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Teilprojekt:
Modellbasierte Signalsimulation; parametrisierte Inversion
bearbeitet am:
Universität zu Köln
Institut für Geophysik und Meteorologie
Zülpicher Str. 49a
50674 Köln
Abschlussbericht HuMin/MD
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1 Aufgabenstellung
1.1 Hintergrund
Das Gesamtziel des Vorhabens und somit die Zielsetzung des Projektverbunds Hu-
Min/MD ist es, die hohen Falschalarmraten beim Einsatz von Metalldetektoren zum
Humanitären Minenräumen zu reduzieren. Dazu hat der Projektverbund das Potenzial
nachgeschalteter mathematischer Methoden zur Analyse der von Metalldetektoren
konventioneller Bauart gelieferten Messdaten herausgearbeitet. Zur Erreichung des
Gesamtziels wurden parallel zwei methodische Ansätze verfolgt: (1) Lokale 3D-
Bildgebung und (2) Signalanalyse. Darüber hinaus wurden ergänzende Arbeiten zum
Bodeneinfluss und zur Messtechnik-Optimierung durchgeführt (vgl. Abbildung 1).
Grundlegende technische Modifikationen an herkömmlichen Metalldetektoren waren
explizit nicht Gegenstand dieses Vorhabens.
Abschlussbericht HuMin/MD
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1.3 Schwerpunkte im Vorhaben
Die lokale 3D-Bildgebung hat zum Ziel, ausgehend von Messungen mit Metalldetek-
toren an verschiedenen Orten, die genaue räumliche Metallverteilung im Boden unter
Berücksichtigung der Maxwell’schen Gleichungen zu rekonstruieren. Dazu wurden e-
tablierte Verfahren der lokalen 3D-Bildgebung und der Tomographie an die Gegeben-
heiten beim Humanitären Minensuchen angepasst, was insbesondere die Adaption an
elektromagnetische Induktionsdaten wie auch die Berücksichtigung der räumlichen
Rahmenbedingungen (Messungen nur oberhalb des Bodens) umfasste. Grundsätzlich
wurden zwei verschiedene Herangehensweisen entwickelt: Zum einen direkte Inversi-
onsverfahren mit mathematischen Algorithmen, wie beispielsweise die Linear-
Sampling-Methode, die Faktorisierungsmethode und die Punktquellenmethode. Zum
anderen kamen Verfahren auf Basis von schnellen Vorwärtsrechnungen zum Einsatz,
die über einen iterativen Soll-Ist-Abgleich zum Ergebnis führen.
Die Auswertung der Signale mit Methoden der Signalanalyse hat zum Ziel, wiederkeh-
rende Muster in den Signalen der Metalldetektoren ausfindig zu machen, um auf diese
Weise die Minensignaturen besser als bisher von Signaturen anderer verborgener Ge-
genstände zu unterscheiden. Dabei wurde untersucht, inwieweit dem Minensucher vor
Ort weitere Informationen zur Verfügung gestellt werden können, wie beispielsweise
Metallsorte, Vergrabungstiefe, etc. Es wurden dabei moderne Konzepte der Merk-
malsextraktion und -klassifikation zum Einsatz gebracht, wie beispielsweise Support-
Vektor-Maschinen, Neuronale Netzwerke oder Bayes-Klassifikatoren; verschiedene
phänomenologische und physikalische Zusammenhänge wurden bei der Implementie-
rung ebenfalls berücksichtigt. Darüber hinaus wurden auch Arbeiten zur Vorverarbei-
tung der Daten (z. B. Rauschbefreiung) durchgeführt.
Im Hinblick auf den Bodeneinfluss ist bekannt, dass die elektromagnetischen Eigen-
schaften des Bodens (beispielsweise die magnetische Suszeptibilität oder die elektri-
sche Leitfähigkeit) die Messsignale beeinflussen können. Innerhalb des Projektver-
bunds wurden daher quantitative Untersuchungen zu diesem Thema durchgeführt. –
Im Bereich der Messtechnik-Optimierung wurde untersucht, ob sich durch einfache
Hardware-Ergänzungen an herkömmlichen Metalldetektoren ortsaufgelöste Messdaten
beschaffen lassen. Im Vergleich zu reinen Zeitreihen ist eine Klassifikation mit derarti-
gen Daten leichter zu bewerkstelligen. Darüber hinaus war es Ziel des Projektver-
bunds, Optimierungsmöglichkeiten im Design von Metalldetektoren aufzuzeigen.
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1.4 Teilziel des Teilprojektes „modellbasierte Signalsimulation; parametrisierte In-
version“
Basierend auf den entwickelten Simulationen soll eine Inversion der Daten durchge-
führt werden (Modul1, Arbeitspaket 2), bei der aus den gemessenen Daten, mit zum
Beispiel einem Marquardt-Levenberg-Verfahren, der Parametersatz des Modells be-
stimmt wird, dessen Signal am besten mit den gemessenen Daten übereinstimmt. Auf
diese Weise können die Position, die Gestalt und die elektromagnetischen Eigenschaf-
ten des detektierten Objektes bestimmt werden und so dem Minensucher wichtige Zu-
satzinformationen liefern.
Inhalt von Modul 2 war die persönliche Kontaktaufnahme und Koordination der Kontak-
te mit den Herstellern von Minendetektionsgeräten, sowie die Ausarbeitung konkreter
Rahmenbedingungen für eine Kooperation.
Am Institut für Geophysik und Meteorologie der Universität zu Köln wurden bereits
zahlreiche erfolgreiche Simulationen und Inversionen von induktiven Messungen
durchgeführt. Eine erste Simulation einer Kugel im homogenen leitfähigen Halbraum
existierte bereits. Parametrisierte Inversionen für dreidimensionale Vulkanmodelle von
induktiven Messdaten wurden mit Erfolg durchgeführt. Mit den Herstellern der Metall-
detektoren bestanden bereits durch vorherige Projekte Kontakte seitens der Firma
HarbourDom GmbH.
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3 Planung und Ablauf des Vorhabens
Bei der Planung wurde von Beginn auf eine enge inhaltliche Abstimmung der einzelnen
Vorhaben geachtet, und diese auch in einem Rahmenplan dokumentiert. Ein besonde-
res Augenmerk wurde dabei auf den inhaltlichen Austausch zwischen den beiden
Schwerpunkten lokale 3D-Bildgebung und Signalanalyse gelegt.
Nach Beginn des Vorhabens erarbeiteten die Projektpartner im Rahmen der jeweiligen
Arbeitspakete Beiträge zum Gesamtvorhaben. Zur Abstimmung der Zusammenarbei-
ten fanden regelmäßig Treffen für den gesamten Verbund (alle zwölf Monate) sowie in
den etablierten Schwerpunkten (alle sechs Monate) statt. Dabei wurden insbesondere
auch Aktivitäten zur zentralen Bereitstellung von Daten vereinbart. Die Koordination im
Projektverbund oblag dem Fraunhofer-Institut IPA.
