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Universität Mainz

Bachelorarbeit

Allgemeine Relativitätstheorie
mit einer Weiterbildung für Lehrkräfte

im Studiengang Bachelor of Education Physik

vorgelegt von: Antonia Berger


Matrikelnummer: 2707523

Gutachter: Prof. Dr. Stefan Scherer


Zweitgutachter: Prof. Dr. Martin Reuter

Abgabe: 22.09.2016
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 1

I Theorie 3

2 Vorrelativistische Physik 5
2.1 Newton’sche Mechanik und Gravitationstheorie . . . . . . . . . . . 5
2.2 Galilei’sches Relativitätsprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

3 Spezielle Relativitätstheorie 11
3.1 Annahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
3.2 Lorentz-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
3.3 Minkowski-Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
3.4 Längenkontraktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

4 Riemann-Raum 25
4.1 Metrik im Riemann-Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
4.2 Krümmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
4.3 Geodätengleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
4.4 Paralleltransport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

5 Allgemeine Relativitätstheorie 47
5.1 Äquivalenzprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
5.2 Lokales Inertialsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
5.3 Energie-Impuls-Tensor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
5.4 Bianchi-Identität und Einstein-Tensor . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
5.5 Einstein’sche Feldgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

6 Schwarzschild-Lösung und klassische Tests 67


6.1 Schwarzschild-Metrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
6.2 Rotverschiebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
6.3 Bewegungssgleichungen im Gravitationsfeld . . . . . . . . . . . . . . 75
6.4 Periheldrehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
6.5 Lichtablenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

7 Fazit und Ausblick 87

A Anhang 91
A.1 Metrischer Tensor in Kugelkoordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . 91
A.2 Herleitung des Ricci-Tensors in der Schwarzschild-Metrik . . . . . . 92
A.3 Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

B Literaturverzeichnis 99

II Präsentation 103
„Dem Zauber dieser Theorie wird sich kaum
jemand entziehen können, der sie wirklich
erfaßt hat“ (Einstein 1915, S. 779).
1 Einleitung

Mit dieser euphorischen Ankündigung leitet Albert Einstein im November 1915


seine vollendete Arbeit zur Allgemeinen Relativitätstheorie ein. Raum, Zeit und
Gravitation sind in ihr auf natürliche Weise vereint und miteinander verknüpft.
Für mich persönlich hat sich diese Ankündigung ohne Einschränkung erfüllt. Auch
wenn ich mir sicher bin, noch lange nicht in die Tiefen der umfassenden Theorie
vorgedrungen zu sein, bin ich höchst beeindruckt und fasziniert, sowohl von Ein-
steins stets fortschreitendem Geist wie auch von der Schönheit seiner Theorie. Im
Lehramtsstudium der Physik wird diese mittlerweile kurz angesprochen, aber kaum
vertieft. Besonders weil die Relativitätstheorie auch ein populärwissenschaftlich oft
aufgearbeitetes Thema ist, reizte mich der Gedanke, als angehende Lehrerin weiter
in die Materie vorzudringen. Die sich aus ihr ergebenden Konsequenzen sind nicht
nur in der Forschung von hochaktueller Relevanz, sondern auch in Anwendungen
wie der GPS-Navigation.
Ziel dieser Arbeit ist eine Aufarbeitung der zahlreich vorhandenen Literatur in sol-
cher Form, dass sie interessierten und ambitionierten Lehramtsstudierenden und
Lehrkräften einen grundlegenden, aber durchaus nicht nur phänomenologischen
Einblick in Einsteins Theorie liefert. Grundkenntnisse der klassischen Mechanik
sowie der Speziellen Relativitätstheorie werden dabei vorausgesetzt. Dennoch wer-
den die zum Verständnis der Arbeit notwendigen Bestandteile in knapper Form
noch einmal aufgearbeitet. An den entsprechenden Stellen wird auf weiterführende
Literatur verwiesen. Im Hinblick auf die Zielgruppe liegt der Schwerpunkt insbe-
sondere auf dem physikalischen Verständnis. Dem Anspruch einer umfassenden
mathematischen Darstellung, für die eine intensive Diskussion der Differentialgeo-
metrie notwendig wäre, können wir hier nicht gerecht werden.
Zu Beginn dieser Arbeit wiederholen wir demnach die wesentlichen Aspekte der
klassischen Mechanik nach Newton und speziell dessen Gravitationstheorie. Dar-
aufhin kommen wir zur Speziellen Relativitätstheorie, mit der Einstein 1905 das
Grundverständnis von Raum und Zeit revolutionierte, die Gravitationstheorie je-
doch noch nicht verallgemeinerte. Um diese Verallgemeinerung zu treffen, wird sich
die Notwendigkeit eines neuen mathematischen Raumes, des Riemann-Raumes,
herausstellen. In einer Diskussion dieses Raumes, dessen Form die Raumzeit hat,

1
1 EINLEITUNG

werden die mathematischen Grundlagen geschaffen. Nachdem wir die Ideen und
Gedankenexperimente Einsteins nachvollzogen haben, werden wir diese Kenntnisse
anwenden, um die Gravitation als eine Krümmung der Raumzeit in die bestehen-
de Theorie einzubetten. Als Höhepunkt der Arbeit werden sich die Einstein’schen
Feldgleichungen ergeben. Um die daraus folgenden Konsequenzen zu diskutieren,
erarbeiten wir zunächst eine konkrete Lösung dieser Gleichungen für den Spezial-
fall eines kugelsymmetrischen, statischen Gravitationsfeldes. Das erlaubt uns die
Diskussion der drei klassischen Tests: Rotverschiebung, Lichtablenkung und Pe-
riheldrehung des Merkurs. Auf weitere, dynamische Effekte werden wir nur einen
knappen Ausblick geben können, da dies den Umfang der Arbeit überschreiten
würde.
Zum Zwecke einer Übersicht wurde noch ein Glossar angehängt. Dieses verzichtet
bewusst auf Formeln und beschränkt sich stattdessen auf die Angabe der ent-
sprechenden Gleichungsnummer. Knappe Formulierungen sollen noch einmal die
wesentlichen Aspekte herausstellen. Die Verweise auf andere Begriffe sollen au-
ßerdem einen inneren Zusammenhang herstellen und einen Beitrag zur besseren
Vernetzung leisten.
Im zweiten Teil schließen sich Folien für eine Präsentation an, welche dem An-
spruch einer Weiterbildung für Lehrkräfte gerecht werden soll. Die mathematischen
Elemente sind dort auf das Notwendigste beschränkt und nur die wichtigsten For-
meln festgehalten. Zusätzlich kann die Präsentation für den Leser natürlich auch
als Übersicht im Vorhinein oder Zusammenfassung im Nachhinein gesehen werden.
Auch wenn bei der mündlichen Darstellung Informationen ergänzt werden können,
soll die Präsentation auch für sich allein stehend schlüssig sein.
Wir werden im Folgenden die Abkürzungen SRT und ART für die Spezielle und
die Allgemeine Relativitätstheorie gebrauchen.

2
Teil I

Theorie
2 Vorrelativistische Physik
Auf dem Weg zur Allgemeinen Relativitätstheorie ist es unerlässlich, einen Blick
auf die physikalischen Theorien zu werfen, die zur Zeit Einsteins allgemein akzep-
tiert waren und die er in entscheidendem Maße revolutionierte. Grundlage hierfür
bildet die Mechanik und Gravitationstheorie nach Isaac Newton. Im Jahr 1687 ver-
öffentlichte Newton sein Hauptwerk, die „Philosophiae naturalis principia mathe-
matica“. In diesem führte er die Forschungen Galileo Galileis zur Beschleunigung
und Johannes Keplers zu den Planetenbewegungen zu einer einheitlichen Gravita-
tionstheorie zusammen und formulierte mit den drei Grundgesetzen der Bewegung,
bekannt als die drei Newton’schen Axiome, die Grundlage der klassischen Mecha-
nik. Bei der Darstellung seiner Theorie folgen wir Kapitel 1 aus Fließbach (1995).

2.1 Newton’sche Mechanik und Gravitationstheorie


Das zweite Newton’sche Axiom liefert eine Bewegungsgleichung für einen Mas-
senpunkt der konstanten Masse m, der sich zur Zeit t am Ort ~r(t) = (xi (t)) =
(x1 (t), x2 (t), x3 (t)) = (x(t), y(t), z(t)) befindet und auf den die Kraft F~ wirkt:

2
d ~r
F~ = m 2 . (2.1)
dt

Die Bewegung von N Massenpunkten, die sich gegenseitig durch Gravitation an-
ziehen, wird beschrieben durch

XN
d2~ri mi mj (~ri − ~rj )
mi = − G , (2.2)
dt2 j=1,j6=i
|~
r i −~
r j|
3

für 1 ≤ i ≤ N .1 Dabei ist G die Gravitationskonstante. Ihr experimentell bestimm-


3
ter Wert liegt bei G = (6.6726 ± 0.0005) × 10−11 kgm s2 .

1
Fließbach (1995) folgend, nehmen wir an dieser Stelle bereits die Gleichheit von träger und
schwerer Masse an. Zu einer genaueren Diskussion gelangen wir in Abschnitt 5.1 dieser Arbeit.

5
2 VORRELATIVISTISCHE PHYSIK

Da es sich bei dem Gravitationsfeld nach der Theorie Newtons um ein konservatives
Kraftfeld handelt, gibt es ein skalares Gravitationspotenzial2 Φ, sodass sich die
Bewegungsgleichung folgendermaßen schreiben lässt:

d2~r
m ~ r)
= − m ∇Φ(~ (Newton’sche Bewegungsgleichung) . (2.3)
dt2

Für das Potenzial, welches sich aus Vergleich mit (2.2) ergibt, wollen wir nun eine
Verallgemeinerung finden. Dazu gehen wir über zu einem Integral, welches die
Beiträge infinitesimaler Massen dm = ρ(~r 0 ) d3 r0 aufsummiert,
X mj
Φ(~r) = − G
j
|~r − ~rj |
Z
ρ(~r 0 ) 3 0
= −G dr . (2.4)
|~r − ~r 0 |

Das Potenzial erfüllt die folgende partielle Differentialgleichung zweiter Ordnung:


 Z 
ρ(~r 0 ) 3 0
∆Φ(~r) = ∆ − G dr
|~r − ~r 0 |
Z
1
= −G ρ(~r 0 ) ∆ 0
d3 r0
|~r − ~r |
Z
= −G ρ(~r 0 ) (−4 π δ(~r − ~r 0 )) d3 r0

= 4π G ρ(~r) . (2.5)

Im zweiten Schritt geht ein, dass

1
∆ = − 4π δ(~r − ~r 0 ) . (2.6)
~r − ~r 0

Es ergibt sich nämlich für ~r 0 = ~r ein unendlicher Wert, der aber wohldefiniert ist
in dem Sinne, dass das Volumenintegral nach Anwendung des Satzes von Gauß
−4π ergibt.
2
Entgegen der ansonsten in der Mechanik verwendeten Definition eines Potenzials V aus F~ =
~ ist die Masse m hier aus dem Potenzial herausgezogen (vgl. Fließbach 2015, S. 21).
−∇V

6
2.2 Galilei’sches Relativitätsprinzip

Die Feldgleichung, die durch das Gravitationspotenzial erfüllt wird, formuliert sich
damit zu folgender Poisson-Gleichung:

∆Φ(~r) = 4π G ρ(~r) (Newton’sche Feldgleichung) . (2.7)

An dieser Stelle sei auf die Analogie der Gleichungen (2.3) und (2.7) zu Bewegungs-
und Feldgleichung der Elektrostatik hingewiesen3 ,

d2~r ~ e (~r) ,
m = − q ∇Φ
dt2
∆Φe (~r) = − 4π ρe (~r) . (2.8)

Das Gravitationspotenzial wird dort ersetzt durch das elektrische Potenzial Φe ,


während an die Stelle der Massendichte als Quelle des Gravitationsfeldes die La-
dungsdichte ρe tritt. Kopplungskonstante ist nicht mehr die Masse4 m, sondern
die elektrische Ladung q.
Mit dieser Theorie ließen sich zunächst alle beobachtbaren Bewegungen im Gra-
vitationsfeld hinreichend gut beschreiben. Dies trifft sowohl auf Wurfparabeln als
auch auf die Planetenbahnen zu. Die Notwendigkeit einer neuen Gravitationstheo-
rie werden wir in Kapitel 5 einsehen.

2.2 Galilei’sches Relativitätsprinzip


Das erste der drei Newton’schen Axiome lautet:

Trägheitsgesetz: Jeder Körper verharrt in seinem Zustand der Ruhe oder der
gleichförmig geradlinigen Bewegung, wenn er nicht durch einwirkende Kräfte
gezwungen wird, seinen Bewegungszustand zu ändern.

3
Siehe dazu auch Kapitel 6 aus Fließbach (2012).
4
Genau genommen ist an dieser Stelle die schwere Masse m auf der rechten Seite von (2.3)
gemeint (vgl. Abschnitt 5.1).

7
2 VORRELATIVISTISCHE PHYSIK

Das heißt, für ein kräftefreies Teilchen gilt:

d2~r
=0. (2.9)
dt2

Ein Bezugssystem BS, in dem das Trägheitsgesetz gilt, nennen wir Inertialsystem
IS. Kein IS ist beispielsweise ein rotierendes BS. Dort treten zusätzliche Trägheits-
kräfte, sogenannte Scheinkräfte, auf. Dazu gehören beispielsweise die Zentrifugal-
und Corioliskraft. IS sind diejenigen BS, die gegenüber dem Fixsternhimmel ru-
hen oder sich relativ dazu mit konstanter Geschwindigkeit bewegen (vgl. Fließbach
2015, S. 9).
Berühmt ist die Argumentation Galileo Galileis, dass anhand von Bewegungsab-
läufen nicht zwischen einem ruhenden und einem sich mit gleichförmiger Geschwin-
digkeit bewegenden Schiff unterschieden werden könne. Damit widersprach er den
Einwänden der Vertreter des ptolemäischen Weltbildes, die Erde könne sich nicht
in Bewegung befinden (vgl. Galilei 1891, S. 198). Tatsächlich ist nur die Relativge-
schwindigkeit zu einem anderen IS bestimmbar, nicht jedoch die Absolutgeschwin-
digkeit. Damit ist kein IS vor den anderen ausgezeichnet. Galileis Überlegungen
lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Galilei’sches Relativitätsprinzip: Das Bewegungsgesetz (2.1) der New-


ton’schen Mechanik besitzt in allen IS dieselbe Form.

Die allgemeinste Koordinatentransformation zwischen zwei IS K und K 0 ist gege-


ben durch eine räumliche Verschiebung w
~ und Drehspiegelung D sowie Relativbe-
wegung mit konstanter Geschwindigkeit ~v . Außerdem lassen wir eine Zeitumkehr
und Zeitverschiebung b zu,

~x 0 = D ~x − ~v t + w
~ mit D ∈ O(3); ~v , w
~ ∈ R3 ,
t0 = λ t − b mit λ ∈ {±1}; b ∈ R . (2.10)

Wir müssen nun jedoch zeigen, dass auch K 0 das Kriterium eines IS erfüllt, wenn
dies für K der Fall ist.

8
2.2 Galilei’sches Relativitätsprinzip

Sei dazu K ein IS. Wir betrachten ein sich darin kräftefrei bewegendes Teilchen
der Masse m. Dann ist auch K 0 ein IS, denn

d2~x 0 d2
m = m (D ~x − ~v t + w)
~
dt02 (λ dt)2
 
d2~x d~v d2 w ~
=m D 2 − + 2
dt dt dt
2
d ~x
= mD 2
dt
=0. (2.11)

Hierbei ging im vorletzten Schritt ein, dass ~v und w ~ konstant sind und im letzten
Schritt schließlich, dass K nach Voraussetzung ein IS ist. Die Gruppe dieser Trans-
formationen heißt Galilei-Transformationen. Das Newton’sche Trägheitsgesetz ist
unter Galilei-Transformationen kovariant, d. h. es hat in zwei KS, die durch eine
solche Transformation auseinander hervorgehen, dieselbe Form. Falls keine Zeit-
umkehr vorliegt, also λ = +1, gilt die Kovarianz auch für die Bewegungsgleichung
(2.1) mit einer wirkenden Kraft F~ .5 Dies ist nicht zu verwechseln mit der Invarianz,
welche nicht zwingend vorliegt. Im Allgemeinen sind F~ (~r, ~r˙, t) und F~ 0 (~r 0 , ~r˙ 0 , t0 ) ver-
schiedene Funktionen ihrer Argumente (vgl. Fließbach 2015, S. 33).
Wir halten noch fest, dass durch die Galilei-Transformation der Abstand zwi-
schen zwei Punkten des Raumes erhalten bleibt. Das heißt insbesondere das Qua-
drat des Abstandes zwischen zwei infinitesimal entfernten Punkten P (x, y, z) und
Q(x + dx, y + dy, z + dz), berechnet nach der euklidischen Norm

−→
|P Q|2 = dx2 + dy 2 + dz 2 = δij dxi dxj , (2.12)

ist eine invariante Größe unter Galilei-Transformationen. Wir nennen diese Größe
das Wegelement ds2 . Darauf werden wir an geeigneter Stelle zurückkommen.

5 d2 ~
r
Die Bewegungsgleichung ist dagegen im Allgemeinen nur kovariant unter Zeitumkehr, falls dt02 =
F~ (~r) (vgl. Scheck 2007, S. 25).

9
3 Spezielle Relativitätstheorie
Dieses Kapitel ist zu sehen im Sinne einer Wiederholung der Grundlagen der SRT,
die für den weiteren Aufbau der Arbeit als notwendig erscheinen. Außerdem werden
formale Begriffe und Konzepte erarbeitet, die die Basis für eine spätere Verallge-
meinerung darstellen. Für eine umfassende Diskussion der SRT sei verwiesen auf
(Scheck 2007, Kap. 4), (Fließbach 2015, Kap. 9), (Ruder und Ruder 1993) und
(Beyvers und Krusch 2007).

3.1 Annahmen
Im Jahr 1864 gelang es James Clerk Maxwell alle Phänomene des Elektromagnetis-
mus, die im Laufe des 19. Jahrhundert nach und nach entdeckt wurden, mit seinen
berühmten Gleichungen zu beschreiben. Diese enthalten eine zentrale Konstante,
die Vakuumlichtgeschwindigkeit c. Zu dieser Zeit war noch die Ansicht vorherr-
schend, Licht brauche, genau wie mechanische Wellen, ein Medium, in dem es sich
fortpflanzt. Dieser sogenannte Äther fülle den ganzen Raum aus und stelle eine
Art ruhendes Bezugssystem dar, welches als absolut angesehen werden könne. Die
Transformation der Lichtgeschwindigkeit für verschiedene, relativ zu diesem Äther
gleichförmig bewegte BS, erfolge mit der Galilei-Transformation. Betrachten wir
die spezielle Galilei-Transformation zwischen zwei BS K und K 0 , die zum Zeit-
punkt t = 0 deckungsgleich und synchronisiert seien. K 0 bewege sich relativ zu K
in negative x-Richtung mit der konstanten Geschwindigkeit v > 0,

x0 = x + v t , y0 = y , z0 = z , t0 = t . (3.1)

Angenommen, K wäre das Ruhesystem des Äthers, dann würde für einen zum
Zeitpunkt t = 0 im Ursprung erzeugten Lichtblitz gelten x(t) = c t. In K 0 dagegen
würde man feststellen

dx0 d(x + v t) d(c t + v t)


= = =c+v >c . (3.2)
dt0 dt dt

Diese These wurde mit dem Experiment von Michelson und Morley (1887) end-
gültig widerlegt. Die Lichtgeschwindigkeit ist in allen IS, unabhängig von der Be-
wegungsrichtung, dieselbe.
11
3 SPEZIELLE RELATIVITÄTSTHEORIE

Die Maxwell’schen Gleichungen sind außerdem nicht kovariant unter Galilei-Trans-


formationen. Dies mache man sich an dem einfachen Beispiel einer einzelnen Punkt-
ladung deutlich, die sich relativ zu einem Inertialbeobachter mit gleichförmiger
Geschwindigkeit bewegt. Aus Sicht des Beobachters entspricht diese bewegte La-
dung einem Stromfluss, der nach Maxwell ein zeit- und ortsabhängiges Magnetfeld
erzeugt. Aus Sicht eines mitbewegten Beobachters, erzeugt die in seinem BS ru-
hende Punktladung ein kugelsymmetrisches elektrisches Potenzial, es wird jedoch
kein Magnetfeld erzeugt (vgl. Scheck 2010, S. 112).6
Die Transformationen, unter denen die Maxwellgleichungen kovariant sind, fanden
Hendrik Lorentz7 und Henri Poincaré schon in den Jahren 1892 bis 1905. Aber auch
sie hielten zunächst an der Äther-Theorie fest und maßen den Transformationsge-
setzen keine physikalische Bedeutung bei (vgl. Göbel 2014, S. 15). Erst Einstein
hat durch seine wegweisende Interpretation der Resultate Neuland betreten und
sie in seiner berühmten Veröffentlichung „Zur Elektrodynamik bewegter Körper“
in einer einheitlichen Theorie formuliert, der SRT (vgl. Einstein 1905). Grundlage
bildeten zwei Postulate:

Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: Die Vakuum-


Lichtgeschwindigkeit besitzt in allen IS unabhängig vom Bewegungszustand
der Lichtquelle und des Beobachters immer denselben Wert.

Spezielles Relativitätsprinzip: Alle Naturgesetze besitzen in zwei IS diesel-


be Form.

Das spezielle Relativitätsprinzip ist an dieser Stelle als Verallgemeinerung des


Galilei’schen Relativitätsprinzips zu sehen, welches noch auf die Mechanik ein-
geschränkt blieb.

6
Eine streng analytische Herleitung der Kovarianz der Maxwell-Gleichungen unter Lorentz-
Transformationen findet sich in Kapitel 2.2.4 aus Scheck (2010).
7
Einstein schrieb über Lorentz: „Ich bewundere diesen Mann wie keinen anderen, ich möchte
sagen, ich liebe ihn“ (Pais 1986, S. 168).

12
3.2 Lorentz-Transformation

3.2 Lorentz-Transformation
Die folgende Darstellung ist orientiert an Kapitel 34 aus Fließbach (2015). Gesucht
ist nun also eine Transformation zwischen zwei IS, die die Galilei-Transformation
ersetzt und die Konstanz der Vakuum-Lichtgeschwindigkeit impliziert. Wir be-
trachten dazu zwei IS K und K 0 . Zum Zeitpunkt t werde in K ein Lichtblitz am Ort
(x, y, z) erzeugt. Wird dieser zum Zeitpunkt t+∆t am Ort (x+∆x, y+∆y, z + ∆z)
registriert, so muss nach dem pythagoräischen Lehrsatz gelten:

(c ∆t)2 = (∆x)2 + (∆y)2 + (∆z)2 . (3.3)

Für die Koordinaten in K 0 gilt wegen der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit genau
derselbe Zusammenhang. Übergang zu infinitesimalen Raum- und Zeitabständen
führt auf die Bedingung

(c dt)2 − dx2 − dy 2 − dz 2 = 0 (3.4)

in allen IS. Diese Größe ersetzt unser Wegelement aus (2.12) und soll unter der
gesuchten Transformation invariant sein:

ds2 = c2 dt2 − dx2 − dy 2 − dz 2 . (3.5)

Solch eine unter einer Lorentz-Transformation invariante Größe nennen wir Lorentz-
Skalar. An dieser Stelle führen wir eine neue Schreibweise ein: (xα ) = (x0 , x1 , x2 , x3 ) =
(c t, (xi )) = (c t, x, y, z).8 Es handelt sich hierbei um einen sogenannten „Welt-
punkt“.
Außerdem definieren wir den metrischen Tensor9 des Minkowski-Raumes, ηαβ , des-
sen Komponenten durch die folgende Matrix gegeben sind10 :
 
1 0 0 0
 
0 −1 0 0 
{ηαβ } =  
0 0 −1 0  . (3.6)
 
0 0 0 −1

8
Wir sprechen bei einem solchen Objekt auch von Vektor, obwohl es sich streng genommen um
dessen Koeffizienten in der gegebenen Basis handelt.
9
Die Bezeichnung werden wir in Abschnitt 3.3 noch rechtfertigen.
10
Hier gibt es verschiedene Konventionen. Multiplikation von (3.4) mit (−1) führt auf umgekehrte
Vorzeichen. Wir orientieren uns an Fließbach (1995).
13
3 SPEZIELLE RELATIVITÄTSTHEORIE

Er ersetzt in (2.12) den metrischen Tensor δij der euklidischen Metrik. Diese For-
malisierungen ermöglichen nun eine kompaktere Schreibweise des Wegelements aus
(3.5),
ds2 = ηαβ dxα dxβ . (3.7)

An dieser Stelle machen wir erstmals Gebrauch von der Einstein’schen Summen-
konvention (vgl. Einstein 1916, S. 781). Das heißt, sofern nicht explizit anders
gefordert, wird über oben und unten je einmal auftretende Indizes summiert.
Bei lateinischen Buchstaben laufe die Summe von 1 bis 3 und bei griechischen
Buchstaben von 0 bis 3. Ausgeschrieben steht in (3.7) also nichts anderes als
P3
ds2 = ηαβ dxα dxβ . Diese Indizes werden, im Gegensatz zu den freien Indizes,
α,β=0
auch stumme Indizes genannt und können beliebig umbenannt werden. Die frei-
en Indizes müssen auf je zwei Seiten einer Gleichung in Buchstaben und Position
übereinstimmen, das sogenannte Indexbild muss korrekt sein. Ist eine Gleichung
für xα notiert, so ist gemeint, sie gilt für alle Komponenten 0 ≤ α ≤ 3.
Wir fordern Homogenität und Isotropie von Raum und Zeit, das heißt, dass die
Transformation überall dieselbe ist und keine Richtung gegenüber den anderen
ausgezeichnet ist. Darum machen wir einen linearen Ansatz für die gesuchte Trans-
formation,
x0α = Λα β xβ + bα , (3.8)

mit Spaltenvektor b = (bα ) und Transformationsmatrix Λ = {Λα β }. Diese beiden


Größen sind abhängig von der Relation der IS zueinander, nicht aber von den
Koordinaten selbst. Sie sind konstant. Bei der Berechnung der Koordinatendiffe-
rentiale dxα = Λα β dxβ spielt die Verschiebung um b keine Rolle. Die geforderte
Invarianz ds2 = ds0 2 liefert für Λ die Bedingung

ΛT ηΛ = η . (3.9)

Die Transformationen aus (3.8), die diese Bedingung erfüllen, bilden die 10-para-
metrige Poincaré-Gruppe. Dazu gehören insbesondere räumliche Drehungen und
die Paritätstransformation sowie Verschiebungen. Analog zur Galilei-Gruppe ge-
hören auch Zeitumkehr und -verschiebung dazu. Die Lorentz-Gruppe bildet eine
Untergruppe für b = 0 .

