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Masterarbeit
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This master thesis deals with the „Guideline for the Geotechnical Design of Underground
Structures with Conventional Excavation“ of the Austrian Society for Geomechanics (OeGG).
The guideline contains a concept for ground characterization and for a coherent procedure
for the determination of excavation and support during design and construction. Apart from
the fact that the guideline is widely applied and that it is well accepted by the designers,
the correct application is not always guaranteed. Although every underground structure
represents a prototype, assumptions and thoughts of previous projects are often adopted
in an uncritical way. The present study takes the basic ideas of the guideline into account
and shows a possible way to realize the geotechnical design in a comprehensible manner.
The tremendous diversity of geotechnical conditions and a general considerable complexity
of the rock mass entails inevitably uncertainties within a project. In addition parameters
determined quantitatively and qualitatively exhibit a natural variability. Therefore particular
attention is paid to the preparation of available data to derive a minimum of uncertainty.
With respect to the remaining variability a probabilistic approach will be discussed. Besides
this, the limits of application of commonly used homogenization methods for determining
the rock mass parameters are highlighted by utilizing numerical studies. The geotechnical
design is carried out according to the guideline up to the determination of the rock mass
types. Specific problems are addressed and the procedure is described in detail.
Kurzfassung
Diese Masterarbeit befasst sich mit der „Richtlinie für die geotechnische Planung von Unterta-
gebauten mit zyklischem Vortrieb“ der Österreichischen Gesellschaft für Geomechanik (OeGG).
Die Richtlinie beinhaltet ein Konzept zur Gebirgscharakterisierung und zur nachvollziehbaren
Festlegung von bautechnischen Maßnahmen während der Planung und Bauausführung. Sie
ist bislang weit verbreitet und wird von Planern im Allgemeinen gern angenommen, wenn-
gleich die korrekte Anwendung nicht immer gewährleistet ist. Viel zu oft werden Annahmen
und Überlegungen aus vorangegangenen Projekten unkritisch übernommen, obwohl jedes
Untertagebauwerk einen Prototyp darstellt. Die vorliegende Arbeit setzt sich mit den grund-
legenden Ideen der Richtlinie auseinander und zeigt einen möglichen Weg zur Umsetzung
der geotechnischen Planung gemäß der Richtlinie auf. Die enorme Vielfalt an geotechnischen
Verhältnissen und die in der Regel beachtliche Komplexität der Gebirgsstruktur bringen
unweigerlich Unsicherheiten mit sich. Zudem weisen quantitativ und qualitativ bestimmbare
Parameter eine natürliche Streuung auf. Deshalb wird besonderes Augenmerk auf die Aufbe-
reitung der zur Verfügung stehenden Daten zur Minimierung der Unsicherheiten gerichtet.
Darüber hinaus wird ein probabilistischer Ansatz zur Berücksichtigung der verbleibenden
Streuung diskutiert. Die Anwendungsgrenzen häufig verwendeter Homogenisierungsmethoden
zur Bestimmung der Gebirgsparameter werden anhand numerischer Vergleichsrechnungen
aufgezeigt. Die geotechnische Planung wird im Sinne der Richtlinie bis hin zur Bestimmung
der Gebirgsarten umgesetzt, auf besondere Probleme hingewiesen und die Vorgehensweise
ausführlich beschrieben.
Statutory Declaration
I declare that I have authored this thesis independently, that I have not used other than the
declared sources/resources, and that I have explicitly marked all material which has been
quoted either literally or by content from the used sources.
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst, andere als
die angegebenen Quellen/Hilfsmittel nicht benutzt und die den benutzten Quellen wörtlich
und inhaltlich entnommene Stellen als solche kenntlich gemacht habe.
An dieser Stelle möchte ich mich zunächst bei meinen Freunden in Graz bedanken, ohne die
es während des Studiums nur halb so lustig gewesen wäre. Ebenso gebührt mein Dank jenen
Freunden, die in den letzten Jahren unentwegt dafür gesorgt haben, dass ich die schönen
Seiten des Lebens nicht verkenne und die mir in schlechten Zeiten immer beiseite gestanden
sind.
Des Weiteren möchte ich den Mitarbeitern des Institutes für Felsmechanik und Tunnelbau,
die mich vor gut drei Jahren in ihr Team aufgenommen haben, danken. Sie haben mir das Tor
zur Welt des Tunnelbaus, der Königsdisziplin des Ingenieurwesens, geöffnet. Bei Prof. Wulf
Schubert möchte ich mich für seine Denkanstöße und Ratschläge sowie für sein Vertrauen in
meine Person bedanken.
Im Besonderen ein herzliches Dankeschön an Mr. Pilgerstorfer und Mr. Wieser, die mir bei der
Verfassung meiner Masterarbeit unermüdlich zur Seite standen. Die abendlichen Sitzungen
mit ihnen bei Rosi haben den stressigen Alltag aufgelockert und in zum Teil philosophischen
Gesprächen wurden Probleme gelöst und neue Pläne für die Zukunft geschmiedet.
Den größten Dank richte ich an meine Familie (Helmuth, Caroline und Bruderherz Michael)
in Tirol. Ohne ihre Unterstützung in jeglicher Hinsicht wäre das Studium nicht denkbar
gewesen.
1 Einleitung 1
2 Zielvorstellungen 2
4 Bearbeitungsgrundlagen 10
4.1 Gebirgsbereich A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
4.2 Gebirgsbereich B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
4.3 Gebirgsbereich C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
4.4 Verfügbare Labordaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
5 Datenaufbereitung 14
5.1 Felsmechanische Laborversuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
5.2 Einaxialer Druckversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
5.2.1 Prüfkörperabmessungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
5.2.2 Belastungsrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
5.2.3 Verformungskenngrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
5.2.4 Bruchbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
5.2.5 Post-failure-Bereich und Zerstörungsarbeit . . . . . . . . . . . . . . 23
5.2.6 Plausibilität der Versuchsergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
5.3 Triaxialer Druckversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
5.3.1 Prüfkörperabmessungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
5.3.2 Belastungsrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
5.3.3 Verformungskenngrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
5.3.4 Bruchbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
5.3.5 Plausibilität der Versuchsergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
5.4 Scherversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
5.4.1 Versuchsanordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
5.4.2 Scherfläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
5.4.3 Belastungsrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
5.4.4 Kluftsteifigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
5.4.5 Plausibilität der Versuchsergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
5.5 Spaltzugversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
5.5.1 Prüfkörperabmessungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
5.5.2 Belastungsrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
i
5.5.3 Bruchbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
5.5.4 Zähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
5.5.5 Plausibilität der Versuchsergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
5.6 Weitere Laborversuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
5.6.1 Dichtebestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
5.6.2 Schallgeschwindigkeitsmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
5.6.3 Wassergehaltsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
5.7 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
5.8 Bereinigte Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
6 Gebirgscharakterisierung 46
6.1 Beschreibung der Gebirgsbereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
6.1.1 Karbonatgesteine im GB A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
6.1.2 Metamorphe Gesteine im GB B und GB C . . . . . . . . . . . . . 51
6.2 Datenauswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
6.2.1 Triaxialer Druckversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
6.2.2 Scherversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
6.2.3 Laboransprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
6.2.4 Gesamtüberblick zur Identifikation von Extremwerten . . . . . . . 58
6.2.5 Mögliche Korrelationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
6.2.6 Verbleibende Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
6.3 Definition der Schlüsselparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
6.3.1 Einaxiale Gesteinsdruckfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
6.3.2 Blockgröße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
6.3.3 Trennflächenbeschaffenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
6.3.4 Gebirgstropie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
6.3.5 Quellpotential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
6.4 Spezifikation der Gebirgsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
6.5 Gebirgsparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
6.5.1 Methoden zur Bestimmung der Gebirgsparameter . . . . . . . . . . 75
6.5.2 Anmerkungen zu Homogenisierungsmethoden . . . . . . . . . . . . 79
6.5.3 Anwendungsgrenzen am Beispiel des GSI-Systems . . . . . . . . . 80
6.5.4 Monte-Carlo Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
6.5.5 Bestimmung der Gebirgsparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
7 Fazit 107
Symbole 109
A.1 Kleinbuchstaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
A.2 Großbuchstaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
A.3 Griechische Buchstaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
Abkürzungen 116
Literatur 117
ii
Histogramme der Gesteinsparameter 123
Gleichungen 132
F.4 Statistische Maßzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
F.5 Auswertung von triaxialen Druckversuchen . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
F.5.1 Hoek-Brown Parameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
F.5.2 Mohr-Coulomb Parameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
F.6 Bestimmung der Gebirgsparameter nach Hoek et al. . . . . . . . . . . . . 134
F.6.1 Allgemeines Hoek-Brown Bruchkriterium . . . . . . . . . . . . . . 134
F.6.2 Gebirgsparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
F.7 Bestimmung des GSI nach Cai et al. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
F.7.1 Blockvolumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
F.7.2 Trennflächenbeschaffenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138
F.7.3 GSI (Geological Strength Index) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138
F.7.4 GSIr (Residual Geological Strength Index) . . . . . . . . . . . . . . 138
F.8 Bestimmung des GSI nach Dinc et al. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
F.8.1 Zerlegungsgrad im ungestörten Zustand . . . . . . . . . . . . . . . 141
F.8.2 Störungsgrad und Verzahnungsgrad . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
F.8.3 Trennflächenbeschaffenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
F.8.4 Gesteinshärte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
F.8.5 Gebirgsdruckfestigkeit bei vollständiger Verzahnung . . . . . . . . 147
F.8.6 Neu formuliertes Hoek-Brown Bruchkriterium . . . . . . . . . . . . 148
F.9 Ermittlung der Bruchzonentiefe und der Hohlraumverformung nach Fe-
der & Arwanitakis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
F.9.1 Primärspannungszustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
F.9.2 Zugfestigkeit und passiver Seitendruckbeiwert . . . . . . . . . . . . 149
F.9.3 Radiale Spannungen und plastischer Radius . . . . . . . . . . . . . 150
F.9.4 Elastische Radialverformungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151
F.9.5 Plastische Radialverformungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151
F.10 Ermittlung der Bruchzonentiefe und der Hohlraumverformung nach Hoek 154
F.10.1 Allgemeines Mohr-Coulomb Bruchkriterium . . . . . . . . . . . . . 154
F.10.2 Gebirgsparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154
F.10.3 Kritisches Spannungsniveau und plastischer Radius . . . . . . . . . 155
F.10.4 Elastische Radialverformungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156
F.10.5 Plastische Radialverformungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156
iii
Abbildungsverzeichnis
4.1 Längenschnitt GB A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
4.2 Längenschnitt GB B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
4.3 Längenschnitt GB C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
iv
6.11 Bestimmung der Gebirgsparameter – Mehrschichtmodell: 2. Berechnungs-
ansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
6.12 GSI nach Cai et al. – Einfluss des Durchtrennungsgrades . . . . . . . . . . 83
6.13 Numerische Vergleichsrechnung – Diskretes Modell . . . . . . . . . . . . . 88
6.14 Numerische Vergleichsrechnung – Kontinuumsmodell . . . . . . . . . . . . 89
6.15 Vergleichsrechnung – Modell 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
6.16 Vergleichsrechnung – Modell 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
6.17 Vergleichsrechnung – Modell 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
6.18 Vergleichsrechnung – Modell 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
6.19 Vergleichsrechnung – Modell 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
6.20 Vergleichsrechnung – Modell 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
6.21 GA 1.1 | Dolomit-/Kalkgestein – Häufigkeitsverteilung der einaxialen Druck-
festigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
6.22 GA 1.1 | Dolomit-/Kalkgestein – Mögliche Häufigkeitsverteilungen der
einaxialen Druckfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
6.23 GA 1.1 | Dolomit-/Kalkgestein – Tatsächliche Verteilung und simulierte
Beta-Verteilung der einaxialen Druckfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 100
6.24 GA 1.1 | Dolomit-/Kalkgestein – Tatsächliche Verteilung und simulierte
PERT-Verteilung der einaxialen Druckfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . 100
6.25 PERT-Verteilung – Einfluss des Formfaktors auf die Verteilungsfunktion
und Einfluss der Klassengröße auf die Darstellung der Häufigkeitsverteilung 101
6.26 Gebirgsmodul – Vergleich verschiedener Lösungen . . . . . . . . . . . . . . 103
6.27 Gesteinshärte nach Dinc et al. – Wertebereich der jeweiligen GA für die
Monte-Carlo Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
6.28 Monte-Carlo Simulation – Häufigkeitsverteilung einiger Berechnungsergeb-
nisse aus dem GSI-System nach Cai et al. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
6.29 Monte-Carlo Simulation – Häufigkeitsverteilung einiger Berechnungsergeb-
nisse aus dem GSI-System nach Dinc et al. . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
v
Tabellenverzeichnis
vi
1 Einleitung
Wesentlicher Bestandteil der geotechnischen Planung eines Tunnelbauwerkes ist die Cha-
rakterisierung des Gebirges. Auf Grundlage von Informationen aus baugeologischen Erkun-
dungsmaßnahmen (z. B. geologische Geländekartierung, geotechnische und mineralogische
Laborversuche) ist das zu durchörternde Gebirge zu Beginn einer geotechnischen Planung zu
modellieren und die geotechnisch relevanten Eigenschaften (Schlüsselparameter) der Gebirgs-
struktur zu quantifizieren. Gebirgsbereiche, welche sich hinsichtlich der definierten Schlüssel-
parameter kaum unterscheiden, können zu sogenannten Gebirgsarten (GA) zusammengefasst
werden.
Aufgrund der im Allgemeinen hohen Komplexität des Gebirgsaufbaues sind die aus baugeologi-
schen Erkundungsmaßnahmen gewonnenen Informationen und Daten stets mit Unsicherheiten
behaftet. Je nach betrachtetem Gebirgsvolumen ist das Gebirge stark heterogen. Punktuell
durchgeführte Erkundungsmaßnahmen können die gesamten Gebirgseigenschaften demnach
nicht vollständig erfassen. Zusätzlich zu den Unsicherheiten kommt die natürliche Streuung
von geologischen und geotechnischen Kennwerten erschwerend hinzu. Für eine angemessene
geotechnische Planung sind im Zuge der Gebirgscharakterisierung die Unsicherheiten zu
minimieren und die Variabilität von Kennwerten zu berücksichtigen.
Bis zur Bauausführung stellen die Eigenschaften der jeweiligen Gebirgsarten die Grundlagen für
alle weiteren Berechnungen (Gebirgsverhalten, Ausbaumaßnahmen, Bauzeit und Baukosten)
im Zuge der geotechnischen Planung dar. Neben den Gesteins- und Trennflächenkennwerten
sind üblicherweise noch zusätzlich die Gebirgsparameter der einzelnen Gebirgsarten erfor-
derlich. Diese können über direkte Methoden (in situ Versuche) oder indirekte Methoden
bestimmt werden, wobei die indirekte Methode der Homogenisierung sicherlich die am Häu-
figsten verwendete, einfachste aber auch die je nach Gebirgsstruktur unsicherste Methode zur
Bestimmung der Gebirgsparameter darstellt.
Um die geotechnische Planung von Tunnelbauwerken zielführend umsetzen zu können, wurde
die „Richtlinie für die geotechnische Planung von Untertagebauten mit zyklischem Vortrieb“
von der Österreichischen Gesellschaft für Geomechanik (OeGG) [60] ausgearbeitet. Die
Richtlinie beinhaltet u. a. ein Konzept zur Gebirgscharakterisierung und soll als Leitfaden für
Projektingenieure dienen. Obwohl die geologischen und geotechnischen Verhältnisse sowie die
gebirgs- und projektspezifischen Randbedingungen von Projekt zu Projekt unterschiedlich
sind, werden Annahmen und Überlegungen, welche grundsätzlich für jedes Bauvorhaben von
Neuem zu treffen bzw. zu machen sind, aus vorangegangenen Projekten viel zu oft unkritisch
übernommen.
1
2 Zielvorstellungen
Ziel dieser Arbeit ist es, wichtige Aspekte der Gebirgscharakterisierung aufzuzeigen. Die
geotechnische Planung eines Tunnelbauwerkes soll im Sinne der geotechnischen Richtlinie [60]
anhand eines fiktiven Beispiels bis hin zur Bestimmung der Gebirgsarten durchgeführt wer-
den. Eine mögliche Herangehensweise soll veranschaulicht und die grundlegenden Ideen der
Richtlinie berücksichtigt werden, wobei Annahmen/Überlegungen bezüglich der Gebirgscha-
rakterisierung ausführlich zu beschreiben sind.
Besondere Beachtung ist der Aufbereitung von Daten aus felsmechanischen Laborversuchen zu-
kommen zu lassen, um Unsicherheiten im Datensatz zu berücksichtigen sowie die Streuung von
Kennwerten zu minimieren. Hierfür sind die Prüfkörper aus Laborversuchen – im Speziellen der
einaxiale und triaxiale Druckversuch, der Scherversuch sowie der Spaltzugversuch – hinsicht-
lich der Anforderungen von Normen und Richtlinien zu überprüfen, relevante Einflussgrößen
auf die Versuchsergebnisse zu identifizieren und Auswertungskriterien festzulegen.
Im weiteren Verlauf sind auf Basis der zur Verfügung stehenden Informationen geotechnisch
sinnvolle Schlüsselparameter und Gebirgsarten – geotechnisch relevante Gebirgsvolumina,
welche gleichartig sind in Bezug auf deren Eigenschaften [60] – zu bestimmen. Über numerische
Vergleichsrechnungen sollen zudem mögliche Anwendungsgrenzen von Homogenisierungsme-
thoden, welche bevorzugt für die Bestimmung von Gebirgsparametern Anwendung finden,
festgestellt werden.
Darüber hinaus soll im Zuge der Arbeit auf die Problematik von deterministischen Methoden
hinsichtlich der Aussagekraft von Berechnungsergebnissen aufmerksam gemacht und die
probabilistische Berücksichtigung der verbleibenden Streuung von Kennwerten anhand der
Bestimmung der Gebirgsparameter mit der Monte-Carlo Simulation gezeigt werden.
2
3 Vorgangsweise der geotechnischen Planung
Für die Realisierung eines in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht optimalen Bauobjektes
ist vor der eigentlichen Bauausführung eine solide Planung notwendig. Vor allem größere
Bauvorhaben wie z. B. Tunnelbauwerke machen die Verwendung eines Planungskonzeptes
erforderlich, um die Planung selbst gezielt und transparent durchführen zu können.
In diesem Kapitel werden die grundlegenden Ideen der geotechnischen Richtlinie [60] der
Österreichischen Gesellschaft für Geomechanik (OeGG), welche ein Konzept für die Planung
von Untertagebauten beinhaltet, angeführt. Zusätzlich wird kurz auf die Verknüpfung der
Richtlinie mit einem probabilistischen Ansatz zur Berücksichtigung von Kennwertstreuungen
eingegangen.
Die Richtlinie für die geotechnische Planung von Untertagebauten mit zyklischem Vortrieb [60]
der Österreichischen Gesellschaft für Geomechanik (OeGG) dient als Leitfaden für die Ge-
birgscharakterisierung bei Bauwerken unterhalb der Geländeoberfläche und für die Festlegung
der erforderlichen bautechnischen Maßnahmen (Ausbruchsmethoden, Sicherungsmaßnahmen).
Sie ist ergänzend zur Werkvertragsnorm ÖNORM B2203-1 [3], welche die Verfahrens- und
Vertragsbestimmungen für die Ausführung von Untertagebauarbeiten im zyklischen Vortrieb
enthält, anzuwenden.
Inhalt der Richtlinie ist ein Konzept, mit dem die geotechnische Planung eines Untertage-
bauwerkes unter Berücksichtigung von gebirgs- und projektspezifischen Rahmenbedingungen
systematisch und nachvollziehbar durchgeführt werden kann. Das Konzept umfasst zwei Pha-
sen der geotechnischen Planung. Basierend auf einem realistischen geologischen Modell [28, 53]
werden in Phase 1 (Planung) das Gebirge charakterisiert, örtliche Einflussfaktoren und das
Gebirgsverhalten bestimmt sowie die Ausbruchsmethoden und die Sicherungsmaßnahmen
festgelegt. Die Planungsphase eines Tunnelbauwerkes wiederum kann abhängig vom Projekt-
fortschritt entsprechend Abbildung 3.1 in fünf Etappen unterteilt werden.
Mit dem Projektfortschritt nimmt der Umfang an Informationen aus baugeologischen Er-
kundungsmaßnahmen kontinuierlich zu, wodurch eine stetige Verfeinerung der Planung
ermöglicht wird. Unabhängig davon wird es aufgrund der enormen Vielfalt an geotechnischen
Verhältnissen (Primärspannungszustand, Bergwasserverhältnisse, Gebirgszustand, etc.) stets
Unsicherheiten im baugeologischen Modell geben [51]. Diese Unsicherheiten müssen mit
der geotechnischen Planung abgedeckt werden. Hierzu werden einerseits Warnkriterien und
3
Kapitel 3. Vorgangsweise der geotechnischen Planung 4
Machbarkeitsstudie
Erkundungsmaßnahmen
Detailgrad Planung
Informationsstand
Trassenauswahlverfahren
Kosten
Vorentwurf
Ausschreibungsplanung
Detailplanung
Abbildung 3.1: Planungsphasen eines Tunnelbauwerkes, modifiziert und neu entworfen nach
Riedmüller & Schubert [51]
Geotechnische Planung
Maßnahmen und Ermittlung des
Systemverhaltens (SV)
NEIN SV
entspricht
AF
JA
Tunnelbautechnischer Rahmenplan
u. a. ÖNORM B2203-1 [3]
Ausschreibungsunterlagen
Abbildung 3.2: Schematischer Ablauf der geotechnischen Planung – Phase 1, modifiziert und
neu entworfen nach [60]
Kapitel 3. Vorgangsweise der geotechnischen Planung 6
Zu Beginn eines Projektes stehen für die geotechnische Planung meist wenig Informationen
über das zu durchörternde Gebirge zur Verfügung. Dennoch ist es vor allem in den ersten
beiden Planungsphasen, der Machbarkeitsstudie und dem Trassenauswahlverfahren (vgl. Ab-
bildung 3.1), erforderlich, das Risiko (Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignisses × Kosten),
die Bauzeit als auch die Baukosten für das gesamte Bauvorhaben abzuschätzen. Von diesen
mehr als fragwürdigen Zahlen hängen die Entscheidungen ab, ob das Projekt überhaupt reali-
sierbar ist bzw. welche Trassenvarianten auszuscheiden sind. Zu der je nach Projektfortschritt
mehr oder weniger hohen Kenntnis über das Gebirge kommen die bereits angesprochenen Un-
sicherheiten und die Variabilität (natürliche Streubreite) der geologischen und geotechnischen
Daten erschwerend hinzu.
Kommt für die geotechnische Planung ausschließlich ein deterministischer Ansatz zur Anwen-
dung, so kann dies je nach Variabilität der Daten zu ungenügenden Ergebnissen in Bezug
auf die Bauzeit und Baukosten sowie zu möglicherweise folgeschweren geotechnischen Kon-
sequenzen führen [37]. Mit einem probabilistischen Ansatz hingegen kann zum einen die
natürliche Streuung der Daten sehr leicht berücksichtigt und zum anderen das geotechnische
Risiko, die Bauzeit und die Baukosten in jeder Projektphase realistischer prognostiziert
werden [28, 29, 37, 53, 60].
Bei einem deterministischen Ansatz wird für die Berechnungen eine einzelne Zahl eines
Kennwertes (z. B. Mittelwert der einaxialen Druckfestigkeit σc,i ) verwendet. Die Variabilität
des Kennwertes bleibt dabei unberücksichtigt und es wird eine Genauigkeit des Kennwertes
und der Ergebnisse vorgetäuscht, welche nicht repräsentativ für das zu charakterisierende Ge-
birge sind. Darüber hinaus kann weder eine Aussage über die Eintrittswahrscheinlichkeit des
Ergebnisses noch über die Bandbreite der zu erwartenden Ergebnisse gemacht werden [37, 41].
Demgegenüber wird bei einem probabilistischen Ansatz für jeden Kennwert eine Verteilungs-
funktion ermittelt, welche u. a. über folgende statistische Maßzahlen beschrieben werden
kann:
• Arithmetischer Mittelwert x̄arithm
• Unkorrigierte Standardabweichung s0
• Median x̄med
• Modalwert x̄mod
Für die Ermittlung der statistischen Maßzahlen von geologischen Kennwerten (Normalabstand
der Trennflächen, Trennflächenbeschaffenheit, Gefügeorientierung, Gesteinsvorkommen, etc.)
sind vom Geologen Angaben in Form von einer möglichen Bandbreite der Kennwerte und einer
entsprechenden Häufigkeitsverteilung erforderlich. Eine statistische Auswertung von Labor-
versuchsergebnissen ist dann möglich bzw. sinnvoll, wenn mindestens fünf Versuchsergebnisse
gleicher Versuchsanordnung (z. B. einaxialer Druckversuch) und gleicher Prüfkörpereigen-
schaften hinsichtlich der Gesteinsart (z. B. Phyllit) vorhanden sind. Bei einer Versuchsanzahl
von n < 5 ist von einer statistischen Auswertung abzuraten, da die Ergebnisse möglicherweise
Kapitel 3. Vorgangsweise der geotechnischen Planung 7
nicht repräsentativ für die Variabilität des Gesteins sind [2]. Die Bandbreite der Kennwerte
wird dann lediglich über das Minimum xmin und das Maximum xmax beschrieben.
Mithilfe der statistischen Maßzahlen kann eine Verteilungsfunktion (Häufigkeitsverteilung) für
jeden Kennwert ermittelt [29, 30, 37] und eine sogenannte Monte-Carlo Simulation (Generie-
rung von Zufallszahlen) durchgeführt werden. Damit ist es einerseits möglich die Variabilität
aller Kennwerte und somit den gesamten Wissensstand in die Berechnungen und Prognosen
einfließen zu lassen [29, 41] und andererseits können die Eintrittswahrscheinlichkeiten und
Bandbreiten von Ergebnissen berechnet und im Weiteren das Risiko, die Bauzeit und die
Baukosten eines Berechnungsabschnittes oder des gesamten Tunnels besser vorhergesagt
werden [27, 30, 41].
In Abbildung 3.3 sind beispielhaft die Ergebnisse zweier Varianten, Variante 1 und Variante 2,
eines Bauvorhabens in einem Bauzeit-Baukosten Diagramm dargestellt. Betrachtet man
ausschließlich die Mittelwerte beider Varianten (deterministischer Ansatz), so würde man
erwartungsgemäß den Schluss ziehen, dass die Variante 2 nicht nur teurer im Vergleich
zur Variante 1 ist, sondern auch noch um einiges mehr an Bauzeit benötigt und daher die
Entscheidung zugunsten der Variante 1 fällt. Bezieht man die Streuung der Ergebnisse in die
Entscheidungsfindung (z. B. Trassenauswahlverfahren) mit ein (probabilistischer Ansatz), so
kann man feststellen, dass die Variante 2 zwar im Mittel teurer ist und länger dauert, die
Streuung der Ergebnisse jedoch weitaus kleiner ist als jene der Variante 1 und damit für die
an dem Projekt Beteiligten besser einplanbar ist. Mit einem probabilistischen Ansatz wird
dem Entscheidungsträger (z. B. Bauherr) also ein Werkzeug zur Verfügung gestellt, mit dem
die Entscheidungsfindung erleichtert und vor allem vernünftig begründet werden kann [19].
Streuung 2
Mittelwert 2
Bauzeit
Streuung 1
Mittelwert 1
Baukosten
Abbildung 3.3: Verschiedene Baukosten- und Bauzeitstreuungen, modifiziert und neu entwor-
fen nach Einstein [19]
Kapitel 3. Vorgangsweise der geotechnischen Planung 8
Geologischer Gebirgsaufbau
Lithologie
Eingangsparametern
Trennflächen
Variation in den
Gebirgsarten Störungszonen
(GA)
Bergwasser
Berechnungsabschnitt
Geologisches Modell
Schlüsselparameter
Einflussfaktoren
Gebirgsverhaltenstypen (GVT)
Berechnungsabschnittes
Ergebnisse entlang des
Verteilung der
Systemverhalten Festlegung von
(SV) Ausbruch und Stützung
Gebirgsverhaltenstypen
des Tunnels
Verteilung
von Typen Ausbruchsklassen
und Klassen
Zeit und Kosten
Abbildung 3.4: Schematischer Ablauf zur Ermittlung der Ausbruchsmethoden und der Siche-
rungsmaßnahmen unter Berücksichtigung einer Risikoanalyse, modifiziert und
neu entworfen nach Goricki et al. [27]
4 Bearbeitungsgrundlagen
4.1 Gebirgsbereich A
Der GB A mit einer Länge von 1.200 m wird überwiegend von Karbonatgesteinen unter-
schiedlicher Ausbildung aufgebaut. Neben vorwiegend massigen bis undeutlich gebankten
Dolomit- und Kalkgesteinen, umfasst der GB A teilweise bankige bis dickplattige Dolomit-
und Kalkgesteine sowie untergeordnet karbonatische Brekzien, welche zufolge tektonischer
Prozesse gebildet wurden und in Zerrüttungszonen anzutreffen sind. Das Gebirge ist mit
Ausnahme von Zerrüttungszonen überwiegend mäßig stark zerlegt. Das Trennflächensystem
ist einerseits wegen Kalklösung (Karst) bis in große Tiefen aufgeweitet und großteils von
Verwitterungserscheinungen (Oxidation der Kluftwandungen, lehmige Füllungen) bis auf
Tunnelniveau betroffen und weist andererseits zufolge unvollständiger kalzitischer Wiederver-
heilung vielfach einen geringen Durchtrennungsgrad (Persistenz) auf. Die Überlagerung über
Tunnelfirste beträgt minimal 550 m und maximal 728 m. In Abbildung 4.1 ist der GB A im
Längenschnitt entlang der Tunneltrasse dargestellt.
