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Holzschutz

Bauliche Maßnahmen

holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2


Übersicht

Holzschutz nach DIN 68800

Grundsätzliche bauliche Besondere bauliche Holzarten mit erhöhter Dauerhaf-


Maßnahmen: Maßnahmen: tigkeit gem. DIN EN 350-2
1. Schutz vor Feuchte bei Trans- für GK 0 in GK 3.1:
port, Lagerung und Montage • Konstruktionsprinzipien aus Lärche- oder
DIN 68800-2, Abs. 7 bis 9 Douglasie-Kernholz
2. Einbau trockenen Holzes • Beispielkonstruktionen nach
(u ≤ 20 %) DIN 68800-2, Anhang A in GK 3.2:
• Rechnerischer Nachweis des sibirische Lärche- oder
3. Schutz vor Niederschlägen und
Tauwasserschutzes Eichen-Kernholz
Spritzwasser

4. Schutz vor nutzungsbedingter GK 1  GK 0 (Insektenzugang)


a) Technisch getrocknetes Holz Vorbeugender chemischer
Feuchte (z.B. Spritzwasser im
Holzschutz nach DIN 68800-3
Bad) b) Kontrollbarkeit sicherstellen

5. Schutz vor Feuchte aus an- Gesondert zu vereinbaren,


GK 2  GK 0 (Tauwassergefahr)
grenzenden Baustoffen zugelassene Mittel
Verstärkte Belüftungsmaßnahmen
(Holzschutzmittelverzeichnis)
6. Schutz vor unzuträglicher
GK 3.1  GK 0 (Bewitterung)
Feuchteerhöhung durch
Tauwasser 1. Beschränkung der
Querschnittsabmessungen
Modifizierte Hölzer
2. Verwendung von technisch
(außerhalb DIN 68800)
getrocknetem Holz
3. Gehobelte Oberflächen
Gesondert zu vereinbaren,
4. Kein Stauwasser, direktes Materialien benötigen
Zielsetzung Abführen von Niederschlägen bauaufsichtlichen Verwendbar-
GK0 5. Abdecken von Hirnholz und keitsnachweis oder Zustimmung
nicht vertikal stehender Bau- im Einzelfall
teile

Beispiel 1 Für GK 1 in GK 0:
Sparren am Dachüberstand Technisch getrocknetes Holz
Insektenzugang  GK 1 Für GK 3.1 in GK 0: GK 0
Außenbereich  GK 3.1/3.2 Schutz durch Dachüberstand
sowie Rinne u.a.

Beispiel 2 Für GK 1 in GK 0: Gehobeltes,


Carportstütze technisch getrocknetesnetes Holz
Insektenzugang  GK 1 Für GK 3.1 in GK 0: GK 0
direkte Bewitterung und Stützfuß spritzwasserfrei, Quer-
Spritzwasser  GK 3.1/3.2 schnittsbegrenzung u.a.
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I INHALT 3
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Inhalt

Seite 2 _ Übersicht Seite 29 5 _ Konstruktionen GK 0


3 _ Inhalt 5.1 _ Überblick
29

4 _ Impressum 30
5.2 _ Geneigte Dächer
1
5 _ Einleitung 30
5.2.1 _ Belüftete Dachaufbauten
33
5.2.2 _ N
 icht belüftete Konstruktionen mit
2
7 _ Holzeigenschaften Metalleindeckung oder Abdichtung
7 2.1 _ Holzfeuchte 34
5.2.3 _ N
 icht ausgebaute, ungedämmte
8
2.2 _ Nutzungsklassen Dachkonstruktionen und Spitzböden
8
2.3 _ Fasersättigungsbereich 35 5.2.4 _ Dachüberstände
9
2.4 _ Holzfeuchteänderungen 35
5.2.5 _ Fußpfetten und Pfettenauflager
10
2.5 _ Schwinden und Quellen 36
5.3 _ F lachdächer und flach geneigte Dächer
37 5.3.1 _ Flachdächer mit Aufdachdämmung
11 3 _G
 ebrauchsklassen 38
5.3.2 _ V
 ollgedämmte, unbelüftete
3.1 _ Gefährdungspotential von Holz
11 Flachdachkonstruktionen
12
3.2 _ Einstufung in Gebrauchsklassen 5.3.3 _ B
40  elüftete Flachdachkonstruktionen
3.3 _ Geeignete Vollholzholzprodukte
15 42
5.4 _ Decken und Balkenauflager
17 3.4 _ Geeignete Holzwerkstoffe 42
5.4.1 _ O
 berste Geschossdecken zu kalten
Dachräumen
20 4 _B
 auliche Holzschutz- 44 5.4.2 _ Decken über Kellerräumen, Kriech-
maßnahmen kellern und Außenluf
4.1 _ Überblick
20 46 5.4.3 _ Balkenköpfe im Mauerwerksbau
21
4.2 _ S chutz während Transport, 47
5.5 _ Außenwandkonstruktionen
Lagerung und Montage 47
5.5.1 _ Grundsätzliche Anforderungen
21
4.3 _ E inbau von trockenem Holz 49
5.5.2 _ Außenwandbekleidungen
22
4.4 _ Schutz vor Niederschlägen 50
5.5.3 _ Wärmedämm-Verbundsysteme und
23
4.5 _ Umgang mit Nutzungsfeuchte Putzschichten auf HWL-Platten
23
4.6 _ F euchte aus angrenzenden 52 5.5.4 _ Mauerwerk-Vorsatzschalen
Stoffen oder Bauteilen 54 5.6 _ Schwellen im Sockelbereich
23
4.7 _ T auwasser infolge Dampf- 55 5.7 _ Bäder und Feuchträume
diffusion und Konvektion
4.7.1 _ Grundsätze des Tauwasser-
24 59 6 _ Holzbauteile GK 0 im Außenbereich
schutzes
25
4.7.2 _ Luftdichte Gebäudehülle 62 7 _ Glossar
4.7.3 _ Winddichtheit
25
26
4.8 _ B
 esondere bauliche Maßnahmen 65 8 _ Regelwerke, Literatur
4.8.1 _ Ü
26  berblick 65 8.1 _ Technische Baubestimmungen
26 4.8.2 _ Besondere bauliche Maßnah- 66
8.2 _ Fachregeln und Merkblätter
men gegen Insektenbefall 67
8.3 _ Fachliteratur
26 4.8.3 _ Besondere bauliche Maßnahmen-
gegen Holz zerstörende Pilze 68 _ Anhang
27 4.8.4 _ Rechnerischer Nachweis Weitere Holzschutzmaßnahmen
des Feuchteschutzes
4 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I IMPRESSUM
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Impressum

Herausgeber: Bearbeitung:
Holzbau Deutschland-Institut e.V. Dipl.-Ing. (FH) M.Eng. Daniel Schmidt, Lauterbach
Kronenstraße 55-58
D-10117 Berlin Fachredaktion:
Tel. +49 (0) 30 20314 533 Dipl.-Ing. (FH) Jörg Bühler und
Fax +49 (0) 30 20314 566 Dipl.-Ing. (FH) Johannes Niedermeyer,
www.institut-holzbau.de Holzbau Deutschland Institut e.V., Berlin

Projektpartner: Einleitung (Kap. 1):


- 81fünf high-tech & holzbau AG, Lüneburg Prof. Dipl.-Ing. Arch. Ludger Dederich, Hochschule
- Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V., Rottenburg
Bad Honnef Dipl.-Ing. (FH) Johannes Niedermeyer, Berlin
- Deutscher Holzfertigbau-Verband e.V., Ostfildern
- Gütegemeinschaft Holzbau-Ausbau-Dachbau e.V., Begleitende Arbeitsgruppe:
Berlin Dipl.-Ing. (FH) Daniel Kehl, Leipzig
- Gütegemeinschaft Holzschutz e.V., Ostfildern Dipl.-Ing. Ernst Ulrich Köhnke, Uelsen
- Holzbau Deutschland Andreas Kraft, Landesinnungsverband des baye-
Bund Deutscher Zimmermeister im ZDB, Berlin rischen Zimmererhandwerks e.V.
- Überwachungsgemeinschaft Konstruktionsvollholz Dipl.-Ing. Georg Lange, Bundesverband Deutscher
e.V., Wuppertal Fertigbau e.V. (BDF)
- Verband Holzfaser Dammstoffe e.V., Wuppertal Dipl.-Ing. (FH) Martin Müller, Bundes-Gütegemein-
- ZimmerMeisterHaus Service- & Dienstleistungs schaft Montagebau und Fertighäuser e.V. (BMF)
GmbH, Schwabisch Hall Akad. Dir. i.R. Dipl.-Ing. Borimir Radovic, Knittlingen
Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Schäfer, Deutscher
In der holzbau handbuch Reihe liegt eine weitere Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV)
Schrift zum Thema Holzschutz vor: Prof. Dipl.-Ing. Kurt Schwaner, Biberach
Holzschutz bei Ingenieurholzbauten
holzbau handbuch Reihe 5, Teil 2, Folge 1 Zeichnungen:
M.Eng Oliver Justus und B.Eng. Julian Tiemeier,
Erschienen: 12/2015 Holzbau Deutschland Institut e.V., Berlin,
ISSN-Nr. 0466-2114 mit freundlicher Unterstützung durch cadwork
holzbau handbuch
Reihe 5:​Holzschutz Gestaltung:
Teil 2:​Vorbeugender baulicher Holzschutz Martin Reinschlüssel, sinnfluter die Werbeagentur,
Folge 2: B
​ auliche Maßnahmen GK 0 Rheinbach

Die Wortmarke INFORMATIONSDIENST HOLZ ist


Eigentum des Informationsverein Holz e.V.
www.informationsvereinholz.de
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I EINLEITUNG 5
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

1_ Einleitung

Holz besitzt viele positive Eigenschaften die es zu einem leistungsfähigen Baustoff machen.
Gebäude und Holzkonstruktionen als Bestandteile des baukulturellen Erbes bestätigen ein-
drucksvoll seine Potentiale und seine Dauerhaftigkeit.

Bei den vielen Vorteilen darf nicht vergessen werden, erreicht, dass die Mehrzahl der üblichen Konstruk-
dass Holz als organisches Produkt den Gesetzen des tionsbauteile der Gebrauchsklasse 0 (GK 0) zuge-
Stoffkreislaufes der Natur unterliegt. Holz im Bauwe- ordnet werden können und damit die Anforde-
sen bedarf deshalb eines dauerhaften und umwelt- rungen an dauerhaftes und umweltverträgliches
verträglichen Schutzes. Der moderne Holzbau be- Bauen miteinander vereint werden.
rücksichtigt dabei vorrangig bauliche (konstruktive)
Holzschutzmaßnahmen, die sicherstellen, dass für Nicht zuletzt auf der Grundlage der seit Mitte
die Dauer der Nutzung eine Rückführung in den der 1980er Jahren geübten Praxis des Einsatzes
Stoffkreislauf durch holzzerstörende Organismen technisch getrockneter Vollholzprodukte für
ausgeschlossen ist: Holzbau ohne Chemie ist nicht Holzbauwerke konnte deutlich gemacht werden,
nur möglich, sondern auch prioritäre Pflicht für Pla- dass der moderne Holzbau keine Risiken in sich
ner und Ausführende! birgt. Dies gilt insbesondere für die Vertreter der
Bauaufsicht sowie für öffentliche Auftraggeber, die
Für das Bauwesen ist die vierteilige Normenreihe durch die pragmatische Vorgehensweise engagier-
DIN 68800 Holzschutz von großer Bedeutung. ter Holzbauakteure sowie durch wissenschaftliche
Daher haben Vertreter von Bauaufsicht, Holzbau, Arbeiten [1, 2, 3] von der dauerhaften Funktions-
Holzschutzmittelindustrie, Wissenschaft, Prüfinstitu- tüchtigkeit von Holzbauwerken ohne chemische
ten, Sägeindustrie, Umweltverbänden, Verbrauchern, Schutzmaßnahmen überzeugt werden konnten.
Schädlingsbekämpfern und Architekten anlässlich der Voraussetzung ist allerdings, dass die in der
Novellierung der Normenreihe DIN 68800 intensiv Normenreihe DIN 68800 und damit die in dieser
erörtert, in welchem Umfang und an welcher Stelle Veröffentlichung dargestellten baulichen Maßnah-
überhaupt noch vorbeugende Holzschutzmittel men zum Schutz von Holzbauteilen beachtet und
verwendet werden müssen. Als Ergebnis wurde umgesetzt werden.
6 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I EINLEITUNG
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Die aktuelle Fassung der DIN 68800 spiegelt die im