14
3.2 Lorentz-Transformation

Der wichtige Unterschied zur Galilei-Gruppe liegt in der Transformation für die Re-
lativbewegung zwischen zwei IS. Wir geben also die spezielle Lorentz-Transforma-
tion an für den Fall, dass sich die Koordinatenachsen von K und K 0 zum Zeitpunkt
t = 0 decken und auch die Zeit t0 = 0 synchronisiert ist. Die Relativbewegung von
K 0 erfolge in positive x-Richtung, sodass wir annehmen können y = y 0 und z = z 0 .
Die Transformationsmatrix ist in diesem Fall gegeben durch11
 
γ −γβ 0 0
 
−γβ γ 0 0  1 v
{Λ β } = 
α
 0
 mit γ := p und β := . (3.10)
 0 1 0 1 − β2 c
0 0 0 1

Für die inverse Transformation schreiben wir {Λα β } := {Λα β }−1 . Dabei bezeichne
der jeweils obere Index die Zeile und der untere die Spalte. Damit gilt

Λγ β Λγ α = Λα γ Λβ γ = δβα . (3.11)

In diesem speziellen Fall ist sie durch die Ersetzung v → −v gegeben.


An dieser Stelle sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich bei Λα β und Λα β
um die Einträge der Transformationsmatrizen handelt und insbesondere nicht um
Tensoren. Die Stellung der Indizes dient lediglich der Unterscheidung der Transfor-
mationsmatrix von ihrer Inversen.12
Betrachten wir nun aber die Transformation noch einmal ausführlich,
    
c t0 γ −γ β 0 0 ct
 0   
 x  − γ β γ 0 0  
 = x
 y0   0 0 1 0  
   y 
z0 0 0 0 1 z
⇔ c t0 = γ (c t − β x) , x0 = γ (− β c t + x) , y0 = y , z0 = z . (3.12)

11
Eine detaillierte Herleitung findet sich in (Fließbach 2015, S. 295).
12
In der Literatur sind für die inverse Matrix auch die Schreibweisen {Λ−1 }α
β in Scheck (2007)
oder Λ̃α
β in Fließbach (1995) gebräuchlich.

15
3 SPEZIELLE RELATIVITÄTSTHEORIE

Für nichtrelativistische Geschwindigkeiten v  c gilt γ ≈ 1 und β x ≈ 0. Immer


gültig ist außerdem β c = v. Damit ergibt sich im Grenzfall gerade die Galilei-
Transformation mit t0 = t und x0 = x − v t.
Dennoch würde es der SRT nicht gerecht, sie im Grenzfall auf die Theorie Newtons
zu reduzieren, bloß weil die Vorhersagen dieselben sind. Wichtig ist es, zu erken-
nen, dass die SRT eine fundamental andere Sichtweise auf Raum und Zeit mit
sich bringt. Bei Newton galten sie beide als absolut und für sich stehend. Einstein
öffnete seine Sichtweise, wich davon ab und konnte die experimentellen Ergebnisse
so in eine ganzheitliche Theorie einordnen (vgl. Grøn und Næss 2011, S. 104).
Herrmann Minkowski leitete seine Ansprache beim naturwissenschaftlichen Kon-
gress im Köln am 21. September 1908 ein mit den Worten:

„Henceforth space by itself, and time by itself, are doomed to fade away
in mere shadows, and only a kind of union of the two will preserve an
independent reality.“

3.3 Minkowski-Raum
Newtons Interpretation von Zeit und Raum kann dargestellt werden als R × R3 .
Diese grundlegende Struktur spiegelt sich auch in den Galilei-Transformationen
aus (2.10) wider. Indem Einstein eine gegenseitige Abhängigkeit zuließ und die-
se auch physikalisch interpretierte, führte er beide zu einem vierdimensionalen
Raum-Zeit-Kontinuum, dem Minkowski-Raum, zusammen. Diese strukturelle Ent-
wicklung zeigt sich schon im Ansatz (3.8). Der vierdimensionale Vektorraum ist
ausgestattet mit einer charakteristischen Metrik, das heißt einer Vorschrift, verall-
gemeinerte Abstände in diesem Raum zu bestimmen. Wir haben die Minkowski-
Metrik in Abschnitt 3.2 bereits kennengelernt.

Minkowski-Metrik

Die Minkowski-Metrik13 ist eine reelle, nicht-ausgeartete und symmetrische Biline-


arform h , i : R4 −→ R. Die darstellende Matrix ist dann auch reell, symmetrisch
und nicht-singulär. Sei {~eα } eine Orthonormalbasis des Minkowski-Raumes. Die
13
Es handelt es sich nicht um eine Metrik im mathematischen Sinne, da weder die positive
Definitheit noch die Dreiecksungleichung erfüllt sind.

16
3.3 Minkowski-Raum

zu der Bilinearform gehörende darstellende Matrix hat bezüglich dieser Basis die
Form {ηαβ } = {h~eα , ~eβ i}. Denn seien xα ~eα , y β ~eβ ∈ R4 beliebige Vektoren, dann
gilt wegen der Bilinearität

hxα ~eα , y β ~eβ i = xα y β h~eα , ~eβ i = xα y β ηαβ = (xα )T {ηαβ } (y β ) . (3.13)

Anstelle von h~eα , ~eβ i wird auch die gleichbedeutende Schreibweise ~eα ·~eβ verwendet
und wir bezeichnen die Bilinearform als indefinites Skalarprodukt.
Aus (3.6) kennen wir die Einträge der Matrix
 
1 0 0 0
 
0 −1 0 0 
{ηαβ } =  
0 0 −1 0  (3.14)
 
0 0 0 −1

in kartesischen Koordinaten. Die Einträge sind abhängig von den gewählten Basis-
vektoren. In Kugelkoordinaten mit Koordinatendifferentialen dt, dr, dθ, dϕ ergibt
sich14 :
 
1 0 0 0
 
0 −1 0 0 

{ηαβ } =   . (3.15)
2 
0 0 −r 0 
2 2
0 0 0 −r sin θ
Diese Metrik induziert für alle xα ~eα ∈ R4 eine Norm15 des Minkowski-Raumes auf
die übliche Weise,

||xα ~eα ||2 = hxα ~eα , xβ ~eβ i = xα xβ h~eα , ~eβ i = xα xβ ηαβ , (3.16)

sodass sich für den Abstand zweier infinitesimal voneinander entfernter Weltpunk-
te gerade ds2 = ||ds||2 aus (3.5) ergibt.
Da es sich nicht um eine Norm im mathematischen Sinne handelt, treten der aus
der euklidischen Norm gewonnenen Intuition widersprechende Effekte auf. So kann

14
Die Herleitung befindet sich in Anhang (A.1).
15
Es handelt es sich nicht um eine Norm im mathematischen Sinne, da weder die Definitheit
noch die Subadditivität erfüllt sind.
17
3 SPEZIELLE RELATIVITÄTSTHEORIE

der Abstand zwischen zwei Weltpunkten imaginär sein oder der Abstand verschie-
dener Punkte kann null werden.
Eine charakteristische Eigenschaft des Minkowski-Raumes, die für die spätere Ver-
allgemeinerung aufgegeben werden muss, ist die Koordinatenunabhängigkeit von
{ηαβ } in kartesischen Koordinaten. Das heißt, die Vorschrift, wie Abstände zwi-
schen Weltpunkten gemessen werden, ist überall dieselbe.
Objekte, die wir zum Aufstellen weiterer Rechenregeln noch benötigen werden,
sind die zu ~eα dualen Basisvektoren ~e α .16 Diese sind Elemente des Dualraumes17
und sind definiert über die Eigenschaft

h~e α , ~eβ i = δβα . (3.17)

Für die Komponenten eines Vektors xα ~eα bezüglich der dualen Basis schreiben wir
xα . Aus der Dualität der Basisvektoren ergibt sich die Projektion

xα = xβ δαβ = xβ h~e β , ~eα i = hxβ ~e β , ~eα i = h~x, ~eα i (3.18)

ebenso wie

xα = h~x, ~e α i . (3.19)

Tensoren im Minkowski-Raum

Wegen (3.8) transformieren sich die Koordinatendifferentiale nach der Vorschrift

dx0α = Λα β dxβ . (3.20)

Wir nennen jede Größe V α , die sich bei Koordinatentransformationen wie dxα in
(3.20) transformiert,
V 0α = Λα β V β , (3.21)

16
In der Literatur werden diese Basisvektoren auch als 1-Formen bezeichnet und mit ω dargestellt.
Für eine mathematische Einführung in die Tensorrechnung verweisen wir auf Kapitel 3 in Oloff
(2002) oder Kapitel 2.4 aus Zeidler (2013a).
17
Siehe dazu Kapitel 2.3.5 in Zeidler (2013a).

18
3.3 Minkowski-Raum

kontravariante Komponente eines Vektors. Betrachten wir nun die Vektoren selbst.
Diese Objekte sollen bei Koordinatentransformationen unverändert bleiben. Be-
züglich einer anderen Basis unterliegen die Komponenten des Vektors aber einer
Veränderung. Aus
!
V~ 0 = V 0α ~e 0α = V β ~eβ = V~ (3.22)

folgt, dass die Basisvektoren im Vergleich zu den Vektorkomponenten gerade mit


der inversen Transformation transformieren müssen:

~e 0α = Λα β ~eβ . (3.23)

Auf Grundlage dieser Transformationseigenschaften definieren wir nun die folgen-


den Objekte im Minkowski-Raum18 :

Ein kontravarianter Tensor19 T α1 ...αr der Stufe r ist eine r-fach indizierte Größe,
die sich bezüglich jedes einzelnen Index transformiert gemäß

T 0α1 ...αr = Λα1 β1 ...Λαr βr T β1 ...βr . (3.24)

Ein kovarianter Tensor Tα1 ...αr der Stufe r ist eine r-fach indizierte Größe, die
sich bezüglich jedes einzelnen Index transformiert gemäß

Tα0 1 ...αr = Λα1 β1 ...Λαr βr Tβ1 ...βr . (3.25)

An dieser Stelle hat die Bezeichnung „kovariant“ nichts mit der „Kovarianz“ im Sin-
ne einer Forminvarianz von Gleichungen, wie wir sie beispielsweise in Abschnitt
2.2 gefordert haben, zu tun.
Tensoren nullter Stufe nennen wir auch Skalare und Tensoren erster Stufe Vekto-
ren. Insbesondere sind die Basisvektoren wegen (3.23) selbst kovariante Vektoren
und die Elemente der dualen Basis kontravariante Vektoren, damit die Dualität
unter Koordinatentransformation erhalten bleibt.
18
In Abschnitt 4.1 wird eine entsprechende Verallgemeinerung folgen.
19
3 SPEZIELLE RELATIVITÄTSTHEORIE

Ein weiteres Beispiel für einen Tensor erster Stufe stellt die zu einem Viererortsvek-
tor20 (xα ) gehörige Vierergeschwindigkeit21 (uα ) eines massebehafteten Teilchens
dar:

∂xα ∂ (3.10) ∂
uα := ⇒ (uα ) = (ct, xi ) = γ (ct, xi ) = γ (c, v i ) , (3.26)
∂τ ∂τ ∂t

wobei τ die im jeweiligen Ruhesystem verstrichene Zeit bezeichnet. Es gilt dt =


γ dτ (vgl. auch (3.12)).
Für die transformierte Vierergeschwindigkeit ergibt sich:

∂x0α (3.24) α ∂xβ (3.26) α β


u0α = = Λ β = Λ βu . (3.27)
∂τ ∂τ

Diese erfüllt die Eigenschaft eines kontravarianten Tensors erster Stufe aus (3.24).
Durch die Einträge der Matrix {ηαβ } wird ein kovarianter Tensor zweiter Stufe
definiert, der metrische Tensor. An dieser Stelle soll diese Bezeichnung an Hand
der Definition eines Tensors gerechtfertigt werden. Es ist ds2 ein Lorentz-Skalar
nach Definition der Lorentz-Transformation in (3.9), d.h. für beliebige Vektoren
(aα ), (bβ ) gilt:

!
ds0 2 = ds2
(3.24) !
⇔ 0
ηαβ a0α b0β = ηαβ
0 0
Λα θ aθ Λβ ε bε = ηθε Λθ α aα Λε β bβ = ηαβ aα bβ . (3.28)

Vergleich beider Seiten liefert

0
ηαβ = Λθ α Λε β ηθε . (3.29)

Wir multiplizieren die Gleichung mit Λγ α Λδ β ,

(3.11)
0
Λγ α Λδ β ηαβ = Λγ α Λδ β Λθ α Λε β ηθε 0
= δγθ δδε ηθε 0
= ηγδ . (3.30)

20
Streng genommen müssten wir stets von ko- und kontravarianten „Komponenten des Vektors“
sprechen.
21
Bei der Definition folgen wir Scheck (2010). Es gibt verschiedene Konventionen. Die Definition
in Ryder (2009) unterscheidet sich beispielsweise um den Faktor 1c .

20
3.3 Minkowski-Raum

Nach (3.25) ist ηαβ damit ein kovarianter Tensor zweiter Stufe. Insbesondere ist

(3.9)
0
ηγδ = Λγ α Λδ β ηαβ = ηγδ (3.31)

und damit ηαβ nach Definition der Lorentz-Transformation unter ebendieser invari-
ant, d. h. die Werte der Komponenten ändern sich nicht unter Lorentz-Transforma-
tion. Die Komponenten des kontravarianten metrischen Tensors seien in Analogie
zu denen des kovarianten durch

η αβ := h~e α , ~e β i (3.32)

gegeben. Für das Heben des Index eines kovarianten Basisvektors finden wir die
folgende Regel:

(3.17)
h~e α , ~e β i = η αβ = η αγ δγβ = η αγ h~eγ , ~e β i = hη αγ ~eγ , ~e β i
⇔ ~e α = η αγ ~eγ . (3.33)

Daraus ergibt sich für den Zusammenhang zwischen den Komponenten des ko-
und kontravarianten metrischen Tensors,

(3.33) (3.17)
η αγ ηγβ = η αγ h~eγ , ~eβ i = hη αγ ~eγ , ~eβ i = h~e α , ~eβ i = δβα . (3.34)

Es ist damit gerade {η αβ } = {ηαβ }−1 .


Das sogenannte „Heben und Senken“ von Indizes lässt sich auch allgemein auf die
Komponenten eines ko- und kontravarianten Tensors übertragen. Hier am Beispiel
der Komponenten eines Tensors erster Stufe:

(3.18)
xα = hxβ ~eβ , ~eα i = xβ h~eβ , ~eα i = xβ ηβα , (3.35)
(3.19)
xα = hxβ ~e β , ~e α i = xβ h~e β , ~e α i = xβ η βα . (3.36)

21
3 SPEZIELLE RELATIVITÄTSTHEORIE

3.4 Längenkontraktion
Eine Konsequenz aus der SRT, die unserer Intuition widerspricht, da sie nicht Teil
der täglichen Erfahrungswelt ist, ist die Längenkontraktion. Dazu betrachten wir
zwei IS K und K 0 , wobei K 0 sich relativ zu K mit konstanter Geschwindigkeit v in
positive x-Richtung bewegt. Es sei außerdem ein in K ruhender Stab gegeben. Zum
Zeitpunkt t = 0 seien die Koordinatenachsen von K und K 0 deckungsgleich und
die Zeit synchronisiert, sodass auch t0 = 0. Wir betrachten die beiden Weltpunkte
Anfang x und Ende y des Stabes in beiden IS. Der Einfachheit halber beschränken
wir uns auf die x0 - und x1 -Komponente. Wir finden

x = (c · 0, 0) , y = (c · 0, l0 ) ,
x0 = (c · 0, 0) , y 0 = (c · t, l) , (3.37)

wobei l0 die Länge des Stabes in seinem Ruhesystem beschreibt und l die aus dem
relativ zu ihm bewegten System. Die spezielle Lorentz-Transformation aus (3.10)
liefert
! ! !
ct γ −γβ 0
= ⇔ l = γ l0 . (3.38)
l −γβ γ l0

Als Fazit halten wir fest, dass der Stab aus Sicht des relativ zu ihm bewegten IS in
Richtung der Bewegung um den Faktor γ verkürzt ist. Bei den Geschwindigkeiten
v  c unserer Erfahrungswelt bemerken wir diesen Effekt nicht. In der nichtrela-
tivistischen Näherung gilt nämlich wieder γ ≈ 1, sodass der Effekt verschwindet.
Noch 1911 musste Einstein erklären:

„Die Frage, ob die Lorentz-Verkürzung wirklich besteht oder nicht, ist


irreführend. Sie besteht nämlich nicht ’wirklich’, insofern sie für einen
mitbewegten Beobachter nicht existiert; sie besteht aber ’wirklich’, d. h.
in solcher Weise, daß sie prinzipiell durch physikalische Mittel nachge-
wiesen werden könnte, für einen nicht mitbewegten Beobachter“ (Pais
1986, S. 141).

Als experimentelle Bestätigung kann man den hohen Anteil an Myonen sehen, die
die Erdoberfläche erreichen. Sie entstehen in einer Höhe von 10 km über der Erd-

22
3.4 Längenkontraktion

oberfläche aus der Reaktion von Teilchen der kosmischen Strahlung mit Atomker-
nen der oberen Atmosphäre und nähern sich der Erdoberfläche mit einer Geschwin-
digkeit von ca. 0.998 c. Auf Grund ihrer kurzen durchschnittlichen Lebensdauer von
2.2 µs würden sie die Erdoberfläche nur mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit
erreichen. Der tatsächlich detektierte Anteil liegt weit über dem Erwartungswert.
Im Ruhesystem des Myons kann die Situation so interpretiert werden, dass sich
die Erde auf es zu bewegt. Die 10 km, die es aus unserer Sicht zurückzulegen hat,
erscheinen aus seiner Sicht verkürzt. Es erreicht die Erdoberfläche innerhalb seiner
Lebensdauer also mit größerer Wahrscheinlichkeit (vgl. Beyvers und Krusch 2007,
S. 47).

23
4 Riemann-Raum
„Aber das eine ist sicher, daß ich mich im Leben noch nicht so geplagt
habe und daß ich große Hochachtung für die Mathematik eingeflößt
bekommen habe, die ich bis jetzt in ihren subtilen Teilen in meiner
Einfalt für puren Luxus ansah!“,

schrieb Einstein im Jahr 1915 nach Vollendung seiner Arbeit an der ART (Pais
1986, S. 216). Zum Aufstellen der ART ist die Mathematik kein purer Luxus, son-
dern bildet die notwendige Grundlage zu deren Beschreibung. Darum werden auch
wir uns in diesem Kapitel zunächst dem mathematischen Objekt des Riemann-
Raumes zuwenden, die neuen Erkenntnisse jedoch stets an Beispielen konkretisie-
ren.
Der Riemann-Raum22 ist eine differenzierbare Mannigfaltigkeit, ausgestattet mit
einem metrischen Tensor gµν (x) = h~e µ , ~e ν i, der in jedem Punkt das Skalarprodukt
je zweier Basisvektoren definiert. Betrachten wir zunächst noch einmal den Begriff
der differenzierbaren Mannigfaltigkeit, die in unserem Fall die Dimension vier hat.

Mannigfaltigkeit: Eine differenzierbare Mannigfaltigkeit der Dimension 4 ist


ein topologischer Raum M , zusammen mit einem „Atlas“, d.h. einer Familie
von „Karten“ (Ui , Φi )i∈I , wobei die Ui ⊆ M eine offene Überdeckung von M
bilden und jedes Φi : Ui −→ Vi ⊆ R4 ein Homöomorphismus ist mit: Die
Koordinatentransformationen Φi ◦ Φj −1 : Vj −→ Vi , sind differenzierbar.

Diese Definition impliziert insbesondere, dass unser Raum lokal aussieht wie der
R4 . Diese Eigenschaft ist direkt vergleichbar mit unserer Erdoberfläche als zwei-
dimensionale Mannigfaltigkeit, die sich im Ganzen nicht auf eine flache Karte ab-
bilden lässt. Sobald man zwei oder mehr Karten zulässt, ist es jedoch möglich, sie
vollständig auf die Gesamtheit der Karten abzubilden. Auf jeder einzelnen Karte
ist dann nur noch ein Teil der Erdoberfläche zu sehen.23 Sollten die Karten sich
22
Da unsere Metrik nicht alle Axiome erfüllt, müssten wir eigentlich von einem pseudoriemann-
schen Raum sprechen. Diese Unterscheidung soll uns aber nicht weiter kümmern. Für eine
mathematisch umfassende Diskussion verweisen wir auf Kapitel 16 aus (Zeidler 2013b).
23
Konkrete Abbildungen sind nachzuvollziehen in (Scheck 2007, S. 273).

25
4 RIEMANN-RAUM

überlappen, so sorgt die Forderung der Differenzierbarkeit an die Koordinaten-


transformationen für einen glatten Kartenwechsel (vgl. Scheck 2007, Kap. 5.2.2).
Der metrische Tensor verleiht der so definierten primitiven Punktmenge erst eine
spezifische Struktur und Form, wie z. B. die einer Sphäre oder auch die einer fla-
chen Ebene. Im Allgemeinen ist er koordinatenabhängig und liefert so in jedem
Punkt eine Vorschrift, wie Abstände und Längen an diesem Ort zu bestimmen
sind (vgl. Schutz 1985, S. 154).
An den metrischen Tensor stellen wir auch die Anforderung der Differenzierbarkeit.
Diese impliziert, dass wir ihn in der Umgebung eines Punktes als näherungsweise
konstant ansehen können. Ist der metrische Tensor konstant, d.h. die Messvor-
schrift in der Umgebung dieses Punktes überall dieselbe, so ist der Raum in dieser
Umgebung flach. Genauer können wir an jedem Punkt x0 des Raumes ein Bezugs-
system konstruieren, sodass

∂gµν (x0 )
gµν (x0 ) = ηµν , =0. (4.1)
∂xλ

Diese Koordinaten nennen wir die lokalen Minkowski-Koordinaten.24 Für diese


Koordinaten können wir auf die in Kapitel 3 diskutierten Zusammenhänge zu-
rückgreifen (vgl. Scheck 2010, S. 299).
Am Beispiel der Erdoberfläche wird dieser Zusammenhang auch durch die Abbil-
dung auf Karten deutlich. Wir nehmen an, dass die Ausdehnung einer Stadt so
klein ist, dass der metrische Tensor eingeschränkt auf ihre Umgebung näherungs-
weise konstant ist. Die Stadt kann damit als flach angesehen werden (vgl. Abschnitt
4.4). Dann lässt sie sich maßstabsgetreu auf einen flachen Stadtplan abdrucken.
Bei der ganzen Erdkugel kann dies nur unter starken Verzerrungen geschehen. Dies
zeigt sich, wenn man sich eine direkte Flugroute zwischen zwei hinreichend weit
entfernten Städten der Erde auf einer üblichen Weltkarte betrachtet. Diese direkte
Verbindung wird darauf zu einer gebogenen Linie.
Der Riemann-Raum umfasst den euklidischen Raum als R3 mit metrischem Ten-
sor δij und den Minkowski-Raum als R4 mit metrischem Tensor ηµν als Spezialfall
(vgl. Fließbach 1995, S. 89).

24
Auch gebräuchlich sind unter anderem die Bezeichnungen Gauß’sche Koordinaten in Scheck
(2010) oder Lorentz-Koordinaten in Schutz (1985).

26
4.1 Metrik im Riemann-Raum

4.1 Metrik im Riemann-Raum


Bei der Erarbeitung der Zusammenhänge im Riemann-Raum folgen wir (Fließbach
1995, Kap. 14). Es sei eine beliebige Koordinatentransformation gegeben durch

x0µ = x0µ (xν ) (4.2)

mit der Umkehrtransformation

xν = xν (x0µ ) . (4.3)

Dann transformieren die Koordinatendifferentiale nach

∂x0µ ν ∂xµ 0ν

dx = ν
dx = αµ ν (x) dxν , dx = µ

dx = αν µ (x0 ) dx0ν , (4.4)
∂x ∂x

mit koordinatenabhängigen Transformationsmatrizen

∂x0µ ∂xµ
µ
{α ν (x)} := , µ 0 µ
{αν (x )} := {α ν (x)} −1
= . (4.5)
∂xν ∂x0ν

Aus der Kettenregel folgt:

∂x0µ ∂xλ ∂x0µ


α µ λ αν λ = = = δνµ (4.6)
∂xλ ∂x0ν ∂x0ν

und analog
αλ µ αλ ν = δµν . (4.7)

Es ersetzen für die Koordinatendifferentiale nun also die Transformationsmatri-


zen aus (4.4) diejenigen aus (3.20). Analog zur Schreibweise für die Lorentz-
Transformation dient die Stellung der Indizes hier wieder nur zur Unterscheidung
der Matrizen. Es handelt sich nicht um gemischte Tensoren.

27
4 RIEMANN-RAUM

Die Definition von Tensoren und Rechenregeln im Riemann-Raum erfolgt ana-


log zu denen im Minkowski-Raum mit den Ersetzungen: {Λα β } → {αµ ν (x)} und
ηαβ → gµν (x).25

Ein kontravarianter Tensor T µ1 ...µr der Stufe r ist eine r-fach indizierte Größe,
die sich bezüglich jedes einzelnen Index transformiert gemäß

T 0µ1 ...µr = αµ1 ν1 (x)...αµr νr (x) T ν1 ...νr . (4.8)

Ein kovarianter Tensor Tµ1 ...µr der Stufe r ist eine r-fach indizierte Größe, die
sich bezüglich jedes einzelnen Index transformiert gemäß

Tµ0 1 ...µr = αµ1 ν1 (x0 )...αµr νr (x0 ) Tν1 ...νr . (4.9)

Auch im Riemann-Raum fordern wir wieder die Invarianz des Wegelementes und
bestimmen daraus das Transformationsverhalten des metrischen Tensors:

(4.4)
ds2 = gµν (x) dxµ dxν = gµν (x) ακ µ (x0 ) dx0κ αλ ν (x0 ) dx0λ
! 0
= gκλ (x0 ) dx0κ dx0λ = ds02
0
⇔ gκλ (x0 ) = gµν (x) ακ µ (x0 ) αλ ν (x0 ) . (4.10)

Auch hier handelt es sich bei gµν (x) also wieder um einen kovarianten Tensor zwei-
ter Stufe. Im Gegensatz zu dem metrischen Tensor des Minkowski-Raumes hängen
die Koordinatentransformationen aber über keine Bedingung mit dem metrischen
Tensor zusammen. Im Allgemeinen ist gµν (x) daher nicht invariant unter der je-
weiligen Transformation.
25
Mit dem Riemann-Raum haben wir die mathematische Struktur des Vektorraumes allerdings
verlassen. Unsere Objekte sind jetzt definiert in den beiden, an jedem Punkt angehefteten,
4-dimensionalen Vektorräumen, dem Tangentialraum, dessen Basis gebildet wird durch { ∂x∂ µ }
und dem dazu dualen Kotangentialraum mit Basis {dxµ } (vgl. Scheck 2010, Kap. 6.3).

