Sie sind auf Seite 1von 14

TÜVIS-Prüfgrundlagen: Druckgeräte, Band 3/1, Register A AD 2000-Merkblatt A 2

Seite 1 Fassung 10.2001

Herausgeber: Verband der Technischen Überwachungs-Vereine e. V. (VdTÜV), Essen


-- Nur für die Sachverständigen der TÜV bestimmt -- Nachdruck nicht gestattet --

Sicherheitseinrichtungen AD 2000-Merkblatt
gegen Drucküberschreitung A2
-- Sicherheitsventile -- Ausgabe September 2001 *)

Diese TÜVIS-Prüfgrundlage ist ein Arbeitsmittel für den Sachverständigen.


Das Blatt enthält die einschlägigen Bestimmungen.
Sie sind ergänzt durch Auslegungen und Erläuterungen, die von Fachgremien erarbeitet wurden.
Der unterschiedliche Verbindlichkeitsgrad der wiedergegebenen Texte ist zu beachten.

Die AD 2000-Merkblätter werden von den in der „Arbeitsgemeinschaft Druckbehälter“ (AD) zusammenarbeitenden, nachstehend genann-
ten sieben Verbänden aufgestellt. Aufbau und Anwendung des AD 2000-Regelwerkes sowie die Verfahrensrichtlinien regelt das
AD 2000-Merkblatt G1.
Die AD 2000-Merkblätter enthalten sicherheitstechnische Anforderungen, die für normale Betriebsverhältnisse zu stellen sind. Sind über
das normale Maß hinausgehende Beanspruchungen beim Betrieb der Druckbehälter zu erwarten, so ist diesen durch Erfüllung
besonderer Anforderungen Rechnung zu tragen.
Wird von den Forderungen dieses AD 2000-Merkblattes abgewichen, muss nachweisbar sein, dass der sicherheitstechnische Maßstab
dieses Regelwerkes auf andere Weise eingehalten ist, z.B. durch Werkstoffprüfungen, Versuche, Spannungsanalyse, Betriebserfah-
rungen.
Fachverband Dampfkessel-, Behälter- und Rohrleitungsbau e.V. (FDBR), Düsseldorf
AD 2000-Merkblatt

Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften e.V., Sankt Augustin


Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI), Frankfurt/Main
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA), Fachgemeinschaft Verfahrenstechnische Maschinen
und Apparate, Frankfurt/Main
Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh), Düsseldorf
VGB PowerTech e.V., Essen
Verband der Technischen Überwachungs-Vereine e.V. (VdTÜV), Essen
Die AD 2000-Merkblätter werden durch die Verbände laufend dem Fortschritt der Technik angepasst. Anregungen hierzu sind zu
richten an den Herausgeber:

Verband der Technischen Überwachungs-Vereine e.V., Postfach 10 38 34, 45038 Essen.

Inhalt

0 Präambel 6 Einbau, Leitungen, Querschnitte


1 Geltungsbereich 7 Werkstoffe
8 Herstellung, Prüfung und Kennzeichnung der
2 Allgemeines Armaturgehäuse
3 Einteilung der Sicherheitsventile 9 Kennzeichnung von bauteilgeprüften
Sicherheitsventilen
4 Allgemeine Anforderungen an
10 Größenbemessung
Sicherheitsventile
11 Prüfungen
5 Besondere Anforderungen an gesteuerte
Sicherheitsventile und erforderliche 12 Besondere Bauarten oder Anwendungsfälle
Maßnahmen 13 Sicherheitsabsperrventile

0 Präambel Das AD 2000-Regelwerk folgt einem in sich geschlossenen


Auslegungskonzept. Die Anwendung anderer technischer
Zur Erfüllung der grundlegenden Sicherheitsanforderungen Regeln nach dem Stand der Technik zur Lösung von Teil-
der Druckgeräte-Richtlinie kann das AD 2000-Regelwerk problemen setzt die Beachtung des Gesamtkonzeptes vor-
angewandt werden, vornehmlich für die Konformitätsbewer- aus.
tung nach den Modulen „G“ und „B + F“.

*) Ersatz für Ausgabe Oktober 2000; = Änderungen gegenüber der vorangehenden Ausgabe
TÜVIS-Prüfgrundlagen: Druckgeräte, Band 3/1, Register A AD 2000-Merkblatt A 2
Seite 2 Fassung 10.2001

-- Nur für die Sachverständigen der TÜV bestimmt -- Nachdruck nicht gestattet --

Bei anderen Modulen der Druckgeräte-Richtlinie oder bei gesteuerten Sicherheitsventilen der größten Druck-
für andere Rechtsgebiete kann das AD 2000-Regelwerk änderungsgeschwindigkeit des abzusichernden Systems
sinngemäß angewandt werden. Die Prüfzuständigkeit richtet angepasst sein. Für gesteuerte Ventile ist die Zeitspanne
sich nach den Vorgaben des jeweiligen Rechtsgebietes. anzugeben, die nach Erreichen des Ansprechdruckes be-
nötigt wird, bis der erforderliche Hub zum Abführen des
angegebenen Massenstromes erreicht wird. Angegeben
wird ferner, für welchen Aggregatzustand des Mediums im
1 Geltungsbereich Steuerungssystem die Angaben gelten.

Dieses AD 2000-Merkblatt gilt für Sicherheitseinrichtungen


gegen Drucküberschreitung für Druckbehälter, bei denen
eine unzulässige Drucküberschreitung durch Öffnen von 3 Einteilung der Sicherheitsventile
Sicherheitsventilen oder Schließen von Sicherheitsabsperr-
ventilen 1) verhindert wird. 3.1 Einteilung der Sicherheitsventile nach ihrer
Öffnungscharakteristik

3.1.1 Normal-Sicherheitsventile
2 Allgemeines 2)
Diese Sicherheitsventile erreichen nach dem Ansprechen
2.1 Sicherheitsventile müssen dem Stand der Technik innerhalb eines Druckanstieges von maximal 10 % den für
entsprechen und für den Verwendungszweck geeignet den abzuführenden Massenstrom erforderlichen Hub (Aus-
sein. Das bedeutet: Sie müssen den geltenden Anforderun- nahme siehe Abschnitt 2.3). An die Öffnungscharakteristik
werden keine weiteren Anforderungen gestellt.