4.2 Gebirgsbereich B
Der GB B mit einer Länge von 3.850 m wird überwiegend von metamorphen Gesteinen mit
schwacher metamorpher Überprägung aufgebaut. Es sind vorwiegend massige bis undeutlich
geschieferte Albitgneise sowie geschieferte, bankige bis dünnbankige Albit- und Chloritschiefer
anzutreffen. Untergeordnet sind stark gescherte phyllitische, graphitische und quarzreiche
Varietäten als lagenförmige Einschaltungen in den dominierenden Gesteinen möglich. Der
gesamte GB wird vor allem entlang von phyllitischen und graphitischen Schichten von
schieferungsparallelen Scherbahnen mit Harnischflächen durchzogen. Das Trennflächengefüge
weist vielfach eine geringe Durchgängigkeit auf. Ausgeprägte Störungszonen können zu
10
Kapitel 4. Bearbeitungsgrundlagen 11
≈ 1.056 m ü. NN
≈ 878 m ü. NN
Karbonatgesteine
≈ 328 m ü. NN ≈ 7,25‰
km 25.350
km 26.550
Gebirgsbereich A
Länge = 1.200 m
4.3 Gebirgsbereich C
Der GB C mit einer Länge von 2.620 m wird überwiegend von metamorphen Gesteinen
mit starker metamorpher Überprägung aufgebaut. Das Gebirge umfasst vorwiegend deutlich
geschieferte Glimmerschiefer bis Quarzphyllite sowie duktil stark verformte Phyllite. Je nach
tektonischer Überprägung weisen die Gesteine einen bankigen bis blättrigen Habitus und eine
geringe bis mäßige Zerlegung auf. Die Durchgängigkeit des Trennflächengefüges ist vergleichs-
weise hoch. Ausgeprägte schieferungsparallele Störungszonen können zu Kataklasit entfestigte
Gesteine und quellfähige Tonminerale enthalten. Die Überlagerung über Tunnelfirste beträgt
minimal 255 m und maximal 730 m. In Abbildung 4.3 ist der GB C im Längenschnitt entlang
der Tunneltrasse dargestellt.
Kapitel 4. Bearbeitungsgrundlagen 12
≈ 1.000 m ü. NN
km 30.870
km 27.020
Gebirgsbereich B
Länge = 3.850 m
≈ 1.143 m ü. NN
≈ 661 m ü. NN
Metamorphe Gesteine
≈ 400 m ü. NN ≈ 7,25‰
km 34.100
km 36.720
Gebirgsbereich C
Länge = 2.620 m
Für die geotechnische Planung stellen die Ergebnisse aus unterschiedlichen Laborversuchen
neben der baugeologischen Beschreibung und Modellierung die primäre Bearbeitungsgrund-
lage dar. Aus diesem Grund werden für die vorliegende Arbeit folgende felsmechanische
Laborversuchsergebnisse aus dem Repertoire des Institutes für Felsmechanik und Tunnelbau
an der Technischen Universität Graz herangezogen, wobei die Prüfkörper entsprechend der in
den GB vorkommenden Gesteinsarten ausgewählt wurden:
• Einaxiale Druckversuche (91 Prüfkörper)
• Triaxiale Druckversuche (43 Prüfkörper)
• Scherversuche an Trennflächen und an intakten Proben (70 Prüfkörper)
• Spaltzugversuche (137 Prüfkörper)
5 Datenaufbereitung
Im Rahmen eines Tunnelbauprojektes werden für die geotechnische Planung geologische und
geotechnische Erkundungsmaßnahmen im Projektgebiet durchgeführt, wobei die Wahl der
Verfahren und deren Ausmaß u. a. von der Komplexität des Gebirgsaufbaus, den projektspezi-
fischen Anforderungen sowie vom Projektfortschritt (Projektphase, vgl. Abbildung 3.1 auf
Seite 4) abhängen [51]. Im Allgemeinen werden folgende baugeologische Erkundungsmaßnah-
men durchgeführt:
• Geologische Geländekartierung
• Bohraufschlüsse
– Kernbohrungen
– Bohrlochversuche und -messungen
• Geophysikalische Oberflächenmessungen
• Laborversuche
– Geologie-Mineralogie
– Felsmechanik
– Bodenmechanik
Die Ergebnisse aus den baugeologischen Erkundungsmaßnahmen (z. B. Gebirgsaufbau, Berg-
wasserverhältnisse, Festigkeits- und Verformungseigenschaften des Gesteins bzw. des Gebirges)
dienen als Ausgangsdaten für die geotechnische Planung. Diese sind jedoch immer unvollstän-
dig und mit Unsicherheiten behaftet.
Mangels Zeit und finanzieller Mittel können Erkundungsmaßnahmen im Projektgebiet nur
punktuell durchgeführt werden. Gebirgsverhältnisse, welche bei den Erkundungsmaßnahmen
vom Geologen nicht erkannt bzw. nicht angetroffen wurden, bleiben demnach unberücksichtigt.
Ungeachtet dessen werden die daraus erhobenen Daten für die geologische Modellierung und
geotechnische Charakterisierung des gesamten Gebirges verwendet.
Für gewöhnlich werden die Entscheidungen, an welcher Stelle im Projektgebiet Erkundungs-
maßnahmen vorgenommen werden, welche Proben einem Bohrkern für Versuche entnommen
werden, welche felsmechanischen, bodenmechanischen und/oder geologischen Laborversuche
an den jeweiligen Proben durchgeführt werden und wie die Versuchsprozeduren auszusehen
haben (z. B. relative Orientierung zwischen der Belastungsrichtung und der Gefügeorientierung
bei einaxialen Druckversuchen), alleinig vom zuständigen Geologen getroffen. Jedoch sollte
bereits zu diesem Zeitpunkt eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Fachleuten aus den
14
Kapitel 5. Datenaufbereitung 15
Bereichen Geologie und Geotechnik gegeben sein. Erst dadurch kann gewährleistet werden,
dass Erkundungsmaßnahmen gezielt durchgeführt werden und die daraus gewonnenen Erkennt-
nisse für die geotechnische Planung auch von Nutzen sind. Abgesehen davon kann durch eine
Zusammenarbeit der Fachleute sichergestellt werden, dass der Informationsstand auf beiden
Seiten gleich ist, es zu keinen Fehlinterpretationen der Gutachten kommt und die Konsistenz
der geotechnischen Planung von Beginn an gegeben ist. Anhand einer Kosten/Nutzen-Analyse
für die Auswahl von Erkundungsmaßnahmen [51] können u. a. die verfügbaren finanziellen
Mittel zweckmäßig eingesetzt und die Durchführung unzähliger Versuche, welche für die
geotechnische Planung schlussendlich von geringer Relevanz sind, vermieden werden. Dar-
über hinaus führen zu viele Untersuchungen zu einer unüberschaubaren Datenmenge, deren
Auswertung und Interpretation unmöglich werden und wichtige Informationen sehr leicht
übersehen werden können [51].
Ein weiterer Grund für die Unsicherheiten in den Ergebnissen ist der Faktor „Mensch“. Bei
einer Kernbohrung ist der Mensch z. B. für folgende Arbeitsschritte verantwortlich:
• Abteufung der Kernbohrung
• Bohrkernentnahme
• Transport und Lagerung der Bohrkerne
• Baugeologische Bohrkerndokumentation
• Versuchsdurchführung im Labor
• Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
Jeder dieser Arbeitsschritte bringt unweigerlich Unsicherheiten in den Erkundungsergebnissen
mit sich: „But it has also to be considered that humans are susceptible to subjectivity and
personal bias. Humans may have different education, degrees of experience and motivation;
they work relatively slowly and can get bored or tired, particularly when working under adverse
environmental conditions.“ [22]. Neben groben Fehlern (Beschädigung des Bohrkernes während
des Entnahmevorganges, Veränderung der Gesteinseigenschaften infolge Frosteinwirkung
oder Austrocknung bei der Lagerung) können darüber hinaus systematische Fehler (nicht
kalibriertes Prüfgerät) und zufällige Fehler (Ablesefehler bei Instrumenten) auftreten.
Die Qualität der Ausgangsdaten hat einen entscheidenden Einfluss auf die gesamte geo-
technische Planung. Annahmen und Vereinfachungen für die numerische Modellierung oder
für Plausibilitätsberechnungen basieren auf diesen Daten und können bei unzureichender
Datenqualität zur Fehleinschätzung des Gebirgsverhaltens und folglich zu falschen Ausbau-
maßnahmen und erhöhtem Sicherheitsrisiko (geotechnische Konsequenzen) führen [22].
Die angesprochenen Unsicherheiten in den Ausgangsdaten können vom Geotechniker nicht
verhindert werden. Aufgrund dessen ist es für den Geotechniker umso wichtiger, die zur
Verfügung stehenden Daten vorab zu analysieren und zu bereinigen, um so die Qualität der
verbleibenden Daten zu erhöhen.
Kapitel 5. Datenaufbereitung 16
Angesichts der hohen Signifikanz, welche der Qualität der Ausgangsdaten zukommt, sind alle
zur Verfügung stehenden Laborversuchsergebnisse auf deren Richtigkeit und Plausibilität hin
zu überprüfen. Darüber hinaus sind für die Bestimmung der Gebirgsarten Versuchsergebnisse
erforderlich, welche miteinander vergleichbar sind. Um Versuchsergebnisse unterschiedlicher
Prüfkörper gegenüberstellen zu können, müssen die Versuchsprozeduren sowie die Prüfkörper-
merkmale einheitlich sein [1, 2].
Im Rahmen dieser Arbeit wird davon ausgegangen, dass die Versuchsprozeduren der Norm
entsprechen und Prüfkörper, welche einen einwandfreien Ablauf des Prüfvorganges nicht
erwarten lassen, ausgeschieden wurden.
Das Korngefüge (Struktur) von Festgesteinen, im Wesentlichen die Kornform und Korngröße,
sowie die Kornbindung und die Mineralzusammensetzung, wirken sich ebenfalls auf das
Bruchverhalten und folglich auf die Versuchsergebnisse aus, auch wenn die Gesteinsprüfkörper
äußerlich vermeintlich ident zu sein scheinen [13]. Allerdings ist der Einfluss der Struktur
von Festgesteinen auf die Versuchsergebnisse mit Ausnahme von grobklastischen Gestei-
nen (Brekzie, Konglomerat) und lockergesteinsähnlichen Störungsgesteinen, bei denen die
Ergebnisse stark von den Eigenschaften der Komponenten (Blöcke) und des Bindemittels
(Matrix) abhängen, von untergeordneter Bedeutung (für weitere Informationen wird auf
Medley [44] und Riedmüller et al. [49] verwiesen). Da mineralogische Gutachten für diese
Arbeit nicht herangezogen wurden, können die angesprochenen Gesteinseigenschaften für die
Datenauswertung (z. B. Korrelation zwischen Kornform und einaxialer Druckfestigkeit σc,i )
nicht berücksichtigt werden.
Für die meisten felsmechanischen Laborversuche werden Anforderungen an die Prüfkörper-
abmessungen in Abhängigkeit vom größten Einzelkorndurchmesser dk des Gesteins gestellt. Je
nach Versuchsart sollte der Durchmesser d bzw. die Länge l des Prüfkörpers mindestens dem
Zehnfachen (einaxialer Druckversuch [2, 45], triaxialer Druckversuch [39], Spaltzugversuch
[1, 42]) des größten Einzelkorndurchmessers dk betragen. Es wird angenommen, dass dieses
Kriterium von allen Prüfkörpern erfüllt wird.
Des Weiteren haben die Prüfkörperform und die Prüfkörpergröße einen beträchtlichen Einfluss
auf die Versuchsergebnisse. Auf diesen Umstand und auf weitere Einflussfaktoren auf die
Ergebnisse von Laborversuchen wird in den nachfolgenden Kapiteln näher eingegangen.
Weitere Annahmen:
• Die für die Laborversuche ausgewählten Prüfkörper wurden während des Entnahmevor-
ganges und Transportes nicht beschädigt.
• Alle Prüfkörper wurden in derselben Art und Weise gelagert. Der Wassergehalt sowie
der allgemeine Zustand der Prüfkörper (z. B. Verwitterungsgrad) entspricht ungefähr
den Entnahmeverhältnissen.
• Zusätzliche Anforderungen an die Prüfkörper für die Versuchsdurchführung (z. B. Plan-
parallelität der Endflächen bei den einaxialen und triaxialen Druckversuchen) wurden
erfüllt.
Kapitel 5. Datenaufbereitung 17
Bei einem einaxialen Druckversuch wird der Prüfkörper im ersten Schritt bis zum einem
0 von 25 – 75% der erwarteten Bruchspannung [45] axial belastet (σ 0 6= 0,
Spannungsniveau σ1,o 1
0 0
σ2 = σ3 = 0) und wieder entlastet. Aus der Be- und Entlastungsschleife lassen sich die
Verformungskennwerte Ei , V und ν ermitteln. Anschließend wird die Belastung bis zum
Versagen des Prüfkörpers gesteigert.
5.2.1 Prüfkörperabmessungen
Der kreiszylindrische Prüfkörper wird beim einaxialen Druckversuch über zwei Druckplatten
in Richtung der Prüfkörperachse belastet. Aufgrund der Reibung zwischen den Endflächen des
Gesteinszylinders und den Druckplatten der Prüfmaschine, wird eine seitliche Ausdehnung
des Prüfkörpers an dessen Enden verhindert (lateral ≈ 0, ähnlich einer Einspannung) und es
werden Schubspannungen τ erzeugt (siehe Abbildung 5.1) [58].
Belastung
Druckplatte
σn
Prüfkörper τ
Verformungsfigur
(a) (b) (c)
Abbildung 5.1: Einaxialer Druckversuch – (a) Prüfkörper kann sich ohne Endflächeneinfluss
in alle Richtung frei verformen (b) Verformungsfigur wird von der Endflächen-
reibung beeinflusst (c) Schubspannungen τ werden an den Prüfkörperenden
erzeugt, modifiziert nach Brady & Brown [13].
Das Prinzip eines einaxialen Druckversuches besteht grundsätzlich darin, im Prüfkörper einen
gleichförmigen Spannungszustand (σ10 6= 0, σ20 = σ30 = 0, τ = 0) über seine gesamte Länge
herzustellen, sodass sich der Versagensmechanismus je nach Gesteinseigenschaften unbeein-
flusst von der Prüfeinrichtung entwickeln kann. Eine ungehinderte Ausbildung des Bruches
über die gesamte Prüfkörperlänge wird jedoch vom ungleichförmigen Spannungszustand,
Schubspannungen τ und Spannungskonzentrationen in den Prüfkörperenden, verhindert.
Darüber hinaus nimmt der Endflächeneinfluss mit der axialen Dehnung longitudinal (Stau-
chung) des Prüfkörpers [58] sowie mit der Steifigkeit des Gesteins [45] zu.
Bei einem Verhältnis der Prüfkörperlänge l zum Prüfkörperdurchmesser d von l/d ≥ 2,
kann angenommen werden, dass der Einfluss der Endflächenreibung im mittleren Teil des
Prüfkörpers vernachlässigbar gering ist und sich der Bruch in diesem Bereich frei ausbilden
Kapitel 5. Datenaufbereitung 18
kann. Weist der Prüfkörper hingegen ein Verhältnis von l/d < 2 auf, erhält man aufgrund
des Einflusses der Endflächenreibung im Allgemeinen zu hohe Festigkeitswerte [45].
In Abbildung 5.2 (a) ist dieser Einfluss schematisch dargestellt. Das Verhältnis l/d wirkt sich
weiters auf das Verhalten des Prüfkörpers nach Erreichen der Gesteinsfestigkeit (post-failure-
Bereich) aus. Je geringer die Schlankheit l/d, desto duktiler das Nachbruchverhalten. Der
Verformungsmodul V wird von der Probenform in der Regel nicht beeinflusst [54].
Abgesehen von der Probenform hat auch die Probengröße einen signifikanten Einfluss auf die
Ergebnisse eines einaxialen Druckversuches. Mit der Größe der Probe nimmt die Anzahl an
Mikrorissen innerhalb der Probe zu. Diese vergrößern sich unter Belastung und verbinden sich
bei anhaltender Laststeigerung zu Makrorissen, an welchen das Gestein letztendlich versagt
(Gleiten entlang einer Scherbahn) [54]. Der Einfluss der Probengröße auf die Gesteinsfestigkeit
und -sprödigkeit (Steigung der Spannungs-Dehnungs-Kurve im Nachbruchbereich) ist in
Abbildung 5.2 (b) schematisch dargestellt.
Festigkeit hoch
Schlankheit gering
Sprödigkeit gering
σ σ
Festigkeit hoch
Sprödigkeit hoch
nf orm
o be
Pr
ε se ε
engrös
Festigkeit gering P rob
Schlankheit hoch
Sprödigkeit hoch
Festigkeit gering
Sprödigkeit gering
(a) (b)
Bei einer Prüfkörperschlankheit von 1, 0 ≤ l/d ≤ 2, 0 sind die Werte für die einaxiale
Druckfestigkeit σc,i nach folgender Gleichung abzumindern:
8 · σc,i
σc,i(2) = (5.1)
7 + 2 dl
Bei einer Prüfkörperschlankheit von l/d < 1, 0 bzw. l/d > 2, 5 sind die Festigkeitswerte bzw.
bei einer Prüfkörperschlankheit von l/d < 1, 5 bzw. l/d > 2, 5 sind die Verformungskennwerte
aus den einaxialen Druckversuchen zu verwerfen.
Kapitel 5. Datenaufbereitung 20
5.2.2 Belastungsrichtung
Gesteine können durch ihre Mineralzusammensetzung, ihre Struktur (Korngefüge) und ihre
Textur (Richtungsgefüge) charakterisiert werden. Je nach Anordnung der Minerale innerhalb
des Gesteins wird zwischen richtungslosem Gefüge und geregeltem Gefüge (Fließtextur, Schie-
ferung, Paralleltextur, Schichtung) unterschieden [38]. Das Gefüge von Gesteinsprüfkörpern
mit richtungsbetonter Anordnung der Minerale (geregeltes Gefüge) wird im weiteren Verlauf
als Trennflächengefüge bzw. als Gefüge bezeichnet.
Die Ergebnisse aus einaxialen Druckversuchen (Spannungs-Dehnungs-Beziehung, einaxia-
le Druckfestigkeit σc,i ) von Gesteinsprüfkörpern variieren stark mit der Ausprägung des
Trennflächengefüges sowie mit dessen Orientierung α (siehe Abbildung 5.3 (a)) relativ zur
Belastungsrichtung.
Abhängig vom Gefüge können sich bei einaxialer Druckbelastung folgende Versagensmecha-
nismen ausbilden [16]:
• Zugversagen des intakten Gesteins
• Scherversagen des intakten Gesteins
• Gleiten entlang einer Trennfläche
• Öffnen einer Trennfläche
Betrachtet man lediglich das Gleiten entlang einer Trennfläche, so tritt dieser Versagens-
mechanismus ein, sobald die Schubspannung τ die Scherfestigkeit τf überschreitet [54]. Der
Spannungszustand an einer Trennfläche kann durch folgende Gleichungen beschrieben wer-
den:
1 0 1 0
σ1 + σ30 + σ1 − σ30 · cos 2α
σn = (5.2)
2 2
1 0 0
τ= σ − σ3 · sin 2α (5.3)
2 1
Im Gegensatz zum triaxialen Druckversuch wird beim einaxialen Druckversuch kein allseitiger
Seitendruck aufgebracht, die kleinste Hauptspannung ist somit σ30 = 0. Die Scherfestigkeit τf
ist durch das Mohr-Coulomb´sche Bruchkriterium definiert:
τf = cT F + σn · tan ϕT F (5.4)
Durch Einsetzen der Gleichungen (5.2) und (5.3) in die Gleichung (5.4), erhält man das
Kriterium für das Gleiten entlang einer Trennfläche [13]:
Differenziert man die Gleichung (5.5) nach α und setzt diese gleich 0,
f 0 (α) = 0 (5.6)
Kapitel 5. Datenaufbereitung 21
erhält man jene Trennflächenorientierung α, bei der die Scherfestigkeit τf ein Minimum
annimmt:
π ϕT F ϕ
α (τf,min ) = + = 45° + T F (5.7)
4 2 2
In Zusammenhang mit der geringsten Scherfestigkeit τf ergeben sich für die einaxiale Druckfes-
tigkeit σc,i und für die Verformungskenngrößen (Elastizitätsmodul Ei , Verformungsmodul V ,
Poissonzahl ν), vor (pre-failure-Bereich) als auch nach (post-failure-Bereich) Erreichen der
maximalen Spannung, ebenfalls Minimalwerte [16].
Bei einer Trennflächenorientierung von α > α (τf,min ) bzw. α < α (τf,min ) wird das Prüfkör-
perversagen zunehmend von den restlichen Versagensmechanismen (Zugversagen des intakten
Gesteins, Scherversagen des intakten Gesteins, Öffnen einer Trennfläche) bestimmt, gleichzei-
tig nehmen die Werte für die Festigkeit und für die Verformungskenngrößen zu. Nähert sich
die Trennflächenorientierung einem Winkel von α → 90° bzw. α → ϕT F , wird die Belastung,
welche erforderlich ist, um ein Gleiten entlang einer Trennfläche zu verursachen, unendlich
groß (vgl. Gleichung (5.5)) und die Festigkeit bzw. die Verformungskenngrößen erreichen ihr
Maximum [13].
Die oben beschriebene Beziehung zwischen der Trennflächenorientierung α relativ zur Belas-
tungsrichtung und der Festigkeit des Prüfkörpers ist in Abbildung 5.3 dargestellt.
σ10 − σ30
σ10
Festigkeit Gestein
σ30 σ30
α
σ10
ϕ 45° + ϕ
90° α
2
(a) (b)
g
run
ntie
orie
ge
efü
G
Gleiten entlang der Trennfläche ε
Festigkeit und Verformungsmoduli
am geringsten
Abbildung 5.4: Einaxialer Druckversuch – Einfluss der Gefügeorientierung auf die Spannungs-
Dehnungs-Kurve, modifiziert und neu entworfen nach [55].
Um eine konkrete Aussage über die Verwendbarkeit von Ergebnissen aus einaxialen Druckver-
suchen von Prüfkörpern mit einer Gefügeorientierung schräg zur Belastungsrichtung machen
zu können, ist eine weiterführende Literaturrecherche erforderlich.
Die Gefügeorientierung der Prüfkörper von einaxialen Druckversuchen kann in der vorlie-
genden geotechnischen Planung einzig über die Fotos im Prüfprotokoll der felsmechanischen
Laborversuche, welche von den jeweiligen Prüfkörpern vor und nach dem Versuch gemacht
wurden (je ein Foto), ermittelt werden. Diese ist jedoch, je nachdem welche Seite des Prüfkör-
pers abgelichtet wurde, nicht immer leicht zu erkennen und muss abgeschätzt werden. Für
eine korrekte Bestimmung des Zusammenhangs zwischen der Gefügeorientierung und den
Versuchsergebnissen sind präzise Angaben vom Geologen oder Laboratorium hinsichtlich der
Gefügeorientierung unerlässlich.
In Anlehnung an den zuvor beschriebenen Einfluss der Gefügeorientierung auf die Gesteinsei-
genschaften, werden die Ergebnisse hinsichtlich der Gefügeorientierung in zwei Kategorien
unterteilt, um so eine Festigkeitsanisotropie berücksichtigen zu können:
1. Gefüge normal zur Belastungsrichtung: α ≤ 20° → x⊥
2. Gefüge parallel zur Belastungsrichtung: α ≥ 70° → xk
Ergebnisse von Prüfkörper mit einer Gefügeorientierung von 20° < α < 70° (x ) werden für
die vorliegende Gebirgscharakterisierung nicht herangezogen, da unklar ist, inwieweit diese in
der geotechnischen Planung berücksichtigt werden können.
Es dürfen nur Einzelergebnisse mit der gleichen Kategorie hinsichtlich der Gefügeorientierung
(x⊥ , xk ) miteinander verglichen werden. Die Festigkeit und Verformbarkeit ist in Abhängigkeit
von der Gefügeorientierung der Prüfkörper anzugeben.
Kapitel 5. Datenaufbereitung 23
5.2.3 Verformungskenngrößen
Es dürfen nur Einzelergebnisse mit der gleichen Kategorie hinsichtlich dem Spannungsintervall
(x0 , x1 , x2 ) miteinander verglichen werden. Die Verformungskenngrößen sind in Abhängigkeit
vom Spannungsintervall der Be- und Entlastungsschleife anzugeben.
5.2.4 Bruchbild
Der Versagensmechanismus von Prüfkörpern wird von den Gesteinseigenschaften (z. B. Korn-
form, Kornbindung, Trennflächengefüge) bestimmt und ist in der Regel charakteristisch für
das jeweilige Gestein. Schwachstellen wie dünne Zwischenlagen aus geschertem Material
in unregelmäßigen Abständen, welche keine spezifische Eigenschaft des Gesteins darstellen,
beeinflussen das Bruchverhalten im negativen Sinn. Die Ergebnisse sind dementsprechend
nicht repräsentativ für das Gestein. Durch Überprüfen der Bruchausbildung von axial be-
lasteten Gesteinsproben kann ein frühzeitiges Versagen vor Erreichen der für das Gestein
charakteristischen einaxialen Druckfesigkeit σc,i zufolge der angesprochenen Schwachstellen
identifiziert werden.
Die Ergebnisse von Prüfkörpern, welche ein untypisches Bruchbild aufweisen und aller Vor-
aussicht nach vor Erreichen der einaxialen Druckfestigkeit σc,i versagt haben, bleiben bei der
Datenauswertung unberücksichtigt und sind zu verwerfen.
pre-failure-Bereich post-failure-Bereich
σc,i
class I
class II
εmax,II εmax,I ε
Gespeicherte Energie = Erforderliche Energie für totales Versagen
Für den post-failure-Bereich könnte ebenfalls ein Verformungsmodul, in der Literatur [45] als
Sprödigkeit B deklariert, ermittelt werden:
∆σ
B= (5.8)
∆ε
Da die Spannungs-Dehnungs-Kurve in diesem Bereich jedoch nicht annähernd linear verläuft,
wäre der post-failure-Modul mittels einer Regressionsgeraden zu ermitteln [62].
Die Fläche unterhalb der gesamten Spannungs-Dehnungs-Kurve, kann als jene Arbeit inter-
pretiert werden, welche erforderlich ist, um das Gestein vollständig zu zerstören. Bildet man
das Integral über die Spannungs-Dehnungs-Kurve im Intervall [0, εmax ] (vgl. Abbildung 5.5),
erhält man die spezifische Zerstörungsarbeit Wz [62]:
εZ
max
Wz = σ dε (5.9)
0
Die Zerstörungsarbeit kann einerseits als Maß für die aufzuwendende Bohrarbeit (Lösbarkeit
des Gesteins) bei kontinuierlichen Vortrieben (Tunnelbohrmaschine) herangezogen werden [62]
und zählt bei einer geotechnischen Planung zu jenen Schlüsselparametern, welche den Vortrieb
und weniger die Standsicherheit bestimmen. Andererseits können die Sprödigkeit und die
Arbeitslinie eines Prüfkörpers Hinweise auf ein mögliches Bergschlagpotential geben und sind
für die Bestimmung des Gebirgsverhaltens „Bergschlag“ (GVT 5) maßgebend. Voraussetzung
für ein Bergschlagpotential sind nach Wang & Park [64] u. a. ein sprödes Nachbruchverhalten,
das Gestein muss ein großes Potential zur Speicherung von elastischer Energie haben und die
Spannungen müssen im Bereich der Gesteinsfestigkeit liegen. Im Rahmen dieser Arbeit wird
das Nachbruchverhalten sowie die Zerstörungsarbeit in die Gebirgscharakterisierung nicht
miteinbezogen.
Weiterführende Literatur:
• Thuro, K. 1998. Bohrbarkeit beim konventionellen Sprengvortrieb; Geologisch-fels-
mechanische Untersuchungen anhand sieben ausgewählter Tunnelprojekte, Münchner
Geologische Hefte, Reihe B: Angewandte Geologie, Heft 1, Lehrstuhl für Allgemeine,
Angewandte und Ingenieur-Geologie. [62]
• Wang, J.A. & Park, H.D. 2001. Comprehensive prediction of rockburst based on analyses
of strain energy in rocks. Tunnelling and Underground Space Technology 16 (1), pp.
49 – 57, Verlag Elsevier Science Ltd. [64]
Die Ergebnisse aus den einaxialen Druckversuchen sind auf deren Plausibilität und Richtigkeit
hin zu überprüfen. So sind z. B. die Ergebnisse eines Prüfkörpers zu verwerfen, wenn für
die Poissonzahl ein Wert von ν > 0, 5 ermittelt wurde. In der Regel ergeben sich für die
Poissonzahl von Festgesteinen Werte zwischen 0 und 0,5 (elastisch isotropes Material) [47].
Kapitel 5. Datenaufbereitung 26
Im Gegensatz zum einaxialen Druckversuch wird beim triaxialen Druckversuch auf den
Prüfkörper in einer Druckzelle eine hydraulische, allseitig wirkende Belastung σ30 aufgebracht.
Der Prüfkörper wird bei konstantem Seitendruck (σ30 = konst.) bis kurz vor dem Bruch (rapide
Zunahme der Querdehnung lateral ) axial belastet (weggesteuert). Anschließend wird der
Prüfkörper axial entlastet, gleichzeitig wird der Seitendruck auf ein neues Spannungsniveau
erhöht und konstant gehalten, sodass σ10 = σ30 und die Deviatorspannung (σ10 − σ30 ) = 0
ist. Daraufhin wird der Prüfkörper erneut bis kurz vor dem Versagen axial belastet. Der
Vorteil dieser Verfahrensweise liegt darin, dass die Kornstruktur durch mehrmaliges Belasten
kaum gestört wird [54] und somit an einem Prüfkörper mehrere triaxiale Druckversuche mit
unterschiedlichen Belastungsstufen durchgeführt werden können.