28
4.1 Metrik im Riemann-Raum

metr. ds2 ist invariant Transformation


Raum Tensor Wegelement ds2 unter diesen Trafos der Differentiale

Euklid δij dx2 + dy 2 + dz 2 Galilei dxi = Di k dxi


Minkowski ηαβ c2 dt2− dx2− dy 2− dz 2 Poincaré dxα = Λα β dxβ
Riemann gµν (x) gµν (x) dxµ dxν beliebige dxµ = αµ ν (x) dxν

Tabelle 1: Mathematische Räume in der Übersicht

Für die Komponenten des kontravarianten metrischen Tensors gilt analog zu (3.34)

g µλ (x) gλν (x) = δνµ . (4.11)

Wir greifen noch einmal das Kronecker-Delta-Symbol δνµ auf. Es transformiert


tatsächlich wie ein gemischter Tensor zweiter Stufe. Wir fordern, dass die Kom-
ponenten unverändert bleiben, damit die charakteristische Eigenschaft weiterhin
gegeben ist. Dann gilt

∂x0µ ∂x0µ ∂xλ ∂x0µ ∂xκ λ (4.5) µ


δν0µ = δνµ = = = δ = α λ αν κ δκλ . (4.12)
∂x0ν ∂xλ ∂x0ν ∂xλ ∂x0ν κ

Die Definition als rein ko- oder kontravarianter Tensor δµν oder δ µν ist jedoch nicht
sinnvoll, da dies unter Beibehaltung der Komponenten nicht mit den Regeln für
das Heben und Senken der Indizes

xµ = xν gµν , xµ = xν g µν , (4.13)

analog zu (3.36) und (3.35) vereinbar ist.26 Das Kronecker-Delta wird darum immer
nur als gemischter Tensor auftauchen.
Zum Abschluss dieses Abschnittes findet sich in Tab. 1 eine Übersicht über alle
drei mathematischen Räume, mit denen wir uns bis hierhin auseinandergesetzt
haben.

26
Eine Ausnahme bildet der euklidische Raum, wo δij selbst den metrischen Tensor darstellt.

29
4 RIEMANN-RAUM

4.2 Krümmung
Wir werden sehen, dass wir zur Hinführung auf die ART in ebendiesen Riemann-
Raum übergehen müssen. Ein koordinatenabhängiger metrischer Tensors wie der
des Riemann-Raumes erzeugt im Allgemeinen einen gekrümmten Raum.27 Doch
was ist eigentlich ein gekrümmter Raum? Einen Raum, in dem die Gesetze der
euklidischen Geometrie nicht gelten, nennen wir intrinsisch gekrümmt. Jeder hat
wohl ein intuitives Verständnis davon, was es bedeutet, wenn eine Fläche gekrümmt
ist. Dabei ist die zweidimensionale Fläche meistens eingebettet in unseren dreidi-
mensionalen Raum. Wie aber könnte eine „flache“ Ameise, die in solch einer Fläche
lebt, feststellen, ob diese gekrümmt ist?
Nehmen wir als Beispiel eine Kugeloberfläche. Angenommen die Ameise zeichnet
einen Kreis und misst dessen Radius r sowie Umfang U . Sie wird nicht den aus
der euklidischen Geometrie in der Ebene gewohnten Zusammenhang U = 2πr kon-
statieren, sondern stattdessen U < 2πr. Ähnlich verhielte es sich, würde sie ein
Dreieck zeichnen und dessen Winkel ausmessen. Die Winkelsumme auf der Sphä-
re ist stets größer als 180◦ . Dabei soll allerdings darauf aufmerksam gemacht sein,
dass die Abweichung von der euklidischen Geometrie in der Umgebung eines Punk-
tes beliebig klein wird. Das Gebiet, welches die Ameise vermisst muss hinreichend
groß sein, damit sie den Unterschied feststellen kann. Als weiteres Beispiel für eine
intrinsisch gekrümmte Fläche sei ein Hyperboloid genannt.
Ein weiteres Merkmal eines gekrümmten Raumes ist, dass das Parallelenaxiom
der euklidischen Geometrie nicht mehr gültig ist. Die Wege zweier Ameisen, die
an verschiedenen Orten loslaufen ohne je ihre Richtung zu ändern, werden sich,
sofern sie nicht auf demselben Weg laufen, früher oder später begegnen.
Wir unterscheiden die intrinsische von der extrinsischen Krümmung, wie sie bei-
spielsweise bei einem Zylindermantel vorliegt. Über einfache Größenmessung wür-
de die Ameise hier keine Krümmung bemerken. Es handelt sich ja lediglich um
eine eingerollte Ebene. Die Struktur, über die die einzelnen Punkte miteinander
verbunden sind, erfährt dadurch keine Veränderung. Die Metrik ist hier dieselbe

27
Dies gilt jedoch nicht notwendigerweise, wie wir am Beispiel des metrischen Tensors des
Minkowski-Raumes in Kugelkoordinaten in (3.15) gesehen haben.

30
4.2 Krümmung

wie in der euklidischen Ebene, es handelt sich in dieser Hinsicht immer noch um
einen flachen Raum (vgl. Göbel 2014, Kap. 3.4).

Beispiel rotierendes Bezugssystem

In einem Gedankenexperiment wollen wir noch ein weiteres Beispiel eines auf den
ersten Blick nicht gekrümmten Raumes betrachten, nämlich eine flache, gleich-
mäßig rotierende Scheibe. Ein über dem Mittelpunkt schwebender Beobachter,
der gegenüber dem Fixsternhimmel ruht, misst wieder Radius und Umfang. Da
der Radius an jedem Ort senkrecht zur Bewegungsrichtung steht, erfährt er keine
Veränderung. In einer hinreichend kleinen Umgebung bewegt sich dagegen jeder
Abschnitt des Randes für eine hinreichend kurze Zeit annähernd geradeaus. In
diesem Falle gelten die Regeln der SRT und nach Abschnitt 3.4 erscheint der Um-
fang, im Vergleich zu der Messung eines auf der Scheibe ruhenden Beobachters,
verkürzt. Das heißt, der über dem System schwebende Beobachter würde auch zu
dem Schluss kommen, dass 2π r > U . Das beschleunigte BS ist gekrümmt (vgl.
Beyvers und Krusch 2007, S. 126).
Dies wollen wir noch quantitativ bestätigen, indem wir den metrischen Tensor
gµν (x) auf der rotierenden Scheibe bestimmen (vgl. Fließbach 1995, S. 51).
Die Koordinatentransformation von IS K zu einem gleichförmig rotierenden BS
K 0 ist gegeben durch:

x = x0 cos(ω t0 ) − y 0 sin(ω t0 ) , z = z0 ,
y = x0 sin(ω t0 ) + y 0 cos(ωt0 ) , t = t0 . (4.14)

Die Komponenten des metrischen Tensors erhalten wir aus dem Wegelement

ds2 = ηαβ dxα dxβ = c2 dt2 − dx2 − dy 2 − dz 2


2
= c2 dt02 − (cos(ωt0 ) dx0 − sin(ωt0 ) dy 0 − x0 ω sin(ωt0 ) dt0 − y 0 ω cos(ωt0 ) dt0 )
2
− (sin(ωt0 ) dx0 + cos(ωt0 ) dy 0 + x0 ω cos(ωt0 ) dt0 − y 0 ω sin(ωt0 ) dt0 ) − dz 02
= (c2 − ω 2 (x02 + y 02 )) dt02 + 2 ω y 0 dx0 dt0 − 2 ω x0 dy 0 dt0 − dx02 − dy 02 − dz 02
= gµν (x0 ) dx0µ dx0ν . (4.15)

31
4 RIEMANN-RAUM

Wir beachten, dass wir die Koeffizienten bezüglich x0 0 = c t0 suchen und lesen ab,
 
ω2 2ωy 0 −2ωx0
1− c2
(x02 + y 02 ) c c
0
 2ωy 0 
 −1 0 0
{gµν (x )} = 
0

c  . (4.16)

−2ωx0
c
0 −1 0
0 0 0 −1

Erstaunlicherweise entdecken wir folgenden Zusammenhang:


g00 = 1 + , (4.17)
c2

wobei Φ = − 21 ω 2 (x02 + y 02 ) gerade dem Zentrifugalpotenzial entspricht. In Ab-


schnitt 5.5 werden wir feststellen, dass sich dieser Zusammenhang zwischen 00-
Komponente des metrischen Tensors und dem Potenzial Φ im Allgemeinen für
schwache, statische28 Felder ergibt.

4.3 Geodätengleichung
Betrachten wir ein nicht-homogenes Gravitationsfeld wie das unserer Erde. Wenn
wir in sehr großer Entfernung zwei Gegenstände fallen lassen, sodass deren Bahn-
kurven in unserem kleinen Ausschnitt des Weltalls parallel beginnen, so bleiben
diese im Allgemeinen nicht parallel. Mit geringer werdender Entfernung zur Erde,
wird auch der Abstand zwischen den beiden Gegenständen geringer. Dies ist ein
Merkmal eines gekrümmten Raumes (vgl. Schutz 1985, S. 125).
Nach Newton bewegt sich ein Teilchen im kräftefreien Fall von einem Punkt zum
anderen stets auf einer Geraden, der kürzesten Verbindung zwischen zwei gege-
benen Punkten. Die Bahnkurve minimiert den euklidischen Abstand. Wie aber
bewegt sich ein Teilchen im gekrümmten Raum? Bedingung soll auch hier sein,
dass der verallgemeinerte Abstand zwischen je zwei Punkten minimiert wird. Da
unsere Messvorschrift für den Abstand, gegeben durch den metrischen Tensor aber
nur lokale Gültigkeit besitzt, müssen wir den Abstand zwischen je zwei infinitesimal
voneinander entfernten Punkten betrachten und über alle diese Abstände integrie-

28
Wegen des zeitlich konstanten Potenzials ist das Feld in diesem Fall statisch, auch wenn es sich
um ein rotierendes BS handelt.

32
4.3 Geodätengleichung

ren. Der zu minimierende Abstand ist jeweils gegeben durch die positive Wurzel

aus unserem Wegelement ds2 des Riemann-Raumes. Die sich daraus ergebende
Gleichung heißt Geodätengleichung. In ihr finden wir die Verallgemeinerung der
Newton’schen Bewegungsgleichung (2.3) für einen beliebigen Raum, dessen Metrik
durch den metrischen Tensor festgelegt ist. Bei der Herleitung orientieren wir uns
an Kapitel 4.1.2 aus Ryder (2009).
Wir betrachten die Bogenlänge29 s zwischen zwei gegebenen Punkten P und Q des
Riemann-Raumes,

ZQ ZQ q
s= ds = gµν (x) dxµ dxν . (4.18)
P P

Die Kurve sei parametrisiert mit einem Parameter λ, also xµ = xµ (λ) mit
µ
P = xµ (λ1 ) und Q = xµ (λ2 ).30 Setze ẋµ := dx

und damit

Zλ2 q
s= gµν (x)ẋµ ẋν dλ . (4.19)
λ1

Analog zum Prinzip der kleinsten Wirkung gehen wir davon aus, dass die physi-
R R
kalische Bahn δ ds = 0 ⇒ δ ds2 = 0 erfüllt. Dafür muss der Integrand

L(x, ẋ) = gµν (x) ẋµ ẋν (4.20)

die Euler-Lagrange-Gleichung lösen,


 
∂L d ∂L
λ
− =0. (4.21)
∂x dλ ∂ ẋλ

29
Bogenlänge ist an dieser Stelle ein abstrakter Begriff. Da unsere Metrik nicht positiv definit ist,
kann die Bogenlänge auch imaginär werden. Sie ist an dieser Stelle nicht mit einer anschaulichen
Kurvenlänge identifizierbar.
30
λ kann interpretiert werden als Bogenlänge s von P ausgehend oder für massebehaftete Teil-
chen als die im Ruhesystem vergangene Zeit τ . Bei Photonen, die kein Ruhesystem haben, ist
Letzteres nicht möglich.

33
4 RIEMANN-RAUM

Wir berechnen

∂L
= gµν,λ (x) ẋµ ẋν ,
∂xλ
∂L
= 2 gµλ (x) ẋµ ,
∂ ẋλ
d ∂L
= 2 gµλ,κ (x) ẋκ ẋµ + 2 gµλ (x) ẍµ . (4.22)
dλ ∂ ẋλ

Dabei bedeutet gµν,λ (x) = ∂g


∂xλ
µν
. Diese Schreibweise werden wir noch häufiger ge-
brauchen. Einsetzen von (4.22) in (4.21) führt auf

gµν,λ ẋµ ẋν − 2 gµλ,κ ẋκ ẋµ − 2 gµλ ẍµ = 0 . (4.23)

Wir multiplizieren die Gleichung mit − 12 g λρ ,

1
0 = − g λρ gµν,λ ẋµ ẋν + g λρ gµλ,κ ẋκ ẋµ + g λρ gµλ ẍµ . (4.24)
2

Den zweiten Term spalten wir in zwei Hälften, wobei wir bei der zweiten eine
Umbenennung µ ↔ κ durchführen. Im dritten Term nutzen wir die Identität aus
(4.11),
 
1 λρ µ κ 1 λρ 1 λρ
0 = − g gµκ,λ ẋ ẋ + κ µ µ κ
g gµλ,κ ẋ ẋ + g gκλ,µ ẋ ẋ + δµρ ẍµ
2 2 2
1
= g λρ (−gµκ,λ + gµλ,κ + gκλ,µ ) ẋκ ẋµ + ẍρ . (4.25)
2

Den durch den metrischen Tensor bestimmten Faktor fassen wir unter dem Namen
Christoffel-Symbol zusammen:

1 λρ
Γρµκ := g (−gµκ,λ + gµλ,κ + gκλ,µ ) (Christoffel-Symbol) . (4.26)
2

34
4.3 Geodätengleichung

Damit verkürzt sich (4.25) zu31

ẍρ + Γρµκ ẋκ ẋµ = 0 (Geodätengleichung) . (4.27)

Aus der Vertauschung der beiden Summanden positiven Vorzeichens folgt direkt
die Symmetrie des Christoffel-Symbols bezüglich Vertauschung der beiden unteren
Indizes. Wir halten fest,

Γρµκ = Γρκµ . (4.28)

Göbel (2014) liefert in Kapitel 6.2 einen anderen Zugang zu den Christoffel-Symbo-
len, der auch anschaulich interpretiert werden kann: Γµκ ist ein Größe, die die
Veränderung des Basisvektors ~eµ bei Verschiebung in ~eκ Richtung angibt. Γρµκ
bezeichnet deren einzelne Komponenten,

~eµ (xκ + dxκ ) − ~eµ (xκ ) ∂~eµ


Γµκ = κ
= = Γρµκ ~eρ , (4.29)
dx ∂xκ

und für die dualen Basisvektoren,

∂~e µ
κ
= −Γµνκ~e ν . (4.30)
∂x

Dass diese Definition tatsächlich auf denselben Zusammenhang mit der Metrik
führt, zeigt folgende Rechnung:

(3.35)
~eµ = gµν ~e ν

∂xκ
⇔ ~eµ,κ = gµν,κ ~e ν + gµν ~e ν ,κ
~e λ ·
⇔ ~e λ · ~eµ,κ = ~e λ · gµν,κ ~e ν + ~e λ · gµν ~e ν ,κ
(4.29),(4.30)
⇔ ~e λ · Γρµκ ~eρ = ~e λ · gµν,κ ~e ν − ~e λ · gµν Γνρκ~e ρ
(3.17)
⇔ δρλ Γρµκ = g λν gµν,κ − g λρ gµν Γνρκ
dxµ dxν
31
Für massebehaftete Teilchen ist die Randbedingung gµν dτ dτ = c2 und für masselose Teil-
µ
dxν
chen gµν dx
dλ dλ = 0 (vgl. Scheck 2010, S. 340).

35
4 RIEMANN-RAUM

⇔ Γλµκ = g λν gµν,κ − g λρ gµν Γνρκ


·gλσ
⇔ gλσ Γλµκ = gλσ g λν gµν,κ − gλσ g λρ gµν Γνρκ
⇔ gλσ Γλµκ = δσν gµν,κ − δσρ gµν Γνρκ
⇔ gλσ Γλµκ = gµσ,κ − gµν Γνσκ
⇔ gµσ,κ = gλσ Γλµκ + gµν Γνσκ
⇔ gµσ,κ = gλσ Γλµκ + gλµ Γλσκ . (4.31)

Jetzt, wo wir die Ableitungen des metrischen Tensors durch die Christoffel-Symbole
ausgedrückt haben, betrachten wir die Permutationen

(4.31)
−gµσ,κ + gσκ,µ + gκµ,σ = − gλσ Γλµκ − gλµ Γλσκ + gλκ Γλσµ
+ gλσ Γλκµ + gλµ Γλκσ + gλκ Γλµσ . (4.32)

Unter Beachtung der Symmetrie des Christoffel-Symbols heben sich der erste gegen
den vierten sowie der zweite gegen den fünften Summanden auf, sodass

−gµσ,κ + gσκ,µ + gκµ,σ = 2 gλκ Γλσµ . (4.33)

Multiplikation mit 1
2
g νκ führt auf

1 νκ
g (−gµσ,κ + gσκ,µ + gκµ,σ ) = g νκ gλκ Γλσµ = δλν Γλσµ = Γνσµ , (4.34)
2

den zu zeigenden Zusammenhang aus (4.26).

Beispiel euklidischer Raum

Im euklidischen Raum, das heißt alle Ableitungen des metrischen Tensors δij ver-
schwinden und das Christoffel-Symbol wird null, ergibt sich aus der Geodätenglei-
chung (4.3) gerade das Trägheitsgesetz

ẍi = 0 ⇔ ~x¨ = 0 . (4.35)

36
4.3 Geodätengleichung

Man rechne nach, dass die Lösung zu den Anfangsbedingungen ~x(t1 ) = ~x1 und
~x(t2 ) = ~x2 gegeben ist durch

~x2 − ~x1
~x(t) = ~x1 + (t − t1 ) . (4.36)
t2 − t1

Die entspricht genau der Gleichung der Geraden, auf der die Punkte ~x1 und ~x2 lie-
gen. Es ergibt sich also tatsächlich die erwartete Geodäte, die kürzeste Verbindung,
des euklidischen Raumes.

Beispiel Sphäre

Wir betrachten zum direkten Vergleich die zweidimensionale Einheitssphäre mit


den Koordinatendifferentialen dx1 = dθ und dx2 = dϕ, d.h. die Oberfläche einer
Kugel mit Radius 1. Den metrischen Tensor erhalten wir auf analogem Wege zu
(A.1) mit r = 1 und dem euklidischen Wegelement

ds2 = dx2 + dy 2 + dz 2 = dθ2 + sin2 θ dϕ2 . (4.37)

Der ko- und kontravariante Tensor ist gegeben durch die Komponenten
! !
1 0 1 0
{gij } = , {g ij } = . (4.38)
0 sin2 θ 0 1
sin2 θ

Als Geodäten ergeben sich tatsächlich gerade die Großkreise.32 Wir wollen an
dieser Stelle noch die Christoffel-Symbole angeben. Die einzige partielle Ableitung
der Komponenten unseres metrischen Tensors, die von null verschieden ist, ist
g22,1 = 2 sin θ cos θ. Deswegen sind auch alle Christoffel-Symbole null, außer

1 λ1
Γ122 = g · (−g22,λ + g2λ,2 + g2λ,2 )
2
1 1
= g 11 · (−g22,1 ) = − · 2 sin θ cos θ = − sin θ cos θ ,
2 2
1 22 1 cos θ
Γ212 = Γ221 = g · (g22,1 ) = 2 2 sin θ cos θ = . (4.39)
2 2 sin θ sin θ

32
Eine Herleitung kann in Ryder (2009) Kapitel 4.1.3 nachvollzogen werden.

37
4 RIEMANN-RAUM

Basierend auf den Christoffel-Symbolen werden wir in Abschnitt 4.4 noch eine
weitere, aussagekräftigere Größe berechnen.

4.4 Paralleltransport
Aus Abschnitt 4.2 ergibt sich unmittelbar die Frage nach einem quantitativen Maß
für die Krümmung eines beliebigen Riemann-Raumes. Das Ergebnis, ob ein Raum
gekrümmt ist oder nicht, sollte dabei unabhängig von den innerhalb des Rau-
mes gewählten Koordinaten sein. Diese Eigenschaft wird durch Tensoren erfüllt.
Aus den Transformationseigenschaften in (3.24) und (3.25) ergibt sich unmittel-
bar: Wenn in einem Koordinatensystem alle Komponenten eines Tensors null sind,
so bleibt diese Eigenschaft unter Koordinatentransformation erhalten (vgl. Ryder
2009, S. 62).

Kovariante Ableitung

Um einen Begriff der Parallelität zu entwickeln, brauchen wir zunächst eine vom
Koordinatensystem unabhängige Ableitung. Wir betrachten dazu ein Vektorfeld33
V~ (~x). Die partielle Ableitung kann dies nicht leisten, denn es ist

∂V 0µ (4.8) ∂
= (αµ λ V λ )
∂x0ν ∂x0ν
∂αµ λ µ ∂V
λ
= Vλ + α λ
∂x0ν ∂x0ν
µ λ
∂α λ µ ∂V ∂xκ
= Vλ + α λ
∂x0ν ∂xκ ∂x0ν
(4.5) ∂αµ λ µ ∂V
λ
= Vλ + α λ αν κ (4.40)
∂x0ν ∂xκ

und transformiert damit nicht wie ein Tensor zweiter Stufe. Nur bei koordinaten-
unabhängigen Transformationsmatrizen, so wie es im Minkowski-Raum noch der
Fall war, fällt der erste Summand weg und es ergibt sich gerade das Transforma-
tionsgesetz für einen gemischten Tensor zweiter Stufe.
Die nun folgende Argumentation stützt sich auf Kapitel 6.3 aus Göbel (2014).
33
Der Vektorpfeil ist im Sinne von (3.22) zu sehen.

38
4.4 Paralleltransport

Lassen wir eine Krummlinigkeit der Koordinatenachsen zu, das heißt eine Abhän-
gigkeit der Basisvektoren von den Koordinaten, so ergeben sich bei der partiellen
Ableitung zwei Terme:

∂V µ ∂(V~ · ~e µ ) µ ∂V
~ µ
~ · ∂~e .
= = ~
e · + V (4.41)
∂xν ∂xν ∂xν ∂xν

Nur der erste Summand entspricht dabei der tatsächlichen Änderung des Vektor-
feldes. Dieser ist unsere gesuchte kovariante Ableitung, die wir im Unterschied zur
partiellen mit einem Semikolon kenntlich machen. Wir lösen die Gleichung auf
nach
∂ V~ ∂V µ ~ ∂~e µ
V µ ;ν := ~e µ · ν = −V · ν , (4.42)
∂x ∂xν ∂x
und unter Verwendung der Identität aus (4.30) ergibt sich

(3.19)
V µ ;ν = V µ ,ν + V~ · Γµκν ~e κ = V µ ,ν + Γµκν V κ . (4.43)

Analog lässt sich zeigen, dass

Vµ;ν = Vµ,ν − Γκµν Vκ . (4.44)

Es bleibt nachzuweisen, dass diese neuen Objekte tatsächlich die gewünschte Trans-
formationseigenschaft eines gemischten Tensors zweiter Stufe besitzen.
0µ 0µ
(4.43) ∂V
V 0µ ;ν = − ~ 0 · ∂~e
V
∂x0ν ∂x0ν
0µ 0µ
(3.22) ∂V
V 0µ ;ν = − ~ · ∂~e
V
∂x0ν ∂x0ν
µ κ µ κ
(4.8) ∂(α κ V )
= − ~ · ∂(α κ ~e )
V
∂x0ν ∂x0ν
µ κ λ µ κ λ
∂(α κ V ) ∂x ~ · ∂(α κ ~e ) ∂x
= − V
∂x

λ ∂x0ν ∂xλ ∂x


µ κ µ κ
(4.5) ∂(α κ V ) ~ ∂(α κ ~e )
= αν λ −V ·
∂xλ ∂xλ
 µ κ µ κ

κ ∂α κ µ ∂V ∂α κ ∂~
e
= αν V λ
+α κ − V~ · ~e κ
− V~ · α κ λ
µ
∂xλ ∂xλ ∂xλ ∂x

39
4 RIEMANN-RAUM

 µ κ µ

(3.19) λκ ∂α κ µ ∂V κ ∂α κ ~ eκ
µ ∂~
= αν V +α κ −V −V ·α κ λ
∂xλ ∂xλ ∂xλ ∂x
 κ κ

∂V ∂~e
= αν λ αµ κ λ
− V~ · αµ κ λ
∂x ∂x
 κ κ

∂V ∂~
e
λ µ
= αν α κ − V~ · λ
∂xλ ∂x
(4.43)
= αν λ αµ κ V κ ;λ (4.45)

transformiert wie ein gemischter Tensor zweiter Stufe.


Wir können damit eine weitere Eigenschaft des metrischen Tensors feststellen.
Dazu betrachten wir dessen kovariante Ableitung, die sich für einen kovarianten
Tensor höherer Stufe wie folgt verallgemeinert:

gµν;λ = gµν,λ − Γκµλ gκν − Γκνλ gµκ


(4.26) 1 1
= gµν,λ − gκν g κσ (gσµ,λ + gσλ,µ − gµλ,σ ) − gµκ g κσ (gσν,λ + gσλ,ν − gνλ,σ )
2 2
(4.11) 1 1
= gµν,λ − δνσ (gσµ,λ + gσλ,µ − gµλ,σ ) − δµσ (gσν,λ + gσλ,ν − gνλ,σ )
2 2
1 1
= gµν,λ − (gνµ,λ + gνλ,µ − gµλ,ν ) − (gµν,λ + gµλ,ν − gνλ,µ )
2 2
=0, (4.46)

denn unter Beachtung der Symmetrie von gµν heben sich die Terme im letzten
Schritt gegenseitig auf.

Beispiel Sphäre

Zunächst müssen wir festlegen, was wir unter Parallelverschiebung eines Vektors
verstehen, nämlich dass die kovariante Ableitung des Vektors an jedem Ort gerade
null ist. Dies ist genau dann der Fall, wenn wir den Vektor so verschieben, dass
der Winkel konstant zu einer Geodäte ist. Im euklidischen Raum heißt das, der
Winkel zu einer beliebigen Geraden ist konstant und entspricht unseren Erwartun-
gen. Abb. 1 zeigt einen Ausschnitt des euklidischen Raumes. Der Startvektor wird
entlang eines Kreisbogens von P nach Q verschoben. Der Winkel zur gestrichelt
eingezeichneten Geodäte bleibt dabei konstant. Start- und Zielvektor sind iden-
tisch. Insbesondere gilt dies auch für eine Verschiebung entlang eines beliebigen

40
4.4 Paralleltransport

Abbildung 1: Parallelverschiebung in der Abbildung 2: Parallelverschiebung


Ebene entlang eines Kreissektors (nach auf der Einheitssphäre entlang eines
Fließbach 1995, Abb. 16.1) geschlossenen Weges (nach Fließbach
1995, Abb. 16.1)

geschlossenen Weges, wie zum Beispiel entlang des Kreises. Dagegen zeigt Abb. 2
eine Kugeloberfläche. Geodäten sind hier die Großkreise. Wir betrachten die Par-
allelverschiebung des Startvektors von P über Q und R wieder zu P . Der Wechsel
der Geodäten, von dem die Parallelität unbeeinträchtigt bleibt, führt dazu, dass
der Zielvektor gegenüber dem Startvektor um π2 gedreht ist (vgl. Fließbach 1995,
S. 102).
Die Änderung eines Vektors bei Parallelverschiebung ist ein weiteres Kriterium für
die Krümmung eines Raumes, welches wir nun quantitativ beschreiben werden.

