Sie sind auf Seite 1von 64

AD 2000-Merkblatt

ICS 23.020.30 Ausgabe Oktober 2004

Berechnung AD 2000-Merkblatt
Sonderfälle
auf Wechselbeanspruchung S2

Die AD 2000-Merkblätter werden von den in der „Arbeitsgemeinschaft Druckbehälter“ (AD) zusammenarbeitenden, nachstehend genannten
sieben Verbänden aufgestellt. Aufbau und Anwendung des AD 2000-Regelwerkes sowie die Verfahrensrichtlinien regelt das AD 2000-Merk-
blatt G1.
Die AD 2000-Merkblätter enthalten sicherheitstechnische Anforderungen, die für normale Betriebsverhältnisse zu stellen sind. Sind über
das normale Maß hinausgehende Beanspruchungen beim Betrieb der Druckbehälter zu erwarten, so ist diesen durch Erfüllung besonderer
Anforderungen Rechnung zu tragen.
Wird von den Forderungen dieses AD 2000-Merkblattes abgewichen, muss nachweisbar sein, dass der sicherheitstechnische Maßstab
dieses Regelwerkes auf andere Weise eingehalten ist, z. B. durch Werkstoffprüfungen, Versuche, Spannungsanalyse, Betriebserfahrungen.
Fachverband Dampfkessel-, Behälter- und Rohrleitungsbau e.V. (FDBR), Düsseldorf
Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften e.V., Sankt Augustin
Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI), Frankfurt/Main
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA), Fachgemeinschaft Verfahrenstechnische Maschinen
und Apparate, Frankfurt/Main
Stahlinstitut VDEh, Düsseldorf
VGB PowerTech e.V., Essen
Verband der Technischen Überwachungs-Vereine e.V. (VdTÜV), Berlin
Die AD 2000-Merkblätter werden durch die Verbände laufend dem Fortschritt der Technik angepasst. Anregungen hierzu sind zu
richten an den Herausgeber:

Verband der Technischen Überwachungs-Vereine e.V., Postfach 10 38 34, 45038 Essen.

Inhalt
0 Präambel 13 Berücksichtigung besonderer Betriebsbedingungen
1 Geltungsbereich 14 Maßnahmen bei Erreichen der rechnerischen
2 Allgemeines Lebensdauer
3 Formelzeichen und Einheiten 15 Zusätzliche Angaben
4 Grundlagen der Spannungsberechnung Anhang 1: Erläuterungen zum AD 2000-Merkblatt S 2
5 Vergleichsspannungsschwingbreite und Anhang 2: Hinweise zur Beurteilung von Wechsel-
Vergleichsmittelspannung bei ein- und beanspruchung aus Schwingfestigkeits-
mehrachsiger Wechselbeanspruchung versuchen
6 Maßgebende Vergleichsspannungsschwing- Anhang 3: Hinweise zur Durchführung der Spannungs-
breite im überelastisch beanspruchten Bereich berechnung
7 Zulässige Spannungsschwingbreite bei Anhang 4: Alternative Berechnung für höhere zulässige
bekannter Lastspielzahl Spannungsschwingbreiten oder Lastspiel-
8 Zulässige Lastspielzahl bei bekannter zahlen bei verkürzten Prüffristen
Spannungsschwingbreite
Anhang 5: Berechnung auf Wechselbeanspruchung für
9 Berücksichtigung eines Betriebslastkollektivs Gusseisensorten mit Kugelgraphit
10 Konstruktive Voraussetzungen Anhang 6: Berechnung auf Wechselbeanspruchung für
11 Herstellungstechnische Voraussetzungen Behälter aus Aluminiumlegierungen --
12 Prüftechnische Voraussetzungen Knetwerkstoffe

0 Präambel scher Regeln nach dem Stand der Technik zur Lösung von
Teilproblemen setzt die Beachtung des Gesamtkonzeptes
Zur Erfüllung der grundlegenden Sicherheitsanforderungen voraus.
der Druckgeräte-Richtlinie kann das AD 2000-Regelwerk Bei anderen Modulen der Druckgeräte-Richtlinie oder
angewandt werden, vornehmlich für die Konformitätsbewer- für andere Rechtsgebiete kann das AD 2000-Regelwerk
Luxemburger Straße 449, 50939 Köln

tung nach den Modulen „G“ und „B + F“. sinngemäß angewandt werden. Die Prüfzuständigkeit
Das AD 2000-Regelwerk folgt einem in sich geschlosse- richtet sich nach den Vorgaben des jeweiligen Rechts-
nen Auslegungskonzept. Die Anwendung anderer techni- gebietes.
E Carl Heymanns Verlag KG

Ersatz für Ausgabe Mai 2004; = Änderungen gegenüber der vorangehenden Ausgabe

Die AD 2000-Merkblätter sind urheberrechtlich geschützt. Die Nutzungsrechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks,
der Entnahme von Abbildungen, die Wiedergabe auf fotomechanischem Wege und die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei auszugsweiser Verwertung, dem Urheber vorbehalten.
AD 2000-Merkblatt
Seite 2 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

1 Geltungsbereich hypothese, SSH) erfolgen, wovon die erstgenannte die ge-


nauere und die zweitgenannte die konservativere ist. Ne-
1.1 Die nachstehenden Berechnungsregeln gelten für die ben den allgemeinen Definitionen ist aus Gründen der
Berechnung drucktragender Teile von Druckbehältern aus Einfachheit und Übersichtlichkeit bei der Anwendung des
– ferritischen und austenitischen Walz- und Schmiede- Abschnittes 5.2 die Bildung der Vergleichsspannungs-
stählen, schwingbreite und Vergleichsmittelspannung nach der
– Gusseisensorten mit Kugelgraphit nach Anhang 5, Tresca-Hypothese dargestellt.
– Aluminiumlegierungen -- Knetwerkstoffe nach Anhang 6, 2.8 Soll von den Ermüdungskurven und Korrekturfaktoren
die nach den AD 2000-Merkblättern der Reihe B in Verbin- dieses AD 2000-Merkblattes abgewichen werden, ist die
dung mit den AD 2000-Merkblättern der Reihen W und HP Vorgehensweise zur Bestimmung der zulässigen Span-
hergestellt und geprüft werden, zur Berücksichtigung von nungsschwingbreite bzw. der zulässigen Betriebslastspiel-
Wechselbeanspruchungen1), die durch Innendruck, Tem- zahl aus Schwingfestigkeitsversuchen an Probestäben oder
peraturdifferenzen oder durch zusätzliche äußere Kräfte Bauteilen nach Art, Randbedingungen, Anzahl der Prüfkör-
und Momente an den höchstbeanspruchten Stellen entste- per und Sicherheitsbeiwerte im Einzelfall mit der zuständigen
hen (vgl. Anhang 1). unabhängigen Stelle zu vereinbaren (vgl. Anhang 2).
1.2 Dieses AD 2000-Merkblatt braucht nicht angewendet 2.9 Nicht prüfbare Schweißverbindungen sind dauerfest
zu werden, wenn die Bedingungen nach AD 2000-Merk- auszulegen. Abweichende Vorgehensweisen sind mit der
blatt S 1 erfüllt sind. zuständigen unabhängigen Stelle abzustimmen. Abschnitt
1.3 Bei tiefen zulässigen Temperaturen in den Anwen- 14.2 ist in diesem Fall nicht anzuwenden.
dungsgrenzen der Beanspruchungsfälle II und III nach
AD 2000-Merkblatt W 10 ist eine Reduzierung der zulässi- 3 Formelzeichen und Einheiten
gen Lastspielzahlen nicht erforderlich.
Über die Festlegungen des AD 2000-Merkblattes B 0 hinaus
und abweichend davon gilt:
2 Allgemeines e hier: Erschöpfungskennzahl –
2.1 Dieses AD 2000-Merkblatt ist nur im Zusammenhang f0 Korrekturfaktor zur Berücksichtigung
mit AD 2000-Merkblatt B 0 anzuwenden. der Kerbwirkung von Oberflächenrauheit –
2.2 Für die Berechnung der Wechselbeanspruchung ist die fd Korrekturfaktor zur Berücksichtigung
Kenntnis der Belastungen und ihrer zeitlichen Änderungen des Wanddickeneinflusses –
erforderlich, vgl. auch Abschnitt 15. Die Belastungsverhält- fT* Temperatureinflussfaktor –
nisse des Bauteils ergeben sich aus der Betriebsweise des
fM Korrekturfaktor zur Berücksichtigung
Druckbehälters und müssen entweder vom Verfahren oder
des Mittelspannungseinflusses –
von den Betriebsverhältnissen her bekannt sein.
f *M Korrekturfaktor zur Berücksichtigung des
2.3 Die Ermittlung der Spannungen bzw. Dehnungen Mittelspannungseinflusses bei geschweißten
kann rechnerisch oder experimentell erfolgen. Ihr zeitlicher spannungsarmgeglühten Bauteilen –
Verlauf wird anhand einer Ermüdungsanalyse beurteilt. Da-
bei ist nach ein-, zwei- oder dreiachsigen Beanspru- fN Lastspielzahlabminderungsfaktor zur
chungszuständen zu unterscheiden. Berücksichtigung des Mediumeinflusses –
ke Vergrößerungsfaktor für mechanische
2.4 Als Kriterium für das Versagen durch Wechselbean-
Spannungen im überelastisch bean-
spruchung gilt der technische Anriss2).
spruchten Bereich –
2.5 Bei der Berechnung der Beanspruchungen ist von kν Vergrößerungsfaktor für Wärmespannungen
den ungünstigsten zulässigen Formabweichungen nach im überelastisch beanspruchten Bereich –
den AD 2000-Merkblättern auszugehen, sofern nicht die
tatsächlichen Formabweichungen bekannt sind. In diesen t hier: Betriebszeit mit Zeitstandbean-
Fällen werden die Istmaße in die Berechnung eingesetzt. spruchung in h
Hinsichtlich der Wanddicken kann im Rahmen der Ent- tm rechnerische Lebensdauer für Zeit-
wurfsprüfung von der Nennwanddicke se ausgegangen standbeanspruchung in h
werden. Mindestwanddicken sind auf eine mittlere Wand- N hier: Betriebslastspielzahl –
dicke umzurechnen. Rm Mindestwert der Zugfestigkeit bei
2.6 Für die Berechnung wird als maßgebliche Temperatur 20 °C für den kleinsten Wanddicken-
während eines betrachteten Lastzyklus definiert: bereich in N/mm2
T * = 0,75 ⋅ T + 0,25 ⋅ T (1) Rp0,2/T* Warmstreckgrenze oder 0,2 %-Dehn-
grenze bei Berechnungstemperatur T *
Alle temperaturbedingten Größen sind auf diese maßge-
bende Temperatur T* des betreffenden Lastzyklus zu be- für den kleinsten Wanddickenbereich in N/mm2
ziehen3). T Temperatur in °C
2.7 Die Ermittlung der Vergleichsspannungsschwing- T* maßgebende Berechnungstemperatur
breite und Vergleichsmittelspannung kann nach der für Wechselbeanspruchung in °C
von Mises-Hypothese (Gestaltänderungsenergiehypothese, σv Vergleichsspannung in N/mm2
GEH) oder nach der Tresca-Hypothese (Schubspannungs- σvr reduzierte Vergleichsmittelspannung in N/mm2
2 σa pseudoelastische Spannungsschwing-
1) Hierbei ist der Begriff „Wechselbeanspruchung“ umfassend im Sinne der breite für ungekerbte Probestäbe und
zeitlichen Veränderung einer Beanspruchung unabhängig von Größe und Schweißverbindungen in N/mm2
Vorzeichen des Mittelwertes gemeint.
2) Als technischer Anriss gilt eine rissartige Werkstofftrennung, die mit opti- 2 σ va Vergleichsspannungsschwingbreite in N/mm2
schen Hilfsmitteln oder zerstörungsfreien Prüfverfahren erkennbar ist. 2 σ vap Vergleichsspannungsschwingbreite
3) Stoffwerte nach VDI-Richtlinie 3128 aus mechanischer Belastung in N/mm2
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 3

2 σ vaw Vergleichsspannungsschwingbreite 5 Vergleichsspannungsschwingbreite und


aus thermischer Belastung in N/mm2 Vergleichsmittelspannung bei ein- und
2 σ *va maßgebende pseudoelastische mehrachsiger Wechselbeanspruchung
Vergleichsspannungsschwingbreite in N/mm2
Δσ Hauptspannungsdifferenz in N/mm2 Die Vergleichsspannungsschwingbreite eines Beanspru-
chungszyklus an einer zu untersuchenden Stelle ist die
Kopf- und Fußzeiger: Differenz der Vergleichsspannung zweier zugehöriger
Spannungstensoren im gleichen Koordinatensystem, de-
Kopfzeiger * = korrigierter Wert, z. B. 2 σ*va
ren Zeitpunkte innerhalb des Beanspruchungszyklus so zu
Kopfzeiger ^ = Maximalwert, z. B. σ, Δσ 12 wählen sind, dass diese Vergleichsspannung ein Maximum
wird.
Kopfzeiger = Minimalwert, z. B. σ, Δσ 12
Hierzu muss für jeden wesentlichen Zeitpunkt während ei-
Kopfzeiger -- = Mittelwert z. B. σ nes Lastzyklus der Beanspruchungszustand bekannt sein.
Fußzeiger i, j, k = Zahlenindex, z. B. Δσ ij , Nk, tj Diese Definition gilt allgemein und unabhängig von der
verwendeten Vergleichsspannungshypothese. Für unge-
schweißte Bauteile oder Bauteilbereiche ist außerdem die
4 Grundlagen der Spannungsberechnung zugehörige Vergleichsmittelspannung zu bestimmen. Die
nachfolgenden Berechnungen gelten für σ vap aus mechani-
4.1 Strukturspannungsnachweis schen und σ vaw aus thermischen Belastungen nach der
Bei geschweißten Bauteilen erfolgt die Ermittlung der maß- Tresca-Hypothese bei konstanten Hauptspannungsrichtun-
gebenden Spannungen auf der Basis eines Strukturspan- gen.
nungsnachweises. Die Strukturspannungen (gegebenen- Für den Fall zeitlich sich ändernder Lage der Hauptspan-
falls eine Vergleichsspannung) kennzeichnen die Grund- nungsrichtungen wird auf Anhang 1 in diesem Merkblatt
beanspruchung, die sich aus den äußeren Lastgrößen verwiesen.
(Kräften und Momenten) und der gegenseitigen mechani-
schen Beeinflussung der einzelnen Strukturteile in Form li- 5.1 Einachsiger Spannungszustand
near verteilter Spannungen über die Wanddicke ergibt. Sie
können nach technischen Tragwerkstheorien (z. B. Theorie Bei einachsiger Beanspruchung, wie im Bild 2 dargestellt,
der Schalen und Platten), mittels Finite-Element-Verfahren ist die Vergleichsspannungsschwingbreite 2 σva nach der
oder experimentell bestimmt werden. Die Strukturspan- Tresca-Hypothese
nung gibt den Formeinfluss der Grobstruktur unter Belas- 2 σ va = (σ − σ) (2)
tung wieder, beinhaltet jedoch keine Kerbwirkung. Der und die Vergleichsmittelspannung
lokale Kerbeinfluss der Feinstruktur ist in den Lastspiel-
zahlkurven für Schweißverbindungen (siehe Bild 12) be- σ v = 1 (σ + σ) (3)
2
reits berücksichtigt.
Im Falle von FE-Berechnungen oder Dehnungsmessungen 5.2 Mehrachsiger Spannungszustand bei konstanten
mittels Dehnungsmessstreifen darf der Strukturspannungs- Hauptspannungsrichtungen
höchstwert näherungsweise durch lineare Extrapolation
der Strukturspannungen an der Bauteiloberfläche in hinrei- Um die Vergleichsspannungsschwingbreite nach der
chendem Abstand4) von der Naht auf den Ort des Naht- Tresca-Hypothese zu bilden, sind für einen dreiachsigen
überganges ermittelt werden (siehe Bild 1). Bei der Inter- Spannungszustand, wie in Bild 3 schematisch dargestellt,
pretation von gemessenen Strukturspannungen als linear zunächst die Spannungsverläufe der Hauptspannungen
verteilte Membran- und Biegespannungen ist auf die Mög- σ1, σ2 und σ3 zu bestimmen.
lichkeit auftretender Nichtlinearitäten im Querschnitt, z. B. Sodann sind die zeitlichen Verläufe der drei Hauptspan-
infolge Dickwandigkeit und/oder infolge örtlicher Kraftein- nungsdifferenzen Δσ 12, Δσ 23, Δσ 31 nach Formel (4) zu
leitungen, zu achten (vgl. Anhang 1). bestimmen:
Δσ 12 = σ 1 − σ 2
4.2 Kerbspannungsnachweis
Δσ 23 = σ 2 − σ 3 (4)
Bei ungeschweißten Bauteilen ist die Spannungsermittlung
auf der Basis eines Kerbspannungsnachweises durchzu- Δσ 31 = σ 3 − σ 1
führen. Die Kerbspannung berücksichtigt über die jeweilige
Für jeden dieser drei Verläufe der Hauptspannungsdiffe-
Strukturspannung hinaus den lokalen Kerbeinfluss der
renzen sind unter Beachtung der Vorzeichen die Größt-
Feinstruktur.
und Kleinstwerte herauszusuchen. Die Vergleichsspan-
Die Kerbformzahlen können nach der Kerbspannungs- nungsschwingbreite 2 σ va ergibt sich aus der Formel (5)
lehre, nach speziellen analytischen Lösungsverfahren oder wie folgt (siehe auch Bild 4):
alternativ auch über Dehnungsmessstreifen in der Kerbe
oder mittels FE-Berechnung bestimmt werden. Δσ 12 − Δσ 12

In Sonderfällen kann ein Kerbspannungsnachweis auch 2 σ va = max.Δσ 23 − Δσ 23 (5)
bei Schweißverbindungen mittels FE-Berechnung durch-
geführt werden, wenn die Feinstruktur der Schweißnaht Δσ 31 − Δσ 31
durch ausreichend feine Netzteilung erfasst wird und die Die zur Vergleichsspannungsschwingbreite 2 σ va zugehö-
Realisierung der zugrunde gelegten Kerbformparameter rige Vergleichsmittelspannung σ v ist aus denjenigen bei-
(Nahtform, Nahtdicke, Nahtwurzel, Nahtrestspalt) in der den Spannungsverläufen σ i und σ j zu ermitteln, aus denen
Praxis gewährleistet ist. die für die Vergleichsspannungsschwingbreite 2 σ va maß-
Hinweise zur Struktur- und Kerbspannungsberechnung gebenden Hauptspannungsdifferenzen Δσ ij und Δσ ij be-
siehe Anhang 3. stimmt wurden. Sodann ist der zeitliche Verlauf der Haupt-
spannungssumme nach
4) Siehe z. B. Iida [94] σ ij = (σ i + σ j) (6a)
AD 2000-Merkblatt
Seite 4 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

zu bestimmen und der Maximalwert σ ij und Minimalwert 6.3 Kombinierte Belastungen


σ ij herauszusuchen. Die Vergleichsmittelspannung σ v Liegt ein kombinierter Belastungszustand aus mechani-
schen und thermischen Belastungen vor, sind die anteil-
ergibt sich dann aus mäßigen Spannungskomponenten linear zu überlagern.
2

σ v = 1  σ ij + 
σ ij (6b) Anschließend ist eine Vergleichsspannungsschwingbreite
2 σ vap+w nach Abschnitt 5 zu bilden.
Eine vereinfachte Vorgehensweise bei der Wirkung von
Die maßgebende pseudoelastische Vergleichsspannungs-
nur einer Belastungsart und unter Vernachlässigung von
schwingbreite ist nach Formel (12) zu berechnen.
Schubspannungen wird im Anhang 3 beschrieben.
2 σ *va = 2 σ vap+w ⋅ k e (12)
Bei einem dreiachsigen Zugspannungszustand sind die
Bedingungen nach AD 2000-Merkblatt S 4 zu beachten. Die Formeln (7) bis (12) finden keine Anwendung, wenn
die Vergleichsspannungsschwingbreite 2 σ va als fiktive
Spannung aus der Gesamtdehnung 2 ε ages (elastisch +
plastisch) einer rechnerischen oder experimentellen Fes-
6 Maßgebende Vergleichsspannungs- tigkeitsuntersuchung aus 2 σ va = 2 E ⋅ ε ages ermittelt wurde.
schwingbreite im überelastisch
beanspruchten Bereich
7 Zulässige Spannungsschwingbreite bei
6.1 Mechanische Belastungen bekannter Lastspielzahl
Bei mechanischen Belastungen ist die maßgebende pseu- Die Spannungsschwingbreite 2 σ va nach Abschnitt 5 bzw.
doelastische Vergleichsspannungsschwingbreite nach 2 σ *va nach Abschnitt 6 darf die nach den folgenden Ab-
schnitten zu bildende zulässige Spannungsschwingbreite
2 σ *vap = 2 σ vap ⋅ k e (7)
2 σ azul nicht überschreiten. Dabei ist zwischen unge-
zu ermitteln. schweißten und geschweißten Bauteilbereichen zu unter-
Der Vergrößerungsfaktor ke berücksichtigt die überelasti- scheiden.
schen Verformungen und ist aus Bild 5 zu entnehmen. 7.1 Ungeschweißte Bauteilbereiche
Die ke-Kurven des Bildes 5 können im Bereich
Die zulässige Spannungsschwingbreite ist nach
1,0 < σ vap∕R p0,2∕T* ≤ 1,5 durch die Formel
2 σ azul = 2 σ a ⋅ fo ⋅ fd ⋅ f M ⋅ f T* (13)

k e = A1 ⋅  σ vap
R p0,2∕T*
−1 + 1 (8)
zu berechnen. Falls die Korrekturfaktoren f nicht durch
Schwingfestigkeitsversuche bestimmt werden (vgl. An-
hang 2), sind diese den folgenden Abschnitten zu entneh-
und im Bereich σ vap∕R p0,2∕T* > 1,5 durch men.
σ vap 7.1.1 Zulässige Spannungsschwingbreite für
ke = A 2 + A 3 ⋅ (9) ungekerbte Probestäbe
R p0,2∕T*
Dabei ist die Spannungsschwingbreite 2 σ a für ungekerbte,
beschrieben werden. Die vom Werkstoffgefüge abhängi-
polierte Probestäbe aus ferritischen und austenitischen
gen Werte A 1, A 2 und A 3 sind aus Tafel 1 zu entneh-
Walz- und Schmiedestählen bei Raumtemperatur und rei-
men.
ner Wechselbeanspruchung (Mittelspannung σ = 0) nach
Formel (14) im Geltungsbereich 102 ≤ N ≤ 2 ⋅ 106 und
Tafel 1. Werte A 1, A 2 und A 3 Rm ≤ 1000 N/mm2 zu berechnen oder aus Bild 11 zu er-
mitteln. In den Kurven ist ein Lastspielzahlsicherheitsbei-
Werkstoffgruppe A1 A2 A3
wert von SN = 10 bzw. ein Spannungssicherheitsbeiwert
Ferrit, Rm = 800 bis 1000 N/mm2 0,518 0,718 0,432 von Sσ = 1,5 gegenüber den mittleren Anrisskurven be-
rücksichtigt (vgl. Anhang 1). Für Zwischenwerte der Zug-
Ferrit, Rm ≤ 500 N/mm2 und festigkeit ist linear zu interpolieren.
0,443 0,823 0,327
Austenit
2 σ a = 4 ⋅ 10 + 0, 55 ⋅ R m − 10
4
(14)
N
Bei Ferriten mit Rm zwischen 500 und 800 N/mm2 kann Die Spannungsschwingbreite 2 σ a für den Dauerfestig-
linear interpoliert werden. keitsbereich (N ≥ 2 ⋅ 106) kann auch aus Tafel 2 entnom-
men werden.
6.2 Thermische Belastungen
Tafel 2. Spannungsschwingbreite 2 σ a im Dauerfestigkeits-
Bei thermischen Belastungen in Dickenrichtung der Wan- bereich für ungekerbte Probestäbe aus ferritischen
dungen berechnet sich die maßgebende pseudoelastische und austenitischen Walz- und Schmiedestählen bei
Vergleichsspannungsschwingbreite aus Raumtemperatur und Mittelspannung σ = 0
2 σ *vaw = 2 σ vaw ⋅ k ν (10)
Zugfestigkeit 2 σ a = konst. [N∕mm 2]
mit kν aus Bild 5 oder nach der Formel
Rm [N/mm2] N ≥ 2 ⋅ 106 N ≥ 108
0,7
kν = (11) bei Lastkollektiv
0,2
0,5+
σ vaw∕R p0,2∕T* 400 240 162
Im Bereich lokaler Störstellen muss anstelle kν auch für 600 350 236
thermische Belastungen ke nach Formel (8) bzw. (9) ange-
wendet werden, sofern kein detaillierter Nachweis erfolgt. 800 460 310
Andere thermische Belastungen sind wie mechanische Be-
lastungen nach Abschnitt 6.1 zu behandeln. 1000 570 385
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 5