5.3.1 Prüfkörperabmessungen
Wie beim einaxialen Druckversuch sind auch die Ergebnisse aus den triaxialen Druckversuchen
abhängig von der Form und Größe der Prüfkörper. Der theoretisch gleichförmige Spannungs-
zustand im Prüfkörper (σ10 6= 0, σ20 = σ30 6= 0, τ = 0) wird durch den Endflächeneinfluss
gestört. Versuche an zu stark gedrungenen Prüfkörpern (l/d 2) können folglich zu nicht re-
präsentativen Verformungs- und Festigkeitswerten führen. Die Prüfkörperabmessungen haben
grundsätzlich den Anforderungen der Normen und Richtlinien in Tabelle 5.3 zu entsprechen.
Die Prüfkörper aus triaxialen Druckversuchen, welche für die vorliegende Arbeit ausgewählt
wurden, weisen allesamt einen Durchmesser d > 50 mm auf und erfüllen demnach die
Anforderungen der Richtlinien.
Vor dem eigentlichen triaxialen Druckversuch (σ30 6= 0) wird eine Belastungs-, Entlastungs-
und Wiederbelastungsschleife unter einaxialer Belastung (σ30 = 0) gefahren (selbes Vorgehen
wie beim einaxialen Druckversuch), um so die Verformungskenngrößen Ei , V und ν für den
Prüfkörper zu erhalten. Auf diese Weise sind von einem Prüfkörper die Verformbarkeit (Ei ,
V , ν) als auch die Festigkeit (σc,i , mi , σt,i , ci , ϕi ) bekannt.
Für die Gültigkeit der Verformungskenngrößen sind die Grenzen der Prüfkörperschlank-
heit von einaxialen Druckversuchen gemäß Tabelle 5.2 (siehe Seite 19) einzuhalten. Bei
einer Prüfkörperschlankheit von l/d < 2, 0 bzw. l/d > 2, 5 wären die Festigkeitswerte aus
den triaxialen Druckversuchen gemäß Tabelle 5.3 prinzipiell zu verwerfen. Angesichts der
Tatsache, dass die Prüfkörper der auszuwertenden triaxialen Druckversuche allesamt ein
Kapitel 5. Datenaufbereitung 27
5.3.2 Belastungsrichtung
Für die Festigkeit und Verformbarkeit von Prüfkörpern unter allseitiger Belastung (σ30 6= 0)
gelten dieselben Abhängigkeiten bezüglich der Trennflächenorientierung α relativ zur Be-
lastungsrichtung wie bei einaxialen Druckversuchen (vgl. Kapitel 5.2.2). Damit der Bruch-
zustand des Prüfkörpers jedoch erreicht wird, ist aufgrund des hydraulisch aufgebrachten
Seitendruckes σ30 eine höhere axiale Belastung σ10 erforderlich (vgl. Abbildung 5.6).
Die Ergebnisse werden wie beim einaxialen Druckversuch in die Kategorien „Gefüge normal
zur Belastungsrichtung (x⊥ )“ und „Gefüge parallel zur Belastungsrichtung (xk )“ eingeteilt
und es dürfen nur Einzelergebnisse mit der gleichen Kategorie miteinander verglichen werden.
Ergebnisse von Prüfkörpern mit einer Gefügeorientierung schräg zur Belastungsrichtung (x )
werden für die vorliegende Gebirgscharakterisierung nicht herangezogen. Die Festigkeit und
Verformbarkeit ist in Abhängigkeit von der Gefügeorientierung der Prüfkörper anzugeben.
5.3.3 Verformungskenngrößen
5.3.4 Bruchbild
In Abbildung 5.6 ist die Ausbildung der Spannungs-Dehnungs-Kurve von triaxialen Druckver-
suchen bei unterschiedlichem Seitendruck σ30 (Belastungsstufen) dargestellt. Die Spannungs-
Dehnungs-Kurve im pre-failure-Bereich (vor Erreichen der Prüfkörperfestigkeit) bleibt bis
zum Übergang von spröd auf duktil von der Erhöhung des Seitendruckes σ30 weitgehend unbe-
einflusst. Der triaxiale Druckversuch (Mehrstufenversuch) wird immer im pre-failure-Bereich
durchgeführt, demnach kann von gleichbleibenden Verformungseigenschaften ausgegangen
werden.
Kapitel 5. Datenaufbereitung 28
Erhöhung des
σ Seitendruckes σ3
Übergang Duktil
Spröd
Abbildung 5.6: Triaxialer Druckversuch – Einfluss des Seitendruckes auf die Spannungs-
Dehnungs-Kurve, modifiziert und neu entworfen nach [54].
Eine Überprüfung der Bruchausbildung ist aufgrund der allseitigen Belastung des Prüfkörpers
während des Versuches nicht möglich. Da das Versagen bei triaxialen Druckversuch wegen
dem hohem Seitendruck nicht schlagartig eintritt und der Prüfkörper quasi duktiles Verhalten
aufweist, ist die Überprüfung der Bruchausbildung insofern auch nicht erforderlich. Die
aus triaxialen Druckversuchen ermittelten Festigkeitskenngrößen können demnach als die
für das Gestein charakteristischen Kenngrößen angesehen werden. Erste Anzeichen für ein
frühzeitiges Versagen des Prüfkörpers aufgrund einer Schwachstelle wären vermutlich bereits
in der, dem triaxialen Druckversuch (σ10 = 6 0, σ30 6= 0) vorgeschalteten, Be-, Ent- und
0 0
Wiederbelastungsschleife (σ1 6= 0, σ3 = 0) ersichtlich gewesen bzw. hätte der Versuch
aufgrund eines frühzeitigen Versagens während der Be-, Ent- und Wiederbelastungsschleife
abgebrochen werden müssen.
Die Ergebnisse aus den triaxialen Druckversuchen sind auf deren Plausibilität und Richtigkeit
hin zu überprüfen. Wie beim einaxialen Druckversuch sind z. B. die Ergebnisse eines Prüfkör-
pers zu verwerfen, wenn für die Poissonzahl ein Wert von ν > 0, 5 über die Be-, Ent- und
Wiederbelastungsschleife, welche vor dem eigentlichen triaxialen Druckversuch durchgeführt
wird, ermittelt wurde. In der Regel ergeben sich für die Poissonzahl von Festgesteinen Werte
zwischen 0 und 0,5 (elastisch isotropes Material) [47].
Kapitel 5. Datenaufbereitung 29
5.4 Scherversuch
Mit einem Scherversuch können die Scherparameter von Trennflächen und von intakten Ge-
steinsproben, welche das Bruchverhalten unter einem räumlichen Spannungszustand (Normal-
und Schubspannung) beschreiben, ermittelt werden [12]. Die Ergebnisse aus Scherversuchen
sind einerseits von der durchgeführten Versuchsprozedur und andererseits von zahlreichen
Einflussfaktoren abhängig, welche in den nachfolgenden Unterkapiteln näher beschrieben
werden.
5.4.1 Versuchsanordnung
Grundsätzlich kann zwischen einem CNS-Versuch (constant normal stiffness) und einem
CNL-Versuch (constant normal load) unterschieden werden. Unabhängig von der Versuchs-
prozedur hat der Einbau des Prüfkörpers in die Scherbüchse so zu erfolgen, dass vor dem
eigentlichen Versuch die Probe bzw. die Trennfläche weder gestört noch ein Scherweg entlang
der Trennfläche verrichtet wird [11]. Bei beiden Versuchsprozeduren wird eine initiale Nor-
malspannung σn,i aufgebracht und die Scherkraft über die Schergeschwindigkeit gesteuert
(Weg/Zeit). Einziger aber erheblicher Unterschied zwischen den beiden Versuchsprozeduren
ist die Regulierung der Normalspannung σn bzw. der Normalsteifigkeit K während dem
Schervorgang.
CNS-Versuch
Beim CNS-Versuch (constant normal stiffness) wird die axiale Druckkraft so gesteuert, dass die
externe Normalsteifigkeit K (Normalsteifigkeit des Prüfkörpers und der Versuchsapparatur)
während des gesamten Schervorganges konstant bleibt. Es wird somit eine relativ starre
Bettung simuliert [11], was wiederum einer Trennfläche umgeben von Gebirgsvolumen mit
einer spezifischen Gebirgssteifigkeit am nächsten kommt. Vorteil dieser Versuchsprozedur ist,
dass sich der Spannungspfad beim Scherversuch aufgrund der Randbedingungen (Gesteins-
und Trennflächeneigenschaften) selbst einstellt und nicht von den Spannungen, wie es bei
einem CNL-Versuch der Fall ist, vorgegeben wird [12].
Über einen CNS-Versuch können folgende Scherparameter ermittelt werden:
• Reibungswinkel ϕ
• Restreibungswinkel ϕr
• Kohäsion c
• Restkohäsion cr
• Dilatationswinkel i
Kapitel 5. Datenaufbereitung 30
Der Dilatationswinkel i ist repräsentativ für das Aufgleiten entlang von Unebenheiten. Ob und
inwieweit ein Aufgleiten stattfindet, ist jedoch von den äußeren Randbedingungen und den
Gesteins- und Trennflächeneigenschaften abhängig. Je nach Verhältnis der Gesteinsfestigkeit
zur internen Normalsteifigkeit K und zur Normalspannung σn werden entweder vorhandene
Unebenheiten bereits zu Beginn abgeschert oder es kommt neben der aufgezwungenen
Scherbewegung zusätzlich zu einem Aufgleiten entlang der Unebenheiten (Dilatation) und
folglich zur einer Verschiebung normal zur Scherebene [48]. Um den Reibungswinkel und
den Anteil an Dilatation aus den Ergebnissen von Scherversuchen (Normalspannung σn ,
Schubspannung τ , Scherverschiebung u, Normalverschiebung v) ermitteln zu können, ist
die externe Normalsteifigkeit K vor dem eigentlichen Scherversuch auf Basis einer Be- und
Entlastungsschleife zu bestimmen [46].
CNL-Versuch
Der CNL-Versuch (constant normal load) kann mit einem triaxialen Druckversuch, welcher
ebenfalls einen Mehrstufenversuch darstellt, verglichen werden. Die Normalspannung σn wird
zu Beginn auf ein Initialspannungsniveau, welches im Normalfall den in situ Spannungen
entspricht, erhöht und konstant gehalten. Anschließend wird die Schubspannung τ bis kurz vor
Erreichen der Bruchfestigkeit (rapide Zunahme der Scherverschiebung u) erhöht. Darauffol-
gend wird die Normalspannung σn auf ein neues Spannungsniveau erhöht, wiederum konstant
gehalten und die Schubspannung τ bis kurz vor Erreichen der Bruchfestigkeit gesteigert. Diese
Prozedur wird in Summe vier Mal durchgeführt. Über die Normalspannung σn und Schub-
spannung τ kurz vor Erreichen der Bruchfestigkeit der jeweiligen Laststufe (Versagenspunkte
des Spannungspfades) können über das Mohr-Coulomb Bruchkriterium der Reibungswinkel ϕ
und die Kohäsion c ermittelt werden. Um die Restfestigkeit (Restreibungswinkel ϕr und
Restkohäsion cr ) bestimmen zu können, wird die Trennfläche einige Male geschert. Dabei wird
die Scherfestigkeit überschritten und die ursprüngliche Trennflächenbeschaffenheit vollständig
zerstört. Anschließend wird die zuvor beschriebene Versuchsprozedur erneut durchgeführt
und die Scherparameter über das Mohr-Coulomb Bruchkriterium bestimmt.
Nachteil des CNL-Versuches ist jedoch, dass die Versuchsprozedur das tatsächliche Verfor-
mungsverhalten von Kluftflächen nicht hinreichend genau wiedergibt und es zu irreführenden
Ergebnissen kommen kann. Kluftkörper sind im umgebenden Gebirge nachgiebig eingespannt,
demnach wird das Verhalten und die Scherfestigkeit maßgeblich von der Gebirgssteifigkeit re-
spektive den Dehnungen normal zur Scherebene beeinflusst [12, 48]. Aufgrund der konstanten
Normalspannung σn beim CNS-Versuch kommt es zu Versagensmechanismen, welche in der
Natur womöglich nicht eintreten werden – ähnlich dem Einfluss des Seitendruckes σ30 auf die
Ergebnisse eines triaxialen Druckversuches (duktiles Nachbruchverhalten, siehe Kapitel 5.3.4
auf Seite 27).
Wenngleich der Reibungswinkel ϕ und die Kohäsion c spannungsunabhängig sind [46], so wird
nach Blümel et al. [12] bei Scherversuchen mit konstanter Normalspannung (CNL-Versuch)
die Scherfestigkeit in der Regel überschätzt und die Restscherfestigkeit unterschätzt.
Kapitel 5. Datenaufbereitung 31
Für die Bestimmung der Scherparameter einer Trennfläche wird der Prüfkörper derart in die
Scherbüchse eingebaut, dass die Trennfläche parallel zur Scherebene (Belastungsrichtung)
verläuft. In der Regel wird ein CNS-Versuch durchgeführt. Kommt es jedoch bereits zu Beginn
des CNS-Versuches (Initialspannungsniveau, in situ Verhältnisse) zu einem vollständigen
Abscheren, ist ein CNL-Versuch vorzunehmen.
5.4.2 Scherfläche
Die Prüfkörper für Scherversuche werden überwiegend aus Bohrkernen gewonnen. In Abhän-
gigkeit vom Bohrkerndurchmesser und je nachdem wie die Prüfkörper in die Scherbüchsen
eingebaut werden (relativer Winkel zwischen der Bohrkernachse und der Scherebene), ist die
mögliche Scherfläche begrenzt.
Kapitel 5. Datenaufbereitung 32
Die Beschaffenheit der Scherfläche (Rauigkeit, Welligkeit, Bestege) sowie die Festigkeits- und
Verformungseigenschaften des intakten Gesteins und folglich auch von den Unregelmäßigkei-
ten – Abweichungen von einer vollkommen ebenen Fläche [48] – beeinflussen maßgeblich das
Scherverhalten und die Scherfestigkeit. Die Eigenschaften der Unregelmäßigkeiten bestimmen
unter anderem ob und in welchem Umfang Dilatation stattfindet. Je größer die Scherfläche,
desto größer ist die Anzahl an vorhandenen Unregelmäßigkeiten und umso repräsentativer
sind die Versuchsergebnisse zur Beschreibung der tatsächlichen Verformungscharakteristika.
Eine zu kleine Scherfläche enthält unter Umständen nicht alle relevanten Unregelmäßigkei-
ten, welche sich vor allem in deren Größe (max. Rauigkeitsamplitude) und Flankenneigung
unterscheiden [66]. Der Reibungswinkel ϕ hingegen ist unabhängig von der Größe der Scher-
fläche, da dieser nur von der Trennflächenbeschaffenheit und den intakten Gesteinskennwerten
beeinflusst wird [46].
Durch den Schervorgang werden die Unregelmäßigkeiten nachdem die Scherfestigkeit τf
überschritten wurde, vollständig abgetragen. Abhängig von den ursprünglichen Gesteinsei-
genschaften der Unregelmäßigkeiten können sich kohäsive oder körnige Schichten oder auch
Harnischflächen entlang der Kluftfläche bilden und führen zu einer teilweise starken Reduktion
der Scherparameter (Restreibungswinkel ϕr , Restkohäsion cr ) [48].
Nach der ASTM (American Society for Testing and Materials) [4] ist eine Mindestfläche
von A = 19 cm2 vorgeschrieben. Die Prüfkörper aus den Scherversuchen, welche für die
vorliegende Arbeit ausgewählt wurden, weisen allesamt eine Scherfläche von A 19 cm2
(Amin = 81 cm2 , Amax = 205 cm2 ) auf und erfüllen demnach bei Weitem die Anforderungen
der Richtlinie.
Im Hinblick auf die Zuordnung von Trennflächenkennwerten zu den entsprechenden Gebirgsar-
ten und auf die Ermittlung der Korrelation zwischen den Ergebnissen aus den Scherversuchen
und der Trennflächenbeschaffenheit ist es erforderlich, die Trennflächenbeschaffenheit der
Scherfläche vor als auch nach dem Scherversuch zu bestimmen. Wenngleich die Erfassung der
Welligkeit und Rauigkeit der Trennflächen mit einfachen Methoden (z. B. Profilkamm) sehr
leicht möglich wäre, sind diesbezüglich keine Informationen im Prüfprotokoll der ausgewählten
Scherversuche vorzufinden. Da eine Abschätzung über das Foto der Scherebene im gescherten
Zustand mit großen Unsicherheiten verbunden ist, kann eine mögliche Korrelation zwischen
den Ergebnissen und der Trennflächenbeschaffenheit nicht untersucht werden.
5.4.3 Belastungsrichtung
In Abbildung 5.7 ist ein Prüfkörper, welcher von einer Kluftfläche durchtrennt wird, dar-
gestellt. Je nachdem wie der Prüfkörper in die Scherbüchse eingebaut wird, kann entweder
parallel zur X-Achse oder parallel zur Y-Achse geschert werden. Die Scherrichtung wird
im Allgemeinen vom zuständigen Geologen festgelegt. Wenn man die Beschaffenheit der
Kluftfläche in Abbildung 5.7 betrachtet, so ist die Vermutung naheliegend, dass es im Hinblick
auf die Scherparameter einen großen Unterschied ausmacht, ob der Scherversuch parallel zur
X-Achse (erhöhter Scherwiderstand durch die Unebenheiten) oder parallel zur Y-Achse (keine
Unebenheiten) durchgeführt wird.
Kapitel 5. Datenaufbereitung 33
Y
X Scherung parallel zur X-Achse
Scherung parallel zur Y-Achse
Abgesehen von der Scherrichtung hat auch die Gefügeorientierung des Prüfkörpers (Schieferungs-
oder Schichtungsflächen) relativ zur Scherebene einen Einfluss auf das Scherverhalten [48].
Die Scherrichtung kann zwar über das Foto von der Scherebene im Prüfprotokoll eines
Scherversuches eruiert werden, über die Trennflächenbeschaffenheit parallel und normal zur
Scherrichtung und über die Gefügeorientierung können jedoch nur Vermutungen angestellt wer-
den, da im Prüfprotokoll lediglich ein Foto der Scherebene im gestörten Zustand (abgescherte
Unebenheiten) abgebildet ist.
Um den Einfluss der Gefügeorientierung relativ zur Scherebene und eine mögliche Festigkeits-
anisotropie der Scherparameter in Abhängigkeit der Scherrichtung aufzeigen zu können, sind
explizite Angaben vom Geologen oder vom Laboratorium erforderlich.
5.4.4 Kluftsteifigkeit
Für die geotechnische Planung sind je nach Projektphase und Detailgrad der Planung nume-
rische Berechnungen erforderlich. Wird für die Berechnungen ein diskretes Modell gewählt, so
sind zur vollständigen Beschreibung der Trennflächencharakteristika neben der Scherfestigkeit
Angaben hinsichtlich der Kluftnormalsteifigkeit kn (Steifigkeit normal zur Scherrichtung) und
der Kluftschersteifigkeit ks (Steifigkeit in Scherrichtung) erforderlich. Im Prüfprotokoll der
gewählten Scherversuche sind keine Informationen hinsichtlich der Kluftsteifigkeiten vorhan-
den. Deshalb ist für jeden CNS-Versuch die Kluftschersteifigkeit ks aus dem s-τ Diagramm
zu bestimmen.
Hierzu ist in Abbildung 5.8 beispielhaft ein s-τ Diagramm eines CNS-Versuches dargestellt.
Je nach Verformungsverlauf ist die Kluftschersteifigkeit ks als Sekantenmodul zwischen zwei
Punkten der Verformungskurve zu bestimmen. Die Punkte für die Bestimmung des Sekan-
tenmoduls (z B. 0 – τmax oder 0, 25 × τmax – 0, 75 × τmax ) sind für jeden Scherversuch einzeln
festzulegen und so zu wählen, dass der Sekantenmodul repräsentativ für den charakteristischen
Verformungsverlauf ist.
Kapitel 5. Datenaufbereitung 34
τmax
0, 75 × τmax
ks,1 ks,2
0, 25 × τmax
Die Ermittlung der Kluftnormalsteifigkeit kn ist aufgrund fehlender Angabe der Normal-
verschiebung v nicht möglich. Sind im Zuge der geotechnischen Planung Werte für die
Kluftnormalsteifigkeit kn erforderlich, ist entweder mit dem Laboratorium Rücksprache zu
halten oder plausible Annahmen auf Basis von Erfahrungswerten oder einer Literaturrecherche
zu treffen.
Eine Bestimmung der Kluftsteifigkeiten von CNL-Versuchen ist nicht zweckmäßig, da die
Versuchsprozedur das tatsächliche Verformungsverhalten von Kluftkörpern nicht hinreichend
genau beschreibt und ausschließlich zur Ermittlung der Scherfestigkeit geeignet ist.
Die Ergebnisse aus den Scherversuchen sind auf deren Plausibilität und Richtigkeit hin
zu überprüfen. So sind z. B. die Ergebnisse eines Prüfkörpers zu verwerfen, wenn für den
Dilatationswinkel ein Wert von i < 0 ermittelt wurde. Wird im Zuge der Aufbereitung
der Daten aus Scherversuchen festgestellt, dass die residualen Kennwerte größer als die
intakten Kennwerte sind (ϕr > ϕ, cr > c), so ist die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass
eine ursprünglich glatte Kluftfläche (z. B. Harnischfläche) durch den Schervorgang aufgeraut
werden kann und sich dadurch höhere residuale Kennwerte ergeben [56].
Weiterführende Literatur:
• Bandis, S.C., Lumsden, A.C. & Barton, N.R. 1983. Fundamentals of Rock Joint Defor-
mation. International Journal of Rock Mechanics and Mining Sciences & Geomechanics
Abstracts 20 (6), pp. 249 – 268, Verlag Pergamon Press Ltd. Großbritannien.
• Grasselli, G. 2001. Shear strength of rock joints based on quantified surface description.
Dissertation, Departement de Genie Civil, École Polytechnique Fédérale de Lausanne
EPFL, Schweiz.
Kapitel 5. Datenaufbereitung 35
• Pötsch, M. 2011. The analysis of rotational and sliding modes of failure for slopes,
foundations, and underground structures in blocky, hard rock. Dissertation, Fakultät
für Bauingenieurwissenschaften, Technische Universität Graz, Österreich. [48]
• Schieg, T. 2006. Investigations on the shear behaviour of artificial rock joints. Di-
plomarbeit, Institut für Felsmechanik und Tunnelbau, Technische Universität Graz,
Österreich.
• Seywald, C. 2006. Preliminary investigations on the stiffness characteristics of CNS shear
tests. Geotechnisches Projekt, Institut für Felsmechanik und Tunnelbau, Technische
Universität Graz, Österreich.
5.5 Spaltzugversuch
Beim Spaltzugversuch wird der Prüfkörper quer zur Prüfkörperachse auf zwei gegenüber-
liegenden Mantellinien bis zum Bruch belastet, wobei der Versagensmechanismus im Ide-
alfall ausschließlich vom Zugversagen des Gesteins quer zur Belastungsrichtung dominiert
wird [42].
5.5.1 Prüfkörperabmessungen
Die Abmessungen der kreiszylindrischen Prüfkörper haben den Anforderungen der Normen
und Richtlinien in Tabelle 5.4 zu entsprechen.
Die Prüfkörper aus den Spaltzugversuchen, welche für die vorliegende Arbeit ausgewählt
wurden, weisen allesamt einen Durchmesser d > 50 mm auf und erfüllen demnach die
Anforderungen der Richtlinien.
Bei einer Prüfkörperschlankheit von l/d < 0, 3 bzw. l/d > 0, 7 sind die Ergebnisse aus den
Spaltzugversuchen zu verwerfen.
5.5.2 Belastungsrichtung
dieser Anordnungen zugeordnet werden können, sind im Prüfprotokoll bei der Belastungs-
richtung mit „Unbestimmt“ deklariert und werden für weiterführende Berechnungen nicht
berücksichtigt.
Für die Datenauswertung (Mittelwertbildung) dürfen nur Einzelergebnisse gleicher Versuchs-
anordnung miteinander verglichen werden.
5.5.3 Bruchbild
Beim Spaltzugversuch ist die Bruchlast FB jene Belastung, welche beim Auftreten des ersten
Spaltrisses gemessen wird. Der Bruch sollte grundsätzlich der Belastungsebene entsprechend
Abbildung 5.10 folgen.
Belastung
Bruchfläche
Bruchflächen außerhalb der Belastungsebene deuten auf ein frühzeitiges Eintreten des Bruches
vor Erreichen der maximal möglichen Zugspannung hin [1, 42, 62], folglich dürfen die Ergeb-
nisse bei der Datenauswertung nicht berücksichtigt werden. Eine Überprüfung der Bruchfläche
ist für die vorliegende Arbeit nicht möglich, da kein Bild der Bruchfläche im Prüfprotokoll
des jeweiligen Prüfkörpers dargestellt ist. Es wird daher die Annahme getroffen, dass alle
Kapitel 5. Datenaufbereitung 37
Prüfkörper mit einem frühzeitigen Versagen ausgeschieden wurden und im Prüfprotokoll nicht
angeführt sind.
5.5.4 Zähigkeit
Über das Verhältnis einaxiale Druckfestigkeit σc,i zu Zugfestigkeit σt,i kann eine Aussage
über die Zähigkeit Z eines Gesteins gemacht werden [62]:
σc,i
Z= [−] (5.10)
σt,i
Die einaxiale Druckfestigkeit σc,i eines für die Ermittlung der Spaltzugfestigkeit σt,sp verwen-
deten Prüfkörpers ist grundsätzlich nicht bekannt, da derselbe Prüfkörper nicht in beiden
Versuchen eingesetzt werden kann. Für die Ermittlung der Zähigkeit Z wird dem Prüfkörper
aus dem Spaltzugversuch eine Druckfestigkeit σc,i eines Prüfkörpers aus einem einaxialen
Druckversuch zugewiesen. Beide Prüfkörper müssen jedoch aus derselben Kernbohrung gewon-
nen worden sein, dieselbe Gesteinsart und eine ähnliche Teufe aufweisen (vgl. Abbildung 5.11).
Achse Kernbohrung
Kernbohrung KB 01/09
Albitgneis
∆Teufe: 567,00 m
Versuch: Einachsialer Druckversuch → σc,i
Kernbohrung KB 01/09
Albitgneis
∆Teufe: 570,00 m
Versuch: Spaltzugversuch → σt,sp
Abbildung 5.11: Spaltzugversuch – Zuordnung zweier Prüfkörper zur Bestimmung der Zähig-
keit Z.
Den Gesteinen können abhängig von der Zähigkeit Z die in Tabelle 5.5 angeführten Zähigkeits-
Attribute zugewiesen werden.
Die Zähigkeit Z kann wie die Zerstörungsarbeit Wz und Sprödigkeit B aus dem einaxia-
len Druckversuch (siehe Kapitel 5.2.5 auf Seite 23) einerseits als Maß für die Lösbarkeit
des Gesteins und andererseits für die Bestimmung des Bergschlagpotentials herangezogen
werden.
Kapitel 5. Datenaufbereitung 38
Die Ergebnisse aus den Spaltzugversuchen sind auf deren Plausibilität und Richtigkeit hin zu
überprüfen. So kann z. B. die Spaltzugfestigkeit σt,sp nach folgender Gleichung berechnet und
kontrolliert werden [1]:
2 · FB
σt,sp ∗ = (5.11)
π·d·l
Durch einen Vergleich der berechneten Festigkeiten σt,sp ∗ mit den gegebenen Festigkeiten σt,sp ,
können mögliche Fehler im Datensatz ausgemacht werden. Unterscheidet sich die Spaltzugfes-
tigkeit aus dem Prüfprotokoll σt,sp von der berechneten Spaltzugfestigkeit σt,sp ∗ um mehr als
10% (Annahme), werden die Ergebnisse aus dem Spaltzugversuch verworfen.
5.6.1 Dichtebestimmung
Die Dichte ρ wurde an allen Prüfkörpern aus den einaxialen und triaxialen Druckversuchen
bestimmt. Diese können ohne Einschränkung für die Datenauswertung verwendet werden.
5.6.2 Schallgeschwindigkeitsmessung
(1 + ν) (1 − 2ν)
Edyn = vc2 · ρ · (5.12)
(1 − ν)
wobei
vc Durchschallungsgeschwindigkeit [km/s]
Edyn Dynamischer Elastizitätsmodul des intakten Gesteins [GPa]
ν Poissonzahl [-]
ρ Dichte des Gesteins [kg/dm3 ]
Die Ergebnisse aus Ultraschallprüfungen werden jedoch durch folgende Faktoren stark beein-
flusst [5, 63]:
• Wassergehalt
• Verwitterungsgrad
• Anisotropie (Gefügeausprägung und -orientierung)
• Prüfkörperform und -abmessungen
• Korngröße
Die Durchschallungsgeschwindigkeit vc ist umso höher, je größer die Prüfkörperabmessungen,
je geringer der Verwitterungsgrad, je weniger Hohlräume (Poren, Fehlstellen, Mikrorisse) im
Gestein und gleichzeitig je mehr dieser Hohlräume mit Wasser gefüllt sind (Sättigungsgrad).
Bei geschieferten bzw. geschichteten Gesteinen (richtungsorientiertes Gefüge) kann sich die
elastische Schallwelle parallel zum Gefüge schneller ausbreiten als quer dazu. Wird die
Durchschallungsgeschwindigkeit an einem Prüfkörper im gesättigten Zustand gemessen, geht
der Einfluss einer möglichen Anisotropie zum Teil verloren [63].
Die von der ASTM [5] geforderte Prüfkörperschlankheit von l/d < 5, 0 wird von allen
Prüfkörpern aus einaxialen und triaxialen Druckversuchen erfüllt.
5.6.3 Wassergehaltsbestimmung
Der Wassergehalt kann grundsätzlich einen großen Einfluss auf die Versuchsergebnisse ha-
ben [13]. Dies trifft aber hauptsächlich auf sehr feinkörnige Festgesteine (z. B. Serizitphyllit),
Störungsgesteine und Lockergesteine zu. Die Bestimmung des Wassergehaltes wurde nur an
wenigen Prüfkörpern durchgeführt, eine Korrelation zwischen den Versuchsergebnissen und
dem Wassergehalt kann demnach nur schwer herausgefunden werden. Folglich wird dessen
Einfluss auf die Ergebnisse nicht berücksichtigt.
