Sie sind auf Seite 1von 8

NEXUS IMPULSE FÜR DIE PRAXIS

Mit Hochschulsport mehr bewegen


Kompetenzen außerhalb des Hörsaals erwerben und nachhaltig nutzen

Ausgabe 17 | Februar 2019


2 nexus IMPULSE FÜR DIE PRAXIS | Ausgabe 17

Einführung
Der Hochschulsport bietet durch sein lern­orientiertes und und Gesundheitskompetenzen auszubilden (Selbstkom-
differenziertes Programm rund 2,5 Millionen Studieren- petenz). Im Rahmen sozialer Organisationsformen, z. B.
den in Deutschland täglich die Möglichkeit, verschiedene im Mannschafts- und Teamsport, offeriert der Sport ein
Sportarten zu erleben, zu erlernen und zu praktizieren – Lernfeld für den Erwerb und die Entwicklung sozialer,
Aktivitäten, die den Lebensalltag nachhaltig bereichern. interaktiver und damit kommunikativer Kompetenzen. Im
Gleichzeitig erschließt der Hochschulsport im Rahmen Kontext systematischer Trainingsprozesse, wie etwa im
der überfachlichen Kompetenzvermittlung in den Bache- Leistungssport, bilden Sportlerinnen und Sportler zudem
lor- und Masterstudiengängen neue Handlungsfelder mit vielfältige personale Kompetenzen wie Zielstrebigkeit,
interessanten sozialen und personalen Qualifizierungs- Selbstbewusstsein und Selbstorganisation aus.
potenzialen. An einigen Hochschulstandorten sind diese
bereits curriculare Studienbestandteile.

AUFGABE DES ALLGEMEINEN DEUTSCHEN


AUFGABEN UND PROFILE
HOCHSCHULSPORTVERBANDS (ADH)
DES HOCHSCHULSPORTS
Der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband
Der Hochschulsport wurde 1976 als Förderungsaufgabe
(adh) und seine 198 Mitgliedshochschulen (Stand
der Hochschulen gesetzlich verankert und ist heute in September 2018) setzen sich intensiv mit der Frage
den Landes- und Hochschulgesetzen festgeschrieben. auseinander, wie die vielfältigen Bildungspoten-
Seine Organisationsformen in Deutschland sind vielfäl- ziale des Sports an Hochschulen eingesetzt und
tig, standortspezifisch haben sich verschiedene Profile genutzt werden können.
ausgeprägt. Typische Organisationsmodelle sind zentrale
In seinem Leitbild verdeutlicht der adh den
Einrichtungen, die Integration in das Aufgabenfeld der
Bildungs­auftrag des Hochschulsports an Hoch­
sportwissenschaftlichen Institute sowie die studentische
schulen in Deutschland. So lautet eine Kernaus-
Selbstverwaltung. Der Hochschulsport trägt zur Identi- sage „Hochschulsport bereichert die
tätsstiftung der Hochschulmitglieder bei, motiviert zum Bildungslandschaft“.
regelmäßigen Sporttreiben und fördert das soziale Leben
an der Hochschule. Er dient als Element zum Erhalt und Ziel des adh ist es, in Hochschullandschaft und
Bil­dungs­politik die vielfältigen Bildungspotenziale
zur Steigerung des persönlichen Wohlbefindens, der Ge-
des Hochschulsports auf informeller und auch auf
sundheit und der allgemeinen Leistungsfähigkeit sowie
curricularer Ebene hervorzuheben. Der Verband
zur Persönlichkeitsentwicklung. Neben der Kernaufgabe,
möchte die Hochschulen dazu anregen, diese
ein vielfältiges und interessantes Sportprogramm bereit- Potenziale in Zukunft verstärkt zu nutzen, um die
zustellen, erfüllen die Hochschulsporteinrich­tungen auch Kernaussage seines Leitbildes mit Leben zu füllen.
umfassende Bildungsaufgaben. Ein wesentliches Ziel der
Kursprogramme ist es, die Studierenden für lebenslanges, Dabei übernimmt der adh im Rahmen seiner
­Bildungsarbeit anleitende und qualifizierende
gesundheitsorientiertes Sporttreiben zu gewinnen und zu
­Funk­tionen, damit die Hochschulsporteinrich­
qualifizieren.
tungen ihr Bildungsprofil weiter ausbauen und
schärfen können, etwa durch entsprechende
­Seminare an Hoch­schulen.
KOMPETENZERWERB
IM INFORMELLEN LERNFELD

