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Die Testamente der griechischen Philosophen.

Von Bruns.

D i o g e n e s L a e r t i u s hat in seiner Geschichtc der grie-


chischen Philosophie bei mehreren der Philosophen, deren Leben
er beschreibt, auch die Testamente, die sie hinterlassen haben,
vollständig in ihrem ganzen Wortlaute aufgenommen und diese
dadurch der Nachwelt überliefert. Es sind die Testamente von
P l a t o , von A r i s t o t e 1 e s und seinen Nachfolgern Τ h e ο ρ h r a s t ,
S t r a t o n und L y k o n , und von E p i k u r . Die drei Nachfolger
von Aristoteles waren nach einander die Häupter der von ihm
gegründeten peripatetischen Schule. Der Inhalt der Testa-
mente ist ein rein praktisch juristischer, sie enthalten durchaus
nichts anderes, als Verfügungen über die Kinder, die Sklaven
und das Vermögen der Testirer. Von philosophischen Ideen
und Gedanken ist gar keine Spur darin. Dennoch gewähren
sie ein mannichfaches Interesse. Sie geben zunächst durch
ihre einzelnen Bestimmungen über jene Dinge des gewöhnlichen
Lebens einen Blick in die häuslichen Verhältnisse der Testirer,
wie man ihn lebensvoller nicht leicht sonst erlangen kann.
Die Männer, die man sich sonst nur als Repräsentanten von
philosophischen Ideen und fast nur wie Begriffe ohne indi-
viduelle Persönlichkeit zu denken pflegt, erscheinen hier in
den Beziehungen ihres täglichen Lebens und ihrer persönlichen
Verbindung mit den allgemeinen griechischen Sitten und Ge-
wohnheiten, alle zwar einander ähnlich aber doch jeder in
seiner besonderen eigenthürnlichen Weise. Daran knüpfen sich
eine Menge einzelner Thatsachen und Angaben, die für die
Geschichte der Philosophie von Wichtigkeit sind. Namentlich
aber findet man hier die Anordnungen und Stiftungen, die
mehrere von ihnen für die Erhaltung und Förderung ihrer

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2 Bruns,

besonderen philosophischen Schule gemacht haben, und deren


Wirksamkeit zum Theil Jahrhunderte fortgedauert hat. In dieser
letzteren Beziehung haben sie bei uns in der Philologie und
in der Geschichte der Philosophie am meisten Beachtung ge-
funden und sind namentlich von Ζ e i l er in seiner Geschichte
der griechischen Philosophie vielfach in Betracht gezogen.
Das juristische Interesse, das sie gewähren, beruht zu-
nächst hauptsächlich darauf, dass sie für uns die einzigen Bei-
spiele von wirklichen und vollständigen griechischen Testa-
menten enthalten, ^ und wir uns daher nur aus ihnen über die
ganze Art und Weise und die Form und den Inhalt der grie-
chischen Testamente im Gegensatze zu den römischen ein deut-
liches Bild machen können. Ausserdem geben sie dann zu
verschiedenen einzelnen Fragen des griechischen Rechts inter-
essante Beiträge. Doch ist die Ausbeute in dieser letzteren
Beziehung nicht so gross, als man glauben möchte. Der In-
halt ist doch im ganzen ein ziemlich gleichförmiger und auf
gewisse Arten von Verhältnissen beschränkter, und das geringe
Interesse, was die Griechen überhaupt für die Fragen des
formellen Rechts hatten, zeigt sich auch hier darin, dass
manche wichtigen Fragen des eigentlichen Rechts, über die
man Aufschluss erwartet, wenig oder gar nicht berücksichtigt
sind. Die juristische Bedeutung der Testamente ist darum
auch bei uns im ganzen wenig beachtet, von den Philologen
nicht, weil die Eigenthümlichkeit der Grundsätze des grie-
chischen Rechts nur durch die Vergleichung mit der reichen
und vollen Entwicklung der Rechtsbegriffe im römischen Rechte
gehörig erkannt und gewürdigt werden kann ; von den Juristen
nicht, weil sie sich überhaupt mit dem griechischen Rechte
wenig beschäftigen, vielmehr das alte „graeca sunt, non le-
guntur', hier immer noch seine Anwendung behält, und auch
d i e Juristen, die sich mit dem griechischen Rechte beschäftigt
haben, im Erbrechte vorzugsweise dem Intestaterbrechte ihre
Studien zugewendet haben.

Doch ist auch in der Inschrift von der Insel Τ li e r a im Corpus


inscr. graec. % 361 η. 2448 eine testamentarische Verfügung erhalten.
Die von C o r c y r a in 2, 20 n. 1845 enthält eine Schenkung unter
Lebenden.

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 3

Unter diesen Umständen schien es sich mir der Mühe


zu· lohnen, die Testamente, von denen sogar die Existenz nur
wenigen bekannt zu sein pflegt, einmal zusammenzustellen
und juristisch zu besprechen, um sie dadurch, da das Werk
von D i o g e n e s doch nur wenigen in die Hände kommt, der
allgemeinen Kenntniss und Beachtung etwas näher zu legen.
Zuvor ist jedoch noch eine Frage zu besprechen, die sich
einem jeden von selbst aufdrängen wird, und die eine Vor-
frage für den Werth der Testamente bildet, nämlich ob denn
die Ueberlieferung bei D i o g e n e s auch wirklich zuverlässig
sei, und ob man die Testamente in der That für echt halten
dürfe. Bei dem hohen Alter der Testamente, liegen die Zweifel
sehr nahe. Das älteste der Testamente, das von P l a t o (f 347),
ist aus der Mitte des vierten Jahrhunderts v o r Chr., das
jüngste, das von L y k o (f 225) aus dem dritten v o r Chr.,
D i o g e n e s aber schrieb sein Werk im dritten Jahrhunderte
n a c h Chr., also 4—600 J a h r e später; hatte er da noch echte
und zuverlässige Quellen? Die Zweifel sind namentlich gegen
das Testament des A r i s t o t e l e s geltend gemacht, 1 ) jedoch
nur aus inneren und zwar sehr ungenügenden Gründen, be-
sonders weil das Testament nichts über die Bücher des Aristo-
teles und über sein Haus und seinen Garten in Athen ent-
halte. Diese Zweifel sind schon von Ζ e 11 e r 2 ) zur Genüge
widerlegt, und im allgemeinen sprechen für die Echtheit aller
Testamente folgende Gründe.
Nimmt man zunächst die äussere Beglaubigung, so führt
D i o g e n e s allerdings nur bei Einem, dem des S t r a t o , der
269 v. Chr. s t a r b , seine Quelle an, indem er (5, 64) s a g t :
xai aids μέν t i d i l> α ϊ ψ ί ρ ό μ ί ν α ι α ν τ ο ν δια&ηχαι, καίΐά πον
ϋννήγαγε χαί Άρίϋτων υ Κΐΐος.Ά) D i e s e r A r i s t o von Κ e o s
Avar der mittelbare Nachfolger von S t r a t o , nur L y k o (f 225)
steht dazwischen. E r lebte also auch noch im dritten Jahr-
hunderte vor Chr. und konnte somit noch unmittelbare Kenntniss
von den Testamenten haben ; offenbar ist daher das ö v v — j y a y e

Besonders von dem Engländer A. Grant, Aristotle. (1877) p. 2G Π'.


-) Die Philosophie d. Griechen in ihrer gesch. Entwicklung. II, 2,41 n. 2.
3
) Die Handschrift hat <5 o i x t ï o ç . Unzweifelhaft ist dieses aber nicht
mit G o b e t in S Χίος, sondern mit Z e l l e r (II, 2, 41 n. 2 und 925 n. 2)
in o Kilos zu einendiren.

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so zu verstehen, dass er auch die andern Testamente, die die


peri patetische Schule betrafen, zusammengebracht habe. ') Von
den übrigen sagt D i o g e n e s bei A r i s t o t e l e s und L y k o n
nur: ενετνχομεν ταΐς αντοϋ όιαϋήχαις, bei T l i e o p h r a s t :
ενρον αντον διαΰήχας, bei P l a t o und E p i k u r nur: διέΰετο.
Von dem Testamente des A r i s t o t e l e s haben wir aber noch
weitere Nachricht. A t h e n ä u s (13, 589, c.) sagt, dass der
Peripatetiker H e r r n i p p o s vom Ende des dritten Jahrhunderts
n. Chr. es besprochen habe, 2 ) in der vita Arist. von A m m o n i o s 3 )
ist es erwähnt, und in einer anderen vita heisst es, dass die
Philosophen A n d r o n i k o s und P t o l e m ä o s aus dem zweiten
und dritten Jahrhunderte n a c h Chr. es bei den Werken des
A r i s t o t e l e s mit aufgeführt hätten. 4 ) Von diesem P t o l e -
ra ä u s 5 ) endlich stammt auch noch eine Ueberlieferung des
Testaments, die erst neuerdings in einem arabischen Werke
in arabischer Uebersetzung aufgefunden ist, und die mit dem
Texte bei D i o g e n e s zwar nicht ganz aber doch im wesent-
lichen übereinstimmt. 6 )
Auch E p i k u r ' s Testament hat noch weitere Beglaubigung
dadurch, dass nach A t h e n ä u s (7, 298 d.) die darin angeord-
neten Gedenkfeste noch lange nach seinem Tode gefeiert
wurden, und dass C i c e r o 7 ) eine Bestimmung daraus anführt,
die zwar nicht dem Wortlaute aber doch dem Sinne nach voll-
ständig mit dem Texte von Diogenes übereinstimmt.
Hiernach steht so viel fest, dass die Testamente bereits
im dritten Jahrhunderte v o r Chr. allgemein bekannt und ver-
breitet waren, und dass die Ueberlieferung bei D i o g e n e s daher
jedenfalls mittelbar bereits von daher stammt. Nun wäre es
zwar immerhin möglich, dass die Testamente dennoch unecht
und bereits in jener Zeit erdichtet und untergeschoben wären,
(dergleichen Fälschungen waren ja im Alterthum gar nichts

Vgl. Zell er S. 3 n. 3 cit.


η Z e l l e r , II, 2, 41 n. 2; 932 n. 4.
3
) In C o b e t ' s Ausgabe des Diogenes im Anhange p. 10.
*) Z e l l e r , II, 2, 2 η. 1; 41 n. 2.
5
) Näheres über ihn s. bei Zell er, a. a. 0. S. 54.
6
) A. Müller, die griechischen Philosophen in der arabischen
Ueberlieferung. Halle 1873. S. 11. (Aus einer Festschrift zum Jubiläum
von B e r n h a r d y . ) Das Nähere darüber s. unten.
') Cicero de fin. 2, 31.

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 5

seltenes) indessen ist es doch hier sehr unwahrscheinlich, aus


dem einfachen Grunde, weil der Inhalt der Testamente sich
zum grösseren Theile auf so ganz specielle Lebensverhältnisse
der einzelnen Testirer ohne alles allgemeinere praktische oder
historische Interesse für jene Zeit bezieht, dass man sich gar
keinen rechten Zweck für derartige Fälschungen und Erdich-
tungen denken kann.
Existirte nur das eine oder andere, so könnte man allen-
falls eine müssige Erfindung annehmen, allein sechs solcher
Testamente ohne Zweck zu erdichten, scheint doch völlig
glaublos. Natürlich könnte man dabei nur an litterarischen
Betrug, nicht an rechtlich praktische Fälschungen denken.
Aber dann würde man in einer geistig so bewegten Zeit, wie
der damaligen, doch gewiss etwas mehr Witz und Phantasie
aufgewendet und eine etwas reichere Erfindungsgabe gezeigt
haben, als in diesen Testamenten hervortreten. Grade die
beiden ältesten, die von P l a t o und A r i s t o t e l e s , wären als
Erfindungen so ganz unglaublich geistesarme und phantasielose
Producte, dass man sich gar nicht denken kann, dass die da-
malige und die gleich nachfolgende Zeit sie als echt anerkannt
und sorgfältig weiter überliefert hätte. Dazu kommt noch ein
praktischer Grund. Das wichtigste in den Testamenten sind die
Stiftungen von Gärten und Häusern für die Philosophen-
schulen. Solche Schulräumlichkeiten haben nun ganz un-
zweifelhaft bereits im dritten Jahrhunderte in Athen existirt.
Dass diese aber durch gefälschte Testamente den eigentlichen
Eigenthümern entzogen wären, ist fast undenkbar; hätten sie
aber auf andern wirklichen Rechtsgründen beruht, so hätte
man doch natürlich lieber diese angegeben als andere falsche
erdichtet; ja und selbst wenn sie wirklich erdichtet wären,
hätte man die Erdichtung doch natürlich jedenfalls so alt als
möglich gemacht, sie also schon dem P l a t o und A r i s t o t e l e s
untergeschoben. Das ist aber nicht geschehen, vielmehr finden
sie sich erst bei T h e o p h r a s t , S t r a t o und L ) r k o , also in
einer Zeit, wo eine solche Fälschung eigentlich gar nicht mehr
möglich war. Der Umstand mithin, dass sich im Testamente
des A r i s t o t e l e s noch keine solche Stiftung findet, ist kein

Vgl. C. G. Z u m p t , über den Bestand der philosophischen


Schulen in Athen (1843), S. 6 ff.

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6 Bruns,

Grund g e g e n seine Echtheit, wie G r a n t (oben S. 3 n. 1)


meint, sondern spricht im Gegentheil nur sehr entschieden
f ü r dieselbe.
Nach allen diesen Gründen darf unci muss man daher die
Testamente unzweifelhaft als wirkliche echte historische U r -
kunden ansehen.

E s folgen nunmehr die Texte der Testamente in ihrem


vollen Wortlaute nach der Ueberlieferung bei D i o g e n e s in
der Recension von C o b et, nur die E i n t e i l u n g e n sind der
Uebersichtlichkeit wegen hinzugefügt.
Nur e i n Punkt ist vorher noch für alle gleichmässig zu
besprechen. Man nimmt seit der Göttinger Preisschrift von
B u n s e n , de iure hereditario Atheniensium (1813), allgemein 2 )
an, dass das griechische Testament wesentlich eine Adoption
gewesen sei, und daneben nur singulare Geschenke und Ver-
mächtnisse möglich gewesen seien. Von den sechs hier vor-
liegenden Testamenten ist nun aber in keinem einzigen von
Adoption auch nur die allergeringste Spur. Sie enthalten zwar
auch keine sonstige eigentliche Erbeinsetzung, aber doch,
wenigstens die vier letzten, vollständige Verfügungen über das
ganze Vermögen. Die beiden ersten, die von P l a t o und
A r i s t o t e l e s sind freilich überhaupt gar keine volle Testa-
mente, das von P l a t o ist nur ein Vermögensverzeichniss mit
einzelnen Verfügungen, das von A r i s t o t e l e s ist hauptsächlich
eine Anordnung über die Bevormundung seiner Kinder und
Frau mit einigen weiteren Verfügungen. Dagegen heisst es
aber im Testamente des E p i k u r :
όίόωμι τά εμαντον πάντα Άμννομάχυι xaì Τιμοχράτει.
in dem des L y k o n :
Τάδε διιχτίϋ-εμαι· περί των χατ* εμαντον —• τάμεν εν οϊχφ
πάντα όίόωμι ^Αΰτνάναχτι xaì Ανχωνι' — τά ôè εν αΰτει
xaì εν Λίγίνη όίόωμι Λνχωνι.

D i o g e n i s L a e r t i i de clarorum philosophorum vitis libri X,


ree. G. G a b r . Go b e t . Paris 1862.
2 ) G a n s , Erbrecht. 1, 383. M e i e r und S c h ö m a n n , attischer Process

S. 435—42. W a c h s m u t h , hellen. Alterthumskunde. 2 , 1 7 6 . H e r r m a n n ,


griecli. Privatalterthümer, § 65. M a y e r , die Rechte der Israeliten,
Athener und Römer. 2, 261.

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 7

in dein des T h e o p h r a s t :
τ à μίν οϊχοι ν Tt άρχοντα πάντα δίδοίμι Μαλάνιη xal
ΙΙαγχρέοντι, άπυ δε των ΰνμβεβλημένων etc.
in dem des S t r a t o :
τα μεν οϊχοι χαταλείπω πάντα Λαμπνοίωνι χαί \ioxt-
ΰιλάο), από δε Τ ο ν ¿ ii) ήνηΰιν υπάρχοντος μοι άργνρίοι> etc.
Bei Ε p i k u r heisst es also ganz allgemein δίδωμι τά
εμαντον πάντα, und darunter hat schon C i c e r o einfach E r -
nennung von heredes verstanden ; b e i den drei andern wird
zwar unterschieden τά εν οϊκω (οϊχοι) πάντα und sonstiges
Vermögen, allein so, dass auch über das letztere vollständig
verfügt wird.
Offenbar k a n n man in diesen Verfügungen weder eine
versteckte Adoption sehen noch blosse Nebenverfügungen neben
der Intestatsuccession. E s ist daher die Frage, wie sie sich
zu den Adoptions-Testamenten verhalten. Dass die Adoption
mit den Testamenten und der Erbeinsetzung vielfach in Ver-
bindung stand, kann nach den vielen Stellen in den Reden
von D e m o s t h e n e s und noch mehr I s ä u s , die davon
sprechen, gar nicht bezweifelt werden, allein nach den vor-
liegenden Testamenten muss man a n n e h m e n , dass neben der
Aufnahme des E r b e n durch Adoption in die Familie und
P h r a t r i e des Erblassers auch eine einfache Vergabung (δίδωμι)
des ganzen Vermögens an einen E r b e n mit Ausschliessung
der Intestatsuccession möglich gewesen und in der späteren .
Zeit vielleicht vorherrschend geworden ist.
Eine nähere Untersuchung des Adoptions-Testamentes
würde jedoch hier zu weit führen. Es muss genügen, die
F r a g e aufgeworfen und angeregt zu haben.

I. Testament des Plato, (f 347 v. Chr.)

P l a t o war Bürger von Athen aus einem alten vornehmen,


eupatridischen Geschlechte. E r starb 347 v. Chr. Sein Testa-
ment ist das älteste von den erhaltenen sechs, aber auch das
unvollständigste von allen, gar kein eigentliches Testament,
sondern mehr nur eine Aufzählung dessen, was er hinterlassen

') Bei seiner Relation eines Satzes aus dem T e s t a m e n t e i n : De


fin. 2, 30.