Kapitel 5. Datenaufbereitung 40
5.7 Zusammenfassung
In den nachfolgenden Tabellen sind die Anforderungen an die Prüfkörper und jene Aufberei-
tungsmaßnahmen für die jeweiligen Laborversuche angeführt, welche im Hinblick auf die zur
Verfügung stehenden Informationen für die vorliegende Arbeit überprüft und durchgeführt
werden können.
Kapitel 5. Datenaufbereitung 41
Einaxialer Druckversuch
Versuchsparameter Kriterien Erläuterung
s. Kapitel
Prüfkörperabmessungen Die Abmessungen des kreiszylindrischen Prüfkör- 5.2.1
pers müssen folgende Werte aufweisen:
d ≥ 50 mm
1, 0 ≤ l/d ≤ 2, 5
Triaxialer Druckversuch
Versuchsparameter Kriterien Erläuterung
s. Kapitel
Prüfkörperabmessungen Die Abmessungen des kreiszylindrischen Prüfkör- 5.3.1
pers müssen folgende Werte aufweisen:
d ≥ 50 mm
1, 5 ≤ l/d ≤ 2, 5
Scherversuch
Versuchsparameter Kriterien Erläuterung
s. Kapitel
Scherfläche Die Scherebene muss eine Mindestfläche aufwei- 5.4.2
sen von:
A ≥ 19 cm2
Spaltzugversuch
Versuchsparameter Kriterien Erläuterung
s. Kapitel
Prüfkörperabmessungen Die Abmessungen des kreiszylindrischen Prüfkör- 5.5.1
pers müssen folgende Werte aufweisen:
d ≥ 50 mm
l/d = 0, 5 ± 0, 2
Die Aufbereitung der Laborversuchsergebnisse wurde mit dem Softwareprogramm Excel der
Firma Microsoft Corporation durchgeführt. Die ausgeschiedenen Datensätze wurden in der
Excel-Datei entsprechend der Farbkodierung der Schritte 1 – 5 in Tabelle 5.10 farbig hinterlegt.
Auf diese Weise kann eine nachvollziehbare Planung gewährleistet werden.
6 Gebirgscharakterisierung
Auf Basis der aufbereiteten Labordaten (siehe Kapitel 5) wird im Rahmen dieser Arbeit eine
mögliche Herangehensweise für die Charakterisierung der fiktiven Gebirgsbereiche A, B und
C (siehe Kapitel 4) aufgezeigt.
Erster und vermutlich wichtigster Schritt der Gebirgscharakterisierung ist die Bestimmung
der Gebirgsarten (im Folgenden kurz als GA bezeichnet). Vergleicht man den schematischen
Ablaufplan der geotechnischen Planung im Sinne der Richtlinie (Abbildung 3.2 und 3.4, siehe
Seite 5 bzw. 9), so entspricht die Bestimmung der GA den ersten beiden Stufen (farbig hinter-
legt) der geotechnischen Planung. Diese stellen das Fundament für alle weiteren Berechnungen
dar und sind dementsprechend sorgfältig auszuarbeiten. Werden falsche oder zweifelhafte
Annahmen getroffen oder in geotechnischer Hinsicht relevante Gebirgseigenschaften außer
Acht gelassen, kann dies beispielsweise zu einem Überschätzen der Gebirgsqualität und als
Folge zu einem Unterschätzen der Verformungen führen. Ein im weiteren Verlauf der geotech-
nischen Planung zu schwach dimensionierter Ausbau kann letztendlich in einem Versagen der
Stützung, in teuren Reparaturen und in einer Nachprofilierung resultieren [28].
Mit dem Ziel, eine nachvollziehbare Gebirgscharakterisierung zu gewährleisten, wird je-
de Annahme, Überlegung, Schlussfolgerung und Entscheidung dokumentiert. Eine saubere
Struktur, selbsterklärende Tabellen und Diagramme sowie eine ausführliche Dokumentation
im Hintergrund helfen einerseits dem Projektingenieur, welcher die geotechnische Planung
durchzuführen hat, nicht den Überblick zu verlieren und erleichtern andererseits denjenigen
Fachleuten (z. B. Planung), welche mit den Ergebnissen der geotechnischen Planung ihren
Beitrag zur Projektabwicklung leisten müssen, ihre Arbeit [56].
Bei der Gebirgscharakterisierung ist die Tatsache zu berücksichtigen, dass, auch wenn man
die zur Verfügung stehenden Unterlagen als gegeben ansehen muss, diese mit Unsicherheiten
behaftet sind. Das geologische Modell zum Beispiel beruht auf einer geologischen Gelän-
dekartierung, geophysikalischen Oberflächenmessungen und im Vergleich zur Größe des zu
modellierenden Projektgebietes nur punktuell verteilten Kernbohrungen. Die Ergebnisse aus
diesen Erkundungsmaßnahmen werden für die Modellierung des gesamten Projektraumes
herangezogen, wobei diese vor allem zu Beginn eines Projektes unzureichend für eine reprä-
sentative Darstellung der Gebirgscharakteristik sind. Vom Geologen sind aufgrund dessen
genauso Annahmen und Vereinfachungen zu treffen. Abweichungen vom prognostizierten
geologischen Modell sind demnach in der geotechnischen Planung nicht auszuschließen.
Außerdem hat die Gebirgscharakterisierung so zu erfolgen, dass alle in geologischer und geo-
technischer Hinsicht relevanten Aspekte berücksichtigt werden können und eine Anpassung der
erarbeiteten Daten an neue Erkenntnisse aus Erkundungsmaßnahmen in allen Projektphasen
(vgl. Abbildung 3.1 auf Seite 4) möglich ist [21].
46
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 47
Stehen für die Bestimmung der GA bzw. für die geotechnische Planung im Allgemeinen zu
wenig Informationen und Daten zur Verfügung, dies ist vor allem zu Beginn eines Projektes
möglich, so kann zum Beispiel auf Unterlagen bereits abgeschlossener oder noch laufender
Projekte, bei denen ähnliche Verhältnisse vorliegen, zurückgegriffen werden. Ist auch dies
nicht möglich, so sind auf Basis einer Literaturrecherche oder von Erfahrungswerten plausible
Annahmen zu treffen.
Im Vorfeld ist das Gebirge auf Grundlage der zur Verfügung stehenden Informationen und
Unterlagen (z. B. baugeologischer Längenschnitt, hydrogeologischer Bericht, div. Gutachten)
zu beschreiben. Welche Gesteine liegen im Projektgebiet vor? Wie stark ist das Trennflächen-
gefüge ausgeprägt? Wo werden größere Störungszonen vermutet? Inwieweit wurde das Gestein
durch tektonische Vorgänge beansprucht? Die Erkenntnisse, welche aus der Gebirgsbeschrei-
bung gewonnen werden, sind für die Definition der Schlüsselparameter (siehe Kapitel 6.3)
erforderlich.
Für Projektingenieure mit keiner bis ungenügender geologischer Ausbildung bzw. Erfahrung
stellen geologische Gutachten eine Hürde dar. Die Gutachten beinhalten meist eine Vielzahl
an Begriffen, welche dem unerfahrenen Projektingenieur nicht geläufig sind. Unbekannte
Begriffe und deskriptive Merkmale bergen einen großen Interpretationsspielraum. Dabei sind
Fehlinterpretationen möglich und können zu einem falschen Verständnis über das Gebirge
führen:
Die Ausbildung der Gesteine variiert stark und oft kleinräumig.
Was bedeutet kleinräumig? 20 m? 50 m? Oder sogar 100 m? Rein qualitative Angaben sind
zu quantifizieren sowie Annahmen und Überlegungen hinsichtlich des Gebirgsaufbaues, wie
bereits des Öfteren angeführt, zu begründen und zu dokumentieren. Unklarheiten bezüglich
dem Gebirgsaufbau sind durch die Zusammenarbeit mit Fachleuten aus den anderen Bereichen
(z. B. Geologie, Hydrologie) zu beseitigen.
Umso wichtiger ist es für unerfahrene Projektingenieure, sich mit den Gesteinen und dem
Gebirge intensiv auseinanderzusetzen. Auf diese Weise erhält der Projektingenieur im Laufe
der geotechnischen Planung ein besseres Verständnis für den Baustoff der Tunnelbauer, dem
„Gebirge“, und kann bereits durch einfache Überlegungen abschätzen, wie sich das Gebirge
bei Ausbruch eines Hohlraumes möglicherweise verhalten wird.
Die Prüfkörper aus den Laborversuchen wurden vorab hinsichtlich deren Gesteinsart in
Untergruppen aufgeteilt. Diese Untergruppen stellen bereits eine grobe Übersicht der zu
charakterisierenden Gesteine dar und sind in geologischer Hinsicht in Tabelle 6.1 kurz
beschrieben.
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 48
6.1.1 Karbonatgesteine im GB A
1. Gesteinszerlegung
Der Zerlegungsgrad der Gesteine nimmt aufgrund der stärkeren tektonischen Beanspru-
chung zum Nahbereich von Störungszonen hin zu.
2. Durchtrennungsgrad λi
Die Durchgängigkeit der Bankungs- bzw. Schichtungsflächen λSS wird entsprechend
der Ausprägung der Bankungsflächen (undeutlich gebankt, deutlich gebankt, etc.)
angenommen. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass die Durchtrennung der
Bankungsflächen mit einer tektonisch stärkeren Beanspruchung und folglich mit dem
Zerlegungsgrad zunimmt.
Hinsichtlich der Ausbildung der Kluftflächen wird die Annahme getroffen, dass die Kluft-
flächen das Trennflächengefüge dominieren und folglich eine größere Durchgängigkeit λK
als die Bankungs- bzw. Schichtungsflächen aufweisen. Wie bei den Bankungsflächen wird
davon ausgegangen, dass der Durchtrennungsgrad mit dem Zerlegungsgrad zunimmt.
3. Trennflächenöffnung
Wegen der großen Überlagerung im GB A (550 – 728 m) wird angenommen, dass das
Trennflächengefüge im hohlraumnahen Bereich überwiegend geschlossen ist. Lediglich
für die Trennflächen im Nahbereich von Störungszonen wird die Annahme getroffen, dass
diese aufgrund der tektonischen Beanspruchung und folglich der Gefügeauflockerung
vorwiegend geöffnet und mit Verwitterungsprodukten gefüllt sind.
4. Verwitterung
Der Verwitterungsgrad des Trennflächengefüges ist abhängig von der Durchgängigkeit
der Trennflächen. Je stärker die Trennflächen durchtrennt sind, desto eher konnten
Flüssigkeiten und Gase bis in große Tiefen eindringen und zu einer mehr oder weniger
starken Verwitterung (physikalisch oder chemisch) der Trennflächen (z. B. oxidierte
Kluftbestege, lehmige Füllungen) und des umgebenden Gesteins führen.
5. Karst
Angesichts der Tatsache, dass für eine fortschreitende Verkarstung (lösungsbedingte
Erweiterung des Trennflächengefüges zufolge korrosiver Lösung) eine ständige Zufuhr
an kohlesäurehaltigem Wasser erforderlich ist [26], wird angenommen, dass das Ausmaß
der lösungsbedingten Trennflächenerweiterung vom Durchtrennungsgrad abhängig ist.
Bei gering durchtrennten Kluftflächen kann Wasser weder zu- noch abfließen, folglich
konnte es im Laufe der Zeit zu keiner Verkarstung entlang der Kluftflächen kommen.
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 50
Darüber hinaus ist das Ausmaß der Karsterscheinungen abhängig von der Gesteinsaus-
bildung. Je kompakter das Gestein, desto widerstandsfähiger ist dieses gegen korrosive
Lösung. Ungeachtet dessen muss bei Karbonatgesteinen lokal mit dm bis m großen
Verkarstungshohlräumen entlang zusammenhängender Trennflächennetze gerechnet
werden [56].
6. Kalzit
Die Bildung von sekundärem Kalzit (Sinterung) hat teilweise zu einer unvollständigen
Wiederverheilung ursprünglich stärker durchtrennter Trennflächen geführt, wodurch sich
die geringen Durchtrennungsgrade vor allem der massigen bzw. undeutlich gebankten
Kalk-/Dolomitsteine ergeben.
7. Sulfat
Es wird angenommen, dass Sulfatmineral führende Gesteine, welche grundsätzlich zu
Beton angreifenden Bergwässern führen können, im GB A nicht vorkommen.
8. Tropie des Gebirges
Unterscheiden sich die Bankungs- bzw. Schichtungsflächen (SS) und die Kluftflächen (K)
hinsichtlich Durchtrennungsgrad und Beschaffenheit, so wird anisotropes Gebirgsverhal-
ten angenommen. Störungsgesteine und -brekzien sind aufgrund der im Allgemeinen
mechanisch kaum wirksamen Ausbildung des Trennflächengefüges und der starken
Zerlegung annähernd isotrop.
9. Bewegungsbahnen
Das Trennflächengefüge wird vorrangig von den Kluftflächen dominiert. Deshalb wird
angenommen, dass sich Bewegungsbahnen lediglich entlang der Kluftflächen ausgebildet
haben. Wie in Kapitel 5.4.2 (siehe Seite 31) bereits erläutert, werden Unregelmäßigkeiten
von Trennflächen durch eine intensive Scherung vollständig abgetragen und es bilden
sich in Abhängigkeit des Ausgangsgesteins entweder kohäsive oder körnige Schichten.
Für die Karbonatgesteine im GB A wird angenommen, dass Kluftflächen und diskrete
Scherbahnen in stärker beanspruchten Bereichen aufgrund der Verwitterung vorwiegend
kohäsive Bestege führen.
10. Störungszonen
Es wird angenommen, dass eine ausgeprägte Störungszone in eine Kern- und eine
Übergangszone aufgeteilt werden kann. Die Kernzone wird von tektonisch vollständig
entfestigten und stark verwitterten Kataklasiten aufgebaut. Zwischen der Kernzone und
den kompetenten Dolomit-/Kalkgesteinen wird eine Übergangszone aus verfestigter Stö-
rungsbrekzie vermutet. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass Bewegungsbahnen
in Störungszonen mechanisch kaum wirksam ausgebildet sind.
11. Karbonatische Brekzie/Störungsbrekzie
Bei den im GB A vorkommenden Brekzien wird aufgrund der unterschiedlichen Ei-
genschaften der Prüfkörper aus einaxialen und triaxialen Druckversuchen (äußeres
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 51
1. Gesteinszerlegung
Der Zerlegungsgrad der Gesteine nimmt aufgrund der stärkeren tektonischen Beanspru-
chung zum Nahbereich von Störungszonen hin zu.
2. Durchtrennungsgrad λi
Die Durchgängigkeit der Schieferungsflächen λSF wird entsprechend der Ausprägung
der Schieferungsflächen (undeutlich geschiefert, deutlich geschiefert, etc.) angenommen.
Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass die Durchtrennung der Schieferungsflächen
mit einer tektonisch stärkeren Beanspruchung und folglich mit dem Zerlegungsgrad
zunimmt.
Aufgrund der Tatsache, dass eine tektonische Beanspruchung in beiden GB zu einer
schieferungsparallelen Scherung geführt hat, stellen die Schieferungsflächen das domi-
nante Gefügemerkmal dar. Folglich wird angenommen, dass die Durchgängigkeit der
Kluftflächen λK geringer ist als jene der Schieferungsflächen. Wie bei den Schieferungs-
flächen wird davon ausgegangen, dass der Durchtrennungsgrad mit dem Zerlegungsgrad
zunimmt.
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 52
3. Trennflächenöffnung
Es wird angenommen, dass die Schieferungsflächen als auch die Kluftflächen überwiegend
geschlossen sind.
4. Metamorphe Überprägung
Es wird die Vermutung angestellt, dass das Gefüge der Gesteine im GB C als Resul-
tat einer starken metamorphen Überprägung duktil stark deformiert (wellig, gefaltet,
knickgefaltet) sind und sich dahingehend von den Gesteinen im GB B, die nur schwach
metamorph überprägt wurden, unterscheiden. Des Weiteren wird angenommen, dass
das Ausmaß der metamorphen Überprägung in beiden GB aufgrund der tektonischen
Beanspruchung zum Nahbereich von Störungszonen hin zunimmt.
5. Tropie des Gebirges
Unterscheiden sich die Schieferungsflächen (SF) und die Kluftflächen (K) hinsicht-
lich Durchtrennungsgrad und Beschaffenheit, so wird anisotropes Gebirgsverhalten
angenommen.
Darüber hinaus wurde das Gebirge in den GB B und C hauptsächlich parallel zur Schiefe-
rung geschert. Folglich wurden die Schieferungsflächen im Vergleich zu den Kluftflächen
stärker beansprucht. Es wird daher angenommen, dass das Gebirge bevorzugt entlang
der Schieferungsflächen versagt und somit generell anisotropes Verhalten vorliegt.
6. Bewegungsbahnen
Das Trennflächengefüge wird vorrangig von den Schieferungsflächen dominiert. Deshalb
wird angenommen, dass sich Bewegungsbahnen lediglich entlang der Schieferungsflächen
ausgebildet haben. Diese sind in stärker beanspruchten Bereichen und bevorzugt ent-
lang phyllitischer bzw. graphitischer Schichtpakete in Form von schieferungsparallelen
Scherbahnen anzutreffen. Wie in Kapitel 5.4.2 (siehe Seite 31) bereits erläutert, werden
Unregelmäßigkeiten von Trennflächen durch eine intensive Scherung vollständig abge-
tragen und es bilden sich in Abhängigkeit des Ausgangsgesteins entweder kohäsive oder
körnige Schichten. Für die metamorphen Gesteine in den GB B und C wird angenommen,
dass diskrete Scherbahnen in stärker beanspruchten Bereichen vorwiegend körnige und
lokal kohäsive Bestege führen und teilweise als Harnischflächen ausgebildet sind.
7. Störungszonen
Die Störungszonen verlaufen entsprechend der bevorzugten Scherrichtung in beiden
GB vorwiegend schieferungsparallel und es wird angenommen, dass ausgeprägte Stö-
rungszonen in eine Kern- und eine Übergangszone aufgeteilt werden können. Die Kern-
zone enthält überwiegend kompaktierte Kataklasite, wohingegen die Übergangszone
wechselweise von stärkeren Kataklasit führenden Bewegungsbahnen und geschonten Ge-
birgsabschnitten mit tw. mürbe gescherten Gesteinsanteilen (reduzierter Kornverband)
aufgebaut wird.
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 53
6.2 Datenauswertung
In Kapitel 5 (siehe ab Seite 14) wurden die Laborversuchsergebnisse bereits hinsichtlich den
Anforderungen an die Versuchsanordnung und an die Prüfkörperabmessungen sowie auf ein
frühzeitiges Versagen des Prüfkörpers vor Erreichen der tatsächlichen Festigkeit überprüft,
wodurch die Unsicherheiten im Datensatz verringert werden konnten. Des Weiteren wurden
die verbleibenden Daten auf deren Plausibilität und Richtigkeit hin überprüft (Ausschluss
unrealistischer Ergebnisse) und derart aufbereitet, dass die einzelnen Ergebnisse mitein-
ander vergleichbar sind (Belastungsrichtung, Spannungsintervall). Für die weiterführende
Gebirgscharakterisierung sind mögliche Unstimmigkeiten und Differenzen in den Ergebnissen
auszumachen und weitere Schritte zur Verringerung der Unsicherheiten im Datensatz (z. B.
Modifikation der Ergebnisse) zu setzen.
Kann die Ursache von Unstimmigkeiten oder Differenzen nicht festgestellt werden, so darf das
jeweilige Ergebnis nicht ohne Weiteres ausgeschlossen werden. Zuvor ist eine Rücksprache mit
dem Laboratorium oder dem Geologen notwendig. Letztendlich sollen verlässliche Gesteins-
und Trennflächenkennwerte [56] für eine wirtschaftlich und technisch vernünftige geotechnische
Planung zur Verfügung stehen.
Aus den Daten von triaxialen Druckversuchen können zum einen die Hoek-Brown Parameter
HB , m und σ und zum anderen die Mohr-Coulomb Parameter ϕ und c gewonnen werden.
σc,i i t,i i i
Die Gleichungen für die Auswertung der Messwerte aus triaxialen Druckversuchen sind im
Anhangskapitel F.5 (siehe Seite 133) angeführt.
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 54
MC HB
σc,i ≈ σc,i (6.2)
Bei einigen Ergebnissen aus triaxialen Druckversuchen ist dies jedoch nicht der Fall. So zum
Beispiel bei einem Dolomitstein. Dessen Ergebnisse sind:
• Hoek-Brown Parameter:
HB = 27, 37 MPa
– σc,i
– mi = 40, 13
– σt,i = −0, 87 MPa
• Mohr-Coulomb Parameter:
– ci = 10, 35 MPa
– ϕi = 49, 47°
M C nach Gleichung (6.1) zeigt,
Die nachfolgende Berechnung der einaxialen Druckfestigkeit σc,i
HB über das Hoek-Brown
dass diese weitaus größer ist als die einaxiale Druckfestigkeit σc,i
Kriterium.
49, 47
MC HB
σc,i = 2 · 10, 35 · tan 45° + = 56, 06 MPa σc,i = 27, 37 MPa (6.3)
2
Demnach könnte es sein, vorausgesetzt die Druckfestigkeit mit σc,iHB = 27, 37 MPa stimmt, dass
die Festigkeitsparameter ϕi , ci und die daraus berechnete einaxiale Druckfestigkeit σc,iM C die
Vergleicht man des Weiteren die berechneten Werte der Hoek-Brown Konstante mi mit
den von Hoek [32] vorgeschlagenen Werten in Abhängigkeit von der Gesteinsart (siehe
Tabelle F.2 auf Seite 135), so sollte der berechnete Wert zumindest näherungsweise innerhalb
der vorgeschlagenen Bandbreite liegen. In Abbildung 6.1 sind alle Werte der Hoek-Brown
Konstante mi aus den triaxialen Druckversuchen in einem Histogramm aufgetragen. 95%
aller Werte befinden sich, unabhängig von der Gesteinsart, innerhalb der von Hoek [32]
vorgeschlagenen Bandbreite von mi,min = 2 bis mi,max = 35. Lediglich zwei Werte liegen
außerhalb der Bandbreite.
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 55
20
n = 41
10
0 10 20 30 40 50 60
Im Rahmen der Datenauswertung hat sich gezeigt, dass die Hoek-Brown Konstante mi dann
überhöhte Werte annimmt sowie die Kennwerte ϕi und ci und die daraus berechnete einaxiale
M C nach dem Mohr-Coulomb´schen Bruchkriterium mit der einaxialen
Druckfestigkeit σc,i
HB nach dem Hoek-Brown Kriterium vor allem dann nicht übereinstimmen
Druckfestigkeit σc,i
und das Fitten der Hoek-Brown Bruchgerade an die Mohr´schen Spannungskreise vermutlich
seine Grenze erreicht, wenn das l/d-Verhältnis der Prüfkörper aus triaxialen Druckversu-
chen verhältnismäßig klein ist. Zur Veranschaulichung sind hierfür die Abweichungen von
M C zu σ HB aller triaxialer Druckversuche (vor der Datenaufbereitung in Kapitel 5) nach
σc,i c,i
Gleichung (6.4) in Abbildung 6.2 dargestellt.
MC
!
σc,i
∆σc,i = HB
− 1 ∗ 100 [%] (6.4)
σc,i
Die Abweichung von σc,i M C zu σ HB ist bei 26 der 28 Prüfkörper (ca. 93% der Prüfkörper) mit
c,i
einem Verhältnis von l/d > 1, 5 (hellgrüne Säulen) geringer als 20%. Demgegenüber ist die
Abweichung bei 11 der 13 Prüfkörper (ca. 85% der Prüfkörper) mit einem Verhältnis von
l/d ≤ 1, 5 (hellrote Säulen) größer als 20% und vier Prüfkörper weisen sogar eine Abweichung
von mehr als 60% auf.
Für die vorliegende Gebirgscharakterisierung wird die einaxiale Druckfestigkeit σc,iHB aus
dem Hoek-Brown Kriterium als gegeben angesehen und die Mohr-Coulomb Parameter ϕi
und ci an die Bandbreite der einaxialen Druckfestigkeit der jeweiligen Gebirgsart angepasst.
Die beiden überhöhten Werte der Hoek-Brown Konstante mi werden durch Ergebnisse aus
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 56
140
l/d > 1, 5 | n = 28
l/d ≤ 1, 5 | n = 13
120
M C zu σ HB [%]
100
c,i
80
Abweichung von σc,i
60
40
20
Triaxiale Druckversuche
Triaxialversuchen von Prüfkörpern mit derselben Gesteinsart (in diesem Fall Dolomitstein)
ersetzt bzw. entsprechend der vorgeschlagenen Werte nach Hoek [32] abgeschätzt.
Da sowohl die Hoek-Brown Parameter als auch die Mohr-Coulomb Parameter aus Kurvenan-
passungen ermittelt werden, ist eine Übereinstimmung bei der Druckfestigkeit nicht immer
zu erwarten. Jedenfalls sind die Laborversuchsergebnisse vom Projektingenieur kritisch zu
überprüfen und gegebenenfalls auszuscheiden, zu modifizieren oder zu ersetzen.
6.2.2 Scherversuch
Institut für Felsmechanik und Tunnelbau durchgeführt wurde. Je nachdem wie die Bruchgera-
de an den Spannungspfad gefittet wird, ergeben sich unterschiedliche Scherparameter (ϕ1 , c1
bzw. ϕ2 , c2 ). Bei der Bestimmung der Gebirgsarten und bei der Zuordnung von Gesteins- und
Trennflächenkennwerten sowie bei der Identifikation von Extremwerten (siehe Kapitel 6.2.4)
ist diese Problematik zu berücksichtigen.
τ
ϕ1 ϕ2
c1
c2
Für die Bestimmung der Gesteins- und Trennflächenwerte von Kataklasiten stehen neben
den Ergebnissen von wenigen einaxialen Druckversuchen vorwiegend Ergebnisse aus Scher-
versuchen zur Verfügung. Wie in Kapitel 5.4.1 (siehe Seite 31) bereits erläutert, ist bei
Scherversuchen an intakten Proben die Gefügeorientierung relativ zur Scherebene über das
Foto im Prüfprotokoll abzuschätzen. Wurde parallel zur Schichtung/Schieferung geschert,
entsprechen die Ergebnisse den Trennflächenkennwerten. Bei Scherversuchen schräg oder
normal zum Gefüge entsprechen die Ergebnisse annähernd den intakten Gesteinskennwer-
ten. Angesichts der Tatsache, dass Kataklasite kaum Schichtungs- oder Schieferungsflächen
aufweisen und eine Bestimmung der Gefügeorientierung über das Foto nicht möglich war,
werden alle Ergebnisse aus Scherversuchen an intakten Proben zu den Gesteinskennwerten
hinzugezählt.
6.2.3 Laboransprache
Während der Datenauswertung wurde ersichtlich, dass die Laboransprache der Prüfkörper
zum Teil nicht mit den erwarteten Ergebnissen übereinstimmt. Dies wurde z. B. bei einem
Prüfkörper offensichtlich, der im Prüfprotokoll als „Tektonische Brekzie“ angesprochen wird.
Vergleicht man die zugehörigen Gesteinskennwerte und das Laborfoto dieses Prüfkörpers mit
den restlichen als „Brekzie“ deklarierten Prüfkörper, so wird einem klar, dass die Ansprache
des Prüfkörpers möglicherweise nicht zutreffend oder unvollständig ist und nicht der erwarteten
Gesteinscharakteristik entspricht. Schlussendlich hat sich herausgestellt, dass es sich bei dem
Prüfkörper um einen Dolomitscherkörper aus einer Brekzie handelt und folglich nicht zur
Untergruppe der „Brekzien“ gehört, sondern vielmehr zur Untergruppe der „Karbonate“.
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 58
3.0 3.0
Ei,0 : n = 1 V0 : n = 1
Ei,1 : n = 3 V1 : n = 3
2.5 Ei,2 : n = 6 2.5 V2 : n = 6
Prüfkörper A
Prüfkörper A
abs. Häufigkeit [-]
1.5 1.5
1.0 1.0
0.5 0.5
0.0 0.0
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100
4 16
n = 16 n = 21
14
3 12
abs. Häufigkeit [-]
10
Prüfkörper A
Prüfkörper B
2 8
Prüfkörper A
6
1 4
0 0
Tabelle 6.2: Datenauswertung – Identifizierte Extremwerte (die Indizes bei den Verformungs-
kenngrößen sind stellvertretend für die Kategorien des Spannungsbereiches, siehe
Kapitel 5.2.3 auf Seite 23)
Stehen für die Gebirgscharakterisierung hinreichend Daten zur Verfügung, können mögliche
Korrelationen zwischen zwei oder mehreren Kennwerten ermittelt werden. In Abbildung 6.5
sind zwei Streudiagramme dargestellt, welche den Zusammenhang einmal zwischen der ein-
axialen Druckfestigkeit σc,i und der Prüfkörperteufe H (linkes Diagramm) sowie zwischen der
einaxialen Druckfestigkeit σc,i und dem Elastizitätsmodul Ei (rechtes Diagramm) veranschau-
lichen sollen.
Mit einem Streudiagramm wird ein möglicher Zusammenhang zwischen zwei Kennwerten
auf Anhieb ersichtlich. Die Wertepaare im linken Diagramm (einaxiale Druckfestigkeit σc,i ,
Teufe H) sind mehr oder weniger gleichmäßig verteilt und folgen keinem bestimmten Trend.
Für die Gebirgscharakterisierung wird daher kein Zusammenhang zwischen der einaxialen
Druckfestigkeit σc,i und der Teufe H angesetzt. Im rechten Diagramm (einaxiale Druck-
festigkeit σc,i , Elastizitätsmodul Ei ) hingegen ist ein positiv linearer Trend erkennbar. Mit
zunehmender einaxialer Druckfestigkeit σc,i nimmt auch der Elastizitätsmodul Ei zu. Dennoch
wird der schwach ausgeprägte Zusammenhang zwischen der einaxialen Druckfestigkeit σc,i
und dem Elastizitätsmodul Ei in der Gebirgscharakterisierung nicht berücksichtigt, da die
Streuung zu groß ist. Der Elastizitätsmodul variiert z. B. bei einer einaxialen Druckfestigkeit
von σc,i ≈ 70 MPa zwischen Ei ≈ 20 GPa und Ei ≈ 95 GPa.