AD 2000-Merkblatt
gen an Werkstoffe und Bauart genügen, unter Berücksichti-
gung der jeweiligen Betriebsweise des Druckraumes -- ins-
besondere von Medium, Druck und Temperatur -- 3.1.2 Vollhub-Sicherheitsventile
zuverlässig arbeiten und den im Störungsfall abzuführen- Vollhub-Sicherheitsventile öffnen nach dem Ansprechen in-
den Massenstrom unter Einhaltung der Forderungen des nerhalb von 5 % Drucksteigerung schlagartig bis zum kon-
AD 2000-Merkblattes A 403 ableiten können. struktiv begrenzten Hub. Der Anteil des Hubes bis zum
In der Regel wird die Zuverlässigkeit im Hinblick auf die schlagartigen Öffnen (Proportionalbereich) darf nicht mehr
richtige Funktionsweise und den Massenstrom ohne Be- als 20 % des Gesamthubes betragen.
rücksichtigung der Einflüsse aufgrund chemischer Eigen-
schaften durch eine Bauteilprüfung 3) für den vorgesehenen 3.1.3 Proportional-Sicherheitsventile
Verwendungsbereich (Druck, Temperatur, Medium) festge-
stellt. Bei der Abnahmeprüfung des Druckbehälters werden Proportional-Sicherheitsventile öffnen in Abhängigkeit vom
die richtige Bemessung, Einstellung, Anordnung und die Druckanstieg nahezu stetig. Hierbei tritt ein plötzliches Öff-
Eignung für die vorgesehenen Betriebsverhältnisse und für nen ohne Drucksteigerung über einen Bereich von mehr
das Betriebsmedium geprüft, bei Sicherheitsventilen ohne als 10 % des Hubes nicht auf. Diese Sicherheitsventile er-
Bauteilprüfung auch die Zuverlässigkeit. reichen nach dem Ansprechen innerhalb eines Druckan-
stieges von maximal 10 % den für den abzuführenden
2.2 Sicherheitsventile müssen gemäß AD 2000-Merkblatt Massenstrom erforderlichen Hub (Ausnahme siehe Ab-
A 403 so bemessen und eingestellt sein, dass eine Über- schnitt 2.3).
schreitung des maximal zulässigen Druckes um mehr als
10 % verhindert wird. 3.2 Einteilung der Sicherheitsventile nach ihren
Bauarten
2.3 Sicherheitsventile öffnen innerhalb einer Öffnungs-
druckdifferenz von 10 % des Ansprechdruckes. Bei An- 3.2.1 Direkt wirkende Sicherheitsventile
sprechdrücken <1 bar kann die Öffnungsdruckdifferenz
bis 0,1 bar betragen. Dies ist bei der Festlegung des An- Direkt wirkende Sicherheitsventile sind Sicherheitsventile,
sprechdruckes gemäß Abschnitt 2.2 zu berücksichtigen. bei welchen der unter dem Ventilteller wirkenden Öffnungs-
kraft eine direkte mechanische Belastung (ein Gewicht, ein
2.4 Sicherheitsventile schließen innerhalb einer Druck- Gewicht mit Hebel oder eine Feder) als Schließkraft entge-
absenkung von 10 % bei kompressiblen und 20 % bei genwirkt.
inkompressiblen Medien unter dem Ansprechdruck. Bei
Sicherheitsventilen bis 3 bar Ansprechdruck dürfen bei 3.2.2 Gesteuerte Sicherheitsventile
kompressiblen Medien 0,3 bar und bei inkompressiblen
Medien 0,6 bar Druckabsenkung für das Schließen in An- Gesteuerte Sicherheitsventile bestehen aus Hauptventil
spruch genommen werden. und Steuereinrichtung. Hierunter fallen auch direkt wir-
kende Sicherheitsventile mit Zusatzbelastung, bei denen
2.5 Ansprechdruck und Zeit zwischen Erreichen des An- bis zum Erreichen des Ansprechdruckes eine zusätzliche
sprechdruckes und Erreichen des erforderlichen Hubes Kraft die Schließkraft verstärkt.
zum Abführen des Massenstromes müssen insbesondere
Die Schließkraft bzw. zusätzliche Kraft kann mechanisch
(z. B. durch Feder), durch Fremdenergie (z. B. pneuma-
tisch, hydraulisch oder elektromagnetisch) und/oder durch
1) Siehe auch Fußnote 10
Eigenmedium aufgebracht werden. Sie wird bei Überschrei-
2) Begriffe siehe DIN 3320
ten des Ansprechdruckes selbsttätig aufgehoben oder so
3) Verfahren und Umfang der Bauteilprüfung siehe VdTÜV-Merkblatt Sicher-
weit verringert, dass das Hauptventil durch den auf den
heitsventil 100; zu beziehen beim TÜV-Verlag GmbH, Postfach 90 30 60, Ventilteller wirkenden Mediumdruck oder durch eine andere
51123 Köln in Öffnungsrichtung wirkende Kraft öffnet. Hierbei kann das
TÜVIS-Prüfgrundlagen: Druckgeräte, Band 3/1, Register A AD 2000-Merkblatt A 2
Seite 3 Fassung 10.2001

-- Nur für die Sachverständigen der TÜV bestimmt -- Nachdruck nicht gestattet --

Hauptventil nach dem Be- oder Entlastungsprinzip betätigt bestehen. Bei Sicherheitsventilen mit mehr als einem Ven-
werden, und Steuereinrichtungen können nach dem Ruhe- tilteller muss die Belastung der einzelnen Teller unabhängig
oder Arbeitsprinzip wirken. voneinander erfolgen.
Das Belastungsprinzip ist dadurch gekennzeichnet, dass
das Hauptventil beim Aufbringen der Belastung öffnet. 4.5 Ausbildung der Schraubenfedern
Das Entlastungsprinzip ist dadurch gekennzeichnet, dass Schraubenfedern federbelasteter Sicherheitsventile müssen
das Hauptventil bei Aufheben der Belastung öffnet. so ausgeführt sein, dass alle Windungen der Feder bei dem
Das Ruheprinzip der Steuerung ist dadurch gekennzeich- erforderlichen Hub noch einen gegenseitigen Abstand von
net, dass die Steuereinrichtung bei Ausfall der Steuerener- 0,5 x Drahtdurchmesser oder mindestens 2 mm aufweisen.
gie die Be- oder Entlastung bewirkt. Steuereinrichtungen Sind Federn und gleitende oder drehende metallische Teile
mit Eigenmedium werden dem Ruheprinzip zugeordnet. durch Membrane, Faltenbalg, Haube oder Ähnliches gegen
Verschmutzung oder korrosiven Angriff geschützt, können
Das Arbeitsprinzip der Steuerung ist dadurch gekennzeich-
geringere Abstände zugelassen werden.
net, dass die Steuereinrichtung bei Ausfall der Steuerener-
gie keine Be- oder Entlastung bewirkt. 4.6 Anforderungen an das Ventilgehäuse
An die Gehäuse der Sicherheitsventile müssen erforderli-
chenfalls Abblaseleitungen angebracht werden können.
4 Allgemeine Anforderungen an Die Gehäuse müssen ferner mit einer besonderen Befesti-
Sicherheitsventile gungsmöglichkeit versehen sein, wenn die beim Ausblasen
auftretenden Reaktionskräfte nicht von den Anschlussstut-
zen übertragen werden können. Im Ventilgehäuse darf sich
4.1 Sicherung gegen Verstellen
kein Kondensat ansammeln können.
AD 2000-Merkblatt

