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Anleitung zum Wechsel der Polsucherstrichplatte

Lothar Tryta, Dr. Christian Ambros


28. Dezember 2013

Inhaltsverzeichnis

I Einleitung, Vorbereitungen, Material und Werkzeugliste 2

1 Einleitung 2

2 Vorbereitungen 2

3 Material- und Werkzeugliste 4

II Ausbau der Strichplatte 5

III Einbau der neuen Strichplatte 7

IV Justierung des Polsuchers 9

4 Justierung der Datums- und Uhrzeitskalen zur Strich-


platte 11

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Teil I

Einleitung, Vorbereitungen, Material


und Werkzeugliste
1 Einleitung

Es ist mittler Weile bekannt, dass sich Sterne in Galaxien bewegen, so auch
in der Milchstraße. Man kann also nicht mehr vom Fixsternenhimmel spre-
chen. Die Bewegungen, die die Sterne vollführen sind unter dem Oberbegriff
„Eigenbewegungen” bekannt. Wesentlich stärker aber trägt zur Verschiebung
die Präzision der Erde bei, was auch zur Folge hat das in früheren Zeiten al-
le 50 Jahre neue Sternkarten erstellt werden mussten. Dies gilt auch für den
Polarstern.

So hat es zur Folge das die Strichplatten für den Polsucher nur für eine
gewisse Zeit gültig sind und von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden müssen.
Parallaktische Montierungen verfügen in vielen Fällen über in die Rektaszensi-
onsachse eingebaute Polsucherfernrohre. Dies ist vor allem bei dem Hersteller
Vixen üblich, lässt sich aber auch bei Nachbauten oder anderen Herstellern fin-
den. Der folgende Text enthält eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit Bildern
um den Austausch selbst ohne Komplikationen ausführen zu können.

2 Vorbereitungen

Bevor man sich um den Aus- und Einbau der Strichplatte kümmert, sollte man
ein paar Vorkehrungen treffen, welche die Arbeit erleichtern und dafür sorgen,
dass Beschädigungen vermieden werden können.
Als erstes sollte jegliche Optik von der Montierung genommen werden. Da-
nach erst sollte das Gegengewicht und dann die Gegengewichtsstange demon-
tiert werden. Die Deklinationsknaufe sollten ebenfalls entfernt werden, weil sie
nicht benötigt werden und möglicherweise störend sein können. Bitte auch alle
Stecker von eventuellen Motoren und externen Encodern entfernen, da sie es
möglicherweise verhindern überhaupt in Horizontnähe zu schwenken.

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Schaut man nun durch den Polsucher auf ein horizontnahes Objekt, wie z.B.
einen Strom- oder Mobiltelefonmast, und dreht die Montierung um die Rekt-
aszensionsachse, fällt auf, dass sich das Objekt kreisförmig bewegt. Das Sucher-
teleskop kann aus mechanischen Gründen nicht auf die mechanische Achse der
Montierung justiert werden. Somit ist diese Kreisbewegung zu vernachlässigen,
da irrelevant weil es nur auf die Position der Markierungen auf der Strichplatte
ankommt. Die Lage der Strichplatte, die Polhöhe sowie alle anderen zur Ausrich-
tung benutzten Markierungen verlieren ihre Gültigkeit sobald die Strichplatte
ausgebaut wurde. Daher muß nach dem Wiedereinbau auch alles neu eingestellt
werden, was im Folgenden an der betreffenden Stelle beschrieben wird.

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3 Material- und Werkzeugliste

Wichtig: Unbedingt auf einem Tisch, nicht auf dem Stativ


arbeiten! Auf gute Beleuchtung achten! Das Werkzeug bitte
vorher auf den Arbeitstisch griffbereit legen!
≻ Imbusschlüssel 1,3mm

≻ kleiner Uhrmacherschraubendreher, Schlitz

≻ kleine Wasserpumpenzange, Schenkel mit Isolierband abkleben um keine


Kratzer zu hinterlassen
≻ spitze, gewinkelte Pinzette

≻ Lupe oder Lesehilfe

≻ kleine Taschenlampe (LED?)

≻ kleine Blech (ca 25 x 15 x 0,5 mm) zum Lösen des Halterings

≻ Optikreiniger (z. B. Blasebalg / Durckluft) bereitstellen

Bei einigen älteren Montierungen bzw anderen Herstellern als Vixen kann an-
stelle eines Imbusschlüssels ein Schlitzschraubendreher benötigt werden, da die
Madenschrauben einen anderen Kopf haben können.

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Teil II

Ausbau der Strichplatte


1. Man lege die Montierung wie vorbereitet flach auf den Arbeitstisch, so dass
man das Okular herausschrauben kann, was man im Folgenden dann auch
tut.

2. Als nächstes muss man die Madenschrauben, welche den Haltering fixieren
lösen, aber nicht entfernen! Hierzu drehe man die Montierung so, dass das
Polsuchfernrohr senkrecht zum Arbeitstisch zeigt, so dass nach dem Lösen
der Schrauben nichts herausfallen kann. Unbedingt darauf achten, dass die
Schrauben nicht entfernt werden, da sie sonst verloren gehen könnten.

