigabe von Cannabis ausgesprochen und sprach den bisher
vorliegenden Forschungen ihre wissenschaftliche Belegbarkeit
ab. Das ist eine Ausrede, um in dieser Thematik nicht voran-
zuschreiten. Ich hoffe, dass nun mit der Linkskoalition die von
uns angestrebte „umfassende Regulierung von Cannabis“ Re-
ü
54
Maria
alität wird, eine die Spanien, un-
ser Land, auch dringend braucht.
María: Ich, da ich in Belgien lebe, bli-
cke stets auch auf die europäische Si-
tuation, und hier hat die EU, das EU-Par-
lament, unlängst auch ein gehöriges Wort
mitgeredet, und zwar, dass Ärzte, wenn es not-
wendig sein sollte, Cannabis verschreiben dürfen. In er-
ster Linie „nur“ das CBD, das THC ist noch immer dämonisiert,
leider, wie ich meine. Europa hat den Schlüssel, und es würde
sehr weiterhelfen. Luxemburg wird wohl den Auftakt markie-
ren, und auch wenn wir annehmen, es wäre in Holland legal, das
stimmt nicht. Aber es ist wie eine Kette mit Dominosteinen, fällt
der erste Stein, werden die weiteren folgen.
grow! In den vergangenen Jahren sorgten auch die forcierten
Geldstrafen für Cannabis-Konsumenten und -Besitz für heftige
Kritik, die im „Knebelgesetz“ („Ley Mordaza“), wie es Gegner
nennen, ihre Grundlage haben. 601 Euro Strafe beim Erstver-
gehen, über 10.000 Euro im wiederholten Fall ... zugleich ge-
hen Polizei und Justiz auch gegen die Cannabis Social Clubs vor.
Was haltet ihr davon?
Lou: Der Staat nahm im Vorjahr um 68 Prozent mehr an Geld-
strafen ein, wegen dem Konsum oder Besitz von Cannabis im
öffentlichen Raum. Meine erste Schlussfolgerung ist, dass die
Anwendung des Gesetzes gegen Konsumenten der Steigerung
der Staatseinnahmen und der Industrie dient, die im „Kampf ge-
gen die Drogen“ entstanden ist. Auf der anderen Seite bedient
sich das Gesetz einer Marktlogik, wer unter 15 Tagen Frist die
Strafe begleicht, dem wird die Geldbuße um die Hälfte reduziert,
sprich, es bedeutet 300 Euro weniger Strafe, wenn du darauf
verzichtest, gegen die Strafe Einspruch zu erheben. Das Knebel-
gesetz ist in Bezug auf Cannabis ein nimmersattes Sparschwein,
mit exorbitanten Strafen, auch gegen Kleingärtner. Während
der Staat Personen, wie dem Pharma-Opium-Giganten Alcali-
ber unter Juan Abelló die ersten Lizenzen zum Anbau von medi-
zinischem Cannabis schenkt. Und auf der anderen Seite macht
 Interview

man Aktivistinnen wie Fernanda de la Figuera (siehe grow!-Aus-

gabe 06/2019) den Prozess und fordert vier Jahre Haft. Dabei
hat Senora de la Figuera gemeinschaftlich für Frauen, darunter
viele ältere und auch Krebspatientinnen, angebaut. Wir waren
beim Prozess, wie auch fast alle Cannabis-Kollektive, mit dem
„Grünen Marsch für Fernanda“ dabei. Der Prozess dauerte fast
vier Stunden, aber viele der Vorwürfe fielen als haltlos durch.
grow! Was erhofft ihr euch konkret von der Koalition von PSOE
und „Unidas Podemos“. Kann man Pedro Sánchez, dem sozial-
demokratischen Premier, in puncto Cannabis trauen?
Lou: Noch ist alles in der Schwebe, wir werden aber auf jeden Fall
voranpreschen, mit unserem Gesetzesvorschlag zur „ganzheit-
lichen Regulierung von Cannabis in Produktion, Vertrieb und Kon-
sum“. Die einzige Fassung des Gesetzesentwurfs habe ich in Be-
sitz, um zu verhindern, dass er nicht an die Öffentlichkeit gelangt.
Bisher existiert er auch in keiner digitalisierten Fassung. Ob ich
Pedro Sánchez traue? Ich will einmal daran glauben, dass man
über alles sprechen kann und dass man über Dialog zum Konsens
gelangt, um voranzuschreiten. Ich bin jedenfalls optimistisch.

María: Ich bin überzeugt, an der Legalisierung und der Regulie-

rung von Cannabis führt kein Weg mehr vorbei. Der Zug kann
nicht mehr aufgehalten werden. Doch noch schwebt alles in der
Luft, und wir müssen noch ein wenig abwarten. Aber wir sind
bereit, das Gesetz einzubringen. Der Entwurf ist so gut wie fer-
tig, und wir haben ja bereits vor knapp zwei Jahren im Oberhaus
eine Gesetzesinitiative eingereicht, wofür wir mit Aktivisten, Pa-
tienten, Medizinern und Forschern, NGOs sowie den Cannabis
Social Clubs eng zusammengearbeitet haben. Unser Gesetz ist
sehr weitreichend und gut durchdacht. Unser Parteichef Pablo
Iglesias hat vor knapp einem Jahr bereits gesagt, dass die Re-
gulation kommen muss und wird. Spanien wird meiner Meinung
nach eines der nächsten Länder in Europa sein, in denen Canna-
bis legalisiert wird. Es ist nun der ideale Zeitpunkt dafür.
grow! Wie sieht die Lösung für Unidas Podemos für den Ei-
genanbau und die Cannabis-Patienten aus?
Lou: Das spanische Modell der Regulierung von Cannabis muss
den Eigenanbau erlauben, den kollektiven Eigenanbau, wie es
über die Cannabis Social Clubs in einer Grauzone bereits mög-
lich ist, und Patienten den Zugang zu Cannabis ohne großen
bürokratischen Aufwand ermöglichen. Jene sind diejenigen, die
aktuell das größte Risiko eingehen und am schwächsten sind.
María: Kleinbauern, Privatpersonen, Patienten und alle, die
wollen, müssen selbst anbauen dürfen. Wer dazu nicht in der
Lage ist oder keine Lust oder „grünen Daumen“ hat, der muss
in „Dispensatories“ stets zu seinem Gras, oder an seine Tink-
turen kommen.
grow! Welche Modelle der Regulierung und Freigabe erscheinen
euch am praktikabelsten? Kanada, Kolumbien, USA oder Uru-
guay mit dem Staatsmonopol?
Lou: Kein Monopol ist gut für die Allgemeinheit, ich bin gegen
Monopole, und wir würden auf eine bereichsübergreifende Lö-
sung pochen. Es darf nicht sein, dass nur die großen Cannabis-
Unternehmen die Kontrolle über die Produktionskette vom An-
bau bis zum Konsumenten haben. Multinationale Konzerne und
die Pharmariesen dominieren den Markt für medizinisches Can-
nabis, und die Gesetze zum Schutz geistigen Eigentums und Pa-
tente dienen der Monopolbildung. Diese dürfen nicht greifen,
wenn es um Medizin und die Leben von Menschen geht.
grow! Klimatisch, aber auch den starken Cannabis-Business-

ü
Interview
Sektor Spaniens betrachtend, allen voran die Produktion von
Cannabis-Samen über Grow-Systeme bis zu Bongs, Papers und
Vaporizern hat das Land einen führenden Ruf. Drängt nicht
längst die Zeit, um nicht den Zug zu verpassen?
Lou: Spanien hat den Zug leider verpasst, und erst jetzt beginnt
man, sich bewusst zu werden, dass man bei der nächsten Sta-
tion aufspringen muss, auch wenn es nur im letzten Waggon ist
(lacht). Wie wir in Cádiz zu sagen pflegen, gehen wir in Spanien
„im Krabbengang“, seitwärts oder rückwärts, aber wir kommen
nicht voran. Portugal ist uns längst weit voraus.
María: Wie Podemos-Parteichef und Vizepremier Pablo Iglesias
sagte, braucht es in Spanien ein „Cannabis, Marca España“, auf
dass es in der Welt auch so bekannt ist, wie Wein oder Olivenöl.
Und nicht erst als Rohstoff exportiert wird, wie Samen nach Hol-
land oder Blüten nach Kanada, und dann als deren Produkt ver-
marktet wird. Ich denke da auch noch weiter, an die Umwelt,
den Klimaschutz, eine Chance für die Landwirte und das „Leere
Spanien“, wie man es nennt, wo Landflucht und Perspektiven-
mangel Geisterdörfer hinterlassen haben. Ein jeder Bauer sollte
auch das Recht haben, Hanf anzubauen. Hier arbeite ich eng
mit der Podemos-EU-Parlamentarierin Estefania Torres zusam-
men, die für Umwelt und Landwirtschaft zuständig ist, und die
auch die Tagung zu Cannabis im EU-Parlament organisiert hat.
Hanf ist sehr resistent gegen Trockenheit und dient auch gegen
Bodenerosion. Cannabis ist weit mehr als die Blüten und der
Rauch. Tinkturen, Crèmes, Stoffe, Baumaterial, Pflegeprodukte,
Nahrungsmittel, es gäbe unglaubliches Potenzial, eine facetten-
reiche, potente Industrie aufzubauen, in vielen Sektoren.
grow! Betrachtet man die Summen, die der Staat durch eine Le-
galisierung von Cannabis einnehmen würde, wäre die Umset-
zung von Plänen in der Sozialpolitik für die Linkskoalition auch
im Kontext einer neuen Krise erheblich einfacher ...
Lou: Es ist kompliziert, hier offizielle Zahlen vorzulegen, aber
man kann sich annähern. Studien zufolge konsumieren etwa
11,2 Prozent der Spanier zwischen 15 und 65 Jahren mehr oder
weniger regelmäßig Cannabis. Das sind in etwa vier Millionen
Menschen mit einem Jahreskonsum von über 4,3 Tonnen Can-
nabis und Cannabisprodukten. Abhängig davon, wie hoch der
Staat die Steuer ansetzt, wäre bei einem Marktwert von 13 Mil-
liarden Euro für den Staat durchaus eine Summe von sieben Mil-
liarden Euro denkbar. Mit dieser Summe wären Einsparungen
bei Bildung, Gesundheit und Pflege ein Ding der Vergangen-
heit, und auch die Erhöhung von Pensionen wäre unter ande-
rem möglich. In Andalusien, wo ich lebe, können Krankenhäu-
56
ser aktuell Patienten keine Chemotherapie mehr anbieten, aus
Geldmangel, wie es heißt.
grow! Ihr beide kommt aus der andalusischen Provinz Cádiz. In
vielen Gemeinden konnte zuletzt die rechtsradikale Vox-Partei
deutlich an Stimmen zulegen. Wäre es für Unidas Podemos eine
Variante, eine bilaterale Lösung mit Rabat zu suchen? Immerhin
gibt es auch in Marokko erste Stimmen, die den Schwarzmarkt
von Cannabis legalisieren wollen ...
Lou: Wir sprechen über Cádiz, die Pforte für den Haschisch-
Schmuggel nach Europa. Und auch andere Drogen, über die Hä-
fen von Algeciras, über Barbate oder Sanlucar de Barrameda.
Den illegalen Drogenhandel muss man bremsen. Für mich per-
sönlich ist Vox eine Mafia, und es ist nicht erstaunlich, dass
deren Wachstum in der Wählergunst just in jenen Gebieten
Spaniens stark ausfällt, wo es an einem Gesetz fehlt, das den
Cannabis-Markt reguliert. Und just hier ist der Widerstand ge-
gen ein solches aufgrund der Abhängigkeit von den Einnahmen
aus dem Schwarzmarkt und Schmuggel vergleichsweise groß.
Marokko ist nach wie vor der weltgrößte Produzent, mit zuletzt
etwa 38.000 Tonnen Cannabis, die auf über 47.000 Hektar an-
gebaut werden, in erster Linie im Rif-Gebirge. Über 700.000
Menschen in Marokko leben direkt vom Cannabis-Anbau. Um
den Rif-Bewohnern (Anm. die zuletzt mit den Hirak-Protesten
massiv gegen die Regierung und Königshaus demonstrieren)
ihre Lebensgrundlage zu erhalten, hat es nun den Anschein, als
wolle Marokko eine legale Cannabis-Industrie aufbauen, um
auch Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern. Rabat darf es
sich nicht erlauben, weiter abzuwarten und nur Beobachter zu
sein bei der raschen Entwicklung der Gesetzeslage und der Mär-
kte für die Industrie um medizinisches Cannabis, Derivate der
Pflanze und mehr.
María: Mir bricht es das Herz, wenn ich an meine Heimat denke.
Die Zone der Straße von Gibraltar ist landschaftlich wunder-
schön, und es leben wunderbare Menschen dort. Ich komme
aus dem als übelsten verschrienen Viertel von La Linea, La Atu-
nara, von dem man sagt, hier sollte man besser keinen Fuß hi-
neinsetzen. Ich kenne auch viele Familien, die vom Schmuggel
leben. Es gibt aber auch nichts anderes, was einem Einnah-
men bringt, außer die „Chocolate“, das Haschisch. Oder man
schmuggelt Zigaretten aus Gibraltar. Seit 30 Jahren hat die Po-
litik der Repression nichts gebracht. Man muss endlich an Al-
ternativen denken. Und ja, was Marijuana und Haschisch be-
trifft, ist eine Lösung der beiden Staaten anzustreben. Für viele,
die derzeit im Illegalen arbeiten, wäre auch eine legale Zukunft
denkbar. Es ist eine Gegend, wo man exzellent anbauen kann.
Dabei denke ich nicht nur an potentes Cannabis, auch Industrie-
Hanf hat eine Zukunft, für Textilien, Ernährung oder wie einst
Seile für die Fischerboote. Es wäre eine „Grüne Ökonomie“, im
wahrsten Sinne des Wortes, die hier so richtig aufblühen kann.
Firmen könnten sich im Campo de Gibraltar ansiedeln. Zudem
wäre es auch ein Ort, wo der Cannabis-Tourismus eine Zukunft
hätte. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
grow! Die globale Marktkonzentration, eine Handvoll Cannabis-
Big-Player, primär aus Kanada und den USA, kontrollieren be-
reits den Markt und sind stets in erster Reihe, wenn neue Staa-
ten Lizenzen zum Anbau erteilen, wie zuletzt in Portugal und
Staaten Lateinamerikas. Seht ihr darin eine Gefahr?
Lou: Wer in Spanien bisher Cannabis anbaut, tut dies mit der
Genehmigung der Medikamentenagentur (span. Agencia Espa-
ñola del Medicamento), produziert wird für Kunden in Kanada,
wo die Rezepte ausgestellt werden. Spanien hinkt hier der Ent-
wicklung um Jahre hinterher.
ü

María: Ich habe einen Namen für die „Großen“, die betreiben
nämlich „Cannabalismus“, ein Wortspiel auch Kapitalismus und
Cannabis (lacht), ihnen geht es nur ums Geldmachen. Und ih-
nen sind die Kleingärtner egal oder sogar ein Dorn im Auge. Man
darf aber auch nicht vergessen, dass diese großen Cannabis-
Konzerne notwendig sind und waren für viele der Schritte, die
bislang in Richtung Legalisierung gemacht wurden. Man muss
ein Gleichgewicht finden, denn die „Großen Player“ sind die ein-
zigen, die auch der „Big Pharma“ die Stirn bieten könnten. Auch
wenn sie mitunter Schulter an Schulter gehen und das Preis-
niveau hoch halten. Für ärmere soziale Schichten und Canna-
bis-Patienten in dieser ist Cannabis-Nutzung somit fast unbe-
zahlbar.
grow! Welche Rolle kommt den spanischen Cannabis Social
Clubs zu?
Lou: Die Clubs haben eine Hauptrolle gespielt, und sie spie-
len sie weiterhin. Etwa wenn es um die Bewusstseinsbildung
geht, sind sie unabdingbar. Aber auch, was den Austausch von
Erfahrungen und das Teilen von Expertise geht, sind sie nicht
wegzudenken. Zudem haben Gerichtsverfahren und Freisprü-
che auch zu einem Umdenken innerhalb der Justiz und in wei-
terer Folge der gesamten Gesellschaft geführt. Insbesondere für
Cannabis-Patienten sind die Clubs, wo auch Ärzte und Wissen-
schaftler zu Vorträgen geladen werden, und Kranken mit Rat
und Tat zur Seite stehen, ganz abgesehen von der Versorgung
mit Blüten, Tinkturen oder Crèmes etwa, eine wesentliche Po-
sition. Nicht zuletzt deswegen haben auch einige spanische
Regionalparlamente bereits nicht bindende Gesetzesinitiati-
ven vorangebracht, die die Clubs in einer „verantwortungsbe-
wussten Regulierung“ rechtlich absichern sollen. (Anm. Spani-
ens Höchstgericht hat diese wieder gekippt.)
María: Ohne das Recht auf Eigenanbau wird es keine Legalisie-
rung geben, das ist einmal klar. Und die Clubs müssen weiter
eine wichtige Rolle spielen. Ich gehe stets in „meine“ Clubs, sei
es in Barcelona oder in Santander, wo mein liebster Club ist. Ins-
besondere auch bei älteren Cannabis-Konsumenten und -Pati-
enten kommt ihnen eine überaus wichtige soziale Funktion zu-
gute. Einsamkeit und Alter gehen oft einher, und so kommen
Ältere auch heraus aus ihren vier Wänden. Sie können sich aus-
tauschen mit anderen, ganz gleich welches Alters. Das hilft ge-
Interview
gen die soziale Ausgrenzung. Ganz zu schweigen von der Erfah-
rung, dem Knowhow und der Beratungsfunktion, die die Clubs
bieten. Das ist fantastisch, mehr noch, wenn Experten geladen
werden, Ärzte, Wissenschaftler, Neurologen oder auch Veteri-
närmediziner, wenn es z.B. um Cannabis für Haustiere geht.
grow! Seit wann widmet ihr euch dem Aktivismus für eine Le-
galisierung?
María: Ich hatte vor etwa zwölf Jahren einen Zwischenfall bei
der Arbeit, ich bin einfach zusammengebrochen. Mein Chef hat
mich damals einfach eine Stunde liegen gelassen. Er meinte,
es wäre nur eine Panikattacke, das legt sich wieder. Doch der
Grund für meinen Zusammenbruch war ein Schlaganfall, wie
sich herausstellte, ein Blutgerinnsel im Hirn. Von dem Augen-
blick an musste ich eine enorme Menge Tabletten nehmen, bis
hin zu Psychopharmaka gegen die Depressionen, Schlaftablet-
ten und Co. In Summe über 20 verschiedene. Und es ging mir
immer schlechter, körperlich und psychisch. Mir kamen Gedan-
ken, dass ich eigentlich keine Lust mehr hatte, weiterzuleben.
Ich musste schließlich auch stationär behandelt werden, wobei
ich es aber schaffte, einen großen Teil der schulmedizinischen
Präparate abzusetzen. Ich machte mich auf die Suche nach Al-
ternativen. Im Internet gab es damals nicht viel Infos, aber es
gab immer und immer wieder positive Berichte über Cannabis.
Für mich war Cannabis freilich nichts Unbekanntes, ich bin an
der Straße von Gibraltar aufgewachsen. Mein Vater rauchte ge-
legentlich, und auch Familienmitglieder waren im Schmuggel tä-
tig. Für mich war Cannabis folglich nicht mit einem Stigma ver-
sehen. Also dachte ich mir, ich probiere es einmal aus und fuhr
nach Maastricht, das, da ich in Belgien lebe, zum Glück sehr
nahe ist. Und ich rauchte zum ersten Mal seit Langem. Ich fühlte
mich besser, ich konnte wieder besser sprechen, und es ging
mir rundum besser. Cannabis hat mir das Leben zurückgegeben.
Jetzt funktioniere ich, kann arbeiten und habe Freude daran. Ich
konnte sogar im EU-Parlament zu Cannabis eine Rede halten.
Dass man einen wegen Cannabis als Drogenabhängigen, ja
„Junkie“ sieht, das konnte ich ohnehin nie verstehen. Ich nehme
Cannabis täglich zu mir.
Lou: Ich bin politische Hanf-Aktivistin quasi seit ich rational den-
ken kann (lacht). Weil ich das Glück hatte, in einer sehr progres-
siven, linken Familie aufzuwachsen. Mein Vater war Mitglied in
ü
Interview
der Kommunistischen Partei (PCP), und ich habe das Gehen
am Parteisitz der PCP gelernt. Und beide Eltern haben mich in
meinem Aktivismus niemals gebremst. Bei Podemos bin ich seit
der Gründung aktiv, zuvor war ich bei der postkommunistischen
Izquierda Unida (IU). Ich war mein ganzes Leben politisch aktiv,
auch auf Gemeindeebene. In Sachen Cannabis wurde ich dann
mit dem Círculo Sectorial Estatal Podemos Cannábico vor eini-
gen Jahren aktiv, just, als dieser ins Leben gerufen wurde. Ich
dachte mir, endlich gibt es eine landesweit aktive Partei, die
sich bewusst ist, dass es zu einer Regulierung von Cannabis
kommen muss. Auf Ebene der Autonomieregionen, etwa im Bas-
kenland (Anm. und in Katalonien, sowie Navarra), gab es Vor-
stöße. Ich bin Podemos überaus dankbar, dass man uns diesen
Circulo, diesen Platz gibt. Auf dass wir auch breitenwirksam ar-
beiten können, denn Cannabis und Cannabis-Konsum ist weit
mehr, als „einen Joint zu rauchen“. Einer unserer ersten Auf-
tritte war im EU-Parlament, wo wir endlich einmal in einer inter-
nationalen Organisation ganz ohne Tabus über Cannabis spre-
chen konnten.
grow! Konsumiert ihr Cannabis, und baut ihr auch selbst an? Ist
der Konsum medizinisch oder genussorientiert?
Lou: Ich bin Gärtnerin der Pflanze des Lebens (lacht), ich baue
selber an und konsumiere. Ich mache keinen Unterschied zwi-
schen medizinischem und rekreativem Konsum. Es ist Canna-
bis-Konsum, Punkt. Das „medizinisch“ oder „rekreativ“ ist nur
ein weiteres Stigma, eine Verkleidung, wenn man so will, die im
prohibitionistischen Diskurs fußt. Um Konsumenten zu verfol-
gen und zu kriminalisieren, während auf der anderen Seite mit
der „medizinischen“ Nutzung gar TV-Werbung geschaltet wird,
für Crèmes gegen Schmerzen etwa, wenn ich hier, mit Verlaub
gesagt, etwas ironisch sein darf. Ich bevorzuge eher die Sativa-
Pflanzen, aber ehrlich gesagt habe ich auch gar nichts gegen In-
dica. Das ist einer der großen Vorteile der Cannabispflanzen und
des Eigenanbaus, man kann Sorten nach seinen Vorlieben an-
bauen und nach seinem Befinden, seiner Lust und Laune, ein-
setzen.
María: Ich verwende in erster Linie einen Vaporizer, denn dank
Cannabis habe ich auch mit dem Tabakrauchen aufgehört. Un-
tertags verdampfe ich eher stark CBD-haltige Blüten, was mir
auch hilft, meine Angstzustände zu kontrollieren. Und, ehrlich
gesagt, am Abend habe ich immer wieder Lust auf einen ganz
klassischen Joint mit THC-reichem Cannabis (lacht). Das ist ein
Genuss. Essen, sogenannte Edibles, Cookies und Muffins und
Co., vertrage ich nicht so gut, sie sind mir viel zu stark. Mein To-
leranzlevel bei THC ist ein recht niedriges. Wenn es mir zu viel
ist, schlafe ich einfach ein. Cannabis ist eine sehr persönliche
Pflanze, jeder reagiert anders darauf, jeder hat andere Tole-
58
ranzen. Manch einer sucht stärkste THC-Konzentrationen, ande-
ren reichen geringe. Das mit der Dosierung ist eine Herausforde-
rung für Mediziner. Ich trinke auch keinen Alkohol, der schmeckt
mir nicht, ich habe mein Cannabis, meinen Kaffee hin und wie-
der und Wasser. Eine simple, gesunde Diät mit meinem Vitamin
THC. Mir geht das Ganze „medizinisch“, „rekreativ“ auch schon
auf die Nerven. Hört endlich auf damit. Cannabis-Konsum ist
immer therapeutisch. Ob man es nimmt, um sich zu entspan-
nen oder gegen Schmerzen. Ob bewusst oder nicht, es lindert
irgendetwas in uns. Und wenn es nur gesunder Schlaf ist, der
damit erreicht wird.
grow! Wie ist die Situation in Belgien, und was kann man sich
nach Spanien mitnehmen oder was sollte man eher vergessen?
María: Unlängst hat man ein staatliches Monopol, ein „Canna-
bis-Büro“, eröffnet, und es gibt zahllose CBD-Shops. CBD be-
kommt man auch an Tankstellen oder in Buchhandlungen, über-
all, wo man sonst auch Tabak und Zigaretten bekommt. Das ist
der große Fehler in Belgien, nämlich, dass man CBD in das Ta-
bakgesetz gepackt hat, was auch auf die Besteuerung Auswir-
kungen hat und das Produkt erheblich teurer macht. Meine
Neurologin wollte mir vor einigen Wochen CBD verschreiben,
denn es geht auch über Rezept, doch sie riet mir, einfach nach
Holland zu fahren. Denn in der Apotheke in Belgien kostet ein
Fläschchen CBD-Tinktur bis zu 700 Euro. Natürlich mache ich
das so. Sonst herrscht Null-Toleranz, auf der Straße darf man
nicht rauchen. Und wer CBD raucht, muss die Steuermarke bei
Kontrollen vorweisen. Wenn du selbst CBD-Gras anbaust und
folglich keine Steuermarke hast, drohen in Belgien Strafen bis
zur Haft. Und ich bin dagegen, dass Cannabis in Spanien im Ta-
bakgesetz verankert wird. Cannabis hat mit der Tabakpflanze
nichts zu tun.
grow! Insbesondere in der Erforschung von Cannabis ihres me-
dizinischen Nutzens ist Spanien mit Israel an vorderster Front.
Wie kann das Podemos-Gesetz, das ihr durchbringen wollt, Pi-
oniere und Grundlagenforscher stärken? Und auch junge For-
scher vor dem Auswandern hindern, Stichwort „Brain Drain“,
und zum Bleiben motivieren?
Lou: Das allerwichtigste und die größte Hilfe, die man der For-
schung und den Universitäten geben kann, sind ansehnliche
Förderungen und Budget-Teile. Die deren Forschung ermögli-
chen, ihnen auch finanziell den Anreiz geben, in Spanien zu blei-
ben, und auch ihre Durchbrüche hier zu patentieren. Wir haben
in Spanien mit die besten Wissenschaftler, doch wir haben ih-
nen, wenn man so will, die Hände und Beine gebunden. Auf der
anderen Seite muss man auch das Gesetz reformieren, auf dass
die Cannabis Forschung einfacher möglich wird.
María: Unser Gesetzesentwurf hat einen Unterpunkt, der expli-
zit auf Forschung und Entwicklung abzielt. Wir können in Spa-
nien außerordentlich stolz auf unsere Wissenschaftler sein, und
wir müssen darauf achten, dass uns diese genialen Köpfe nicht
abhandenkommen. Manuel Guzman und Cristina Sánchez sind
Pioniere und international in der Elite mit Israels Wissenschaft-
lern. Da THC noch illegal ist, ist es sehr schwer, hierzu zu for-
schen. Und man kann für illegale Stoffe keine Staatsmittel auf-
wenden. Wir müssen uns als Regierung einen Plan überlegen,
wie wir Wissenschaftler aus dem Ausland wieder zurückholen
können. Hier in Spanien haben wir derzeit nur zwei Labore, die
Cannabis analysieren, hier herrscht Aufholbedarf.
grow! Insbesondere Aktivistinnen sind weltweit führend im
Kampf für die Legalisierung von Cannabis, wie seht ihr die Rolle
der Frauen in der Cannabis-Welt?
María: Die Legalisierung, die kommen wird, ist Verdienst der
ü
 Interview

Frauen in Spanien, der Aktivistinnen. Und wir sind nicht mehr

einzig und alleine junge „Hippie-Frauen“. Wir, nicht nur Lou und
ich, sind Frauen um die 50 bis 60 Jahre, Mütter, Großmütter und
nicht das, was man stets als „typisch“ betrachtet hat. Dinge
ändern sich, und auch die Wahrnehmung der Dinge. Der Can-
nabis-Konsument hat auch eine Wandlung vollzogen, fern je-
ner Klischees und Stigmas. Ich bin hier ganz pragmatisch, ganz
ohne die Leistung der Männer zu schmälern, aber seien wir ehr-
lich: Die Pflanze ist weiblich (lacht), es sind Weibchen! Und wir
Frauen empfinden den Cannabis-Konsum ähnlich, es ist wie
eine Umarmung der Mutter Erde. Wir haben die Schlüssel zur
Legalisierung.
Lou: Auch im Circulo Cannábico de Unidas Podemos sind wir
fast ausschließlich Frauen, wir sind Kleingärtnerinnen, Konsu-
mentinnen und es spielt eine feministische Komponente stark
mit. Ganz im Gegensatz zu dem, was man bei Hanfmessen oder
auch in Werbungen sieht, wo es oft junge, überaus attraktive
junge Frauen in spärlichster Kleidung sind, die werbewirksam
für Sorten oder Bongs eingesetzt werden. Wir haben das Stigma
und andere absurde Frauenbilder mit Erfolg bekämpft. Auf der
anderen Seite ist es hochriskant für uns Frauen, oft auch Müt-
ter, sich öffentlich für Cannabis einzusetzen. Gleichstellung hat
auch im Feld von Cannabis seine Wichtigkeit. Ich erinnere mich
an eine Konferenz in Irun, bei der Expo-Grow, wo mich ein junger
Mann angesprochen hat, der meinte, ich sehe nicht aus wie eine
„Cannabis-Frau“, weil ich schick angezogen war, älteren Seme-
sters bin und auch etwas rundlich. Ich war ganz perplex, ich
wusste gar nicht, was ich darauf sagen sollte. Aber ich nehme
das meist mit Humor. Auch als man meine Hilfe ablehnte bei ei-
ner Seed-Bank, die Aushilfen suchte, weil ich nicht attraktiv ge-
nug wäre. Ich antwortete: Wir Rundlichen können also keine
Samen verkaufen oder was? Können wir, und sogar Gesetze-
sentwürfe machen …
Zu den Personen:

Lourdes „Lou“ Ciria Roselló

(* 1961, El Puerto de Santa María, bei Cádiz) ist Präsidentin des
Circulo Cannábico de Unidas Podemos.
María „Mary J.“ Rosa Tomillero
(*1974, La Linea) ist internationale Stimme des Circulo Canná-
bico von Unidas Podemos, Cannabis-Kolumnistin und Politike-
rin. Sie dient als Bindeglied zum EU-Parlament und den Abge-
ordneten von Unidos Podemos. Sie stammt aus La Linea an der
Straße von Gibraltar und lebt als Tochter spanischer Auswande-
rer der Franco-Diktatur seit den 1970ern in Belgien. Ihre Kindheit
verbrachte sie nach Francos Tod (1975) in ihrer andalusischen
Heimat, ehe es sie wieder nach Belgien zog. Sie kandidierte für
„Unidas Podemos“ auf dem 4. Listenplatz für die Provinz Cádiz.

Jan Marot
ü
 Gesundheit
Tod durch THC-Sticks
Droht EVALI auch in Europa?
Aufgrund der Ergebnisse war man zu-
nächst sicher, dass es sich dabei um eine
Lipidpneumonie – also eine entzünd-
liche Reaktion des Lungengewebes auf
öl- oder fetthaltige Substanzen handele.
Die Patienten hatten angegeben, ent-
weder eine E-Zigarette benutzt oder aus
THC-haltigen Carts inhaliert zu haben.
Bei den E-Zigaretten waren die meisten
mit Nikotinliquids versehen, aber etliche
enthielten auch THC-Zusatz. Die Gesund-
heitsbehörde CDC (Centers for Disease
Control) hat die medizinische Koordina-
tion und Auswertung übernommen und
rapportiert wöchentlich. Durch zunächst
nur sehr begrenzt regionales Auftreten
wurden nach Ermittlungen schnell erste
Verhaftungen vorgenommen. Es kristal-
lisierte sich heraus, dass typische hoch-
konzentrierte „prefilled THC Carts“ als
Plagiate am Schwarzmarkt im Umlauf
waren. Ein dabei in die Schlagzeilen ge-
ratenes Label ist „Dank Vape“.
Die Anpassung der Therapie auf Gabe
von O2 und Kortikoiden (Prednisolon)
brachte bei vielen Patienten Besserung
bis hin zur Entlassung aus der statio-
nären Behandlung. Doch leider erhöhte
sich auch die Zahl derer, die nicht geret- gibt es praktischerweise ebenfalls dort.
tet werden konnten. Bis Ende Novem-
ber stieg der Stand der Todesfälle auf 47 Selbstverständlich werden auch die Ver-
und die Gesamtzahl der gemeldeten Fälle packungen der offiziellen lizenzierten
wuchs landesweit auf 2290.
ü
60
Ab Anfang August dieses Jahres wurden in den USA vermehrt
Patienten als Notfälle in Krankenhäuser eingeliefert, die un-
ter schweren Atemstörungen, Fieber, Magen-Darmstörungen,
Durchfällen und allgemeiner Schwäche litten. Die Erstdiagnose
lautete, aufgrund der eindeutig radiologisch erkennbaren Ver-
änderungen in beiden Lungenflügeln, Lungen-
entzündung, worauf auch – leider erfolg-
los – mit Antibiotika behandelt wurde.
Erste Todesfälle veranlassten
die behandelnden Ärzte,
Biopsien vorzunehmen.
Bei der Analyse von Inhaltsstoffen wurde
neben unerwünschten Giftstoffen – hier
besonders das Fungizid Myclobutanil –
auch ein Thickener auf Basis von Vita-
min-E-Acetat gefunden. Daneben das
ganze Spektrum typischer Streckmittel,
wie Fentanyl, DDT, Strychnin, Codein,
Morphin und „Legal Highs“.
„Dank Vape“ = Jedermann
Die Journalisten von Leafly haben sich auf
den Weg in einen Distrikt von LA bege-
ben, wo sich die Shops der üblichen Elec-
tronic Toys- und 1-Dollar-Läden tummeln.
Dort hat sich inzwischen auch eine be-
stens sortierte Versorgungskette mit al- Gefälschte Umverpackungen in Downtown Los Angeles im
Angebot. „Supreme“ und „Cookies“ sind beides beliebte,
len erdenklichen Zutaten und Einzelteilen staatlich zugelassene Marken - kaum auf dem Markt,
etabliert, um selber Cartridges zu produ- schon von illegalen Fälschern kopiert. (Foto mit freund-
zieren und zu füllen. Aber nicht nur dort, licher Genehmigung: David Downs/Leafly)
auch über Amazon konnte jedermann
das Zubehör ordern (wurde inzwischen leider immer noch nicht zu Ende ist, ei-
von der Plattform entfernt). Wer groß nen riesigen Schaden angerichtet und
einsteigen will, bedient sich aber gleich wirft auch ihre Schatten auf Europa.
der neuen Seidenstraße und kauft direkt Durch vorverurteilende und schlampige
beim Hersteller in China. Leercartridges Berichterstattung ist hier in Deutschland
sind in der 10k-Staffel bereits ab 0,58 mittlerweile die E-Zigarette schwer in
Dollar zu haben – die passende Umver- Verruf geraten und wird überwiegend als
packung mit „Dank Vape“-Bedruckung Ursache dieser mysteriösen Lungener-
krankung verunglimpft. Rufe nach Total-
verboten wurden laut.
Die Lage ist immer noch unübersichtlich,
Hersteller sogleich nach deren Erschei- aber mittlerweile kristallisiert sich he-
nen einfach kopiert und sind als Fake raus, dass die ersten Angaben zum Kon-
erhältlich. Insgesamt hat die Affäre, die sum offenbar nicht ganz ehrlich waren,
 Gesundheit