7.1.2 Korrekturfaktor zur Berücksichtigung des mit


Oberflächeneinflusses M = 0,00035 ⋅ Rm – 0,1 (21)
Der Korrekturfaktor fo zur Berücksichtigung des Oberflä- für Walz- und Schmiedestahl zu ermitteln.
cheneinflusses ist in Abhängigkeit von der Rautiefe RZ, der Für den Dauerfestigkeitsbereich (N ≥ 2 ⋅ 106) kann der
Zugfestigkeit Rm und der Lastspielzahl N ≤ 2 ⋅ 106 nach Korrekturfaktor fM auch aus Bild 9 entnommen werden.
0,4343⋅ln N−2
f o = F o 4,301 (15) 7.1.4.2 Teilplastischer Bereich
mit Übersteigt die aus der größten absoluten Hauptspan- ^
Fo = 1 -- 0,056 ⋅ (ln RZ)0,64 ⋅ ln Rm + 0,289 ⋅ (ln RZ)0,53 (16) nungsdifferenz gebildete maximale Vergleichsspannung σ v
zu ermitteln. Für N > 2 ⋅ 106 ist fo = Fo. σ v = max Δσ 12, Δσ 23, Δσ 31 (22)
Falls nicht spezifiziert, sind folgende herstellungsbedingte die Streckgrenze Rp0,2/T* oder ist Rp0,2/T* ≤ 2 σ va ≤ 2
Rautiefen in Formel (16) einzusetzen. Rp0,2/T* , werden ebenso die Formeln (19) oder (20) zur
Ermittlung des Korrekturfaktors fM herangezogen, wobei
Tafel 3. Richtwerte für Oberflächen-Rautiefen jedoch anstelle σ v die reduzierte Vergleichsmittelspannung
Oberflächenzustand RZ [µm] σ vr = R p0,2∕T* − σ va (23)

gewalzt oder stranggepreßt 200 unter Einhaltung der Bedingung  σvr ≤  σv einzusetzen ist.
mechanisch bearbeitet 50
7.1.5 Korrekturfaktor zur Berücksichtigung des
kerbfrei geschliffen 10 Temperatureinflusses
Für polierte Oberflächen mit Rautiefen RZ < 6 µm kann Bei Lastzyklustemperatur T* > 100 °C muss der tempera-
mit fo = 1 gerechnet werden. Der Abminderungsfaktor fo für turbedingte Abfall der Schwingfestigkeit durch einen Kor-
Walzhaut kann auch aus Bild 6 entnommen werden. rekturfaktor fT* berücksichtigt werden. Der Korrekturfaktor
fT* ist aus Bild 10 zu entnehmen oder im Temperaturbe-
7.1.3 Korrekturfaktor zur Berücksichtigung des reich von 100 °C ≤ T* ≤ 600 °C für ferritischen Werkstoff
Wanddickeneinflusses nach
fT* = 1,03 -- 1,5 ⋅ 10-4 ⋅ T* -- 1,5 ⋅ 10-6 ⋅ T*2 (24)
Die auf der Basis von Schwingfestigkeitsversuchen an klei-
und für austenitischen Werkstoff nach
nen Probestäben abgeleiteten Spannungsschwingbreiten
2 σ a nach Bild 11 sind bei Wanddicken s > 25 mm abzu- fT* = 1,043 -- 4,3 ⋅ 10-4 ⋅ T* (25)
mindern. Der Korrekturfaktor fd ist für N ≤ 2 ⋅ 106 nach zu bestimmen.
0,4343⋅ln N−2
fd = Fd 4,301 (17) 7.2 Geschweißte Bauteilbereiche
mit 1 7.2.1 Die zulässige Spannungsschwingbreite ist nach
F d = 25 
s
Z
(18) 2 σ azul = 2 σ a ⋅ fd ⋅ fT* (26)
und Z = 10 zu berechnen, wobei mit einer beeinflussen- zu berechnen.
den Wanddicke von maximal s = 150 mm der Faktor fd auf Dabei ist die Spannungsschwingbreite 2 σ a in Abhängig-
Fd = 0,84 zu begrenzen ist. Für N > 2 ⋅ 106 ist fd = Fd. keit von der Schweißnahtgestaltung für ferritische und aus-
Bei Schmiedestücken ist als Wanddicke der maßgebliche tenitische Walz- und Schmiedestähle bei Raumtemperatur
Wärmebehandlungsdurchmesser nach DIN 17243 einzu- aus Bild 12 zu entnehmen. In diesen aus spannungs-
setzen. Der Korrekturfaktor fd ist in Bild 7 dargestellt. und dehnungsgesteuerten Schwingfestigkeitsversuchen an
Schweißverbindungen abgeleiteten Lastspielzahlkurven
7.1.4 Korrekturfaktor zur Berücksichtigung des sind die Schweißnahtkerbwirkung, die Schweißeigenspan-
Mittelspannungseinflusses nungen und der noch verbleibende Mittelspannungsein-
fluss bereits berücksichtigt. Oberflächen- und Mittelspan-
Eine Zugmittelspannung wirkt sich schwingfestigkeitsab- nungseinfluss brauchen deshalb hier nicht gesondert in
mindernd und eine Druckmittelspannung schwingfestig- Abzug gebracht zu werden5).
keitserhöhend aus. Die Kurven des Bildes 12 können durch die Formel (27) im
Bereich 102 ≤ N ≤ 2 ⋅ 106 und Konstanten der Tafel 4
7.1.4.1 Elastischer Bereich beschrieben werden.
1
Im Falle 2 σ va < Rp 0,2/T* ist der Mittelspannungs-Korrektur-
faktor fM in Abhängigkeit von der Mittelspannungsempfind- 2 σa = B 1
N
  3
(27)
lichkeit M im Bereich
7.2.2 In der Tafel 5 sind die für Druckbehälter üblichen
σa Schweißverbindungen dargestellt und hinsichtlich ihrer
− R p0,2∕T* ≤ σ v ≤
1+M Kerbwirkung vier Schweißnahtklassen K 0, K 1, K 2 und
nach der Formel K 3 zugeordnet.

fM =  1−
M (2 + M) σv
1+M

σa
(19)
Tafel 5 enthält zwei Alternativen für den Spannungsnach-
weis:
– Spannungsnachweis 1: Zusätzliche Spannungen durch
Wanddickenversatz (s. auch Fußnote 9 in Tafel 5) oder
σa durch Anschweißteile werden beim Strukturspannungs-
und im Bereich ≤ σ v ≤ R p0,2∕T*
1+M nachweis gemäß Abschnitt 4.1 vernachlässigt und
nach der Formel
1 + M∕3 M σ v
fM = − ⋅ (20)
1+M 3 σa 5) Angaben über Sicherheiten in Vorbereitung
AD 2000-Merkblatt
Seite 6 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

Tafel 4. Konstanten B 1, B 2 und Spannungsschwingbreite 2 σ a im Dauerfestigkeitsbereich für Schweißverbindungen aus


ferritischen und austenitischen Walz- und Schmiedestählen bei Raumtemperatur

Konstante Spannungsschwingbreite
Klasse B1 B2 2 σ a = konst. [N∕mm 2]
102 ≤ N ≤ 2 ⋅ 106 2 ⋅ 106 ≤ N ≤ 108 N ≥ 2 ⋅ 106 N ≥ 108
bei Lastkollektiv
K0 1,56 ⋅ 1012 1,32 ⋅ 1016 92 42
K1 5,0 ⋅ 1011 1,98 ⋅ 1015 63 29
K2 2,5 ⋅ 1011 6,25 ⋅ 1014 50 23
K3 1,28 ⋅ 1011 2,05 ⋅ 1014 40 18

– Spannungsnachweis 2: Diese Zusatzspannungen wer- 7.3 Alternative Berechnungsmethode


den beim Strukturspannungsnachweis berücksichtigt. Die zulässige Spannungsschwingbreite darf alternativ zu der
Spannungsnachweis 1 wird in der Regel bei Beanspru- in den Abschnitten 7.1 und 7.2 beschriebenen Methode auch
chung der Wandung durch wechselnden Druck ange- nach der im Anhang 4 erläuterten Vorgehensweise ermittelt
wandt. Bei anderen wechselnden Beanspruchungsarten werden. Hierbei ergeben sich bei verkürzten Prüfintervallen
(z. B. bei Wärmespannungen) kann insbesondere bei An- höhere zulässige Spannungswerte.
schweißteilen eine andere Klassenzuordnung bzw. der
Spannungsnachweis 2 erforderlich sein.
8 Zulässige Lastspielzahl bei bekannter
7.2.3 Die Zuordnung für andere, hier nicht angespro- Spannungsschwingbreite
chene Schweißnahtverbindungen ist im Einzelfall mit der
zuständigen unabhängigen Stelle zu vereinbaren. Bei der Ermittlung der zulässigen Lastspielzahl Nzul ist
analog zu Abschnitt 7 ebenfalls zwischen ungeschweißten
und geschweißten Bauteilbereichen zu unterscheiden.
7.2.4 Sofern bei komplizierten Bauteilen die Schweiß-
nahtkerbspannungen nach Abschnitt 4.2 ermittelt werden 8.1 Ungeschweißte Bauteile
und die Schweißverbindung die Anforderungen der Klasse
K 1 erfüllt, kann die Bewertung der Spannungen nach Die zulässige Lastspielzahl ist aus der Formel (29) zu be-
Klasse K 0 erfolgen. rechnen oder aus Bild 11 zu entnehmen.

 
2

N zul = 4 ⋅ 10 4 (29)
7.2.5 Längs- oder Rundnähte von drucktragenden Wan-
dungen nach Tafel 5, die zur Erhöhung der Lebensdauer 2 σ a* − 0, 55 ⋅ R m + 10
beidseitig blecheben geschliffen und unabhängig von den Hierbei ist 2 σ *a die Spannungsschwingbreite, die aus der
entsprechenden Anforderungen nach AD 2000-Merkblatt Vergleichsspannungsschwingbreite 2 σ va nach Abschnitt 5
HP 5/3 zu 100 % zerstörungsfrei geprüft sind, können in bzw. 2 σ *va nach Abschnitt 6 und den Korrekturfaktoren fo,
die Klasse K 0 eingestuft werden. fd, fM und fT* nach Abschnitt 7.1 aus
2σ va
7.2.6 Der Korrekturfaktor fd ist sinngemäß nach Abschnitt 2 σ a* = (30)
f o ⋅ f d ⋅ f M ⋅ fT*
7.1.3 zu berechnen, wobei in Formel (18) Z = 4 zu setzen
und der Faktor fd auf Fd = 0,64 zu begrenzen ist. Der Fak- zu ermitteln ist.
tor fd kann auch aus Bild 8 entnommen werden. Bei blech- Die lastspielzahlabhängigen Korrekturfaktoren fo (N, Rm) und
eben geschliffenen Nähten nach Abschnitt 7.2.5 oder bei fd (N, s) müssen für N = Nzul iterativ bestimmt werden.
Ermittlung der Schweißnahtkerbspannungen nach Ab- Bei Werten für 2 σ *a unterhalb der Kurven nach Bild 11 im
schnitt 4.2 darf in Formel (18) Z = 10 gesetzt und bei einer Bereich N ≥ 2 ⋅ 106 oder bei 2 σ *a ≤ 2 σ a für N ≥ 2 ⋅ 106
beeinflussenden Wanddicke von maximal s = 150 mm der nach Tafel 2 liegt Dauerfestigkeit vor.
Faktor fd auf Fd = 0,84 begrenzt werden. Der Korrekturfak-
tor fd kann auch aus Bild 7 entnommen werden. Bei ge- 8.2 Geschweißte Bauteile
schweißten Schmiedestücken gelten die Regelungen nach Die zulässige Lastspielzahl wird nach
Abschnitt 7.1.3. Für den Korrekturfaktor fT* gelten die For-
meln (24) bzw. (25) oder Bild 10. N = B1
zul 3
(31)
2 σ *a
7.2.7 Bei spannungsarmgeglühten Bauteilen wird die mit den Konstanten B 1 aus Tafel 4 und der Spannungs-
Schwingfestigkeit durch den Abbau von Schweißeigen- schwingbreite 2 σ *a aus
spannungen gegenüber dem Schweißzustand erhöht. Die
zulässige Spannungsschwingbreite kann unter Einbezug 2 σ va
2 σ a* = (32)
des Korrekturfaktors fM zur Berücksichtigung des Mittel- f d ⋅ f T*
spannungseinflusses aus der Belastung nach Abschnitt oder aus Bild 12 ermittelt, wobei 2 σ va nach Abschnitt 5
7.1.4 aus bzw. 2 σ *va nach Abschnitt 6 sowie die Korrekturfaktoren fd
2 σ azul = 2 σ a ⋅ fd ⋅ fT* ⋅ f *M (28) und fT* nach Abschnitt 7.2.6 einzusetzen sind.
0,4343 · ln N − 4,699
Liegen Randbedingungen nach den Abschnitten 7.2.4,
7.2.5 oder 7.2.7 vor, sind die dort angegebenen Vorge-
mit f *M = 1, 3 1,602 · fM (28 a) hensweisen sinngemäß anzuwenden. Dabei ist die Span-
bestimmt werden, wobei für f *M keine kleineren Werte als nungsschwingbreite bei spannungsarmgeglühten Bauteilen
1,0 berücksichtigt zu werden brauchen. nach
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 7

2 σ a* =
2 σ va
fd ⋅ f T* ⋅ f *M
(33)  tt
j mj
j
= t1 t
+ 2 + 
t m1 t m2
tj

t mj
≤ 1,0 (37)
zu ermitteln (vgl. Abschnitt 7.2.7).
zu bestimmen ist.
t1 t tj
8.3 Alternative Berechnungsmethode Die Kriechschädigungsanteile + 2 +  sind ana-
t m1 tm2 t mj
Die zulässige Lastspielzahl darf alternativ zu der in Ab-
log zu den Ermüdungsschädigungsanteilen aus entspre-
schnitten 8.1 und 8.2 beschriebenen Methode auch nach
der im Anhang 4 erläuterten Vorgehensweise ermittelt wer- chenden Zeitstandfestigkeitsdiagrammen unter Zugrunde-
den. Hierbei ergeben sich bei verkürzten Prüfintervallen legung der Mindestwerte des Streubandes zu ermitteln
höhere zulässige Lastspielzahlen. (siehe z. B. EN 10 028-2 : 1992, Tabelle A.1 Fußnote 1).
Für vollbeanspruchte Schweißnähte ist AD 2000-Merkblatt
B 0 Abschnitt 6.5 zu beachten.
9 Berücksichtigung eines Betriebslast- 9.4 Zur Abschätzung der Überlagerung von Ermüdungs-
kollektivs und Kriechschädigung im Hinblick auf die Prüfungen nach
9.1 Bei unterschiedlichen Belastungsvorgängen müssen Abschnitt 14.5 kann nach einer modifizierten linearen
zu jeder Belastungsart der Beanspruchungszustand, die Schädigungsakkumulationshypothese verfahren werden.
Vergleichsspannungsschwingbreite, gegebenenfalls die Dabei werden die Schädigungsanteile nach Formel (34)
maßgebende Vergleichsspannungsschwingbreite im über- und (37) zu einer Erschöpfungskennzahl
Nk
elastischen Bereich und bei ungeschweißten Bauteilen au-
ßerdem die Vergleichsmittelspannung bestimmt werden.
e=  N k zul
+
tj
t mj
≤ 1,0 (38)
k j
Der folgende Berechnungsgang ist nur anzuwenden, wenn zusammengefasst.
die größte Spannungsschwingbreite die Dauerfestigkeit
übersteigt. Ggf. ist für spezielle Anwendungen der zulässige Betrag
von e zu ermitteln (vgl. Abschnitt 14.5).
Die Schädigung durch Wechselbeanspruchung wird nach
der linearen Schädigungsakkumulationshypothese zu


k
Nk
N k zul
= N1
+
N2
N zul 1 N zul 2
+ 
Nk
N zul k
≤ 1, 0 (34) 10 Konstruktive Voraussetzungen
ermittelt. Hierin sind N1, N2 ... Nk die im Betrieb zu erwar- 10.1 Die Lebensdauer von wechselbeanspruchten Bau-
tenden Lastspielzahlen, wobei jeweils die Lastzyklen zu- teilen ist wesentlich von der Dimensionierung und kon-
sammengefasst werden, die die gleiche Spannungs- struktiven Gestaltung abhängig. Hierbei ist besonders da-
schwingbreite 2 σ va bzw. 2 σ *va hervorrufen. Somit tritt die rauf zu achten, dass Konstruktionen mit hoher Spannungs-
Spannungsschwingbreite 2 σ va1 ( 2 σ *va1) während der ge- bzw. Dehnungskonzentration vermieden werden, z. B.
durch eine spannungsflussgerechte Gestaltung von Quer-
samten Betriebszeit N1 mal auf, 2 σ va2 ( 2 σ *va2) tritt N2 mal
schnittsübergängen. Eine Bewertung von im Druckbehäl-
auf usw. Die zugehörigen zulässigen Lastspielzahlen
terbau üblichen Schweißnahtausführungen ist in der
Nzul 1, Nzul 2 ... Nzul k sind dann mit der jeweiligen Span-
Tafel 5 gegeben. Bei hohen Anforderungen an die Lebens-
nungsschwingbreite 2 σ *a aus den entsprechenden Last-
dauer sind die Schweißnahtgestaltungen der Klasse K 1
spielzahlkurven für ungeschweißte und geschweißte Bau-
zu empfehlen. Ggf. sind höhere Anforderungen an die Ge-
teile zu entnehmen, wobei im Bereich N > 2 ⋅ 106 die in
staltung als nach AD 2000-Merkblatt HP 1 zu stellen.
Bild 11 bzw. Bild 12 gestrichelt angegebenen fiktiven Last-
Durch geeignete Gestaltung ist die Möglichkeit der Prüfung
spielzahlkurven gelten. Die fiktiven Lastpielzahlkurven kön-
nach Abschnitt 12 zu schaffen.
nen für ungeschweißte Bauteile nach Formel (35)

  10.2 Die Lebensdauer kann beispielhaft durch folgende


10
2,35 ⋅ R m + 80 konstruktive Maßnahmen erhöht werden:
N zul k = (35)
2 σ *a (1) Halbkugel- oder Korbbogenboden anstelle Klöpperbo-
und für Schweißverbindungen nach Formel (36) den;
(2) kegelförmiger Mantel mit Krempe anstelle Kegel mit
N zul k = B 2 5 (36)
(2 σ *a ) Eckstoß;
mit den in Tafel 4 angegebenen Konstanten B 2 beschrie- (3) Überdimensionierung des ebenen Bodens einer unver-
ben werden. ankerten Boden-Mantel-Eckverbindung (bei Lastfall In-
nendruck);
9.2 Enthält ein Betriebslastkollektiv Belastungsvorgänge (4) Vergrößerung der Wanddicken von Stutzen in Zylinder-
mit Spannungsschwingbreiten 2 σ va ( 2 σ *va), die kleiner und Kugelschalen, jedoch höchstens bis zu einem
sind als die in Tafel 2 bzw. 4 für N ≥ 108 angegebenen Wanddickenverhältnis sS/sA = 2. Hierbei ist zu beach-
Werte, so können die Schädigungsanteile dieser Kollektiv- ten, dass die Strukturspannung auf der Außenseite des
stufen in Formel (34) vernachlässigt werden. Stutzenanschlusses jene auf der Innenseite erreichen
9.3 Wird ein Bauteil im Hochtemperaturbereich6) betrie- oder übersteigen kann;
ben, tritt neben der Ermüdung infolge Wechselbeanspru- (5) Vermeidung von schrägen Stutzen und aufgesetzten
chung eine zusätzliche Kriechschädigung auf, deren Schä- scheibenförmigen Verstärkungen;
digungsanteil mit (6) Rohrplatten, Flansche und dergleichen mit konischem
Ansatz zum Behältermantel;
(7) Unterlegbleche von Auflagerpratzen oder Ähnliches mit
abgerundeten Ecken;
(8) Vermeidung von eckigen Ausschnitten.
6) Temperaturbereich, in dem zeitabhängige Festigkeitskennwerte für die
Dimensionierung nach den AD 2000-Merkblättern der Reihe B maßgebend 10.3 Durch weitere besondere Maßnahmen, z. B. das
sind Aufbringen von Druckeigenspannungen oder durch me-
AD 2000-Merkblatt
Seite 8 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

chanische oder thermische Oberflächenbehandlung, lässt 12.2.2 Für die zerstörungsfreie Prüfung sind die Rege-
sich die Lebensdauer eines Bauteils ebenfalls erhöhen. lungen des AD 2000-Merkblattes HP 5/3 in Verbindung mit
Ihre Berücksichtigung bei der Ermittlung des Oberflächen- Übersichtstafel zu HP 0 zu beachten. Ist es hiernach frei-
korrekturfaktors oder der zulässigen Spannungsschwing- gestellt, ob nach dem Durchstrahlungsverfahren oder dem
breiten nach Abschnitt 7 ist im Einzelfall mit der zuständi- US-Verfahren geprüft wird, so ist der US-Prüfung in der
gen unabhängigen Stelle abzustimmen. Regel der Vorrang zu geben. Im Betrieb hochbeanspruchte
Stellen, wie z. B. Stutzeneinschweißungen, Lochränder
oder Querschnittsübergänge, sind möglichst vollständig
zerstörungsfrei zu prüfen. Die Besichtigung auf Oberflä-
11 Herstellungstechnische chenfehler und äußerlich sichtbare Schweißfehler ist mit
Voraussetzungen der entsprechenden Sorgfalt vorzunehmen.
Für die Herstellung gelten die AD 2000-Merkblätter der 12.3 Prüfungen während des Betriebes
Reihe HP. Zusätzlich ist bei Behältern, die nach diesem
Blatt berechnet werden, zu beachten: 12.3.1 An jedem Druckbehälter, für den die Zahl der zu-
lässigen Lastwechsel (Lastspielzahl N) festgelegt ist, muss
11.1 Bei Wechselbeanspruchung wirken sich bei der Fer- spätestens bei Erreichen der Hälfte der festgelegten Last-
tigung entstandene Fehler ungünstiger aus als bei ruhen- spielzahl eine innere Prüfung durchgeführt werden.
der Beanspruchung. Durch Kerbstellen oder ungünstige Ergeben sich aufgrund einer besonderen Vereinbarung
Eigenspannungen kann die Lebensdauer von Bauteilen entsprechend den nationalen Vorschriften kürzere Fristen
beträchtlich vermindert werden. für die innere Prüfung, so ist davon die kürzeste Frist ein-
zuhalten. Dem Betreiber obliegt es, in geeigneter Weise
11.2 Für die Bauteile sind an die Schweißnahtausführung
die Zahl der auftretenden Lastwechsel zu erfassen und er-
besondere Anforderungen zu stellen. Bewertungsgruppe B
forderlichenfalls die inneren Prüfungen zu veranlassen.
nach DIN EN 25817 ist einzuhalten. Hinsichtlich der Wär-
meführung beim Schweißen und der Schweißfolge ist den 12.3.2 Sind durch andere betriebliche Einflüsse bereits
Schweißeigenspannungen besondere Bedeutung zuzu- vor Ablauf der Prüffristen Schädigungen an der drucktra-
messen. Sämtliche Wärmebehandlungen sind dem Werk- genden Wand zu erwarten, so sind die Prüffristen entspre-
stoff und der Wanddicke entsprechend ordnungsgemäß chend den nationalen Vorschriften zu verkürzen.
auszuführen.
12.3.3 Bei wechselnd beanspruchten Druckbehältern
Glühtemperaturen, Haltezeit und Abkühlbedingungen sind sind wiederkehrende Prüfungen von besonderer Bedeu-
möglichst so festzulegen, dass große Dehnung und Kerb- tung; sie erlauben, beginnende Schädigungen rechtzeitig
schlagzähigkeit gewährleistet sind. In vielen Fällen werden zu erkennen. Dazu sind die inneren Prüfungen durch zer-
sich dabei Streckgrenze und Zugfestigkeit an der unteren störungsfreie Prüfungen an hochbeanspruchten Stellen zu
Grenze der zulässigen Spanne einstellen. Das Span- ergänzen. Als Prüfverfahren kommen Oberflächenrissprü-
nungsarmglühen ist so durchzuführen, dass die Eigen- fungen und US-Prüfungen in Frage. Zur Überwachung gut
spannungen auf ein niedriges Niveau abgebaut werden prüfbarer Bereiche kann auch die US-Prüfung von der Au-
und die oben genannten Werkstoffeigenschaften erhalten ßenseite des Behälters eingesetzt werden.
bleiben (siehe die entsprechenden DIN-Normen und Werk-
stoffblätter). 12.3.4 Werden bei einer inneren Prüfung keine Risse
Stempelungen dürfen nicht an Stellen erhöhter Beanspru- festgestellt, so ist die nächste innere Prüfung in der sich
chung angebracht werden. aufgrund einer besonderen Vereinbarung entsprechend
den nationalen Vorschriften ergebenden kürzesten Frist,
spätestens jedoch wiederum bei Erreichen der Hälfte der
festgelegten Lastspielzahl, durchzuführen. Dies gilt auch,
12 Prüftechnische Voraussetzungen wenn die Zahl der zulässigen Lastspiele überschritten ist.
Für die Prüfung vor, während und nach der Herstellung 12.3.5 Auf die Prüfungen, die nach Abschnitt 12.3.1 bis
sind zusätzlich zu den AD 2000-Merkblättern der Reihe HP 12.3.4 aufgrund der Wechselbeanspruchung während des
und zu den TRB die folgenden Abschnitte zu beachten: Betriebes erforderlich sind, kann verzichtet werden, wenn
das Bauteil für eine Betriebslastspielzahl ≥ 2 ⋅ 106 oder
für ≥ 5 ⋅ 106 bei alternativer Berechnungsmethode nach
12.1 Entwurfsprüfung Anhang 4 (dauerfest) ausgelegt ist.
Im Rahmen der Entwurfsprüfung nach AD 2000-Merkblatt 12.3.6 Bei tiefen zulässigen Temperaturen unterhalb von
HP 511 sind von der zuständigen unabhängigen Stelle die -- 200 °C sind die Prüfintervalle zur Durchführung der inne-
im Hinblick auf die Wechselbeanspruchung bei den Prü- ren Prüfungen nochmals auf die Hälfte zu verkürzen, d. h.
fungen nach Abschnitt 12.2 und 12.3 besonders zu prüfen- die inneren Prüfungen nach Abschnitt 12.3.1 und 12.3.4
den Stellen festzulegen. müssen spätestens bei Erreichen eines Viertels der fest-
gelegten Lastspielzahl durchgeführt werden.