Sicherheitsventile müssen gegen unbefugte Änderung des 4.7 Funktionsprüfungen


Einstelldruckes bzw. des Ansprechdruckes und der Funk-
tionsweise gesichert sein. Bei Sicherheitsventilen muss Die Prüfung des Ansprechdruckes und die Kontrolle der Gän-
eine Sicherung gegen Änderung der Funktionsweise vor- gigkeit in Führungen beweglicher Teile (siehe auch
handen sein, wie z. B. Plombe zwischen Ventilgehäuse und Abschnitt 4.2) ist in regelmäßigen Zeitabständen durch-
Federhaube oder formschlüssige Verbindung zwischen zuführen. Die Intervalle für regelmäßige Prüfungen sind
Ventilteller und Ventilspindel (nicht starr). entsprechend den Betriebsbedingungen vom Betreiber
festzulegen, wobei die Empfehlungen des Herstellers und
4.2 Führung der beweglichen Teile der zuständigen unabhängigen Stelle als Grundlage dienen.
Diese Prüfungen und Kontrollen sind spätestens anlässlich
Sicherheitsventile sind so zu gestalten, dass die bewegli- der äußeren oder inneren Prüfungen des zugehörigen Druck-
chen Teile auch bei unterschiedlicher Erwärmung in ihrer behälters durchzuführen.
Bewegung nicht behindert werden. Sofern durch das Be-
triebsmedium oder durch äußere Einwirkung mit Ablage-
rungen (z. B. durch Staub) gerechnet werden muss, müs-
sen die Führungen so gestaltet oder gegen Ablagerungen 5 Besondere Anforderungen an gesteuerte
soweit geschützt sein, dass die Funktion des Sicherheits- Sicherheitsventile und erforderliche
ventils nicht beeinträchtigt wird. Abdichtungen, die die
Funktion durch auftretende Reibungskräfte behindern kön- Maßnahmen
nen, sind unzulässig.
5.1 Jeder Steuerstrang ist so zu bemessen, dass bei Aus-
4.3 Anlüftbarkeit fall der anderen Steuerstränge das zugehörige Hauptventil
noch zuverlässig arbeitet. Der Ausfall eines Steuerstranges
darf beim Belastungsprinzip die Funktionsfähigkeit der an-
4.3.1 Sicherheitsventile müssen im Bereich ≥ 85 % des
deren nicht beeinträchtigen.
Ansprechdruckes ohne Hilfsmittel zum Öffnen gebracht
werden können. 5.2 Das Hauptventil muss durch Handeingriff in die Steue-
rung geöffnet werden können. Diese Forderung muss auch
4.3.2 Auf die Anforderung nach Abschnitt 4.3.1 kann ver- bei Ausfall (z. B. bei der Prüfung) eines Steuerstranges er-
zichtet werden, wenn dies aus betrieblichen Gründen4) not- füllt werden. Auf die Öffnungsmöglichkeit des Hauptventils
wendig ist oder wenn die Funktionsfähigkeit des Sicher- durch Handeingriff kann in den Fällen des Abschnit-
heitsventils auch anderweitig überprüft werden kann (z. B. tes 4.3.2 verzichtet werden.
über Wechselventile).
5.3 Zur Steuerung müssen mindestens drei getrennte
4.3.3 Sicherheitsventile, welche im drucklosen Zustand Steuerstränge, d. h. drei Impulsgeber und drei Steuerglie-
zum Öffnen gebracht werden können, müssen hierfür be- der mit je einer unabhängigen Druckentnahme- 5), Impuls-6)
sonders ausgebildet sein (z. B. durch formschlüssige Ver- und Steuerleitung 7), in Betrieb sein. Zur Prüfung und In-
bindung zwischen Ventilteller und Ventilspindel). standsetzung kann vorübergehend ein Steuerstrang außer
Betrieb genommen werden. Mindestens zwei Steuer-
4.4 Belastungsgewicht stränge müssen nach dem Ruheprinzip geschaltet sein. Mit
Bei Sicherheitsventilen, die durch Gewicht über Hebel bela- einer derartigen Steuerung können mehrere Hauptventile
stet sind, muss das Belastungsgewicht aus einem Stück gesteuert werden.

5) Leitung zum Impulsgeber


4) 6) Leitung zwischen Impulsgeber und Steuerglied
Zum Beispiel bei Anlagen mit brennbaren oder giftigen Gasen und bei Kälte-
anlagen 7) Leitung zwischen Steuerglied und Hauptventil
TÜVIS-Prüfgrundlagen: Druckgeräte, Band 3/1, Register A AD 2000-Merkblatt A 2
Seite 4 Fassung 10.2001