Bei der zentralen Bereitstellung von Daten konnte im Verbund eine effektive Arbeitstei-
lung erzielt werden, und damit der Bereich reale Metalldetektor-Messdaten, syntheti-
sche Messdaten, Geräteparameter und Bodenparameter abgedeckt werden. Einige der
Aktivitäten in diesem Bereich sind in Abbildung 2 dargestellt.
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Abbildung 2: Zentrale Aspekte der Datenbereitstellung
Die in Modul 2 vorgesehen Kontakte zu den Herstellern sollten möglichst früh zustande
kommen um die notwendigen Geräteparameter für die genaue Simulation zu erhalten
oder weitere technische Einzelheiten klären zu können.
Zu Beginn des Projektes bestand der Stand der Forschung in der Simulation des Sig-
nals für eine magnetisch permeable und elektrisch leitende Kugel für eine einfache ko-
axiale Spulenanordnung. Als Beispiel sei hier die Arbeit von C. Bruschini (2002) ge-
nannt, der das Signal der Metalldetektoren für einfache Körper wie eine Kugel unter-
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sucht hat. Weitere Ansätze waren zu Beginn nicht bekannt. Auf dem Gebiet der para-
metriserten Inversion und der Berücksichtigung der Geräteparameter sei auf die ange-
führte Literatur verwiesen, die den Stand der Technik beschreibt.
Bruschini, C., 2002, a multidisciplinary analysis of Frequency domain metal detectors for humanitarian
demining, Ph.D. thesis, Vrije universiteit Brussel.
Commer, M., Helwig, S.L., Hördt, A., Tezkan, B., 2003, Three-dimensional constrained inversion of
LOTEM data from Mount Merapi, Indonesia, including topography: Geophysics in preparation
Hanstein, T., 2001, Der Einfluß der magnetischen Permeabilität auf elektromagnetische Felder, Abstrakt,
61. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft, Frankfurt, EM09.
Hanstein, T., 2000, Metalldetektion mit elektromagnetischen Methoden, Abstrakt, 60. Jahrestagung der
Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft, München, PAG11.
Helwig , S. L., Lange, J. und Hanstein, T. 2003, Kombination dekonvolvierter Messkurven zu einem langen
Transienten: Abstracts, 63. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft , Jena, EEP08
Helwig, S. L. und Hanstein, T. 2002a, Stromverlauf in einer TEM Sendespule: Abstracts, 62. Jahrestagung
der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft, Hannover, EMP05
Lavely, E.L., Grimm, R.E. and Weichman, P.B., 1998, Detection and Discrimination of UXO: Proceedingds
of UXO Forum ´98
Lee, T., 1984, The transient electromagnetic response of a magnetic or superparamagnetic ground, Geo-
physics, 49, 854-860.
Weichman, P.B., 1998, A systematic approach for computing the scattering of electromagnetic radiation
from small metallic objects: Proceedings of UXO Forum ´98.
Wait, J. R., A conducting sphere in a time varying magnetic field, Geophysics, 16, 666–372, 1951.
Die untenstehende Tabelle fasst die innerhalb des Projektes entstandene Zusammen-
arbeit unseres Teilprojektes mit den weiteren Teilprojekten zusammen. Weiterhin fand
ein Austausch wissenschaftlicher Ergebnisse mit C. Brusschini von der freien Universi-
tät Brüssel statt, sowie Treffen mit den Metalldetektorherstellern (Ebinger, Förster, Val-
lon), bei denen die aktuellen Forschungsergebnisse vorgestellt wurden und deren Ver-
wertbarkeit diskutiert wurde.
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Verbundpartner (VP) Art der Zusammenarbeit
Uni Göttingen Austausch und Vergleich von simulierten Daten
Uni Mainz/Uni Karlsr. Austausch und Vergleich von simulierten Daten
Uni Saarland Austausch und Vergleich von simulierten Daten
Uni Rostock Zusammenarbeit bei der Bestimmung der Geräteparameter und
der Messung mit kommerziellen Metalldetektoren, Nutzung von
Modellcodes für 3D-Vorwärtsmodelle, Bereitstellung von Model-
len zu best. Symmetrien
FhG-IPA Stuttgart Diskussion über Genauigkeitsanforderungen der Orts- und Lage-
bestimmung, Bereitstellung von Modelldaten, Nutzung des Pin-
pointingalgorithmus
FhG-IZFP Saarbrü- Nutzung der gemessene Daten, Zusammenarbeit bei der Be-
cken stimmung der Geräteparameter
GGA-Institut Hanno- Austausch über Gewinnung der benötigten Bodenparameter
ver
Die Durchführung der Arbeiten im Verbund fand in enger Kooperation mit verschiede-
nen Akteuren aus dem Bereich des Humanitären Minensuchens statt. Bei Aufgaben
und Fragestellungen, die nicht Bestandteil dieses Vorhabens waren, die aber dennoch
für die Bearbeitung des Vorhabens erforderlich waren, wurden Kooperationsvereinba-
rungen mit externen Institutionen abgeschlossen:
- Dr. Adam Lewis, Dr. Alois Sieber, Joint Research Centre (JRC), ISPRA:
Benutzung der Testflächen des JRC mit sieben verschiedenen Böden,
über 300 vergrabenen Testobjekten und einem X-Y-Scanner für die Da-
tenaufnahme.
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6 Erzielte Ergebnisse
Für die Simulation des Signals der Metalldetektoren wurden verschiedene Körper un-
tersucht, deren Signal durch analytische Formeln beschreibbar ist. Hierzu zählt das
Signal einer elektrisch leitfähigen und magnetisch Permeablen Kugel, das Signal eines
Ringes und eines Rotationsellipsoiden. Weiterhin wurde der Effekt der Gegeninduktion
bei zwei Kugeln und der Einfluss des Bodens auf das Signal untersucht. Die elektri-
sche Leitfähigkeit des Bodens und seine magnetische Permeabilität konnten dabei ein
statisches als auch ein Frequenzabhängiges Verhalten aufweisen.
