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Beurteilung von Dichtheit/Undichtheit

bei Getrieben für Schienenfahrzeuge


Grundsätzliches zur Dichtheit zwischen Getriebeinnenraum und Umgebung, hervor-
gerufen durch den Antriebsmotor.
Die Forderungen nach Dichtheit bei Maschinen im Mit austretender Luft wird objektiv immer, wenn
Allgemeinen und hier bei Getrieben im Besonderen, auch ein sehr geringer Anteil, Öl in Form von Dampf
begründet sich im wesentlichen auf vier Punkte: oder Aerosol (feinst in Luft verteilte Öltröpfchen) mit
1. Sie wird gefordert, damit Getriebe ihre Funktion nach aussen getragen.
erfüllen, was nur mit einer ausreichenden Ölmenge Ob der immer vorhandene Austrag subjektiv als
möglich ist. Undichtheit empfunden wird hängt davon ab, ob dieser
2. Sie wird gefordert, damit möglicherweise austreten- Austrag sichtbare Ölspuren wie die durch die Ölfeuchte
des Öl nicht zu Fehlfunktionen benachbarter Aggre- hervorgerufene, verstärkte Staubablagerung bis hin zu
gate führt. Öltropfen hinterlässt.
3. Sie wird gefordert, damit die Schmierstoffe nicht die Ob sich die sehr geringen Mengen des ausgtretenen
Umwelt belasten, wobei im wesentlichen auf die Öls am Getriebe niederschlagen, hängt dabei von der
Grundwassergefährdung abzuheben ist. Menge der ausgetretenen Luft, deren Ölgehalt (Dampf
4. Sie wird gefordert aus ästhetischen Gesichtspunk- und Aerosol) und den unmittelbar an den Wellenaus-
ten. tritten vorliegenden Strömungsbedingungen der
Umgebungsluft ab.
Bei Getrieben für Schienenfahrzeuge werden bei
hohen Anforderungen an die Lebensdauer berührungs-
freie Dichtsysteme bei den Wellenaustritten aus dem
Getriebe eingesetzt, da berührende Dichtungen immer
einen Verschleiß aufweisen, der früher oder später zu
signifikanter Undichtheit führt.
Bei berührungsfreien Dichtungen ist üblicherweise
nicht mit einer Veränderung des Dichteffektes über die
Getriebelebensdauer zu rechnen.
Der Nachteil der berührungsfreien Dichtungen ist,
dass durch die vorliegenden Spalte absolute Dichtheit
keinesfalls gegeben sein kann.
Es findet immer ein gewisser Austausch von Luft, die
sich im Getriebe befindet, mit der Umgebungsluft statt.
Dies wird einmal durch die "Atmung" des Getriebes
bei unterschiedlichen Getriebetemperaturen hervorge-
rufen, wobei zwangsweise Luft bei wärmer werdenden
Getrieben austritt und bei Abkühlung wieder eingesaugt
wird. Zum zweiten kann ein Luftaustausch erfolgen,
wegen dynamischer Strömungsvorgänge innerhalb der
Getriebe aufgrund der rotierenden Zahnräder und Wellen
und aufgrund unterschiedlicher Druckverhältnisse,

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Service Information

Nachfolgende Begriffserläuterungen mit entsprechenden Bilddokumentationen sollen als Hilfestellung


bei zukünftigen Beurteilungen dienen.

Begriffserläuterungen:
1. Öldichtheit ist so definiert, daß ein Ölaustritt mit Tropfenbildung unzulässig ist.
2. Trockener Ölstaub - leichter Austritt von Ölkondensat vermischt mit Bremsstaub und anderem Staub,
nicht glänzend.
3. Staubfeuchtes Getriebegehäuse - Austritt von Ölkondensat vermischt mit Bremsstaub und anderem
Staub, nicht glänzend.
4. Feuchtes Öl-Staubgemisch - stärkerer Austritt von Ölkondensat vermischt mit Bremsstaub und anderem
Staub, teilweise glänzende Zonen, matt glänzend, keine Tropfenbildung.
5. Ölaustritt mit Tropfenbildung - starker Ölaustritt aus der Labyrinthabdichtung mit Tropfenbildung. Öl
verschleppt am Getriebegehäuse und am Lok-/Fahrzeugkasten.

Trockener Ölstaub

Leichter Austritt von Ölkondensat, ver-


mischt mit Bremsstaub und anderem Staub,
nicht glänzend.

Dieser Zustand wird als "Öldicht" be-


zeichnet.
Dieses Getriebe ist öldicht.

Staubfeuchtes Getriebegehäuse

Austritt von Ölkondensat, vermischt mit


Bremsstaub und anderem Staub, nicht glän-
zend.

Dieser Zustand wird als "Öldicht" be-


zeichnet.
Dieses Getriebe ist öldicht.

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Service Information

Feuchtes Öl-Staubgemisch

Stärkerer Austritt von Ölkondensat aus


der Labyrinthabdichtung, vermischt mit
Bremsstaub und anderem Staub, matt glän-
zend.

Dieser Zustand kann durchaus noch als


"Öldicht" bezeichnet werden.

Das Öl-Staubgemisch sollte mit einem


geeigneten Reinigungsmittel gereinigt wer-
den. Die gereinigte Stelle nach einigen
Betriebsstunden nochmals einer Sicht-
kontrolle unterziehen.

Im Bereich der Labyrinthabdichtung


darf kein Dampfstrahler eingesetzt wer-
den.

Feuchtes Öl-Staubgemisch

Stärkerer Austritt von Ölkondensat aus


der Labyrinthabdichtung, vermischt mit
Bremsstaub und anderem Staub, matt glän-
zend.

Dieser Zustand kann durchaus noch als


"Öldicht" bezeichnet werden.

Das Öl-Staubgemisch sollte mit einem


geeigneten Reinigungsmittel gereinigt wer-
den. Die gereinigte Stelle nach einigen
Betriebsstunden nochmals einer Sicht-
kontrolle unterziehen.

Im Bereich der Labyrinthabdichtung


darf kein Dampfstrahler eingesetzt wer-
den.

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Service Information

Tropfenbildung

Starker Ölaustritt aus der Labyrinthab-


dichtung mit Tropfenbildung.
Ölnebel nicht mehr komplett staub-
gebunden, teilweise glänzende Zonen.

Dieses Getriebe ist nicht öldicht.

Tropfenbildung

Starker Ölaustritt aus der Labyrinthab-


dichtung mit Tropfenbildung.
Öl verschleppt am Getriebegehäuse und
am Lok- / Fahrzeugkasten.

Dieses Getriebe ist nicht öldicht.

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