12.2 Prüfungen während der Fertigung und Schluss-


prüfung 13 Berücksichtigung besonderer
Betriebsbedingungen
12.2.1 Durch die während der Fertigung vom Hersteller
oder im Rahmen der Schlussprüfung von der zuständigen 13.1 Falls korrosionsgestützte Rissbildung (Schwin-
unabhängigen Stelle durchzuführenden Prüfungen muss gungsrisskorrosion, dehnungsinduzierte Risskorrosion)
sichergestellt werden, dass in dem Druckbehälter oder oder wasserstoffgestützte Rissbildung in Druckwasserstoff
dem Druckbehälterteil keine Fehler vorhanden sind, die zu erwarten sind, ist zu berücksichtigen, dass die Schwing-
sich bei dynamischer Beanspruchung schnell vergrößern festigkeit nicht nur beträchtlich unter die Werte ohne diese
und zu einem Versagen der drucktragenden Teile vor Er- Einwirkungen absinken, sondern auch noch Ermüdungs-
reichen der zulässigen Lastspielzahl führen könnten (vgl. brüche nach sehr hohen Lastspielzahlen (> 107) auftreten
AD 2000-Merkblatt HP 5/1). können.
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 9

Bei der Werkstoffwahl ist im Hinblick auf Korrosionsbestän- bestimmt werden, wobei ebenfalls Schweißnahtklasse K 1
digkeit zu berücksichtigen, dass bei einem Werkstoff unter vorausgesetzt wird und kleinere Werte als 0,5 nicht be-
Wechselbeanspruchung auch eine Schädigung durch rücksichtigt zu werden brauchen. Eine weitere Abminde-
Korrosionsermüdung auftreten kann, wenn bei ruhender rung bei K20 > 355 N/mm2 ist nicht erforderlich.
Beanspruchung noch keine wesentliche Korrosionsanfäl-
ligkeit festzustellen ist. 13.4 Bei wasserberührten Teilen aus nicht austenitischen
Stählen, die mit Temperaturen über 200 °C betrieben wer-
Der Spannungsrisskorrosion ist durch Verwendung weitge- den, ist auf die Erhaltung der Magnetitschutzschicht zu
hend korrosionsbeständiger Werkstoffe, eines kathodi- achten.
schen Schutzes, eines Korrosionsschutzöl-Zusatzes im Siehe TRD 301 Anlage 1.
Beschickungsmedium oder durch konstruktive Maßnah-
men (Vermeidung von Oberflächenkerben oder sonstige
Ungänzen mit entsprechender Kerbwirkung) zu begegnen.
14 Maßnahmen bei Erreichen der
Bei Behältern mit sehr niedrigfrequenter zyklischer Innen- rechnerischen Lebensdauer
druckbeanspruchung (z. B. ein- oder zweimaliges Füllen
und Entleeren pro Tag) unter Druckwasserstoff kommen 14.1 Ist die bei der Lebensdauerberechnung eines Bau-
konstruktive und fertigungstechnische spannungsvermin- teils zugrunde gelegte Lastspielzahl N oder der zulässige
dernde Maßnahmen zur Vermeidung von Rissbildungen Wert für die Gesamtschädigung nach Abschnitt 9, Formel
besondere Bedeutung zu (vgl. Abschnitte 10 und 11). Auf- (38) erreicht, sind an einigen hochbeanspruchten Stellen,
grund von Erkenntnissen aus Schadensfällen sind hier bei die mit der zuständigen unabhängigen Stelle festzulegen
zylindrischen Mantelschüssen im Längsschweißnahtbe- sind, möglichst vollständig zerstörungsfreie Prüfungen ge-
reich verlaufende dachförmige Formabweichungen oder mäß Abschnitt 12.2 durchzuführen.
Einziehungen möglichst gering zu halten. Die Zulässigkeit
dieser Formabweichungen sind unabhängig von den im 14.2 Werden bei den Prüfungen gemäß Abschnitt 14.1
AD 2000-Merkblatt HP 1 angegebenen oberen Grenz- keine Risse gefunden, so ist ein Weiterbetrieb bis zum Er-
werten gesondert nachzuweisen. reichen des zehnfachen Wertes der zulässigen Lastspiel-
zahl Nzul oder der Schädigungssumme nach Formel (34)
13.2 Bei Stahlflaschen und nahtlos hergestellten Druck- zulässig. Voraussetzung hierfür ist, dass bei den zerstö-
gasbehältern aus Vergütungsstählen (z. B. 34 CrMo 4) zum rungsfreien Prüfungen, die in Prüfintervallen durchzuführen
Transport von kaltem Druckwasserstoff kann zur Berech- sind, die 50 % der Betriebsdauer nach Abschnitt 14.1 ent-
nung der zulässigen Lastspielzahl im Bereich von 103 ≤ N sprechen, keine Ermüdungsschäden festgestellt werden.
≤ 5 ⋅ 104 sinngemäß nach Abschnitt 8.1 vorgegangen Nach Erreichen dieser Betriebszeit ist das weitere Vorge-
werden. Dabei ist der Oberflächen-Korrekturfaktor fo nach hen im Einzelnen entsprechend den nationalen Vorschrif-
Formel (15) für den Oberflächenzustand „gewalzt oder ten mit den jeweils zuständigen Stellen abzustimmen.
stranggepresst“ zu berechnen. Bei tiefen zulässigen Temperaturen unterhalb von -- 200 °C
Zur Berücksichtigung des Wasserstoffeinflusses ist die verkürzen sich die Prüfintervalle für die zerstörungsfreien
Lastspielzahl Nzul nach Formel (29) mit einem Abminde- Prüfungen von 50 % auf 25 % der Betriebsdauer nach Ab-
rungsfaktor fN = 1/10 entsprechend schnitt 14.1.

N *zul = N zul ⋅ f N (39) 14.3 Sollten bei den Prüfungen gemäß Abschnitt 14.1
oder 14.2 Risse oder rissartige Fehler im Sinne des
zu reduzieren. AD 2000-Merkblattes HP 5/3 Abschnitt 5.2 bzw. 5.4 oder
weitergehende Schädigungen festgestellt werden, ist das
13.3 Bei geschweißten Behältern unter Druckwasserstoff Bauteil oder das betreffende Konstruktionselement auszu-
aus ferritischen Stählen mit Festigkeitskennwerten K20 tauschen, es sei denn, dass durch geeignete Maßnahmen,
≤ 500 N/mm2 kann bei unbeschliffenen Schweißnähten die entsprechend den nationalen Vorschriften mit den je-
sinngemäß nach Abschnitt 8.2 oder Anhang 4, Ab- weils zuständigen Stellen zu vereinbaren sind, ein Weiter-
schnitt 4.2 vorgegangen werden. Hierbei ist die nach For- betrieb zulässig erscheint.
mel (31) berechnete Lastspielzahl sinngemäß Formel (39)
mit einem spannungsabhängigen Abminderungsfaktor 14.4 Als konstruktive, herstellungstechnische und verfah-
renstechnische Maßnahmen für einen Weiterbetrieb kom-
 
5

fN = 215 ≤1 (40) men in Frage:


2 σ va (1) Beseitigung von Rissen durch Ausschleifen. Ergibt sich
herabzusetzen, sofern K20 ≤ 355 N/mm2 beträgt (z. B. durch das Ausschleifen eine zu geringe Wanddicke,
Feinkornbaustahl StE 355). Die Schweißnähte müssen sind Reparaturschweißungen nur in Zusammenarbeit
hierbei den Anforderungen der Schweißnahtklasse K 1 ge- mit dem Hersteller und der zuständigen unabhängigen
nügen. Stelle vorzunehmen;
(2) Kerbfreischleifen der Schweißnähte;
Bei Festigkeitskennwerten K20 > 355 N/mm2 (z. B. Fein-
kornbaustahl StE 460) sind nur 50 % der unter Verwen- (3) Beseitigen von Verformungsbehinderungen, z. B. Er-
dung der Formeln (39) und (40) ermittelten Lastspielzahl satz anrissbehafteter starrer Verstrebungen durch ver-
als zulässig anzusetzen. schiebbare Verbindungen;
(4) Konstruktionsänderungen im Hinblick auf günstigere
Bei Behältern aus ferritischen Stählen mit Festigkeitskenn-
Wärmeführung zwecks Vermeidung von Thermo-
werten K20 von 355 < K20 ≤ 500 N/mm2, deren Bauteil-
schockbeanspruchungen, z. B. Stutzendurchführung
bereiche ungeschweißt oder deren Schweißnähte kerbfrei
durch die Behälterwandung in Doppelrohrausführung;
geschliffen sind, kann die zulässige Lastspielzahl nach Ab-
schnitt 8.1 bzw. 8.2 oder Anhang 4, Abschnitt 4.1 bzw. 4.2 (5) Änderung der Betriebsweise.
unter Anwendung von Formel (39) mit einem Abminde- 14.5 Wird das Bauteil im Bereich hoher Temperaturen
rungsfaktor wechselnd betrieben, sind nach Erreichen von e = 0,6 die

  Prüfungen nach Abschnitt 14.1 durchzuführen. Nach Errei-


1,6

f N = 215 ≤1 (41) chen von e = 1,0 ist der Prüfumfang auf Oberflächenge-
2 σ va fügeuntersuchungen zu erweitern.
AD 2000-Merkblatt
Seite 10 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

15 Zusätzliche Angaben 15.2.2 Größter und kleinster Druck von Druckschwan-


kungen konstanter Schwingbreite, die sich der Grundlast
überlagern, und deren Betriebslastspielzahl.
15.1 In allen Fällen, in denen Behälter für mehrere An-
und Abfahrten pro Tag oder nach Abschnitt 9 vergleichba- 15.2.3 Treten die Druckschwankungen der verschiede-
ren Druckschwankungen und für Betriebsweisen vorgese- nen Lastzyklusgruppen eines vorgegebenen Betriebslast-
hen sind, die die Lebensdauer verringern (z. B. Korrosion, kollektivs bevorzugt in bestimmten Zeitabschnitten wäh-
Wärmespannungen), ist dies dem Hersteller und der zu- rend der Gebrauchsdauer auf, ist die zeitliche Aufei-
ständigen unabhängigen Stelle vor der Entwurfsprüfung nanderfolge der einzelnen Intervalle anzugeben.
anzugeben. Es sind in diesen Fällen der Betriebserforder-
15.2.4 Anfangs- und Endtemperaturen der Bauteilwan-
nis angepasste Maßnahmen vorzusehen und gegebenen-
dungen. Bei linearer Änderung der Temperatur ist außer-
falls zwischen Hersteller, Besteller/Betreiber und einer zu-
dem die Aufheiz- und Abkühlungszeit oder die Tempera-
ständigen unabhängigen Stelle zu vereinbaren und auf der
turänderungsgeschwindigkeit anzugeben. Für genauere Be-
entwurfsgeprüften Zeichnung und in der Bescheinigung
rechnungen sind Angaben über die zeitliche Zuordnung zwi-
über die Schlussprüfung einzutragen.
schen Druck- und Temperaturänderungen sowie über die
Wärmeübergangszahlen zu machen. Diese Angaben sind in
15.2 Im Falle von wechselndem Innendruck und/oder der Regel einer wärmetechnischen Berechnung zu entneh-
schnellen Temperaturänderungen sind anzugeben: men oder durch entsprechende Messungen zu ermitteln.
15.2.5 Treten Temperaturänderungen unterschiedlicher
15.2.1 Anzahl der Druckschwankungen zwischen dem Schwingbreite auf, ist sinngemäß wie bei unregelmäßi-
drucklosen Zustand und dem maximal zulässigen Druck gen Druckschwankungen ein Temperatur-Lastkollektiv er-
(An- und Abfahrten). forderlich.

Bild 1a. Spannungsverteilung über die Wanddicke

Bild 1b. Strukturspannungshöchstwerte am Schweißnahtübergang

Bild 1. Beispiele für Spannungsverläufe


AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 11

σva

σ
σ--v
0 t

σva

σ
Bild 2. Spannungsverlauf bei einachsiger Beanspruchung
(schematisch)

σ1
σ2

0 t
σ3

Bild 3. Spannungsverlauf bei dreiachsiger Beanspruchung mit


phasenverschobenen Hauptspannungen (schematisch)
AD 2000-Merkblatt
Seite 12 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

σ Δ σ23 ― Δ σ23

Δσ 23

Δ σ12 ― Δ σ12

 Δσ 31


Δσ 12

t
0

Δσ 31
2σva = Δ σ31 ― Δ σ31

Bild 4. Verlauf der Hauptspannungsdifferenzen, der maßgebenden Hauptspannungssumme und der


Vergleichsspannungsschwingbreite 2 σ va nach Bild 3
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 13

ke
Rm
ke , k ν

Ferrit Rm ≤ 500 N/mm2


Austenit

σva / Rp0,2/T*

Bild 5. Vergrößerungsfaktoren ke und k ν zur Berücksichtigung überelastischer Dehnungen


bei Überschreiten der zweifachen Streckgrenze
AD 2000-Merkblatt
Seite 14 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

Rm
[N/mm2]
f0

102 103 104 105 106 2 107

Lastspielzahl N

Bild 6. Korrekturfaktor f0 zur Berücksichtigung der Oberflächenkerbwirkung durch Walzhaut


AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 15

s
[mm]
1 30
40
50
60
0,9 80
100
120
150
0,8
fd

0,7

0,6

0,5
102 103 104 105 106 107

Lastspielzahl N

Bild 7. Korrekturfaktor fd zur Berücksichtigung des Wanddickeneinflusses bei ungeschweißten Bauteilen, blecheben
geschliffenen Nähten und beim Kerbspannungsnachweis von Schweißverbindungen
AD 2000-Merkblatt
Seite 16 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

s
fd

102 103 104 105 106 2 107

Lastspielzahl N

Bild 8. Korrekturfaktor fd zur Berücksichtigung des Wanddickeneinflusses bei unbearbeiteten oder nicht eben
geschliffenen Schweißverbindungen
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 17

1,6

1,4

1,2
fM

1
Rm

0,8

0,6

0,4

--
Mittelspannung σv [N/mm2]

Bild 9. Korrekturfaktor fM zur Berücksichtigung des Mittelspannungseinflusses für den


Dauerfestigkeitsbereich N ≥ 2 ⋅ 10 6
AD 2000-Merkblatt
Seite 18 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004
f T*

maßgebende Temperatur T* [°C]

Bild 10. Korrekturfaktor f T* zur Berücksichtigung des Temperatureinflusses


10000

fiktive Lastspielzahlen bei


Berücksichtigung eines
Betriebslastkollektivs

1000
Rm
[N/mm2]

1000
800

600

400
AD 2000-Merkblatt

pseudoelastische Spannungsschwingbreite 2 σa = 2 ⋅ E ⋅ ε ages [N/mm2]


100
102 103 104 105 106 2 107 108

zulässige Lastspielzahl Nzul

Bild 11. Zulässige Lastspielzahlen in Abhängigkeit von der Spannungsschwingbreite für ungekerbte Probestäbe aus warmfesten ferritischen und
austenitischen Walz- und Schmiedestählen bei Raumtemperatur und σ = 0
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004
Seite 19
10000

fiktive Lastspielzahlen bei


Berücksichtigung eines
Betriebslastkollektivs
Seite 20 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

1000

Klasse
100
K0
K1
K2
K3
AD 2000-Merkblatt

pseudoelastische Spannungsschwingbreite 2 σa = 2 ⋅ E ⋅ ε ges [N/mm2]


10
102 103 104 105 106 2 107 108

zulässige Lastspielzahl Nzul

Bild 12. Zulässige Lastspielzahlen in Abhängigkeit von der Spannungsschwingbreite für Schweißverbindungen aus warmfesten ferritischen und
austenitischen Walz- und Schmiedestählen bei Raumtemperatur ( σ -- unabhängig)
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 21

Tafel 5. Beispiele von Schweißverbindungen mit den zugeordneten Nahtklassen K 1, K 2 und K 3, abhängig von der Art
des Spannungsnachweises (eingezeichnete Rissverläufe beispielhaft)

Nahtklasse für
Spannungs-
lfd. Darstellung Beschreibung Voraussetzung nachweis 1 o. 2
Nr.
1 2

1. Zylindrische und kegelförmige Mäntel, gewölbte Böden


Längs- oder Rundnaht bei beidseitig geschweißt K1 K1
gleichen Wanddicken

1.1

einseitig geschweißt mit K1 K1


Gegennaht

1.2

einseitig geschweißt ohne K2 K2


Gegennaht

1.3

Längs- oder Rundnaht bei beidseitig geschweißt K1 K1


≥2⋅ s1 ungleichen Wanddicken

1.4
s2

s1

K 27) K1

1.5

K3 K1

1.6

beidseitig geschweißt, K 17) K1


Kantenversatz innen und außen
gleich
1.7

K1 K1

1.8

K2 K1

1.9

7) Zulässige Wanddickenverhältnisse und zulässiger Versatz siehe AD 2000-Merkblatt HP 5/1. Es gelten die Werte für Längsnähte.
AD 2000-Merkblatt
Seite 22 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

Tafel 5. Beispiele von Schweißverbindungen mit den zugeordneten Nahtklassen K 1, K 2 und K 3, abhängig von der Art
des Spannungsnachweises (eingezeichnete Rissverläufe beispielhaft)

Nahtklasse für
Spannungs-
lfd.
Darstellung Beschreibung Voraussetzung nachweis 1 o. 2
Nr.
1 2
Kegelanschlussnaht beidseitig geschweißt oder -- K1
1.10 einseitig geschweißt mit
Gegennaht

einseitig geschweißt ohne -- K3


1.11 Gegennaht

Bodenanschlussnaht bei gewölb- Spannungsnachweis 2:


ten Böden mit zylindrischen Beschreibung der Schweißver-
Bordhöhen nach AD 2000-Merk- bindungen, Voraussetzungen
1.12 blatt B 3 und zugeordnete Nahtklassen
siehe Beispiele lfd. Nr. 1.1 bis 1.9

2. Stutzeneinschweißungen
Stutzen durchgesteckt oder beidseitig durchgeschweißt -- K1
eingesetzt oder
2.1 einseitig durchgeschweißt mit
Gegennaht

einseitig durchgeschweißt ohne -- K2


2.2 Gegennaht

Stutzen durchgesteckt (in der beidseitig, aber nicht durch- -- K2


2.3
Darstellung: linke Ausführung) geschweißt

Stutzen eingesetzt (in der -- K3


Darstellung: rechte Ausführung)

2.4

Stutzen aufgesetzt einseitig durchgeschweißt -- K1


(ohne Restspalt), Stutzen
ausgebohrt oder Wurzel
überschliffen
2.5

einseitig durchgeschweißt, -- K2
ohne Gegennaht oder ohne
mechanische Bearbeitung der
Wurzel
2.6

Stutzen mit scheibenförmiger -- K3


Verstärkung.
2.7 Naht: Scheiben-Außendurch-
messer

Stutzen mit scheibenförmiger Verbindung Stutzenrohr mit -- K1


Verstärkung. Grundkörper und Verstärkungs-
2.8 Naht: Stutzeneinschweißung scheibe durchgeschweißt
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 23

Tafel 5. Beispiele von Schweißverbindungen mit den zugeordneten Nahtklassen K 1, K 2 und K 3, abhängig von der Art
des Spannungsnachweises (eingezeichnete Rissverläufe beispielhaft)

Nahtklasse für
Spannungs-
lfd.
Darstellung Beschreibung Voraussetzung nachweis 1 o. 2
Nr.
1 2

3. Flansche und Blockflansche


Vorschweißflansch beidseitig geschweißt oder -- K1
einseitig geschweißt mit
3.1 Gegennaht

einseitig geschweißt ohne -- K2


3.2 Gegennaht

Aufschweißflansch Nahtausführung nach AD 2000- -- K2


Merkblatt B 8, Tafel 1

3.3

eingesetzter Blockflansch beidseitig durchgeschweißt -- K1

oder
3.4
einseitig durchgeschweißt mit
Gegennaht

beidseitig, aber nicht durch- -- K2


geschweißt

3.5

eingesetzter Blockflansch mit beidseitig durchgeschweißt -- K1


Schweißansatz
oder
3.6
einseitig durchgeschweißt mit
Gegennaht

aufgesetzter Blockflansch, Naht -- K3


am Innendurchmesser (in der
Darstellung: linke Naht)
37
3.7
aufgesetzter Blockflansch, Naht -- K2
am Außendurchmesser (in der
Darstellung: rechte Naht)

4. Doppelmantel -- Anschlussnähte

mit angeformter Krempe: einseitig durchgeschweißt -- K2

Die Bewertung gilt sowohl für die


Innenbehälterwand als auch für
4.1 die Verbindungsnaht selbst

mit separater Krempe: beidseitig durchgeschweißt -- K1

Die Bewertung gilt sowohl für die oder


Innenbehälterwand als auch für die
4.2 Verbindungsnaht zwischen einseitig durchgeschweißt mit
Krempe und Behälterwand. Gegennaht
(Die Verbindungsnaht zwischen
Krempe und Außenmantel wird
nach lfd. Nr. 1.3 mit K2 bewertet)
AD 2000-Merkblatt
Seite 24 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

Tafel 5. Beispiele von Schweißverbindungen mit den zugeordneten Nahtklassen K 1, K 2 und K 3, abhängig von der Art
des Spannungsnachweises (eingezeichnete Rissverläufe beispielhaft)

Nahtklasse für
Spannungs-
lfd.
Darstellung Beschreibung Voraussetzung nachweis 1 o. 2
Nr.
1 2

5. Anschlussschweißnähte ebener Böden


aufgeschweißter Boden beidseitig durchgeschweißt -- K1

5.1

beidseitig, aber nicht durch- -- K2


geschweißt
5.2

einseitig geschweißt ohne -- K3


Gegennaht
5.3

aufgeschweißter Boden mit einseitig geschweißt, -- K2


Entlastungsnut Nutabmessung entsprechend
5.4 AD 2000-Merkblatt B 5, Tafel 1,
Ausführungsform e

mit einem Auf- oder Vorschweiß- beidseitig mit Kehlnähten ver- -- K2


flansch verschweißter Boden schweißt

5.5

eingeschweißter Boden beidseitig durchgeschweißt oder -- K1


einseitig durchgeschweißt mit
Gegennaht
5.6

beidseitig, aber nicht durch- -- K2


geschweißt
5.7

einseitig geschweißt -- K3

5.8

5.9 partiell durchgeschweißter einseitig geschweißt -- K3


Boden

5.10 gekrempter, geschmiedeter oder Krempenradius und Bordhöhe entsprechend


gepresster Boden AD 2000-Merkblatt B 5, Tafel 1, Ausführungsform
a und b.
Beschreibung der Schweißverbindungen,
Voraussetzungen und zugeordnete Nahtklassen
siehe Beispiele lfd. Nr. 1.1 bis 1.3
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 25

Tafel 5. Beispiele von Schweißverbindungen mit den zugeordneten Nahtklassen K 1, K 2 und K 3, abhängig von der Art
des Spannungsnachweises (eingezeichnete Rissverläufe beispielhaft)

Nahtklasse für
Spannungs-
lfd.
Darstellung Beschreibung Voraussetzung nachweis 1 o. 2
Nr.
1 2

6. Anschweißteile, allgemein8)
Anschweißteile ohne Einleitung beidseitig durchgeschweißt K1 --
von wechselnden Zusatzkräften
6.1 oder -momenten

beidseitig mit Kehlnaht ver- K2 --


schweißt
6.2

beidseitig durchgeschweißt K2 K 19)


6.3

beidseitig mit Kehlnaht ver- K3 K 29)


schweißt
6.4

Verstärkungsblech, Futterblech s2 ≤ 1,5 ⋅ s1 K2 --


mit Kehlnahtanschluss. Keine r ≥ 2 ⋅ s2
Einleitung von wechselnden Zu-
satzkräften oder -momenten

6.5

Anschweißteile mit Einleitung von beidseitig durchgeschweißt -- K1


wechselnden Zusatzkräften oder
6.6
-momenten

beidseitig, aber nicht durch- -- K2


geschweißt
6.7

7. Anschweißteile ohne Einleitung von wechselnden Zusatzkräften oder -momenten, Beispiele9)

Behälter mit Standzargen- einseitig geschweißt K2 --


anschluss

7.1

8) Voraussetzung: Äußerer Befund nach EN 25817, Bewertungsgruppe B, ausschließlich der Merkmale Nahtüberhöhung
und -unterschreitung sowie Ungleichschenkligkeit
9) Die Bewertung bezieht sich auf die Rippenmitte. Für das Rippenende ist die Bewertung jeweils eine Klasse schlechter.
AD 2000-Merkblatt
Seite 26 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

Tafel 5. Beispiele von Schweißverbindungen mit den zugeordneten Nahtklassen K 1, K 2 und K 3, abhängig von der Art
des Spannungsnachweises (eingezeichnete Rissverläufe beispielhaft)

Nahtklasse für
Spannungs-
lfd.
Darstellung Beschreibung Voraussetzung nachweis 1 o. 2
Nr.
1 2

Behälterwand mit Tragring beidseitig, aber nicht K2 --


7.2 durchgeschweißt

Behälterwand mit Versteifungs- K2 --


7.3 ring
(bei Beanspruchung durch
äußeren Überdruck)
in Umfangsrichtung unterbrochen K3 --
geschweißt
7.4

Behälterwand mit Tragpratze einseitig geschweißt K2 --


(mit und ohne Futterblech)

7.5

Behälterwand mit Fuß einseitig geschweißt K2 --


(mit und ohne Futterblech)

7.6

Behälterwand mit Tragzapfen einseitig geschweißt K2 --


(mit und ohne Futterblech)

7.7

Behälterwand mit Tragöse einseitig geschweißt K2 --


(mit und ohne Futterblech)

7.8

Behälterwand mit Traglasche einseitig geschweißt K2 --

7.9
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 27

Anhang 1 zum AD 2000-Merkblatt S 2

Erläuterungen zum AD 2000-Merkblatt S 2 Erläuterung zu Abschnitt 4.1


Die Ausgabe des AD 2000-Merkblattes S 2 stellt eine Wei- Bei örtlichen Krafteinleitungen können gemäß dem Prinzip
terentwicklung unter Berücksichtigung des in den letzten von St. Venant nichtlineare Spannungsverteilungen im Quer-
Jahren angefallenen Erkenntniszuwachses auf dem Fach- schnitt auftreten. Dies gilt umso mehr, je näher die zu unter-
gebiet „Ermüdung“ und anderer internationaler Vorschriften suchende Stelle am Kraftangriff liegt.
über Schwingfestigkeitsnachweise (z. B. Eurocode Nr. 3, Dieses Prinzip von St. Venant sagt aus, dass dann, wenn die
[76]) dar. auf einen kleinen Teil der Oberfläche eines elastischen Kör-
pers wirkende Kraft durch ein äquivalentes Kräftesystem er-
Es sind folgende Teilaspekte überarbeitet bzw. neu aufge-
setzt wird, diese Belastungsumverteilung wesentliche Ände-
nommen:
rungen der örtlichen Spannungen hervorruft, aber einen
1. Getrennte Angabe von Ermüdungskurven für unge- vernachlässigbaren Spannungseffekt bei solchen Entfer-
schweißte und geschweißte Bauteile unter Einbezug nungen hat, die groß sind im Vergleich zu den Abmessungen
austenitischer Werkstoffe, der belasteten Oberfläche.
2. Berechnung der maßgebenen Spannungsschwingbreite Erläuterung zu Abschnitt 5
im überelastisch beanspruchten Bereich über Vergröße-
Im Abschnitt 5 dieses Merkblattes wurde die Tresca-Hypo-
rungsfaktoren ke und k ν für mechanische und thermi-
these (Schubspannungshypothese, SSH) bevorzugt ver-
sche Beanspruchungen,
wendet, da die in den AD 2000-Merkblättern der Reihe B ent-
3. Änderung bzw. Ergänzung von Korrekturfaktoren zur haltenen Berechnungsregeln in den meisten Fällen auf der
Berücksichtigung von Oberflächen-, Mittelspannungs-, Tresca-Hypothese beruhen. Gemäß Abschnitt 2.7 dieses
Größen- und Temperatureinfluss, Merkblattes bleibt es dem Benutzer freigestellt, auch die
4. Berücksichtigung des Einflusses von Druckwasserstoff- Hypothese von Mises (Gestaltänderungsenergiehypothese,
Medium auf das Ermüdungsverhalten. GEH) anzuwenden. Einerseits führt die Berechnung der Ver-
gleichsspannungen nach der GEH zu etwas günstigeren
Ergebnissen als nach der SSH, andererseits kann die An-
Erläuterung zu Abschnitt 1 wendung der SSH, insbesondere bei mehrachsiger Bean-
Die Lastspielzahlkurven sowie die eingearbeiteten Lastspiel- spruchung, wegen ihres einfacheren Aufbaues vorteilhafter
zahl- und Spannungssicherheitsbeiwerte sind auf zähe sein.
Walz- und Schmiedestähle im Sinne des AD 2000-Regel- Bei zeitlich sich verändernder Lage der Hauptspannungs-
werkes abgestimmt, die ein lineares Spannungs-Dehnungs- richtungen gibt [2] eine Methode an, wie die Vergleichsspan-
Verhalten aufweisen und deren Eigenschaften hinreichend nungsschwingbreite zur Ermittlung der maßgebenden Span-
homogen und isotrop sind. Bei hochfesten Stählen mit gro- nungsschwingbreite bestimmt werden kann.
ßem Streckgrenz-Zugfestigkeits-Verhältnis ist deshalb auf Die Berechnungsvorschrift zur Bestimmung der Vergleichs-
strikte Einhaltung aller Werkstoffanforderungen nach den spannungsschwingbreite nach [2] führt im Falle konstanter
Werkstoffblättern besonders zu achten (siehe auch Erläute- Hauptspannungsrichtungen zu dem gleichen Ergebnis wie
rungen zu Formel (14)). Dieses AD 2000-Merkblatt kann nach Abschnitt 5 dieses Merkblattes.
nicht auf Stahlguss oder andere metallische Werkstoffe, z. B.
Nichteisenmetalle, übertragen werden, da diese Werkstoffe Erläuterungen zu Formel (8) und (9)
andere Ermüdungsfestigkeitseigenschaften aufweisen. Ist die Vergleichsspannungsschwingbreite 2 σ va rein linear-
Die Anwendung dieses AD 2000-Merkblattes im Bereich elastisch berechnet und wird die zweifache Streckgrenze
kleiner Lastspielzahlen ersetzt nicht eine eventuell erforderli- überschritten, muss die überproportionale Dehnungszu-
che Absicherung gegen Sprödbruch-Versagen beim Einsatz nahme im überelastischen Bereich durch Ermittlung einer
hochfester Stähle. globalen plastischen Spannungsschwingbreite (maßge-
bende Spannungsschwingbreite 2 σ *va) berücksichtigt wer-
den.
Erläuterung zu Formel (1)
Anstelle der bisher angewendeten Neuber-Regel, die bei
Bei der Lebensdauervorhersage für Lastzyklen mit wech- großen linear-elastisch gerechneten Kerbspannungen die
selnden Temperaturen wird davon ausgegangen, dass die Gesamtdehnung überschätzt [63, 64], wurden analog der
aus isothermischen Ermüdungsversuchen ermittelten Ver- Vorgehensweise im ASME-Code Spannungs-Vergröße-
suchsergebnisse auf nicht isothermische Belastungsvor- rungsfaktoren ke bzw. k ν für mechanische und thermische
gänge übertragbar sind. Nach Versuchen von Wellinger und Beanspruchungen eingeführt.
Idler [28] liegen bei Ermüdungsversuchen mit wechselnden Hierzu wurden unter Anwendung von Näherungsformeln
Temperaturen die erreichten Lastspielzahlen zwischen den nach Dixon/Strannigan und Kühnapfel/Troost [65] Kenn-
Versuchspunkten, die bei konstanten Lastzyklustemperatu- werte des zyklischen Werkstoff-Verhaltens aus zahlreichen
ren erzielt wurden. In keinem Fall wurde beobachtet, dass bei Versuchsreihen aus der Werkstoff-Datensammlung von
wechselnder Temperatur die Bruch- oder Anrisslastspielzahl
Boller und Seeger [69] ausgewertet. Die beiden im Bild 5 die-
niedriger lag als bei konstanter Höchsttemperatur mit jeweils ses AD 2000-Merkblattes angegebenen ke-Kurven, die mit
gleicher Schwingbreite.
den Formeln (8) und (9) beschrieben werden können, ent-
Als für die Ermüdung durch Wechselbeanspruchung maßge- sprechen etwa der oberen Begrenzung des Streufeldes der
bende Temperatur eines Lastzyklusses wird deshalb eine hiernach ermittelten ke-Kurven für die verschiedenen Werk-
Temperatur bestimmt, die zwischen der oberen und unteren stoffgruppen. Hierbei wurde das überelastische Verhalten ei-
Temperaturgrenze liegt. Bis zum Vorliegen weiterer Erkennt- niger Werkstoffe unterhalb der „statischen“ Streckgrenze
nisse wird hierfür mit der Formel (1) dieses Merkblattes ge- (Werkstoffentfestigung) außer Acht gelassen und die untere
rechnet. Grenze für eine Korrektur der linear-elastisch berechneten
AD 2000-Merkblatt
Seite 28 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