Mit dieser Technik wurde ein Programm entwickelt, dass die Modellierung des Signals
von Objekten im Boden für verschiedene Metalldetektoren erlaubt, wobei auch die
Dämpfung durch den Boden berücksichtigt wird. Es zeigt sich, dass die Dämpfung
durch den Boden jedoch für die verwendeten Frequenzen und Zeiten, Bodenleitfähig-
keiten und relevanten Tiefen von bis zu 30 cm vernachlässigt werden kann. Für eine
genaue Berechung reicht also die Berechnung der sekundären Felder der Metallobjek-
te in Luft. Das Signal des Bodens kann nachträglich einfach hinzuaddiert werden. Die
Berechung des anregenden primären Magnetfeldes H0 kann einfach durch Anwenden
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des Biot-Savart’schen Gesetz durchgeführt werden. Es so möglich verschieden Spu-
lenformen exakt nachzubilden. Für das Dipolmoment einer Kugel erhält man:
G G
m = 2πb 3 D(ω )H 0 mit
D(ω ) =
(2μ r + 1)x − (2μ r + 1 + x 2 )tanh (x ) x = kb = b iωμ 0 μ r σ
(μr − 1)x − (μr − 1 − x 2 )tanh (x )
mit
Der Reflexionsfaktor D beschreibt nun den frequenzabhängigen Teil, deren Verlauf als
Funktion der Induktionszahl – Verhältnis Kugelradius b zur Skineindringtiefe - in der
Abbildung 3 gezeigt wird. Die induzierten Ströme in der Kugel haben einen negativen
Reflexionsfaktor, da sie nach der Lenz’schen Regel dem äußeren Feld entgegen wir-
ken. Für hohe Frequenzen oder idealer Leiter ist der Reflexionsfaktor –1, somit reell
und zeigt keine Phasenverschiebung. Eine rein magnetische Kugel hat einen positiven
Beitrag, der das anliegende Feld verstärkt. Der Grenzfall mit sehr hoher Permeabilität
führt zu einem doppelt so großen Faktor 2.
Die Beschreibung der elektromagnetischen Felder im Zeitbereich erhält man durch die
Transformation der Frequenzbereichsformulierung mittels einer schnellen Fouriertrans-
formation, wobei dazu wieder eine Spezialform der schnellen Hankeltransformation
benutzt wird.
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6.1.2 Das Signal des Bodens
Zahlreiche numerische Experimente zeigen, dass der Boden einen sehr großen Ein-
fluss auf das Messsignal hat und berücksichtigt werden muss.
Obwohl die Felder in den ersten 20 cm im Boden kaum gedämpft werden, hat der Bo-
den bis zu einer Tiefe von mehreren Metern sehr wohl einen Beitrag zum Gesamt-
messsignal. Besonders magnetische Böden haben eine sehr starke Einwirkung auf
Metalldetektoren. Im Frequenzbereich können schon kleine statische Suszeptibilitäten
zu großen Problemen führen. Bei manchen magnetischen Böden (magnetisch viskos)
ist die Suszeptibilität auch frequenzabhängig. Diese Böden zeigen bei Messungen im
Zeitbereich, wie auch im Frequenzbereich so starke Effekte, dass eine Detektion von
Metallen sehr schwierig wird.
Abb. 4: Einfluss eines magnetischen Bodens auf Messdaten einer koaxiale Spulen-
konfiguration bei harmonischer Anregung. Links: Realteil, Rechts: Imaginärteil
Während im Zeitbereich eine statische Suszeptibilität keinen Einfluss hat, ist der Ein-
fluss der frequenzabhängige Suszeptibilität auch noch bei sehr kleinen Werten groß
(Abbildung 5). Dieser Effekt tritt auf bei magnetischen Böden bei denen die Mineralkör-
ner eine Mindestgröße unterschreitet und Relaxationsprozesse in der Magnetisierung
entstehen.
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Abbildung 5: Einfluss eines magnetischen Bodens auf Messdaten einer koaxialen
Spulenkonfiguration bei stufenförmiger Anregung (Zeitbereich).
Der Drahtring ist ein noch einfacheres Modell als die Kugel. Die Änderung des magne-
tischen Flusses durch die Fläche A des Ringes induziert eine Spannung, die wiederum
einen elektrischen Strom I erzeugt. Die Stromstärke ist abhängig von der komplexen
Impedanz des Drahtes, d.h. innerer Widerstand R und Induktivität L des Ringes.
U ind = −iωμ 0 AH 0 = (R + iωL )I
Der Drahtring kann nun wieder als ein magnetischer Dipol dargestellt werden, angeregt
durch das anliegende Feld H0 und einem frequenzabhängigen Reflexionsfaktor D(ω)
G G iω
m = μ 0 A 2 D(ω )H 0 mit D(ω ) = −
1
.
L R + iω
L
Die Impulsantwort des Reflexionsfaktors im Zeitbereich kann hier direkt angegeben
werden und zeigt ein einfaches exponentielles Abklingen
D(t ) = −δ (t ) +
R −t R L
e .
L
Die Deltafunktion wird nur bei einer direkten zeitlichen Variation des Senderfeldes ak-
tiv.
Bei etwas höheren Frequenzen kann der Skineffekt im Draht eine Rolle spielen, die in-
duzierten Ströme werden auf die Drahtoberfläche gedräng. Der Widerstand und die In-
duktivität werden nun frequenzabhängig. Ist der Drahtdurchmesser wesentlich kleiner
als der Rinddurchmesser kann der Skineffekt des Drahtes durch den Skineffekt eines
geraden Leiters approximiert werden. Die Abbildung 6 zeigt den Reflexionsfaktor des
Drahtringes mit (blau) und ohne (rot) Skineffekt. Die Auswirkungen des Skineffektes ist
bei höheren Frequenzen im Imaginärteil gut sichtbar. Ohne Skineffekt nimmt der Ima-
ginärteil mit ω-1 ab und mit Skineffekt deutlich langsamer ω-1/2 ab. Die Symbole zeigen
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die Werte für einen Drahtring mit dem Ringradius von 1,4 cm und einem Drahtradius
von 0,28 cm für die Frequenzen 2,4 und 19,2 kHz. Der Einfluss des Skineffektes ist
besonders deutlich im Zeitbereich. Während ohne Skineffekt die Impulsantwort nur
durch eine Exponentialfunktion beschrieben wird, zeigt der Skineffekt zu frühen Zeiten
ein t-1/2 Verhalten, wie es auch bei einer Kugel beobachtet wird.
Abbildung 6: links der Reflexionsfaktor als Funktion der normierten Frequenz, Real-
teil (Linie), Imaginärteil (gestrichelt) mit (blau) und ohne (rot) Skineffekt. rechts: Im-
pulsantwort des Drahtringes ohne Skineffekt (rot) ist eine Exponentialfunktion und
mit Skineffekt (blau) zeigt zu frühen Zeiten ein t-1/2 Abklingverhalten, wie die Kugel
(grau).
