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ALTTESTAMENTLICHE ABHANDLUNGEN
HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. j. NIKEL, llRESLAU.
IH. BAND. 1. H eft.
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EIN BEITRAG
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ZUR
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APOLOGIE DES BIBLISCHEN GOTTESBEGRIFFES.
. r
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VON '
ALOYS KIRCHNER, •
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MÜNSTER i. W. 1910.
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( [ t; L (;
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Pr:JC . fr I
2)
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IMPRIMATUR.
Monasterii, die 20. Julii l!H O. •
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F. de Hartmann,
Vic. Rppi Genlis.
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No. 6289 .
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I
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Inhaltsübersicht.
Seite
1. Der biblische Schöpfungsbericht und die moderne
Religionswissenschaft. . . . . . . . 1 4
II. Kritik der Theorie von dem babylonischen Ursprunge
•
des biblischen Sellöpfungsberichtes.
§ 1. Widerlegung der Theorie von der babylonischen Herkunft
• des biblischen Schöpfungsberichtes aus dem Gegensatze
der Welhmsebauungell von Elluma elis und Gn 1 • • 5-27
§ 2. Widerlegung der neueren Auffassung von den aU Drachen-
und Urmeertraditionen • • • • • • • 27 45
§ 3. Kritische Würdigung der angeblichen Übereinstimmungs-
momente von Enuma elis und Gn 1 . • • • • • 45-51 •
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Vorwort.
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Erstes Kapitel.
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wissenschaft vertreten.
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Noch mit Beobachtung großer Reserve sprach Budde 1) im '
Jahre 1883 von der chaldäischen Vorlage des biblischen Schöpfungs-
berichtes; er war sich der Unsicherheit des Stoffes im vorliegenden
• Falle vollkommen beWUßt. Budd e war der Annahme, daß die
babylonische Erzählung, wie sie allen Stöff und die grundlegenden
Gedanken von Gn 1 aufweise, dies alles auch in ' \.vesentlich der-
selben Reihen- und Stufenfolge aufführte. Gegenüber der etwaigen
Bestreitung dieser Hypothese hielt Budde immerhin eine solclle
Anzahl von Berührungspunkten für gegeben, daEJ die Möglichkeit
•
einer starken Anlehnung des biblischen Schöpfungsberichtes an •
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R eli gion am a lgiert. Es hat da ' My thol ogi eh , das 'einer R eligion
so sehr widers trebte, zuers t gedämpft (.'0 in den poeUs ·h en Va-
ri anten) und schließlich bis auf gerin ge Res te ganz a usgetri eben.
• •
bericht in eine ganze R eihe biblischer Erzä hlungen, die aus der
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Nacht d el~ babylonischen Schatzhügel auf einmal in reinerer und
ursprün glicherer Form an s Li cht getreten sind. Di e Erschaffung
•
') Vgl. S c hl'ad e r, Di e ICeilinscbriften und das AT :1, Berlin 1903, 506ff.
2) Babel und Bibel, Leipzi g 1D02, 35 .
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Zweites Kapitel.
gelangt sei, der den seitherigen Werdegang etwa in eine ganz neue
Richtung drängte. Die kritische Religionswissenschaft behauptet
vielmehr die geradlinige Fortbildung des ursprünglich gegebenen
•
Stoffes, die herbeigefühl't wird durch Modifikationen, die das Wesen
des Stoffes unberührt lassen; der Kern des babylonischen Erbgutes
bleibt nach ihrer Theorie auch in Israel erhalten. Und wenn die
•
religionsgeschichtliche Theologie mit Nachdruck hervorhebt, daß
die babylonische Erzählung in Israel mit den Gedanken der Jahve-
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religion erfüllt worden sei, so ""iU sie dennoch Gn 1 nicht als eine
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ß II. Kritik dcr Tll co l'i e von dem babyl oni schen Ursprun gc
wissen Kompl ex voh Ideen bestimmt ,'V ird. Die Gedankenwelt der •
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als Zeugen von der vVeisheit der Vorzeit schätzte 2). "Den Tiefsinn,
der die Mythen geschaffen, hält Aristoteles für verwandt mit der
staunenden Vertiefung in die 'Velträtsel, in welcher er mit Platon
den Anfang · der Spekulation erblickt: Der Philosoph ist in ge-
wissem Sinne ein. Verehrer der Mythen, denn der Mythus ist aus
Wundern gewebt (Met. I, 2, 16)." Das Hindernis aber, welches für
•
uns in der Sprache des Orients liegt, mUß überwunden und die
in der mythologischen Hülle verborgene Idee ergründet werden .
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Enuma elis den Vorgang' dar t ellt, "Ap.·u, der alles erzeugende
•
.ein s." Vereint mit Apsu-Tiamal erscheint MUJI1mLl, ihr Sohn I).
•
Das \Va .. ser odel' "Meer" ist mithin nach babylonischei' An-
sc hauung das U I'w ese n, personifizi ert gedacht als Apsu uncl
• Tiamat und durch di eselben in 'männlicher und weiblicher Form
vorgestellt. Apsu-Tiamat ist da s Urprinzip, aus dem die jetzige
\Vell ein. t. hervorgehen soll. Di ese Bestimmung des Ul;we. ens
•
.bringt der babylonische Bericht zu besonderem Ausdruck durch
die Gestalt Mlllnrnus, die er mit Apsu-Tiamat verbindet. "MummLl"
bedeutet \Vissen, W eisheit 2), Form 3). In der Verbindung mit
l\psu-Tiamat stellt die Person Mummus die Form d. h. oas Ur-
bild der "Velt dar .J), welche aus dem Chaos in der Zukunft er-
stehen wird.
• •
In der ewigen, nie entstandenen und nie beviril'kten Materie
erblickt also Babels Kosmogonie das letzte grof3e Prinzip der \\Telt.
Das All gründet nach babylonischer Auffassung in sich selbst; es
ist nicht die \Virkung einer von ihm verschiedenen Ursache, son-
dern besteht als Materie von E-wig:keit her in eigener Kraft. Die
vVeltanschauung der babylonischen Kosmogonie stellt sich c:omit
bereits aufs bestimmteste dar als Monismus der 'Velt, näherhin
als naturalistisch er Pantheismu s .
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Für die Bestimmung des inneren W esens der bnbyl oni 'ehen
Go ttheiten kOll1mt die Th eogonie in erster Lini e in Betracht. In-
dem die GöUer von der Materie herge leitel werden, el'ha lten si.e
,
Anu , Bel und Eu: Anu ist Herr des Himmels! Bel der Herr der
Erde und Ea der König der \iVasse rtiefe. Und auch Marduk, mag
er erklä
-
rt werden al s Gott der
. Frühjahrssonne oder der Frühsonne
•
od er al s Lichtgottheit schl echthin , ersch
,
eint immer al s innen velt-
liehe Größe. Insgesamt sind also die babylonischen Götter w e lt-'
•
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stehung der GöUer erztihlt das Epos, daß Apsu seinen Boten
Mum mu berief und zu ibm sprach:
nMummu, Diener, der mein Herz erfreut, komme, zu Tiamat
wollen wir (gehen). "
Sie begaben sich zu Tiam at, lagerten sich vor ihr und über-
legten bezü glich der Götter.
nApsu öffnete seinen Mund, und zu Ti umat der glänzenden
sprach er: .
Ihr W eg ... •
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,10 11. Kl'itik dCl' Th eo rie von de m b a by loni sc hen Ul" spnlll ge
• •
'Vehegesthrei möge s i ~h ein teIl en; wir aber wollen uns zur
•
R uh e legen.
- Als Ti amat di es hörte, ergrimmte sie hefti g un d redete ""ider ... •
den Kräften sich abspielt und besonders zur Zeit des endenden
\Vinters die ganze Natur durchzieht und spaltet. Die unheilvolle,
finstere Macht des Mechanismus wird von der Kosmogonie an
,
erster Stelle in scharfem Umriß gezeichnet. Tiamat. das Urbild •
•
•
di ent nur zu!' Vermittlun g ein es a nsc.:h au lich en lebh a ften Bilde.
JIII Sinne ein er eigentlichen Kampfesa us l'ü .' tung sind dagegen ge-
daeht und ge meint Mal'duks Bli.tz, di e zu ckende Fl amme, die sein en
Körper füllt, di e manni gfachen "\iVinde s~:)\vi e die Sturmflut.
Mit Allm acht vermag Ma rduk dem Feinde ni cht entgegenzu-
treten. Das ,, 'Wort ", über das er verfügt, i ..t k ein allm'äch-
•
ti ges. Auch das Sprel:hen Marduks, das in der Kleidszene eine
so große Roll e spi elt, trägt nicht den . Chnrakter einer vorilUS-
•
se tzungslosen Ursüchli<.:hkeil. Di e Bedeutung desselben ist darin
•
gelegen, daf.3 es üb e rh a upt e r s t einen B e w e i s für di e Ma e ht
Marduk s erbrin gt, die von vornherein und an sich selbst für die
alten Götter ni cht feststeht. Die Götter übertragen zwar Marduk
für die Bereitwilligkeit, ihr Rächer zu sein, in der Versammlung
das Königtum über di e gesamte 'Velt. Darauf aber legen sie vor
sich ein Gewand hin und ermuntern ihren Erstgeborenen, seine
Macht an den Tag zu legen. Und das von Marduk vollführte
W erk ist den Göttern der glücklich erbrachte Beweis der Mac.:ht
ihres Rächers : "Da solche Macht seines 'iVortes sahen die Götter,
da freuten sie sidl." vVas aber den Inhalt des von Marduk ver-
langten vVerkes angeht, so' wird zun ächst kein voraussetzun gsloses
Hervorbringen gefordert; Marduk soll seine Macht. betätigen an
•
li chen Sternenhimm els, der im Morgenli cht verschwindet und mit der sinken-
den Nach t wieder erschei11 t", sei ne Mach t (durch das Zauberwort) dartut, e1'-
•
des biblischen Schöpfungsbcl'ichtes, 13
von Enuma elis, durchaus nicht als absolut überlegenes \iV esen
,
gegenüber und bedeutet einen Partner, dessen Sieg über den Geg-
ner keineswegs gewiß ist. Tiamats Triumph ist an sich ebenso
möglich wie der glückliche Erfolg Marduks. Die \Vaffen, welche ,
• ,
weist er sicb lediglich als der Weltenherrscher, zu dem er von den alten
Göttern proklamiert worden ist. Vgl. Eisle!', Weltenmantel und Himmelszelt,
München 1910, 288 ff.