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hat, mit einigen beigefügten Verfügungen. Eingeleitet ist es von


D i o g e n e s mit den Worten: παρεπέμφΑϊη πανδημεί προς των
αυτόθι, διαΰέμενοςι) τούτον τον τρόπον. Am Schlüsse ist hinzu-
gefügt: και διέϋετο ι) μεν όντως. Der Wortlaut ist folgender:
Τάδε χατέλιπε Πλάτων xaì διέ&ετο.2)
(1 a) τυ εν Ίφαιΰτιαδών χωρίον, (ω γείτων βορράΰεν ή οδός
ή εκ τον Κηφιϋίαΰιν Ιερόν, νότο&εν το Ήράκλειον το
έν Ίφαιϋτιαδών, προς ήλίον δε ανιόντος Άρχέΰτρατος
Φρεάρριος, προς ηλίου δε δνομένον Φίλιππος Χολιδεν'ς,)
xaì μη ε'ξέΰτω του τ ο μηδενί μήτε άποδόΰΰαι μήτε
άλλάξαΰϋ-αι, <χλλ* εατω 3Αδειμάντου τον παιδιού εις
το δυνατόν
(lb) xaì το εν Είρεΰιδων χωρίον, δ παρά Καλλιμάχου έπρι-
άμην, (ώ γείτων βορρά ί/εν Ενρνμέδων Μνρρινονΰιος,
νότοίϊεν δε Αημόΰτρατος Ξυπεταιών, προς ήλίον ανιόντος
Ενρνμέδων Μυρρινονϋιος, προς ήλίον δνομένον Κη-
φιΰός')
(2) αργυρίου μνάς τρεις'
(3) ψιάλην άργνράν, 'έλχονϋαν ρ'§'«(165), κνμβίον ¿<γογ μ'
έ (45), δαχτύλιον χρνσοϋν xaì ενώτιον χρυΰονν, άγοντα
ΰννάμφω δ' δραχμάς cβολονς τρεις'
(4) Ευκλείδης ¿ λιϊϊοτόμος οφείλει μοι τρεις μνάς'
(5) "Αρτεμιν άφίημι ελευ&έραν
(6) οίχέτας καταλείπω Τυχωνα, Βίχταν, Άπολλωνιάδην,
J10 νύ G IO ν
(7) ϋχενη τά γεγραμμένα, ών εχει τα αντίγραφα ¿/ημήτριος'
(8) οφείλω δ' ονδενί ουδέν
(9) επίτροποι δε Σωΰΰενης, Σπενΰιππος, Λημήτριος,
Ήγίας, Ενρυμέδων, Καλλίμαχος, Θράϋιππος.
Der Inhalt ist danach im allgemeinen folgender:
Plato hat folgendes hinterlassen:
1. zwei Grundstücke, von denen das erste nicht ver-
äussert werden darf, sondern dem A d e i m a n t o s gehören soll;

') Die Worte d'MtjiHte&cti und ό'ιαΰήκη sind die technisch festen
Ausdrücke für testiren und Testament.
2
) Dies gehört nicht zur Einleitung von D i o g e n e s , sondern ist
der Anfang des Testamentes selbst, ähnlich wie es in dem Testamente,
das D e m o s t h e n e s (xaxà Στ%φ. 1, 28) anführt, heisst: Tàât άιέ&ίτο
Πασίων Άχάρνίυς.

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Die T e s t a m e n t e der griechischen P h i l o s o p h e n . 9

2. drei Minen Silber;


3. eine silberne Schale, einen Becher, einen goldenen
Fingerring und einen O h r r i n g ; 1 )
4. der Steinhauer Euklides ist mir drei Minen schuldig;
5. die Sklavin Artemis lasse ich f r e i ;
6. Sklaven hinterlasse ich vier;
7. das Hausgeriith, das aufgeschrieben ist, wovon Deme-
trius eine Abschrift h a t ;
8. schuldig bin ich Niemandem etwas;
9. Vormünder, επίτροποι, sollen folgende sieben sein.
Bei der juristischen Beurtheilung des Testamentes ist
zunächst zu wiederholen, dass es, wie bereits oben S. 6 und 7
bemerkt ist, überhaupt gar kein eigentliches Testament mit E r b -
einsetzung oder wenigstens Gesammtverfügung über den Nach-
lass i s t , sondern nur eine Aufzählung der einzelnen Sachen
und Rechte, die Plato hinterlassen, womit einzelne Verfügungen
verbunden sind. Doch erstrecken sich diese keineswegs auf
alle genannten Sachen, sondern es sind nur folgende drei:
1. das Veräusserungsverbot bei dem ersten Grundstücke,
2. die Freilassung der Sklavin,
3. die E r n e n n u n g der Vormünder.
Dagegen ist bei den Sachen gar nicht bestimmt, wer sie
haben soll. Auch bei den Grundstücken ist nicht verfügt, dass
sie Jemand bekommen soll, etwa als Legat, sondern sie sind
einfach als Vermögensstücke mit a u f g e f ü h r t , nur ist bei dem
ersten die Veräusserung verboten und dabei als Gegensatz
hinzugefügt : αλλ' εΰτω "Αδειμάντου τον παιδιού εις τύ
δυνατόν. Dies bedeutet aber nicht : Adeimantos soll es be-
kommen, soll es jedoch nicht veräussern, sondern das Verbot
bezieht sich nur auf die Vormünder; diese sollen das Grund-
stück nicht v e r k a u f e n , sondern es soll bei dem Adeimantos
bleiben, dieses zeigen die W o r t e : μη ε'ξέστω μηδενί — άπο-
δόσίϊαι αλλJ έστω "Αδειμάντου. Die Bestimmung beruht
d a r a u f , dass in Athen wie früher in Rom noch kein gesetz-
liches Veräusserungsverbot f ü r Vormünder existirte, 2 j sondern

') Ueber diesen sagt Sext. Empir, adv. m a t h . 1, 12, 2 5 8 : Πλάτων


.... ίτίτςψο το ους, iλλόβιον <)ορήΰ«ς, οτ' r¡v μίΐραχίβζος, d. Ii. sein Ohr-
läppchen war durchbohrt, weil er als Kind einen Ohrring trilli.
-) In R o m ist es erst durch den Kaiser S e v e r u s eingeführt I). 27, 9, 1.

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die Veräusserung nur im einzelnen durch testamentarische


Bestimmungen verboten werden konnte.
Wenn hiernach das Testament kein eigentliches Testament
ist, so muss man annehmen, dass, abgesehen von den drei
genannten Verfügungen, einfach die volle Intestatsuccession
gelassen ist.
W e r der Intestaterbe sei, ist zwar auch nicht gesagt,
doch ist bei dem Veräusserungsverbote offenbar vorausgesetzt,
dass es der A d e i m a n t o s sei.
W e r das παιόίον Αδείμαντος war, lässt sich aus D i o -
g e n e s ( 3 , 4 ) vermuthen, da er sagt, P l a t o habe zwei Brüder,
Adeimantos und Glaukon, gehabt, und eine Schwester Potone,
die Mutter des Speusippos. Danach ist anzunehmen, dass das
Kind Adeimantos der Sohn oder E n k e l eines der Brüder war.
Natürlich muss man dann weiter annehmen, dass der andere
bereits ohne Kinder verstorben war, denn sonst hätte er noth-
wendig ab intestato Miterbe sein müssen.
I m Uebrigen sind nur noch folgende einzelne Punkte her-
vorzuheben :
1. das Veräusserungsverbot ist seinem Wortlaute nach
auf das erste Grundstück beschränkt. Ueber das zweite ist
gar nichts bestimmt. Man hält es vielfach für den Garten
neben der Akademie, der später der Sitz der akademischen
Schule war, den P l u t a r c h 1 ) als χωρίδιον οίχητηριον Πλά-
τωνος bezeichnet und C i c e r o 2 ) als „Piatonis hortuli acade-
miae propinqui." 3 ) Indessen würde der Garten, da P l a t o
nichts über ihn bestimmt, zunächst jedenfalls mit an den
Erben A d e i m a n t o s gefallen sein, nur ohne Veräusserungs-
verbot. Wann und wie er dann weiter an die Schule ge-
kommen ist, muss dahingestellt bleiben.
2. Sehr einfach ist das Schuldenwesen behandelt: „ E u -
k l i d e s schuldet mir 3 Minen, ich schulde Niemanden etwas;"
das ist alles. Natürlich sind das nur factische Angaben ohne
rechtliche Bedeutung.
3. B e i der Freilassung ist die Form αφίημι ίλευΰίρανΑϊο ge-
wöhnliche, die auch in den anderen Testamenten angewendet ist.

·) De exilio 10.
2
) De finibus, 5, 1.
3
) Vgl. Z u m p t , pililos. Schulen in Athen p. 8 —10.

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Die T e s t a m e n t e der griechischen Philosophen. 11

4. Die Zahl der Vormünder erscheint auffallend gross.


In den anderen Testamenten kommt sie nicht vor. Bei
A r i s t o t e l e s ist nur 1 επίτροπος aber mit 5 επιμελψai,
d. h. Testamentsvollstreckern, bei den anderen sind n u r επι-
μελητού, aber auch 7 und 9. In der Rede des D e m o s t h e n e s
χατά άφοβου kommen 3 επίτροποι vor. Eine weitere E r -
k l ä r u n g giebt es nicht.
Hervorzuheben ist, dass die E r n e n n u n g nicht wie bei der
römischen „tutoris datio" ein formliches Testament erfordert,
sondern dass die griechische Formlosigkeit auch hier herrscht.

II. Testament des Aristoteles, (f 322 v. Chr.)

Dieses ist uns, wie schon oben bemerkt i s t , ausser dem


Berichte von D i o g e n e s noch in einer arabischen Ueber-
setzung erhalten, deren Urtext in dem arabischen W e r k e von
einem P t o l e m ä o s , der „der F r e m d e " genannt ist, abgeleitet
wird, aber ohne alle näheren Angaben.*) Dass darunter der
Philosoph P t o l e m ä o s aus dem zweiten J a h r h u n d e r t nach Chr.
zu verstehen ist, ist bereits oben gesagt. Der Text ist keine
wörtliche Uebersetzung des Textes von Diogenes, sondern eine
zum Theil ziemlich freie P a r a p h r a s e desselben, doch stimmt
er in der Sache im ganzen mit D i o g e n e s überein, nur hat
er einige auffallende Abweichungen und der ganze Schluss
fehlt. Zur Vergleichung füge ich ihn dem griechischen
Texte bei.
D i o g e n e s leitet seinen Bericht (5, 11) mit den Worten
ein: Ήμεΐς δε και διαΟ-ηχαις α ντον περιετνχομεν, οντω πως
εχονΰαις, und f ü g t am Schlüsse hinzu: τον τ ο ν ϊαχονΰιν αιτώ
αϊ διαΰήχαι τον τρόπον. Der W o r t l a u t ist folgender:
"Εΰται μεν εν' εάν δέ τι ϋνμβαίνη, τάδε διέθετα Άριΰ-
τοιελης ' 2)
(1 a) έπίτροπονμεν είναι πάντων xaì διά παντος^Αντίπατρον'
to)ς <Γ αν Νιχάνωρ χαταλάβί], έπιμελεΐσΟαι ^Αριΰτο-
μενην, Τίμαρχον, 'Ίππαρχον, //ιοτέλην, Θεόφραΰτον, εάν
βονληται xaì ενδέχηται αντω, των τε παιδιών xaì
'Ερπνλλίδος xaì των χαταλελειμένων.

') S. die Schrift von Müller, die ohen S . 4 n.O citirt ist, S. 9. 11. 28.
2
) Diese Eingangsformel findet sich auch im Testament des Theophrast.

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12 Bruns,

(lb) xaì όταν ώρα η τη παιδί, εκδίδομαι αυτήν Νιχάνορι


εάν δε τη παιδί ΰνμβη τι (υ μη γένοιτο, ουδε εΰται)
προ τον γήμαϋί)αι, η επειδάν γημηται, μη π ω παιδίων
όντων, Νιχάνωρ χνριος εΰτω xaì περί τον παιδίον
χαι περί των άλλων διοιχεϊν άξίως xaì αντον xaì
ημών' επιμελείΰϋω δε Νιχάνωρ xaì της παιδός xaì
τον παιδός Νιχομάχον, δπως αν αξιοΐ τα περί αυτών,
ως xaì πατήρ ό)ν xaì αδελφός '
(c) εάν δε τι πρότερον όυμβη Νιχάνορι, ο μη γένοιτο,
η προ τον λαβείν την παΐδα, η επειδάν λάβη, μήποί
παιδίοίν όντων, εάν μεν τι ¿κείνος τάξη, ταΰτα χνρια
εΰτω.
((1) εάν δε βοΰληται Θεόφραΰτος είναι μετά της παιδός,
χα-ϋάπερ προς Νικάνορα· ti δε μη, τους επιτρόπους
βονλενομένονς μετ3 ^Αντιπάτρου xaì περί της παιδός
xaì περί τοΰ παιδίον διοιχεϊν όπως αν αΰτοΐς δοχη
άριΰτα είναι.
(e) έπιμελεΐσΰαι δε τους επιτρόπους xaì Νιχάνορα, μνη-
ΰίϊέντας εμον, χαι 'Ερπυλλίδος, ότι ΰπονδαία περί εμε
εγένετο, των τε άλλων, xaì εάν βονληται άνδρα λαμ-
βάνειν, οπως μη άνα'ξίω ημών δοΟ-η" δονναι (Γ αύτη
προς τοις πρότερον δεδομένοις xaì άργνρίον τάλαντον
εχ τών χαταλελειμμένων, χαι ϋεραπαίνας τρεις, εάν
βούληται, χαι την παιδίϋχην ην εχει, xaì παΐδα τον
ίΐνρραϊον' xaì εάν μεν εν Χαλχίδι βονληται οίχεΐν,
τυν 'ξενώνα τον προς τώ χηπω' εάν δε εν Σταγείροις,
την πατρωαν οίχίαν · όποτέραν δ' αν τούτων βονλιμαι,
χαταΠχενάΰαι τους επιτρόπους ΰχενεΰιν οίς άν δοχη
χάχείνοις χαλώς εχειν, xaì Έρπνλλίδι ιχανώς.
(2 a) Έπψίλείαί/ω δε Νιχάνωρ xaì Μνρμηχος τον παιδίον,
όπως άν ά'ξίως ημών τοις ιδίοις επικομιβϋ-η, σνν τοις
νπάρχονΰιν « είληφαμεν αντον'
(b) είναι δε xaì Άμβραχίδα ελεν&έραν, xaì δονναι αυτή,
όταν η παις εχδο&η, πενταχοΰίας δραχμάς xaì την
παιδίϋχην ην εχει'
(c) δονναι δε xaì Θαλη προς τη παιδίϋχη ην εχει τη
ώνηϋ-είοη χιλίας δραχμάς xaì παιδίΰχην'
((I) xaì Σίμωνι χωρίς τον πρότερον άργνρίον αυτοί δοθέντος
εις παιδ1 άλλον, η παΐδα πρίαΰϋαι η άργνρίον επιδονναι '

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 13

(e) Ύνγωνα δε ελενϋερον είναι, ϋταν ή παις εχδοΰη, και


Φίλωνα και ^Ολύμπιον, χαί τύ παιδίον αντον'
( f ) μη πωλεϊν δε των παίδων μηδένα των εμ,ε Dtqu-
3
πενόντων, αλλά χρηΰ&αι αντοΐς. οταν δ εν ηλικία
γένωνται, ελενϋ-έρονς αφεϊναι κατ αξίαν.
( 3 a ) 'Επιμελεΐαΰαι δε xai των εχδεδομένων εικόνων παρά
Γρνλλίωνα, οπως επιτελεϋϋ-εΐϋαι άΐ'ατίΙϊοΊΰιν, η τε
Νικάνορος χαί η Προ'ξένον, ην διενοονμην εχδονναι,
χαί η της μητρός της Νικάνορος' χαί την ^Αριμνηϋτον
την πεποιημένην άνα&εΐναι, ϋπως μνημεΐον αντον r¡,
επειδή àπαις ετελεντησε'
(b) χαί την της μητρός της ημετέρας τη ./ήμητρι άναΟεΐναι
εις Νεμεαν, η οπον αν δοχη·
(c) δπον δ' αν ποιώνται την ταφήν, έντανΟ-α χαί τα l'Ivi) tà-
δος οστά άνελόντας ίίεΐναι, ώΰπερ αντή προβετα'ξεν.
(d) άναί)εΐναι δε χαί Λ'ιχάνορα βω&έντα, ην ειίχήν vnlo
αντον ηνξάμην, ζώα Udiva τετραπήχη .Iii αωτηρι και
Άίϊηνΰ ΰωτείρα εν —ταγείροις.