Riemann’scher Krümmungstensor

Beim Paralleltransport soll die tatsächliche Änderung, das heißt die kovariante
Ableitung des zu transportierenden Vektors, null sein:
(4.43)
V κ ;ν = 0 ⇔ V κ ,ν = −Γκρν V ρ . (4.47)

41
4 RIEMANN-RAUM

Abbildung 3: Paralleltransport in einer zweidimensionalen Mannigfaltigkeit (nach


Schutz 1985, Abb. 6.5)

Wir folgen Kapitel 6.5 in Schutz (1985) und betrachten einen infinitesimalen
geschlossenen Weg ABCDA auf einer zweidimensionalen Mannigfaltigkeit mit
A(a, b), B(a + δa, b), C(a + δa, b + δb), D(a, b + δb), wie dargestellt in Abb. 3.34
Ein Vektor V~ wird vom Punkt A aus parallelverschoben. Für die Komponenten in
Punkt B gilt dann
ZB Z
1 (4.47)
κ κ
V (B) = V (AStart ) + V κ
,1 dx κ
= V (AStart ) − Γκρ1 V ρ dx1 (4.48)
A x2 =b

und analog für die anderen Wege unter Beachtung der Richtung, in der sie durch-
laufen werden,35
Z
κ κ
V (C) = V (B) − Γκρ2 V ρ dx2 ,
x1 =a+δa
Z
κ κ
V (D) = V (C) + Γκρ1 V ρ dx1 ,
x2 =b+δb
Z
κ
V (AZiel ) = V (D) + κ
Γκρ2 V ρ dx2 . (4.49)
x1 =a

34
Eine allgemeine Herleitung befindet sich in (Landau und Lifshitz 1961, S. 247) und nutzt den
Satz von Stokes. Zu Gunsten der Anschauung wählen wir hier das konkrete Beispiel.
35
Auf eine konkrete Parametrisierung der Wege wird hier der Übersichtlichkeit wegen verzichtet,
sie gehen aus Abb. 3 hervor.
42
4.4 Paralleltransport

Die Änderung δV κ ergibt sich aus der Differenz zwischen Ausgangs- und Endvektor
durch sukzessives Einsetzen,

δV κ = V κ (AZiel ) − V κ (AStart )
Z Z Z Z
κ ρ κ ρ κ ρ
= Γρ2 V dx −2 2
Γρ2 V dx + 1
Γρ1 V dx − Γκρ1 V ρ dx1
x1 =a x1 =a+δa x2 =b+δb x2 =b
   
Z Z Z Z
= − +  Γκρ2 V ρ dx + 
2
−  Γκρ1 V ρ dx1 . (4.50)
x1 =a+δa x1 =a x2 =b+δb x2 =b

Wären die Christoffel-Symbole sowie die Komponenten V ρ des Vektors konstant,


würden sich die Terme paarweise wegheben. Dem ist aber im Allgemeinen nicht
so und darum ergibt sich in niedrigster Ordnung
Z
b+δb Z
a+δa
κ ∂ κ ρ
 2 ∂ κ ρ
 1
δV ≈ (−δa) Γρ2 V dx + (δb) Γρ1 V dx
∂x1 ∂x2
b a
∂  ∂ 
≈ −δa δb 1 Γκρ2 V ρ + δb δa 2 Γκρ1 V ρ
 ∂x ∂x 
∂ κ ρ
 ∂ κ ρ

= δaδb − 1 Γρ2 V + 2 Γρ1 V
∂x ∂x
  
= δaδb −Γκρ2,1 + Γκρ1,2 V ρ − Γκρ2 V ρ ,1 + Γκρ1 V ρ ,2 . (4.51)

Bei der ersten Näherung wurde die Taylorreihe des Integranden in der jeweiligen
Komponente um a bzw. b gebildet und alle Terme der Ordnung O(δa2 ), O(δb2 )
vernachlässigt. Für die zweite Näherung wurde der Integrand als konstant ange-
nommen, was bis zur quadratischen Ordnung in kleinen Größen gerechtfertigt ist.
(4.47)
Wir ersetzen nun die partielle Ableitung von V durch V ρ ,ν = −Γρλν V λ . Damit
ist
  
δV κ ≈ δa δb −Γκρ2,1 + Γκρ1,2 V ρ + Γκρ2 Γρλ1 V λ − Γκρ1 Γρλ2 V λ
  
= δa δb −Γκλ2,1 + Γκλ1,2 + Γκρ2 Γρλ1 − Γκρ1 Γρλ2 V λ . (4.52)

Dabei entspricht das Produkt aus δa und δb gerade der vom Rundweg eingeschlos-
senen Fläche. Die spezifische Form resultiert aus der Wahl unseres Weges entlang
der Koordinaten x1 und x2 . Die Herleitung läuft analog für zwei beliebige Ko-
ordinatenrichtungen mit δa entlang xν und δb entlang xµ mit den Ersetzungen

43
4 RIEMANN-RAUM

1 → µ und 2 → ν. Wir definieren die von dem Rundweg eingeschlossene Fläche


∆Aµν als antisymmetrischen Tensor zweiter Stufe, sodass das Flächenstück eine
Orientierung erhält. Damit erhalten wir allgemein
1  
δV κ = ∆Aµν Γκλµ,ν − Γκλν,µ + Γκρν Γρλµ − Γκρµ Γρλν V λ . (4.53)
2
In unserem spezifischen Fall sind die Komponenten von ∆Aµν gegeben durch
∆A12 = δa δb und wegen der geforderten Antisymmetrie ∆A21 = −δa δb. Die
restlichen Komponenten sind null. Beachten wir zusätzlich die Antisymmetrie des
Ausdruckes in den Klammern unter der Vertauschung µ ↔ ν erhalten wir gerade
unsere spezifische Form aus (4.52). Dies führt zur Definition des Riemann’schen
Krümmungstensors

Rκ λµν = Γκλµ,ν − Γκλν,µ + Γκρν Γρλµ − Γκρµ Γρλν (Riemann’scher Krümmungstensor)


(4.54)

und der vom Pfad umschlossenen Fläche ∆Aνµ = δxµ δxν . Damit ergibt sich (4.53)
zu
1
δV κ = Rκ λµν V λ ∆Aνµ . (4.55)
2
Da bei den positiven und negativen Beiträgen µ und ν jeweils gerade vertauscht
sind, finden wir die Symmetrieeigenschaft

Rκ λµν = −Rκ λνµ . (4.56)

Eine weitere Symmetrieeigenschaft, die wir benötigen werden, die sich aber nur
aus der Berechnung des kovarianten Tensors direkt ergibt, ist die Antisymmetrie
unter Vertauschung der ersten beiden Komponenten,

Rκλµν = −Rλκµν . (4.57)

Eine Übersicht und Herleitung dieser und weiterer Symmetrieeigenschaften findet


sich Kapitel 11.2 aus Grøn und Næss (2011).
Waren die Christoffel-Symbole selbst noch keine Tensoren, so ist es jetzt der aus
ihnen zusammengesetzte Riemann’sche Krümmungstensor; da jeder andere Term

44
4.4 Paralleltransport

des Audruckes (4.55) ein Tensor ist, ist auch der Riemann’sche Krümmungstensor
ein solcher und die Bezeichnung daher gerechtfertigt. In ihm haben wir ein quanti-
tatives, koordinatenunabhängiges Maß für die Krümmung eines Raumes gefunden,
welches nur von dessen Metrik bestimmt wird. Eine Riemann’sche Mannigfaltigkeit
ist genau dann flach, wenn die Änderung eines Vektors bei Parallelverschiebung
entlang eines geschlossenen Weges gleich null ergibt. Das bedeutet, dass folgende
Aussagen äquivalent sind (vgl. Misner u. a. 1973, S. 283):

(i) Rκ λµν = 0 .

(ii) Die Mannigfaltigkeit ist flach.

(iii) Es gibt eine globale Transformation in kartesische Koordinaten.

Beispiel euklidischer Raum

Da im euklidischen Raum bereits alle Christoffel-Symbole null sind, verschwin-


den auch alle Komponenten des Riemann’schen Krümmungstensors. Die Theorie
ist also insofern konsistent, als dass sie für den euklidischen Raum die Flachheit
impliziert. Die Tensoreigenschaft garantiert, dass dies auch für Kugelkoordinaten
der Fall ist, der Rechenaufwand für den Nachweis wäre an dieser Stelle allerdings
unverhältnismäßig.

Beispiel Sphäre

In (4.39) haben wir die von null verschiedenen Christoffel-Symbole


cos θ
Γ122 = − sin θ cos θ , Γ212 = Γ221 = (4.58)
sin θ
der Kugeloberfläche berechnet. Zur Berechnung des Riemann’schen Krümmungs-
tensors benötigen wir auch noch deren von null verschiedene partielle Ableitungen
−1
Γ122,1 = − cos2 θ + sin2 θ , Γ212,1 = Γ221,1 = . (4.59)
sin2 θ
Zum Nachweis, dass die Kugeloberfläche kein flacher Riemann-Raum ist, genügt
nach der Äquivalenz von S. 45 eine von null verschiedene Komponente des Rie-
mann’schen Krümmungstensors.

45
4 RIEMANN-RAUM

Beispielsweise ist

R2 112 = Γ211,2 − Γ212,1 + Γ2ρ2 Γρ11 − Γ2ρ1 Γρ12


= Γ211,2 − Γ212,1 + Γ212 Γ111 − Γ221 Γ212
= −Γ212,1 − Γ221 Γ212
1 cos2 θ
= − 6= 0 (4.60)
sin2 θ sin2 θ
eine solche Komponente. Genau diese Eigenschaft ist Ursache dafür, dass der ge-
schlossene Weg aus Abb. 2 den Startvektor eben nicht in sich selbst überführt.

46
5 Allgemeine Relativitätstheorie
Einstein strebte nach einer Erweiterung der SRT, die auch die Gravitation beschrei-
ben sollte. Newtons klassische Mechanik beruht auf der Existenz von Inertialsyste-
men. Dies sind gerade die relativ zum Fixsternhimmel gleichförmig bewegten BS.
Doch wie sähen die Gesetze der Mechanik in einem leeren Universum unter Ab-
wesenheit solcher Fixsterne aus? Um sich von dieser Abhängigkeit zu lösen, führte
Newton das Konzept des „absoluten Raumes“ ein, der unabhängig von jeder Mas-
senverteilung existieren sollte. Dieser Raum sei ausgezeichnet insofern, als dass
genau in den relativ zu ihm beschleunigten Systemen Trägheitskräfte auftreten.
Auch die SRT kann sich davon durch die Einschränkung auf IS nicht lösen. Dieses
Konzept des absoluten Raumes wurde im späten 19. Jahrhundert als unzufrie-
denstellend kritisiert durch Ernst Mach, der davon überzeugt war, dass sämtliche
Trägheitskräfte nur durch die Massenverteilung im Universum verursacht würden
(vgl. Sharan 2009, S. 6). Von dieser Idee wurde Einstein entscheidend inspiriert
und nennt sie in seiner 1918 erschienenen Arbeit „Prinzipielles zur Allgemeinen
Relativitätstheorie“ als eines von drei grundlegenden Prinzipien, denn dieser abso-
lute Raum sei bloß eine „fingierte Ursache, keine beobachtbare Tatsache“ (Einstein
1916, S. 771).
Ein weiterer Konflikt zur SRT ist, dass die Newton’sche Gravitationstheorie mit der
Feldgleichung (5.27) ein Fernwirkungsgesetz ist. Veränderungen der Massendichte
ρ an einer Stelle bewirken gleichzeitige Veränderungen des Feldes an allen anderen
Stellen. Dies ist nicht vereinbar mit der Vakuum-Lichtgeschwindigkeit als maxima-
le Geschwindigkeit der Informationsübertragung. Aber auch alleine aus der nicht-
relativistischen Struktur der Feldgleichung folgt schon, dass diese so nicht streng
gültig sein kann. Eine Abänderung analog zur Feldgleichung der Elektrodynamik
scheitert jedoch an zwei Stellen.36 Während die elektrische Ladung ein Lorentz-
Skalar ist, ist die bewegte Masse nicht invariant unter Lorentz-Transformationen,
sondern transformiert selbst wie die 0-Komponente eines Vektors37 . Außerdem
ist in dem Gravitationsfeld selbst Energie gespeichert, welche nach der Masse-

36
Die Aufstellung der kovarianten Maxwellgleichungen kann in Kapitel 18 aus Fließbach (2012)
nachvollzogen werden.
37
Gemeint ist hier der Vierer-Impuls (vgl. Scheck 2007, Kap. 4.9.2).

47
5 ALLGEMEINE RELATIVITÄTSTHEORIE

Energie-Äquivalenz38 der SRT wieder eine Quelle des Feldes darstellt. Eine solche
Rückkopplung tritt in der Elektrodynamik nicht auf (vgl. Fließbach 1995, S. 5).
Mitte des 19. Jahrhunderts stieß die klassische Gravitationstheorie auch bei der
Beschreibung der Planetenbahnen schließlich an ihre Grenzen. Urbain Le Verrier
arbeitete zu dieser Zeit altes astronomisches Material auf und stieß bei der Bahn
des Merkurs auf eine nicht zu erklärende Drehung des sonnennächsten Punktes,
des Perihels. Diese betrug ca. 43” pro Jahrhundert. Alle bekannten Störgrößen wa-
ren dabei schon berücksichtigt. Aus Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie ging
schließlich genau dieser zusätzliche Wert hervor, wie wir in Abschnitt 6.4 noch
sehen werden (vgl. Einstein 1916, S. 822).
Erneut hat Einstein mit seiner Theorie an den Grundfesten der damaligen Physik
angesetzt und diese revolutioniert:

„Wenn irgendwo im Haus eine Tür nicht richtig schließt, kann man zwei-
erlei machen. Man kann die Tür abhobeln oder Ringe in den Angeln
unterlegen, man kann aber auch das ganze Haus mit Hilfe von Hydrau-
likpressen, die auf den Fundamenten aufsitzen, so lange anheben oder
leicht kippen, bis die Tür wieder schließt“ (Epstein 1988, S. 38).

5.1 Äquivalenzprinzip
Den im Folgenden dargestellten Gedankengang nennt Einstein selbst den „glück-
lichsten Gedanken seines Lebens“ (Pais 1986, S. 175).

Einstein-Kasten

Wir betrachten einen Kasten in einem Stück leeren Weltraumes, so weit weg von
massereichen Objekten, dass wir den Kasten selbst als kräftefrei annehmen kön-
nen und er ein IS darstellt. Darin befinde sich eine mit Apparaten ausgestattete,
schwerelose Person. Dieser Kasten werde nun von außen gleichförmig über einen
in der Kastendecke eingelassenen Haken nach oben beschleunigt. Wie aber würde
die Person im Inneren des Kastens den Vorgang beschreiben? Sie konstatiert eine
nach unten gerichtete Trägheitskraft. Lässt sie einen Körper los, den sie vorher

38
Zur Vertiefung sei hier ebenfalls Kapitel 4.9.2 aus Scheck (2007) empfohlen.

48
5.1 Äquivalenzprinzip

in der Hand hatte, so wird die Beschleunigung des Kastens auf diesen nicht mehr
übertragen und er nähert sich dem Kastenboden mit einer Relativbeschleunigung.
Diese Beschleunigung wird für alle Körper dieselbe sein. Auf Grund ihrer Beob-
achtungen ist die Person berechtigt anzunehmen, sie befinde sich ruhend in einem
homogenen, statischen Gravitationsfeld (vgl. Einstein 1918c, S. 54).
Lässt man auch zeitlich veränderliche Gravitationsfelder zu, so können darauf auch
ungleichförmige, geradlinige Beschleunigungen zurückgeführt werden. Eine Person,
die einen Ruck durch einen bremsenden Eisenbahnwagen erfährt, merkt daran des-
sen ungleichförmige Bewegung, muss diese jedoch nicht auf eine tatsächliche Be-
schleunigung zurückführen. Sie ist berechtigt anzunehmen, der Wagen verharre im
Zustand der Ruhe. Der Bahndamm habe eine ursprünglich rückwärts gerichtete
Geschwindigkeit. Unter dem Einfluss eines nach vorne gerichteten, zeitlich verän-
derlichen Schwerefeldes jedoch, nähme die rückwärts gerichtete Geschwindigkeit
des Bahndammes immer mehr ab. Dieses Schwerefeld sei auch die Ursache des
gespürten Ruckes nach vorne. Achtung, der Zug selbst dient in diesem Fall nur zu
Manifestation des BS, in welches wir ein KS legen können. Tatsächlich ist diese
Aussage aber natürlich nicht an das Vorhandensein des Zuges als Materie gebun-
den. Wir können also annehmen, dass die Gravitationskraft auf unser BS selbst,
d. h. auf den Zug, nicht wirkt (vgl. Einstein 1918c, S. 58).
Analog zum speziellen Relativitätsprinzip, das sich auf die gleichförmige Bewegung
beschränkt, ermöglicht diese Sichtweise eine Übertragung auf beschleunigte Bewe-
gungen. Nach dem speziellen Relativitätsprinzip ist die Geschwindigkeit selbst re-
lativ und nur die Relativgeschwindigkeit zu einem anderen gleichförmig bewegten
System bestimmbar. Nach der vorangegangenen Argumentation am Beispiel des
Zuges als geradlinig beschleunigtes Bezugssystem ist nun die Erweiterung zulässig,
dass auch die Beschleunigung selbst relativ ist und nur die Relativbeschleunigung
zu einem anderen System absolut bestimmbar (vgl. Treder 1968, S. 33).

49
5 ALLGEMEINE RELATIVITÄTSTHEORIE

Schwere und träge Masse

Hinter diesen Überlegungen steht eine fundamentale, notwendige Voraussetzung,


nämlich die der Gleichheit von träger und schwerer Masse.39

Schwaches Äquivalenzprinzip: Träge Masse und schwere Masse sind gleich.

Die Gleichheit von träger und schwerer Masse ist Voraussetzung dafür, dass in
einem Gravitationsfeld alle Gegenstände dieselbe Beschleunigung erfahren. Bestä-
tigen wir dies noch einmal mit Hilfe der beiden relevanten Gleichungen, dem New-
ton’schen Bewegungsgesetz und der Gravitationskraft im homogenen Schwerefeld
auf der Erdoberfläche mit Ortsfaktor g,

F = mträge a ,
F = mschwer g , (5.1)

dann erfährt der Körper die Beschleunigung


mschwer
a= g. (5.2)
mträge
Versuche zur Bestätigung dieses Prinzips wurden schon von Newton über die Ver-
messung der Schwingungsperioden von Pendeln unternommen. Er konnte es bereits
bis auf eine Genauigkeit von 10−3 bestätigen. Eine enorme Verbesserung konnte
Eötvös mit einer Torsionswaage erzielen, sodass eine Genauigkeit in der Größen-
ordnung 5 · 10−9 möglich war (vgl. Eötvös 1890). Modernere Experimente diesen
Typs erreichen eine Genauigkeit von 10−13 (vgl. Adelberger u. a. 1990). Eine wei-
tere Verschärfung der Obergrenze ist mit Hilfe von satellitengestützten Experi-
menten vorgesehen. Ein Beispiel hierfür ist die STEP-Mission (Satellite Test of
the Equivalence Principle) (vgl. Overduin u. a. 2012). Die Messung der Relativ-
beschleunigungen im Orbit frei fallender Testkörper unterschiedlicher chemischer
Zusammensetzung soll zu einer erwarteten Genauigkeit von 10−18 führen.
Gäbe es auch nur einen Gegenstand, für den das schwache Äquivalenzprinzip nicht
gälte, so würde sich seine Beschleunigung von den anderen unterscheiden und es

39
Es genügt bereits die Proportionalität von träger und schwerer Masse. Der Proportionalitätsfak-
tor wurde bei der Bestimmung der Gravitationskonstanten G aber implizit als 1 angenommen.

50
5.1 Äquivalenzprinzip

würde unserer beobachtenden Person im Kasten dieser eine Gegenstand genügen,


um gravitative von Trägheitskraft zu unterscheiden. Diese Tatsache ist keines-
wegs selbstverständlich. Einsteins Überlegungen verliehen diesem eigentümlichen,
experimentell bestätigten Gesetz, dass in einem Gravitationsfeld alle Körper mit
derselben Beschleunigung fallen, eine tiefe physikalische Bedeutung, nämlich die
der lokalen Äquivalenz von Beschleunigung und Gravitation (vgl. Pais 1986, S.
175).

Starkes Äquivalenzprinzip: An jedem Punkt innerhalb eines Gravitations-


feldes gibt es eine Koordinatentransformation in ein IS, sodass lokal die Gesetze
der SRT ohne Gravitation gelten.

Dies entspricht gerade der in (4.1) genannten Eigenschaft eines Riemann-Raumes.


In Abschnitt 4.2 haben wir bereits an einem speziellen beschleunigten Bezugssys-
tem, nämlich dem gleichmäßig rotierenden, gesehen, dass wir bei dessen Vermes-
sung eine Krümmung feststellen würden. Die Äquivalenz von Beschleunigung und
Gravitation legt nun nahe, dass auch Gravitation eine Raumkrümmung verursacht
und rechtfertigt damit die mathematische Betrachtung des Riemann-Raumes zur
Beschreibung der Allgemeinen Relativitätstheorie.

Frei fallender Fahrstuhl

Für das homogene Gravitationsfeld auf der Erdoberfläche KS wollen wir diese
Koordinatentransformation konkret angeben (vgl. Fließbach 1995, S. 59). Die Be-
hauptung ist, dass ein frei fallendes, d.h. mit der konstanten Erdbeschleunigung ~g
nach unten beschleunigtes BS KS 0 ein IS ist. Ein solches BS kann beispielsweise
durch einen frei fallenden Fahrstuhl realisiert werden. Die Koordinatentransforma-
tion in das frei fallende BS ist gegeben durch:
1 2
~r 0 = ~r −
~g t , t0 = t . (5.3)
2
In KS gilt die Newton’sche Bewegungsgleichung (2.3) mit Gravitationskraft auf
der rechten Seite,
d2~r
m 2 = m ~g . (5.4)
dt
51
5 ALLGEMEINE RELATIVITÄTSTHEORIE

Die auftretenden Geschwindigkeiten seien nichtrelativistisch. Für die Bewegungs-


gleichung in KS 0 ergibt sich unter Einsetzen der Transformation aus (5.3),
d2~r 0 d2 1 2 d2~r
m = m (~
r − ~
g t ) = m − m ~g = m ~g − m ~g = 0 . (5.5)
dt02 dt2 2 dt2
In KS 0 treten also keine Gravitationskräfte mehr auf. Ein Teilchen im homogenen
Gravitationsfeld der Erde bewegt sich in unserem frei fallenden BS kräftefrei.
Wir haben eine Transformation in ein IS gefunden, in dem wir keine Effekte der
Schwerkraft mehr haben und in dem die Gesetze der SRT gelten. In der Formulie-
rung des starken Äquivalenzprinzips ist bereits angedeutet, dass diese Koordina-
tentransformation im Allgemeinen nur lokal möglich ist. Diesen Aspekt wollen wir
noch einmal genauer beleuchten.

5.2 Lokales Inertialsystem


Die Newton’sche Bewegungsgleichung (2.3) gilt so nur in ISen. Damit sie auch in
beschleunigten Bezugssystemen gilt, müssen wir auf der rechten Seite sogenannte
Trägheitskräfte berücksichtigen. In einem gleichförmig rotierenden BS sind dies
beispielsweise

• Zentrifugalkraft F~Z = mrω 2~er und


• Corioliskraft F~C = 2 m ~v × ω
~.

Diese Scheinkräfte zeichnen sich durch folgende chrakteristische Merkmale aus, sie

• sind universell, das heißt sie wirken auf alle Körper (z. B. im Gegensatz zur
Coulombkraft),
• sind proportional zur Masse, d.h. alle Körper erfahren dieselbe Beschleuni-
gung, und
• können durch geeignete Koordinatentransformation in ein IS eliminiert wer-
den.

Die Gravitation nach Newton weist genau diese Eigenschaften auf, wie wir in
Abschnitt 5.1 gesehen haben. Die dritte Eigenschaft dagegen gilt so nur für ein
statisches, homogenes Gravitationsfeld. Das IS entspricht dann dem frei fallenden

52
5.2 Lokales Inertialsystem

BS, das wir im letzten Abschnitt gefunden haben (vgl. Sharan 2009, S. 5).
Charakteristisches Merkmal eines Gravitationsfeldes ist, dass es im Unendlichen
verschwindet. In Nichtinertialsystemen auftretende Trägheitskräfte weisen diese
Eigenschaft nicht auf. Die Zentrifugalkraft beispielsweise wächst mit zunehmender
Entfernung vom Rotationszentrum über alle Grenzen. Ein Gravitationsfeld ist da-
mit nicht global äquivalent zu einem beschleunigten BS (vgl. Landau und Lifshitz
1961, S. 245). Einstein selbst schreibt dazu:

„Natürlich kann man ein beliebiges Schwerefeld nicht durch einen Be-
wegungszustand eines Systems ohne Gravitation ersetzen, ebensowenig,
als man durch eine Relativitätstransformation alle Punkte eines belie-
big bewegten Mediums auf Ruhe transformieren kann“ (Einstein 1911,
S. 899).

Frei fallende BS auf zwei gegenüberliegenden Seiten der Erde fallen in entgegen-
gesetzte Richtungen. Es gibt kein globales frei fallendes BS, welches immer noch
starr ist, das heißt in welchem die Abstände je zweier Punkte zeitlich konstant
sind. Eine Transformation in solch ein IS finden wir nur in Abhängigkeit von dem
Ort und in einer hinreichend kleinen Umgebung, in der das Gravitationsfeld als ho-
mogen angenommen werden kann. Die Transformation gilt damit nur lokal. Durch
Verkleinerung der Umgebung kann jedoch stets eine beliebige Genauigkeit im Rah-
men der SRT erreicht werden (vgl. Plebański und Krasiński 2006, S. 126). Dieses
IS nennen wir darum auch lokales IS (kurz LIS). Angemerkt sei noch, dass es na-
türlich unendlich viele solcher LIS in einem Punkt gibt. Sie unterscheiden sich in
ihrer relativen Geschwindigkeit. Diese Transformation kann im Rahmen der SRT
immer gemacht werden. Gemeinsam haben sie die relative Beschleunigung zur Er-
de (vgl. Schutz 1985, S. 123).
Zur Verdeutlichung betrachten wir beispielsweise noch einmal den Kasten aus Ab-
schnitt 5.1. Ist dieser sehr breit und betrachtet man zwei Teilchen an verschiede-
nen Enden, so wird man feststellen, dass sie sich einander im Gravitationsfeld auf
Grund der Radialsymmetrie annähern. In diesem Effekt zeigt sich die Krümmung
des Raumes. Wird der Kasten dagegen gleichmäßig nach oben beschleunigt, so
tun sie das nicht. Auch würde man für die Beschleunigung am oberen und unte-
ren Ende des Kastens in einem Gravitationsfeld verschiedene Werte bestimmen.