was auch verständlich ist. Je nach Bun- tioxidans und zur Feuchtigkeitsbindung
desstaat und Legalisierung sowie dem- in der Kosmetik. Die „Markteinführung“
entsprechend drohender Strafverfol- von „Honey Cut“ geschah 2019, zeit-
gung wären die ohnehin schon genug lich eng korreliert kurz vor Auftreten der
leidenden Patienten mit dem Klammer- schweren Erkrankungen. Wer dabei an
beutel gepudert, sich auch noch selber ein Versehen, einen Unfall glauben mag,
ans Messer zu liefern. liegt leider sehr daneben. In anderen Thi-
ckenern finden sich von den wenigen
Viele User kommen vom üblichen Joint, überhaupt deklarierten, weitere Inhalts-
haben dann aber auf Carts gewechselt. stoffe wie z.B. Triethylcitrat, „Citronen-
Zunächst auf offizielle, legale Ware, die säuretriethylester“, das als „künstlicher
aber recht teuer ist. Im Gros zwischen 35 Trägerstoff und Stabilisator in Lebens-
und 65 Dollar per Cartridge kostet der mitteln, Deodorants, Polymeren und Pe-
Spaß, bis dann auf Tipps hin zum güns- stiziden verwendet wird“, sowie ein Thin-
tigeren „Lieferanten“ aka Dealer umge- ner mit 80 % C8 MCT und 20 % Squalan.
schwenkt wurde, was sich in der Folge Squalan ist ein langkettiger Kohlenwas-
als fatal erweisen sollte. Um die Ecke liegt serstoff (C30H62) und kommt in Fisch-
der Straßenpreis bei durchschnittlich 15 lebertran und vielen Pflanzenölen (z.B. Jede Ausführung an Leerkapseln
für Wiederverkäufer in Downtown LA
bis 16 Dollar. Gehalte wurden verspro- Weizenkeimöl, Reiskeimöl, Avocadoöl, (Foto mit freundlicher Genehmigung: David Downs/Leafly)
chen zwischen 75 und 90 % - was für die Olivenöl) vor. Als Phytosqualan wird
legale Ware durchaus zutrifft. Im Nach- Squalan in Kosmetikprodukten als die für inzwischen zu einer fast hysterisch
hinein analysiert, wurde allerdings teil- Haut weich machende und glättende Li- zu nennenden Panik in den USA geführt
weise völlig anderes festgestellt. Berich- pidkomponente verwendet. In Haarpfle- – mit Ankündigungen von drakonischen
ten zufolge hat mindestens bei einem Fall geprodukten dient es als Conditioner. Gesetzesvorhaben.
der Wechsel innerhalb von fünf Tagen zu
einem Notfall mit stationärer Aufnahme In dem Zusammenhang fragt sich nämlich Droht uns ähnliches?
geführt. ein Forist, warum er eigentlich seinen TEC
Temper – bestehend überwiegend aus In der ersten Fassung dieses Artikels
Blütenknappheit in Kalifornien Triethylcitrat und Spuren von Terpenen stand ein klares Nein. Doch dem ist leider
– für 598 Dollar/500g kaufen soll, wo
Auslöser? doch reines Triethylcitrat für die Parfü-
nicht mehr so. In der Presse wurde über
den ersten Fall in Europa berichtet. In Bel-
Die Herstellung – ausgehend von BHO, merie/Kosmetik für weniger als 50 Dol- gien ist ein 18-jähriger an einem schwe-
Distillate oder Wax – scheint so schwierig lar zu haben sei. Dass es sich dabei offen- ren Lungenversagen gestorben, und die
nicht. In einschlägigen Foren findet dazu bar nur um Kohle und Profit dreht, wird Ärzte gehen von derselben Ursache aus,
ein reger Rezeptaustausch statt, wie und nicht nur dadurch belegt, dass man sich da der Jugendliche gemeinsam mit Freun-
mit was der „Cut“ am Besten vorzuneh- anstatt lebensmittel- oder pharmataug- den und Bruder einen E-Joint konsumiert
licher Qualitäten bei Zusatzstoffen für die haben soll. Allerdings soll es sich dabei
men sei. Die Profis werden sich da auch
Kosmetik/Parfümerie bedient – nein, es um CBD gehandelt haben – in Belgien le-
tummeln, aber nur lesend. Distillate gibt
ist auch vollkommen gleichgültig, ob die gal erhältlich.
es für 6000 Dollar/Liter - das „Winteri-
Partie der verarbeiteten Blüten mit Pe-
zing“ nimmt man selber vor. Darauf wird
stiziden kontaminiert oder verschimmelt Die ETHRA (European Tobacco Harm Re-
herunterverdünnt unter Zugabe von Ter-
ist. Bei einer weiteren Verhaftungswelle duction Advocates) hat Anfang Oktober
penen, Thinner, MCT (medium Chain Tri-
wurden bei einem Vertriebs-Duo eine Mil- die Warnung herausgegeben, in Europa
glycerides) = C8- und C10-Fettsäuren aus
lion Dollar Bargeld und Waffen beschlag- seien ebenfalls verunreinigte Kartuschen
Palm- oder Kokosöl.
nahmt. Leafly schätzte die Zahl der ille- im Umlauf, ohne dies jedoch näher zu
Zu dumm nur, dass eine gewisse Zähflüs- galen Cartridges, die sich noch im Markt spezifizieren. Weil der Herstellungsweg
sigkeit fälschlicherweise als Qualitäts- befänden, auf etwa 50 Millionen. derselbe wie bei THC ist, besteht bei CBD
merkmal gilt. Um dem abzuhelfen, gibt ebenfalls die Möglichkeit, an Ware zu
Hundertprozentig belegt ist Vitamin-E gelangen, die nicht sicher ist. Das allein
es Thickener. Über deren Inhaltstoffe ist
als Ursache nicht endgültig, und obwohl ist schon dadurch denkbar, weil in Eur-
rein gar nichts zu finden, bis ein Herstel-
die ersten deutlichen Hinweise bereits opa „Thinner“ oder „Diluents“ im Umlauf
ler mit seinem „Honey Cut“ die Preise
Mitte August vorlagen, zieren sich die sind, die bereits auf dem Etikett mit Vita-
nach unten brach und ungeahnte Ver-
CDC immer noch, hier von Eindeutigkeit min-E werben.
schnittgrade versprach. Bei gleichblei- zu sprechen. Auch, nachdem in 29 von 29
bender Viskosität. Trotz Dosierempfeh- untersuchten Lungenflüssigkeiten Vita- Damit die Antwort auf die Frage weiterhin
lung von 20 % wurden in der Folge bis zumin-E-Acetat nachgewiesen wurde, spre- bei einem Nein bleibt, kann meine Emp-
88 % davon eingesetzt. Die Konkurrenz chen die CDC immer noch von „möglich“. fehlung an euch nur lauten: Achtet gut
erblödete sich nicht, sogleich ihre eigene
Dafür hat die Erkrankung einen eigenen auf eure Gesundheit und lasst die Finger
Rezeptur auf denselben Inhaltsstoff ab- Namen erhalten: EVALI – e-cigarette or von Produkten, die ihr nicht kennt!
zuändern. vaping product use-associated lung in-
Volker
Tocopherylacetat, bekannter als Vita- jury. Das aber hat mit einer E-Zigarette
nicht das Mindesten zu tun, hat aber da-
min E-Acetat. Verwendet wird es als An-
ü
61
Hanf als Medizin
Das therapeutische Potenzial
von Cannabis bei Hauterkrankungen
Das Endocannabinoidsystem der Haut
spielt eine wichtige Rolle bei verschie-
denen biologischen Prozessen und
wird als vielversprechender Angriffs-
punkt für eine Reihe von Hauterkran-
kungen angesehen, darunter Akne,
vermehrte Talgbildung, Neurodermitis,
Juckreiz, Schuppenflechte und Haut-
krebs. Bisher wurden jedoch keine kli-
nischen Studien in diesem Forschungs-
gebiet durchgeführt und nur wenige
Fallberichte veröffentlicht.
Ich möchte vier Fälle von verschiedenen
Hautkrankheiten aus meiner Praxis vor-
stellen, bei denen eine Cannabistherapie
sehr wirksam war. Ein 41-jähriger Mann
mit erblicher Hyperhidrose (vermehrtes
Schwitzen) erlebte schwere Nebenwir-
kungen durch die übliche pharmakolo-
gische Behandlung und nach einer Ope-
ration. Ein 42-jähriger Mann mit Akne
inversa musste sich jedes Jahr einer wie-
derholten Abszess-Operation in den Pe-
rianal-, Perigenital- und Leistenregionen
unterziehen, bevor er 2008 mit dem Can-
nabiskonsum begann. Ein 33-jähriger
Mann leidet seit 2001 an Psoriasis (Schup-
penflechte) und war gegen Standardmedi-
kamente wie Kortikoide, Methotrexat und
Biologika resistent. Ein 74-jähriger Mann
litt an wiederholt auftretenden Basalzell-
karzinomen (Basaliom, weißer Hautkrebs)
an der Nase.
Das Endocannabinoidsystem
der Haut
Das Endocannabinoidsystem der Haut
spielt eine wichtige Rolle bei verschie-
denen physiologischen Prozessen, darun-
ter Wachstum, Entstehung verschiedener
Hautzellen, Apoptose (programmierter
Zelltod) und Produktion verschiedener
Botenstoffe. Die Hauptfunktionen die-
ses Systems werden als die Kontrolle von
Wachstum, Ausdifferenzierung verschie-
dener Zelltypen und Überleben sowie die
Immunfunktion von Hautzellen angese-
hen. Die Störung dieser ausgewogenen
Kontrolle kann eine Vielzahl von Haut-
krankheiten begünstigen, und die Beein-
flussung des Endocannabinoidsystems
kann ein attraktives Ziel für die Behand-
lung bei Erkrankungen sein.
Einige meiner zugelassenen Patienten
ü
62
litten unter Hauterkrankungen, nämlich lation von Cannabisblüten das Schwitzen
Neurodermitis, Juckreiz, Urtikaria un- innerhalb weniger Minuten aufhörte, was
bekannter Herkunft, Hyperhidrose (ver- zwei bis drei Stunden anhielt. Seitdem ist
mehrtes Schwitzen), Akne inversa und er in der Lage, ein normales soziales Le-
Psoriasis (Schuppenflechte). ben zu führen. Er nimmt auch Doxepin,
das das Schwitzen in der Nacht reduziert.
Fall 1: Hyperhidrose Er benötigt 4 g Cannabis pro Tag.
(übermäßiges Schwitzen)
Fall 2: Akne inversa
Ein 41-jähriger Mann mit erblicher Hyper-
Ein 42-jähriger Mann mit Akne inversa.
hidrose. Die Symptome begannen wäh-
Neben der Akne inversa litt er unter aller-
rend der Pubertät und nahmen allmählich
gischem Asthma und einem chronischen
zu. Er litt vor allem unter starkem Schwit-
Schmerzsyndrom im Bereich des Rückens
zen von Händen und Achseln. Im Alter von
durch eine Skoliose und einen Morbus
25 Jahren begann er mit der medizinischen
Scheuermann. Seit etwa 2002 litt er an
Behandlung, zuerst mit Medikamenten,
immer wiederkehrenden Abszessen im
die entweder nicht wirksam waren oder in
Bereich des Anus, des Genitals und der
hohen Dosen starke Nebenwirkungen ver-
Leisten. Die richtige Diagnose wurde erst
ursachten, darunter Sehstörungen, Mund-
2013 gestellt. Fast jedes Jahr musste er
trockenheit, Schläfrigkeit und Gleichge-
sich einer Operation mit mehrwöchiger
wichtsstörungen. Im Jahr 2009 schließlich
Abwesenheit von der Arbeit unterziehen.
wurde er in zwei Sitzungen einer endosko-
Der Name Akne inversa ist etwas irre-
pischen Operation im Bereich der Achseln
führend, weil es sich nicht um eine Akne,
unterzogen. Die Hyperhidrose in seinen
sondern um eine schwerwiegende Au-
Achseln und Händen verschwand darauf-
toimmunerkrankung handelt. Die Diagno-
hin, aber er entwickelte kompensato-
sestellung dauert oft so lange, weil die Pa-
risches Schwitzen im Bereich von Bauch,
tienten Chirurgen vorgestellt werden, die
Rücken, Beinen und Gesäß.
nur die jeweiligen Abszesse operieren,
Er hatte in seiner Jugend einige Male Can- ohne zu verstehen, dass es sich um eine
nabis konsumiert. Zwei Jahre vor dem Be- systemische Erkrankung handelt.
such in meiner Praxis hatte er das Medi-
Im Jahr 2008 versuchte er es mit regelmä-
kament erneut ausprobiert, nachdem er in
ßigem Cannabis, nachdem ein Freund, der
einem Internetforum gelesen hatte, dass
an Neurodermitis litt, die auf das Medika-
Cannabis starkes Schwitzen reduzieren
ment ansprach, einen Versuch vorschlug.
könne. Er stellte fest, dass nach der Inha-
Mein Patient benutzte niedrige Cannabis-

dosen von etwa 10 g pro Monat und war
zwischen 2008 und 2013 krankheitsfrei.
Nach einer behandlungsfreien Pause im
Jahr 2013 erlitt er einen Rückfall. Wir be-
gannen eine Behandlung mit Sativex®
und setzten die Behandlung mit Canna-
bisblüten fort, nachdem er im August 2015
vom Gesundheitsministerium genehmigt
wurde. Er konsumiert derzeit jeden zwei-
ten Tag geringe Mengen an Cannabis und
erhöht die Dosis, wenn er erste Anzeichen
eines Wiederauftretens feststellt.
Fall 3: Psoriasis
(Schuppenflechte)
Ein 33-jähriger Mann mit Psoriasis. Sein
erster schwerer Ausbruch der Psoriasis er-
folgte vor mehr als 15 Jahren. Er konsul-
tierte mehrere Hautärzte und probierte
eine große Anzahl von Medikamenten
aus, darunter Methotrexat, Dimethylfu-
marat, Kortikoide, Antihistaminika, eine
Vielzahl von Salben und Crèmes sowie
mehrere Biologika (Infliximab, Efalizumab,
Eternacept, Adalimumab). Alle therapeu-
tischen Maßnahmen waren weitgehend
wirkungslos und viele waren mit Neben-
wirkungen verbunden. Er benutzte Canna-
bis zum ersten Mal im Alter von 16 oder
17 Jahren. Mit dem Auftreten von Psoria-
sis-Symptomen begann er, es regelmäßig
einzusetzen. Es hatte keinen starken Ein- Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule
fluss auf das Ausmaß der Erkrankung. Der
Krankheitsverlauf wird jedoch durch die
Reduzierung des Juckreizes und die Re-
duzierung des Kratzens und Verbesserung
des Schlafes positiv beeinflusst. Canna-
bis verbessert seine Lebensqualität und
seine Arbeitsfähigkeit erheblich.
Fall 4: Basalzellkarzinom
(Weißer Hautkrebs)
Ein 74-jähriger Mann mit Basaliomen und
aktinischen Keratosen. Sowohl Basaliome
als auch aktinischen Keratosen werden
als Weißer Hautkrebs bezeichnet. Im Ge-
gensatz zum schwarzen Hautkrebs bildet Psoriasis ist eine chronische Hauterkran-
das Basaliom nur sehr selten Tochterge- kung mit vermehrter Bildung von Haut-
schwülste (Metastasen) aus. Aus der ak- zellen und Hautschuppen sowie Entzün-
tinischen Keratose kann ein aggressives dungen, die durch die Hochregulation
Plattenepithelkarzinom der Haut entste- bestimmter Proteine (Keratine K6 und
hen.
Das Basaliom an der Nase wurde erstmals
2003 diagnostiziert und 2014 durch Be-
strahlung behandelt. Im Jahr 2006 wurde
eine groß angelegte Hauttransplantation
an der Nase durchgeführt. Laut einem
Schreiben der Abteilung für Dermatolo-
gie und Venerologie einer Universitätskli-
nik vom Februar 2016 war das Basaliom
an zwei Stellen seiner Nase wieder auf-
getreten. Er lehnte die Operation ab und
machte einen Termin in meiner Praxis.
Als ich den Patienten schließlich sah, der
auch unter chronischen Schmerzen und
dem Restless-Legs-Syndrom litt, waren
Hanf als Medizin
die Basalzellkarzinome auf seiner Nase nen sowohl die systemische als auch die
völlig verschwunden. In Absprache mit örtliche Anwendung von Cannabinoiden
seinem Dermatologen hatte er eine kleine von Nutzen sein. Es wurden bereits ei-
Menge THC-reichen Cannabisextrakt (Ha- nige weitere Fallberichte über den medi-
schischöl) viermal täglich auf die betrof- zinischen Wert von Cannabis bei Psoriasis
fenen Stellen aufgetragen. Innerhalb von veröffentlicht.
zwei Wochen waren die Läsionen geheilt.
Es gibt auch einige Fallberichte über die
Die vollständige Heilung der aktinischen
erfolgreiche Behandlung von Basalzell-
Keratose an seinem Schädel benötigte
karzinomen, auch Basaliome genannt,
vier Wochen.
durch die örtliche Anwendung von Canna-
bisextrakten im Internet. In menschlichen
Kurzübersicht zu Cannabis Melanomzellen (Schwarzer Hautkrebs)
bei Hauterkrankungen wurde der CB2-Rezeptor im Vergleich
zu normalem Hautgewebe hochregu-
Es werden mehrere Ursachen für primäre liert, und Cannabinoide werden von eini-
oder sekundäre Hyperhidrose oder ver- gen Wissenschaftlern als nützlich für die
mehrtes Schwitzen vorgeschlagen. Wie im Behandlung von Melanomen angesehen.
vorliegenden Fall kann es auch hier einen Die lokale Verabreichung von Cannabi-
erblichen Hintergrund geben. Stark ver- noiden induzierte eine erhebliche Wachs-
mehrtes Schwitzen kann nach Abstinenz tumshemmung von Nicht-Melanom-Haut-
von Cannabis beobachtet werden und ist krebserkrankungen bei Experimenten mit
ein häufiger Nebeneffekt einer Behand- Nacktmäusen. Cannabinoid-behandelte
lung mit THC. Dies kann die therapeu- Tumore zeigten eine erhöhte Anzahl von
tische Wirkung im vorliegenden Fall erklä- programmiertem Zelltod und eine beein-
ren, wahrscheinlich durch Aktivierung des trächtigte Durchblutung der Tumore.
Cannabinoid-1-Rezeptors (CB-1).
Wie im hier vorgestellten Fall beginnt Fazit
die Akne inversa oft erst in der Pubertät
Das Endocannabinoid-System kann ein
und kann mit anderen Autoimmunerkran-
vielversprechendes Ziel für die Behand-
kungen verbunden sein, im vorliegenden
lung einer Vielzahl von schweren Haut-
Fall mit dem Morbus Scheuermann, der zu
krankheiten sein. Viele Patienten haben
festgestellt, meist durch Zufall oder nach
führt. Die Wirksamkeit pharmakologischer
Internetrecherchen, dass der Konsum von
Behandlungen (Antibiotika, entzündungs-
Cannabis bei ihren oft ansonsten thera-
hemmende Medikamente wie TNF-alpha-
pieresistenten dermatologischen Erkran-
Hemmer) von Akne inversa ist begrenzt.
kungen, einschließlich Neurodermitis,
Die Therapie ist in der Regel eine Opera-
Psoriasis, Pruritus, Urtikaria, Hyperhi-
tion, teilweise mit der Eröffnung einzel-
drose, Akne inversa und Hautkrebs, hilf-
ner Abszesse, teilweise auch mit großflä-
reich sein kann. Bisher wurden zu keiner
chigen chirurgischen Maßnahmen. Es hat
dieser Indikationen klinische Studien mit
sich gezeigt, dass Cannabinoide die Dif-
Cannabis, einzelnen Cannabinoiden oder
ferenzierung der Hautzellen, die Aktivität
anderen Modulatoren des Endocannabi-
der Talg produzierenden Zellen und die
noidsystems durchgeführt. Ärzte sollten
Fettproduktion beeinflussen. Sowohl THC
sich bewusst sein, dass Patienten, die
als auch CBD besitzen entzündungshem-
eine erhebliche Verbesserung dieser Er-
mende Eigenschaften und können bei Au-
krankungen durch Cannabisprodukte er-
toimmunerkrankungen hilfreich sein.
fahren, keine Einzelfälle sein dürften und
dass diese Erfahrungen eine biologische
Grundlage haben. Die Dermatologie ist
ein wenig untersuchtes, aber vielverspre-
chendes Gebiet für den Einsatz von Can-
nabis in der Medizin.
K16) gekennzeichnet ist. Dies kann durch
Substanzen verringert werden, die an den
Cannabinoid-1-Rezeptor binden, wie etwa
THC. Darüber hinaus haben die CB1-Re-
zeptor-Agonisten in einem Mausmodell
für atopische Neurodermitis die Aktivie-
rung von Mastzellen herunterreguliert,
was die Linderung von entzündlichen
Symptomen erklären kann, die durch die
Aktivierung von Mastzellen vermittelt
werden, wie atopische Dermatitis, Psoria-
sis und Kontaktdermatitis. Cannabinoide
können erfolgreich über die Haut aufge-
nommen werden, und für die Behandlung Dr. med. Franjo Grotenhermen
von entzündlichen Hautkrankheiten kön-
ü
63
Cannabis als Medizin

Über den Einbruch von Cannabis-Aktien (Part II)

und die aktuelle Lage von medizinischem Cannabis

Der Einbruch Die aktuelle Lage

von Cannabisaktien (Part II) medizinischen Gebrauch erlaubt und mit- von medizinischem Cannabis
nichten per se legalisiert.
Neulich, Mitte November 2019, in den Es gibt praktisch keine medizinische Fach-
morgendlichen Acht-Uhr-Nachrichten Dies hat jedoch sicher nichts mit den en- zeitschrift, und davon gibt es viele, in der
eines öffentlich rechtlichen Radiosenders: ormen Schwankungen bezüglich der Can- nicht pro Ausgabe mindestens ein bis zwei
Nach den üblichen Horromeldungen, die nabisaktien zu tun. Hier regiert momentan Artikel, unterstützt durch Anzeigen, zu fin-
uns arme gebeutelte Mitteleuropäer (Iro- nach wie vor das absolute Spekulanten- den sind. Zum Teil ist die Unterscheidung
nieklingel aus) als Opfer einer kurz bevor- tum, oder sagen wir regierte. Denn die fet- von Anzeige zu redaktionellem Teil kaum
stehenden Apokalypse erscheinen las- ten Gewinne sind eingestrichen, und wer zu erkennen. Speziell eine große kana-
sen, noch die obligatorischen drei Worte jetzt noch auf einer 40-Cent-Cannabisak- dische Firma macht dies sehr professio-
zur Börse: „Der Dax steigt“. tie sitzt, hat verloren. Und was heißt über- nell.
haupt „massive Einbrüche“ in diesem Zu-
Doch dann dieser nichtssagende Nach- sammenhang? Wenn ein Papier, das nur Diese investiert daneben in großem Stil
schlag „Massive Einbrüche bei Canna- noch einen Wert von 2 Euro besitzt, an Geld in medizinische Studien, die den
bisaktien!“. Als wäre dieses Thema mas- einem Tag um 11 Prozent einbricht, dann Nachweis erbringen sollen, dass wahr-
sentauglich. Etwas hämisch schiebt der hat das auch keine große Bedeutung scheinlich ausgerechnet die Produkte die-
Moderator nach: „Wenn etwas erlaubt ist, mehr, wenn der Wert einst bei 50 Euro lag. ses Unternehmens wirkungsvoller, besser
ist es halt nicht mehr interessant.“ Okay. Prozente und absolute Zahlen. Das große steuerbar und auch profitabler als Medi-
Nicht sonderlich wissenschaftlich, aber Geheimnis der Statistik. kamente von anderen Firmen sind.
ein schöner Gag am Morgen, die die tro-
ckenen Worthülsen um eine weitere Flos- Schade, dass somit vielleicht tatsächlich Letztendlich konkurrieren verschiedene
kel erweitern. Firmen vor die Hunde gehen, die von En- Anbieter immer noch in der Anfangs-
thusiasten mit guten Ideen gegründet phase eines riesigen Maktes. Gerade in
Obwohl ich der Meinung bin, dass wir wurden. Allerdings gibt es nach wie vor der Schmerztherapie, wo neuropathische
eine Legalisierung von Cannabis zum Unternehmen, die einigermaßen geerdet Schmerzen angeblich deutlich gelindert
Freizeitkonsum tatsächlich in abseh- sind und über Reservekapital verfügen, werden können, fehlen evidenzbasierte
barer Zeit erleben könnten, ist Cannabis um diese Gelder massiv in Anzeigen und Studien. Warum die Wirkung von Canna-
bekannterweise momentan nur für den Kampagnen pumpen. bis anderen herkömmlichen Schmerzmit-

ü
64
 Cannabis als Medizin

teln überlegen sein soll, wird unter ande- weiterer angepriesener Vorteil der Trop-
rem mit der Wechselwirkung von THC und fen: Diese können bei Raumtemperatur ge-
CBD im Endocannabinoidsystem vemutet. lagert werden, was eine Lagerung bis ma-
ximal 25 Grad bedeutet. Bei einer öligen
Obwohl praktizierende Schmerzthera- Cannabisölharzlösung kann durch Triglyce-
peuten davon berichten, dass inhalativ ver- ride eine unterschiedliche genauere Wirk-
arbreichtes Cannabis, gerade in niedriger stoffkonzentration eingestellt werden.
Dosierung, sehr gut wirkt und von einer Ab-
hängigkeitsentwicklung nicht zu berichten Wie die Blüten momentan in den Apothe-
sei, werden andere Darreichungsformen ken gelagert werden, entzieht sich meiner
weiter erforscht und sind zum Teil schon Kenntnis. Werden Cannabisblüten eigent-
auf dem Markt vorhanden. lich auch tiefgefroren? Thema für eine neue
Studie?
Neben der seit Jahren recht gut zu dosie-
renden Tropfenanwendung drängt im- Bei allen in die Wege geleiteten Verbesse-
mer mehr ein Mundspray auf den Markt, rungen gibt es immer noch viele Reibungs-
welches fertig hergestellt ebenfalls aus punkte bei der Verordnung. Angefangen
dem Ausland importiert wird. Mit dem mar- bei oftmals falsch ausgefüllten Anträgen
kingen Werbeslogan „Drehst du noch oder durch die verordneten Ärzte bis hin zu so-
sprühst du schon?“ wird das Spray aggres- genannten Härtefällen, die immer wieder
siv in medizinischen Fachzeitschriften be- durch die Medien geistern. Wird medizi-
worben, wobei Allgemeinmediziner im nisches Cannabis von Dreiviertel der Men-
Gegensatz zu Schmerztherapeuten eher schen in der BRD befürwortet, als eine Er-
Cannabisblüten zu verordnen scheinen. gänzung zu chemischen Produkten bei
Dies ist allerdings genauso ein Schlaglicht bestimmten Diagnosen, ist die Skepsis in
wie die Beobachtung, dass die Apotheken der Justiz vor allem gegen getrocknete Blü-
im Süden mehr Cannabisrezepturen abge- ten zum Teil wohl noch groß. Laut einem
ben als im Norden. Bayern ist dabei noch Urteil vom Sommer aus Osnabrück gibt es
vor Baden-Württemberg anzusiedeln. kein Cannabis zu Lasten der Krankenkas-
sen, wenn eine besondere Schwere der Er-
Unabhängig von dieser Entwicklung soll krankung nicht dokumentiert wurde und
die medizinische Verordnung von Canna- noch nicht alle bereits anerkannten Thera-
bis deutlich zum Wohle der Patienten und pien ausprobiert wurden. Hier liegt meiner
zur Entlastung der Ärzteschaft entbüro- Meinung nach vermutlich ein klassischer
kratisiert werden. Musste man früher bei Fehlantrag vor, der sich nicht an die Vor-
einem Wechsel der Blütensorte oder einer gaben gehalten hat und trotzdem eingerei-
Dosisanpassung jedesmal einen neuen An- cht wurde. Rechtlich absolut nicht zu be-
trag stellen, soll dies bei einer genehmi- anstanden. Solange es andere Alternativen
gten Therapie nicht mehr notwendig sein. gibt, ist dem Wunsch nach getrockneten
Auch der Gesetzgeber reagiert auf den stei- Blüten anscheinend nicht zwingend nach-
genden Bedarf. Durch das GSAV (Gesetz für zugeben. Wobei der Patient sicher seine
mehr Sicherheit in der Arzneimittelversor- eigenen Erfahrungen hat und aufgrund
gung) müssen Krankenkassen in Zukunft dieser genau jenes Medikament möchte.
beispielsweise schon innerhalb von drei Sicher nicht der letzte Fall, der durch die
Tagen nach einer stationären Cannabis- Randnotizen der Welt tickert, wie die oben
Therapie die Weiterverordnung bearbei- genannte Börsenmeldung.
ten. Die Betonung liegt hier auf dem „Bear-
beiten“. Deutliche Verbesserungen dürfte Schauen wir derweil gespannt auf das Jahr
allerdings der oben angesprochene Weg- 2020, denn dann sollte eigentlich die erste
fall der immer wieder erneuten Antragsflut Ernte von in Deutschland angebautem Can-
stellen. So kann zum Beispiel problemloser nabis eingefahren werden. Insgesamt wur-
auf sogenannte Vollspektrum-Extrakte um- den bei dem Vergabeverfahren 10,4 Ton-
gesattelt werden. Diese werden oral nicht nen Cannabis verteilt auf 2,6 Tonnen pro
als Spray, sondern als Tropfen angewandt Jahr für die nächsten vier Jahre „geordert“.
und beinhalten mit Terpenen und Flavo-
noiden alle wirksamen Stoffe der Pflanze. Auf ein ereignisreiches
Hier wird ein Vorteil nicht gegenüber Blü- und spannendes 2020!
ten in den Vordergrund gestellt, sondern
das hohe Sicherheitsprofil, welches weni- Dr. Arndt
ger Kontrolluntersuchungen im Gegensatz michael.arndt@praxis-dr-arndt.de
zu zum Beispiel Opioiden erfordert. Ein
ü
Ethnobotanik

Bernstein Das Gold des Meeres

„Bernstein trägt die Tiefe des Meeres in sich

... Einem energetisch und mental gereinigtem
Menschen hilft Bernstein, zum Tropfen im Meer,
zum Sandkorn am Strand – zum Alles und
Nichts zu werden.“
(Audrone Ilgeviciene, Bernstein: Stein des Meeres,
des Lichtes und der Sonne, 2009)
Bernstein ist die Bezeichnung für das fossile Harz
verschiedener Baumarten, das sich, tief im Boden
eingelagert und vor Verwitterung geschützt, über
eine Zeitspanne von vielen Millionen Jahren
verhärtet hat. Die ältesten Fundstücke haben ein
erstaunliches Alter von über 200 Millionen Jahren.

ü
66

Obwohl fossile Baumharze auf der ganzen Welt gefunden wer-
den können, ist in Europa der baltische Bernstein am relevan-
testen. Dies war auch schon vor über 3000 Jahren in der Bronze-
zeit der Fall, als Bernstein über die Handelsroute der berühmten
„Bernsteinstraße“ von der Ostsee bis nach Griechenland und
Ägypten transportiert wurde. Eingesetzt wurde es dort vor allem
zur Erzeugung von kostbarem Schmuck sowie von Kunst- und
Kultobjekten. Besonders erwähnenswert ist unter anderem der
Bernstein-Löwenkopf aus der Königsgruft von Qatna. Das ver-
steinerte Harz wurde aber auch in zahlreichen weiteren bron-
zezeitlichen Grabstätten entdeckt, auch in Deutschland, Polen,
Estland, Lettland, Litauen und Skandinavien. Schon immer war
Bernstein ein wichtiges Symbol für Reichtum und Macht.
Die Wortherkunft des Begriffes Bernstein liegt im mittelnie-
derdeutschen „bernen“ bzw. „börnen“ (brennen), was auf die
Brennbarkeit dieses faszinierenden Naturstoffes hinweist. Frü-
her wurde Bernstein (Brennstein) deshalb auch als kostengün-
stiger Kerzenersatz eingesetzt, der nicht nur über eine lange
Brenndauer verfügt, sondern darüber hinausgehend ein interes-
santes Aroma verströmt. Weitere Eigenschaften von Bernstein,
anhand derer sich auch unkompliziert seine Echtheit überprü-
fen lässt, sind zum einen die Elektrostatik, zum anderen ist es
die Fähigkeit, in Salzwasser schwimmen zu können.
Die ursprüngliche Stammpflanze des baltischen Bernsteins ist
trotz intensiver Forschungen bis zum heutigen Tag ungewiss.
Vielfach wurde angenommen, dass er von einer ausgestorbenen
Kiefernart (Pinus succinifera, Bernstein-Kiefer) stammt, was al-
lerdings niemals bewiesen werden konnte. Wahrscheinlicher ist
es, dass verschiedene Pflanzen, die im damaligen „Bernstein-
wald“ gelebt haben, als Lieferanten in Betracht gezogen werden
können, darunter sicherlich aber auch Kiefern.
Die Farbe von Bernstein variiert üblicherweise zwischen hell-
gelb und goldgelb, es gibt trübe und transparente Variationen.
Sehr alte Exemplare sind hingegen rötlich- oder bräunlich-gelb.
Blauer Bernstein, wie er beispielsweise in der Dominikanischen
Republik gefunden wird, ist sehr selten; die Entstehung der
blauen Farbe ist bis heute ungeklärt. Zu beachten ist, dass ei-
nige als Bernstein bezeichneten Baumharze in Wirklichkeit so-
genannte Kopale sind. Darunter werden subfossile Vorstufen
Phaëton und die Heliaden - by Jean-Baptiste Lully, aus dem Buch Phaëton tragedie, 1709 Houghton Library, Gemeinfrei
ü
Ethnobotanik
verstanden, die mit einem Alter von zumeist einigen Hundert
Jahren deutlich jünger als echter Bernstein sind. Die chemische
Zusammensetzung gestaltet sich wie folgt: 60 bis 80 % Kohlen-
stoff, 8 bis 11 % Wasserstoff und 7 bis 30 % Sauerstoff, dane-
ben ist sogenannte Bernsteinsäure (Succinylsäure) enthalten.
Entstehung und Gewinnung
des baltischen Bernsteins
Von wissenschaftlicher Seite wird davon ausgegangen, dass es
vor 30 bis 50 Millionen Jahren (Eozän) im heutigen Skandina-
vien den sogenannten „Bernsteinwald“ gab, in dem viele harz-
liefernde Bäume standen. Drastische und mit starken Regenfäl-
len einhergehende Umweltveränderungen müssen dazu geführt
haben, dass das herabgetropfte Harz dieser Bäume aus dem
Waldboden gespült wurde und auf diese Weise in Flüsse so-
wie in die Ost- und Nordsee gelangte, wo es unter den marinen
Sedimentgesteinen begraben und über Jahrmillionen eingela-
gert und konserviert wurde. Durch einen starken Wellengang
lösen sich immer wieder Stücke aus dem Boden und werden an
die Brandung gespült. Noch heute lässt sich Bernstein regelmä-
ßig am Strand finden. Der größte Teil des baltischen Bernsteins
wird aktuell jedoch in einem Tagewerk im russischen Kalinin-
grad gewonnen. Der begehrte Bernstein befindet sich dort in
der sogenannten „blauen Erde“, aus der er mit Hochdruck he-
rausgeschwemmt und aussortiert wird. An anderen Orten der
Welt, etwa in Myanmar, Mexiko, Indonesien und der Dominika-
nischen Republik, wird Bernstein, genau wie Edelgestein, in Mi-
nen abgebaut.
Das Sonnenharz - Bernstein in der Mythologie
Am bekanntesten ist die Bernstein-Sage aus dem Werk „Me-
tamorphosen“ des römischen Dichters Ovid (43 v. Chr. bis 17
n. Chr.): Phaëton (auch Phaethon), Sohn des Sonnengottes He-
lios, überredete seinen Vater dazu, einen Tag lang dessen Son-
nenwagen steuern zu dürfen, der jeden Tag aufs Neue von Os-
ten nach Westen über die Erde gelenkt wurde. Helios gewährte
seinem Sohn diesen Wunsch, worauf die Sonnentöchter (Helia-
den) den Zugpferden das Geschirr anlegten.
67
Ethnobotanik
Dem jungen Phaëton fehlte es jedoch an Erfahrung, und über-
mütig wie er war, fuhr er den Wagen deutlich zu schnell und
schon bald verlor er die Kontrolle. In rasender Geschwindigkeit
kam er von der fest vorgeschriebenen Bahn ab. Die überfor-
derten Zugpferde ritten zunächst steil nach oben, von der Erde
weg, worauf der Winter einkehrte und alles auf der Erde inner-
halb kürzester Zeit gefror. Phaëton versuchte, seinen Kurs zu
korrigieren, er lenkte dagegen und sogleich ging es in die an-
dere Richtung; dieses Mal kam der Sonnenwagen der Erde al-
lerdings beträchtlich zu nahe. Flüsse, Seen und Meere fingen
an zu kochen, Wiesen verbrannten, fruchtbare Landstriche wur-
den zu kargen Wüsten, die Erde bekam Risse und alles drohte,
zu weißer Asche zu verbrennen. Um das Schlimmste zu verhin-
dern, wandte sich Mutter Erde in großer Not an den Götterva-
ter Zeus, der sogleich reagierte und den waghalsigen Lenker mit
einem Blitz vom Sonnenwagen schleuderte. Gleichzeitig ließ er
es heftig regnen, wodurch der Weltenbrand in letzter Minute ge-
löscht werden konnte.
Phaëton, der das Einschreiten von Zeus nicht überlebte, fiel
brennend in den Fluss Eridanus. Die Heliaden bargen darauf-
hin ihren toten Bruder aus dem Gewässer und verströmten in
ihrer Trauer viele Tränen. Noch lange blieben die Sonnentöch-
ter am Flussufer stehen, und als die Götter bemerkten, dass sie
ihre Trauer nicht überwinden und damit aufhören konnten, das
Schicksal ihres verstorbenen Bruders zu beweinen, verwan-
delten sie die Heliaden in Pappeln (anderen Erzählungen ent-
sprechend auch in Amberbäume oder Erlen). Ihre Tränen, die
im Moment der Verwandlung noch aus der Rinde tropften, wur-
den zu Bernstein. (Anmerkung: Zwar liefert die Pappel ebenfalls
ein gelb-orangenes, bernsteinfarbiges Harz, sie ist jedoch kein
Bernstein-Lieferant).
In der chinesischen Mythologie zum Bernstein heißt es, dass es
sich hierbei um die Seele eines verstorbenen Tigers handelt. Es
entsteht, wenn die vom Körper losgelöste Seele der Raubkatze
ü
68
in die Erde eintaucht. Auf dieser Entstehungsgeschichte gründet
auch die in China geläufige Verwendung als Aphrodisiakum. Im
Bernstein soll die Sexualkraft des Tigers enthalten sein.
Bernstein-Inklusen
Bernstein-Inklusen sind Einschlüsse von organischen Materi-
alien, häufig von längst ausgestorbenen Pflanzen- und Insek-
tenarten, die am ursprünglichen Harz kleben geblieben, von
einem nachfließenden Harztropfen überdeckt und auf diese
Weise über Jahrmillionen konserviert wurden. Besonders inte-
ressant sind solche Bernstein-Einschlüsse vor allem für die Wis-
senschaft, da sich anhand der Fossilien Rückschlüsse auf die
Urgeschichte unseres Planeten gewinnen lassen. Das Beson-
dere ist, dass die Bernstein-Fossilien nicht als Abdruck vorlie-
gen, wie es von Gesteinsfossilien bekannt ist, sondern sie be-
finden sich häufig noch in ihrer vollständigen dreidimensionalen
Form. Dass sich anhand dieser Inklusen – wie es im berühmten
Abenteuerfilm Jurassic Park gezeigt wird – die DNA der einge-
schlossenen Lebewesen isolieren lässt, ist jedoch ein Mythos.
Das Innere des Lebewesens hat sich im Laufe der Zeit vollstän-
dig zersetzt und übrig geblieben ist ausschließlich die äußerste
Schicht der physischen Hülle. Tierische Inklusen sind vor allem
Insekten wie zum Beispiel Fliegen, Termiten, Ameisen, Libellen,
Heuschrecken, Asseln, Flöhe, Blattläuse, Spinnen, Würmer und
Schnecken; es wurden aber auch schon Frösche, Vogelfedern,
Haare von Säugetieren und sogar der Kopf eines Urgeckos in
Bernstein-Stücken gefunden. Pflanzliche Einschlüsse stammen
von Moosen, Flechten, Pilzen und diversen Bäumen, etwa von
Fichten, Eiben, Lärchen und Animebäumen.
Bernstein als Naturheilmittel
Das volksmedizinische Anwendungsspektrum gestaltet sich äu-
ßerst vielschichtig. Meist wird Bernstein in der Darreichung ei-
 Ethnobotanik

ner Tinktur, als Öl- oder als Wasserauszug appliziert. In der An-
tike galten Bernstein-Zubereitungen als wirkungsvolle Mittel
bei Gicht, Fieber und Ruhr. Als Amulett um den Hals getragen,
soll Bernstein sämtliche Krankheitsgeister vertreiben, wohinge-
gen eine Kette oder ein Armband aus vielen kleinen und rohen
Bernsteinstücken Kindern umgehängt wurde, damit sie das zu-
meist schmerzhafte Zahnen leichter ertragen. Die berühmte Äb-
tissin Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) schrieb über den
Bernstein, den sie Ligurius nannte, dass er in Kuh- oder Schafs-
milch eingelegt zur Heilung von Blasen- und Harnwegserkran-
kungen eingesetzt werden kann. Weiterhin wurde Bernstein
damals aufgrund seiner unterstützenden Eigenschaften bei kör-
perlichen Entgiftungsprozessen zur innerlichen Anwendung bei
Magen-Darm-Problemen sowie bei Erkrankungen der Galle, Le-
ber und Niere empfohlen. Äußerlich auf die Haut eingerieben,
kann Bernstein-Öl rheumatische Schmerzen lindern, wobei es
im Volksglauben unserer Vorfahren für selbige Zwecke auch
ausreichen sollte, lediglich ein Bernsteinstück in der Hosenta-
sche zu tragen. Ein weiteres wichtiges volksmedizinisches Ein-
satzgebiet ist die Behandlung von allergischen Reaktionen, wie
zum Beispiel Heuschnupfen und Hautausschlägen – als Vorbeu-
gung sowie als Akutmaßnahme. In Litauen ist es bis zum heu-
tigen Tag außerdem üblich, zur Stärkung der männlichen Sexu-
alkraft ein Schlückchen Bernstein-Wodka zu trinken.
Ebenfalls sehr beliebt ist die medizinische Verwendung von
Bernstein (Hu-po) in China, wo man es dem Funktionskreis
Herz zuordnet und als beruhigendes Mittel bei Angstzustän-
den, Herzrasen, Krämpfen, Schlafstörungen, Unruhe und Tre-
mor empfiehlt. Weitere TCM-Indikationen sind Harnverhalt,
Schwellungen sowie Verbrennungen.
In der Edelstein-Therapie ist das Sonnenharz ein bewährtes Mit-
tel zur Stärkung der Lebensfreude, welches das Gemüt beru-
higt, Depressionen und Ängste lindert und optimistisches Den-
ken fördert. Dazu wird der „Stein“ meistens entweder dicht am
Körper oder direkt auf der Haut getragen. Es ist aber auch mög-
lich, etwas Bernsteinwasser zu trinken oder sich dieses auf den
Brust- bzw. Herzbereich zu tupfen.