Der avabische Text hat in der deutschen Uebersetzung


von M ü l l e r folgenden Wortlaut :
(1a) „Ich mache zu meinem beständigen Curator fiir alles,
was ich hinterlasse, den A n t i p a t r o s , und bis N i k a n o r
mündig wird, sollen A r i s t o m e n e s und T i m a r c h o s und
H i p p a r e h o s und D i o t e l e s dafür sorgen, dass geachtet
werde auf das, worauf zu achten nöthig ist, und dass ge-
sorgt werde, wofür gesorgt werdeil muss, in Betreff' der
Leute meines Hauses und der H e r p y l l i s meiner Dienerin
und meiner übrigen Mädchen und Sklaven und in Betreff
dessen, was ich hinterlasse; und wenn es dem T h e o -
p h r a s t o s passt und ihm möglich ist, ihnen darin bei-
zustehen, so mag er sich ihnen zugesellen.
(b) Wenn aber meine Tochter mannbar ist, soll N i k a n o r
ihr Vermögen verwalten ; wenn sie aber sterben sollte, bevor
sie sich verheirathet, oder danach ohne Kinder zu haben,
so soll dem N i k a n o r das Verfahren in Betreff meines
Sohnes N i k o m a c h o s anheim gestellt werden, und ich
schreibe ihm in Bezug darauf vor, in seinem Thun so zu
verfahren, wie es wünschenswerth ist und es ihm passt.
Z e i t s c h r i f t <1. S n v i f r n y - S t l f t n i i K . I. K o m . Aliti). 3

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14 Bruns,

(c) F ü r den Fall aber, dass N i k a n o r vor der Verheirathung


meiner Tochter sterben sollte, oder nach ihrer Verheirathung
ohne dass sie Kinder hat, soll N i k a n o r über das, was
ich hinterlasse, testiren und sein Testament gültig und
bindend sein.
(d) Wenn aber N i k a n o r ohne Testament stirbt, und es
dem T h e o p h r a s t o s recht ist und er es gerne sieht, an seine
Stelle zu treten rücksichtlich meiner Kinder und dessen,
was ich sonst hinterlasse, so soll das geschehen; wenn er
dies aber nicht gerne sieht, so mögen die Curatoren,
welche ich oben genannt habe, zum Antipatros sich begeben
und mögen mit ihm darüber berathen, wie sie in Betreff'
meiner Hinterlassenschaft verfahren wollen, unci mögen in
der Weise handeln, wie sie sich geeinigt haben.
(e) E s mögen sich aber meiner erinnern die Curatoren
und Nikanor in Betreff der Herpyllis; denn sie hat dies
um mich verdient nach dem, was ich von ihrer Sorglich-
keit in meinem Dienste und von ihrem Eifer in Bezug auf
d a s , was mir Freude zu machen geeignet w a r , gesehen
habe; und sie mögen ihr alles besorgen, dessen sie bedarf;
wenn sie aber sich gern verheirathen will, so soll sie nur
einem tüchtigen Manne gegeben werden, auch soll ihr an
Gelde ausser dem, was sie hat, ein Talent gegeben werden
unci von den Mägden drei, welche sie will, zu den Mädchen,
welche sie hat und zu ihrem Knaben; und wenn sie sich
gern in C h a l k i s aufhalten will, so soll sie ihren Aufent-
halt in meinem Hause in der Fremdenwohnung nehmen,
welche nach dem Garten zu liegt; wenn sie aber gern in
der Stadt S t a g - i r a sich aufhalten will, so mag sie in der
Wohnung meiner Väter sich aufhalten ; welche Wohnung
sie aber sich wählt, in dieselbe sollen die Curatoren ihr
schaffen lassen, wovon sie sagt, dass sie seiner bedarf.
(2a) Was nun meine Frau und Kinder angeht, so ist es
nicht nöthig, dass ich sie (?) noch besonders beauftrage,
über sie zu wachen und ihre Angelegenheiten zu besorgen;
ausserdem aber soll Nikanor auch für den Knaben M y r m e x
sorgen, dass er ihn in seine Heimath zurückbefördere und
mit ihm seine ganze Habe in dem Zustande, wie es
wünschenswert!! ist;

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 15

(b) und meine Dienerin A m b r a k i s soll freigelassen werden ;


wenn sie aber nach der Freilassung f o r t f ä h r t , meiner
Tochter zu dienen, bis sie sich verheirathet, sollen ihr
500 Drachmen und ihr Mädchen gegeben werden;
(c) und dem T h a i e s soll ausser dem Mädchen, welches
wir kürzlich gekauft haben, ein Knabe aus der Anzahl
unserer Sklaven und 1000 Dr. gegeben werden;
(d) und dem S im o s soll der Preis eines Sklaven gegeben
werden, den er sich kaufen mag zu dem Knaben, dessen
Preis ihm schon gegeben ist, und ausserdem soll ihm ge-
geben werden, was die Curatoren für recht ansehen werden.
(e) Wenn sich aber meine Tochter verheirathet, so sollen
meine Knaben T v c h o n und P h i l o n und O l y m p i o s frei-
gelassen werden;
(f) auch soll der Sohn des O l y m p i o s nicht verkauft
werden, und auch von denen meiner Knaben, welche mich
bedient haben, soll keiner verkauft werden, sondern sie
sollen im Dienste verharren, bis sie das Ziel der Männer
erreichen; wenn sie es aber erreicht haben, sollen sie
freigelassen werden und an ihnen rücksichtlich dessen, was
ihnen gegeben wird, gethan werden nach dem, was sie
verdienen, so Gott der höchste will."
Das Testament des A r i s t o t e l e s ist, wie man sieht, be-
deutend vollständiger und inhaltsreicher, wie das des P l a t o ,
aber doch auch noch sehr mangelhaft. Eine allgemeine Ver-
fügung über das Vermögen ist auch in ihm nicht ausgesprochen,
sondern es enthält, abgesehen von der Ernennung eines επί-
τροπος und mehrerer επψεληταί, nur drei Arten von Ver-
fügungen :
1. Bestimmungen liber seine Kinder P y t h i a s u n d N i k o -
m a c h u s und über seine Frau oder Concubine H e r p y l l i s ;
2. mehrer kleine Legate und Freilassungen von Sklaven;
3. Anordnungen über die Aufstellung verschiedener Bild-
säulen.
1. Die Bestimmungen der ersten Art bieten mehrfache
Schwierigkeiten. Zunächst muss man fragen, nach welchem
Rechte sie überhaupt zu beurtheilen sind. Aristoteles1)
') Eine genaue Darstellung seines Lehcnslaufes s. Z e l l e r a. a. O.
II, % 1—50.
3*

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16 tìrmis,

war in S t a g i r a in M a c é d o n i e n , einer Kolonie von C h â l -


it i s auf E u h ö a , im J . 384 ν. Chr. geboren, lebte von 366—346
in Athen, von 346—334 an verschiedenen Orten, namentlich
seit 342 in Macédonien, darauf 334 — 323 wieder in Athen,
musste aber von dort fliehen und ging nach Chalkis, wo er
322 starb. In Stagira und Chalkis hatte er Grundbesitz,
Häuser und G ä r t e n , und in Stagira soll er auch begraben
s e i n . O b er auch in Athen das Bürgerrecht und Grund-
besitz hatte, wissen wir nicht. Hiernach ist sein eigentliches
Heimathrecht ungewiss. Indessen war S t a g i r a eine Kolonie
von C h a l k i s , und C h a l k i s soll eine Kolonie von A t h e n
gewesen sein, jedenfalls w a r E u b ö a wenigstens hauptsächlich
von loniern bewohnt. Man kann daher wohl jedenfalls eine
grössere oder geringere Aehnlichkeit des Rechtes von S t a g i r a
und C h a l k i s mit dein von A t h e n a n n e h m e n ; ob aber die
speciellen Gesetze von S o l o n , die hier in Betracht kommen,
als solche auch in C h a l k i s und S t a g i r a gegolten haben,
bleibt doch immer zweifelhaft.
A r i s t o t e l e s war nun früher mit der Schwester oder
Nichte seines Freundes H e r r n i a s , Herrschers von A c h a r n e u s
bei Ρ e r g a m u s , verheirathet und hatte von ihr eine Tochter,
die wie ihre Mutter P y t h i a s hiess. Schon als Kind wurde
diese von A r i s t o t e l e s dem Sohne seines Freundes P r o x e -
n o s , dem Ν i k a n o r , zur F r a u bestimmt. Später verband sich
A r i s t o t e l e s mit einem Mädchen aus seinem Heimathsorte
S t a g i r a , der H e r p y l l i s , die ihm einen Sohn, N i k o -
m a c h o s , gebar. Ob diese Verbindung aber Ehe oder Con-
cubinat war, und N i k o m a c h o s daher legitim und erbfähig
oder νόΟ-ος war, wovon die Beurtheilung des Testaments haupt-
sächlich abhängt, ist sehr zweifelhaft. Die Angaben der Alten
sind darüber verschieden. Der Philosoph A r i s t o k l e s aus
dem zweiten J a h r h u n d e r t v. Chr. sagt: ίγημε τ ψ Έρπνλλίδα,
dagegen nennen D i o g e n e s und der anonyme Biograph des
Aristoteles sie παλλαχή, A t h e n ä u s ίταΐρα, P r o c l u s ΰερά-
παιμα.2) Dazu kommt jetzt das arabische Testament. Wäh-
rend es in dem griechischen nur heisst, die Curatoren sollten

') Z e l l e r , S. 41 n. 1.
s
) S. die Stellen hei Z e l l e r S. 2t n. %

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 17

sorgen τών τε παιάίων y.al Έρπνλλίδος χ ai τών χ u% aititi μ-


μένοίν, ist in dem arabischen gesagt: „in Betreff der Leute
meines Hauses und der I l e r p y I i i s meiner Dienerin und
meiner übrigen Mädchen und Sklaven und dessen, was ich
hinterlasse''; und ähnlich ist später bei dem Legate an die
H e r p y l l i s , wo der griechische Text nur s a g t : Έρπνλλιδος
ότι σπονόαί« περί εμί εγένετο, im arabischen gesetzt: „in
Betreff der H e r p y l l i s , denn sie hat dies um mich verdient
nach dem, was ich von ihrer Sorglichkeit in meinem Dienste
und von ihrem Eifer in Bezug auf d a s , was mir Freude zu
machen geeignet w a r , gesehen habe." Doch scheinen diese
Angaben allerdings mehr den Charakter von Zusätzen und
willkürlichen Paraphrasen des Urtextes zu haben, 1 ) auch kommen
weiter unten (2a) die W o r t e : „was nun m e i n e F r a u und Kinder
angeht". Dass über Aristoteles durch seine Gegner, besonders
den Τ im a ios, eine Menge Verleumdungen verbreitet waren, ist
ausser Zweifel, nur war die Verbindung mit einer παλλαχη
bei den Griechen überhaupt wohl kein grosser Vorwurf. Eine
eigentliche Entscheidung der F r a g e ist freilich nicht möglich,
namentlich da auch das Testament keinen festen Anhalt giebt.
F ü r die Ehelichkeit spricht d a r i n , dass die beiden Kinder so
ganz gleich behandelt werden, indem die Vormünder ange-
wiesen werden, zu sorgen: τών παιδιών xaì 'Εοπνλλίδυς, ebenso
N i k a n o Γ: xaì της παιδυς χαϊ τον παιδός Νιχομάχον, und
eventuell sogar auch A n t i p a t e r : xaì περί της παιδός χαϊ
περί τον παιδίου, und dass der H e r p y l l i s , wenn sie will,
die πατρώα oixía in Stagira zur Wohnung gegeben werden
soll. Bedenklicher ist die Angabe des Grundes d a f ü r : δτι
ΰπονδαία περϊ εμε εγενετο, was mehr auf eine Dienerin als
eine E h e f r a u zu passen scheint, und dass es heisst: εάν
βονληται άνδρα λαμβάνειν, οπως μη άνα'ξίοι ημών δοίϊη.
Dies klingt f ü r die Wiederverheirathung einer VVittwe wenig-
stens nach unserm Gefühl etwas fremdartig. Indessen f r a g t
es sich, wie weit wir unsere Geftihlsweise hier geltend machen
dürfen, namentlich wenn man b e d e n k t , dass die H e r p y l l i s
jedenfalls sehr viel jünger gewesen sein muss als Aristoteles
(da ihr Sohn noch Kind war) und dass sie aus niedriger und
ärmlicher Familie gewesen zu sein scheint.

Ζ eil er S. 43—50.

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18 Bruns,

J e nachdem man nun aber eine E h e annimmt oder nicht,


gestaltet sich die rechtliche, Beurtheilung des Testamentes sehr
verschieden. W e n n der N i k o m a c h u s legitimer Sohn war,
so war er von selbst der gesetzliche Erbe, und dann war nach
attischem Rechte ein eigentliches Testament mit Einsetzung
eines E r b e n oder auch nur einer Gesammtverfügung über das
Vermögen gar nicht möglich, sondern nur einzelne Geschenke
oder Legate. Die eigentliche Testirfreiheit war in einem Ge-
setze von S o l o n ausdrücklich n u r f ü r den Fall e i n g e f ü h r t :
it μη παίδες ώΰι γνήΰιοι âqqsvsc.*) Dann würde sich daraus
der beschränkte Inhalt des Testamentes einfach erklären,
namentlich a u c h , dass über die beiden Häuser in S t a g i r a
und C h a l k i s , die der H e r p y l l i s zur W o h n u n g angeboten
werden, in Betreff des Eigenthums nichts bestimmt ist, und
dass dem N i k o m a c h u s selber g a r nichts vom Vermögen zu-
gewendet i s t , sondern nur f ü r seine Bevormundung Bestim-
mungen getroffen werden. Dieses letztere wäre nach römischem
Rechte bei unehelichen Kindern gradezu ungültig, und dass
das griechische Recht dem Vater über seine unehelichen Kinder
ein grösseres Recht gegeben h ä t t e , ist bei ihrer sonstigen
vollständigen Ausschliessung von der F a m i l i e 2 ) sehr unwahr-
scheinlich.
Weitere Schwierigkeiten enständen, wenn N i k o m a c h u s
unehelicher Sohn gewesen wäre, daraus, dass er dann ein ge-
setzliches E r b r e c h t gegen den Vater g a r nicht gehabt hätte,
sondern n u r ein Recht auf eine sog. νοίϊεία von höchstens
1000 D r a c h m e n . 3 ) Dann wäre die Ρ y t h i a s eine sog. Erbtochter
(¿πίχληρος) gewesen. Diese hatten aber kein selbständiges E r b -
recht gegen ihren Vater, sondern der nächste Verwandte h a t t e
nur das Recht und sogar die Pflicht, sie mit der Erbschaft zu
heirathen, um das Vermögen in der Familie zu erhalten. Der
Vater konnte dies nur dadurch verhindern, dass er einen Sohn
adoptirte oder mit Adoption zum E r b e n einsetzte und ihm

') D e m o s t h e n e s c. Steph. 13. 14 (p. 1133).


-) νό&ω μη tìfcii ùy/tBTtUiv μήθ·' Ιίρών μή&' οαίων. Demosth. pro
Macart. § 51 p. 1067. Vgl. P. v. d. Es, de iure familiarum ap. Athen.
1864 p. 69—78. Gans Erbrecht 1, 313.
3
) B u n s e n , de iure heredit. Att. p. 60. H e r r m a n n , gr. Staats-
alterthiimer § 118.

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 19

zugleich die Tochter zur F r a u bestimmte, damit auf diese


Weise das Vermögen in der Familie erhalten wurde. ') Nun
enthält aber das Testament (wenigstens das griechische, das
arabische nicht) zwar die Bestimmung, dass die Pythias dem
Nikanor zur Frau gegeben werden soll, allein von Adoption
und Erbeinsetzung ist dabei durchaus keine Iiede. Allerdings
heisst es in der Vita Arist. von A m n i o n i t i s , 2 ) dass A r i s t o -
t e l e s schon bei seinen Lebzeiten den N i k a n o r adoptirt habe;
indessen ist das nirgend weiter bestätigt, und es wäre im
höchsten Grade auffallend, dass Aristoteles dieses Verhältniss
in dem Testamente gar nicht erwähnt hätte, da er doch sonst
bei den Bestimmungen über die Familie nicht gerade wortkarg
ist. Die Worte, dass Nikanor für die Kinder sorgen soll, ώς
xal πατήρ ¿)v xal αδελφός können nicht auf die Adoption
bezogen werden, denn sie können nicht juristisch bedeuten:
„da er Vater und Bruder ist," was unmöglich i s t , sondern
nur moralisch: „wie wenn er Vater und Bruder wäre."
Nach alle diesem bleibt das Verhältniss allerdings immer
zweifelhaft, doch scheint die grössere Wahrscheinlichkeit f ü r die
Ehelichkeit des Nikomachus zu sprechen, sofern man das ganze
Verhältniss überhaupt nach attischem Rechte beurtheilen darf.
Die einzelnen Bestimmungen des Testamentes über die
I l e r p y l l i s und die Kinder sind nun folgende:
a) Zuerst wird A n t i p a t e r , der berühmte Feldherr
A l e x a n d e r s d. G r . , z u m επίτροπος πάντων xal òià παντός
ernannt, und daneben werden fünf επιμεληταί eingesetzt zur
Sorge für die Kinder, Herpyllis und den Nachlass. Dabei
heisst es : '¿ως civ Νιχάνωρ χαταλάβ^. Der Araber übersetzt
dies „bis Nicanor mündig wird", und ebenso C o b e t : „quoad
adolescat". Allein dies kann χαταλάβΐ] nicht bedeuten, son-
dern in Verbindung mit dem έπψελεΐσθ-ut n u r : „bis er es
übernehmen kann". Schon C a s a u b o n u s hat es daher auf
die Rückkehr von einer Reise oder Genesung von einer Krank-
heit bezogen. Dass Nikanor damals in irgend einer Gefahr
war, zeigt der Schluss des Testaments, wo A r i s t o t e l e s sagt,
dass er ein Gelübde für ihn gemacht habe, und bestimmt:

!) Vgl. G a n s , Erbrecht 1, 338—40. Herrmann, Privat-Alterth.


§ 64 n. 10.
'-) Bei C o b e t , Ü, 10.

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20 Brans,

Νικάνορα ϋωΰέντα àvalïtlvai ζώα Jil βοιτηρι xaì


ΰωτείρα. Z e l l e r (S. 5 u. 6) nimmt a n , dass es eine Reise
an das Hoflager A l e x a n d e r s d. G r . gewesen sei.
b) Die Tochter soll, wenn sie erwachsen ist, dem N i k a n o r
zur F r a u gegeben werden (έχδόαΰαι) ; wenn sie aber früher
stirbt oder nachher ohne Kinder, soll N i k a n o r χνριος, d. h.
Vormund, sein über den Sohn und über das Vermögen. E r
soll aber überhaupt für die Kinder sorgen ως xaì πατήρ ών
xaì αδελφός, d. h., wie schon oben begründet ist, wie wenn
er Vater und Bruder wäre. Sehr auffallend ist, dass der
Araber gar nicht von Verheirathung der Tochter spricht,
sondern nur sagt, dass N i k a n o r ihr Vermögen verwalten
soll. E r scheint das Wort έχδόσ&αι falsch verstanden zu
haben.
c) Wenn N i k a n o r vor der Ehe stirbt oder nachher ohne
Kinder, so soll, wenn er eine Verfügung trifft, diese gelten
(¿civ τι ταξί], ταντα χνρια εϋτω). Dies ist sehr auffallend!
Es kann nur bedeuten, dass was er über die Vormundschaft
bestimmt, gelten soll. Der Araber sagt aber: „Nikanor soll
über das, was ich hinterlasse, testiren und sein Testament
giltig und bindend sein". Dies hätte für einen Vormund
neben den Kindern gar keinen Sinn, und wenn man die
Adoption des N i k a n o r voraussetzen wollte, so stände dann
der Satz entgegen, dass Adoptivsöhne nicht testiren konnten,
weil sie sonst das Vermögen aus der Familie hätten bringen
können. 1 ) Man wird daher auch hier den griechischen Text
vorziehen müssen.
d) Hierauf folgt ein vielleicht lückenhafter Satz: εάν δε
βονληται ΘεόφραΟτος είναι, μετά της παιδός, χαΰάπερ προς
Νικάνορα. Dieses είναι μετά scheint die Ehe zu bedeuten, 2 )
und bei dem χαΰάπερ wäre zu ergänzen „dann soll dasselbe
gelten". Der Araber scheint aber einen weiteren Text gehabt
zu haben, indem er sagt: „wenn aber Nikanor ohne Testament
stirbt, und es dem T h e o p h r a s t recht ist, an seine Stelle zu
treten rücksichtlich meiner Kinder und dessen was ich sonst
hinterlasse, so soll das geschehen". Durch diese Verbindung

») G a n s , Erbrecht 1,384—5. H e r r m a n n , Privatalterth. S. 65 n. 20.21.