3. Mit der Pinzette greift man nun die Fassung der Strichplatte um sie her-
auszunehmen und legt dann die Montierung flach auf den Tisch. Sie wird
für die nächsten Schritt nicht weiter benötigt.

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4. Mit der Wasserpumpenzange die Fassung vorsichtig festhalten, damit nun
mit dem Blechstreifen den oberen Haltering abschrauben kann. Dieser Ring
hält die Strichplatte fest.
5. Um die alte Strichplatte aus ihrer Fassung entfernen zu können drehe man
diese auf den Kopf, so dass die Strichplatte herausfallen kann.

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Teil III
Einbau der neuen Strichplatte
1. Die Fassung muss nun wieder umgedreht werden damit man mit der Pin-
zette die neue Strichplatte einsetzen kann.
2. Es sollte darauf geachet werden, dass die Strichplatte so eingesetzt wird,
dass Strich senkrecht verläuft und das Viereck sich links neben dem Strich
befindet.

3. Nun wird der obere Haltering mithilfe des Blechstreifens wieder in die
Fassung geschraubt um die Strichplatte zu fixieren.
4. Es ist ratsam nun die Strichplatte mit dem Blasebalg oder Druckluft von
beiden Seiten kurz anzublasen um möglichen Staub zu entfernen, da dies
nach der Justierung nicht mehr möglich ist.
5. Als nächstes nimmt man nun die Montierung zur Hand und zwar so, dass
das Polsuchfernrohr wieder senkrecht zum Arbeitstisch zeigt. Dies ist wich-
tig damit man mit der Pinzette die Fassung ohne zu verkanten in den Pol-
sucher einführen kann. Auf diese Weise bleibt die Fassung auch liegen bis
die Madenschrauben wieder angezogen worden sind.
6. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Fassung nun so in den Pol-
sucher eingebaut ist, dass der senkrechte Strich in Richtung der Gegen-
gewichtstange zeigen wird. Auf diese Weise wird in der Nacht dann eine

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Grobausrichung an der Gegengewichtsstange in Richtung des Sternbild
Cassiopeia ermöglicht.

7. Als vorletzten Schritt ziehe man die Madenschrauben an, um die Fassung
zu fixieren; aber nicht zu fest, um den Kunststoff nicht zu beschädigen.

8. Als letztes wird das Okular wieder eingeschraubt.

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Teil IV
Justierung des Polsuchers
1. Dazu setzt man die Montierung wieder auf das Stativ.

2. Man schaue nun durch das Okluar des Polsuchers. Falls nichts zu sehen ist,
drehe man die Deklinationsachse bis man etwas sieht. Einige Montierun-
gen (z.B. Vixen SPdx) verfügen über eine durchbohrte Deklinationsachse.

3. Aus der Vorbereitung befindet sich die Polhöhe noch auf Horizontniveau.
Um nun den Polsucher justieren zu können bedient man sich wieder ei-
nes Strom- oder Mobiltelefonmasts. Dieser sollte mit dem Okular scharf
gestellt werden.

4. Mit Hilfe der azimutalen Verstellschrauben und der Polhöhe wird das mitt-
lere Fadenkreuz auf die Mastspitze justiert.

5. Man drehe nun den Rektaszensionskopf um 180° und schaue dabei durch
den Polsucher. Das Fadenkreuz befindet sich nun in einem gewissen Ab-
stand zur Mastspitze. Die Hälfte dieser Entfernung ist der Punkt auf
den die Rektaszensionachse zeigt. Unter Verwendung der Madenschrau-
ben, welche zum Ausbauen der Fassung gelöst werden mussten, wird nun
die Strichplatte auf diesen Punkt bewegt. Mit den Azimutschrauben muss
nun wieder die Mastspitze eingestellt werden.

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6. Schritt 5 wird nun so oft wiederholt bist das Fadenkreuz auf der Mastspit-
ze nach der Drehung fixiert bleibt. Was man also tut ist, die Strichplatte
innerhalb der Bildebene des Polsucherfernrohr zu verschieben.

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4 Justierung der Datums- und Uhrzeitskalen zur Strich-
platte

1. Hierzu wird zu erst der Strich mit der Polmarkierung senkrecht nach unten
über Drehen der Rektaszensionsachse gestellt. Durch Anziehen der Rekt-
aszensionsklemmen wird diese Position nun fixiert.

2. Durch die Polhöhenjustierschraube wird nun die Mastspitze an den unteren


Okularrand bewegt. Im Idealfall folgt nun die Mastspitze dem senkrechten
Strich. Sollte dies nicht der Fall sein, so kann mit der Rektaszensions-
chraube (bei nächtlicher Beobachtung für die Nachführung verwendet) der
Strich auf die Mastspitze gedreht werden.

3. Man stelle die Datumsskala auf den 16.Oktober um 01Uhr ein. Zur ange-
benen Zeit an diesem Datum steht der Polarstern genau im Meridian.

4. Um den Markierungstrich der Längengradkorrekturskala anzupassen, löse


man die Madenschraube (die sich 180° gedreht gegenüber des Markierungs-
strichs befindet) und drehe diesen auf Null. Danach kann die Schraube
wieder angezogen werden.

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5. Damit ist das Polsucherfernrohr wieder justiert.

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