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ZUIl1 Stre ite gegen Tiamat auffo rdert. Und rli ganze Kampfesi1l't,
di e M:lL"duk de m Gegne r gegenübe r anw ende t und entwick elt, el:-
sche int denn au<:h al " das l~luge ulld berechnete Arrangement von
Mitteln und Krüften; um die günzli ehc Vern ic.:1ltung des Feindes
hel'beizufüh I'en. J\lI::1l'rlllk sieg t, w eiI e l' das Wi ssen besitzt.
Ers t nach de rn S iege übe r Tialll ::tl, nach der Unte rwe rfun g der .
mechani schen \ I'leltkrüfte, ist gelllüf.~ babyloni sehe r Denkart di e All -
gestaltun g deI' M:lleri e wr j etzi gen vVeH lTlögli e.h geword en. Marduk
. tritt nach der Besiegun g Tiamats al vVeltbildner auf; ni cht YOI'- •
Kos mogoni e auffaßt, der Bes timmun g des großen sichtbaren \i\Telt-
all s · a nal og. Wi e di eses soll der Mensch, wenn au<:h in and erer
Form, dem \lVohnungsinteresse der Gottheiten diene n: "Auferl egt
sei ihm der Dienst der Götter, di ese seien [in ihren] Götterkam -
mem. " Dieser T ext von Enuma eli 5 find e t seine näh ere Erklärung •
•
durch die Aussage eines anderen vVelt ~nt s tehun gsb e l'i cht e ': "Da.mit ·
die Götter in Wohlb e ha ge n auf der Erde wohnen .ollten, 'chuf •
"Im Anfange er chuf Golt den Himmel und die Erde. Die Erde
aber war \\ üst und lee r und Finsternis übe r c1em Ul'mecre." 'Venn
man einwemlet , daß der Terminus "Himmel und Erde" v. 1
nicht das Chaos. sondern vielmehr c1ie org::misiel'le "Vell bezeichn e,
o übel'::.ieht man den besc11l'Ünkten Umfang j enes Begriffes. Der
bibli. ehe Sprachgebrauch unterscheiriet ausdrücklich zwisch en
"Himmel und Erde " und dem, "was in ihnen ist". Der Schöpfungs-
bericht selbst spricht im c1 eut.lichen Unterschiec1 zum Eingang (v. 1)
a11\ SchlUß seiner Darstellung (Gn 2, 1) von "Himmel und Erde"
und "il11'em I-Teere", und der Bericht bietet so lmmittelbar seine
Bezeichnung für das gesamte All. Somit ergibt sich aber, daß
der Terminus "Himmel und Erde" nicht die Welt mit der Fülle
ihrer' lebenden und leblosen Wesen, sondern nur die bei den grol3en
· Gr'undbeslandteile des "\YeHalls bezeichnet. Und in dieser seiner •
und 153.
2) Es sei hiermit festgestellt, daß der Terminus ~:'1M, als Prädil{at ausgesagt,
nie die Nichtexistenz eines Gegenstandes, sondern nur einen Mangel bezeich-
net, an dem ein Wesen leidet. Vgl. Jer 4,23: "Ich scbaue flic Erde au, lind
siebe sie ist wüst und leer".
~) Vgl. Gunkel, Genesis:l 107: "Das himmlische Meer ist Ul'sprünglich
der Himmel selbst, den man sich als: ein spiegelldares, dort oben wundel'bal'
hängendes Gewä6ser vorstellte."
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nischen Religionen gilt das Chaos als der in Dasein und Wesen
selbstündige Urstoff. Einen solchen schli eßt aber die Heligion des
AT unmittelbar aus, indem nach ihr Gott schlechthin die Ursache •
der vVelt ist. Ferner ist einigen neueren Exegeten gegenüber her-
vorzuheben, daß für Gn 1 mit der Idee von der Erschaffung des •
sondern ist nach jeder Beziehung hin bewirkt. Das letzte Prinzip
des Seins ist Gott, und die biblische Kosmogonie verlritt somit
die Weltanschauung des Theismus im Sinne des Schöpfungs-
• glaubens. . .
Der theistische Gottesbegriff selbst kommt im Schöpfung -
berichte zur klaren Darstellung. Zunü chst ist es die überwelt-
•
liche Tran s ze ndenz Gottes, die zum Ausdruck gelangt. Gott
ist der Schöpfer der Welt. Er hat dieselbe nicht blOß aebi ldel, •
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Chaos von innen heraus erweckt zum R eichtum der Formen. zur •
au ch als schöpferi sches Prinzip gilt, aber nicht' allein für sich ,
sondern in Verbindung mit einer Tat Gottes,' di e das "Gesproch ene"
zur Verwirklichung brin gt (v. Ci u. 7; 14, 15 u. 16; 20 u. 21 ; 24
u. 25; 26 u. 27). Diese Unterscheidung des göttlichen Sprechens
un d Vol1brin g:ens bedarf naturgemäß der Erkl ärung. Die Unter-
suchung ergibt, da ß v. 26 das "Sprechen" ledi gli ch ein en R a tschluß
Gottes bezeichnet: "Lasset uns Menschen machen nach un serem •
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Wei s heit und Ma cht gedacht. Dieser gleicht der Mensch einzi g
dureh elie Kräfte sein es Geistes, welche mithin die menschliche
Gottebenbildlichkeit begründen und kon stituieren. Die Körperlich-
keit steht allerdin gs zum Gei stesleben des Menschen in engster
Beziehung al s Grundlage und Voraussetzun g. Nach semitischer
Auffassung ist insbesondere das BI L1 t der Träger des Lebens und ,
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Jahresan fan ge imrn el' wieder von neuem errun gen würd en. Die
Anschauungen der Kosrnogoni en über' die Gotth eit sind mithin
'wesentli ch verschi eden. Die Kluft, die zwi sch en ihnen besteht,
vermag ni e ausgeglichen zu werden, und ein e Entwicklung in sbe-
sondere von der babylonischen Gotte vorstellung zum Gottesbegriffe
von Gn 1 ist in jeder Hinsicht au sgeschlossen. Unt er. cheiden aber
di e Gegner die heiden Go ttesid een als Polyth e is mu s und Mono-
thei s mu s , und finden sie also zwi schen ihn en nur den Unter-
schi ed der ZabI, der durch Enhvi cklun g überwund en werden kann 1),
so wird von ihnen in folgensclnverem Irrtum übersehen, daß die
Gottesbegriffe der Kosmogonien in let z t er und e n t s e h e i - .
d e n d e r Hin s i c ht üb e rhaupt ni c ht als Parallel e n
erscheinen und aufgefaf-H werden können. Denn Gott bedeutet in
Gn 1 elie eine und einzi ge Ursache der gesamten erfahrullgsmäßigen
•
vVirkli ehkeit. Letzter U rgnnid des Seins ist hingegen nach baby:-
Ionisch er Anschauung Apsu-Ti:unat, die Materi e, welche von der
aU3 ihr hervorgegangenen Gottheit nur gestaltet und gebildet
•
• wird. Hiermit ist offenbar, daß dem Schöpfergott von Gn 1. in
höchster Beziehung nur Apsu-Tiamat in der babylonischen Kos-
mogo nie entspricht, lll1d keineswegs die VVelt der Götter. vVa
'aber (Ue Vi e I z a h 1 der letzteren angeht, so entspri cht sie der
Manni g faltigk e it , die in d e r .\V e lt sich vorfindet. Die Einzi g -
k e it des biblischen Gottes bedeutet hingegen die Einh e it d es
W e lt g ru nd es. Babylonischer Polytheismus und biblischer Mono-
thei smus sind also völlig di s parat e Größen, die sich vonein-
ander nicht ableiten lassen, am wenigsten aber auf dem \Vege
der Subtraktion auseinander sich entwickeln können .
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') Vgl. Jeremias, Das Alte Testament im Liebte des Alten Orients
338; He h n I in der Orientalistischen Literatllrzeitllng (1 !l09) 538 .
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des biblischen Schöpl'ungsbel'ichtes .
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23
Seite bestehen.
Hätten die BabyIonier aber auch wirklich in Mal'duk oder
Sin den Inbegriff aller göttlichen Mächte erblickt, so würde ihre
•
Vorstellungswelt immer noch keinen Ausgangspunkt für die mono-
•
und Sin, ' auch als Einheit aller göttlichen Kräfte gedacht, sind und •
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von der ersteren zugelassen, von der letzteren aber verboten werde, .
'0 wird auf ein Moment hingewiesen, das wiederum nm · den
Gegensa tz der beid en GottesbegriEfe offenbart. Der Bilderkult steht
nämlich bei den BabyIoniern wie bei allen heidnischen Völkern in
engster Verknüpfung mit der pantheisti.::>ehen Gottesidee. Die Gott-
heit ist derselben zufolge aufs innigste mit der Natur verbunden.