2
) Dieses nimmt auch Ζ eil e r an, S. 807 u. 2; 800 η. 1.

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Die T e s t a m e n t e der griechischen Philosophen. 21

der beiden Kinder und des Vermögens bekommt der Satz eine
Beziehung auf die Gesammtheit der vorausgehenden Bestim-
mungen, also auf die ganze Vormundschaft, und dazu passt
eigentlich der folgende Gegensatz besser, wenn es lieisst:
„wenn Theophrast nicht wolle, so sollen die Vormünder mit
Antipater berathen und beschliessen, was in Betreff sowohl der
Tochter als des Sohnes das beste zu sein scheine". Dazu
bildet die blosse Ehe der Tochter keinen genügenden Vordersatz.
e) Die Vormünder und Nikanor sollen auch für die
Ilerpyllis sorgen, namentlich dafür dass, wenn sie etwa einen
Mann nehmen will, sie keinem unwürdigen gegeben werde,
auch sollen sie ihr eine Aussteuer von 1 Talent Silber aus
dem Nachlasse geben, 3 Dienerinnen und 2 Sklavenkinder ;
ausserdem sollen sie i h r , wenn sie in Chalkis wohnen will,
doit Haus und Garten geben, wenn in Stagira, das väterliche
Haus, in beiden Fällen mit der nöthigen Hauseinrichtung.
2. Hierauf folgeil durcheinandergemischt Legate und Frei-
lassungen von Sklaven, wobei wir die näheren Umstände
nicht kennen.
a) Nikanor soll für den Knaben My r m e χ sorgen, damit
er den Seinigen auf würdige Weise zugeführt werde, oder,
wie der Araber sagt, in seine Heimath zurück befördert werde,
nebst dem Vermögen, was er, A r i s t o t e l e s , von ihm be-
kommen habe.
b) Die Sklavin A m b r a k i s soll, wenn die Tochter Pythias
heirathet, frei werden und 500 Dr. bekommen nebst dem
Sklavenkinde, das sie hat.
c) Dem T h a i e s sollen zu dem gekauften Sklavenmädchen,
das er hat, noch 1000 Dr. und ein Sklavenmädchen gegeben werden.
d) Dem S i m o n soll zu dem Gelde, was er schon früher
zum Ankaufe eines Sklaven bekommen, entweder noch ein
Sklave gekauft oder das Geld dazu gegeben werden.
e) Der Sklave T y c l i o soll frei werden, wenn die Tochter
Pythias heirathet, und ebenso P h i l o und O l y m p i o s mit
seinem Sohne.
f) Die Sklavenkinder, die ihn, Aristoteles, bedient haben,
sollen nicht verkauft, sondern im Gebrauche behalten werden ;
wenn sie aber die Mündigkeit erreicht haben, sollen sie nach
Verdienst frei gelassen werden.

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22 Bruns,

3. Hierauf kommt eine Reihe von Bestimmungen' über


Anfertigung und Aufstellung von Bildsäulen. Im arabischen
Texte sind diese sämmtlich weggelassen, wahrscheinlich wegen
des muhamedanischen Verbotes der Plastik von Menschen.
E s sind folgende:
a) Die des N i k a n o r und seiner beiden Aeltern, und
eines A r i m n e s t u s , zu seinem Gedächtniss, da er kinderlos
gestorben sei.
b) Die von Aristoteles' Mutter soll der Demeter in Neniea
gesetzt werden, oder wo es sonst passend scheine.
c) In das G r a b m a l , das f ü r ihn selber gemacht werde,
sollen auch die Gebeine seiner ersten F r a u ihrer Anordnung
gemäss gebracht werden.
d) N i k a n o r soll, wenn er gerettet wird, das Gelübde,
das A r i s t o t e l e s f ü r ihn g e m a c h t , erfüllen, nämlich dem
Zeus Soter und der Athene Soter Bildsäulen in Stagira auf-
zustellen. Die Bildsäulen sind dabei ζώα λίθινα genannt.
Man hat darunter vielfach Thierbilder verstanden und es als
eine Nachahmung des Somatischen Opfers f ü r Asklepios in
Piatons Phädon aufgefasst.*) Indessen wird das wort ζοΐον
ebensowohl f ü r menschliche als thierische Figuren gebraucht,
auch würde, da die ζοΐα τετςαπήχη, d. h. 4 Ellen hoch, sein
sollen, das doch ein ganz sonderbares Weihgeschenk sein,
zumal gar nicht gesagt ist, was f ü r ζφα es sein sollen.
Allerdings bleibt dieser Zweifel a u c h , wenn man Menschen-
bilder a n n i m m t , allein man h ä t t e liier doch n u r die W a h l
unter den genannten Personen, oder könnte man vielleicht
noch passender an die betreifenden Götterbilder denken. 2 )
Schliesslich sind noch folgende P u n k t e zu berühren.
1. Im Anfange des Testaments heisst es: επίτροπον είναι,
πάντων xaì διά παντός 'Λντίπατρον. U n t e r diesem A n t i -
p a t e r k a n n n u r der berühmte Feldherr A l e x a n d e r s d. Gr.,
der nach dessen Tode Macédonien verwaltete, verstanden sein,
mit dem Aristoteles in freundschaftlicher Verbindung s t a n d . 3 )

>) Z e l l e r , S. 41 n. 2 a. E.
2
) So in der Inschrift von T l i e r a : άγαγόντος τά ζωα xcù τους
(ίνάζκ'ίντας lav τον xaì Κρατηοιλόχον, wo B ö c k h sagt: ,,ζψα sunt ana-
g'lypta, quae Musas repraesentasse videntur".
3
) Z e l l e r S. 37. 41 n, 2 a. E.

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 23

Die fünf έπιμεληιαί, die daneben ernannt sind, sind eigentlich


nur, wie in den folgenden Testamenten, Personen, die sorgen
sollen f ü r die Ausführung des Testamentes. Indessen sind
sie hier auch ganz wie Vormünder behandelt, da ihnen die
Sorge für die Kinder, die Ilerpyllis und den Nachlass aufgetragen
wird, und sie in ( l e ) gradezu als επίτροποι bezeichnet werden,
die sich mit dem Antipater berathen sollen, τους επιτρόπους
βονλενομένοι<ς μετ 'Λντιπάτρον. Dass Antipater als επίτροπος
πάντων xaì διά παντός von ihnen getrennt und an die
Spitze gestellt wird, hat nur die Bedeutung, dass ihm Ehren
halber alles untergeordnet und seinem Schutze empfohlen wird.
Es ist wohl ein ähnliches \ r erhältniss, wie im römischen Recht
bei dem Unterschiede von 'tutor honoris causa' datus und
'tutor gerens'.
Wenn eventuell auch der N i k a n o r zum χνριος τον παι-
διού xaì των άλλων ernannt w i r d , so bedeutet auch dieses
wieder Vormund, wie sonst oft. 2 )
2. Auffallend ist, dass sich keine Verfügung über die
Bibliothek des Aristoteles findet. S t r a b o (13, 1, 54) sagt,
A r i s t o t e l e s habe seine Bibliothek dem T h e o p h r a s t ge-
schenkt; dies müsste er also schon bei Lebzeiten gethan
haben, vielleicht damals, als er kurz vor seinem Tode von
A t h e n fliehen und sich nach C h a l k i s retten musste.
3. Der Engländer G r a n t macht gegen die Echtheit des
Testaments geltend, dass es keine Verfügung über das Haus,
das Aristoteles doch gewiss in Athen gehabt habe, enthalte. 3 )
Allein wir wissen von einem solchen Hause nicht das geringste,
und wenn Aristoteles das Bürgerrecht in Athen nicht hatte,
war er überhaupt vom Grundbesitze in Athen ganz aus-
geschlossen. 4 )

III. Testament des Theophrast. (t 285 v. Chr.)

T h e o p h r a s t war von E r e s o s auf L e s b o s gebürtig,


muss aber das Bürgerrecht in Athen gehabt haben, da er dort

») D. 23, 2, 60; 40, 3, 14, 1.


-) v. d. E s , de iure famil. p. 151.
3
) Z e i l e r , S. 41 n. 2; 808 n. 4.
4
) H e r r m a n n , gl·. Staatsalterlh. § 115 n, 4.

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24 Bruns,

Haus und Garten besass. E r starb nach D i o g e n e s (3, 5 8 )


in der Ol. 123, also 2 8 8 — 4.
Sein Testament ist das vollständigste von allen und
namentlich in juristischer Beziehung das genaueste. E s erklärt
sich das wohl daraus, dass T h e o p h r a s t der einzige unter
allen griechischen Schriftstellern ist, der ein grösseres Interesse
für die Theorie des Privatrechts und namentlich für seine
Gestaltung im positiven Rechte gehabt hat. E r ist der ein-
zige, der eigentlich juristische Bücher geschrieben hat.
D i o g e n e s führt in dem Kataloge der Theophrastischen
Werke a n : 1 Buch περί νόμων, 1 Buch περί παρανόμων,
10 Bücher επίτομη νόμων, 3 Bücher νομοθετών, 24 Bücher
νόμων κατά στοιχεΐον. In dem Sammelwerke des S t o b ä u s
(44, 2 2 ) findet sich eine drei Seiten lange Stelle mit der
Ueberschrift εκ των Θεοφράϋτον περί Συμβολαίων. Ob dies
noch ein anderes bei D i o g e n e s ausgelassenes Werk war,
oder nur ein Abschnitt aus den νόμοι, κατά ϋτοιχεΐον, mag
dahin gestellt bleiben. 1 ) Jedenfalls gewinnt das Testament
des T h e o p h r a s t durch die juristische Bedeutung des V e r -
fassers eine besondere Wichtigkeit; es kann als allgemeiner
Massstab für die juristische Behandlung der Testamente bei
den Griechen dienen.
Das Testament des Theophrast ist bei D i o g e n e s einge-
leitet mit den Worten: Εύρον δ' αύτον και διαϊϊήκας τούτον
έχουσας τον τρόπον. Am Schlüsse Steht : Οντως εχουΰιν αυτω
και αϊ διαίϊήκαι.

Das Testament selber lautet folgendermassen :


"Εΰται μεν ευ· εάν δε τι ΰνμβϊί, τάδε διατίΟ-εμαι"
( l a ) 7 « μεν οϊκοι υπάρχοντα πάντα δίδωμι Μελάνιη xal
ΙΙαγκρέοντι τοις νίοΐς Λέοντος.
(b) από δε των παρ' 'Ιππάρχου ΰνμβεβλημένων τάδε μοι
βονλομαι γενέβ&αι' πρώτον μεν τά περί το μουβεΐον
καΐ τάς \ϊεάς ΰυντελεαϋ-ηναι, καν τι άλλο ΐΰχνη περί
αντάς έπικοΰμη&ηναι προς το καλλιον επειτα την
\Ιριϋτοτέλονς εικόνα τε&ηναι εις το Ιερόν, και τά
λοιπά αναθήματα, ööa πρότερον νπηρχεν εν τω ίερω'

') Fr. Hofmann, Beitr. ζ. Gesch. d>griech. und röm. Rechts (1878)
S. 7 1 - 3 .

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 25

είτα το ΰτωΐδιον οίχοδομηί)ήναι τύ προς τω μονϋείω


μή χείρον r¡ πρότερον. \ivai)είναι δε xaì τοις πίνακας,
εν οίς aî της γης περίοδοι είΰιν, εις την χάται Οτοάν'
έπιΰχεναοϋήναι dè xaì τον βωμόν, ύπως εχη τύ τέλειο)'
xaì τύ εΐ'ΰχημον. Βονλομαι δε xaì την Νικομάχον
είχόνα ΰνντελεΰ&ήναι ϊΰην' τύ μεν της πλάΰεως εχει
Ιΐρα'ξιτέλης, το (Γ άλλο ανάλοψα από τούτον γενέσ·ί)ω.
Σταϊϊήναι δε οπον αν δοχή τοις xaì των άλλων επι-
μελονμένοις των εν τή διαϊϊήχη γεγραμμίνων. Kai
τύ μεν περί το ιερόν xaì τα αναθήματα, τοϋτον εχέτω
τον τρόπον.
(c) τύ δε χωρίον το εν Σταγείροις ήμΐν νπάρχον δίδοίμι
Καλλίνω ·
((1) τά δε βιβλία πάντα Λ'ηλεΐ'
(e) τον δε χηπον, xaì τον περίπατοι', xuì τάς οίχίας τάς
προς τω χηπω πάΰας δίδωμι των γεγραμμίνων φίλοίν
αεί τοις βονλομένοις ΰνΰχολάζειν xaì Ονμφιλοαοφεΐν
εν ανταΐς' επειδήπερ ον δυνατόν πάαιν άνίίρωποις αεί
επιδημεϊν, μήτε ε'ξαλλοτριονΰι, μήτε ε'ξιδιαζομεΐ'ον
μηδενός, αλλ' ώς άν ιερόν xoivfj χεχτημένοις, xaì τά
προς αλλήλους οίχείως xaì φιλιχώς χρωμενοις, ώαπερ
προΰήχον xaì δίκαιον. "Εΰτωΰαν δε ol χοινωνονντες
"Ιππαρχος, Νηλενς. —τράτων, Καλλϊνος, ¿Ιημότ ιμος,
Δημάρατος, Κάλλια'άί ν ης, Μελάντης, ¡Ιαγχρίων, Λϊ-
χιππος' ε'ξεϊναι δε βονλομένω qilocoifslv xuì *Λρι-
ΰτοτέλει, τω Μητροδώρον xaì llrthàôoç νιοι, xuì μετέχειν
τοντων' xaì αντον πάοαν επιμέλεια)' ποιεΐϋ'άαι τονς
πρεαβντάτονς, οπως ϋτι μάλιΰτα προαχΟή xur.à
(fιλοιϊοφίαν.
("2 a) θάψαι δε xaì ημάς οπον αν δοχή μιι/.ιΰια άρμόττον
είναι τον χήπον, μηδέν περίεργον μήτε περί την ταψην
μήτε περί το μνημεΐον ποιονντας'
(b) όπως δε ΰννείρηται, μετά τά περί ημάς ΰνμβάντα,
τα περί το ιερόν xaì το μνημεΐον, xaì τον χήπον, xuì
τον ' περίπατοι', Ιϊεραπενομενα, ϋννεπιμελείΰΰαι xaì
ΙΙομπνλον τοντον έποιχονντα αντον xaì την των
άλλο))' επιμέλειαν ποιονμενον, ην xuì πρότερον της
δε λνΰιτελείας έπιμελεΐΰίϊαι αντον: τονς έχοντας
ταντα.

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26 Bruns,

(3 a) Πομπνλω δε xaì Θρέπτη-πάλαι ελεύθεροι, ονΰι xaì


ημϊν πολλην χρείαν π αρεσχημενοις, εϊ. τι πρότερον
εχουοι παρ' ημών, xaì εϊ τι αυτοί εχτήΰαντο, xaì α
ννν παρ' 'Ιππάρχου αυτοίς βνντέταχα, διβχιλίας δραχ-
μάς αΰφαλώς οι,μαι δεΐν αυτοϊς υπάρχει ν ταντα,
χαθάπερ xaì αυτοίς διελέχθην Μελάντη xaì ΙΙαγ-
χρέοντι πλεοναχις xaì πάντα μοι ϋυγχατετίθεντο.
Λίδωμι (Γ αυτοίς xaì Σωματάλην την παιδίΰχην.
(b) των δε παίδο>ν Μόλοίνα μεν xaì Τίμωνα xaì Παρ-
μένοντα, ήδη ελευθέρους, άφίημι.
(c) Μάνην δε xaì Καλλίαν παραμείναντας ί'ιη τέτταρα
εν τω χηπω, xaì ϋυνεργαΰαμένους xaì άναμαρτήτονς
γενομένους, άφίημι ελευθέρους'
((1) των (Γ οίχηματιχών ΰχευων, αποδίδοντας Πομπνλω
υΰα αν δοχη τοις επιμεληταΐς χαλάς εχειν, τά λοιπά
εξαργνρίΰαι•
(e) δίδωμι δε xaì Καρίωνα Λημοτίμω, /Ιόν axa δε Νηλεΐ'
(ί) Ενβοιον δ' άποδόΰθαι·
(g) δότω δ' "Ιππαρχος Καλλίνω τριϋχιλίας δραχμάς.
(4 a) Μελάντη δε xaì Παγχρέοντι, εϊ μεν μη εωρώμεν Ιπ-
παρχοι' xaì ημίν πρότερον χρείαν παρεΰχημένον xaì
νυν εν τοις ιδίοις μάλα νεναυαγηχότα, προΰεταξαμεν
αν μετά Μελανιού xaì Μαγχρέοντος εξάγειν αυτά'
επειδή δε οντε έχείνοις εώρων ράδιον όντα βυνοι-
χονομεϊν, λυΰιτελέϋτερόν τε αυτοϊς νπελάμ,βανον είναι
τεταγμένον τι λαβείν παρά 'Ιππάρχου, δότω 'Ίππαρχος
Μελάντη xaì Παγχρέοντι εχατέρω τάλαντον'
(b) διδόναι <Γ "Ιππαρχον xaì τοις επιμεληταΐς εις τά
άναλώματα, τά εν τη διαθήχη γεγραμμένα, χατά τους
εχάϋτου χαιρούς των δαπανημάτων" οίχονομήΰαντα δε
ταύτα "Ιππαρχον (ίπηλλάχ')αι των ΰυμβολαίων των
προς εμε πάντων xaì εϊ τι επί του εμοϋ ονόματος
ΰυμβέβληχεν'ΊππαρχοςενΧαλχίδι,Ίππάρχον τοΰτό εΰτιν.
(c) έπιμεληταί δε εϋτωΰαν των εν τη διαθηχη γεγραμ-
μένων 'Ίππαρχος, Νηλεύς, Στράτων, Καλλϊνος, Λημό-
τιμος, Καλλιΰθένης, Κτήΰαρχος.
(5) AÎ διαϋηχαι χείνται αντίγραφα τω Θεοφράστου δαχ-
τνλίω ϋεϋημαΰμέναι, μία μεν παρά Ήγηΰία 'ιππάρχου '

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 27

μάρτνρες Κάλλι,ππος Παλλψ'ενς, Φιλόμηλος Ei'ωνυμενς,


ylv Π ανδρός Ύβάης, Φίλων *Αλωπεχη3εν. Την ()'
ετέραν ¡-'χει Όλνμπιόδοορος' μάρτνρες ό° ol αντοί.
Την (Ρ ετέραν ίλαβεν Αδείμαντος, άπήνεγχε δε ^Ανδρο-
αίϊίΐ'ης υ υιός ' μάρτυρες Αρίμνηΰτος Κλεοβούλου,
Ανΰίΰτρατος Φείδωνος θάΰιος, Στράτοιν Αρχεΰιλάον
Ααμψαχηνός, θήύιππος Θηΰίππου έχ Κεραμεων, Jio-
βχονρίδης Jtovvoíov Έπιχηφί(Τιος.