Spannung auf σ vap/Rp0,2/T* = 1,0 pragmatisch festgelegt. Die und Seeger [69] durchgeführt. Die Auswertungen haben ge-
hiernach berechneten ke-Faktoren sind auch vergleichbar zeigt, dass die Anrisslastspielzahlkurven nach Bild A 7 auch
mit den im AD 2000-Merkblatt B 13 Formel (12) zu ermitteln- nach derzeitigem Kenntnisstand als Grundlage für Ausle-
den f2-Faktoren zur Berücksichtigung überelastischer Ver- gungs-Lastspielzahlkurven benutzt und hiernach auch aus-
formungen. Weitere Einzelheiten hierzu sind in [92] beschrie- tenitische Werkstoffe beurteilt werden können. Bild A 8
ben. dieses Anhanges zeigt beispielsweise einen Vergleich zwi-
schen Versuchsdaten hochfester zäher Stähle mit zulässi-
Erläuterung zu Formel (11) gen Lastspielzahlen für Rm = 1000 N/mm2 nach diesem
Mit Formel (11) wird die globale Spannungserhöhung für AD 2000-Merkblatt. Weitere Einzelheiten hierzu siehe [92].
thermische Belastung in Dickenrichtung der Wandungen bei Zur Festlegung von Auslegungs-Lastspielzahlkurven sind
Spannungsschwingbreiten oberhalb der zweifachen Streck- Sicherheitsbeiwerte nach statistischen Gesichtspunkten
grenze berechnet. Die Formel wurde aus [80] übernommen festgelegt worden.
und basiert auf einer Betrachtung zu Wärmedehnungen im Der Lastspielsicherheitsbeiwert SN berechnet sich unter Vor-
elastischen und überelastischen Bereich und vereinfachen- aussetzung Gauß’scher Normalverteilung der Lastspielzahl-
der Annahme eines ideal elastisch-plastischen Werkstoffver- streuung in Abhängigkeit vom Streumaß 1/TN und von der
haltens. Ausfallwahrscheinlichkeit PA aus
lg (1∕TN )
z
Erläuterung zu Formel (12) 2,564
S N = 10
Formel (12) beinhaltet eine Näherungslösung zur Überlage-
mit z = f (PA) nach folgender Tabelle
rung mechanischer und thermischer Belastungen.
PA z
Erläuterung zu Formel (14)
Zwecks einfacherer Handhabung werden in dieser Neuaus- 50 % 0
gabe Lastspielzahlkurven angegeben, in denen Lastspiel- 10 % 1,28
zahl- und Spannungssicherheitsbeiwerte bereits eingearbei- 1% 2,33
tet sind. 0,1 % 3,09
Grundlagen der Formel (14) sind die in den bisherigen Aus- 0,01 % 3,72
gaben dieses AD 2000-Merkblattes enthaltenen Anrisslast-
Statistische Auswertungen zur Lebensdauerstreuung von
spielzahlkurven (vgl. Bild A 7 dieses Anhangs). Diesem Bild
glatten Probestäben, Schweißverbindungen, Rohrleitungen
liegen dehnungs- und spannungskontrollierte Schwingver-
und zylindrischen Behälterschüssen mit Abzweigungen im
suche unter Zug-Druck bzw. Biegung mehrerer Institute zu-
Lastspielbereich von ca. 104 bis 106 [6, 25, 39, 52 u. a.] ha-
grunde, deren Ergebnisse in [4] bis [26] veröffentlicht wur-
ben gezeigt, dass in erster Näherung von einer Gauß’schen
den. Hierbei wurde die Lebensdauer überwiegend für das
Normalverteilung der Messergebnisse ausgegangen wer-
Versagenskriterium Bruch ermittelt. Die Ergebnisse von An-
den kann und dass bei der Lebensdauervorhersage von
riss-Lebensdauerversuchen liegen im Streufeld von Bruch-
Bauteilen im Bereich von 2 ⋅ 104 < NA < 106 je nach Höhe
Lastspielzahlen entsprechender Werkstoffproben. Bei klei-
der Spannungsschwingbreiten mit Streuspannen TN = 1:3
nen ungekerbten Proben steht nach Auftreten eines
bis 1:6 gerechnet werden muss (vgl. Bild A 3 dieses An-
technischen Anrisses der Bruch bald bevor (Na ≈ 0,8 ⋅
hangs). Unter Bezugnahme auf die als Mittelwerte zu bewer-
NBruch). Es ist deshalb statthaft, die auf der Basis sowohl von
tenden Anriss-Lebensdauerkurven des Bildes A 7 und auf
Bruch- als auch von Anrisslebensdauerwerten kleiner Pro-
eine für viele Druckbehälter praktikable Ausfallwahrschein-
ben festgelegten Lebensdauerkurven eines Bauteils (mit in
lichkeit von PA = 0,01 % bis 0,1 % ergibt sich unter der Vor-
der Regel größeren Abmessungen als denen der Proben) als
aussetzung Gauß’scher Normalverteilung z. B. für die
Lebensdauerkurven bis zum technischen Anriss zu betrach-
Streuspanne TN = 1:5 eine statistisch begründete Mindest-
ten, zumal auch die Bauteile mehr oder weniger große Mikro-
Lastspielsicherheit von SL ≈ 10 (vgl. Bild A 5 b dieses An-
und Makrokerbwirkung aufweisen und damit rissempfindli-
hangs). Gleichartige Betrachtungen zur Streuung der Span-
cher sind.
nungsschwingbreite im Dauerfestigkeitsbereich führen zu
Zwecks optimaler Werkstoffausnutzung (z. B. bei der Dimen- einer Spannungs-Streuspanne T σ = 1:1,4 zwischen Pü = 10
sionierung von ungeschweißten Hochdruckbehältern) wurde und 90 % und unter Zugrundelegung oben genannter Aus-
das Ansteigen der Schwingfestigkeit im Bereich höherer fallwahrscheinlichkeit von 0,01 % zu einer Mindest-Span-
Lastspielzahlen mit zunehmender Zugfestigkeit durch Ein- nungssicherheit von 1,63 für die Dauerfestigkeit (vgl. Bild
führung von Rm als Lastspielzahl-Parameter berücksichtigt. A 5 a dieses Anhangs).
Die Lastspielzahl, von der ab die Lastspielzahlkurven hori-
Die Berücksichtigung der o. a. Sicherheitsabstände, die
zontal verlaufen, wurde einheitlich zu 2 ⋅ 106 festgelegt (fik-
Eliminierung des pauschalen Größeneinflussfaktors 1,15
tive Dauerfestigkeit). Das mittlere Verhältnis der Zug-Druck-
im Dauerfestigkeitsbereich und die Glättung der Unstetig-
Dauerwechselfestigkeit zur Zugfestigkeit ungekerbter glatter
keitsstellen führen zu Auslegungs-Lastspielzahlkurven, die
Proben aus Stählen mit Zugfestigkeiten bis zu 1300 N/mm2
mit ausreichender Genauigkeit mit der Approximationsfor-
ist mit 0,46 statistisch genügend abgesichert [26]. Unter
mel (14) beschrieben werden können. Bezogen auf eine
Berücksichtigung eines pauschalen Abminderungsfaktors
mittlere Dauerfestigkeit 2 σ a = 2 ⋅ 0,45 ⋅ Rm nach Schätzfor-
von 1,15 für einen evtl. zu berücksichtigenden Dauerfestig-
mel von Schütz u. a. [68] ergeben sich hiernach Span-
keits-Größeneinfluss ist deshalb für die Spannungsschwing-
nungssicherheiten bei N ≥ 2 ⋅ 106 von S = 1,5 bis 1,57,
breite bei Dauerfestigkeit und Mittelspannung Null bisher
was einer Ausfallwahrscheinlichkeit von ca. 0,1 % ent-
2 σ va = 0,8 ⋅ Rm angesetzt worden.
spricht (vgl. Bild A 5 a dieses Anhangs).
Im Zeitfestigkeitsbereich können die Kurven nach Bild A 7
ebenfalls als Mittelwertkurven bewertet werden. Erläuterung zu Formel (15) und (16)
Im Rahmen der Überarbeitung dieses AD 2000-Merkblattes Aufgrund fehlender detaillierter Angaben zur Oberflächen-
wurden ergänzende Auswertungen von Versuchsdaten für feingestalt in den meisten Beschreibungen von Ermüdungs-
ungekerbte Probestäbe aus der Datensammlung von Boller versuchen hängen die Ergebnisse aus einzelnen Versuchs-
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 29

reihen von weitgehend unbekannten Einflüssen ab, was sche Walz- und Schmiedestähle im Bereich von ca. 102 bis
wiederum zu einer relativ großen Streubreite der Versuchs- 105 Lastspielen. Sie enthalten keine Einflüsse zeitabhängi-
ergebnisse führt. ger Verformung (Kriechen, Relaxation). Die bei ferritischen,
Die bisher in der Ausgabe 3.90 des AD-Merkblattes S 2 ent- besonders bei unlegierten Stählen im Temperaturbereich
haltenen Oberflächenkorrekturfaktoren orientierten sich von ca. 250 bis 350 °C (Blaubruchgebiet) teilweise auftre-
nach den in verschiedenen Veröffentlichungen und Techni- tende Erhöhung der Schwingfestigkeit [31] wurde hierbei
schen Regeln [6, 16, 32 bis 35] vorgeschlagenen Nähe- nicht berücksichtigt.
rungsformeln und Diagrammen zur Abschätzung der Kerb- Erläuterung zu Formel (25)
wirkung von Walzhautoberflächen im Dauerfestigkeits-
bereich von Rm = 400 bis 1000 N/mm2. In dieser Ausgabe Die Auswertung zahlreicher Versuchsdaten von Dehnungs-
wurde mit Formel (16) der Oberflächeneinfluss im Dauer- Wechselversuchen für ungeschweißte austenitische Proben
festigkeitsbereich nach [54] übernommen. Hiernach erge- bei Raumtemperatur und Temperaturen bis 600 °C aus [69]
ben sich teilweise etwas geringere Korrekturfaktoren, jedoch hat gezeigt, dass für Austenite ein schwingfestigkeitsabmin-
eine bessere Anpassung an die Lebensdauerkurven für dernder Temperatureinflussfaktor entsprechend dem tempe-
Schweißverbindungen. raturbedingten Abfall des E-Moduls in Rechnung gesetzt
werden kann. Unter Berücksichtigung dieses Sachverhaltes
Dehnungs- sowie spannungsgesteuerte Ermüdungsversu- wurde auf der Grundlage der E-Modulangaben für Austenite
che im Zeitfestigkeitsgebiet zeigen, dass der Oberflächen- in [58] die Formel (25) abgeleitet.
einfluss mit abnehmender Lastspielzahl kleiner wird und im
Bereich unterhalb von ca. 102 Lastspielen nicht mehr vorhan- Erläuterungen zu Abschnitt 7.2.1
den ist [6, 11, 36 bis 38]. Ausgehend von diesen Unter- Die Lebensdauerbeurteilung von Schweißverbindungen er-
suchungen wurde mit Formel (15) eine lineare Lastspielzahl- folgt nicht mehr wie bisher auf der Grundlage von Anrisslast-
abhängigkeit im doppeltlogarithmischen Maßstab postuliert. spielzahlkurven für glatte Probestäbe und Schweißnahtkor-
rekturfaktoren fK, sondern in Anlehnung an das europäische
Erläuterung zu Formel (17) und (18) Stahlbau-Regelwerk Eurocode Nr. 3 [76]. Hiernach erfolgt
Formel (18) basiert auf einer Literaturauswertung in [85] zur die Lebensdauerbeurteilung von Schweißverbindungen
Problematik des Schwingfestigkeitsabfalls mit zunehmender nach normierten Wöhlerlinien, in denen die Schweißnaht-
Bauteilgröße. Mit Formel (17) wurde die gleiche Gesetzmä- kerbwirkung und der größtmögliche Einfluss von Schweißei-
ßigkeit der Lastspielzahlabhängigkeit wie nach (15) ange- genspannungen bereits berücksichtigt sind (Nennspan-
nommen. nungs-Wöhlerlinien).
Bild A 9 dieses Anhangs beschreibt nach diesem Code das
Erläuterung zu Formel (19) bis (21) Schema paralleler Wöhlerlinien, die stahlbautypischen
Der Mittelspannungseinfluss auf die Schwingfestigkeit Schweißverbindungen zugeordnet sind. Die Kurven sind
wurde bisher nach der Gerber-Formel berücksichtigt, die nach der Normzahlreihe R 20 abgestuft; die Bezeichnung
nach neueren Erkenntnissen die Festigkeitsabhängigkeit der Schweißnahtklassen entspricht dem Zahlenwert der
(Rm) nicht richtig wiedergibt und für Druckmittelspannungen Spannungsschwingbreite bei 2 ⋅ 106 Lastspielen. Die Dauer-
nicht anwendbar ist. Mit Formel (19) bis (21) werden deshalb festigkeit ist bei N = 5 ⋅ 106 angesetzt. Für Schadensakku-
Berechnungsvorschläge von Schütz/Haibach und Mertens mulationsrechnungen sind die Wöhlerlinien mit verringerter
[70] aufgegriffen, die diese Einflüsse wirklichkeitsnäher be- Neigung bis zu einem Grenzwert N = 108 fortgesetzt.
schreiben. Die Lebensdauerlinien basieren sowohl auf spannungsge-
steuerten als auch dehnungsgesteuerten Versuchen, wobei
Erläuterung zu Abschnitt 7.1.4.2 die zulässigen Spannungen im Abstand der zweifachen lo-
Wird an der höchstbeanspruchten Stelle des Bauteils die garithmischen Standardabweichung der Streuverteilung
Streckgrenze überschritten, ist zu berücksichtigen, dass sich der Versuchsergebnisse von den Mittelwerten festgelegt
die Dehnung nicht mehr proportional zur Spannung verhält. sind und damit einer Überlebenswahrscheinlichkeit von
Infolge der Spannungsumlagerung verringern sich die Mittel- Pü = 97,7 % entsprechen. Zur Größe der Standardabwei-
spannungen. chung von Anriss- oder Bruchlastspielzahlen sind Werte von
Im Bild A 1 dieses Anhangs ist für einen einachsigen Span- sN = 0,22 bis 0,29 bekannt geworden, die im Bereich üblicher
nungszustand unter der vereinfachten Annahme eines ideal Streumaße 1/TN = 3 bis 6 liegen (vgl. Bild A 6 dieses An-
plastischen Werkstoffverhaltens dargestellt, wie die zu den hangs). Angaben zu den Standardabweichungen von Span-
elastisch gerechneten Hauptspannungen σ und σ zuge- nungsschwingbreiten im Dauerfestigkeitsbereich und Mittel-
hörige Mittelspannung σ im Falle Rp0,2/T* ≤ 2 σ va ≤ 2 Rp0,2T* werten der Datenbasis werden bedauerlicherweise vermisst
auf σ vr = Rp0,2T* – σ va reduziert wird (vgl. Formel (23) des und müssen im Bedarfsfall als Erfahrungswert aus anderen
AD 2000-Merkblattes). Im Falle 2 σ va > 2 Rp0,2/T* entspricht Quellen übernommen werden [70].
dem elastisch gerechneten Spannungszyklus ABA im Bild Die Lebensdauerkurven nach Bild 12, Formel (27) und den
A 2 dieses Anhangs der Dehnungszyklus CDEFC. Damit Konstanten in Tafel 4 dieses Merkblattes sind aus dem Euro-
wird σ vr = 0 (vgl. Abschnitt 6 des AD 2000-Merkblattes). code nach folgenden Gesichtspunkten abgeleitet worden: Die
Beim mehrachsigen Spannungszustand sind hierbei sinnge- Schweißnaht-Gestaltungsgruppen K 0, K 1, K 2 und K 3 nach
mäß die Vergleichsspannungen zu betrachten. Tafel 5 wurden den Eurocode-Klassen 112, 90, 71 und 56 mit
vergleichbaren Schweißnahtverbindungen zugeordnet.
Erläuterung zu Formel (24) Zwecks Anpassung an die bei Druckbehältern zugrunde ge-
Die Formel (24) zur Berücksichtigung des Temperaturein- legten üblichen Überlebenswahrscheinlichkeit von Pü = 99,9
flusses auf die Schwingfestigkeit entspricht Formel (15) in bis 99,99 % (PA = 0,1 bis 0,01 %) wurden die Kurven im Zeit-
der bisherigen Ausgabe 3.90. Der Korrekturfaktor fT* basiert schwingfestigkeitsbereich um den Faktor 2,5 von der „Eck-
im Wesentlichen auf den isothermischen Ermüdungsversu- lastspielzahl“ N = 5 ⋅ 106 als Übergang in den Dauerfestig-
chen von Wellinger/Luft [21] sowie Sautter [7] und entspricht keitsbereich nach Eurocode auf die entsprechende Dauer-
etwa der unteren Grenze des Streufeldes der Schwingfestig- festigkeits-Lastspielzahl N = 2 ⋅ 106 nach diesem Blatt unter
keitsabminderung für unlegierte und niedriglegierte ferriti- Beibehaltung der Spannungsschwingbreiten bei N = 5 ⋅ 106
AD 2000-Merkblatt
Seite 30 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

nach Eurocode transformiert. Dieser Lastspielzahl-Abmin- Erläuterung zu Formel (29) bis (33)
derungsfaktor von 2,5 lässt sich ausgehend von einem Die in Abschnitt 8 angegebenen Formeln (29) bis (33) sind
mittleren Wert der o. a. Standardabweichungen sN = 0,25 durch entsprechende Umformung der Formeln aus Ab-
aus dem Zusammenhang zwischen Standardabweichung schnitt 7 entwickelt.
und Streumaß (vgl. Bild A 6 dieses Anhangs) sowie aus der
Verknüpfung zwischen Sicherheitsbeiwert, Streumaß und Erläuterung zu Formel (34) und (37)
Ausfallwahrscheinlichkeit (vgl. Bild A 5b dieses Anhangs) Die mit Formel (34) angegebene lineare Schädigungsakku-
begründen. mulationshypothese zur Überlagerung verschiedener Last-
Die nach o. a. Betrachtungen aus den Eurocode-Schweiß- zyklen mit unterschiedlichen Beanspruchungszuständen so-
nahtklassen 112, 90, 71 und 56 abgeleiteten Lebensdauer- wohl im Temperaturbereich zeitunabhängiger als auch in
kurven für die Gestaltungsgruppen K 0, K 1, K 2 und K 3 ver- dem zeitabhängiger Verformungen wurde aus Gründen der
laufen im Zeitfestigkeitsbereich nahezu deckungsgleich mit Plausibilität und der einfachen Handhabung gewählt. Eine
den Ermüdungskurven der Klassen 80, 63, 50 und 40, die allgemein gültige Aussage über die Zuverlässigkeit dieser
u. a. von Maddox in CEN TC 54 WG C SG-Design Criteria, Hypothese, besonders im Hochtemperaturbereich, kann
basierend auf Eurocode 3, vorgeschlagen wurden. Zwecks z. Z. noch nicht gemacht werden. Ihre Bedeutung bei der Le-
Konsistenz zu dieser CEN-Norm wurden die dort enthalte- bensdauervorhersage liegt vielmehr in der Ermittlung eines
nen Wöhlerlinien-Konstanten für den Zeitfestigkeitsbereich „Warnzeitpunktes“, von dem ab gemäß den Festlegungen im
als Konstanten B 1 in Tafel 4 übernommen. Abschnitt 12 des Merkblattes besondere Prüfmaßnahmen
durchzuführen sind.
Eine weitere Absenkung der zulässigen Spannungen bis zum
Knickpunkt 5 ⋅ 106 Lastspiele wird nach den Untersuchungs- Zur Berücksichtigung des Schädigungsanteils von Span-
ergebnissen mehrerer deutscher Institute [71, 77] für nicht er- nungsschwingbreiten unterhalb der Dauerfestigkeit sind in
forderlich und auch nicht praktikabel gehalten. Der Abknick- Anlehnung an die modifizierte lineare Schadensakkumulati-
punkt in die Dauerfestigkeit wird wie bei ungeschweißten Bau- onshypothese nach Haibach [62] die zulässigen Spannungs-
teilen einheitlich auf 2 ⋅ 106 Lastspiele festgelegt. schwingbreiten 2 σ a im Dauerfestigkeitsbereich durch fiktive
Verlängerung der Lastspielzahlkurven bis 108 Lastspiele
Erläuterung zu Abschnitt 7.2.5 fortgesetzt.