Grundsätzlich besitzt daher die heidnische Gottheit eine körperliche
Seite, und sie tritt durch die gesamte Naturwelt unmittelbar in
die Erscheinung. Jeder Naturkörper ist die Erscheinungsform der
Gottheit selb er, und die Nachahmung oder Darstellung eines Natur-
:'wesens durch die Kunst ist mithin unmittelbar das Bild der Gott-,
•
•
Israeliten keine Gestalt Jahves geschaut haben (Dt 4, 15), und selbst •
das Feuer, aus dem Jahve zum Volke sprach, gilt nicht als eine
•
Erscheinungsform Gottes. Der tiefste Grund dieser Auffassung ist
im Gottesbegriffe »Jahve: Ich bin, der ic.h bin « gelegen . Gott
ist demselben zufolge der Absolute, der nichts anderes ist als
eigene Macht, eigenes Leben, nur eigene' Persönlichkeit. Die Trag-
•
•
\veile des Begriffes ergibt sich, sobald derselbe mit der ägyptischen
Gottesidee verglichen wird. Bezüglich des Gottes Rä führt ein
Hymnus aus: "Preis dir, Rä, Erhabener, Mächtiger! Herr der •
gehoben, der mich verhüllt. Die Fmcht, die ich geboren habe,
ist zur Sonne geworden" 2) . Die ägyptische Gottheit ist also der
Inbegriff des gesamten ·vVeltgeschehens, die "All wirklichkeit durch
Raum und Zeit" 3). Jahve hingegen hat mit der 'iVelt nicht~ ge-
•
mein und schließt di eselbe von sich aus, wenn er sagt : "Ich bin,
der ich bin". Gehört aber die Vi! eIt nieht als 'Vesensbestandteil
zu Gott, so tritt Gott durch dieselbe auch nieht in die Erseheinung
und vermag mithin durch die kün stliche Nachbildung irgend eines
- - -- - _._ -
1) v. Strauß-Torney, Die altägyptischen Götter und Göttersagen
(1889) 297.
2) PI u tarch, De Iside, cap. 9.
:1) S c bc1l, Jahwe und Christus, Paderbol'll 1905, 26. •
•
• • •
lediglich als ein Mittel, das dem persönlichen Interesse der Gott-
heit zu dienen bestimmt ist. Im ausgeprägten Gegensatze zu
diesem babylonischen Anschauungskreise steht die vom biblischen
Schöpfungsberichte vertretene Teleologie. Die sinnfällige Welt be-
sitzt nach Gn 1 keine unmittelbare Zweckbeziehung zu Gott. Die
"vVelt hat ihre ZielbestimlTIung zunächst · völlig in sich selbst: die
großen Welträume dienen lediglich ~er Aufnahme geschöpflicher
vVesen, deren verschiedene Reiche wieder unter sich und zuein- •
•
ruhe in Gott verpflichtet und beruft, erhält die Kreatur eine un-
. . mittelbare Beziehung zu ihrem Schöpfer, die aber keine Beein-
trächtigung, sondern die Vollendung ihrer vVürde bedeutet.
Die n"ähere Vergleichung zeigt, daEl der Stellung, welche in
Enuma elis der Gottheit zuerkannt wird, dem wesentlichen Grund-
gedanken nach in Gn 1 die Stellung des Mensehen entspricht.
Wird in der babylonischen I~osmogonie die Herrschaft über die
Natur und der Gebra uch derselben der Götterwelt zugesprochen,
so in Gn 1 dem Menschen, und die Gottheit Babels ist. letzt.hin
ni chts anderes al ~ der ins GroEle gedachte Mensch des biblischen
Schöpfungsberiehtes.
Babylonische und biblische Lehre über das Menschh eitsziel
schließen sich geradezu aus. Nach j ener stellt sich die Mensch-
heitsaufgabe als rein äuElere Dienstleistung dar, die dem W ohl-
behagen der Götter gewidmet ist; der reichen geistigen und körper-
•
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I
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b aru n g beruhen. Dem St~ndpu[]kte von Gn 1 entspricht es aber
andererseits wi eder, \venn die biblische Religion ausdrücklich die
Erforschung des W eltalls dem Menschengei.. te als ein e Aufgabe
• zuspl'icht 2) und wenn die atl Urgeschichte von den Gründern des
Stadtlebens und des geregelten Nomrrdenwesen .. berichtet sowie Er-
·finder von Kün sten und technischen Fertigkeiten anführt :l) .
Von der hö chsten Zweckbestimmun g des Menschen endli ch,
wi e sie vom biblischen Berichte im Sabbatsgedanken zum Ausdruck
gebracht wird, fehlt in der babylonischen Erzählung jegliche An-
schauung. Enunia eli!3 vermag der Bestimmung des Menschen- •
I) S. J e l' c mia s , Das Alte Testall1 ent i 111 Lichte des Alten Orient s ~ 44.
~ ) Pl'd 3, 11. :I) Gn 4.
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des biblischon Schöpfungsberichtes. 27
• •
,
mythus fordere. Man meint, deI' babyloni sche Mythus sei den
hetreffenden all Ausführungen zu Grunde gelegt, und rnan hült
,
•
des bibli ehcn Sel.öptungsbel'iehles. 29
s tzung be ·itzt. Wenn n~imli ch fe:;t ·teht, daß di e Tat Jahves (v. 9)
auf den Untergang Pharaos (oder besser: Ägyptens) sich bezi eht,
so i. t 'die Frage tellung unberechtigt, "wie hi er der Untergang
Pharao. fils die Vertilgung' ein es großen Ungeheuers geschildert
u
\\ erden könne , und die Annahme, daß -diA Anwendung eines
•
Bilde vorliege, ist unbegründet. Der Text spricht lediglich von
der Zel'schmetterung Rahabs. "Rahn.b" ist aber, wie fluch Gunk e l
bemerkt, ein Name, und zwar nach Js 30, 7 ein Name für Ägypten.
Die em Namen unmittelbar die Bedeutung eine' großen Ungeheuers
beizulegen, entbehrt jeglicher Begründung. Die Problemstellung
kann für' die Exegese nur -dahin lauten: vVoher rührt die Be-
zeichnung Ägyptens mit dem Namen Rahn.b? Zur Lösung dieser
einzig berechtigten Frage bietet aber der babylonische Marduk-
mythu nicht den geringsten Anhaltspunkt.
"Venn Gunkel dje Zerschmetterung Rahabs v.9 und die
•
Austrocknung des Meeres v. 10 als Parallelen auffaßt und so zu
dem Schlusse gelangt, daß die ZerschmeUerung Rahabs die Aus-
trocknung der \iVasser des großen "Ozeans" sei, so ist jene An-
nahme eines gegebenen synonymen Parallelismus unhaltbar. Denn
elie Zerschmetterung Rahabs ist nichts anderes als die Vernichtung
••
Agyptens. Die "Austroeknung des Meeres" aber, welche im Zu-
sammenhange mit dem Durchzuge Israels durch das Rote Meer
steht, bedeutet jene Tat Gottes, durch welche den Erlösten die
Meerestiere zum \i\T ege bereitet wmde. - -Die Austrockmmg der
"großen Flut" als einen Vorgang bei der Weltschöpfung auf-
zufassen, ist unmöglich. Zunächst bedeutet nämlich 01;'J;l an sich
lediglich das Meer, das nicht nur ' unter der Erde sich befindet,
sondern dieselbe auch rings umgibt und mithin auch das "Hote
Meer" als Teil um faßt. Sodann findet im Verlau Ce der Welt-
bildung wohl ein Zurückweichen der Flut VOI11 Festlande statt
(Gn t und Ps 104), aber keine Austrocknung inmitten der 'iVasser,
:::0 daß Meerestiefen zum Wege werden.
•
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des bib1isc hon Schöpt'ungsberichtes. 3L
"Meer " und Rahab werden von Gunkel als identi sch erklürt.
B i die er Exeg e '~ ird indessen über ehen, daß die Ver teil e 12 a
und J2 b kein e n ynonymen P arullelisl1lu' darstell en, da die
B setl\\ ichtigung' de Meeres nie als eine Zel'schm etterung' desselben •
•
WelID Gott nach Job 26,13 die Schlange schändete, so kann
für die Erklärung <lieser Aussage der babylQnische Mardukmythus
nicht in Betracht kommen. Der Begriff "sehänden " ist bezüglich
des überwältigten Gegners ein ganz bestimmter und besagt, daß
der getötete Feind keine ehrenvolle Bestattung erfährt, sondern
vielmehr auf dem freien Felde als Beute der Tiere liegen bleibt. •
•
deutet lediglich einen Akt, weIther der Herstellung von Himmel
•
•
•
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- ,
konnten sie ni cht enHli ehen , ge ri ele n in s Netz und "vUTden schließ-
lich gefe seIt. In Enllllla eli s wird also von einer Üben\ :1.1tigung
der "Helfer" gesprochen, nicht aber wi e Job 9,13 von eih el' Unter-
• werfung, die von den "Helfem" selb t vollzogen \'vird .
Einen Nachklan g des babylonischen Mythu .. s erblickt Gun k e 1
ferner in dem Namen, welchen Jesaias Agypten beilegt, indem
•
er dasselbe l"1~tptf;::T :J;::T:J nenn t (30, 7). Gunkel find et, df1ß das von
Jesaias gebrauchte
,
'\Tort von Rahab dasselbe aus. age, was Ps 89. 10
und Job 26, 12 vom Meere erzählt Vi/erde, und daß mithin der
Ausspruch des Pro'pheten auf der Voraussetzung beruhe, daß das
in der Urzeit von Jahve überwundene Rahab damals ni cht abgetan
worden sei, sondern vielmehr noch gegenvvürtig existiere, freilich
"0
o'esch,veiot"
tl·
Kamele Höcker ihre Schät.ze zn einern Volke, das ihnen lli cht zn
nützen vermag. Denn Ägyptens Hülfe ist nichtig und vergeblich.