Der Sport als interessengeleitetes, freiwilliges Handlungs-


feld bietet eine Vielzahl an Lern- und Bildungspotenzialen
zum Erwerb überfachlicher Kompetenzen. So tragen die www.adh.de
über den Sport vermittelten körperlichen Handlungen
und deren Reflexion dazu bei, grundlegende Bewegungs-
Kapitelname
nexus IMPULSE FÜR DIE PRAXIS | Ausgabe 17 33

Die durch den Hochschulsport bereitgestellten Lernfelder 2. verantwortungsvoll zu handeln und zu führen:
erschließen im besonderen Maße soziale, gesundheitliche Instrumente zur Planung, Entscheidung, Umsetzung
und kommunikative Lernpotenziale, die die Lebenswelt und Kontrolle kennen und anwenden, werteorientiert
der Studierenden stark beeinflussen: Teambildung, Rück- Entscheidungen treffen, Dimensionen von Führung
sichtnahme im Sinne von Fair-Play, individuelle Leistungs- und Führungsstile kennen;
entwicklung und -bereitschaft sowie Durchsetzungsfähig-
keit sind nur einige Aspekte von Kompetenzen, die durch 3. zu kommunizieren und zu kooperieren: team- und
den Hochschulsport ausgebildet und weiterentwickelt kritikfähig sein, Kooperationen eingehen und ge­
werden können. Damit können sie ganz wesentlich zur stalten, andere Perspektiven einnehmen, Konflikte
Entwicklung von sozialer Kompetenz junger Menschen, erkennen und lösen können.
die künftig eine wichtige gesellschaftliche Funktion über-
nehmen sollen, beitragen.
BESONDERHEITEN DES
­HOCHSCHULSPORTS
KOMPETENZERWERB
IM CURRICULAREN LERNFELD Neben den oben angeführten Bereichen des Kompetenz­
erwerbs lassen sich vor allem aus dem Organisations-
Mit der Umstrukturierung der deutschen Studiengänge und Vermittlungsanspruch des Sports weitere Lern- und
im Zuge des europaweiten Bologna-Prozesses erfährt Bildungsmöglichkeiten ableiten. Der Hochschulsport
die Vermittlung berufsqualifizierender Kompetenzen im eröffnet
Studium eine deutliche Aufwertung. Der Begriff „Employ­
ability“ als Bildungsziel der Bachelorstudiengänge ist zu „„ein pädagogisches Handlungsfeld: Wer sich Ver-
einem zentralen Ankerpunkt in der Diskussion um die mittlungskompetenzen im Rahmen einer praxisorien-
inhaltliche und didaktisch-methodische Gestaltung von tierten Ausbildung (z. B. Trainer-Lizenzierungen) an-
Studienangeboten geworden. Vor dem Hintergrund geeignet hat, kann diese bei Übungs- und Trainings­
technologischer Entwicklungen, Transformationen der prozessen im Hochschulsport anwenden. Auch hierbei
Arbeitswelt sowie des demografischen Wandels der Ge- lassen sich personale und soziale Kompetenzen
sellschaft sollen Studierende dazu befähigt werden, ihre entwickeln, die unter den Kategorien Kommunikation,
eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten auf der Grundlage Kooperation, Empathie und Selbstreflexion zusam-
ihrer fachlichen, sozialen und methodischen Kompeten- mengefasst werden können.
zen zielgerichtet und eigenverantwortlich anzupassen.
„„ein Praxisfeld: Durch Sportgroßveranstaltungen mit
ihren hohen organisatorischen Anforderungen kön-
EMPLOYABILITY UND nen Mitwirkende praxisorientiert Fähigkeiten erlangen
PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG oder weiterentwickeln, etwa für das Planen und Um-
setzen von Vorhaben, beim Entwickeln von Lösungen
Neben Fach- und Methodenkompetenz wurden im für unerwartete Probleme oder aber beim Kommuni-
aktualisierten Hochschulqualifikationsrahmen (HQR) von zieren und Präsentieren geplanter Projekte.
2017 mit den Dimensionen Sozialkompetenz und Selbst-
kompetenz überfachliche Schlüsselkompetenzen in die „„ein Engagementfeld: Studierende können entlang
Curricula der Studiengänge verankert. Diese beinhalten i­hrer individuellen Interessen die Hochschule und
Kompetenzen, die für die Persönlichkeitsentwicklung der deren Sportbereich mitgestalten und dabei zahlreiche
Studierenden und ein späteres erfolgreiches Berufsleben Sozial- und Personalkompetenzen erwerben – die
besonders relevant sind. Im Hinblick auf den Hochschul- Fähigkeit, sich durchzusetzen beispielsweise, Kom­
sport sind etwa folgende Fähigkeiten zu nennen: promisse zu finden, sich in andere einzufühlen oder
sich selbst zu reflektieren.
1. sich selbst zu organisieren und zu steuern: Ziele setzen
und verfolgen, eigenständig arbeiten, Zeit einteilen,
sich selbst reflektieren und kritisieren;
4 nexus IMPULSE FÜR DIE PRAXIS | Ausgabe 17