Die Modellierung mit analytischen Methoden für eine besonders schnelle Vorwärts-
rechnung wurde auch für ein Sphäroidmodell entwickelt. Zunächst wurden zwei Grenz-
modelle betrachtet, ein ideal leitendes Sphäroid als Hochfrequenz-Näherung und ein
rein magnetisches Sphäroid für den Gleichstromfall. Für beide Näherungen lassen sich
einfache Formeln angeben, die das sekundäre Feld eines Sphäroiden beschreiben. Es
werden die beiden Fälle betrachtet, bei dem das anregende äußere Magnetfeld parallel
oder senkrecht zur Rotationsachse anliegt. Diese beiden Polarisationen zeigen ein
unterschiedliches Verhalten, je nachdem ob es sich um ein leitendes oder
magnetisches Objekt handelt. Als Sphäroide werden einmal das gestreckte Rotation-
sellipsoid (Prolate) und das abgeplattete Rotationsellipsoid (Oblate) betrachtet.
Bei der Modellierung wird weiterhin die Annahme gemacht, dass das Objekt klein ist
und das anregende und induzierende Magnetfeld am Objekt homogen ist. Für die De-
tektion von Landminen mit geringem Metallanteil ist diese Annahme sehr zutreffend.
Das sekundäre Magnetfeld des Objektes lässt sich dann als ein Dipolfeld beschreiben,
das Dipolmoment des Objektes normiert auf das äußere Magnetfeld ist dann die Pola-
risierbarkeit. Die Polarisierbarkeit ist unterschiedlich für gestreckte und abgeplattete
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Rotationsellipsoide und abhängig von der Anregungsrichtung des äußeren Magnetfel-
des.
Zeitgleich zu dieser Untersuchung wurde eine Arbeit von Smith und Morrision (2006) in
Geophysics veröffentlicht, die einen sehr ähnlichen Ansatz verfolgen. In dieser Arbeit
werden die Sphäroide auch durch äquivalente Kugeln approximiert, die Abweichung
von anderen numerischen Rechnungen betragen auch nur wenige Prozent. Der von
Smith und Morrision verwendete Ansatz bevorzugt Objekte mit einem hohen magneti-
schen Anteil, unser Ansatz ist besser geeignet für Objekte mit geringer magnetischer
Permeabilität. Daher werden zur Analyse von Messdaten beide Methoden verwendet.
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Ein wesentlicher Vorteil dieser durch Kugeln approximierten Sphäroide ist, dass die
Vorwärtsrechnung besonders schnell ist und sich sehr gut für eine Inversion der Mess-
daten eignet.
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6.1.5 Numerische Simulationen
Der Einfluss der Gegeninduktion soll hier exemplarisch an zwei Kugeln illustriert wer-
den. Beide besitzen einen Radius von 1 cm, eine Leitfähigkeit von 5,4 MS/m und eine
relative magnetische Permeabilität von 100. Die erste Kugel befindet sich 15 cm unter-
halb der Sendespule (R=10cm) auf ihrer Achse, die Position der zweiten Kugel variiert
zwischen 12 cm und 21 cm Tiefe, wobei sie sich ebenfalls auf der Rotationsachse der
Spule befindet.
Abbildung 9 zeigt die berechneten Spannungen für die analytische und die numerische
Lösung, jeweils mit und ohne Berücksichtigung der Gegeninduktion. Die Werte ohne
Gegeninduktion entsprechen dabei einfach der Summe der Einzelsignale der Kugeln.
Um trotz der enormen Dynamik des Signals die Daten gut vergleichen zu können, wur-
den die Bereiche, in denen die zweite Kugel oberhalb der ersten ist und die Bereiche
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wo, sie unterhalb ist, getrennt dargestellt. Der Vergleich der analytischen Lösung mit
der numerischen für die Spannungen ohne Gegeninduktion zeigt die hohe Genauigkeit
der COMSOL-Lösung (Abweichung < 0,1 %). Die jeweiligen Werte stimmen sowohl für
den Real- als auch für den Imaginärteil sehr gut überein. Es zeigt sich zudem, dass die
analytische Beschreibung der Gegeninduktion für Abstände zwischen den Kugeln grö-
ßer als 5 mm sich qualitativ gut mit den numerischen Ergebnissen deckt. Die Unter-
schiede bei kleinen Abständen beider Kugeln zeigen, dass wie vermutet, die Ausdeh-
nung der Kugeln ebenfalls eine Rolle spielt. Vor allem im Realteil erhält man einen
noch größeren Einfluss der Gegeninduktion auf die gemessenen Signale als es bei der
analytischen Berechnung der Fall ist.
Abbildung 10: Photo, Modell, Gitter und induzierte Stromdichte (rot: hoch, blau:
niedrig) für die Minensurrogate M1A.
Abbildung 10 zeigt ein Photo der Metallteile, das Modell, das Gitter und die induzierten
Ströme. Für die nichtmagnetische Aluminium-Kapsel wurde eine Leitfähigkeit von 17
MS/m angenommen. Die magnetische Permeabilität und die Leitfähigkeit der Stahlfe-
der und des Stahlbolzens wurden auf 20 und 5 MS/m gesetzt. Um eine ausreichende
Diskretisierung des Modellraums zu erreichen, wurden im Vorfeld anhand von Verglei-
chen zwischen analytisch und numerisch berechneten Daten für eine Kugel, die not-
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wenige Diskretisierung für jedes Metall bestimmt. Für das gezeigte Modell ergibt sich
daher eine Anzahl von ungefähr 250.000 finiten Elementen.
Abbildung 11: Induzierte Spannungen für die Minensurrogate M1A, ihre Einzelteile
und die Summe der Einzelteilsignale für 2,4 kHz und 19,2 kHz.
Bei den Modellierungen befindet sich die Surrogate in 15 cm Entfernung zu der Kreis-
runden Sendespule mit 10 cm Radius. Die Empfängerspule ist mit dieser identisch. Zur
Berechnung der induzierten Spannung aufgrund des sekundären Feldes wurde zu je-
dem Gitter eine Luftsimulation (alle Leitfähigkeiten null, alle Permeabilitäten 1) durch-
geführt und von dem Ergebnis abgezogen. Für eine Frequenz an einer Position dauert
die Simulation etwa 4 Stunden, für ein Profil mit beiden Frequenzen und elf Positionen
fast 4 Tage. Abbildung 11 zeigt die berechneten Spannungen für 2,4 kHz und 19,2
kHz.
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Abbildung 12: Induzierte Spannungen U für eine differentielle Spulenanordnung bei
f1=2,4 kHz und f2=19,2 kHz für die M3A in 10 cm (oben) und 15 cm (mitte) Tiefe
(Oberkante des Zündhütchens) und Orientierungen (oben und mitte aufrecht, unten
horizontal) und Vergleich mit den induzierten Spannungen eines Rotationsellipsoi-
den (”RE“, σ=4,56 MS/m, μr=2,88, b=1,07 cm, a=2,18 mm, Tiefen, oben: 15,04 cm,
mitte: 10 cm, unten: 14,99 cm). Das Signal für 2,4 kHz ist achtfach verstärkt. Für
den Imaginärteil ist zudem die gewichtete Differenz der beiden Imaginärteile gezeigt
(8*U(f=2,4 kHz) − U(f=19,2 kHz)).