-- Nur für die Sachverständigen der TÜV bestimmt -- Nachdruck nicht gestattet --

Bei Betätigung der Hauptventile nach dem Entlastungsprin- 5.8.2 Steuerleitungen sollen kurz und strömungsgünstig
zip genügen zwei Steuerleitungen. Eine Steuerleitung ist verlegt sein. Kondensatansammlungen in den Steuer-
beim Entlastungsprinzip ausreichend, wenn ein Verstopfen strängen sowie ein Einfrieren der Steuerstränge müssen
der Leitung sicher ausgeschlossen werden kann. Hierbei verhindert werden. Zur Kondensatableitung soll ein Lei-
wird vorausgesetzt: Fremdmediumsteuerung, Einbau von tungsgefälle von mindestens 15 % eingehalten werden. Bei
Feinfiltern und lichter Durchmesser der Steuerleitung min- Abweichungen muß sichergestellt sein, dass die Funktion
destens 15 mm ohne jede Verengung. der gesteuerten Sicherheitsventile trotzdem gewährleistet
Das einwandfreie Zusammenwirken der Steuerung mit dem ist.
Hauptventil muss an der Anlage geprüft werden können.
5.8.3 Steuerleitungen für Medien, bei denen Verschmut-
Zur Steuerung dürfen nur Medien verwendet werden, bei
zung oder Korrosion nicht auszuschließen ist, sind min-
denen Verschmutzung oder Korrosion des Steuersystems
destens mit 15 mm lichtem Durchmesser auszuführen und
nicht zu erwarten ist. Kondensatansammlung im Steuersy-
dürfen keine Verengungen aufweisen.
stem muss verhindert werden, wenn die Funktionssicher-
heit hierdurch beeinträchtigt wird. 5.9 An gesteuerten Sicherheitsventilen sind regelmäßige
Funktionsprüfungen erforderlich.
5.4 Zwei Steuerstränge je Hauptventil genügen, wenn
Abweichend von Abschnitt 4.7 ist eine jährliche Prüfung erfor-
– das Hauptventil beim Versagen beider Steuerstränge derlich. Die Funktionsprüfung ist dabei so vorzunehmen,
spätestens bei Erreichen des 1,2-fachen des maximal zu- dass neben der Funktion des Hauptventils auch die Funk-
lässigen Druckes voll geöffnet ist oder tionstüchtigkeit der einzelnen Stränge beurteilt werden kann.
– eine Aufteilung des abzuführenden Massenstromes auf Es muss geprüft werden, ob die Öffnungskriterien, z. B.
mehrere Hauptventile und getrennte Ansteuerung jedes Größe und zeitlicher Verlauf der Be- und Entlastungskräfte,
Hauptventils erfolgt, sofern bei Ausfall eines der Haupt- eine einwandfreie Funktion bis zum vollen Öffnen des

AD 2000-Merkblatt
ventile die übrigen mindestens noch 2/3 des geforderten Hauptventils gewährleisten.
Massenstroms abführen können.

5.5 Bei Betätigung des Hauptventils nach dem Belastungs-


prinzip müssen zwei voneinander unabhängige Ener-
giequellen und Energiezuleitungen für die Belastung zur Ver- 6 Einbau, Leitungen, Querschnitte
fügung stehen. Bei Ausfall einer Energiequelle oder einer
Energiezuleitung darf die Funktionsfähigkeit des Hauptven-
tils nicht beeinträchtigt werden. Das Ausfallen auch nur einer 6.1 Einbau und Leitungen
der beiden Energiequellen muss so angezeigt werden, dass
es sofort sicher bemerkt wird. Hierauf kann verzichtet wer- 6.1.1 Sicherheitsventile dürfen durch Absperreinrichtun-
den, wenn das Hauptventil bei Ausfall einer Energiequelle gen nicht unwirksam gemacht werden können. Der Einbau
selbsttätig öffnet. Bei Verwendung von Eigenmedium ist eine von Wechselarmaturen oder Verblockungseinrichtungen ist
zweite Energiequelle nicht erforderlich. zulässig, wenn durch Konstruktion der Einrichtung sicher-
gestellt ist, dass auch beim Umschalten der erforderliche
5.6 Bei Haupt- und Steuerventilen, bei denen der System- Abblasequerschnitt freigegeben ist. Bei Anlagen, die mit
druck bzw. Steuermediumdruck auf den Ventilteller in mehreren unabhängigen Sicherheitsventilen ausgerüstet
Schließrichtung wirkt, ist die Öffnungskraft so zu bemes- sind, dürfen während der Prüfung eines Sicherheitsventiles
sen, dass das Hauptventil auch bei dem 2-fachen des die übrigen bei entsprechend abgeminderter Anlagenleis-
maximal zulässigen Druckes bzw. dem 2-fachen höchsten tung blockiert werden.
Arbeitsdruck des Steuermediums noch voll öffnet.
6.1.2 Direkt wirkende Sicherheitsventile sind grundsätz-
5.7 Jeder Steuerstrang vom Impulsgeber bis einschließ- lich aufrecht unter Beachtung der Strömungsrichtung einzu-
lich der zugehörigen Steuerglieder muss im Betrieb über- bauen. Die Zuleitung sollte kurz und soweit wie möglich ge-
prüfbar sein, ohne dass das Hauptventil zum Ansprechen rade sein.
kommen muss. Durch geeignete Einrichtungen ist sicher- Abgänge zu Sicherheitsventilen sollten nicht anderen Ab-
zustellen, dass zur Prüfung der Impulsglieder und der Steu- zweigungen gegenüber liegen.
erglieder jeweils nur ein Steuerstrang unwirksam gemacht
Zuleitungen und Abblaseleitungen von Sicherheitsventilen
werden kann. Druckmessstellen müssen in dem für die Be-
sind strömungsgünstig zu verlegen.
urteilung der Funktionssicherheit notwendigen Umfang vor-
handen sein. Druckmessleitungen in Steuersystemen sol- Sicherheitsventile sind gegen schädigende äußere Ein-
len möglichst kurz sein. flüsse, z. B. Witterungseinflüsse, die funktionshemmend
sein können, zu schützen.
Übertragungen von Vibrationen auf das Sicherheitsventil
sind zu vermeiden.
5.8 Steuerventile für Eigenmedium mit zugehörigen
Leitungen und Armaturen Abblaseleitungen von Sicherheitsventilen müssen gefahr-
los ausmünden. Im Abblasesystem darf sich keine Flüssig-
5.8.1 Steuerventile für Eigenmedium müssen einen engs- keit ansammeln können. Falls Gefahr des Einfrierens be-
ten Strömungsdurchmesser d0 von mindestens 10 mm be- steht, muss die Leitung entsprechend geschützt sein.
sitzen. Der sich bei jedem Öffnungsvorgang einstellende Die Leitungen müssen unter Berücksichtigung der örtlichen
Hub muss die dreifache Größe des kleinsten Hubes betra- Betriebsverhältnisse so bemessen und verlegt sein, dass
gen, bei dem das Hauptventil zu öffnen beginnt (min- die statischen, dynamischen (Reaktionskräfte) und thermi-
destens jedoch 2 mm). Dieser Hub ist im Rahmen der Bau- schen Beanspruchungen sicher aufgenommen werden
teil- oder Einzelprüfung festzulegen. können.
TÜVIS-Prüfgrundlagen: Druckgeräte, Band 3/1, Register A AD 2000-Merkblatt A 2
Seite 5 Fassung 10.2001