Darum nenne ich eS : l"1~tp~,:r ~,:r'J". AllS dem bestimmt gegebenen
. Zusammenhange ergibt sich für das Partizip die Bedeutung des
Priisens, und Ägypten wird mithin als Rahab bezeichnet, das
zum Schweigen, zur Ruhe gebracht wird, so daß es also keine
Hülfe zu bringen vermag. Die Ursaehe ' dieses Zustandes ist Gott
selbst. Jahve widersetzt sich der Hülfe der Übelt.äter (Js 32, 2);
er streckt. seine Hand aus, und es stürzt, der da helfen wollte (31, 3).
Sodann ist auch die Frage aufzuwerfen, auf welchen Grund
hin Ägypten das ZLl rn Schweigen gebrachte Rahab hätte genannt
werd'en könn en. Jesaias selbst deutet keinen an; aus der Lage
der Dinge ergibt sich ebenfalls kein Anhaltspunkt. Agypten steht
als das große, starke Volk mit ROß, Wagen und Hei, igen in der
• "Velt
.. (.Js 31, i). Mit, dem übenvundenen ChaosungetüllJ kann
Agypten ni cht verglichen werden, da es in durchaus ung'ebrochener ,
,
und voller Kraft existi ert. V,Tohl aber untersteht die Rie 'enmacht
zu jeder Zeit. der Allmacht Gottes. Und Gott, so will der Pro-
- phet geltend machen, wirl ersteht der lVlaeht Ägypten.. Jahve
,
bringt dieselbe zum Schweigen d. h. er Urat ie ich nicht zur
Tätigkeit entfalten.
I~ndljch verwei t Gunkel auf Ps 40.5:
"
- ,
•
•
•
•
•
•
•
macht . .;vie einen Topf die Ti efe sieden, . .vandelt wie zur Salbe
das Meer. Hinter sich her m acht 'er glänzen die Bahn; man hält
•
•
•
•
•
•
alle anderen W esen fi el' vVelt nichts andercs als G esc höpf (!~1, 24.)
und ·teht nl '0 schon gemäß sein es Ursprunges ganz in der Herr-
schnrt Gotte... Fem el' ist Gott der AllmüchLige (3n, 32) und ist
al' olehel' ni ht gez\·, un gen, crst mit den Hilfsmitteln von "Angel
und Schnur" 'eine Geschöpfe in Botmäßigkeit zu bringen. Auf
der St.elle wirft er die Bösen nieder (40, 7), und nlles, was unter
dem Himmel ist, ist sein! (41,2). Die Stellung andrerseits, die
Gott Leviathan in der 'iVelt zugewiesen hat, ist eine souveräne
und schließt die Vorstellung aus, "es halte Gott das Ungetüm des
Meeres an dem Ringe fest, den er ihm in der Urzeit in die Nase
gelegt habe"; den direkten Gegensatz zu dieser Auffassung be-
deutet die Ausführung 41, 24 f.: "Auf Erden ist seinesgleichen
nicht; er ist geschaffen, ohne Furcht zu sein. Auf alles Hohe
blickt er nieder; er ist der König über alle Stolzeskinder. "
Ferner macht auch der Zweck der ganzen Darstellung, die das
Buch Job, om Leviathan gibt, die Annahme unmöglich, das Ungeheuer
sei emstens von Gott gefangen worden. Die ausführliche Schilderung
Leviathans und seiner Überlegenheit über die menschliche Kraft
dient nämlich einzig dern Ziele, die Ohnmacht und Schwäche des
Menschen gegenüber der Allmacht Gottes in helles Licht zu setzen. •
macht, wie das ganze Buch Job bezeugt. Zuderil wird die oben
dargelegte Auffassung vom Zwecke, auf den die Schilderung Levia-
thans hinzielt, bestätigt durch die Analogie von Job 39, 9 12;
auch die Schilderung des Nashorns und seiner Gewalt dient zu)'
Vermittlung der den Kläger Job überführenden Frage: "Mit dem
Allmächtigen will rechten der TacHer?"
Der Vel'such~ Leviathan als das personifizierte Chaos nach-
. zm\! eisen, ist unmöglich. Tehöm. das Meer der Gegenwart, ist
nach Job 41, 22 und zwar in Übereinstimmung mit P s 104, 26
ledigli ch das Hen'schaftsgebiet Leviathans. Ferner erscheint Levi-
athan auch Job 3, 8 keineswegs als Chaosunge türn, da di e T ext-
3 ,~
•
•
•
•
. 1!1 Gib nicht preis der Bestie die Seele deiner Taube;
Das Leben deiner Armen vergifl nicht auf immer!
Gunkel lehnt die herkömmliche Exegese, welche v. 13 15
auf die 'Wunder des Allszuges aus Ägypten bezieht, deshalb ab,
weil die Drachenüberwindung im Zusammenhange mit der Welt-
schöpfung stehe. Indessen ist der SchlUß Gunkels au der rein
äUßeren A ufei nan derfolge der Gedanken auf deren in ner e n
Zusamm e nhang in keiner 'iVeise beweiskräftig.
Im einzelnen gilt folgend es : Wohl die Spaltung des Meere
anläßlich (les Auszuges ISl'::tels aus Ägypten trügt den Charakter
•
des bilJlischcll Sc höpfun gsberichles. 37
einer Heil stat I), \\ ie eine olehe äh n Iich fü l' die Gegell Wi.lrt in dem
citiel'ten P 'alme erfleht wiL'd; der Spaltung' 'l'iarnats aber, von der im
babylonischen MyU1Us erzählt wird, fehlt jene Bedeutung in jeder
Bez.iehung. Will man irgend einer Tat Marduks Heilscharakter
zuschreiben, 'so kann nur die Überwältigung de'!, furchtbaren Macht
Tiamats , von der dem Leben der Götter Gefahr droht, in Betracht
'
,
Wenn Gunkel die Natur Leviathans (v. 14) erst auf dem
vVege einer Schlußfolgerung zu erkennen sucht, so ist darauf zu
verweisen, daß "Leviathan" nach Job 40 und 41 schlechthin .
die
Bezeichnung des ägyptischen Krokodiles ist, die von diesem, wie
Js UJ7, 1 bezeugt, auf das Volk Ägyptens übertragen worden ist.
Somit findet aber Ps 74, 14 seine volle Erklärung, indem unter
den "Häuptern Leviathans" die Ägypter zu verstehen sind, welche
bei der Verfolgung der Israeliten im Roten Meere ihren Unter-
gang fanden. . ,
der Zeiten von Gott geschaffen worden ist 2). Der Nachklang einer
älteren Vorstellung, nach der Behemoth einst vor den Jahveschöpfun-
gen schon existiert habe, läßt sich für Job 40, 19 nicht liachweisen.
,
I) Vgl. Ex 14, 16: Jahve sprach zu Moses : .... "Erhebe dein en Stab
und strecke deine Hand aus über das Meer und spalte es; und die Söhne
Israels werd en mitten durch das Meer im Trockenen gehen."
2) Vgl. Ni k el, Genesis und Keilsebriftforschung 96.
,
-
•
•
38 II, Kritik der Theori e v on dem baby loni scben Ursprunge
und auseinanctergehalten : "Bin ich das Meer oder der Drache, da&
du 'rVache wideL' mi ch aufstellst?" Ir-gend ein e mythische N atur-
anschauung, derzufolge das Meer' als ein feindliches Y'l esen von
Gott bewacht wird, li egt dem Ausspru che Jobs ni cht zu Grunde.
Die Becleutllng der Frage Jobs geht aus der unmittelbar folgenden
Ausfühnmg klar hervor. Dieselbe läfit zunächst erkennen, daß
J ob unter der ' iV ache, mit der er von Gott umgeben vvird, die
Schrecken des Traumlebens in der Nacht und an die Heim-
suchlmgen und Prüfungen ' am '-rage versteht: "Wenn ich gesagt : •
Kampfe unterliegen IÜßt und Zll Schand en macht (v. 8), so trifft
•
für die Gegen\\ ad nach v. 10 der umgekehrte Fall zu: Jahve 1Iat
sein Volk verstoßen und zu Schanden gemacht. Und so kehrt
nur der 'elbe Gedanke mit näherer Bezeichnung des obsiegenden •
liegt, und spricht: Mein ist der Strom, ich habe ihn gemacht.
'1 Ich will Haken in deine Kiefer legen und die Fische deiner
•
Ströme an deine Schuppen sich hängen lassen. Und ich will dich
herausziehen aus der Mitte deiner Ströme und alle Fische deiner
Ströme, die an deinen Schuppen hängen.
•
5 Ich werde dich werfen in die Wüste und alle Fische deiner
• •
Ströme; aufs freie Feld sollst du fallen, wirst nicht bestattet, noch
begraben. Den Tieren der Erde und den Vögeln des Himll1els
will ich dich zum Fraße geben, .
6 und alle Bewohner Ägyptens sollen erkennen, daß ich
Jahve bin. .
32, 2 Menschensohn, hebe ein Klagelied an über Pharao, den
König von Ägypten, und sprich zu ihm: Dem jungen Löwen
wurdest du gleich unter den Nationen. Du warst wie der Drache
im Meere, sprudeltest auf in deinen Strömen, trübtest das vVasser
mit deinen Füßen .und wühltest seme Ströme auf.
•
3 So sp ricbt Jahve: Ich werde mein Netz über dich aus-
dich schleudern; und ich werde alle Vögel des Himm els auf dir
sich setzen und die Tiere der ganzen Erde an dir sich sättigen lassen.
I) Vgl. Olshausen, Die Psalmen 198 .
•
•
•
•
40 II. Kri tik der Theorie v on dem b aby loni scben Ursprunge
die Berge, und die Bäch e soll en voll w erden von dir.