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Anhand der Simulationsergebnisse lässt sich zeigen, dass die gegenseitige Wechsel-
wirkung zwischen den Teilen eine wichtige Rolle spielt. In allen Signalen ist die Summe
der Einzelteilsignale verschieden von dem Signal der M1A. Zudem variiert der Einfluss
der einzelnen Bauteile je nach Frequenz und Signalteil. Es handelt sich demnach um
ein komplexes System, wo eine exakte Rekonstruktion schwierig erscheint.
Für den Fall, dass man, wie es im Feld üblich ist aus Gründen der Bodenkompensation
nur die Differenz der mit ihrer Frequenz gewichteten Imaginärteile, sowie die beiden
Realteile betrachtet, kann jedoch ein Rotationsellipsoid bestimmt werden, der das glei-
che Signal wie die Mine erzeugt. Abbildung 12 zeigt Modellierungen für die Mine in
zwei verschiedenen Tiefen (Abstand der Oberkante des Zündhütchens zur Spule).
Für die Tiefe 15 cm wurde eine zusätzliche Modellierung für den Fall, dass die Metall-
teile um 90° gekippt sind durchgeführt um auch eine Richtungsabhängigkeit zu unter-
suchen. Es zeigt sich für alle drei Fälle, dass das Signal der beiden Realteile und der
gewichteten Differenz der Imaginärteile perfekt durch das Signal eines Rotationsel-
lipsoiden beschrieben werden kann. Dieser ist in etwa so groß wie alle drei Metallteile
zusammen und liegt mit seinem Mittelpunkt jeweils in der gleichen Tiefe wie die Ober-
kante des Zündhütchens.
Für die Minesurrogate M3B wurden die gleichen Simulationen durchgeführt, wiederum
mit dem Ergebnis, dass auch ihr Signal durch das Signal eines Rotationsellipsoiden
beschrieben werden kann.
Für eine exakte Simulation des Förster Minex 4.500 2FD Metalldetektors war es nötig
die Spulenform so genau wie möglich bei der Berechnung nachzubilden. Es zeigte
sich, dass die Sende- und Empfängerspulen hervorragend durch Teilsegmente zweier
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Ellipsen mit gleichem Mittelpunkt beschrieben werden können (Abbildung 13). Wäh-
rend die realen Spulen des Gerätes aus Leiterbändern mit mehreren Wicklungen be-
stehen, wurde für die Simulation jedoch nur eine einzelne Leiterschlaufe benutzt und
ein Verstärkungsfaktor eingeführt der die Mehrfachwicklungen und die eingebauten
Signalverstärker berücksichtigt.
Abbildung 13: Foto des Förster Minex 2FD 4.500 (rechts) und seines Sensorkopfes,
sowie eine Skizze der vermuteten Leiterbahnen. Die Sendespule liegt zwischen den
beiden roten gestrichelten Linien, die Bänder der Empfängerspulen zwischen den
blau gestrichelten. Die durchgezogenen Linien geben die Lage der einadrigen Sen-
de und Empfängerspulen an, wie sie für die Simulation benutzt wurden.
Die Abbildung 14 zeigt oben Messdaten, die in einer Ebene 25 mm oberhalb einer
Kupferkugel mit 28 mm Durchmesser aufgezeichnet wurden. In allen vier Signalteilen
ist deutlich die Doppel-D-förmige differentielle Empfängerspulenanordnung erkennbar,
sowie die Ellipsenform.
Durch den Vergleich von gemessenen und berechneten Daten für Messungen über 3
verschiedenen Kugeln (Stahl, Aluminium, Kupfer) gleichen Durchmessers in verschie-
denen Tiefen wurden die genauen Verstärkungseigenschaften des Gerätes und Ab-
messungen der Spulen bestimmt und bei den Simulationen im Folgenden berücksich-
tigt. Die für die Kupferkugel berechneten Daten sind in Abbildung 14 unten gezeigt. Für
Kupfer wurde eine Leitfähigkeit von 58 MS/m und eine relative magnetische Permeabi-
lität von 1 angenommen. Die Übereinstimmung mit den gemessenen Daten aus Abbil-
dung 14 ist exzellent und zeigt die hohe Genauigkeit der Simulation.
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_
Abbildung 14: Oben: Mit dem Förster Minex gemessene Daten über einer Kupferku-
gel (d=28mm) in 25 mm Abstand. Unten: Berechnete Daten für das Förster Minex
über einer Kupferkugel (d=28mm) in 25 mm Abstand. Für die Leitfähigkeit wurden 58
MS/m gewählt.
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Das Signal des homogenen Bodens wird wegen der differentiellen Empfängerspulen-
anordnung des Minex, die nur den horizontalen Gradienten der sekundären Felder
misst, nicht mit gemessen, da es sein Signalanteil in beiden Spulen gegenseitig auf-
hebt. Die Felder der Metallobjekte werden bei der Simulation daher in Luft berechnet.
Für eine exakte Simulation der Pulse-Induction-Geräte muss neben der Spulenform
noch die Übertragungsfunktion der Spule und die genaue Sendepulsform berücksich-
tigt werden. Für das Ebingergerät hat diese zum Beispiel eine bipolare Sägezahnform,
für das Vallongerät in etwa eine bipolare Rechteckform.
Die Spannung in der Spule als Funktion der Kreisfrequenz ω hängt ab vom Widerstand
R, Induktivität L, Kapazität C und dem Dämpfungswiderstand. R, L und C sind für die
Spulen bekannt, der Dämpfungswiderstand wurde unter der Annahme des aperiodi-
schen Grenzfalles abgeschätzt. Die sich so ergebende Übertragungsfunktion wurde im
Frequenzbereich in der Simulation berücksichtigt.
Abbildung 15 zeigt ein Beispiel für eine Anpassung der Daten, welche am Geräteaus-
gang des Vallon-Gerätes abgegriffen wurden. Zuvor wurde eine Messung ohne Objekt
subtrahiert um den Einfluss der Metallteile der Messapparatur zu entfernen. Die
Messungen wurden über einer Stahlkugel mit Radius 14 mm, Leitfähigkeit 5,46 MS/m
durchgeführt, die magnetische Permeabilität ist unbekannt. Für die Simulation wurden
die Parameter ohne weitere Anpassung verwendet; für die Permeabilität wurde ein
Wert von 220 angenommen. Außerdem wurden die Übertragungsfunktion der Spule
und die eingespeiste Stromfunktion berücksichtigt. Die Anpassung der Messdaten ge-
lingt exzellent, womit gezeigt ist, dass die Anwendung von Verfahren, die auf einer An-
passung von Modellen beruhen oder implizit physikalische Modelle benutzen, prinzi-
piell möglich ist.