Bernstein als Räucherstoff

Der Geruch geräucherten Bernsteins gestaltet sich abhängig
von der Sorte, Herkunft, Farbe und anderen Faktoren höchst
variabel. Manchmal duftet er angenehm nach Kiefern – holzig,
würzig, warm und harzig –, ein anderes Mal ist das Räuchera-
roma eher gummiartig und streng, und gelegentlich auch un-
definierbar. Die Wirkung ist vor allem durch den Sonnenaspekt
bestimmt: Geräucherter Bernstein wirkt angstlindernd, allge-
mein stärkend und stimmungsaufhellend. Gleichzeitig wer-
den dem Fossilharz reinigende und schützende Eigenschaften
zugesprochen, entsprechend wird es gegen unstimmige Ener-
gien, „böse Blicke“ und andere unheilvolle Einflüsse geräu-
chert. Bernstein eignet sich zwar durchaus auch als Einzelräu-
cherung, am besten in Form kleiner Stücke oder eines Pulvers,
sollte dann aber aufgrund des intensiven Aromas nur spar-
sam dosiert werden. Die meisten Personen ziehen jedoch eine
Kombination mit anderen Räucherstoffen vor. Sowohl wirk- als
auch aromaspezifisch passt Bernstein sehr gut zu Benzoe, Ei-
senkraut, Fichte, Johanniskraut, Kiefer, Lavendel, Rosmarin,
Wacholder und Zeder u.a.
Kevin Johann

ü
 Leserbilder-Galerie
1-2020

Gorilla Zkittles von Barneys Farm

Vielen Dank für die schönen Bilder!

Schick uns auch Deine Leserbilder
(am besten mit dem Namen eurer Mädels)
per mail an info@grow.de
oder per Brief an die Redaktion in Liebenau.
ü
70
 Gorilla Zkittles von Barneys Farm
ü
71
Cannabis Know-How

Die Pflanzenfamilie der Hanfgewächse

Lange Zeit bestand die Pflanzenfamilie der Hanfgewächse nur

aus den beiden Gattungen Cannabis (Hanf) und Humulus (Hopfen).
Die Gewächse wurden dabei zunächst der Ordnung der Urticales
(Brennnesselartige) zugeordnet. Heutzutage hat sich die Taxonomie
in dieser Beziehung geändert und die Familie ist um einige Gattungen
reicher und damit deutlich angewachsen. Dabei haben die neu hinzu-
gekommenen Pflanzen nicht zwingend etwas mit dem Hanf oder dem
Hopfen gemein. Zumindest auf den ersten Blick.

Die Gattungen der Hanfgewächse wird nun schon seit geraumer
Zeit nicht mehr den Brennnesselartigen, sondern der Ordnung
der Rosenartigen (Rosales) zugeordnet und besteht aus neun
bis elf Gattungen, je nach Präferenz. Die Rosales gehören zu
den Bedecktsamigen Pflanzen (Eudikotyledonae), genauer zu
den Zweikeimblättrigen (Dicotyledoneae).
Cannabis selbst wurde früher „in die Familie der Urticaceae
(Brennnesselgewächse) eingeordnet. Diese Einteilung hatten
die britischen Botaniker George Bentham und William Jackson
Hooker 1862 vorgenommen. 1925/26 schlugen die ebenfalls
aus Großbritannien kommenden Pflanzenbiologen bzw. Bota-
niker Alfred Barton Rendle und John Hutchinson die eigenstän-
dige Familie der Cannabaceae (Hanfgewächse) vor“ (Berger et
Clarke 2019).
Neue Taxonomie der Hanfgewächse:
sinnvoll oder nicht?
Die Familie der Hanfgewächse wird botanisch Cannabaceae
Martinov genannt. Alte Bezeichnungen der Familie sind Can-
nabidaceae Endlicher, Cannabiaceae Endlicher und Cannabi-
naceae Endlicher. Die systematische Zuordnung der Pflanzen-
familien, -gattungen, -arten usw. wird Taxonomie genannt. In
der Botanik gibt es allerdings keine festgeschriebenen taxono-
mischen Regeln. Das bedeutet, dass Pflanzenforscher sich nicht
unbedingt auf eine Systematik stützen müssen, wenn diese ih-
nen nicht zusagt und wenn sie mit dieser nicht konform gehen.
So gibt es, nur um ein Beispiel zu nennen, für die Familie der
Nachtschattengewächse (Solanaceae) drei verschiedene taxo-
nomische Systeme, von denen sich der Botaniker und Forscher
eines aussuchen kann, und zwar von William G. D’Arcy (USA),
Richard G. Olmstead (USA) und von Armando Teodoro Hunzi-
ker (Argentinien). Der Unterschied dieser drei Systeme liegt in
den aufgenommenen Gattungen und den unterschiedlich defi-
nierten Unterfamilien und Triben. Dabei kann es passieren, dass
Autoren sich auch selbst korrigieren, wie dies im Fall der Sola-
naceae bei Olmstead der Fall war, der seine eigene Aufstellung
2007 änderte und ein für den Laien maßlos konfuses System er-
schuf. Doch dies nur als Randnotiz zur taxonomischen Klassifi-
zierung in der Botanik.
Die Aufstellung nicht verbindlicher Systematiken führt im Fall
der Cannabaceae dann auch dazu, dass bei der Angabe der zur
Familie der Hanfgewächse gehörenden Gattungen die Rede von
neun bis elf Gattungen ist.
Einige Autoren – mich selbst eingeschlossen – neigen dazu, die
alte Systematik zu bevorzugen, in der nur der Hanf und der Hop-
fen als Hanfgewächse akzeptiert werden. Auch ich gebe in mei-
nen Schriften mal dieses, mal jenes System an, je nach dem
Zweck des entsprechenden Texts. Im Allgemeinen bevorzuge
ich die alte taxonomische Aufstellung und nenne diese in mei-
nen Büchern als sinnvolle Systematik (z.B. Leben mit Cannabis,
2019, Nachtschatten Verlag). In manchen meiner Texte präsen-
tiere ich aus Gründen der Vollständigkeit aber auch die neu vor-
geschlagene taxonomische Einordnung (z.B. in meinem Beitrag
im Buch von Franjo Grotenhermen und Kirsten Müller-Vahl: Can-
nabis und Cannabinoide in der Medizin, 2019, Medizinisch Wis-
senschaftliche Verlagsgesellschaft).
Wieso wurden ehemalige Ulmengewächse
zu den Hanfgewächsen gestellt?
Es fällt auf, dass die neu hinzugekommenen Gattungen inner-
halb der Familie aus der Pflanzenfamilie der Ulmengewächse
(Ulmaceae) stammen. Wieso ist das so? Genetische Analysen
haben gezeigt, dass die Unterfamilie der Ulmengewächse, aus

ü
72

der die „neuen“ Hanfgewächse stammen, nämlich die Celtida-
ceae, am besten in der Hanf-Familie platziert sind. Das können
wir anhand der Gattung Celtis untermauern: „Die etwa 170 Mit-
glieder der Familie der Hanfgewächse haben wenige Merkmale,
die sich von den Urticales als Ganzes unterscheiden. DNA hat
bewiesen, dass alle miteinander verwandt sind, und Humulus
(Hopfen) und Cannabis teilen offensichtliche Gemeinsamkeiten
hinsichtlich der Blumenstruktur. Beide enthalten Terpenoide,
die für ihren ähnlichen Duft verantwortlich sind, jedoch ist Hu-
mulus eine Ranke (Kletterpflanze) und Cannabis ein Kraut. Die
Gattung der Celtis (Zürgelbaum) ist relativ unähnlich: Celtis-
Arten sind in der Regel große Laubbäume mit einfachen Blät-
tern, im Gegensatz zu den handförmig angeordneten Blättern,
wie beim Humulus und Cannabis. Celtis-Bäume sind in der Re-
gel nicht zweihäusig. Obwohl die Blüten für gewöhnlich einge-
schlechtlich sind, befinden sie sich auf derselben Pflanze.
Trotz der vielen Unterschiede haben die männlichen Blüten vie-
ler Celtis-Arten eine auffallende Ähnlichkeit mit denen von Can-
nabis. Weitere Gemeinsamkeiten zwischen den Mitgliedern der
Familie der Hanfgewächse umfassen Blätter mit Nebenblättern
(bei Cannabis sind die Nebenblätter die beiden kleinen Triebe
an der Basis eines jeden Blattes) und Zystolithen oder vergrö-
ßerte Blattzellen, die Kristalle aus Calciumcarbonat enthalten“
(Jay 2015).
Genetische Untersuchungen haben ergeben, „dass die Familien,
die zu den Urticales zählen, eine engere Verwandtschaft zur Ord-
nung der Rosales (Rosenartigen) haben, zu der u.a. Rosen, Erd-
beeren und zahllose weitere Nutzpflanzen gehören. Die Urtica-
les werden daher nicht mehr als eigene [Ordnung] betrachtet,
sondern nur noch als enger miteinander verwandte Unterord-
nung der Rosales. Dennoch sind die Cannabaceae und die an-
deren (früher zu den Urticales zählenden) Familien enger mitei-
nander verwandt als viele andere Rosenartige, ein Umstand, der
ihnen eine informelle Klassifizierung als urtikale Rosiden ein-
gebracht hat. Weitere urtikale Rosiden sind die Ulmaceae (Ul-
men), die Urticaceae (Nesseln) und die Moraceae (Maulbeer-
bäume). Von diesen betrachtet man die großen Celtis-Bäume
aus der Familie der Cannabaceae als enger mit den Ulmaceae
verwandt, während die Ähnlichkeiten zwischen den Nesseln,
den Maulbeerbäumen und Cannabis schon oft festgestellt wur-
den“ (Seshata 2014).
Manche Botaniker sind auch der Ansicht, dass die neu in die
Familie der Cannabaceae eingeordneten ehemaligen Ulmenge-
wächse eher in eine eigene Gattung Celtidaceae gehören. Diese
Ansicht ist allen genetischen Untersuchungen zum Trotz recht
logisch, denn die betreffenden Baumgewächse haben doch, ab-
gesehen von einigen Ähnlichkeiten in Bezug auf Blüten und Blät-
ter, nicht wirklich viel mit Cannabis (krautige Pflanze) und Hop-
fen (Kletter- und Schlingpflanze) gemein.
Trotzdem: Die neuere Systematik der Cannabaceae hat natürlich
ihren Grund. Die botanischen Spitzfindigkeiten auseinanderzu-
nehmen, scheint in diesem Rahmen zu viel des Guten zu sein,
weil die Aufschlüsselung und das Verständnis der phylogene-
tischen Untersuchungen und Schlussfolgerungen ein Mindest-
maß an biologischer Vorbildung bedingen (Phylogenetik = Ab-
stammungslehre). Wer der englischen Sprache mächtig ist und
sich tiefer in die Thematik einlesen möchte, der sei auf die fach-
liche Publikation von Stevens 2017 (siehe Literaturliste) verwie-
sen, die sich im Internet findet.
ü
Cannabis Know-How
Die Gattungen der Hanfgewächse im Detail
In dieser Übersicht sehen wir uns die einzelnen Gattungen der
Pflanzenfamilie der Cannabaceae näher an und finden heraus,
welche Arten heute dafür bekannt sind, ethnobotanische Ver-
wendung zu finden. Der Überblick vermittelt darüber hinaus, wie
unterschiedlich die Pflanzen nach der aktuellen taxonomischen
Klassifizierung eigentlich sind.
Aphananthe PLANCH.
Synonyma: Homoioceltis Blume, Mirandaceltis Sharp
Die Gattung Aphananthe wurde vor ihrer Zuordnung zur Familie
der Hanfgewächse zur Familie der Ulmengewächse (Ulmaceae)
bzw. Kermesbeerengewächse (Phytolaccaceae) gezählt. Die
Gattung umfasst, je nach Auffassung, vier bis sechs Arten, von
denen vier als akzeptiert gelten: Aphananthe aspera, Aphanan-
the cuspidata, Aphananthe philippinensis und Aphananthe sa-
kalava. Die Spezies sind in Australien, Madagaskar, Mexiko,
Südostasien und auf den Pazifischen Inseln heimisch. Es han-
delt sich um einhäusige, bis über 20 Meter hohe immergrüne
Baumgewächse. Sie weisen wechselständige gezähnte Blät-
ter auf und bringen Steinfrüchte hervor. Die Rinde der Spezies
Aphananthe cuspidata wird in asiatischen Ländern (u.a. Indien
und Sri Lanka) ethnomedizinisch als Abkochung zur Linderung
von Juckreiz sowie zur Blutreinigung verwendet.
Cannabis Linné (Hanf)
Auch die Aufstellung der Gattung Cannabis ist ein strittiges
Thema, das heißt, die Meinungen über die Artenvielfalt inner-
halb der Gattung gehen auseinander. Die einen bevorzugen die
klassische Einteilung in Cannabis sativa, Cannabis indica und
Cannabis ruderalis. Andere präferieren die Aufstellung nur einer
variablen Art mit natürlichen Varietäten, nämlich Cannabis sa-
tiva var. sativa, Cannabis sativa var. indica und Cannabis sativa
var. spontanea (auch Cannabis sativa var. ruderalis) bzw. Can-
nabis sativa var. vulgaris (Gewöhnlicher Hanf), Cannabis sativa
var. indica (Indischer Hanf), Cannabis sativa var. gigantea (Rie-
senhanf) und Cannabis sativa var. ruderalis (Wilder Hanf). Die
nächsten sehen eine weitere Spezies Cannabis afghanica, wo-
hingegen andere Forscher der Meinung sind, man könne die ein-
zelnen Arten heutzutage überhaupt nicht mehr auseinanderhal-
ten. Ein noch größeres Abenteuer wird es, wenn man versucht,
die modernen Hybridformen der Cannabispflanzen (Strains) be-
stimmten Arten zuzuordnen.
73
Cannabis Know-How
Celtis Linné (Zürgelbäume, Nesselbäume)
Synonyma: Momisia F. Dietr., Sparrea Hunz. et Dottori
Die Gattung der Zürgelbäume besteht aus 60 bis 100 Arten, die
in gemäßigten Zonen als sommergrüne und in tropischen Ge-
bieten als immergrüne Bäume bzw. Sträucher heimisch sind.
Verbreitungsgebiete sind Europa, Asien, Amerika und Afrika,
in Australien sind Zürgelbäume eingebürgert. Vor der Einord-
nung der Gattung in die Familie der Hanfgewächse zählten Zür-
gelbäume zu den Ulmengewächsen (Ulmaceae). Die Blätter der
Arten sind wechselständig und zweireihig angeordnet und wei-
sen gesägte Ränder auf. Die Rinde von Celtis occidentalis wird
von manchen indigenen Ethnien Amerikas abgekocht und eth-
nomedizinisch zur Behandlung von Halsschmerzen und Mens-
truationsbeschwerden genutzt, die Früchte einiger Arten sind
essbar. Zubereitungen aus Rinde, Wurzeln und Blätter der Spe-
zies Celtis africana gelten ethnomedizinisch als wirksame Mittel
zur Linderung von Kopfweh und Fieber, mit einer Abkochung des
Blattwerks werden schmerzende Augen behandelt.
Chaetachme Planch.
Die Gattung Chaetachme ist monotypisch, das heißt, es existiert
nur eine Art: Chaetachme aristata (Syn.: Celtis appendiculata,
Celtis subdentata, Chaetachme madagascariensis, Chaetachme
meyeri, Chaetachme microcarpa, Chaetachme nitida und Chae-
tachme serrata). Sie ist in Afrika heimisch und wurde vor ihrer
Einordnung in die Familie der Hanfgewächse zu den Ulmenge-
wächsen (Ulmaceae) gezählt. Chaetachme aristata heißt in der
74
afrikanischen Kikuyu-Sprache muyuyu, ihr englischer Trivial-
name ist thorny elm (Dornige Ulme). Weil Chaetachme der Gat-
tung Celtis recht nahe steht, wurde die Pflanze zu den Canna-
baceae gestellt.
Chaetachme aristata wächst strauch- bzw. baumartig und wird
bis zu zehn Meter hoch. Die lanzenförmigen, spitz zulaufenden
Blätter sind bis zu elf Zentimeter lang und fünf Zentimeter breit
und an den Rändern glatt oder gezähnt. Die Gattung Chae-
tachme ist mit der Gattung Pteroceltis (siehe unten) abstam-
mungsgeschichtlich eng verwandt.
Zubereitungen aus der Pflanze werden in Afrika ethnomedizi-
nisch als Lungenmittel, Analgetikum und Laxans (Wurzel) so-
wie zur Behandlung von Erkrankungen des Rachen- und Nasen-
raums (Rinde und Blätter) genutzt.
Gironniera Gaudich.
Synonyma: Helminthospermum Thwaites, Nematostigma
Planch. ex Benth. et Hook. f.
Die Gattung Gironniera umfasst sechs anerkannte Arten: Gi-
ronniera celtidifolia, Gironniera hirta, Gironniera nervosa, Gi-
ronniera parvifolia, Gironniera rhamnifolia und Gironniera sub-
aequalis. Es handelt sich um immergrüne Laubbäume, die in
tropischen Gebieten Südostasiens und auf den Pazifischen In-
seln heimisch sind und meist 10 bis 20 Meter, im Einzelfall auch
bis zu 40 Meter hoch wachsen. Vor etwa 35 Millionen Jahren (zur
Zeit des Oligozän) war mindestens eine Art auch im Gebiet des
heutigen Mitteleuropa beheimatet. So fanden Archäologen fos-
sile Samenkörner der heutzutage ausgestorbenen Spezies Gi-
ronniera carinata in der Rhön (Deutschland).
Die Art Gironniera subaequalis kommt im südlichen China, in
Indien, Myanmar, Thailand, Kambodscha, Laos, Vietnam, Ma-
laysia und Indonesien vor. Ihre Blätter werden mancherorts
ethnomedizinisch als postpartales Heilmittel verwendet. Ein De-
kokt aus der Wurzel der in Malaysia heimischen Art Gironniera
hirta wird volksmedizinisch ebenfalls als postpartales Heilmit-
tel sowie zur Behandlung schmerzender Augen verwendet. Die
Früchte der in Südostasien vorkommenden Gironniera nervosa
sind essbar.
Humulus Linné (Hopfen)
Synonyma: Humulopsis Grudz., Lupulus Mill.
Die Gattung Humulus besteht aus nur drei Spezies, die auf der
Nordhalbkugel beheimatet sind: dem mehrjährig wachsenden
Echten Hopfen Humulus lupulus, dem einjährigen Japanischen
Hopfen Humulus scandens (Syn.: Antidesma scandens, Humu-
lopsis scandens, Humulus japonicus) und dem mehrjährigen
Yunnan-Hopfen Humulus yunnanensis.
Bei den Hopfen-Arten handelt es sich um Kletterpflanzen und
Schlinggewächse, sie galten früher neben den Cannabis-Arten
als die einzigen Vertreter der Familie der Hanfgewächse. Hop-
fen wird für das Brauen von Bier verwendet und ist neben dem
Hanf das wohl bekannteste und am häufigsten genutzte Hanf-
gewächs der Welt. Zum Hopfen wurden ganze Bücher verfasst,
unter anderem der sehr empfehlenswerte Hopfen-Atlas (siehe
Literaturliste). Auch haben wir in der grow! schon diverse eth-
nobotanische Betrachtungen zu der Gattung gebracht, wes-
halb wir uns eine detaillierte Abhandlung des Hopfens an die-
ser Stelle sparen.
ü

Lozanella Greenm.
Die Gattung Lozanella umfasst die beiden Arten Lozanella en-
antiophylla (Syn.: Lozanella trematoides, Trema enantiophylla)
und Lozanella permollis und wurde vor ihrer Einordnung in die
Familie der Hanfgewächse zu den Ulmengewächsen (Ulmaceae)
gezählt. Die Pflanzen kommen in Mittel- und Südamerika von
Mexiko bis Bolivien, Peru und Venezuela vor. Sie weisen ge-
zähnte Blätter auf, wachsen strauch- bis baumförmig und kön-
nen bis zu etwa zehn Meter hoch werden.
Parasponia Miq.
Die Gattung Parasponia umfasst fünf Arten: Parasponia ander-
sonii, Parasponia melastomatifolia, Parasponia parviflora, Para-
sponia rigida und Parasponia rugosa. Manche Botaniker stellen
aber bis zu zehn Spezies in die Gattung, wohingegen andere die
gesamte Gattung als Synonym der Gattung Trema (siehe unten)
betrachten. Die Gattung Parasponia zählte, ehe sie in die Fami-
lie der Hanfgewächse aufgenommen wurde, zu den Ulmenge-
wächsen (Ulmaceae). Die Arten sind auf den Pazifischen Inseln
heimisch. Die Gattung lebt in einer Symbiose mit Bodenbakte-
rien (Rhizobien), was sonst nur bei Hülsenfrüchtlern (Legumi-
nosae) der Fall ist.
Pteroceltis Maxim.
Die monotypische Gattung enthält nur die Art Pteroceltis tata-
rinowii, ein laubwerfendes Baumgewächs, das bis zu 20 Meter
hoch werden kann. Bevor die Pflanze in die Familie der Hanfge-
wächse aufgenommen wurde, zählte sie zur Familie der Ulmen-
gewächse (Ulmaceae). Die wechselständigen, häufig zweizeilig
angeordneten, eiförmigen Blätter sind bis zu zehn Zentimeter
lang und bis fünf Zentimeter breit und haben am Grund glatte,
dann gezähnte Ränder. Pteroceltis tatarinowii kommt aus-
schließlich in China vor. Die faserige Borke des Baums wird zur
Herstellung von Papier verwendet, weshalb Pteroceltis tatarino-
wii auch in Plantagen angebaut wird. Aus den Samen wird ein Öl
extrahiert. Die Gattungen Pteroceltis und Chaetachme sind ab-
stammungsgeschichtlich eng verwandt.
ü
Cannabis Know-How
Trema Lour.
Synonyma: Sponia Comm. ex Decne., Parasponia Miq.
Die Gattung Trema umfasst etwa 15 Arten, die in subtropischen
und tropischen Gebieten verbreitet sind, so in Afrika, Australa-
sien, Amerika und Südasien. Die immergrünen Bäume haben
eiförmige, gezähnte Blätter und werden bis zu etwa 20 Meter
hoch. Auch Trema war ursprünglich zur Familie der Ulmenge-
wächse (Ulmaceae) gezählt worden.
Trema orientalis wird in den verschiedensten Kulturen ethno-
medizinisch verwendet. Blätter und Rinde werden zur Behand-
lung von Asthma, Bronchitis, Gelbfieber, Husten, Halsschmer-
zen, Tripper, Zahnschmerzen und als Antidot bei Vergiftungen
genutzt. Ein Aufguss aus der Rinde soll bei Ruhr helfen, ein De-
kokt aus den Blättern wird zur Entwurmung von Hunden verwen-
det. Studien haben ergeben, dass ein wässriger Extrakt aus der
Rinde den Blutzuckerspiegel in einem Tierversuchsmodell von
Diabetes mellitus senken kann. Extrakte aus Blättern verwand-
ter Arten (u.a. Trema micrantha) zeigten im Tierversuch entzün-
dungshemmende, anti-arthritische und schmerzlindernde Akti-
vität bei Nagern.
Schlussbemerkung
Die aktuelle taxonomische Aufstellung der Cannabaceae inklu-
sive diverser Gattungen von Strauch- und Baumgewächsen aus
der Familie Ulmaceae kann für botanische Laien verwirrend sein.
Zwar ist es für den „Hausgebrauch“ von Cannabis nicht wichtig,
die genaue botanische Klassifizierung der Pflanzenfamilie und
deren Ursprünge zu kennen. Weil aber Hanfthemen in der Ge-
sellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnen, kann es nicht
schaden, zuweilen mit ein wenig Hintergrundwissen punkten zu
können. Interessant ist auf jeden Fall, dass die verschiedenen
Gattungen und Arten der Familie der Hanfgewächse, abgese-
hen von Cannabis an sich, keine Cannabinoide bzw. Cannabi-
noid-Analoga (Cannabimimetika) aufweisen. Dafür findet man
diese in Vertretern anderer Pflanzenfamilien, zum Beispiel Can-
nabigerol (CBG) und Cannabigerol-ähnliche Substanzen in der
Strohblume Helichrysum umbraculigerum aus der Familie der
Korbblütler (Asteraceae) sowie zahlreiche andere (Bohlmann et
Hoffmann 1979, Hanuš et al. 2016). Am Ende des Tages sind
doch alle Pflanzen der Erde auf irgendeine Art und Weise mitei-
nander verwandt, und es wird sicher spannend zu sehen, was
für Entdeckungen unsere Wissenschaft in dieser Hinsicht in Zu-
kunft noch machen wird.
Markus Berger
75
Grower-Szene

Big in Japan
Die „Cannabis Liberation Army“
Japan gehört nicht unbedingt zu den Ländern, die in puncto Can- ausgesetzt wird. Lässt man sich in dieser
Zeit noch mal erwischen, hat man erst mal
nabis als innovativ oder liberal bezeichnet werden könnten. Im Ge-
Zwangsurlaub. In Japan ist selbst der Kon-
genteil, von allen westlich geprägten Ländern hat Japan eines der sum von Cannabis verboten und kann mit
repressivsten und härtesten Gesetze gegen Cannabis, und die ja- bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug und der
obligatorischen Bußgeld-Strafe geahndet
panische Regierung sorgt für eine rigorose Umsetzung. Dass sich
werden – in den meisten Ländern, so auch
in Japan unter diesen Umständen überhaupt Leute für Cannabis in Deutschland, ist der Konsum von Can-
interessieren, ist schon verwunderlich. Dass es aber sogar eine nabis straffrei.
„richtige“ Grower-Szene gibt, die in Sachen Knowhow und Qualität
ihrer Anbauergebnisse denen in den USA in nichts nachstehen soll,
hätten wir nicht gedacht …
So berichten es uns zumindest Keity und ben standhaft und machten weiter. So
Katsu, die seit einigen Jahren in der japa- auch Keity, der dafür die Härte des japa-
nischen Cannabis-Szene aktiv sind. Zu- nischen Justizsystems zu spüren bekam
sammen betreiben die beiden Japaner und für vier Jahre ins Gefängnis musste.
eine Internetplattform, über die vor allem
Dabei sind Hanfsamen und Growequip-
Cannabissamen verkauft werden. Sie er-
ment in Japan eigentlich legal, man darf
klären uns, dass es bis vor ein paar Jahren
sie nur nicht für den Anbau von Canna-
auch Grow- und Seedshop in Japan gab,
bis nutzen. Die Strafen für Cannabisan-
doch eine Gesetzesverschärfung der Re-
bau liegen bei sieben bis zu zehn Jahren,
gierung um Premierminister Abe hat dafür
je nach Schwere des „Vergehens“. Wenn
gesorgt, dass auch die Beihilfe zum Can-
man mit einem Joint erwischt wird, gibt’s
nabisanbau unter Strafe gestellt wurde.
dafür ein Jahr Freiheitsentzug, was bei
In der Folge schlossen die meisten Grow-
Ersttätern für drei Jahre auf Bewährung
und Seedshops, nur einige wenige blie-

ü
76

Laut offiziellen Statistiken soll rund ein
Prozent der japanischen Bevölkerung
Erfahrung mit Cannabis gemacht haben
– trotz der strengen Verbote. Bei einer
Gesamtbevölkerung von etwa 120 Millio-
nen sind es also rund 1,2 Millionen Men-
schen. Im Vergleich zu anderen westlich
geprägten Ländern ist das aber relativ
wenig (in den meisten europäischen Län-
dern sind es rund 5 Prozent der Bevölke-
rung).
Dabei kann Hanf in Japan auf eine jahr-
hundertealte Tradition zurückblicken,
selbst in den Rüstungen der Samurai wa-
ren Hanffasern verarbeitet. Doch was den
Konsum von Cannabis als Genuss- oder
Heilmittel angeht, spielte das wohl in Ja-
pan nie eine große Rolle – zumindest ist
dazu nichts dokumentiert. Und so wurde
Cannabis erst 1948 verboten, nicht ganz
ohne den Einfluss der USA, die Japan da-
mals infolge des Zweiten Weltkriegs be-
setzt hatten.
Grower-Szene
Aber nicht nur die strengen Gesetze sor-
gen in Japan dafür, dass Cannabis in der
Gesellschaft keine große Rolle spielt,
auch die Preise für Marijuana und Ha-
schisch tragen dazu bei: So berichten
uns Keity und Katsu, dass aktuell 6.000
Yen für ein Gramm Gras von Standard-
qualität verlangt werden. Das sind nach
derzeitigem Umrechnungskurs knapp 50
Euro! Und das muss man sich erst mal
leisten können.
Hinzu kommt, dass die Cannabis-Szene
sehr verdeckt agiert, und ohne die ent-
sprechenden Kontakte ist es sehr schwer,
überhaupt an Gras oder Haschisch zu
kommen. Keity erklärt uns, dass in Ja-
pan solche Dinge über Chatgruppen ge-
regelt werden. Whatsapp, Threema und
ähnliche Chatplattformen werden dort
intensiv genutzt. Und nur wer jemanden das Wissen auch praktisch umsetzen zu
können, braucht man die passende Ge-
netik – sprich Samen. Deshalb hatte Kei-
ty ursprünglich seinen Shop eröffnet.
Da so etwas kaum noch möglich ist, be-
treiben sie seit einem halben Jahr eine
Internetplattform, über die sie vor allem
Cannabissamen, aber auch Anbauequip-
ment wie Lampen und Dünger verkaufen.
Sie sagen, dass es bisher in Japan eine
derartige Internetplattform noch nicht
gab und sie die ersten seien.
Die meisten japanischen Grower hat-
ten sich ihre neue Genetik in lokalen
Seedshops besorgt oder bestellten sie
in Europa oder den USA. Doch viele der
Seedshops mussten schließen, und seit
Kurzem achtet der japanische Zoll ver-
mehrt auf derartige Päckchen und hat
schon einige aus dem Verkehr gezogen –
nicht ohne den Adressaten einen persön-
lichen Besuch von der Polizei abstatten
kennt, der Mitglied ist und eine Einladung
zu lassen …
ausspricht, kann selbst Mitglied werden.
Natürlich versucht die japanische Polizei
dagegen vorzugehen, doch wie uns die
beiden versichern, sind solche Chatgrup-
pen sehr sicher, und da die Zahlungen
nur über Cyber-Währung wie Bitcoins
laufen, lassen sie sich nicht nachvollzie-
hen.
Angesichts der hohen Preise für Canna-
bisprodukte und der schwierigen Versor-
gungslage empfehlen Keity und Katsu ih-
ren Landsleuten aktiv den Eigenanbau.
Sie wollen, dass es in Japan immer mehr
Menschen gibt, die sich selbst mit Can-
nabis versorgen können und unabhängig
von anderen Quellen werden.
In der Vergangenheit gaben sie vor allem
das Wissen über einen effektiven Indoo-
ranbau von Cannabis weiter. Doch um
ü
77
Grower-Szene

Währungen, um sowohl dem Kunden als

auch ihnen bestmögliche Anonymität zu
gewährleisten.
Ihre Ware, insbesondere die Seeds, be-
kommen sie von Großhändlern aus Euro-
pa, vor allem aus den Niederlanden und
Spanien und auch aus den USA. Dafür
haben sie eine spezielle Importstrategie
entwickelt, damit die Waren-Sendungen
aus Übersee sie sicher erreichen.
Aber sie wollen auch selbst in die Pro-
duktion von neuer Cannabisgenetik ein-
steigen. Das soll nicht in Japan passieren,
dafür haben sie sich einen passenden
Ort in Thailand gesucht. Dort haben sie
die entsprechenden Infrastrukturen auf-
gebaut und fachkundiges Personal ange-
heuert. Schon bald sollen die ersten Frei-
Um die entstandene Lücke zu schließen, land- und Indoor-Versuche starten. der Verbote – mit dem Anbau beginnen.
starteten Keity und Katsu ihre Internetsei- Doch auch das ist illegal und mit einem
te. Sie kommen uns weniger wie gewiefte hohen Risiko verbunden.
Geschäftsleute vor, sondern vielmehr wie
Der Versuch, in Japan eine offizielle Ge-
Aktivisten, die sich vom Staat nicht un-
nehmigung für die medizinische Verwen-
terkriegen lassen und auf ihre Weise zi-
dung von Cannabis zu bekommen, war
vilen Ungehorsam leisten. Dafür spricht
bisher wenig erfolgversprechend. Das
auch der Name, den sich sie sich und
musste ein Mann aus Tokio erkennen,
ihrer Internetpräsenz gegeben haben:
der an Leberkrebs erkrankt war und Can-
CLA = Cannabis Liberation Army
nabis zur Unterstützung seiner Therapie
(Cannabis Befreiungs-Armee).
einsetzen wollte. Er wandte sich an das
Zwar ist der Verkauf von Hanfsamen nach Gesundheitsministerium, um mehr dazu
wie vor nicht verboten, doch wenn die Ab- zu erfahren und eine Erlaubnis zur The-
sicht unterstellt werden kann, dass dies rapie mit Cannabis zu bekommen. Doch
zum illegalen Anbau geschieht, verste- die Bitte wurde ihm nicht gewährt und
hen die Behörden keinen Spaß. Das weiß die Genehmigung verweigert. Der Mann
Keity aus eigener Erfahrung, und deshalb beschloss, heimlich Cannabis anzubau-
sind die beiden besonders vorsichtig. So en, um sich damit selbst therapieren zu
dürfen wir zu diesem Artikel kein Foto können. Doch dabei wurde er entdeckt
von ihnen abdrucken, und ihre Internet- und von der Polizei festgenommen. Vor
seite haben sie so programmiert, dass sie Gericht gab er an, dass keines der bisher
als Betreiber nicht aufspürbar sind. Zah- Sie erzählen uns, dass sie bis jetzt rund eingesetzten Medikamente den Leber-
lungen laufen natürlich auch nur in Cyber- 1.000 Kunden haben, die bei ihnen Samen krebs stoppen konnte und er Cannabis
und Zubehör bestellen. Auf die Frage,
wie viele Grower es insgesamt in Japan
gibt, sind sie etwas unschlüssig, einigen
sich aber auf rund 5.000 aktive Grower –
Tendenz steigend. Zu ihren Bestsellern
gehört die Sorte Pineapple Express, die
sie auch selbst sehr gerne rauchen.
Angesichts der hohen Preise für Gras und
Haschisch und des sich verbreitenden
Wissens über den Indooranbau von Can-
nabis, sind immer mehr Japaner bereit,
das Risiko einzugehen und sich ihren Ei-
genbedarf selbst anzubauen. Einige ha-
ben daraus einen Beruf gemacht und
produzieren vorrangig für den Verkauf.
Auch der medizinische Nutzen von Can-
nabis spricht sich in Japan allmählich he-
rum und sorgt dafür, dass Leute – trotz

ü
78

als seine letzte Chance zum Überleben
ansieht. Nur aus diesem Grund, nicht aus
finanziellem Interesse, habe er Cannabis
angebaut. Während er auf das richter-
liche Urteil wartete, erlag der Mann sei-
nem Krebsleiden. Das Verfahren wurde
daraufhin eingestellt, ohne die Angele-
genheit juristisch abzuschließen und ein
Grundsatzurteil zu der Thematik zu fällen.
Grower-Szene
Der Fall ging aber durch die japanischen
Medien und hat zu einer öffentlichen Dis-
kussion über die medizinische Verwen-
dung von Cannabis geführt. Zusätzlich
befeuert der auch in Japan aufkommende
CBD-Hype die Diskussion. Hanfprodukte
wie Öle dürfen frei gehandelt werden,
wenn sie kein THC enthalten. Das trifft
auf die meisten Hanfprodukte mit CBD
zu, die in der alternden japanischen Be-
völkerung auf großes Interesse stoßen.
Es besteht die Hoffnung, dass die Akzep-
tanz für Cannabis in der japanischen Be-
völkerung auf diese Weise nach und nach
anwächst und Cannabis nicht mehr nur
als gefährliche Droge angesehen wird.
Keity und Katsu haben die Hoffnung,
dass sich über den Cannabisanbau die
hohe Selbstmordrate in Japan reduzie-
ren lässt. In Japan nehmen sich jedes
Weitere Info zu CLA:
Jahr rund 20.000 Menschen das Leben.
www.cla-seed.com
Keity und Katsu glauben, dass, wenn die
Menschen die Möglichkeit hätten, selbst Fotos:
Cannabis anbauen zu können, ihnen das Alle Fotos zu diesem Artikel
Bestätigung, Freude und einen neuen stammen von japanischen Growern
Sinn im Leben geben könnte. Denn wer aus der CLA-Community
schon mal selbst aus einem winzigen Sa-
men eine gesunde und potente Hanf-
pflanze gezogen hat, bekommt einen
ganz neuen Blick auf das Wunder des
Lebens, auf die Verantwortung anderen
Lebewesen gegenüber und erlebt die Er-
füllung, die die Arbeit mit ihnen bringen
kann. Das gibt neues Selbstwertgefühl
und Lebensfreude!
2020 finden in Tokio die Olympischen
Sommerspiele statt und bringen Men-
schen aus der ganzen Welt in die japa-
nische Hauptstadt. Keity und Katsu hof-
fen, dass mit ihnen auch ein neuer Geist
und ein neues Verständnis im Umgang
mit Cannabis nach Japan kommen wird.
Dann wird man sehen, wie Regierung
und Justiz darauf reagieren und ob dies
zu einem Umdenken in der japanischen
Drogenpolitik führt.
ü
Richtig trocknen...
Fermentation
Gutes noch weiter veredeln
Fischer in Schweden tun es. Köche in Deutschland
tun es ebenfalls. Und auch ambitionierte Grower
wenden eine uralte Technik an, um Lebens- und
Genussmittel nicht nur haltbarer, sondern vor allem
auch wohlschmeckender zu machen. Also aus et-
was Gutem etwas noch Besseres werden zu las-
sen. Die Rede ist von der Fermentation. Ich wollte
wissen, welche Möglichkeiten der Gras-Fermenta-
tion sich mir bieten, wie gut dieser komplexe Pro-
zess in den heimischen vier Wänden funktioniert
und ob das Endresultat den Aufwand rechtfertigt.
Lest, wie es mir ergangen ist.
ü
80
Was ist überhaupt Fermentation?
Als ich das erste Mal auf den Begriff der Fermentation (oder
auch Fermentierung) gestoßen bin, war mir bereits unge-
fähr klar, was das bedeutet. Der genaue Sachverhalt und
vor allem die Vielfältigkeit der Anwendungsgebiete, war mir
jedoch noch unbekannt. Also habe ich mich auf die Suche
nach einer einfachen und eindeutigen Erklärung des Fermen-
tationsprozesses gemacht. Von allen Erklärungen hat mir am
Ende die von Wikipedia am besten gefallen. Sie beschreibt
den Vorgang technisch als „mikrobielle oder enzymatische
Umwandlung organischer Stoffe“. Das gilt sowohl unter
Ausschluss als auch unter Anwesenheit von Sauerstoff wäh-
rend des Prozesses. Von Gewürzgurken über Jogurt bis hin
zu Rauchtabak – überall wird Gebrauch von der alten Tech-
nik der Konservierung gemacht. So wäre beispielsweise ein-
fach nur im Freien getrockneter Tabak kaum genießbar. Erst
durch seine verlängerte Trocknungszeit in dunklen und da-
bei luftigen, speziellen