Gruppiit man diese Bestimmungen nach ihrer juristischen


Bedeutung, so ergeben sich folgende H a u p t b e s t a n d t e i l e :
1. Directe Verfügungen über das vorhandene Vermögen;
2. Bestimmungen über das Begräbniss;
3. Legate und Freilassungen;
4. Bestimmungen über die Ausführung der Verfügungen;
5. Beglaubigung des Testaments.
1. Bei den Verfügungen der ersten Art werden als Be-
s t a n d t e i l e des Vermögens unterschieden:
a ) τά μεν οϊχοι. υπάρχοντα πάντα,
<
b ) τα παρ' lmiàqyov ΰυμβεβλημενα,
c) τυ χοίρίον εν Σταγείροις,
d ) τά βιβλία πάντα,
e) υ χηπος xal ό περίπατος xaì al οίχίαι προς τω χί/πω πάΰαι.
Offenbar umfassen diese fünf Kategorien das ganze Ver-
mögen, so dass sich hier zum ersten Male eine vollständige
Verfügung über das Vermögen findet. Sie werden nun aber
ganz getrennt an verschiedene Personen gegeben. Keiner ist
eigentlicher Universalsuccessor oder Erbe im römischen Sinne,
eine eigentliche Erbeinsetzung, heredis institutio, die in Rom
„velut caput et fundamentum totius testamenti" w a r f i n d e t
sich gar nicht. Sie war daher nach dem, was oben über die
juristische Bedeutung des Theophrast gesagt ist, offenbar über-
haupt nicht n o t w e n d i g , und dies bestätigen auch die nach-
folgenden Testamente von S t r a t o und L y k o . Am genauesten
ist das v o n E p i k u r , da es die allgemeine Verfügung enthält:
δίδωμι τά ¿μα ντο ν πάντα ^Αμννομάχω. Man darf darum
aber nicht annehmen, dass die eigentliche Erbschaft an die
Intestaterben gekommen wäre und das Testament nur wie ein

>) Gai. 2, 229.

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28 Bruns,

römischer Intestat-Codicill anzusehen sei. Denn dann h ä t t e


jedenfalls wenigstens das Grundeigenthum den Intestaterben
bleiben müssen, und das Testament h ä t t e nur das bewegliche
Vermögen umfassen können. Die Einheit des Vermögens,
deren Festhaltung' in Rom so wesentlich w a r , ist also hier
gar nicht, und es entsteht dadurch die Frage, wie es mit den
Schulden gehalten wurde, worüber unten näheres.
Die obigen 5 B e s t a n d t e i l e des Vermögens sind nun aber
in folgender Weise geordnet:
a) Τα μεν otxoi υπάρχοντα πάντα werden dem M e l a n t e s
und P a n k r e o n , den Söhnen des L e o n , gegeben. Wer
dieser war, wissen wir nicht. Die Worte οίκοι υπάρχοντα
übersetzt C o b e t mit 'domestica supellex'. Indessen ist dies zu
enge gefasst. Man muss vielmehr im Gegensatze zu den nach-
folgenden Obligationen und Grundstücken buchstäblich alles
darunter verstehen, was im Hause ist oder dazu gehört, also
auch Kleidung, Sklaven, baares Geld u. s. w.
b) Die zweite Bestimmung lautet άπο των παρ5 Ίππαρχου
συμβεβλημένων τάόε βονλομαι γενέσθαι, lind darauf folgen
ß Auflagen, zu bauen, Bildsäulen zu setzen u. s. w. W a s die
συμβεβλημένα seien, ist unklar. C o b e t übersetzt 'ab Hipparcho
suppeditata'. Dies giebt aber gar keinen Sinn. Man muss
zur E r k l ä r u n g hinzunehmen, dass am E n d e des Testaments
dem H i p p a r c h noch weiter auferlegt wird, 3000 Drachmen
a n K a l l i n o s zu zahlen, und je ein Talent an M e l a n t e s und
P a n k r e o n , und dass er den Curatoren alles nöthige zahlen
soll; dagegen soll er dann von allen συμβόλαια gegen den
Erblasser frei sein, und was er im Namen des Erblassers in
C h a l k i s ανμβέβληκεν, das soll ihm gehören. Daraus er-
giebt sich folgendes: συμβάλλειν heisst Verträge oder Ge-
schäfte schliessen, συμβόλαιον oder συμβεβλημένοι' ist. der
1
allgemeine Ausdruck f ü r Verträge jeder A r t . ) Hipparch
ist unzweifelhaft derselbe, der weiter unten als der erste unter
den Schülern a u f g e f ü h r t ist. Dieser war demnach nicht n u r
Schüler sondern zugleich auch Geschäftsführer des T h e o p h r a s t ,
der das gesammte Kapitalvermögen desselben in Verwaltung
hatte. Die παρ5 Ιππάρχου συμβεβλημένα in den obigen Be-

') Vgl. ftneist, die formellen Vertrüge S. 431. 435.

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 29

Stimmungen umfassen also die gesummten Obligationen des


T h e o ρ h r a s t ; davon soll H i p p a r e l i die verschiedenen Auf-
lagen erfüllen, und dann den Rest behalten, ausserdem auch
alle in C h a l k i s negoziirten. Welcher Art diese Vertrüge
und Geschäfte waren, ob Darlehn und Hypotheken oder
Handelsgeschäfte, und mit was für Personen, ob mit Wechslern
oder Privatleuten, ist nicht ersichtlich.
Die einzelnen Auflagen an den Hipparch sind nun sehr
merkwürdig und hängen enge mit einander zusammen :
1. Erstlich sollen τά περί το μονβείον xaì τάς ϋεάς voll-
endet werden (συντελεσ-ΰηναι) ;
2. dann soll das Bildniss des Aristoteles gesetzt werden
εις το ίερόν und ebenso die . übrigen αναθήματα, die früher
darin waren (öaa πρότερον νπηρχεν) ;
3. dann soll τυ ΰτωϊδιον neben dem Museum gebaut
werden nicht schlechter wie früher (μη χείρον η πρότερον) ;
4. ferner sollen die πίνακες, εν οίς al τής γης περίοόοί
iiGiv a u f g e s t e l l t w e r d e n εις την κάτω στοάν;
5. der Altar soll wieder hergestellt werden (έπιΰχενα-
(îlJrjvat), vollständig und anständig (ενσχημον);
6. auch das Bild des Nikomachus soll vollendet werden;
7. die Kosten für die Plastik habe P r a x i t e l e s bereits
erhalten, die übrigen soll H i p p a r c h zahlen. Der P r a x i t e l e s
kann wohl nicht der berühmte sein, der j a im vierten J a h r -
hunderte lebte, sondern nur ein Sohn oder Enkel von ihm ; ')
8. der Ort der Aufstellung soll durch die Curatoren be-
stimmt werden.
Zweifelhaft sind hier zunächst die Lokalitäten. Es werden
g e n a n n t μονΰεϊον, Ιερόν, ατωΐόιον, η χάτοί ΰτοά. Das μονΰεΐον
mit den ί)εαί ist aber offenbar Musentempel und daher iden-
tisch mit dem ιερόν, und das στωΐόιον der Gegensatz zu der
χάτω ΰτοά. Demnach war es ein Tempel mit zwei Säulen-
hallen daneben, einer oberen grösseren und einer unteren
kleineren. Da bei allen von Vollendung und Wiederherstellung
die Rede ist, so muss man annehmen, dass entweder irgend
eine Zerstörung vorher stattgefunden hatte, von der wir aber
freilich sonst nichts wissen, oder dass sonst ein Neubau von
T h e o p h r a s t vorbereitet war.
') Vgl. R o i l e n f e l d in Westermann's Monatsschrift. 48, 136.
Z e i t s c h r i f t d. S a v i g n y - S t i f t n n g . I. Koro. Abtli. 4

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30 Bruns,

Unklar ist das Eigenthumsverliältniss an dem Tempel


mid den Hallen, über die verfügt wird. Nach römischem
Rechte sind die Tempel als res sacrae extra commercium und
gehören den Göttern. Allein T h e o p h r a s t v e r f ü g t h i e r über
den Tempel ganz wie über sein Eigenthum, ohne alle Rück-
sicht auf priesterliche Erlaubniss. Ebenso wird auch später
(§ 54) das ιερόν einfach mit dem κήπος und περίπατος zu-
sammengestellt. Die Hallen waren keinesfalls res sacrae,
können aber ebenso wenig auch als öffentliche angesehen
werden, da er sie ganz privatim bauen und ausschmücken
lässt. Demnach muss man annehmen, dass das μονΰεΐον kein
eigentlicher consecrirter Tempel war, sondern nur ein Privat-
heiligthum, über was man freie Verfügung hatte. Fraglich
ist dann nur, wem der Tempel nebst den Hallen nach dem
Testamente gehörte, da über beide nichts ausdrücklich bestimmt
ist. Die Frage lässt sich indessen erst in Verbindung mit
der Bestimmung über den Garten entscheiden.

c) Das Vermächtniss des Landgutes, χωρίον, in S t a g i r a


an den K a l l i n o s bedarf keiner Erläuterung.
d) Wichtig ist das Legat der Bibliothek (ià βιβλία πάντα)
an den N e l e u s , einen Schüler des Theophrast. Darin war,
wie oben S. 2 3 , 2 bemerkt ist, die ganze Bibliothek des A r i -
stoteles. N e l e u s soll nach S t r a b o ( 1 3 , 1 , 5 4 ) die B i b -
liothek seinen Erben, άνθρωποι,ς ίδιώταις, hinterlassen haben;
diese hätten sie verderben lassen, bis ein gewisser A p e l l i k o n
den Rest gekauft h ä t t e , der dann später durch S u l l a nach
Rom gebracht wurde.

e) Die wichtigste und interessanteste Bestimmung des


ganzen Testaments ist die über den Garten. Sie lautet : den
Garten und den περίπατος und die Häuser neben dem Garten
alle gebe ich denen von den unten genannten Freunden, die
darin mit einander der Wissenschaft leben und philosophiren
wollen (ανΰχολάζειν xal ϋνμψιλοΰοφεΐν), aber so, dass sie
ihn weder veräussern noch einer ihn zu seinem Einzeleigen-
thum machen darf (μήτε εξαλλοτριονϋι μήτε εξιδιαζομένον
μηδενός), sondern sie ihn in Freundschaft gemeinschaftlich
benutzen. Darauf werden 10 Namen als Miteigenthümer auf-
geführt, darunter die schon oben genannten H i p p a r c h ,

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 31

N e l e u s , K a l l i n o s , M e l a n t e s und P a n k r e o n ; ausser ihnen


soll auch tier Enkel des Aristoteles von dessen Tochter
P y t h i a s , wenn er will, daran Theil haben. Die ältesten
unter ihnen sollen Sorge tragen für den Garten, damit er so
viel als möglich zum Nutzen der Philosophie verwendet werde.
Der eigentliche Zweck der Bestimmung ist klar. Der
Garten soll eine Art Stiftung für die Philosophenschule bilden,
f ü r gemeinsamen Aufenthalt, Unterricht und Besprechungen.
Sehr e i g e n t ü m l i c h ist aber die juristische Form, in der der
Zweck erreicht werden soll. Den Begriff einer eigentlichen
Stiftung hatte Theophrast offenbar noch nicht, und darum
wendet er das Mittel eines gemeinschaftlichen Eigenthums
mit Veräusserungsverbot an. Man sieht leicht, wie unvoll-
kommen dieses Mittel ist. Bei Lebzeiten der 10 Philosophen
war zwar gesorgt, dass die gemeinsame Benutzung bleiben
musste und keiner eine abweichende Verfügung vornehmen
durfte. Allein für den Fall des allmählichen Absterbens war
nichts bestimmt. Beim einfachen Miteigenthume werden die
Antheile der einzelnen selbständig vererbt und gehen auf die
jedesmaligen Erben des einzelnen über. Dies wollte T e o p h r a s t
natürlich nicht, das Eigenthum sollte vielmehr stets gemein-
schaftlich bleiben und sich daher allmählich auf die überlebenden
bis auf den letzten zusammenziehen. Dazu wäre eigentlich
eine besondere Verfügung nöthig gewesen, eine Art Substitution
oder Accrescenz, ähnlich wie bei den römischen Bestimmungen
de usufruetu accrescendo. Eine solche hat T h e o p h r a s t nicht
getroffen, indessen haben die eingesetzten M i t e i g e n t ü m e r die
Sache offenbar von selber so gemacht, da der eine von ihnen,
S t r a t o , in seinem Testamente sich als alleinigen E i g e n t ü m e r
des Gartens gerirt und wieder für die Schule darüber verfügt.
E r macht es aber anders als T h e o p h r a s t , er setzt nur Einen
darauf ein, den L y k o , offenbar in der Erwartung, dass dieser
wieder dasselbe thun werde, ohne ihm aber eine derartige
Auflage in dem Testamente zu machen. L y k o entspricht
auch der Erwartung in seinem Testamente, kehrt aber merk-
würdigerweise wieder zu der Form des T h e o p h r a s t zurück
und setzt wieder 10 seiner Schüler ein, die den Garten ge-
meinschaftlich haben sollen, wiederum ohne weitere Verfügung
für die Zukunft.
4*

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32 Bruns,

Offenbar lagen solche Bestimmungen f ü r die Z u k u n f t über


die nächste Generation hinaus an ungewisse und unbestimmte
Personen noch nicht im Sinne und Bewusstsein der Zeit. Auch
in Rom waren Legate an zukünftige 'incertae personae' ganz
unzulässig, Fideicommisse der Art waren zwar anfangs nicht
ausgeschlossen, doch waren sie selten und schon unter H a d r i a n
wurde durch das Sc. Pegasianum die Beschränkung von den
Legaten auf die Fideicommisse übertragen. E r s t Justinian
erlaubte die Vermächtnisse an incertae personae wieder, und
doch kamen auch ihm solche weit in die Z u k u n f t greifende
Verfügungen so bedenklich vor, dass er sie grade in ihrem
H a u p t f a l l e , bei den Familienfideicommissen, wieder auf vier
Generationen beschränkte.
In Griechenland existirte eine formelle Regel, dass an
incertae personae nichts vermacht werden könne, zwar nicht,
aber wir sehen, dass man von selber davor zurückscheute,
obgleich E p i k u r , wie sich zeigen wird, schon etwas darüber
hinausging.
Auffallen kann es, dass T h c o p h r a s t die andere mögliche
Form zur Erreichung seines Zweckes nicht gewählt hat,
nämlich die durch Vermittlung einer juristischen Person. E s
ist das im allgemeinen in drei Formen möglich :
t . Vermächtniss oder Schenkung an eine Gemeinde sub
modo, d. h. mit der Auflage der Zweckbestimmung;
2. Gründung einer selbständigen Corporation zu dem
betreffenden Zwecke ;
3. Anordnung einer selbständigen reinen Stiftung, d. h.
Festsetzung eines selbständigen Vermögens, als besonderer
juristischer P e r s o n , mit Selbständiger Verwaltung zur Ver-
wendung f ü r den bestimmten Zweck.
Diese letztere F o r m existirte freilich damals in Griechen-
land wohl noch nicht, wie sie j a auch in Rom erst in der
späteren Kaiserzeit ausgebildet ist; allein die beiden andern
Formen k a n n t e man. Die erste, die Schenkung an eine Ge-
meinde, findet sich in einer Inschrift von C o r c y r a , 1 ) wo
es heisst:
Άοιΰτομένης όίδοιτι τα πόλει των KOOXVÛUÎOÎV εις τ ΑΝ
των τεχνιτάν μίΰίϊωΰιν etc.
') Corp. inscript, graec. 2, 20, η. 1845.

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 33

die zweite, die Gründling eines collegium, in einer Inschrift


von T h e r a , 1 ) wo es lieisst:
ΰνναγαγεν xoivòv ανδρείου των ΰυγγενι5ν χαϊ δόμεν τοϊ
χοινω τον ανδρείου όραχμάς τριςχιλίας etc.
Beide Inschriften setzt B ö c k l i in das zweite oder dritte
Jahrhundert v. Chr., doch möchte ich wenigstens die zweite
keinesfalls früher als in das zweite Jahrhundert setzen wegen
der übermässigen Breite und Weitschweifigkeit des juristischen
Ausdrucks, namentlich bei dem Veräusserungsverbote. Hier
sagt P l a t o einfach: μη εξέΰτω μήτε άποδόβ&αι μήτε άλλά-
'ξαΰ^αι,, u n d T h e o p h r a s t : μήτε έ'ξαλλοτριονΰι μήτε εξιδια-
ζομένου μηδενός, dagegen die Inschrift: μη έχέτω εξουϋίαν
μη&είς μήτε άποδόβΰαι, μήτε χαταίϊέμεν, μήτε διαλλάξαϋ^αι,
μήτε ε'ξαλλιοτριώσαι τρόπω μηδενί μηδε παρευρεθεί μηδεμία.
Eine solche Häufung gleichbedeutender Worte und nutzloser
juristischer Formeln ist so recht die Art einer herunter-
gekommenen und von handwerksmässigen Schreibern gehand-
habten Rechtspraxis.
W a r u m übrigens T h e o p h r a s t bei seiner \ r erfügung diese
beiden Formen nicht angewendet hat, kann man sich ungefähr
denken. Die Philosophenschule des A r i s t o t e l e s der Stadt
A t h e n zu überliefern, die den A r i s t o t e l e s zur Flucht ge-
nöthigt hatte, war doch sehr bedenklich, und eine eigentliche
Corporation von Philosophen wäre etwas ganz neues und von
zweifelhafter Gültigkeit gewesen, da man bisher nur wie in
Rom religiöse collegia gehabt hatte.
Schliesslich ist noch über den Umfang der Zuwendung
zu bemerken :
a) T h e o p h r a s t s a g t : τον χήπον xaì τον περίιιατον
xaì τ « ς οίχίας τάς προς τοϊ χήπω πάσας. Dabei wird der
Garten derjenige sein, von dem D i o g e n e s (5, 39) sagt:
λέγεται <Γ aveòv xccì 'ίδιον χήπον ΰχεΐν μετά την Αριστοτέ-
λους τελευτήν, Jημr¡τρίoυ του Φαληρέως ος ήν xaì γνώρι-
μος αυτω τοντο συμπράξαντος. Dies versteht Zunipt 2 ) so,
dass schon A r i s t o t e l e s den Garten gehabt habe, und
dass T h e o p h r a s t ihn nach dessen Tode mit Hülfe des

>) Corp. inscript, graec. % 361 n. 2448.