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Für das Ebinger-Gerät konnte eine ähnlich gute Anpassung des Signals erreicht wer-
den. Aufgrund der simpleren Spulenform des Ebinger-Gerätes (kreisrund gegenüber
einer abgerundeten, rechteckigen, lang gestreckten Form beim Vallon-Gerät) werden
im Folgenden nur Ebingerdaten gezeigt. Als Vorverarbeitung wurde jeweils eine Mes-
sung ohne Objekt subtrahiert. Der Einfluss der Metallteile der Messapparatur und des
Bodens auf das Signal kann so einfach eliminiert werden. Die Daten wurden daher nur
mit einer Simulation für Objekte in Luft ausgewertet.
Als erstes Modell wurden Kugeln gewählt. Es zeigte sich das sich mit Kugeln jedoch
nicht das komplexere Signal einzelner Minen erklären lässt, weshalb ein Rotationsel-
lipsoid als Modell gewählt wurde. Durch das verwendete Marquardt-Levenberg-
Verfahren wird bei der Inversion der Ellipsoid bestimmt dessen Signal am besten mit
dem gemessenen Daten übereinstimmt. Als Maß wird die L2-Norm der fehlergewichte-
ten Abweichung zwischen gemessenen und berechneten Daten gewählt. Variiert wer-
den dazu die Parameter, die nötig sind den Rotationsellipsoiden vollständig zu be-
schreiben, also seine Position (x,y,z), die beiden Halbachsen (a und b), seine Orientie-
rung (Deklination: Winkel zwischen Rotationsachse und der x-Achse in der Spulebene,
Inklination: Winkel zwischen Rotationsachse und der x-Achse senkrecht zur Spulebe-
ne), seine elektrische Leitfähigkeit und seine magnetische Permeabilität. Insgesamt
umfasst der zu bestimmende Modellvektor also neun Elemente.
Abbildung 16 zeigt die Inversion von Messdaten, die über einer Aluminiumkugel
(R=14mm) in 10 cm Abstand mit dem Försterdetektor aufgenommen wurden. Invertiert
wurden Daten auf einem etwa 20 cm mal 20 cm großen quadratischen Gitter mit 2 cm
Messpunktabstand, wobei aufgrund der später für Felddaten notwendigen Bodenkom-
pensation nur die beiden Realteile und die Differenz der Imaginärteile invertiert wurden.
Gezeigt wird ein Profil der Messung direkt über der Kugel, sowie die Anpassung durch
die Inversion. Wie zu erkennen ist die Übereinstimmung hervorragend. Die Inversion li-
efert als Ergebnis einen Sphäroiden mit der axialen Halbachse b=14,8mm und der
transversalen Halbachse a=13,7 mm. Die Abweichung vom tatsächlichen Radius der
Kugel ist also kleiner als ein Millimeter. Die Tiefe des Objektes wird mit 10,09 cm eben-
falls auf einen Millimeter genau bestimmt. Die erhaltenen Werte für die elektrische Leit-
fähigkeit (20 MS/m) und die relative magnetische Permeabilität (1) entsprechen den Li-
teraturangaben für Aluminium. Das Objekt wird kann also mit sehr hoher Genauigkeit
aus den gemessenen Daten Rekonstruiert werden.
Abschlussbericht HuMin/MD
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Abbildung16: Messdaten und deren Anpassung durch die Inversion für ein Profil
direkt über einer Aluminiumkugel (R=14mm) in 10 cm Tiefe. Dargestellt sind die
Realteile für 2,4 kHz und 19,2 kHz sowie die Differenz der Imaginärteile.
Des Weiteren wurden Messungen über anderen Kugeln in Luft und im Boden ausge-
wertet, sowie Daten die über Zylindern aus verschiedenen Metallsorten interpretiert. Im
Folgenden soll jedoch direkt ein Beispiel für die Inversion von Daten die über einer Mi-
ne aufgezeichnet wurden gegeben werden.
Bei der Mine handelt es sich um das Surrogat M3B (Abbildung 17), das sich durch ei-
nen langen horizontal ausgerichteten Stahlschlagbolzen auszeichnet. Abbildung 18
zeigt die Daten, die auf einem Profil direkt über der Mine aufgezeichnet wurden zu-
sammen mit den aus der Inversion erhaltenen Daten. Die Übereinstimmung ist sehr
gut. Die Orientierung des Schlagbolzens war bei dieser Messung senkrecht zur Dop-
pel-D-Achse des Minex-Gerätes. Die Oberkante der Mine befand sich 10 cm unterhalb
der Detektorspule. Die Inversion ergibt für diesen Datensatz einen Sphäroiden mit mit
der axialen Halbachse b=61,2 mm und der transversalen Halbachse a=4,1mm. Die
Tiefe des Rotationsellipsoiden stimmt mit 12,5 cm exakt mit der Tiefe der Metallteile im
Gehäuse überein. Die erhaltenen Werte für die elektrische Leitfähigkeit (5,5 MS/m) und
die relative magnetische Permeabilität (42) entsprechen den Literaturangaben für
Stahl.
Die Auswertung von Messungen mit verschiedenen Abständen zur Mine und verschie-
denen Orientierungen der Mine zeigte das ihr Signal stets durch den gleichen Rotati-
onsellipsoiden beschrieben werden kann, dessen Position jeweils mit der Tiefe der Me-
tallteile der Mine übereinstimmt. Es ist also möglich diese Mine durch diesen charakte-
ristischen Ellipsoiden zu identifizieren und ihre Tiefe zu bestimmen.
Abschlussbericht HuMin/MD
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Abbildung 16: Skizze der Mine M3B (Zylindrisch, R = 5, 5 cm, H = 5 cm) aus Nesti
und Verlinde, International Multi-sensor Mine Signature Measurement (MsMs) Cam-
paign - Test Protocol, Internet, URL: http://demining.jrc.it/msms/, 2003.
Abbildung 17: Gemessene (Linien) Daten über der M3B in 10 cm Tiefe. Invertiert
wurden die beiden Realteile, sowie die Differenz der gemessenen Imaginärteile.
Die Punkte zeigen das Signal des aus der Inversion erhaltenen Sphäroiden.
Auswertungen für andere Minentypen zeigten, dass auch ihr Signal durch Rotationsel-
lipsoide beschrieben werden kann, deren Tiefe mit der jeweiligen Tiefe der Metallteile
übereinstimmt, so dass hier die Möglichkeit gegebene ist Minen zu identifizieren.
Abschlussbericht HuMin/MD
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6.2.2.2 Inversion von PI-Detektordaten
Abbildung 18: Messdaten (Punkte) und deren Anpassung (Linien) durch die Inversi-
on für eine Messung über einer Stahlkugel (R=14mm) in 5 cm Tiefe an drei ver-
schiedenen Positionen. Die Kugel befindet sich bei x=y=0,3 m.