Tabakscheunen, wird daraus eine wirkliche Rauchware. Würde
man dies unterlassen, wäre die Konsistenz des Krauts bröse-
lig und nicht elastisch. Der Geschmack wäre kratzig statt wür-
zig. Ganz ähnlich verhält es sich offenbar mit Gras. Dass fer-
mentierte Rauchware dunkler und in gewisser Weise farbloser
aussieht als luftgetrocknetes Weed, war mir bereits aufgefal-
len. Dass sie auch milder schmeckt als unfermentierte, eben-
falls. Logisch, denn das kratzig schmeckende Chlorophyll wird
ja auch abgebaut bzw. umgewandelt. Nur über den Weg zum Er-
folg herrschte bei mir bisher noch tiefe Unsicherheit. Umgewan-
delt in was? Zucker, wie ich häufig gelesen hatte? Ich fand bis
dahin nicht, dass fermentiertes Gras besonders süß geschme-
ckt hätte, aber vielleicht fehlt mir ja auch nur der entsprechende
Geschmackssinn. Immerhin ist „Geschmack“ ja nur ein Krite-
rium von mehreren.
Vier Experten, fünf Meinungen
Wer sich im Internet mit all seinen Foren und Experten-Seiten
zum Thema umschaut, findet eine ganze Menge Informationen.
Grenzt man die Suche auf cannabisspezifische Fermentation
ein, reduziert sich die Anzahl der relevanten Treffer ganz erheb-
lich. Unter den ernstzunehmenden Cannabis-Beiträgen krei-
sen die Inhalte hauptsächlich um den Fragenkomplex, welche
Fermentierungsmethode „besser“ sei als die andere. Soll man
seine fast trockenen Buds im Einmachglas „curen“ oder lieber
doch in der Plastikdose? Ist der Vorgang bereits nach zwei Wo-
chen abgeschlossen oder doch erst nach acht Wochen? Außer
Acht wird hierbei freilich gelassen, dass die Ansprüche an das
Endprodukt höchst individuell sind. Was dem einen perfekt in
Haptik und Geschmack erscheint, ringt seinem Mitraucher nur
ein müdes Lächeln ab. Zu unterschiedlich sind die Geschmä-
cker. Immerhin habe ich für mich einige Variablen aus verschie-
denen Beiträgen herausgefiltert, die wohl als maßgeblich für
das Gelingen oder Scheitern des Projekts „Fermentation“ gelten
können. Diese vier Faktoren beeinflussen das Ergebnis:
- Luft - Licht - Feuchtigkeit - Zeit
1. Luft. Ging man früher davon aus, dass sich Fermentation (lat.
f. Gärung) ausschließlich unter Luftausschluss abspielt, so ist
diese Annahme heutzutage überholt. Es gilt, dass der enzyma-
tische und mikrobielle Umwandlungsprozess auch unter Sau-
erstoffbedingungen ablaufen kann. Für den Grower bedeutet
dies ganz grob gesagt, dass er sich entscheiden kann, sein zu
fermentierendes Gras luftdicht zu verpacken oder für ein ge-
wisses Maß an Belüftung zu sorgen? Die Frage nach Glas oder
Plastik als Aufbewahrungsgefäß ist meines Erachtens dabei für
den Erfolg ohne Belang. Ich persönlich habe nur keinen Bock
auf Plastik als Fermentationsgefäß. Für mich muss die Frage in
diesem Zusammenhang lauten: Glas, Ton oder Papier? Alle drei
Materialien bestehen aus natürlichen Rohstoffen, weisen aber
ganz unterschiedliche Grade der Luftdurchlässigkeit auf. Und
die sollten sich auswirken.
2. Licht. Jeder, der einmal ungeduldig war und sein frisches Gras
am Fenster oder in einem warmen Raum getrocknet hat, weiß,
dass das Resultat ein giftig grünes und ebenso schmeckendes
Kraut von kratzigem Aroma ist. Hauptsächlich mitverantwortlich
hierfür ist neben der Zeit auch der Faktor Licht. Ambitionierte
Grower wissen, dass Weed am besten immer bei dunklen Licht-
verhältnissen getrocknet wird – genau wie frischer Tabak in sei-
Richtig trocknen...
ner Scheune. Offenbar wird bei Dunkelheit das ungeliebte Chlo-
rophyll effektiver abgebaut als bei Tageslicht. Meine Annahme
war, dass es sich bei der Fermentation ebenso verhalten würde.
Dass also im Dunkeln fermentiertes Gras sichtbar weniger Rest-
chlorophyll enthalten würde als unter Tageslichtbedingungen
veredeltes Material.
3. Feuchtigkeit. Zu fast jeder Fermentation gehört in irgendeiner
Art und Weise Feuchtigkeit. Ob sie bereits im Ausgangsmaterial
enthalten ist und für den Prozess genutzt wird oder ob sie künst-
lich hinzugefügt wird (beispielsweise durch Einlegen, Besprü-
hen o.ä.), scheint dabei sekundär zu sein. Für den Grasfreund
ergeben sich jedoch aus dieser Prämisse eine Reihe von Überle-
gungen: Soll ich ganz frisch geerntetes Gras fermentieren, leicht
angetrocknetes, oder versetze ich fast durchgetrocknetes Weed
wieder künstlich in einen „Frischezustand“? Jeder Ansatz klingt
erfolgversprechend, und vermutlich wird am Ende jede dieser
Methoden ein individuelles Ergebnis bringen, welches sich von
den anderen beiden unterscheidet. Der Knackpunkt scheint
hier der Faktor „Schimmelbildung“ zu sein. Was für die emp-
findlichen Buds während der Blüte gilt, hat selbstverständlich
auch noch während des Trocknungsvorgangs seine Relevanz:
Zu viel stetige Feuchtigkeit bei zu wenig Luftaustausch fördert
die Schimmelbildung. Die Frage lautete hier also für mich weni-
ger, ob frisch oder trocken fermentiert wird, sondern vielmehr,
ob es mir gelingt, die Feuchtigkeitsverhältnisse unter Kontrolle
zu halten.
4. Zeit. „Gut Ding will Weile haben“. Diese Binsenweisheit gilt
nicht nur für den Vorgang des Trocknens, sondern auch für die
Fermentation. Während das banale Trocknen von Weed typi-
scherweise eine bis anderthalb Wochen dauert, bewegen wir
uns bei der Fermentation irgendwo zwischen zwei und acht Wo-
chen. Wiederum – je nach angewendeter Methode und ange-
strebtem Ergebnis. Klar ist: Je feuchter das Ausgangsmaterial
ist und je weniger Luftaustausch stattfindet, desto länger dauert
der ganze Prozess. Umgekehrt betrachtet, kann jeder Prozess
durch die kontinuierliche Zufuhr von Luft unterbunden bzw. un-
terbrochen und somit verkürzt werden. Über die Variable „Luft“
bzw. „Sauerstoff“ kann also der Faktor Zeit bzw. Dauer beein-
flusst werden.
Dies waren die scheinbar wichtigsten Faktoren bei einer Canna-
bisfermentation, welche ich einmal selbst im Hausversuch aus-
probieren wollte. Obwohl es ein paar Dinge zu beachten galt,
wollte ich aus meinem kleinen Experiment keine Wissenschaft
machen. Alles sollte so ablaufen, dass es aus meiner Sicht auch
realistisch war. Weder wollte ich jeden Tag Stunden damit zu-
bringen, auf der Lauer nach irgendwelchen Schimmelsporen zu
liegen. Noch wollte ich ein Sammelsurium an Hilfsmitteln besor-
gen müssen. Alle Zutaten und Hilfsmittel sollten sich bereits in
meinem Haushalt befinden. Und schon gar nicht sollte die ganze
Geschichte zwei Monate dauern. Kurzum, es sollte ein etwas
ausführlicherer Selbstversuch für Grower mit kleineren Mengen
Gras für den Selbstverbrauch sein. Mehr nicht. Das soll nicht hei-
ßen, dass dieselben Techniken eventuell nicht auch im größeren
Maßstab funktionieren würden. Ich persönlich stelle es mir je-
doch recht aufwendig und auch riskant vor, beispielsweise ein
50-Liter-Fass mit Gras zu bestücken und das Ganze dann kon-
trolliert, ohne Rund-um-die-Uhr Betreuung erfolgreich über die
Bühne zu bringen. Im Falle eines Misserfolgs hätte man auf ei-
nen Schlag mehrere Hundert Gramm Gras in den Sand gesetzt.
Aus diesem Grund wollte ich vorerst kleine Brötchen backen.
ü
81
Richtig trocknen...
Auf der Wäscheleine vorgetrocknete Buds
Meine Methoden für die Fermentation
Wie bereits erwähnt, bin ich kein großer Freund von Plastik.
Manchmal lässt sich sein Einsatz nicht vermeiden, aber wo ich
eine Alternative habe, mache ich davon Gebrauch. So auch in
diesem Fall. In der einfachsten Variante habe ich getan, was
viele Grower tun. Ich habe das Weed fünf Tage im Halbdunkel
antrocknen lassen. Danach wurden die gesamten Stängel mit
Blüten in mitteldickes, unbeschichtetes Packpapier gewickelt.
Schließlich (ja, ja, ich weiß – Plastik) habe ich die so entstan-
dene Rolle locker in eine Mülltüte eingeschlagen und zum lang-
samen Trocknen auf die Seite gelegt. Dieser Schritt fällt bei mir
ohnehin immer an.
In der zweiten Variante werden ein paar angetrocknete Buds in
eine dicke Pappschachtel gelegt. Danach habe ich die bereits an-
getrockneten Blüten kräftig mittels eines feinen Pumpzerstäu-
bers mit Wasser befeuchtet. Am Ende ist auch diese Schachtel
mit ihrem wertvollen Inhalt in eine kleine Plastiktüte gewandert,
um die Feuchtigkeit im Inneren der Box besser halten zu kön-
nen. Für ein paar weitere Buds im gleichen Trocknungszustand
habe ich einen kleinen, sauberen (!) Tonkrug mit Deckel bereit-
gestellt. Unglasierter Ton lässt weit weniger Luftaustausch zu
als Pappe, aber er ist weit davon entfernt, „luftdicht“ zu sein –
so wie beispielsweise Glas. Vielmehr sorgt seine poröse Struk-
ü
82
Eine Mülltüte gegen vorzeitiges Trocknen
tur dafür, dass nicht nur ein gewisses Maß an Sauerstoff ins Ge-
fäß, sondern auch eventuell anfallende Gärgase aus ihm heraus
gelangen können. Außerdem lässt sich durch eine wiederholte
Befeuchtung des Tongefäßes von außen der Luftfeuchtegehalt
im Inneren nahezu perfekt steuern. Der Ton saugt das Wasser
von außen auf – und gibt einen Teil davon in die Raumluft des
Fermentationsbehälters ab. So meine Hypothese.
Als Variante mit der geringsten Toleranz für ungewollten Luf-
taustausch habe ich ein ganz ordinäres Aufbewahrungsglas mit
Klappdeckel und Gummidichtung verwendet. Allerdings habe
ich im Gegensatz zu anderen Berichten das Weed nicht ange-
trocknet, sondern vielmehr knackig frische Blüten in das sorg-
fältig gereinigte Glas hineingelegt. Auch für dunkle Verhältnisse
habe ich in diesem Fall nicht gesorgt, sondern einfach das be-
füllte Glas verschlossen und es auf den Schrank gestellt. Dann
habe ich mir spaßeshalber noch eine Sondervariante gegönnt:
Ein Experiment mit unvorhersagbarem Ausgang, aber eines, das
ich recht vielversprechend fand. Hintergrund ist, dass ich vor
längerer Zeit im Ausland einmal kolumbianisches Gras gekauft
hatte. Überraschend dabei war weniger, dass in Kolumbien ne-
ben Coca auch kommerziell Gras gehandelt wird, als vielmehr
die Form des Weeds. Es kam in recht großen, fest gepressten
Blöcken. Seine Farbe war eher dunkelgrün-grau. Sein Geruch

war unerwartet würzig. Brach man kleine Stückchen von dem
größeren Block ab, zerfielen diese nicht zu Staub. Vielmehr fühl-
ten sie sich ein wenig elastisch an – so wie Tabak. Meine Ver-
mutung war damals, dass man das Gras in Kolumbien für den
Transport gepresst hatte, um es besser schmuggeln zu kön-
nen. In der Regel werden derartige Waren luftdicht verpackt,
um eine leichte Entdeckung zu vermeiden. Wenn nun das ver-
packte Material nicht komplett durchgetrocknet war (was es
nicht sein sollte), müsste eigentlich im Verlauf einer mehrwö-
chigen Schiffsreise über den Atlantik ein gewisses Maß an Fer-
mentation stattgefunden haben. Anders waren Farbe und Kon-
sistenz des Krauts für mich nicht zu erklären. Diese Begebenheit
kam mir nun wieder in den Sinn. Daher das kleine Zusatzexpe-
riment. Dafür habe ich wiederum ein paar leicht angetrocknete
Buds genommen. Diese habe ich zu einem Stück zusammen-
gefügt und mehrfach stramm in ein feuchtes Stück eines alten
T-Shirt-Stoffes eingewickelt. Danach wurde das eingewickelte
Gras mittels zweier Schraubzwingen fest zwischen zwei Metall-
schienen gespannt. Mehr Druck ging nicht. Aufbewahrt habe ich
alle Behälter bei Zimmertemperatur und auf einem Schrank. Als
Zeitfenster für die ganze Aktion waren rund drei Wochen Ge-
samtdauer angesetzt. Mehr ging vermutlich immer, aber für den
Anfang schien mir das ein vernünftiger Wert zu sein. Nun hieß
es warten und wachsam sein.
ü
Richtig trocknen...
Routine kann fatale Folgen haben
Für alle meine Proben galt, dass ich sie während der ersten
zwei Tage nach dem Verpacken nicht geöffnet habe. Einzig in
das durchsichtige Glas konnte ich zu der Zeit einen Blick wer-
fen. Erst danach habe ich die Proben im weiteren Verlauf der er-
sten Woche täglich für rund eine halbe Stunde geöffnet und ge-
lüftet, mit Ausnahme der gepressten Buds. Der Tonkrug wurde
alle zwei Tage für einige Sekunden unter fließendes Wasser ge-
halten, damit sich die Wände des Gefäßes von außen mit Feuch-
tigkeit anreichern konnten. Durch Sehen, Riechen und Fühlen
habe ich die Verhältnisse im Inneren des Töpfchens kontrolliert.
Die Probe in der Pappschachtel wurde alle zwei Tage kontrol-
liert, leicht mit Wasser besprüht und wieder verschlossen. Al-
lerdings hatte ich offenbar bei der „sichtbarsten“ Probe im Glas
nicht richtig hingeschaut. Als ich im Vorbeigehen einen flüch-
tigen Blick darauf warf, entdeckte ich eine ziemlich angeschim-
melte Blüte. Bei rund 20 Grad Celsius Raumtemperatur war das
aber mal schnell gegangen. Da hieß es dann rasch, die übrigen
Buds rauszuholen, zu kontrollieren, das Glas zu desinfizieren
und weiterzumachen. Wäre das in größerem Maßstab passiert,
hätte es richtig unangenehm werden können.
Nach einer Woche waren erste leichte Unterschiede zwischen
den einzelnen Proben zu erkennen. Während das Glas-Gras doch
83
Richtig trocknen...
Das Pappschachtel Ergebnis.
noch sehr grün aussah, hatte das Weed im Tontopf schon an
Farbe eingebüßt. Die beiden Papp-Proben lagen farblich dazwi-
schen. Nach der zweiten Woche waren die Unterschiede schon
deutlich sichtbarer. Das Weed im Tonkrug nahm mittlerweile
eine leicht bräunliche Farbe an, wobei die Konsistenz elastisch
blieb. Das Weed im Glas war nun ein wenig dunkler grün und
hatte deutlich an Volumen verloren. Es fühlte sich sowohl grif-
fig als auch elastisch an. Das Weed in der Pappschachtel wäre
ohne mehrmaliges Besprühen wohl zu diesem Zeitpunkt bereits
trocken gewesen – und meine regulär getrockneten Stängel wa-
ren es de facto. Also habe ich die getrockneten Blüten sachge-
recht verpackt und mich wieder den verbleibenden Proben zuge-
wandt. Es galt, noch eine weitere Woche abzuwarten.
Die letzte Woche meiner Test-Fermentation gestaltete sich recht
unterschiedlich. Als erstes habe ich für die Buds in der Papp-
schachtel am 16. Tag das Ende beschlossen. Zu diesem Zeit-
punkt waren die Teile blass dunkelgrün, hinreichend elastisch
aber offenbar trocken genug für die Aufbewahrung und dezent
im Geruch. Die Glasprobe wurde zunehmend fester und ein we-
nig dunkler. Der Geruch blieb indes sehr fruchtig, obwohl das
Gras einen guten Trocknungsgrad erreicht hatte. Das Gras im
Tontopf nahm zunehmend das Aussehen und die Konsistenz von
Tabak an. Leicht bräunlich, elastisch, würzig. Am Ende der drei
Das Tontopf-Resultat.
ü
84
Das Weed aus dem Aufbewahrungsglas.
Wochen habe ich einen Strich drunter gemacht und die Ergeb-
nisse miteinander verglichen.
Mein Fazit
Am meisten hat mich das nicht abzuschätzende und bislang
nicht kontrollierte Ergebnis der gepressten Probe überrascht.
Als ich sie aus der Umklammerung der Schraubzwingen be-
freit habe, hat sich gezeigt, dass der Schutzmantel aus T-Shirt-
Stoff komplett durchgetrocknet war und ein wenig muffig roch.
Nachdem ich den Inhalt jedoch freigelegt hatte, konnte ich auf-
atmen. In meiner Hand lag ein rund zwei Euro Stück großes,
ebenso dickes, schwarz-dunkelgrün gemustertes Piece aus Blü-
ten. Es war fest gepresst und roch trotz seines deutlichen Farb-
verlustes erstaunlich „grün“. Zudem hatte es trotz der Platten-
form eine gute Konsistenz behalten. Geschmacklich lag es eher
auf der kräftig-würzigen Seite. Das Weed aus der Pappschach-
tel hätte im Verlauf der ersten Woche eventuell ein wenig stär-
ker befeuchtet werden müssen. Damit hätte sich der Zeitpunkt
der Trocknung sicherlich noch nach hinten verschieben lassen.
So war es ganz okay. Gut zur Aufbewahrung und unaufdring-
lich im Geschmack. Auch die Blüten aus dem Glas überraschten
mich. Sie hatten ihren Überschuss an Feuchtigkeit zu Beginn
im Lauf der Wochen so weit reduziert, dass sie am Ende eben-
Der Stoff trocken, das Chlorophyll am Rand.
 Richtig trocknen...

falls gut durchgetrocknet, grifffest und somit genießbar

waren. Jedoch haben sie im Vergleich zur „Tonware“ ei-
nen deutlicheren Grünton behalten. Aber das Beste war
der Geschmack. Fruchtig, frisch, lecker. Das habe ich als
„schon einigermaßen gut fermentiert“ empfunden. Farb-
lich betrachtet, schien der Fermentierungsprozess bei
den Blüten im Tongefäß am effektivsten abgelaufen zu
sein. Auch die Haptik ließ darauf schließen. Das Gras hat
sich sehr griffig und elastisch angefühlt. Kleine, bräun-
liche Nuggets. Geschmacklich lag diese Probe zwischen
der Fruchtigkeit der Glas-Buds und der Würzigkeit der
Pressware. Insgesamt jedoch ebenfalls sehr unaufdring-
lich im Genuss.

Abschließend beurteilt kommt mir persönlich die Ton-

krug-Variante am meisten entgegen. Das Ergebnis ent-
spricht am ehesten dem, was ich mir unter „Fermentie-
rung“ vorstelle. Mittels Befeuchtung von außen lässt
sich das Klima im Inneren des Gefäßes prima steuern,
und damit auch die Dauer bzw. der gewünschte Grad der
Fermentation. Für meine Zwecke auch nicht schlecht: die
Pressvariante. Praktisch, wenn ich beispielsweise ver-

Ein festes Piece aus Grasblüten

reisen möchte. Dazu offenbar recht unkompliziert, wenn

man saubere Zutaten verwendet. Das Pappschachtel-
Weed war mir nicht fermentiert genug, und die Glas-
Variante, zumindest mit frischem Gras, war mir zu auf-
wendig in der Kontrolle. Ich denke, ich werde einfach
noch ein wenig mit unterschiedlichen Settings herum-
experimentieren, bis ich die perfekte Kombination aus
Tontopf (Farbe/Struktur) und Glas-Gras (Geschmack)
hinbekomme. Fürs Erste bin ich froh, dass mein Fer-
mentations-Prinzip offenbar funktioniert. In der von
mir bevorzugten Variante verarbeitet, empfinde ich das
Ergebnis als maßgebliche Verbesserung des Ausgangs-
produkts. Am Ende muss jeder für sich selbst herausfin-
den, welche Ansprüche er hat – und welcher Weg ihn am
Besten dorthin führt. Für mich hat sich das Experiment
jedenfalls gelohnt. Fermentierung – soviel steht fest –
wird auch zukünftig eine gute Methode sein, mein Gras
wahrlich zu veredeln.

Ali

ü
Cannabiskonzentrate

Neues aus der Welt der Cannabiskonzentrate

Rosin Extrakt - Bedeutung und Herstellung
„Qualität steht vor Quantität“

In vielen Staaten der USA sind

Cannabis-Konzentrate seit ei-
nigen Jahren sehr beliebt. Und
dieser Trend schwappt auch
immer mehr nach Europa über.
Dabei sind die verschiedenen
Arten von Konzentraten so un-
terschiedlich wie ihre Herstel-
lungsmethoden. Eines dieser
Cannabis-Konzentrate, das als
„Rosin“ bezeichnet wird, kommt
dabei ganz ohne bedenkliche
Lösungsmittel oder ähnliches
aus und ist vergleichsweise
einfach in der Herstellung.

ü
86

Was bedeutet überhaupt
Rosin und wo hat es
seinen Ursprung?
Der Begriff „Rosin“, auf Deutsch „Kolo-
phonium“, steht eigentlich für ein gelblich
bis bräunlich brüchiges Baumharz, zum
Beispiel von Fichten. Das hochprozentige
BHO-Konzentrat, das auch Wax, Shatter,
Glass oder Budder genannt wird, stammt,
wie anfangs erwähnt, aus den USA. „Dab-
ben“, sprich das Verdampfen von Konzen-
traten, gilt als eine gesunde Alternative für
Patienten, die große Mengen an Cannabis
benötigen. Im Gegensatz zu Cannabisblü-
ten, welche nicht mehr als 30 Prozent Can-
nabinoide enthalten, können Konzentrate
sogar bis zu 90 Prozent enthalten und die
toxischen Nebenprodukte einer Verbren-
nung, wie zum Beispiel Teer, bleiben
aus. Auch bei uns erfreuen sich Konzen-
trate einer stetig steigenden Beliebtheit.
Der neue Hype nennt sich Rosin, ein Kon-
zentrat, das ausschließlich mit Hilfe von
Druck und Hitze hergestellt wird.
Die Rosin-Produktion
Wenn man aus Cannabisblüten hochpro-
zentiges Rosin pressen möchte, benötigt
man entweder ein Glätteisen oder eine Ro-
sin-Presse die ebenfalls mit Hitze arbeitet.
Anfänger probieren es erstmals mit dem
Glätteisen, da dies nicht kostenintensiv
und schnell umzusetzen ist. Wer auf den
Geschmack von reinen Extrakten ohne Lö-
sungsmittel gekommen ist, wird sich ent-
weder eine Rosin-Presse anschaffen oder
selbst eine nachbauen, denn die Ausbeute sen. Je niedriger die Temperatur, desto
mit einem Glätteisen ist einfach zu gering, besser ist am Ende der Geschmack. Es
da die notwendige Presskraft fehlt.
Was ist der Unterschied
zwischen BHO und Rosin?
Auf dem europäischen Schwarzmarkt ist
Rosin derzeit so gut wie nicht auffindbar
und wenn, dann zu Wucherpreisen. In den
meisten Fällen wird zur Herstellung von
hochprozentigen Extrakten Butangas,
Isopropanol, Waschbenzin, Dimethyle-
ther oder ein anderes Lösungsmittel ein-
gesetzt. Das Problem ist aber, dass diese
Lösungsmittel aufgrund von Explosions-
Gefahr nur im Freien verwendet werden
sollten. Hinzu kommt, dass sich diese Lö-
sungsmittel nicht vollständig verflüchti-
gen und immer Rückstände im Konzentrat
bleiben. Aus diesem Grund müssen diese
Extrakte anschließend immer gereinigt
werden, das sogenannte Purgen.
Cannabiskonzentrate
Dafür benötigt man eine Vakuumkammer gibt mittlerweile eine Menge von Anbie-
zum Ausdampfen. Das Extrakt muss für tern, die Pressen mit einer Presskraft zwi-
einige Tage oder besser Wochen ausdun- schen 500 und 20.000 Kilogramm anbie-
sten, aber es wird trotzdem niemals hun- ten. Kleine Pressen, wie zum Beispiel die
dertprozentig rückstandsfrei sein. Und Graspresse von Graveda (600 Kilogramm
das alles benötigt Zeit, Geduld und Erfah- Presskraft), gibt es schon für 130 Euro, auf-
rung, um dann am Ende tatsächlich ein wärts sind natürlich keine Grenzen gesetzt.
Spitzen- Produkt zu erhalten.
Hier wurde die Presse „Big-Smash“ von
Anders ist es beim Arbeiten mit einer Ro- der Firma „Rosin Tech“ mit einer Presskraft
sin-Presse: Solange man die Finger nicht von vier Tonnen verwendet. Die Presse
mit presst, besteht hier keine große Ver- wiegt 30 Kilo und hat eine doppelte be-
letzungsgefahr. Man benötigt gutes Aus- heizte 6 x 5 Zentimeter große Heizplatte.
gangsmaterial, Polytetrafluorethylen Sie funktioniert ähnlich wie ein Wagenhe-
(PTFE) beschichtetes Pergamentpapier – ber oder eine Hydraulikpumpe. Manuell
normales ungebleichtes Backpapier geht werden die Heizplatten mit der gewünsch-
aber auch, und natürlich eine Heizpresse ten Geschwindigkeit, Druck und bei der
wie die Rosin-Presse. Mit dem Einsatz von gewünschten Temperatur verschlossen.
Rosin Bags (passende Filterbeutel) – ob- Natürlich liegt die Ausbeute bei dieser Art
wohl sie nicht zwingend notwendig sind –, von Presse höher als bei Pressen mit we-
erhält man ein reineres Endprodukt. Diese niger Presskraft. Wird mit einer höheren
Bags gibt es mit einer Maschenweite Temperatur als 110 Grad Celsius und ei-
von 30 bis 180 Mikron. Auch hier gilt: ner längeren Pressdauer gearbeitet, bleibt
je enger die Maschen, umso reiner das das Harz viskoser. Es bleiben aufgrund der
Endprodukt. höheren Temperatur aber auch weniger
Terpene erhalten. Das gewonnene Rosin-
Die wichtigen Arbeitsschritte harz schmeckt dann weniger intensiv und
und erste Ergebnisse hat eine etwas dunklere Optik (fast bern-
steinfarben). Bei niedrigeren Tempera-
Zur Herstellung von Rosin aus marokka- turen kann auch länger gepresst werden.
nischem Haschisch wird ein Bag mit 30
Mikron, für die Herstellung von Rosin aus Aber auch schon Pressungen von drei Mi-
Cannabisblüten ein Bag mit 30 und auch nuten bei 140 Grad Celsius reichen aus,
120 Mikron verwendet, um eventuelle Un- um das Meistmögliche aus dem Material
terschiede festzustellen. zu holen. Die Qualität bleibt dabei aber
etwas auf der Strecke. Sehr viele Terpene
Die richtige Temperatureinstellung der sind bei der Hitze verflogen, das Rosinharz
Heizplatten bleibt jedem selbst überlas- ist klebriger und etwas dunkler.
Das Endergebnis hat auch immer mit dem
Hash Rosin
ü
87
Cannabiskonzentrate
Ausgangsmaterial zu tun. Von einer we-
nig harzigen Pflanze darf man natürlich
nicht zu viel erwarten. Hier wurden ver-
schiedene Pressungen mit Maschenwei-
ten von 30 und 120 Mikron bei 90 Grad
Celsius und mit einer Pressdauer von 90
Sekunden getestet. Ratsam ist dabei das
Tragen von Einweghandschuhen, weil das
Pressen eine sehr klebrige Angelegenheit
werden kann. Für den Notfall, falls doch
mal etwas verschmiert, ist es sinnvoll, ein
Fläschchen Alkohol parat zu haben.
Für die erste Pressung wurden drei Gramm
Amnesia (Hy-Pro-Strain) in eine 120-Mi-
kron-Bag befüllt und gut vorgepresst. Im
Handel gibt es hierfür eine sogenannte
„Rosin Pre-Press“, die hier aber nicht
verwendet wurde. Entweder wurden die
„Peacemaker“-Haschpresse oder auch
zwei vorgewärmte Marmorstücke ver-
wendet. Beides ging hervorragend, nur
dass die „Peacemaker“-Presse runde Ta-
ü
88
ler presst und diese die Bags nicht gleich-
mäßig ausfüllen. Zum Pressen ohne Bags
sind die Taler natürlich super, aber das Er-
gebnis ist nicht so rein wie mit Bags.
Wichtig ist, die Stängel aus den Blüten so
gut wie möglich zu entfernen, damit die
Bags keine Löcher bekommen. Es ist bes-
ser, die Bags vor dem Befüllen einmal um-
zustülpen, dann reißen sie unter dem ho-
hen Druck weniger schnell. Wichtig ist,
darauf zu achten, dass die Bags gleichmä-
ßig und nicht überfüllt sind, sonst könnten
sie platzen. Anschließend wurde das mit
drei Gramm Amnesia befüllte Bag in PTFE-
beschichtetes Pergamentpapier der Firma
„Oil Slik“ eingewickelt und dieses dann
für 15 Sekunden in der Presse nur leicht
angedrückt, sodass sich alles langsam er-
wärmte. Der Druck wurde danach immer
weiter erhöht. Nach 90 Sekunden mit vier
Tonnen Presskraft entstanden 0,7 Gramm
(ungefähr 23 % Ausbeute) feinstes Rosin-
Harz. Und wie auf den Bildern zu sehen ist,
macht das Ergebnis gar keinen schlechten
Eindruck.
Die zweite Pressung wurde mit drei Gramm
Amnesia, aber in einem 30-Mikron-Bag
gepresst, mit demselben Druck, bei glei-
cher Temperatur und Zeit. Das Ergebnis
von 0,6 Gramm (ungefähr 20 % Ausbeute)
ist auch hier überraschend gut. Es sieht et-
was heller aus, in puncto Wirkung und Ge-
schmack haben wir keinen großen Unter-
schied bemerkt.
Für die dritte Pressung wurde wieder ein
120-Mikron-Bag verwendet, aber diesmal
mit fünf Gramm Amnesia, um zu sehen,
ob der Ertrag prozentual höher ausfällt
als bei der 3-Gramm-Pressung. Und das
Ergebnis von 1,2 Gramm (24 %) bestätigt
unsere Vermutung. Da an den Bags immer
 Cannabiskonzentrate

ein wenig Harz kleben bleibt, kann das Richtige Aufbewahrung

Endgewicht nur geringer ausfallen. Ver-
mutlich ist das auch der Grund, aus dem Um das frische klebrige Harz später von
viele Extrahierer ohne Bags arbeiten. Un- der Folie zu lösen, verwendet man am
ser Motto lautet aber „Qualität steht vor besten einen Schaber oder Spachtel aus
Quantität!“. Edelstahl. Zum Aufbewahren sind kleine
Silikonbehälter optimal, aber auch das
Eine weitere Pressung wurde mit drei PTFE-beschichtete Pergamentpapier, das
Gramm gutem marokkanischem Hasch wir zum Pressen verwendet haben.
durchgeführt. Dafür wurde diesmal ein
30-Mikron-Bag verwendet, um austre- Ob es auch möglich ist, das sogenannte
tende Kleinstpartikel zurückzuhalten. Zur „Live Resin“ mit einer Rosin-Presse her-
Sicherheit wurde es sogar in ein weiteres zustellen? Das funktioniert leider nicht.
30-Mikron-Bag gesteckt. Auch hier dann Denn dafür werden die frisch geernteten
wieder bei 90 Grad Celsius für 90 Sekun- Pflanzen verwendet und meist mit Butan-
den gepresst. Das Konzentrat sieht natür- gas oder ähnlichem extrahiert. Ein Press-
lich nicht so golden oder bernsteinfarben vorgang mit Blüten, die erst sechs Tage
aus wie das aus Blüten, sondern eher röt- zum Trocknen auslagen, ergaben zu un-
lich bis bräunlich, und es hat eine sehr serer Überraschung ein sehr helles und ex-
feste, brüchige Konsistenz. Der Ertrag trem gut riechendes Extrakt. Doch wegen
war extrem gut, ganze 1,8 Gramm aus drei der noch vorhandenen hohen Restfeuchte
Gramm Haschisch (also ungefähr 60 % Er- musste es für drei Wochen trocknen. Vor-
trag). Der Geschmack ist schon erdig aber sicht Schimmelgefahr! Aber danach fan-
mit einer zarten blumigen Unternote. Von den es dann alle einfach nur lecker. Trotz
der Potenz her extrem zufriedenstellend, allem: Richtiges „Live Resin“ ist es den-
aber eben nicht so stark wie das Rosin aus noch nicht.
Blüten.
Shatter (brüchiges und klares Extrakt)
Nun wurde das gepresste Hasch-Bag lässt sich aber problemlos mit einer Ro-
nochmals gefaltet und erneut bei 120 sin-Presse zaubern. Dafür wird sehr po-
Grad Celsius für 150 Sekunden gepresst. tentes Ausgangsmaterial benötigt, das in
Die zweite Pressung brachte abermals 0,4 eine 25- oder 30-Mikron-Bag gefüllt und
Gramm auf die Waage. Also insgesamt dann bei 80 Grad Celsius für 90 Sekunden
satte 2,2 Gramm aus drei Gramm Marok. gepresst wird.
Diese unglaublich hohe Menge wurde
mehrmals nachgewogen, aber es blieben Bei welcher Temperatur gepresst wer-
exakt 2,2 Gramm Extrakt. den soll, um das beste Resultat zu erhal-
ten, ist individuell verschieden. In diesem
Die Beutel mit dem Amnesia Blüten wur- Fall ist weniger mehr: Weniger Tempera-
den kein zweites Mal gepresst. Sie wur- tur bedeutet weniger Menge, doch dafür
den auch nicht entsorgt, sondern in Butter deutlich bessere Qualität, was sich im Ge-
ausgekocht und zum Backen verwendet. schmack und in der Wirkung zeigt.

Die Harzfreunde
ü
Growing mit Mr.Jose

Lampentest 9

ü SANlight Q6W
90
 Growing mit Mr.Jose

Als ich im Jahr 2010 begonnen habe, über den Vergleich der Dosierung photosynthetisch aktiver Strahlungen,
die von verschiedenen Lichtquellen produziert werden, nachzudenken, wäre es mir nicht eingefallen, dass ich
diese Tests noch einmal nach neun Jahren durchführen würde. Ich habe aber eine ganze Reihe von Gründen,
mit diesen Messungen fortzufahren. Der Hauptgrund dafür ist das nicht nachlassende Interesse der Züchter
an ihren Ergebnissen. Leider kann aus Platzmangel nicht alles veröffentlicht werden, aber die interessantesten
Ergebnisse findet ihr hier in der grow!