Blick in die Praxis: Der Hochschulsport als Handlungsfeld


für den Erwerb von Kompetenzen
Der Hochschulsport bietet Studierenden aller Disziplinen SPORT GESTALTEN UND ENTWICKELN
zahlreiche lernrelevante Bereiche, in denen sie Erfahrun-
gen für Leben und Beruf sammeln können. Durch studentische Partizipationsstrukturen können
­Studierende an Entscheidungs- und Gestaltungsprozes-
sen mitwirken und etwa bei der Entwicklung von Ange-
SPORT VERMITTELN UND ANLEITEN boten eingebunden werden oder für den studentischen
Wettkampfsport verantwortlich sein.
Der Hochschulsport kann, zum Teil in Kooperation mit
Sportfachverbänden, eigene Aus- und Weiterbildungs-
angebote für Übungsleiter bereitstellen. So können
BEISPIEL UNIVERSITÄT JENA:
Studierende in unterschiedlichen Sportarten (etwa Ge- VERANSTALTUNGSMANAGEMENT
sundheitssport, Klettern, Skifahren, Wassersport) sport- Im Modul „Veranstaltungsmanagement“ konzi-
fachliche Vermittlungskompetenzen erwerben und in pieren und organisieren Studierende eine eigene
eigenen Kurs- und Übungsangeboten im Hochschulsport Veranstaltung und führen diese durch. Ziel ist es, die
anwenden. Die hierbei zu erwerbenden Kompetenzen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Studierenden auf
gehen über die rein sportfachliche Ebene hinaus. Der Grundlage ihrer fachlichen, sozialen und methodi-
Hochschulsport bietet den Studierenden insofern einen schen Kompetenzen und ihrer Selbstkompetenzen
stärker in den Mittelpunkt zu stellen und so deren
reizvollen Handlungskontext, da sowohl die Ausbildung
Selbstmanagement zu fördern. Dies ist in Zeiten
zum Übungsleiter selbst als auch dessen Einsatz im Hoch-
sich wandelnder Arbeitswelten notwendig, um der
schulsport auf die spezifischen studentischen Bedürfnisse
Entwicklung von starren Beschäftigungsverhältnis-
abgestimmt sind. Eine Beschränkung auf einzelne Fakul- sen hin zu flexiblen projektbezogenen Anstellungen
täten erscheint nicht notwendig, wenngleich insbeson- mit weniger Zeit- und Ortsbindung begegnen zu
dere Studierende der Sportwissenschaften in Lehramts- können. Im Lehrkonzept des Hochschulsports sollen
studiengängen sowie Studierende anderer Fächer mit Studierende neben konkreten fachlichen Anforde-
einer pädagogischen Profilbildung angesprochen sind. rungen auch Projektarbeit mit bereichs- und situati-
onsspezifischen Anforderungen bewältigen lernen.