Aus Schwingfestigkeitsversuchen mit geschweißten Probe- Erläuterung zu Formel (35)


stäben ist bekannt, dass durch Abarbeiten der Schweißrau- Formel (35) beschreibt den linearen Abfall der Lastspiel-
pen die Lebensdauer erhöht werden kann [16, 25, 27, 69, 88]. zahlkurven im doppeltlogarithmischen Maßstab im Bereich
Die Versuchsergebnisse zeigen jedoch aufgrund von schwing- 2 ⋅ 106 bis 108 Lastspielen. Die Formel ist aus (14) und
festigkeitsmindernden Schweißnahteinflüssen, die durch N = 2 ⋅ 106 unter Berücksichtigung einer Kurvenneigung
Nacharbeit nicht oder nur wenig beseitigt werden können m = 10 abgeleitet, die aus der bisherigen Ausgabe 3.90
(z. B. Werkstoffzusammensetzung, Nahtausbildung, Mikro- des AD-Merkblattes S 2 übernommen wurde.
fehler), eine starke Streuung der möglichen Erhöhung der
Lebensdauer bzw. der Schwingfestigkeit. Eine Höherbewer- Erläuterung zu Formel (36)
tung in die Klasse K 0 ist nur zulässig, wenn die Fehlerfreiheit Bei Schweißverbindungen wurde die Neigung der Lastspiel-
von beidseitig blecheben geschliffenen Nähten durch eine zahlkurven für Schadensakkumulationsrechnung aus dem
100%ige zerstörungsfreie Prüfung nachgewiesen ist. Eurocode mit m = 5 übernommen. Formel (36) ist sinngemäß
aus (27) entwickelt. Die Berechnungskonstanten sind unter
Erläuterung zu Abschnitt 7.2.6 Berücksichtigung der Dauerfestigkeitswerte N = 2 ⋅ 106 und
Der schwingfestigkeitsabmindernde Einfluss der Bauteil- 2 σ a = konst. nach Tafel 4 ermittelt.
größe bei Schweißverbindungen (Exponent Z = 4) wurde aus
Erläuterung zu Formel (39)
dem Eurocode Nr. 3 übernommen.
Nach Versuchsergebnissen in [87] liegen bei hochfesten
Wasserstofftransportbehältern die Bruchlastspielzahlen ge-
Erläuterung zu Abschnitt 7.2.7
genüber unteren Grenzkurven aus Referenzversuchen
Die Lebensdauerkurven für Schweißverbindungen nach Ab- (Anriß) mit Öl um einen Faktor 6,5, nach anderen unveröf-
schnitt 7.2 decken den denkbar ungünstigsten Fall der Über- fentlichten Ergebnissen gegenüber Laborluft um einen Fak-
lagerung von Last- und Schweißeigenspannungen ab, dass tor 10 niedriger. Der Anrissbeginn wird in [86] im Mittel zu
sich summarisch eine wirksame Oberspannung in Höhe der 81 % der im Versuch erreichten Bruchlastspielzahlen ange-
Streckgrenze einstellt. Folgerichtig muss aber auch in An- geben. Statistische Auswertungen haben Streuspannen
satz gebracht werden dürfen, dass nach Spannungsarmglü- von TN = 1:3,5 bis 1:4 ergeben, die unter Einbezug von Risi-
hen nur sehr geringe Schweißeigenspannungen vorliegen kobeiwerten wegen der relativ geringen Datenzahl (vgl. An-
und nur Lastmittelspannungen wirksam sind. Basierend auf hang 2, Abschnitt 3) zu erforderlichen Sicherheitsabstän-
entsprechende Versuchsergebnisse wird in [71, 78] empfoh- den von SN = 8 bis 10 gegenüber den Mittelwerten führen,
len, im Dauerfestigkeitsbereich einen Bonus von 30 % in wenn eine zulässige Ausfallwahrscheinlichkeit von PA =
Rechnung zu setzen. Ausgehend von diesem maximalen 0,01 % unterstellt wird.
Bonusfaktor 1,3 und in Anlehnung an die Lastspielzahlab- Die Bruch-Lebensdauerlinie (Mittelwerte) verläuft nahezu
hängigkeit des Lastmittelspannungs-Korrekturfaktors fM als parallel zu einer auf die Festigkeitskennwerte der Prüflinge
oberer Grenzwert möglicher Schweißeigenspannungsein- abgestimmten Walzhaut-Auslegungskurve nach Abschnitt
flüsse wurde für den Korrekturfaktor f M* eine lineare Abhän- 7.1 dieses AD 2000-Merkblattes und liegt geringfügig unter-
gigkeit von der Lastspielzahl im doppeltlogarithmischen halb der Auslegungskurve für Luftmedium. Hiernach ist es
Maßstab nach Formel (28 a) pragmatisch festgelegt. also statthaft, die Lebensdauerbeurteilung dieser Behälter
Damit in Formel (28) bei hochfesten Werkstoffen (z. B. Rm = auf der Grundlage der Vorgehensweise für Behälter ohne
1000 N/mm2) trotz Spannungsarmglühen die zulässigen Mediumeinfluss durchzuführen und die Lastspielzahlen über
Werte nicht kleiner als ohne Glühung werden, wird der Wert einen Abminderungsfaktor zu reduzieren. Die Größe dieses
f M* nach unten auf 1,0 begrenzt. Faktors wird pragmatisch auf fN = 1/10 festgelegt und ent-
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 31

spricht nach derzeitigen Kenntnissen einer Anrissausfall- [4] Zenner, H.: Festigkeitsverhalten von schwingend bean-
wahrscheinlichkeit von ca. 0,1 %, die noch als akzeptabel spruchten Bauteilen mit schräger Kerbe in Abhängigkeit
angesehen wird. vom Beanspruchungszustand.
Techn.-wiss. Ber. MPA-Stuttgart (1970) H. 70-01.
Erläuterung zu Abschnitt 13.3 [5] Betz, U.: Zur Rissbildung wechselbeanspruchter glatter
Für Schweißverbindungen aus Feinkornbaustählen unter Proben.
Wasserstoffeinfluss liegen nur sehr wenige brauchbare und Techn.-wiss. Ber. MPA-Stuttgart (1970) H. 70-02.
vergleichbare Versuchswerte aus [86] vor. Die formal nach [6] Mall, G.: Innendruckschwellverhalten von Hohlzylin-
statistischer Vorgehensweise berechneten Mittelwerte sind dern mit eingeschweißten Stutzen.
deshalb nur als grobe Anhaltswerte für 50 %-Werte einer grö- Techn.-wiss. Ber. MPA-Stuttgart (1970) H. 70-03.
ßeren Grundgesamtheit zu werten.
[7] Sautter, S.: Der Einfluss von Temperatur, Dehnungsge-
Auffallend ist die flache Neigungscharakteristik der mittleren schwindigkeit und Haltezeit auf das Zeitfestigkeitsver-
Anrisskurven gegenüber „Luft“-Kurven. Die Referenz-Ver- halten von Stählen.
suchsdaten unter Luft mit Proben aus der gleichen Charge Techn.-wiss. Ber. MPA-Stuttgart (1971) H. 71-04.
liegen nur wenig oberhalb einer entsprechenden Aus-
legungskurve für Schweißnahtklasse K 1 nach Abschnitt 7.2 [8] Friedrich, W.: Festigkeitsberechnung einwandiger
dieses Merkblattes, woraus geschlossen werden kann, dass Balgkompensatoren.
die Versuchswerte sowohl für Luft als auch für Wasserstoff Techn.-wiss. Ber. MPA-Stuttgart (1973) H. 73-01.
dem unteren Bereich des Streufeldes für Stumpfnähte [9] Maier, H.-J.: Über den Einfluss einer Kaltverformung auf
Klasse K 1 und die „Mittelwertkurve“ einer kleineren Ausfall- die Zeitfestigkeit biegewechselbeanspruchter glatter
wahrscheinlichkeit PA < 50 % zuzuordnen sind. Es erscheint Proben.
deshalb gerechtfertigt, hierfür nur einen Sicherheitsabstand
Techn.-wiss. Ber. MPA-Stuttgart (1975) H. 75-02.
von 5 (fN = 1/5) gegenüber den Versuchsmittelwerten in
Rechnung zu setzen. Unter Bezugnahme auf eine Berech- [10] Grubisic, V., u. C.M. Sonsino: Festigkeit von Hoch-
nung nach Abschnitt 8.2 lässt sich damit eine einfache Nähe- druckbehältern für neuartige Fertigungsverfahren.
rungsformel für den schwingfestigkeitsabmindernden Was- Forsch. Ber. Lab. f. Betriebsfest. Darmstadt (1979),
serstoffeinfluss für Werkstoffe mit Festigkeitsbeiwerten K20 Nr. FB-148.
≤ 355 N/mm2 (StE 355) gemäß der Formel (40) ableiten. [11] Grubisic, V., u. C.M. Sonsino: Festigkeitsbeurteilung
Hiernach beginnt der schwingfestigkeitsabmindernde Ein- von Bauteilen aus Stahl im Bereich der Kurzzeit-
fluss von Druckwasserstoff oberhalb einer Vergleichsspan- schwingfestigkeit.
nungsschwingbreite 2 σ va = 215 N/mm2.
Forsch. Ber. Lab. f. Betriebsfest. Darmstadt (1975),
Aus einigen vergleichbaren Versuchsergebnissen von Nr. TB-134.
Schweißproben aus StE 355 und StE 460 sowie aus vorlie-
[12] Saal, H.: Der Einfluss von Formzahl und Spannungs-
genden Rissbefunden an Wasserstofflagerbehältern geht verhältnis auf die Zeit- und Dauerfestigkeiten und Riss-
hervor, dass der höherfeste Feinkornbaustahl wasserstoff-
fortschreitungen bei Flachstäben aus St 52.
empfindlicher ist.
Veröff. Inst. f. Statik u. Stahlbau der TH Darmstadt
Eine Abminderung auf die Hälfte der für Stähle mit K20 ≤ 355 (1971) H. 17.
N/mm2 berechneten Werte wird als realistisch angesehen.
[13] Klee, St.: Das zyklische Spannungs-Dehnungs- und
Ein Vergleich der Versuchsdaten kerbfrei geschliffener Bruchverhalten verschiedener Stähle.
Schweißproben aus StE 460 unter Wasserstoff- und Luftbe- Veröff. Inst. f. Statik u. Stahlbau der TH Darmstadt
dingungen lassen keine signifikanten Unterschiede zwi- (1973) H. 22.
schen Wasserstoff und Luft erkennen. Es ist deshalb sinn-
voll, auch bei kerbfrei geschliffenen Nähten die Berechnung [14] Schütz, H.: Schwingfestigkeit von Werkstoffen.
für Luftmedium gemäß Abschnitt 7.2.5 durchzuführen und VDI-Bericht Nr. 214, S. 45/47.
die Lastspielzahl über einen Abminderungsfaktor fN nach [15] Just, E.: Beabsichtigte Einflüsse der Fertigungsverfah-
Formel (41) zu reduzieren, der unter Einbezug höherfester ren auf das Dauerfestigkeitsverhalten von Stählen ohne
Feinkornbaustähle (z. B. StE 460) ausreichenden Sicher- Randschichtbehandlung.
heitsabstand gewährleistet. VDI-Bericht Nr. 214, S. 75/84.
Weitere Einzelheiten siehe [92, 95]. [16] Broichhausen, J.: Beeinflussung der Dauerhaltbarkeit
von Konstruktionswerkstoffen und Werkstoffverbindun-
Schrifttum gen durch konstruktive Kerben, Oberflächenkerben
und metallurgische Kerben.
[1] Technische Regeln für Dampfkessel; hier: TRD 301 An- Fortschr.-Ber. VDI.Z., Reihe 1, Nr. 20.
lage 1 (8.96) „Berechnung auf Wechselbeanspruchung
durch schwellenden Innendruck bzw. durch kombi- [17] Schmidt, W.: Werkstoffkennwerte bei Dauerfestigkeits-
nierte Innendruck- und Temperaturänderungen“. untersuchungen.
DEW-Techn. Ber. 11 (1971), S. 8/21.
Hrsg.: VdTÜV Essen; Carl Heymanns Verlag KG, Köln.
[18] Pomp, A., u. M. Hempel: Wechselfestigkeit und Kerb-
[2] KTA-Regel 3201.2: „Komponenten des Primärkreises wirkungszahlen von unlegierten und legierten Baustäh-
von Leichtwasserreaktoren, Teil: Auslegung, Konstruk- len bei + 20 °C und -- 78 °C.
tion und Berechnung“, Ausgabe 1981. Archiv Eisenhüttenw. 21 (1950) H. 1/2, S. 53/66.
[3] Dietmann, H., u. F. Baier: Spannungszustand und Fes- [19] Hempel, M.: Dauerfestigkeit von unterschiedlich er-
tigkeitsverhalten (Literaturauswertung); 2. Teil: Schwin- schmolzenen Baustählen USt 37-2, St. 37.3 und St
gende Beanspruchung. 52.3.
Techn.-wiss. Ber. MPA-Stuttgart (1971) H. 71-02. Archiv Eisenhüttenw. 43 (1972) H. 5, S. 439/46.
AD 2000-Merkblatt
Seite 32 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

[20] Wellinger, K., u. K. Kußmaul: Festigkeitsverhalten von [38] Kloos, K.-H.: Einfluss des Oberflächenzustandes und
Stählen bei wechselnder überelastischer Beanspru- der Probengröße auf die Schwingfestigkeitseigen-
chung. schaften.
Mitt. VGB (1964) H. 92, S. 342/57. VDI-Bericht Nr. 268 (1976), S. 63/76.
[21] Wellinger, K., u. G. Luft: Wechselverformungsverhalten [39] Haibach, E.: Schwingfestigkeitsverhalten von Schweiß-
von Stählen. verbindungen.
Mitt. VGB (1968) H. 1, S. 33/45. VDI-Bericht Nr. 268 (1976), S. 179/92.
[22] Degenkolbe, J., u. H. Dißelmeyer: Schwingverhal- [40] Nowak, B., u.a.: Ein Vorschlag zur Schwingfestigkeits-
ten eines hochfesten wasservergüteten Chrom-Mo- bemessung von Bauteilen aus hochfesten Baustählen.
lybdän-Zirkonium-legierten Feinkornbaustahles mit Der Stahlbau 44 (1975) H. 9, S. 257/68 u. H. 10,
700 N/mm2 Mindeststreckgrenze im geschweißten S. 306/12.
und ungeschweißten Zustand.
[41] DIN 15 018 Teil 1 „Krane, Grundsätze für Stahltrag-
Schweißen u. Schneiden 25 (1973) H. 3, S. 205/07.
werke, Berechnung“, Ausg. 4.74.
[23] Haibach, E.: Schwingfestigkeit hochfester Feinkorn-
[42] DASt-Richtlinie 011 „Hochfeste schweißgeeignete
baustähle im geschweißten Zustand.
Feinkornbaustähle StE 460 und StE 690, Anwendung
Schweißen u. Schneiden 27 (1975) H. 5, S. 179/81. für Stahlbauten“, Ausg. Febr. 1979; Deutscher Aus-
[24] Wellinger, F., u. M. Liebrich: Kerbempfindlichkeit von schuss für Stahlbau, Köln.
Stählen im Gebiet der Zeitfestigkeit. [43] Issler, L.: Festigkeitsverhalten metallischer Werkstoffe
Z. Konstruktion 20 (1968) H. 3, S. 81/89. bei mehrachsiger phasenverschobener Schwingbean-
[25] Interne Versuchsberichte der Firma Thyssen Nieder- spruchung.
rhein AG. Diss. Uni. Stuttgart 1973.
[26] Hempel, M.: Dauerfestigkeit von Stahl. Merkblatt [44] El-Magd, E., u. S. Mielke: Dauerfestigkeit bei überlager-
Nr. 457d. Beratungsstelle f. Stahlverwendung, Düssel- ter zweiachsiger statischer Beanspruchung.
dorf. Z. Konstruktion 29 (1977) H. 7, S. 253/57.
[27] Hempel, M.: Zug-Druck-Wechselfestigkeit ungekerbter [45] Nowak, B., Saal, H., u. T. Seeger: Ein Vorschlag zur
und gekerbter Proben warmfester Werkstoffe im Tem- Schwingfestigkeitsbemessung von Bauteilen aus hoch-
peraturbereich von 500 bis 700 °C. festen Baustählen.
Archiv Eisenhüttenw. 43 (1972) H. 6, S. 479/88. Der Stahlbau 44 (1975), S. 257/68.
[28] Wellinger, K., u. R. Idler: Der Einfluss wechselnder Tem- [46] Troost, A., u. E. El-Magd: Allgemeine Formulierung der
peraturen auf das Zeitfestigkeitsverhalten von Stählen. Schwingfestigkeitsamplitude in Haighscher Darstel-
Archiv Eisenhüttenw. 48 (1977) H. 6, S. 347/52. lung.
Materialprüf. 17 (1975) Nr. 2, S. 47/49.
[29] Schieferstein, U., u. W. Wiemann: Anwendung von Be-
messungsregeln auf Bauteile mit gleichzeitiger Kriech- [47] Neuber, A.: Über die Berücksichtigung der Spannungs-
und Dehnungswechsel-Beanspruchung. konzentration bei Festigkeitsberechnungen.
Chem.-Ing. Tech. 49 (1977) Nr. 9, S. 726/37. Konstruktion 20 (1968) H. 7, S. 245/51.
[30] Zenner, H.: Niedriglastwechselermüdung bei hohen [48] Gorsitzke, B.: Betriebsfestigkeitsuntersuchungen zur
Temperaturen. Lebensdauerabschätzung; Bericht über das Kollo-
VDI-Berichte Nr. 302 (1977), S. 29/44. quium „Sicherheitstechnische Bauteilbegutachtung“
des TÜV Rheinland am 27.05.1975 in Köln-Poll.
[31] VDI-Richtlinie 2227, Entwurf 1974 „Festigkeit bei wie-
Verlag TÜV Rheinland GmbH, S. 77/93.
derholter Beanspruchung“.
[49] Krägeloh, E.: Überlagerung von thermischer und me-
[32] Siebel, E., u. M. Gaier: Untersuchungen über den Ein-
chanischer Beanspruchung bei Stählen -- Einfluss von
fluß der Oberflächenbeschaffenheit auf die Dauer-
Kerben und Schweißungen.
schwingfestigkeit metallischer Bauteile.
VDI-Bericht Nr. 301 (1977), S. 45/52.
VDI-Zeitschr. 98 (1956), S. 1715/23.
[50] Kloos, K.-H.: Einfluss des Oberflächenzustandes und
[33] Hänchen, R., u. H. Decker: Neue Festigkeitsberech-
der Probengröße auf die Schwingfestigkeitseigen-
nung für den Maschinenbau.
schaften.
Carl Hanser-Verlag, München 1967.
VDI-Bericht Nr. 268 (1976), S. 63/76.
[34] Wellinger-Dietmann: Festigkeitsberechnung.
[51] Tauscher, H.: Dauerfestigkeit von Stahl und Gusseisen.
Alfred Körner-Verlag, 3. Auflage (1976).
VEB Fachbuchverlag Leipzig (1969).
[35] Buch, A.: Einige Bemerkungen über das Einflussfakto-
[52] Haibach, E.: Dauerfestigkeit von Schweißverbindun-
renverfahren zur Berechnung der Dauerfestigkeit von
gen bei Grenzlastspielzahlen größer als 2 . 106.
Maschinenteilen.
Archiv Eisenhüttenw. 42 (1971) H. 12, S. 901/08.
Materialprüf. 19 (1976) Nr. 6, S. 194/99.
[53] Fachausschussbericht 5.016: „Höhere Zuverlässigkeit
[36] Unveröffentlichte Diskussionsbeiträge der MPA-Stutt-
im Schwermaschinenbau (Beitrag der Betriebsfestig-
gart zur Aufstellung der TRD 301 Anlage 1 (1974).
keit für die Verfügbarkeit von Hüttenwerksanlagen)“.
[37] Zirn, R.: Schwingfestigkeitsverhalten geschweißter Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) Düsseldorf,
Rohrknotenpunkte von Rohrlaschenverbindungen. Ausschuss für Anlagentechnik, Gemeinschaftsaus-
Techn.-wiss. Bericht MPA-Stuttgart (1975) H. 75-01. schuss Betriebsfestigkeit, 1974.
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 33

[54] Bericht der Arbeitsgemeinschaft Betriebsfestigkeit [70] Haibach, E.: Betriebsfestigkeit. Verfahren und Daten
beim VDEh Nr. ABF 19: „Leitfaden für eine Betriebsfes- zur Bauteilberechnung.
tigkeitsberechnung“. VDI-Verlag GmbH, Düsseldorf 1989.
Verlag Stahleisen mbH, Düsseldorf 1985, 2. Auflage. [71] Olivier, R., u. W. Ritter: Wöhlerlinienkatalog für
[55] Haibach, E., Ostermann, H., u. H.-G. Köbler: Abdecken Schweißverbindungen aus Baustählen; Teil 1 bis 5.
des Risikos aus den Zufälligkeiten weniger Schwing- Deutscher Verlag für Schweißtechnik (DVS) GmbH,
festigkeitsversuche. Düsseldorf 1979.
Lab. f. Betriebsfest. Darmstadt, TM Nr. 68/73. [72] Gurney, T.R., u. S.J. Maddox: A re-analysis of fatigue
[56] Uebing, D., u. P. Jaeger: Bedeutung der Druckprüfung data for welded joints in steel.
und des Sicherheitsbeiwertes für die Lebensdauer von Welding Research International, Volume 3 (1973) Nr. 4.
Rohr-Fernleitungen. [73] Maddox, S. J.: Third Draft (June 1994) of proposed
3 R international, H. 3 (1973), S. 137/39. detailed Fatigue Assessment Method based on Draft
Eurocode 3. CEN TC 54 WG C SG-DC.
[57] Uebing, D.: Neue Wege der Sicherheitsbetrachtung bei
Pipelinesystemen. [74] British Standard BS 5500/1994: Specification for un-
3 R international, H. 1 (1976), S. 7/10. fired fusion welded pressure vessels.
[75] British Standard BS 7608/1993: Code of practice for
[58] Richter, F.: Physikalische Eigenschaften von Stählen
Fatigue design and assessment of steel structures.
und ihre Temperaturabhängigkeit. Stahleisen-Sonder-
bericht Heft 10. [76] Eurocode Nr. 3: Bemessung und Konstruktion von
Verlag Stahleisen mbH, Düsseldorf 1983. Stahlbauten. Deutsche Fassung der europäischen Vor-
norm ENV 1993-1-1.
[59] Dengel, D.: Einige grundlegende Gesichtspunkte für die
Planung und Auswertung von Dauerschwingversu- [77] Seeger, T., u.a.: Zulässige Spannungen für den Be-
chen. triebsfestigkeitsnachweis bei wetterfesten Baustählen
nach sechsjähriger Bewitterung.
Materialprüfung 13 (1971) Nr. 5, S. 145/80.
Z. Stahlbau 60 (1991) H. 11.
[60] DIN 50 100 „Dauerschwingversuch“, Ausg. 2.78.
[78] Seeger, T., u. R. Olivier: Neigung und Abknickpunkt der
[61] VDI-Richtlinie 2227: „Festigkeit bei wiederholter Bean- Wöhlerlinie von schubbeanspruchten Kehlnähten.
spruchung; Zeit- und Dauerfestigkeit metallischer Z. Stahlbau 61 (1992), H. 5.
Werkstoffe, insbesondere von Stählen“, Entwurf 4.74.
[79] Autrosson, B., u.a.: Simplified Elastoplastic Fatigue
[62] Haibach, E.: Modifizierte lineare Schadens-Akkumula- Analysis.
tions-Hypothese zur Berücksichtigung des Dauerfestig- Int. J. Pres. Ves. & Piping 37 (1989).
keitsabfalls mit fortschreitender Schädigung.
[80] Grandemange, J.M., u.a.: Corrections de plasticite
Lab. f. Betriebsfest. Darmstadt, TM Nr. 50/70. dans les analyses de fatigue.
[63] Neuber, H.: Theory of Stress Concentration for Shear AFIAP-Conference, October 1992, Vol. 2, 109.
Strained Prismatical Bodies with Arbitrary Non-Linear [81] Hübel, H.: Plastic Strain Concentration in a Cylindrical
Stress-Strain Law. Shell Subjected to an Axial or a Radial Temperature
Trans. ASME, J. of. Appl. Mech. 1969, S. 544/50. Gradient.
[64] Saal, H.: Näherungsformeln für die Dehnungsformzahl. Transactions of the ASME, Vol. 109, Mai 1987.
Z. Materialprüf. 17 (1975) Nr. 11, S. 395/98. [82] Hübel, H.: Erhöhungsfaktor Ke zur Ermittlung plasti-
scher Dehnungen aus elastischer Berechnung.
[65] Kühnapfel, K.-F., u. A. Troost: Näherungslösungen zur
Z. TÜ Bd. 35 (1994) Nr. 6.
rechnerischen Ermittlung von Kerbdehnungen und
Kerbspannungen bei elastoplastischer Beanspru- [83] Sonsino, C.M., u. D. Hanewinkel: Schwingfeste Bauteil-
chung. bemessung mit höherfesten Stählen. Teil 1: Hinweise
Z. Konstruktion 31 (1979) H. 5, S. 183/90. zu Konstruktion und Bemessung.
Z. Stahl u. Eisen 112 (1992) Nr. 1.
[66] Dahl, W.: Das Verhalten von Stahl bei schwingender
Beanspruchung; Bericht aus Kontaktstudium „Werk- [84] Dittmar, S.: Lebensdauernachweise nach deutschen
stoffkunde Eisen und Stahl III“. Regelwerken für druckbelastete Bauteile; Vorgehens-
Verlag Stahleisen mbH, Düsseldorf 1978. weise, Lücken, Abhilfemaßnahmen.
Vortrag 18. MPA-Seminar, Oktober 1992.
[67] Hoffmann, G., u. F. Huba: Sichere Dimensionierung
geschweißter Radiallüfter. [85] Bucak, Ö.: Ermüdung von Hohlprofilknoten.
Dissertation Univers. Karlsruhe, Fak. f. Bauing.- u. Ver-
VDI-Zeitschr. 122 (1980) Nr. 5, S. 177/81.
messungswesen, 1990.
[68] Schütz, W. u.a.: Berechnung von Wöhlerlinien für Bau- [86] Kerkhoff, H., u.a.: Untersuchungen zur wasserstoffin-
teile aus Stahl, Stahlguss und Grauguss – Synthetische duzierten Rissbildung im Schweißnahtbereich von
Wöhlerlinien. VDEh-Arbeitsgemeinschaft Betriebsfes- Feinkornbaustahl bei low-cycle-Beanspruchung unter
tigkeit, Bericht Nr. ABF 11, Düsseldorf (1983). dem Einfluß von Druckwasserstoff.
[69] Boller, Chr., u. T. Seeger: Materials Data for Cyclic VdTÜV-Forschungsvorhaben Nr. 250, Schlussbericht
Loading; Part A, B, C, D u. E. Elsevier 1987. SB 2000/85, TÜV Rheinland 1990.
AD 2000-Merkblatt
Seite 34 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

[87] Schlegel, D., u.a.: Sicherheitstechnisches Gutachten [92] Gorsitzke, B.: Neuere Berechnungsvorschriften zur
zum Betrieb von Wasserstofftransportbehältern und Ermüdungsfestigkeit von Druckbehältern.
-Druckgasflaschen. Z. TÜ Bd. 36 (1995) Nr. 6 u. Nr. 7/8.
TÜV Rheinland 1981.
[88] Maddox, S.J.: Fatigue Aspects of Pressure Vessel [93] Dietmann, H., u. H. Kockelmann: Verwendung der Ge-
Design. Auszug aus: Pressure Vessel Design Philoso- staltänderungsenergiehypothese im Anwendungsbe-
phy; a short Course. reich der KTA-Regeln.
Univ. Strathclyde, 1992. VGB Kraftwerkstechnik 74 (1994), H. 6, S. 498/508.
[89] Niemi, E.: Recommendations Concerning Stress Deter-
mination for Fatigue Analysis of Welded Components. [94] Iida, K.: Application of hot spot strain to fatigue life
IIW Doc. XIII-1458-92, Version 15.08.1994. prediction.
[90] Radaj, D., H.D. Gerlach u. B. Gorsitzke: Experimentell- IIW-Doc. XIII-941-80.
rechnerischer Kerbspannungsnachweis für eine ge-
schweißte Kesselkonstruktion. [95] Gorsitzke, B.: Erläuterungen zu den Neuausgaben der
Z. Konstruktion 40 (1988), H. 11, S. 447/452. AD-Merkblätter S 1 und S 2 (1998) und ergänzende
[91] Gorsitzke, B.: Vorhersage der Ermüdungsfestigkeit Hinweise – Empfehlungen für sinngemäße Anwendung
druckführender Komponenten im Energie- und Che- auf Bauteile außerhalb des Gültigkeitsbereiches dieser
mieanlagenbau; Teil 1 u. Teil 2. Blätter. Teil 1 u. Teil 2.
Z. TÜ Bd. 30 (1989) Nr. 2 u. Nr. 3. Z. TÜ Bd. 40 (1999) Nr. 3, S. 20–25 u. Nr. 4, S. 43–48.