Die Normenreihe DIN 68800 enthält die Ver- Holzbau langjährig geübte Praxis des konstruktiven
pflichtung, bauliche Maßnahmen vorrangig zu Holzschutzes wieder. Sie stellt in ihrer aktuellen
berücksichtigen. Konkret bedeutet dies die Um- Fassung den Stand der Technik dar und gilt in
kehrung der Nachweispflicht: Wurde bis dato ge- ihren Kernaussagen als allgemein anerkannte
fordert nachzuweisen, dass der Einsatz von vor- Regel der Technik. Die Teile 1 und 2 der Normreihe
beugenden chemischen Holzschutzmaßnahmen sind in fast allen Bundesländern in die Listen der
nicht erforderlich ist, muss nunmehr die Notwen- Technischen Baubestimmungen aufgenommen
digkeit der Verwendung von chemischen Holz- worden. Für die Teile 3 und 4, also jenen, in denen
schutzmitteln belegt werden. u.a. der chemische Holzschutz geregelt wird, ist
dies nicht der Fall.
Die Normenreihe Holzschutz: In der DIN 68800 sind die allgemeinen Vorausset- Die DIN 68800 setzt zudem das Minimierungsgebot
DIN 68 800-1: 2011-10: zungen für den Schutz von verbauten Holzproduk- hinsichtlich der Verwendung von Bioziden im Bau-
Holzschutz – Teil 1: ten und Holzwerkstoffen gegen eine Wertminde- wesen um, welches sich u.a. aus der Biozidrichtlinie,
Allgemeines rung oder Zerstörung durch Organismen sowie für der Gefahrstoffverordnung, dem Kreislaufwirt-
eventuell notwendige Bekämpfungsmaßnahmen schaftsgesetz und diversen Arbeitssicherheitsregeln
DIN 68 800-2: 2012-02: auf zeitgemäße Weise geregelt. Holzschutz mit ableitet. Der größtmögliche Verzicht auf Biozide und
Holzschutz – Teil 2: Chemie ist nur in den in DIN 68800-1 festgelegten Gefahrstoffe ist zudem wichtiger Bestandteil des
Vorbeugende bauliche Maß- Gebrauchsklassen GK 1 bis GK 4 möglich, sofern nachhaltiges Bauens. Die vorliegende Schrift gibt
nahmen im Hochbau konstruktive Holzschutzmaßnahmen oder der Planern und Ausführenden die notwendigen Hilfe-
Einsatz entsprechend dauerhafter Holzarten nicht stellungen zur Umsetzung einer holzbaugerechten,
DIN 68 800-3: 2012-02: möglich sind. umweltschonenden und dauerhaften Bauweise.
Holzschutz – Teil 3:
Vorbeugender Schutz von Die in dieser Schrift aufgezeigten baulich-konstruk-
Holz mit Holzschutzmitteln tiven Holzschutzmaßnahmen zur Einstufung in die
GK 0 sind erste Planer- und Ausführungspflicht.
DIN 68 800-4: 2012-02: Die hierfür notwendigen Bedingungen werden in
Holzschutz – Teil 4: Teil 2 der DIN 68800 beschrieben. Für die verblei-
Bekämpfungs- und benden Fälle, in denen auf chemische oder be-
Sanierungsmaßnahmen kämpfende Schutzmaßnahmen nicht verzichtet
gegen Holz zerstörende werden kann, ist in Teil 3 der Norm geregelt, wie
Insekten und Pilze diese Maßnahmen fachgerecht und wirksam sowie
sicher auszuführen sind.

Wichtige Begriffe zum Holzschutz sind in der Schrift kursiv dargestellt und werden im Glossar (Kapitel 7)
erläutert. Besonders wichtige Aspekte sowie die jeweiligen bautechnischen Anforderungen zur Einhaltung
der GK 0 sind im Fließtext grau hinterlegt.

Die technischen Informationen dieser Schrift entsprechen zum Zeitpunkt der Drucklegung den allgemein
anerkannten Regeln der Technik. Eine Haftung für den Inhalt kann trotz sorgfältigster Bearbeitung und
Korrektur nicht übernommen werden. Hinweise zu Änderungen, Ergänzungen und Errata unter:
www.informationsdienst-holz.de
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I HOLZEIGENSCHAFTEN 7
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

2_ Holzeigenschaften

2.1_ Holzfeuchte Tab. 2.1: Gleichgewichtsfeuchten von Holz (in Masseprozent)


Holz ist aufgrund seines zellförmigen Aufbaus und
Umgebungsbedingungen um
seiner Porosität hygroskopisch. Je nach Umgebungs-
klima nimmt Holz Feuchte aus der Luft auf oder gibt allseitig geschlossene Räume ​beheizt 6 - 12 %
Feuchte ab. In Abhängigkeit von Temperatur und (Holz im Innenraum)​ unbeheizt 9 - 15 %
relativer Luftfeuchte stellt sich in Holzbauteilen eine
überdeckte, offene Bauwerke 12 - 18 %
Gleichgewichtsfeuchte ein, die in Masseprozent
angegeben wird (siehe Tab. 2.1). Entsprechend sei-
der Witterung allseitig ausgesetzte Konstruktionen 12 - > 20 %
Abbildung 2.1 (Seite 5)
ner massenbezogenen Feuchte wird unterschieden
Abbildung 2.1 (Seite 5)
zwischen:

• trockenem Holz (u ≤ 20 %), Abb. 2.1: Elektronische

• halbtrockenem Holz (u ≤ 30 %) und Holzfeuchtemessung

• frischem Holz (u > 30 %).

fe Grundsätzlich ist Holz trocken zu verbauen.


Einschlagtiefe 30%
% Durch bauliche Maßnahmen ist sicherzustellen, maximal 40 mm
m
dass die Holzbauteile dauerhaft trocken bleiben.
Maßgebendes Kriterium ist die Einhaltung einer
b/2 cm
30 20 % (Masseprozent). 30 c b/2
b/2 Holzfeuchte von maximal m b/2

Holzfeuchtemessungen
Die Holzfeuchte kann in der Praxis anhand des elek-
trischen Widerstands mit einem Holzfeuchtemessge-
rät nach DIN EN 13183-2 zuverlässig bis u = 30 %
bestimmt werden. Bei der Messung sind die Holzart
und die Temperatur des Holzstücks zu beachten.

Zur Messung werden Elektroden in definiertem Ab-


stand in das Holzstück eingeschlagen. Bei Einschlag-
tiefe 5 mm wird die Oberflächenfeuchte gemessen.
Die optimale Messtiefe zur Bestimmung der
mittleren Holzfeuchte beträgt 30 % der Holzdicke
(max. 40 mm), wofür isolierte Einschlagelektroden
verwendet werden müssen (siehe Abb. 2.1 und 2.2).
Die Messstellen müssen frei von sichtbaren Fehlern
wie z.B. Risse, Rinde, Äste, Harzgallen sein, damit
die Messung nicht beeinträchtigt wird. Seltener
gebräuchliche Holzschutz- oder Flammschutzmittel
sowie Mittel zur chemischen Behandlung können
die Genauigkeit der Messung beeinflussen und
Abb. 2.2:
erfordern deshalb eine Korrektur.
Elektronische Holzfeuchtemessung
8 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I HOLZEIGENSCHAFTEN
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abb. 2.3:
Schematische Darstellung der
Holzzelle
1 2 3 4 5
Wasserabgabe und -aufnahme
u >> 30% u > 30% u ≈ 30% u < 30% u = 0%
unter- und oberhalb des Faser-
sättigungsbereichs

freies Wasser im Zellhohlraum Holz schwindet


Holz quillt
gebundenes Wasser Wasser in der Zellwand Fasersättigungsbereich

2.2_ Nutzungsklassen 2.3_ Fasersättigungsbereich


Die Holzfeuchte hat Einfluss auf die Festigkeit und Solange Holz trocken ist besteht keine Gefahr des
die Biegesteifigkeit von Vollholzprodukten und Befalls durch holzzerstörende Pilze. Für die Ent-
Holzwerkstoffen. Da Holzbauteile während der wicklung eines Pilzbefalls muss freies Wasser in den
Nutzung wechselnden Luftfeuchten und Beanspru- Zellhohlräumen des Holzes vorhanden sein. Maß-
chungen durch Wasser in flüssiger Form, z.B. infol- gebendes Kriterium hierfür ist der Fasersättigungs-
ge Reinigungsarbeiten oder Bewitterung ausgesetzt bereich, der die Holzfeuchte beschreibt, ab der die
werden können, werden die Bereiche unterschied- Zellwände des Holzes vollständig wassergesättigt
licher Luftfeuchten durch verschiedene Nutzungs- sind (siehe Abb. 2.3). Der Fasersättigungsbereich ist
klassen (NKL) beschrieben. Die in den verschiedenen holzartenspezifisch und liegt bei den im Bauwesen
NKL zu erwartenden Gleichgewichtsfeuchten eingesetzten Nadelholzarten bei etwa 30 %, bei
können Tabelle 2.2 entnommen werden. In einem Laubholz als Kernholz bei 26 bis 28 % (z.B. Eiche).
Bauteil schwanken diese im jahreszeitlichen Verlauf
i.d.R. um etwa 4 %. Der über die Nutzungsklassen Auf der sicheren Seite liegend wird in Regelwer-
definierte Einfluss der Holzfeuchte fließt in die ken eine maximale Holzfeuchte von 20 % oder
Bemessung der Holzbauwerke und die Auswahl der weniger gefordert damit Holzbauteile als nicht
Holzart und Holzwerkstoffe ein. Bei der Zuordnung gefährdet gelten. Prinzipiell empfiehlt es sich Holz-
zu einer Nutzungsklasse ist die mittlere Ausgleichs- bauteile mit einer Feuchte einzubauen, die nahe
feuchte über den Gesamtquerschnitt maßgebend. der Gleichgewichtsfeuchte liegt (vgl. Tab. 2.1).

Tab 2.2: Nutzungsklassen nach DIN EN 1995-1-1/NA und zu erwartende Gleichgewichtsfeuchte

Nutzungsklasse  zu erwartende mittlere Holzausgleichsfeuchte im Gebrauchszustand1)

NKL 1 5 – 15 % (i.d.R. 8 – 12 %)
NKL 2 10 – 20 % (i.d.R. 13 – 17 %)
NKL 3 12 – 24 %
1)
bei Holzwerkstoffen ergeben sich um etwa 3 % niedrigere Holzausgleichsfeuchten (außer phenolharzgebundene Platten)
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I HOLZEIGENSCHAFTEN 9
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Den sogenannten Sorptionsisothermen (Linien Bei getrocknetem Nadelholz erfolgt die Aufnah-
gleicher Feuchte) in Abb. 2.4 kann entnommen me senkrecht zur Faser nur sehr langsam und
werden, dass bei den im Bauwesen vorwiegend ver- beschränkt sich bei kurzfristiger Einwirkung mit
wendeten Nadelhölzern (Fichte, Kiefer, Tanne) bei anschließender Rücktrocknung auf einige wenige
Umgebungsbedingungen bis etwa 85 % relativer Millimeter. Dieses Verhalten ist bei der Fichte
Luftfeuchte immer Gleichgewichtsfeuchten unter- aufgrund ihres sogenannten Tüpfelverschlusses
halb von 20 % gegeben sind und die Holzbauteile besonders ausgeprägt. Dadurch sind technisch
damit keiner Gefährdung ausgesetzt sind. getrocknete Holzprodukte sehr unempfindlich
gegenüber kurzfristiger Feuchteeinwirkung, z.B.
2.4_ Holzfeuchteänderungen während der Montage.
Die Anpassung der Holzfeuchte bei Änderungen
der relativen Luftfeuchte ist ein langsamer Prozess.
Kurzfristige Änderungen, z.B. in privaten Bädern,
haben keinen merklichen Einfluss auf die Holz-
feuchte. Schneller erfolgt der Feuchteangleich
bei Feuchteeinwirkung durch tropfbares Wasser,
insbesondere bei Einwirkung parallel zur Faser
über das Hirnholz bzw. über die Schnittkanten von
Holzwerkstoffen.

130
16 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Abb. 2.4:
120 .-S .
15 mm Q
Holzausgleichsfeuchten
0
nd 76
te rs ta
110 B a r om e (Sorptionsisothermen) von
ko

Fichte in Abhängigkeit der


ns
t

100
.H

relativen Luftfeuchte und


ol
zf
eu

90
ch

der Temperatur
te
[%

Beispiel:
]

80
um ≈ 9 % bei T = 20° C
Temperatur [°C]

70
und φ = 50 % r.F.
60

50

40

30

20
30 26
10
28 24 22 20 18 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

100 95 90 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0
relative Luftfeuchte [%]
10 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I HOLZEIGENSCHAFTEN
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

ial
tan
ge

rad
nti
al

onal zur Änderung der Holzfeuchte ist.


Die Sortiernorm DIN 4074-1 und die Bemessungs-
norm DIN EN 1995-1-1 benennen für europäische
Nadelhölzer ein mittleres Schwind- und Quellmaß
von 0,25 % je 1 % Holzfeuchteänderung quer zur
Holzfaser (Mittelwert zwischen radialer und tangen-
tialer Richtung). In Faserlängsrichtung ist die Form-
änderung meist vernachlässigbar klein, sie beträgt
nur etwa 0,01 %. Für Holzwerkstoffe ist je nach
Produkt mit Werten zwischen 0,03 % und 0,05 %
in Längs- und Querrichtung zu rechnen.
Abb. 2.5: Werte für das Schwinden und Quellen verschiedener
Formänderungen in Abhän- 2.5_ Schwinden und Quellen Holzarten sind in Tab. 2.3 aufgeführt. Zu beachten
gigkeit vom Jahrringverlauf Nur Holzfeuchteänderungen unterhalb des Fasersät- ist, dass die errechneten Schwind- und Quellmaße
infolge Schwinden tigungsbereiches bewirken ein Schwinden und Quel- erheblich streuen, da die Jahrringlage des verwen-
len des Holzquerschnitts, umgangssprachlich auch deten Holzes meist nicht bekannt ist.
„Arbeiten“ des Holzes genannt, siehe Abb. 2.5. Die-
se Eigenschaft beeinflusst die technische Verwend- Beispielrechnung Schwindmaß
barkeit von Holzprodukten, weshalb deren Kennt- mit Setzungsfolge:
nis von großer Bedeutung ist. Große Schwindver- Holzbalken b/h = 100/240 mm
formungen können Rissbildung und Setzungen zur Einbaufeuchte: u = 20 %
Folge haben, Quellen kann dagegen Zwängungen Ausgleichsfeuchte: u = 12 %
hervorrufen. Holzfeuchteänderung: 20 % - 12 % = 8 %
Schwindmaß des Balkens:
Für die Planung und Ausführung von Holzbauwerken
% 8%
kann es erforderlich werden, das Schwind- bzw. Quell- Δh = 0,25 x x 240 mm
% 100%
maß von Holzbauteilen zu ermitteln. Hierfür kann
davon ausgegangen werden, dass die Volumenände- Δh = 4,8 mm  Es ist mit einem Schwindmaß und
rung unterhalb des Fasersättigungsbereiches proporti- damit mit Setzungen von ca. 5 mm zu rechnen.