•
' Venn ihm die vVol'te in den Mund gelegt 'w erden: "Mein ist der
,
Strom, ich h abe ihn gem acht", so wird der Nilfluß in einem ganz
besonderen Sinne verstanden, n ä mlich als die alles bedeutende
Grundlage und Voraussetzung des gesamten ägyptischen W ohl-
standes. Den Strom in den Dienst des Landes gezwun gen zu
h aben , ihn zu dem F aktor gem acht zu h aben, den. er für Ägypten
'
•
•
•
von 'dort mein Arm; und wenn sie zum Himmel hinaufführen,
stürze ich sie von dort herab.
;; vVenn sie sich auf dem Haupte des Karmel verbergen,
spüre ich sie dort auf und hole sie. \Venn sie sich vor meinen
Augen versteckten im Meeresgrunde, dort befehle ich der Schlange,
sie zu beifiell. -
Gunkel erblickt in der "Schlange" das personifizierte Meer. •
Ps 104,5 9:
5 Der die Erde feststellte auf ihre Fundamente, •
•
•
•
-
;., Aur sti egen die Berge, ni eder die Täl er,
Zur Stätte, die du ihnen bestiI}.1lnte ·t;
!I Eine Grenze setztest du ihn en, di_ e sie ni cht überseh['eiten,
Nimm er soll en sie wi eder di e Erde bedecken.
Job :38 , 8 tl:
~ 'Ver 'ehloL1 das Meer mit Türen ein, al. es, den Multer-
-
schoß dUl'clJbl'echend, hervorkam r
!J WO warest du, als ich Gewö lk gab zu seinem Gewande
und vVolkendunk el zu seiner '\linde1?
10 Als ich ihm ringsum zumaß meine Grenze, und Biegel
-
• setzte und Türen,
11 und sprach : Bis hierher komme und nicht weiter; hier
Jer 31,35:
,
01'. Manasse
- 2-4: ,
, -
2 Der Himmel und Erde geschaffen' hat.,
Samt' all ihrem Schmucke;
3 Der das Meer gefesselt hat
Mit seinem gebietenden Worte; , ,
•
•
•
selbst auf den Bergen standen die Wasser. Gegen diesen Zustand
war der Unwille Jahves gerichtet, so daß nun die Fluten von den
Bergen zu Tal hinabflohen, an den Ort, den ihnen Gott verordnete;
auch wurde ihnen nunmehr eine Grenze gesetzt, die sie nicht
überschreiten, "daß sie nkht nochmals-die Erde bedecken". Ps 104
hat also einen Vorgang bei der Ausgestaltung des Chaos zur
jetzigen '''eH im Auge, einen Vorgang näherhin, der dem baby-
lonischen Anschauung, krei se völlig unbekannt ist. ' Venn aber •
•
•
•
•
eine Notwendigkeit für die Gottheit, weil sie von jenem in ihrem
•
Leben bedr'oht ist; sie mUß kämpfen, und erst durch den Kampr
gelangt sie zur Herrschaft. Dies(? Anschauung fehlt dem AT
gänzlich. Jahve ist der Allherrscher und der Allmächtige.
Alles ist ihm untenvorfen; seine Herrschaft steht niemals in Frage.
Somit sind (lie Darstellungen, die Babel und Bibel über die Be-
ziehung der Gottheit zum Urmeere geben, durch die Kluft zweier
,
,
•
geltend, daß die \V~lt zu Anfang aus \Va sse l' bestehe. Man
behauptet, daß jene Anschauung aus dem Klima Bnbyloniens hel'zu-
leiten sei. Zud em en tsp reche der T erminu s" T eh6m u (Gn 1,2) dem
Namen "Tiamat", mit weIchem Enuma elis das Chaos bezeichnet.
Indessen gilt zunächst, daß nieht nur di~ Kosmogonien Ba-
hels und :r sraels, so ndern auch die \;V eltentstehungsberi ch te der
übrigen antiken. Völker, welche zu Enuma elis in keiner Beziehung
stehen, das \iVasser als Anfan g der Welt betrachten 1). Die Er-
klärung dieser allgemeinen Erseheinung bietet aber das der Anti.ke
gemeinsame vVeltbild. Diesem zufolge wird sowohl die Himmels-
•
feste als auch die Erde von Gevlrässern umgeben und eingeschlossen.
Das vVasser erschien daher oer antiken Auffassung in erster Linie
- nämli ch im Vergleich zur festen Materie als der VV el t stoff
und mUßte daher auch notwendig als Urstoff gedacht werden .
•
dafür, ob ein Wort ein nomen proprium ist oder ni cht; Eigen-
. namen wie Libanon, Jordan und Karmel u. a. sind sehr hü.ufig •
•
-
•
• •
•
-
•
•
in keiner vVeise ein Zusammenh ang angenommen werden kann .
' iV enn weiterhin von Gun k e I geltend gemacht \vird, daß in
beiden Beri chten bei der Schöpfun g der Landtiere dieselbe Klassi-
filmtion sich finde, so ist darauf zu ven veisen, daß in Enuma elis,
soweit uns das Epos bekannt ist, von einer Hervorbringung von
Landtieren überhaupt nicht erzählt viTird. Das Fragment 3), auf
welches G unk el Bezug nimmt, gehört nicht zu ,Enuma eli: und
•
bietet auch nur auf Grund einer nicht fes tstehenden R ekonstruk-
tion die von G unk e l angeführte Kl assifikation.
Bu d d e und J e n se n erbli ckten einen Be\veis für die Ab-
hängi·gkeit des biblischen Berichtes von der babylonischen Erzäh-
•
1) Gn 1,7: "Gott machte di e F este, und s i e schi ed das Wasser." Vgl.
P e t e r s , Glallben und Wi ssen im erstell biblischen Schöpfun gsberi cht (Pad er-
b orn 1907), ß7 sowi e 71 A. 3: "Die F este", ni cht Gott ist Subjekt, wie V. G zeigt.
2) Gn . 1, 6 : Gott sprach: "Es soll · eine F este sein inmitten des Wassers,
und sie soll ein e Scheidewand sein 7.wisehen dem Wassel' und dem '~asser! "
") Schöpfung und Chaos 415.
•
•
in ' iVil'kli 'hkeit enthält das babylonische Epos, wie es uns zur
Zeit vorliegt, überhaupt keine Darstellung von der Bildung der
Erde und \'on der Hervorbringung der Pflanzen und Tiere. •
Gunkel findet endlich, daß verschiedene Züge des biblischen
Berichtes "erst aus der babylonischen Parallele recht verständlich
wEfrden " 1). Er glaubt zun ächst den lJmstand, daß in Gn 1
•
die Bestimmung der Himmelskörper für die Regelung und Fest-
stellung der Zeiten stark hervorgehoben wird, aus der babylonischen
Sternl'eligion erklären zu können. Doch vermag auch naeh dieser'
Richtu,ng hin der Gegensatz zwischen. der biblischen und baby-
lonischen Religion nicht verkannt zu werden. Für beide gilt aller-
dings, daß aus ihrem 'iV esen die Auffassung vom Zwecke der Ge-
stirne, die Zeiten zu regeln, ni eh t hergeleitet werden kann. Denn
jene Zweckbestimmung beruht auf keiner irgendwie religiösen Lehre,
sondern entspricht nur der Funktion, welche die Gestirne ausüben,
indem sie tatsächlich die Zeiten normieren. Wenn daher in An-
erkennung' dieser vorliegenden Tatsache die biblische und baby-
lonische Anschauung übereinstimmen, so ist kein besonderer Er-
klärungsgrund erforderlich. Ein fundamentaler Unterschied ist
dagegen darin gelegen: daß die biblische Religion in den Gestirnen
•
nur Geschöpfe mit rein innerweltli cher Zweckbe s timmung
•
treten des Lichtes vor der Erschaffung der Gestirne für den •
•
1) Schöpfung und Chaos 116.
Altl es t. AlJhandl. 111 , 1. Kir c hn e r, Di e LaLyl. Kos mog oni\'. 4
•
•
•
• •
• •
•
·Gunkel findet endli ch auch, daß das Wort, Gott habe alle
•
in Enum a eli8 Marduk wege n der Fülle a11 des Guten, das in der
Vllelt sich vorfindet, gepri esen wird, so wird doch die ,Velt selbst
nicht schlechthin als eine gute erklärt. Diese ist gemäß baby- .
Ionischer Denka rt trotz des Sieges, den Marduk errungen hat,
•
voh der Macht Tiamats ·ni cht völlig befreit, und von dem Ungeheuer
•
nach der Anschauung Babels der ,;Y eIt seit der Urzeit an und
"val' stets mit ihr verbunden. Nach der Lehre der Bibel hingegen
ist erst die verkehrte Selbstbestimmung des Menschen di e Quelle
••
•
allel' Ubel geworden. Die Welt ist n ach Gn 1 und 2 aus der
I-land Gottes als sehr oo·ute hervoro·eo'ano'en·
I:> I:> 0 , erst die Sünde hat
•
,
-
IH. Positiver Beweis gegen die Theorie vom bahyl. Ursprunge usw. 51
"
das Übel nach " ich g'ezogen . Nach babylonisehel' Auffassung ist
das Ul'wesen auch das Ul'böse und das Ul'übel.
So ergibt sieh, daß die Vergleichung der babylonischen und
biblisehen Ko mogonie in bezug "auf Einzelmomente ebenfalls keine
Anhalt:punkte bietet, aus denen auf ein Abhängigkeitsverhältnis
von Gn 1 zu Enuma elis geschlossen werden kann. Fimlen sich
in den Berichten z\vei analoge, auf dem gemeinsamen antiken
V.f eltbilde beruhende Vorstellungen, so beweist gerade die charak-
teristisehe Eio-enart
o derselben , daß die Beriehte selbst voneinander
" "
"
"
Drittes Kapitel.
Positiver Beweis gegen die Theorie v babylonischen Ursprunge
des biblischen Schöpfungsberichtes.