Bei der Auswertung weiterer Messungen über Kugeln und Zylindern zeigte sich, dass
bei den PI-Geräte eine genaue Kenntnis der Übertragungseigenschaften der verbauten
Elektronik und der Spule wesentlich ist für ein exaktes Inversionsergebnis. Da diese
jedoch nicht im Detail bekannt waren, sind die Ergebnisse etwas ungenauer als bei
dem Förstergerät.
Abschlussbericht HuMin/MD
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Die Anpassung von Daten die über dem Minensurrogat M3B in 2,5 cm Abstand ge-
messen wurden zeigt Abbildung 19. Wiederum wurden 25 Messpunkte invertiert. Auch
hier gelingt wieder eine gute Anpassung der Daten. Die erhaltenen Modellparameter
sind b=3,4 cm, a=0,4 cm und z=6,6 cm. Für die Leitfähigkeit ergibt sich ein Wert von 42
MS/m und für die relative magnetische Permeabilität 137. Die Werte stimmen sehr gut
mit der tatsächlichen Länge des Stahlbolzens der Mine (68 mm) und den Literaturwer-
ten der elektromagnetischen Eigenschaften für Stahl überein.
An der Messung direkt über der Mine (blau) zeigt sich aber bereits ein deutlicher
Rauschanteil im Signal, der bei größeren Distanzen und kleineren Objekten an Einfluss
gewinnt. Die PI-Detektormessungen konnten daher nur bei großen Objekten und klei-
nen Tiefen sinnvoll Ausgewertet werden. Es zeigte sich jedoch auch, dass für jede Mi-
ne ein charakteristischer Rotationsellipsoid gefunden werden kann, der eine Identifika-
tion der Mine und ihrer Tiefe zulässt.
Abbildung 19: Messdaten (Punkte) und deren Anpassung (Linien) durch die Inversi-
on für eine Messung über der M3B in 2,5 cm Tiefe an drei verschiedenen Positio-
nen. Die Mine befindet sich bei x=0,3 m und y=0,35 m.
Abschlussbericht HuMin/MD
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6.2.3 Automatisierte Inversion von Feldmessungen
Basierend auf der Erkenntnis, dass Minen durch charakteristische Sphäroide identifi-
ziert werden können, wurde ein Algorithmus entwickelt, mit dem eine größere Daten-
menge automatisch ausgewertet wurde.
Abbildung 20: Rechts: Messfeld in Ispra, links: Anordnung der im Boden einge-
brachten Objekte. Minensurrogate werden mit einem ”M“, Metallschrott mit ”CL“
,und Referenzkugeln mit ”RE“ oder ”PT“ bezeichnet. (aus Nesti und Verlinde,2003).
Mit diesem Algorithmus wurden die Daten ausgewertet, die mit dem Förster-Detektor
auf dem Messfeld in Ispra aufgezeichnet wurden (Abbildung 20). Benutzt wurden die
Daten von vier verschiedenen Böden (ferromagnetisch, tonig, lehmig und Sand). Aus-
gewertet wurden nur die Objekte die durch den Pinpointingalgorithmus des Fraunhofer
IPA detektiert wurden.
Abschlussbericht HuMin/MD
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Die Interpretation der Signale der 125 Objekte dauerte im Mittel 1 min pro Objekt auf
einem Handelsüblichen Laptop und ist somit online im Feld möglich. Von den 125 Ob-
jekten handelte es sich um 64 Minen und 61 weitere Metallteile. 47 Minen wurden rich-
tig identifiziert, bei 11 Minen war aufgrund zu schwacher Signale keine Interpretation
möglich und 6 Minen wurden nicht identifiziert. Von den 61 übrigen Metallteilen wurden
10 falsch als Mine identifiziert und bei 11 Objekten war aufgrund der schlechten An-
passungsqualität keine Aussage möglich.
Insgesamt konnte die Fehlalarmrate also deutlich gesenkt werden. hinsichtlich der 6
nicht identifizierten Minen ist jedoch noch eine Verbesserung des Algorithmus notwen-
dig. Eine Ausführliche Diskussion der Auswertung findet man bei J. Löhken, Analyti-
sche Berechnung, Finite Elemente Simulation und Inversion von Metalldetektorsigna-
len im Zeit- und Frequenzbereich, Dissertation an der Universität zu Köln, 2007.
Für eine Anwendung der entwickelten Auswertealgorithmen ist allerdings die Verwen-
dung von ortsreferenzierten Daten notwendig. Es wurde daher Positionierungssystem
entwickelt, mit dem sich solche Daten auf einfache Art und Weise aufgezeichnet wer-
den können. Es zeichnet sich durch seine Robustheit und hohe Genauigkeit aus.
Abbildung 21 zeigt das entwickelte System. Es besteht aus einem Brett, auf dem ein
Messraster in Form von regelmäßig angeordneten Vertiefungen angegeben ist und ei-
nem Zeigerarm, der an seinem Ende die zu den Vertiefung passenden Stöpsel auf-
weist (Abbildung 21 oben links, kleines Bild). Wird ein Objekt detektiert, kann zur ge-
naueren Untersuchung das Brett in den Bereich zwischen Minensucher und Fundstelle
gelegt werden (Abbildung 21 rechts). Der starr mit dem Detektorkopf verbundene Zei-
gerarm steht in Richtung Minensucher vom Detektor ab, so dass dessen Ende auf das
Brett gelegt werden kann. Die Länge der vier Stöpsel ist so gewählt, dass der Zeiger-
arm, wenn die Stöpsel in die entsprechenden Vertiefungen des Bretts eingelassen
wurden, direkt auf dem Brett aufliegt. Auf diese Art ist gewährleistet, dass der Detektor
immer in einer Ebene bewegt wird. Die Verwendung mehrerer Stöpsel verhindert zu-
Abschlussbericht HuMin/MD
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dem Drehungen des Sensorkopfes in der Ebene. Durch einfaches Löseder Stöpsel aus
den Vertiefungen und erneutes Einstecken an der nächsten Position kann auf einfache
Art und Weise ein Messraster abgeschritten werden. Zur Absicherung, dass das Brett
während der Messung nicht verrutscht, kann es mit mehreren Bodenspießen fixiert
werden. Abbildung 21 zeigt rechts die aktuelle Version eines funktionsfähigen Sys-
tems, bei der die Daten noch über ein Kabel auf ein Laptop übertragen werden. Die
nächste Entwicklungsstufe, bei der die Messung direkt auf einem PDA, das sich beim
Minensucher oder direkt am Detektor befindet, ausgewertet wird, ist in Arbeit. Bei spä-
teren Versionen ist eine Implementierung in das Gerät ohne weiteres denkbar.