Bild A 1. Reduzierte Mittelspannung σ vr für R p0,2 ≤ 2 σ va< 2 R p0,2

Bild A 2. Reduzierte Mittelspannung σ vr = 0 für 2 σ va ≥ 2 R p0,2


AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 35

Spannungsschwingbreite 2 σa

Anrisslastspielzahl NA

N (Pü = 10%)
Streumaß TN = 1:
N (Pü = 90%)

σ a, D Pü = 10% 
Streumaß Tσ, D = 1 :
σ a, D Pü = 90% 

Bild A 3. Beispiel einer statistisch abgesicherten Bauteil-


Wöhlerkurve und Streubereiche (schematisch)
Spannungsschwingbreite 2 σa

Anrisslastspielzahl NA

Bild A 4. Beispiel einer statistisch nicht abgesicherten Bauteil-


Wöhlerkurve (schematisch)
AD 2000-Merkblatt
Seite 36 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

PA [%]
Sicherheitsbeiwert S

Streumaß 1/T

Bild A 5a. Bestimmung eines statistisch begründeten Sicherheitsbeiwertes bei bekanntem Streumaß
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 37

PA [%]
Sicherheitsbeiwert S

Streumaß 1/T

Bild A 5b. Bestimmung eines statistisch begründeten Sicherheitsbeiwertes bei bekanntem Streumaß
AD 2000-Merkblatt
Seite 38 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004
Standardabweichung s

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Streumaß 1/T

Bild A 6. Zusammenhang zwischen Streumaß und Standardabweichung bei logarithmischer


Normalverteilung
10000

Rm
[N/mm2]
1000
1000
800

600

400
AD 2000-Merkblatt

Spannungsschwingbreite 2 σa = 2 ⋅E ⋅ εages [N/mm2]


100
103 104 105 106 2 107

Anrisslastspielzahl NA

Bild A 7. Anrisslastspielzahlen (Streuband-Mittelwert) in Abhängigkeit von der Spannungsschwingbreite für ungekerbte Probestäbe aus
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

warmfesten ferritischen Walz- und Schmiedestählen bei Raumtemperatur und σ = 0 (AD-Merkblatt S 2, Ausg. 3.90)
Seite 39
10000

Anrisslastspielzahlen
AD-S 2 (Ausg. 3.90) Versuchsdaten nach Boller/Seeger
Rm = 1000 N/mm2 ferritische Stähle
ungekerbte glatte Proben
Rm = 900--1500 N/mm2
A5 > 15%, Z > 45%
Seite 40 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

1000

[N/mm2]
Zulässige Lastspielzahlen
AD-S 2 (Ausg. 2.95)
Rm = 1000 N/mm2

pseudoelastische Spannungsschwingbreite 2 σa = 2 ⋅E ⋅ εages


AD 2000-Merkblatt

100
102 103 104 105 106 2 107

Lastspielzahl N

Bild A 8. Vergleich zwischen Versuchsdaten und AD 2000-Merkblatt S 2


AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 41

1000

500
pseudoelastische Spannungsschwingbreite 2 σa [N/mm2]

100

160
140
50 125
m=3
112
100
90
80
71
63
56
50
45
40
36
m=5

10
104 105 106 2 5 107 108 109

Lastspielzahl N

Bild A 9. Ermüdungskurven für Schweißverbindungen unter Normalspannungen nach Eurocode Nr. 3


AD 2000-Merkblatt
Seite 42 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

Anhang 2 zum AD 2000-Merkblatt S 2

Hinweise zur Beurteilung von Wechselbeanspru- Nachweis nur für e i n e Belastungshöhe ausreichend, so
chung aus Schwingfestigkeitsversuchen dass bei Schwingfestigkeitsversuchen auf die aufwendige
Ermittlung einer Bauteil-Lebensdauerkurve verzichtet wer-
den kann. Liegen dann aber noch die beim Versuch ermittel-
1 Festlegung der Prüflast ten Anrisslastspielzahlen von nur wenigen Bauteilen dersel-
Die Prüflasten sind auf die jeweiligen Betriebsbedingungen ben Größe vor, kann nicht davon ausgegangen werden, dass
abzustimmen. Wird ein warmbetriebenes Bauteil bei Raum- der Mittelwert aus diesen wenigen Einzelergebnissen mit
temperatur geprüft, so muss bei der Festlegung der Prüflast dem Mittelwert aller übrigen nichtgeprüften gleichartigen
die temperaturbedingte Schwingfestigkeitsverminderung Bauteile (z. B. einer Baureihe) übereinstimmt.
des Werkstoffs berücksichtigt werden. Hierzu kann nähe- Es besteht die Gefahr, dass aufgrund zufällig sehr günsti-
ger Versuchsergebnisse die Schwingfestigkeits-Sicherhei-
rungsweise die 1 fache Betriebslast angesetzt werden.
f T* ten ü b e r schätzt werden. Über die auf den Mittelwert der
Sollen die Versuchsergebnisse auf geometrisch ähnliche, je- Versuchsergebnisse NVersuch bezogene Lastspielsicherheit
doch größere Bauteile oder auf Bauteile mit größeren Ober- SL = 10 hinaus wird deshalb empfohlen, einen Risiko-Bei-
flächenrauheiten übertragen werden, sind ggf. Größen- und wert jN [55] zu berücksichtigen, der das Risiko einer Fehl-
Oberflächeneinfluss bei der Prüflast zu berücksichtigen. Bei einschätzung aufgrund zufallsbedingter überdurchschnitt-
Schwingfestigkeitsversuchen im Bereich höherer Lastspiel- licher Ergebnisse abgrenzt.
zahlen (etwa oberhalb 105) ist über die Ermittlung der Anriss- Unter der Voraussetzung Gauß’scher Normalverteilung für
lastspielzahl hinaus mit der 1,5fachen auf die Betriebsbedin- die Streuung der Anrisslastspielzahlen und auf der Basis ei-
gungen abgestimmten Prüflast mit einer Prüflastspielzahl ner statistischen Sicherheit von 95 % kann der Risiko-Bei-
gleich der Betriebslastspielzahl zu prüfen, um die Span- wert jN in Abhängigkeit von der Anzahl n der geprüften Bau-
nungssicherheit S = 1,5 nach Abschnitt 7.1.1 dieses Merk- teile (Anzahl der Prüfergebnisse) und von der zu
blattes nachzuweisen. erwartenden Streuspanne 1/TN aus Bild A 10 dieses An-
hangs entnommen oder aus
1
2 Ermittlung einer Bauteil-Wöhlerkurve
Soll für ein Bauteil die zulässige Spannungs- oder Betriebs-
jN = 1 
TN
1,56 n
(1)
last-Schwingbreite für verschiedene Betriebslastspielzahlen berechnet werden.
aufgenommen werden, ist bei der Aufstellung des Versuchs-
programmes zu berücksichtigen, dass die Streuung von Die zulässige Lastspielzahl Nzul aus nur wenigen Ergebnis-
Schwingfestigkeits-Wöhlerkurven im Allgemeinen sehr groß sen, die für eine statistische Auswertung nicht ausreichen, ist
ist. dann zu ermitteln aus:
Zur quantitativen Erfassung dieser Streuung mit Hilfe statisti- N Versuch
N zul = (2)
scher Auswertungsmethoden muss das Streuband der SL ⋅ jN
Lebensdauerverteilung durch hinreichend viele Versuchs-
punkte belegt sein, wie im Bild A 3 des Anhangs 1 schema-
tisch dargestellt ist. Auf mehreren Belastungshorizonten soll-
ten mindestens sieben bis acht Bauteile geprüft werden, um
für die jeweilige Prüflasthöhe eine statistische Auswertung
hinsichtlich der Ausfallwahrscheinlichkeit durchführen zu
können. Eine Belegung von Bauteil-Wöhlerkurven, wie in
Bild A 4 des Anhangs 1 schematisch dargestellt, kann auf-
grund zufallsbedingter Lage der Messpunkte zu keiner Aus-
sage über die Streuung führen. Die durch die Punkte, evtl.
durch Ausgleichsrechnungen gezogene „Mittelwert“-Kurve
kann bestenfalls mit einer Überlebenswahrscheinlichkeit von
Pü = 50 % bewertet werden.
Bei Schwingfestigkeitsversuchen im Dauerfestigkeitsbe-
reich oder bei Berücksichtigung eines Betriebslastkollektivs
(Betriebsfestigkeitsversuch) wird es ratsam sein, wegen der
zu beachtenden Prüftechnik noch weiteres Schrifttum heran-
zuziehen [59 bis 61].

3 Abschätzung des Risikos bei nur wenigen


Versuchsergebnissen
In vielen Fällen ist zur Beurteilung eines Bauteils auf Wech- Bild A 10. Risiko-Beiwert jN auf der Basis einer statisti-
selbeanspruchung ein rechnerischer oder experimenteller schen Sicherheit von 95%
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 43

Anhang 3 zum AD 2000-Merkblatt S 2

Hinweise zur Durchführung der Spannungs- Formel (1) berechnet führt. Dieser Stützeffekt wird jedoch im
berechnung Rahmen der hier angegebenen Näherungsberechnungen
vernachlässigt.
Inhalt
Bei Berechnungen mit direkter Ermittlung der Vergleichs-
1 Allgemeines
spannung (ohne Verwendung der Spannungskomponenten)
2 Formelzeichen und Einheiten sind unter Voraussetzung vernachlässigbarer Schubspan-
3 Empfehlungen für Spannungsnachweise nungen und bei Wirkung von nur einer Belastungsart die ma-
ximale Vergleichsspannung σv, die Vergleichsspannungs-
3.1 Zylinderschale mit Ausschnitten
schwingbreite 2 σ va und die Vergleichsmittelspannung σ v
3.2 Verbindung Zylinderschale – Versteifungsring nach den allgemeinen Formeln (2) bis (4) zu bilden.
3.3 Zylinderschale mit Formabweichungen 2 σ va = B ⋅ α SB − B ⋅ α SB ⋅ G (2)
3.4 Verbindung Zylinderschale – Kegelschale
3.5 Gewölbter Boden mit Ausschnitten σv = f  B ⋅ α SB + B ⋅ α SB
2
⋅G  (3)
3.6 Verbindung Zylinderschale – Tellerboden mit Eckring
oder verstärktem Flansch σ v = f max. |B| ⋅ α SB; |B| ⋅ α SB ⋅ G (4)
3.7 Verbindung Zylinderschale – unverankerter ebener Hierin bedeuten:
Boden
3.8 Runde unverankerte ebene Platten mit Ausschnitten B, B Extremwerte einer Belastungsgröße, z. B. Innen-
druck p
3.9 Schraubverbindungen
4 Berechnungsbeispiel α SB, α SB den Belastungsgrößen B und B zugeordnete
5 Schrifttum Strukturformzahlen (bei linearer Abhängigkeit
von Belastung und Spannung ist α SB = α SB ).
G spezielle von geometrischen Größen abhängige
1 Allgemeines Funktion, z. B. auf p bezogene mittlere Ver-
gleichsspannung nach SSH für Zylinderschale
Mit den nachstehenden Hinweisen werden einfache inge-
Dm
nieurmäßige Berechnungsmethoden angegeben, nach de- G=
20 ⋅ s
nen Struktur- und Kerbspannungen für häufig ausgeführte
und lebensdauerrelevante Behälterstrukturen ermittelt wer- Die Formeln (4) bis (6) nach AD 2000-Merkblatt S 2 Ab-
den können. schnitt 5.2 zur Bildung der Vergleichsspannungsschwing-
breite 2 σ va und der zugehörigen Vergleichsmittelspannung
Die Berechnungsverfahren beschränken sich auf die allei- σ v kommen dann nicht zur Anwendung. Liegt ein kombinier-
nige Wirkung von innerem Überdruck. Zur Berechnung für ter Belastungszustand aus mehreren Belastungsarten vor,
andere Belastungsarten wie z. B. aus instationären Tempe- sind im Allgemeinen andere Berechnungsverfahren anzu-
raturdehnungen wird z. B. auf die Quellen [1] und [4] hinge- wenden, nach denen die anteilmäßigen Spannungskompo-
wiesen. nenten zur Überlagerung und Bildung der Vergleichsspan-
Als Strukturspannung wird hier die nach technischen Trag- nungen ermittelt werden können. Entsprechende Litera-
werkstheorien (z. B. Theorie der Schalen, Platten, Träger) tur-Hinweise sind in den folgenden Abschnitten enthalten.
berechnete Spannung auf der Oberfläche ohne Berücksich- Die nachstehenden Berechnungsempfehlungen basieren
tigung der Kerbwirkung (Mikro-Kerben) bezeichnet. Die auf der Grundlage der linearen Elastizitätstheorie (pseudo-
Strukturformzahl α s drückt das Verhältnis der Strukturspan- elastische Spannungen) und gelten für den Sonderfall ν = 0,3
nung σs zur Nennspannung σn aus, die in der Regel mit einer und gleichen E-Moduls von miteinander verbundenen Teilen.
mittleren Spannung im Querschnitt einer betrachteten Stelle
identisch ist. Die Kerbspannung σK ist die über die Struktur-
spannung hinausgehende maximale örtliche Spannung im
Kerbgrund. Mit der Kerbformzahl α k wird hier das Verhältnis
2 Formelzeichen und Einheiten
von elastischer Kerbspannung σK zur Strukturspannung σs Über die Festlegungen des AD 2000-Merkblattes B 0 hinaus
definiert. Für die Verknüpfung von Strukturformzahl und gilt:
Kerbformzahl wird näherungsweise ein multiplikatives Über- d Durchmesser eines Abzweiges in mm
lagerungsgesetz angenommen, so dass gilt:
fu Unrundheitsfaktor –
σ K = αk ⋅ σs = αk ⋅ αs ⋅ σ n (1)
h Höhe eines Kantenversatzes, einer
Eine scharfe Abgrenzung zwischen Strukturspannung und
Aufdachung oder Einziehung in mm
Kerbspannung ist nicht immer möglich.
s Nennwanddicke abzüglich Abnut-
Bei der Beurteilung von Schweißnahtbereichen nach
zungszuschlag in mm
AD 2000-Merkblatt S 2 Abschnitt 7.2 ist die Schweißnaht-
kerbwirkung bereits in den Lastspielzahlkurven berücksich- D Durchmesser eines Grundkörpers in mm
tigt. Im ungestörten Bereich ungeschweißter Bauteile ent- αb Biegespannungsformzahl –
spricht α k dem Oberflächen-Korrekturfaktor fo.
αk Kerbformzahl –
Bei scharfen Kerben tritt ein von der Spannungsverteilung
und vom Werkstoff abhängiger dynamischer Kerbstützeffekt αs Strukturformzahl –
auf, der zu etwas abgeminderten Kerbspannungen als nach α so Membranspannungsformzahl –
AD 2000-Merkblatt
Seite 44 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

Fußzeiger Bei unverstärkten kreisförmigen Ausschnitten kann die


a außen Strukturspannung nach [4] ermittelt werden.
i innen
3.2 Verbindung Zylinderschale – Versteifungsring
k Kegelschale, Kugelschale
Bei Zylinderschalen, an deren Innen- oder Außenwandung
m mittlerer Wert Versteifungsringe (vgl. AD 2000-Merkblatt B 6, Bild 2 und 3)
z Zylinderschale oder Halterungsringe (z. B. für Einbauten) angeschlossen
sind, bewirken diese Anschweißteile durch Dehnungsbehin-
A Abzweig
derung Biegespannungen, die sich mit den Membranspan-
B Boden, z. B. gewölbter Boden, Platte nungen aus dem Innendruck überlagern. Die maximale Ver-
D Dichtung gleichsspannung tritt auf der Innenseite auf und kann den
rund doppelten Wert der Membranspannung im ungestörten
Bereich annehmen. Im Falle von innen angeschweißten Rin-
3 Empfehlungen für Spannungsnachweise gen in Verbindung mit einer kerbintensiven Schweißnahtge-
staltung können deshalb auch derartige „untergeordnete“
3.1 Zylinderschale mit Ausschnitten
Bauteilbereiche lebensdauerbestimmend sein. Die Ver-
Bei Zylinderschalen mit rohrförmig verstärkten Ausschnitten gleichsspannung auf der Außenseite liegt stets unter der
im Geltungsbereich der AD 2000-Merkblätter B 1 bzw. B 9 Membranspannung im ungestörten Bereich.
liegt das Spannungsmaximum in vielen Fällen am Innenrand
Die Berechnung kann nach [12] durchgeführt werden.
der Stutzen-Zylinder-Durchdringung in der Längsschnitt-
ebene. Bei relativ großen Ausschnitten und/oder großer Stut-
zenverstärkung kann sich die Stelle größter Spannung auf 3.3 Zylinderschale mit Formabweichungen
die Außenseite der Durchdringung in Richtung Querschnitt- Bei Zylinderschalen können auch fertigungsbedingte Form-
sebene verlagern. Die aus der Literatur bekannten einschlä- abweichungen mit den hierdurch verursachten Zusatzspan-
gigen Formzahlgleichungen gestatten eine überschlägige nungen ermüdungsrelevante Auswirkungen haben (vgl.
Berechnung des Strukturspannungshöchstwertes, jedoch AD 2000-Merkblätter HP 1 und HP 5/1). Dies trifft insbeson-
nicht die Bestimmung für dessen Lage und Richtung. Falls dere für Zylinderschalen ohne sonstige Störstellen zu (z. B.
nicht durch andere Berechnungen nachgewiesen, ist des- ohne Ausschnitte), deren Dimensionierung auf glatte Zylin-
halb unabhängig von der Art des Stutzen-Schweißnahtan- derschalen abgestimmt ist und die Stelle maximaler Formab-
schlusses an der Durchdringungsstelle (aufgesetzt oder weichung mit einer voll beanspruchten Schweißnaht (Längs-
durchgesteckt) die z. B. nach [3] zu berechnende Vergleichs- naht) zusammenfällt.
spannung als maßgebende Strukturspannung sowohl für die Bei ovaler Formabweichung kann sinngemäß nach [1] vorge-
Innen- als auch die Außenseite der Zylinderschale anzuset- gangen werden, wobei α so = 1 und α b = 1 zu setzen ist.
zen.
Bei Kantenversatz der Längsnaht wird die Berechnung nach
Liegen Ausschnitte im Bereich von elliptischen Formabwei- [4] empfohlen.
chungen (Unrundheiten U), ist außer der Formzahl α so für
Bei Aufdachungen oder Einziehungen kann die Struktur-
Membranspannung ein Biegespannungsterm fu ⋅ α b in An-
spannung konservativ nach AD 2000-Merkblatt HP 1 An-
lehnung an [1] zu berücksichtigen.
hang 1 bestimmt werden.
Bei Stutzen, die Schrägstellungen in Zylinderlängsrichtung
Sofern im Einzelfall hierzu genauere Berechnungen durch-
aufweisen, ist die Strukturformzahl α so in Anlehnung an [2]
geführt werden sollen, können Berechnungen nach der
zu korrigieren.
Theorie 2. Ordnung vorgenommen werden [9], d. h. unter
Bei elliptischen rohrförmigen Ausschnitten, z. B. für Befahr- Berücksichtigung der sich einstellenden Verformung unter
und Besichtigungsöffnungen mit einem Verhältnis von gro- Druckbelastung und damit Verringerung der Biegespannun-
ßer Achse zu kleiner Achse ≤ 1,5, kann sinngemäß wie bei gen. Auf die Notwendigkeit einer ausreichenden Anzahl der
kreisrunden Ausschnitten vorgegangen werden. Dabei ist Fourieramplituden (Stützstellen) zur Erzielung realer Span-
der maßgebende mittlere Stutzendurchmesser dm aus der in nungswerte wird hingewiesen.
Längsrichtung des Zylindermantels liegenden Ausschnitts-
achse zu bestimmen. 3.4 Verbindung Zylinderschale – Kegelschale
Für andere Ausschnittsgeometrien, wie z. B. rechteckige Be- Der Übergang kegelförmiger Mäntel zum zylindrischen Teil
füllöffnungen oder langlochartige Schauglaseinsätze, sind kann entweder als Eckstoß oder als Torus ausgebildet sein.
keine ausreichend genauen analytischen Berechnungsme- Die maximale Strukturspannung tritt im Eckstoß bzw. in der
thoden zur Ermittlung der Strukturformzahlen bekannt. Be- Krempe auf.
kannte Lösungen für Scheiben oder Platten mit Ausschnit-
Der eckgeschweißte Kegelmantel ist für Ermüdungsbean-
ten, z. B. nach [4, 5], können auf Schalen nicht übertragen
spruchung sehr ungünstig, da bei dieser Ausführung die
werden, da infolge der Schalenkrümmung den Struktur-
höchsten Strukturspannungen auftreten und an der Stelle
membranspannungen zusätzliche Strukturbiegespannun-
maximaler Strukturspannung zusätzlich Schweißnahtkerb-
gen überlagert werden.
spannungen wirken.
Bei Blockflanschen oder dickwandigen Einschweißringen Die Berechnung kann auf der Grundlage des Anhanges zu
(vgl. AD 2000-Merkblatt B 9, Bilder 3a/3b), die den Bedin- AD 2000-Merkblatt B 2 durchgeführt werden.
gungen
Bei unmittelbaren Anschluss von Böden, insbesondere von
s A ≥ 2 ⋅ s z, b ⋅ sA ≥ di ⋅ sz (5) ebenen Böden, sind infolge gegenseitiger Beeinflussung
genügen, ist mindestens α so = 2,5 zu setzen. deutlich höhere Spannungen gegenüber dieser Berechnung
Für kombinierte rohr- und scheibenförmige Verstärkungen zu erwarten.
sind keine geschlossenen analytischen Näherungslösungen Kegelausschnitte sind unter Beachtung von AD 2000-Merk-
bekannt. Eine komponentenspezifische Berechnung über blatt B 2 Abschnitt 6 sinngemäß nach Abschnitt 3 dieses An-
Formzahldiagramme ist in [4] enthalten. hanges zu berechnen.
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 45

3.5 Gewölbter Boden mit Ausschnitten Stutzenrohr lebensdauerbestimmend für die Platte ist. Eine
Bei gewölbten Böden mit Ausschnitten kann sowohl die Bo- Berechnungsmethode ist in [4] angegeben.
denkrempe als auch der Kalottenbereich mit Ausschnitten le- Zur Berechnung von ebenen Platten für andere Lastfälle und
bensdauerbestimmend sein. Es sind deshalb beide Bereiche Lastkombinationen wird auf die Literatur [4], [13] und [14] hin-
einer Spannungsberechnung zu unterziehen. gewiesen.
Die für Ausschnitte in Zylinderschalen in Abschnitt 3.2 ange-
gebenen Hinweise gelten grundsätzlich auch für Ausschnitte 3.9 Schraubverbindungen
im Kalottenbereich von gewölbten Böden. Die örtlichen Schraubverbindungen als lösbare Verbindungselemente
Spannungen wirken jedoch hier am gesamten Ausschnitts- von Druckbehälterteilen können lebensdauerrelevanten Be-
rand. anspruchungen ausgesetzt sein, wenn bei veränderlicher
Betriebsbelastung hohe wechselnde Schraubenkräfte wirk-
Die Strukturspannung an der Bodenkrempe kann nach [4]
sam werden wie z. B. bei nicht oder nicht ausreichend vorge-
oder über die α-Kurven in den Bildern 2 und 3 im Anhang 1
spannten Verbindungen sowie beim häufigen Lösen der Ver-
zu AD 2000-Merkblatt B 3 ermittelt werden.
schraubung.
Die Bodenkalotte mit rohrförmig verstärkten oder unverstärk-
Bei üblicherweise ungleichartiger Beanspruchung von
ten Ausschnitt kann nach [6] berechnet werden. Die Berech-
Schrauben- und Mutterteil (Schraube:Zug; Mutter:Druck)
nung gilt jedoch nicht für Ausschnitte im Krempenbereich
befindet sich die höchstbeanspruchte Stelle im Allgemeinen
(außerhalb 0,6 ⋅ Da , vgl. AD 2000-Merkblatt B 3 Abschnitt
im Bereich des ersten tragenden Gewindeganges. Die ex-
8.1.4 und Bild 2).
treme Spannungsüberhöhung an dieser Stelle ist bedingt
Bei Blockflanschen oder dickwandigen Einschweißringen durch die Kerbwirkung des Gewindes und die Krafteinleitung
kann mit einer Strukturformzahl α s = 2,0 gerechnet werden, in die Gewindeflanke sowie durch die zusätzliche Biege-
sofern die Bedingungen sinngemäß nach Formel (5) erfüllt beanspruchung infolge der Flankenbelastung. Die Lastver-
sind. teilung im Gewindeeingriff sowie die Gewindekerbwirkung
Detailliertere analytische Berechnungsverfahren, die auch hängen im Wesentlichen von der Gewindeform und der
eine Ermittlung der Strukturspannungen im Stutzen an der Nachgiebigkeit der Gewindeträger (Abmessungsverhält-
Durchdringung gestatten, sind in [4] und [7] angegeben. nisse) ab. Die Spannungserhöhungsfaktoren (Kerbformzah-
len α k) liegen bei üblichen Gewindeträgerabmessungen für
3.6 Verbindung Zylinderschale – Tellerboden mit Spitzgewinde (metrisches ISO-Gewinde, Whitworth-Ge-
Eckring oder verstärktem Flansch winde) am niedrigsten. Für Sägen- oder Trapezgewinde kön-
nen zwei- bis dreifache Werte gegenüber Spitzgewinde auf-
Die Strukturspannungen für Tellerböden, die über einen Eck-
treten.
ring oder eine verstärkte Flanschverbindung mit durchge-
hender Dichtung an eine Zylinderschale angeschlossen Zur analytischen Berechnung der Gewindelastverteilung
sind, können nach [4] berechnet werden. Dabei wird voraus- und der Kerbformzahl α k wird auf die Literatur [16] bis [19]
gesetzt, dass die Flanschverbindung ausreichend vorge- hingewiesen. Zur Optimierung einer Schraubverbindung
spannt ist und nicht im Zyklus der Wechselbelastung gelöst sind wegen der vielfältigen Einflussgrößen detaillierte Be-
wird. Spannungsmaxima treten auf der Innenseite auf, und rechnungen mit großem Berechnungsaufwand erforderlich
zwar im Übergangsbereich von Tellerboden bzw. Zylinder- [20].
mantel zum Eckring oder zu den Flanschblättern, an der in
vielen Fällen auch die Anschlussschweißnähte liegen. 4 Berechnungsbeispiel
3.7 Verbindung Zylinderschale – unverankerter Druckbehälter für Kohlestaubeinblasanlage
ebener Boden
1 Angaben zur Konstruktion
Die Verbindungsstelle eines ebenen Bodens an einen Zylin-
dermantel ist ebenfalls ein ermüdungskritischer Bereich. Im Siehe Bild A 11
Falle eines Vollbodens mit sB/sz > 1 tritt die maximale Ver- Zylindermantel, Kegelmantel, Korbbogenboden, Deckel
gleichsspannung immer in der Zylinderwandung (Innenseite) und Stutzenbleche aus H II
an der Anschlussstelle auf, die z. B. nach [11] ermittelt wer- Stutzenrohre aus St 35.8 I
den kann. Detailliertere Berechnungen können auch nach [4] Flansche aus C22.8, Druckstufe PN 16
durchgeführt werden. Die Berechnungen setzen voraus, Blinddeckel mit durchgehender Dichtung
dass die ebenen Böden volltragend an- oder eingeschweißt Gestaltung der Schweißverbindungen von drucktragenden
sind (vergl. AD 2000-Merkblatt B 5 Tafel 1 Ausführung c, f Wandungen (Längs-, Rundnähte und Stutzenanschluss-
und h). nähte) entsprechend Schweißnahtklasse K 1, von An-
schweißteilen Klasse K 2
Abnutzungszuschlag 1 mm für Mäntel und Böden
3.8 Runde unverankerte ebene Platten
mit Ausschnitten 2 Betriebsdaten
Als ermüdungskritische Stelle bei Platten mit Ausschnitten ist Maximal zulässiger Druck 16 bar
in der Regel der Ausschnittsbereich anzusehen. Bei ver- Betriebstemperatur 50 °C
stärkten Ausschnitten kann dabei das Spannungsmaximum
Innendruckschwankungsbreite p− p = 12 - 0 = 12 bar
je nach den Abmessungsverhältnissen sowohl im Stutzen-
Betriebslastspielzahl N = 250.000
rohr als auch in der Platte liegen.
(entsprechend 3 Zyklen/h, 3-Schichtbetrieb, 10 Jahre)
Liegen Abmessungs-Randbedingungen nach Formel (6)
vor, 3 Zulässige Spannungsschwingbreiten nach
d s AD 2000-Merkblatt S 2 Abschnitt 7
0,05 ≤ a ≤ 0,3, 0,1 ≤ s A ≤ 0,3 (6)
dD B 3.1 Ungeschweißter Bereich, Walzhaut
liegt die maximale Vergleichsspannung immer an der An- H II ⇒ Rm = 410 N/mm2
schlussstelle des Stutzenrohres an die Platte, so dass das Rp0,2/T* = 255 N/mm2
AD 2000-Merkblatt
Seite 46 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