-- Nur für die Sachverständigen der TÜV bestimmt -- Nachdruck nicht gestattet --

Soweit bei Sicherheitsventilen auch ein Austritt von ausga-


senden und verdampfenden Flüssigkeiten, z. B. Heißwas- LE = ζ z −  ζ  ⋅ Dλi
E
(1)
ser, zu erwarten ist, müssen in unmittelbarer Nähe des
Ventils Entspannungseinrichtungen ausreichender Größe
angeordnet werden. An diesen Entspannungseinrichtungen
sind Öffnungen ausreichenden Querschnittes sowohl zur Ist die errechnete Zuleitungslänge LE kleiner als die be-
Ableitung des entspannten Dampfes (Gases) als auch zur nötigte, müssen die sichere Funktionsweise unter den vor-
Ableitung der Flüssigkeit vorzusehen. liegenden Einbaubedingungen durch Versuch festgestellt
und der tatsächliche Druckverlust in der Zuleitung bei der
An Sicherheitsventilen, bei denen durch Austreten des Me- Größenbemessung des Sicherheitsventils berücksichtigt
diums, z. B. auch durch die offene Haube, direkt oder indi- werden.
rekt Gefahren für die Personen oder die Umgebung entste-
hen können, müssen geeignete Schutzvorrichtungen
angebracht werden.
Zeichenerklärung:
6.2 Querschnitte DE = Durchmesser der Zuleitung
AE = Querschnitt der Zuleitung
6.2.1 Der Querschnitt der Zuleitung darf nicht kleiner sein LE = gestreckte Länge der
als der Eintrittsquerschnitt des Sicherheitsventils. Der Quer- Zuleitung
schnitt der Abblaseleitung darf nicht kleiner als der Aus- d 20 ⋅ π
trittsquerschnitt des Sicherheitsventils sein. A0 = = engster Strömungs-
4
querschnitt
AD 2000-Merkblatt

Der Durchmesser, die Länge der Abblaseleitungen, Krüm-


mer, Schalldämpfer etc. bestimmen die Höhe des Eigenge- k = Isentropenexponent
gendruckes. Diese Teile sind so zu bemessen und zu ver- αw = zuerkannte Ausflussziffer
legen, dass der vom Hersteller für das Sicherheitsventil
angegebene zulässige Gegendruck nicht überschritten λ = Rohrreibungsbeiwert
wird. ζz = zul. Widerstandsbeiwert
ζi = Widerstandsbeiwert für
Leitungs- und Einbauteile
6.2.2 Der Druckverlust in der Zuleitung darf bei größtem
abgeführtem Massenstrom 3 % der Druckdifferenz zwi- K = äquivalente Rauigkeit
schen dem Ansprechdruck und dem Fremdgegendruck Bild 1
nicht überschreiten. Voraussetzung für eine ungestörte
Funktion bei diesem Druckverlust ist, dass die Schließ-
druckdifferenz des eingebauten Sicherheitsventils min-
destens 5 % beträgt. Bei kleinerer Schließdruckdifferenz als
5 % muss der Unterschied zwischen Druckverlust und 6.3 Gegendrücke auf der Austrittseite, die sich auf den
Schließdruckdifferenz mindestens 2 % betragen. Ansprechüberdruck und auf die Öffnungskräfte oder den
Massenstrom auswirken, sind zu berücksichtigen. Vom
Bei gesteuerten Ventilen gelten die Anforderungen für den Hersteller ist anzugeben, bis zu welchem Gegendruck pa
Druckverlust in der Zuleitung nur, wenn sie auch bei Ausfall ein bestimmungsgemäßes Arbeiten des Sicherheitsventils
der Steuerung als direkt wirkende Sicherheitsventile ar- gewährleistet ist und der abzuführende Massenstrom
beiten. (siehe Abschnitt 2.2) zuverlässig erreicht wird.
Für einen Druckverlust von 3 % in den Zuleitungen von Si- Führt die Abblaseleitung eines Sicherheitsventils in ein
cherheitsventilen kann zum Beispiel mit Hilfe des Diagram- nachgeschaltetes Netz, ist das Sicherheitsventil so einzu-
mes nach Bild 2 der zulässige Widerstandsbeiwert ζZ der stellen und zu bemessen, dass es beim maximalen Fremd-
Zuleitung und damit deren maximale Länge LE bestimmt gegendruck paf rechtzeitig abzublasen beginnt und beim
werden. Mit der Summe der Widerstandsbeiwerte ζi höchstmöglichen Gegendruck pa den geforderten Massen-
(Tafel 2) der einzelnen Leitungs- und Einbauteile sowie strom abführen kann.
LE
dem Widerstandsbeiwert des geraden Rohres λ ⋅ 6.4 Sicherheitsventile müssen für die Prüfung der Funkti-
DE onsfähigkeit und zur Wartung zugänglich sein.
lässt sich die zulässige Leitungslänge LE mit λ aus Tafel 1
errechnen: 6.5 Einbauanweisungen des Herstellers sind zu beachten.

Tafel 1. Reibungsbeiwerte für K = 70 m (Richtwerte)

DE [mm] 20 50 100 200 500

λ [1] 0,027 0,021 0,018 0,015 0,013


TÜVIS-Prüfgrundlagen: Druckgeräte, Band 3/1, Register A AD 2000-Merkblatt A 2
Seite 6 Fassung 10.2001

-- Nur für die Sachverständigen der TÜV bestimmt -- Nachdruck nicht gestattet --

Tafel 2. Verlustbeiwerte ζi (Richtwerte)

Rohrbogen Umlenkverluste für δ = 90° und K = 70 m

DE
20 50 100 200 500
R/DE

1,0 0,42 0,33 0,27 0,24 0,19


1,25 0,35 0,28 0,23 0,20 0,16
1,6 0,29 0,23 0,19 0,17 0,14
2 0,25 0,19 0,16 0,14 0,12
2,5 0,22 0,17 0,15 0,13 0,10
3,15 0,20 0,15 0,13 0,11 0,10
4 0,18 0,14 0,12 0,10 0,10
Für δ ≠ 90˚ 5 0,16 0,12 0,10 0,10 0,10
6,3 0,14 0,11 0,10 0,10 0,10

ζ uδ = ζu90 ⋅  δ
8
10
0,12
0,14
0,10
0,11
0,10
0,10
0,10
0,10
0,10
0,10
90
ζi

AD 2000-Merkblatt
gut gerundet 0,1
Zuleitungsstutzen
Kante normal gebrochen 0,25
Kante scharf oder durchgestecktes Rohr 0,50
stetige Querschnittsverengung

bezogen auf den verengten Querschnitt 0,1

rechtwinklige
im Durchgang 0,353)
T-Stücke Stutzen
scharfkantig
eingesetzt im Abzweig 1,283)

Stutzen ausgehalst im Durchgang 0,23)


oder aufgesetzt,
aufgesetzt
Einlauf abgerundet 1) im Abzweig 0,753)

Wechselventil/Verblockungseinrichtungen 2)

