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SPINALKANALSTENOSE

Operative Behandlung von Rückenschmerzen


Definition

• Unter einer Spinalkanalstenose versteht man eine Einengung


des Spinalkanals.
Ätiopathogenese

• Die Spinalkanalstenose ist häufig degenerativ bedingt, denn auch


an der Wirbelsäule kommt es in zunehmendem Alter zu
arthrotischen Veränderungen.

• Diese imponieren durch eine Gelenkspaltverschmälerung,


Sklerosierungen sowie durch osteophytäre Randanbauten. Die
Randanbauten können in den Spinalkanal hineinragen und zu einer
Kompression der Nervenwurzeln führen.
Klinik

• Patienten mit einer Spinalkanalstenose können nur eine bestimmte


Strecke schmerzfrei gehen. Nach einer gewissen Strecke muss das
Gehen schmerzbedingt eingeschränkt werden (Claudicatio spinalis)

• Weiterhin klagen die betroffenen Patienten über ein Schweregefühl


in den Beinen sowie über Sensibilitätsstörungen beim Gehen,
welche im Genitalbereich und im Bereich der Beine auftreten
können.
Bildgebung

• Zunächst werden Röntgenbilder in zwei Ebenen sowie


Funktionsaufnahmen angefertigt. Zur Sicherung der Diagnose
werden häufig noch eine Kernspintomographie und
eine Funktionsmyelographie eingesetzt.
Therapie

• Konservativ
• Operativ
Beschwerdebild

• Beinschmerzen beim Gehen


• Müdigkeit und Taubheitsgefühl der Beine
• Besserung beim Stehenbleiben mit Vorbeugen/Sitzen
• Diskrepanz Gehen/Fahrradfahren
Diagnostik

• 1. Anamnese (Befragung des Patienten)


2. Körperliche Untersuchung
3. Kernspintomographie der LWS (MRT)
4. Röntgenuntersuchung der LWS (im Stand)
Konservative Behandlung

• Im Rahmen der konservativen Behandlung werden NSAR,


Physiotherapie und Physikalische Therapieverordnet.
• Die Lagerung des Patienten im Stufenbett sowie Infiltrationen mit
Lokalanästhet-ika können die Beschwerden lindern.
• Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium bietet sich die orthetische
Versorgung mit einem Korsett und die Verwendung
eines Rollators an.
Klinischer Fall

• 25 Jahre, weiblich
• Seit 2 Wo akuter Beinschmerz re., seit 3 Mo Rückenschmerzen
• Taubheitsgefühl am Fuß, aber keine Lähmungen

Ist eine operative Behandlung


notwendig?

März 2003
„Der natürliche Verlauf der Erkrankung ist
schwer abzuschätzen“

• Nach 8 Mo: keine Beinschmerzen, aber geringe Rückenschmerzen


• MRT Verlaufskontrolle

März 2003 November 2003


Schwierige Indikationsstellung

1. Gibt es eine spezifische Ursache für die Beschwerden?


2. Lassen sich die Beschwerden durch eine angemessene operative
Therapie besser behandeln, als durch konservative Maßnahmen?
Wichtig

> 90% aller akuten Bandscheibenvorfälle können konservativ


behandelt werden
Operative Behandlung

• Wenn die konservativen Maßnahmen nicht zu einer Besserung der


Beschwerden führen, ist eine Operation möglich. Im Rahmen der
operativen Therapie können die osteophytären Randanbauten
abgetragen werden.
• Eine Überlegenheit der operativen gegenüber der konservativen
Therapie ist bislang (2014) nicht belegt.
• Die Komplikationsrate bei rein dekomprimierenden Eingriffen beträgt
etwa 18%.
• Eine evidenzbasierte Empfehlung zur Therapie von Patienten > 65 Jahre
kann aufgrund fehlender klinischer Studien nicht gegeben werden
Bei welchen Erkrankungen kann eine OP
sinnvoll sein?

• Bandscheibenvorfall
• Verengung des Wirbelkanales (Spinalkanalstenose)
• Verschleißbedingte Instabilität (Wirbelgleiten)
Wann sollte ein Bandscheibenvorfall operiert
werden?

Elektiv
Radikulärer Beinschmerz länger als 6 Wo trotz konservativer
Therapie Anhaltende leichte Lähmung (KG 4/5)

Dringlich
Akute relevante Lähmung eines funktionell wichtigen Muskels (KG
3/5) Unerträgliche Beinschmerzen trotz effektiver Schmerzmittel

Notfall
Akute hochgradige Lähmung eines funktionell wichtigen Muskels
Akute Blasen-Mastdarmlähmung
Mikrochirurgische Bandscheibenoperation

Vorteile der mikrochirurgischen Technik:


• Weniger postoperative Schmerzen
• Sofortige Mobilisation nach der OP
• Geringere Narbenbildung
Ziel der operativen Behandlung

Entlastung der Nervenwurzel


• Sequesterentfernung
• Besserung des Beinschmerzes
• Nur selten Ausräumung der Bandscheibe
Postoperativer Befund nach Erweiterung in
Höhe L4/5

Prä-OP 12 Mo post-OP

Prä-OP 12 Mo post-OP
Verschleißbedingte Instabilität: Operationstechnik

• 1. Stabilisierung der Wirbelsäule mit Schrauben


• 2. Mikrochirurgische Erweiterung des Wirbelkanales
• 3. Ausräumung der Bandscheibe und Stabilisierung mit „Cage“
Verbesserung der operativen Versorgung

1. Patientenschulung
Therapieentscheidung im Konsens (realistische Erwartung)
2. Enge Kooperation zwischen konservativen und operativen
Therapeuten
Gemeinsame Indikationsstellung zur Operation
3. Dokumentation der Behandlungsqualität
Operationsregister mit Erfassung der Patientenzufriedenheit
4. Versorgung in spezialisierten Zentren
Hohe Behandlungszahlen, Interdisziplinarität, strukturierte Ausbildung
Referenzen

• Kalff, R; Ewald, C, Waschke, A, Gobisch, L, Hopf, C (2013). "MEDIZIN: CME: Degenerative lumbale
Spinalkanalstenose im höheren Lebensalter: Aktuelle Behandlungsoptionen". Deutsches Ärzteblatt 110 (37): A-613-
24.
• Athiviraham et al., Clin Orthop Relat Res 2007; Malmivaara et al., SPINE 2007;
• Weinstein et al., N Engl J Med 2008
• Barth et al. Spine 2008

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