Stehen für eine angemessene Korrelationsanalyse zu wenig Daten zur Verfügung oder ergibt
sich aus einer Korrelationsanalyse mittels statistischer Methoden, dass kein signifikanter
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 61
800 120
n = 72 n = 72
Elastizitätsmodul Ei [GPa]
100
600
80
Teufe H [m]
400 60
40
200
20
0 0
Im nächsten Schritt sind, nachdem die Labordaten bereinigt und die Streuung der Gesteins-
und Trennflächeneigenschaften festgestellt wurden, die Schlüsselparameter zu definieren.
Schlüsselparameter sind in geotechnischer Hinsicht relevante (messbare) Kriterien zur Abgren-
zung von GA, mit denen bereits im Vorfeld potentielle geotechnische Probleme identifiziert
werden können [51].
Jedes geotechnische Bauwerk und insbesondere Tunnelbauwerke stellen stets einen Prototyp
dar. Aufgrund der von Projekt zu Projekt unterschiedlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich
den geologischen, geotechnischen (z. B. Verhältnis von Primärspannung zur Gesteinsfestigkeit
bei tiefliegenden Tunnelbauwerken) und hydraulischen Verhältnissen, den projektspezifischen
Anforderungen sowie sonstigen örtlichen Einflussfaktoren und Randbedingungen, sind die
Schlüsselparameter für jedes Bauvorhaben erneut zu überdenken. Die Schlüsselparameter sind
somit gebirgs- und projektspezifisch und in Abhängigkeit der Komplexität der bestehenden
Verhältnisse zu bestimmen [60].
Des Weiteren ist die Wahl der Schlüsselparameter abhängig von den zur Verfügung stehenden
Informationen (Erkundungsmaßnahmen) und kann je nach Planungsphase (vgl. Abbildung 3.1
auf Seite 4) unterschiedlich sein [60]. Dennoch sind die Schlüsselparameter in erster Linie
bereits in der ersten Planungsphase, der Machbarkeitsstudie, auf jene Weise festzulegen, dass
das Gebirgsverhalten, mögliche Ausbruchs- und Sicherungskonzepte und folglich die Bauzeit
und die Baukosten hinreichend genau ermittelt werden können [53].
Bei der Wahl der Schlüsselparameter ist darauf zu achten, dass ausschließlich auf zuverlässige
Daten (Fakten) zurückgegriffen wird [56], auch wenn dadurch nur ein „einfaches Modell“ vom
Gebirge erstellt werden kann. Ein „komplexes Modell“ würde im Gegensatz dazu die Realität
zwar besser widerspiegeln, jedoch sind hierfür mehr Eingangsparameter erforderlich. Werden
Parameter trotz fehlender Kenntnis über deren tatsächliche Verteilung berücksichtigt, führt
dies zu einer Erhöhung der Unsicherheiten in den Berechnungen [19].
Um eine geeignete Abgrenzung von Gebirgsarten bewerkstelligen zu können, sind logische und
sinnvolle Grenzen für die jeweiligen Schlüsselparameter festzulegen. Es macht zum Beispiel
keinen Sinn, die einaxiale Druckfestigkeit σc,i als Schlüsselparameter in den Intervallen [12,
14, 16, 18, . . . , 32] aufzuteilen, da es z. B. für das Gebirgsverhalten oder für die Baumethode
in der Regel irrelevant ist, ob das Gestein eine einaxiale Druckfestigkeit von σc,i = 12 MPa
oder von σc,i = 14 MPa aufweist.
Zusätzlich ist bei der Definition der Schlüsselparameter zwischen jenen Parametern zu unter-
scheiden, welche einerseits die Standsicherheit des Bauwerkes und andererseits den Vortrieb
(z. B. Abrasivitätsindex CAI für den Verschleiß der Schneidwerkzeuge bei Tunnelbohrmaschi-
nen oder die Zerstörungsarbeit Wz für die Lösbarkeit des Gesteins) bestimmen.
Mögliche Schlüsselparameter (u. a. Anisotropie, Kornbindung, Tonmineralgehalt) sind in der
Richtlinie für die geotechnische Planung von Untertagebauten mit zyklischen Vortrieb [60]
sowie in Riedmüller & Schubert [51] angeführt.
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 63
Welligkeit/Rauigkeit
Bestege/Füllungen
Durchgängigkeit
Quellpotential
Verwitterung
Anisotropie
Blockgröße
Festigkeit
Öffnung
Karst
Gesteinsart
Grobkörnige klastische x
Gesteine (massig)
Karbonatgesteine x o o x o o o o o
Metamorphe Gesteine x x o o o o
(massig)
Metamorphe Gesteine x x o o o o
(geschiefert)
Störungsgesteine x o
x Eigenschaft von signifikanter Bedeutung
o Eigenschaft von untergeordneter Bedeutung
In Tabelle 6.4 sind die relevanten Schlüsselparameter für die vorliegende Gebirgscharakterisie-
rung aufgelistet. Die Wahl der Schlüsselparameter erfolgte auf den zur Verfügung stehenden
Informationen. Schlüsselparameter sind von signifikanter Bedeutung (mit „x“ gekennzeichnet),
wenn verlässliche Informationen und Daten für die Definition der GA vorhanden sind (z. B.
einaxiale Gesteinsdruckfestigkeit). Von untergeordneter Bedeutung (mit „o“ gekennzeich-
net) sind hingegen jene Schlüsselparameter, von denen nur wenig Informationen vorliegen
und ausschließlich für die Beurteilung der Gebirgseigenschaften herangezogen werden. Mit
zunehmendem Informationsstand sind die gewählten Schlüsselparameter hinsichtlich deren
Relevanz zu überprüfen und zusätzliche Schlüsselparameter gegebenenfalls zu definieren.
In den nachfolgenden Unterkapiteln sind die wichtigsten Überlegungen zu einzelnen Schlüssel-
parametern angeführt.
Die Überlagerung in den GB A, B und C beträgt mindestens 195 m und maximal 728 m. Für
die Ermittlung der Grenzen der einaxialen Druckfestigkeit σc,i wird die Tangentialspannung
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 64
an der Firste σθ,F &S und an der Ulme σθ,U in Abhängigkeit der Überlagerung H0 und dem
Seitendruckbeiwert k0 vereinfacht über die Gleichungen (6.5) und (6.6) nach Feder [23]
ermittelt. Der Seitendruckbeiwert k0 wird, da keine Informationen hinsichtlich dem Primär-
spannungszustand in den GB vorliegen und um eine mögliche Streuung zu berücksichtigen,
zwischen k0 = 0, 5 und k0 = 2, 0 variiert. Das Verhältnis zwischen der Höhe und der Breite
des Hohlraumes hb bzw. hb kann in den Gleichungen (6.5) und (6.6) mit 1,0 angesetzt werden,
da ein kreisrunder Hohlraum angenommen wird.
h
σθ,F &S = σv · 2 + 1 · k0 − 1 (6.5)
b
b
σθ,U = σv · 2 + 1 − k0 (6.6)
h
σv = γ · H0 = 0, 028 MN/m3 · H0 (6.7)
σθ = max σθ,F &S , σθ,U (6.8)
σc,i,min ∼
= σθ (6.9)
wobei
b Länge der horizontalen Achse eines elliptischen Hohlraumes (entspricht der Breite
des Hohlraumes) [m]
h Länge der vertikalen Achse eines elliptischen Hohlraumes (entspricht der Höhe des
Hohlraumes) [m]
k0 Seitendruckbeiwert [-]
H0 Überlagerung über Tunnelfirste [m]
γ Wichte des Gesteins [kN/m3 ]
σθ,F &S Tangentialspannung an der Firste (F) bzw. an der Sohle (S) [MPa]
σθ,U Tangentialspannung an der Ulme (U) [MPa]
σv Vertikale Primärspannung [MPa]
In Abbildung 6.6 sind die Ergebnisse in einem Diagramm dargestellt. Die maximale theo-
retische Tangentialspannung variiert zwischen σθ = 2, 8 MPa und σθ = 105 MPa. Wird
die minimale einaxiale Druckfestigkeit σc,i,min entsprechend der Gleichung (6.9) mit der
maximalen Tangentialspannung σθ gleichgesetzt, so kann die einaxiale Druckfestigkeit σc,i
in fünf Kategorien (siehe Tabelle 6.5) eingeteilt werden. Mit den Kategorien A – E wird der
maximale theoretische Spannungsbereich vollständig abgedeckt (grau hinterlegte Bereiche in
Abbildung 6.6). Gesteinsprüfkörper mit einer einaxialen Druckfestigkeit von σc,i > 120 MPa
werden der Kategorie E zugeteilt, da die Gesteinsfestigkeit in diesem Fall immer größer ist als
die maximale theoretische Spannung und es somit zu keinem Versagen des Gesteins zufolge
Überbeanspruchung kommen kann.
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 65
A B C D E
750
700
650
600
550
Überlagerung H0 [m]
500
450
400
350
300 Ulme
Firste & Sohle
k0 = 0, 5
250 k0 = 1, 0
k0 = 1, 5
200 k0 = 2, 0
Tangentialspannung σθ [MPa]
6.3.2 Blockgröße
χ2
sn,2
Felsblock
χ3
χ1
sn,1
Abbildung 6.7: Felsblock, durchtrennt von drei Trennflächenscharen, modifiziert und neu
entworfen nach Cai et al. [15]
Der Normalabstand der Schichtungsflächen und der Kluftflächen stehen zumeist im Zusam-
menhang. Bei Karbonatgesteinen vergrößert sich etwa der Kluftabstand im Allgemeinen mit
zunehmender Bankdicke [7] und bildet gemeinsam mit den Schichtungsflächen ein blockiges,
s
orthogonales Trennflächensystem ( sn,SS
n,K
≥ 1). Das Verhältnis zwischen dem Normalabstand
s
der Schieferungsflächen und der Kluftflächen ist jedoch überwiegend geringer ( sn,SF
n,K
≤ 1),
wodurch sich eher längliche Blöcke ausbilden.
Entsprechend den Definitionen nach Prinz & Strauß [47] (siehe Tabelle 6.6) werden die
Trennflächenabstände über die deskriptiven Angaben der jeweiligen GB in Kapitel 4 (siehe
ab Seite 10) bestimmt.
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 67
quantitativ deskriptiv
> 200 cm massig
200 – 60 cm dickbankig
60 – 20 cm bankig
20 – 6 cm dünnbankig
6 – 2 cm dickplattig
2 – 0,6 cm dünnplattig
< 0,6 cm blättrig
Tabelle 6.6: Trennflächenabstände – Definition deskriptiver Angaben nach Prinz & Strauß [47]
Die Gleichungen für die Bestimmung der Blockgröße unter Berücksichtigung der Verschnei-
dungswinkel χi und der Durchtrennungsgrade λi der Trennflächenscharen nach Cai et al. [15]
sind im Anhangskapitel F.7.1 auf Seite 137 angeführt.
6.3.3 Trennflächenbeschaffenheit
Die Eigenschaften der Trennflächen haben einen maßgeblichen Einfluss auf das Gebirgsver-
halten. Von ihnen abhängig ist unter anderem die Höhe und das Ausmaß einer möglichen
Festigkeitsanisotropie des Gebirges sowie die Art des Gebirgsverhaltens (z. B. Blockgleiten
bei einer im Vergleich zur Gesteinsfestigkeit deutlich geringeren Scherfestigkeit der Trennflä-
chen).
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 68
Hinsichtlich der Durchgängigkeit von Trennflächen wird, um eine Aussage über die Gebirgsa-
nisotropie machen zu können, der Durchtrennungsgrad der Schichtungs- und Schieferungsflä-
chen λSS/SF dem Durchtrennungsgrad der Kluftflächen λK gegenübergestellt:
Des Weiteren wirkt sich die Trennflächenöffnung, die Welligkeit (maximale Amplitude der
Trennflächenunebenheiten bezogen auf eine Trennflächenlänge von 1 – 10 m [15]) und die
Rauigkeit (maximale Amplitude der Trennflächenunebenheiten bezogen auf eine Trennflächen-
länge von 1 – 20 cm [15]) der Trennflächen sowie mögliche Bestege und Füllungen zwischen
den Trennflächenwänden sowohl auf die Scherfestigkeit der Trennflächen als auch auf die
Verformbarkeit des Gebirges aus:
• Besteht kein oder nur teilweiser Kontakt zwischen den Trennflächenwänden (offene
TF), kann ein Aufgleiten an den Unebenheiten (Dilatation), welches einen wesentlichen
Anteil des Scherwiderstandes darstellt, nur in geringem Maße stattfinden [48].
• Bestege entlang der Trennflächen besitzen je nachdem ob es körnige oder kohäsive
Bestege sind, meist geringere Reibungseigenschaften als die Trennfläche selbst und
führen folglich zu einer teilweise starken Reduktion der Scherfestigkeit.
• Der Einfluss von Füllungen auf die Scherfestigkeit der Trennflächen und auf das Verfor-
mungsverhalten ist von den Eigenschaften sowie von der relativen Stärke der Füllung
(Verhältnis zwischen der Stärke und der maximalen Amplitude der Trennflächenuneben-
heiten) abhängig. Ist die Mächtigkeit der Füllung im Vergleich zu den Unebenheiten zu
groß, kann keine Dilatation stattfinden und das Scherverhalten wird überwiegend von
der Festigkeit und den Verformungseigenschaften der Füllung bestimmt. Je geringer die
Festigkeit der Füllung, desto geringer ist auch die Scherfestigkeit der Trennfläche [48].
Hinsichtlich der Trennflächenöffnung wird nur zwischen „offen“ und „geschlossen“ unterschie-
den. Scherversuche werden an vollständige geschlossenen Trennflächen durchgeführt, daher
ist die Scherfestigkeit von z. B. 1 mm geöffneten Trennflächen nicht bekannt und kann daher
auch nicht für die Gebirgscharakterisierung berücksichtigt werden. Bezüglich der Welligkeit
wird angenommen, dass das Trennflächengefüge je nach tektonischer Beanspruchung entweder
„gefaltet“, „stufig“, „wellig“ oder „eben“ ist. Die Rauigkeit wird in die Kategorien „rau“,
„glatt“ und „poliert“ (Harnischflächen) und die Bestege in die Kategorien „kohäsiv“ und
„körnig“ eingeteilt. In den GB werden ausschließlich lehmige Füllungen vermutet, weshalb nur
dahingehend unterschieden wird, ob die Trennflächen lehmige Füllungen führen oder nicht.
Für eine präzisere Definition der Schlüsselparameter hinsichtlich der Trennflächenbeschaf-
fenheit ist eine Rücksprache mit dem Geologen zwingend erforderlich. So ist beispielsweise
zu klären, wie weit eine Verwitterung in das Gebirge vordringt und das Trennflächengefüge
mit Verwitterungsprodukten belegt bzw. füllt und die Trennflächen umgebenden Gesteine
schwächt.
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 69
6.3.4 Gebirgstropie
In Bezug auf die Tropie des Gebirges wird zwischen „isotrop“ und „anisotrop“ unterschieden.
Die Tropie ergibt sich einerseits über den bereits beschriebenen Unterschied des Durchtren-
nungsgrades der Schichtungs- und Schieferungsflächen λSS/SF und der Kluftflächen λK und
andererseits über eine bevorzugte Scherrichtung des Gebirge als Folge des Ausbruchs eines
Hohlraumes.
6.3.5 Quellpotential
Nachdem jene Schlüsselparameter, welche den vermeintlich größten Einfluss auf das Ge-
birgsverhalten haben, definiert wurden, sind die Gebirgsarten zu spezifizieren. Hierfür wird
Gebirge mit ähnlichen physikalischen und/oder hydraulischen Eigenschaften, welche zuvor als
Schlüsselparameter definiert wurden, zu einer GA zusammengefasst. Dabei ist es einerseits
irrelevant zu welchem GB das Gebirge zählt und andererseits ob sich das Gebirge bezüglich
der Gesteinsart unterscheidet (z. B. Serizitphyllit, Chloritphyllit, Quarzphyllit), solange die
Eigenschaften ähnlich sind [53].
Für die Ermittlung der Bauzeit und der Baukosten wird die gesamte Tunnelstrecke in homo-
gene Abschnitte, sogenannte Berechnungsabschnitte (calculation segments) aufgeteilt. Ein
Berechnungsabschnitt entspricht einer GA und die Einflussfaktoren entlang des Abschnittes
sind annähernd gleich [27]. Im weiteren Verlauf der geotechnischen Planung werden nach
Bestimmung der GA, einem jeden Abschnitt ein oder mehrere Gebirgsverhaltenstyp(en), eine
Vortriebsklasse und eine Ausbauklasse zugewiesen. Damit lassen sich das geotechnische Risiko,
die Bauzeit und die Baukosten für jeden Berechnungsabschnitt als auch für die gesamte
Tunnelstrecke sehr leicht ermitteln.
Die Länge der Berechnungsabschnitte ist abhängig von der Komplexität des Gebirgsaufbaus
und der Variabilität der Einflussfaktoren (Bergwasserverhältnisse, Spannungszustand, etc.).
Je homogener das Gebirge, desto weniger Berechnungsabschnitte sind erforderlich. Gebirgsab-
schnitte mit schichtenweiser Lagerung einzelner Schichten können unter Umständen auch zu
einer GA zusammengefasst werden [53]. Dies ist jedoch abhängig von der Intensität/Regelmä-
ßigkeit der Wechsellagerung, vom Festigkeitsunterschied der jeweiligen Schichten und von
der Mächtigkeit der Schichten relativ zur Hohlraumgröße und -form. In Abbildung 6.8 sind
drei mögliche Situationen zur Erläuterung dargestellt. Angenommen Schicht 1 wird auf einer
Länge von 500 m nur von einer einzelnen geringmächtigen Schicht 2 gekreuzt (linke Grafik in
Abbildung 6.8) und die Festigkeitseigenschaften der beiden Schichten sind annähernd gleich,
so wird der Einfluss der Schicht 2 auf das ganzheitliche Gebirgsverhalten des betrachteten
Gebirgsbereiches gering sein. Unterscheiden sich die restlichen Schlüsselparameter beider
Schichten nicht oder nur geringfügig, können die Schichten 1 und 2 zu einer GA zusammenge-
fasst werden. Im Gegensatz dazu die in der mittleren Grafik in Abbildung 6.8 dargestellte
Situation. Schicht 4 wird auf beiden Seiten von Schicht 3 begrenzt. Die Mächtigkeit der
Schicht 4 ist im Vergleich zur Hohlraumgröße (Tunnel) beträchtlich. Bestehen große Un-
terschiede zwischen der Schicht 3 und der Schicht 4 hinsichtlich den Festigkeiten und den
Verformungseigenschaften, so dürfen die beiden Schichten nicht zu einer GA zusammengefasst
werden, da das Gebirgsverhalten vermutlich verschiedenartig sein wird. In der dritten Situation
(rechte Grafik in Abbildung 6.8) ist eine regelmäßige und intensive Wechsellagerung zwischen
der Schicht 5 und der Schicht 6 dargestellt. Schicht 6 ist im Vergleich zur Hohlraumgröße
(Tunnel) geringmächtig und besitzt gegenüber Schicht 5 geringere Festigkeitskennwerte. Eine
Unterteilung des betrachteten Gebirgsbereiches in zwei unterschiedliche GA (eine GA für
Schicht 5 und eine GA für Schicht 6) ist insofern nicht sinnvoll, da das Gebirgsverhalten
der Schicht 5 aufgrund der intensiven Wechsellagerung erheblich von den Festigkeits- und
Verformungseigenschaften der Schicht 6 abhängt und umgekehrt. Die beiden Schichten dürfen
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 71
nicht getrennt und unabhängig voneinander betrachtet werden. Demnach kann der gesam-
te Gebirgsbereich zu einer GA zusammengefasst werden (z. B. „Kompetenter Phyllit mit
Zwischenlagen aus geschertem mürben Material“ [56]).
Abbildung 6.8: Wechselweise Lagerung von Gebirgsschichten – Einfluss der Heterogenität auf
die GA-Bestimmung
Die Anzahl der zu definierenden GA ist einerseits abhängig von den zuvor festgelegten
Schlüsselparametern und den entsprechenden Kategorien der einzelnen Schlüsselparameter und
andererseits vom Informations- und Wissensstand (z. B. Detailgrad geologisches Modell) in der
jeweiligen Planungsphase. Je heterogener der Gebirgsaufbau, desto mehr GA sind zu definieren.
Darüber hinaus kann es durchaus sein, dass weitere GA definiert oder bestehende GA
modifiziert oder weiter unterteilt werden müssen, wenn der Informations- und Wissensstand
mit fortschreitendem Projekt zunimmt [53].
Folgende Überlegungen wurden u. a. für die Einteilung der GA gemacht:
1. Der „quarzitische“ und der „graphitische“ Gneis kommen im GB B nur untergeord-
net als geringmächtige Lagen vor. Der Einfluss dieser Lagen äußert sich im Fall der
quarzreichen Varietät vor allem in einer höheren Abrasivität des Gesteins und im
Fall der graphitreichen Varietät in einer reduzierten Scherfestigkeit. Es ist für diese
beiden Varietäten keine gesonderte GA geplant, da sie in geotechnischer Hinsicht zu
geringmächtig und somit nicht getrennt von den dominierenden GA zu betrachten sind.
2. Der Glimmerschiefer im GB C besitzt zwar ähnliche Eigenschaften hinsichtlich der
Festigkeit und der Verformungseigenschaften des intakten Gesteins wie der massige
Albitgneis im GB B, aufgrund der Unterschiede in der Ausprägung der Schieferung
(GB B: undeutlich, GB C: deutlich) und in den Durchtrennungsgraden (GB B: gering
durchtrennt, GB C: stark durchtrennt), werden diese beiden Varietäten nicht zu einer
GA zusammengefasst.
3. Die restlichen Gesteine in den GB B und C, abgesehen von den Phylliten (siehe
nächster Punkt), können ebenfalls nicht zusammengefasst werden, da die Gesteine
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 72
Die wichtigsten Gesteins- und Trennflächenparameter sowie eine kurze Beschreibung der
Charakteristik der einzelnen GA sind für den weiteren Verlauf der geotechnischen Planung in
GA-Datenblättern festzuhalten. Im Anhangskapitel A.3 (siehe Seite 130) ist beispielhaft das
Datenblatt der GA 7.1 (Tabelle E.1) dargestellt.
Angaben der Gesteins- und Trennflächenkennwerte in den GA-Datenblättern werden nach den
Kriterien in Tabelle 6.8 vorgenommen, wobei n der Anzahl der zur Verfügung stehenden Labor-
versuchsergebnisse des jeweiligen Kennwertes entspricht. Zusätzlich zum allgemein bekannten
arithmetischen Mittelwert x̄arithm wird der Median x̄med , auch als Zentralwert bezeichnet,
angegeben, da dieser im Vergleich weniger stark von Ausreißern im Datensatz beeinflusst
wird [41]. Die Gleichungen für die statistischen Maßzahlen sind im Anhangskapitel F.4 (siehe
Seite 132) angeführt.
Tabelle 6.8: Kriterien für die Angabe von Gesteins- und Trennflächenkennwerten
Die angeführten Trennflächenkennwerte im Datenblatt der GA 7.1 stellen die gesamte mögliche
Bandbreite dar. Nachdem keine Informationen über die Beschaffenheit der Scherfläche von
Scherversuchen vorhanden sind, ist eine explizite Zuordnung von Trennflächenkennwerten
nicht möglich und auch nicht zielführend. Durch Angabe der gesamten Bandbreite gehen keine
wichtigen Informationen verloren und es obliegt dem für die Bestimmung des Gebirgsverhaltens
verantwortlichen Projektingenieur, die Variabilität der Kennwerte in den Berechnungen
entsprechend zu berücksichtigen.
GA Gestein TF-Beschaffenheit
Tropie sn,min σc,i λi Öffnung Welligkeit Rauigkeit Bestege/Füllungen
a
b
isotrop
anisotrop
< 6,0 cm
6,0 cm – 20,0 cm
20,0 cm – 60,0 cm
> 60,0 cm
< 5 MPa
5 – 25 MPa
25 – 50 MPa
50 – 80 MPa
> 80 MPa
λSF/SS 6= λK
λSF/SS = λK
offen
geschlossen
gefaltet
stufig
wellig
eben
rau
glatt
poliert (Harnisch)
kohäsive Bestege
körnige Bestege
lehmige Füllungen
Quellpotential
1.1 Dolomit-/Kalkgestein x x x x x x x x o o
1.2 Dolomit-/Kalkgestein x x x x x x x x o o
2.1 Dolomit-/Kalkgestein x x x x x x x x o o
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung
2.2 Dolomit-/Kalkgestein x x x x x x x x o o
3.1 Dolomit-/Kalkgestein x x x x o x x x x o o o
3.2 Dolomit-/Kalkgestein x x x x o x x x x o o o
4.1 Dolomit-/Kalkgestein x x x x x x x x o x o x
4.2 Dolomit-/Kalkgestein x x x x x x x x o x o x
5 Karbonatische Störungsbrekzie x x
6.1 Albitgneis x x x x x x x x o
6.2 Albitgneis x x x x x x x x o
7.1 Albitgneis x x x x x x x x o o o
7.2 Albitgneis x x x x x x x x o o o
8.1 Glimmerschiefer x x x x x x x x o
8.2 Glimmerschiefer x x x x x x x x o
9.1 Glimmerschiefer x x x x x x x x x o o
9.2 Glimmerschiefer x x x x x x x x x o o
10 Phyllit x x x x x x x x x x x x
11 Störungsgestein x x x
x dominierende Eigenschaft
o untergeordnete Eigenschaft
a kohäsive Bestege können z. B. sein: graphitisch, talkig, tonig, oxidiert
b körnige Bestege können z. B. sein: serizitisch, kataklastisch
6.5 Gebirgsparameter
Als letzter Punkt der Gebirgscharakterisierung sind die Gebirgsparameter der jeweiligen
GA zu bestimmen. Hierfür stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung, welche in
den nachfolgenden Unterkapiteln kurz beschrieben werden. Darüber hinaus wird auf die
Problematik von Homogenisierungsmethoden eingegangen und mögliche Anwendungsgrenzen
am Beispiel des GSI-Systems über numerische Vergleichsrechnungen aufgezeigt.
Grundsätzlich kann bei der Bestimmung von Gebirgsparametern zwischen direkten und
indirekten Methoden unterschieden werden. Je nach Projektfortschritt und projektspezifischen
Anforderungen werden entweder direkte Methoden (zeitaufwendig, kostenintensiv) oder
indirekte Methoden (schnell, günstig) zur Bestimmung der Gebirgsparameter eingesetzt.
Direkte Methoden
Unter direkte Methoden werden in situ Versuche verstanden. Dies können z. B. Lastplatten-
versuche, in situ Scherversuche, Dilatometerversuche (Bohrlochaufweitungsversuch), etc. sein.
Die Qualität der Ergebnisse aus in situ Versuchen ist jedoch von vielen Faktoren abhängig.
Beispielsweise sind Bohrlochversuche in einem Gebirge mit hoher Gesteinsfestigkeit und
ausgeprägten Trennflächen für die Bestimmung von Gebirgsparametern weniger geeignet,
da das belastete Gebirgsvolumen zu klein ist und folglich keine für das Gebirge repräsen-
tativen Ergebnisse gewonnen werden können [34]. Aus demselben Grund sind Ergebnisse
aus verschiedenen in situ Versuchen, wenn das effektiv beanspruchte Gebirgsvolumen der
jeweiligen Methode unterschiedlich groß ist, nur bedingt miteinander vergleichbar. Je größer
das beanspruchte Gebirgsvolumen, desto größer ist z. B. der Einfluss der Trennflächen auf die
Versuchsergebnisse. Darüber hinaus sind die Ergebnisse aus in situ Versuchen abhängig von
der Versuchsanordnung, der Versuchsvorrichtung, der Bedienung und schlussendlich auch von
deren Interpretation [17]. Für Störungszonen, in denen Trennflächen kaum ausgebildet oder
von untergeordneter Bedeutung sind, stellen in situ Versuche hingegen eine gute Methode zur
Bestimmung der Gebirgsparameter dar [28].
Ebenso können geophysikalische Methoden zu den direkten Methoden gezählt werden. Zum
Beispiel kann mit der Durchschallungsgeschwindigkeit vc des Gesteins (Laborversuch, siehe
Kapitel 5.6.2 auf Seite 38) und des Gebirges (in situ Versuch) der dynamische Gesteinsmodul
Ei,dyn bzw. der dynamische Gebirgsmodul Erm,dyn ermittelt werden. Über das Verhältnis
zwischen den statischen (Ei,stat = Ei , Erm,stat = Erm ) und den dynamischen (Ei,dyn , Erm,dyn )
Verformungseigenschaften, lässt sich mit Gleichung (6.12) der Gebirgsmodul Erm bestim-
men [17].
Ei,stat · Erm,dyn
Erm,stat = Erm = (6.12)
Ei,dyn
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 76
Indirekte Methoden
1. Rückrechnungen (back analysis): Aus den Messungen (z. B. Verformung der Tunnellai-
bung) und Erkenntnissen bereits aufgefahrener Tunnelabschnitte oder aus Daten abge-
schlossener Projekte können die Gebirgsparameter mittels analytischer oder numerischer
Methoden rückgerechnet werden. Sind beispielsweise die intakten Gesteinskennwerte
und die Hohlraumverformungen bekannt, ist der gesuchte Gebirgsmodul Erm in einem
analytischen oder numerischen Modell so lange zu variieren, bis die Modellverformungen
mit den gemessenen Verformungen übereinstimmen. Aufgrund der Tatsache, dass für
Rückrechnungen meist sehr viele Informationen aus abgeschlossenen Projekten zur
Verfügung stehen, wird diese Methode in Zukunft womöglich das wichtigste Werkzeug
zur Bestimmung der Gebirgsparameter darstellen [34].
