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Wohnblock Hansaviertel Berlin-Hansaviertel, Deutschland

1955–57 (mit TAC und Wils Ebert)

Für die Internationale Bauausstellung Interbau 1957 entwickelte Gro-


pius in Zusammenarbeit mit seinem TAC-Partner Norman C. Fletcher
einen Wohnblock, der sich mit einer konkaven Fassade nach Süden
zum Tiergarten orientiert.1 Der Bau liegt direkt am Park in der Nachbar-
schaft der Blöcke von Pierre Vago und Alvar Aalto. Gropius verfolgte
mit dem Bau das Ziel einer „Weiterentwicklung des typischen Berliner
Wohnhauses“2, während er das städtebauliche Konzept von individu-
ellen Solitären kritisierte. „Die Koordination ist schlecht, eher wie ein
Musterbuch der Architekten denn ein organisches Ganzes“3.

Die Wohnungsgrundrisse folgen dem Typus der Siedlungen Siemens-


stadt und Dammerstock der 1920er Jahre, auch wenn die Skelettkon-
struktion hier freiere Grundrisse ermöglichte.4 Die Wohnungen sind in
acht Geschossen vom Schema her gleich, nur dass die Balkone teil-
weise vor den Wohnzimmern und teilweise seitlich der Wohnzimmer
angeordnet sind, so dass eine schachbrettartige Rhythmisierung der
Fassade einer Monotonie entgegengewirkt. Nikolaus Pevsner sah darin
allerdings einen Formalismus: „Die Anordnung der Balkone erscheint
mir mehr vom Wunsch nach einem Oberflächenmuster diktiert als von
Planungsüberlegungen.“5 Im Dachgeschoss wurden Atelierwohnungen
mit Dachterrassen und im Erdgeschoss des nicht unterkellerten Ge-
bäudes Abstellräume realisiert. Die vier Treppenhäuser sind wie in der
Siedlung Siemensstadt durch verschiedene Farben voneinander ab-
gesetzt. Eine differenzierte Oberflächenbehandlung der Fassade zeigt
sich auch in blau gestrichenen Balkonunterseiten sowie unterschied-
lichen Putzstrukturen. Durch die Unterscheidung von rauen und glat-
ten Oberflächen wird in der Fassade im tektonischen Sinne die Kon-
struktion artikuliert.

1 Walter Gropius, u. a. (Hrsg.), The Architects Collaborative TAC 1945–1965, Teufen


1966, S. 94–97. Wils Ebert war als Berliner Kontaktarchitekt beteiligt.
2 Reginald R. Isaacs, Walter Gropius – Der Mensch und sein Werk, Berlin 1984, S. 1073.
3 Walter Gropius in einem Brief an Ise Gropius vom 23.09.1955, in: ebda., S. 1068.
4 Insbesondere im Gegensatz zum Wohnblock Alvar Aaltos sind die Wohnungsgrund-
risse konventionell.
5 Nikolaus Pevsner, „Berlin: City of Tomorrow“, in: The Listener, 08.08.1957, S. 197–199.

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164 Konkave Südfassade zum Park
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Grundriss Dachgeschoss
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165 Grundriss Erdgeschoss
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Wohnblock Hansaviertel

Ansicht von Südost


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166 Ansicht von Nordwest
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Gebäudeecke mit Dachterrasse
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167 Authenticated Sockelzone
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