1) Für die Hochdruckleitungen übliche erweiterte T-Stücke


2) ζ-Wert-Bestimmung erforderlich
3) Bezogen auf den Staudruck in der zum Sicherheitsventil abgehenden Leitung
TÜVIS-Prüfgrundlagen: Druckgeräte, Band 3/1, Register A AD 2000-Merkblatt A 2
Seite 7 Fassung 10.2001

-- Nur für die Sachverständigen der TÜV bestimmt -- Nachdruck nicht gestattet --
AD 2000-Merkblatt

Bild 2. Zulässiger Widerstandsbeiwert ζz (bei k = 1,3) für 3 % Druckverlust (durchgezogene Linie: Dämpfe und
Gase, gestrichelte Linie: gilt auch für Flüssigkeiten, unabhängig vom Druckverhältnis k = 1,3)
TÜVIS-Prüfgrundlagen: Druckgeräte, Band 3/1, Register A AD 2000-Merkblatt A 2
Seite 8 Fassung 10.2001

-- Nur für die Sachverständigen der TÜV bestimmt -- Nachdruck nicht gestattet --

Erläuterung zu Bild 2

ζz = 1 ⋅
k
 C⋅  AE
1, 1 ⋅ α w ⋅ A 0
 −1  ⋅ ∆pp ⋅ 1 + 32 ⋅ ∆pp + 2 ⋅ ∆pp  
2

0
R
0
R
0
R
2

mit

und

AD 2000-Merkblatt
bzw.

>

pa 0
Grenzkurve für
p0 → 1 :

∆p R
p 0 = das Verhältnis vom Druckverlust zum absoluten Druck vor dem Einlauf im abzusichernden System

pa 0
p 0 = das Verhältnis des absoluten Fremdgegendruckes zum absoluten Druck vor dem Einlauf im abzusichernden
System
TÜVIS-Prüfgrundlagen: Druckgeräte, Band 3/1, Register A AD 2000-Merkblatt A 2
Seite 9 Fassung 10.2001

-- Nur für die Sachverständigen der TÜV bestimmt -- Nachdruck nicht gestattet --

7 Werkstoffe – Nenndruck oder maximal zulässigem Druck und zulässi-


ger maximaler Temperatur am Eintritt (falls erforderlich),
Die Werkstoffe für alle durch das Medium beanspruchten – Werkstoff,
Teile müssen entsprechend den einschlägigen allgemein – Herstellerzeichen,
anerkannten Regeln der Technik so ausgewählt werden, – Durchflussrichtungspfeil.
dass sie für die auftretenden Drücke und Temperaturen ge-
eignet sind. Dies gilt auch für die Zuführungs-, Abblase- Die Druckprüfung kann ggf. bei größeren Druckunterschie-
und Kondensatabführungsleitungen. Werkstoffe für Ge- den im Vordruck- und Nachdruckteil von Sicherheitsventil-
häuse müssen dem AD 2000-Merkblatt A 4 entsprechen. gehäusen für beide Teile getrennt und unter Berücksichti-
gung der maßgeblichen Drücke durchgeführt werden.
Sicherheitsventile sind so zu gestalten, dass die Funktions-
fähigkeit durch ein Verbacken nicht beeinträchtigt wird. Dies
ist z. B. zu erreichen, wenn für Ventilteller und Ventilsitz
unterschiedliche Werkstofftypen, z. B. martensitische und 9 Kennzeichnung von bauteilgeprüften
austenitische Werkstoffe, oder korrosionsfeste Hartlegierun- Sicherheitsventilen
gen, z. B. Stellit, verwendet werden. Das gilt besonders bei
Verwendung von Sicherheitsventilen in Systemen mit
Dampf, Kondensat, Heißwasser und Speisewasser. 9.1 Bauteilgeprüfte Sicherheitsventile müssen mit der CE-
Kennzeichnung und mit dem zuerkannten Bauteilkennzei-
chen dauerhaft und gut lesbar versehen sein. Klebefolien
sind nicht zulässig. Durch Anbringen des Bauteilkennzei-
8 Herstellung, Prüfung und Kennzeichnung chens übernimmt der Hersteller die Gewähr für die Über-
der Armaturengehäuse einstimmung des Sicherheitsventils mit dem Bauteilprüfbe-
AD 2000-Merkblatt

richt einschließlich Anlagen, die richtige Einstellung


übereinstimmend mit der Druckangabe im Bauteilkenn-
Die drucktragenden Gehäuseteile der Armaturen sind nach
zeichen und für die Sicherung gegen Verstellen.
AD 2000-Merkblatt A 4 herzustellen, zu prüfen und zu
kennzeichnen mit: 9.2 Das Bauteilkennzeichen setzt sich aus folgenden An-
– Nenngröße, gaben zusammen:

00

zuerkannte Ausflussziffer αw
oder Ausfluss in t/h bzw. kg/h oder l/min

Bei Sicherheitsventilen, die für verschiedene Medien geprüft werden, können mehrere Kennbuchstaben
angegeben werden.
TÜVIS-Prüfgrundlagen: Druckgeräte, Band 3/1, Register A AD 2000-Merkblatt A 2
Seite 10 Fassung 10.2001

-- Nur für die Sachverständigen der TÜV bestimmt -- Nachdruck nicht gestattet --

10 Größenbemessung Setzt man diesen Ausdruck in Gleichung (2) ein, so ergibt


sich folgende Zahlenwertgleichung
qm
10.1 Der erforderliche engste Strömungsquerschnitt vor A0 = 0, 001964 ⋅ ψ ⋅ α ⋅ p ⋅ R1 ⋅ T ⋅ Z (6)
dem Ventilsitz A0 ist nach den Formeln der Abschnitte 10.4 w 0

oder 10.5 zu berechnen. R0


Mit R1 = ergibt sich daraus
M
10.2 Der engste Strömungsdurchmesser vor dem Ventil-
sitz muss mindestens 6 mm (der von Steuerventilen gemäß A0 = 0, 1791 ⋅
qm
ψ ⋅ αw ⋅ p 0
⋅ T M⋅ Z (7)
Abschnitt 5.8.1 jedoch mindestens 10 mm), bei Druckbe-
hältern mit fetthaltigen, staubförmigen oder zum Verkleben
neigenden Medien mindestens 20 mm betragen. Hierin bedeuten:
10.3 Die Ausflussziffer soll bei Vollhub-Sicherheitsventilen d 20 ⋅ π
den Wert αw = 0,5 -- ausgenommen Ventile, die im Hub be- A0 engster Strömungsquerschnitt in mm2
4
grenzt sind -- und bei Normal- bzw. Proportional-Sicher- d0 engster Strömungsdurchmesser in mm
heitsventilen den Wert αw = 0,08 für D/G oder den Wert
αw = 0,05 für F nicht unterschreiten. Konstruktive Hub- qm abzuführender Massenstrom in kg/h
Begrenzungen müssen einen Hub von mindestens 1 mm l
R1 Gaskonstante in
zulassen. kg ⋅ K
R0 universelle Gaskonstante
= 8314, 3 l
10.4 Gase und Dämpfe