2
) Bestand der philos. Schulen in Athen S. 7 ff.

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34 Bruns,

D e m e t r i u s gekauft habe. Es ist aber schon oben bemerkt,


dass wir von einem Grundbesitze des A r i s t o t e l e s in Athen
überhaupt nichts wissen, und mit Recht haben daher B r a n d i s
und Z e l l e r jene Annahme verworfen. 1 )
b) Der περίπατος kann nicht ein Theil des öffentlichen
Lykeion gewesen sein, sondern es müssen entweder die Säulen-
hallen sein oder sonst ein Gebäude oder irgend eine Vorrich-
tung in oder neben dem Garten, da sonst T h e o p h r a s t ihn
nicht hätte vermachen können. 2 )
c) Was die olxíai seien, wird nicht näher gesagt. Jeden-
falls muss ein Wohnhaus darunter gewesen sein, da es nachher
heisst, dass der Diener P o m p y l o s dort wohnen solle. In-
dessen ist es wohl wahrscheinlich, dass auch das Museum und
die Hallen mit darunter gemeint sind, da sonst über diese gar
nicht verfügt wäre.
2. Ueber das Begräbniss wird nur bestimmt, es solle an
einem passenden Orte im Garten stattfinden, und es solle so-
wohl bei der Bestattung selber als bei dem Denkmale (μνη-
μεϊον) nichts unnöthiges (περίεργον) geschehen.
Daran schliesst sich noch eine gemeinsame Bestimmung,
für die beiden bisherigen Verfügungen, nämlich dass sein
früherer längst freigelassener Sklave P o m p y l o s die Sorge
περί το ίερυν xaì το μνημεϊον xaì τον χψτον xaì τον περί-
πατον fortführen solle, wie er sie bisher schon gehabt, und
daher auch dort wohnen solle. Es ist dies der P o m p y l o s ,
v o n d e m D i o g e n e s (5, 36) s a g t : φέρεται ô5 αυτοί) xal όονλος
φιλόϋοφος όνομα Πομπνλος.
3. Nun folgt eine Reihe von Legaten.
a) Pompylos und Threptes, die schon längst freigelassen
sind und mir vielen Nutzen verschafft haben, sollen zu dem,
was sie schon erhalten haben, noch 2000 Drachmen von Hip-
parch bekommen und ein Sklavenkind.
b) Drei junge Sklaven, Molon, Kimon, Parmenon werden
freigelassen, ebenso :
c) Manes und Kallias, die schon 4 J a h r e in dem Garten
gewohnt und mitgearbeitet haben.
') Zeller, 808 n. 4.
2
) Ob der Ausdruck Peripatetiker von diesem περίπατος oder all-
gemein von περιπατεί!* stamme, s. Ζ eil er, S. 29 n. 5.

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 35

d) Von Ilausgeräthen sollen die Epimeleten das nöthige


dem Pompylos geben, das übrige verkaufen.
e) Neleus und Demotimos, Schüler von ihm, sollen jeder
einen Sklaven bekommen.
f) Der Sklave Eubios soll verkauft werden.
g) Kallinos soll Hipparch 3000 Drachmen zahlen.
4. Den Schluss machen Bestimmungen über die Geschäfts-
führung des H i p p a r c h und die Ausführung des Testaments.
a) E i g e n t ü m l i c h ist die erste Bestimmung. Es heisst:
wenn ich nicht gesehen h ä t t e , dass Hipparch sowohl dem
Melantes und Diotimus als mir selber früher sehr nützlich
gewesen ist, und jetzt in seinem Vermögen grosse Verluste
erlitten hat, so würde ich ihm aufgetragen haben, in Ver-
bindung mit jenen beiden die Bestimmungen des Testaments
auszuführen; da ich aber gesehen habe, dass auch jenen beiden
die gemeinschaftliche Verwaltung mit H i p p a r c h nicht leicht
sein werde, so habe ich angenommen, dass es passender f ü r
sie sein werde, eine festgesetzte Summe von H i p p a r c h zu
bekommen; daher soll H i p p a r c h einem jeden von ihnen
1 Talent geben. Was für Verhältnisse dabei zu Grunde ge-
legen haben, ist nicht mehr zu ermitteln.
b) Hipparch soll den Epimeleten zur Bestreitung der im
Testamente angeordneten Ausgaben das nöthige Geld geben.
Wenn er dieses gehörig gethan, soll er von allen Ver-
pflichtungen gegen Theophrast frei sein.
Obligationen, die er in Chalkis auf den Namen des
Theophrast contrahirt habe, sollen ihm gehören.
c) Schliesslich folgt noch die Ernennung von sieben t m -
μεληταί των εν τ-η όια^ήκη γεγραμμένοιν. Sechs davon ge-
hören zu den 10 Philosophen, denen der Garten vermacht ist.
Darunter steht H i p p a r c h oben an, dann kommen N e l e u s ,
dem die Bücher vermacht sind, K a l l i n o s , der das Landgut
bekommt, D e m o t i m o s , der einen Sklaven bekommt. Man
sieht also, dass eigene Legate kein Hinderniss waren, um
Executor des Testaments zu werden.
5. Ueber die Aufbewahrung des Testaments heisst es, es
seien drei αντίγραφα des Testaments gemacht, alle mit dem
Ringe des T h e o p h r a s t besiegelt und bei drei verschiedenen
Personen deponirt. Bei jedem werden auch die Zeugen ge-

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36 Bruns,

n a n n t . E s sind bei zwei Exemplaren j e vier Zeugen, bei dem


dritten fünf. E s entspricht das den auch sonst bekannten
Grundsätzen von der Behandlung der Testamente, namentlich
dass nicht wie in Rom eine bestimmte Anzahl von Zeugen
gesetzlich vorgeschrieben und erforderlich war.
Zum Schlüsse ist noch die e i g e n t ü m l i c h e Behandlung
der Obligationen des Erblassers, der activen und passiven,
hervorzuheben.
1. Als Activa sind nur die von oder mit Hipparch nego-
ziirten aufgeführt. Danach lässt sich annehmen, dass sie
jedenfalls die einzigen von Erheblichkeit waren. Wie dann
aber andere geringere etwa auftauchende Forderungen und
Klagen behandelt werden sollten, ist gar nicht angedeutet.
2. Von den Schulden des Erblassers, ist in dem ganzen
Testamente gar keine R e d e , ebenso wenig wie in dem des
A r i s t o t e l e s , während P l a t o wenigstens sagt, er habe keine
Schulden. H a t t e nun T h e o p h r a s t auch gar keine Schulden?
Bei einem solchen doch offenbar nicht geringen Vermögen,
wie das des T h e o ρ h r a s t erscheint, wäre das sehr auffallend.
Und wenn unerwartete und selbst unbegründete Ansprüche
erhoben wurden, an wen waren sie zu richten? wer war ver-
pflichtet die Klagen aufzunehmen? wer musste, wenn sie zu-
e r k a n n t wurden, die Beträge z a h l e n ? F ü r alle diese F r a g e n
giebt das Testament keine Antwort.
Die Verpflichtung des H i p p a r c h geht nur auf die Zah-
lung der Legate, nicht auch die der Schulden. Auch das
sonstige Recht giebt keinen festen Anhalt. Dass die Erben
(κληρονόμοt) f ü r die Schulden h a f t e t e n , ist zwar im allge-
meinen ausser Zweifel speciellere Bestimmungen darüber,
namentlich bei einer Zerreissung des ganzen Vermögens, wie
im vorliegenden F a l l e , finden sich nicht. Das natürlichste
scheint, dass man die Schulden von selbst als Last zu den
οίχοι υπάρχοντα πάντα rechnete.

IV. Testament des Strato, (t 269 v. Chr.)

S t r a t o aus L a m p s a k u s war der berühmteste Schüler des


T h e o p h r a s t , der dritte unter den zehn, denen T h e o p h r a s t

>) B u n s e n , de iure hered. Ath. p. 77. 78. Gans, Erbrecht 1, 398.

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Die T e s t a m e n t « der griechischen Philosophen. 37

seinen Garten vennachte, ') Er war 18 Jahre lang (las Haupt


der peripatetischen Schule und starb 270. Sein Testament
steht bei Diog. 5, 6t — 4. D i o g e n e s leitet es mit den
Worten ein : Τον (Γ ovv φνσιχον (ffoorccu κ αϊ δια^ηχαι τον το ν
εχονϋαι τον τρόπον und sagt ani Schlussè: και αϊδε μεν είϋιν
αϊ φερόμεναι αντον ύια'Ιήχαι, κ α!} άπου αννήγαγε και Άρί-
στων (5 οικείος. Dass dieses letztere ò Κείος zu lesen und
darunter der Philosoph A r i s t o von der (eykladischen) Insel
l í e o s zu verstehen sei, ist bereits oben S. 3 n. 3 bemerkt.

Das Testament selber hat folgenden Inhalt:


Τάδε διατΟϊεμαι εάν τι πάΰχω'
(1) Tà μεν οίκοι χαταλίίπω πάντα Ααμπνρίο)vi xaì
\ίρκεΰιλάω.
(2) A?u5 δε τον ^Αϊϊήν^ΰιν υπάρχοντος μοι άργνρίον
πρώτον μεν οι επιμεληταί τά περί ι ην ixtjooá ν επι-
μεληίϊήτωϋαν, xaì υΰα νομίζεται μετά την έχψοράν,
μηδέν μήτε περίεργον ποιονντος μήτ άνελει'ΐίερον.
(3) ' Ε π ι μ ε λ η τ α ί δε εΰτωϋαν των κατά την διαίϊήχην οϊδε,
Όλνμπιχος, 'Αρι<ίτείδης, Μνηΰιγένης, 'Ιπποκράτης, Ίίπτ-
κράτης, Γοργνλος, Jiox/.ης, Ανκων, Αλάνης.
(-1) Καταλείπω δε την μεν διατριβήν Ανκωνι, επειδή των
άλλων οι μεν είΰι πρεϋβντεροι, οι δε άαχολοι. καλώς
δ' civ ποιοίεν xaì οι λοιποί ΰνγκαταϋχενάζοντες τοντω.
(δ) Καταλείπω <Γ αν τω xaì τά βιβλία πάντα, πλην ών
αυτοί γεγράφαμεν, xaì τά αχεί'η πάντα κατά το
ΰνΰοίτιον xaì τά ΰτρώματα και τά ποτήρια.
(6 a) .Ιότωΰαν δε οι επιμεληταί Έπιχράτει πενταχοΰίας
δραχμάς xaì των παίδων ενα ΰν αν δοκ^ Αρκεοιλάω'
(b) xaì πρώτον μεν Ααμπνρίων και Αρχεΰίλαος άράαΰω-
3
ΰαν τάς ϋνν-ίίήχας, ας εϋετο /ίάϊππος νπερ Ιραίον,
xaì μηδέν όψειλέτω μήτε Ααμπνρίωνι, μήτε τοις
Αιχμπνρίωνος χληρονόμοις, àìX αιχηλλά·/βω παντός
τον ΰιψβο/.αίον δότωΰαν δ' αιίτω και οί επιμεληταί
άργνρίον δραχμάς πεντακόσιας xaì των παίδων ενα,
ον άν δοκιμάζΐ] Αρκεΰΐλαος, οπως αν πολλά ϋνμπε-
πονηκώς ημϊν καί παρεΰχ·ημενος χρείας εyvr¡ βίον
ϊκανον xaì ενΰχήμονα'
J
) Näheres über ihn bei Z e l l e r , S. 0 0 1 — ¿ 1 .

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38 Bruns,

(c) άψίημι δε και ζίιόφαντον έλενχϊερον xttì Jiox/Ja xaì


"Λβονν' Σιμίαν δε άποδίδωμι Αρχεαιλάοι. Άψ'ιημι
δε xaì /γόμωνα ελενϋερον.
3
(7) Έ π ε ι δ ά ν δε παραγένηται ΐΛρχεΰίλαος, λογιΰάβΐϊω "Ιραιος
μετ1 ^Ολνμπίγον xaì 'Έπιχράτονς xaì των άλλων
επιμελητών το γεγονός ά ν άλωμα εις την εχφοράν xaì
τά άλλα τα νομιζόμενα. το δε περιόν άργνριον
χομιϋάα&ω ^Αρχεΰίλαος παρά \)λνμπίχον, μηδέν ενοχλών
αν ιόν χατά τον ς χαιρονς xaì τους χρονονς.
(8) Άράΰ&ω δε xaì τάς ϋνν&ήχας ^Αρχεΰίλαος, ας είϊετο
Στράτων προς Όλνμπίχον xaì Άμεινίαν, τάς χειμένας
παρά Φιλοχράτει Τιΰαμενον.
(9) Τά δε περί το μνημεΐον ποιείτωΰαν ώς αν δοχη Άρχεΰι-
λάω xaì 'Ολνμπίχυ) xaì AVXOÌVI.

Das Testament ist, wie man sieht, dem des Theophrast


ähnlich, aber kürzer. Es enthält folgendes.
1. Zuerst heisst es ähnlich wie bei Theophrast τά μεν
oì'xoι χαταλείπω πάντα Ααμπνρίωνι xaì ΐΑρχεΰιλάω. Den
letzteren Namen hatte auch der Vater des S t r a t o , woraus
Ζ eil e r folgert, dass hier ein Sohn oder Neffe gemeint sei.
Das erstere passt aber nicht dazu, da beim Vorhandensein
von Söhnen eigentlich gar kein Testament zulässig war. Die
Worte τά μεν οϊχοι bezeichnen hier wie bei Theophrast alle
im Hause befindlichen oder dazu gehörigen Sachen, auch
Sklaven. Dass jedoch nicht das ganze Vermögen darunter
zu verstehen ist, zeigt der folgende Satz, worin :
2. die Bestimmung enthalten ist, dass από τον *Abr¡-
νηΰιν υπάρχον ιός μ οι άργνριον die K o s t e n des Begräbnisses
bestritten werden sollen. Unter diesem άργνριον ist aber
sicher nicht baares Geld verstanden, sondern wie bei Theophrast
ausstehendes Capital. l ) Das Begräbniss sollen die Epimeleten
besorgen, nicht verschwenderisch, aber auch nicht kärglich.
3. Epimeleten werden 9 bestellt, darunter L y k o .
4. Hierauf kommt die Verfügung über den Garten mit
den W o r t e n : χαταλείnoi την διατριβην Λνχωνι. Als G r u n d
wird angegeben, weil die Uebrigen zu alt oder zu beschäftigt
seien, doch wird hinzugefügt, es wäre schön, wenn auch sie
3
) Unmöglich wäre es daher nicht, dass diese Capitalien nur als
ein Theil des gesammten τά μίν οίκοι anzusehen sind.

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Die T e s t a m e n t e der griechischen Philosophen. 39

mit zu dei· Ausrüstung der διατριβή beitrügen. Was diese sei,


ist zwar nicht näher angedeutet, es kann aber kein Zweifel
sein, dass sie nichts anderes ist, als der Garten des Theophrast
nebst den Gebäuden. Auf die Eigenthümlichkeit, dass dor
Garten hier nicht wie bei Theophrast der ganzen Gesellschaft
hinterlassen ist, sondern blos dem Lyko, ist bereits oben beim
Testamente des Theophrast aufmerksam gemacht. Der Ge-
danke dabei war wohl, dass das Verhältniss auf diese Weise
einfacher sei und vielleicht doch mehr gesichert, als bei der
grossen Gesellschaft. Denn ein festes Vertrauen, dass L y k o
wieder ebenso verfügen würde, lag dabei natürlich zu Grunde
und wurde auch von Lyko nicht getäuscht, wie sein Testa-
ment zeigt. Von einer fideicommissarischen Auflage darüber
ist aber keine Spur.
F r a g e n kann m a n , wann und wie S t r a t o eigentlich in
den Alleinbesitz des Gartens gekommen sei. E s ist darüber
nichts gesagt. Man wird annehmen d ü r f e n , dass die andern
allmählich alle gestorben waren und man dabei ohne weiteres
eine Art Accrescenz, wie sie oben bei Theophrast beschrieben
ist, auch ohne dass sie von ihm angeordnet war, hat eintreten
lassen, so dass schliesslich S t r a t o der alleinige E i g e n t h ü m e r
war und nun als. solcher darüber verfügen konnte. Man
sieht a b e r , dass die in der Zeit von Theophrasts Testamente
bis zu dem des Lyko in die Schule eingetretenen Philosophen
nicht zugleich auch in die Gemeinschaft des Rechts am Garten
eingetreten sind. Nach dem Wortlaute des Testaments von
Theophrast war dies ganz consequent, dem Gemeinschafts-
prineipe h ä t t e eigentlich das Gegentheil mehr entsprochen.
5. In Verbindung mit dem Vermächtnisse des Gartens
an Lyko stehen die beiden \veiteren:
a) τά ßiß?.icc πάντα, π)·.ην ών αντοί γεγρά<{αμεν. Dass
hierunter nicht die Bibliothek zu verstehen ist, die von A r i -
s t o t e l e s auf T h e o p h r a s t , und von diesem mit seiner eigenen
vermehrt auf N e l e u s übergegangen war, ist oben S. 30, d ge-
sagt. Sonderbar ist·, dass S t r a t o die Bücher ausnimmt, die
er selber geschrieben habe. Ein Grund dafür ist nicht er-
sichtlich, auch nicht, an wen sie sonst fallen sollen. Man
wird sie zu den τ à μίν oí·/, ο ι πάντα rechnen d ü r f e n . ' )
1
) Eine ähnliche Unterscheidung' s. im Testamente des Lyko 11. 5.

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b) τά ϋχενη πάντα χατά το ανϋϋίτιον χαί τά ϋτρώμαια


χαί τά ποτήρια. Offenbar ist dies als eine Art Ausstattung
der διατριβή zu gemeinsamen Gastmälern anzusehen. Dass
diese bei mehreren Philosophenschulen üblich waren, erzählt
Athenäus.2) Auch S t r a t o richtet sie offenbar nicht erst
für die Zukunft ein, sondern sichert nur ihre Fortsetzung.