Unabhängigkeit der Tests

Pyramid Optomiser
Ich werde häufig gefragt, wieviel das Te-
sten einer Lichtquelle kostet. Leider muss
ich antworten: Es kostet nichts. Obwohl
das Testen zeitlich und finanziell sehr an-
spruchsvoll ist, mache ich es umsonst.
Die Ergebnisse veröffentliche ich in mei-
nen Büchern und in Zeitschriften wie dem
grow!-Magazin, womit ich teilweise die
Ausgaben abdecke, mindestens jedoch
zur Instandhaltung der Ausstattung. Mir
liegt nämlich viel daran, dass die Tests
so objektiv wie möglich sind. Ja, einige
Lampen und der Umgang mit einigen Her-
stellern sind mir sympathischer als an-
dere, aber das sollte auf die Messergeb-
nisse keinen Einfluss haben, weil ich sie
immer vollkommen gleich durchführe und
jeder sie wiederholen kann. Ich habe eine
eigene Ausstattung für das Testen, die
Test-Lampen leihen mir entweder direkt
die Hersteller oder einer ihrer Lieferanten.
Ich lehne auch einige Produkte ab, weil ich
auf den ersten Blick sehe, dass der Test
für mich Zeitvergeudung wäre.
Ich bemühe mich, nur interessante Stücke Reflektor Pyramid latoren und Geruchsfiltern bekannt. Ge-
auszusuchen. Für diesen Artikel habe ich Optomiser nauso gut läuft es aber auch bei er Her-
einen neuen Reflektor und drei LED-Mo- stellung leichter Aluminiumreflektoren.
Das Unternehmen Prima Klima ist vor Obwohl ich festeres und stärkeres Mate-
dule ausgesucht und getestet.
allem durch die Herstellung von Venti- rial lieber habe, weiß ich gut, wie beliebt

ü
Growing mit Mr.Jose

professioneller Anlagen, und ich muss sa-

gen, dass die Marke SANlight sich in Ös-
terreich einen hervorragenden Namen ge-
macht hat. Ihre Module gehören nicht zu
den billigsten, aber bestimmt zu den zu-
verlässigsten und effektivsten. Im Prü-
fungsraum hatte ich schon die Modelle
S4W und P4W, deren Ergebnisse in den
vorherigen Teilen der Serie veröffentli-
cht wurden. Das Modell Q6W der zweiten
Generation, das ich damals über meinen
Spektrometer gehängt habe, ist gegen-
über der ersten Generation in mancher
Hinsicht verändert worden. Vor allem
wuchs die Leistung von 215 Watt auf 245
Watt, und auch die Möglichkeit der Lei-
stungsregulation wurde vergrößert.
Auf einen Quadratmeter würden die zwei
cm Module Q3WL oder Q4W ausreichen, die
mit drei bzw. vier Sets von LED-Dioden
diesen passiv gekühlten LED-Modulen. bestückt sind. Ich habe die zwei Q6W-Mo-
Aluminiumreflektoren sind. Sie sind preis- dule gewählt, die für die gegebene Fläche
lich gut zugängig, funktionieren gut, man Sie sind nämlich bei weitem nicht nur für
die gewöhnlichen Growanlagen bestimmt. leicht überdimensioniert sind, aber auch
kann leicht mit ihnen umgehen, und sie nicht zu viel. Idealerweise würde ich um
sind eine traditionelle Bestückung in ei- Man findet sie auch in einer ganzen Reihe
ner großen Anzahl von Growräumen.
SANlight Q6W
Der Reflektor in Pyramidenform versprach
schon auf den ersten Blick die Distribu-
tion von Licht auf der Züchtungsfläche.
Der Preis ist mit dem Reflektor in Flügel-
form vergleichbar, der beim Testen wie-
derholt hervorragende Ergebnisse er-
reichte. Eine große Rolle spielt jedoch
das verwendete Material, und irgendwie
verhält es sich so auch bei dem Reflek-
tor Pyramid Optomiser. Das Aluminium
wird mit einer sehr dünnen Reflexions-
schicht überzogen, durch die die Reflexi-
onseigenschaften des Aluminiums selbst
gesteigert werden. An den Reflektor habe
ich eine 600-W-Natrium-Entladungslampe
angeschlossen, die von dem auf die ma-
ximale Leistung angestellten Vorschalt-
gerät Lumatek SL angetrieben wurde. Ich
führte mehrere Messungen in verschie-
denen Entfernungen durch. Den besten
Leistungsdurchschnitt und die gleichmä-
ßigste Verteilung des Lichts erreichte ich
in einer Entfernung von 50 cm von der Ent-
ladungslampe. Die durchschnittliche Do-
sierung PPFD erreichte hervorragende 917
μmol/m2s. Über eine gute Lichtverteilung
sagen die minimal und maximal erreichten
Werte von 641 bzw. 1271 μmol/m2s aus.

SANlight Q6W der zweiten

Generation
Die Lieferung dieses Modells für meinen
Test hat sich um mehr als ein halbes Jahr
verspätet. So groß ist das Interesse an

ü
92

cm
420 Watt wählen, während die beiden
Q6W eine Leistung von 490 Watt haben.
Dem entsprach auch das Messergebnis.
Die minimale Dosierung PPFD erreichte
hervorragende 1023 μmol/m2s, die mi-
nimalen Werte 716 und die maximalen
1387 μmol/m2s. Das alles in einer Ent-
fernung von 40 cm von der Züchtungs-
fläche, auf der ich das ideale Verhältnis
der Leistung und eine gleichmäßige Licht-
verteilung gefunden habe. Die ist mit
den länglichen Modellen SANlight tradi-
tionell hervorragend. Ich schätze die per-
fekte passive Kühlung sehr hoch. Es gibt
auf dem Markt nicht viele Module, die die
Dioden effektiv kühlen und dabei keinen
Lärm machen, und SANlight gehört ent-
schieden dazu. Vorsicht vor LEDs, die zu
cm
ü
Growing mit Mr.Jose
sehr erhitzen. Einige davon kann man so-
gar nicht in der Hand halten, ohne sich zu
verbrennen. Die ungenügende Kühlung
senkt nicht nur deutlich die Lichtleistung,
sondern verkürzt außerdem auch deut-
lich die Lebensdauer der LED. Ein Nach-
teil der SANlight-Module ist der höhere
Preis, aber für Qualität muss man eben
zahlen. Ich erinnere noch daran, dass für
das Blühen ein Durchschnitt von minimal
800, optimal 1000 μmol/m2s und mehr
ausgezeichnet ist.
GreenCeption GC-16
Das deutsche Familienunternehmen, das
die Lampe GreenCeption herstellt, entwi-
ckelt schon mit langer Tradition Lichtar-
 Growing mit Mr.Jose
GreenCeption GC-16
maturen für das Züchten von Pflanzen. Ich
glaube, es gehört in Deutschland zu den
Wegbereitern auf dem Feld der LED-Be-
leuchtung. Im Jahr 2014 habe ich bei der
Präsentation meiner deutschen Bücher
auch den Growshop GBK in Lüdinghausen
besucht. Sein Besitzer Jöran hatte im Ge-
schäft für diese Zeit ungewöhnlich viele
LED-Armaturen und wusste auch viel da-
rüber. Heute bewegen sich Jöran und sein
Vater nicht nur in der Welt der LED-Be-
leuchtung für Growanlagen, sondern auch
auf dem Gebiet der professionellen kom-
merziellen Betriebe. Das Ausleihen von
top-professionellen Armaturen hat man
mir in absehbarer Zeit versprochen.
cm
94
Für dieses Mal habe ich die aktiv gekühl-
ten Module GC-9, GC-16 und GC-16 plus in
die Hände bekommen. Ich muss ganz of-
fen bekennen, dass ich die aktiv gekühl-
ten LED-Module selbst nicht benutze,
also habe ich mit dem Testen gezögert.
Die verwendete Technologie, einschließ-
lich der Hochleistungs-Cree-Dioden, erfor-
dert jedoch eine aktive Kühlung. Meinen
Informationen nach kann Cree nicht effek-
tiv passiv gekühlt werden. Wie ihr schon
wisst, verlieren zu sehr aufgewärmte Di-
oden ihre Effektivität, also ist in diesem
Fall ein aktives Kühlen offensichtlich er-
forderlich. Das Modell GC9 mit einer Lei-
stung von 288 Watt, das die Natrium-Ent-
ü
ladungslampe mit einer Leistung von 400
Watt ersetzen sollte, ist für meinen Test-
raum zu klein und erreicht keine guten Er-
gebnisse am Rande der Fläche, also habe
ich es aus dem Test gestrichen.
Das Modul GC-16 ist schon erkennbar in-
teressanter. Es verfügt über eine Leistung
von 480 Watt, in dem auch die für die Küh-
lung nötige Leistung einberechnet ist. Es
handelt sich um ein Modell, das durch sei-
nen Verbrauch mit dem System aus dem
vorigen Absatz vergleichbar ist. Ein op-
timales Leistungsverhältnis und gleich-
mäßige Beleuchtung der Fläche fand ich
60 cm von der Beleuchtung. Die durch-
schnittliche Dosierung PPFD erreicht zu-
friedenstellende 766 μmol/m, einen mini-
malen Wert von 402 und maximalen von
1175 μmol/m2 s, sie sind weiter vonei-
nander entfernt, als ich es mir vorgestellt
habe. Dies liegt an der viereckigen Form,
der Beleuchtung. Die Ecken bekommen
einfach immer ein bisschen weniger Licht.
Dieses Modul kostet weniger als das SAN-
light-System. Für den Züchter, der sich für
aktiv gekühlte LED entscheidet, handelt
es sich um eine geeignete Wahl.
Aus Interesse probierte ich auch das Mo-
del GC-16 plus mit einer Leistung von 700
Watt aus. Mein Zangenmultimeter zeigte
einen sofortigen Verbrauch von 672 Watt,
aber auch so ist das auf einen Quadrat-
meter viel zu viel. 60 cm von der Beleuch-
tung maß ich PPFD 1029 μmol/m2s, mini-
male Werte 539 und maximale Werte 1615
μmol/m2s.
Mr. José
ü
Diskret Gärtnern

Der schwere Weg

vom Homegrower zum Cannabis-Guerilla - Teil 3

In den ersten beiden Teilen meines Grow-Reports habe ich meine Motive für die Durchführung des
Projekts „Guerilla-Growing“ geschildert. Meine Herangehensweise, die Vorbereitungen, die Erwartungen
und auch die Rückschläge, bis hin zum Einsetzen der Blütephase Mitte August. Im letzten Teil wird sich
nun zeigen, wie sich die vielleicht wichtigste Phase jedes Grows in meinem Fall gestaltet hat: die Blüte.
Würde es einen sonnigen Spätsommer geben? Vielleicht gar einen goldenen Oktober? Würde ich mich
am Ende der Saison über eine ausreichende Menge qualitativ hochwertigen Weeds freuen können? Und
wie fällt mein Resümee hinsichtlich Aufwand und Ertrag aus? Lest selbst ...

Was bisher geschah
Im Frühjahr, nachdem die bis weit in den April herrschende Käl-
te des Winters langsam der Vergangenheit angehörte, hatte
ich einige Pflanzen in der Natur ausgesetzt. Das Ziel war, mei-
ne erstmalige Selbstversorgung mit Weed auf der Basis eines
Guerilla-Grows. Das schien mir eine stressfreie und sicherere
Alternative zum Grow im heimischen Garten zu sein. Ich hatte
drei verschiedene Spots ausgewählt, die freilich in überschau-
barer Distanz zueinander lagen, und die trotzdem ganz unter-
schiedliche Standort-Charakteristiken aufwiesen. Zwischen ex-
trem sonnig, aber auch steinig und sicher, über schön sonnig
und etwas näher an der Zivilisation gelegen, bis hin zu versteckt
im Waldrand, mit mäßiger Sonne und naturbelassenem Boden
reichte die Palette. Recht bald waren die ersten der ausgesetz-
ten Exemplare durch Schneckenfraß und Wildtierbesuche ver-
nichtet worden. Am Ende hatte ich drei Exemplare retten kön-
nen. Eine einzeln stehende Black Domina sowie ein Pärchen
selbstgezogener „Northern Lights x Afghani“-Damen. Sie bil-
deten das Fundament meiner diesjährigen Hoffnungen, deren
Realisierung freilich unter experimentellen und stellenweise
widrigen Umständen stattfand.
Der Frühsommer war extrem trocken gewesen. Ihm folgte ein
vergleichsweise gemäßigter Hochsommer, in dem es hin und
wieder etwas geregnet hatte, sodass im August eine gute Ba-

ü
96
 Diskret Gärtnern

Mit dem Einsetzen der Blüte hatte

ich begonnen, meiner „Black Domi-
na“ und den beiden selbstgekreuz-
ten „Northern Lights Afghanis“
Blühdünger zu verabreichen. Der an-
dauernde Regen sorgte dafür, dass
der Boden zumindest oberflächlich
recht nass war. Mit der Folge, dass
die Gießintervalle größer wurden
und zugleich die Düngergaben ge-
ringer. Schließlich konnte ich nicht
einfach die reguläre Düngermenge
für fünf Liter Wasser in zwei Litern
lösen. Die Salzkonzentration wäre
viel zu hoch gewesen. Also mussten
die Damen mit etwas weniger Nähr-
stoffen auskommen. Dass dies nicht
unbedingt ein Nachteil war, zeigte
sich etwa ab Mitte September, rund
vier Wochen nach Blühbeginn. Ich
war einige Tage nicht bei den beiden
Die beiden NL x Afgh‘s Ende August
Plätzen gewesen.

lance zwischen Sonne und Regen herrschte. Zumindest stati-

stisch betrachtet, denn trotz wiederkehrender Regenschauer
waren die Böden trocken, und das merkte man beim Besuch
der Spots. Jede Phase von mehr als drei Tagen ohne Nass von
oben sorgte für einen erhöhten Arbeitsaufwand bei mir. Wie er-
wartet, setzte die Blüte bei allen drei Exemplaren, die ich im
Frühsommer an zwei unterschiedlichen Standorten in die Natur
gepflanzt hatte, Mitte August ein. Dieser Umstand sorgte bei
mir für ziemlich große Freude, da nun die Dauer des Grows ab-
zuschätzen war. Zu diesem Zeitpunkt wiesen meine drei Pflan-
zen Höhen von rund 1,10 Meter (Nl x A 1), 1,20 Meter (Black
Domina) und 1,40 Meter (NL x A2) auf. Beileibe keine Grasmon-
ster, aber auch keine Zwerge. Irgendwas im Normalbereich –
vielleicht. Nun war ich erst einmal froh, die Teile gesund bis in
dieses Stadium geführt zu haben.

September-Blues
Die Erleichterung wich indes recht bald einer gewissen Skep-
sis, denn um die Monatswende zum September war aus spo-
radischen Regenschauern ein veritables und stabiles Tief ge-
worden. Es regnete mehrfach tagelang und allmählich machte
ich mir Sorgen um meine Ernte. Zwar zeigten die langsam grö-
ßer werdenden Buds noch keine Anzeichen von Schimmel, aber
ewig sollte dieser Zustand nicht andauern. Schließlich ging es
nicht nur um Schimmel, sondern auch um Sonne. Hätte ich Gur-
ken oder Seerosen gegrowt, wären diese Witterungsverhält-
nisse vermutlich ideal gewesen. So jedoch machte sich das
Fehlen einer maßgeblichen Komponente – der Sonne – zuneh-
mend negativ bemerkbar. Die Blüten entwickelten sich schlicht-
weg nicht so schnell und nicht so kräftig, wie ich es aus anderen
Jahren gewohnt war. War ich noch vor Kurzem alle vier bis fünf
Tage an meine beiden Spots gepirscht, um die drei Pflanzen mit
dem lebensnotwendigen Wasser zu versorgen, tat ich das mitt-
lerweile ebenso häufig – nur dieses Mal eben, um die Buds auf
Schimmel zu überprüfen. Gott sei Dank bis dahin ohne posi- Black Domina, 4. Blütewoche
tiven Befund.

ü
97
Diskret Gärtnern

Auch so war in der letzten Septemberwoche das Bemühen der

drei Plants um Ertragsoptimierung deutlich zu sehen. Der An-
blick der blühenden Teile im mitunter vorhandenen Spätsom-
merlicht entschädigte für manch sorgenvolle Minute. Doch
hohe Luftfeuchtigkeit, vergleichsweise niedrige Temperaturen
und zu wenig Sonne sorgten dafür, dass hier das Potenzial bei
Weitem nicht abgerufen werden konnte. Wer sein Gras über
einen längeren Zeitraum hinweg in eine spärlich beleuchtete
Duschkabine stellt und die Plants unablässig mit dem Brause-
kopf besprüht, weiß, was ich meine. Es gibt einfach Grenzen.

Pragmatismus im Oktober

B.D., 5. Blütewoche. Blütenwuchs trotz mäßigem Wetter

Als ich nun wieder dorthin zurückkehrte, war ich überrascht.

Das doch recht feuchte Wetter hatte den sich entwickelnden
Blüten nicht dramatisch viel angehabt. Seit meinem letzten Be-
such hatten sie schätzungsweise das Doppelte an Masse zu-
gelegt. Klar, dass unter diesen Witterungsverhältnissen keine
Gewächshaus-Buds heranreifen konnten. Aber ich hatte mit
drastischeren Defiziten gerechnet. Ich gestehe freimütig, dass
ich mir in dieser Phase das sich langsam abzeichnende Ergeb-
nis des Grows schönredete. Jenseits aller Beschönigungsver-
suche standen freilich zwei Fakten: 1. Am Ende zählte für mich
nicht nur die Menge, sondern auch der Geschmack und die Wir-
kung des geernteten Weeds. Hier schlägt meines Erachtens na-
turgegrowte Ware immer solche, die unter künstlichen Bedin-
gungen gezogen wurde. 2. Das Wetter war und blieb insgesamt
bescheiden. Rund fünf Wochen nach dem Einsetzen der Blüte
war eine überaus wichtige Zeit. Unter regulären Bedingungen
sollte jetzt eine massive Vergrößerung der Buds stattfinden.
Die Drüsen sollten anschwellen und haufenweise leckeres Harz
produzieren.

Black Domina, Anfang Oktober

Apropos. Die Grenze zum Oktober war bald überschritten, eben-

Letzte Septemberwoche bei den beiden Northern Lights x Afghanis
so wie meine Geduldsschwelle. Hatte ich das verdient? Hatte
irgendein Grower diese Ungerechtigkeit verdient? War es ver-
messen, auf ein paar Tage Sonnenschein zu hoffen? Natürlich
war es das nicht. Die Frage war, ob man das an verantwortlicher
Stelle ebenso sah. Immerhin bot man mir einen Kompromiss
an, den ich nicht ablehnen konnte. Zwei, drei Sonnentage am
Stück – wow, super! Dafür jedoch zwischendurch immer wie-
der Regengüsse, die sich teils sintflutartig gestalteten. Das war

ü
98
 Diskret Gärtnern

dem ein paar meiner Pflanzen Wildtieren zum Opfer gefallen

waren. Nun stand sie als Einzelexemplar in einem verwilderten
Garten und sah trotz der miesen Umgebungsvariablen einfach
gut aus. Vier kräftige Haupttriebe, an denen sich silbrig glän-
zende Blütenstände aufreihten. Ich rechnete insgeheim durch,
welche Erntemenge ich wohl von diesem Exemplar erwarten
durfte. Von den offiziell beworbenen Zahlen würde ich wohl
meilenweit entfernt sein, und das nicht nur, weil die BD nomi-
nell eine Indoor-Sorte ist. Wenn ich mit einer Menge von auch
nur 60 bis 70 Gramm trockener Blüten herauskam, konnte ich
mich glücklich schätzen. Die scheinbar exzellente Qualität des
Weeds würde hoffentlich für einen gewissen Ausgleich sorgen.

Black Domina im Oktober

der Deal. So gab es bei meinen Besuchen Phasen, die bei stim-
mungsvollem Licht stattfanden und mich optimistisch stimm-
ten. Es gab aber leider auch solche, die tagsüber bei Dämme-
rungsverhältnissen und strömendem Regen stattfanden – und
das war die Mehrzahl.
Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich offenbar recht
schimmelresistente Sorten in meiner Obhut hatte. Allen Wid-
rigkeiten zum Trotz legten die Buds langsam aber kontinuier-
lich weiter an Masse zu. Und wenn ich „Masse“ sage, meine
ich auch Masse. Es handelte sich hier nämlich um Blüten, die
sehr dicht gewachsen waren, und später schön hart zu werden
versprachen, wenn nichts dazwischen kam. Das Gegenteil also
von federleichten Buds mit hohem Luftanteil, die äußerlich rie- Die beiden Northern Lights Afghanis in voller und nasser Blüte
sig wirken, aber am Ende kaum etwas wiegen. Immerhin ein
Lichtblick. Mit besonderer Freude erfüllt mich der Anblick mei-
ner Black Domina. Ich hatte sie erst ein paar Wochen nach den
ersten Outdoor-Kandidatinnen eingepflanzt. Als Backup, nach-

Auch die beiden Northern-Lights-Afghanis sahen angesichts

Northern Lights x Afghani im Oktober
der Umstände eigentlich ganz ordentlich aus. Allerdings fragte
ich mich bei jedem Besuch, was wohl bei besserem Wetter
möglich gewesen wäre. Ich hatte diese selbstgekreuzte Sorte
im Jahr zuvor als Kübelpflanze gegrowt – und war begeistert
gewesen. Nun war ich gespannt, wie es um Ertrag, Geschmack
und Turn in diesem Jahr bestellt sein würde. Auch hier war je-
doch zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass das Ernteresultat

ü
99
 Diskret Gärtnern
niedriger ausfallen würde als im Vorjahr. Aber um wie viel? Al-
len drei Exemplaren gemeinsam war, dass sie in diesem fort-
geschrittenen Stadium der Blüte leichte Stickstoff-Mangeler-
scheinungen zeigten. Das beunruhigte mich indes nicht, denn
zu jenem Zeitpunkt hatte der leichte Mangel vermutlich keine
bis geringe Auswirkungen auf die weitere Entwicklung der Ge-
wächse. Ich hatte ihnen zwischen Mitte August und Anfang Ok-
tober so regelmäßig wie möglich Blühdünger verabreicht und
zusätzlich viermal mit PK 13/14 gearbeitet. Danach gab es aus-
schließlich klares Wasser für die Damen zu trinken. Bei den
Northern-Lights-Damen färbten sich zudem mit dem Einsetzen
kühler Nächte Teile der Blüten und einige Blätter violett.
Deckel drauf!
Manche Entscheidungen muss man spontan treffen, gewisser-
maßen situationsgebunden. So war es auch in meinem Fall.
Wir schrieben Mitte Oktober. Es hatten einige recht freund-
liche Tage geherrscht, aber nun kündigte sich wieder eine Re-
genfront an. Auf meinem frühmorgendlichen Gang zu der Black
Domina stellte ich fest, dass es in unmittelbarer Nachbarschaft
meines Schatzes Besuch gegeben hatte – und zwar sowohl vier-
als auch zweibeinigen. Wieder einmal war eine Horde Wild-
schweine durch die Gärten gezogen und hatte eine Schneise
der Verwüstung hinterlassen. Auch in das verwilderte Garten-
grundstück waren sie eingedrungen und nur wenige Meter von
meinem Spot entfernt durch die Vegetation gepflügt. Was je-
doch wesentlich bedenklicher war: Auf der gegenüberliegenden
Seite des Grundstücks waren frische Fußspuren auszumachen,
und es waren nicht meine. Zwar lagen gut dreißig Meter zwi-
schen Pflanze und Spuren, aber man konnte nie wissen. In die-
ser späten Phase des Grows war ich stets auf eine Noternte vor-
bereitet. Daher führte ich immer Zeitungspapier, Mülltüten und
eine Schere mit mir. Am 16. Oktober war es dann so weit. Ich
wollte kein Risiko eingehen und entschloss mich zur sofortigen
Ernte. Der nominelle Zeitrahmen für diese Pflanze war ohnehin
gerade am Ablaufen und so waren keine massiven Gewichtszu-
wächse mehr zu erwarten. Wohl aber gab es einiges zu verlie-
ren. Also ab dafür.
Schimmel: der Feind jeden Growers
ü
100
Die beiden Northern-Lights-Afghanis blieben noch knapp zwei
Wochen länger stehen. Der Platz war sicher, und ich war ent-
schlossen, das maximal Erreichbare aus den beiden herauszu-
holen. Geduldig überstand ich noch die nächste Regenphase,
ein paar trockene Tage und den nächsten Regen. Ich pilgerte
zur Kontrolle in den Wald – und entdeckte Ende Oktober ein
paar angeschimmelte Buds. Nicht weltbewegend viele, aber
dieser Umstand läutete auch hier das jähe Ende der Saison ein.
Im strömenden Regen stand ich im Dämmerlicht und machte
die beiden verbliebenen Pflanzen transportfertig. Dabei war es
alles andere als optimal, dass ich sie nass einpacken musste,
aber es gab keine Alternative.
Daheim wurden die Teile erst einmal im Speicher aufgehängt
und mittels eines sanft laufenden, oszillierenden Ventilators
getrocknet. Damit wollte ich verhindern, dass eventuell in den
Blüten sitzende Nässe auch jetzt noch zur Blütenfäule führen
würde. Nachdem die Buds äußerlich schön abgetrocknet wa-
ren, blieben sie insgesamt knapp eine Woche auf dem luftigen
Speicher hängen und trockneten durch. Am Ende wanderten
die Blüten in Aufbewahrungsdosen, wo sie in Ruhe durchhär-
ten und ihr Aroma entwickeln konnten.
Besonders gespannt war ich auf den Moment der Wahrheit:
Wiegen, Schmecken, Spüren. Trotz der widrigen Umstände in
diesem Grow-Jahr, konnte ich mich über knapp 180 Gramm ge-
trocknete Blüten freuen. Die beiden Northern-Lights-Afghanis
warfen jeweils knapp 70 Gramm ab, während die Black Domi-
na es lediglich auf gut 40 Gramm brachte. Das fand ich zwar
ein wenig enttäuschend, aber es gab ja auch nicht so viel, was
ich hätte anders machen können. So betrachtet wertete ich das
diesjährige Ergebnis als eine Art Gottesurteil. Es würden auch
wieder – klimatisch gesehen – bessere Jahre kommen, in denen
Licht, Wärme und Wasser etwas gleichmäßiger über die Saison
verteilt wären. Für den Moment war es, wie es war. Ganz anders
stand es um den Faktor Geschmack. Ich bin immer ein groß-
er Fan von Outdoor-Gras, weil es meines Erachtens das Kunst-
lichtgras um Längen schlägt. Die Nährstoffverhältnisse im Frei-
land sind zwangsläufig anders als in einem Hydro System. Die
Sonne (wenn sie denn scheint) ist unschlagbar in Sachen Ef-
fizienz. Die Temperaturschwankungen in der Natur setzen zu-
sätzliche Reize. All das findet meiner Meinung nach seinen po-
sitiven Niederschlag im Endprodukt. So auch in diesem Fall.
Northern-Lights-Varianten schmecken immer ein wenig dezent.
Da machte die diesjährige Ernte keine Ausnahme. Im Gegensatz
hierzu schmeckte die Black Domina ausgesprochen kräftig, af-
ghani-like. Allen gemeinsam war freilich eine spürbar blumige
Note, eine gewisse Frische, die das Rauchen einfach angenehm
machten. Bliebe die Frage nach der Wirkung. Bei den Northern
Lights wusste ich, was ich zu erwarten hatte: einen schönen
Bumms im Körper, der durch ein leichtes High abgefedert wur-
de. Ein Superweed, um kreativ zu sein, wie ich finde. Ganz an-
ders die Black Domina. Diese Dame hatte eindeutig die Macht,
mir den Allerwertesten zu versohlen. Ich hatte eigentlich vorge-
habt, nach dem erstmaligen Genuss dieser Sorte in die Stadt
zu gehen und Leute zu treffen. Dieses Vorhaben gab ich jedoch
gleich wieder auf und schaute stattdessen fern. Kurzum: Das
Weed war fast ein Narkotikum, das einen an die Couch nageln
konnte. Gut, um abends runterzukommen, und genau dafür
habe ich es auch in der Folgezeit eingesetzt.
 Diskret Gärtnern

Ende eines Grows.Die beiden Northern Lights x Afghanis unmittelbar vor der Regen-induzierten Ernte

Mein Fazit dass der Ertrag am Ende der Saison deutlich höher ausfallen
würde als bei vergleichbaren Kübelpflanzen.
„To grow or not to grow, das ist hier die Frage.“ Ich hatte mir im
Vorfeld des Projekts „Guerilla Grow“ einige Gedanken gemacht Während sich ein paar Erwartungen erfüllten, lag ich bei den
und entsprechende Erwartungen gehegt. Zuallererst ging es anderen teils deutlich daneben. So war die Sicherheitslage be-
mir um mehr Sicherheit. Ein Grow im eigenen Garten oder gar stimmt etwas günstiger als beim Homegrow, aber sie war weit
den eigenen vier Wänden ist immer leicht einer Person zuzu- davon entfernt, wirklich „sicher“ zu sein. In puncto „Wasserver-
ordnen. Das ist im Freiland anders. Hier muss man mich schon sorgung“ musste ich doch ein hohes Maß an Unsicherheit hin-
inflagranti bei der Ernte ertappen. Dann war da der Aspekt des nehmen. So hatte es Phasen im Frühsommer gegeben, während
Arbeitsaufwands. Ich war davon ausgegangen, dass die Pflege derer ich mich fast an Wasser zu Tode geschleppt habe. Im Ge-
meiner Plants im Freiland weniger intensiv als im heimischen gensatz dazu standen der September und Oktober, mit deren
Blumenkübel sein würde. Weniger Wasser, weniger Dünger, Regenmengen man bequem die gesamte Saison hätte bestrei-
seltenere Besuche am Spot. Und schließlich war ich mir sicher, ten können. Am meisten hatte ich bei der Erntemenge daneben
gelegen. Wer die Werbeanzeigen
der Breeder liest und seine Erwar-
tungen auf den dortigen Erntean-
gaben aufbaut, rechnet mit 300
Gramm, 500 Gramm und mehr pro
Pflanze. Eine Menge, die wohl die
Mehrzahl der Grower nicht errei-
chen wird. Ebenso wenig wie ich.
Es sind halt doch einige Faktoren,
die miteinander in Einklang ge-
bracht werden müssen, um opti-
male Ergebnisse zu erzielen. Und
es ist wohl auch die frühzeitige
Definierung persönlicher Präfe-
renzen, welche die Marschrich-
tung für den anstehenden Grow
vorgeben. Am Ende entschei-
det vermutlich auch das nötige
Quäntchen Glück über Erfolg oder
Der Lohn des ersten Guerilla-Grows
Misserfolg.
Ali

ü
 Grow-Know-How

Cannabis-Anbaumethoden
Cannabis-Growing mit der Veganic-Methode
Mehr als Bio & Hydrokultur

Nach neuesten Daten sind mindestens eine halbe Million Deutsche Veganer und
mindestens fünf Prozent der Europäer bezeichnen sich als Veganer oder Vegetarier.
Es ist nützlich, sich daran zu erinnern, dass es einen entscheidenden Unterschied
zwischen Veganismus und Vegetarismus gibt: Veganer konsumieren nie etwas, das
von Tieren stammt, aber Vegetarier häufig. Menschen wählen ein veganes Leben,
um ihre Gesundheit zu verbessern und sich nicht an den Leiden der Schlacht-Tiere
und den üblen Umweltauswirkungen der Tierhaltung zu beteiligen.

ü
102
 Grow-Know-How

Nach neuesten Daten sind mindestens eine halbe Million Deut-

sche Veganer und mindestens fünf Prozent der Europäer be-
zeichnen sich als Veganer oder Vegetarier. Es ist nützlich, sich
daran zu erinnern, dass es einen entscheidenden Unterschied
zwischen Veganismus und Vegetarismus gibt: Veganer kon-
sumieren nie etwas, das von Tieren stammt, aber Vegetarier
häufig. Menschen wählen ein veganes Leben, um ihre Gesund-
heit zu verbessern und sich nicht an den Leiden der Schlacht-
Tiere und den üblen Umweltauswirkungen der Tierhaltung zu
beteiligen.

Und jetzt gibt es sogar eine Veganic-Cannabis-Bewegung. Das

Wort „Veganic“ ist eine Kombination aus den Wörtern „vegan“
und „organic“ (was für Bio stehen soll). Veganic-Farming ist
also ökologische/biologische Landwirtschaft, bei der die Ver-
wendung von tierischen Düngemitteln vermieden wird. Es ist
wichtig, den Unterschied zwischen „Bio“ und „Vegan“ zu ver-
stehen. Der bio- bzw. ökologische Anbau vermeidet den Einsatz
von synthetischen Pestiziden, Düngemitteln und gentechnisch
veränderten Organismen (GVO). Der vegane Anbau leistet al-
les, was eine Pflanze braucht, vermeidet jedoch tierische Pro-
dukte wie Mist, Fischemulsion, Krill (Krebstiere aus der Familie
Euphausiidae), Fledermaus-Guano, Federmehl, Blutmehl (seit
dem Auftreten von BSE – Rinderwahn – in Deutschland verbo-
ten) und Knochenmehl, die üblicherweise Grundzutaten von
organischen Düngemitteln sind.

Beim Veganic-Anbau sorgen Grower mit Kompost, Kräuterex-

trakten und Gründüngern für die Entwicklung und Gesundheit
der Wurzelzone. Cannabis-Grower, die traditionell organische
oder synthetische Düngemittel verwenden, haben möglicher-
weise noch nie von Gründüngern und veganem Anbau gehört,
aber Veganic-Cannabiszüchter weisen darauf hin, dass frucht-
barer Boden, wie er in der Natur vorkommt, meist vegan ist und
reichlich Nährstoffe für Pflanzen und Bäume bereithält, die an
diesen Standort angepasst sind. Die natürliche Bodennahrung
stammt aus der Erdkruste, der Atmosphäre, dem Regenwas-
ser, nützlichen Bodenmikroben und zersetzten Pflanzen und
Tieren. Vegan-Befürworter merken hier an, dass in den mei-
sten natürlichen Böden zersetzte Tiere die kleinste Kategorie
von Materialien darstellen, die zur Bodendüngung beitragen.

Die technische und ethische Kluft zwischen der Verwendung

von veganen und biologischen Düngemitteln ist somit groß
und tief. Fast alle tierischen Nebenprodukte in biologischen
Cannabis-Düngemitteln stammen aus der Massentierhaltung.
Industriefarmen sind umweltschädlich und verursachen mas-
sives Leid für unschuldige, empfindungsfähige Tiere.

Der Guano-Abbau hat Hunderte oder Millionen von Vögeln

und Fledermäusen getötet und ihre Lebensräume zerstört.
Das Ernten von Krill für Düngemittel ist eine große Bedrohung
für Wale, Pinguine, Robben und andere Tiere, die von Krill als
Nahrung abhängig sind, und zerstört zudem auch empfind-
liche, unersetzliche Ökosysteme. Es ist auch bedenklich, dass
der Betrieb von landwirtschaftlicher Industrie zum Klimawan-
del durch Treibhausgase sowie zur Luft-, Land- und Wasser-
verschmutzung enorm beiträgt. Und biologische/organische
Dünger enthalten manchmal schädliche Antibiotika- und Hor-
monrückstände.

Veganics-Grower sagen es ganz klar: Wenn man handelsüb-

ü
103
 Grow-Know-How
lichen Bio-Dünger benutzt, verwendet man das Blut, die Kno-
chen, das Gewebe und den Stuhlgang empfindungsfähiger
Lebewesen, die aufgrund kapitalwirtschaftlicher Massentier-
haltung ein schreckliches Leben geführt haben.
Die Herstellung von Hydrokultur-Düngemitteln hängt vom
Raubbau im Bergbau und anderen ökologisch verheerenden in-
dustriellen Aktivitäten ab. „Veganics“ ist ein Versuch, dem Be-
denken in Bezug auf Tierrechte, Umwelt und Gesundheit eine
gute Alternative aufzuzeigen.
Vergleich von „Veganic Growing“
und herkömmlichem Anbau
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die 20 essentiellen Ele-
mente bereitzustellen, die Marijuanawurzeln absorbieren, um
die Pflanzen am Leben zu erhalten. Hier sind die beliebtesten
und gebräuchlichsten Methoden, die Grower anwenden. Man
kann auf unberührtem, fruchtbarem Erdboden anbauen, der an
vielen Stellen natürlich vorkommt.
• Man kann auch fruchtbare Erde kaufen oder selber her-
stellen.
• Ebenso kann man synthetische hydroponische Düngemit-
tel in einer Vielzahl von inerten Wurzelzonenmaterialien
oder in erdlosen Mischungen verwenden.
• Man kann auch biologische oder „natürliche“, sprich orga-
nische Nährstoffe einsetzen.
Jede dieser Düngungsmethoden hat Vor- und Nachteile. Es ist
schwierig, natürlichen, fruchtbaren Erdboden an einem Ort zu
finden, an dem man auch Cannabis anbauen kann. Viele Out-
doorgrower sehen Brennnesselvorkommen als deutliche Zei-
gerpflanzen für einen geeigneten Boden für ihre Liebsten, da
Cannabis ähnliche Bedingungen an den Boden stellt wie Brenn-
nesseln. Der Kauf von qualitativ hochwertiger Erde ist nicht ein-
fach, da nur wenige Unternehmen sie herstellen und verkau-
fen. Synthetische Hydrokultur-Düngermarken variieren stark in
Qualität und Wirksamkeit und können sehr teuer sein. Biolo-
gische und natürliche Düngemittel stinken oft, da sie mit tie-
rischen Produkten beladen sind. Viele von ihnen bieten nicht
die gesamte Palette der essentiellen Pflanzennahrung, die
Pflanzen sofort aufnehmen können.
Von diesen Optionen könnte nur der natürliche fruchtbare
Erdboden als veganic angesehen werden. Die anderen Opti-
onen verwenden zugesetzte tierische Nebenprodukte und/
oder große Mengen abgebauten oder im Labor synthetisierten
Materials. Veganics geht darüber hinaus, tierische Nebenpro-
dukte auszuschließen. Vegane Grower lehnen Verfahren zur
Herstellung und Verwendung schädlicher Düngemittel ab, die
Ökosysteme, Land, Wasser, Luft oder die Gesundheit schädi-
gen. Der Abbau von Phosphat, die Beschaffung von Erdöl, die
Gewinnung von Seetang und Krill sowie viele andere Aspekte
der Herstellung von synthetischen und organischen Düngemit-
teln verursachen schwerwiegende Umweltschäden.
Die Verwendung von nicht veganen Düngemitteln kann die Um-
welt schädigen. Ich habe zum Beispiel vor 20 Jahren in Van-
couver, Kanada, gelebt, als die Region Vancouver etwa 40 %
ü
104
des Cannabis an der gesamten nordamerikanischen Westkü-
ste produzierte. Massive Mengen der Cannabisblüten wurden
in British Columbia angebaut und nach Süden in die USA oder
nach Osten durch Kanada verschifft. Mindestens eines von fünf
Häusern in der Region Vancouver war eine Cannabis-Farm, und
die meisten Grower verwendeten synthetische Hydrokultur-
Nährstoffe.
Die Umweltaufsichtsbehörden bemerkten eine massive Algen-
blüte und andere Umweltauffälligkeiten, als Tausende Gallo-
nen Düngerlösung aus Hydrokulturen ihren Weg aus den Häu-
sern in die Wasserversorgung und alle offenen Gewässer rund
um Vancouver fanden.
Vegane Grower bemängeln, dass viele Düngemittel potenziell
schädliche Mengen an Schwermetallen wie Blei, Cadmium, Ar-
sen, Blei, Nickel, Quecksilber und sogar Uran enthalten. Diese
Materialien können in Pflanzengewebe übergehen und den
User sowie auch die Umwelt schädigen.
Ironischerweise war der Veganic-Anbau die einzige Art der
Landwirtschaft, bis die Menschen entdeckten, wie Chemika-
lien, tierische Anteile und tierische Abfälle als Düngemittel
verwendet werden. Erst im frühen 20. Jahrhundert wurden pe-
troindustrielle (Erdöl-/Erdgas-basierte) Düngemittel herge-
stellt, die die Revolution der industriellen Landwirtschaft an-
kurbelten und die weltweiten landwirtschaftlichen Erträge
steigerten. Zum Beispiel haben die deutschen Wissenschaft-
ler Fritz Haber und Carl Bosch zu Beginn des 20. Jahrhunderts
beinahe im Alleingang den rasanten Aufstieg der industriellen
Düngemittelindustrie eingeleitet, indem sie ein Verfahren ent-
wickelt haben, dass Ammoniak und andere Nitrate aus der Luft
bezieht. Ihre Forschungen hatten alle zum Ziel, eine reichlich
neue Stickstoffquelle für die aufstrebende industrielle Land-
wirtschaft und die Düngemittelindustrie zu schaffen, aber der
Haber-Bosch-Prozess wurde bald auch von der BASF für die
deutschen Kriegsanstrengungen im Ersten Weltkrieg in Auftrag
gegeben – zur Herstellung von Sprengstoffen.
Haber und Bosch erhielten jeweils einen Nobelpreis, da es ihr
Verdienst war, die Produktion von Stickstoffdüngern zu ermög-
lichen, die die landwirtschaftliche Produktion ankurbelten und
zu einer raschen Beschleunigung des Bevölkerungswachstums
führte, welches Anfang des 20. Jahrhunderts begann und bis
heute anhält. Historiker sagen heute, dass nach dem schreck-
lichen Artillerie-Gemetzel im Ersten Weltkrieg eine so rasche
Zunahme der menschlichen Bevölkerung stattfand, sei nur
durch die erhöhte Nahrungsmittelproduktion zu erklären.
Einige Fachleute sahen die Probleme der petroindustriellen
Düngemittel und der Landwirtschaft schon vor langer Zeit vo-
raus. In den 40er Jahren setzte sich eine Handvoll Experten
der Landwirtschaftsindustrie und Farmer für die Veganics-
Landwirtschaft ein. Die frühen Veganic-Anhänger warnten zu
Recht, dass die petroindustrielle Landwirtschaft nicht nachhal-
tig ist, tödlich für die Umwelt und letztendlich zu einer Erschöp-
fung von Böden und Pflanzen mit geringerem Nährwert führen
würde. Und sie gaben zu Recht an, dass der Haber-Bosch-Pro-
zess zu einer Überladung der Böden mit Nitraten führen würde,
die das Grundwasser, Seen, Flüsse, Ozeane und die darin vor-
kommenden Arten schädigen würden. Sie warnten auch davor,
dass überschüssiges Stickstoffoxid entsteht, ein potenzielles
 Grow-Know-How

Treibhausgas, das jetzt eine weitere Ursache für den Klima-

wandel ist. Karel Schelfhout

Veganics-Pioniere sagten, dass gute Ernten in natürlichen, bi-

ologisch aktiven Wurzelzonen erreicht werden könnten, ohne
dass petrochemische oder synthetische Düngemittel zugesetzt
werden. Nährstoffe, die sich noch nicht in der Wurzelzone be-
finden, könnten auch aus pflanzlichen Materialien hinzugefügt
werden. Nützliche Bakterien und Pilze, die für die Gesundheit
des Bodens und die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen ent-
scheidend sind, damit sie von Pflanzenwurzeln aufgenommen
werden können, könnten in Form von Kompost, mikrobiell rei-
chen Komposttees und -Infusionen eingesetzt werden.