Tab 2.3: Werte für das Schwinden und Quellen verschiedener Holzarten
Werte tangential und radial zu den Jahrringen sowie anzusetzende Rechenwerte nach Bemessungsnorm für Holzbauwerke als Mittelwert quer zur Faser

Holzart Differentielles Schwind- und Quellmaß in % pro %


αt = tangential αr = radial Rechenwert1) nach
zu den Jahrringen zu den Jahrringen DIN EN 1995-1-1/NA

Nadelhölzer: Fichte, Kiefer, Tanne,


0,32 0,16 0,25
Lärche, Douglasie sowie LH Eiche

Buche 0,40 0,20 0,30

Teak, Yellow Cedar 0,25 0,15 0,20

Azobé (Bongossi), Ipé 0,41 0,31 0,36


1)
quer zur Faserrichtung; längs zur Faserrichtung des Holzes darf mit 0,01 %/% gerechnet werden
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I GEBRAUCHSKLASSEN 11
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

3_ Gebrauchsklassen

3.1_ Gefährdungspotential von Holz sicheren Seite liegend keine Gefährdung durch holz-
Die Gefährdung von Holzbauteilen durch holzzerstö- zerstörende Pilze vorliegt (vgl. Kap. 2.3). Eine unmit-
rende Pilze, Moderfäule oder holzzerstörende Insek- telbare Gefährdung liegt erst dann vor, wenn lokal
ten ist abhängig von den Umgebungsbedingungen der Fasersättigungsbereich erreicht bzw. überschrit-
und ihrer baulich-konstruktiven Ausbildung. Darü- ten wird und freies Wasser in den Zellen über einen
ber hinaus können holzverfärbende Pilze das Aus- Zeitraum von mindestens drei Monaten vorliegt.
sehen von Holzoberflächen nachhaltig beeinträch-
tigen. Um eine Gefährdung von Holz aufgrund erhöhter
Holzfeuchte zu vermeiden werden in DIN 68800-2
Entsprechend ihres vorliegenden Gefährdungs- konkrete bauliche und organisatorische Maßnahmen
potentials werden Holzbauteile nach DIN 68800-1 vorgeschrieben. Ist eine Gefährdung weiterhin nicht
in Gebrauchsklassen (früher Gefährdungsklassen) auszuschließen, sind in DIN 68800-1 in Abhängig- Hinweise zum chemischen Holz-
eingestuft, siehe Abb. 3.1 und Tab. 3.1. Maßge- keit der gegebenen Gebrauchsklasse Maßnahmen schutz und zur Verwendung
bendes Kriterium ist dabei die Holzfeuchte im Ge- beschrieben, welche die geforderte Dauerhaftigkeit dauerhafter Holzarten enthält
brauchszustand. Hierbei wird unterschieden ob der Konstruktion dennoch sicherstellen sollen. Dies der Anhang
das Holz ständig trocken oder gelegentlich, häufig können die Auswahl besonders dauerhafter Holz-
bzw. ständig feucht ist. Diese Begriffe beschrei- arten oder chemische Holzschutzmaßnahmen sein.
ben eine zunehmende Beanspruchung des Holzes
durch Feuchte, ohne dass hierfür in DIN 68800 Die Zuordnung von Holzbauteilen zu den Gebrauchs-
konkrete Zahlenwerte benannt werden. klassen muss in Planungen und Ausschreibungen
deutlich gemacht werden. Bei Umbauten oder Nut-
Als Kriterium für „trocken“ gilt im Allgemeinen zungsänderungen sind etwaige Änderungen der Ge-
eine mittlere Holzfeuchte von 20 %, bei der auf der brauchsklasse und ihre Folgen zu beachten.

Abb. 3.1:
Nein Bauteil der Bewitterung Ja
ausgesetzt Zuordnung von Holzbauteilen
zu einer Gebrauchsklasse
Ziel ist eine Einstufung in GK 0,
welche durch besondere bau-
gelegentlich feucht Erd- oder Süßwasserkontakt Meerwasser
liche Maßnahmen auch für GK 1
bis GK 3.1 erfolgen kann.
Nein Ja Nein Ja Ja

Gefährdung
Wasseranreicherung
durch Insekten

Nein Ja Nein Ja

GK 0 GK 1 GK 2 GK 3.1 GK 3.2 GK 4 GK 5

Geltungsbereich der DIN 68800-2 zur


Einstufung von Bauteilen in GK 0
12 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I GEBRAUCHSKLASSEN
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

3.2_ Einstufung in Gebrauchsklassen


Holzkonstruktionen sind durch fachgerechte Pla-
Gebrauchsklasse 0 (GK 0) nung und Ausführung so zu erstellen, dass allein
Holzbauteile die weder durch Feuchte noch durch durch baulich-konstruktive Maßnahmen die Ge-
Insektenbefall gefährdet sind, werden der GK 0 zu- fährdung der Konstruktion vermieden wird und
geordnet. Dabei handelt es sich um Bauteile in Räu- eine Einstufung in die GK 0 erfolgen kann.
men mit üblichem Innenklima oder vergleichbaren
Räumen bei denen die grundsätzlichen baulichen Wird Holz z.B. in unbeheizten Dachstühlen zum
Maßnahmen nach DIN 68800-2 erfüllt werden (An- Raum hin so offen angeordnet, dass es kontrollier-
forderungen siehe Kap. 4.1 - 4.7). bar bleibt und wird an sichtbar bleibender Stelle ein
Hinweis auf die Notwendigkeit einer regelmäßigen
Ist eine Einstufung der Holzbauteile in GK 0 allein Kontrolle angebracht, kann es anstelle der GK 1 in
anhand dieser grundsätzlichen Maßnahmen nicht GK 0 zugeordnet werden. Bei technischer Trocknung
möglich, muss durch die Anwendung der besonde- entfällt diese Notwendigkeit (siehe Kap. 4.8.2). Holz-
ren baulichen Maßnahmen nach DIN 68800-2 den- bauteile im Außenbereich (GK 3.1) können unter
noch eine Einstufung in GK 0 erfolgen. Diese Maß- Berücksichtigung besonderer baulicher Maßnahmen
nahmen werden in Kap. 4.8 beschrieben. ebenfalls der GK 0 zugeordnet werden (siehe Kap.
4.8.3 und Kapitel 6).

Tab 3.1: Gebrauchsklassen nach DIN 68800-1


Die GK 3.2 bis GK 5 sind für tragende Bauteile im Hochbau nicht von Bedeutung

GK Holzfeuchte bzw. Umgebungsbedingungen Gefährdung durch


GK 0 trocken (ständig ≤ 20 %) mittlere rel. Luftfeuchte bis 85 %1) keine Gefährdung

GK 1 trocken (ständig ≤ 20 %), mittlere rel. Luftfeuchte bis 85 %1) Insekten

GK 2 gelegentlich feucht (> 20 %) mittlere rel. Luftfeuchte > 85 %1) oder Insekten, Pilze
zeitweise Kondensation

GK 3.1 gelegentlich feucht (> 20 %), Anreicherung von Wasser im Holz nicht Insekten, Pilze
zu erwarten

GK 3.2 häufig feucht (> 20 %) Anreicherung von Wasser im Holz, auch Insekten, Pilze
räumlich begrenzt

GK 4 vorwiegend bis ständig feucht (> 20 %) Insekten, Pilze,


Moderfäule

GK 5 ständig feucht (> 20 %) Insekten, Pilze, Moderfäule,


Meeresschädlinge
1)
maßgebend für die Zuordnung in die Gebrauchsklasse ist die jeweilige Holzfeuchte
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I GEBRAUCHSKLASSEN 13
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Gebrauchsklasse 1 (GK 1) Untersuchungen belegen, dass bei den vorgenann-


Holzbauteile der Gebrauchsklasse GK 1 sind nicht ten Produkten in jahrzehntelangem Einsatz ohne
durch Feuchte, sondern durch holzzerstörende Insek- vorbeugenden chemischen Holzschutz in keinem
ten gefährdet. Dabei stellen ausschließlich Trocken- Einzelfall ein Befall durch holzzerstörende Insekten
holzinsekten wie der Hausbock oder diverse Nagekä- auftrat [3].
ferarten eine mögliche Gefährdung dar.
Ebenfalls nicht gefährdet sind Dachlatten und Unter-
Durch die Verwendung moderner Holzbaupro- konstruktionen, deren kleine Querschnitte den holz-
dukte kann eine Gefährdung trockener Holzbau- zerstörenden Insekten keine geeigneten Ablage- und
teile durch Insekten ausgeschlossen werden. Bei Entwicklungsbedingungen bieten, da sie sich u.a. im
technisch getrockneten Vollholzprodukten, wie Sommer zu stark aufheizen, vgl. Kap. 5.2.
Balkenschichtholz oder keilgezinktem Vollholz, ist
die Gefahr eines Bauschadens durch Insektenbe- Gebrauchsklasse 2 (GK 2)
fall nahezu ausgeschlossen. Für Brettschichtholz Bauteile in Gebrauchsklasse GK 2 können gelegent- 1
Je nach Klimabedingung sind

und Brettsperrholz aus technisch getrocknetem lich1 feucht (u > 20 %) werden. Eine solche Bean- mit „gelegentlich“ Zeiträume

Holz aller Holzarten, die in den Nutzungsklassen 1 spruchung kann bei Umgebungsbedingungen mit zwischen 3 und 6 Monaten

und 2 eingesetzt werden, ist gemäß DIN 68800-1 einer relativen Luftfeuchte oberhalb von 85 % oder gemeint.

ebenfalls kein Bauschaden durch holzzerstörende bei Tauwasseranfall auf Bauteiloberflächen vorliegen.
Insekten zu erwarten.

Erläuterung zur Einstufung Beispiel

Holzbauteile unter Dach, keiner Bewitterung oder Be- Stiele bzw. Ständer sowie Rähm und Schwelle, Stüt-
feuchtung ausgesetzt (Regelfall in Innenräumen) zen und Unterzüge in Innenräumen

wie GK 0, jedoch Zugang durch Insekten möglich und Belüftete Dachkonstruktion, sofern kein qualitätsge-
Holzbauteil nicht kontrollierbar prüft technisch getrocknetes Holzprodukt verwendet

Holzbauteile unter Dach, keine Bewitterung, jedoch Sparren bzw. Deckenbalken eines Carports (nicht
hohe Umgebungsfeuchte, die besonderen Schutz ge- bewittert)
gen holzverfärbende Pilze erforderlich machen

bewitterte Holzbauteile ohne ständigen Erd- oder Stützen im Außenbereich mit ausreichendem Spritz-
Wasserkontakt; GK 0 durch besondere bauliche Maß- wasserschutz, Bauteile und ihre Anschlüsse mit ho-
nahmen möglich hem Trocknungsvermögen

wie GK 3.1, jedoch ist eine Anreicherung von Wasser Ungeschützte, horizontale liegende Bauteile im Au-
im Holz z.B. durch fehlenden Spritzschutz zumindest ßenbereich, i.d.R. Terrassen- oder Balkondielen ohne
räumlich begrenzt zu erwarten baulichliche Maßnahmen (vgl. auch Hinweis zu GK 4)
Holzbauteile in Kontakt mit Erd- oder Süßwasser und Bauteile im Erdreich oder horizontal liegende Bau-
bei mäßiger bis starker Beanspruchung durch Pilzbefall teile, bei denen über mehrere Monate Ablagerungen
vorwiegend bis ständig befeuchtet von Schmutz, Erde, Laub u.ä. zu erwarten sind
Holzbauteil ständig dem Meerwasser ausgesetzt Pfähle für Holzstege in salzwasserhaltigen Gewässern
(Salzgehalt ≥ 0,7 %) an der Nord- und Ostseeküste
14 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I GEBRAUCHSKLASSEN
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Diese vorübergehende Befeuchtung kann beispiels- Gebrauchsklasse 4 (GK 4)


weise bei außenliegenden Holzbauteilen unter Dä- Holzbauteile, die dauerhaft im Kontakt mit Erde oder
chern bei schneller Abkühlung (i.d.R. nachts) auftre- Süßwasser stehen und somit vorwiegend bzw. stän-
ten. Diese Nutzungsbedingungen sind insbesondere dig Feuchte ausgesetzt sind, werden in GK 4 einge-
bei der Auswahl von Holzwerkstoffen oder bei der stuft. Diese sind durch Moderfäule durch im Boden
Beschichtung von Bauteilen zu beachten, um Schim- vorhandene Pilze gefährdet. Zwar stehen bei üb-
melpilzbildung auf Oberflächen zu vermeiden (vgl. lichen Konstruktionen des Hochbaus die tragenden
Kap. 5.2.4 zur Ausführung von Dachüberständen). Bauteile nicht im direkten Kontakt mit dem Erd-
reich, Moderfäule kann aber auch in Bereichen mit
Bei Berücksichtigung der konstruktiven Anforde- Schmutzansammlungen oder bei hoher Spritzwas-
rungen für die Einstufung in GK 0 kommt GK 2 serbeanspruchung entstehen, was bei der konstruk-
praktisch nicht vor und ist auch zu vermeiden. tiven Durchbildung von Bauteilen zu beachten bzw.
zu vermeiden ist (vgl. Kap. 6).
Gebrauchsklasse 3 (GK 3.1 und GK 3.2)
Bauteile die der direkten Bewitterung ausgesetzt Eine ausreichende Dauerhaftigkeit von Holzkon-
sind, werden in die Gebrauchsklasse GK 3 einge- struktionen in GK 4 ist nur in Verbindung mit
stuft. Hierbei wird unterschieden, ob die Bauteile chemischem Holzschutz oder bei Anwendung
nur gelegentlich feucht (GK 3.1) oder häufig feucht einiger weniger dauerhafter (i.d.R. nicht einhei-
(GK 3.2) sind, wobei bei letzteren eine Anreiche- mischer Holzarten) zu erwarten. Eine solche Bau-
rung von Wasser im Holz zu erwarten wäre. weise entspricht bei den üblichen Konstruktionen
des Hochbaus nicht den allgemein anerkannten
Die Exposition von Holzbauteilen gemäß GK 3.2, Regeln der Technik. GK 4 findet bei meist nichttra-
d.h. das Auftreten von Holzfeuchten oberhalb genden Bauteilen im Garten- und Landschaftsbau
20 %, ist zur Sicherstellung der Dauerhaftigkeit Anwendung.
von Holzbauteilen durch bauliche Maßnahmen
unbedingt zu vermeiden. Andernfalls, z.B. bei Gebrauchsklasse 5 (GK 5)
Balkonbelägen, müssen Holzarten mit geeigneter Ständig dem Kontakt mit Meerwasser ausgesetzte
Dauerhaftigkeit (z.B. Eichenkernholz) verwendet Holzbauteile werden der GK 5 zugeordnet. Diese
oder besondere bauliche Maßnahmen berücksich- sind nicht Gegenstand dieser Schrift.
tigt werden (siehe Kap. 4.8).