Spannungsschwingbreite, polierte Oberfläche nach For- Di ⋅ p D ⋅h⋅p


mel (14) 2 σ va = σ u = +6⋅ i
20 ⋅ s Z 20 ⋅ s 2Z
2 σ a = 4 ⋅ 10 + 0,55 ⋅ 410 − 10 = 296 N∕mm 2
4
 250.000 = 2942 ⋅ 12 + 6 ⋅ 2942 ⋅ 5 ⋅212 = 124 N∕mm 2
20 ⋅ 29 20 ⋅ 29
Oberflächenfaktor nach Tafel 3, Formeln (15), (16)
≈ 2 σ azul∕K1 = 122
F o = 1 − 0,056 ⋅ (ln 200) 0,64 ⋅ ln 410 +
+ 0,289 ⋅ (ln 200) 0,53 = 0,72 4.2 Gewölbter Boden mit Ausschnitten
0,4343⋅ln 250.000–2 4.2.1 Bodenkrempe
4,301
f o = (0,72) = 0,77 Strukturformzahl nach AD 2000-Merkblatt B 3 Anhang 1
Wanddickenfaktor nach Formeln (17), (18) α s = α = 3,9
1
Spannungsschwingbreite
F d = 25
30
  5,5
= 0,967
Di ⋅ p
2 σ va = α s ⋅
0,4343⋅ln 250.000–2 40 ⋅ s K
4,301
f d = 0,967 = 0,97
= 3,9 ⋅ 2942 ⋅ 12 = 119 N∕mm 2
Mittelspannungsfaktor nach Formeln (19), (21) 40 ⋅ 29
< 2 σ azul∕WH = 217
σ v = 2 σ va = 119 N∕mm 2 (siehe 4.2.1)
− 2 4.2.2 Bodenkalotte mit Ausschnitt, Stutzen Pos. 6
σ = 59,5 N∕mm
v
Strukturformzahl nach [6], Abschnitt G.2.5.2
M = 0,00035 ⋅ 410 – 0,1 = 0,0435
α s = s.c.f. = 2,0
fM =  1−
0,0435(2 + 0,0435) 59,5
1 + 0,0435

148
= 0,98 Spannungsschwingbreite
 R i + s K∕2  ⋅ p
Temperatureinflussfaktor fT* = 1 2 σ va = α s ⋅
20 ⋅ s K
Zulässige Spannungsschwingbreite nach Formel (13) für
(2400 + 29∕2) ⋅ 12
Walzhautoberfläche (WH) = 2, 0 = 100 N∕mm 2
20 ⋅ 29
2 σ azul∕WH = 296 ⋅ 0,77 ⋅ 0,98 ⋅ 0,97 ⋅ 1 = 217 N∕mm 2
< 2 σ azul∕K1 = 122

3.2 Geschweißter Bereich, Klasse K 1 und K 2


4.3 Kegelschale
Spannungsschwingbreiten nach Tafel 4, Formel (27)
4.3.1 Krempe am oberen Kegelschuss
1
Spannungsschwingbreite nach AD 2000-Merkblatt B 2 An-
2 σ a∕K1 = 5 ⋅ 
250.000

10 11 3 = 126 N∕mm 2 hang
1
e Z = 6,83
2 lσ a∕K2 = 
2,5 ⋅ 10 11
250.000
 3
= 100 N∕mm 2 10
2 σ va = σ vg = e ⋅ p
Z

Wanddickenfaktor 10
1 = 6,83 ⋅ 12 = 82 N∕mm 2 < 2 σ azul∕K1 = 122
F d = 25
30
  4
= 0,955
4.3.2 Ausschnitt im mittleren Kegelschuss,
0,4343⋅ln 250.000−2 Stutzen Pos. 8
4,301
f d = 0,955 = 0,97 Strukturformzahl nach [3] unter Berücksichtigung eines Zy-
Zulässige Spannungsschwingbreiten nach Formel (26) für linder-Ersatzdurchmessers Di = 2200 mm nach AD 2000-
Klasse K 1 und K 2 Merkblatt B 2
α s = 2,61
2 σ azul∕K1 = 126 ⋅ 0,97 = 122 N∕mm 2
Hier im speziellen Fall keine Formabweichung berücksichtigt
2 σ azul∕K2 = 100 ⋅ 0,97 = 97 N∕mm 2 ( α s = α so).
Spannungsschwingbreite
4 Vergleichsspannungsschwingbreiten Dm ⋅ p
2 σ va = α s ⋅
20 ⋅ s K
Bei reiner Schwellbeanspruchung und alleiniger Wirkung
von Innendruck können die Vergleichsspannungsschwing- = 2,61 ⋅ 2229 ⋅ 12 = 120 N∕mm 2
breiten vereinfacht nach der allgemeinen Formel (2) mit 20 ⋅ 29
B ⋅ α SB = 0 gebildet werden. < 2 σ azul∕K1 = 122

4.1 Zylinderschale mit Formabweichungen 4.4 Ebene Platten


(Aufdachung) Blinddeckel Pos. 9 mit Stutzen Pos. 10
Spannungsschwingbreite nach [8] Strukturformzahl aus BR-E13 [4]
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 47

α s = K 5 = 2,85 [6] BS 5500: 1994 Specification for Unfired fusion welded


pressure vessels. British Standard Institution: London
Spannungsschwingbreite 1994.

  ⋅ 10p ⋅ α
2
d [7] Varga, L.: Bestimmung der in der Umgebung der Aus-
2 σ va = σ v = 0,31 ⋅ s D s schnitte von innendruckbeanspruchten Druckbehälter-
B
2 deckeln auftretenden Spannungen.
= 2,85 ⋅ 0,31 ⋅ 370
35
  ⋅ 12 = 118 N∕mm 2
10
Forsch. Ing.-Wes. 29 (1963).
[8] Schmidt, K.: Beanspruchung unrunder Druckbehälter.
< 2 σ azul∕K1 = 122 VDZ-Z. (1960) Nr. 1, S. 11/15.
[9] Pich, R.: Der Zusammenhang zwischen der Unrundheit
4.5 Zylinderschale mit Tragpratzen von Kesseltrommeln und den zugehörigen Biegezu-
Tragpratzenkonstruktion mit Verstärkungsblech, Stege und satzspannungen.
Auflagerblech im Hinblick auf dehnungsbehindernde Wir- Mitt. VGB (1966) H. 103, S. 270/279.
kung für Zylinderschale konservativerweise als rechteckför- [10] John H. H., G. Lässig u. D. Niedermeyer: Ursache für
migen „Kern“ in Scheibe unter zweiachsiger Zugbeanspru- Rissschäden im Längsnahtbereich von zylindrischen
chung betrachtet. Apparatemänteln.
Berechnung der Strukturformzahl nach [5], Abschnitt 2.4, Chem. Techn. (1990) H. 6, S. 242/245.
Formeln (51) bis (54) mit Polynomkoeffizienten nach Ta-
[11] Sterr, G.: Die genaue Ermittlung des C-Wertes für die
belle 4 oder aus Bild 36.
am Rande mit einem Schuss verschweißte Kreisvoll-
Strukturformzahl α s = 2,1 platte unter Berücksichtigung der im Schuss auftreten-
Spannungsschwingbreite den Spannungen.
Techn. Überwach. 4 (1963) Nr. 4, S. 140/143.
Dm ⋅ p
2 σ va = σ u = α s ⋅ [12] Zellerer E., u. H. Thiel: Beitrag zur Berechnung von
20 ⋅ s Z
Druckbehältern mit Ringversteifungen.
= 2,1 ⋅ 2942 ⋅ 12 = 128 N∕mm 2 Die Bautechnik 44 (1967) H. 10, S. 333/339.
20 ⋅ 29
[13] Warren C. Young: Roark’s Formulas for Stress and
> 2 σ azul∕K2 = 97
Strain.
Die zulässige Spannungsschwingbreite wird überschritten. MCGraw-Hill Book Company 1989, 6. Edition.
Die Zulässigkeit der vorgesehenen Konstruktion kann ggf.
[14] DIN 3840 „Armaturengehäuse -- Festigkeitsberech-
durch genauere Spannungsberechnung nachgewiesen wer-
nung gegen Innendruck“. Entwurf August 1989.
den. Anderenfalls ist eine Konstruktionsänderung erforder-
lich. Beuth-Verlag GmbH, Berlin.
[15] VDI-Richtlinie 2230 „Systematische Berechnung hoch-
beanspruchter Schraubenverbindungen“.
5 Schrifttum VDI-Verlag GmbH, Düsseldorf 1986.
[1] TRD 301 Anlage 1: Berechnung auf Wechselbeanspru- [16] Maduschka, L.: Beanspruchung von Schraubenverbin-
chung durch schwellenden Innendruck bzw. durch kom- dungen und zweckmäßige Gestaltung der Gewindeträger.
binierte Innendruck- und Temperaturänderungen. Forschung 7 (1936) H. 6, S. 299--304.
Ausgabe April 1975. Heymanns Verlag, Köln; Beuth- [17] Hase, R.: Verformung der Gewindegänge bei Belastung
Verlag, Berlin. der Gewindeverbindung.
[2] KTA 3211.2: Druck- und aktivitätsführende Komponen- Werkstatt und Betrieb 111 (1978) H. 12, S. 813--815.
ten von Systemen außerhalb des Primärkreises. Teil 2: [18] Neuber, H., J. Schmidt u. K. Heckel: Ein dauerschwing-
Auslegung, Konstruktion und Berechnung, 6/1992. festes Gewindeprofil.
[3] Duan-Shou Xie u. Yong-Guo Lu: Prediction of Stress Konstruktion 27 (1975) H. 11, S. 419--421.
Concentration Factors for Cylindrical Pressure Vessels [19] Neuber, H.: Kerbspannungslehre.
with Nozzles.
3. Aufl., Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg
Int. J. Pressure Vessel & Piping 21 (1985). 1985.
[4] Richtlinienkatalog Festigkeitsberechnungen (RKF), [20] Gorsitzke, B.: Kerbspannungsberechnung von Schraub-
Behälter und Apparate Teil 6. verbindungen.
Ausgabe 1986. Linde-KCA-Dresden GmbH. Interner Berechnungsbericht des RWTÜV (1994).
[5] Radaj, D., u. G. Schilberth: Kerbspannungen an Aus- [21] Zeman, J.L.: Aufdachung an Längsnähten zylindrischer
schnitten und Einschlüssen. Schüsse.
Deutscher Verlag für Schweißtechnik, Düsseldorf 1977. Techn. Überwach. 34 (1993) Nr. 7/8, S.292/295.
AD 2000-Merkblatt
Seite 48 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

Bild A 11. Druckbehälter für Kohlestaubblasanlage (Berechnungsbeispiel)


AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 49

Anhang 4 zum AD 2000-Merkblatt S 2

Alternative Berechnung für höhere zulässige 2 σa für ungekerbte, polierte Probestäbe nach Formel (A 1)
Spannungsschwingbreiten oder Lastspielzahlen im Geltungsbereich 102 ≤ N ≤ 5 ¡ 106 zu ermitteln oder aus
bei verkürzten Prüffristen Bild A 12 zu entnehmen ist.
Die Kurven enthalten gegenüber den mittleren Anrisskurven
1 Geltungsbereich eine Lastspielzahlsicherheit von SN = 3 bis 5 und eine Span-
nungssicherheit von ca. Sσ = 1,5.
Die nachstehende alternative Berechnungsmethode kann
angewendet werden, wenn die Prüfintervalle für die Prüfun-
gen während des Betriebes und nach Erreichen der rechneri- 6, 7 ⋅ 10 4
schen Lebensdauer gemäß den Abschnitten 12.3 und 14.2 2 σa = + 0, 55 ⋅ R m − 10 (A 1)
N
dieses AD 2000-Merkblattes von 50 % der festgelegten
Lastspielzahl auf 25 % verkürzt werden. Die Spannungsschwingbreite 2 σa für den Dauerfestigkeits-
bereich (N ≥ 5 ⋅ 106) kann auch aus Tafel A 1 entnommen
2 Allgemeines werden.

Die Lastspielzahlkurven nach Bild A 12 und A 13 sind nach


wirtschaftlichen Aspekten unter Zugrundelegung kleinerer
Lastspielzahlsicherheit SN bzw. größerer Ausfallwahr- Tafel A 1. Spannungsschwingbreite 2 σ a im Dauerfestig-
scheinlichkeit PA unter Beibehaltung der zulässigen Span- keitsbereich für ungekerbte Probestäbe
nungsschwingbreiten im Dauerfestigkeitsbereich nach
höheren zulässigen Spannungen bzw. Lastspielzahlen an- Zugfestigkeit 2 σ a = konst. [N∕mm 2]
gehoben worden.
Rm [N/mm2] N ≥ 5 ⋅ 106 N ≥ 108
Die Lastspielzahl, von der ab die Lastspielzahlkurven hori-
zontal verlaufen („Ecklastspielzahl“), wurde einheitlich von bei Lastkollektiv
2 ¡ 106 auf 5 ¡ 106 (Bilder A 12 und A 13) verschoben.
400 240 178
Diese alternative Berechnungsmethode kann im Hinblick auf
das rechtzeitige Erkennen von eventuell auftretenden Ermü- 600 350 259
dungsanrissen als sicherheitstechnisch gleichwertig mit der
Berechnung nach dem Hauptteil dieses Merkblattes betrach- 800 460 341
tet werden.
1000 570 422
Bei ungünstiger Lage der realen Werkstoffkennwerte im
Streufeld der Lebensdauerkurven kann sich jedoch die Ge-
brauchsdauer nach Überschreitung der rechnerischen Le-
bensdauer ggf. verkürzen. 3.2 Geschweißte Bauteilbereiche
Wenn in diesem Anhang nicht anders angegeben, gelten alle
anderen Regelungen im Hauptteil dieses Merkblattes. Die zulässige Spannungsschwingbreite 2 σa zul ist nach For-
mel (26) zu berechnen. Dabei ist die Spannungsschwing-
breite 2 σa aus Bild A 13 zu entnehmen.
3 Zulässige Spannungsschwingbreite bei
bekannter Lastspielzahl Die Kurven des Bildes A 13 sind durch die Formel (27) im Be-
reich 102 ≤ N ≤ 5 ¡ 106 und Konstanten der Tafel A 2 be-
3.1 Ungeschweißte Bauteilbereiche schrieben.
Die zulässige Spannungsschwingbreite 2 σa zul ist nach For- Den Lastspielzahlkurven liegt eine Ausfallwahrscheinlichkeit
mel (13) zu berechnen, wobei die Spannungsschwingbreite von PA = 2,3 % zugrunde.

Tafel A 2. Konstanten B 1, B 2 und Spannungsschwingbreite 2 σ a im Dauerfestigkeitsbereich für Schweißverbindungen

Konstante Spannungsschwingbreite

Klasse B1 B2 2 σ a = konst. [N∕mm 2]

102 ≤ N ≤ 5 ⋅ 106 5 ⋅ 106 ≤ N ≤ 108 N ≥ 5 ⋅ 106 N ≥ 108


bei Lastkollektiv

K0 3,89 ⋅ 1012 3,30 ⋅ 1016 92 51

K1 1,25 ⋅ 1012 4,96 ⋅ 1015 63 35

K2 6,25 ⋅ 1011 1,56 ⋅ 1015 50 28

K3 3,2 ⋅ 1011 5,12 ⋅ 1014 40 22


AD 2000-Merkblatt
Seite 50 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

4 Zulässige Lastspielzahl bei bekannter 7 Berücksichtigung besonderer Betriebs-


Spannungsschwingbreite bedingungen
4.1 Ungeschweißte Bauteile 7.1 Für Stahlflaschen und nahtlos hergestellte Druckgas-
Die zulässige Lastspielzahl ist aus Formel (A 2) zu berech- behälter aus Vergütungsstählen zum Transport von kaltem
nen oder aus Bild A 12 zu entnehmen. Druckwasserstoff gilt sinngemäß AD 2000-Merkblatt S 2
*
Abschnitt 13.2, wobei die reduzierte Lastspielzahl N zul
 
2
6, 7 ⋅ 10 4 nach Formel (39) mit Nzul nach Formel (A 2) und fN = 1/10
N zul = (A 2)
2 σ a* − 0, 55 ⋅ R m + 10 zu berechnen ist.
Hierbei ist 2 σ *a die Spannungsschwingbreite nach Formel 7.2 Bei geschweißten Behältern entsprechend AD 2000-
(30). Merkblatt S 2 Abschnitt 13.3 ist die nach Formel (31) unter
Anwendung der Konstanten B 1 bzw. B 2 nach Tafel A 2
Bei Werten für 2 σ *a unterhalb der Kurven nach Bild A12 im
Bereich N ≥ 5 ⋅ 106 oder bei 2 σ *a ≤ 2 σ a für N ≥ 5 ⋅ 106 nach berechnete Lastspielzahl mit einem Abminderungsfaktor
Tafel A 1 liegt Dauerfestigkeit vor. nach Formel (40) herabzusetzen, sofern K20 ≤ 355 N/mm2
beträgt.
4.2 Geschweißte Bauteile Für Behälter mit Festigkeitskennwerten K20 von 355 < K20
≤ 500 N/mm2 sind nur 50 % der unter Verwendung der
Die zulässige Lastspielzahl wird nach Formel (31) mit den
Formel (40) ermittelten Lastspielzahlen als zulässig anzu-
Konstanten B 1 aus Tafel A 2 und der Spannungsschwing-
setzen.
breite 2 σ *a aus Formel (32) oder aus Bild A 13 ermittelt.
Bei ungeschweißten Bauteilen oder kerbfrei geschliffenen
Nähten an der wasserstoffbenetzten Wandungsseite kann
5 Berücksichtigung eines Betriebslastkollektivs die zulässige Lastspielzahl nach Abschnitt 3.1 bzw. 3.2 unter
Anwendung von Formel (39) und (41) bestimmt werden. Eine
Der Berechnungsgang ist sinngemäß nach AD 2000-Merk-
weitere Abminderung bei K20 > 355 N/mm2 ist nicht
blatt S 2 Abschnitt 9 durchzuführen, wobei die entsprechen-
erforderlich.
den Lastspielzahlkurven aus Bild A 12 bzw. Bild A 13 anzu-
wenden sind. Die fiktiven Lastspielzahlkurven können für
ungeschweißte Bauteile nach Formel (A 3)
8 Maßnahmen bei Erreichen der rechnerischen
 
10
2,57 ⋅ R m + 95 Lebensdauer
N zulk = (A 3)
2σ *a
Werden bei den Prüfungen gemäß AD 2000-Merkblatt S 2
und für Schweißverbindungen nach Formel (36) mit den in Abschnitt 14.1 keine Risse gefunden, so ist ein Weiterbetrieb
Tafel A 2 angegebenen Konstanten B 2 beschrieben wer- bis zum Erreichen des 5fachen Wertes der rechnerischen
den. Lastspielzahl Nzul oder der Schädigungssumme nach For-
mel (34) zulässig. Voraussetzung hierfür ist, dass bei den
zerstörungsfreien Prüfungen mit Prüfintervallen von 25 %
6 Prüfungen während des Betriebes von Nzul keine Ermüdungsschäden festgestellt werden. Für
Die Prüfintervalle für die Prüfungen nach AD 2000-Merkblatt das weitere Vorgehen gelten die Regelungen nach AD 2000-
S 2 Abschnitt 12.3 sind von der Hälfte auf ein Viertel der fest- Merkblatt S 2 Abschnitte 14.3 bis 14.5.
gelegten Lastspielzahl zu verkürzen. Bei tiefen zulässigen Temperaturen unterhalb von -- 200 °C
Bei tiefen zulässigen Temperaturen unterhalb von -- 200 °C verkürzen sich die Prüfintervalle für die zerstörungsfreien
sind die Prüfintervalle auf ein Achtel zu verkürzen. Prüfungen von 25 % auf 12,5 % von Nzul.
AD 2000-Merkblatt

Bild A 12. Zulässige Lastspielzahlen in Abhängigkeit von der Spannungsschwingbreite für ungekerbte Probestäbe aus warmfesten ferritischen und
austenitischen Walz- und Schmiedestählen bei Raumtemperatur und −σ = 0
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004
Seite 51
10000

fiktive Lastspielzahlen bei


Berücksichtigung eines
Betriebslastkollektivs
1000
Seite 52 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

Klasse
100
K0
K1
K2
K3
AD 2000-Merkblatt

pseudoelastische Spannungsschwingbreite 2 σa = 2 ⋅ E ⋅ εges [N/mm2]


10
5
102 103 104 105 106 107 108

Bild A 13. Zulässige Lastspielzahlen in Abhängigkeit von der Spannungsschwingbreite für Schweißverbindungen aus warmfesten ferritischen und
austenitischen Walz- und Schmiedestählen bei Raumtemperatur ( σ -- unabhängig)
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 53

Anhang 5 zum AD 2000-Merkblatt S 2

Berechnung auf Wechselbeanspruchung für entnehmen. Für Qualitätsklasse B sind die 2 σa-Werte auf
Gusseisen mit Kugelgraphit 90 % abzumindern.
Die Kurven des Bildes A 14 sind durch die Formel (A 4) mit
1 Geltungsbereich den Konstanten B aus Tafel A 3 beschrieben.

1.1 Die nachstehenden Regeln einer ausführlichen Berech- 2 σ a = B∕N 0,1 (A 4)


nung auf Wechselbeanspruchung gelten für drucktragende Die Spannungsschwingbreite 2 σa für N ≥ 2 ⋅ 106 bei Ein-
ungeschweißte Teile von Druckbehältern aus Gusseisen mit stufenbelastung oder für N = 108 bei Betriebslastkollektiv
Kugelgraphit nach DIN EN 1563 mit Beschränkung auf die kann auch aus Tafel A 3 entnommen werden.
Sorten EN-GJS-400-15/15U, EN-GJS-400-18/U-LT und Der Korrekturfaktor fd ist nach Abschnitt 7.1.3, Formel (17)
EN-GJS-350-22/22U-LT, die nach AD 2000-Merkblatt W 3/2 und (18), der Korrekturfaktor f T* nach Abschnitt 7.1.5 Formel
hergestellt und geprüft werden. (24) im Hauptteil dieses AD 2000-Merkblattes zu bilden. Die
1.2 Dieser Anhang braucht nicht angewendet zu werden, Korrekturfaktoren fo und fM sind den folgenden Abschnitten
wenn die Bedingungen nach AD 2000-Merkblatt S 1 An- zu entnehmen.
hang 3 erfüllt sind.
4.2 Korrekturfaktor zur Berücksichtigung des
1.3 An die äußere und innere Beschaffenheit der Gussteile Oberflächeneinflusses
sind erhöhte Anforderungen zu stellen, die den Festlegun-
gen der Qualitätsklassen A oder B nach DIN 1690 Teil 10 ge- Der Oberflächen-Korrekturfaktor fo ist analog Abschnitt 7.1.2
nügen (siehe Abschnitt 8.2.1). im Hauptteil dieses AD 2000-Merkblattes zu ermitteln, wobei
Fo anstelle nach Formel (16) nach Formel (A 5)
2 Allgemeines Fo = 1 – 0,03 ⋅ ln (RZ) ⋅ ln (Rm/200) (A 5)
zu berechnen ist.
2.1 Die Lastspielzahlkurven nach Bild A 14 sind auf eine
Ausfallwahrscheinlichkeit von ca. 2,3 % abgestimmt. Falls nicht anders spezifiziert, ist für Gusshaut-Oberfläche
eine Rautiefe RZ = 200 μm einzusetzen.
Die Abknickpunkt-Lastspielzahl ND, von der ab die Lastspiel-
zahlkurven für Einstufenbelastung horizontal verlaufen 4.3 Korrekturfaktor zur Berücksichtigung des
(Schwingfestigkeitswerte lastspielzahlunabhängig), ist auf Mittelspannungseinflusses
2 ⋅ 106 festgelegt. Zur Ermittlung des Mittelspannungs-Korrekturfaktors fM ist
Wenn in diesem Anhang nicht anders angegeben, gelten alle Abschnitt 7.1.4 im Hauptteil dieses AD 2000-Merkblattes
anderen Regelungen im Hauptteil dieses AD 2000-Merkblat- ausschließlich Formel (21) und Bild 9 heranzuziehen.
tes. Die größere Mittelspannungsempfindlichkeit von Kugelgra-
phitguss gegenüber Stählen wird durch Formel (A 6) berück-
3 Spannungsberechnung sichtigt.
Die Spannungsermittlung für die ungeschweißten Guss- M = 0,00035 ⋅ Rm + 0,08 (A 6)
strukturen ist auf der Basis eines Kerbspannungsnachwei-
ses durchzuführen (vgl. Abschnitt 4.2 im Hauptteil dieses
AD 2000-Merkblattes). In Sonderfällen kann hierbei die bei 5 Zulässige Lastspielzahl bei bekannter
Kugelgraphitguss gegenüber Stählen niedrigere Kerbemp- Spannungsschwingbreite
findlichkeit berücksichtigt werden. Bei Kerbformzahlen Die zulässige Lastspielzahl wird nach Formel (A 7) mit der
αK ≥ 5 (vgl. Anhang 3 Abschnitt 1) kann hierbei die Kerb- Konstante B aus Tafel A 3 und der Spannungsschwingbreite
spannung um den Faktor 1,3 vermindert werden. 2 σ *a nach Formel (30) berechnet.
Für die Ermittlung der Kerbformzahl aus einem nichtlinearen Nzul = (B / 2 σ *a )10 (A 7)
Spannungsverlauf einer FE-Berechnung bietet sich z. B. das
hot-spot-Verfahren an (siehe Abschnitt 4.1 und Bild 1 im
Hauptteil dieses AD 2000-Merkblattes). Die Kerbformzahl 6 Berücksichtigung eines Betriebslastkollektivs
αK ist dabei aus dem Verhältnis der Höchstwerte von Kerb-
Der Berechnungsgang ist sinngemäß nach Abschnitt 9 im
spannung zu Strukturspannung zu bestimmen.
Hauptteil dieses AD 2000-Merkblattes mit den entsprechen-
Vergrößerungsfaktoren ke oder kν für mechanische Span- den Lastspielzahlkurven aus Bild A 14 durchzuführen. Die im
nungen bzw. Wärmespannungen im überelastischen Be- Bereich 2 ⋅ 106 ≤ N ≤ 108 des Bildes A 14 gestrichelt an-
reich brauchen nicht in die Rechnung eingesetzt zu werden, gegebenen fiktiven Kurvenverläufe können ebenfalls nach
da der Einfluss überelastischer Verformungen in den Last- Formel (A 7) beschrieben werden, wobei die Berechnungs-
spielzahlkurven bereits berücksichtigt ist. konstanten B in Tafel A 3 auch für diesen Lastspielzahlbe-
reich gelten.
4 Zulässige Spannungsschwingbreite bei
bekannter Lastspielzahl 7 Konstruktive Voraussetzungen
4.1 Zulässige Spannungsschwingbreite für Sinngemäß gelten die Hinweise nach Abschnitt 10 im Haupt-
ungekerbte Probestäbe teil dieses AD 2000-Merkblattes.
Die zulässige Spannungsschwingbreite 2 σazul ist nach For- Bei schroffen Querschnittsänderungen drucktragender
mel (13) zu berechnen. Dabei ist die Spannungsschwing- Wandungen muss der Übergang mit einer Neigung von
breite 2 σa für Bauteile der Qualitätsklasse A aus Bild A 14 zu max. 1:3 ausgeführt werden.
AD 2000-Merkblatt
Seite 54 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