2. Homogenisierung: Mit Homogenisierungsmethoden wird versucht, die intakten Kennwer-
te (Gesteinsgefüge, kleiner Maßstab) aus Laborversuchen unter Einsatz von empirischen
Korrelationen auf die Gebirgskennwerte (Trennflächengefüge, großer Maßstab) überzu-
führen (upscaling). Dabei wird das prinzipiell heterogene Gebirge (zufolge Trennflächen)
homogenisiert („verschmiert“), wodurch die ursprüngliche Gebirgsstruktur und wo-
möglich geotechnisch relevante Informationen verloren gehen. Kinematische Prozesse
(Blockgleiten entlang von Trennflächen, Überbruch) können mit einem homogenisierten
Modell nicht mehr abgebildet werden [56]. Darüber hinaus können Festigkeitsanisotro-
pien nur unzureichend berücksichtigt werden.
Bei den empirischen Korrelationen handelt es sich zumeist um eine Verknüpfung ei-
nes Bruchkriteriums (z. B. Hoek-Brown Bruchkriterium) mit einem Indexwert aus
Klassifizierungssystemen.
Mit Klassifizierungssystemen werden die Gebirgseigenschaften qualitativ bestimmt
und zu einem Indexwert zusammengefasst, wobei generell zwischen zwei Arten von
Klassifizierungssystemen zu unterscheiden ist.
Klassifizierungssysteme im klassischen Sinn (z. B. RMR-, RMi-, Q-System) erfordern
für die Ermittlung des Indexwertes viele Eingangsparameter. Dies können u. a. das
Blockvolumen, die Trennflächenbeschaffenheit, die Bergwasserverhältnisse, die Orien-
tierung der Trennflächenscharen und die Spannungssituation sein. Zunächst werden
die Eingangsparameter qualitativ festgelegt und anschließend wird der Indexwert über
eine empirische Gleichung bestimmt. Dieses System weist jedoch einige Defizite auf.
So können z. B. zwei völlig unterschiedliche Kombinationen der Eingangsparameter
zu dem ein und denselben Indexwert führen. Des Weiteren kann über den Indexwert
keine direkte Aussage gemacht werden, ob z. B. das geringe Blockvolumen, die ungüns-
tigen Trennflächeneigenschaften oder ein anderer Eingangsparameter für die Größe des
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 77
σ10
b b
l1
b b
Material B: Ei,B , νB
σ10 = σA
0 = σ0
B
σ10 εA 6= εB
l2
σ10
σ10
Mit dem zweiten Berechnungsansatz (vgl. Abbildung 6.11) wird der Schubverbund
zwischen den Schichten berücksichtigt, wodurch sich die seitlichen Ausdehnungen der
Schicht A und der Schicht B gegenseitig beeinflussen. Durch die Annahme, dass die
Schicht A (intakte Gesteinsschicht) größere Werte hinsichtlich dem Volumenanteil φ
und dem Elastizitätsmodul Ei (φA · Ei,A φB · Ei,B ) als die Schicht B (Kluftfüllung)
aufweist, ergeben sich für den Schubmodul beider Schichten annähernd gleiche Werte
(Gi,A ≈ Gi,B ). Mit der Gleichung (6.16) kann der Gebirgsmodul Erm,⊥ normal zum
Trennflächengefüge näherungsweise ermittelt werden, wobei zuvor der Steifemodul Es,B
nach Gleichung (6.15) zu ermitteln ist.
Ei,B (1 − νB )
Es,B = (6.15)
(1 − 2νB ) (1 + νB )
1
Erm,⊥ = φA φB
(6.16)
Ei,A + Es,B
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 79
σ10
σ10
Auf die gleiche Art und Weise kann der Gebirgsmodul Erm für Gebirge mit wechselweise
gelagerten Gesteinsschichten ermittelt werden.
Ähnliche Berechnungsansätze zur Bestimmung des Gebirgsmoduls Erm können in
diversen Publikationen gefunden werden. So z. B. die Gleichung (6.17) nach Barton [10],
Amadei & Goodman [8] und Kulhawy [40], wobei sn der Trennflächennormalabstand
und kn die Kluftnormalsteifigkeit ist.
Ei
Erm = (6.17)
1 + snE·ki n
Die Tropie sowie die Genität des Gebirges finden bei Homogenisierungsmethoden keine Be-
rücksichtigung [7, 17]. In der Regel sind jedoch weder die intakten Gesteinsprüfkörper noch
das Gebirge vollkommen isotrop und homogen, wenngleich dies vom betrachteten Volumen
abhängig ist. Die Gesteinsprüfkörper sind je nach Ausbildung des Gefüges zumindest trans-
versal isotrop. Aufgrund von Schichtungs- bzw. Schieferungsflächen, Kluftflächen, diskreten
Scherbahnen und Störungen ist das Gebirge vorwiegend anisotrop und heterogen. Darüber
hinaus beruht der Zusammenhang zwischen der qualitativen Beschreibung des Gebirges und
den Indexwerten bzw. zwischen den Indexwerten und den Gebirgsparametern auf Daten aus
Projekten mit ganz bestimmten baugeologischen Verhältnissen. Für die Gebirgsklassifizierung
mit dem GSI-System sind z. B. folgende Anmerkungen zu berücksichtigen:
• Der GSI kann nur ermittelt werden, wenn der Zerlegungsgrad der Gesteine und die
Trennflächeneigenschaften getrennt voneinander bestimmt werden können [28, 43]. Für
tektonisch stark gestörtes Gebirge (ausgeprägte Störungszone), in dem das ursprüngliche
Trennflächengefüge vollständig zerstört und die Gesteine zu lockergesteinsähnlichem
Material zerlegt wurden (z. B. Kataklasit), ist das System nicht geeignet. Ebenso ist das
System für massiges Gebirge, in dem das Trennflächengefüge kaum ausgebildet oder
mechanisch von untergeordneter Bedeutung ist, nicht geeignet. In diesem Fall würde sich
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 80
für den GSI ein Wert von GSI = 100 ergeben und folglich wären die Gebirgsparameter
über das Hoek-Brown Kriterium ident mit den intakten Gesteinskennwerten (σc,rm =
σc,i ) [43].
• Starke Festigkeitsanisotropien wurden bei der Entwicklung des GSI-Systems nicht
berücksichtigt [18]. Demnach ist das System bei stark anisotropem Gebirgsverhalten –
das Verhalten wird durch die Dominanz einer Orientierung bestimmt – grundsätzlich
nicht geeignet [18, 28, 43].
• Das GSI-System ist für geklüftetes Gebirge, in dem die fortschreitenden Versagensme-
chanismen gleichermaßen von den Gesteins- und Trennflächeneigenschaften bestimmt
werden, gut geeignet [28, 43, 56]. Wird der potentielle Versagensmechanismus allerdings
vom Scherversagen der Trennflächen und weniger von der globalen Gebirgsfestigkeit
bestimmt und es mithin zu kinematischen Prozessen kommt, ist das System zur Bestim-
mung der Gebirgsparameter nicht geeignet [18, 43]. In solchen Fällen ist eine diskrete
Modellierung einem Kontinuumsmodell vorzuziehen [15].
Für eine angemessene Bestimmung des GSI ist jedenfalls eine sorgfältige ingenieurgeologische
Beschreibung des Gebirges unerlässlich [43]. Über die empirischen Korrelationen werden dann
im Weiteren die homogenisierten Gebirgsparameter bestimmt. Akzeptable Gebirgskennwerte
sind aber nur dann möglich, wenn in den empirischen Korrelationen neben dem Indexwert zu-
sätzlich intakte Gesteinskennwerte einfließen (z. B. Elastizitätsmodul des intakten Gesteins Ei ,
siehe Kapitel 6.5.5 ab Seite 102) [50].
Zur Überprüfung der in Kapitel 6.5.1 und 6.5.2 angeführten Anwendungsgrenzen von Homo-
genisierungsmethoden wurden am Beispiel des GSI-Systems numerische Vergleichsrechnungen
durchgeführt. Durch einen Vergleich der Ergebnisse aus einem Kontinuumsmodell (homogeni-
siertes Gebirge) und einem diskreten Modell sollen signifikante Unterschiede zwischen den
beiden Methoden der Modellbildung aufgezeigt werden.
Das diskrete Modell (2D) wird mit dem Programm UDEC v5.0 (universal distinct element
code) der Firma Itasca Consulting Group Inc. [35] berechnet. Die Festigkeit und die Verfor-
mungseigenschaften des intakten Gesteins sowie die Trennflächenkennwerte, welche für die
diskrete Modellierung erforderlich sind, liegen bereits aus der vorangegangenen Gebirgscha-
rakterisierung vor.
Für die Berechnung des Kontinuumsmodells (2D) wird das Programm Phase2 v8.0 in der
Version 8.010 der Firma Rocscience Inc. [52] verwendet. Die Eingangsparameter werden
mit dem GSI-System und dem allgemeinen Hoek-Brown Bruchkriterium (Gleichungen siehe
Anhangskapitel F.6.1 auf Seite 134) bestimmt.
Die Ermittlung des GSI erfolgt in dieser Arbeit über zwei unterschiedliche Ansätze, zum
einen nach Cai et al. [14, 15] und zum anderen nach Dinc et al. [18]. Diese beiden Ansätze
verwenden im Gegensatz zum ursprünglichen GSI-System bei dem der GSI aus einem Dia-
gramm herausgelesen werden muss, empirische Gleichungen. Auf diese Weise kann einerseits
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 81
der subjektive Einfluss, welcher bei der Bestimmung des GSI über das Diagramm gegeben
ist, verringert werden [25] und andererseits ist es unerfahrenen Projektingenieuren möglich,
plausible Werte für den GSI zu ermitteln. Darüber hinaus ist die Anwendung mehrerer
Ansätze zu Vergleichszwecken sinnvoll, da der GSI über empirische Gleichungen ermittelt
wird und es folglich keine eindeutige Lösung gibt.
Der GSI für das Kontinuumsmodell wird lediglich über den Ansatz nach Cai et al. [14, 15]
ermittelt. Für die Bestimmung der Gebirgsparameter der jeweiligen GA (siehe Kapitel 6.5.5
auf Seite 102) werden hingegen beide Ansätze verwendet.
Anschließend wurde der GSI nach Cai et al. [15] einerseits mit dem Blockvolumen Vb0 und
andererseits mit dem äquivalenten Blockvolumen Vb für die GA 1 – 9 ermittelt. Um die
Streubreite der Eingangsparameter der jeweiligen GA berücksichtigen zu können, wurde eine
Monte-Carlo Simulation (Näheres in Kapitel 6.5.4) durchgeführt. Zur Veranschaulichung der
Ergebnisse sind im linken Streudiagramm in Abbildung 6.12 der GSI0 (Blockvolumen Vb0 )
und der GSI (äquivalentes Blockvolumen Vb ) gegenübergestellt. Über den Vergleich wird
deutlich, dass der GSI geringfügig größere Werte als der GSI0 annimmt.
Im rechten Streudiagramm in Abbildung 6.12 sind die residualen Werte des GSI dargestellt.
Nach Cai et al. [14] kann durch Abminderung des Blockvolumens Vb bzw. Vb0 , der Welligkeit
JW und der Rauigkeit JS der GSI für Gebirge im gestörten Zustand (post-failure-Bereich,
Gebirgsfestigkeit wurde überschritten) ermittelt werden. Unabhängig vom ursprünglichen
Blockvolumen wird das Blockvolumen für Gebirge im gestörten Zustand nach Cai et al. [14]
zumindest auf 10 cm3 abgemindert. Infolge dessen ergeben sich bei einem ursprünglichen
Blockvolumen von Vb > 10 cm3 und Vb0 > 10 cm3 für GSIr und GSI0,r die gleichen Werte.
Nachdem der GSI vom Durchtrennungsgrad λi kaum beeinflusst wird und keine Informationen
über die tatsächliche Durchgängigkeit der Schichtungs- bzw. Schieferungsflächen und der
Kluftflächen für die vorliegende Gebirgscharakterisierung vorliegen, wird der Durchtrennungs-
grad λi vernachlässigt und das Blockvolumen Vb0 für die Ermittlung des GSI verwendet.
Über das allgemeine Hoek-Brown Bruchkriterium können anschließend die homogenisierten
Gebirgsparameter berechnet werden (siehe Anhangskapitel F.6 ab Seite 134).
100 100
xmax xmax
x̄arithm x̄arithm
80 xmin 80 xmin
60 60
40 40
20 20
0 0
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100
Abbildung 6.12: GSI nach Cai et al. [14, 15] – Einfluss des Durchtrennungsgrades λi , links:
GSI des Gebirges im ungestörten Zustand, rechts: GSIr des Gebirges im
gestörten Zustand (residual).
Numerische Vergleichsrechnungen
Für die numerischen Berechnungen wurde ein tiefliegender Tunnel mit kreisrundem Querschnitt
angenommen. Der Hohlraum weist einen Radius von R0 = 5 m auf und die Überlagerung
(GOK – Tunnelzentrum) beträgt H0 = 500 m. Der Seitendruckbeiwert wurde aufgrund der
hohen Überlagerung mit k0 = 1 festgelegt. Bei beiden numerischen Berechnungen (UDEC,
Phase2 ) wurde eine Modellgröße von 100 × 100 m gewählt. In Abbildung 6.13 ist das diskrete
Modell und in Abbildung 6.14 das Kontinuumsmodell schematisch dargestellt.
Neben den numerischen Berechnungen mit UDEC und Phase2 werden die Verformungen zur
Kontrolle zusätzlich mit zwei analytischen Lösungen nach Hoek [31] (siehe Anhangskapitel F.10
ab Seite 154) bzw. nach Feder & Arwanitakis [24] (siehe Anhangskapitel F.9 ab Seite 149)
bestimmt. Die Eingangsparameter werden wie für das Kontinuumsmodell über das GSI-System
und dem allgemeinen Hoek-Brown Bruchkriterium ermittelt.
Um mögliche Anwendungsgrenzen von Homogenisierungsmethoden feststellen zu können,
werden insgesamt sechs verschiedene Varianten berechnet und interpretiert. Die einzelnen
Varianten unterscheiden sich hinsichtlich der Eigenschaften des intakten Gesteins und der
Trennflächen, wobei die jeweiligen Kennwerte aus drei spezifizierten GA (1.1, 6.1, 8.2) stam-
men.
In Tabelle 6.11 sind die Gesteins- und Trennflächenkennwerte sowie der GSI und die da-
zugehörigen Hoek-Brown Parameter der Varianten 1 – 6 angeführt. Darüber hinaus sind
jene für die jeweilige Berechnungsmethode (Hoek, Feder, Phase2 , UDEC ) erforderlichen
Eingangsparameter mit einem „x“ gekennzeichnet.
In den Abbildungen 6.15 – 6.20 sind die Ergebnisse aus den numerischen und analytischen
Berechnungen der jeweiligen Variante dargestellt. In der oberen Grafik in den Abbildungen
ist der verformte Hohlraumquerschnitt aus UDEC abgebildet, wobei Verschiebungsfaktoren
v. a. in rot bis braun größere Verschiebungen kennzeichnen und meist mit Blockkinematik in
Zusammenhang stehen. In der unteren Grafik sind die Verformungen aus den numerischen
Berechnungen (Phase2 , UDEC ) und aus den analytischen Berechnungen (Hoek, Feder)
gegenübergestellt. Für die Interpretation der unteren Grafik ist jedoch die nachfolgende
Anmerkung zu beachten.
Anmerkung zur unteren Grafik in den Abbildungen 6.15 – 6.20:
wird, da die kinematischen freien Blöcke immer weiter in den Hohlraum gleiten/fal-
len. Insofern ist ein Vergleich der Verformungen aus UDEC und der Verformungen
aus den homogenen Berechnungsansätzen grundsätzlich nicht sinnvoll.
Um einen Vergleich dennoch zu ermöglichen, sind in der unteren Grafik von den
homogenen Berechnungsansätzen (Phase2 , Feder, Hoek) die Werte der maximalen
Verformungen (z. B. Phase2 : u = 0,11 cm) und aus UDEC die Werte der geringsten
Verformung (z. B. UDEC: u = 0,84 cm) angeführt. Die minimale Verformung
aus UDEC resultiert zumindest bei den untersuchten Varianten eher aus der
globalen Gebirgsverformung und weniger aus Überbrüchen (Gleiten von Blöcken
in das Hohlrauminnere). Auf diese Weise können die Verformungswerte aller
Berechnungsansätze miteinander verglichen werden.
Im Folgenden werden die Ergebnisse der jeweiligen Varianten (vgl. Tabelle 6.11) kurz analysiert
und interpretiert.
• 1. Variante (vgl. Abbildung 6.15): Der Trennflächenabstand ist im Vergleich zur Hohl-
raumgröße mit sn,SS/SF /R0 = 0, 12 bzw. sn,K /R0 = 0, 40 vergleichsweise gering. Inso-
fern und aufgrund der hohen Scherfestigkeit der Trennflächen kommt es im Fall des
diskreten Modells nur zu sehr geringen Verschiebungen der Blöcke entlang der Trenn-
flächen. Ein Block im Bereich des linken Kämpfers fällt zwar in das Hohlrauminnere,
dies ist jedoch geometrisch bedingt durch die Verschneidung des Hohlraumes mit den
Trennflächenscharen und nicht aufgrund der Gesteins- und Trennflächenkennwerte. Ob
und wieviel Blöcke zufolge kinematischer Freiheit in das Hohlrauminnere fallen können,
ist jedoch wesentlich von der Orientierung der Trennflächen abhängig. Auch wenn die
Verformungen aus den homogenen Berechnungsansätzen in der unteren Grafik scheinbar
gut mit den Verformungen aus dem diskreten Modell übereinstimmen, ist z. B. die
Verformung aus dem diskreten Modell um den Faktor 7,6 größer als jene aus Phase2 .
• 2. Variante (vgl. Abbildung 6.16): Die globale Gebirgsverformung des diskreten Modells
ist bei gleichem Verhältnis des Trennflächenabstandes zur Hohlraumgröße aufgrund der
geringeren Scherfestigkeit der Trennflächen geringfügig größer als jene der ersten Variante.
In der unteren Grafik lässt sich jedoch bereits erkennen, dass sich im Bereich des rechten
Kämpfers und im Bereich der linken Seite der Sohle jeweils ein größerer Keil ausgebildet
hat, welcher in das Hohlrauminnere zu gleiten droht. Dieser Umstand spiegelt sich in
den Ergebnissen der homogenen Berechnungsansätze überhaupt nicht wider. Zudem
unterscheiden sich die Verformungen der homogenen Berechnungsansätze der ersten und
der zweiten Variante nur unwesentlich, obwohl die Scherfestigkeit der Trennflächen der
zweiten Variante geringer ist. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass es schwierig bzw.
zum Teil unmöglich ist, die Trennflächenbeschaffenheit bei Homogenisierungsmethoden
so zu klassifizieren, dass beispielsweise der Index JC (joint condition factor) des GSI-
Systems nach Cai et al. [15] äquivalent zu den Trennflächenkennwerten ϕT F , cT F und
iT F ist. Die Verformung aus dem diskreten Modell ist um den Faktor 7,9 größer als jene
aus Phase2 .
• 3. Variante (vgl. Abbildung 6.17): Das Verhältnis zwischen dem Trennflächenabstand
und der Hohlraumgröße ist mit sn,SS/SF /R0 = 0, 08 bzw. sn,K /R0 = 0, 12 im Vergleich
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 86
zu den ersten beiden Varianten deutlich geringer. Ferner weist das intakte Gestein
geringere Festigkeits- und Verformungskennwerte und die Trennflächen eine geringere
Scherfestigkeit auf. Wegen einer ungünstigeren Orientierung der Trennflächen bildet sich
aufgrund der kinematischen Freiheit im Bereich der Firste ein beträchtlicher Überbruch
aus. Die Verformung aus dem diskreten Modell ist um den Faktor 13,3 größer als jene
aus Phase2 .
• 4. Variante (vgl. Abbildung 6.18): Die globale Gebirgsverformung des diskreten Modells
ist bei gleichem Verhältnis des Trennflächenabstandes zur Hohlraumgröße aufgrund
der geringeren Scherfestigkeit der Trennflächen größer als jene der dritten Variante.
Das Volumen des Überbruches im Bereich der Firste ändert sich aufgrund der identen
Orientierung des Trennflächengefüges nicht. Die Verformung aus dem diskreten Modell
ist um den Faktor 3,6 größer als jene aus Phase2 .
• 5. Variante (vgl. Abbildung 6.19): Bei dieser Variante kommt es aufgrund des geringen
Trennflächenabstandes (sn,SS/SF /R0 = 0, 04 bzw. sn,K /R0 = 0, 08) und der geringen
Scherfestigkeit der Trennflächen zu einem progressiven Scherversagen entlang der Trenn-
flächen im Bereich der Sohle und der Firste. Die Verformung aus dem diskreten Modell
ist um den Faktor 2,6 größer als jene aus Phase2 .
• 6. Variante (vgl. Abbildung 6.20): In der letzten Variante ist die Scherfestigkeit der
Trennflächen im Vergleich zu den restlichen Varianten am geringsten. Dadurch ergeben
sich auch die größten Verformungen. Darüber hinaus ist das progressive Scherversagen
entlang der Trennflächen im Bereich der Sohle und der Firste weiter vorangeschritten.
Die Verformung aus dem diskreten Modell ist um den Faktor 1,2 kleiner als jene aus
Phase2 .
Zusammenfassend können folgende Schlüsse aus den Vergleichsrechnungen gezogen werden.
Unabhängig der Gesteins- und Trennflächeneigenschaften werden die Verformungen mit
Hilfe des Kontinuumsmodells (verschmierte Gebirgsparameter) deutlich unterschätzt. Die
Verformungen sind im Vergleich zu den Verformungen aus dem diskreten Modell um den
Faktor 2,6 – 13,3 geringer. Lediglich bei der letzten Variante wird die Verformungen um den
Faktor 1,2 geringfügig überschätzt.
Werden die einzelnen Ergebnisse der analytischen Lösungen miteinander verglichen, so kann
festgestellt werden, dass diese bei den ersten beiden Varianten gut übereinstimmen. Mit
zunehmendem Scherversagen (Variante 3 – 6) liefert die analytische Lösung nach Hoek et al.
[33] vergleichsweise zu geringe Verformungen. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass mit
der analytischen Lösung nach Hoek [31] die Restfestigkeit des Gebirges im Gegensatz zur
analytischen Lösung nach Feder & Arwanitakis [24] bzw. zu Phase2 nicht berücksichtigt
werden kann.
Bei Variante 1 und 2 liefert UDEC aufgrund kinematischer Prozesse zwar größere Verformun-
gen und vereinzelt kleinere Überbrüche, die Verformungsgrößen zeigen sich aber in beiden
Berechnungsansätzen in der selben Größenordnung. Der Unterschied ist in geotechnischer
Hinsicht und in Hinblick auf die Ausbaudimensionierung annehmbar und zu einem gewissen
Punkt vernachlässigbar. Demzufolge sind homogene Berechnungsansätze für die Ermittlung
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 87
der Gebirgsparameter und der Gebirgsverformungen bei günstigen Gesteins- und Trennfläche-
neigenschaften und geringer Gebirgszerlegung (hoher GSI-Wert) bis zu einem gewissen Punkt
zulässig. Mit zunehmender Verschlechterung der Trennflächeneingeschaften (vgl. Variante 1
und 2) kommt es verstärkt zu Scherversagen entlang der Trennflächen und demzufolge zu
größeren Überbrüchen.
Demgegenüber sind homogene Berechnungsansätze für Gebirgsbereiche, welche vergleichbare
Merkmale wie jene der Variante 3 und 4 aufweisen, weniger gut geeignet. Die Größenordnung
der Verformungen ist im vorliegenden Fall der Variante 3 und 4 für einen gängigen Ausbau
schadlos aufnehmbar. Durch kinematische Vorgänge kommt es lokal ausgeprägt zur Belastung
des Ausbaus (asymmetrisches Lastbild), was aus tunnelstatischer Sicht bei kreisrunden Quer-
schnitten den ungünstigsten Fall hinsichtlich Momenten- und Normalkraftverteilung darstellt.
Homogene Berechnungsansätze können solche kinematischen Vorgänge nicht nachbilden und
das Gebirgs- bzw. Systemverhalten ist, bei zunehmender Gebirgszerlegung mit einem diskreten
Modell zu untersuchen. Die Gebirgszerlegung der Variante 3 und 4 (sn,SS/SF /R0 = 0, 08 bzw.
sn,K /R0 = 0, 12) stellt bei entsprechend guten Gesteins- und Trennflächeneigenschaften eine
mögliche Anwendungsgrenze von homogenen Berechnungsansätzen dar.
Bei den letzten beiden Varianten ist der Zerlegungsgrad mit sn,SS/SF /R0 = 0, 04 bzw.
sn,K /R0 = 0, 08 bereits so groß, sodass im Gebirge unzählige Bewegungshorizonte für den
Abbau von Spannungsspitzen vorhanden sind. Gemäß Cai et al. [14] stellt ein Gebirge
mit Blockvolumina von Vb0 ≈ 10 cm3 den unteren Grenzwert der Zerlegung dar, der sich
unabhängig von der ursprünglichen Zerlegung und nach hinreichender Schädigung einstellt.
Durch die starke Abminderung der Gebirgsparameter durch den GSI verhält sich das stark
zerlegte Gebirge annähernd wie ein homogenes Modell mit verschmierten Gebirgsparametern.
Aus diesem Grund liefert Phase2 vergleichbare Ergebnisse.
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 88
-50,50 50,50
σ10
σ30
100 m
0,0
R0
=
5,
0
m
-50,-50 50,-50
Y
X 100 m
Gesteinskennwerte: γ, ϕi , ci , σt,i , Ei , ν
-50,50 50,50
σ10
σ30
100 m
0,0 R0
=
5,
0
m
-50,-50 50,-50
Y
X 100 m
Phase2
UDEC
Feder
Hoek
Variante 1 2 3 4 5 6
GA 1.1 6.1 8.2
Modell
Hohlraumform Kreisrunder Querschnitt x x
Hohlraumgröße R0 = 5, 0 m x x x x
Modellgröße 100 × 100 m x x
Kriterium Hoek-Brown x x
Mohr-Coulomb x x x
Spannungssituation
H0 [m] 500 x x x x
γ [MN/m3 ] 0,0275 x x x x
k0 [-] 1 x x x
Gestein
σc,i [MPa] 120 100 50 x x x
ϕi [°] 45 40 30 x
ci [MPa] 24,58 23,32 14,43 x
mi [-] 15 10 5 x x x
σt,i [MPa] 0,1 0,1 0,1 x
ν [-] 0,20 0,15 0,10 x x x x
Ei [MPa] 75.000 50.000 45.000 x x x x
Trennflächen
sn,SS/SF [cm] 60 40 20 x x x x
sn,K,1 = sn,K,2 [cm] 200 60 40 x x x x
λT F [%] 100 100 100 x
ζSS/SF [°] 20 30 15 x
ζK,1 [°] 80 70 40 x
ϕT F [°] 40 35 35 25 25 20 x
ϕT F,r [°] 35 30 30 20 20 16 x
cT F [MPa] 2 1,5 1 0,5 0,9 0,5 x
cT F,r [MPa] 1 0,5 0,1 0 0,1 0 x
iT F [°] 20 15 15 10 10 5 x
σt,T F [MPa] 0 0 0 x
kn [MPa/m] 30.000 1 30.000 1 30.000 1 x
ks [MPa/m] 2.000 1 2.000 1 2.000 1 x
JW [-] 3 2,5 2,5 1,5 2 1,5 x x x
JS [-] 3 2,5 2 0,6 2 1 x x x
JA [-] 0,75 1 0,75 1 1 2 x x x
Gebirge
GSI [-] 92,5 85,1 74,0 52,0 63,3 45,4 x x x
mb [-] 11,46 8,81 3,95 1,80 1,35 0,71 x x x
s∗ [-] 0,4327 0,1912 0,0555 0,0048 0,0170 0,0023 x x x
a∗ 2 [-] 0,50 0,50 0,50 0,51 0,50 0,51 x x x
ϕrm [°] 54 54 47 42 34 29 x x
crm [MPa] 11,76 7,96 4,48 2,26 1,95 1,22 x x
Erm [MPa] 72.773 69.557 40.042 17.250 26.763 10.351 x x
GSIr [-] 39,9 34,3 34,8 27,8 30,3 21,5 x
mb,r [-] 1,75 1,43 0,98 0,76 0,42 0,30 x
s∗r [-] 0,0013 0,0007 0,0007 0,0003 0,0004 0,0002 x
a∗r 2 [-] 0,51 0,52 0,52 0,53 0,52 0,54 x
ϕrm,r [°] 43 42 37 34 25 22 x
crm,r [MPa] 2,11 1,89 1,58 1,35 0,86 0,68 x
x Erforderlicher Eingangsparameter für die jeweilige Berechnungsmethode (Hoek, Feder, Phase2 ,
UDEC )
1 Die Werte wurden auf Basis von Labordaten, Erfahrungswerten und Werten aus der Literatur
angenommen.
2 Die äquivalenten Hoek-Brown Parameter a∗ bzw. a∗r sind nur der Vollständigkeit halber
angeführt. Für die homogenen Berechnungsansätze (Hoek, Feder, Phase2 ) wird für den äquivalenten
Hoek-Brown Parameter ein Wert von a∗ = a∗r = 0, 5 angesetzt.
Tabelle 6.11: Eingangsparameter der numerischen Berechnungen (Phase2 , UDEC ) und der
analytischen Berechnungen (Hoek [31], Feder & Arwanitakis [24])
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 91
5
y-Achse [m]
0
-5
-5 0 5
x-Achse [m]
Tunnelquerschnitt (theoretisch)
Netzpunkte (unverformt)
5
y-Achse [m]
0
-5
-5 0 5
x-Achse [m]
Abbildung 6.15: Vergleichsrechnung – Modell 1 (sn,SS/SF /R0 = 0, 12, sn,K /R0 = 0, 40, die
Verformungen sind um den Faktor 25 erhöht, Anmerkung auf Seite 84
beachten!)