[FR02] Zur korrekten Ausführung von Holzbauteilen im


Fachregel 02 des Zimmerer- Außenbereich wird auf die Ausführungen in Kap. 6
handwerks: Balkone und sowie die Fachregel 02 des Zimmererhandwerks ver-
Terrassen, Ausgabe 2015 wiesen [FR02].
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I GEBRAUCHSKLASSEN 15
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

3.3_ Geeignete Vollholzholzprodukte


Tabelle 3.2 enthält eine Übersicht welche konstruktiven Für die üblichen Anwendungsfälle im Hochbau ist
Holzprodukte in den jeweiligen Gebrauchsklassen an- durch die Verwendung von qualitätsgesichert tech-
gewendet werden dürfen. Unterschieden werden tech- nisch getrocknetem Vollholz sichergestellt, dass die
nisch und nicht technisch getrocknetes Vollholz, keil- für GK 1 geforderten Eigenschaften gegen einen Be-
gezinktes Vollholz, Balkenschichtholz, Brettschichtholz fall durch holzzerstörende Insekten erfüllt sind. Dies
aus Nadelholz sowie aus Buche und Brettsperrholz. wird durch eine bestimmte Temperatur (mind. 55° C
Aufgrund steigender Feuchtebeanspruchung bleibt im Kern über 48 Std.) während des Trocknungspro-
die Anwendung in den höheren Gebrauchsklassen nur zesses erreicht. Die Qualitätssicherung ist angesichts
wenigen Holzprodukten aus Holzarten mit erhöhter der baurechtlich geforderten Kennzeichnung von
Dauerhaftigkeit nach DIN EN 350-2 vorbehalten. keilgezinktem Konstruktionsvollholz bzw. von Brett-
schicht- und Brettsperrholz gewährleistet.

Tab. 3.2: Anwendungsbereiche von Vollholzprodukten1) in den Gebrauchsklassen nach DIN 68800-1

Produkt Gebrauchsklasse
GK 0 GK 1 GK 2 GK 3.1 GK 3.2 GK 4
Trockenes Vollholz (nicht Fichte, Tanne, Farbkernhölzer FKH aus Kiefer, FKH aus Lärche, FKH aus Eiche, FKH aus Ipe, Teak
technisch getrocknet) nach Kiefer, Douglasie, (FKH) wie in GK 0 Douglasie, Lärche, Douglasie, Eiche. Azobé/ Bongossi, (nicht aus Planta-
DIN EN 14081-1 Hinweis: Lärche, Buche, jedoch mit Splint- Eiche, Azobé/Bon- Azobé/Bongossi, Ipe, Teak (nicht genanbau)
Der Einsatz von qualitätsgesi- Eiche, Azobé / holzanteil ≤ 10 % gossi, Teak (nicht Ipe, Teak (nicht aus Plantagen)
chert technisch getrockne- Bongossi, Teak, aus Plantagen), aus Plantagen)
tem Holz ist vorzuziehen, Ipe Ipe
vgl. Kap. 3.3 (GK 1)
Technisch getrocknetes Fichte, Tanne, Kiefer, Douglasie,
Vollholz Lärche, Buche, Eiche
nach DIN EN 14081-1
Keilgezinktes Vollholz Fichte, Tanne, Kiefer, Douglasie, FKH aus Kiefer, ___ ___ ___
nach DIN 1052 bzw. Lärche Douglasie, Lärche
DIN EN 15497
Balkenschichtholz (Duo- Fichte, Tanne, Kiefer, Douglasie, FKH aus Kiefer, ___ ___ ___
balken oder Triobalken) nach Lärche Douglasie, Lärche
bauaufsichtlicher Zulassung
oder nach DIN EN 14080
Brettschichtholz2) Fichte, Tanne, Kiefer, Douglasie, FKH aus Kiefer, FKH aus Lärche, ___ ___
nach DIN 1052 oder Lärche Douglasie, Lärche Douglasie mit
DIN EN 14080 Lamellendicke
t ≤ 35 mm
Brettsperrholz Fichte, Tanne, Kiefer, Douglasie, FKH aus Kiefer, ___ ___ ___
nach Zulassung oder Lärche Douglasie, Lärche
DIN EN 16351
1)
Der zulässige Splintholzanteil bei Farbkernhölzern (FKH) beträgt max. 5%, in GK 1 max. 10%
2)
Für die Anwendung von Brettschichtholz aus Buche, Eiche und Kastanie ist die Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung maßgebend
16 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I GEBRAUCHSKLASSEN
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abb. 3.2:
Konstruktive Vollholzpro-
dukte
a) keilgezinktes Vollholz
b) Balkenschichtholz
c) Brettschichtholz
d) Brettsperrholz

Nach DIN 20000-5 „Anwendung Keilzinkung im Außenbereich (NKL 3) zulässig, wenn dieses für diesen Anwendungsbe-
von Bauprodukten in Bauwer- Durch Keilzinkung verbundenes Vollholz darf nicht reich in Hinblick auf Klebstofftyp, Lamellendicke
ken - Teil 5: Nach Festigkeit in den Bereichen der Nutzungsklasse 3 bzw. GK 3.1 (max. 35 mm) und Holzart zugelassen ist. Der Witte-
sortiertes Bauholz für tragende und GK 3.2 (Außenbereich mit direkter Bewitte- rungsseite zugewandte Lamellen mit Keilzinkenstoß
Zwecke mit rechteckigem Quer- rung) angewendet werden. Hier besteht das Risiko, sollten jedoch vermieden werden, vgl. hierzu auch
schnitt“ darf Bauholz nur dann dass es in der Keilzinkung zu einer Feuchteanrei- die weiteren Schriften des Informationsdienst HOLZ
verwendet werden, wenn es cherung über den Gesamtquerschnitt kommt. Bei [z.B. hh 4/2/2 und hh 5/2/1, siehe S.71].
trocken sortiert wurde. Brettschichtholz ist eine Keilzinkung in NKL 3 dann

Tab. 3.3: Anwendungsbereiche von konstruktiven Holzwerkstoffen nach DIN EN13986 und DIN DIN 20000-1

Technische Klasse NKL 1 NKL 2 NKL 3


trocken feucht außen
Holzwerkstoff nach DIN EN 13986
OSB-Platten OSB/2 (tragend) • - -
nach DIN EN 300 OSB/3 (tragend) • • -
OSB/4 (hochbelastbar) • • -
Spanplatten (kunstharzgeb.) P4 (tragend) • - -
nach DIN EN 312 P5 (tragend) • • -
P6 (hochbelastbar) • - -
P7 (hochbelastbar) • • -
Sperrholzplatten EN 636-1 • - -
nach DIN EN 636 EN 636-2 • • -
EN 636-3 • • •
Massivholzplatten nach SWP/1 • - -
DIN EN 13353 oder allg. SWP/2 • • -
bauaufsichtlicher Zulassung SWP/3 • • •
Furnierschichtholz LVL/1 • - -
Erläuterung: nach DIN EN 14279 bzw. LVL/2 • • -
• geeignet für tragende DIN EN 14374 (tragend) LVL/3 • • •1)
Verwendung Zementgebundene Spanplatten Klasse 1 • • •1)
- ungeeignet nach DIN EN 634-1/-2 Klasse 2 • • •1)
1)
Anwendung in NKL 3 muss baurechtlich z.B. durch bauaufsichtliche Zulassung geregelt sein.
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I GEBRAUCHSKLASSEN 17
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

3.4_ Geeignete Holzwerkstoffe Bewitterte Holzwerkstoffe Abb. 3.3:


Die Verwendbarkeit von Holzwerkstoffen in den Bestimmte Holzwerkstoffe können vorübergehend Konstruktive Holzwerkstoffe
jeweiligen Gebrauchsklassen erfolgt durch Zuord- der Bewitterung ausgesetzt werden, sofern dies a) OSB-Platte
nung der sogenannten technischen Klassen zu den durch einen bauaufsichtlichen Verwendbarkeits- b) Spanplatte
jeweiligen Nutzungsklassen (siehe Tab. 3.3). Holz- nachweis geregelt ist (nicht in Tab. 3.3 aufgeführt). c) Sperrholz
werkstoffe die für den jeweiligen Feuchtebestän- Hierzu zählen hydrophobierte (wasserabweisende) d) Massivholzplatte
digkeitsbereich nach DIN EN 13986 geeignet sind, Holzfaserplatten, die als Unterdeckung für Dächer e) Funierschichtholz
können gemäß DIN 68800-2 der Gebrauchsklasse oder als zweite wasserführende Ebene bei hinterlüf- f) Zementgebungdene
GK 0 zugeordnet werden wenn sie nicht bewittert teten Außenwandbekleidungen eingesetzt werden. Spanplatte
werden und die in Tabelle 3.4 genannten Material- In Bezug auf die Anwendungsgrenzen (z.B. Dach-
feuchten nicht überschritten werden.Die erforder- neigung) und die Verlegung sind die Hersteller-
liche Feuchtebeständigkeit der Holzwerkstoffe wird angaben zu beachten. Holzwerkstoffe die z.B. als
in der DIN 68800-2 für typische Anwendungsbe- Fassadenbekleidung dauerhaft der Witterung aus-
reiche benannt (siehe Tab. 3.5). Ist keine Zuordnung gesetzt werden, müssen für diesen Anwendungs- Hinweise zur Planung und Aus-
möglich, kann eine Zuordnung entsprechend der zu zweck zugelassen sein. Unüblich ist eine tragende führung von Fassaden aus Holz-
erwartenden Ausgleichsfeuchte anhand der Tabel- Verwendung bewitterter Holzwerkstoffe für die ein werkstoffen enthält Fachregel
len 3.3 und 3.4 erfolgen. bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis für NKL 3 01 des Zimmererhandwerks
erforderlich wäre. [FR01].

Tab. 3.4: Zulässige Feuchten von Holzwerkstoffen in der GK 0

Feuchtebeständigkeitsbereich Zulässige Feuchte der Holzwerkstoffe Nutzungsklasse Mögliche Feuchteschwankungen

nach DIN EN 13986 in der GK 0 nach DIN EN 1995-1-1 von Holzwerkstoffen sind durch
das Ausbilden von Fugen an den
Trockenbereich 15 % NKL 1
Plattenstößen (i.d.R. 2 mm/m) zu
Feuchtbereich 18 %1) NKL 2 beachten.

Außenbereich 21 % NKL 3
Eine vorübergehende Auffeuchtung auf bis zu 20 % beim rechnerischen Nachweis nach DIN EN 15026 kann toleriert werden,
1)

sofern diese innerhalb von 3 Monaten rücktrocknen kann.