Veganics: Auf eine lebendige

Wurzelzone verlassen
Ich habe Marijuana mit biologischen, synthetischen, synthe-
tisch/biologischen und veganen Nährstoffen angebaut. Viele
Züchter bauen wegen der vollständigen Kontrolle und Bere-
chenbarkeit der Düngung, die sich aus der Verwendung mit
ausschließlich synthetischen Düngemitteln in erdfreiem Mix
oder reiner Hydroponik ergibt, auf künstliche Nährstoffgaben
in Wasserkulturen. Andere Züchter sind der Ansicht, dass das
Growing in Hydrokulturen zu stark von Umkehr-Osmosewas-
ser, teurem Dünger, Düngeergänzungsmitteln, pH-Messgerä-
ten, Überwachung und Einstellung des pH-Werts usw. abhängt.
Sie entscheiden sich normalerweise für biologisches Growing.

Aber als ich sogenannte biologische (nicht vegane) Düngemit-

tel verwendet habe, hatte ich viele Probleme. Die meisten bi-
ologischen Düngemittel riechen nach Fäkalien, weil sie diese
enthalten. Sie sind dickflüssig und verstopfen die Anbausy-
steme, insbesondere Aeroponik- und Tropfwassersysteme.
Sie enthalten oft Schwermetalle und andere Verunreinigungen,
einige enthalten auch Krankheitserreger, die den Menschen
schädigen. Außerdem sind sie für die Einhaltung eines stabilen
pH-Werts sehr ungünstig, und sobald sie sich in einer Wurzel-
zone befinden, insbesondere in einer Bodenwurzelzone, ist es
recht schwierig, sie herauszuspülen.
Vor ein paar Jahren habe ich angefangen, mit Veganics zu ex-
perimentieren. Ich wusste, Veganics verlässt sich stark auf eine
„lebende Wurzelzone“. Doch was ist das? Eine lebende Wurzel-
zone entsteht, wenn nützliche Bakterien und Pilze in der Wur-
zelzone organische pflanzliche Materialien zersetzen, die sich
mit den Wurzeln verbinden, um die Wurzelmasse und -funk-
tion zu verbessern, Wurzeln vor Trockenheit, Temperaturstress
und Krankheiten zu schützen und Hormone freizusetzen, die
die Wurzel- und Blütenproduktion stimulieren.
Unglücklicherweise stellte ich als Person, die Cannabis in einem
Haus in einem Vorort anbaute, fest, dass die Herstellung von
Komposttee und anderen Düngemitteln auf pflanzlicher Basis
ziemlich viel Schmutz verursacht und Platz und Ausrüstung er-
fordert, die ich nicht habe. Glücklicherweise fand ich Leute, die
hochwertige vegane Düngerprogramme und Produkte verkauf-
ten, die mich davon befreiten, meine eigenen Veganic-Materi-
alien herzustellen. Als ich lernte, sie zu verwenden, war ich er-
freut und überrascht zu entdecken, dass ich Cannabis anbauen
konnte, ohne so viel Zeit mit der Überwachung eines synthe-
tischen oder biologischen Düngeprogramms zu verbringen.
Nachdem ich Veganics beherrschte, konnte ich meine Canna-
bispflanzen ausreichend mit Nährstoffen versorgen, indem ich
sie zu Beginn der Saison in die Wurzelzone einbrachte und re-
gelmäßig Kompost und Komposttees verwendete.
Es gibt nur wenige Unternehmen, die handelsübliche Veganic-
Düngemittel herstellen, die man weltweit kaufen kann. Ein be-
eindruckendes veganes Ernährungsprogramm wird von Karel
Schelfhout angeboten, einem legendären niederländischen
Cannabispionier, der vor vier Jahrzehnten in Holland mit Nevile
Shoemakers, dem Erfinder von Haze-Cannabis, zusammenge-
arbeitet hat. Schelfhout ist bekannt als Gründer des legendären
Super Sativa Seed Clubs, einem der weltweit ersten Versand-
handelsunternehmen für Saatgut (siehe dazu auch den Artikel
Old School Haze von Super Sativa Seed Club in grow! 4/19).
Nachdem Karel jahrelang mit regulären Düngemitteln und Hy-
drokulturen angebaut hatte, entschied er sich zu growen, ohne
die Umwelt zu schädigen oder Tiere auszubeuten, und schuf
das Veganic-Growing-System „Biotabs“. Sein System umfasst
drei Produkte, die nützliche, symbiotische Bakterien in die
Wurzelzone bringen. Die meiste Arbeit hat man mit dem Un-
termischen unter die Erde zu Beginn, wenn die Biotabs-Pro-
dukte in die Anbauerde gemischt und die Pflanzen zum er-
sten Mal gegossen werden. Ich benutze seine Produktpalette
auf Erde, in erdfreiem Mix und selbst in Kokossubstrat. Es füt-
terte meine Pflanzen reichlich in der Wachstumsphase und bis
zum Ende der Blütephase. Das einzige Mal, dass ich zusätz-
liche Nährstoffe hinzufüge, ist, wenn ich gegen Ende der Blü-
tephase Phosphor und Kalium anreichere.

ü
105
 Grow-Know-How
Josh und Kelly
Wenn ich Pflanzen hatte, die durch Insekten beschädigt wur-
den, besprühte ich sie mit einem Blattspray, und ihre Blätter
färbten sich innerhalb von 24 Stunden von gelb nach grün. Das
ist eine erstaunlich schnelle Wirkungsweise eines Blattsprays.
Grower, die ein Plug-and-Play-Programm mit Veganics-Dünger
suchen, werden Karels Produkte zu schätzen wissen. Die ein-
zige Einschränkung besteht darin, dass es für frisch gekeimte
Sämlinge oder wurzelnde Klone zu nährstoffreich ist.
Ein weiteres Veganics-Cannabis-Düngeprogramm heißt Vega-
matrix und wurde vom Kultivierungsguru der High Times, Kyle
Kushman, ins Leben gerufen. Er begann in den 80er Jahren als
Cannabis-Züchter im Hinterland von New York und produzierte
Connoisseur-Buds von seltenen Sorten wie Purple Kush.
Die einheimische Cannabisindustrie an der Ostküste Amerikas
war viel kleiner als heute, und Kushmans Gras war so beson-
ü
106
ders, dass er letztendlich Mitarbeiter
der High Times und Prominente aus
den Medien mit Marijuana versorgte
und später selber Autor der High
Times wurde. Ich persönlich habe von
seinen Kolumnen und Artikeln profi-
tiert.
Im Jahr 2011 brachte Kushman Ve-
gamatrix auf den Markt, eine Linie
von rein veganen pflanzlichen Nähr-
stoffen. Das Vegamatrix-Sortiment
enthält Grundnährstoffe, Blütever-
stärker, Bodenmikroben, natürliche
blütefördernde Hormone, Aminosäu-
ren, natürliche Chelate, Enzyme und
andere Materialien, die aus veganen
Quellen stammen. Die Zutaten wur-
den ausgewählt, weil sie innerbe-
triebliche Synergien schaffen, eine Art
lebendige Düngemittelfabrik.
Laut Kushman liegt der Schlüssel
zum Veganic-Growing darin, mit ex-
zellenten Wurzelzonen-Medien zu be-
ginnen. Bevorzugt wird eine erstklas-
sige, erdlose Mischung aus Weißtorf
(nicht gerade ökologisch; Anm.der
Red.), Kokos und organischen Materi-
alien. Wenn sich diese Mischung nicht
finden lässt, könnte man im Garten-
fachgeschäft nach einem neutralen,
erdfreien Mix fragen, der eine zuver-
lässige pH-Pufferung bietet und we-
nig oder gar keine Nährstoffe enthält.
Die Vegamatrix-Produktlinie umfasst
ein nützliches Mikrobenprodukt,
Grundnährstoffe für die Wachstums-
und Blütephase, einen Wachstums-
verstärker mit Kalzium und Ma-
gnesium, Aminosäuren und einen
Blüteverstärker sowie einen Kelphor-
mon-Blüte-Booster. Kushman bietet
auch ein Vollspektrum-Insektizid und
Fungizid an. Die Produkte sind bis auf geringe Spuren veganic.
Die Wurzeln des Veganic-Growings
Für die meisten von uns sieht Veganics wie eine neue, fas-
zinierende Idee aus. Aber es ist Teil einer langen Tradition
oder eines ganzheitlichen Ansatzes für den Anbau von Pflan-
zen und Bäumen. Einer dieser Ansätze ist die biozyklische ve-
gane Landwirtschaft. Diese Form der Landwirtschaft wurde in
den 1950er Jahren vom deutschen Agrarinnovator Adolf Hoops
entwickelt. Dem 1999 verstorbenen Hoops wird die Schaffung
einer ökologisch vorteilhaften Form der Landwirtschaft zuge-
schrieben. Später entwickelte sein Sohn Arne Hoops „Biocyclic
Guidelines“ (biozyklische Richtlinien) und half in Zusammen-
arbeit mit deutschen Veganic-Growern, einen formalisierten
„Biocyclic Vegan Standard“ (biozyklischen veganen Standard)

um eine Bewertung landwirtschaftlicher Betriebe zu erstellen.
Der „Standard“ debütierte 2017 und wird weltweit von Vega-
nic-Farmern übernommen. Biocyclische Prinzipien können um-
fassen:
• Keine in Gefangenschaft gehaltenen Tiere oder tierische
Nebenprodukte verwenden
• Herstellung von reichhaltigen Böden mit organischen
Stoffen, die als Humus bekannt sind
• Wasserverbrauch reduzieren
• Keine Verschwendung von Erntematerialien
• Erhaltung der Artenvielfalt und der Gelände-Eigenschaften
• Man sollte eher auf Kleinbauern als auf die industrielle
Landwirtschaft der Unternehmen vertrauen
• Keine Verwendung von Industriedüngemitteln, Giften, GVO
Veganics-Anbau hat auch viel mit „Korean Natural Farming“
gemeinsam. Diese ganzheitliche Landwirtschaftstechnik wurde
in den 1960er Jahren von Cho Han Kyu, einem koreanischen
Agrarforscher, entwickelt. Einige seiner Ideen für Korean Natu-
ral Farming erhielt Cho durch ein Studium der ganzheitlichen
Landwirtschaft in Japan. Cho passte auch die bestehende so-
zio-landwirtschaftliche Praxis und das Fermentieren von Nah-
rungsmitteln und landwirtschaftlichen Materialien an, die in
einigen asiatischen Ländern relativ häufig praktiziert werden.
Korean Natural Farming verfügt über grundlegende Praktiken
und Prinzipien, die sich mit dem veganen, biozyklischen und
ganzheitlichen ökologischen Anbau überschneiden:
• Die Maximierung des vollen genetischen Potenzials des
Samenvorrats
• Die Verwendung der einheimischen Bodenmikroorganis-
men, Raubinsekten, Erden und anderer einheimischer Ma-
terialien, um die Wurzelzone anzureichern, die Wachs-
tumsrate und den Ertrag zu steigern und Pflanzen vor
Schädlingen und Krankheiten zu schützen
• Die Verwendung gezielt fermentierter Säfte auf pflanz-
licher Basis, um Pflanzen und Böden zu nähren und zu
schützen
• Die Vermeidung von tierischen Nebenprodukten in der
Landwirtschaft
Grow-Know-How
• Dünger aus Pflanzen, nicht aus Tieren
• Verwertung von normalem und fermentiertem Kompost
• Direktsaatverfahren, damit der Boden möglichst wenig ge-
stört wird
• Verwendung von Regenwasser, Quellwasser, Flusswasser
und sauberem Grundwasser, anstelle von aufbereitetem
Stadtwasser
• Einsatz natürlich gewonnener Zucker, um die Fermentation
zu unterstützen und Wurzeln und Pflanzen zu ernähren
• Vermeidung sämtlicher Chemikalien, Gentechnik, petro-
chemischer Düngemittel und abgebauter Erde
Vor allem dort, wo Grower über genügend Land und Privat-
sphäre verfügen, um sich outdoors auszutoben, überlappen
sich der vegane, biozyklische Anbau und die koreanische na-
türliche Anbaumethode mit einer anderen alternativen Me-
thode namens Permakultur. Wer an Konferenzen teilnimmt und
mit Menschen spricht, die sich mit Veganics und anderem al-
ternativen Anbau beschäftigen, wird feststellen, dass Perma-
kultur normalerweise Teil ihres Lehrbuchs ist.
Zur Permakultur gehört es, zu einem Standort zu gehen, bevor
man etwas auf oder an ihm tut, und seine ursprüngliche Öko-
logie, Flora, Fauna, Topographie, Bodenfruchtbarkeit, Entwäs-
serung, Bodenporosität, Wasserqualität und -quellen, einhei-
mische Bodenmikroorganismen, Klima, Niederschlagsmuster,
Sonnenlicht und andere Merkmale zu untersuchen. Permakul-
tur-Standortbewertungen zeigen manchmal, dass der Anbau
nicht an einem bestimmten Standort betrieben werden sollte
oder dass nur bestimmte Arten von Pflanzen oder Bäumen dort
gut wachsen.
Wie man wahrscheinlich bereits bemerken kann, bedeuten
Veganics, Permakultur, Korean Natural Farming und biozy-
klische Landwirtschaft für verschiedene Grower unterschied-
liche Dinge. Cannabis-Grower, die nicht die Möglichkeit oder
den Wunsch haben, Outdoor-Growing zu betreiben, mögen
sich jetzt zu Recht fragen, ob eine dieser ganzheitlichen An-
baumethoden für den Indoor-Cannabis-Anbau von Nutzen ist.
Und das lässt sich nur bejahen.
Karel Schelfhout, der heute ein Befürworter der Veganics-An-
baumethode ist, war einer der ersten Anwender einer Canna-
bis-Growing-Methode, die das genaue Gegenteil von Veganics
darstellt. In den 70er und 80er Jahren entdeckte er, dass Ma-
terialien wie inerte industrielle Steinwolle zusammen mit syn-
ü
Grow-Know-How
Kelly
thetischen chemischen Düngemitteln, Lampen für den Innen-
anbau, Pestizide und anderes für den Anbau von Cannabis
nützlich sein könnten.
Schelfhout war ein früher Pionier des Hydtroponik-Anbaus von
Cannabis, erkannte jedoch mit der Zeit, dass die Herstellung
von Hydrokultur-Nährstoffen, Steinwolle und anderen Hydro-
kultur-Materialien Bergbau, Raffination und andere ökologisch
ruinöse industrielle Praktiken erforderte. Es entstanden Berge
von gebrauchter Steinwolle, die als langfristiger Umweltschad-
stoff beständiger ist als Kunststoff. Er sah die Algenblüten und
Wasserverschmutzung durch das Abfließen von Nährstoffen
aus der Hydrokultur und war schockiert über die hohe Menge
an Strom, die für Lampen, Pumpen und andere Utensilien bei
der Hydrokultur in Indoor-Gärten benötigt wurde.
Angesichts der Auswirkungen der Standard-Hydrokultur be-
gann Schelfhout, sich mit Biobauern und anderen ganzheit-
lichen Growern zu vernetzen und entwickelte eine Form von ve-
ganen Anbaumethoden und -materialien, die der koreanischen
natürlichen Landwirtschaft und den anderen alternativen An-
baumethoden ähneln.
Geschlossene Kreislauf-Landwirtschaft
bei Cannabis
Schelfhouts Übergang von der Hydroponik zu Veganics ist ein
bekannter Weg für andere innovative Veganic-Pioniere. Vor
drei Jahrzehnten waren die Partner Josh Sarvis und Kelly Dunn
in Nordamerika bestürzt über die ökologischen Schäden des
regulären industriellen Anbaus. Beeinflusst durch Kräuter-
kunde, Geburtshilfe, autarke Selbstversorgung, Umweltschutz,
Biodynamik und Permakultur haben sie ihr Leben und ihren ge-
ografischen Standort radikal verändert, um in den Wildgebie-
ten von British Columbia, Kanada, ein geschlossenes Landwirt-
schafts-System zu schaffen. Geschlossenes System bedeutet,
108
dass sie keine Lebensmittel oder Nahrungsmittel von anderen
Personen oder Unternehmen kaufen müssen.
Eine weitere Motivation für Kelly und Josh, einen Veganic-Le-
bensstil und Veganic Gärtner- und Gesundheitsprodukte zu
entwickeln, ist, dass sie die saubersten, potentesten und pro-
duktivsten Cannabispflanzen anbauen möchten, die nur mög-
lich sind.
„Reguläre Cannabisanbauer müssen äußerst vorsichtig mit der
Einbringung von Krankheitserregern, Chemikalien und Schwer-
metallen umgehen“, erklärt Kelly. „Diese Dinge können leicht
in Cannabispflanzen gelangen, da viele normale Nährstoffe
und Blattsprays, die in Gartengeschäften verkauft werden, zu
Fehlern beim Testen von Cannabis führen. Cannabis ist eine
dynamische Akkumulatorpflanze, die Toxine aus Blattsprays
und der Wurzelzone speichert und an die Trichome verteilt,
in denen Cannabinoide und Terpene hergestellt und gelagert
werden. Wenn die Anbaumethoden Toxine enthalten, beste-
hen die Trichome der Blüten die vorgeschriebenen Reinheits-
tests nicht.“
Kelly lobt die befreiende Autarkie bei Verwendung regenera-
tiver Praktiken im geschlossenen Kreislauf, um ganzheitliche
Pflanzendüngemittel herzustellen, die auf ihrem eigenen Land
und angrenzenden Naturgebieten hergestellt werden. Wenn
man Zugang zu der richtigen Art von Land und Wasser hat, ge-
paart mit Wissen aus der Permakultur und verwandten Prak-
tiken, kann man daraus einen Lebensstil aufbauen, der alles
bietet, was man braucht – und das ohne Verschwendung. Fast
alles, was sie verwenden, wird von ihnen selber hergestellt,
recycelt, umgewandelt und für andere Zwecke verwendet, be-
richtet sie.
Was viele Menschen als Wegwerfabfälle betrachten, betrach-
ten Sarvis und Dunn als Materialien, die in Kompost, Fermen-
tationsprodukte, Bodenverbesserer und andere nützliche Ma-
terialien umgewandelt werden.
Der bemerkenswerte Übergang des Paares zu Veganics und na-
türlicher Landwirtschaft begann in den frühen 90er Jahren, als
die Sorge um die Erziehung ihres Kindes in einer überfüllten
städtischen Umgebung und um schädliche Anbaumethoden
dazu führte, dass sie sich kilometerweit von der nächsten as-
phaltierten Straße niederließen. Sie waren nicht dazu in der
Lage, Düngemittel und andere landwirtschaftliche Produkte
zu kaufen und in ihre Wildnis zu transportieren. Also studier-
ten sie Bücher über Kräuterkunde, Biodynamik und alternative
ökologische Landwirtschaftsmethoden. Ihr Ziel war nicht nur,
das potenteste Cannabis anzubauen, sondern auch ihre eigene
Nahrung und eine große Vielfalt an Heilpflanzen und Pilzen zu
ziehen.
Sie verwendeten Permakulturtechnik, um Boden und Gelände
zu „lesen“ und die natürlichen Niederschlagsmuster zu verste-
hen. Ich persönlich finde es inspirierend, dass ich meine Pflan-
zen von Anfang bis Ende mit pflanzlichen Naturdüngern und
Wachstumsstimulatoren aus einheimischen Pflanzen ihres
Landes wie Brennnesseln, Luzerne und Beinwell füttern kann.
Sie verwenden Tanks mit einer Größe von 850 Gallonen (ca.
3.200 Liter), um Komposttees und andere Mikroorganismen
sowie Nährstoffe herzustellen, die Pflanzen ernähren und den
Boden beleben. Sie vermeiden schädliche Veränderungen von
ü
 Grow-Know-How

Land, Topografie, Wasserläufen und Boden und versuchen zu

leben, ohne dabei die Integrität der Ökosysteme und die ein-
heimische Artenvielfalt zu beeinträchtigen.

Nachdem sie einen Bauernhof geschaffen hatten, der so üp-

pig war, dass sie jetzt riesige Terrassen haben, auf denen gi-
gantische Cannabispflanzen, Gemüse, andere Heilkräuter und
Obstbäume wachsen, gründeten sie eine Firma (Dragonfly
Earth Medicine oder kurz DEM), die ihre veganen Pflanzener-
nährungs- und Bodenbehandlungsprodukte vermarktet. Sie
bieten auch vegane Rezepturen für die menschliche Gesund-
heit an, darunter ernährungswissenschaftlich reichhaltige Ka-
kaogetränke aus Reishi, Chaga, Cordyceps, Kakao, Luzerne,
Brennnessel und Astragalus. Dieses Gebräu enthält eine in-
tensive Dosis von Vitaminen, Proteinen und anderen lebens-
fördernden Verbindungen.

Kelly und Josh stellen ein gesundheitsförderndes Produkt na-

mens Myco Canna Capsules her. Es enthält Cannabidiol (CBD),
natürlich extrahierte Fraktionen von Heilpilzen sowie ayurve-
dische und chinesische Kräuter.

Um anderen Cannabisanbauern zu helfen und die Sicherheit

der Cannabiskonsumenten zu gewährleisten, haben sie das
„DEM Pure“-Zertifizierungsverfahren eingeführt. Sie beschrei-
ben diesen Prozess als „weitaus strenger als Standardzertifi-
zierungsverfahren für den ökologischen Landbau“. Während
in Standardzertifizierungsverfahren nur die für den Anbau von
Pflanzen und Bäumen verwendeten Pflanzen darauf untersucht
werden, ob ein Produkt nur sichere Inhaltsstoffe enthält, wird
bei der DEM-Pure-Zertifizierung das gesamte landwirtschaft-
liche Unternehmen geprüft, um zu sehen, ob nachhaltige, rege-
nerative Anbaumethoden zum Einsatz kommen, die den Boden
ernähren und wiederum gesunde, robuste Cannabispflanzen
hervorbringen. Mindestens 80 Cannabisfarmen in Nordamerika
haben die DEM-Pure-Zertifizierung erhalten.
Laut Kelly können Grower, die DEM-Produkte sowie Zertifizie-
rungs- und Anbauprotokolle verwenden, sicher sein, dass ihre
Cannabispflanzen reichlich mit Nährstoffen versorgt werden.
Dies wird durch regelmäßige Zugabe eines Top-Dressings oder
Gießwassers mit Wurmguss unterstützt. Wie andere Veganic-
Fürsprecher bestehen Kelly und Josh darauf, dass Nährstoffe
auf pflanzlicher Basis wirksamer als organische und synthe-
tische Nährstoffe sind und mit viel geringeren ökologischen Ko-
sten hergestellt werden.
„Lebende Erde (Living soil) (siehe dazu auch meinen Beitrag
Hydroponis versus Erde – Welche Methode ist besser? in der
vergangenen grow!-Ausgabe), die mit veganen Nährstoffen
gespeist wird, ist eine natürliche Produktionsstätte, in der
Pflanzenmaterialien abgebaut und zu Nahrung für Canna-
bispflanzen verarbeitet werden. Synthetische Nährstoffe
sind für Pflanzen eine unnatürliche Art, Nahrung aufzuneh-
men, und diese mangelnde natürliche Funktion kann Pflan-
zen schädigen. Es gibt viele Gründe, keine kommerziellen
Düngemittel aus biologischem Anbau zu verwenden, aber
auf einem gesunden veganen Bauernhof leben oft human
gehaltene Nutztiere, die die Bodenfruchtbarkeit und -qua-
lität steigern. Kommerzielle Tierprodukte in großem Maß-
stab schädigen Tiere, Erde und die Atmosphäre. Ein gesun-
des Gehöft mit ein paar Tieren, die im Wechsel auf dem Feld
herumlaufen, kann dem Farmsystem enorme Gesundheit
verleihen. Die Hauptnahrungsquelle ist jedoch nach wie vor
die Sammlung und Schichtung der auf dem Grundstück er-
zeugten pflanzlichen Rohbiomasse,“ erklärt Kelly.
Die Vielfalt pflanzlicher Materialien, die Kelly und Josh in ih-
ren einzigartigen Produkten verwenden, ist wirklich beeindru-
ckend. Alfalfa, Brennnessel, Seetang, Kakao, Putenrhabarber,
Klettenwurzel, Spirulina, Noni-Frucht, Lavendel, Rosmarin,
Ringelblume, wilder Yam sowie Astragalus sind nur einige der
nachhaltig geernteten Zutaten.
Noch beeindruckender ist, dass ihre Produkte definitiv eine
feste Anordnung von bioaktiven nützlichen Mikroorganismen
in der Wurzelzone installieren. Als ich zuvor regelmäßig flüssige
und pulverförmige nützliche Mikroben gekauft habe, konnte
ich keinen Anstieg der Wurzelmasse, der Wurzelgesundheit
und des Ernteertrags feststellen – reine Geldverschwendung.
Die veganen Impfmittel von Dragonfly enthalten jedoch Endo-
mykorrhizapilze und nützliche Bodenmikroben, von denen be-
kannt ist, dass sie Cannabiswurzeln verstärken und schützen.
Ich muss betonen, dass ich bei der Verwendung von Dragon-
fly-Produkten tatsächlich eine Expansion der Wurzelmasse und
eine Verbesserung der Wurzelgesundheit feststellen konnte,
was sich in einem schnelleren Wachstum und höheren Erträ-
gen niederschlägt.
Kelly und Josh erkennen den Zusammenhang zwischen Pflan-
zengesundheit und menschlicher Gesundheit. Aus diesem
Grund stellen sie auch Produkte für die menschliche Gesund-
heit her, die aus veganen Pflanzen hergestellt werden. Zum Bei-
spiel verkaufen sie ein medizinisches Pilzprodukt, das Reishi,
Chaga, Cordyceps, Lions Mane, Truthahnschwanz und Agari-
kon-Pilze enthält. Diese Heilpilze sollen die Entgiftung fördern
und das Immunsystem anregen.
„Es gibt nicht einen kommerziellen „Bio“-Kohlkopf bei uns, der
ohne tierische Produkte wie Knochenmehl und Blutmehl an-

ü
109
Grow-Know-How
gebaut wird“, beklagt Kelly. „Ein wichtiger Grund, warum wir
das nicht tun, ist, weil tierische Nebenprodukte in der Wurzel-
zone schädliche pathogene Mikroben abgeben, die diese Ma-
terialien zersetzen. Wenn man auf diese Weise tierische Pro-
dukte verwendet, besteht ein höheres Risiko für Wurzelfäule.
Mit Veganics kann man Boden immer wieder nutzen, da er das
mikrobielle Leben beibehält, das die Verfügbarkeit, Aufnahme
und Gesundheit von Nährstoffen fördert. Veganes Growing ist
auch für die Regenwürmer gesund“, erklärt Kelly mit einem
Zwinkern.
Wie praktikabel ist der Veganics-Anbau
von Cannabis?
Einige Cannabis-Grower befürchten, dass Veganics nicht prak-
tikabel erscheint, insbesondere für Indoor-Hydroponikgärten.
In meinen Tests schneidet Veganics besonders gut in Gärten
ab, deren Wurzelzonmedium aus Erde, Kokos oder einer erd-
losen Mischung besteht. Wenn ich mein eigenes Land, Kom-
posthaufen und andere Infrastrukturen hätte, wäre ich in der
Lage, die meisten, wenn nicht sogar alle meine eigenen Bö-
den, Humus, nützlichen Mikroben, Kompost, Komposttees und
pflanzlichen Lebensmittel zu erzeugen. Ich habe jedoch statt-
dessen vorverpackte Produkte verwendet. Diese Produkte sind
viel einfacher zu nutzen als synthetische Hydrokulturdünger,
insbesondere weil eine genaue Kontrolle des pH-Werts des
Wassers nicht erforderlich sind.
Es gibt jedoch Vorbehalte. In Tiefenwasserkulturen und ande-
ren reinen Hydrokultursystemen, denen eine feste Wurzelzone
fehlt und die auf Pumpen, Sprühvorrichtungen, Tropfstrahler,
Zerstäuber und andere Hydrauliksysteme mit Rohrleitungen
angewiesen sind, um die Pflanzenwurzeln mit Nährstoffen zu
versorgen, weist die Veganics-Methode einige Probleme auf.
Zum einen enthalten Komposttees und andere Veganic-Dünger
in der Regel relativ große Partikel. Wie bei allen schlammigen
organischen Düngemitteln verstopfen diese Materialien wahr-
scheinlich die Hydroponik-Leitungsrohre und Düsen. Aus die-
sem Grund empfiehlt ein Hersteller, die Dünger zu filtern, be-
vor sie in ein Hydroponiksystem gegeben werden.
Problematisch ist auch, dass Veganics auf eine „lebende“ Wur-
zelzone angewiesen ist, die mit nützlichen Mikroorganismen
ausgestattet ist, die die Größe und Funktion der Wurzelmasse
verbessern und gleichzeitig organische Materialien zersetzen,
um sie als pflanzliche Nahrung bioverfügbar zu machen. In rei-
nen Hydrokulturen wie der Tiefseekultur oder der Aeroponik
fällt es diesen nützlichen Mikroorganismen schwer, einen dau-
erhaften Aufenthalt in der Wurzelzone zu erlangen, da sie au-
ßer den Wurzeln kein festes Material zum Besiedeln haben.
Wenn Menschen nützliche Mikroben in ein Hydrokultursystem
mit geschlossenem Kreislauf einbringen, kann dies die Wur-
zelzone durcheinanderbringen und ein fauliges Chaos verursa-
chen, das von pathogenen Mikroorganismen befallen ist, das
die Wurzeln verrotten lässt oder Cannabispflanzen anderwei-
tig schädigt.
Grower, die ein erhebliches Risiko eingehen, um Cannabis an-
zubauen, oder die nicht viel Zeit für das Erlernen und Einfüh-
ren eines neuen Düngerplans aufwenden können, stellen mög-
licherweise fest, dass das Abenteuer des Veganic-Anbaus zu
110
aufwendig ist. Möglicherweise bevorzugen sie die etwas ein-
fachere Methode, Flaschen oder synthetische oder organische
Nähr- und Ergänzungsmittel zu öffnen, diese gemäß den An-
weisungen des Herstellers zu mischen, den pH-Wert einzustel-
len und die Mischung dann ihren Pflanzen zu geben.
Je mehr ich mit Veganics arbeite, desto mehr mag ich es. Ich
habe Wachstumsraten, Erträge und Potenzen, die mit denen
von Hydrokulturen und organischen Düngemitteln vergleich-
bar sind. In einigen Veganics-Anbauperioden habe ich Be-
weise dafür gesammelt, was Veganics-Fürsprecher behaupten
– nämlich, dass es Nährstoffe und Stoffwechselschübe liefert,
die sich in mehr Cannabinoiden und Terpenen niederschlagen,
sowie, dass Veganics-Pestizide, Pilze und anderes zur Schäd-
lingsbekämpfung gegen Schimmelpilze, Mehltau und Wurzel-
krankheiten genauso gut oder besser wirken als chemische
Mittel. Aus meiner Erfahrung als Grower kann ich bestätigen,
dass Veganics eine großzügige Portion Nahrung bereitstellt,
die die Wurzeln auflädt, den Pflanzenstoffwechsel, das Immun-
system, die Photosynthese und die Produktion von Cannabino-
iden und Terpenen anregt.
Wie man am besten
mit Veganics-Anbau anfängt
Am besten ist es, sich an die in diesem Artikel genannten Ve-
ganics-Firmen zu wenden, um zu erfahren, welche Art des Dün-
gens im Einzelfall am sinnvollsten ist. Dabei sollte man die Her-
steller über seine persönliche Gartensituation informieren und
sich Ratschläge für die Verwendung der Produkte geben las-
sen. Dann erstellt man einen Testgarten, d.h. die Hälfte der
Pflanzen wird mit Veganics und die andere Hälfte mit Hydro-
kultur- oder biologischen Düngemitteln versorgt und dann ver-
glichen, wie es den Pflanzen ergeht.
Sinnvoll ist es in dem Zusammenhang auch, nach lokalen Or-
ganisationen und Einzelpersonen zu suchen, die Schulungen
in Bezug auf Kompostierung, Herstellung von Komposttees,
Korean Natural Farming, Permakultur, biozyklische Landwirt-
schaft und verwandte ganzheitliche Praktiken anbieten.
Eine lohnenswerte Investition sind auch diese Lehrbücher: The
Organic Grow Book von Karel Schelfhout und Michiel Panhuy-
sen; JADAM Organic Farming von Youngsang Cho; True Living
Organics von „The Rev“; Eine Flut von Mikroben von Jeff Lo-
wenfels und Wayne Lewis und Permaculture von Bill Mollison.
Ein Praktikum auf einem Veganics-Bauernhof sowie in städ-
tischen Gemeinschaftsgärten und anderen Anbaugenossen-
schaften zu arbeiten, ist auch eine gute Idee. Wenn man sich
mit WWOOF (Willing Workers On Organic Farms) verbindet,
kann dies zu einem schönen internationalen Reiseabenteuer
werden. Veganics ist die sauberste und umweltbewussteste
Art, Cannabispflanzen zu düngen und mit gesunden Wurzel-
zonen zu versorgen. Es verringert die Schäden an natürlichen
Ökosystemen, Pflanzen, Bäumen, Böden und Tieren, die mit
anderen Arten der Landwirtschaft und Pflanzendüngung ver-
bunden sind, erheblich, wenn nicht sogar vollständig. Wenn
wir das 21. Jahrhundert überleben wollen, ohne die Biosphäre
zu zerstören, die alles Leben stützt, muss die Welt so schnell
wie möglich auf Veganics-Landwirtschaft umstellen, wie Karel
Schelfhout sagt.
Steve Davis
ü
ü
 Underground Growing

„Grasanbau ist für mich ein Akt zivilen Ungehorsams“

ü
112
 Underground Growing

chen Qualität und Inhaltsstoffe auf Num-

Wer wirklich gutes Gras rauchen möchte, baut es selbst an oder kauft mer sicher gehen wollen, in den Laden.
bei jemanden, der über gutes Indoor-Weed verfügt. Wer da niemanden Heute treffe ich mich mit Bernd*. Ich hatte
Bernd vor gut drei Monaten auf der Hanf-
kennt und nicht selber anbauen kann oder will, ist auf überteuerte
parade kennengelernt. Damals hatte er
Cannabisprodukte vom Schwarzmarkt angewiesen. Dabei hat man mir erzählt, dass er gerade zum ersten Mal
es seit über zehn Jahren oftmals mit Streckmitteln wie Sand, BRIX Cannabis in der eigenen Bude anbaut. Als
neun Wochen später alles fertig ist, will
& Co. oder PK13/14 zu tun. Denn nicht nur importiertes Hasch wird
ich selbstredend wissen, wie es seinen
gestreckt, auch das illegal angebaute Kommerz-Weed aus eigenen ungesetzlichen Untermieterinnen so er-
Landen, Holland oder Tschechien ist oft ungenießbar oder gefährdet gangen ist.
gar aufgrund von Streckmitteln, Pestiziden oder Insektiziden die Günter: Als wir uns vor drei Monaten das
Gesundheit der Konsumenten. Zudem ist es oft schlecht getrocknet erste Mal gesehen haben, warst du voller
Vorfreude, aber auch ein wenig unsicher.
oder es wurden gar vorher wertvolle Trichome abgeschüttelt, um das Du hattest bis dahin nur Outdoor ange-
so gewonnene Hasch noch einmal zu versilbern. Eigentlich boomt der baut und auch ein wenig Angst wegen der
Anbau in den eigenen vier Wänden nicht etwa nur aus kommerziellen Nachbarn. Wie ist es nun gelaufen?

Gründen, sondern vornehmlich aufgrund kleiner Selbstversorger*innen, Bernd: Alles in allem prima. Vor allen Din-
gen hat es Spaß gemacht, auch wenn der
die unabhängig vom Schwarzmarkt kiffen wollen. Ertrag nicht so üppig war, wie ich ihn mir
gewünscht hätte. Aber ich bin jetzt auf je-
Als ehemaliger Mitarbeiter eines Grow- Blüten abwerfen, konstant, während die den Fall mit dem Grow-Virus infiziert. Au-
shops kann ich bestätigen, dass mit Zahl derer, die sich große Anlagen zule- ßerdem sind Geschmack und Wirkung
der ersten Streckmittelwelle Mitte gen, seltener vorkommt. Mittlerweile han- exzellent, worauf es mir bei der Entschei-
des letzten Jahrzehnts immer mehr delt es sich bei den Durchschnittskunden dung, im Wohnzimmer Weed anzubauen,
Selbstversorger*innen den Weg in die auch nicht mehr um typische Klischee-Kif- ja schlussendlich ging.
Growshops suchten. Seitdem steigen die fer. Seit ein paar Jahren kommen immer Günter: Du hast mir auf der Hanfparade
Verkaufszahlen kleiner, sogenannter Kom- häufiger gut situierte Normalbürger zwi- erzählt, dass du relativ wenig kiffst. Der
plettsysteme, die alle zwei bis drei Monate schen 30 und 60 in den Laden, die ihren Anbau ist aber viel illegaler, als wenn du
ungefähr 100 bis 200 Gramm getrocknete Dealer nicht mehr füttern, sondern in Sa- dir deine zwei Gramm pro Woche kaufst.