§ I. Die Grundlagen von Gn I in der Religion
des Alten Testamentes. "
•
,
52
,
IH. Positiver Beweis gegen di e Theorie vom baby!. Ursprunge
Denken des alten Israeliten d urch au s nicht weit ab; denn "Jahve
w a r es, der übel' Sonn e, Mond und S terne gebo t; er ließ die
'Winde wehen, er li eß es donn ern , blitzen und regnen und ver-
schlof.! den Himmel, wenn es ihm belieb te" _
Im Nähe ren findet G unk e l die Exi stenz des Schöpfungs-
o'edanken'
o erwi
" esen für die proph eti sche Zeit durch Jer 27 und für
die vorpropheti sche durch Gn 2, 4 und den T e mpelweih"pl1uch
,
I Hg 8, '12. ,
'W eicht so Gu n k e I von der gewöhnlichen l'e'ligionsgeschicbt-
li chen Auffa ssung betreffs de r Entwi cklung des atl Schöpfungs- und
Gottesbegriffes ab, so will er zu d81'selben dennoch nicht in Gegen-
satz treten und m acht geltend, daß der israelitische Schöpfungs-
,
gedanke für die alte Zeit ni cht allzu hoch eingesch ätzt v,7erden
dürfe. "Das alte Volk, dessen Interesse ganz wesentlich auf Ka-
,
naan und seine nächste N achb ars~haft heschränkt war, dac.hte,
,
wenn es von der Schöpfung ,on ,Himmel und Land' hörte, zu-
nächst an das Land Kanaan und an Kana ans Himmel; die Sonne,
,
,
die Jahve an den Himmel gestellt h at, ist die Sonne, die unsere
Fluren bescheint. . .. Daß Jahve, der Schöpfer Himmels und der
Erden, unei1dlich viel m ehr sei als Jah,'e, der Gott ' Israels, war
der Antike nicht ,deutli ch " l). Und in Übereinstimmung mit W e ll-
hau se 11 ist Gunkel der Meinung, da f.! erst dmch den Zusammen-
,
stOß mit der Grof.!macht im Osten für Israel di e 'Velt sich auf-
,
getan hat.
,
, Ein e national und t e rritorial beschränkte Fassung' des
Schöpfungsgedankens ist ind essen für Israel zu bestreiten. Nach
dem Einzuge in Kanaan konnten für Israe l die Begriffe "Erde"
,
, und "Land Kanaan" schon auf' Grund der von ihm erlebten Ge- ,
Israel hätte nämlich zufolge des ihm von der Kritik zugeschriebe-
nen Gottesbegriffes, nach welehem Jahve aussehließlich der Gott
des israelitischen Volkes und nur der Herr Kanaans war, seinen •
•
•
tere hat dargetan, daL3 die antiken Nati onen keineswegs durch
absc;hli eßende Sc;hranken und Grenzen getrennt , sondern dUI'c;h
Verkehr miteina nder verbunden waren. Und so steht es mit dem
Hesultate jener Forsdmn g völlig im Einkl ang, 'wenn nach dem
Zeugni sse des AT Israel sich nie als isoliertes Volk gewußt hat,
sondern stets in engel' Beziehun g zum großen Völkermeere der
,
:\iVirklichkei t. Daß die "V eH und ihre Bestandteile von Gott als der
schöpferi schen Ursache herstammen, ist der Grundgedanke von Gn 1.
Indem von der biblischen Kosmogonie das gesamte All in
das Licht des Schöpfnngsgedankens gerückt wird , fließen in die
Darstellung des Berichtes die Grundzüge des in der Antike herr-
schenden W eltbildes ein 1). Indessen findet eine Verknüpfung des
vVeltbildes mit der Schöpfungslehre selbst in keiner vVeise statt,
und der VVahrheitsgehalt des Berichtes ,vird durch die Verwendung
des antiken W eltbildes nicht berührt. Dieser Sachverhalt ergibt
sich , sobald W esen und T endenz von Gn 1 als einer antiken
Kosmogonie gevvürdigt werden, zum al in Vergleichung mit der
Kant-Laplaceschen \Veltentstehungstheorie. Ausgangspunkt der
letzteren bilden das W eltsystem, ,,,ie es durch Kopernikus aufge-
stellt wurde, sowie elie bestimmte Auffassung der Natur und ihrer
Kräfte, zu welcher die Wissenschaft auf Grund der empirischen
Forschun g gelangte. Von m e t a ph ys isc h e n Gesichtspunkten sieht
di e Kant-Laplacesche Theorie ausdrücklich ab, und sie will nur
den ä u ß e r e n V e rl auf der vVeltentstehun g zur Darstellung bringen.
Demgegenüber j st Ausgangspunkt jeder antiken Kos mogonie die
m e t a ph ys i sc h e '\i\Te lt a n sc h a uun g ; das W eltbild aber und die
Anschauun g vom äUßeren Verlaufe der \~leltentwicklun g hat für
•
•
des biblischeu Sc böpfungsbel'i chtes. 55
•
sie keine we 'entliche Bedeut un g. \.lI eed ings kann di e a ntike Kos-
mogonie, inde m 'ie den Hel'vo rgang der Welt aus ihrelll letzten
Grunde darstellt, auf' ein Bild von der AUßenseite der vVeltent-
stehung nicht, erzichten, da der vVerdeprozeß der 'Welt stets so
•
gedacht \\ erden mUß, daß sein Hesultat, nämli ch die bes tehend e
vVeltordn ung, dem System oder Bilde entspricht, nach dem das
All jeweilig aufgefaßt und vorgestel1t wird. Das W eltbild ' ist so
in form a l e r H in s ic ht für die Kosmogonie von Einfluß. Wie
dasselbe aber überh aupt nur di e Auffass un g der AUßenseite der
vVell, nämlich di e Vorstellun g von der Zusanunensetzun g und dem
Aufbau des ' tVeltalls berührt, so ha t es auch in de r a ntiken Kos-
mogonie nm Bezug auf di e Vorstellung vom ä l1ßeren Verl aufe der
vVeltbildung. Es gilt nun a ber, daß di e T end enz der Antike über-
haupt nicht auf die Bestimmung oder Feststellun g des äUßeren
Weltbildlmgsprozesses geri chtet ist. Sobald nämlich di e gesamten
kosmogonischen Ausführun gen und Berichte einer einzelnen antiken
J3,eligion miteinander vergli chen werden, so ergibt sich, daß die-
selben bei voller Übereinstimmung in den metaphysischen Ansichten
kein einheitliches Bild von dem äUßeren Verlaufe der W eltent-
stehung vertreten. Bezüglich der AUßenseite der Weltentstehung
werden also von der Antike abweichende Vorstellungen l1eben-
einander geduldet, und dieselbe läßt somit erkennen , daß sie ihre
Kosmogonien nicht als Beschreibun gen des Weltwerd eproz8sses im
modern-naturwissenschaftli chen Sinne ve I~steht und darbietet 1).
• Aus dieser Sachlage folgt von selbst, daß bezüglich der
biblischen Kosmogonie die Frage na ch dem 'Vahrheitsgehalte gänz-
•
allen vVechsel der Forschung. Bringt die Wissensch aft auch im-
merfort die Schönh eit und Herrli chkeit des YReltalls glänzender
zur Darstellung, als dieselbe im a ntiken ' Veltbil de zum Ausdruc.k
gelangt, so erstrahlt auch zu gleicher Zeit in um so hell erem Li chte
•
•
•
•
•
gion die zweite große Grundlage des Berichtes dar. Die Welt
besitzt 'dem atl Zweckgedanken zufolge ihr Ziel zunächst in sich
• selbst, und der unmittelbare Zweck des Alls ist in diesem selbst
gelegen. Am bestimmtesten kommt diese Idee zum Ausdruck in
•
der Lehre von der Stellung und Würde des Menschen, der schlecht-
hin als der Herr der Erde gilt. Adam, dem ersten Mensehen,
wird das Paradies als Besitz zugeviTiesen. Durch Kultural'beit soll
er die Natur in seinen Dienst stellen. Den Tieren der Erde ver-
leiht er ihre Namen und erscheint somit als Herr derselben. Dem
zweiten Stammvater der Menschheit, No a h, wird gleichfalls von
Gott die unumschränkte Herrschaft über die Welt zugesprochen.
Was aber die in der Natur bestehenden Zweckbeziehungen angeht,
so erfahren dieselben besonders im Schöpfungshymnus Ps 104 eine
herrliche Darstellung:
•
10 Du bist's, der die Quellen in den Tälern emporsendet,
Daß [die Wasser] einherfließen zwischen den Bergen j
11 Sie tränken alle Tiere des Feldes,
Die Wildesel löschen ihren Durst j
12 An ihnen sitzen die Vögel des Himmels,
•
• Lassen zwischen den Zweigen die Stimme erschallen .
•
13 Er tränkt die Berge aus seinen Söllern,
Von der Frucht deiner Werke wird satt die Erde j
1-1 Er läßt Gras hervorsprossen für das Vieh,
Und Pflanzen für der Menschen Arbeit,
•
•
•
•
ddS biblischen Schöpfungsbel'ichtes. • 57
lichkeit (Ex 20,9 ·11; Lv 19,2) beweist. Gott . selbst ist das
höchste Ziel der Schöpfung.