SPORT ORGANISIEREN

Durch Sportevents können Studierende wertvolle Kom-


petenzen erwerben. Bei Breitensportveranstaltungen
oder universitären Sporttagen sammeln sie Erfahrungen,
die für die Planung und die Organisation von Großver-
anstaltungen wichtig sind. In Kooperation mit anderen
Sportorganisationen werden Erfahrungsfelder jenseits
hochschulischer Strukturen vermittelt. Da die Durchfüh-
rung solcher Veranstaltungen professionelle Arbeitspro-
zesse verlangt, können insbesondere Studierende der
Sozial- und Geisteswissenschaften oder der Wirtschafts-
wissenschaften wichtige beschäftigungsqualifizierende
Kompetenzen erwerben und weiterentwickeln, etwa im
Kategorien der Kompetenzentwicklung im und durch den Bereich des Eventmanagements, der Pressearbeit und
Hochschulsport (Grafik: adh) des ­Marketings.
Kapitelname
nexus IMPULSE FÜR DIE PRAXIS | Ausgabe 17 55

Lern- und Lehrformen zur Vermittlung von Kompetenzen im


und durch den Hochschulsport
Im Mittelpunkt der skizzierten Lernkategorien stehen
BEISPIEL UNIVERSITÄT OSNABRÜCK:
praktische Erfahrungen. Der Lernprozess ist damit maß-
geblich an die eigene Aktivität der Studierenden gebun-
PAUSENEXPRESS
den und sollte mit systematischen Reflexionsprozessen Der Pausenexpress ist ein Bewegungsangebot am
verknüpft werden. Arbeitsplatz für Beschäftigte der Hochschule. Das
alltagstaugliche Konzept orientiert sich am aktuellen
Die intendierten Zielstellungen der Handlungsfelder ver­ Stand der Sportwissenschaft. In Kooperation mit
dem Institut für Sport- und Bewegungswissen­
langen das partielle Aufbrechen traditioneller Seminar­
schaften können Sportstudierende der Universität
situationen und die Integration praxisbezogener Arbeits-
Osnabrück als Übungsleitende des Pausenexpresses
formen. Die Aspekte Interdisziplinarität, selbstgesteuer­­tes
Praxiserfahrung sammeln. Ihre Qualifizierung und
bzw. -organisiertes Lernen sowie die bewusste Integra­ ihr Einsatz erfolgten zunächst im Rahmen eines
tion verschiedener Methoden und Medien werden als fach­spezifischen Studienprojekts. Dies setzte sich zu-
Schlüsselfunktion für den modifizierten m­ ethodisch ­ sammen aus einem Blockseminar mit zwei Wochen­
didaktischen Ansatz betrachtet. enden im Wintersemester, in denen die Rahmen-
bedingungen und sportfachliche Kenntnisse zur
Grundsätzlich liegt der Kompetenzvermittlung im und An­­lei­tung gesundheitsheitsorientierter Bewegungs-
durch den Hochschulsport ein konstruktivistisches Lern- einheiten vermittelt wurden. Im Sommersemester
verständnis zu Grunde: Lernen wird nicht als Anhäufung folgte dann der erste Praxiseinsatz der ­Studierenden.
von Fakten verstanden, sondern als aktiver Prozess, in Für den nächsten Ausbildungsdurchgang im Winter
wurden die Anerkennungsmöglichkeiten im Sport-
welchem Lernende
studium erweitert. Nach Abschluss des Moduls
„Sport und Gesundheit“ können die Studierenden
„„sich über ihr persönliches Vorwissen bewusst werden,
im Modul „Gesundheitsförderung und Prävention“
„„durch vielfältige Anregungen neues Wissen über ihre Ausbildung und Tätigkeit im Rahmen
­generieren, des Pausen­expresses bis zu sechs Leistungspunkte
­erhalten.
„„dieses mit ihrer Umgebung austauschen,