18 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I GEBRAUCHSKLASSEN
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Tab. 3.5: Erforderliche Feuchtebeständigkeit von Holzwerkstoffen in Abhängigkeit ihres Anwendungsbereichs1)

Zeile Anwendungsbereich Holzwerkstoff

1 raumseitige Beplankung und Bekleidung von Wänden,


Decken und Dächern in Wohngebäuden sowie in Gebäuden mit
vergleichbarer Nutzunga)

1.1 allgemein Trockenbereich

1.2 obere Beplankung sowie tragende Schalung von Decken


unter nicht ausgebauten Dachgeschossen
a) belüftete Deckenb) Trockenbereich
b) nichtbelüftete Decken - ohne Dämmstoffauflage Feuchtbereich
- mit Dämmstoffauflage Trockenbereich

2 Außenbeplankung von Außenwänden

2.1 Hohlraum zwischen Außenbeplankung und Vorhangschale (Wetterschutz) belüftet Feuchtbereich

2.2 Vorhangschale aus kleinformatigen Bekleidungselementen als Wetterschutz, Hohl- Feuchtbereich


raum nicht ausreichend belüftet, Wasser ableitende Abdeckung der Beplankung
oder Bekleidung

2.3 auf der Beplankung direkt aufliegendes Wärmedämm-Verbundsystem mit Trockenbereich


einem dauerhaft wirksamen Wetterschutz mit abZ

2.4 Mauerwerk-Vorsatzschale, Abdeckung der Beplankung Feuchtbereich


mit Wasser ableitender Schicht

3 obere Beplankung von Dächern, tragende Dachschalung

3.1 Beplankung oder Schalung steht mit der Raumluft in Verbindung


3.1.1 mit aufliegender Wärmedämmschicht Trockenbereich
(z.B. in Wohngebäude oder beheizten Hallen)
3.1.2 ohne aufliegende Wärmedämmschicht c) Feuchtbereich

3.2 Dachquerschnitt unter der Beplankung oder Schalung belüftetb)


3.2.1 geneigtes Dach mit Dachdeckung Feuchtbereich
3.2.2 Flachdach mit Dachabdichtung c)
Feuchtbereich
1)
Tabelle in Anlehnung an Tab. 3 aus DIN 68800-2
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I GEBRAUCHSKLASSEN 19
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Zeile Anwendungsbereich Holzwerkstoff

3.3 Dachquerschnitt unter der Beplankung oder Schalung nicht belüftet


3.3.1 geneigtes Dach mit belüftetem Hohlraum oberhalb der Beplankung Feuchtbereich
oder Schalung, Holzwerkstoff oberseitig mit Wasser abweisender Folie oder
anderweitig ausreichend geschütztd)
3.3.2 Flachdach mit belüftetem Hohlraum oberhalb der Beplankung oder Feuchtbereich
Schalung, Holzwerkstoff oberseitig mit Wasser abweisender Folie oder
dergleichen abgedecktc)
3.3.3 keine dampfsperrenden Schichten (z.B. Folien) unterhalb der Feuchtbereich
Beplankung oder Schalung, Wärmeschutz überwiegend oberhalb der
Beplankung oder Schalung
3.3.4 voll gedämmtes, nicht belüftetes flach geneigtes Dach mit Abdichtung Feuchtbereich
oder Metalleindeckung oberhalb der Beplankung oder Schalunge)

4 untere Bekleidung/Beplankung von Decken

4.1 über unbeheizten, abgedichteten Kellerräumen Feuchtbereich


4.2 über belüfteten Kriechkellern Feuchtbereichf)
4.3 über Außenklima Feuchtbereich
a) Dazu zählen auch nicht ausgebaute Dachräume von Wohngeschossen.
b) Hohlräume in Decken und Dächern gelten im Sinne der DIN 68800-2 als ausreichend belüftet, wenn
die Größe der Zu- und Abluftöffnungen mindestens 2% der zu belüftenden Fläche, bei Decken un-
ter nicht ausgebauten Dachgeschossen mindestens jedoch 200 cm2 je m Deckenlänge beträgt.
c) Eine unzulässige Veränderung des Feuchtegehalts durch Tauwasserbildung im Bereich der Holzwerk-
stoffe muss ausgeschlossen sein. Eine vorübergehende Auffeuchtung auf bis zu 20 % im Bereich der
Holzwerkstoffe kann toleriert werden, sofern diese innerhalb von 3 Monaten rücktrocknen kann.
d) Zusätzliche Wasser abweisende Schicht für Bekleidungen aus Unterdeckplatten nach DIN EN 14964
nicht notwendig.
e) Bei aufliegenden Deckschichten (Begrünung oder Bekiesung) sind Dachschalungen aus Vollholz vor-
zuziehen.
f) Für die unterseitige Kriechkellerbekleidung/-beplankung sollten zementgebundene Spanplatten ver-
wendet werden.
20 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I BAULICHE HOLZSCHUTZMASSNAHMEN
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

4_ Bauliche Holzschutzmaßnahmen

4.1_ Überblick
Unter baulichen Maßnahmen werden alle plane- Grundsätzliche bauliche Holzschutzmaßnah-
rischen, konstruktiven, bauphysikalischen und organi- men nach DIN 68800-2:
satorischen Maßnahmen zum Schutz von Holzbautei- 1. S chutz vor Feuchte während Transport, Lage-
len verstanden. Die DIN 68800-2 unterscheidet zwi- rung und Montage.
schen grundsätzlichen baulichen Maßnahmen, die in 2. E inbau trockenen Holzes mit einer Holzfeuchte
jedem Fall anzuwenden sind, sowie besonderen bau- von max. 20 % und Schutz vor unzuträglicher
lichen Maßnahmen, die den Anstieg der Holzfeuch- Erhöhung z.B. durch hohe Baufeuchte.
te in einem Bauteil soweit (auch zeitlich) begrenzen, 3. S chutz vor Niederschlägen durch geeigneten
dass eine Zuordnung in die Gebrauchsklasse GK 0 Wetterschutz bzw. rasches, staunässefreies
möglich ist (siehe Anwendungsschema in Abb. 4.1). Ableiten der Niederschläge und einen ausrei-
chenden Spritzwasserschutz.
Grundsätzliche bauliche Maßnahmen sind nicht 4. S chutz vor nutzungsbedingter Feuchte z.B.
zuletzt durch eine rechtzeitige und sorgfältige Pla- durch eine geeignete Abdichtung bei durch
nung des Holzschutzes immer zu berücksichtigen Spritzwasser beanspruchten Bereichen.
und beschreiben den umfassenden Feuchteschutz 5. S chutz vor Feuchteaufnahme aus angren-
von Holzbauteilen (siehe Kap. 4.2 bis 4.7). zenden Baustoffen z.B. durch Anordnung von
Sperrschichten.
Besondere bauliche Maßnahmen ermöglichen 6. S chutz vor unzuträglicher Veränderung des
es Holzbauteile in die Gebrauchsklasse GK 0 einzu- Feuchtegehalts durch Tauwasser aus Wasser-
stufen, wenn dies allein anhand der grundsätzlichen dampfdiffusion oder -konvektion.
Maßnahmen nicht möglich ist (siehe Kap. 4.8).

Abb. 4.1: Schema zur Anwendung baulicher Holzschutzmaßnahmen für tragende Bauteile nach DIN 68800-2
Zielsetzung ist es bauliche
Holzschutzmaßnahmen den Möglichst vereinbaren dass der Tragendes Bauteil
Einsatz von Holzschutzmitteln Nein (für nichttragende empfohlen)
chemischen Maßnahmen
nicht Vertragsbestandteil ist
vorzuziehen
Ja

Bedenken anmelden
Grundsätzliche bauliche Holzschutz-
Konstruktion abändern Nein
maßnahmen nach DIN 68800-2 eingehalten?

Ja
Bedenken äußern und auf
die Möglichkeit der DIN 68800-2
Abs. 6 (Besondere bauliche Besondere bauliche Holzschutzmaßnahmen
Nein nach DIN 68800-2 eingehalten?
Maßnahmen) hinweisen

Ja
Holzart mit Konstruktion unterliegt Chemischer
erhöhter Dauer- erhöhter Feuchtebeanspruchung Holzschutz Verzicht auf chemischen
haftigkeit nach (Anreicherung von Wasser bzw. nach Holzschutz (GK 0)
DIN EN 350-2 vorwiegend bis ständig feucht) DIN 68800-3
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I BAULICHE HOLZSCHUTZMASSNAHMEN 21
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abb. 4.2 und 4.3:


Temporärer Witterungsschutz
beim Bau eines Mehrgeschos-
sers in Växjö, Schweden (Kv
Limnologen; Architekten:
Arkitekt Bolaget)

4.2_ Schutz während Transport, Lagerung und u > 20 % aufgefeuchtet sollte sichergestellt wer-
Montage den, dass innerhalb einer Zeitspanne von höchstens
Direkte Feuchteeinwirkungen aus Witterungsein- 3 Monaten u ≤ 20 % ohne Beeinträchtigung der
flüssen sind während Transport und Montage von gesamten Konstruktion erreicht wird.
Regelwerke mit der Forderung
Holzbauteilen nicht ganz auszuschließen und des-
nach trockenem Holz:
halb nicht grundsätzlich zu bemängeln. Durch ge- Dies kann durch regelmäßige Messung der Holz-
DIN 4074-1: Sortierkriterien
eignete Maßnahmen ist sicherzustellen, dass sich feuchte erfolgen, was durch die Bauleitung zu do-
von Nadelholz nach der Festig-
der Feuchtegehalt durch nachteilige Einflüsse wie kumentieren ist. Ist eine solche Messung aufgrund
keit sind auf u = 20 % Messbe-
z.B. Bodenfeuchte, Baufeuchte oder Niederschlä- des Baufortschritts nicht möglich, kann das Trock-
zugsfeuchte bezogen
ge nicht unzuträglich verändert. nungspotential durch hygrothermische Simulation
ermittelt werden (vgl. Kap. 4.8.4). Vor Schließen
VOB/C – ATV DIN 18334:
Durch den Einsatz vorgefertigter, beidseitig ge- der Konstruktion können Messpunkte eingebaut
Grundsätzlich max. 20 % Holz-
schlossener Elemente können Montagezeiten werden anhand derer der Trocknungserfolg über-
feuchte bei Nadelholz; für den
verkürzt und somit das Risiko von Witterungs- prüft und dokumentiert wird.
Holzhausbau max. 18 %
einflüssen minimiert werden. Für Bauwerke mit
konstruktionsbedingt längeren Montagezeiten 4.3_ Einbau von trockenem Holz
DIN 68800-2, Abs. 5.1.2.1:
muss ein definierter Witterungsschutz ausge- Im Holzbau sind grundsätzlich trockene Konstrukti-
Die Einbaufeuchte der Hölzer
schrieben werden, der fachmännisch zu errich- onshölzer und Holzwerkstoffe zu verwenden (siehe
darf in den Gebrauchsklassen
ten und vorzuhalten ist (siehe Beispiel in Abb. Hinweise in Kap. 2). Die Verwendung trockener Voll-
GK 0 bis GK 3.1 nicht höher als
4.2 und 4.3). holzprodukte ist seit dem Jahr 2000 in den Allgemei-
20 % liegen.
nen Technischen Vertragsbedingungen (ATV DIN
Bei Verwendung trockener Hölzer und Holzwerk- 18334 in VOB/C Zimmer- und Holzbauarbeiten) ver-
DIN EN 1995-1-1 (Eurocode 5):
stoffe führt eine kurzfristige Befeuchtung wäh- ankert. Die maximal zulässige Einbaufeuchte von
Bauholz sollte vor dem Ein-
rend der Montage nur zu unerheblich höheren 20 % ist in den GK 0 bis GK 3.1 grundsätzlich einzu-
bau möglichst auf die Holz-
Holzfeuchten, weil die Wasseraufnahme nur lang- halten. Für den Holzhausbau liegt mit maximal 18 %
feuchte getrocknet werden,
sam erfolgt und auf die Bauteiloberfläche be- in DIN 18334 eine verschärfte Anforderung vor, um
die der Gleichgewichtsfeuchte
grenzt bleibt. Wird Holz in den NKL 1 und 2 wäh- nachteilige Einflüsse aus Schwinden (z.B. Setzungen)
im fertig gestellten Bauwerk
rend der Bauphase auf eine Holzfeuchte von zu minimieren.
entspricht.
22 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I BAULICHE HOLZSCHUTZMASSNAHMEN
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abbildungen 4.4 (Seite 16)

4.4_ Schutz vor Niederschlägen


Witterungseinflüsse während der Nutzungsphase
GK 0
sind durch einen dauerhaft wirksamen Wetterschutz
von Holzbauteilen (Fassade bzw. Abdeckung) fernzu-
halten oder sie sind so schnell abzuleiten, dass keine
unzuträgliche Erhöhung des Feuchtegehaltes eintritt
(vgl. Kap. 4.8.3 besondere bauliche Maßnahmen).
Bei Anschlüssen und Stößen ist darauf zu achten,
dass auch im Bereich von Verbindungsmitteln eine
Anreicherung von Wasser im Holz ausgeschlossen
ist. Konkrete Lösungen für Bauteile nach DIN 68800-
60°

Abb. 4.4 und 4.5:


60°-Regel für geschützte 2 mit einem dauerhaft wirksamen Wetterschutz für
60°
60°

Bauteile Dächer, Wände und Sockelausbildungen sowie der


Spritzwasserschutz von Außenbauteilen sind in Kapi-
Umgang mit Baufeuchte tel 5 beschrieben, Maßnahmen für Holzbauteile im
Während der Ausbauphase können Holzbauteile Außenbereich enthält Kapitel 6.
z.B. durch den Einbau von Nassestrichen oder Ver-
putzarbeiten einer erheblichen Feuchtebeanspru- Bauteile gelten als „unter Dach“, wenn sie durch
chung ausgesetzt sein. Diese Einwirkungen müssen seitliche Überdeckung vor Witterungseinflüssen
besonders während der kalten Jahreszeit bei unge- geschützt sind. Hierbei gilt ein Winkel von höch-
dämmten Bauteilen berücksichtigt werden. Anson- stens 60° zwischen Vorderkante der Überdeckung
sten trifft Luft mit hohen Feuchtegehalt auf kalte und Unterkante des Bauteils als maßgebende
Bauteiloberflächen, was Tauwasser- sowie Schim- Begrenzung (siehe auch Abb. 4.4 und 4.5). Dach-
mel- und Bläuebildung zur Folge haben kann. überstände können auf den Giebelseiten sowie
bei mehrgeschossigen Gebäuden i.d.R. keinen
Dämmarbeiten und die Ausführung der luftdich- ausreichender Schutz für die gesamte Fassade
ten und dampfbremsenden Ebene sollten immer und den Sockelbereich herstellen. Bei genauer
Vorrang vor der Ausführung von Arbeiten mit Ausnutzung des Grenzbereichs (60°) gelten Stüt-
hohem Feuchteeintrag haben. Räume mit hoher zenfüße als bewittert.
Baufeuchte sind solange intensiv zu belüften und
erforderlichenfalls zu beheizen bzw. technisch zu
trocknen, bis die erhöhte Baufeuchte abgeklun-
Abb. 4.6:
gen ist.
Verbundabdichtungssystem
zum Schutz für Nutzungs- 2
Um eine zügige Trocknung der Bauteile zu erzielen 5
feuchte in Bädern und
sind organisatorische Maßnahmen zur Belüftung
Feuchträumen: 1
festzulegen. Das Verwehren des Zutritts der Baustel-
1 Voranstrich, 2 Streifenab-
le für mehrere Tage, bspw. nach Estrichverlegung, 7
dichtung, 3, 4 Eckendichtung
kann nicht nur im Holzbau zu Bauschäden führen.
innen und außen, 5 Man-
Um ein kontrolliertes Abbinden eines Nassestrichs
schette, 6 Bodenablauf mit
zu gewährleisten, wird eine Nachbehandlung z.B.
Flanschdichtung, 7 Flächenab-
durch Abdecken mit Folie empfohlen.
dichtung 4