In Gn 1 kommt die atl Lehre von der Zweckbestimmung der
Welt unverkennbar zur Geltung. An erster Stelle kommt in Be-
tracht die Lehre des Berichtes über die Stellung des Menschen
im Weltall. Dieselbe 'wird mit wesentlich denselben Worten
zum Ausdruck gebracht, mit oenen Noah die Herrscherwürde zu-
gesprochen wird, wenn auch nicht in der für Gn 9 charakteri-
stischen archaif?lischen Prägung. Auch durch die Bestimmung der •
di enen. Die Tierwelt v.rird wie die gesamte übrige Natur der
I4errschaft des Menschen unter 'teIlt. Wenn endlich der Schöpfungs-
•
•
•
• •
•
,
• ,
•
• •
•
•
indem das Geschichtsbild, welches jene Forscher i'Lber die Be-
ziehungen von Gn"1 zum babyloni schen Weltentstehungsepos ent-
werfen, zu dem wahren geschichtlichen Verhältnisse der beiden
Kosmogonien völlig im Widerspruche steht. ,
"Vie die Geschichte
der Gno s is und ihres Kampfes mit dem Christentume be-
weist, sind Gn 1 und Enuma eli5 wirkli ch in Beziehung zuein-
ander getreten. Diese Beziehung war indessen nur gegensätzlicher
und feindlicher- Art. Der Ausgang der geschichtlichen BerÜhrung
von Gn 1 und Enuma eli5 aber sollte, wie gegen die Kritik hervor-
zuheben ist , für die biblische Weltentstehungslehre den Sieg über
die Gedankenwelt der babylonischen Kosmogonie bedeuten.
1. Bereits von den Kirchenvätern wird scharf hervorgehoben, •
•
•
fassung nnd Bev..,ertung der W eit. Mag auch in einem gnosti schen
Systeme gleichwie in Enuma elis - - der Gedanke, daß die
Wirklichkeit letzthin ans einem einheiUiehen Urgrunde hervorgin g,
noch so sehr betont "verden, so gelangt doch das gnosti sche
Denken über ein en Zwi es p a lt in d e r b es t e h e n d e n vV elt nie-
mals hin aus. Dieselbe erscheint ihm zusammengesetzt aus einem
guten und bösen Prinzipe, au s Licht und ' Finsternis. Diese du a-
listische Idee ist aber wesentlich bab vloniseh und in den An-
"
schauun gen über Tiamat ein erseits und die Gö tter,,'elt andrers ~its
zum Ausdru ck gelangt.
Im Einzelnen zeigt zun ächst die Lehre der B a rb e lo gno s tik e r.
wie sie von Phil as t e r (Haer. 33) in wesentli cher Übereinstimmung
mit Epiph a niu s (Haer. XXV, c. 5) geschildert wird , eine enge
Anlehnung an die babylonisch e Kosmogonie. Phila s t e r berichtet:
Dicunt (gnosti ci) autem et dogmata ponentes ista : Ante erant
solum tenebrae et profundum et aqua, atque terrae [Var.: ex hi s]
divi sio facta est in medio, et spiritus separavit haec elementa .
•
•
J) V gl. An z, Ursprung des Gnostizi smus, in: Tex te und Untersu chungen,
hrsg. v on v. G cl;l hard t und Harna c k, XV 4. Heft (Leipzi g 189 7) ; B o u sse t,
H allptprobl eme der Gnos is, Göttin gen 1907, in: F orschungen zur Religion
lind Litel'atllr des Alten und Neuen Testamen ts, hrsg. VOll B o u sse t und
G unk e l, 10. Heft. .
• •
•
• •
•
•
nis auf den Geist die Rede. Wie aber nach babylonischer Lehre
aus Tiamat die Göttenvelt hervorgeht, so entstehen nach der
Gnosis aus der Finsternis die Äonen. .
Auch der Bericht des Irenaeu s (adv., haer. I, 29) bezeugt für
die Barbelognosis die Vorstellung von dem Chaos (29, 4). Aber
im Unterschiede zur Darstellung Phi lasters gehen nach Irenaeu s
die Äonen nicht aus dem Stoffe hervor, sondern stammen von
einem unnennba ren Vater und einem jungfräulichen Geiste Barbelo .
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hin (in der Gnosis) nichts andere dar als elie P e r s onifikationen
d es Ch aos, \:vie sie von den Bahyloniel'l1 angenommen wurden,
und es bedeutet daher keinen Gegensatz, wenn di e Äonen nach
Phila s t e r aus dem Chaos hervorgehen, na ch h' e naeu s aber au
den P et' 'onen, welche das Chaos repräsentieren. Wenn aber in
der Lehre der Gnosis der "Vater" und Barbelo vom Chaos ge-
trennt erscheinen, so ljegt in dem kosmogonischen Berichte \ on
Bero su s eine analoge Anschauung vor, sofern in demselben Ti an'lat
in gewisser vVeise als selbständige Person gedacht und als Herr-
•
• scherin über die Chaosungeheuer vorgestellt wird .
Wie bei den Barbelognostikern ist auch bei den 0 phi te n
die kosmogonische Grundanschauung altbabylonisch. Allvater,
Sohn und erstes vVeib, die von den Ophiten angenommen werden,
sind mit Apsu-Murnmu-Tiamat identisch. Das Chaos wird von
ihnen als eigene Größe gedacht, über der sich zunächst das "erste
Wreib" befindet.
. Die babylonisehe Lehre vom Uranfange der Welt wird ferner •
•
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zeichnung des Urwesens als "Urvnter" wei -t wieder hin auf Apsu,
den "alle erzeugenden Vater ", und cbs.'elbe gilt von dem Ter-
minus " BytJ10 ''', der mit "Ap. u" Meel'esti efe identi sc h i. LAuch
der ·tofflichen Seite entbehrt der Urvater ni cht, da unter der ovaia
•
desselben, in welche die SOlJhia beinahe aufgelöst worden wäre,
in Hin icht auf Iren. I, 2. 3 die Materie zu versteh en ist 1). Dem
Bytho steht in der .Sige ein weibli ches SYesen zur Seite, und er
erzeugt aus ihr den "Nous". Letzterer ist der "Eingeborene" und
der "Anfang von Allem" und mithin identisch mit Mmnmu, dem
"eingeborenen Sohne" Apasons und der Thaute und dem idealen
Urbilde des Kosmos.
Die Grundvorstellung des Valentinianismus von Urvater,
• •
Mutter und Sohn vermag mit keiner anderen als der babylonischen
Weltentstehungslehre in Parallele gestent zu werden. Der ägyp-
tischen Kosmogonie zufolge ist das Unvesen die Einheit von Ma-
terie und Urgeist 2). Das später entstehende Götterpaar Nun und
•
die Vorbilder sind, nach denen die jetzige Welt hergestellt ,·vorflen
ist., so gilt, daß auch die babylonischen Gottheiten vor der Bildung
des Kosmos ebenfalls die Idealbilder und Repräsentanten der ein- •
•
•
64 ur. Pos itiver Be,veis gegen die Th eo l'i e vom babyl. Ul'l'prunge
•
des Manichäismus 2), der Blüte . der Gnosis, und dem babylonischen •
•
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taltet 11 siclt zum Satan . Sein Kopf wal' v"ie de r Kopf eines
Löwen, sein Humpf 'wie de r HLln~p(' eine' Dl'aC'hen, sein e Flügel ,
wie di e Flügel ein e, Vogels, sein . 'chw anz ",,,ie der Schwanz eines
g l'O~en Fi sches und sein e vie r Füße wi e die Füße der kriechende n
Ti e re. " \iVird abeL' von dem T eurel gesagt, daß e1' nach 'ein er
Entstehun g begann zu verschlingen und zu verderben, 'nach recht ,
wie link s einhe r zu fahr en, fortwähr end Verderben und Zer, törung
demj enigen brin ge nd , der ihn zu üb erwälti gen suchte, .0 entspricht
di ese Schilderun g der Dar t eIlung, welche in Enuma eli s von dem
ras tl os verfolgenden, karnpfessüchti gen, tobenden und wüte nden
Anhange Tia111<1ts gegeben 'wird. Wi e fem el' nach Enuma eli 5
Ea, dc L' Gott der 'W eish eit, zuerst von (l em geplanten Angriffe
Tiamats auf di e Götterwelt Kenntnis e rhält und di e Kumle w eiter- •
von der V"l elt der Ein- sicht bemerkt und schließlich von de m Kö-
nige des Liehtparadi eses, w elch er nun gleicll\\7ie An sar darauf be-
dacht ist, den F eind zu überwälti gen. Und der Urmensch, den
der Lichtköni g zm Bekämpfung Satans aussend8t, entspricht durch-
aus Mal'duk, dem Hiü.:ll er de r babylonischen Götter. vVie in Enuma
•
eli s Martluks Au srüs tung zum Kampfe gen au beschri eben wird, so
\vil'd auch in der maniehäischen Kosmogonie die Bewaffnung des
Urmens(;hen näh er geschilde rt; wi e Marduk den Blitz, di e .. eine n
Körper füll e nde Flamme, nümlich das F euer, sodan n die vVinde
und di e StUfllll1ut al s '\IV affen an siclt nimnLt, so der Urm ensch
da s Li cht , das F eue r, den leisen Hau<.:h, de n ' Vind und da, "i\ asser.
Im Kampfe des Un llensthen mit dem Satan. unterliegt zwar
zunäch s t der e rs tere. Der Grund di eser mani c.häi schen Annahme
•
ist ind esse n (lureh sic:htig. Inde m die Finst emi s über da s Lieht-
wesen di e Oberhand ge winnt, ve rschlin gt sie T eil e de letzteren
in sich hin ein , und aus di ese m Vorgange leitet nun Mani die
verschi edenen vVirkun gen der N atl1i'körper her , ind em er ihre
schätlli chen aul' L1ie in ilm ell enth altene Finsternis, ihre guten
auf di e ihn eil a llh aftenden Lichtteile zurückführt. Erklärt si 'h
mitllin der Ullte l'schi ed I.wische n de r babylonischen und mani-
ehüischen Ko smogoni e aus ein er be ·timmten naturphilo oph i-
sehen T endenz der letzter en, so trägt aber auc:h l1a<.:h Mani die
vVelt des Li chte,' schließli ch den Sieg über die Finsternis davon.