Abschlussbericht HuMin/MD
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darstellen. Im weiteren Verlauf konnte jedoch aufgrund der persönlichen Kontakte der
zunächst geforderte Abschluss von Vertraulichkeits-/Geheimhaltungsverträgen um-
gangen werden. Grundsätzlich wurde innerhalb dieses Moduls ein kontinuierlicher Kon-
takt zur Informationsbeschaffung und Vertrauensbildung zu den Herstellern gehalten,
so dass es möglich war anfallende Fragen und Wünsche der Projektpartner gegenüber
den Herstellern zu koordinieren und umgekehrt anfallende Fragen der Hersteller an die
Projektgruppen weiter zu leiten. Dieser Kommunikationsweg hat sich insbesondere
auch bei der Beschaffung spezieller Parameteranfragen in Zusammenhang mit Test-
messungen auf dem Gelände in Ispra bewährt sowie bei der Abfrage von vertraulich
eingestuften Produktionsspezifikationen. Im Weiteren wurden Treffen einzelner Pro-
jektgruppen mit Vertretern der Herstellerfirmen koordiniert und realisiert. Bei der Su-
che nach original, Explosivstoff freien, Minenmodellen wurden zur Beschaffung die
Kontakte mit der Sprengschule Dresden aufgebaut.
Abschlussbericht HuMin/MD
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7 Voraussichtlicher Nutzen, Verwertbarkeit der Ergebnisse
Das Positionierungssystem ist bereits zum Patent angemeldet (Lange, J., L. Mollidor,
T. Hanstein, S. Helwig und M. Lohmer, Positionierungssystem für einen manuell zu
bewegenden Metalldetektor, zum Patent angemeldet, Aktenzeichen 102007014866.8,
2006). Die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten sind dabei jedoch davon abhängig, ob ein
Bedarf an Ortsreferenzierten Daten besteht. Die Erfolgaussichten des von uns entwi-
ckelte Algorithmus, der solche Daten benötigt, sind als gering einzustufen, da eine 100
% Zuverlässigkeit der Ergebnisse nicht gegeben ist.
Anders ist die Situation bei den entwickelten Simulationsprogrammen. Sie geben die
Möglichkeit am Computer schnell entscheidende Parameter des Detektors, wie das
Sendesignal, zu variieren und die Auswirkungen zu studieren. Diese Programme kön-
nen daher die Entwicklung neuer Detektoren stark beschleunigen und sind für die Her-
steller von Interesse.
Die wissenschaftlichen und technischen Ziele des Teilprojektes wurden erreicht. Eine
Ausführliche Darstellung findet man bei
Abschlussbericht HuMin/MD
33
sinnvoll den bisher entwickelten Auswertealgorithmus weiter zu entwickeln, um die Zu-
verlässigkeit der Ergebnisse noch weiter zu erhöhen. Denkbar ist auch eine Kombina-
tion mit ergänzenden Methoden wie dem Georadar.
Die verwendeten Simulationen können für die Entwicklung neuer Geräte weiter opti-
miert werden. Denkbar wären hier Zusammenarbeiten zwischen den einzelnen Herstel-
lern und der Universität. Erste Kontakte bestehen und sollen in Naher Zukunft konkreti-
siert werden.
8 Ergebnisse Dritter
Während der Laufzeit des Projektes wurden zwei wichtige Ergebnisse anderer Arbeits-
gruppen veröffentlicht, die beide die Simulation von Rotationsellipsoiden betreffen. Es
handelt sich um:
2004:
• Hanstein, T., Lange, J., Helwig, S. L., Donat, A., Tezkan, B. und Hördt, A. : Si-
mulation von Metalldetektoren zur Detektion von Landminen, 64. Jahrestagung
der deutschen geophysikalischen Gesellschaft, 2004, Berlin
2005:
Abschlussbericht HuMin/MD
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• T. Hanstein, J. Lange und S. L. Helwig: Der Einfluss (viskoser) magnetischer
Böden auf Metalldetektoren, 65. Jahrestagung der deutschen geophysikali-
schen Gesellschaft, 2005, Graz
• T. Hanstein, J. Lange und S. L. Helwig: Simulation unterschiedlicher Metallob-
jekte zur Detektion von Landminen mit Metalldetektoren, in O. Ritter (Her.) Pro-
tokoll über das 21. Kolloquium Elektromagnetische Tiefenforschung, 2005
• S. L. Helwig, T. Hanstein, A. Hördt, J. Lange, H. Ewald, H.-W. Glock, H. Krüger,
Th. Krüger, S. Schulze und U. van Rienen: Inversion von ortsaufgelösten Wir-
belstrommessdaten zur Bestimmung der Lage und Geometrie von Landminen,
2005, DGZfP Jaherstagung, Rostock
• J. Lange, T. Hanstein und S. L. Helwig: Inversion von Metalldetektordaten, 65.
Jahrestagung der deutschen geophysikalischen Gesellschaft, 2005, Graz
• J. Lange, J. Neumann, T. Hanstein und S. L. Helwig: Simulation von Metallde-
tektordaten mit FEMLAB, 65. Jahrestagung der deutschen geophysikalischen
Gesellschaft, 2005,Graz
• J. Lange, T. Hanstein und S. L. Helwig: Inversion von Metalldetektordaten im
Zeit- und Frequenzbereich, in O. Ritter (Her.) Protokoll über das 21. Kolloquium
Elektromagnetische Tiefenforschung, 2005
• J. Lange, T. Hanstein und S. L. Helwig: Numerische Simulation von Metallde-
tektordaten in 2D und 3D, in O. Ritter (Her.) Protokoll über das 21. Kolloquium
Elektromagnetische Tiefenforschung, 2005
• Jörn Lange, Jan Neumann, Tilman Hanstein und Stefan L. Helwig: Simulation
von Metalldetektordaten mit FEMLAB, Physik Journal, Sonderheft „Best of“,
September 2005
2006:
• T. Hanstein, J. Lange, S. L. Helwig: Auswirkung unterschiedlicher Metallobjekte
und Böden auf reale Metalldetektoren, 66. Jahrestagung der deutschen geo-
physikalischen Gesellschaft, 2006, Bremen.
• J. Lange, T. Hanstein und S. L. Helwig: Inversion von Pulse Induction und Con-
tinuous Wave Metalldetektordaten, 66. Jahrestagung der deutschen geophysi-
kalischen Gesellschaft, 2006, Bremen.
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• J. Lange, T. Hanstein und S. L. Helwig: Inversion of pulse induction and con-
tinuous wave metal detector data, AMEREM, 2006, Albuquerque
2007
Darüber hinaus sind Ergebnisse aus diesem Vorhaben auch zentral über das Fraunho-
fer-Institut IPA als koordinierendes Institut veröffentlicht worden:
• Eigenbrod, H., “Advanced Data Analysis Methods for Metal Detectors – Results
of the Project Network HuMin/MD”, BAM-ITEP-Workshop on “Realiability Tests
for Demining”, 30-31 January 2007, Berlin.
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