3 6
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I BAULICHE HOLZSCHUTZMASSNAHMEN 23
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abb. 4.7 a+b:


Prinzipdarstellung: Dampfdiffu-
sion und Konvektion

4.5_ Umgang mit Nutzungsfeuchte 4.7_ Tauwasser infolge Dampfdiffusion und


In Bädern und Feuchträumen mit mäßiger Bean- Konvektion
spruchung, z.B. in privat genutzten Bereichen mit Außenbauteile von geschlossenen und beheizten
direkter Feuchtebeanspruchung der Oberfläche Bauwerken sind während der Nutzung aufgrund
in Duschen, ist das Eindringen von Feuchte durch unterschiedlicher Klimabedingungen zwischen In-
geeignete Maßnahmen zu verhindern (siehe Abb. nen- und Außenbereich einem Dampfdruckunter-
4.6). In Abschnitt 5.7 werden in Abhängigkeit der schied ausgesetzt. Hinsichtlich des dadurch ent-
Feuchtebeanspruchung erforderliche Abdichtungs- stehenden Feuchtetransports wird zwischen Was-
maßnahmen und hierfür geeignete Untergründe serdampfdiffusion und Wasserdampfkonvektion
benannt. Weitergehende Informationen enthalten unterschieden (siehe Abb. 4.7).
die Merkblätter zur Ausführung von Feuchträumen
im Holz- und Trockenbau [MBF] und Verbundab- Eine durch Diffusion und Konvektion bedingte un-
dichtungen [MBV]. zuträgliche Veränderung des Feuchtegehalts der
Gebäudehülle wird durch die Planung und Aus-
4.6_ Feuchte aus angrenzenden Stoffen oder führung eines fachgerechten Bauteilaufbaus mit
Bauteilen raumseitiger dampfbremsender Wirkung und einer
Ein andauernder Feuchteeintrag in Holzbauteile aus dauerhaften Luftdichtsheitsebene verhindert.
angrenzenden Baustoffen, z.B. aus Massivbautei-
Abb. 4.8:
len oder nicht trockenen Dämmstoffen, ist zu ver- Der Ausführung einer fachgerechten Luftdicht-
Vergleichsrechnung Feuchte-
hindern. Es sind die in DIN 18533-1 aufgeführten heitsebene kommt deshalb besondere Bedeutung
transport durch Diffusion und
Regelungen zu Bauwerksabdichtungen gegenüber zu, weil durch Konvektion gegenüber Diffusions-
Konvektion
andauerndem Feuchteeintrag u.a. aus erdberührten vorgängen ein Vielfaches an Feuchte in das Bauteil
Bauteilen zu beachten. Danach muss auf Stahlbe- eingetragen werden kann (siehe Abb. 4.8).
Dampfbremse: 0,5 g/m2 in 24 h
tonsohlplatten trotz wenig wahrscheinlicher Kapil-
1 mm Fuge: 800 g/m in 24 h
larwassereinwirkung eine geeignete Schutzschicht -10°C
Randbedingungen:
zur Holzschwelle in Form einer Abdichtungslage
Dampfbremse mit sd = 30 m
eingebaut werden. Eine kurzfristige Feuchteerhö- Fuge 1 mm
Innentemperatur: + 20° C
hung der Schwellen aufgrund der Untermörtelung
Außentemperatur: - 10° C
ist jedoch unkritisch. Bei dauerhaft trockenen Beton-
1m Druckdifferenz: 20 Pa
bauteilen, z.B. bei Kellerdecken oder obersten Ge-
(entspricht Windstärke 2-3)
schossdecken, kann auf eine Sperrschicht verzichtet
Messung: Institut für Bauphy-
werden. 14 cm
sik, Stuttgart (IBP)
+20°C
1m
24 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I BAULICHE HOLZSCHUTZMASSNAHMEN
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

4.7.1 Grundsätze des Tauwasserschutzes Nachweisfreie Bauteile


Um Holzkonstruktionen dauerhaft vor Feuchte- Ein rechnerischer Nachweis des Tauwasserschutzes
schäden aus den Einflüssen von Dampfdiffusion ist nur dann erforderlich, wenn Bauteile von den
zuschützen, gelten folgende Grundsätze: Beispielaufbauten nach Anhang A der DIN 68800-2
abweichen oder diese die Anforderungen an den
1. Es darf nur so viel Feuchte ins Bauteil ein- Diffusionswiderstand von Außenbauteilen nicht
dringen,wie zuverlässig auch wieder ausdiffun- einhalten, siehe Abschnitt 4.8.4. In Tabelle 4.1 sind
dieren kann. die Anforderungen an den inneren sd-Wert in Ab-
hängigkeit des äußeren Diffusionswiderstandes für
2. Die Menge an Feuchte (Tauwasser) muss so nachweisfreie Bauteile aufgeführt.
weit begrenzt werden, dass die Dämmeigen-
schaften und die Dauerhaftigkeit der Konstruk- Ein Bauteil ist i.d.R. nachweisfrei, wenn es raum-
tion nicht beeinträchtigt werden. seitig den 6- bis 10-fach höheren sd-Wert gegen-
über der Außenseite aufweist. Ein außenseitig dif-
3. Es soll so diffusionsbremsend wie nötig, zur Er- fusionsoffener Bauteilaufbau (sd,e ≤ 0,3 m) weist
höhung der Trocknungsreserve jedoch so diffu- so hohe Trocknungsreserven auf, dass Feuchteein-
sionsoffen wie möglich konstruiert werden. träge aus Konvektion über evtl. Restleckagen als
unkritisch angesehen werden können.
Tab. 4.1:
Anforderungen an den sd-Wert nachweisfreier Bauteile Außenseitig diffusionshemmende Bauteile
Beispielrechnung:
nach DIN 4108-3 bzw. in Anlehnung an DIN 68800 1)
Bei zunehmend diffusionshemmenden Außen-
Innenbeplankung aus 15 mm
schichten (sd,e > 0,3 m bis 4,0 m) gilt der Grundsatz
OSB/3 mit μ = 200:
sd,e-Wert (außen) sd;-Wert (innen) des 6-fachen inneren sd-Wertes gemäß DIN 68800-2
sd,i = 200 x 0,015 = 3,0 m
nur für werkseitig vorfertigte Elemente, da hier bei
Außenbeplankung aus 16 mm ≤ 0,1 m ≥ 1,0 m
der Ausführung von einer geringeren Fehleranfäl-
Holzfaserplatte mit μ = 11
0,1 m ≤ sd,e ≤ 0,3 m ≥ 2,0 m ligkeit ausgegangen wird. Hier sollte eine Prüfung
(davor hinterlüftete Fassade):
0,3 m ≤ sd,e ≤ 2,0 m2) 6 x sd außen3) der Luftdichtheit erfolgen, was DIN 68800-2 nicht
sd,e = 11 x 0,016 = 0,18 m
explizit fordert. Besondere Aufmerksamkeit ist bei
sd,i / sd,e = 3,0 / 0,18 = 17 > 6 
1)
Zusätzliche Dämmschichten sind auf der Raumseite bis der Ausbildung der Elementstöße gefordert, ins-
→ Tauwasserschutz erfüllt
20% des Gesamtwärmedurchlasswiderstandes R zulässig. besondere wenn diese nachträglich nicht sichtbar
2)
sd,e ≤ 2,0 m nach DIN 4108-3; in DIN 68800-2 sd,e ≤ 4,0 m, abgeklebt werden können oder sollen.
jedoch nicht zu empfehlen, da eingeschränkte Trocknung.
3)
Gilt nur bei werkseitiger Vorfertigung nach Holztafelbau- Für beidseitig geschlossene Bauteile der Gebäudehül-
Richtlinie. Es wird zusätzlich empfohlen die Luftdichtheit le ist beim rechnerischen Nachweis des Tauwasser-
zu überprüfen. schutzes ein möglicher konvektiver Feuchteeintrag
sowie eventuell erhöhte Anfangsfeuchte (z.B. Bau-
feuchte) in Form einer zusätzlichen Trocknungsre-
serve zu berücksichtigen. Der Nachweis außenseitig
diffusionshemmender (sd > 4 m) und bei z.B. durch
Abdichtungen annähernd diffusionsdichter Bauteile
(sd > 10 m) muss nach DIN EN 15026 erfolgen
(siehe Kap. 4.8.4).
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I BAULICHE HOLZSCHUTZMASSNAHMEN 25
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

4.7.2 Luftdichte Gebäudehülle Abb. 4.9:


Die konsequente Ausführung einer luftdichten Ge- Üblicher Verlauf der Luftdicht-
bäudehülle ist im Holzbau von großer Bedeutung. heitsebene (rot) und der Wind-
Bei der Planung und Ausführung der Luftdicht- dichtheitsebene (blau) im Holz-
heitsebene sind gemäß DIN 4108-7 alle relevanten bau
Bauteilanschüsse zu berücksichtigen (siehe Abb.
4.9). Um die geforderte Dauerhaftigkeit dieser
Funktionsschicht gewährleisten zu können sollten
Systemlösungen Anwendung finden, die von den
Produktherstellern für die jeweiligen Untergründe
empfohlen werden. Für die Abdichtung von Folien 4.7.3 Winddichtheit
und Plattenstößen stehen verschiedene Materialien Die Winddichtheitsschicht ist auf der Außenseite Die Anforderung der Wind-
zur Verfügung: von Dämmschichten angeordnet und verhindert die dichtheit ist nicht in DIN 68800
Hinterströmung der Dämmebene mit kalter Außen- geregelt. Dennoch entspricht
• einseitige Haftklebebänder luft. Dadurch bleibt die Wirksamkeit der Dämmung sie im Holzbau den aner-
• zweiseitige Klebebänder oder Klebemassen erhalten und es findet keine lokale Abkühlung der kannten Regeln der Technik.
• vorkomprimierte Dichtungsbänder raumseitigen Oberflächen statt. Im Holzbau ist die Bei großen Dachräumen mit
• Fugenfüller mit Bewehrungsstreifen winddichte Ebene oftmals gleichzeitig die zweite geringer Luftbewegung ist
• fachgerechte Fugenverspachtelung wasserführende Ebene unterhalb der Bedachung die Dämmung nicht zwingend
oder einer vorgehängten Fassade. Gebräuchliche winddicht auszuführen, z.B. bei
Beispiele für die Ausführung von Überlappungen Materialien zum Herstellen der Winddichtung sind: Nagelplattenkonstruktion mit
bei Folien und von Plattenstößen können den Ab- Untergurtdämmung oder in
bildungen 4.10 und 4.11 entnommen werden. Die • f ür den Anwendungsfall geeignete wasserab- Spitzböden
Dauerhaftigkeit von Verklebungen bei Folien kann weisende (hydrophobierte) Holzfaserplatten mit
durch Knicke und Falten beeinträchtigt werden. Um Nut und Feder,
das Ablösen von Klebebändern durch das Rückstell- • diffusionsoffene Folien (Unterspannbahnen mit
vermögen von Folien zu verhindern, sind Überlap- ausreichender Überlappung),
pungen mit einer Heftung oder einer Anpresslatte • Dämmstoffplatten in Verbindung mit Putz als
zu sichern. Mit spritzbaren Abdichtungsstoffen aus Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS)
Acryl und Silikon kann gemäß DIN 4108-7 keine Abb. 4.10:
dauerhafte Luftdichtigkeit hergestellt werden. Prinzipien zur luftdichten
Ausbildung der Überlappung
Perforationen der Luftdichtheitsschicht durch Klam- von Folien
mern, Nägel oder Schrauben sind nur bei Holzwerk-
stoffen unproblematisch. Bei Folien ist dies dann Abb. 4.11:
der Fall, wenn sie kraftschlüssig durch ein Konstruk- a) Klebstoff und Anpressleiste b) V
 erklebung auf Untergrund Prinzipien für die luftdichte Aus-
tionsholz oder eine Holzwerkstoffplatte hinterlegt bildung von Beplankungsstößen
sind und nicht ausreißen können. Zur sicheren Aus-
führung insbesondere bei Flachdächern wird des-
halb eine balken- bzw. sparrenparallele Verlegung
empfohlen.

a) Klebeband b) K
 lebefuge (Gips) b) Fugenverspachtelung (Gips)
26 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I BAULICHE HOLZSCHUTZMASSNAHMEN
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