AD 2000-Merkblatt
kmol ⋅ K
kg
M molare Masse in
10.4.1 Die allgemeine Beziehung für die Bemessung des kmol
engsten Strömungsquerschnittes lautet T absolute Temperatur des Mediums
im Druckraum in K
qm Z Realgasfaktor des Mediums im
A0 = (2)
ψ ⋅ αw 2 ν p0 Druckraum --
p0 absoluter Druck im Druckraum in bar
Hierin bedeuten:
v spezifisches Volumen des Mediums
A0 engster Strömungsquerschnitt im Druckraum in m3/kg
qm abzuführender Massenstrom ψ Ausflussfunktion --
p0 absoluter Druck im Druckraum αw zuerkannte Ausflussziffer --
v spezifisches Volumen des Mediums im
Druckraum Die Ausflussfunktion ψ kann nach Abschnitt 10.4.1 errech-
αw die im Rahmen der Bauteilprüfung zuerkannte net oder in Abhängigkeit vom Druckverhältnis und vom
Ausflussziffer (vielfach auch als αd bezeichnet) Isentropenexponenten dem Bild 3 entnommen werden. Die
Stoffwerte für einige wichtige Gase und Dämpfe im Norm-
ψ Ausflussfunktion
zustand sind in Tafel 3 aufgeführt. Sie können auch für vom
k Normzustand abweichende Zustände im allgemeinen ver-
pa 0
Für unterkritische Druckverhältnisse  2
p0 > k + 1
 k−1
wendet werden.
ist Die Isentropenexponenten können jedoch bei höheren
Drücken und bei von 273 K abweichenden Temperaturen

 2 k+1
von den in Tafel 3 angegebenen Werten abweichen. So hat
k z. B. für Luft bei 100 bar und 293 K den Wert 1,60, so
ψ =  k ⋅  − pp 
p a0 k
a0
k
p0 (3) dass sich ψmax von 0,484 auf 0,507 ändert.
k−1 0
Bei den in Tafel 3 genannten Gasen unterscheidet sich der
Wert Z für den Realgasfaktor im Normzustand nur wenig
Für überkritische Druckverhältnisse ist von 1,0. Bei Abweichung vom Normzustand können sich
1 die Werte von 1,0 unterscheiden (z. B. für Äthylen bei
= k ⋅ 2  30 bar und 20 °C ist Z = 0,8).
k−1
ψ = ψmax (4)
k+1 k+1 Für die Berechnung können die Werte für den Isentropen-
mit exponenten und den Realgasfaktor z. B. VDI/VDE 2040
pa0 absoluter Gegendruck in bar Blatt 4, Ausgabe September 19968), und Data Book on
Hydrocarbons entnommen werden.
k Isentropenexponent des Mediums im Druckraum
Stoffwerte für Kältemittel siehe UVV „Kälteanlagen“
(VBG 20).
10.4.2 Bei technischen Gasen und Dämpfen errechnet
sich das spezifische Volumen aus der allgemeinen Bezie-
hung 8) VDI/VDE 2040 Blatt 4, Ausgabe September 1996: Berechnungsgrundlagen
R ⋅T⋅Z
v= 1 p (5) für die Durchflussmessung mit Blenden, Düsen und Venturirohren; Stoff-
0 werte
TÜVIS-Prüfgrundlagen: Druckgeräte, Band 3/1, Register A AD 2000-Merkblatt A 2
Seite 11 Fassung 10.2001

-- Nur für die Sachverständigen der TÜV bestimmt -- Nachdruck nicht gestattet --

Tafel 3. Gaskonstante, molare Masse, Isentropenexponent

Gaskonstante Isentropenexponent k molare Masse


R1 für den Normzustand 1) M
(p0 = 1,013 bar,
l T = 273 K) kg
kg ⋅ K kmol

Acetylen 318,82 1,23 26.040

Ammoniak 488,15 1,31 17.031

Argon 208,15 1,65 39.940

Ethylen 296,36 1,25 28.950

Chlor 117,24 1,34 70.910


AD 2000-Merkblatt

Helium 2076,96 1,63 4.003

Kohlendioxid 188,91 1,30 44.010

Luft 287,09 1,40 28.964

Methan 518,24 1,31 16.031

Sauerstoff 259,82 1,40 32.000

Schwefeldioxid 129,77 1,28 64.063

Stickstoff 296,76 1,40 28.016

Wasserstoff 4124,11 1,41 2.016

1) Weitere Stoffwerte sowie Stoffwerte für vom Normzustand abweichende Zustände siehe VDI-Wärmeatlas und Fußnote 9) und 10)

10.4.3 Für Wasserdampf sind das spezifische Volumen v Der Druckmittelbeiwert x ist für überkritische Entspannung
und der Isentropenexponent k aus der Literatur 9) zu ent- in Bild 4 dargestellt.
nehmen. Für unterkritische Entspannung und für Drücke < 2 bar
Mit Hilfe des Druckmittelbeiwertes x, der die Eigenschaften ist der Druckmittelbeiwert x rechnerisch zu ermitteln
des ausströmenden Wasserdampfes und die Umrechnung (siehe auch Abschnitt 7.3 des VdTÜV-Merkblatts Sicher-
der nicht kohärenten Einheiten berücksichtigt, ergibt sich heitsventil 100).
für Wasserdampf aus Formel (8) Die übrigen Größen werden mit den Einheiten nach Ab-
x ⋅ qm schnitt 10.4.2 eingesetzt.
A0 = α ⋅ p in mm2 (8)
w 0
mit 10.5 Flüssigkeiten
p ⋅ ν 10.5.1 Nicht siedende Flüssigkeiten
in h ⋅ mm ⋅ bar
0 2
x = 0, 6211 ⋅
ψ kg
Für nicht siedende Flüssigkeiten (Flüssigkeiten, die beim
Einströmen in die Abblaseleitung keine Phasenumwand-
lung erfahren) gilt
qm
9) Zustandsgrößen von Wasser und Wasserdampf; Springer Verlag, Berlin, A0 = 0, 6211 ⋅ in mm2 (9)
Heidelberg: Ausgabe 1969 α w ∆p ⋅
TÜVIS-Prüfgrundlagen: Druckgeräte, Band 3/1, Register A AD 2000-Merkblatt A 2
Seite 12 Fassung 10.2001

-- Nur für die Sachverständigen der TÜV bestimmt -- Nachdruck nicht gestattet --

mit peratur des Mediums ca. 60 °C nicht übersteigt, sind fol-


Dichte in kg/m3 gende Erleichterungen zulässig.