ü
113
 Underground Growing

Wieso riskierst du mehr als du rauchst, mich gerne mit einem oder auch mal zwei ich eine kleine Wasserpumpe, eine Sauer-
wenn du nicht verkaufen willst? abendlichen Pur-Joints. Das passiert so stoffpumpe und zwei Wasserflaschen, die
zwei- bis dreimal die Woche. Am Wochen- als Tank dienen, genommen. Die Pflanzen
Bernd: Ich habe mich bewusst dazu ent-
ende kiffe ich nur zu besonderen Anlässen. an sich stecken mit Neopren-Pads um-
schieden, vorsätzlich quasi, nicht fahrläs-
Bevor ich angebaut habe, war so ein regel- hüllt in einer Kunststoffplatte, die in das
sig oder aus einer Laune heraus. Ich weiß
mäßiges Konsummuster, das mir persön- Unterteil des Gewächshauses eingelassen
auch, dass ich hier im Süden relativ hart
lich einfach gut tut, kaum möglich. Ent- wurde. Die beiden Flaschen und Pumpen
bestraft würde, wenn die Polizei zu Be-
weder war nix zu haben, das Weed war habe ich unter eine Gewächshausschale
such käme. Ich kann mich also zwischen
gestreckt oder total mies. Als es mal wie- montiert, wo die Wurzeln der Pflanzen
Scheißgras und erhöhtem Risiko entschei-
der kein rauchbares Weed gab, hab ich ei- freihängend mit einem dünnen Wasser-
den. Da mir meine Gesundheit wichtiger
nen alten Freund, der sich für knapp 400 film besprüht werden.
als mein Führungszeugnis und sogar wich-
Euro eine Mini-Box mit allem Pipapo hin-
tiger als mein Führerschein ist, war der Alle Teile, mit Ausnahme der PET-Fla-
gestellt hatte, besucht.
Schritt längst überfällig. Weit jenseits der schen, habe ich mir im Growshop meines
30 will ich einfach nicht auf meinen Feier- Der hat mir dann mit einer schönen, le- Vertrauens besorgt, die Anleitung gab es
abendjoint verzichten, es sei denn, ich fa- ckeren Blüte ausgeholfen, die um Längen im Hanfforum. Die Basis meiner Blütekam-
ste gerade. Schließlich hat mir Cannabis besser war als das, was ich von meiner mer bildet ein 80 x 80 Zentimeter großes
in den letzten 20 Jahren neben der Ent- Connection so bekommen habe. Ich war Growzelt. Als Beleuchtung dienen 4 x 45
spannung nach so manch hartem Arbeits- neidisch auf die Tatsache, dass der Kol- Watt starke Pflanzen-LEDs, eine Absaug-
tag eine Reihe einprägender Erlebnisse lege seit seiner ersten Ernte nie wieder bei anlage (250m³/h) mit Aktivkohlefilter
und Einsichten verschafft. Eine davon da- unserer Connection aufgetaucht ist – und und Schalldämpfer sowie ein Ventilator.

von ist, dass Cannabis im Betäubungsmit- zugegebenermaßen auch auf sein Gras. Als Töpfe nehme ich eine Art selbst ge-
telgesetz nix verloren hat. Ein Gesetz, dasEr muss seine Lampe nur zweimal im Jahr baute Aquafarm mit Hydrokorrels (Bläh-
mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt, für knapp drei Monate laufen lassen und ton), die automatisch bewässert wird.
betrachte ich für mich persönlich nicht ist Bestens versorgt. Der ganze Spaß ko- Weil ich mir am Anfang ohnehin nicht alles
mehr als bindend. Grasanbau bedeutet stet ihn 35 Euro Strom im Monat, also 210 merken konnte, was ich von dem Kollegen
nicht nur gutes Weed, sondern ist für mich Euro Stromkosten im Jahr. Dazu kommen als Urlaubsvertretung gesagt bekommen
ein Akt zivilen Ungehorsams. Täten es mir nochmal 100 Euro für laufende Kosten wie hatte, habe ich mir zwei Bücher gekauft.
alle Kiffer gleich, die der selben Meinung Dünger, Wechselfilter und neue Erde. Da- Eins über den Anbau, das andere über die
sind, wäre das Cannabisverbot übermor- mals habe ich überlegt, dass man selbst Weiterverarbeitung. Natürlich sollte es
gen Geschichte – ganz ohne die Unterstüt- als Gelegenheitskiffer mehr für sein Gras Bio-Dünger werden, ich renne ja auch für
zung neoliberaler Wirtschaftsbosse. Ich ausgibt als für eine Mini-Growbox. Nach- meine Milch und mein Brot in den Biola-
weiß, das funktioniert nicht so, aber so ist
dem ich dann meine ersten Indoor-Erfah- den. Als ich dann gelesen habe, dass man
das mit dem zivilen Ungehorsam halt. rungen als Urlaubsvertretung des Kolle- Bio-Gras auch hydroponisch anbauen
gen gemacht hatte, stand fest, dass ich kann, wollte ich das unbedingt austesten.
Die ersten werden gefangen, aber irgend-
mir auch eine kleine Box zulegen werde. Weil ich auch mein Trinkwasser mit einer
wann sind es so viele, dass man sie nicht
Osmoseanlage filtere, bekommen das die
mehr kontrollieren kann. Ich bin stolz, Günter: Wie sieht denn dein Equipment
Pflanzen auch.
auch 2019 noch zu den Ersten zu gehören. aus?
Als Kleingärtner bin ich selbst Herr darü- Deshalb musste ich mich von Anfang an
Bernd: Für die Sämlinge habe ich mir
ber, was, wann, und wie ich rauche. Meine auch mit Dingen wie pH-Wert-Kontrolle und
selbst einen kleinen Bubbler gebaut, in
Arbeitstage sind oft lang. Wenn das Hirn dem Messen der Nährlösung beschäftigen.
dem die Wurzeln frei hängen. Dazu habe
dann abends zu sehr rotiert, entspanne ich Vorher hatte ich immer mal wieder mehr
ü
114
 Underground Growing

oder weniger erfolgreiche Outdoor-Feld-

versuche gestartet, was mir persönlich ei-
gentlich viel sympathischer ist als der An-
bau unter Kunstlicht. Damals habe ich
einfach doppelt so viele Pflanzen ausgesät
wie möglich und gehofft, dass die Hälfte
durchkommt. Das ist für drinnen aber die
falsche Strategie. Wenn ich schon Strom
und Zeit investiere, will ich auch das Opti-
mum rausholen.
Günter: Wie viel Geld hast du insgesamt
investiert?
Bernd: Mit allem Drum und Dran waren
es nicht ganz 1000 Euro. Dafür habe ich
schon einige Gimmicks bekommen. Beim
Filter habe ich auch ein wenig mehr sprin-
gen lassen als die Basisausführung her-
gab. Außerdem habe ich mir für die Ernte-
reste noch einen Extraktor gekauft.

Günter: Welche Sorte(n)

hast du angebaut?
Bernd: Ich habe Automatics angebaut,
weil ich die Samen noch von meinen Out-
door-Versuchen übrig hatte. Außerdem
hatte ich Bedenken, dass mir Pflanzen
aus feminisierten Samen zu groß werden.
Also habe ich je zwei „Diesel“, „Northern
Lights“, „Bubble Kush“ und „Royal Jack“
von Royal Queen Seeds genommen. Ich
habe sie in kleinen Steinwollwürfeln un-
ter einer der LEDs keimen lassen. Dann
habe ich sie in den selbstgebauten Bub-
bler gepackt und dort vorwachsen lassen.
Als sie circa zehn Zentimeter groß waren,
habe ich sie noch im Bubbler ein wenig
beschnitten, damit sie im Growzelt später
genügend Triebe ausbilden, um die An-
baufläche auch auszunutzen.

ü
 Underground Growing
Günter: Wie war die erste Ernte?
Bernd: Ich habe ja schon gesagt, dass ich
mit der Qualität sehr, mit der Quantität da-
für weniger zufrieden war. Insgesamt habe
ich knapp 100 Gramm leckerstes Gras er-
gärtnert. Angesichts der kleinen Problem-
chen ist das schon ordentlich. Aber das
Beste war ja die Verarbeitung meiner Ern-
tereste zu Öl. Da hatte ich mich ziemlich
gut eingelesen, und ich habe tatsächlich
vier Extrakt- Sorten selbst hergestellt.
So was Geiles kannte ich bisher nur von
meinem letzten Barcelona-Trip – für 80
Euro das Gramm. Das größte Problem da-
ran war, dass ich es aus Sicherheitsgrün-
den nicht in der Wohnung machen wollte.
Aber ich wollte es auch wegen der neugie-
116
rigen Blicke natürlich auch nicht im Garten
machen. Also bin ich extra zu meiner Oma
gefahren, die eine Gartenlaube auf dem
Land besitzt. Der habe ich erzählt, dass
ich meinen Hustensaft selbst aus Kräu-
tern herstelle.
Günter: Welcher Art waren die „kleine-
ren“ Probleme? Günter: Aber dann machst du weiter?
Bernd: Ich denke, zuallererst lag das an
der Genetik. Automatisierte Seeds brin-
gen einfach nicht den Ertrag, den femini-
sierte oder reguläre Samen ergeben. Ich
hatte auch von Anfang an Probleme, den
pH-Wert in der Nährlösung stabil zu hal-
ten. Ein paar Stunden, nachdem ich ihn
genau auf 5,8 geregelt hatte, lag er bei
6,3 bis 6,7. Ich bin fast irre geworden mit
ü
den Messgeräten. Dann habe ich noch
mehr gelesen und den pH-Wert erst korri-
giert, nachdem die Nährlösung schon eine
Stunde im Topf war. Seitdem ist er viel sta-
biler geblieben. Leider habe ich das erst
in der fünften Woche herausgefunden.
Drei Wochen vor Schluss habe ich dann
noch an zwei Diesel-Pflanzen „Krähen-
füße“ entdeckt, weil die wohl nicht ganz so
viel Dünger vertragen wie die anderen drei
Sorten. Die überdüngten Pflanzen haben
dann einfach schon zwei Wochen vor der
Ernte nur noch klares Wasser bekommen.
Bei den anderen drei Strains habe ich eine
Woche später angefangen, mit klarem
Wasser zu spülen. Die Northern Lights war
schon nach 62 Tagen erntereif. Drei Tage
später konnte ich Bubble Kush abhacken,
und nach 67 Tagen waren die Diesel dran.
Am längsten hat die Royal Jack mit genau
70 Tagen gebraucht. Aber ich denke, der
ganze Stress mit der pH-Wert-Regelung
hat mich doch einige schöne Buds geko-
stet, auch wenn ich mit dem Endergebnis
immer noch sehr zufrieden bin. Getrock-
net habe ich die Ladys dann in der Box,
weil ich die so schnell nicht mehr brauche.
Das Gras reicht mir locker ein halbes Jahr.
Bernd: Ich werde es so einrichten, dass
ich ab jetzt in ungefähr sechs Monaten
wieder ernten kann. Das heißt, ich be-
sorge mir in drei Monaten wieder Samen
und lasse sie im Bubbler keimen und vor-
wachsen. Diesmal werde ich feminisierte
Samen nehmen, damit ich mir in der ve-
getativen Phase mehr Zeit lassen kann.
Die Pflanzen sind dann bei Blütebeginn
schon ein gutes Stück größer. Ich erhoffe
mir mindestens das eine Gramm pro Watt,
von dem man so oft liest, also so 150 bis
170 Gramm.
Ich habe im Laden meines Vertrauens von
anderen Kunden schon ein paar Tipps be-
kommen. Die meisten raten mir, meine La-
dys bereits in der Wachstumsphase stär-
ker zu beschneiden und sie in der Blüte zu
„scroggen“. Ich habe das diesmal ja schon
ansatzweise versucht, mich aber nicht rich-
tig getraut, weil man das ja nur in der vege-
tativen Phase machen soll. Und die gab es
ja nicht, weil ich Automatics gegrowt habe.
Ich denke aber, dass ich mich genauer mit
dem Scroggen beschäftigen werde, so-
bald ich die nächsten Samen ansetze.
Jetzt werde ich das Zelt und den Rest des
Equipments erst einmal gründlich reini-
gen und noch ein wenig mehr lesen. Dann
baue ich es ab, stelle meine Dartscheibe
wieder hinter den Vorhang und freue
 Underground Growing

mich, dass ich beim Darten ab sofort wie- tan, um das zu vermeiden. Ich schade mir
der Platz habe und dabei gutes Weed rau- noch nicht einmal selbst, weil ich kontrol-
chen kann. liert konsumiere. Ich mache regelmäßig
längere Kiffpausen, selbst wenn die Dose
Günter: Paranoia, unerwarteten Besuch
noch genug hergibt. Ich faste 30 bis 60
zu bekommen?
Tage im Jahr, an denen ich auch nicht kiffe.
Bernd: Nicht die Bohne. Ich gehe jeden Ich brauche meine Tüte wirklich nur zum
Morgen aus dem Haus, um zu arbeiten, Abschalten vom Alltagsstress und würde
habe einen unauffälligen Lebenswandel sogar dazu stehen, wenn ich Besuch be-
und ich verkaufe selbst nicht. Seit der komme. Angst habe ich vor anderen Din-
ersten Ernte habe ich nicht einmal mehr gen. Polizisten, die acht Graspflanzen aus
Kontakt zu meinem Dealer oder dem meiner Bude schleppen, gehören definitiv
Schwarzmarkt. Ich finde, das senkt das nicht dazu. Das fiele dann eher in die Ka-
Risiko sogar. Riecht es hier nach Weed? tegorie „lästig“.
Seh‘ ich aus wie ein Grower? Bezahl‘ ich
Günter: Kiffst du durchs Growen auch
meinen Strom nicht? Seit ich anbaue, ver-
mehr?
meide ich es sogar, ohne Licht Fahrrad
zu fahren oder bei Rot über die Ampel zu Bernd: Nö, mit Ausnahme des Erntedank-
marschieren. Wegen des Stroms habe ich festes, zu dem ich meine engsten Freunde
mich auch schlau gemacht: Die Strom- einlade. Da geht es dann richtig zur Sache.
rechnung wird nicht höher werden als bei Aber ansonsten rauch‘ ich nicht mehr als
der Neuanschaffung eines PCs, der acht zu den Zeiten, zu denen ich es noch kau-
Stunden pro Tag läuft. fen musste.
Vergrößern möchte ich mich auch nicht. Günter: Wer weiß außer dir noch, dass du
Wenn es doch passiert, habe ich alles ge- growst? Günter: Danke für deine Blumen und viel
Glück weiterhin, pass auf dich auf und
Bernd: No smell, no tell. Es gibt nicht
mach‘s gut.
mehr als eine Handvoll Leute, die von
meinem Hobby wissen. Zwei davon sind Bernd: Tschö. Grüße an die grow!-Leser/
alte Freunde, die anderen beiden habe ich innen.
beim Einkaufen im Growshop kennenge-
In diesem Zusammenhang müssen wir
lernt. Mit denen treibe ich eine Art Erfah-
wieder einmal darauf hinweisen, dass
rungs- und Sortentausch – und wir feiern
das Treiben von Bernd strafbar ist und wir
regelmäßig Erntedankfeste. Bei Leuten,
dringend von einer Nachahmung abraten,
die selbst anbauen, habe ich da weniger
sofern ihr in einem Land lebt, in dem der
Bedenken. Aber ich würde nie im Bekann-
Hanfanbau selbst in kleinem Rahmen als
tenkreis mit meinem Zelt prahlen oder
Straftat gilt.
auch nur erwähnen, dass das leckere Gras
aus meinem Wohnzimmer stammt. Natür- Günter Gras
lich ist meine Lebensgefährtin eingeweiht,
* Name geändert
die dampft sogar gerne mal einen mit.

ü
 Kolumne
Growgeflüster: Neue Zeiten?
Konrad und Dieter sind sehr unterschiedlich, aber wenn es um
ihr Lieblingsthema geht, kennen die beiden Herren kein Halten:
Konrad, der Maler und Lackierer, ist ebenso von Hanf begeistert
wie sein Nachbar Dieter, der Banker. Als dieser damals neben
meinem Kumpel Konrad eingezogen ist, wurde ihm sehr schnell
klar, dass er nun nicht mehr der einzige Selbstversorger im
Haus war. Seither stehen die beiden in ständigem Austausch.
Als ich das letzte Mal bei Konrad zu Besuch war, saß Dieter
ausnahmsweise einmal nicht bereits auf dem Sofa. Manchmal
konnte man nämlich den Eindruck bekommen, er sei auf diesem
Sitzmöbel festgewachsen. Die Verwunderung dauerte aber
nicht an, denn der Herr Nachbar ließ natürlich nicht lange auf
sich warten: Kaum hatte ich mich niedergelassen, klopfte es
mehrfach an der Tür. Als Konrad die Tür öffnete, ertönte Dieters
durchaus nicht leise Stimme deutlich vernehmbar aus dem
Treppenhaus in die Wohnung: „Und ich sage euch, eine neue
Zeit wird anbrechen!“ Er klang wie ein Prediger, allerdings einer
aus einem Monty-Python-Sketch.
„Geht‘s noch?“, fragte Konrad und winkte den tatsächlich mit
erhobenen Armen herein stolzierenden Gast an sich vorbei ins
Wohnzimmer. „Ihr Ende wird kommen! Das Ende jener finsteren
Ära der Ignoranz!“ Dieter schwadronierte ausschweifend
gestikulierend weiter, während er sich auf seinen gewohnten
Platz fallen ließ. „Alle Hemmnisse werden beseitigt, die
Lügen entlarvt und die Leugner verdrängt!“ Ich sah Konrad
mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er zuckte nur mit den
Schultern. „Die Wahrheit soll endlich …“, fuhr Dieter mit seinem
Sermon fort, als der Gastgeber ihn endlich unterbrach. „Wovon
zum Geier redest du überhaupt?“, fragte er.
Endlich ließ Konrad die Arme sinken und sah grinsend in die
Runde. „Na, von offenem Dialog!“ Er sah in ratlose Gesichter.
„Die Ludwig, ihr wisst schon.“ Wieder wartete er einen kurzen
Augenblick, dann seufzte er. „Daniela Ludwig, die neue
Drogenbeauftragte?“ „Ah, die neue Mortler. Was ist mit der?“,
fragte Konrad. „Von wegen neue Mortler!“, protestierte Dieter.
„Hast du nicht gelesen, was die angekündigt hat?“ Konrad
runzelte die Stirn. „Habe ich irgendetwas verpasst?“
„Na, sie spricht von ‚offenem Dialog‘ mit allen Seiten, wenn es
um Cannabis geht. Sagt in etwa, dass es so nicht weitergeht, weil
die Fronten verhärtet sind.“ „Ja, hab ich gelesen“, antwortete
Konrad unbeeindruckt. „Und?“
Dieter riss die Arme wieder in die Höhe. „Halleluja, sage ich!“,
rief er. Konrad runzelte die Stirn und lehnte sich zurück. „Komm
schon“, grinste Dieter. „Die ist aus der CSU“, sagte er und stieß
den Hausherren mit dem Fuß an. „Und trotzdem haut die so
eine Ansage raus! Wenn das mal kein kleines Wunder ist.“
Unser Gastgeber war offensichtlich nicht überzeugt. „Als würde
die jetzt auf einmal die große Wende einleiten“, brummte er
nur. „Einen offenen Dialog will sie führen, ja? Das bedeutet
doch nur, dass erst mal viel geredet wird. Aber am
Ende tut sich dann doch wieder nichts.“
ü
118
Dieter sank ein wenig zusammen und machte ein langes Gesicht.
„Mann, du bist aber ganz schön pessimistisch.“
„Gar nicht wahr“, sagte Konrad. „Ich habe diese Ansage ‚Jetzt
tut sich endlich etwas‘ nur schon ein paar Mal zu oft gehört.“
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann setzte sich
Dieter energisch auf. Offenbar wollte er es nicht darauf beruhen
lassen. „Aber es gibt noch andere aus den Unionsparteien, die
inzwischen offen über eine mögliche Legalisierung nachdenken.“
„Kann schon sein“, sagte Konrad.
„Der Nachwuchs bei den Konservativen ist da auch dabei“, legte
Dieter nach. „Die Schüler Union will auch Schluss machen mit
Kifferjagd.“ „Und du meinst, das reicht aus?“ fragte Konrad
kopfschüttelnd und schob hinterher: „Wohl eher nicht.“ Dieter
sah leicht frustriert aus. „Na, aber international tut sich doch
auch eine Menge“, versuchte er es weiter. „In den USA ist schon
viel passiert, Kanada hat legalisiert …“
„Na und?“, fragte Konrad achselzuckend. „Der Rest von
Europa guckt auch schon seit vielen Jahren dabei zu, welchen
Erfolg Portugal mit liberaler Drogenpolitik hat, ohne etwas
daraus zu lernen.“ „Die will sich die Ludwig übrigens auch
genauer ansehen“, warf Dieter mit erhobenem Zeigefinger
ein, was Konrad nur mit einer hochgezogenen Augenbraue
kommentierte. „Außerdem gibt es in zwei Jahren die erste
Legalisierung in Europa“, trumpfte Dieter auf.
„Du meinst Luxemburg?“, fragte Konrad. Dieter nickte
triumphierend. „Ganz genau.“ Konrad setzte ein ironisches
Lächeln auf und brummte etwas Unverständliches. „Was?“,
fragte Dieter. „Ist das etwa kein Fortschritt?“ „Naja, ich
glaube nicht, dass sich Deutschland unbedingt ein Vorbild an
Luxemburg …“ „Sag mal! Du glaubst einfach nicht daran, oder?“,
unterbrach Dieter unseren Gastgeber.
„Kann das sein?“ Er wirkte inzwischen leicht entnervt. „Dass
du keine große Hoffnung hast, dass Cannabis auch hier mal
legalisiert werden könnte?“
Konrad schwieg einen Augenblick, bevor er antwortete. „Doch,
schon“, murrte er schließlich. „Aber?“, fragte Dieter. „Aber
ich bin nicht mehr so enthusiastisch“, antwortete Konrad
schließlich. „Ich glaube einfach nicht, dass es in wenigen Jahren
schon so weit ist.“
„Aber wäre doch möglich, wenn …“, setzte der Nachbar an,
doch Konrad winkte ab. „Sicher, klar. Alles ist denkbar, wer
weiß …“ Nun seufzten beide. „Naja“, sagte Konrad nach einer
Weile und klopfte Dieter auf die Schulter. „Eines steht jedenfalls
fest: Deine kommende neue Zeit wird wahrscheinlich keinen
besonders großen Unterschied für mich machen.“ Grinsend zog
er eine besonders lange Selbstgedrehte aus der Hemdtasche
und hielt sie in die Höhe. „Halleluja“, lachte Dieter, als wir uns
auf den Weg zum Balkon machten.
ü
 Seeds & Genetics

Nicht mehr so lange warten müssen …

über Cannabis-Sorten, die schneller fertig werden

Der Text eines meiner Lieblingslieder von Tom Petty besagt:

„Das Warten ist der schwierigste Teil“. Und während dieser
klassische Song über das Warten auf Liebe und Romantik
spricht, könnte er auch gut beschreiben, wie Cannabis-Grower
darauf warten, dass ihre Pflanzen die Blütephase abschließen
und erntereif werden …

Ein Hauptgrund für die zunehmende Beliebtheit von Auto-
flowering-Cannabis ist, dass die gesamte Erntezeit von der Kei-
mung bis zur Ernte im Allgemeinen etwa 20 % kürzer ausfällt
als bei photoperiodischen Pflanzen. Schnell reifende Canna-
bis-Pflanzen bieten Growern mehrere Vorteile. Das Wachstum
kostet weniger Zeit und Geld. Outdoor werden sie früher fer-
tig als photoperiodische Sorten, was ihnen gegen Regen, Käl-
te, Schimmel, Diebe und andere Probleme hilft, die oft mit dem
Ende des Sommers auftreten können.
Das Problem ist nur, dass schnell wachsende Cannabis-Sorten
in der Regel nicht die potentesten und ertragreichsten Sorten
sind, da ihre kürzere Lebensdauer weniger Zeit für die Entwick-
lung größerer, harzigerer Blütenstrukturen bietet. Fast alle au-
tomatischen Cannabis-Sorten werden von der Indica-Genetik
dominiert, die eine kurze Blütephase aufweist und dicke Buds
und heftige Wirkungen erzeugt, die hauptsächlich körperlich zu
spüren sind.

ü
120

Girl Scout Cookies
von Humboldt Seed Company (HSC)
Dies sind die berühmten G.S. Cookies (GSC), die so genannt
werden, weil sie nach Keksen mit Minzaromen riechen und
schmecken, die von der Jugendorganisation Girl Scouts of Ame-
rica (Pfadfinderinnen) vertrieben werden und im Original selbst-
verständlich kein Cannabis enthalten. Der Sortenname lautet
deshalb G.S. Cookies, weil die Pfadfinder von Amerika wütend
wurden, dass ihr Name für eine Cannabis-Sorte verwendet wur-
de. Sie drohten mit legalen Marken- und Diffamierungsmaß-
nahmen gegen die Cannabis-Samen-Züchter und -Händler, die
Buds verkaufen, die als „Girl Scout Cookies“ bezeichnet wer-
den. In Oregon ist die Verwendung von Girl Scout Cookies und
ähnlichen Sortennamen für Cannabis immer noch verboten, da
sie zu Verwechselungen führen könnten und Kinder dazu ver-
Seeds & Genetics
leiten würden, Cannabis zu verwenden!
Auf der humorvollen Seite der Kontroverse stellten Pfadfinde-
rinnen in Staaten mit Cannabis-Legalisierung ihre Verkaufs-
stände für Kekse außerhalb der legalen Cannabis-Dispensaries
auf und verkauften riesige Mengen von Knabbereien an ausge-
hungerte Stoner, die high von Girl-Scout-Cookies-Cannabis wa-
ren. Abgesehen von den Meinungsverschiedenheiten bei den
Namen sagen viele Cannabisexperten, dass GSC eine Indica-
dominierte Sorte ist, die vor 15 Jahren in der Region San Fran-
cisco kreiert und durch die Kreuzung von OG Kush mit Durban-
Poison-Genetik gezüchtet wurde. Die Tatsache, dass die Sorte
eine rote und violette Blattfärbung zeigt, die in der Vollblüte
beginnt, und manchmal einen Kirschgeschmack und -geruch
aufweist, hat viele von uns zu der Vermutung veranlasst, dass
die Sorte tatsächlich eine Kombination aus Cherry Pie und OG
Kush ist. Ich habe Cherry-Pie- und GSC-Pflanzen gesehen, die
in der Blütephase fast identisch aussehen und riechen. Cherry
Pie ist eine weitere schwere Indica, die von der Mitte bis zum
Ende der Blüte lila und rot wird und angeblich einem Zuchtpro-
gramm entstammt, das Durban Poison mit Granddaddy Purp
kombinierte.
Die Züchter der Humboldt Seed Company kreuzten ihre tradi-
tionelle Purple-Panty-Dropper-Sorte mit einer hochentwickel-
ten, stabilen Girl-Scout-Cookies-Genlinie, um G.S. Cookies her-
zustellen, einen Indica-dominanten Strain, der bereits 55 Tage
nach Beginn der Blütephase geerntet werden kann. Laut HSC
hat es sich als schwierig erwiesen, eine Version von Girl Scout
Cookies zu entwickeln, die mindestens 40 % mehr Erntegewicht
als Standard-GSC-Sorten liefert. Und Labortests haben gezeigt,
dass das lähmende High auf sehr niedrige CBD-Gehalte in Kom-
bination mit hohen THC-Gehalten von 28 % zurückzuführen ist.
Dies ist eine der wenigen schnellen Sorten mit einer extrem ho-
hen Wirksamkeit. Erwähnenswert ist auch, dass die im Zucht-
programm verwendete Sorte Purple Panty Dropper bekannter-
maßen aphrodisierende Wirkungen hat, was G.S. Cookies auch
für romantische Zwischenspiele sehr nützlich macht. Die Hum-
boldt Seed Company ist ein nordkalifornisches Konsortium zur
Züchtung von Hanfsamen und nicht zu verwechseln mit einem
anderen Unternehmen, das fast den gleichen Namen trägt, der
Humboldt Seed Organization.
ü
 Seeds & Genetics
The Third Dimension
von Subcool’s The Dank Seeds
Subcool ist Nordamerikas angesehenster Cannabissamen-
Züchter, weshalb er in seiner 17-jährigen Karriere auch Dut-
zende von Cannabis-Samen-Preise gewonnen hat. Er züchtete
seltene Cannabis-Sorten und machte sie über seinen YouTube-
Cannabis-Reality-Kanal mit der Show namens „The Weed Nerd“
sowie durch sein visuell atemberaubendes Cannabis-Fotobuch
Dank 2.0 bekannt.
The Third Dimension ist eine extrem schnelle Kreuzung außer-
gewöhnlicher Genetik, darunter Jack Herer, Pure Haze, Purple
Haze, Northern Lights, Jamaican Lambsbread Romulan und Cin-
dy-99. Der Strain braucht 47 bis 57 Tage Blütephase, um mit
potenten Harzen beladene, fast dreieckige Buds zu produzie-
ren, die nach Kokosnüssen, Ananas und Kiwi riechen. Obwohl
es sich um eine 60/40-Sativa-dominierte Sorte handelt, begin-
122
nen die starken psychoaktiven Effekte mit einer angenehmen
Stimulation, die einer beruhigenden Euphorie Platz macht.
Grower, die hohe Erträge und kleinere Pflanzen wünschen,
sollten die Sorte in der dritten Woche der Wachstumsphase
toppen. Sie kann gut im Freien sowie in Innenräumen ange-
baut werden, ist resistent gegen Krankheiten und relativ ein-
fach zu growen.
Early Gorilla von Philosopher Seeds
Diese feminisierte Fotoperioden-Sorte ist nur für die Kultivie-
rung im Freien geeignet und eignet sich besonders für Gue-
rilla-Grow-Projekte und andere Outdoor-Grows, bei denen ein
schnelles Reifen vorteilhaft ist. Sie entstand durch die Kreu-
zung des berühmten harzigen Gorilla Glue Nr. 4 mit einer
schnell reifenden Early Maroc, der ebenfalls von Philosopher
Seeds kreiert wurde. Die Sorte hat die seltsame Tendenz, sehr
früh in der Wachstumsphase blühen zu wollen, fast so, als
ob es sich um eine Autoflowering-Sorte handelt, obwohl sie
das nicht ist. Sie keimt früh und wird von April bis Anfang Juni
outdoors gepflanzt und kann Ende August oder Anfang Sep-
tember geerntet werden. Grower tun gut daran, die Hauptkola
und die Nebenkolas zu toppen, um die Buschigkeit und den
Ertrag zu steigern. Early Gorilla bringt einen hohen THC-Level,
ein anregendes High und große Mengen an Harz mit.
Autoflowering AK-47 von Speed Seeds
Was erwartet man von einer Hanfsamenfirma namens Speed
Seeds anderes als schnelle Sorten? Das Speed-Seeds-Team
nahm die berühmte AK-47 und züchtete sie mit der klas-
sischen Lowryder-#2-Autoflowering-Sorte, um eine schnelle,
automatische Sorte herzustellen, die 65 bis 75 Tage nach der
Keimung geerntet werden kann. Die Sorte erreichte im Test
einen THC-Gehalt von bis zu 20 %, was für eine so schnell rei-
fende Autoflowering-Sorte relativ potent ist. Ich ziehe es vor,
sie ein wenig zu verlangsamen, indem ich sie in der zweiten
Woche toppe, damit ihr Wachstum horizontaler und dichter
wird, mit einer Hauptkola, umgeben von ein paar Seitenkolas.
Aufgrund der verrückten Mischung dieser Sorte aus kolum-
bianischer, thailändischer, afghanischer, Williams-Wonder-,
ü
 Seeds & Genetics

Northern-Lights- und Ruderalis-Genetik ist diese Sorte eine

ertragreiche Sorte, und die Wirkungen sind sowohl stark als
auch anregend.

Industrial Plant von Dinafem

Der Name dieser femi-
nisierten Photoperio-
den-Sorte ist meiner
Meinung nach nicht zu-
treffend, aber die Sorte
selbst ist wirklich gut.
Dinafem sagt, es sei
ein Nachkomme des
berühmten Northern
Lights #5 mit Einflüs-
sen afghanischer und
thailändischer Canna-
bis-Genetik. Das Zucht-
programm brachte eine
einfach anbaubare Sor-
te hervor, die für be-
merkenswert hohe Er-
träge und eine kurze
Blütephase von 45 bis
55 Tagen indoors be-
kannt ist. Wie ich bereits erwähnt habe, haben schnelle Sor-
ten oft nicht die Zeit, eine vollständige Palette an Cannabi-
noiden und Terpenen zu entwickeln, und Industrial Plant
erreicht darum „nur“ 13 bis 15 % THC-Gehalt. Aus diesem
Grund verwende ich diese Sorte für die Herstellung von Bub-
ble-Hasch, Trockensiebung, Extrakten und Tinkturen, an-
statt sie als ganze Blüten zu belassen.

Early Widow von Elite Seeds

White Widow ist der Vor-
läufer von Gorilla Glue,
da sie für Buds bekannt
ist, die mit ungewöhn-
lich hohen Harzmen-
gen beschichtet sind.
Sie stammt aus einer
interessanten Kreuzung
brasilianischer und in-
discher Cannabis-Gene-
tik und ist bekannt da-
für, dass sie sich leicht
anbauen lässt, relativ
schnell verarbeitet wer-
den kann, resistent ge-
gen Schimmelpilze und
Krankheiten ist und eine
anregende, starke Wir-
kung hat. Elite Seeds
bezog ein erstklassiges White-Widow-Exemplar und kreuzte
dies mit Speed Skunk, um eine feminisierte Photoperioden-
Sorte mit hoher Ausbeute zu erzeugen, die nur 50 bis 58
Tage in der Blütephase benötigt. Diese Sorte wächst von Na-
tur aus kurz und stämmig, was sie sehr nützlich macht, wenn
sie im Freien oder drinnen im „Sea of Green“ wächst.

ü
 Seeds & Genetics

Quick Mass von men, das bereits mehrere Auszeichnungen bei europäischen
Exotic Seeds und nordamerikanischen Cannabiswettbewerben erhalten hat.
Die feminisierte Photoperioden-René-Sorte stammt aus einem
Diese feminisierte Photo- Zuchtprogramm, das die Genetik von Himalaya-Indica mit de-
perioden-Sorte ist größ- nen des berühmten Skunk #1 kombiniert hat. Es handelt sich
tenteils Indica-lastig, um eine weitere kurze, untersetzte, ertragreiche Sorte, die In-
abgeleitet von einer Kreu- dica-dominante Blüten hervorbringt, die mit klebrigen Harzen
zung der beliebten Sorten überzogen sind, was sie zu einer sehr passenden Sorte für die
Critical Mass und White Herstellung von Extrakten macht. Gut geeignet für die Sea-of-
Widow. Ich habe aus die- Green-Anbautechnik und nach 50 bis 60 Tagen in der Blütepha-
sen Samen zwei Phäno- se zu ernten.
typen gezogen. Einer war
nach 49 Tagen zur Ern-
te bereit und der andere Jamaican Dream von Eva Seeds
nach 57 Tagen.
Quick Mass neigt dazu,
kurz und stämmig zu wer-
den, auch wenn sie nicht
getoppt wird, was sie zu
einer sehr nützlichen Sorte für „Sea of Green“ macht. Tatsäch-
lich sind die meisten dieser schnellen Sorten gut für Sea of
Green geeignet, da sie klein bleiben, große Hauptkolabäume
produzieren und zu Beginn der Blütephase nicht viel Zeit ha-
ben, um sich auszudehnen. Der Phänotyp mit der längeren Blü-
tephase entspannt den Körper und macht den Kopf high.