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 92
5
y-Achse [m]
0
-5
-5 0 5
x-Achse [m]
Tunnelquerschnitt (theoretisch)
Netzpunkte (unverformt)
5
y-Achse [m]
0
-5
-5 0 5
x-Achse [m]
Abbildung 6.16: Vergleichsrechnung – Modell 2 (sn,SS/SF /R0 = 0, 12, sn,K /R0 = 0, 40, die
Verformungen sind um den Faktor 25 erhöht, Anmerkung auf Seite 84
beachten!)
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 93
5
y-Achse [m]
0
-5
-5 0 5
x-Achse [m]
Tunnelquerschnitt (theoretisch)
Netzpunkte (unverformt)
5
y-Achse [m]
0
-5
-5 0 5
x-Achse [m]
Abbildung 6.17: Vergleichsrechnung – Modell 3 (sn,SS/SF /R0 = 0, 08, sn,K /R0 = 0, 12, die
Verformungen sind um den Faktor 25 erhöht, Anmerkung auf Seite 84
beachten!)
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 94
5
y-Achse [m]
0
-5
-5 0 5
x-Achse [m]
Tunnelquerschnitt (theoretisch)
Netzpunkte (unverformt)
5
y-Achse [m]
0
-5
-5 0 5
x-Achse [m]
Abbildung 6.18: Vergleichsrechnung – Modell 4 (sn,SS/SF /R0 = 0, 08, sn,K /R0 = 0, 12, die
Verformungen sind um den Faktor 25 erhöht, Anmerkung auf Seite 84
beachten!)
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 95
5
y-Achse [m]
0
-5
-5 0 5
x-Achse [m]
Tunnelquerschnitt (theoretisch)
Netzpunkte (unverformt)
5
y-Achse [m]
0
-5
-5 0 5
x-Achse [m]
Abbildung 6.19: Vergleichsrechnung – Modell 5 (sn,SS/SF /R0 = 0, 04, sn,K /R0 = 0, 08, die
Verformungen sind um den Faktor 25 erhöht, Anmerkung auf Seite 84
beachten!)
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 96
5
y-Achse [m]
0
-5
-5 0 5
x-Achse [m]
Tunnelquerschnitt (theoretisch)
Netzpunkte (unverformt)
5
y-Achse [m]
0
-5
-5 0 5
x-Achse [m]
Abbildung 6.20: Vergleichsrechnung – Modell 6 (sn,SS/SF /R0 = 0, 04, sn,K /R0 = 0, 08, die
Verformungen sind um den Faktor 25 erhöht, Anmerkung auf Seite 84
beachten!)
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 97
Die Monte-Carlo Simulation stellt eine mathematische Methode dar, mit der es möglich
ist, Berechnungen mittels der Modellierung von Zufallszahlen mehrfach durchzuführen [41].
Mit jedem Berechnungsschritt (Simulation) wird eine neue Kombination der Eingangspara-
meter innerhalb deren Streubreite (z. B. σc,i,min = 50 MPa, σc,i,max = 80 MPa) und unter
Berücksichtigung der Häufigkeitsverteilung der Parameter ermittelt und für die Berechnung
herangezogen. Werden ausreichend viele Simulationen durchgeführt, erhält man einen guten
Überblick über die mögliche Ergebnisbandbreite sowie die Verteilung und die Eintrittswahr-
scheinlichkeiten der Ergebnisse.
Voraussetzung für eine angemessene Monte-Carlo Simulation ist die in geotechnischer Hinsicht
plausible Festlegung der Parametergrenzen und der Verteilungsfunktion [41] entsprechend der
Parametercharakteristik. Gemäß der tatsächlichen Verteilung eines Kennwertes (vgl. Histo-
gramme im Anhangskapitel A.3) ist diesem eine Verteilungsfunktion (z. B. Normalverteilung,
Beta-Verteilung, PERT-Verteilung) zuzuweisen. Die Verteilungsfunktionen an sich verfügen
über charakteristische Merkmale hinsichtlich der Symmetrie, der Schiefe und der Streuung.
Darüber hinaus ist der Bereich [a,b], innerhalb dessen die jeweilige Verteilungsfunktion de-
finiert ist, unterschiedlich (z. B. [−∞,b]). Aus diesem Grund ist für die Bestimmung der
Verteilungsfunktion jeder Kennwert separat zu betrachten. Ziel ist es schlussendlich, jene
Verteilungsfunktion zu finden, welche die tatsächliche Verteilung eines Kennwertes am Besten
wiedergibt.
Kann für einen Kennwert keine geeignete Verteilungsfunktion gefunden werden bzw. stehen
für die Ermittlung der statistischen Maßzahlen (vgl. Kapitel 3.2 ab Seite 6) zu wenig Daten
zur Verfügung (n < 5), so ist dem Kennwert eine gleichförmige Verteilungsfunktion (xmin –
xmax ) zuzuweisen. Die Annahme einer Verteilungsfunktion ist ohne Kenntnis der tatsächlichen
Verteilung des Kennwertes nicht zielführend und kann irreführenden Ergebnissen liefern [41].
Exemplarisch ist in Abbildung 6.21 die tatsächliche Häufigkeitsverteilung der einaxialen
Druckfestigkeit σc,i der GA 1.1 dargestellt.
Die Verteilung der einaxialen Druckfestigkeit σc,i ist aufgrund den wenigen Laborversuchser-
gebnissen, welche der GA 1.1 zugewiesen werden konnten, lückenhaft und weist eine große
Streuung auf (σc,i,min = 86 MPa, σc,i,max = 162 MPa). Die fehlende Information über die
Häufigkeit der einaxialen Druckfestigkeit σc,i innerhalb der Histogrammklasse 120 – 140 MPa
(in Abbildung 6.21 mit „?“ gekennzeichnet) bringt Unsicherheiten bei der Wahl der theo-
retischen Verteilungsfunktion mit sich. Werden beispielsweise im Laufe der geotechnischen
Planung acht weitere Druckversuche an Dolomit-/Kalkgesteinen durchgeführt, so kann sich
hinsichtlich der Kennwertverteilung ein ganz neues Bild ergeben. Zur Veranschaulichung sind
hierfür in Abbildung 6.22 zwei mögliche Szenarien dargestellt. Im ersten Fall (linkes Histo-
gramm in Abbildung 6.22) werden aus allen Druckversuchen eine einaxiale Druckfestigkeit von
120 MPa < σc,i < 140 MPa ermittelt, wodurch die ursprüngliche Verteilung (vgl. Abbildung
6.21) nicht repräsentativ für die tatsächliche Kennwertverteilung wäre. Im zweiten Fall (rechtes
Histogramm in Abbildung 6.22) würde sich die Vermutung aus der ursprünglichen Verteilung
(vgl. Abbildung 6.21), dass die Häufigkeit mit zunehmender Druckfestigkeit kontinuierlich
abnimmt, bestätigen. Insofern sind die gewählten Verteilungsfunktionen für die jeweiligen
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 98
0.05
0.04
rel. Häufigkeit [-]
0.03
0.02
0.01
?
0.00
0.05 0.05
0.04 0.04
rel. Häufigkeit [-]
+8
0.03 0.03 +4
0.02 0.02
+2
0.01 0.01
+2
0.00 0.00
80 100 120 140 160 180 80 100 120 140 160 180
0.05 0.05
0.04 0.04
rel. Häufigkeit [-]
0.02 0.02
0.01 0.01
0.00 0.00
80 100 120 140 160 180 80 100 120 140 160 180
0.05 0.05
0.04 0.04
rel. Häufigkeit [-]
0.03 0.03
0.02 0.02
0.01 0.01
0.00 0.00
80 100 120 140 160 180 80 100 120 140 160 180
0.05 0.05
α=1 α=1
α=2 α=2
0.04 α=3 0.04 α=3
rel. Häufigkeit [-]
0.02 0.02
0.01 0.01
0.00 0.00
80 100 120 140 160 180 80 100 120 140 160 180
Fließen in die Berechnung mehrere Parameter ein, kann mit Hilfe der Monte-Carlo Simulation
eine Korrelations- und Sensitivitätsanalyse durchgeführt werden. Mit den Analysen kann
einerseits ein möglicher Zusammenhang zwischen zwei oder mehreren Parametern identifiziert
werden und andererseits kann der Einfluss einzelner Kennwerte auf die Berechnungsergebnisse
festgestellt werden [19, 27]. Der Bestimmung von Kennwerten, welche den größten Einfluss auf
die Ergebnisse (z. B. Verschiebungen) haben, ist im weiteren Verlauf des Projektes besondere
Beachtung zukommen zu lassen. Durch die Berücksichtigung von Korrelationen kann die
Bandbreite und die Streuung der Ergebnisse verringert werden. Eine unbegründete Unabhän-
gigkeit zwischen Kennwerten kann hingegen zu unrealistischen Parameterkombinationen bei
der Monte-Carlo Simulation führen [41].
Die Monte-Carlo Simulationen für die Bestimmung der Häufigkeitsverteilung der Gebirgspara-
meter (siehe Kapitel 6.5.5) wurden mit dem Open Source Programm R durchgeführt. Darüber
hinaus stammen die Gleichungen und Informationen hinsichtlich der Verteilungsfunktionen
aus den Dokumentationen für R [61].
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 102
Genauso wie für die Ergebnisse aus Laborvesuchsergebnissen sind auch die ermittelten
Gebirgsparameter auf deren Plausibilität hin zu überprüfen.
Angesichts der Tatsache, dass für die Bestimmung der Gebirgsparameter qualitative und
quantitative Parameter erforderlich sind (z. B. Zerlegungsgrad des Gebirges) und diese eine
gewisse Streuung aufweisen, für die Indexwerte aus Klassifizierungssystemen bzw. für die
Gebirgsparameter ebenfalls Bandbreiten anzugeben. Weiters gibt es für die Bestimmung der
Gebirgsparameter mehrere Methoden (siehe Kapitel 6.5.1), welche allesamt ihre Daseins-
berechtigung haben bzw. keine von ihnen unbegründet ausgeschlossen werden kann. Jede
Methode kann unterschiedliche Ergebnisse liefern und dies ist, sofern Informationen für die
bzw. von den jeweiligen Methoden vorhanden sind, in der Bandbreite der Gebirgsparameter
zu berücksichtigen [15, 17].
Ist das Gebirge vorwiegend anisotrop, so sind die Gebirgsparameter in Abhängigkeit der
dominierenden und der untergeordneten Verformungsrichtung anzugeben. Mit in situ Last-
plattenversuchen können z. B. die Verformungseigenschaften normal und parallel zum Trenn-
flächengefüge bestimmt werden. Die Berücksichtigung von anisotropen Verformungsverhalten
ist, wie in Kapitel 6.5.2 bereits angeführt, mit Indexwerten aus Klassifizierungssystemen und
den daraus ermittelten homogenisierten Gebirgsparametern nicht möglich.
Für die vorliegende Arbeit wird das Gebirge mit dem GSI-System nach Cai et al. [14, 15] (siehe
Kapitel 6.5.3) und nach Dinc et al. [18] (siehe Kapitel 6.5.3) klassifiziert und mit dem Indexwert
GSI die Festigkeitsparameter des Gebirges nach Hoek et al. [33] (siehe Anhangskapitel F.6 ab
Seite 134) ermittelt. Für die Bestimmung des Gebirgsmoduls Erm über den GSI bzw. über die
äquivalenten Hoek-Brown Parameter a∗ und s∗ stehen u. a. folgende empirische Gleichungen
zur Verfügung:
• Nach Hoek et al. [33]:
q
1− D σc,i
2 · 10(GSI−10)/40 wenn σc,i ≤ 100 MPa
Erm = 100 (6.18)
1 − D · 10(GSI−10)/40 wenn σc,i > 100 MPa
2
1 − D/2
Erm = Ei · 0, 02 + (6.19)
1 + e(60+15·D−GSI)/11
2.5
Sonmez et al. [59]
Hoek & Diederichs [34]
Hoek et al. [33]
2.0 D=0
Verhältnis von Erm zu Ei [-]
D = 0.5
D=1
1.5
1.0
0.5
0.0
0 20 40 60 80 100
GSI [-]
Die beiden anderen Berechnungsansätze liefern hingegen bei GSI = 100 und D = 0 (unge-
störtes Gebirge mit mechanisch kaum wirksamen Trennflächen) einen Gebirgsmodul der ident
zum Elastizitätsmodul des intakten Gesteins ist (Erm = Ei ). Große Unterschiede bestehen
allerdings bei GSI = 0 (sehr stark zerlegtes Gebirge mit ungünstigen Trennflächeneigenschaf-
ten). Wenngleich der Berechnungsansatz nach Sonmez et al. [59] womöglich zu hohe Werte für
den Gebirgsmodul Erm liefert, so wird der Gebirgsmodul Erm nach Hoek & Diederichs [34]
unterschätzt. Der tatsächliche Wert für den Gebirgsmodul Erm befindet sich vermutlich
innerhalb der Ergebnisbandbreite der beiden Berechnungsansätze.
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 104
Für die Berücksichtigung der Parameterstreuungen wird die Berechnung der Gebirgsparameter
mit Hilfe der Monte-Carlo Simulation (Erläuterung siehe Kapitel 6.5.4) durchgeführt. Die
Ermittlung des Indexwertes SRRc nach Dinc et al. [18] erfordert jedoch das Herauslesen
der Gesteinshärte A aus dem Diagramm F.9 im Anhangskapitel F.8.4 (siehe Seite 145). Um
dennoch eine Monte-Carlo Simulation durchführen zu können, wird für jede Gebirgsart ein
Wertebereich für die Gesteinshärte A in Abhängigkeit der einaxialen Druckfestigkeit σc,i und
dem Elastizitätsmodul Ei des intakten Gesteins festgelegt (vgl. Abbildung 6.27).
f e d c b a
200
Elastic modulus of rock material Ei [GPa]
A=
1.2
4,
2.2
3.1
5
100
A=
1.1
2.1
4
A=
3.2, 4.1
8.1
3,
9.2
5
8.2
9.1
5 6.1
4.2
A= 6.2
3 7.1
10
A=
2,
10 7.2
5
11
A=
2
A
=
1
1
1 10 100 500
Uniaxial strength of rock material σc,i [MPa]
Abbildung 6.27: Gesteinshärte A nach Dinc et al. [18] – Wertebereich der jeweiligen GA für
die Monte-Carlo Simulation
Des Weiteren ist es mit dem Indexwert SRRc nach Dinc et al. [18] nicht möglich, den
Gebirgsmodul Erm nach Gleichung (6.19) zu berechnen. Stattdessen wird die Gleichung (6.20)
nach Sonmez et al. [59] herangezogen.
In den Abbildungen 6.28 und 6.29 sind beispielhaft Ergebnisse der Monte-Carlo Simulation für
die GA 2.1 in Form von Histogrammen dargestellt. Mithilfe der Monte-Carlo Simulation konnte
beispielsweise eine mittlere Gebirgsfestigkeit von σc,rm ≈ 26 MPa basierend auf dem GSI-
System nach Cai et al. [15] ermittelt werden (vgl. Abbildung 6.28). Die gesamte Bandbreite der
Gebirgsfestigkeit umfasst jedoch Werte zwischen σc,rm,min ≈ 12 MPa und σc,rm,max ≈ 54 MPa.
Vergleicht man die Gebirgsparameter basierend auf dem GSI-System nach Cai et al. [15] und
nach Dinc et al. [18], so kann festgestellt werden, dass die Gebirgsparameter nach Dinc et al.
[18] allgemein geringere Werte annehmen.
Die aus den Verteilungskurven ermittelbaren statistischen Maßzahlen der jeweiligen Gebirgspa-
rameter können im weiteren Verlauf der geotechnischen Planung u. a. für die Ermittlung des
Gebirgsverhaltens und der Ausbaumaßnahmen verwendet werden.
Kapitel 6. Gebirgscharakterisierung 105
3500 3500
3000 3000
abs. Häufigkeit [-]
2000 2000
1500 1500
1000 1000
500 500
0 0
45 50 55 60 65 70 75 80 85 0 2 4 6 8
3500 3500
3000 3000
abs. Häufigkeit [-]
2000 2000
1500 1500
1000 1000
500 500
0 0
0.00 0.02 0.04 0.06 0.08 0.10 0.12 0.500 0.502 0.504 0.506 0.508
s∗ [-] a∗ [-]
3500 3500
3000 3000
abs. Häufigkeit [-]
2500 2500
2000 2000
1500 1500
1000 1000
500 500
0 0
10 20 30 40 50 60 25 30 35 40 45 50 55
3500 3500
3000 3000
abs. Häufigkeit [-]
2500 2500
2000 2000
1500 1500
1000 1000
500 500
0 0
2 4 6 8 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55
3500 3500
3000 3000
abs. Häufigkeit [-]
2000 2000
1500 1500
1000 1000
500 500
0 0
3500 3500
3000 3000
abs. Häufigkeit [-]
2000 2000
1500 1500
1000 1000
500 500
0 0
0.000 0.005 0.010 0.015 0.020 0.025 0.500 0.504 0.508 0.512
s∗ [-] a∗ [-]
3500 3500
3000 3000
abs. Häufigkeit [-]
2500 2500
2000 2000
1500 1500
1000 1000
500 500
0 0
5 10 15 20 25 30 35 40 45 20 25 30 35 40 45 50
3500 3500
3000 3000
abs. Häufigkeit [-]
2500 2500
2000 2000
1500 1500
1000 1000
500 500
0 0
1 2 3 4 5 6 10 15 20 25 30 35 40
In dieser Arbeit wurde ein möglicher Weg zur Gebirgscharakterisierung im Sinne der geotech-
nischen Richtlinie [60] aufgezeigt. Basis für eine angemessene Gebirgscharakterisierung sind
v. a. ein realistisches baugeologisches Modell sowie die Ergebnisse aus Laborversuchen.
Bereits zu Beginn der geotechnischen Planung ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen
dem Planer und den Fachleuten aus anderen fachspezifischen Bereichen (z. B. Geologie, Hy-
drologie) zwingend erforderlich. Erst dadurch können Fehlinterpretationen von Gutachten und
folglich falsche Annahmen und Überlegungen hinsichtlich der gebirgsspezifischen Verhältnisse
vermieden werden. Darüber hinaus ist die Konsistenz der geotechnischen Planung von Beginn
an gegeben. Ungeachtet dessen obliegt es dem Planer, sich mit den Gesteinen und dem
Gebirge auseinanderzusetzen, um so einerseits eine Grundlage für die Kommunikation mit
den Projektbeteiligten zu schaffen und andererseits ein gewisses Verständnis für das Gebirge
zu erhalten.
Grundsätzlich kann von der Richtigkeit von Laborversuchsergebnissen ausgegangen werden.
Aufgrund der hohen Signifikanz, welche den Laborversuchsergebnissen jedoch zukommt,
sind diese kritisch zu betrachten. Mögliche Fehler im Datensatz sind auszumachen und
die Prüfkörper aus Laborversuchen sind hinsichtlich der Anforderungen aus Normen und
Richtlinien zu überprüfen. Abgesehen davon sind die Ergebnisse derart aufzubereiten, dass
ausschließlich Ergebnisse von Laborversuchen mit gleicher Versuchsprozedur und ähnlicher
Prüfkörperbeschaffenheit miteinander verglichen werden.
Qualitativ und quantitativ bestimmbare Kennwerte weisen im Allgemeinen eine natürli-
che Streubreite auf. Diese ist in der geotechnischen Planung zu berücksichtigen. Kommt
ausschließlich ein deterministischer Ansatz (z. B. arithmetischer Mittelwert x̄arithm ) für die
Berechnungen zur Anwendung, gehen zum einen wichtige Informationen der Gebirgscharakte-
ristik verloren und zum anderen wird eine scheinbare Genauigkeit der Ergebnisse vorgetäuscht.
Demgegenüber kann mit einem probabilistischen Ansatz die gesamte Kennwertstreuung
berücksichtigt und die Eintrittswahrscheinlichkeit sowie die Verteilung von Ergebnissen er-
mittelt werden. Mit Hilfe von Korrelations- und Sensitivitätsanalysen können vorab mögliche
Zusammenhänge zwischen zwei oder mehreren Parametern sowie der Einfluss von Parametern
auf die Berechnungsergebnisse festgestellt werden. Jenen Parametern, welche den größten
Einfluss auf die Ergebnisse ausüben, sind im Zuge der geotechnischen Planung besondere
Beachtung zu schenken.
Für die Bestimmung der Gebirgsarten sind auf Grundlage der zur Verfügung stehenden
Informationen geotechnisch sinnvolle Schlüsselparameter zu definieren. Nachdem die gebirgs-
und projektspezifischen Randbedingungen von Projekt zu Projekt unterschiedlich sind und
jedes Untertagebauwerk somit einen Prototyp darstellt, sind auch die Schlüsselparameter mit
107
Kapitel 7. Fazit 108
A.1 Kleinbuchstaben
109
Symbole 110
A.2 Großbuchstaben
BA Berechnungsabschnitt(e)
CAI CERCHAR abrasivity index
GA Gebirgsart
GB Gebirgsbereich(e)
GOK Geländeoberkante
GSI Geological strength index
GSIr Residual geological strength index
GVT Gebirgsverhaltenstyp(en)
H Harnischfläche(n)
HB Hoek-Brown
K Kluftfläche(n)
MC Mohr-Coulomb
OB Ortsbrust
OeGG Österreichische Gesellschaft für Geomechanik
SF Schieferung
SS Schichtung
SV Systemverhalten
TA Tunnelachse
TF Trennfläche(n)
UCS Uniaxial compressive strength
VKL Vortriebsklasse(n)
116
Literatur
117
Literatur 118
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Literatur 121
In den Abbildungen D.1 bis D.6 sind folgende Gesteins- und Trennflächenkennwerte der
Gesteinsuntergruppen (siehe Kapitel 6.1 auf Seite 47) in Form von Histogrammen dargestellt:
• 1. Reihe, links: Elastizitätsmodul Ei des intakten Gesteins als Sekantenmodul zwischen
0
σ1,u 0
und σ1,o (vgl. Kapitel 5.2.3 und 5.3.3 auf Seite 23 bzw. 27), wobei
0 ≤ 5 MPa
– Ei,0 : σ1,o
0 ≤ 15 MPa
– Ei,1 : σ1,o
0 > 15 MPa
– Ei,2 : σ1,o
• 1. Reihe, rechts: Verformungsmodul V des intakten Gesteins als Sekantenmodul
0
zwischen σ1,u 0
und σ1,o (vgl. Kapitel 5.2.3 und 5.3.3 auf Seite 23 bzw. 27), wobei
0 ≤ 5 MPa
– V0 : σ1,o
0 ≤ 15 MPa
– V1 : σ1,o
0 > 15 MPa
– V2 : σ1,o
• 2. Reihe, links: Einaxiale Druckfestigkeit σc,i des intakten Gesteins
• 2. Reihe, rechts: Reibungswinkel ϕi des intakten Gesteins
• 3. Reihe, links: Kohäsion ci des intakten Gesteins
• 3. Reihe, rechts: Reibungswinkel ϕT F der Trennflächen
• 4. Reihe, links: Kohäsion cT F der Trennflächen
• 4. Reihe, rechts: Dilatationswinkel iT F der Trennflächen
123
Histogramme der Gesteinsparameter 124
3.0 3.0
Ei,0 : n = 1 V0 : n = 1
Ei,1 : n = 3 V1 : n = 3
2.5 Ei,2 : n = 6 2.5 V2 : n = 6
abs. Häufigkeit [-]
1.5 1.5
1.0 1.0
0.5 0.5
0.0 0.0
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100
4 8
n = 16 n = 21
3 6
abs. Häufigkeit [-]
1 2
0 0
16 5
n = 21 n = 11
14
4
12
abs. Häufigkeit [-]
10 3
8
6 2
4
1
2
0 0
0 10 20 30 40 50 60 70 0 10 20 30 40 50
8 3.0
n = 11 n=8
2.5
6
abs. Häufigkeit [-]
2.0
4 1.5
1.0
2
0.5
0 0.0
3.0 4
Ei,0 : n = 2 V0 : n = 2
Ei,1 : n = 3 V1 : n = 3
2.5 Ei,2 : n = 9 V2 : n = 9
3
abs. Häufigkeit [-]
1.5 2
1.0
1
0.5
0.0 0
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100
12 6
n = 26 n = 12
10 5
abs. Häufigkeit [-]
6 3
4 2
2 1
0 0
6 3.0
n = 12 n=8
5 2.5
abs. Häufigkeit [-]
4 2.0
3 1.5
2 1.0
1 0.5
0 0.0
0 10 20 30 40 50 60 70 0 10 20 30 40 50
6 2.5
n=8 n=5
5
2.0
abs. Häufigkeit [-]
4
1.5
3
1.0
2
0.5
1
0 0.0
10 14
Ei,0 : n = 1 V0 : n = 1
Ei,1 : n = 9 12 V1 : n = 9
8 Ei,2 : n = 23 V2 : n = 23
abs. Häufigkeit [-]
4 6
4
2
2
0 0
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100
14 12
n = 42 n = 19
12 10
abs. Häufigkeit [-]
2 2
0 0
6 8
n = 19 n = 11
5
6
abs. Häufigkeit [-]
3 4
2
2
1
0 0
0 10 20 30 40 50 60 70 0 10 20 30 40 50
4 3.0
n = 11 n = 10
2.5
3
abs. Häufigkeit [-]
2.0
2 1.5
1.0
1
0.5
0 0.0
3.0 3.0
Ei,0 : n = 0 V0 : n = 0
Ei,1 : n = 1 V1 : n = 1
2.5 Ei,2 : n = 10 2.5 V2 : n = 10
abs. Häufigkeit [-]
1.5 1.5
1.0 1.0
0.5 0.5
0.0 0.0
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100
5 5
n = 16 n=6
4 4
abs. Häufigkeit [-]
2 2
1 1
0 0
3.0 1.0
n=6 n=2
2.5
0.8
abs. Häufigkeit [-]
2.0
0.6
1.5
0.4
1.0
0.2
0.5
0.0 0.0
0 10 20 30 40 50 60 70 0 10 20 30 40 50
1.0 1.0
n=2 n=2
0.8 0.8
abs. Häufigkeit [-]
0.6 0.6
0.4 0.4
0.2 0.2
0.0 0.0
2.0 3.0
Ei,0 : n = 2 V0 : n = 2
Ei,1 : n = 4 V1 : n = 4
Ei,2 : n = 0 2.5 V2 : n = 0
1.5
abs. Häufigkeit [-]
1.0 1.5
1.0
0.5
0.5
0.0 0.0
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100
7 2.0
n=7 n=5
6
1.5
abs. Häufigkeit [-]
4
1.0
3
2
0.5
1
0 0.0
5 1.0
n=5 n=0
4 0.8
abs. Häufigkeit [-]
3 0.6
2 0.4
1 0.2
0 0.0
0 10 20 30 40 50 60 70 0 10 20 30 40 50
2.0 1.0
n=0 n=0
0.8
1.5
abs. Häufigkeit [-]
0.6
1.0
0.4
0.5
0.2
0.0 0.0
2.0 2.0
Ei,0 : n = 2 V0 : n = 2
Ei,1 : n = 0 V1 : n = 0
Ei,2 : n = 0 V2 : n = 0
1.5 1.5
abs. Häufigkeit [-]
0.5 0.5
0.0 0.0
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100
5 16
n=5 n = 34
14
4
12
abs. Häufigkeit [-]
20 0.6
15
0.4
10
0.2
5
0 0.0
0 10 20 30 40 50 60 70 0 10 20 30 40 50
1.0 1.0
n=1 n=1
0.8 0.8
abs. Häufigkeit [-]
0.6 0.6
0.4 0.4
0.2 0.2
0.0 0.0
In Abbildung E.1 ist das Datenblatt der GA 7.1 exemplarisch dargestellt, welches folgende
Informationen enthält:
• Allgemeine Beschreibung der GA
• Angaben hinsichtlich der Schlüsselparameter
• Qualitative Beschreibung der Schichtungs-/Schieferungsflächen und der Kluftflächen
• Wichtigsten Festigkeits- und Verformungskennwerte des intakten Gesteins
• Scherfestigkeit der Trennflächen
• Gebirgsparameter
130
Datenblatt GA 7.1 131
n
1X x1 + x2 + . . . + xn
x̄arithm = xi = (F.1)
n i=1 n
x wenn n ungerade
(hn+1
2 )
x̄med = i (F.2)
1 x n + x n
2 ( )
2 ( +1) wenn n gerade
2
v
u n
u1 X
0
s =t (xi − x̄arithm )2 (F.3)
n i=1
wobei
n Anzahl an Werten (entspricht dem Probenumfang) [-]
s0 Unkorrigierte Standardabweichung von n Werten
x̄arithm Arithmetischer Mittelwert von n Werten
x̄med Median von n Werten
Der Modalwert x̄mod (Modus) stellt den am Häufigsten vorkommenden Wert einer Verteilung
dar.