53
5 ALLGEMEINE RELATIVITÄTSTHEORIE

Gravitationsfeld und gleichmäßige Beschleunigung sind nur lokal äquivalent. Die


Transformation in das frei fallende BS muss in Richtung und Betrag der Beschleu-
nigung in jedem Punkt angepasst werden (vgl. Ryder 2009, S. 8).
Im LIS gelten dann die Gesetze der SRT ohne Gravitation, das heißt es gibt zu
jedem Zeitpunkt ein KS, sodass der metrische Tensor bezüglich dieser Koordina-
ten gerade die Form ηαβ annimmt. Streng genommen ist die Gravitationskraft in
der ART nur noch eine Scheinkraft. Innerhalb des frei fallenden BS, welches zu
jedem Zeitpunkt das LIS darstellt, ist die Bahnkurve eines kräftefreien Teilchens
tatsächlich eine Gerade, was man sich z. B. an einem geworfenen Ball klarmachen
kann. Ein solcher Ball bewegt sich zu jedem Zeitpunkt im LIS auf einer geraden
Bahn. Da das LIS aber beschleunigt ist, ergibt sich im Endeffekt eine im Raum
gekrümmte Wurfparabel (Beyvers und Krusch 2007, S. 249).
Die Tatsache, dass die Transformation in ein LIS an jedem Punkt eine andere ist,
impliziert, dass es kein globales KS mehr gibt, welches vor den anderen ausgezeich-
net ist, indem die Naturgesetze dort eine besonders einfache Form annehmen. Für
Einstein war die einzig logische Schlussfolgerung das Kovarianzprinzip40 :

Kovarianzprinzip: „Die allgemeinen Naturgesetze sind durch Gleichungen


auszudrücken, die für alle Koordinatensysteme gelten, d.h. die beliebigen Sub-
stitutionen gegenüber kovariant sind“ (vgl. Einstein 1916, S. 776).

Mathematisch gesprochen bedeutet das, wir suchen nach Riemann-Tensorgleichun-


gen.

5.3 Energie-Impuls-Tensor
In der Allgemeinen Relativitätstheorie identifizieren wir also die Bewegungsglei-
chungen kräftefreier Teilchen mit den Geodäten der Raumzeit. Die Geodäten wer-
den festgelegt durch die Komponenten des metrischen Tensors gµν . Dieser tritt
also an die Stelle des Gravitationspotenzials der Newton’schen Bewegungsglei-
chung und bestimmt die Bahnkurve eines Teilchens. Was uns für die Beschreibung
40
Einstein selbst schreibt: „Von gewissen Beschränkungen, welche der Forderung der eindeutigen
Zuordnung und derjenigen der Stetigkeit entsprechen, wollen wir hier nicht sprechen“ (Einstein
1916, S. 776).

54
5.3 Energie-Impuls-Tensor

einer allgemeinen Gravitationstheorie noch fehlt, ist eine Feldgleichung, aus der
sich die Komponenten des metrischen Tensors ergeben. In der klassischen Gravi-
tationstheorie ist die Massendichte Quelle des Gravitationsfeldes. Am Beispiel von
Staub finden wir in diesem Abschnitt eine tensorielle Größe, durch die die Mas-
sendichte ersetzt wird. Dabei folgen wir Kapitel 5.2.2 aus Ryder (2009). Mit Staub
meinen wir nicht-wechselwirkende Partikel. Dieser bewege sich mit der relativen
Vierergeschwindigkeit uµ (x) aus (3.26) und habe in seinem Ruhesystem die Dichte
Ruhemasse
ρ0 = Eigenvolumen . Aus Sicht des System, zu dem er sich relativ bewegt, beträgt
seine Dichte dann ρ = ρ0 γ 2 . Aus diesen Größen definieren wir den Energie-Impuls
Tensor für Staub,

T µν := ρ0 uµ uν , (Energie-Impuls-Tensor) (5.6)

einen symmetrischen Tensor zweiter Stufe. Betrachten wir dessen Komponenten


noch einmal in Matrixschreibweise:
 
c2 v1 c v2 c v3 c
 1 
v c (v 1 )2 v 1 v 2 v 1 v 3 
{T µν } = ρ 
v 2 c
 . (5.7)
 v 2 v 1 (v 2 )2 v 2 v 3 

v3 c 3 1 3 2
v v v v (v ) 3 2

Wir betrachten in zwei Schritten die Divergenz T µν ,ν des gefundenen Tensors. Sei
zunächst µ = 0, dann ist

T 0ν ,ν = T 00 ,0 + T 0i ,i
∂(ρ c2 ) ∂(ρ c v i )
= +
∂x0 ∂xi
∂(c ρ) ∂(ρ v i )
= +c
∂t ∂xi
∂ρ
=c + c ∇i (ρ v i ) . (5.8)
∂t

55
5 ALLGEMEINE RELATIVITÄTSTHEORIE

Dies entspricht in der nichtrelativistischen Näherung, das heißt mit ρ ≈ ρ0 , gerade


der linken Seite der aus der Hydrodynamik stammenden Kontinuitätsgleichung,
multipliziert mit einem Faktor c,
∂ρ
~ · (ρ ~v ) = 0 .
+O (5.9)
∂t
Sei nun µ = i,

T iν ,ν = T i0 ,0 + T ij ,j
∂ ∂
= 0
(ρ c v i ) + j (ρ v i v j )
∂x ∂x
∂ ∂(ρ vj ) j ∂v
i
= (ρ v i ) + v i + ρ v
∂t ∂xj ∂xj
i j i
∂v i ∂ρ i ∂(ρ v ) j ∂v
=ρ +v +v + ρv . (5.10)
∂t ∂t ∂xj ∂xj
Für den nächsten Umformungsschritt nutzen wir die bereits hergeleitete Identität
aus (5.9), die nach Umstellen einen Ausdruck für die partielle Ableitung des dritten
Summanden liefert,
∂v i
(5.9) ∂ρ ∂ρ ∂v i
T iν ,ν = ρ + vi − vi + ρ vj j
∂t ∂t ∂t ∂x
∂v i ∂v i
=ρ + ρ vj j
∂t
 i ∂x 
∂v
=ρ ~ i
+ ~v · (∇ v ) . (5.11)
∂t
Dieser Term reduziert sich im nichtrelativistischen Fall gerade auf den ersten Sum-
manden und entspricht dann gerade der linken Seite der Euler-Gleichung der Strö-
mungsmechanik für eine einzelne Komponente v i im kräftefreien Fall,
 i 
∂v
ρ ~ i
+ (~v · ∇) v = 0 . (5.12)
∂t
Wir halten fest, dass sich aus den vier nichtrelativistischen Erhaltungsgleichungen
T µν ,ν = 0 schließen lässt.41

41
In Kapitel 32 aus Fließbach (2015) werden die nichtrelativistischen Erhaltungsgleichungen her-
geleitet und einfache Anwendungen diskutiert.

56
5.4 Bianchi-Identität und Einstein-Tensor

Diese verallgemeinern wir zu den vier tensoriellen relativistischen Erhaltungsglei-


chungen für Energie und Impuls im kräftefreien Fall mit der kovarianten Ableitung
zu
T µν ;ν = 0 (5.13)

und halten fest, dass die Divergenz des Energie-Impuls-Tensors verschwindet. Dar-
auf werden wir später noch zurückkommen.
Im nichtrelativistischen Grenzfall gilt die Näherung (Fließbach 1995, S. 46):
 
ρc2 0 0 0
 
 0 0 0 0
µν
{T } ≈    . (5.14)

 0 0 0 0
0 0 0 0
Wir haben nicht-wechselwirkende Materie vorausgesetzt. Der Energie-Impuls-Ten-
sor lässt sich auch allgemeiner für Flüssigkeiten, unter Beachtung des herrschenden
Druckes, oder elektromagnetische Felder definieren. Zum Verständnis dieser Arbeit
ist dies jedoch nicht notwendig. Eine Übersicht findet sich beispielsweise in Kapitel
5 aus Misner u. a. (1973).

5.4 Bianchi-Identität und Einstein-Tensor

Der Energie-Impuls-Tensor T µν ist ein symmetrischer Tensor zweiter Stufe mit ver-
schwindender Divergenz. Dieser sollte die Massendichte in der Feldgleichung erset-
zen. Auf der anderen Seite der Gleichung muss ein Tensor stehen, der sich aus dem
metrischen Tensor zusammensetzt und ein Maß für die Krümmung des Raumes
durch die Energie-Massen-Verteilung darstellt. Um zu einer direkten Proportiona-
lität zum Energie-Impuls-Tensor führen zu können, sollte auch dessen Divergenz
verschwinden. Um einen solchen Tensor zu finden, brauchen wir noch einige wei-
tere Tensoren, die mit dem Riemann’schen Krümmungstensor zusammenhängen,
sowie die wichtige Bianchi-Identität. Diese war Einstein lange unbekannt und war
letztendlich der Schlüssel zum Erfolg.

57
5 ALLGEMEINE RELATIVITÄTSTHEORIE

Ricci-Tensor und Ricci-Skalar

Aus der Kontraktion des ersten und dritten Index des Riemann’schen Krümmungs-
tensors definieren wir einen neuen Tensor zweiter Stufe, den Ricci-Tensor

Rλν := Rµ λµν (Ricci-Tensor) (5.15)

und durch erneute Kontraktion den Ricci-Skalar:

R := Rν ν (Ricci-Skalar) . (5.16)

Bianchi-Identität

Bei der Herleitung der entscheidenden Bianchi-Identität orientieren wir uns an


Kapitel 11.3 aus Grøn und Næss (2011). Wir wollen die Divergenz des Ricci-
Tensors berechnen. Dazu brauchen wir zunächst die partiellen Ableitungen des
Riemann-Tensors. Wir wählen die lokalen Minkowski-Koordinaten des LIS, so-
dass die Christoffel-Symbole selbst nach (4.1) verschwinden, da die partiellen Ab-
leitungen des metrischen Tensors in Minkowski-Koordinaten null sind. Nur die
Ableitungen der Christoffel-Symbole verbleiben. Für die partielle Ableitung des
Riemann’schen Krümmungstensors bedeutet das

Rκ σλµ,ν = Γκσλ,µν − Γκσµ,λν . (5.17)

Zyklisches Vertauschen von λ, µ, ν liefert zwei weitere Gleichungen. Addiert man


diese drei Gleichungen, so heben sich die Terme paarweise auf,

Rκ σλµ,ν + Rκ σνλ,µ + Rκ σµν,λ = Γκσλ,µν − Γκσµ,λν + Γκσν,λµ − Γκσλ,νµ + Γκσµ,νλ − Γκσν,µλ ,


(5.18)
da die Differentiationsreihenfolge keine Rolle spielt. Wir erhalten die berühmte
Bianchi-Identität
Rκ σλµ,ν + Rκ σνλ,µ + Rκ σµν,λ = 0 . (5.19)

58
5.4 Bianchi-Identität und Einstein-Tensor

Wenn ein Tensor in einem Koordinatensystem verschwindet, dann auch in allen


anderen. Wir können also den Übergang machen zu kovarianten Ableitungen und
das Komma durch ein Semikolon ersetzen,

Rκ σλµ;ν + Rκ σνλ;µ + Rκ σµν;λ = 0 (Bianchi-Identität) . (5.20)

Einstein-Tensor

Möglicherweise ist der Ricci-Tensor ein geeigneter Kandidat für unseren gesuchten
Krümmungstensor. Berechnen wir also dessen Divergenz. Aus (5.20) folgt mit der
Kontraktion λ = κ :

0 = Rκ σκλ;ν + Rκ σνκ;λ + Rκ σλν;κ


(4.56)
= Rκ σκλ;ν − Rκ σκν;λ + Rκ σλν;κ
(5.15)
= Rσλ;ν − Rσν;λ + Rκ σλν;κ , (5.21)

wobei wir im zweiten Summanden die Antisymmetrie des Riemann-Tensors beach-


tet haben. Heben von σ und Kontraktion von σ mit λ liefert

⇔ 0 = Rσ λ;ν − Rσ ν;λ + Rκσ λν;κ


⇔ 0 = Rσ σ;ν − Rσ ν;σ + Rκσ σν;κ
(5.16)(4.57)
= R;ν − Rσ ν;σ − Rσκ σν;κ
(5.15)
= R;ν − Rσ ν;σ − Rκ ν;κ . (5.22)

Zusammenfassen und Umstellen führt auf:


1
Rκ ν;κ = R;ν . (5.23)
2
Die Divergenz des Ricci-Tensors verschwindet also nicht immer, sondern nur, wenn
der Ricci-Skalar konstant ist.
Wir gehen zurück zum Ausgangspunkt (5.22),

0 = R;ν − Rσ ν;σ − Rκ ν;κ


= δνρ R;ρ − 2Rρ ν;ρ

59
5 ALLGEMEINE RELATIVITÄTSTHEORIE

= (δνρ R − 2 Rρ ν );ρ
· g λν
⇔ 0 = (g λν δνρ R − 2 g λν Rρ ν );ρ
= (g λρ R − 2 Rρλ );ρ
·(− 12 ) 1 ρλ
⇔ 0 = (Rρλ − g R);ρ . (5.24)
2
Bei der Multiplikation mit g λν im vierten Schritt nutzen wir aus, dass die kovariante
Ableitung des metrischen Tensors nach (4.46) null ist. Wir haben einen symmetri-
schen Krümmungstensor zweiter Stufe gefunden, dessen Divergenz verschwindet.
Es handelt sich um den Einstein-Tensor:

1
E ρλ := Rρλ − g ρλ R (Einstein-Tensor) . (5.25)
2

5.5 Einstein’sche Feldgleichungen


Damit lässt sich unmittelbar ein Ansatz für die relativistische Feldgleichung for-
mulieren, die dem Anspruch des Kovarianzprinzips als Riemann-Tensor-Gleichung
gerecht wird. Zunächst werden wir sehen, dass wir die Vakuumfeldgleichungen
damit bereits gefunden haben.

Vakuumfeldgleichungen

Unser gefundener Ansatz für die Einstein’schen Feldgleichungen lautet:

Eµν = κTµν , (5.26)

beziehungsweise noch einmal ausgeschrieben:


1
Rµν − gµν R = κTµν , (5.27)
2
mit einem noch zu bestimmenden Proportionalitätsfaktor κ.

60
5.5 Einstein’sche Feldgleichungen

Oft findet man die Feldgleichung noch in einer anderen Form. Dazu multiplizieren
wir (5.27) mit g µν und setzen T := g µν Tµν . Unter Beachtung von g µν gµν = δµµ = 4
ergibt sich
1 µν
g µν Rµν − g gµν R = κ g µν Tµν
2
(4.13)
⇔ Rµ µ − 2R = κ T
(5.16)
⇔ R − 2 R = κT
·(−1)
⇔ R = −κT . (5.28)

Einsetzen in (5.27) liefert eine zu (5.5) äquivalente Form der Feldgleichungen,


1
Rµν = κ (Tµν −
gµν T ) . (5.29)
2
Die Vakuumfeldgleichungen haben wir damit bereits gefunden. Im Vakuum ver-
schwinden alle Komponenten des Energie-Impuls-Tensors. Die Vakuumfeldglei-
chungen lauten
Rµν = 0 . (5.30)

Dies gilt an jedem Ort, an dem Vakuum vorliegt, was aber nicht bedeutet, dass es
nicht an einem anderen Ort eine felderzeugende Masse gibt, die den Raum krümmt.
Insbesondere impliziert der verschwindende Ricci-Tensor auch nicht, dass der Rie-
mannsche Krümmungstensor ebenfalls null ist.
Hier sein noch einmal die Analogie zur Elektrostatik aufgegriffen. Betrachten wir
beispielsweise eine Punktladung im Koordinatenursprung, dann ist die Ladungs-
dichte durch ρe (~r) = q δ(~r) gegeben. Die Poisson-Gleichung ∆Φe = −4πρe aus (2.8)
ergibt für das elektrische Potenzial bei dieser Konfiguration die Lösung Φ(~r) = |~qr| .
Auch in diesem Fall ist die Ladungsverteilung „fast“ überall null (vgl. Fließbach
2012, Kap. 6).
In Abschnitt 6.1 werden wir eine konkrete Lösung in Form der Komponenten des
metrischen Tensors der Vakuumfeldgleichung bestimmen.

Newton’scher Grenzfall

Eine weitere Forderung ist die des Übergangs in den Newton’schen Grenzfall. Aus
dieser Forderung erfolgt nun die Bestimmung des Proportionalitätsfaktors κ. Da-

61
5 ALLGEMEINE RELATIVITÄTSTHEORIE

bei folgen wir zunächst weiter den Darstellungen in Kapitel 12.6 aus Grøn und
Næss (2011).
Betrachten wir dazu ein zeitunabhängiges, schwaches Gravitationsfeld. Die Be-
wegung eines freien Teilchens erfolgt nach der Geodätengleichung (4.3). Da wir
ein massebehaftetes Teilchen betrachten, können wir für die Parametrisierung der
Kurve die Eigenzeit τ einsetzen,
d2 xµ ν
µ dx dx
λ
+ Γ νλ =0. (5.31)
dτ 2 dτ dτ
j 0
Das Teilchen sei außerdem momentan ruhend, d. h. dx

= 0 und dx

dt
= c dτ , sowie
die Zeiten in diesem Moment synchronisiert dτ = dt. Dann finden wir für die
momentane Beschleunigung in xj -Richtung
d 2 xj d2 xj (5.31) ν
j dx dx
λ 0
j dx dx
0
aj = = = −Γ νλ = −Γ00
dτ 2 dt2 dt dt dt dt
j dt dt 2 j
= −Γ00 c c = −c Γ00 . (5.32)
dt dt
Wir führen einen Tensor hµν (x) ein, der die Abweichung der Metrik von der flachen
Minkowski-Metrik darstellen soll. Es soll gelten |hµν (x)|  1, da das Gravitati-
onsfeld schwach ist. Zusätzlich machen wir die Annahme, dass hµν Diagonalgestalt
hat, also hµν (x) = 0 für µ 6= ν. Dann sind die Komponenten des metrischen Tensors
gegeben durch

 1 für µ = ν

gµν = ηµν + hµν (x) , g = gµν
µν
. (5.33)

0 für µ 6= ν

Das Christoffelsymbol aus (5.32) ist dann unter Beachtung der vorausgesetzten
Zeitunabhängigkeit und Diagonalgestalt unserer Metrik
 
j 1 jµ ∂gµ0 ∂gµ0 ∂g00
Γ00 = g + −
2 ∂x0 ∂x0 ∂xµ
stat. 1 ∂g00
= − g jµ
2 ∂xµ
diag. 1 ∂g00
= − g jj
2 ∂xj
(5.33) 1 1 ∂(η00 + h00 )
= −
2 ηjj + hjj ∂xj

62
5.5 Einstein’sche Feldgleichungen

1 1 ∂h00
= −
2 ηjj + hjj ∂xj
1 ∂h00
≈ . (5.34)
2 ∂xj
Im letzten Schritt geht ein, dass ηjj + hjj ≈ ηjj = −1. Einsetzen in (5.32) liefert
c2 ∂h00
a =− j
. (5.35)
2 ∂xj
In Abhängigkeit vom Gravitationspotenzial Φ gilt außerdem nach (2.3),
∂Φ
aj = − . (5.36)
∂xj
Vergleich mit (5.35) liefert nach Integration, wobei wir die Integrationskonstante
gleich null setzen, den folgenden Zusammenhang:

h00 = . (5.37)
c2
Dieser Term stellt gerade die Abweichung des metrischen Tensors gµν von ηµν in
der 00−Komponente dar. Wir blicken an dieser Stelle noch einmal zurück auf
Abschnitt 4.2. Am konkreten Beispiel des rotierenden BS haben wir den Zusam-
menhang zwischen h00 und dem Zentrifugalpotenzial in (4.17) bereits exemplarisch
feststellen können. Nun ist es uns gelungen zu zeigen, dass ebendieser Zusammen-
hang im Allgemeinen für schwache, statische Felder gilt.
Diese Identität aus (5.37) wird sich noch als zentral für unser weiteres Vorgehen
erweisen. Unser Ziel ist es nun, die 00-Komponente beider Seiten der Feldgleichung
aus (5.29) zu bestimmen. Wir folgen Kapitel 5.2.3 aus Ryder (2009) und berechnen
zunächst für die rechte Seite der Feldgleichung,
1 1
T00 − g00 T = T00 − g00 g µν Tµν
2 2
(5.14) 1
≈ T00 − g00 g 00 T00
2
(5.33) 1 1
= T00 − g00 T00
2 g00
1
= T00 − T00
2
1
= T00
2
ρc2
= , (5.38)
2

63
5 ALLGEMEINE RELATIVITÄTSTHEORIE

wobei im letzten Schritt die nichtrelativistische Näherung des Energie-Impuls-


Tensors aus (5.14) einging.
Zur Berechnung der linken Seite benötigen wir die Christoffel-Symbole. Dabei be-
schränken wir uns näherungsweise auf die Terme erster Ordnung in h. Die partiellen
Ableitungen der ηµν verschwinden in
(4.26) 1
Γκµν = g κσ (gσµ,ν + gσν,µ − gµν,σ )
2
(5.33) 1
= (η κσ + hκσ ) (hσµ,ν + hσν,µ − hµν,σ )
2
1
≈ η κσ (hσµ,ν + hσν,µ − hµν,σ ) . (5.39)
2
Für den Ricci-Tensor ergibt sich damit, ebenfalls in erster Ordnung in h, aus (4.54)
mit Kontraktion µ = κ
κ
Rλκν = Rλν = Γκλκ,ν − Γκλν,κ + Γκρν Γρλκ − Γκρκ Γρλν
≈ Γκλκ,ν − Γκλν,κ
(5.39) 1 1
≈ η κσ (hσλ,κν + hσκ,λν − hλκ,σν ) − η κσ (hσλ,νκ + hσν,λκ − hλν,σκ )
2 2
1 κσ
= η (hσκ,λν − hλκ,σν − hσν,λκ + hλν,σκ ) . (5.40)
2
Im letzten Schritt wurde beachtet, dass die partiellen Ableitungen kommutieren
und sich die jeweils ersten Terme in der Klammer gegenseitig aufheben. Im stati-
schen Fall ergibt sich:
1 κσ
R00 = η (hσκ,00 − h0κ,σ0 − hσ0,0κ + h00,σκ )
2
stat. 1
= − η κσ h00,σκ
2 
1 1 ∂2 ~ 2
= − −∇ h00
2 c2 ∂t2
stat. 1 ~ 2
= ∇ h00
2
(5.37) 1
= 2∇ ~ 2Φ . (5.41)
c
Wir betrachten nun also die Feldgleichungen aus (5.29) für µ = ν = 0
1
R00 = κ (T00 − g00 T ) (5.42)
2

64
5.5 Einstein’sche Feldgleichungen

und setzen unsere Ergebnisse aus (5.38) und (5.41) für die beiden Seiten ein:
1 ~2 ρc2
∇ Φ = κ
c2 2
4
ρc
⇔ ~ 2Φ = κ
∇ . (5.43)
2
Aus dem Vergleich mit der Newton’schen Feldgleichung (2.3) lässt sich κ bestim-
men zu
8πG
κ= 4 . (5.44)
c
Betrachten wir die Einstein’schen Feldgleichungen nun noch einmal komplett:

8πG
Eµν = Tµν (Einstein’sche Feldgleichungen) . (5.45)
c4

Da die auf beiden Seiten der Gleichung stehenden Tensoren symmetrisch sind,
erhalten wir zehn Gleichungen für die einzelnen Komponenten. Wir würden also
erwarten, dass die gµν bei Vorgabe geeigneter Randbedingungen vollständig festge-
legt sind, da es genauso viele Unbekannte wie unabhängige Gleichungen gibt. Wie
in Kapitel 10.7.1 aus Rebhan (2012) erläutert ist, zeigt sich jedoch, dass sich für
die Vakuumfeldgleichungen tatsächlich nur sechs voneinander unabhängige Glei-
chungen für die zehn Komponenten des metrischen Tensors ergeben. Dahingegen
ist die Anzahl der Unbekannten bei den Materie-Feldgleichungen auf 14 erhöht.
Die zusätzlichen vier Unbekannten sind dabei die Dynamik der Materie beschrei-
bende Größen, wie die Materiedichte ρ und die drei räumlichen Komponenten
der Vierergeschwindigkeit. Diese sind enthalten in den vier Erhaltungsgleichungen
(5.13), welche sich durch Hinzunahme der Bianchi-Identität aus den Feldgleichun-
gen ergeben. In beiden Fällen, sowohl im Falle des Vakuums als auch für die
Materiefeldgleichung, erhalten wir also ein unterbestimmtes Gleichungssystem mit
vier Freiheitsgraden. Daraus ergibt sich, dass der metrische Tensor nur bis auf eine
Transformation mit vier Funktionen x0µ = x0µ (x) eindeutig festgelegt ist. Diese
Tatsache ist es gerade, die die Freiheit der Wahl eines Koordinatensystems garan-
tiert. Diese Freiheit muss durch die Kovarianz der Gleichung gegeben sein.42
42
Vergleiche dazu auch (Einstein 1918a, S. 155).

65
5 ALLGEMEINE RELATIVITÄTSTHEORIE

nichtrelativistisch relativistisch
d2~x d2 xµ ν
µ dx dx
ρ
Bewegungsgl. Newton: ~
= −∇Φ Geodäte: + Γ νρ =0
dt2 ds2 ds ds
Vakuumfeldgl. Laplace: ∇2 Φ = 0 Einstein: Rµν = 0
8πG
Materiefeldgl. Poisson: ∇2 Φ = 4πρ G Einstein: Eµν = Tµν
c4
Tabelle 2: Relativistische und nichtrelativistische Gravitationstheorie

Einstein führte auf der linken Seite zunächst noch einen Zusatzterm Λg µν ein (Ein-
stein 1918b, S. 243). Das sollte er später aber als „größten Schnitzer seines Lebens“
bezeichnen. Die kosmologische Konstante Λ hielt er für notwendig, da er von einer
statischen, homogenen Materieverteilung im Universum ausging. Diese Vorstellung
musste er verwerfen, nachdem Edwin Hubble die Fluchtgeschwindigkeiten der Ga-
laxien entdeckte (vgl. Schröder 2002, Kap. 7.4).
Den physikalischen Inhalt dieser Gleichungen brachte John Archibald Wheeler auf
den Punkt, in seinem berühmten Zitat:

„Matter tells space how to curve, and space tells matter how to move.“
(Ryder 2009, S. 146)

Als Abschluss dieses Kapitels liefert Tab. 2 eine Übersicht über nichtrelativistische
und relativistische Gravitationstheorie im direkten Vergleich.

66
6 Schwarzschild-Lösung und klassische Tests
Der Astronom Karl Schwarzschild fand 1916 die erste exakte Lösung der Feldglei-
chungen für ein Gravitationsfeld außerhalb einer kugelsymmetrischen Massenver-
teilung. Diese Lösung wurde später auch nach ihm benannt. Sie ersetzt damit 250
Jahre nach Newton dessen Bewegungsgesetz für die Planeten des Sonnensystems.
Es ergeben sich aus der Einstein’schen Theorie drei relativistische Effekte, die über
die bis dahin bekannte Gravitationstheorie hinausgingen:

• Die Rotverschiebung der Spektrallinien im Gravitationsfeld.

• Ein im Vergleich zu früheren Rechnungen doppelt so großer Wert für die


Lichtablenkung.