Übergangsradien von angegossenen Stutzen, Stützfüßen fungen aufgrund der Wechselbeanspruchung verzichtet
usw. dürfen nicht kleiner als das 1,5-fache der dünnsten an- werden.
grenzenden Wand betragen.
9 Reparaturen von festgestellten Oberflächen-
8 Prüfungstechnische Voraussetzungen fehlern
Für wechselbeanspruchte Gussstücke ist die einwandfreie Eine Beseitigung von Oberflächenfehlern an wechselbean-
Beschaffenheit des Bauteils von besonderer Bedeutung. Ins- spruchten Druckgeräten ist ausschließlich durch Beschleifen
besondere wirken sich Oberflächenfehler ungünstig auf die durchzuführen. Die zulässige Schleiftiefe ist erforderlichen-
Lebensdauer aus. Aus diesen Gründen kommt der zerstö- falls im Rahmen einer Entwurfsprüfung zu ermitteln.
rungsfreien Prüfung im Rahmen der Herstellung und bei wie- Druckgeräte, an denen Schweißarbeiten (Fertigungsschwei-
derkehrenden Prüfungen besondere Bedeutung zu. ßungen oder Reparaturschweißungen) durchgeführt wer-
den, können bis zum Vorliegen gesicherter Erkenntnisse
8.1 Entwurfsprüfung über zulässige Lastspielzahlen nur für vorwiegend ruhende
Beanspruchung verwendet werden.
Im Rahmen der Entwurfsprüfung sind die hoch beanspruch-
ten Bauteilbereiche festzulegen, die bei der Herstellung so-
wie den wiederkehrenden Prüfungen an jedem Druckgerät 10 Schrifttum
zerstörungsfrei zu prüfen sind. Die zu prüfenden Bauteilbe- [1] Gorsitzke, B.: Berechnung der Ermüdungslebensdauer
reiche sind zwischen Hersteller und der zuständigen unab- wechselbeanspruchter Druckbehälter aus Gusseisen mit
hängigen Stelle festzulegen. Kugelgrafit.
8.2 Prüfung während der Fertigung Empfehlungen zur Ermüdungsfestigkeitsberechnung in An-
lehnung an die AD-Merkblätter S 1/S 2 und DIN EN 13445-3,
8.2.1 An den hochbeanspruchten Stellen sind Oberflä- 17/18:1999 -- Vorschläge zum Europäischen Normenentwurf
chenrissprüfungen, vorzugsweise nach dem Magnetpulver- prEN 13445, Teil 7 (12.99): Zusätzliche Anforderungen an
prüfverfahren, durchzuführen. Für zulässige Oberflächen- Druckbehälter und Druckbehälterteile aus Gusseisen mit
fehler durch Sand-, Schlacken- und Gaseinschlüsse gelten Kugelgrafit.
sinngemäß die Festlegungen nach DIN 1690 Teil 10, Quali- Z. TÜ 41 (2000) Nr. 11/12, S. 46--52.
tätsklasse A oder B. Hierzu können Eindringprüfungen erfor-
derlich sein. Rissartige Oberflächenfehler sind nicht zuläs- [2] Hück, M.; Schütz, W.; Walter, H.: Moderne Schwingfestig-
sig. keitsunterlagen für die Bemessung von Bauteilen aus Sphä-
roguss und Temperguss.
8.2.2 Zusätzlich sind diese hochbeanspruchten Stellen ei-
ner Volumenprüfung an mindestens 10 % der Bauteile eines ATZ 86 (1984) Nr. 7/8, S. 325--331 und Nr. 9, S. 385--388.
jeden Loses mittels einer Durchstrahlungsprüfung zu unter-
ziehen. Dabei sind die höchtzulässigen Anzeigenmerkmale Tafel A 3. Berechnungskonstante B und Spannungs-
nach Qualitätsklasse A oder B nach DIN 1690 Teil 10 einzu- schwingbreiten bei N ≥ 2 ⋅ 106
halten.
8.2.3 Für jedes Los ist die Graphitausbildung mittels mikro- Berechnungs- Spannungsschwingbreite
konstante B 2 σa = konstant [N/mm2]
skopischer Untersuchung zu prüfen. Die Graphitausbildung
muss DIN EN 1563 Abschnitt 7.5 entsprechen. Lastspiel- Einstufenlast Lastkollektiv
zahlbereich 103 ≤ N ≤ 108 N ≥ 2 ⋅ 106 N = 108
8.3 Prüfungen während des Betriebes
Qualitäts-
A B A B A B
8.3.1 Die Prüfintervalle für Prüfungen während des Betrie- klasse
bes und nach Erreichen der rechnerischen Lebensdauer Werkstoff-
sind abweichend von Abschnitt 12.3.1 bzw. 12.3.4 im Haupt- sorte
teil dieses AD 2000-Merkblattes wegen der in den Lastspiel-
EN-GJS- 1173 1056 275 247 186 167
zahlkurven nach Bild A 14 zugrunde liegenden höheren Aus- 400-15/15U
fallwahrscheinlichkeit auf 25 % der berechneten zulässigen EN-GJS-
Lastspielzahl verkürzt. Hierbei ist bei Bauteilen, die für eine 400-18/18
Betriebslastspielzahl ≥ 2 ⋅ 106 berechnet sind, N = 2 ⋅ 106 U-LT
einzusetzen. EN-GJS- 1091 982 256 230 173 156
8.3.2 Wenn die Spannungsschwingbreite 2 σ *a abweichend 350-22/22
von Tafel A 3 80 N/mm2 nicht übersteigt, kann auf die Prü- U-LT
1000

Qualitätsklasse A

Werkstoffsorte: fiktive Lastspielzahlen bei


EN-GJS-400-15/15U Berücksichtigung eines
EN-GJS-400-18/18U-LT Betriebslastkollektivs
Rm
[N/mm2]

400
EN-GJS-350-22/22U-LT 350
AD 2000-Merkblatt

pseudoelastische Spannungsschwingbreite 2 σa = 2 ⋅ E ⋅ εges [N/mm2]


100
2
103 104 105 106 107 108
zulässige Lastspielzahl Nzul

Bild A 14. Zulässige Lastspielzahlen in Abhängigkeit von der Spannungsschwingbreite für Gusseisen mit Kugelgraphit bei Raumtemperatur ( σ -- unabhängig)
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004
Seite 55
AD 2000-Merkblatt
Seite 56 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

Anhang 6 zum AD 2000-Merkblatt S 2

Berechnung auf Wechselbeanspruchung (0,4343 ¡ ln N--2) / 4,301


für Behälter aus Aluminiumlegierungen -- in den Formeln (15) und (17) der Exponent
Knetwerkstoffe (0,4343 ¡ ln N--2) / 4,699
zu setzen ist.
1 Geltungsbereich Für N ≥ 5 ¡ 106 ist fo = Fo bzw. fd = FD.
Die nachstehenden Regeln einer ausführlichen Berechnung Falls nicht anders spezifiziert, ist für die Oberfläche von
auf Wechselbeanspruchung gelten für drucktragende Teile gewalzten oder gepressten Teilen eine Rautiefe von
von Druckbehältern aus Aluminiumlegierungen als Knet- RZ = 100 µm einzusetzen.
werkstoffe, die nach AD 2000-Merkblatt W 6/1 hergestellt 4.1.3 Zur Ermittlung des Mittelspannungs-Korrekturfak-
und geprüft werden, und für maßgebliche Temperaturen tors fM ist ausschließlich der Formel (21) und des Bildes 9
T* ≤ 100 °C. der Abschnitt 7.1.4 im Hauptteil dieses AD 2000-Merkblat-
tes heranzuziehen. Die größere Mittelspannungsempfind-
2 Allgemeines lichkeit von Aluminiumlegierungen gegenüber Stählen ist
durch Formel (A 9) zu berücksichtigen.
2.1 Wenn in diesem Anhang nichts anderes angege-
ben, gelten alle anderen Regelungen im Hauptteil dieses M = 0,74 ¡ 10 --3 ¡ Rm + 0,025 (A 9)
AD 2000-Merkblattes. 4.1.4 Bei Lastzyklustemperatur T* > 50 °C ist der tempe-
2.2 Die Lastspielzahlkurven nach den Bildern A 15 und raturbedingte Abfall der Schwingfestigkeit nach
A 16 sind auf eine Ausfallwahrscheinlichkeit von ca. 2,3 % fT* = 1 -- 0,003 (T*--50) (A 10)
abgestimmt. zu bestimmen.
2.3 Die Abknickpunkt-Lastspielzahl ND, von der ab die
Lastspielzahlkurven für Einstufenbelastung horizontal ver- 4.2 Geschweißte Bauteilbereiche
laufen (Schwingfestigkeitswerte lastspielzahlunabhängig), 4.2.1 Die zulässige Spannungsschwingbreite 2σazul ist
ist auf 5 ¡106 festgelegt. ausschließlich des Abschnittes 7.2.7 sinngemäß nach Ab-
2.4 Wechselnde thermische Belastungen sind von dieser schnitt 7.2 Formel (26) im Hauptteil dieses AD 2000-Merk-
Berechnung ausgeschlossen. blattes zu berechnen. Dabei ist die Spannungsschwing-
breite 2σ a in Abhängigkeit von der Schweißnahtgestaltung
bei Raumtemperatur aus Bild A 16 zu entnehmen. Die
3 Maßgebende Vergleichsspannungs- Kurven des Bildes A 16 können durch die Formel (A 11) im
schwingbreite im überelastisch Bereich 103 ≤ N ≤ 5 ¡106 und Konstanten der Tafel A 5
beanspruchten Bereich beschrieben werden.
Der Vergrößerungsfaktor ke für mechanische Belastungen 2σ a = (B1/N)1/m1 (A 11)
im überelastischen Bereich ist analog Abschnitt 6 im
4.2.2 Übersteigt die zulässige Spannungsschwingbreite
Hauptteil dieses AD 2000-Merkblattes zu ermitteln, wobei
für den geschweißten Bauteilbereich die zulässige Span-
die Werte A 1, A 2 und A 3 aus Tafel 1 für Austenite zu ent-
nehmen sind. nungsschwingbreite nach Abschnitt 4.1, so ist diese auf den
Wert nach Abschnitt 4.1 zu begrenzen.

4 Zulässige Spannungsschwingbreite 5 Zulässige Lastspielzahl bei bekannter


bei bekannter Lastspielzahl Spannungsschwingbreite
4.1 Ungeschweißte Bauteilbereiche Bei der Ermittlung der zulässigen Lastspielzahl Nzul ist
Die zulässige Spannungsschwingbreite 2σazul ist sinnge- sinngemäß nach Abschnitt 8 im Hauptteil dieses AD 2000-
mäß nach Abschnitt 7.1 Formel (13) im Hauptteil dieses Merkblattes vorzugehen.
AD 2000-Merkblattes zu ermitteln. 5.1 Bei ungeschweißten Bauteilen ist die zulässige Last-
4.1.1 Die Spannungsschwingbreite 2σ a für ungekerbte, spielzahl iterativ aus Formel (A 8) zu berechnen oder aus
polierte Probestäbe bei Raumtemperatur und reiner Wech- Bild A 15 zu entnehmen.
selbeanspruchung (Mittelspannung σ = 0) ist nach For- 5.2 Bei geschweißten Bauteilen wird die zulässige Last-
mel (A 8) im Geltungsbereich 103 ≤ N ≤ 5 ¡106 zu berech- spielzahl nach
nen oder aus Bild A 15 zu ermitteln. In den Kurven ist ein
Spannungssicherheitsbeiwert von Sσ =1,5 bzw. ein Last- N zul = B1∕(2σ a* ) m1 (A12)
spielsicherheitsbeiwert SN ≥ 3,5 gegenüber den mittleren mit den Konstanten aus Tafel A 5 oder aus Bild A 16 er-
Schädigungskurven berücksichtigt. mittelt.
2σ a = 2, 01 ⋅ 10 4∕N 0,7 + 2, 18 ⋅ R m∕N 0,1 (A 8) Hierbei bleiben die Formeln (28), (28 a) und (33) im Haupt-
Die Spannungsschwingbreite 2σa für ND ≥ 5 ¡106 kann teil dieses AD 2000-Merkblattes zur Berechnung der Span-
auch aus Tafel A 4 entnommen werden. nungsschwingbreite 2σ a* im Fall verringerter Schweiß-
4.1.2 Zur Berechnung der Oberflächen- und Wanddicken- eigenspannungen unberücksichtigt.
Korrekturfaktoren fo und fd gelten ausschließlich der Bil- 5.3 Übersteigt die zulässige Lastspielzahl für den ge-
der 6 und 7 sinngemäß die Abschnitte 7.1.2 bzw. 7.1.3 im schweißten Bereich die zulässige Lastspielzahl nach Ab-
Hauptteil dieses AD 2000-Merkblattes, wobei anstelle des schnitt 5.1, so ist diese auf den Wert nach Abschnitt 5.1 zu
Exponenten begrenzen.
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 57

6 Berücksichtigung eines Betriebslastkollektivs [4] Bäumel, A; Seeger, T.: Materials Data for Cyclic
Loading. Suplement 1.
Der Berechnungsgang ist sinngemäß nach Abschnitt 9 im
Elsevier Science Publishers, Amsterdam, 1990.
Hauptteil dieses AD 2000-Merkblattes mit den entsprechen-
den Lastspielzahlkurven der Bilder A 15 und A 16 unter Aus- [5] Hobbacher, A.; Neumann, A.: Schweißtechnisches
schluss der Überlagerung von Kriechschädigung nach den Handbuch für Konstrukteure; Teil 4 -- Geschweißte
Abschnitten 9.3 und 9.4 durchzuführen. Aluminiumkonstruktionen.
Die in den Bildern A 15 und A 16 im Bereich 5 ¡ 106 DVS-Verlag GmbH, Düsseldorf 1993.
≤ N ≤ 108 gestrichelt angegebenen fiktiven Kurvenver- [6] Haibach, E.: Betriebsfestigkeit -- Verfahren und Daten
läufe können für ungeschweißte Bauteile ebenfalls nach zur Bauteilberechnung.
Formel (A 8) und für Schweißverbindungen nach Formel VDI-Verlag GmbH, Düsseldorf 1989.
(A 13)
[7] FKM-Richtlinie: Rechnerischer Festigkeitsnachweis für
N zul k = B2∕(2σ a* ) m2 (A 13) Maschinenbauteile aus Stahl, Eisenguss- und Alumi-
mit den in Tafel A 5 angegebenen Konstanten B2 und Expo- niumwerkstoffen.
nenten m2 beschrieben werden. VDMA-Verlag GmbH, Frankfurt/Main, 4., erweiterte
Ausgabe 2002.

7 Konstruktive, herstellungstechnische und


10 Erläuterungen
prüftechnische Voraussetzungen
Zu Abschnitt 1
7.1 Für die konstruktiven, herstellungstechnischen und
prüftechnischen Voraussetzungen gelten sinngemäß die Für Druckbehälter kommen üblicherweise Aluminiumle-
Regelungen nach den Abschnitten 10, 11 und 12 im Haupt- gierungen als Knetwerkstoffe zur Anwendung. Reinalumi-
teil dieses AD 2000-Merkblattes. nium mit relativ niedrigen Festigkeiten hat kaum Bedeu-
7.2 Wegen hoher Kerbempfindlichkeit von Aluminium tung. Der Anhang wird deshalb auf o. a. Werkstoffe
wirken sich Riefen besonders lebensdauerabmindernd beschränkt. Der Anwendungsbereich wird vorerst auf
aus und sind deshalb zu vermeiden. 100 °C beschränkt, da bei Aluminiumwerkstoffen im Allge-
meinen temperaturbedingte Kriecherscheinungen bereits
7.3 Bei Schweißnähten sind die Anforderungen der Bewer- wenig oberhalb der Raumtemperatur auftreten.
tungsgruppe B nach DIN EN 30042 einzuhalten.
7.4 Die Prüfintervalle für die Prüfungen nach Ab- Zu Abschnitt 2.3
schnitt 12.3 im Hauptteil dieses AD 2000-Merkblattes sind Eine klassische Dauerfestigkeit ist bei Aluminiumwerkstof-
auf 25 % von Nzul festzulegen. Hierbei ist bei Bauteilen, die fen nicht gegeben. Zum ingenieurmäßigen Ermüdungs-
für eine Betriebslastspielzahl ≥ 5 ¡ 106 berechnet sind, festigkeitsnachweis wird in Anlehnung an [1; 2] die Abknick-
N = 5 ¡ 106 einzusetzen. punkt-Lastspielzahl bei Einstufenbelastung sowohl für
7.5 Für die Maßnahmen bei Erreichen der rechnerischen ungeschweißte als auch geschweißte Bauteile einheitlich auf
Lebensdauer gelten die Regelungen nach Anhang 4 Ab- 5 ¡ 106 festgelegt.
schnitt 8 dieses AD 2000-Merkblattes. Zu Abschnitt 3 und Bilder A 15, A 16
Abgestimmt auf die Anforderungen im Maschinenbau und
8 Berücksichtigung besonderer Betriebs- Stahlbau beginnen die Wöhlerkurven in [1; 2; 7] erst bei
bedingungen 10 000 Lastspielen. Hierbei sind plastische Ermüdungs-
Verformungen praktisch ausgeschlossen.
Für den Schwingfestigkeitsabfall bei ausgeprägtem Korro-
sionsangriff gelten die allgemeinen Hinweise nach Ab- Im Hinblick auf die Belange einiger Druckbehälterarten wie
schnitt 13.1 im Hauptteil dieses AD 2000-Merkblattes. z. B. Fahrzeugbehälter ist eine Ermüdungsfestigkeits-
beurteilung aber auch für nur wenige Tausend Lastzyklen
Bei allen Arten des Zusammenwirkens von Wechselbean-
erforderlich. Die untere Lastspielzahl in den Bildern A 15
spruchung und Korrosion ist die Lebensdauer nicht nur von
und A 16 wurde deshalb auf 1000 Lastspiele (wie auch in
der Lastspielzahl, sondern auch von der Zeit der Korrosions-
[3]) festgelegt. Hierbei sind wie bei Stählen Korrekturfakto-
einwirkung abhängig.
ren für überelastische Beanspruchungen in Rechnung zu
Bei Behältern mit feuchten Schüttgütern (z. B. Zement) setzen.
und zyklischer Innendruck-Beanspruchung beim Füllen Stichprobenartige Nachrechnungen mit zyklischen Werk-
und Entleeren kommt auf Grund von Erkenntnissen aus stoffkennwerten für einige Aluminiumlegierungen führten zu
Schadensfällen konstruktiven und fertigungstechnisch dem Ergebnis, dass man in erster Näherung wie bei austeni-
spannungsvermindernden Maßnahmen besondere Be- tischen Werkstoffen vorgehen kann.
deutung zu.
Zu Formel (A 8)
9 Schrifttum Die Ermüdungsfestigkeit von Aluminiumlegierungen hängt
neben verschiedenen Einflussfaktoren wie z. B. Legie-
[1] Hobbacher, A.: Empfehlungen zur Schwingfestigkeit ge- rungszusammensetzung, Zustand und Herstellungsart
schweißter Verbindungen und Bauteile. ähnlich wie bei Stahl primär von der Zugfestigkeit ab. In
IIW-Dokument XIII-1359-96/XV-845-96, DVS-Verlag, Abweichung von [1] und [2], in denen für ungeschweißte
Düsseldorf 1997. Bauteile aus Legierungen der Registriernummern der
[2] European Recommendations for Aluminium Alloy Reihe 6000 zusammenfassend nur eine Wöhlerkurve ent-
Structures Fatigue Design. halten ist, werden hier zugfestigkeitsabhängige Ausle-
gungskurven angegeben, wie sinngemäß auch in [7] vor-
ECCS-TC2-TG4/ERAAS 1992.
gegangen wird. Die Auslegungskurven beruhen auf deh-
[3] British Standard 8118: Part 1: 1991, Section 7. nungsbasierten Werkstoff-Wöhlerlinien in der Darstellung
AD 2000-Merkblatt
Seite 58 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004

von Manson, Coffin, Morrow mit Richtwerten für die das Zu Abschnitt 4.2
zyklische Werkstoffverhalten beschreibenden Parameter.
Die Wöhlerkurven für geschweißte Bauteilbereiche sind
εa = σ f‘/E ¡ (2N)b + εf‘ ¡ (2N)c Dehnungsamplitude wie bei Stahl nahezu mittelspannungs- und zugfestig-
aus plastischer und keitsunabhängig. Die Klassifizierung der verschiedenen
elastischer Wechsel- Schweißnahtausführungen erfolgt wie für Stahl-Schweiß-
dehnung verbindungen nach Tafel 5 dieses AD 2000-Merkblattes,
Der Formel (A 8) liegen folgende Kennwerte (Richtwerte) zu- wobei die zulässigen Spannungsschwingbreiten bei 2 ¡ 106
grunde. Lastspielen sinngemäß den in [1; 2; 3] enthaltenen FAT-
bzw. Class-Festigkeitswerten zugeordnet sind. Die Nei-
σ f‘ = 1,75 ¡ Rm [N/mm2] Schwingfestigkeits- gung der Wöhlerlinien für die verschiedenen Nahtklassen
koeffizient wurde in Anlehnung an [3] festgelegt. Für kerbspannungs-
b = --0,1 Schwingfestigkeits- arme Verbindungen verlaufen die Wöhlerlinien flacher als
exponent bei kerbintensiveren. Der Neigungsexponent m1 reicht
von 4 bis 3. Es wird unterstellt, dass Schweißeigenspan-
εf‘ = 0,35 Duktilitätskoeffizient nungen entsprechend einem Spannungsverhältnis R = 0,5
c = --0,7 Duktilitätsexponent vorliegen.
Hiermit ergibt sich mit E = 7 ¡ 105 N/mm2 eine zugfes- Bei niedrigfesten Legierungen können sich nach Ab-
tigkeitsbezogene Schädigungs-Spannungsamplitude bei schnitt 4.1 (ungeschweißte Bereiche) niedrigere zulässige
einer Bezugslastspielzahl N = 1 ¡ 106 von σ a / Rm ≈ 0,42, Spannungsschwingbreiten ergeben als für kerbspannungs-
die mit dem in [4] angegebenen Richtwert übereinstimmt. arme Schweißverbindungen. In diesen Fällen ist der kleinere
Bei Berücksichtigung einer Spannungssicherheit Sσ = 1,5 Spannungswert maßgebend.
und einer Lastspielzahlsicherheit von mindestens SN = 3,5
analog AD 2000-Merkblatt S 2 Anhang 4 wird wegen des Zu Abschnitt 6
bei Aluminiumwerkstoffen typischen flachen Wöhlerlinien- Zur Berücksichtigung eines Betriebslastkollektivs werden
Verlaufs die Spannungssicherheit über dem gesamten die Wöhlerkurven für Schweißverbindungen ab der Abknick-
Lastspielzahlbereich (N ≥ 103) maßgebend, die schließ- punkt--Lastspielzahl ND = 5 ¡ 106 bei Einstufenbelastung mit
lich zu Formel (A 8) führt. der üblichen flacheren Steigung m2 = m1 + 2 fortgesetzt.
Die Wöhlerkurven für ungeschweißte Teile werden wegen
Zu Abschnitt 4.1.2 des flachen Verlaufs im Bereich hoher Lastspielzahlen nach
Formel (A 8) weitergeführt.
Zur sinngemäßen Berechnung der Oberflächen- und Wand-
dicken-Korrekturfaktoren nach Abschnitt 7.1.2 bzw. 7.1.3 im
Tafel A 4. Spannungsschwingbreite 2σa bei Abknick-
Hauptteil dieses AD 2000-Merkblattes wurden die Exponen- punkt-Lastspielzahlen für ungekerbte Probe-
ten auf die Abknickpunkt-Lastspielzahl ND = 5 ¡ 106 abge- stäbe aus Aluminium-Knetlegierungen bei
stimmt.
Raumtemperatur und Mittelspannung σ = 0

Zu Formel (A 9)
2σa = konst. [N/mm2]
Zugfestigkeit
Formel (A 9) wurde aus Versuchsdaten zur Mittelspan-
N ≥108
nungsempfindlichkeit M von Aluminiumwerkstoffen nach Rm [N/mm2] N ≥ 5 ¡ 106
Lastkollektiv
Haibach/Schütz ([6], Bild 2.1--9) abgeleitet.
300 140 104
Zu Formel (A 10)
250 117 86
Der temperaturbedingte Abfall der Ermüdungsfestigkeit
wurde als unterer Grenzwert des Temperaturverhaltens 200 94 69
einiger Aluminiumlegierungen bei Wechselbeanspruchung
festgelegt. 150 70 52

Tafel A 5. Konstanten B1, B2, m1, m2 und Spannungsschwingbreiten 2σa bei Abknickpunkt-Lastspielzahlen für
Schweißverbindungen aus Aluminium-Knetlegierungen bei Raumtemperatur

Spannungsschwingbreite
Konstanten
2σa = konst. [N/mm2]

Klasse N ≥108
103 ≤ N ≤ 5 ¡ 106 5 ¡ 106 ≤ N ≤ 108 N ≥ 5 ¡ 106
Lastkollektiv
m1 B1 m2 B2

K0 4,0 1,25 ¡ 1013 6,0 1,98 ¡ 1016 40 24

K1 3,5 5,07 ¡ 1011 5,5 3,68 ¡ 1014 27 16

K2 3,25 1,01 ¡ 1011 5,25 4,50 ¡ 1013 21 12

K3 3,0 2,13 ¡ 1010 5,0 5,60 ¡ 1012 16 9


AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004 Seite 59

Spannungsschwingbreite 2σ a [N/mm2 ]

zulässige Lastspielzahl Nzul

Bild A 15. Zulässige Lastspielzahlen in Abhängigkeit von der Spannungsschwingbreite für ungekerbte Probestäbe aus
Aluminium-Knetlegierungen bei Raumtemperatur und σ = 0
AD 2000-Merkblatt
Seite 60 AD 2000-Merkblatt S 2, Ausg. 10.2004
Spannungsschwingbreite 2σ a [N/mm2 ]

--

zulässige Lastspielzahl Nzul

Bild A 16. Zulässige Lastspielzahlen in Abhängigkeit von der Spannungsschwingbreite für Schweißverbindungen aus
Aluminium-Knetlegierungen bei Raumtemperatur ( σ −unabhängig)

Das könnte Ihnen auch gefallen