Und wi e Marduk l1a(;h der Zerschlll e tterung Tiamats auf den Grund
•
des Ungeheuers tritt und de, sen Blutgefüß e zel'schn eidet , so steigt
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analoO'o der befreite Urmen eh auf den Grund der Tiefe hinunter
und chneidet die Wurzeln der fünf dunklen Geschlechter ab. Aus
den mit Lichtteilen verOli. cltten Stoffen der Finsternis wird schließ-
lich die gegenwärtige Welt gebildet. Die Aurra. sung der mani-
chäi eben Kosmogonie vom letzt.en Zwec ke des vVeltalls entspricht
ihrer naturphilosophisehen Anschauung vom W esen der Dinge .
..2. Die kosmogonischen Grundgedanken Babels, die vom Gno-
•
stützen. Aber die dem Christentum ' ch:ohende Gefahr wurde von
den Vätern alsbald erkannt, und sie überwanden dieselbe in erster
•
Linie dadurch, daß sie den Gnostizismus als Fremdkörper im
SchOße der Kirche entlarvten. Zu letzterem Zwecke war ihr Be-
mühen darauf gerichtet, die Al1Scl.lauungen der Gnostiker sclwrf
herauszustellen und · zur Darstellung zu bringen. Vor allem ,
aher
suchten die Väter die gnostischen Lehren über die Weltentstehung
aufzudecken, uno zwar mit vollem Recht, wie gegenüber der Be-
•
•
. I) Philosoph. 5,9. 2) .Tustin, ApoJ. 1,26 .
!l) Harnack, Dogmengescbichte P (FreibuJ'g 18!)4) 222; Krüger in
•
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nach dem Tode glücklich zu entkommen, ist das grOße Ziel: nach
dem der Gnostiker strebt. .
Durch die Vergleichung der gnostischen Kosmogonien mit den
heiclniscqen Anschauungen übel' den Anfang der Welt stellten di e
Kirchenväter den nichtchristlichen Charakter des Gnostizismus
aUßer jeden Zweifel; Irena e us hebt z. B. hervor, es sei einerlei,
als Ursprung aller Dinge mit Thales das Wasser anzunehmen oder
mit den Gnostikern den Bythos (adv. haer. II, 14, 2). Vor allem aber
brachten die Verteidiger der christlichen Wahrheit die alte biblische
Schöpfungslehre ihren Gegnern gegenüber mit aller Energie zur
Geltung. Der monotheistische Gottesgedanke in seiner tiefen und .
weittragenden Bedeutung wurde von den Vätern gegenüber der
falschen Lehre ins hellste Licht gestellt. Die Annahme eines Welt-
bildners wurde von ihnen scharf bekämpft, und imm er von neuem
wurde die biblische Lehre zui' Durchführung gebracht, daß Gott
selbst durch sein vVort und seinen Geist die Welt aus dem Nichts
erschaffen hat. .
o
Nicht minder wie für den Gnostizismus wurde auch für den
Manichäismus und seine Beziehungen zur Kirche die von Babel
übernommene Kosmogonie von Bedeutung. Die Lehre von Tia-
mat, der Finsternis und dem Inbegriff aller Übel, und von der
• Lichtgottheit, von welcher alles Gute und alle Ordnung in der
Welt herrührt, wurde geradezu das Hauptdogma des Mani chäis-
mus und sollte dessen Stelllmgnahme zum Christentume völlig be-
stimmen. Schon der in den Acta Archelai et Manetis dargestellte
Angriff des Manichüismus auf die Kirche geht von der Anschauung
aus, daß eine in sich böse Materie existiert, der andererseits ein
gutes Prinzip gegenübersteht. Der christlichen Lehre wird zum
Vorwurfe gema~ht, daß sie das Gute wie da.' Böse von ein und
demselben herleite und ein einzin'eso Prinzip einführe , ind em ie
weder das Licht von der Finsterni s, no ~h da.' Gute VOll delll Bö. en
unterscheide, sondern viellIlehr beide Illi Lein ander unaufhörlich ver-
mi sche 1I11l1 Gott als Quell e aller 'Ü bel hinstelle. Die Ein\\ änc1e
•
,
gegen die kirchliche Moral und Chri stologie waren von d e m selb~n
Gr'undgedanken getragen. Beso nders aLer ist herv orzuheben, dafil
der Manichäismu gemäß seiner von Babel übernomm enen kos-
mogoni ehen Ansch auungen zum AngrilI'e auf die Kos mogoni e der
Bibel überging, wie die Schrift des 111. Au g u s tinu s "De Ge nesi
contra Manichaeos" bezeugt. Bereits el em Einwand e gegen di e
Zeitlichkeit der ' iVelt, wie sie' Gn 1, 1 au sgesprochen wird , li egt
elie Vor te11ung von dem ewi gen, nie entstandenen Stoffe zu Grund e,
\\ ie sie von der babylonischen Kosmogonie vertreten wird. In
der Finsternis übel' der Urflut sowie in den Ge:wässern , welehe
Gn 1, 2 in der Beschreibun g des nach v. 1 im Anfange erschaffenen
Urstoffes genannt werden, . erblickt di e bn bylonisch - manichäi sche
Betrachtungsweise ewige ' iVesen. 'iV enn aber di e Mani chäel' in
der ErzüJllung von deI' Schöpfung der fruchtbringenden · und zur
Nahrung geeigneten Pflanzen die Angabe vermi ssen, von wem di e
giftigen und keine Fr-qcht bringenden Kräuter hef'rühl'en, so be-
,
absichtigen sie den Hinwei s auf ein böses Urprinzip, aus dem nach
ilu'er Annahm e all es Unheilvolle in der Welt herstammt.
'Vurzelten di e Angriffe des Mani chäismus auf das Christen-
tum letzthin in der 'iV eltanschauung der babylonischen Kosmogonie,
,
so hatte die Stellungnahme der Kir.<;:he jenem Gegner gegenüber
ebenso bestimmt in der vVeltentstehungslehre der Bibel ihre Grund-
lage. Die Lehre von dem Schöpfer, ,der alles ins Dasein rief,
, ,
•
•
•
seit der Auflelmung des freien Menschen gegen den Schöpfer be-
stehen, der selbst in seiner unendlichen Güte alles sehr gut an-
geordnet hilt, "",enn vielleicht auch die beschränkte menschliche
Vernunft den Plan der unendli chen W eisheit nicht völlig zu er-
•
gonie befangen war. Die alte Anschauung von Timuat und der
ihL' gegenüberstehenden Gottheit tritt bei A ugusti nus deutlich zu
Tage, ·w enn eL' seinen damaligen Glauben also darstellt: "Ich glaubte,
•
daß es 'eine Substan z des Bö se n gebe, eine häßli che und un-
. gestalte Masse ... Und weil mir nun meine Frömmigkeit, wie
gering sie auch war, zu glauben verbot, daß ein guter Gott ein
böses vVe'en geschaffen habe, so stellte ich di e zw e i Massen
[die Substanz des Bösen und Golt] e inand e r feindlich geg.e n-
,
•
•
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des biblischen Schöpfungsberichtes . 71
2) Vgl. Keßler, Mani I 389: "Da panzerte sich nun der Urmensch
•
aus mit den fünf ,Geschlechtern~, und das sind die fünf Götter"; Duchesne,
Histoil'e ancienne de l'Eglise I (Paris 1908) 563: Dans ses (de Mäni) person·
nages celestes, plus d'un trait "appelle les dieux et les heros babyl olliells,
Ea, Marduk, Gilgames etc. •
:J) Vgl. Keßler, ebd. 5f.; Duchesne, ebd. 563: La Bible a fourni •
•
•
clich nicht nur der Körper des Himmels und der Luft uhd de •
Meeres, sondern auch der der Erde zugäi1glich und in allen seinen
•
•
des biblisohen Schöpfungsberichtes. 73 •
') Vgl. Conlessiones VII, 5: Ich dachte mir deine endliche Schöpfung
erfüllt von dir. .
2) Confessiones VII, 1; Übersetzung nach v. Her tI in g, Die Bekennt-
nisse des h1. Augustinus, Frei bUl'g 1907, 263. .
3) Confessiones VII, 2; nach v. l1ertl i ng, ebd. 265.
4) Confessiones VII, 5; nach v. Hcrtlillg, ebd. 273 .
•
•
74 IH. P ositivc!' Beweis gegc n die Th eo rie vorn baby\. . Ursprunge
•
lichk eil, der Vorsehun g und dem Geri chte Gottes festhi elt, so
• wurde er durch das Problell1 des Übels noch immer im Zu tande
llOher Spannung erha lten. E.· bedurfte für den großen '\V'ahrh eits-
sllcher erst noch einer völli gen Umwälzung sei.ner ganzen Geistes-
welt, einer '\iViedergebul't des ganz en Denkens und Urteilens, um
das heiß erstrebte Ziel zu erreichen. •
•
von dir w egg e ga ng e n und wi e unähnli ch ich dir ge worden
•
war. Aber zugleich war mir, als hörte ich deine Stimme aus der
Höhe: ,Ich bin die Speise der Erwachsenen. " rachse und du •
wirst mich genießen .. .' Und [mit dem letzten Ansturm e des
Zweifels rin gend] sprach ich: ,Ist etw a die Wahrheit nichts, weil
sie ni cht a u s gebr eit e t ist, weder in endlichen noch in unend-
lichen Räum en? ' Du aber ri efst von ferne : )ch bin, d e r ich
bin.' Und ich ver'nahm es, aber so, \~T i e man mit dem Herzen
vernimmt, und mein Zweifel war zu Ende, und ich würde eher
daran gezweifelt haben, daß ' ich lebe, als daran, daß es e in e
Wahrh eit ge be , di e dur ch Ve rmittlun g d e r gesc haffe nen
Din ge im De nk e n e rfa ßt wird " J).
I) Confess iones VII, 10; nach v. H e l' tli 11 g, ebd. 290 H. •
•
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,
,
Der' Kraft, welche ihr in der Lehre der Bibel gegenübertrat, war ,
,
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,•
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,
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t , • •
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Ict •
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