• Zusätzliche 4300 , die das Perihel des Merkurs pro Jahrhundert vorrückt.

Diese drei klassischen Tests wollen wir in diesem Kapitel erarbeiten (vgl. Schröder
2002, S. 14).

6.1 Schwarzschild-Metrik
In diesem Abschnitt wollen wir die exakte Lösung Karl Schwarzschilds der Va-
kuumfeldgleichungen Rµν = 0 nachvollziehen, wobei wir uns an Kapitel 5.3 aus
Ryder (2009) orientieren. Mit Lösung meinen wir einen metrischen Tensor gµν , der
diese Gleichung erfüllt und die Krümmung der Raumzeit bestimmt. Als Ursache
für die Krümmung der Raumzeit nehmen wir dabei einen kugelsymmetrischen,
statischen Körper an, so wie unsere Sonne ihn näherungsweise darstellt. Wegen
der geforderten Symmetrie bietet sich die Bestimmung des metrischen Tensors in
Kugelkoordinaten an, sodass wir annehmen können, dass die Komponenten ledig-
lich von der räumlichen Koordinate r abhängig sind. Eine Abhängigkeit von der
Zeit ist durch die statische Voraussetzung bereits ausgeschlossen. Aus der zeitli-
chen Unabhängigkeit ergibt sich, dass die gemischten Komponenten g0i ebenfalls
verschwinden müssen, da sonst keine Invarianz des Wegelementes unter Zeitum-
kehr gälte.

67
6 SCHWARZSCHILD-LÖSUNG UND KLASSISCHE TESTS

Als Verallgemeinerung des Wegelementes des Minkowski-Raumes mit dem metri-


schen Tensor aus (3.15), machen wir den Ansatz

ds2 = e2 ν(r) c2 dt2 − e2 λ(r) dr2 − r2 dθ2 − r2 sin2 θ dϕ2 . (6.1)

Dieser erfüllt die geforderten Bedingungen. Später werden sich die Setzungen noch
als nützlich erweisen. In seiner kovarianten und kontravarianten Schreibweise lesen
wir den metrischen Tensor ab
 
e2ν(r) 0 0 0
 
 0 −e2λ(r)
0 0 
gµν =  0 2
 ,

 0 −r 0 
2 2
0 0 0 −r sin θ
 
e−2ν(r) 0 0 0
 
 0 −e −2λ(r)
0 0 
g =
µν
 0 1
 .
 (6.2)
 0 − r 2 0 
1
0 0 0 − r2 sin 2θ

Die beiden Funktionen ν(r) und λ(r) sind noch aus den Vakuum- Feldgleichungen
(5.30) zu bestimmen. Auf den Fall r = 0 werden wir bei einer rückblickenden
Diskussion der Ergebnisse noch zurückkommen. Die Berechnung der Komponenten
des Ricci-Tensors aus dem metrischen Tensor ist recht umfangreich und kann im
Anhang A.2 nachvollzogen werden.
Das zu lösende unabhängige Gleichungssystem aus den Komponenten des Ricci-
Tensors lautet demnach:
 
2ν 0 (r)
I) R00 = e 2ν(r)−2λ(r) 00 0 2 0 0
ν (r) + ν (r) − ν (r)λ (r) + =0, (6.3)
r
2λ0 (r)
II) 00 0 0
R11 = −ν (r) + ν (r)λ (r) + − ν 0 (r)2 = 0 , (6.4)
r
III) R22 = (−1 − rν 0 (r) + rλ0 (r))e−2λ(r) + 1 = 0 . (6.5)

Gleichung I) wird durch e2ν(r)−2λ(r) 6= 0 geteilt und zu Gleichung II) addiert. Es


eliminieren sich alle Terme gegenseitig, bis auf
2λ0 (r) 2ν 0 (r) r6=0
+ =0 ⇔ λ(r) + ν(r) = konst. (6.6)
r r

68
6.1 Schwarzschild-Metrik

Aus der Forderung des Übergangs in den metrischen Tensor des Minkowski-Raumes
in Kugelkoordinaten aus (3.15) folgt für r → ∞

lim ν(r) = lim λ(r) = 0 (6.7)


r→∞ r→∞

und damit für (6.6),

λ(r) + ν(r) = 0 ⇔ λ(r) = −ν(r) . (6.8)

Gleichung III) ergibt mit dieser Identität:

0 = (−1 − rν 0 (r) + rλ0 (r)) e−2λ(r) + 1


(6.8)
= (−1 − rν 0 (r) − rν 0 (r)) e2ν(r) + 1
⇔ 1 = (1 + 2 r ν 0 ) e2ν(r)
= (r e2ν(r) )0
⇔ r − rS = r e2ν(r) (6.9)

mit Integrationskonstante rS . Teilen durch r führt schließlich auf


rS
e2ν(r) = 1 − . (6.10)
r
Damit kennen wir nun unser Linienelement aus (6.1):
 rS  2 2  rS −1 2
ds2 = 1 − c dt − 1 − dr − r2 (dθ2 + sin2 θ dϕ2 ) . (6.11)
r r
Die Integrationskonstante rS bestimmen wir noch aus dem Newton’schen Grenz-
fall. Es ist h00 = −rr S gerade die Abweichung der 00-Komponente des metrischen
Tensors von derjenigen der Minkowski-Metrik. In der Approximation für schwache
Felder gilt für diese Abweichung gerade die Identität aus (5.37),
−rS 2Φ
= 2 (6.12)
r c
mit dem radialsymmetrischen Newton’schen Gravitationspotenzial Φ = − GrM ei-
ner kugelsymmetrischen Massenverteilung,
−rS 2GM
=−
r r c2
2GM
⇔ rS = . (6.13)
c2

69
6 SCHWARZSCHILD-LÖSUNG UND KLASSISCHE TESTS

Diese Größe nennen wir den Schwarzschild-Radius rS . Für die Sonne ergibt sich
mit MSonne = 2 × 1030 kg der Schwarzschild-Radius
2 G MSonne
rS,Sonne = ≈ 3 km . (6.14)
c2
Bei der Schwarzschild-Metrik handelt es sich um eine der wenigen, einfachen ex-
akten Lösungen der Einstein’schen Feldgleichungen.43 Für r → ∞ geht die durch
die Schwarzschild-Metrik gekrümmte Raumzeit in den Minkowski-Raum über. Das
heißt, in hinreichend großer Entfernung von felderzeugenden Massen ist die Raum-
zeit annähernd flach. Wir werden sehen, dass diese Metrik kleine Korrekturen für
die Vorhersagen zu Bewegungen im Gravitationsfeld aus der Newton’schen Theo-
rie mit sich bringt.

Schwarzschild-Radius als Ereignishorizont

Die Form des Wegelementes aus (6.11) legt folgende Frage nahe: Was passiert
für r gegen rS ? Zunächst einmal sei erwähnt, dass in den meisten Fällen der
Schwarzschild-Radius rS weit innerhalb der Masse liegt, so wie es nach (6.14)
auch für die Sonne mit geometrischem Radius RSonne = 7 × 103 km der Fall ist.
Für diesen Bereich besitzen unsere Vakuumfeldgleichungen aber gar keine Gül-
tigkeit mehr. Das Problem wird real für sehr massereiche, kollabierende44 Sterne,
bei denen das Verhältnis von Masse zu Radius so groß ist, dass rS > R außer-
halb des Körpers im Vakuum liegt. Zunächst einmal handelt es sich bei der Stelle
aber zunächst nur um eine mathematische Koordinatensingularität. So weist auch
die 22-Komponente des kovarianten metrischen Tensors der Sphäre in (4.38) für
θ ∈ {0, π} gerade an Nord- und Südpol eine Singularität auf, obwohl diese Stellen
der Sphäre nicht ausgezeichnet gegenüber den anderen sind. Durch eine Trans-
formation in andere Koordinaten lässt sich diese Singularität beheben. Um eine
echte Singularität handelt es sich dagegen bei dem Punkt r = 0 (vgl. Ryder 2009,

43
Eine weitere stellt die Kerr-Metrik für rotierende, ungeladene schwarze Löcher dar, siehe dazu
beispielsweise Box 33.2 aus Misner u. a. (1973).
44
Da wir außer der Kugelsymmetrie keine Anforderungen an die Massenverteilung selbst gestellt
haben, ist der statische Ansatz auch in diesem Fall gerechtfertigt. Dafür muss der Kollaps
symmetrisch geschehen sowie Zentrum und Gesamtmasse der Verteilung erhalten bleiben. Der
Bereich, in dem die Schwarzschild-Metrik gültig ist, vergrößert sich dabei.

70
6.2 Rotverschiebung

S. 150).
Physikalisch kommt dem Schwarzschild-Radius dennoch eine besondere Bedeutung
als Ereignishorizont zu. Was geschieht denn nun tatsächlich, wenn ein Teilchen die-
sen Radius passiert? Dazu studiert man die Geodäte eines massiven, radial auf den
Ursprung zufallenden Teilchens aus dem mitbewegten BS und einem im Zentrum
der Massenverteilung ruhenden BS.45 Es ergeben sich drei erstaunliche Resultate:

• Das fallende Teilchen erreicht den Mittelpunkt der Massenverteilung nach


endlicher Eigenzeit.

• Aus Sicht eines bei r > rS ruhenden Beobachters erreicht es den Schwarzschild-
Radius erst nach unendlich langer Zeit.

• Lichtstrahlen oder auch Partikeln ist es nicht möglich, den Bereich innerhalb
des Schwarzschild-Radius nach außen hin zu verlassen.

Damit haben wir ein Modell für ein schwarzes Loch gefunden, eine kugelsymme-
trische Massenverteilung, die so dicht ist, dass deren Schwarzschild-Radius größer
ist als ihr geometrischer Radius. Ein Beobachter von außerhalb wird niemals eine
Information aus dem Bereich jenseits des Schwarzschild-Radius erhalten können.
Man kann sich dem Schwarzschild-Radius zwar von außen nähern, die lokale Dar-
stellung (6.11) verliert aber ihre Gültigkeit, wenn man r zu Werten kleiner als rS
fortsetzt. Eine Fortsetzung in diesen Bereich ist durchaus möglich, es zeigt sich
aber, dass dabei die Rollen der Radius- und der Zeitvariablen vertauscht werden,
sodass aus der statischen Lösung eine nichtstatische wird. Die Diskussion ist aller-
dings nicht trivial und es ist die bereits angesprochene Transformation in andere
Koordinaten notwendig (vgl. Scheck 2010, Kap. 6.6.3, 6.7).46

6.2 Rotverschiebung
In diesem Abschnitt folgen wir Kapitel 5.5 aus Ryder (2009). Das Wegelement
der Schwarzschild-Metrik aus (6.11) ist unabhängig von x0 = c t. Den Parameter
t nennen wir Weltzeit. Wir betrachten das Wegelement zwischen zwei Ereignissen
45
Für die entsprechenden Berechnungen sei verwiesen auf Kapitel 6.6.3 in Scheck (2010).
46
Es eignen sich die Kruskal-Szekeres-Koordinaten. Siehe dazu Maier (2015) sowie Kapitel 31.4
und 31.5 in Misner u. a. (1973).

71
6 SCHWARZSCHILD-LÖSUNG UND KLASSISCHE TESTS

an demselben Punkt der Raumzeit (dxi = 0) im lokalen IS mit Eigenzeit τ und in


der Raumzeit mit Weltzeit t:
!
ds2 = c2 dτ 2 = g00 c2 dt2 = ds02 . (6.15)

Dabei ist gµν der metrische Tensor der Schwarzschild-Metrik, d. h. nach (6.11)
insbesondere  rS 
g00 (r) = 1 − <1. (6.16)
r
Auflösen von (6.15) nach dτ > 0 und Einsetzen von (6.16) ergibt
p
dτ (r) = g00 (r) dt < dt . (6.17)

Wir halten fest, die Zeit im Gravitationsfeld vergeht langsamer. Insbesondere ist
auch dτ (r1 ) < dτ (r2 ) für r1 < r2 . Das heißt je geringer der Abstand zur felderzeu-
genden Masse, desto langsamer vergeht die Zeit. Das Postulat von der Konstanz
der Lichtgeschwindigkeit ist damit auch nur noch im LIS gültig.47 Von außerhalb
des Gravitationsfeldes betrachtet, ist die Lichtgeschwindigkeit im Gravitationsfeld
dagegen geringer.48 Wie können wir nachweisen, dass dieser Effekt tatsächlich auf-
tritt? Wir betrachten einen physikalischen Vorgang, der eine feste Zeit49 benötigt,
zum Beispiel die Periodendauer des emittierten Lichts bei einem atomaren Über-
gang. Das Licht werde bei r2 emittiert und bei r1 > r2 gemessen.50 Es sei ∆t2 die
vergangene Weltzeitspanne zwischen zwei ausgesandten Wellenbergen im Punkt
r2 .

47
In (6.15) ist c auf der linken Seite als Lichtgeschwindigkeit im LIS zu sehen. In der
Schwarzschild-Metrik auf der rechten Seite tritt es tatsächlich auch nur als konstanter Fak-
tor auf, der nicht gleichzusetzen ist mit einer global gesehen konstanten Lichtgeschwindigkeit
(vgl. Boblest u. a. 2016, S. 249).
48
Ein direkter rechnerischer Nachweis findet sich in (Boblest u. a. 2016, S. 249).
49
Eine feste Zeit ist hier gemeint sowohl im Sinne von immer wieder dieselbe Zeit als auch in
dem Sinne, dass eine sich im Ruhesystem an demselben Ort befindliche Uhr immer dieselbe
Zeit anzeigen würde. Eben deswegen wird sich die Anregung atomarer Übergänge auch bei
Atomuhren zu Nutze gemacht.
50
Erst durch die verschiedenen Orte von Emission und Detektion ist ein Effekt messbar. Mes-
sungen an zwei verschiedenen Orten von je dort emittiertem Licht, würden keinen Unterschied
ergeben, da auch die Messgeräte der Zeitdilatation unterliegen.

72
6.2 Rotverschiebung

Da sich beide Wellenberge mit derselben Geschwindigkeit fortpflanzen, ist dies


gleichzeitig die Weltzeitspanne, die zwischen der Registrierung der beiden Wellen-
berge am Ort r1 vergeht. Wir können schreiben
r
1 (6.17) rS
= dτ2 = ∆t2 1 − ,
ν2 r2
r
1 (6.17) rS
= dτ1 = ∆t2 1 − . (6.18)
ν1 r1
Der Leser beachte den Faktor ∆t2 , der in beiden Gleichungen identisch ist. Dabei
ist ν1 die Frequenz des von r2 ausgesandten und bei r1 gemessenen Lichtes und ν2
die Frequenz des bei r2 emittierten Lichts, wenn man es auch bei r2 detektieren
würde. Wegen der festen Zeitdauer des physikalischen Effekts, ist dies auch die
Frequenz, die ein Beobachter in r1 feststellt, wenn das Licht bei r1 emittiert würde.

Wir nutzen die lineare Approximation mit der Taylorreihe: 1 − x ≈ 1 − x2 und
√ −1
1−x ≈ 1 + x2 . Damit können wir das Frequenzverhältnis näherungsweise
berechnen:
s  −1 s 
ν1 rS rS
= 1− 1−
ν2 r1 r2
  
rS rS
≈ 1+ 1−
2r1 2r
  2
rS 1 1
≈1+ − . (6.19)
2 r1 r2
Im letzten Schritt vernachlässigen wir den Term der Ordnung O( r11r2 ). Es gilt
ν1 < ν2 für r1 > r2 . Wir schreiben ν1 =ν2 + ∆ν, wobei ∆ν < 0 genau dann gilt,
wenn die Frequenz rotverschoben ist. Das Vorzeichen ist damit ein Indikator für
die Richtung der Verschiebung.
Die relative Frequenzänderung sei ∆ν
ν1 ν2 + ∆ν ∆ν
= =1+ . (6.20)
ν2 ν2 ν2
Vergleich mit (6.19) liefert
 
∆ν rS 1 1
= − . (6.21)
ν2 2 r1 r2

73
6 SCHWARZSCHILD-LÖSUNG UND KLASSISCHE TESTS

Sei nun r2 = RSonne = 7.0 × 108 m der Radius der Sonne und r1 der Abstand zur
Erdoberfläche, das heißt es entspreche näherungsweise dem Abstand Erde-Sonne,
r1 = 1.5 × 1011 m. Wegen r2  r1 approximieren wir:
∆ν rS,Sonne 3 × 103 m
=− ≈− ≈ −2.1 × 10−6 . (6.22)
ν2 2 RSonne 2 · 7.0 × 108 m
Das negative Vorzeichen kennzeichnet die Verschiebung in Richtung des roten
Spektrums, hin zu geringeren Frequenzen.

Experimentelle Bestätigung

Der Effekt ist nur sehr klein und nicht leicht zu messen. Erschwerend kommt hinzu,
dass er überlagert wird durch den auftretenden Doppler-Effekt und die Aufweitung
der Spektrallinien bei hohen Temperaturen. Tatsächlich haben Charles Fabry und
Henri Buisson eine Rotverschiebung der Spektrallinien der entsprechenden Grö-
ßenordnung bereits 1909 festgestellt, diese aber auf die Wirkung des Druckes in
der absorbierenden Schicht zurückgeführt (vgl. Einstein 1911, S. 905).
Deutlicher tritt die Verschiebung dagegen bei weißen Zwergen zutage. Deren Mas-
se ist ähnlich groß wie die der Sonne, während der Radius um einen Faktor 10
bis 100 kleiner ist. Die bei 40 Eridani B51 beobachtete Verschiebung entsprach der
vorhergesagten Größenordnung von −5.7 × 10−5 (vgl. Popper 1954).
Ein berühmtes Experiment, welches sehr präzise Messungen ermöglichte, wurde
von Robert Pound und seinem Assistenten Glen Rebka durchgeführt (vgl. Pound
und Rebka 1960). Sie wiesen den Effekt anhand von Gammaquanten im nahen
Gravitationsfeld der Erde nach. Dazu sendeten sie diese vertikal über eine Distanz
von h = 22.5 m in Richtung der Erdoberfläche. Wir passen unsere Formel aus
(6.21), Kapitel 13.4 aus Grøn und Næss (2011) folgend, an diesen speziellen Fall
an. Im Nahfeld der Erde erhalten wir mit r1 = RErde und r2 = RErde + h:
 
∆ν rS,Erde 1 1
= −
ν2 2 RErde RErde + h
 
rS,Erde h
= 2
2 RErde + RErde h

51
40 Eridani B ist ein weißer Zwerg in einem 16 Lichtjahre von der Erde entfernten Dreifach-
sternsystem. Bekannter ist sein Nachbar 40 Eridani A aus Film und Fernsehen. In Star Trek
ist er die Sonne von Spocks Heimatplaneten Vulkan.

74
6.3 Bewegungssgleichungen im Gravitationsfeld

 
rS,Erde h
≈ 2
2 RErde
h rS,Erde
= 2
2 RErde
22.5 m · 9 × 10−3 m

2 · (6.4 × 108 m)2
≈ 2.5 × 10−15 . (6.23)

Im zweiten Schritt nutzen wir aus, dass h  RErde . Der Versuch lieferte das expe-
rimentelle Ergebnis von
 
∆ν
= (2.57 ± 0.26) × 10−15 , (6.24)
ν2 exp
welches die Theorie bestätigte.
Wichtig ist es an dieser Stelle zu erwähnen, dass die experimentelle Bestätigung
der Rotverschiebung allein noch keine Bestätigung der Struktur der Einstein’schen
Feldgleichungen darstellt, sondern im Wesentlichen nur auf dem Äquivalenzprin-
zip beruht. Eine Herleitung ausgehend von der Quantentheorie über die Energie
E = hν eines Photons führt zu demselben Näherungsergebnis. Zu einer Bestä-
tigung der Einstein’schen Feldgleichung wird sie erst durch die Bestätigung der
exakten Vorhersage aus (6.19) ohne die gemachten Näherungen. Dort gehen die
Metrikkoeffizienten noch direkt ein (vgl. Rebhan 2012, S. 324).

6.3 Bewegungssgleichungen im Gravitationsfeld


Die Bewegungsgleichungen im Gravitationsfeld der Sonne entsprechen den Geodä-
tengleichungen der durch die Sonne erzeugten Schwarzschild-Metrik. Tatsächlich
bewirkt natürlich jeder Körper selbst bei der Bewegung in der durch die Sonne
erzeugten Schwarzschild-Metrik eine Veränderung der Metrik. Diese Veränderung
soll jedoch vergleichsweise gering sein, sodass wir sie bei der nachfolgenden Diskus-
sion vernachlässigen können. Dieses Vorgehen entspricht den „Probeladungen“ in
der Elektrodynamik. Bei der Aufstellung der Gleichung folgen wir Kapitel 12.2.2
aus Göbel (2014).

75
6 SCHWARZSCHILD-LÖSUNG UND KLASSISCHE TESTS

Mit der Metrik aus (6.11) und den bereits berechneten Christoffel-Symbolen aus
(A.6) können wir die Geodätengleichungen nun konkret angeben. Dabei beachten
wir den Zusammenhang
rS
e2ν =1 −
r
d
r S
dr
⇒ 2 ν 0 e2ν = 2
r
rS rS  rS −1
⇔ 0
ν = 2 e−2ν = 1 − . (6.25)
2r 2 r2 r
Daraus ergeben sich als nichtverschwindende Christoffel-Symbole
rS  rS −1
Γ001 = Γ010 = −Γ111 = ν 0 (r) = 1 − ,
2 r2 r
rS −2ν 2ν(r)−2λ(r) rS  rS 
Γ100 = ν 0 (r) e2ν(r)−2λ(r) = e e = 1 − ,
2 r2 2 r2 r
Γ1  rS 
−2λ(r)
Γ122 = 33 = −r e = −r 1 − ,
sin2 θ r
1
Γ212 = Γ221 = Γ313 = Γ331 = ,
r
2
Γ33 = − sin θ cos θ ,
Γ323 = Γ332 = cot θ . (6.26)

Damit lassen sich die Geodätengleichungen für die einzelnen Komponenten nach
(4.3) formulieren. Die Herleitung erfolgt zunächst für massebehaftete Teilchen.
In diesem Fall wählen wir die Eigenzeit τ als Parameter der Geodätengleichung.
µ
Das bedeutet ẋµ = dxdτ
. Für Licht müsste eine entsprechende Ersetzung τ → λ zu
einem allgemeinen Parameter erfolgen. Betrachten wir die einzelnen Komponenten
der Reihe nach.
Zunächst gilt für die t-Komponente
rS  rS −1
0 0 µ κ 2
0 = ẍ + Γµκ ẋ ẋ = c ẗ + 2 2 1 − c ṫ ṙ . (6.27)
2r r

Multiplikation mit 1c 1 − rrS liefert
 rS  rS
0= 1− c ẗ + 2 ṫ ṙ
r r
d h rS  i
= 1− c ṫ
  dτ r
rS
⇔ 1− c ṫ =: k = konst.
r

76
6.3 Bewegungssgleichungen im Gravitationsfeld

k  rS −1
⇔ 1−
ṫ = . (6.28)
c r
In der Erhaltungsgröße k steckt die Energieerhaltung.

Für die θ-Komponente:


1
0 = ẍ2 + Γ2µκ ẋµ ẋκ = θ̈ + 2 ṙ θ̇ − sin θ cos θ ϕ̇2 . (6.29)
r
Offensichtlich wird (6.29) gelöst durch
π
θ= , (6.30)
2
das heißt, die Bahn liegt für diesen Fall in der Äquatorebene des Koordinatensys-
tems, welches wir an dieser Stelle geschickt gewählt haben, sodass sich die weiteren
Rechenschritte vereinfachen werden.
Für die ϕ-Komponente:

0 = ẍ3 + Γ3µκ ẋµ ẋκ


1
= ϕ̈ + 2 ṙ ϕ̇ + 2 cot θ θ̇ ϕ̇
r
(6.30) 1
= ϕ̈ + 2 ṙ ϕ̇
r
·r2
⇔ 0 = r2 ϕ̈ + 2 r ṙ ϕ̇
d 2
= (r ϕ̇)

⇔ r2 ϕ̇ = : h = konst.
h
⇔ ϕ̇ = 2 . (6.31)
r
In der Erhaltungsgröße h steckt die Drehimpulserhaltung.
Und schließlich für die r-Komponente: Anstatt die r-Komponente der Geodä-
tengleichung auszuwerten, verwenden wir die Randbedingung für massebehaftete
Teilchen. Aus dem Wegelement im Ruhesystem und dessen Invarianz erhalten wir

c2 dτ 2 = gµν dxµ dxν ⇔ c2 = gµν ẋµ ẋν . (6.32)

77
6 SCHWARZSCHILD-LÖSUNG UND KLASSISCHE TESTS

Für Licht stünde auf der linken Seite der Gleichung eine null. Unter Beachtung
von θ = π2 ergibt sich also mit den Komponenten des metrischen Tensors der
Schwarzschild-Metrik aus (6.11)
 rS  2 2  rS −1 2
c2 = + 1 − c ṫ − 1 − ṙ − r2 ϕ̇2
r r
c2  rS  2 2 1  rS −1 2 1
⇔ = 1 − c ṫ − 1 − ṙ 2 − r2 . (6.33)
ϕ̇2 r ϕ̇2 r ϕ̇
Ausdrücken von ϕ̇ und ṫ durch die beiden Erhaltungsgrößen aus (6.28) und (6.31)
liefert
c2 r 4  rS  2  rS −2 r4  rS −1 ṙ2
= 1 − k 1 − − 1 − − r2 . (6.34)
h2 r r h2 r ϕ̇2
Wir nutzen, dass nach der Kettenregel gilt ṙ = dr

ϕ̇ und damit
 2
c2 r 4  rS  2  rS −2 r4  rS −1 dr 1
2
= 1− k 1− 2
− 1− ϕ̇ 2
− r2
h r r h r dϕ ϕ̇
  4    2
rS −1 r rS −1 dr
= k2 1 − − 1 − − r2
r h2 r dϕ
 2
c2  rS  k 2 1 dr 1  rS 
⇔ 1 − = − − 1 −
h2 r h2 r4 dϕ r2 r
   rS  c2  rS 
2
k2 1 dr 1
⇔ 0= 2 − 4 − 2 1− − 2 1−
h r dϕ r r h r
2
 2    2 2

k 1 dr 1 rS c r
= 2− 4 − 2 1− 1+ 2 . (6.35)
h r dϕ r r h
 2 h i2
Ersetze r14 dϕ
dr
durch dϕ d 1
r
:
  2  
k2 d 1 1  rS  c2 r 2
0= 2 − − 2 1− 1+ 2 . (6.36)
h dϕ r r r h
An dieser Stelle setzen wir u(r) := 1
r
und meinen mit u0 = dϕ du
:
 
k2 0 2 2 c2
0 = 2 − (u ) − u (1 − rS u) 1 + 2 2
h u h
2 2
k c rS u c2
= 2 − (u0 )2 − u2 + u3 rS − 2 +
h h h2
2 2 2
k −c u rS c
⇔ (u0 )2 + u2 = 2
+ + u 3 rS . (6.37)
h h2

78
6.4 Periheldrehung

Wir differenzieren die Gleichung nach ϕ,


u0 rS c2
2 u0 u00 + 2 u u0 = + 3 rS u2 u0
h2
:u0 rS c2 3
⇔ u00 + u = + rS u2 , (6.38)
2 h2 2
für u0 6= 0, ansonsten erhalten wir die Bewegung auf einer Kreisbahn.
Setzen wir noch
rS c2
A= (6.39)
2 h2
und schreiben damit
3
u00 + u − A = rS u2 , (6.40)
2
haben wir nun die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um zwei weitere Vor-
hersagen auf Grundlage der ART zu treffen.