6. E s folgen nun mehrere Legate und Freilassungen:


a) An E p i k r a t e s , einen der Schüler und der Epimeleten,
500 Drachmen unci ein. Sklave nach Wahl des Arkesilaos, des
einen Erben.
b) E i n eigenthümliches legatum l i b e r a t i o n s , was den
beiden Erben auferlegt wird: άράαΰωοαν τάς ανν&ήχας, ας
εΰετο Αάϊππος υπέρ 'Ιραίον. Das βυνϊίήχας ΐίίετο υπερ
bedeutet Versprechen für einen andern; man möchte dabei
zunächst an Bürgschaft denken, allein in den Worten μηδέν
όφείλέτω, — αλλ' άπηλλάχ&α) παντός τον ΰνμβολαίον liegt,
dass D a i p p o s bereits selber fest schuldete und nun ganz
frei werden soll. Dies deutet auf eine Schuldübernahme für
den I r a i os oder auf eine selbständige Verpflichtung statt seiner.
Der Daippos muss irgendwie sehr aufopfernd gehandelt haben,
denn er soll noch 5 0 0 Drachmen obenein haben und einen
Sklaven, weil er πολλά σνμπεπονηχώς und παραΰχημένος
χρείας gehandelt habe und daher ein angenehmes Leben haben
solle, εχΐ] βίον ixavòv xaì ενΰχήμονα.

c) Von den Sklaven sollen vier frei werden, ein fünfter


dem Arkesilaus zufallen.

7. Ueber die Ausführung des Testaments wird bestimmt:


Wenn Arkesilaus (nach Athen) komme, solle I r a i o s mit
O l y m p i c h o s , E p i k r a t e s und den andern Epimeleten Ab-
rechnung halten über die Kosten des Begräbnisses und die
Todtenopfer, die sog. νομιζόμενα3), das übrig bleibende Geld
solle A r k e s i l a o s von O l y m p i c h o s bekommen, aber ohne
Belästigung desselben nach Zeit und Gelegenheit.

8. Ganz vereinzelt wird hier dem Arkesilaos die Zahlung


einer Schuld des Testirers auferlegt mit den W o r t e n : άράϋίϊω

2 ) 5, p. 185. 12, p. 547. Vgl. Z u m p t , philosoph. Schulen. S. 15.


3 ) Vgl. über diesen Begriff G a n s , Erbrecht 1, 396.

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 41

τάς αννίϊήχας ας Ο)ετο Στράτων πρυς ^Ολνμπιχον. Das


πρύς bedeutet hier im Gegensatze zu dem obigen ini·ρ die
Schuld „an" den Olympichos.
Den Schluss macht eine Bestimmung über ein zu setzendes
μνημεΐον.

V. Testament (les Lyko. (t 225 v. Chr.)

L y k o war Schüler von S t r a t o und sein Nachfolger als


Schulvorstand. 1 ) Ihm hatte S t r a t o die διατριβή vermacht.
E r starb 2 2 6 v. Chr. Sein Testament steht bei Diogenes
5, 6 9 — 7 4 . D i o g e n e s leitet es mit den Worten e i n : Τον à è
φιλοΰόφον xal διαίϊήχαις ενετνχομεν ταιςδε. Zum Schlüsse
fügt er hier einen ganz besonders lobenden Nachruf bei:
OVTCO μέντοι αν τω ΰννετως τά πάντα Ίτράττοντι, τά τε
περί παιδείαν xaì π όντας λύγονς, οιίδεν ήττον xaì τά των
διαίϊηχών τρόπον τινά xaì ΰφύδρα επιμελώς τε xui οίχονο-
μιχώς ϊΰχει, ώΰτε χάντανΟα ζηλωτέος.

Das Testament lautet s o :


Τάδε διατίΰεμαι περί των χατ' εμαντόν, εάν μη δννηϋώ
την άρρωΰτίαν ταντην νπενεγχεϊν.
( l a ) Τά μεν εν οϊχω πάντα δίδωμι τοις άδελψοϊς Αΰτνά-
ναχτι xaì Ανχωνι"
(b) xaì οϊμαι δεΐν άποδοίϊήναι άπο τούτων υΰα χατα-
χέχρημαι Αϋ-ήνηϋι παρά τίνος εχων ή ¿χπεπραχοίς"
(c) xaì ά αν εις την ¿»φοράν άναλω&>~, xaì εις τ άλλα τά
νομιζόμενα.
(2) Τά δε εν άϋτει xaì εν A£yii>r¡ δίδυιμι Ανχωνι δια το
xaì τοννομα φέρειν ημών xaì ΰννδιατετριφέναι πλείω
χρόνον άρεϋτώς πάνν, xalháπερ δίχαιον ή ν τυν vlov
τάξιν εΰχηχότα.
(3) Τυν δε περίπατον χαταλείπω των γνωρίμοίν τοις
βονλομενοις, Βονλωνι, Καλλίνω, Άρίατωνι, Α/ιφ i'oiri,
Ανχωνι, Πνϊϊωνι, ^Αριΰτομάχω, Ήραχλείω, Ανχομήδει,
Ανχωνι τω άδελφιδω · προβτηϋάϋίϊοιβαν ó' αντοί ϋν
¿tv viτολαμβάνοίΰι διαμενεΐν επί τον πράγματος xaì
ϋνναν'ξειν μάλιΰτα δννήΰεαίϊαι" ΰνγχατααχεναζίτο)(!αν
δε xaì ol λοιποί γνώριμοι χαμοί' xuì τον τόπον χάριν.

·) Z e l l e r , a. a. Ο. S. 922 3.

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42 Bruns,

( 4 a ) Περί δε της εκφοράς και χαύΰεμις επιμεληθήτωϋαν


Βονλοιν χαί Καλλΐνος μετά τών (ίννή&ων, όπως μήτ
ανελεύθερος γένηται, μ,ήτε περίεργος'
(b) τών δε εν Λίγίνη μοι γενομένων μορίων μετά την
εμήν άπόλνβιν χαταχωριΰάτω Λύκων τοις νεανίϋκοις
εις ελαιοχρηΰτίαν, οπως κάμοΰ χαί τον τιμήΰαντος
εμε μνήμη γένηται διά της χρείας αντη η προβήχονβα ·
(c) χαί ανδριάντα ημών αναθέτω" τον δε τύπον, όπως
άρμόττων f¡ της καταΰτάΰεως, επιβλεψάτω χαί ΰνμ-
πραγματενθήτω ζ/ιόφαντος χαί 'Ηρακλείδης Λημητρίον
(d) άπυ δε τών εν άβτει Λύχοιν άποδότω πάιn παρ'
ών τι προείληφα μετά την άποδημίαν την εκείνον'
(e) παρεχέβθωϋαν δε Βούλων χαί Καλλΐνος, και α αν
εις την έκφοράν άναλωθη, χαί τ à άλλα τα νομιζύμενα.
χομιαάΰθωϋαν δε ταύτα άπυ τών εν οίκω χοινη κατα-
λειπομένων άμφοτέροις νπ εμον. τιμηϋάτωΰαν δε και
τους ιατρούς ΠαΟίθεμιν χαί Μηδίαν, άξιους οντάς
και διά την έπιμέλειαν την περί εμε χαί την τέχνην
χαι μείζονος ετι τιμής.
(ί) δίδωμι δε τω Καλλίνου παιδίω Θηριχλείων ζεύγος,
και τη γνναιχι αυτόν 'Ροδιακών ζεύγος, ψιλοτάπιδα,
άμφίταπιν, περίΰτρωμα, προβκεφ άλαια δύ>ο τά βέλτιΰτα
τών καταλειπομένων' οις αν εφ' tßov ανήκει προς
τιμήν, και τούτων φανώμεν μή αμνήμονες ϋντες.
(5) //ερί δε τών θεραπενόντων εμαντόν ούτως εξάγω ·
(a) ¿Ιημητρίω μεν έλενθέρω πάλαι οντι άφίημι τά λύτρα
και δίδωμι πέντε μνάς και Ιμάτιον και χιτώνα, ϊνα
πολλά π επονηχώς μετ* εμον βίο ν ενΰ χήμονα ίχη.
(b) Κρίτωνι δε Χαλκηδονίω και τούτω τά λύτρα άφίημι
χαί δίδωμι τέτταρας μνάς"
(c) και τον Μίκρον άφίημι ελεύθερον χαί θρεψάτω
Λύκων αυτόν και παιδευαάτω άπα τον νυν χρόνου εξ ετη'
(d) xaì Χάρητα άφίημι ελεύθερον και θρεψάτω Λύκων
αντόν χαί δύο μνάς αά'τω δίδωμι καί τά εμά βιβλία
τά άνεγνωΰμένα' τά δ' άνέχδοτα Καλλίνω, οπως έπι-
μελώς αντά εκδώ'
(e) δίδωμι δε χαί ~ύρω ελενθέρω οντι τέτταρας μ,νάς
και την Μηνοδώραν δίδωμι' χαί ε'ί τί μοι οφείλει,
άφίημι αυτοί'

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Die T e s t a m e n t e der griechischen Philosophen. 43

(f) xcu 'Ιλαρά πέντε μι'ι/ς καί άμφίταπιν καί ât'o


Ίΐροΰκεφάλαια καί περίΰτροψα καϊ κλίνη ν ψ> à ν
βονληται"
(s) αφίημι δέ έλενϊ/εραν καί την τον Μικρόν μητέρα
•/.ai Νοήμονα καί /Ιίοινα καί θέωνα καί Ει>φράνορα
καί 'Ερμείαν'
(h) καί ^ίγάΰωνα δνο ετη παραμείναντα άφειΰ&αι, έλεν-
&ερον και τ ονς φορεαφόρονς ^ίίφελίωνα καί Ιΐοΰει-
δωνιον τέτταρα ετη παραμείναντας"
(i) δίδωμι 0 ε καί //ημητρίω καί Κρί τωνι καί —ι'ρ φ
κλίνην εκάΰτω καί στροψατα των καταλεητομένοίν,
U αν φαίνηιαι Λνκοίνι καλώς ίχειν. Ταντα εΰτω
αντοίς άποδεί'ξασιν υρίβ-ϋϊς, εφ ών εκαΰτοι τεταγ-
μένοι είϋί.
(G) ΙΙερΙ δε της ταφής, εάν τε αντυν βονληται. Αίκων
Ι/άπτειν, εάν τε εν οίκο), o í r ω ποιείτω. πεπειΰμαι
γαρ αντυν ονδεν ήττον εμον οννοράν τύ ενΰχημον.
Ταντα όί πάντα οίκονομηϋαντι κνρία εΰτοι η δόαις
των εντavita.
(7) Μάρτνρες: Καλλϊνος 'Ερμιονει'ς, \ΐρίΰτων Κείος,
Ενφρόνιος Παιανιενς.
Der Inhalt des Testamentes ist hiernach in folgende
H a u p t b e s t a n d t e i l e zu zerlegen :
1. und 2. Den Anfang macht die Hauptvertheilung des
Vermögens. E r unterscheidet dabei τά εν ο'ίκω nävra und
τα εν αΰτει καί εν Λίγίνγ,. Das ci'stere sollen die beiden
Brüder Astyanax und Lyko haben, das letztere Lyko allein.
Diese sind natürlich nicht seine eigenen Brüder, wie M e n a g i u s
meinte, sondern die Söhne seines Bruders, da der Lyko später
als άδελφιδονς bezeichnet wird. Die Bevorzugung des Lyko
wird darauf gegründet, dass er denselben Namen h a b e , wie
e r , und dass er längere Zeit mit ihm zusammengelebt habe.
Dabei wird hinzugefügt: καί/άπερ δίκαιον ην τον vlov τά'ξιν
εΰχηκότα. Diese „Stellung des Sohnes" könnte man auf eine
Adoption beziehen, doch scheint nur ein Pflegeverhältniss ge-
meint zu sein, da es nur so beiläufig zur E r k l ä r u n g des Zu-
sammenlebens angeführt wird, und juristisch gar kein Gewicht
darauf gelegt wird.

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44 Bruns.

E i g e n t ü m l i c h ist die Scheidung des Vermögens in τά εν


οϊχω u n d τά εν αύτει xaì εν y.iiyívr¡. Sie ist ä h n l i c h wie die bei
S t r a t o in d i e τά οίκοι u n d το αργύρων Ι4ίϊήν%σιν υπάρχον,
u n d bei T h e o p h r a s t o s τά oïxoi νπάρχονα u n d τά παρ3 "Ιππάρχου
(ίνμβεβλημένα. Die Scheidung wäre bei blossen Legaten nicht
auffallend, allein offenbar soll sie auch hier, wie bei den an-
dern, das ganze Vermögen umfassen. Sie zerreisst daher auch
hier die Einheit des Vermögens und die Universalsuccession,
und macht in Betreff der Obligationen und Klagen activ und
passiv dieselben Schwierigkeiten wie dort. Doch finden sich
hier wenigstens einzelne Anordnungen darüber. Sie sind je-
doch nicht zusammengestellt sondern durch das ganze Testa-
ment vertheilt. Hier ist zunächst nur bestimmt, dass von
dem Vermögen εν οίκω beide Brüder das Begräbniss und die
Todtenopfer und gewisse Schulden, die er in Athen gemacht
habe, bezahlen sollen. Die letzteren werden bezeichnet als
öria καταχέχρημαι, 'Λ-ϋήνηΰιν παρά τίνος ίχων η εχπεπ ραχώς.
Dieses letzte Wort (von εχπράΰΰει,ν) kann hier unmöglich wie
sonst eintreiben, d. h. einklagen, bedeuten, sondern muss Auf-
nahme von Darlehn oder dgl. bezeichnen.
3. Hierauf folgt die Bestimmung über den περίπατος.
Dabei hat L y k o die Form des Strato wieder aufgegeben und
ist zu der gemeinschaftlichen Hinterlassung des Theophrast
zurückgekehrt. E r s a g t : τυν περίπατον καταλείπω των
γνωρίμων τοίς βονλομένοις, d. h. d e n j e n i g e n von d e n F r e u n d e n
oder Schülern, die es wollen, und dabei werden dann 10 mit
Namen aufgeführt, darunter auch der Neffe L y k o n . Hinzu-
gefügt ist, sie sollen einen Vorsteher wählen, der sich am
besten mit der Sache befassen und f ü r die Schule sorgen könne,
doch möchten auch die andern mit zur Erhaltung beitragen
χάμοϋ xaì τον τόπου χάριν. Dem Vorsteher soll hier offenbar
nicht, wie bei S t r a t o , das alleinige Eigenthum zustehen,
sondern er soll nur die Verwaltung und Aufsicht haben.
Wie es später nach Lyko's Tode mit dem Garten gegangen
ist, wissen wir nicht. Wenn indessen spätere Schriftsteller
wie P l u t a r c h und S t r a b o 1 ) noch von dem Garten der
Philosophen in oder neben dem Avxtïov und der Akademie

') Zumpt, p. 15.

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 45

sprechen, so wird man unter clem ersten sicher den von


T h e o p h r a s t gestifteten zu verstehen haben und annehmen
können, dass er in ähnlicher Weise wie bisher der peripate-
tischen Schule erhalten wurde. >)
4. Nach dieser allgemeinen Vertheilung des Vermögens,
kommt nun eine lange Reihe einzelner Bestimmungen ohne
gemeinsamen Zusammenhang :
a) B u l o n und K a i l i n o s , die beiden ersten der Schüler,
sollen für die Verbrennung und das Begräbniss sorgen, der
Sitte gemäss, weder dürftig noch verschwenderisch.
b) L y k o soll von den Oelbäumen des Erblassers in Aegina
das nöthige Oel zu einer Erinnerungsfeier hergeben.
c) Auch soll er ihm eine Statue setzen, nach Bestimmung
von zwei Personen, die sonst nicht weiter genannt sind.
d) L y k o soll von dem Vermögen «V αστει die Gläubiger
befriedigen, von denen er, der Erblasser, nach dessen Abreise
Geld aufgenommen habe.
e) B u l o n und Κ a l Ii n o s sollen von dem, was ihnen aus
dem Vermögen sv οϊχω vermacht ist, dass Begräbniss und die
Todtenopfer bezahlen und auch das Honorar der Aerzte, die
dabei sehr gerühmt werden.
f) Der Sohn des Kallinos soll ein Paar sog. Therikleische
Becher bekommen, und seine F r a u verschiedenen Schmuck und
Kleider und Teppiche, zum Beweise, dass L y k o sie nicht
vergessen habe.
5. Hierauf folgt eine Menge von Verfügungen über die
Sklaven, theils Freilassungen, theils Erlass des Loskaufgeldes,
theils'Legate an Geld und Sachen. Hervorzuheben ist dabei n u r :
a) Die unter (d) aufgeführte Freilassung des Sklaven
Chares, weil dabei hinzugefügt ist: δίδωμι αντώ δνο μνάς κ«ί
τά εμά βιβλία τά άνεγναιΰμένα, τα á5 ανέκδοτα Καλλίναι, νπως
επιμελώς αυτά έχδοΊ. Dies erinnert an das Legat von Strato
r« βιβλία πάντα πλην ών αυτοί γεγρά([αμεν. Die Theilung
der Bücher zwischen dem Sklaven und dem K a l l i n o s ist
höchst sonderbar. Man muss dabei wohl an ein ähnliches
Verhältniss denken, wie oben bei dem Sklaven P o m p y l o s
des T h e o p h r a s t .

') Z n m p t , die pililos. S c h u l e n , S. l ñ .


Z e i t s c h r i f t il. S a v i g u y - S t i i t n n K . I. R o m . A b t h .

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46 Bruns,

b) Die unter (i) genannten Legate von Betten und Decken


an Freigelassene sind unter der Bedingung, dass sie die gehörige
Ausführung dessen, was einem jeden von ihnen aufgetragen ist,
nachweisen. E s entspricht das der bei den Römern so häufigen
Bedingung der Freilassung : „si rationes reddiderit." *)
6. Zum Schlüsse kommt noch eine Bestimmung über die
ταφή, nachdem über die έχφορά und χανβις bereits oben
( l c und 4 a ) verfügt war. Der E r b e L y k o n soll die ταφή
nach seinem Ermessen εν οϊ·/.ω oder α ντο ν annehmen. W a s
das letztere sei, k a n n man zweifeln, nach dem Gegensatze von
(1 a) und (2) k a n n es n u r tv άϋτει oder εν Atyivy bedeuten.
7. Nach dem Schlüsse des Testaments werden auch hier,
wie bei T h e o p h r a s t , die Zeugen g e n a n n t , und zwar wie
gewöhnlich drei.
Auffallend ist, dass keine επψελψαί ernannt sind. Der
Testirer muss den E r b e n volles,Vertrauen geschenkt haben.