René von House of the Great Gardener

House of the Great Gardener ist ein wenig bekanntes, aber an-
gesehenes und professionelles kanadisches Saatgutunterneh-

Dies ist wahrscheinlich das einzige 90 % Sativa-dominante Pho-

toperioden-Cannabis, welches sich als wirklich schnelle Sor-
te qualifiziert, und ich verstehe nicht ganz, wie Eva Seeds das
möglich gemacht hat. Die Tatsache, dass Jamaican Dream fast
ein Dutzend Auszeichnungen bei europäischen Cannabis-Wett-
bewerben gewonnen hat, bestätigt den Wert dieser erstaun-
lichen Sorte. Sie ist die einzige Sativa-Photoperiodensorte, die
mir bekannt ist, die nach nur 46 bis 57 Tagen in der Blütephase
fertig wird und dabei einen hohen THC-Gehalt (18 bis 22 %) pro-
duziert, praktisch keinen CBD-Wert und eine rasantes, kreativ
anregendes Sativa-High aufweist, auf das Bob Marley stolz sein
würde. Eva Seeds sagen, dass sie diese Sorte als Landrasse in
Jamaika gefunden haben und niemand irgendetwas vergleich-
bar Besonderes hat, das so schnell fertig wird. Es lohnt sich
wirklich, sich mit Samen davon zu bevorraten und ebenso mit
Gorilla Glue, einer weiteren beeindruckenden, schnellen Sorte,
die mit Harzdrüsen überladen ist.
Im Allgemeinen ist mir aufgefallen, dass fast alle Samenzüch-
ter die Blütephasendauer ihrer Photoperioden-Sorten um 5 bis
25 Tage unterschätzen. Autoflowering-Züchter tun dasselbe für
die gesamte Erntedauer ihrer Sorten. Dabei ist auch zu beden-
ken, dass Bedingungen und Einflüsse wie Temperatur, Dün-
geprogramm, Schädlinge und Krankheiten sowie die Qualität
und Intensität des Lichts einen großen Einfluss darauf haben
können, wie schnell Pflanzen wachsen und fertig werden. Die
soeben beschriebenen schnell reifenden Sorten wurden in den
letzten zwei Jahren nach strengsten Standards getestet und be-
wertet. Sofern die Züchter keinen Rückgang der Qualitätskon-
trolle zugelassen haben, sollten Samen dieser Sorten, die im
Artikel beschriebenen Ergebnisse liefern.
Steve Davis
ü
124
 Archiv, Nachbestellungen & grow! Produkte

t!
t!

t!

t!
t!
t!

f
f

f
f
f

au
au

au

au
au
au

rk
rk

rk

rk
rk
rk

e
e

e
e
e

sv
sv

sv

sv
sv
sv

Au
Au

Au

Au
Au
Au

Heft 1 1995 Heft 2 1995 Heft 1 1996 Heft 2 1996 Heft 3 1996 Heft 4 1996 Heft 5 1996 Heft 6 1996 Heft 1 1997 Heft 2 1997
ft!

ft!

ft!
ft!

ft!
au

au

au
au

au
rk

rk

rk
rk

rk
e

e
e
sv

e
sv

sv
sv

sv
Au

Au

Au
Au

Au
Heft 3 1997 Heft 4 1997 Heft 5 1997 Heft 6 1997 Heft 1 1998 Heft 2 1998 Heft 3 1998 Heft 4 1998 Heft 5 1998 Heft 6 1998

t!
ft!
ft!

ft!

ft!

uf

ft!
au
au

au

au

au
rk
rk
rk

rk

rk

rk
e
e

e
sv

e
sv

sv

sv

sv

sv
Au
Au

Au

Au

Au

Au
Heft 7/8 1998 Heft 9/10 1998 Heft 11/12 1998 Heft 1 1999 Heft 2 1999 Heft 3 1999 Heft 4 1999 Heft 5 1999 Heft 6 1999 Heft 1 2000
Report: JordanienwSalvia Ibiza w Muskatnuß wInterview: Music: Guru Guru w Haschisch Report: Zürich w
Such A Surgew Fliegenpilzew Parteien und Drogenw Vaporizerw Engelstrompetenw Cannabis Cup ‚98w New York CitywMusic: Goa- Report: Japanw magic
DivinorumwMusic: Tsuyoshi Beastie BoyswInterview: Helge HerstellungwCannaBusiness´99 San-Pedro-Kaktus wCannabis
U.S.A. & M.A.I.wHollyweed: EphedrawHomegrowing: BC CannabusinesswHanfparadew KaffeebohnenwInterview: TrancewScene: Dreadlocksw MushroomswNightmares On
Suzukiw2. Highlife Convention Schneiderw wCannabis College Cup 1999
Drogen im Film BIG BUDwMaos Tipps& Tricks City Report: Amsterdam SpezializtzwWiener Hanffeuer Guerilla Growing: Schweiz Waxew Growing: Outdoor
t!

t!
uf

uf
ka

ka
er

er
sv

sv
Au

Heft 2 2000
Marokko w Mexikanischer
Stachelmohn w Homegrowing:
was fehlt der Pflanze?
Au
Heft 3 2000 Heft 4 2000 Heft 5 2000 Heft 6 2000 Heft 1 2001 Heft 2 2001 Heft 3 2001 Heft 4 2001 Heft 5 2001
Alternative Drogenpolitik in Barcelona w Guaranaw Hasch in Afghanistan w Report: Thailand w Cannabis Cup w Didgeridoos DamianawHypnotixwKumbh A-dam: CoffeeshopswReport: Report: ThailandwReport: Report: GenuawKultur:
Peru w Giftlattich w Marijuana Justiz: Verhalten bei Psychaktive Pilze w Musik: Spitzkegeliger Kahlkopf w w Haschisch im Libanon w Melaw Nina Hagen Interview PragwMusik:Interview Hans ChristianiawAyahuascaw Rasta FariwHexenkräuter w
als medizin Hausdurchsuchungen Beenieman w Music: Embryo Interview: Christa Nickels Thailandreport Teil 2 wHomegrowing mit SomaTeil 1 SöllnerwSummer Jam 2001 Musik: Depeche Mode Homegrowing
t!
t!

uf
uf

ka
ka

er
er

sv
sv

Au
Au

Heft 6 2001 Heft 1 2002 Heft 2 2002 Heft 3 2002 Heft 4 2002 Heft 5 2002 Heft 6 2002 Heft 1 2003 Heft 2 2003 Heft 3 2003
Report: Wien w Kava-Kava w Report: England w Esoterik: Musik: Afroman w Esoterik: Homegrowing: Seeds w Hanfaktionstag 2002 w Justiz: Führerschein-Urteil Report: Italien wScene: Skaten Cannabis Cup 2002w Die OsterinselnwInterview: Körpereigene Drogenw
Interview: Björk w Coffeshops Druiden w Interview: Bad Die Mayaw Ethnobotanik: Interview: Gentleman w Report: Jamaikaw Festivalsw wScene: BMX wPyramiden w wMusik: Ganjaman, Anne Gesellschaft: Kinder&Kiffen w Ströbele wMusik: Buju Cannatrade 2003w
in Holland w Rausch und Kunst Religion wCannabic Cup 2001 Wermut wSeeds&Genetics Cannatrade wReport:Thailand Homegrowing Son Goku Interview Clark w Seeds&Genetics Musik: Jelly Planet BantonwScene: Kite Surfing Homegrowing

t!
uf
ka
er
sv
Au

Heft 4 2003 Heft 5 2003 Heft 6 2003 Heft 1 2004 Heft 2 2004 Heft 3 2004 Heft 4 2004 Heft 5 2004 Heft 6 2004 Heft 1 2005
Report Nimbim Australiew Marilyn Mansonw Pilzew Vaporizer TestwMusik: Seeed, Homegrowing: Richtig
Ernten, Der BodenwMusik: Musik: BeatsteakswHopfen & Reise-Report: Marokko w Reise-Report: Afrika w Festival Berichte w Fanta 4 wHomegrowing: Nepal wHaschish Dealerw BC
HanfmodewOpen Air homegrowing: Licht & Ferris MCwReport: Süd- Hanf wCoffeeshops in Berlin w Guerilla Growing: Medizin Homegrowing: Blütenphasew Homegrowing: Erntetippsw Schädline w Philippinen Bud Depot
Festivalsw 2Raumwohnung LampenwReport: Griechenland Spanien PodheadwReport: Dom.Rep.
Medizinischer Hanf Growerw Monster Magnet Interview: Die Polizei Musik: Liquid Sound Hanfmessen w Hanf Herbst
t!

ft!
t!

t!

uf
uf

uf

au
ka
ka

ka

k
er

er
er

er

sv

sv
sv

sv

Au

Au
Au

Au

Heft 2 2005 Heft 3 2005 Heft 4 2005 Heft 5 2005 Heft 6 2005 Heft 1 2006 Heft 2 2006 Heft 3 2006 Heft 4 2006 Heft 5 2006
Gen Hanf wReport: Scene: Hanfmessen wScene: Hydroponisch PsiloswDüngemittel Report: NepalwRauchen & Depeche Mode und die Growing: Düngemittelw Report: ChinewMusik: Fall Out Saver TravelwInterview: Hanfparade 2006wInterview:
Kolumbienw Interview: Afrob w Kim will Kiffenw Interview: Eek GrowenwFestival Kalender w Produzenten wWahlen 2005 w Krebs wAlpenreportwMagie Drogen wReport: Thailand Report: Slovenienw Boy wKanada: Ist die Party CluesowSimpsons on Drugsw BlumentopfwReport: Gambiaw
Pilze: Krankheiten A MousewOutdoorgrowing Hollands Coffeshops Homegrowing Erntezeit der Düfte wMusik: Ganjaman wInterview: Ben Dronkers Aphrodisiaka w Hanfsorten vorbei?wBewusstsein:Feng Shui Mikrobiologie in der Erde Growing: Mutterpflanzen
t!

t!
t!

t!

t!
uf

uf

!
uf

uf

uf
!
uft

uft
ka

ka

ka

ka
ka

ka

ka
er

er

er

er
er

er

er
sv

sv

sv

sv
sv
sv

sv
Au

Au

Au

Au
Au

Au
Au

Heft 6 2006 Heft 1 2007 Heft 2 2007 Heft 3 2007 Heft 4 2007 Heft 5 2007 Heft 6 2007 Heft 1 2008 Heft 2 2008 Heft 2 2008
Marijuana ErsatzwMusik: Reise-Report: Belizew Bewusstsein: SadhuswHanf & Interview: Howard Homegrowing: Prima Klimaw CoffeeshopswBurg-Herzberg Raggae in EstlandwHerbstzeit- Far East Band Intervieww Reise Report: Kolumbienw Report: Äthiopienw Medizin:
Mamas WeedwUrsprung des Interview: SidowCannabis Cup Führerscheinw Reise-Report: Marks wHomegrowing: Städte Report: Budapestw FestivalwMusik: Freundeskreisw PilzzeitwScene: Hanfbauerw Lampensysteme wScene: Ende Coffeeshops im Grenzbereichw CannabinoidewSorten im
THCwGrowing: Lampentest 2006 w Gestrecktes Gras Marokko w Outdoor Sorten StecklingewGuerilla Growing Justiz: Drogengestze der EU Cannabis Studie w Sumatra Dünger oder Zusatz? des Öl´sw Hyperaktivität Sorten UpdatewCannabis Indika TestwCannatrade 2008

Heft 4 2008 Heft 5 2008 Heft 6 Heft 2 2009 ü 3

Heft 2009 Heft 4 2009 Heft 5 2009 Heft 6 2009
2008 Heft 1 2009
Justiz: Durchsuchungw
Report: MailwScene:
HippieswGuerilla Growing
Report: RusslandwSaver Use:
Gesünder Kiffenw Seeds &
Gesetics: Samenbaken
Medizin SuchtwReise Report:
Kolumbienw LED Lampen w
Guerilla Growing
Cannbis Cup 2008 wReise
Report: Marokkow Saver Use:
Vaporizer
Reise Report: Kolumbienw
Interview: KoolwSavaswKlima
Katastrophew Cannabis Weltweit
Spannabis 2009wMedizin:
Kopfschmerzenw Musik: Zion
Train wCoffeeshops in Haarlem
Homegrowing: Hanfsortenw
Cannatrade 2009 wReise
Report: Kolumbien
Report: Indienw Guerilla
Growing wBlütepase teil 2 w
Revolutions-Träume
Homegrowing: Hanfsortenw
Report: Ägyptenw Politik:
ObamawCannabis Social Clubs
125
 Archiv, Nachbestellungen & grow! Produkte

t!
t!
t!

t!
t!

uf
uf
uf

uf
uf

a
a
a

a
a

rk
rk
rk

rk
rk

e
e
e

e
e

sv
sv
sv

sv
sv

Au
Au
Au

Heft 1 2010
Homegrowing: Ölherstellungw
Über die Blütew Report:
Jamiakaw Outdooranbau
Heft 2 2010
Wasserlösliche Cannabinoidew
Musik: Frank Delléw Scene:
Kalifornienw Report: Jamaika
Au
Au
Heft 3 2010 Heft 4 2010 Heft 5 2010 Heft 6 2010 Heft 1 2011 Heft 2 2011 Heft 3 2011
Legal in Tschechien?w Musik: Hanfscene: Christinaiaw Scene: Schildower Kreisw Cannabis im Straßenverkehrw Proposition 19 in Kalifornienw Report: Mauretanien w Justiz: Special: Bob Marley w
Terry Poison w Scene: Drogen Growing: Hanfsortenw Scene: Interview: Marteriaw Medizin: Übelkeitw Haschisch Teil 3 wReise Report: Cannabis im Straßenverkehrw Fallstudie: Mediweedw Seeds
in Kriegszeiten HanfaktionstagwPolizeikontrolle Geringe Menge?wHaschisch GrasbutterwGuerilla Growing IndonesienwScene: Drug Check Politik: Cannabispetition & Genetics: Autoflowering

t!

t!
uf

uf
a

a
rk

rk
e

e
sv

sv
Au

Au
Heft 4 2011 Heft 5 2011 Heft 6 2011 Heft 1 2012 Heft 2 2012 Heft 3 2012 Heft 4 2012 Heft 5 2012 Heft 6 2012
Report: Bolivien wMedizin: Report: Gambia wInterview: Report: GuatemalawBubble Report: NepalwRuderalisw Report:Nepal Teil 2w w Reise Report: Slowenienw wCannalympicswmusik: wReise: BelizewMusik: Hans wKifferparadies USAwEs
Macht kiffen blöd?wScene: 20 Jamaika MikewGesellschaft: Haschw Piraten vorrausw Cannabis Cup 2011w wgrow! testet: Vaporizew wVerseuchtes Gras!w MackaBwNeue Sortenw20 Jahre SöllnerwOG Kushwhashmuseum werde Licht!wbalkanstylew
Jahre Goa TrancewMr.Nice Film Nuklearer EntzugwHanfparade Hanfernte bei Hanfzeit w Hydroponische Grow Systeme Interview mit Frank Tempelw Drohnen! überall Drohnen!w Mardi Grass in Australienw amsterdamw Beleuchtung w Beleuchtung wMarokkow
t!

t!
t!

t!
uf

uf
t!

uf

uf
ka
uf

ka
ka

ka
ka

er

er
er

er
sv
er

sv
sv

sv
Au
sv

Au
Au

Au
Au

Heft 1 2013 Heft 2 2013
wgrowing:AquaponicwCannabis: Wahljahr 2013 wCannabis
Öle&KonzentratewSorten: social ClubswTraumpfeifen von
AppleJackw Reise: Peruw RooRwHanfprohibotion weltweit
t!
Heft 3 2013 Heft 4 2013 Heft 5 2013 Heft 6 2013 Hetft 1 2014 Heft 2 2014 Heft 3 2014
ReiseRadler w"Trichom-Tour" in KroatienwAuf die Straße fürden Vafelas in Rio de Janeirow wViva Uruguay w Sortenporträt wPanama w Dab A Doo Party w wSorte: Sour Power w Legale wknow how: LED Technikw
SüdamerikawDubblestandartw Hanf!wA´dam Anno 2013w wBigBrother Fuck off! wDelahaze wSativa Landrassen wFeminisieren & Zwitter w grower in den USA whanf ist Blüteninduktion whaschischw
Outdoor-sorten wExtra A1 Poster Wasser wExtra A1 Poster wSchwitzhüttenwWurzeln weldorado in colorado - oilcupw wLED Power wTabbak & Kaffee w millionär wVersorgungsnotstand Marijuanaproduktion in Albanien

t!
uf

uf
ka

ka
er

er
sv

sv
Au

Au

Heft 4 2014 Heft 5 2014 Heft6 2014 Heft1 2015 Heft2 2015 Heft3 2015 Heft4 2015 Heft5 2015 Heft 6 2015
wCSC Ilatienw Drogen im deepweb wReise-Report: Jamaikaw co2 in wReise-Report: Süd-Ost Asienw wqueen of hash - Jubiläumw CBD- wIndien: Highlige Ortew seeds of wReise-Report: Manaliw LED wPrag- Die goldene Stadtw wErlebnisse in Pakistanw CBD wCannabis Preise Weltweitw
wsafer growing w der biologische der Indoorzucht wAufschwung in Maximale Potenz wADHS Öle wPrince of pot im Interview w africa wLizenz zum Geldanbau? w test-grow w Global Marijuana Cannabis & Schwangerschaft w Skunk Hazew Kräuter zum Herbstzeit, Pilzzeit! wCBD von
cannabisanbau w psychoaktiva Colorado wcannabisguide w schwere Form wLED Ernte w wWenn Samen nicht keimen w wSorten Portät: Jacky white w March 2015 w Mutterpflanzen Sortenvielfalt im Wienerwald w vaporisierenwertragssteigerung BedrocanwDigital-Waagen Test

Heft 1 2016 Heft 2 2016 Heft 3 2016 Heft 4 2016 Heft 5 2016 Heft 6 2016 Heft 1 2017 Heft 2 2017 Heft 3 2017
wUnterwegs in Chitralw Musik- wDabbing ABCw Cannabis Cup wGMM „Zeiten änder sich"w wABC der Cannabis Medizinw NDL wKiffen in Kambodschaw Wie wReisebericht: jamaikaw Cannabis 5 WeedmetropolenwPflanzen Marijuana in NevadawInVitro Chaostage für Patienten - das
Interview: Yah Meek wStoffkunde in Jamaika wNeue LED Lampew Reise: Nord Indien w400Watt Leuchtmittel wPflanzenpflege in Cannabis Leben rettet wSCROG Die gegen Migräne wautoflowering der GötterwKanadisches Gras Pflanzen vermehrungwcannabis neue Medizin-GesetzwCannabis
über cannabidiolwHanf vom Staat? Sorte: Eagle Bill Hausapotheke wDelahaze der Sommerzeit wInnovation LED grüne Wand wAuf THC durch BRD wGlaskunst: Das Auge raucht mit... wDer Maisgrow wErntezeitw auf krankenschein w Social ClubswGrowing Tippsw

Heft 4 2017 Heft 5 2017 Heft 6 2017 Heft 1 2018 Heft 2 2018 Heft 3 2018 Heft 4 2018 Heft 5 2018 Heft 6 2018
Tommy ChongwCBD-Hype ErtragsmaximierungwSorte: w Die Welt der Trichome w w WU-TANG w Peyote w Cannabis Medizinw w Outdoor Tipps & Tricksw wBestes CBD GraswVaranasi w wKiffen in IsraelwTarnen & wPartytown A-damw44% THC
Schweiz - Legales GraswMateria AnesthesiawOpioid Epidemie wHaschschmuggler Marokkow Cookies wKrebsforscher- Dr. w Scroggen unter LED w wCannabis bei Epilepsie w wCannabis als Lifestyle w Täuschen wCBD Lieferservicew -Berliner Gras wDark side of the
wSorten von KC Brainsw wCBD für TierewAmsterdam w Top 5 Indica & sativa w Guzmann wall time classics w wCannabis Superstars wu.v.m. w12 hanfige Traumziele u.v.m. wpH Wert liegt im Fokus w Medizinischer Cannabis Anbauw BoxwAutoflowering Sorten

Hetft 1 2019
wÄgypten w Drogenkrieg 2.0 w
wModerne Vaporizer w
wLichtausbeute wSiegeszug LED w
Hetft 2 2019 Hetft 3 2019 Hetft 4 2019 Hetft 5 2019 Hetft 6 2019 grow! special #1 grow! special #2 grow! special #3
wSeeds-Special w Mit Bus & Bahn wThailandw Kochen mit Hanf wTunesienw Der Wald als Apotheke w50jahre Woodstockw Indien: wVerreisen? Aber sicher!w NEU:
seeds & genetics cannabis ist medizin growing
durch PakistanwCannabis als wCannabiswurzeln als Medizin whightere Blaubere- Blue Forest Kerala wovertourism: Amsterdamw grow! Kochkolumne wHydroponic
Tiermedizin wCannabis Extrakte w wSeltene Cannabis Sorten w Berry wNevile´s Haze und co w wHeimliche Cannbis Therapie w vs Erde wLegende der Lowryder w

ü
126 Besucht auch unseren online-shop auf www.grow.de!
 grow! Wanduhr Sonder-Editionen Die stylischen grow! Papers:
grow! Clipper Feuerzeuge
Hochwertiges Zigarettenpapier,
inklusive Filtertips im Deckel Bud Collection
Die NEUE Edition...ab jetzt erhältlich! Nur im Set erhältlich (4 Motive)
4 neue Exemplare,
mit wunderschönen
Cannabis-Blüten als Motiv!

...it‘s time to read... - Die exklusive grow! Clipper Bud-Collection

Diese edlen grow! Wanduhren aus hochwertigen, gebürsteten grow! Hemp-Plastic Grinder
besteht aus vier nachfüllbaren Clipper-Feuerzeugen
Aluminium zeigen euch was die Zeit geschlagen hat! - 3-teiliger Grinder
mit folgenden Motiven:
Eine angenehme Besonderheit ist das Quarz-Uhrwerk: Es läuft absolut aus Hemp-Plastic!
geräuschfrei. Nerviges ticken war gestern. Die grow! Wanduhr en - mit starken Zähnen OG KUSH, PURPLE HAZE,
haben einen Durchmesser von 25 cm und werden inklusive Batterie, - inklusive Vorratsfach NOTHERN LIGHTS & BLUEBERRY
in einer schönen Geschenkverpackung geliefert. - Durchmesser 50mm, Höhe 25 mm

grow! T-Shirts grow! Lady Shirt

Hochwertige “Fruit of the Loom“
Baumwoll T-Shirts. Hochwertiges “Fruit of the Loom“
Erhältlich in fünf Baumwoll Lady-Shirt.
verschiedenen Grössen: Erhältlich in vier
S verschiedenen Grössen:
M XS
L S
XL
XXL M
L

Bestellschein für zurückliegende Hefte & Produkte Die gewünschten Hefte bitte so 1/99 ankreuzen!

4/96 5/96 6/96 2/97 5/97 6/97 2/98 3/98 5/98 1/99 4/99 5/99 3/00 4/00 9-10/98

5/00 6/00 1/01 2/01 3/01 5/01 6/01 1/02 2/02 4/02 6/02 1/03 2/03 3/03 4/03 5/03 6/03
1/04 2/04 3/04 4/04 5/04 1/05 3/05 4/05 5/05 6/05 3/06 5/06 6/06 1/07 3/08 4/08 5/08
6/08 1/09 2/09 3/09 4/09 5/09 6/09 1/10 2/10 4/10 5/10 4/11 5/11 6/11 2/12 4/12 5/12 * Die grow! special
Ausgaben
6/12 4/13 6/13 1/14 2/14 4/14 1/15 2/15 3/15 4/15 5/15 6/15 1/16 2/16 3/16 4/16 5/16 #1, #2 und #3
für je 4,90 Euro,
6/16 1/17 2/17 3/17 4/17 5/17 6/17 1/18 2/18 3/18 4/18 5/18 6/18 1/19 2/19 3/19 4/19 zählen NICHT! zu den
5er-, 10er- oder 25er-
special
5/19 6/19 (Archivliste / Bestellschein Ausgabe 05-2019 - Nur solange der vorrat reicht! )
#1
special
#2
special
#3
Rabatt-staffelung!!!

Papers „fall“: 1,80 € Papers „summer“: 1,80 € Box „fall“á 26 Stück: 25€ Box „summer“á 26 Stück: 25 € grow! URS slim Hemp Papers 3in1 Kugelschreiber 1,95 €

Papers „spring“: 1,80 € Papers „winter“: 1,80 € Box „spring“á 26 Stück: 25€ Box „winter“á 26 Stück: 25 €

Gewicht Papers: 1 Pack 15g - 1 Box 315g Gewicht URS Papers: 1 Pack 20g -1 Box 470g
Anzahl:
(Porto Tarif bis 1kg - Kann nur im Paket verschickt werden!) Stück 2,75 € Box á 22 Stück
55,00 €
Gewicht: 10g
+
grow! Clipper grow! Papers Sammel Pack: 6,00 €
Bud Collection 4,99 €
nur im 4er Set erhältlich!

Gewicht: 80g Menge: Gewicht: 60g Menge:

“GROW“ T-Shirt 19,99 € “iSmoke“ T-Shirt 19,99 € “leaves“ T-Shirt 19,99 €
grow! Wanduhr 24,95 € Hemp-Plastic Grinder 3,95 € NEU! “GROW“ Shirt S Anzahl:
S Anzahl:
für Frauen 19,99 € S Anzahl:
M Anzahl: M Anzahl:
time to read Anzahl:
XS L Anzahl: XL Anzahl:
grow! magazin XL Anzahl:
S Anzahl: XL Anzahl: XXL Anzahl:
XXL Anzahl:
Gewicht : 600g M Anzahl: XXL Anzahl:
Menge: Menge: Gewicht: 40g L Anzahl: Gewicht der T-Shirts: 250g

Gewicht der Archivausgaben: Ausland Zone 1:

Summe der bestellten Artikel:
grow! Archiv Ausgabe je 300 g Portokosten: Deutschland: bis 2 kg = 16,50 €
bis 3 kg = 5,50 € bis 4 kg = 17,50 €
grow! special Ausgabe je 600 g
bis 5 kg = 6,50 €
bis 6 kg = 19,00 €
bis 10 kg = 21,50 €
+ Portokosten:
Preise der Archivausgaben:
1 Archiv Ausgabe = 2,00 € plus Porto bis 10 kg = 7,00 € Ausland Zone 2:

ab 5 Ausgaben = je 1,50 € plus Porto bis 15 kg = 8,00 € bis 2 kg = 28,50 € Gesamstsumme:

bis 4 kg = 30,00 €
ab 10 Ausgaben = je 1,20 € plus Porto bis 20 kg = 9,00 € bis 6 kg = 32,00 € Die bestellten Artikel werden sofort nach Vorabüberweisung
ab 25 Ausgaben = je 1,00 € plus Porto bis 31,5 kg = 10,00 € bis 10 kg = 35,50 € auf unser Konto (Siehe Impressum S.3) versendet.
Weitere Staffelung siehe auf ! Verwendungszweck in der überweisung: „Homeshopping“ !
*grow! special Ausgabe = 4,90 € plus Porto www.grow.de
Sendet den Bestellschein an die:
Die Bestellung geht an folgende Adresse: grow! Redaktion, Liebenauer Str.19a in 34396 Liebenau.

Vor-/ Nachname: Straße:

PLZ/ Ort: Land: E-Mail:

ü

Datum: Unterschrift:
 Hier sind Hanf-, Head- & Growshop´s gelistet, in denen ihr das grow! Magazin findet
Das grow! Magazin ist deutschlandweit in gut 10.000 Supermärkten, Kiosken, Tankstellen, Bahnhöfen
sowie Head- und Grow-Shops zu finden. Eine komplette Liste, findet Ihr auf www.grow.de.
Diese Übersicht soll helfen, schnell und einfach den nächsten Hanf-, Head- oder Growshop zu finden,
in dem Ihr euch die grow! holen könnt. Die Orte sind nach Postleitzahlen geordnet.

PLZ Stadt Shop Internet Straße

Deutschland
01099 Dresden THC www.thc-mfg.de Alaunstrasse 43
04105 Leipzig Kif-Kif www.kif-kif.de Kurt-Schumacher Str. 39
06114 Halle Shiva´s Garden www.shivas-garden.de Große Brunnenstraße 1
06844 Dessau Greenvision www.headshop-dessau.de Kurt-Weill-Strasse 31
06886 Lutherstadt Wittenberg Fresh Record Store Jüdenstrasse 26
07743 Jena Werner‘s Head Shop www.werners-head-shop.de Jenergasse 1a
08523 Plauen Happybong Nobelstr. 35
10243 Berlin UDOPEA Berlin www.udopea.de Warschauer Str. 72
10249 Berlin Klaus der Gärtner Headshop Strassmann Str.33
10437 Berlin Kaya Foundation www.kayagrow.de Schliemannstr. 26
10553 Berlin Growtech GmbH www.growtech.eu Kaiserin-Augusta-Allee 29
10969 Berlin Gras Grün www.grasgruen.de Ritterstr. 43
12277 Berlin Der Acker Head&Growshop www.der-acker.de Grossbeerenstrasse 171
13347 Berlin Sun Seed Bank www.sun-seed-bank.de Amsterdamer Str. 23
13435 Berlin grow in AG www.growin.de Wallenroder Straße 7-9
18057 Rostock Pegasus Head- & Growshop www.pegasus-unleashed.com Barnstorfer Weg 23
20357 Hamburg Udopea www.udopea.de Schanzen Str. 95
20359 Hamburg Amsterdam Headshop www.amsterdam-headshop.com Reeperbahn 155
22525 Hamburg Magazineshoppen GmbH www.magazineshoppen.de Reichsbahnstr.96
24534 Neumünster Kleiner Hexenladen Homunculus Kieler Str. 83
24939 Flensburg Kleener Buddha www.kleenerbuddha.de Neue Str.5
25588 Oldendorf Greenbud www.growshop-greenbud.de Alte Landstrasse 8
26122 Oldenburg Fantasia www.fantasia-ol.de Staulinie 16-17 Handelshof
26135 Oldenburg WIWA-Trading wiwa-trading.com Am Festungsgraben 30
27283 Verden (Aller) Nordlicht www.nordlicht-headshop.de Brückstraße 5
28203 Bremen Udopea www.udopea.de Am Dobben 78
31134 Hildesheim Fun Shop Wallstraße 20
32052 Herford Chalice www.chalice-grow.de Stein Str. 22
32549 Bad Oeynhausen Corner Shop www-headshop-badoeyenhausen.de Mindener Str.39a
33330 Gütersloh Waynes Head & Growshop Bismarkstr. 50
34117 Kassel Jelly Joker www.jelly-joker.de Neue Fahrt 3
34117 Kassel Grow-Kit Neue Fahrt 3
34121 Kassel Farmer Tec www.farmertec.de Frankfurter Str.88b
34121 Kassel Smoking Madhouse www.smoking-madhouse.de Frankfurter Straße 59
35606 Solms Seeddreams Growshop Krautgärtenstr. 28
38100 Braunschweig Jelly Joker / Glassy Head&Growshop www.jelly-joker.de Langer Hof 2E
39108 Magdeburg Woodstock www.woodstock-magdeburg.de Friesen Strasse 54
40472 Düsseldorf Hanfkranz Helmutstr. 2a / Ecke Westfalenstr.
41462 Neuss Indian Sun Head&Grow Shop www.headshoper.de Pommernstr.20
42651 Solingen Chillout Headshop Hauptstr. 2
44287 Dortmund Green Galaxy www.Green-Galaxy.de Ringofen str. 37
45127 Essen turn.headshop www.turn-headshop.de Viehoferstr.28
45879 Gelsenkirchen Cheech Head&Growshop www.cheech-headshop.de Kirchstrasse 37
45891 Gelsenkirchen Green Mile Cranger Str. 212
46045 Oberhausen Freakshop www.freakshop.de Saarstr.59
47051 Duisburg turn.headshop www.turn-headshop.de Kasinostr. 2-4
47051 Duisburg DOKTOR HANF www.doktor-hanf.de Claubergstraße 18
49090 Osnabrück Chalice Grow & Headshop www.chalice-grow.de Kirksweg 8
50647 Köln Bongo Bong/In One www.bongobong.de Habsburger Ring 18 - 20
50937 Köln-Sülz ULLa Köln www.ulla-koeln.de Gustavstr. 6-8
51491 Overath GrowAndStyle www.growandstyle.de Zum alten Wasserwerk 7
51545 Waldbröl Echt Grandios Kaiserstr. 34
52076 Aachen Skilled Staff UG www.skilledstuff.de Werkstr. 30
52477 Alsdorf Headshop Shorty Facebook: Headshop Shorty Rathaus Str.32
53111 Bonn Galactic-Bonn www.galactic-bonn.de Thomas Mann Str. 38
53121 Bonn GROW-BONN www.grow-bonn.de Bunsenstraße.5
55116 Mainz Der Hänfling www.derhaenfling.de Gärtnergasse 5
55469 Simmern green phantasies www.green-phantasies.de Bingener Str.31
56068 Koblenz Unicorn www.the-unicorn-team.com Rathauspassage 10
58095 Hagen Mewis Basar www.mewis-basar.de Goldbergstr. 2
58135 Hagen Imagro www.imagro.de Swolinzkystraße 3
59457 Werl Grow NRW UG www.grownrw.de Walkmühlenstr.4

ü
128
60327 Frankfurt am Main Sheeva www.sheeva-shop.de Hellerhofstrasse 23
61348 Bad Homburg NASHA Headshop www. nasha-headshop.eu Elisabethestr. 1
63450 Hanau Heaven www.HeavenHanau.de Nordstraße 60a
63667 Nidda Needful Things www.needful-things.cc Bismarckstr.3
65929 Frankfurt / Höchst Elite Growshop www.elitegrowshop.de Emmerich Josef Str.33
66111 Saarbrücken Kawumm www.kawumm.de Kronenstr. 2
66111 Saarbrücken Hanf Galerie www.hanfgalerie.com Großherzog-Friedrichstr. 6
67227 Frankenthal RooR www.roor.de Am Rosengarten 3
67346 Speyer Cludi - Home of Grow www.cludi.com Auestraße 5
67655 Kaiserslautern Trash Head & Growshop www.trash-kl.de Königstraße 29
68159 Mannheim New Asia www.new-asia-headshop.de F1 10
68309 Mannheim Green Buzz Liquids www.gb-liquids.de Weinheimer Str. 64
69254 Malsch Kalidad www.kalidad.de Am Bahnhof 6
70178 Stuttgart Ivory www.ivory-stuttgart.de Marienstr. 32
70178 Stuttgart Rauchbombe www.rauchbombe-stuttgart.de Tübingerstrasse 85
74575 Schrozberg Nirwana Raucherladen Bahnhofstr. 13
76646 Bruchsal Planet Blunt www.planet-blunt.de Bannweideweg 4
77933 Lahr/Schwarzwald Hanfnah Werderstraße 28
80799 München Ali Baba Amalienstr. 87
81669 München Xdream-Gifthouse www.xdream-gifthouse.shop Rosenheimerstr. 42
84359 Simbach am Inn Alphashop www.alphasmoke.de Münchner Str.45
86150 Augsburg Borderline Head & Grow Hermanstr. 6 (am KÖ)
90403 Nürnberg Growshop Bunter Hund www.growshop-bunterhund.de Albrecht-Dürer-Straße 35
90439 Nürnberg my420gadgets www.my420gadgets.de Schweinauer Str. 56
93055 Regensburg GrowArt www.growartprofitechnik.de Auweg 42a
94113 Tiefenbach Geko Gbr www.geko-garten.de Unterkaining 2
94315 Straubing Hempy´s Shop www.hempy.de Am Platzl 41
95444 Bayreuth Rauchhaus www.dasRauchhaus.de Maximilianstr. 13
97318 Kitzingen House420 www.house420.de Königsbergerstr.1
97421 Schweinfurt House420 www.house420.de Luitpoldstr. 23
99084 Erfurt Werner‘s Head Shop www.werners-head-shop.de Marktstrasse 15

Österreich
1030 Wien CBD HEMP SELECTION ois wos recht is www.hemp-selection.com Apostelgasse 17/Top3-4
1060 Wien CityGrow / Bushplanet www.citygrow.at Mariahilfer Strasse 115 (im Hof)
1060 Wien Bushplanet www.shop.bushplanet.com Esterhazygasse 32-34
1070 Wien Blumen per Lumen www.blumenperlumen.at Zieglergasse 88-90
1070 Wien Bushdoctor www.bushdoctor.at Kirchengasse 19
1160 Wien Grow Solution GmbH Haberlgasse 46
1220 Wien Indras Planet GmbH www.indras-planet.at Zwerchäckerweg 39
2345 Brunn am Gebirge Grow City www.growcity.at Industriestrasse D5
2345 Brunn am Gebirge Bushdoctor www.bushdoctor.at Indrustriestrasse B12
2700 Wiener Neustadt HUG´S www.hugs.cc Wienerstrasse 115
3130 Herzogenburg Annablume www.annablume.at Jahnstrasse 11
4020 Linz Schall&Rauch im Hafen www.schall-rauch.at Industriezeile 47/2.OG
4020 Linz Schall&Rauch im Zentrum www.schall-rauch.at Bethlehemstr. 9
4600 Wels Rootsman www.rootsman.at Nelkenstrasse 33
4780 Schärding DrGreen www.drgreen.at Herbert-Wöhl-Straße 10
4812 Pinsdorf Fantasy e.U. www.livingwithfantasy.at Riedweg 1
4911 Tumeltsham Dr Green www.drgreen.at Schnalla 12
5105 Bergheim Schall&Rauch Salzburg www.schall-rauch.at Plainbachstrasse 8
5020 Salzburg Cosmic 5 www.cosmic5.at Schallmooser Hauptstr. 29
5020 Salzburg Puff and Stuff www.puffandstuff.at Müllner Hauptstrasse 12
6020 Innsbruck Sonnenallee www.sonnenallee.at Josef-Wilbergerstrasse 15
6911 Lochau Miraculix www.miraculix.co.at Bregenzer Straße 49
8200 Gleisdorf Tropic World www.tropicworld.at Neugasse 70
9020 Klagenfurt Mr Smart www.mr-smart.at Siebenhügelstrasse 28
9500 Villach Hempcenter www.mr-smart.at Maria Gailer Strasse 2
Schweiz
3011 Bern Fourtwenty Trendshop www.fourtwenty.ch Kramgasse 3
4600 Olten Smokee Olten www.smokee.ch Hauptgasse 21
5000 Aarau Smokee Aarau www.smokee.ch Laurenzentorgasse 4
6003 Luzern Smokee Luzern www.smokee.ch Murbacherstrasse 19
Italien
39012 Meran Sea of Green www.SeaofGreen.it Goethe Str. 99-101

ü
129
 Abo the Inserentenverzeichnis
Advanced Hydroponics 19
Barneys farm 95
Alle zwei Monate kommt das grow! Magazin
Bushdoctor 25
direkt zu Dir nach Hause! Auch als E-Paper erhältlich!
Cannabinno 107
Das grow! Abo wird diskret im weißen A4-Umschlag verschickt CannaSwissCup 11
& läuft nach der letzten Ausgabe automatisch aus! CannaTrade 2020 31
CBD Cup Österreich 29
6 Ausgaben (1 Jahr): 17,50 Euro (Deutschland) 20,00 Euro (Ausland)
CBD Gold 9
12 Ausgaben (2 Jahre): 32,00 Euro (Deutschland) 40,00 Euro (Ausland) Charlice Growshop 53+55
CleanU 55
Bitte ankreuzen: Abo Bestellschein Cludi 65
Cosmic5 89
1 Jahres Abo Ich habe den Betrag von 17,50 Euro (20,00 Euro International) DHV 55
für 6 Ausgaben überwiesen.
(Verwendungszweck bei der Überweisung: PLZ & Deinen Namen)
DinaFem 41
Drehandel 51
2 Jahres Abo Ich habe den Betrag von 32,00 Euro (40,00 Euro International) Dutch Passion 119
für 12 Ausgaben überwiesen. Endoxo 69
(Verwendungszweck bei der Überweisung: PLZ & Deinen Namen)
Fourtwenty.ch 27
Vorabüberweisung bitte auf folgendes Konto: GHE 111
Kontoinhaber: Hanf Verlag Darmstadt GmbH Gras Grün 55
Bank: Postbank GreenLight Shop 89
IBAN: DE77440100460311547460 Grow for Life 57
BIC: PBNKDEFF (Bitte Name und PLZ in der Überweisung angeben!) Growking 21
GS Handels GmbH 69
Bitte beachtet, dass das Abo erst startet, nachdem der jeweilige
G-Spot 121
Zahlungsbetrag auf unser Konto eingegangen ist!
Das Abos startet NICHT mit der aktuell im Handel erhältlichen Ausgabe! Guano Kalong 79
Das erste Heft deines Abos wird direkt nach dem Druck versendet. Hanfmuseum 65
- Es läuft automatisch aus, kann aber verlängert werden.- Hanf-Zeit 53
Hesi 132
Bitte ankreuzen:
HempsFair Frankfurt 47
Neukunde Abo Verlängerung Hubey /UDOPEA 59
Hubmoldt Seeds 15
Geschenk-Abo von: I-grows 85
Indras Planet 35
Für (Name): Jelly Joker 123
Adresse unten komplett angeben!
Kanaturia 93
Die grow! geht alle 2 Monate an folgende Adresse: Kaya Foundation 7
Mama Edition 37
Name: Mr Hanf 7
Mr Jose 123
Straße: Ausgefüllt senden an: MULTI -I AUSTRIA GMBH 23
Nachtschatten Verlag 15
PLZ & Ort: HVD GmbH Near Dark 85
Abo Service
Paradise Seeds 131
Liebenauer Str.19a
Land: 34396 Liebenau Pflanzenkult 69
Pro emit 117
Email: RA Boldt 7
Real Leaf Tabakersatz 43
Datum & Unterschrift: RooR 5
Samenwahl 45
Das grow! Magazin gibt es auch als E-Paper (Nur Online).
SANLight 41
Weiter infos findest du auf: www.grow.de
S-Defort Bong 7
Sensi Seeds BV 2
Das nächste 2-20 erscheint am 26.02.2020 SSR Dipse 115
UDOPEA 59
ü United Seedbanks / Bluedoor 91
130 follow us on: www.grow.de xtract 21
ü
ü