6.4 Periheldrehung
Nachdem Johannes Kepler die Gesetze der Planetenbewegung52 empirisch be-
stimmt hatte, manifestierten diese sich nach der Newton’schen Gravitationstheorie
in der Bewegungsgleichung

u00 + u − A = 0 , (6.41)

wobei u(r) = 1r ist und u0 die Ableitung nach ϕ darstellt und A analog zu vorange-
gangenem Abschnitt definiert ist.53 Diese DGL wird gelöst durch die Kegelschnitte

u0 = A [1 + ε cos(ϕ − ϕ0 )] , (6.42)

wobei ε für den Fall 0 < ε < 1 die Exzentrizität einer Ellipse beschreibt, deren
sonnennächster Punkt, das Perihel, bei ϕ = ϕ0 liegt. Ohne Beschränkung der All-
gemeinheit können wir annehmen, dass ϕ0 = 0 ist.

52
In Kapitel 1.7.2 aus Scheck (2007) sind diese sehr ausführlich erläutert.
53
Eine knappe Herleitung mit Hilfe der Euler-Lagrange-Gleichung findet sich zu Beginn des
Kapitels 9.1 in Schröder (2002).

79
6 SCHWARZSCHILD-LÖSUNG UND KLASSISCHE TESTS

Unsere in der ART gefundene DGL (6.40) unterscheidet sich nur in einem Störterm
3
A (u) = rS u 2 (6.43)
2
von der Newton’schen DGL aus (6.41). In nullter Näherung ergibt sich also ge-
rade die Newton’sche Lösung. Exakt werden wir die neue DGL aber auch nicht
lösen. Wir bedienen uns der Variationstheorie, orientiert an Kapitel 9 aus Schröder
(2002). Der zusätzliche Störterm sollte nur eine verhältnismäßig geringe Verände-
rung verursachen. Darum soll auch die Newton’sche Lösung u0 der homogenen
DGL nur geringfügig gestört werden zu u0 + u , um eine Lösung der inhomogenen
DGL darzustellen. Um anzudeuten, dass es sich um kleine Störterme handelt, sind
diese mit  indiziert. Dieses ist nicht zu verwechseln mit der Exzentrizität ε der
Ellipsenbahn. Wir setzen unseren Lösungsansatz in die neue DGL ein,

A (u0 + u ) = (u0 + u )00 + (u0 + u ) − A


= u000 + u0 − A + u00 + u
= u00 + u . (6.44)

Im ersten Schritt haben wir ausgenutzt, dass u0 (6.41) erfüllt. Da sowohl A als
auch u als kleine Störterme angenommen werden, vernachlässigen wir auf der
linken Seite in erster Näherung den Störterm des Argumentes:

u00 + u ≈ A (u0 ) (6.45)

mit u0 aus (6.42) und A aus (6.43),


3
u00 + u ≈ rS A2 [1 + ε cos(ϕ)]2 rS
2
3  
= rS A2 1 + 2 ε cos(ϕ) + ε2 cos2 (ϕ)
2
3
≈ rS A2 [1 + 2 ε cos(ϕ)] , (6.46)
2
wobei wir in einer weiteren Näherung den Term der Ordnung O(ε2 ) vernachlässi-
gen, da die auftretenden Exzentrizitäten der Planeten nur sehr klein sind. Ebenfalls
absehen können wir von dem konstanten Summanden, da er nur die Konstante A
etwas verändert, aber keinen interessanten beobachtbaren Effekt hervorruft. Wir

80
6.4 Periheldrehung

erhalten für die partikuläre Lösung folgende DGL:

u00 + u = 3 rS A2 ε cos(ϕ) . (6.47)

Man verifiziere durch Einsetzen leicht, dass diese gelöst wird durch
3 2
u = A rS ε ϕ sin ϕ . (6.48)
2
Betrachten wir noch einmal die vollständige Lösung der inhomogenen DGL
3
u0 + u = A [1 + ε cos ϕ] + A2 rS ε ϕ sin ϕ
 2 
3
= A 1 + ε cos ϕ + A rS ε ϕ sin ϕ . (6.49)
2
Wir setzen
2 2
 2
3 (6.39) 3 rS c (6.13) GM
∆ϕ0 := A rS ϕ = ϕ = 3 (6.50)
2 2 2 h2 ch
und können wegen ∆ϕ0  1 in (6.49) unter Verwendung der Kleinwinkelnäherun-
gen sin ∆ϕ0 ≈ ∆ϕ0 und cos ∆ϕ0 ≈ 1 schreiben:

u0 + u = A [1 + ε cos ϕ + ε ∆ϕ0 sin ϕ]


≈ A [1 + ε cos ∆ϕ0 cos ϕ + ε sin ∆ϕ0 sin ϕ]
= A [1 + ε cos(ϕ − ∆ϕ0 )]
  
(6.50) 3
= A 1 + ε cos ϕ − A rS ϕ
2
   
3
= A 1 + ε cos ϕ 1 − A rS . (6.51)
2
Im letzten Schritt wurde das Additionstheorem des Cosinus cos(α−β) = cos α cos β+
sin α sin β angewandt. Das Argument des Cosinus ändert sich um 2 π genau dann,
wenn ϕ sich um
2π 3
3 ≈ 2 π (1 + A rS ) (6.52)
1 − 2 A rS 2
ändert. Dabei nutzen wir die geometrische Reihe 1−x 1
= 1 + x + O(x2 ) für |x| =
| 23 A rS | < 1. Die Abweichung von 2 π zeigt, dass die Lage des Perihels nach einem
Umlauf um den Winkel
3
∆ϕ = 2 π A rS = 3 π A rS (6.53)
2

81
6 SCHWARZSCHILD-LÖSUNG UND KLASSISCHE TESTS

vorgerückt ist. Der Parameter A der Ellipsengleichung (6.42) steht mit der Exzen-
trizität ε und der Periheldistanz rmin wie folgt in Beziehung:
1
A= (6.54)
rmin (1 + ε)
und damit ergibt sich schließlich die Periheldrehung in Parametern der Ellipse
3 π rS
∆ϕ = . (6.55)
rmin (1 + ε)

Experimentelle Bestätigung

Für den Planeten Merkur ergibt sich mit den Parametern ε = 0.206 , rmin =
4.6×1010 m und 415 Umläufen eine Periheldrehung auf Grund des durch die Sonne
erzeugten Gravitationsfeldes von
3 π · 3 × 106 m
∆ϕMerkur = 415 · ≈ 43.0300 (6.56)
4.6 × 1010 m · (1 + 0.206)
pro Erdjahrhundert. Vor Venus mit 8.600 und Erde mit 3.800 ist dies der größte Wert
unseres Sonnensystems, weshalb die Abweichung bei Merkur auch sehr früh regis-
triert worden ist. Bereits 1859 hat Urbain Le Verrier altes astronomisches Material
aufgearbeitet und eine nicht erklärbare Differenz von 42.5600 für die Periheldrehung
des Merkurs pro Jahrhundert gefunden. Bei dieser Abweichung waren bereits alle
damals bekannten Störfaktoren berücksichtigt. Man misst für das Perihel Mer-
kurs eine Drehung von ca. 560000 pro Jahrhundert. Der größte Anteil lässt sich auf
die Newton’sche Theorie zurückführen. So entfallen 502500 auf die Präzession der
Erdrotationsachse gegenüber den Fixsternen und weitere 53200 lassen sich mit der
Störung durch andere Planten erklären (vgl. Schröder 2002, Kap. 9.2).
Verbleibt ein Rest von 4300 pro Jahrhundert, der den Astronomen Kopfzerbrechen
bereitet hatte. Verschiedene Varianten der Gravitationstheorie wurden entwickelt
und ein neuer Planet vermutet, doch es gab keine befriedigende Erklärung. Erst
die Einstein’sche Theorie implizierte diesen Effekt, ohne weitere Zusatzannahmen
auskommend. Die Periheldrehung des Merkurs gilt als deren erste experimentelle
Bestätigung (vgl. Schmutzer 1996, Kap. 4.3.3).

82
6.5 Lichtablenkung

6.5 Lichtablenkung

Zur Herleitung der Bahnkurve, die durch einen Lichstrahl beschrieben wird, können
wir analog zu der der Planetenbahnen vorgehen, wobei wir uns an Kapitel 12.3
aus Göbel (2014) orientieren. Es müssen lediglich die in Abschnitt 6.3 bereits
erwähnten Anpassungen vorgenommen werden. Die Änderung der linken Seite in
(6.32) zu null bewirkt in der endgültigen DGL (6.40) das Wegfallen des Terms mit
dem Faktor c2 . Für die zu lösende DGL bleibt im Falle des Lichtsstrahls noch

u00 + u = A (6.57)

mit Aε aus (6.43). Die homogene DGL

u00 + u = 0 (6.58)

wird gelöst durch


cos ϕ
u0 = (6.59)
r0
mit Integrationskonstante r0 . Wir bedenken u = 1
r
und finden
r0
r(ϕ) = . (6.60)
cos ϕ
Dies entspricht der Gleichung einer Geraden, die im Abstand r0 vom Nullpunkt
verläuft. Eine weitere Integrationskonstante ϕ0 können wir wieder ohne Beschrän-
kung der Allgemeinheit ϕ0 = 0 setzen. Es sei noch angemerkt, dass in diesem Fall
bei großen Abständen r → ∞ für den Winkel ϕ → ± π2 gilt. Für die inhomogene
DGL verwenden wir jetzt den Störungsansatz u = u0 + u und setzen diesen ein
in (6.57),

A (u0 + u ) = (u0 + u )00 + (u0 + u )


= u000 + u00 + u0 + u
= u00 + u . (6.61)

Da sowohl A als auch u als kleine Störterme angenommen werden, vernachlässi-


gen wir auf der linken Seite in erster Näherung den Störterm des Argumentes:

A (u0 ) ≈ u00 + u . (6.62)

83
6 SCHWARZSCHILD-LÖSUNG UND KLASSISCHE TESTS

Mit der Definition von Aε aus (6.43) ergibt sich für die partikuläre Lösung folgende
DGL:
3
u00 + u ≈ rS (u0 )2
2
 2
(6.59) 3 cos ϕ
= rS . (6.63)
2 r0
Durch Einsetzen verifiziere man, dass diese DGL gelöst wird durch
rS
u = (1 + sin2 ϕ) , (6.64)
2 r02
sodass sich unter Hinzunahme von (6.59) für die Gesamtlösung u von (6.57) ergibt:
1 rS
u= cos ϕ + 2 (1 + sin2 ϕ) . (6.65)
r0 2 r0
Wir untersuchen diese Gleichung für sehr große Radien r, das heißt Abstände von
dem die Metrik erzeugenden Körper. Für r → ∞ gilt u → 0. Würde das Licht einer
geraden Bahn folgen, so würde der Wert für ϕ gegen ± π2 streben. Wir nehmen eine
Abweichung α  1 von dem Grenzwert π2 an und bilden den Grenzwert von (6.65),
1 π  rS  π 
0= cos + α + 2 1 + sin2 +α
r0 2 2 r0 2
1 rS
= sin(α) + 2 (1 + cos2 (α)) . (6.66)
r0 2 r0
Mit den Kleinwinkelnäherungen cos α ≈ 1 und sin α ≈ α lässt sich approximieren
1 rS α rS
0= α + 2 (1 + 1) = + 2 . (6.67)
r0 2 r0 r0 r0
Zwischen tatsächlichem und scheinbarem Ursprungsort des Lichtes liegt ein Winkel
von
2 rS
2α = , (6.68)
r0
wie sich aus Abb. 4 ergibt.
Beispielhaft bestimmen wir diese Winkeldifferenz für einen Lichtstrahl, der un-
mittelbar die Oberfläche der Sonne streift, d. h. wir verwenden rmin ≈ RSonne ≈
7.0 × 108 m und deren Schwarzschild-Radius rS = 3.0 km. Dann ist

2 α ≈ 1.700 . (6.69)

84
6.5 Lichtablenkung

Abbildung 4: Lichtablenkung im Gravitationsfeld der Sonne (nach Schröder 2002,


Abb. 12)

Experimentelle Bestätigung

Gerade die Hälfte dieses Wertes, nämlich 0.8300 , wurde von Einstein 1911 in sei-
ner Veröffentlichung „Über den Einfluß der Schwerkraft auf die Ausbreitung des
Lichtes“ vorhergesagt. Sein Artikel endet mit der eindringlichen Bitte:

„Es wäre dringend zu wünschen, dass sich Astronomen der hier aufge-
rollten Frage annehmen, auch wenn die im vorigen gegebenen Überle-
gungen ungenügend fundiert oder gar abenteuerlich erscheinen sollten“
(Einstein 1911, S. 908).

Interessant ist, dass sich aus der Newton’schen Theorie auch gerade der halbe Wert
für die Lichtablenkung ergibt. Auf diesen stieß bereits Johannes Georg von Sold-
ner im Jahr 1801 auf Basis einer mechanischen Korpuskeltheorie (vgl. Schmutzer
1996, S. 138). Er ergibt sich außerdem aus dem metrischen Tensor mit g00 = 1+ 2c2Φ
und gii = −1. Anders als bei der Schwarzschild-Lösung tritt nur in der Zeitkoor-
dinate eine Krümmung auf, während die Raumkoordinaten unangetastet bleiben.
Den korrekten Wert errechnete Einstein selbst erst, als die Feldgleichungen in ihrer
endgültigen Form feststanden (vgl. Fließbach 1995, S. 179).
Tatsächlich wurden anlässlich der Sonnenfinsternis 1919 von der Royal Astronomi-
cal Society Expeditionen nach Brasilien und Guinea unternommen. Eine Sonnen-
finsternis ist notwendig, damit die Sterne überhaupt sichtbar sind. Ihre Position
erschiene dann relativ zu den anderen Sternen um den Winkel 1.700 verschoben.

85
6 SCHWARZSCHILD-LÖSUNG UND KLASSISCHE TESTS

Arthur Stanley Eddington, Leiter der Expedition nach Guinea, schrieb vor dem
Aufbruch:

„Diese Finsternis-Expeditionen werden vielleicht zum ersten Mal das


Gewicht von Licht nachweisen [den Newton’schen Wert]; oder sie wer-
den Einsteins sonderbare Theorie des nicht-euklidischen Raumes be-
weisen; [. . . ] “ (Pais 1986, S. 307).

Tatsächlich trat Letzteres ein und die Ablenkung des von Fixsternen ausgesand-
ten Lichtes, welches dicht an der verdunkelten Sonnenoberfläche vorbeiging, ergab
einen Wert von 1.6100 ±0.3000 . Es war dieser experimentelle Nachweis, mit dem Ein-
stein letztendlich zur Berühmtheit wurde und auch in der Presse für Schlagzeilen
sorgte (vgl. Pais 1986, S. 308).
Moderne Messungen werden an Radiowellen durchgeführt, die beispielsweise von
Quasaren (quasi-stellar radio source) in großem Maße abgestrahlt werden. Sie nut-
zen die „Very Long Baseline Interferometry“ (VLBI), eine Methode der Radioastro-
nomie für Messungen mit höchster räumlicher Auflösung und Positionsgenauigkeit.
Mit deren Hilfe erreicht man Winkelauflösungen unter 0.00100 . Messungen aus dem
Jahr 2009 bestätigen die Theorie bis zu einer Genauigkeit von 3 × 10−4 (vgl. Will
2014, S. 41).

86
7 Fazit und Ausblick

Abschließend wollen wir die gewonnenen Erkenntnisse noch einmal zusammenfas-


sen. Begonnen haben wir mit den physikalischen Grundlagen der ART. In Kapitel 2
haben wir die klassische Mechanik mit den Galilei-Transformationen zwischen zwei
IS betrachtet. Der euklidische Raum und die Zeit waren dabei jeweils starr und
für sich stehend. Die Newton’sche Gravitationstheorie stellt einen Zusammenhang
her zwischen der Massendichte als Quelle eines Feldes, das durch ein Potenzial be-
schrieben wird, welches wiederum die Bewegung eines darin befindlichen Körpers
vorherbestimmt.
Nachdem wir gesehen haben, dass die Galilei-Transformationen nicht vereinbar wa-
ren mit der experimentell bestätigten Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, traten in
Kapitel 3 notwendigerweise die Lorentz-Transformationen an deren Stelle. In seiner
SRT füllte Einstein diese mit Leben, indem er Raum und Zeit zur vierdimensio-
nalen Raumzeit, dem Minkowski-Raum, vereinigte und physikalische Vorhersagen
traf. Im Gegensatz zur Elektrostatik gelang in der Gravitationstheorie keine direk-
te Neuformulierung, die invariant unter Lorentz-Transformationen ist. Das starke
Äquivalenzprinzip führte Einstein zur Annahme einer Krümmung der Raumzeit.
Zu deren Beschreibung ist der Übergang in den Riemann-Raum notwendig, den
wir in Kapitel 4 vorbereitet haben. Dazu gehören die Aspekte der Krümmung an
sich, der Geodäte und des Paralleltransportes.
Mit den neuen Begriffen und Größen gelang in Kapitel 5 der Übergang zur All-
gemeinen Relativitätstheorie, in der die Gravitationskraft nur noch als Wirkung
der Raumzeit-Krümmung auftritt. Die formulierten Feldgleichungen sind schließ-
lich invariant unter beliebigen Transformationen und erfüllen den durch das Ko-
varianzprinzip gestellten Anspruch. Energie-Impuls-Tensor und metrischer Tensor
ersetzen Massendichte und Potenzial der klassischen Theorie, die als Grenzfall je-
doch enthalten ist.
Im letzten Kapitel haben wir mit der Schwarzschild-Lösung eine spezielle Lösung
für den statischen, kugelsymmetrischen Fall nachvollzogen, sodass wir die sich er-
gebenden Konsequenzen an Hand der Rotverschiebung, der Periheldrehung und
der Lichtablenkung quantitativ diskutieren konnten. Dabei haben wir außerdem
gesehen, dass mittlerweile alle Effekte mit sehr hoher Genauigkeit bestätigt sind.

87
7 FAZIT UND AUSBLICK

Hier soll dem Leser allerdings kurz ins Bewusstsein gerufen werden, welch ein lan-
ger Schaffensprozess bis zur endgültigen Formulierung notwendig war.54 Kurze Zeit
nach der Veröffentlichung der SRT sprach Einstein bereits von einer „tiefen Sehn-
sucht, den Grund dafür zu erkennen “ 55 , warum sich das Gravitationsgesetz nicht
in Begriffen der SRT beschreiben lässt. Bis zur Vervollständigung seiner Theo-
rie, mit der Veröffentlichung der ART, dauerte es weitere acht Jahre. Diese waren
geprägt von Irrwegen und Rückschlägen. Nicht zuletzt verdankt Einstein den end-
gültigen Erfolg auch der Hilfe anderer genialer Wissenschaftler und Mathematiker,
deren Beiträge er auch stets aufs Neue würdigte. Besonders bei der Literatur sei-
ner Originalarbeiten empfand ich tiefe Bewunderung dafür, dass er nicht davor
zurückschreckte, die Struktur von Raum und Zeit gleich zwei Mal grundlegend in
Frage zu stellen und neu zu schaffen. Und man kann wohl nur erahnen, was es für
ein Gefühl sein muss, wenn sich die eigenen Vorhersagen schließlich bestätigen und
die Theorie über das eigene Leben hinaus Gültigkeit behält.
Zuletzt im September vergangenen Jahres wurde eine weitere Prophezeiung Ein-
steins, die Gravitationswellen, bestätigt. Am 14.09.2015 um 09:50:45 Weltzeit wur-
den in den beiden Observatorien des „Laser Interferometer Gravitation Wave Ob-
servatory“ (LIGO) in den USA, genauer in Hanford und Livingston, Gravitations-
wellen direkt beobachtet (vgl. Abbott u. a. 2016). Zwei schwarze Löcher von rund
29 und 36 Sonnenmassen kreisten umeinander und fusionierten zu einem Schwar-
zen Loch von 62 Sonnenmassen, sodass drei Sonnenmassen an Energie in Form
von Gravitationswellen abgestrahlt wurden. Das Ereignis fand in einer Entfernung
von 1.3 Milliarden Lichtjahren statt. Einstein hatte die Existenz von Gravitati-
onswellen tatsächlich bereits 1918 vorausgesagt, jedoch auf Grund der winzigen
Größenordnung nicht für möglich gehalten, dass diese je detektiert werden könn-
ten. Am LIGO werden die gemessenen Signale erzeugt durch eine Längenverände-
rung im Bereich des tausendstel Durchmessers eines Protons (vgl. Einstein 1918a).

54
Als wissenschaftliche Biographie sei Pais (1986) empfohlen.
55
Siehe (Pais 1986, S. 177).

88
Damit ist Einsteins Theorie seit nun mehr als einem Jahrhundert Gegenstand aktu-
eller Forschung und konnte bislang jedem Test standhalten. Sie bietet neue Ansätze
und Möglichkeiten zur Erforschung des Universums. Die theoretische Physik steht
vor der Herausforderung, sie mit dem Standardmodell der Elementarteilchenphy-
sik zu vereinen, welches die anderen drei Wechselwirkungen neben der Gravitation
beschreibt.

89
A Anhang

A.1 Metrischer Tensor in Kugelkoordinaten

Die Koordinatentransformation von kartesischen zu Kugelkoordinaten lautet:


∂x ∂x ∂x
x = r sin θ cos ϕ ⇒ dx = dr + dθ + dϕ
∂r ∂θ ∂ϕ
= cos ϕ sin θ dr + r cos ϕ cos θ dθ − r sin ϕ sin θ dϕ ,
∂y ∂y ∂y
y = r sin ϕ sin θ ⇒ dy = dr + dθ + dϕ
∂r ∂θ ∂ϕ
= sin ϕ sin θ dr + r sin ϕ cos θ dθ + r cos ϕ sin θ dϕ ,
∂z ∂z
z = r cos θ ⇒ dz = dr + dθ = cos θ dr − r sin θ dθ . (A.1)
∂r ∂θ
Einsetzen in das Wegelement liefert

ds2 = c2 dt2 − dx2 − dy 2 − dz 2


= c2 dt2 − (cos ϕ sin θ dr + r cos ϕ cos θ dθ − r sin ϕ sin θ dϕ)2
− (sin ϕ sin θ dr + r sin ϕ cos θ dθ + r cos ϕ sin θ dϕ)2
− (cos θ dr − r sin θ dθ)2 . (A.2)

Ausmultiplizieren zeigt, dass sich die gemischten Terme der Koordinatendifferen-


ziale gerade gegenseitig wegheben, sodass am Ende nur die quadratischen übrig-
bleiben,

ds2 = c2 dt2 − (cos2 ϕ sin2 θ dr2 + r2 cos2 ϕ cos2 θ dθ2 − r2 sin2 ϕ sin2 θ dϕ2 )
− (sin2 ϕ sin2 θ dr2 + r2 sin2 ϕ cos2 θ dθ2 + r2 cos2 ϕ sin2 θ dϕ2 )
− (cos2 θ dr2 + r2 sin2 θ dθ2 )
= c2 dt2 − (cos2 ϕ sin2 θ + sin2 ϕ sin2 θ + cos2 θ) dr2
− (r2 cos2 ϕ cos2 θ + r2 sin2 ϕ cos2 θ + r2 sin2 θ) dθ2
− (r2 sin2 ϕ sin2 θ + r2 cos2 ϕ sin2 θ) dϕ2
= c2 dt2 − dr2 − r2 dθ2 − r2 sin2 θ dϕ2 . (A.3)

Aus den Koeffizienten der Koordinatendifferentiale können wir dann die Kompo-
nenten des metrischen Tensors ablesen und erhalten gerade (3.15).