„„im Kontext konkreter Praxisfelder erproben und

„„schließlich die neu gewonnen, eigenen Erkenntnisse in BEISPIEL TU BRAUNSCHWEIG:


ihr subjektives Wissen und als individuelle F­ ähigkeiten ÜBERFACHLICHE QUALIFIKATIONEN
und Fertigkeiten in ihre darauf ­aufbauenden Hand-
An der TU Braunschweig können sich Studierende
lungsstrukturen integrieren.
in Bachelor- und Masterstudiengängen Tätigkeiten
im Hochschulsport im Rahmen des Pool-Modells
Konstruktivistisch orientierte Lernumgebungen ermögli- überfach­liche Qualifikationen als Studienleistung an-
chen es, Lernen als aktiven Prozess zu gestalten. Die Stu- rechnen lassen. ECTS-Punkte können für Tätigkeiten
dierenden sollen die Möglichkeit erhalten, Kompetenzen im studentischen Sportreferat, als Obleute sowie als
in der aktiven Auseinandersetzung mit theoretischen In- Hochschulsport-Trainer erworben werden. Durch die
halten zu erwerben und diese in möglichst authentischen Arbeit als Obleute lernen Studierende etwa Planung,
Anwendungssituationen weiter zu entwickeln, sie in Organisation, Durchführung und Nachbereitung
verschiedenen Problemsituationen anzuwenden (multiple von Veranstaltungen kennen. Team- und Kommuni-
kationsfähigkeit werden in der sozialen Interaktion
Kontexte und Perspektiven) und die neu erworbenen
erprobt und gefördert. Es werden drei Credit Points
­Fertigkeiten in Realsituationen überprüfen zu können.
bescheinigt, jedoch obliegt es dem jeweilig zustän-
digen Prüfungsamt, diese anzuerkennen.
6 nexus IMPULSE FÜR DIE PRAXIS | Ausgabe 17

KOMPETENZERWERB BEISPIELE UNIVERSITÄT GÖTTINGEN:


IM INFORMELLEN LERNFELD OUTDOOR EDUCATION
Die Studierenden lernen Grundlagen zu Führung,
Daraus ergeben sich folgende Leitlinien für die Kompe- Gruppenverhalten und eigener Rolle in Teams
tenzvermittlung im Hochschulsport: kennen, machen Erfahrungen in natursportlichen
Handlungssituationen und reflektieren die gewon-
„„Prozessorientierung nenen Erkenntnisse. Sie erwerben kommunikative
Die Entwicklung von über­fachlichen Kompeten- und methodische Kompetenzen, die für die Führung
zen vollzieht sich nur teilweise in ausdrücklichen von und die Arbeit in Teams notwendig sind und
­seminaristischen Lehrstrukturen und eher im wenden diese an. Durch das Erproben ihrer Kompe-
infor­mellen Rahmen (Nachahmen, Informieren, tenzen in schwierigen und teilweise riskanten Situa-
Erfah­rungen in anderen Lernkontexten). Diese tionen des Abenteuersports lernen die Studierenden
ihre Grenzen kennen oder wachsen darüber hinaus.
Lern­situationen sind wichtige Bestandteile des
­Erfahrungen, die sich gut auf analoge Situationen
­Kom­petenzerwerbs.
der Arbeitswelt transferieren lassen.