4.8_ Besondere bauliche Maßnahmen


b) E insatz von technisch getrocknetem Holz,
4.8.1 Überblick
Brettschichtholz, Brettsperrholz oder Holzwerk-
Besondere bauliche Maßnahmen nach DIN 68800-2
stoffen mit u ≤ 20 %.
sind immer dann vorzusehen, wenn die Gebrauchs-
klasse GK 0 erreicht werden soll, dies aber aufgrund c) Allseitig insektenundurchlässige Abdeckung
der Einbausituation allein mit den grundsätzlichen des zu schützenden Holzes.
baulichen Maßnahmen nicht möglich ist. Die in den
d) Offene Anordnung des Holzes, so dass es
vorhergehenden Abschnitten beschriebenen grund-
kontrollierbar ist, in Verbindung mit einem
sätzlichen Maßnahmen sind dennoch immer einzu-
an sichtbar bleibender Stelle dauerhaften Hin-
halten, die besonderen baulichen Maßnahmen sind
weis auf die Notwendigkeit einer regelmä-
objektspezifisch zu planen und nachzuweisen.
ßigen Kontrolle.
Gründe für die Unempfind- Besondere bauliche Holzschutzmaßnahmen e) Verwendung von Farbkernhölzern die einen
lichkeit technisch getrock- nach DIN 68800-2, Abs. 6 sind: Splintholzanteil ≤ 10 % aufweisen.
neter Holzprodukte gegen- a) Bauliche
 Maßnahmen gegen Befall durch hol-
über Insektenbefall [3] zerstörende Insekten (siehe Abschnitt 4.8.2)
 auliche Maßnahmen gegen Befall durch holz-
b) B 4.8.3 Besondere bauliche Maßnahmen gegen
Die Holzfeuchte innerhalb zerstörende Pilze (siehe Abschnitt 4.8.3) Holz zerstörende Pilze
von Gebäuden liegt mit i.d.R. c) Rechnerischer
 Nachweis des Feuchteschutzes Holzbauteile, die aufgrund ihrer Einbausituation
9 % bis 13 % unterhalb oder (siehe Abschnitt 4.8.4) längerfristig auf Holzfeuchten nahe des Fasersät-
gerade an der Mindestgren- d) Nutzung der Konstruktionsprinzipien nach tigungsbereichs auffeuchten, sind durch holzzer-
ze, die eine Entwicklung von DIN 68800-2, Abs. 7 bis 9 (siehe Kap. 5) störende Pilze gefährdet. Zur Vermeidung einer
Insektenlarven zulässt. e) Anwendung von Beispielkonstruktionen aus Gefährdung benennt DIN 68800-2 Maßnahmen
DIN 68800-2, Anhang A (siehe Kap. 5) für Bauteile im Außenbereich unter Dach sowie
Die Holzfeuchte von 12 % für bewitterte Bauteile ohne Erdkontakt.
bis 16 % bei vor Niederschlä-
gen geschützten Hölzern im 4.8.2 Besondere bauliche Maßnahmen gegen Anforderungen gemäß DIN 68800-2 an Bauteile
Außenbereich liegt noch in Insektenbefall unter Dach:
einem für die Larvenentwick- Die Befallswahrscheinlichkeit und die damit ver-
lung ungünstigen Bereich. a) Ausreichender Dachüberstand bei nach au-
bundene Gefährdung der Tragfähigkeit sind in
ßen sichtbaren Konstruktionen oder andere
den Nutzungsklassen 1 und 2 vernachlässigbar
Der Zeit- und Temperatur- besondere bauliche Maßnahmen, z.B. Abde-
klein [3].
verlauf der technischen ckung (vgl. Kap. 5.2, Abb. 5.2.9 und 10).
Holztrocknung bewirkt eine b) Verstärkte Belüftungsmaßnahmen bei Bau-
DIN 68800-2 benennt folgende Maßnahmen,
Protein- und Vitamin- werken mit zu erwartenden relativen Luft-
die jede für sich allein einen Bauschaden durch
abnahme und somit die feuchten von mehr als 85 % über längere
Insekten vermeidet:
Verflüchtigung von Holzin- Zeitspannen als eine Woche, z.B. Kompo-
haltsstoffen (Lockstoffen). a) Einsatz von Holz in Räumen mit üblichem stierungs- oder Eislaufhallen. Ein nur wenige
Wohnklima oder vergleichbaren Räumen bzw. Stunden im Monat lokal auftretender Tau-
Einsatz unter entsprechenden Bedingungen wasserbefall ist bei ausreichender Rücktrock-
(z.B. in Büro- oder Schulgebäuden). nungsmöglichkeit als unkritisch anzusehen.
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I BAULICHE HOLZSCHUTZMASSNAHMEN 27
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Für bewitterte Bauteile ohne Erdkontakt muss si- 4.8.4 Rechnerischer Nachweis des Feuchte- Erläuterungen und Ausführungs-
chergestellt sein, dass die Holzfeuchte 20 % nicht schutzes beispiele für Außenbauteile in
übersteigt, wobei eine kurzfristige Erhöhung im Be- Der klimabedingte Feuchteschutz für den Nutzungs- GK 0 enthält Kapitel 6 sowie
reich der Oberfläche unkritisch ist. Voraussetzung ist zustand von Baukonstruktionen ist in DIN 4108-3 die Fachregel 02 des Zimmerer-
ein ausreichender Spritzwasserschutz der Bauteile. geregelt. Hier werden Rechenverfahren und Maß- handwerks [FR02].
Nachfolgende Bedingungen sind alle einzuhalten. nahmen zur Begrenzung von Tauwasser auf Bauteil-
oberflächen beschrieben. Außerdem werden Rand-
bedingungen benannt, bei denen ein rechnerischer
Anforderungen gemäß DIN 68800-2 an bewit-
Nachweis des Feuchteschutzes entfallen kann. Die
terte Bauteile ohne Erdkontakt:
in DIN 4108-3 geforderte Tauwasserbegrenzung ist
1. B
 egrenzung der Rissbildung durch Beschrän- in Tabelle 4.2 aufgeführt.
kung der Querschnittsmaße auf max. 16/16 cm
bei Vollholz mit kerngetrennten Einschnitt so- Für Holzkonstruktionen ist ein rechnerischer
wie max. 20/20 cm bei Brettschichtholz, Nachweis des klimabedingten Feuchteschutzes
2. V
 erwendung von technisch getrocknetem Voll- in der Regel dann nicht erforderlich, wenn die
holz (vgl. Kap. 4.3), Bauteile den Konstruktionsprinzipien nach Ab-
schnitt 5 bis 7 bzw. den Beispielkonstruktionen
3. G
 ehobelte Oberfläche,
nach Anhang A der DIN 68 800-2 entsprechen
4. V
 erhinderung von Stauwasser in Anschlussbe- (hier dargestellt in den Kapiteln 5 und 6).
reichen z.B. durch Belüftung,

5. Abdeckung von Hirnholz,

6. Direktes Abführen von Niederschlagswasser,

7. Oberseitiges Abdecken nicht vertikal stehen-


der Bauteile.

Tab. 4.2: Anforderungen an die Tauwasserbegrenzung nach DIN 4108-3 sowie Forderung einer Trocknungsreserve nach DIN 68800-2

Schicht, an der Tauwasser ausfällt Tauwasserbegrenzung Trocknungsreserve


nach DIN 4108-3 für beidseitig geschlossene Bauteile

kapillar nicht wasseraufnahmefähige mWT ≤ 500 g/m2 Tauwasserbilanz:


Schicht (z.B. Unterspannbahn) Verdunstungsmenge mWV
- Tauwassermenge mWT

Vollholzbauteile max Δum = 5 % = Trocknungsreserve mT


(z.B. Vollholzschalung, d = 24 mm) (max. 504 g/m2)

Holzwerkstoffe max Δum = 3 % Wände: ​mT ≥ 100 g/(m2a)


(z.B. OSB-Dachschalung, d = 22 mm) (max. 396 g/m )
2
Decken, Dächer: mT ≥ 250 g/(m2a)
28 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I BAULICHE HOLZSCHUTZMASSNAHMEN
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Nachweisverfahren nach DIN 4108-3 Das stationäre Rechenverfahren nach DIN 4108-3
Bei dem in DIN 4108-3 enthaltenen Berechnungs- weist nur eine begrenzte Genauigkeit auf, weil wich-
verfahren (auch Glaserverfahren genannt) wird im tige Einflussfaktoren unberücksichtigt bleiben.
ersten Schritt ermittelt, ob und in welcher Schicht Dazu zählen u.a.
Tauwasser in welcher Menge ausfällt. In einem • Realistische (d.h. veränderliche) Klimarandbedin-
zweiten Schritt wird die Verdunstungsmenge be- gungen,
rechnet, die schließlich in einer Tauwasserbilanz • Erhöhte Feuchtelasten, z.B. durch Baufeuchte oder
der Tauwassermenge gegenübergestellt wird. Ziel nach Bauschäden,
der Berechnung ist: • Einflüsse aus Strahlungswärme aber auch Nutz-
a) d
 ie Überprüfung, ob das eingetragene Tauwasser schichten, wie Gründächer,
in der Verdunstungsperiode wieder vollständig • Feuchtevariable Materialkennwerte, z.B. Diffusions-
austrocknen kann bzw. widerstand, Wärmeleitfähigkeit,
b) inwieweit eine Trocknungsreserve gegenüber un- • Feuchtespeicherung und -transport durch Sorption
planmäßig eingebrachter Feuchte vorhanden ist. und Kapillarleitung.

Anmerkung: Entgegen der


Simulationsverfahren nach DIN EN 15026
Anforderung in DIN 68800-2 Trocknungsreserve
Mit genaueren Berechnungsmethoden nach DIN EN
eine Trocknungsreserve von Die DIN 68800-2 fordert für beidseitig geschlos- 15026 können die verschiedenen Arten des Feuch-
250 g/(m2 a) nur bei Dächern sene Bauteile der Gebäudehülle zur Berücksichti- tetransports und deren dynamische Abläufe sowie
vorzusehen, muss diese auch gung eines (unplanmäßigen) konvektiven Feuch- feuchteabhängige Materialeigenschaften berücksich-
bei obersten Geschossdecken teeintrags neben einem Dampfdiffusionsnachweis tigt werden. Das Bauteilverhalten wird hierbei über
nachgewiesen werden, da sie nach DIN 4108-3 den rechnerischen Nachweis mehrere Jahre unter realitätsnahen Klimarandbedin-
in der Dampfdruckzone ganz einer zusätzlichen jährlichen Trocknungsreserve. gungen simuliert. Dadurch kann eine individuelle
oben liegen und damit ebenso
Hierfür gelten folgende Anforderungen: Bewertung des Feuchteschutzes einer Konstruktion
wie Dächer zu den konvektiv
erfolgen.
stark beanspruchten Bauteilen ​250 g/(m2 a) bei Dächern und obersten
zählen. Geschossdecken und
Diese Rechenverfahren finden immer dann Anwen-
​ 100 g/(m2 a) bei Wänden (vgl. Tab. 4.2). dung, wenn mit den konventionellen Berechnungs-
methoden nach DIN 4108-3 keine ausreichend ge-
naue Bewertung des Feuchteschutzes erfolgen kann.
Das ist beispielsweise der Fall bei Konstruktionen mit
außenseitig diffusionshemmenden Schichten (z.B.
nicht belüftete Flachdachkonstruktionen) oder bei
Bauteilen mit klima- oder nutzungsbedingt erhöhter
Feuchteeinwirkung.

Entscheidend für die Richtigkeit dieser Berechnungen


sind eine realistische, möglichst standortspezifische
Annahme der Klimabedingungen und die umfas-
sende Kenntnis von Materialeigenschaften. Berech-
nungen und Auswertungen sollten durch Fachleute
mit Schwerpunkt Holzbau und Physik erfolgen.
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 29
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

5_ Konstruktionen GK 0

5.1_ Überblick
Im Folgenden werden für die im Holzbau vorkom- Werden die aufgezeigten Konstruktionsprinzipien
menden Regelkonstruktionen die baukontruktiven bei der Ausführung umgesetzt, ist der Verzicht auf
Bedingungen für eine Einstufung in die Gebrauchs- vorbeugenden chemischen Holzschutz möglich und
klasse GK 0 aufgeführt. Die dargestellten Bauteile er- die Anwendung besonders dauerhafter Holzarten
füllen die Konstruktionsprinzipien der DIN 68800-2, entbehrlich.
Abschnitt 7 und 8. Die in Anhang A der DIN 68800-2
enthaltenen Randbedingungen der Beispielkonstruk- Konstruktionen die weder hier noch in DIN 68800-2
tionen wurden berücksichtigt. aufgeführt sind, können bei Einhaltung der grund-
sätzlichen und der besonderen baulichen Maßnah-
GK 0
men dennoch der Gebrauchsklasse GK 0 zugeord-
net werden (vgl. Kapitel 4).