91
A ANHANG

A.2 Herleitung des Ricci-Tensors in der Schwarzschild-Me-


trik

Um die Vakuumfeldgleichungen für eine statische, kugelsymmetrische Verteilung


zu lösen, müssen wir die Komponenten des Ricci-Tensors explizit durch die Kom-
ponenten des metrischen Tensors (6.2) ausdrücken. Dazu gehen wir schrittweise
vor. Der Ricci-Tensor hängt ab von den Christoffel-Symbolen und deren Ableitun-
gen, welche wiederum durch die Komponenten des metrischen Tensors bestimmt
sind. Dabei nutzen wir die Diagonalität gµν = 0 für µ 6= ν des metrischen Tensors.
Wir geben jeweils nur die Identitäten an, die nicht null sind.
Zur besseren Übersicht führen wir hier noch einmal die Komponenten des me-
trischen Tensors auf,

g00 = e2 ν(r) , g11 = e2 λ(r) , g22 = −r2 , g33 = −r2 sin2 θ . (A.4)

Beginnen wir also mit den Ableitungen der Komponenten des metrischen
Tensors,

g00,1 = 2ν 0 (r)e2ν(r) , g11,1 = −2λ0 (r)e2λ(r) , g22,1 = −2r, g33,1 = −2r sin2 θ
g33,2 = −2r2 sin θ cos θ .
(A.5)
Daraus ergeben sich als von null verschiedene Christoffel-Symbole:
1 1 
Γ001 = Γ010 = g 00 (−g01,0 + g00,1 + g10,0 ) = (e−2ν(r) ) 2ν 0 (r) e2ν(r) = ν 0 (r) ,
2 2
1 1 11
Γ00 = g (−g00,1 + g01,0 + g01,0 )
2
1 
= (−e−2λ(r) ) −2ν 0 (r) e2ν(r) = ν 0 (r) e2ν(r)−2λ(r) ,
2
1 1 
Γ11 = g 11 (−g11,1 + g11,1 + g11,1 ) = (−e−2λ(r) ) −2λ0 (r) e2λ(r) = λ0 (r) ,
1
2 2
1 11 1
Γ22 = g (−g22,1 + g21,2 + g21,2 ) = (−e−2λ(r) ) (2r) = −r e−2λ(r) ,
1
2 2
1 11 1 
Γ33 = g (−g33,1 + g31,3 + g31,3 ) = (−e−2λ(r) ) 2r sin2 θ = −r sin2 θ e−2λ(r) ,
1
2 2
2 2 1 22 1 −1 1
Γ12 = Γ21 = g (−g12,2 + g12,2 + g22,1 ) = 2
(−2r) = ,
2 2 r r
2 1 22 1 −1 2

Γ33 = g (−g33,2 + g32,3 + g32,3 ) = 2r sin θ cos θ = − sin θ cos θ ,
2 2 r2
92
A.2 Herleitung des Ricci-Tensors in der Schwarzschild-Metrik

 
1 33 1 −1  1
Γ313 = Γ331 = g (−g13,3 + g13,3 + g33,1 ) = 2 2 −2r sin2 θ = ,
2 2 r sin θ r
 
1 1 −1 
Γ323 = Γ332 = g 33 (−g23,3 + g23,3 + g33,2 ) = 2 −2r 2
sin θ cos θ = cot θ
2 2 r2 sin θ
(A.6)
und die Ableitungen der Christoffel-Symbole:

Γ001,1 = Γ010,1 = ν 00 (r) ,


Γ100,1 = ν 00 (r) e2ν(r)−2λ(r) + ν 0 (r) e2ν(r)−2λ(r) [2ν 0 (r) − 2λ0 (r)]
 
= e2ν(r)−2λ(r) ν 00 (r) + 2ν 0 (r)2 − 2ν 0 (r)λ0 (r) ,
Γ111,1 = λ00 (r) ,
 
Γ122,1 = −r [−2λ0 (r)] e−2λ(r) − e−2λ(r) = e−2λ(r) [2rλ0 (r) − 1)] ,
Γ133,1 = sin θ e−2λ(r) [2rλ0 (r) − 1]
Γ133,2 = −2r sin θ cos θ e−2λ(r) ,
1
Γ212,1 = Γ221,1 = − 2 ,
r
2
Γ33,2 = − cos2 θ + sin2 θ ,
1
Γ313,1 = Γ331,1 = − 2 ,
r
2
sin θ + cos2 θ 1
Γ323,2 = Γ332,2 = − 2 =− 2 . (A.7)
sin θ sin θ

93
A ANHANG

Schließlich können wir die Komponenten des Ricci-Tensors berechnen, die


nach den Einstein’schen Feldgleichungen im Falle des Vakuums gerade verschwin-
den sollen:

R00 = Rκ 0κ0 = Γκ00,κ − Γκ0κ,0 + Γκρκ Γρ00 − Γκρ0 Γρ0κ


= Γ100,1 + Γκ1κ Γ100 − (Γ100 Γ001 + Γ010 Γ100 )
   
= e2ν(r)−2λ(r) ν 00 (r) + 2ν 0 (r)2 − 2ν 0 (r)λ0 (r) + ν 0 (r)e2ν(r)−2λ(r)
 
0 0 1 1  
ν (r) + λ (r) + + − 2 ν 0 (r)e2ν(r)−2λ(r) ν 0 (r)
r r
 
2ν 0 (r) !
=e 2ν(r)−2λ(r) 00 0 2 0
ν (r) + ν (r) − ν (r)λ (r) + 0
=0, (A.8)
r
R11 = Rκ 1κ1 = Γκ11,κ − Γκ1κ,1 + Γκρκ Γρ11 − Γκρ1 Γρ1κ
= Γ111,1 − (Γκ1κ,1 ) + (Γκ1κ Γ111 ) − (Γκ1κ )2
   
00 00 00 1 1 0 0 0 1 1
= λ (r) − ν (r) + λ (r) − 2 − 2 + λ (r) ν (r) + λ (r) + +
r r r r
 
1 1
− ν 0 (r)2 + λ0 (r)2 + 2 + 2
r r
2λ0 (r) !
= −ν 00 (r) + ν 0 (r)λ0 (r) + − ν 0 (r)2 = 0 , (A.9)
r
R22 = Rκ 2κ2 = Γκ22,κ − Γκ2κ,2 + Γκρκ Γρ22 − Γκρ2 Γρ2κ
 
= Γ122,1 − Γ323,2 + Γκ1κ Γ122 − Γ122 Γ221 + Γ212 Γ122 + (Γ323 )2
 
−2λ 0 1  −2λ(r)
 0 0 1 1
=e [2rλ (r) − 1] + + −re ν (r) + λ (r) + +
sin2 θ r r
 
1 1
− (−re−2λ(r) ) + (−re−2λ(r) ) + cot2 θ
r r
1
= e−2λ [2rλ0 (r) − 1 − rν 0 (r) − rλ0 (r) − 1 − 1 + 1 + 1] + + cot2 θ
sin2 θ
!
= e−2λ(r) [−1 − rν 0 (r) + rλ0 (r)] + 1 = 0 . (A.10)

Eine analoge Rechnung ergibt eine Gleichung für R33 = 0, die sich jedoch als
äquivalent zu R22 = 0 erweisen wird. Man wird zudem feststellen, dass alle anderen
Komponenten des Ricci-Tensors unabhängig von den Werten von λ(r) und ν(r)
bereits verschwinden.

94
A.3 Glossar

A.3 Glossar
Äquivalenzprinzip Aussage, die in ihrer schwachen Formulierung besagt, dass
schwere und träge Masse gleich sind. In seiner starken Version behauptet es die
lokale Äquivalenz von Trägheits- und Gravitationskräften (→ Lokales Inertialsys-
tem).

Äther-Theorie Vorstellung, der Raum müsse mit einem homogenen Medium ge-
füllt sein, in dem sich Licht mit Vakuumlichtgeschwindigkeit ausbreite. Dieser stel-
le ein absolutes Bezugssystem dar. Die Äther-Theorie wurde endgültig widerlegt
durch das → Michelson-Morley-Experiment.

Christoffel-Symbol Dreifach indizierte Größe aus (4.26), welche die einzelnen


Komponenten der Änderung eines Basisvektors bei Verschiebung in eine der Ko-
ordinatenrichtungen beschreibt. Sie tauchen auf in der → Geodätengleichung, der
→ Kovarianten Ableitung und dem → Riemann’schen Krümmungstensor.

Einstein’sche Feldgleichungen Tensorgleichung aus (5.5), die das Newton’sche


Gravitationsgesetz ersetzt und den Zusammenhang zwischen Massenverteilung
(→ Energie-Impuls-Tensor) und Raumkrümmung (→ metrischer Tensor) beschreibt.

Energie-Impuls-Tensor → Tensor zweiter Stufe aus (5.6), der die Massendichte


der klassischen Mechanik auf der rechten Seite der → Einstein’schen Feldgleichun-
gen ersetzt.

Eötvös-Experiment 1890 durchgeführtes Experiment an einer Torsionswaage,


welches das schwache → Äquivalenzprinzip mit einer Genauigkeit von 5 × 10−9
bestätigte.

Euklidischer Raum 3-dimensionaler Raum, ausgestattet mit dem → metrischen


Tensor δαβ , dessen → Wegelement invariant unter orthogonalen Transformationen
und Translationen ist.

Galilei-Transformation Transformation aus (2.10) zur Umrechnung der Zeit-


und Ortskoordinaten zwischen zwei relativ zueinander mit gleichförmiger Geschwin-
digkeit bewegten → Inertialsystemen im nichtrelativistischen Fall.

95
A ANHANG

Geodätengleichung Gleichung aus (4.3), die in der ART an die Stelle der New-
ton’schen Bewegungsgleichung für ein freies Teilchen tritt. Sie ist festgelegt durch
den → Metrischen Tensor und ergibt sich aus dem extremalen Abstand zweier
Punkte. Im → Euklidischen Raum wird sie gelöst durch eine Geradengleichung.

Inertialsystem Bezugssystem, in dem für ein freies Teilchen das Trägheitsgesetz


gilt. Dies sind gerade die sich zum Fixsternhimmel mit konstanter Geschwindigkeit
bewegenden BS. In der ART findet man für jeden Punkt eines Gravitationsfeldes
ein → Lokales Inertialsystem.

Kovariante Ableitung Ableitung aus (4.43), welche die tatsächliche Änderung


eines Vektors beschreibt. Der Einfluss des verwendeten KS wird dabei durch die
→ Christoffel-Symbole eliminiert.

Kovarianzprinzip Forderung nach einer Formulierung der Naturgesetze als Ten-


sorgleichungen (→ Tensor).

Lichtablenkung Ablenkung des Lichtes im Gravitationsfeld der Sonne, die durch


die Bewegungsgleichungen der ART vorhergesagt wurde. Sie liegt im Bereich von
1.700 und ist einer der drei klassischen Tests (→ Rotverschiebung, → Periheldre-
hung).

Lokales Inertialsystem Frei fallendes BS, welches wegen des → Äquivalenzprin-


zips in jedem Punkt eines Gravitationsfeldes für eine kleine Umgebung ein → In-
ertialsystem darstellt.

Lorentz-Transformation Transformation aus (3.9), die die → Galilei-Transfor-


mation zwischen zwei → Inertialsystemen in der SRT ersetzt, da sie das Postulat
der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit erfüllt.

Mach’sches Prinzip Aussage, dass es keinen absoluten Raum gibt, stattdessen


würden sämtliche Trägheitskräfte durch die Massenverteilung im Universum ver-
ursacht.

Mannigfaltigkeit Punktmenge, die lokal so aussieht wie der Rn , beispielsweise ei-


ne Kugeloberfläche. Eine solche spezifische Form erhält sie erst durch Ausstattung
mit einem → metrischen Tensor. Damit wird sie zu einem → Riemann-Raum.

96
A.3 Glossar

Minkowski-Raum 4-dimensionale Raumzeit, bei der die Zeit zu den drei Raum-
koordinaten hinzugefügt ist. Er ist ausgestattet mit dem → metrischen Tensor ηαβ
und einem → Wegelement, welches invariant unter → Lorentz-Transformationen
ist.

Metrischer Tensor → Tensor zweiter Stufe, der das Gravitationspotential der


klassischen Mechanik auf der linken Seite der → Einstein’schen Feldgleichungen
ersetzt. Er verleiht einem Riemann-Raum eine Form, indem er an jedem Punkt
den Abstand zu infinitesimal entfernten Punkten definiert (→ Wegelement).

Michelson-Morley-Experiment 1887 durchgeführtes Experiment, welches die


Konstanz der Vakuumlichtgeschwindigkeit in allen → Inertialsystemen ergab. Da-
mit war die → Äther-Theorie endgültig widerlegt und die → Galilei-Transforma-
tionen nicht länger haltbar.

Paralleltransport Verschiebung eines Vektors, sodass dessen → kovariante Ab-


leitung null ist. Seine Änderung entlang eines geschlossenen Weges ist ein Maß für
die Krümmung des Raumes, welches durch den → Riemann’schen Krümmungs-
tensor erfasst wird.

Periheldrehung Zusätzliche Drehung des Perihels astronomischer Objekte, die


durch die Bewegungsgleichungen der ART erklärbar wurde. Für den Merkur be-
trägt sie 4300 pro Jahrhundert und ist einer der drei klassischen Tests (→ Rotver-
schiebung, → Lichtablenkung).

Relativitätsprinzip Aussage, dass nur die relative Geschwindigkeit zu einem


anderen BS bestimmbar ist, in der speziellen Form. Allgemeiner gefasst ist wegen
des → Äquivalenzprinzips auch die Beschleunigung nicht absolut, sondern nur die
Relativbeschleunigung.

Ricci-Skalar Kontraktion des → Ricci-Tensors aus (5.16).

Ricci-Tensor Kontraktion des → Riemann’schen Krümmungstensors aus (5.15).


Er bildet die linke Seite der → Einstein’schen Feldgleichungen.

97
A ANHANG

Riemann-Raum Differenzierbare → Mannigfaltigkeit, ausgestattet mit einem


koordinatenabhängigen → metrischen Tensor gµν (x). Er enthält den → Eukli-
dischen Raum und den → Minkowski-Raum als Spezialfall.

Riemann’scher Krümmungstensor Quantitatives Maß für die Krümmung ei-


nes Raumes aus (4.54). Er charakterisiert die Änderung eines Vektors beim → Par-
alleltransport entlang einer geschlossenen Kurve und ist bestimmt durch die → Chris-
toffel-Symbole.

Rotverschiebung Verschiebung von Spektrallinien, deren Entstehungsort näher


an der gravitativen Masse liegt als der Ort der Detektion, die sich aus dem → Äqui-
valenzprinzip ergibt. Für auf der Erdoberfläche detektiertes Sonnenlicht liegt die
relative Verschiebung bei 2×10−6 . Sie ist einer der drei klassischen Tests (→ Licht-
ablenkung, → Periheldrehung).

Schwarzschild-Metrik Exakte Lösung der → Einstein’schen Feldgleichungen


außerhalb einer statischen, kugelsymmetrischen Massenverteilung aus (6.11). Sie
wird bestimmt durch den von der Masse abhängigen → Schwarzschild-Radius.

Schwarzschild-Radius Körperabhängige Konstante aus (6.13), die in die → Schwarz-


schild-Metrik eingeht. Dort wirkt er als Ereignishorizont, aus dem kein Signal nach
außen dringen kann. Für die Sonne beträgt er etwa 3 km.

Tensor Größe, welche durch ihre Transformationseigenschaften nach (4.8) bzw.


(4.9) definiert ist. Ein kontravarianter Tensor transformiert bezüglich jedes Index
wie die Koordinatendifferentiale, ein kovarianter genau invers. Tensorgleichungen
gelten in beliebigen KS. Der → metrische Tensor oder der → Riemann’sche Krüm-
mungstensor sind Beispiele für Tensoren.

Wegelement Skalar des jeweiligen → Riemann-Raumes aus (4.10). Er ist das


Quadrat des Abstandes zwischen zwei infinitesimal entfernten Punkten und wird
bestimmt durch den → metrischen Tensor.

98
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Spektrum, Wiesbaden.

102
Teil II

Präsentation
Allgemeine Relativitätstheorie
Eine Einführung

Antonia Berger

Johannes Gutenberg-Universität Mainz

17. September 2016

A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 1 / 20

Inhaltsverzeichnis

1 Vorrelativistische Mechanik

2 Spezielle Relativitätstheorie

3 Mathematische Grundlagen

4 Newton’sche Gravitationstheorie

5 Allgemeine Relativitätstheorie
Äquivalenzprinzip
Krümmung
Feldgleichungen und spezielle Lösung
Klassische Tests

A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 2 / 20


Vorrelativistische Mechanik

Relativitätsprinzip
Das Bewegungsgesetz der Newton’schen Mechanik besitzt in allen
Inertialsystemen (IS) dieselbe Form.

Galilei-Transformation Geschwindigkeitsaddition
Zwei IS K und K 0 :
~x 0 = D ~x + u~ t + w
~ mit D ∈ O(3)
t0 = λ t + b mit λ ∈ {±1} Quelle: http://www.joergresag.privat.t-online.de/mybk2-
htm/chap24.htm (29.08.16)
invariant: ds 2 = dx 2 + dy 2 + dz 2

Grenzen
Das Michelson-Morley-Experiment zeigt Konstanz der Lichgeschwindigkeit
in allen IS.

A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 3 / 20

Spezielle Relativitätstheorie
Postulat von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit
Die Lichtgeschwindigkeit ist in allen IS unabhängig von deren
Bewegungsrichtung konstant.

Lorentz-Transformation Spezielle Lorentz-Transformation


Verallgemeinerung: ~x = (c t, x, y , z) K 0 bewege sich relativ zu K mit
Ansatz: ~x 0 = Λ ~x v = βc in
Annahme: In jedem IS gilt positive x−Richtung:
γ −γβ 0 0
c 2 dt 2 = dx 2 + dy 2 + dz 2 −γβ
 γ 0 0

Λ=
⇔ 0 = c 2 dt 2−dx 2−dy 2−dz 2 0 0 1 0
0 0 0 1
invariant: ds 2 = c 2 dt 2−dx 2−dy 2−dz 2

Grenzen
keine Verallgemeinerung der Gravitationstheorie
Einschränkung auf IS
A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 4 / 20
Mathematische Grundlagen
vorrelativistisch speziell-relativistisch allgemein-relativ.
Euklidischer Raum Minkowski-Raum Riemann-Raum
~x = (x 1 , x 2 , x 3 ) ~x = (x 0 , x 1 , x 2 , x 3 ) ~x = (x 0 , x 1 , x 2 , x 3 )
= (x, y , z) = (ct, x, y , z)
Galilei-Transformationen Lorentz-Transformationen beliebige Transf.
ds 2 = dx 2 + dy 2 + dz 2 ds 2 = c
2 dt 2−dx 2−dy 2−dz 2
 ds 2 = gµν dx µ dx ν
  1 0 0 0
1 0 0 0 −1 0
 0
gµν = 0 1 0 gµν =  gµν = gµν (~x )
0 0 −1 0 
0 0 1
0 0 0 −1
Einstein’sche Summenkonvention
Über gleichnamige Indizes wird summiert:
X3
gµν dx µ dx ν = gµν dx µ dx ν = g00 dx 0 dx 0 + g01 dx 0 dx 1 + ... + g33 dx 3 dx 3
µ,ν=0

A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 5 / 20

Mathematische Grundlagen
Tensoren
mathematische Objekte
gekennzeichnet durch m Indizes
hat in 4-dimensionalem Raum 4m Komponenten
Komponenten sind Zahlen, auch in Form von Formeln
besondere Eigenschaft: Transformationsverhalten in jeweiligem Raum
⇒ Eine Tensorgleichung sieht in jedem Koordinatensystem gleich aus,
auch wenn sich die Komponenten der einzelnen Tensoren ändern.

Beispiel Minkowski-Raum
ds 2 ist ein Tensor mit 0 Indizes ⇒ Transformationsverhalten: ds 02 = ds 2
gµν ist ein Tensor mit 2 Indizes
in K : ds 2 = gµν dx µ dx ν
in K 0 : ds 02 = gµν
0 dx 0µ dx 0ν

A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 6 / 20


Newton’sche Gravitationstheorie

1687 “Philosophiae naturalis principia mathematica”


erste mathematische Formel für die Gravitation
ermöglichte grundlegendes Verständnis für die Dynamik des
Sonnensystems
Massenverteilung ist Ursache eines Potentials, welches die Bewegung
eines Körpers bestimmt

Feldgleichung Bewegungsgleichung
d 2~r ~ r)
∆Φ(~r ) = 4π G ρ(~r ) m 2 = − m ∇Φ(~
dt

Grenzen
Mitte des 19.Jhd. entdeckte man eine zusätzliche Periheldrehung des
Merkurs.

A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 7 / 20

Äquivalenzprinzip

Besonderheit
Im Gravitationsfeld erfahren alle
Körper dieselbe Beschleunigung
träge Masse
a= g
schwere Masse
Notwendige Voraussetzung:

Schwaches Äquivalenzprinzip
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Beschleunigung (26.08.16)
träge Masse = schwere Masse

Starkes Äquivalenzprinzip
Gravitation und Beschleunigung sind lokal äquivalent.

Einstein: „Der glücklichste Gedanke meines Lebens“ (Pais 1986, S. 175).

A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 8 / 20


Äquivalenzprinzip
Lokales Inertialsystem
Frei fallender Fahrstuhl im Gravitationsfeld der Erdoberfläche
keine Effekte der Gravitation mehr spürbar
kräftefreie Körper verharren im Zustand der Ruhe oder der
gleichförmigen Bewegung
frei fallender Fahrstuhl ist ein Inertialsystem

Achtung!
Das gilt so nur in homogenen Gravitationsfeldern!
Im Allgemeinen
variiert Betrag der Erdbeschleunigung mit Abstand
nähern sich Objekte einander wegen Radialsymmetrie an
Die Transformation gilt daher nur für
ein hinreichend kleines Volumen
ein hinreichend kleines Zeitintervall
A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 9 / 20

Krümmung
Ein intrinsisch gekrümmter Raum ist ein Raum, in dem die Regeln der
Euklidischen Geometrie nicht gelten, wie z.B.
die Winkelsumme 180◦ in einem Dreieck
das Parallelenaxiom
der Zusammenhang U = 2πr für Umfang U und Radius r eines Kreises
Rotierende Scheibe Kugeloberfläche
Für außerhalb ruhenden Beobachter Winkelsumme ist stets größer als
ist Radius r unverändert, da 180◦
senkrecht zur Bewegungsrichtung je zwei Großkreise schneiden sich
ist Umfang U in jedem Punkt in für jeden Kreis ist U < 2πr
Bewegungsrichtung verkürzt
gilt daher U < 2πr
Extrinsische Krümmung ist nur durch Einbettung in höhere Dimensionen
erkennbar, z. B. Zylindermantel
Äquivalenzprinzip ⇒ Auch Gravitation entspricht Krümmung der Raumzeit
A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 10 / 20
Krümmung
Frage: Wie sieht die kräftefreie Bewegung im gekrümmten Raum aus?
R 2 R
Ansatz: Minimierung der Bogenlänge ds = gµν dx µ dx ν
Lösung: Prinzip der kleinsten Wirkung

Geodätengleichung
 
1 λρ ∂gµκ ∂gµλ ∂gκλ
g − λ + + µ + ẍ ρ = 0
2 ∂x ∂x κ x

Euklidischer Raum Kugeloberfläche


metrischer Tensor ist konstant Geodäten sind Großkreise
partielle Ableitungen verschwinden:
ẍ i = 0 für i = 1, 2, 3
entspricht dem Trägheitsgesetz
wird gelöst durch Geraden im
Raum
A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 11 / 20

Krümmung
Paralleltransport
Transport eines Vektors, sodass er sich im Raum nicht ändert
dabei bleibt der Winkel zu je einer Geodäte konstant
Betrachtung eines geschlossenen Weges

Euklidischer Raum Kugeloberfläche

π
Vektor dreht sich um 2
Vektor wird in sich selbst überführt
A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 12 / 20
Krümmung

Riemann’scher Krümmungstensor Rκλµν


Tensor mit 4 Indizes
setzt sich aus dem metrischen Tensor, dessen ersten und zweiten
Ableitungen zusammen
beschreibt die Änderung eines Vektors bei Paralleltransport entlang eines
geschlossenen Weges
verschwindet im flachen Raum
quantitatives Maß für die Krümmung eines Raumes

A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 13 / 20

Einstein’sche Feldgleichungen

Einstein’sche Feldgleichungen
8πG
Eµν = Tµν
c4

Einstein-Tensor Eµν Energie-Impuls-Tensor Tµν


setzt sich zusammen aus für Staub:
Krümmungstensor und  2 
metrischem Tensor c −vx c −vy c −vz c
−vx c
 vx 2 vx vy vy vz 

metrischer Tensor ersetzt ρ
−vy c vy vx vy 2 vy vz 
Newton’sches Potential Φ −vz c vz vx vz vy vz 2

ersetzt Massendichte ρ

A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 14 / 20


Schwarzschild-Metrik

Voraussetzungen: Vakuum, statisch, kugelsymmetrisch


Metrischer Tensor in Kugelkoordinaten
  
1 − rrS 0 0 0
 −1 
0 − 1 − rrS 0 0
gµν =
 2


0 0 −r 0
0 0 0 −r 2 sin2 θ

Schwarzschild-Radius rS
2G M
rS =
c2
rS,Sonne ≈ 3 km
Kein Signal kann den Bereich r < rS verlassen.
⇒ Objekte mit Radius R < rS stellen schwarze Löcher dar.

A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 15 / 20

Schwarzschild-Metrik

Kräftefreie Bewegung
entspricht Bewegung entlang einer Geodäte
Am Modell eines Rotationskörpers:

Quelle: (Göbel 2014, S.179)

⇒ Die Raumkrümmung ist die Ursache der Schwerkraft.

A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 16 / 20


Klassische Tests
Zeitdilatation im Gravitationsfeld
Uhren im Gravitationsfeld gehen langsamer.

Gravitative Rotverschiebung
Emission von Photonen folgt fester Periodendauer
Messung an einem anderen Ort mit schneller vergehender Zeit ergibt
längere Periodendauer
⇒ Bei Registrierung von Licht an einem Ort schwächerer Gravitation ist
dieses rotverschoben:
 
∆ν rS 1 1
= −
νEmission 2 rDetektion rEmission
∆ν
für auf der Erde detektiertes Sonnenlicht: ν ≈ −10−6
berühmtes Experiment von R. Pound und G. Rebka 1960 an
Gammaquanten auf Erdoberfläche
A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 17 / 20

Klassische Tests

Quelle: https://web.physik.rwth-aachen.de/ hebbeker/lectures/ph2_02/sexlii10.gif (19.10.16)

Periheldrehung
Urbain Le Verrier stellte 1859 nicht erklärbare 43” pro Jahrhundert in der
Periheldrehung des Merkurs fest
verschiedene Theorien, z. B. neue Planeten, . . .
3 π rS
Periheldrehung pro Umlauf aus Schwarzschild-Metrik: ∆ϕ =
rmin (1 + ε)
für Merkur: ∆ϕ ≈ 4300 pro Jahrhundert
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Klassische Tests

Lichtablenkung
Auch Licht unterliegt der Raumkrümmung:
rS
α=
rmin

für Strahlen, die Sonnenrand streifen: α ≈ 1, 700


Newton’sche Theorie sagt halben Wert voraus
experimentelle Bestätigung bei Sonnenfinsternis 1919 durch die Royal
Astronomical Society
Durchbruch der Allgemeinen Relativitätstheorie
A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 19 / 20

Quellen

Göbel, H. (2014). Gravitation und Relativität: Eine Einführung in die


Allgemeine Relativitätstheorie. De Gruyter, Berlin u. a.
Pais, A. (1986). Raffiniert ist der Herrgott ...: Albert Einstein: Eine
wissenschaftliche Biographie. Vieweg, Braunschweig u. a.
Fließbach, T. (1995). Allgemeine Relativitätstheorie. Spektrum
Akademischer Verlag, Heidelberg u. a.

A. Berger Allgemeine Relativitätstheorie 17. September 2016 20 / 20


Erklärung der selbstständigen Anfertigung
Hiermit erkläre ich, Antonia Berger (Matr.-Nr.: 2707523), dass ich die vorliegende
Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen oder
Hilfsmittel (einschließlich elektronischer Medien und Online-Quellen) benutzt ha-
be. Mir ist bewusst, dass ein Täuschungsversuch oder ein Ordnungsverstoß vorliegt,
wenn sich diese Erklärung als unwahr erweist. §18 Absatz 3 und 4 POLBA bzw.
§20 Abs. 3 und 4 BAPO gilt in diesem Fall entsprechend.

Bischofsheim, den 19.09.2016


Ort, Datum Unterschrift
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich mich noch bei all denjenigen bedanken, die mich wäh-
rend der Anfertigung dieser Bachelorarbeit unterstützt und motiviert haben.

Zuerst gebührt mein Dank Herrn Prof. Dr. Stefan Scherer, der die Betreuung dieser
Arbeit mit großem Engagement übernommen hat. Für die unerschöpfliche Geduld
und die förderlichen Anregungen möchte ich mich herzlichst bedanken. Sein En-
thusiasmus und seine Hilfsbereitschaft haben mich sehr beeindruckt.

Auch all den anderen Dozenten, die mein Studium geprägt und mich tatkräftig
unterstützt haben, möchte ich an dieser Stelle Danke sagen.

Außerdem möchte ich meinem Vater Anton Berger danken, der stets ein offenes
Ohr für mich hat und mir mit wertvollem Rat und Tat zur Seite steht. Bedanken
möchte ich mich für die Unterstützung und den starken Rückhalt während der
gesamten Dauer meines Studiums. Meine Mutter Christine Berger ist als ehemali-
ge Lehrerin aus tiefster Überzeugung und Leidenschaft mein größtes Vorbild und
begleitet mich in meinem Herzen auf jedem meiner Wege.

Besonders für das kritische Korrekturlesen danke ich außerdem meinem Freund
Benjamin Kassel, der mich auch über die Zeit der Anfertigung dieser Arbeit immer
unterstützt. Außerdem danke ich all meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen,
die die Zeit des Studiums so unvergleichlich wertvoll machen.

Bischofsheim, den 19.09.2016


Ort, Datum Unterschrift

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