∆p = p 0 − p a0 Druckdifferenz in bar 12.1.1 Abweichend von den Abschnitten 5.8.1 und 10.2
muss der engste Strömungsdurchmesser an Hauptventilen
Die übrigen Größen werden mit den Einheiten nach Ab- und Steuerventilen mindestens 4,0 mm betragen.
schnitt 10.4.2 eingesetzt.
12.1.2 Abweichend von Abschnitt 5.4 genügen zwei Steu-
erstränge, wenn diese nach dem Ruheprinzip geschaltet
10.5.2 Siedende Flüssigkeiten
sind.
Für siedende Flüssigkeiten und für Flüssigkeiten, die bei
12.1.3 Zur Absicherung von Druckbehältern für Hydraulik-
der Entspannung auf den Gegendruck Gas freisetzen, sind
flüssigkeiten mit einem Produkt aus Inhalt in Litern und ma-
Bemessungsregeln in Vorbereitung. Siehe VdTÜV-Merk-
ximal zulässigem Druck in bar von ≤ 6000 genügt abwei-
blatt Sicherheitsventil 100/2.
chend von den Abschnitten 5.4 und 5.5 ein Steuerstrang,
wenn auch beim Zusetzen von Düsen, engen Bohrungen
und dergleichen im Steuersystem das Hauptventil beim Er-
reichen des Ansprechdruckes zuverlässig öffnet.
11 Prüfungen
12.2 Foliensicherheitsventile
11.1 Die Funktionssicherheit, der Einstelldruckbereich
und der Ausflussmassenstrom müssen durch Bauteilprü- Wegen der besonderen Bauart dieser Sicherheitsventile gilt
fung oder Einzelprüfung festgestellt werden. die Anforderung gemäß Abschnitt 2.4 nicht.

AD 2000-Merkblatt
11.2 Die Bauteilprüfung wird nach VdTÜV-Merkblatt Si- 12.3 Sicherheitsventile für Sauerstoff sind zusätzlich mit
cherheitsventil 1004) durchgeführt. Sie erfolgt in der Regel der Kennzeichnung „Sauerstoff, öl- und fettfrei halten!“ oder
unter Verwendung neutraler Prüfmedien. Auf andere Me- mit dem entsprechenden Symbol nach der UVV „Sauer-
dien und Temperaturen kann geschlossen werden, wenn stoff“ (VBG 62) zu versehen.
vergleichbare physikalische Eigenschaften vorliegen oder
wenn Abweichungen berücksichtigt werden können.
11.3 Bei nicht bauteilgeprüften Sicherheitsventilen werden 13 Sicherheitsabsperrventile 10)
die Funktionssicherheit, der Einstelldruck und der Massen-
strom in der Regel als Einzelprüfung im Rahmen der Ab-
nahmeprüfung in Anlehnung an VdTÜV-Merkblatt Sicher- 13.1 Sicherheitsabsperrventile sind gesteuerte Ventile mit
heitsventil 100 festgestellt. entgegengesetzter Wirkungsrichtung des Hauptventils
(siehe DIN 3320 Teil 1, Abschnitt 2). Sie sind einem abzusi-
11.4 Der Ansprechdruck jedes Sicherheitsventils ist fest- chernden System vorgeschaltet und im Normalbetrieb ge-
zustellen. Dies kann unter Verwendung neutraler Medien öffnet. Bei unzulässiger Drucksteigerung sperren sie den
erfolgen. Hierüber ist eine Bescheinigung mit Angabe des Mediumzustrom selbsttätig ab. Die Abschnitte 2.4, 4, 5, 6,
Ansprechdruckes, des Prüfmediums, der Prüftemperatur 7, 8, 10 und 11 sind hierfür sinngemäß anzuwenden. Eine
und der Kennzeichnung auszustellen. Bei Sicherheitsventi- Bemessung entsprechend DIN 3320 Teil 1 entfällt.
len als Ausrüstungsteile mit Sicherheitsfunktion für Druck-
behälter erfolgt dies durch die zuständige unabhängige 13.2 In Strömungsrichtung sind vor den Hauptventilen
Stelle. Einrichtungen wie z. B. gelochte Scheiben oder Siebe ein-
zubauen, die sicher verhindern, dass größere Fremdkörper
in den Sitz eines Ventils gelangen.
13.3 Trotz vorgeschalteter Schutzeinrichtung im Sinne
12 Besondere Bauarten oder von Abschnitt 13.2 können Fremdkörper vom Durchmesser
Anwendungsfälle der größten Siebbohrung das völlige Schließen des Haupt-
ventils verhindern. Das dem Sicherheitsabsperrventil nach-
12.1 Sicherheitsventile für Hydraulikflüssigkeiten geschaltete abzusichernde System muss daher zusätzlich
mit einem Sicherheitsventil ausgerüstet werden. Dieses ist
Unter der Voraussetzung, dass nicht korrodierende selbst- so zu bemessen, dass der nach Satz 1 mögliche Leckmen-
schmierende und alterungsbeständige Hydraulikflüssigkei- genstrom abgeführt werden kann.
ten (z. B. Hydrauliköle H-L nach DIN 51 524 und H-LP nach
DIN 51 525) verwendet werden, für eine ausreichende
Reinheit der Hydraulikflüssigkeit gesorgt wird (Wechsel in 10 ) FürSicherheitsabsperrventile von Druckbehältern in Leitungen für Gase
angemessenen Zeitabständen und Filterung) und die Tem- der öffentlichen Gasversorgung gilt DIN 3381.
TÜVIS-Prüfgrundlagen: Druckgeräte, Band 3/1, Register A AD 2000-Merkblatt A 2
Seite 13 Fassung 10.2001

-- Nur für die Sachverständigen der TÜV bestimmt -- Nachdruck nicht gestattet --
Ausflussfunktion
AD 2000-Merkblatt

Bild 3. Ausflussfunktion
TÜVIS-Prüfgrundlagen: Druckgeräte, Band 3/1, Register A AD 2000-Merkblatt A 2
Seite 14 Fassung 10.2001

-- Nur für die Sachverständigen der TÜV bestimmt -- Nachdruck nicht gestattet --

AD 2000-Merkblatt

Bild 4. Druckmittelbeiwert x für Wasserdampf

Das könnte Ihnen auch gefallen