„„Handlungsorientierung
Nach Pätzold (1999) werden damit drei didaktische
EVENTMANAGEMENT
Ebenen beschrieben, die als methodisch-didaktische Die Studierenden lernen auf der theoretischen
Leitlinien in die allgemeine Lehrkonzeption eingehen: Ebene das Veranstaltungs- und Eventmanagement
Auf der Zielebene wird die Befähigung zum selbst- kennen, übernehmen in selbstständigen Projekt-
ständigen, reflektierten Handeln umschrieben. Auf gruppen praxisrelevante Tätigkeitsbereiche für die
Organisation des universitären Sporttages „Dies
der konkreten Aktionsebene sind Methoden und
Academicus“ (u.a. Public Relation, Marketing &
Techniken gemeint, die selbstorganisiertes Lernen
Sponsoring, Personalkoordination, Ablauforganisa-
­initiieren, steuern, kontrollieren und reflektieren.
tion, Peer-Analyse). Ziel ist das Aneignen spezifischer
Auf der Kontextebene wird ein lernanregendes, zu Kenntnisse, Fähig­keiten und Fertigkeiten, die für
selbstorganisierten Lernprozessen antreibendes eine erfolgreiche Eventorganisation notwendig
Arbeitsklima verstanden. sind (wie beispielsweise Planungs-, Organisations-,
­Kommunikations- und Präsentationsfertigkeiten
„„Ressourcenorientierung oder auch Problemlösekompetenz).
Die Ressourcen der einzelnen Teilnehmenden und
der gesamten Gruppe müssen im Lernprozess In diesen beiden Beispielen lernen Studierende, un-
berücksichtigt und methodisch unter unterschied­ ter realen Praxisbedingungen im Team zu arbeiten
lichen Fragestellungen reflektiert werden. und die eigene Rolle im Team mit Hilfe angeleiteter
­Reflexionsverfahren zu hinterfragen.
„„Kommunikationsorientierung
Bei der Vermittlung überfachlicher Kompetenzen
empfiehlt es sich, instruktive Methoden zu ergänzen.
BEISPIEL FREIE UNIVERSITÄT BERLIN:
In den bestehenden Veranstaltungen nehmen darum PROJEKTMANAGEMENT
gesprächsorientierte Verfahren zwischen zwei oder Der Hochschulsport der Freien Universität Berlin
mehreren Personen einen breiten Raum ein. ­Damit bietet eine Lehrveranstaltung mit dem Titel:
verbundene soziale Kompetenzen werden – über alle „Grund­lagen des Eventmanagements am Beispiel
Fächer hinweg – sinn­vollerweise mit einer stark kom- von Sportevents/-veranstaltungen“ an. Diese ist als
munikationsorientierten Didaktik vermittelt. So wer- Modul Bestandteil der Studien- und Prüfungsord­
den dialogische, diskursive, selbstgesteuerte, selbst- nung für den Studienbereich ­Lehramtsbezogene
Be­rufswissenschaft für Grundschulen. Die Themen-
kritische, empathische, kontroverse wie ­konsensuale
felder Dienstleistungs-, Gesundheits-, und Veranstal­
Kommunikations­formen geübt und verfeinert.
tungsmanagement bieten die Basis für einen Theo­
rie-Praxis Transfer jenseits fachspezifischer Inhalte
der Studiengänge.
Kapitelname
nexus IMPULSE FÜR DIE PRAXIS | Ausgabe 17 77

FAZIT BEISPIEL UNIVERSITÄT POTSDAM:


STUDIUMPLUS
Die angeführten Beispiele repräsentieren einen kleinen
An der Universität Potsdam können Studierende im
Ausschnitt der derzeit deutschlandweit angebotenen Bachelor neben dem fachlichen Studium auch ihre
­Bildungsmodule. Über die genaue Zahl der Angebote, „Soft Skills“ weiterentwickeln – durch den Erwerb
die konkrete studentische Nachfrage sowie über die sogenannter Schlüsselkompetenzen. Diese sollen
­explizite Einbindung dieser Bildungsangebote l­iegen die Beschäftigungsbefähigung der Studierenden
derzeit keine Erkenntnisse vor. Hier sind vertiefte steigern und diese darauf vorbereiten, gesellschaft-
­Forschungsanstrengungen notwendig, um die Praxis liche Herausforderungen annehmen zu können.
des Hochschulsports zu evaluieren. Im Studiumplus-Bereich werden verschiedene Pro-
jekte angeboten, Kurse wie Dienstleistungs- oder
Die zunehmende Berufs- und Praxisorientierung, die Veranstaltungsmanagement können in folgenden
­Modulen belegt werden:
durch den Bologna-Prozess an den Hochschulen Einzug
hielt, hat neue Perspektiven auf die Bildungsfunktion
„„Selbst-Reflexion und Planung
nicht-akademischer Hochschuleinrichtungen hervorge­
„„Kommunikation, Präsentation, Vermittlung
bracht. Der Hochschulsport als hochschulspezifische
„„Animus, anima, corpus
Serviceeinrichtung hat diese Entwicklung in den ver­
„„Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
gangenen Jahren systematisch aufgegriffen und spezifi-
sche Bildungsangebote entwickelt, die zur überfachlichen
Kompetenzentwicklung der Studierenden beitragen. Die
Vermittlung der beschriebenen Kompetenzen erfolgt fah­rungsfeldern des Hochschulsports. Die skizzierten Bei-
über eine Kombination aus instruktionalen Vermitt­ spiele verdeutlichen die vielfältigen Bildungs- und Lern­­
lungsformen in den bekannten Lehrformaten der anlässe sowie die Relevanz des Hochschulsports als Teil
Hoch­­schulen in Kombination mit selbstorganisierten Er­ des umfassenden Bildungsangebotes der Hochschulen.