V. Das Testament des Epikur. (f 270 v. Chr.)

E p i k u r war Bürger von A t h e n , zwar in Samos geboren


(341) und lange von Athen abwesend, dann aber von 306 bis
zu seinem Tode 270 v. Chr. in Athen als Philosoph lehrend. 2 )
Sein Testament zeichnet sich vor den andern bei mehreren
P u n k t e n durch eine grössere Umsicht und Genauigkeit der
juristischen Bestimmungen aus. D i o g e n e s (10, 16) leitet es
sehr einfach mit den Worten ein: Kai ΰιέ-ϋετο ώδε, und wieder-
holt dieses auch am Schlüsse nur wörtlich. E r fügt dabei
noch einen Brief von E p i k u r bei, den dieser kurz vor seinem
Tode geschrieben habe, und den C i c e r o 3 ) buchstäblich über-
setzt und besprochen hat, der jedoch zu dem Testament selber
in keiner Beziehung steht. Das Testament hat weder Ein-
gangs- noch Schlussformel, scheint aber im eigentlichen In-
halte doch ganz vollständig überliefert zu sein. Sein W o r t -
laut ist folgender:
(1) Κατά τάδε δίδωμι τα έμαντον πάντα *Λμυνομάχω
Φιλοκράτονς Ιίατή'άεν xal Τιμοκράτει Λημητρίον

>) D. de condit. 1. 81. 82. 111.


η Näheres über ihn s. bei Ζ e 11 e r , 3, 1, 341 ff.
3
) De fin. % 30.

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 47

Ποταμίω χατά την εν τώ Μητρώοι αναγεγραμμένην


εχατ-έρω δόΰιν.
(2) Έφ>' ώ τε τον μεν χηπον χαί τα προϋόντα αντω παρ-
έξουΰιν 'Ερμάρχω */Ιγεμάρχον Μιτυληναίω xaì τοις
ΰυμφιλοβοφοΐαιν αντω xaì οίς αν Έρμαρχος χαταλίnr¡
διαδόχοις της φιλοσοφίας, ενδιατρίβειν χατά φιλοϋοφίαν.
χαί αεί δε τυϊς φιλοοοφυνΰιν αφ* ημών, δπως άν
ΟυνδιαΰώΰωΟιν Άμυνομάχω xul Τιμοχράτει χατά το
δυνατόν την tv τω χηπω διατριβην παραχατατίίϊεμαι,
τοις τ αν των χληρονόμοις, εν ώ αν τρόπω άϋφαλέ-
ϋτατον f¡, δπως αν χαχεϊνοι διατηροϊεν τον χηπον,
xat/άπερ χαί αυτοί, οίς άν ol αφ' ημών φιλοΰοφούντες
παραδιδώΰι.
(3) Την δε οίχίαν την εν Μελίτη παρεχετωΰαν *Λμννό-
μαχος xaì Τιμοχράτης ενοιχείν 'Ερμάρχω xaì τυΐς μ ti'
ανιόν ψιλοσοφοΰΰιν, εως αν Έρμαρχος ζη.
(4a) Ex δε των γινομένων προοόδων των δεδομένοιν αφ
ημών ^Αμυνομάχω xaì Τιμοχράτει, χατά το δυνατόν
μεριζέαίϊωΰαν μ e if 'Ερμαρίου ΰχοπονμενοι εϊς τε τά
εναγιϋματα τω τε πατρί xuì τη μητρί χαί τοις άδελ-
φοϊς χαί ημ,ίν εις την εΐίϊιΟμένην αγεαί^ι γεί'ί&λιον
ημέραν εχάΰτον έτους τη πρότερα δεχάτη του Ταμη-
λιώνος'
(1>) ώς χαί εις την γινομένην ΰννοδον εχάΰτον μηνός
ταϊς είχάαι των ΰυμφιλοΰοφούντων ημϊν εις την
ημών τε χαί Μητροδώρον μνήμην χατατεταγμένην'
(c) ΰνντελ είτωΰαν δε χαί την των αδελφών ημέρα ν του
Ποϋειδεώνος, χα^άπερ χαί ημείς' ανντελείτωααν δε
χαί την Πολ,ναίνον τον Μεταγειτνιώνος.
(5 a) Έπιμελείβΰωβαν δε χαί *Λμυνόμαχος xaì Ύιμοχράτης
του νϊρν του Μητροδώρον Έπιχονρον χαί τον νίοϋ
τον ΙΙολυαίνον, φιλοαοφοΰντοίν αυτών χαί ανζώντων
μεί>* Έρμάρχον. Ώΰαντως δε της ϋνγατρος της Μητρο-
δώρον την επιμέλειαν ποιείβϋωοαν xaì εις ηλιχίαν
è).i}ovaav εχδύτωΰαν ο) civ Έρμαρχος εληται τών φι-
λ,οΰοφοι'ντων μετ αυτόν, ούαης αυτής εντάχτον χαί
πειϋαρχούΰης 'Ερμάρχω. /Ιιδότωΰαν δε Αμυνόμαχος
xaì Τιμοχράτης ¿χ τών ύπαρχουΰών ημϊν προούδοίν εις
τροφην τούτοις, δ τι αν αντοΐς xa τ ενιαυτύν επι-
5*

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48 Bruns,

δέχεΰ&αι όοχη ϋχοπουμένοις με-tf 'Ερμαρχον. ΙΙοιεί-


βίϊωΰαν δε μεϋ^ εαννών xaì, 'Ερμαρχον χνριον των
προΰόδων, 'ίνα μετά τον ΰνγχαταγεγηραχότος ημΐν
εν φιλοΰοφίψ, xai χαταλελειμμένον ηγεμόνος των
ϋνμφιλοΰοφονντων ημϊν εχαΰτα γίνηται. Την ôè
προίκα τω ίϊήλει παιδίω, επειδάν εις ηλικίαΡ ελίϊη,
μεριβάτοιϋαν *Λμννόμαχος και Τιμοχράτης, οΰον αν
επιδέχηται από των υπαρχόντων άφαιρονντες, μετά
της 'Ερμαρχον γνώμης"
(b) επιμελείοϋ-ωΰαν δε xai Νικάνορας, χα^άτιερ xal ημείς,
ϊν" οΰοι των ϋνμφιλοβοφονντων ημΐν χρείαν εν τοις

δειγμένος, ΰνγκαταγηράΰχειν με& ημών προείλοντο εν


φιλοΰοφίκ, μηδενός των άναγχαίων ενδεείς χα&εΰτη-
χωβιν επί την ημετέραν δνναμιν.
(6) Jovvai δε τά βιβλία τά υπάρχοντα ημΐν πάντα Έρ-
μάρχω.
(7) Έαν δε τι των άνίϊραίπίνων περί 'Ερμαρχον γίνηται
προ τον τα Μητροδώρον παιδία εις ηλιχίαν ελίΐίΐν,
δούναι y/μνΐ'όμαχυν xaì Τιμοχράτην, δπως αν εντα-
χτονντων α ντου ν εχαΰτα γίνηται των άναγχαίων κατά
τυ δυνατόν από των καταλελειμμένων νφ' ημών προ-
ΰόδων. Και των λοιπών απάντων ως ΰνντετάχαμεν
έπ ιμελείαίϊαιβαν, υπως δη κατά το ενδεχόμενο ν '¿χαΰτα
γίνηται,
(8) άφίημι δε τών παίδων ελεύθερον Μνν, Νιχίαν, Λν-
χωνα' 'αφίημι δε xaì Φαίδριον ελευ^έραν.
Die Disposition des Testamentes ist hiernach folgende:
1. Den Anfang macht hier zum eisten Male eine ganz voll-
ständige Verfügung über das ganze Vermögen mit den Worten
δίδωμι τά εμαντον πάντα *Αμννομάχω xaì Τιμοκράτει.
Dieses δίδωμι πάντα war offenbar der populäre Ausdruck für
die Ernennung eines Gesammtnachfolgers, ähnlich wie man bei
uns sagt „ich vermache alles was ich habe". Darum sagt
C i c e r o 1 ) ohne weiteres von dem Testamente: 'sanciit, ut
Amynomachus et Timocrates, h e r e d e s sui, dent' etc. Eben
darum schliesst auch das δίδωμι πάντα durchaus nicht aus,

') De finilms, % 31, 101.

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Die T e s t a m e n t e d e r g r i e c h i s c h e n Philosophen. 49

dass daneben eine Menge einzelner Legate an F r e m d e ange-


ordnet werden, wie bei der römischen heredis institutio.
M e r k w ü r d i g ist der Z u s a t z zu d e m πάντα δίδωμι,: χατά
την εν μητρο'ιω άναγεγραμμένην ί-καιίριβ Joenr. Dies scheint
eine Verschiedenheit der Erbquoten zu bedeuten, und dabei
ist dann sehr auffällig, dass die Bestimmung darüber nicht
im Testamente selbst steht, sondern in einer besonderen Schrift
aufgeschrieben ist, und weiter, dass diese im μητροΐον d. h.
dem Staatsarchive, niedergelegt war. Das cratere war indessen
auch nach römischem Rechte zulässig bei dem sog. mystischen
T e s t a m e n t e , u n d die Deposition im Staatsarchive beruht
d a r a u f , dass man die Testamente der Sicherheit wegen dem
Archonten übergeben konnte. 2 )
2. Unmittelbar dahinter kommt hier, wie in den Testa-
menten der Peripatetiker das Vennächtniss eines Gartens an
die Schule. Die Form ist aber hier anders.
Die Schüler bekommen den Garten nicht zu Eigenthuni,
sondern es wird den beiden E r b e n auferlegt, dass sie τον
χηπον xal τά πρόΰοντα αντω παρί'ξονΰιν 'Ξρμάρχω xal
τοις ΰνμψιλοαοφονϋΐί' αντω ενδιατρίβειν χατά ψιλυΰοψίαν.
Dieses παρέχει ν bedeutet nicht 'dare' oder 'tradere' sondern
'exhibere, praestare,' also zum Aufenthalte und Gebrauche f ü r
die Philosophie überlassen. Darum legt E p i k u r auch a n -
d e r e r s e i t s den S c h ü l e r n a u f : ΰπως avvätaawaa)ßL ΐΛμννομάχω
xal Τιμοχρατει χατά το δυνατόν την tv τω χήπφ διατριβήι>,
d. h. sie sollen mit den beiden Erben zusammen f ü r die E r -
h a l t u n g des Gartens sorgen. Die Schüler bekommen also
neben dem Rechte auch eine Pflicht. Beides geht zunächst
nur auf die vorhandene erste Generation. Es soll aber natürlich
auch später so fortdauern, und dafür sorgt E p i k u r genauer
als die obigen Testamente durch folgende drei Bestimmungen :
a. Das R e c h t wird den Nachfolgern gegeben durch
einen Zusatz, der zu den Worten 'Ερμάρχοι xal τοίς ανμψι-
λοΰοφονΰιν h i n z u g e s e t z t i s t : xal οίς äv "Ερμαρχος χαταλίττη

Ζ. Η. „ex q u a p a r t e codicillis Titillili h e r e d e m scripsi. h e r e s


e s t o . " L . 36 de H. J. A e h n l i c h hei L e g a t e n ili L. 38 de c o n d i t i o n ,
et d e m .
2
) H e r r m a n n , gr. P r i v a t a l t e r t h . § G5 n . 9.

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50 Bruns,

διαδόχοις της φιλοβοφίας. Die διάδοχοι sind nur die nächsten


Nachfolger, da n u r ihnen Hermarch etwas hinterlassen konnte.
b. Die P f l i c h t wird allen, sowohl den Vorgängern als
den Nachfolgern, auf einmal auferlegt, indem sie zusammen-
gefasst werden mit den W o r t e n : y.al αεί τοις ψΰ,οβοφονύιν
άφ ημών, Sìτοις αν ϋννδιαΰώΰωΰιν ^μννομάχω etc.
e. Anderseits soll aber auch die Pflicht der beiden
E r b e n wieder auf ihre weiteren E r b e n übergehen ; daher heisst
es : τοις τ* αντών χληρονόμοις, οπως αν χαχεΐνοι διατηροΐεν
(conservent) τον χηπον. Dabei ist der Vergleich hinzugefügt:
χαΰάπερ xal αντοί, oie αν οι αφ"1 ημών ψιλοΰοφονντες
παραδιδώβι. Dies ist zweideutig aber so zu verstehen: die
E r b e n der E r b e n sollen die Pflicht des παρέχειν ebenso haben,
wie andrerseits die Nachfolger der Philosophen die Pflicht des
ύννόι,αΰοΥζΐΐν. Denn die κληρονόμοι können natürlich nicht
die Erben der Philosophen bedeuten, da ja sonst der Garten
auch an unphilosophische Erben hätte kommen können ; und
„die, denen meine Philosophen ihn geben", können nicht jene
E r b e n sein, sondern n u r die Nachfolger der ersten Philosophen.
Der Vergleich, das χαΐϊάπερ, b e r u h t also wesentlich auf der
gegenseitigen Pflicht des παρέχειν und des ϋννδιαΰώζειν.
Der ganze Satz ist äusserst complicirt angelegt, aber doch
juristisch richtig gedacht, und offenbar mit viel mehr Umsicht
abgefasst, als die ähnlichen Bestimmungen in den andern
Testamenten. U m so interessanter ist es in rechtlicher Be-
ziehung, dass a u c h E p i k u r noch nicht die Idee einer eigent-
lichen rechtlichen Stiftung als selbständiger juristischer Person
f a s s t , aber auch nicht an Corporation d e n k t , sondern das
ganze auch nur auf die einzelnen Personen stellt. E r denkt
sich das Verhältniss als eine Art Gebrauchs-Vermächtniss in
folgender W e i s e :
a. B e l a s t e t sind die beiden E r b e n und ihre weiteren
Erben. Eine solche Belastung der Erbeserben ist nach römi-
schem Rechte unzweifelhaft zulässig.
b. B e r e c h t i g t sind zunächst H e r m a r c h u s und seine
ϋνμψιλοΰοφονντες, dann diejenigen, denen H e r m a r c h u s das
Recht hinterlässt, καταλίπ/]. Dabei liegt die Idee des suc-

>) L. 5 § 1 de leg. III.

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Die Testamente der griechischen Philosophen. 51

cessiven Fideicommisses oder der fideicommissarischen Sub-


stitution zu Grunde. Das χαταλείπειν ist nicht als ein
selbständiges Recht des H e r m a r c h u s zu denken, sondern: da
er nur an die διάδοχοι, hinterlassen darf, und αεί oí qdo-
βογονντες âq? 'ημών den Garten haben sollen, so haben alle
spätern doch den eigentlichen Grund ihres Rechtes in der
Verfügung des E p i k u r selber, und dem Hermarchus ist nur
ein beschränktes Recht der Auswahl gegeben, was bei Fidei-
commissen nach römischem Rechte stets zulässig ist.
c. Die Verpflichtung der zukünftigen Berechtigten beruht
auf dem Principe, dass der Erblasser einem jeden, dem er einen
Vortheil zuwendet, insoweit auch eine Last auferlegen kann. 2 )
Genau genommen geht eigentlich die ganze Ausdehnung
nur bis auf die zweite Generation, nämlich die διάδοχοι des
Hermarchos und die κληρονόμοι der beiden E r b e n , indessen
versteht sich, dass die Absicht auch auf die ferneren Gene-
rationen gerichtet war, und der Ausdruck αεί ol φιλοϋοφο'νντες
ά φ ' ήμώρ hat offenbar diese ganz allgemeine Fortdauer im
Sinne. Doch fehlt es formell an einer genügenden Bestim-
mung dafür.
3. F ü r die Lebenszeit des Hermarchos wird noch ein be-
sonderes Legat für ihn und die μετ αντον φιλοαοφονντες
ausgesetzt, nämlich dass ihnen die beiden Erben das Haus
des E p i k u r in M e l i t e zur Wohnung einräumen sollen.
4. Hierauf werden mehrere besondere Gedächtnissfeiern
angeordnet, die von den Erben aus den Erbschaftseinkünften
bestritten werden sollen, nämlich:
a) eine Leichenfeier für Epikurs Vater, Mutter, Brüder
und ihn selbst einmal im Jahre am 10. Gamelion (d. h. Ende
Januars) ;
b) zur Erinnerung an ihn und seinen Schüler M e t r o d o r u s
soll am 20. eines jeden Monats eine Zusammenkunft der
ανμφιλοΰοφονντες ήμίν gehalten werden;
c) der Festag seiner Brüder im Monat Poseideon und der
des Polvänos sollen gefeiert werden, wie er selber sie ge-
feiert habe.

Ζ. B. L. 7 § 1 D. de reb. dub. (34, 5).


2
) L. 1 § 6 D. de leg. III.

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52 Bruns, Die Testamente der griechischen Philosopheil.

E s sind dieses die berühmten F e s t e , die die Epikureer


noch zu P l i n i u s ' 1 ) Zeit feierten, und von denen C i c e r o 2 )
sagt, man begreife ihre Anordnung von Epikur nicht, da er
jede Fortdauer nach dem Tode leugne.
5. Es folgen Bestimmungen für die Kinder seiner Schüler
M e t r o d o r u s und P o l y ä n o s , namentlich für die Tochter
des ersteren ; die beiden Erben sollen für sie sorgen und wenn
die Tochter erwachsen sei, sollen sie sie dem zur Frau geben,
den H e r m a r c h o s aus den φιλοϋοψοϋντες μετ αυτοϊς aus-
suchen werde, wobei, wohl als eine Art Mahnung an das
M ä d c h e n , h i n z u g e f ü g t w i r d : ονϋης αυτής ευτάκτου και πειϋαρ-
χονϋης 'Ερμάρχω.
F ü r alle drei sollen sie die nöthigen Alimente aus den
Einkünften des Vermögens nehmen unter Befragung des
H e r m a r c h o s . Ueberhaupt sollen sie diesen neben sich zum
κύριος των προςόδων machen, da er mit ihm in der Philo-
sophie alt geworden sei, und als ήγεμών der Mitphilosophen
hinterlassen sei. Daher soll namentlich der Betrag der dos
für, die Tochter nach der Ansicht des H e r m a r c h o s bestimmt
werden.
Ferner sollen sie für Nikanor sorgen, wie Epikur selber
es schon g e t h a n , damit keiner von denen, die ihm in der
Philosophie beigestanden und Hülfe gewährt hätten und mit
ihm alt darin geworden wären, Noth litte, so weit er es ver-
hindern könnte.
6. Die Bücher sollen sämmtlich dem H e r m a r c h o s ge-
geben werden, ohne alle Unterscheidung wie bei S t r a t o
und L y k o .
7. Sollte H e r m a r c h o s sterben, so sollen die beiden
Erben alles angeordnete nach Möglichkeit aus der Erbschaft
ausführen.
8. Den Schluss machen Freilassungen von vier Sklaven.

P l i n . h. n. 35, 5.
2
) Cie. de fin. 2, 31: „idque testamento cavebit is, qui nobis quasi
oraculum ediderit, nihil post mortem ad nos pertinere?"

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