132
Gleichungen 133
0
xj = σ3,j (F.4)
2
0 0
yj = σ1,j − σ3,j (F.5)
v "P #P
(xj · yj ) − ( xj · yj ) /k
uP P P
u yj xj
σc,i = t − P 2 2 (F.6)
k xj − ( k
P
xj ) /k
"P #
(xj · yj ) − ( xj · yj ) /k
P P
1
mi = (F.7)
xj − ( xj )2 /k
P 2
σc,i
P
s · σc,i
σt,i = − (F.8)
mi
wobei
j Laststufe beim triaxialen Druckversuch [-]
k Anzahl an Laststufen beim triaxialen Druckversuch [-]
mi Hoek-Brown Konstante des intakten Gesteins [-]
s Hoek-Brown Konstante (s = 1 für intaktes Gestein) [-]
σ10 Größte effektive Hauptnormalspannung zum Zeitpunkt des Versagens [MPa]
σ30 Kleinste effektive Hauptnormalspannung zum Zeitpunkt des Versagens [MPa]
σc,i Einaxiale Druckfestigkeit des intakten Gesteins [MPa]
σt,i Zugfestigkeit des intakten Gesteins [MPa]
β−1
ϕi = arcsin (F.9)
β+1
e
ci = √ (F.10)
2 β
wobei
ci Kohäsion des intakten Gesteins [MPa]
e Konstante der linearen Funktion y = βx + e in einem σ10 -σ30 Diagramm, in welchem
eine Gerade an die Versagenspunkte des triaxialen Druckversuches gefittet wird [-]
β Steigung der linearen Funktion y = βx + e in einem σ10 -σ30 Diagramm, in welchem
eine Gerade an die Versagenspunkte des triaxialen Druckversuches gefittet wird [-]
ϕi Reibungswinkel des intakten Gesteins [°]
Gleichungen 134
!a∗
σ0
σ10= σ30+ σc,i mb 3 + s∗ (F.11)
σc,i
GSI − 100
mb = mi exp (F.12)
28 − 14D
GSI − 100
s∗ = exp (F.13)
9 − 3D
1
a∗ = 0, 5 + e−GSI/15 − e−20/3 (F.14)
6
wobei
a∗ Äquivalente Hoek-Brown Konstante des Gebirges [-]
mb Äquivalente Hoek-Brown Konstante des Gebirges [-]
mi Materialkonstante des intakten Gesteins [-]
s∗ Äquivalente Hoek-Brown Konstante des Gebirges [-]
D Störungsgrad (Disturbance factor) [-]
GSI Geological strength index [-]
σ10 Größte effektive Hauptnormalspannung zum Zeitpunkt des Versagens [MPa]
σ30 Kleinste effektive Hauptnormalspannung zum Zeitpunkt des Versagens [MPa]
σc,i Einaxiale Druckfestigkeit des intakten Gesteins [MPa]
Ist die Materialkonstante mi des intakten Gesteins unbekannt, ist eine plausible Annahme
mithilfe der vorgeschlagenen Werte nach Hoek [32] in Tabelle F.2 unter Berücksichtigung der
Gesteinsart zu treffen.
F.6.2 Gebirgsparameter
Texture
Rock type Class Group Coarse Medium Fine Very fine
Sedimentary Clastic Conglomerates* Sandstones Siltstones Claystones
(21 ± 3) 17 ± 4 7±2 4±2
Breccias* Greywackes Shales
(19 ± 5) (18 ± 3) (6 ± 2)
Marls
(7±2)
Non-Clastic Carbonates Crystalline Sparitic Micritic Dolomites
Limestones Limestones Limestones (9 ± 3)
(12 ± 3) (10 ± 2) (9 ± 2)
Evaporites Gypsum Anhydrite
8±2 12 ± 2
Organic Chalk
7±2
Metamorphic Non-Foliated Marble Hornfels Quartzites
9±3 (19 ± 4) 20 ± 3
Metasandstone
(19 ± 3)
Slightly foliated Migmatite Amphibolites
(29 ± 3) 26 ± 6
Foliated** Gneiss Schists Phyllites Slates
28 ± 5 12 ± 3 (7 ± 3) 7±4
Igneous Plutonic Light Granite Diorite
32 ± 3 25 ± 5
Granodiorite
(29 ± 3)
Dark Gabbro Dolerite
27 ± 3 (16 ± 5)
Norite
20 ± 5
Hypabyssal Porphyries Diabase Peridotite
(20 ± 5) (15 ± 5) (25 ± 5)
Volcanic Lava Rhyolite Dacite Obsidian
(25 ± 5) (25 ± 3) (19 ± 3)
Andesite Basalt
25 ± 5 (25 ± 5)
Pyroclastic Agglomerate Breccia Tuff
(19 ± 3) (19 ± 5) (13 ± 5)
Values in parenthesis are estimates.
* Conglomerates and breccias may present a wide range of mi values depending on the nature of the cementing
material and the degree of cementation, so they may range from values similar to sandstone to values used
for fine grained sediments.
** These values are for intact rock specimens tested normal to bedding or foliation. The value of mi will be
significantly different if failure occurs along a weakness plane.
Globale Gebirgsfestigkeit σc,rm für einen Spannungsbereich der kleinsten effektiven Haupt-
normalspannung von σt < σ30 < σc,i /4:
∗ −1
[mb + 4s∗ − a∗ (mb − 8s∗ )] · (mb /4 + s∗ )a
σc,rm = σc,i · (F.17)
2 (1 + a∗ ) (2 + a∗ )
Gebirgsmodul Erm :
q
1− D σc,i (GSI−10)/40
2 100 · 10 wenn σc,i ≤ 100 MPa
Erm = (F.18)
1 − D · 10(GSI−10)/40 wenn σc,i > 100 MPa
2
F.7.1 Blockvolumen Vb
Die Gleichungen für die Bestimmung des Blockvolumens Vb0 bzw. Vb werden nachfolgend
beispielhaft für ein Gebirge mit drei Trennflächenscharen (vgl. Abbildung 6.7 auf Seite 66)
angeführt.
sn,1 · sn,2 · sn,3
Vb0 = (F.23)
sin χ1 · sin χ2 · sin χ3
wobei
Vb0 Blockvolumen bei vollständig durchtrennter Trennflächen (λi = 1) [cm3 ]
sn,i Trennflächennormalabstand der Trennflächenschar i [cm]
χi Schnittwinkel, welcher von zwei Trennflächenscharen aufgespannt wird [°]
Der Einfluss der Schnittwinkel χi auf das Blockvolumen Vb ist im Vergleich zum Trennflä-
chennormalabstand sn,i relativ gering [15]. Das Blockvolumen Vb kann daher näherungsweise
mit folgender Gleichung ermittelt werden:
Sind die Trennflächen nicht vollständig durchtrennt (λi < 1), so kann unter Berücksich-
tigung des Durchtrennungsgrades λi der jeweiligen Trennflächenschar i ein äquivalentes
Blockvolumen Vb bestimmt werden [15].
(¯
li
Li wenn l¯i < Li
λi = (F.25)
1 wenn l¯i ≥ Li
sn,i
s0n,i = √
3
(F.26)
λi
sn,1 · sn,2 · sn,3
Vb = √
3
(F.27)
λ1 · λ2 · λ3 · sin χ1 · sin χ2 · sin χ3
wobei
Vb Äquivalentes Blockvolumen bei teilweise durchtrennter Trennflächen (λi < 1) [cm3 ]
λi Durchtrennungsgrad der Trennflächenschar i [-]
l¯i Akkumulierte Länge der vollständig durchtrennten Abschnitte der Trennflächen-
schar i [cm]
Li Gesamtlänge der Trennflächenschar i [cm]
s0n,i Äquivalenter Trennflächennormalabstand der Trennflächenschar i [cm]
Gleichungen 138
F.7.2 Trennflächenbeschaffenheit JC
Die Beschaffenheit und folglich die Scherfestigkeit der Trennflächen wird im GSI-System nach
Cai et al. [15] mit dem joint condition factor JC berücksichtigt:
JW · JS
JC = (F.28)
JA
Die Welligkeit JW (large-scale waviness factor), die Rauigkeit bzw. Unebenheit JS (small-
scale smoothness factor) sowie die Verwitterung JA (joint alteration factor) der Trennflächen
können anhand der Klassifizierungstabellen F.3, F.4 und F.5 bestimmt werden.
Abbildung F.7: Skizze zur Erläuterung der Welligkeit JW und deren Ermittlung, modifiziert
und neu entworfen nach Cai et al. [15]
26, 5 + 8, 79 ln Jc + 0, 9 ln Vb
GSI (Vb , Jc ) = (F.29)
1 + 0, 0151 ln Jc − 0, 0253 ln Vb
Um bei Anwendung des GSI-Systems die Abnahme der Festigkeitsparameter ϕrm und crm
nach Überschreiten der Gebirgsfestigkeit (post-failure-Bereich) zu berücksichtigen, sind ent-
sprechend den Empfehlungen nach Cai et al. [14] reduzierte Werte (residual) der Parameter
Gleichungen 139
Vb , JW und JS zu ermitteln. Hervorzuheben ist, dass die Kennwerte des intakten Gesteins
(σc,i , mi ) unverändert bleiben, da aufgrund der erhöhten Beanspruchung des Gebirges aus-
schließlich das Gestein stärker zerlegt wird und sich die Trennflächeneigenschaften aufgrund
der Scherbeanspruchung verschlechtern.
Das reduzierte Blockvolumen Vbr im post-failure-Bereich ist nach [14] aufgrund der starken Zer-
legung unabhängig vom ursprünglichen Blockvolumen Vb vor Erreichen der Gebirgsfestigkeit
(pre-failure-Bereich) und ist folgendermaßen zu bestimmen:
(
10 cm3 wenn Vb ≥ 10 cm3
Vbr = (F.30)
Vb wenn Vb < 10 cm3
Die ursprünglich vorhandenen Unebenheiten entlang der Trennflächen wurden durch Scher-
bewegungen vorwiegend abgeschert. Aufgrund dessen sind die Parameter JW und JS , re-
präsentativ für die Welligkeit und Rauigkeit/Unebenheit der Trennflächen, nach folgenden
Gleichungen abzumindern:
(
r 1 wenn JW /2 < 1
JW = (F.31)
JW /2 wenn JW /2 ≥ 1
(
0, 75 wenn JS /2 < 0, 75
JSr = (F.32)
JS /2 wenn JS /2 ≥ 0, 75
Weiters ist aufgrund der starken Zerlegung des Gesteins der disturbance factor mit D = 1
anzunehmen. Der Verwitterungsgrad der Trennflächen bleibt trotz der starken Beanspruchung
des Gebirges weitestgehend unverändert, der Faktor JA ist demnach nur in Ausnahmefällen
(tonige Trennflächenfüllungen, starker Einfluss von Bergwasser) abzumindern [14].
Gleichungen 140
Term Description JA
Rock wall contact
Clear joints
Healed or „welded“ joints (un- Softening, impermeable filling (quartz, epidote, 0,75
weathered) etc.)
Fresh rock walls (unweathered) No coating or filling on joint surface, except for 1
staining
Alteration of joint wall: slightly The joint surface exhibits one class higher altera- 2
to moderately weathered tion than the rock
Alteration of joint wall: highly The joint surface exhibits two classes higher alte- 4
weathered ration than the rock
Coating or thin filling
Sand, silt, calcite, etc. Coating of frictional material without clay 3
Clay, chlorite, talc, etc. Coating of softening and cohesive minerals 4
Filled joints with partial or no contact between the rock wall surfaces
Sand, silt, calcite, etc. Filling of frictional material without clay 4
Compacted clay materials „Hard“ filling of softening and cohesive materials 6
Soft clay materials Medium to low over-consolidation of filling 8
Swelling clay materials Filling material exhibits swelling properties 8-12
Tabelle F.5: Klassifizierung der Verwitterung JA (joint alteration factor) von Trennflächen,
modifiziert nach Cai et al. [15]
Nach [14] entspricht die Restfestigkeit des intakten Gesteins aus felsmechanischen Laborver-
suchen näherungsweise der Restfestigkeit des Gebirges.
Für die Überlegungen, auf denen die obigen Empfehlungen und Gleichungen basieren, wird
auf [14] verwiesen.
Gleichungen 141
Der Zerlegungsgrad des Gebirges wird im Allgemeinen über die durchschnittliche Blockgröße
beschrieben. Im ungestörten Zustand (D = 0) entspricht die Blockgröße jenem Volumen,
welches von den Schnittflächen der Trennflächenscharen eingeschlossen wird. Für die Methode
nach Dinc et al. [18] wird der Zerlegungsgrad des Gebirges über den Faktor SR (structure
rating) berücksichtigt:
wobei
SRu Faktor zur Berücksichtigung des Zerlegungsgrades des Gebirges respektive des
mittleren Blockvolumens im ungestörten Zustand (structure rating for undisturbed
rock mass) [-]
Jv Anzahl an Trennflächen, welche ein Gebirgsvolumen von 1 m3 kreuzen (volumetric
joint count) [1/m]
ND Anzahl an Trennflächenscharen im gesamten betrachteten Gebirgsvolumen (number
of discontinuity sets, ND ≥ 3) [-]
fi Trennflächenfrequenz der Trennflächenschar i [1/m]
sn,i Trennflächennormalabstand der Trennflächenschar i [m]
Bei der Methode nach Dinc et al. [18] wird der Durchtrennungsgrad λi der einzelnen Trenn-
flächenscharen nicht oder nur indirekt über die Verzahnung (degree of interlocking di ) be-
rücksichtigt. Aufgrund dessen ist ein möglicher Einfluss des Durchtrennungsgrades λi auf die
Streubreite des GSI mithilfe des äquivalenten Blockvolumens Vb nach Cai et al. [15] wie folgt
einzukalkulieren:
p
3
Sn = Vb (F.36)
ND
Jv = (F.37)
Sn
wobei
Sn Mittlerer Trennflächennormalabstand [m]
Vb Äquivalentes Blockvolumen nach Gleichung (F.27) [m3 ]
Gleichungen 142
Unabhängig davon, ob das Gebirge im ungestörten oder gestörten Zustand vorliegt, kann
über das untere Diagramm in Abbildung F.8 der Verzahnungsgrad di (degree of interlocking)
für die jeweilige Trennflächenschar festgelegt werden. Durch die Ausbruchsarbeiten kann es
jedoch wie bereits erwähnt zu einer Auflockerung des Gebirgsverbandes kommen, wodurch sich
die Trennflächeneigenschaften hinsichtlich Öffnungsgrad verschlechtern und ein verminderter
Verzahnungsgrad di zu wählen ist. Im Hoek-Brown Kriterium werden die Festigkeitskennwerte
des Gebirges ϕrm und crm von den Parametern mb und s∗ dargestellt und sind bei einer Auf-
lockerung des Gebirges zu reduzieren. Hierfür sind in Abhängigkeit des Verzahnungsgrades di
die Reduzierungsfaktoren rmb und rs entweder über die Gleichungen (F.40) bzw. (F.41) zu
bestimmen oder aus dem unteren Diagramm in Abbildung F.8 herauszulesen und für die
Berechnung der Parameter mb und s∗ im neu formulierten Hoek-Brown Bruchkriterium (siehe
Seite 148) heranzuziehen.
0, 05 − 0, 05di
rmb = + 0, 5 (F.40)
−1, 90
0, 05 − 0, 05di
rs = (F.41)
−0, 95
Gleichungen 143
Mechanical or hand excavation in poor quality rock mas- 0 – 0,5 (no invert)
ses (no blasting) results in minimal disturbance to the
surround rock mass. Where squeezing problems result in
significant floor heave, disturbance can be severe unless a
temporary invert is placed.
Small scale blasting in civil engineering slopes results 0,7 (good blasting) – 1,0 (poor
in modest rock mass damage, particulary if controlled blasting)
blasting is used.
Very large open pit mine slopes suffer significant distur- 0,7 (mechanical excavation) –
bance due to heavy production blasting and also due to 1,0 (production blasting)
stress relief from overburden removal. In some softer rocks
excavation can be carried out by ripping and dozing and
the degree of damage to the slope is less.
Tabelle F.6: Störungsgrad D (disturbance factor) in Abhängigkeit der Ausbruchs- bzw. Ab-
bruchmethode, modifiziert nach Hoek et al. [33]
Gleichungen 144
1
0,9
Reduction factor rs
0,6 0,2
0,3
0,7 0,4
0,5
0,8 0,6
0,7
0,9 0,8
0,9
1 1
A B C D E
degree of boundary
alignment of blocks decrease
aperture of discontinuities increase
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1
Degree of interlocking di
Excavation terms
a Mechanical excavation
b Controlled good blasting
c Good blasting
d Poor blasting
Interlocking terms Description
A Fully-interlocked Boundary alignment of blocks are perfect and
aperture < 1 mm
B Well-interlocked Boundary alignment of blocks are good and aper-
ture 1-5 mm
C Moderately-interlocked Boundary alignment of blocks are moderate and
aperture > 5 mm
D* Poorly-interlocked Boundary alignment of blocks are poor and aper-
ture 5 mm
E* Almost non-interlocked Almost no boundary alignment of blocks
* generally do not observed in jointed rock mass naturally without disturbance
Tabelle F.7: Beschreibung der Kategorien (a-d) der Ausbruchsmethoden und der Kategorien
(A-E) des Verzahnungsgrades in Abbildung F.8, modifiziert nach Dinc et al. [18]
Die Beschaffenheit und folglich die Scherfestigkeit der Trennflächen wird im GSI-System nach
Dinc et al. [18] mit dem surface condition rating SCR berücksichtigt:
SCR = Rr + Rw + Rf (F.42)
Die Rauigkeit Rr (roughness rating), die Verwitterung Rw (weathering rating) sowie die Fül-
lung Rf (infilling (gauge) rating) der Trennflächen können anhand der Klassifizierungstabelle
F.8 bestimmt werden.
Der Klassifizierungswert der Trennflächenbeschaffenheit SCR ist zwischen 0 und 1 zu Norma-
lisieren (normalized surface condition rating NSCR ):
F.8.4 Gesteinshärte A
Aus Abbildung F.9 ist der Parameter A (hardness constant of intact rock) in Abhängigkeit
der einaxialen Druckfestigkeit σc,i und des Elastizitätsmoduls Ei des intakten Gesteins zu
bestimmen.
Gleichungen 146
Tabelle F.8: Klassifizierung der Rauigkeit Rr (roughness rating), der Verwitterung Rw (wea-
thering rating) und der Füllung Rf (infilling (gauge) rating) von Trennflächen,
modifiziert nach Dinc et al. [18]
A=
b high strength
4,
c moderate strength
5
100
A=
d medium strength
4
e low strength
A=
10
A=
2,
5
A=
2
A
=
1
1
1 10 100 500
Uniaxial strength of rock material σc,i [MPa]
Abbildung F.9: Gesteinshärte A (hardness constant of intact rock), modifiziert und neu
entworfen nach Dinc et al. [18]
Gleichungen 147
Die Festigkeit des Gebirges ist angesichts der Tatsache, dass das Gebirge von Trennflächen
(Schichtungs- oder Schieferungsflächen, Kluftflächen, etc.) durchzogen wird, immer kleiner als
die einaxiale Druckfestigkeit des intakten Gesteins σc,i . Inwiefern die Gebirgsfestigkeit von
der Gesteinsfestigkeit abweicht, ist nach Dinc et al. [18] unter anderem abhängig von:
• Gesteinshärte A (hardness constant)
– Einaxiale Druckfestigkeit des intakten Gesteins σc,i
– Elastizitätsmodul des intakten Gesteins Ei
• Trennflächenbeschaffenheit NSCR (normalized surface condition rating)
– Rauigkeit Rr (roughness rating) der Trennflächen
– Verwitterung Rw (weathering rating) der Trennflächen
– Füllung Rf (infilling (gauge) rating) der Trennflächen
• Zerlegungsgrad SR (structure rating)
• Störungsgrad D (disturbance factor)
• Verzahnungsgrad di (degree of interlocking)
Eine Verminderung des Verzahnungsgrades di resultiert in einer Reduktion des Reibungs-
winkels ϕrm und der Kohäsion crm , welche im Hoek-Brown Kriterium vorwiegend von den
Parametern mb bzw. s bestimmt werden. Aufgrund dessen wird nach Dinc et al. [18] zwi-
schen der Gebirgsfestigkeit bei vollständiger Verzahnung σc,rm und der Gebirgsfestigkeit bei
verminderter Verzahnung σ̄c,rm unterschieden, um einen Einfluss des Verzahnungsgrades di
ersichtlich zu machen. In beiden Fällen ist die erhöhte Zerlegung des Gebirges über den
Störungsgrad D bereits inkludiert.
Das Verhältnis der Gebirgsfestigkeit bei vollständiger Verzahnung σc,rm zur einaxialen Druck-
festigkeit des intakten Gesteins σc,i wird durch den Parameter SRRc (compressive strength
reducing ratio) beschrieben und errechnet sich wie folgt:
σc,rm
σc,rm = SRRc · σc,i → SRRc = = Cω (F.44)
σc,i
C = 1, 75 · A0,65 + A · NSCR (F.45)
(SRd − 100) (100 − SRd )
ω= −SRd
(F.46)
4000 · (2π) 100
Gleichungen 148
!a∗
σ0
σ10 = σ30 + σc,i mb 3 + s∗ (F.47)
σc,i
1/a∗
9 · ln SRRc
mb = mi exp (F.48)
28 · rmb
∗
s∗ = SRRc1/a · rs (F.49)
( h ∗
i )
1/a
1 −100−9·ln SRRc /15
a∗ = 0, 5 + e − e−20/3 (F.50)
6
∗
σ̄c,rm = σc,i · (s∗ )a (F.51)
F.9.1 Primärspannungszustand
p 0 = γ · H0 (F.52)
1 − k0
p0,a = p0 · (F.53)
2
1 + k0
p0,s = p0 · (F.54)
2
wobei
k0 Seitendruckbeiwert [-]
p0 Vertikale Primärspannung [MPa]
p0,a Asymmetrischer Anteil der vertikalen Primärspannung [MPa]
p0,s Symmetrischer Anteil der vertikalen Primärspannung [MPa]
H0 Überlagerung über Tunnelfirste [m]
γ Wichte des Gesteins [kN/m3 ]
Bei einem Seitendruckbeiwert von k0 = 1, 0 ergibt sich die Gleichung (F.53) zu Null, wo-
durch der asymmetrische Anteil der Primärspannung entfällt und folglich die Ergebnisse
(Spannungen, Verformungen) allseitig gleich sind (z. B. uR̃,F = uR̃,U ).
1
pk,el = crm,el · (F.55)
tan ϕrm,el
1
pk,pl = crm,pl · (F.56)
tan ϕrm,pl
ϕrm,el
λp,el = tan2 45 + (F.57)
2
ϕ
rm,pl
λp,pl = tan2 45 + (F.58)
2
wobei
crm,el Äquivalente Kohäsion des Gebirges im pre-failure-Bereich [MPa]
crm,pl Äquivalente Kohäsion des Gebirges im post-failure-Bereich [MPa]
pk,el Zugfestigkeit des Gebirges im pre-failure-Bereich entsprechend dem Mohr-Coulomb
Bruchkriterium [MPa]
Gleichungen 150
p0 · (3 − k0 )
σr,R̃ = − pk,el · sin ϕrm,el (F.59)
λp,el + 1
(
0 wenn σr,R̃ ≤ 0
σr,R̃ = (F.60)
σr,R̃ wenn σr,R̃ > 0
! 1
σr,R̃ + pk,pl λp,pl −1
R̃ = R0 · (F.61)
pi + pk,pl
(
0 wenn R̃ ≤ R0
df = (F.62)
R̃ − R0 wenn R̃ > R0
wobei
df Stärke der plastischen Zone [m]
pi Innendruck [MPa]
R0 Hohlraumradius [m]
R̃ Radius der Gleitbruchzone [m]
σr,R̃ Radialspannung am Grenzkreis (Übergang von der plastischen Zone zu der elasti-
schen Zone) [MPa]
Jene mögliche Zone, innerhalb deren die Sekundärspannungen die Gebirgsfestigkeit überschrei-
ten (Überbeanspruchung), wird als plastische Zone bezeichnet und kann mit Gleichung (F.62)
ermittelt werden.
Gleichungen 151
R̃ h i
uR̃,F = · (1 + ν) · p0,s − σr,R̃ + 3 − ν − 4ν 2 · p0,a (F.63)
Erm
R̃ h i
uR̃,U = · (1 + ν) · p0,s − σr,R̃ − 3 − ν − 4ν 2 · p0,a (F.64)
Erm
wobei
uR̃,F Radiale Verformung oberhalb der Firste am Grenzkreis (Übergang von der plasti-
schen Zone zu der elastischen Zone) [m]
uR̃,U Radiale Verformung seitlich der Ulme am Grenzkreis (Übergang von der plastischen
Zone zu der elastischen Zone) [m]
Erm Gebirgsmodul [MPa]
ν Poissonzahl [-]
Die nachfolgenden Gleichungen sind nur dann anzuwenden, wenn eine plastische Zone ausge-
bildet ist und folglich df > 0 gilt.
uR̃,F − uR̃,U
uR̃,a = (F.65)
2
uR̃,F + uR̃,U
uR̃,s = (F.66)
2
wobei
uR̃,a Asymmetrischer Anteil der elastischen Radialverformung [m]
uR̃,s Symmetrischer Anteil der elastischen Radialverformung [m]
" # 1
λp,pl −1
p0 + pk,pl
R̄ = R0 (F.67)
λp,pl · (pi + pk,pl )
wobei
R̄ Radius bei dem die Tangentialspannung σθ der vertikalen Primärspannung p0
entspricht [m]
Gleichungen 152
!κ+1
λp,pl −1
R̄ R0
Ku,R0 = C̄1 · −
R0 R̄
( " #)
pk,el pk,pl
· 2− · λp,el − 1 − · (λp,el + 1)
p0 pk,el
!κ+1
R̄ pk,pl
− C̄2 · − 1 · 1 + (F.72)
R0 p0
wobei
Ku,R0 Koeffizient (Überbeanspruchter Bereich mit abnehmender Axialspannung) [-]
!κ+1 !λp,pl −1
R̃ R̄
Ku,R̃,1 = C1 · −
R̄ R̃
( " #)
pk,el pk,pl
· 2− · λp,el − 1 − · (λp,el + 1)
p0 pk,el
!κ+1
R̃ pk,pl
− C2 · −1 · 1+
(F.73)
R̄ p0
Gleichungen 153
!κ+1
λp,pl −1
R̃ R0
Ku,R̃,2 = C1 · −
R0 R̃
( " #)
pk,el pk,pl
· 2− · λp,el − 1 − · (λp,el + 1)
p0 pk,el
!κ+1
R̃ pk,pl
− C2 · − 1 · 1 + (F.74)
R0 p0
(
Ku,R̃,1 wenn R0 ≤ R̄
Ku,R̃ = (F.75)
Ku,R̃,2 wenn R0 > R̄
wobei
Ku,R̃ Koeffizient (Überbeanspruchter Bereich mit konstanter Axialspannung) [-]
R̄ · uR̃,s · R̃ κ+1 + p0 · K
wenn R0 ≤ R̄
R̃ R̄ Erm u,R̃
uR̄ = (F.76)
0 wenn R0 > R̄
wobei
uR0 Plastische Radialverformung in Abhängigkeit vom Winkel ψ [m]
uR0 ,a Asymmetrischer Anteil der plastischen Radialverformung [m]
uR0 ,s Symmetrischer Anteil der plastischen Radialverformung [m]
uR̄ Radiale Verformung bei R̄ [m]
ψ Winkel in Umfangsrichtung beginnend bei der Firste [°]
Um die radialen Verformungen der Firste bzw. der Ulme zu erhalten, ist für den Winkel ψ in
Gleichung (F.79) ein Wert von 0° bzw. 90° einzusetzen:
1 + sin ϕ 2 · c · cos ϕ
σ10 = σ30 · + (F.82)
1 − sin ϕ 1 − sin ϕ
wobei
c Kohäsion [MPa]
ϕ Reibungswinkel [°]
σ10 Größte effektive Hauptnormalspannung zum Zeitpunkt des Versagens [MPa]
σ30 Kleinste effektive Hauptnormalspannung zum Zeitpunkt des Versagens [MPa]
F.10.2 Gebirgsparameter
0
!a∗
0 0
mb · σ3,j
σ1,j = σ3,j + σc,i · + s∗ für j in 1:8 (F.89)
σc,i
8
σ10 = 0
X
σ1,j (F.90)
j=1
σ30 σ10 0 0
j = σ3,j · σ1,j für j in 1:8 (F.91)
8
σ30 σ10 = σ30 σ10
X
j (F.92)
j=1
2
2
σ30 0
= σ3,j für j in 1:8 (F.93)
j
8
2 2
σ30 = σ30
X
(F.94)
j
j=1
σ 0 ·σ 0
σ 0 σ 0 − 38 1
β= 3 1 2 (F.95)
(σ0 )
σ30 2 − 83
wobei
a∗ Äquivalente Hoek-Brown Konstante des Gebirges [-]
mb Äquivalente Hoek-Brown Konstante des Gebirges [-]
s∗ Äquivalente Hoek-Brown Konstante des Gebirges [-]
σc,i Einaxiale Druckfestigkeit des intakten Gesteins [MPa]
Durch Umformen der Gleichungen (F.83), (F.84) und (F.85) können die Gebirgsparameter
wie folgt berechnet werden:
σ10 σ0
σc,rm = −β· 3 (F.96)
8 8
β−1
ϕrm = arcsin (F.97)
β+1
σc,rm · (1 − sin ϕrm )
crm = (F.98)
2 · cos ϕrm
Der kritische Ausbaudruck pcr eines kreisrunden Hohlraumes bei hydrostatischen Spannungs-
verhältnissen (k0 = 1), ab dem der Innendruck pi der Ausbruchssicherung nicht mehr ausreicht
und es zu einem Versagen des umgebenden Gebirges kommt, ist durch folgende Gleichung
definiert:
2 · p0 − σc,rm
pcr = (F.99)
β+1
Gleichungen 156
wobei
p0 Vertikale Primärspannung [MPa]
pcr Kritischer Ausbaudruck [MPa]
n o 1
2·[p0 ·(β−1)+σc,rm ] β−1
R0 · wenn pi < pcr
R̃ = (1+β)·[(β−1)·pi +σc,rm ] (F.100)
R0 wenn pi ≥ pcr
(
0 wenn R̃ = R0
df = (F.101)
R̃ − R0 wenn R̃ > R0
wobei
df Stärke der plastischen Zone [m]
pi Innendruck [MPa]
R0 Hohlraumradius [m]
R̃ Radius der Gleitbruchzone [m]
1+ν
uR̃ = R0 · · (p0 − pi ) (F.102)
Erm
wobei
uR̃ Elastische Radialverformung [m]
Erm Gebirgsmodul [GPa]
ν Poissonzahl [-]
Die nachfolgende Gleichung ist nur dann anzuwenden, wenn eine plastische Zone ausgebildet
ist und folglich df > 0 gilt.
!2
1+ν R̃
uR0 = R0 · · 2 · (1 − ν) · (p0 − pcr ) · − (1 − 2ν) · (p0 − pi ) (F.103)
Erm R0
wobei
uR0 Plastische Radialverformung [m]