Weiterführende Informationen
Links
Lehrveranstaltung „Projektmanagement“, FU Berlin, www.hochschulsport.fu-berlin.de/bildung/projektmanagement
Studiumplus, Universität Potsdam, www.uni-potsdam.de/de/zessko/schluesselkompetenzen-studiumplus
TU Braunschweig, www.tu-braunschweig.de/sportzentrum/bildung/ects
Veranstaltungsmanagement, Universität Jena, www.hochschulsport.uni-jena.de/Jobs+_+Engagement
Qualifikationsrahmen im Hochschulbereich, www.hrk.de/themen/studium/qualifikationsrahmen/hqr-und-fqrs

Literatur
„„Allgemeiner Deutscher Hochschulsport (2013). adh-Leitbild.
„„Göring, A. (2010). Bildungskonzeption der zentralen Einrichtung für den Hochschulsport der Georg-August-
Universität Göttingen. In Arbeitspapiere für den Hochschulsport, Göttingen.
„„Göring, A. & Koglin, E. (2017). Akademisierung der beruflichen Bildung – Perspektiven für den Hochschulsport
als Bildungseinrichtung.
„„nexus Impulse für die Praxis.
Nr. 1 (2012): Kompetenz­orientierung im Studium und Nr. 5 (2014): Employability - Von der Leerformel zum Leitziel.
„„Pätzold, G. (1999). Lernfelder – Lernortkooperation, Bochum.
Kontakt
Projekt nexus – Übergänge gestalten, Studienerfolg verbessern
Ahrstraße 39, 53175 Bonn
+49 (0)228 887-0

nexus@hrk.de

IMPRESSUM
nexus impulse für die Praxis Gestaltung: Gabriele Hentschel
Nr. 17: Mit Hochschulsport mehr bewegen
Kompetenzen außerhalb des Hörsaals erwerben und Februar 2019 | 1. Auflage, ISSN: 2195-3619
nachhaltig nutzen
Nachdruck und Verwendung in elektronischen Systemen – auch
Herausgeber auszugsweise – nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung
Hochschulrektorenkonferenz durch die Hochschulrektorenkonferenz. Die HRK übernimmt
Leipziger Platz 11, 10117 Berlin keine Gewähr für Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit
+49 (0)30 206292-0 der bereitgestellten Informationen der abgedruckten Texte und
nexus@hrk.de | www.hrk-nexus.de Illustrationen. Praxisbeispiele aus den Hochschulen dienen zur
Illustration der Thematik. Die Auswahl stellt keine Wertung dar.
Autor: Benjamin Schenk, Jugend und Bildungsreferent des
Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands, Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser B­ roschüre
Kontakt: schenk@adh.de | www.adh.de auf die Nennung der männlichen und weiblichen Form ver-
zichtet. Es sind selbstverständlich immer beide Geschlechter
Redaktion: Dr. Peter A. Zervakis, Nicole Körkel, Dorothee Fricke gemeint.

Das könnte Ihnen auch gefallen