GK 0
Konstruktionen in Reihenfolge ihrer Darstellung:
Dachgeschoss
Alle relevanten Holzbauteile
5.2​ Geneigte Dächer können gemäß DIN 68800-2
5.2.1 ​Belüftete Konstruktionen der Gebrauchsklasse GK 0
5.2.2 Nicht belüftete Konstruktionen zugeordnet werden (hier grün
5.2.3 ​Nicht ausgebaute ungedämmte dargestellt).
GK 0
Dachkonstruktionen Detaillierte Konstruktions-
5.2.4​ Dachüberstände zeichnungen sind in folgenden
5.2.5​ Fußpfetten und Pfettenauflager Schriften des Informations-
dienst HOLZ enthalten:
5.3​ Flachdächer und flach geneigte Dächer
Holzrahmenbau [hh 1/1/7]
5.3.1​ Flachdächer mit Aufdachdämmung
Brettsperrholzbauweise
GK 0 5.3.2​ Vollgedämmte unbelüftete Flachdächer
[hh 4/6/1]
Obergeschoss
5.3.3​ Belüftete Flachdachkonstruktionen

5.4​ Decken und Balkenauflager


5.4.1​ Oberste Geschossdecken zum
kalten Dachraum
GK 0 5.4.2​ Decken über Kellerräumen u. Kriechkellern
5.4.3​ Balkenköpfe im Mauerwerksbau

5.5​ Außenwandkonstruktionen
GK 0
5.5.1​ Grundsätzliche Anforderungen
5.5.2​ Außenwandbekleidungen
5.5.3​ WDVS und Putzschichten auf HWL-Platten
GK 0
5.5.4 ​Mauerwerks-Vorsatzschalen

Erdgeschoss 5.6​ Schwellen im Sockelbereich


GK 0 Abb. 5.1:
5.7 ​Bäder und Feuchträume Fassadenschnitt mit Zuordnung
der Holzbauteilen in GK 0

Gebrauchsklasse 0
nach DIN 68800-2
30 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

5.2_ Geneigte Dächer Der belüftete Hohlraum zwischen der äußeren


5.2.1 Belüftete Dachaufbauten Beplankung und der Dachdeckung ist eine wichtige
Sparren im Dachquerschnitt sind ausreichend ge- Voraussetzung für die Dauerhaftigkeit der Dachde-
schützt, wenn für die verschiedenen Bauteilebenen ckung und die Funktionstüchtigkeit der zweiten was-
folgende Bedingungen erfüllt sind (vgl. Bild 5.2.1): serführenden Ebene.

Anforderungen an geneigte Dächer (von außen): Dachlatten als Konterlattung und Traglattung sowie
1. Dachdeckung als belüfteter Wetterschutz mit zugehörige Traufbohlen und Schalungen sind auch
Trag- und Konterlattung. dann der GK 0 zuzuordnen, wenn sie nicht technisch
getrocknet sind. Aufgrund ihrer kleinen Querschnitte
2. Zweite wasserführende Ebene und Winddich-
sind diese Bauteile kaum rissgefährdet und durch Be-
tung: äußere Abdeckung oder diffusionsoffene
lüftung stellt sich eine Holzfeuchte von u ≤ 18 % ein.
Beplankung mit sd ≤ 0,3 m.
Die eindeutige Zuordnung in Festigkeitsklassen kann
3. Sparren als trockenes Vollholzprodukt mit Voll- nur durch Trockensortierung (TS) erfolgen.
sparrendämmung aus genormten Faserdämm-
stoffen oder mit bauaufsichtlichem Verwend- Die zweite wasserführende Ebene übernimmt als
barkeitsnachweis. äußere Abdeckung oberhalb der Sparren temporär
die Funktionen eines zusätzlichen Regenschutzes. Ihre
4. Raumseitig dampfdiffusionshemmende Schicht
Abbildung 5.2.1 (Seite 22)
mit sd ≥ 2,0 m, die auch im Bereich von An-
Ausführung wird in Abhängigkeit der Dachneigung
und der zusätzlichen Anforderungen gemäß Dachde-
schlüssen und Durchdringungen luftdicht aus-
ckerrichtlinien [FRDD] festgelegt (siehe Abb. 5.2.2).
geführt ist.
Üblich ist die Ausführung einer Unterdeckung aus dif-
fusionsoffenen Bahnen oder geeigneten, hydropho-
bierten Holzfaserplatten, die zusätzlich die Funkti-
on der Dachaussteifung und einer Überdämmung
1
übernehmen können (siehe Abb. 5.2.3). Bei Einsatz
2
zur Dachaussteifung sind Holzfaserplatten von tem-
3 porärer Feuchteeinwirkung zu schützen.
4

Eine trockene Bretterschalung kann in Verbindung


mit einer Unterdeckbahn mit sd ≤ 0,3 m als äußere Ab-
deckung eingesetzt werden, wobei sich Brettbreiten
von max. 160 mm bewährt haben (siehe Abb. 5.2.4).
Abb. 5.2.1: 1 Witterungsschutz (grau)
Funktionsschichten gneigter 2 Zweite wasserführende Ebene und Belüftungse-
Dächer in GK 0 bene (blau), links mit Unterdeckplatte, rechts mit
Unterspannbahn
3 Dämmung und Tragkonstruktion (gelb)
4 Luftdichtung und Dampfbremse (rot)
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 31
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abbildung 5.2.2. a-d (Seite 22)


a b b

Abbildung
Abbildung
Abbildung 5.2.2.
5.2.2.
5.2.2. a-d
a-d
a-d (Seite
(Seite
(Seite 22)
22)
22)
Abbildung
2. a-d (Seite
aa a
22) 5.2.2. a-d (Seite
bb b
22) bb b b c d
b a b b b

Abb. 5.2.2: Ausführungsmög-


lichkeiten von Unterdächern
Ausführung abhängig von der
Dachneigung (Regeldachnei-
gung) und der Anzahl zusätz-
b b a)
b Unterspannbahn cc c b) Unterspannbahn auf Schalung,
dd d Volldämmung oder Aufdachdäm-
cb d c mung (alternativ geeignete Unterdeckplatte)
d
licher Anforderungen gemäß
Fachregeln für Dachdeckungen
des Zentralverbandes des Deut-
schen Dachdeckerhandwerks
[FRDD]

c) Naht- und perforationsgesichertes (regensicheres) d) Wasserdichtes Unterdach mit in die Abdichtungs-


Unterdach mit Nageldichtband (rot) unter Konterlattung bahn eingebundener Konterlattung (siehe Hinweise
zu außenseitig diffusionshemmenden Konstrukti-
onen in Kap. 5.2.2 und 5.2.3)
Abbildungen 5.2.3 (Seite 23) Abbild

Abb. 5.2.3: Dachaufbau GK 0


1 Dachdeckung auf Dachlatttung,
1 1
z.B. 30/50 mm S10/C24 (GK 0)
2 2
2 Konterlattung und Belüftungsebene, 3 3
z.B. 30/50 mm S10/C24 (GK 0) 4 4
3 diffusionsoffene Unterdeckbahn oder hydropho- 5 5
bierte Holzfaserplatte mit sd ≤ 0,3 m 6 6
4 Volldämmung aus Faserdämmstoffen 7 7
(Mineralfaser, Holzfaser oder Zellulosefaser)
5 Dachsparren aus trockenem Vollholz,
z.B. KVH C24 (GK 0)
6 diffusionshemmende Schicht mit sd ≥ 2,0 m,
z.B. Dampfbremse oder OSB/3

.2.3 (Seite 23) auf Lattung (GK 0), z.B. GKB


7 Bekleidung Abbildungen 5.2.4 (Seite 23)

Abb. 5.2.4: Dachaufbau GK 0 mit Bretterschalung


Abbild
1 – 2 sowie 4 – 7 wie Abb. 5.2.3 1 Abbildungen 5.2.5 (Seite 23)
3 Trockene Schalung mit b ≤ 160 mm in Verbindung mit 2
Unterdeckbahn mit sd ≤ 0,3 m 3
1
4
52
63
74
5
6
7
3 3
4 4
32 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
5 5
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2
6 6
7 7

Abbildungen 5.2.6 (Seite 23)


Abbildungen 5.2.5 (Seite 23)
Dachquerschnitte mit Aufdachdämmung
Bei Dachquerschnitten mit Aufdachdämmung sind
1 die Holzbauteile raumseitig der Wärmedämmung
2 verbaut und damit optimal vor Tauwasserbildung
3 geschützt (siehe Abb. 5.2.5). Die Zuordnung in die

4 Gebrauchsklasse GK 0 ist dann nachweisfrei sicher-


gestellt, wenn durch zusätzliche raumseitige Beklei-
5
dungen und Dämmungen der Tauwasserschutz nicht
6
gefährdet ist. Dies ist dann der Fall, wenn diese dif-
7
fusionsoffen ausgeführt werden und die raumseitige
Dämmung max. 20 % des Gesamtwärmedurchlass-
widerstandes R beträgt.
Abbildungen 5.2.3 (Seite 23) Abbildungen 5.2.4 (Seite 23)
Abb. 5.2.5: Dachaufbau mit Aufdachdämmung GK 0 Im Gefach belüftete Steildächer
1 Dachdeckung auf Dachlatttung, Konstruktionen gemäß Abb. 5.2.6 stellen in Verbin-
1 1
z.B. 30/50 mm S10/C24 (GK 0) dung mit einer hinterlüfteten Dachdeckung keine
2 2
2 Tragende Konterlattung und Belüftungsebene,
3 zeitgemäße Lösung im Sinne der DIN 68800-2 dar. 3
z.B. 40/60 mm S10/C24 (GK 0) 4 Durch die Belüftungsebene besteht die Möglichkeit 4

 iffusionsoffene Unterdeckbahn mit5


3D eines Insektenzugangs (Zuordnung zur GK 1), zu- 5
6 6
sd ≤ 0,3 m soweit zusätzlich zu Nr. 4 erforderlich dem steigt das Risiko konvektiver Feuchteeinflüsse
7 7
4 Aufdachdämmsystem (druckfest) nach durch die fehlende äußere Winddichtung. Nicht zu-
DIN EN 13162 bis DIN EN 13171 oder mit bauaufsicht- letzt aufgrund eines guten Wärmeschutzes und der
lichem Verwendbarkeitsnachweis Vermeidung einer Brandweiterleitung über Hohl-
(z.B. Holzweichfaserdämmplatten) räume sind solche Konstruktionen nicht mehr aner-
Abbildungen 5.2.6 (Seite 23)
Abbildungen 55.2.5 (Seite 23)
Diffusionshemmende Schicht mit s d
≥ 2,0 m, kannte Regel der Technik.
z.B. Dampfbremse, soweit erforderlich
6 Tragende und aussteifende Dachschalung aus
1
Holzwerkstoffen auf Sichtschalung (links) oder Massiv-
2
holzplatte als Sichtbeplankung (rechts)
3
7 Dachsparren aus trockenem Vollholz, 4
z.B. KVH C24 (GK 0) 5
6

7.1a 7.1b

Abb. 5.2.6: Dachquerschnitt mit Belüftung in Ebene


der Dämmung (aufgrund Einstufung der Sparren in
GK 1 sowie möglicher konvektiver Feuchteeinträge zu
vermeiden)
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 33
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abbildungen 5.2.7 (Seite 24)

Ertüchtigung von Bestandskonstruktionen


Im Bestand liegen häufig Dachkonstruktionen mit
diffusionsdichter Unterdeckung vor. Um eine dif-
fusionsoffene Ausführung zu erhalten sind bei
Ertüchtigung von innen (z.B. bei erhaltenswerter
Dachdeckung) durch geeignete Maßnahmen eine
zweite wasserführende und eine Belüftungsebe-
ne vorzusehen. Bei fehlender Konterlattung kann
dies durch den Einbau von Distanzlatten oder einer Abb. 5.2.7: Bestandskonstruktion, nachträglich von innen gedämmt und verstärkt
„fliegenden Konterlatte“ auch nachträglich erfol- links: Holzweichfaserplatte an Distanzlatten befestigt, halbierter Stegträger (oder Bohle)
gen (siehe Abb. 5.2.7). In diesen Fällen kann eine zur Vergrößerung des Gefachraumes und als Höhenausgleich, Hohlräume vorzugsweise
Belüftung zur Sicherstellung des Tauwasserschutzes mit Zellulose ausgeblasen, raumseitige Dampfbremse und Beplankung nach Wahl
sinnvoll sein, wobei die nach DIN 4108-3 erforder- rechts: Unterspannbahn mit „fliegender“ Konterlatte (30/50 mm), Beisparren aus technisch
lichen Belüftungsquerschnitte sowie die Be- und getrocknetem Konstruktionsvollholz, Volldämmung als Faserdämmstoff vorzugsweise
Entlüftungsöffnungen einzuhalten sind [FRDD]. eingeblasen.

5.2.2 Nicht belüftete Konstruktionen mit Weitere Hinweise zu Konstruk-


 emäß DIN 68800-2, Abs. 7.5 sind folgende
G
Metalleindeckung oder Abdichtung tionen mit diffusionshem-
Punkte besonders zu beachten:
Bei Konstruktionen mit außenseitig diffusionshem- menden Außenschichten ent-
menden oder -dichten Schichten ist das Trock- 1. Individuelle Gegebenheiten wie Standort, Farbe hält Kapitel 5.3.2 (nichtbelüfte-
nungspotential stark eingeschränkt. Dadurch der Eindeckung und Verschattung sind im Nach- te Flachdächer).
kommt der konsequenten Ausführung der ra- weis zu berücksichtigen.
umseitigen diffusionshemmenden und luftdich- 2. B
 ei Metalleindeckung ist eine strukturierte
ten Ebene besondere Bedeutung zu. Diese sollte Trennlage mit Wasser abführender Schicht ge-
gleichzeitig die Menge der durch Diffusion eintre- mäß Klempnerfachregeln vorzusehen [KFR].
tenden Feuchte auf ein zulässiges Maß begrenzen
3. Bei bauseitiger Fertigung ist ein Witterungsschutz
und die Rücktrocknung eingebrachter Feuchte er-
während der Montagezeit sicherzustellen.
möglichen. Die Auswahl geeigneter Produkte muss
auf Grundlage eines rechnerischen Nachweises 4. Z usätzliche äußere Deckschichten oder Dämm-
des Tauwasserschutzes nach DIN EN 15026 für schichten oberhalb der Beplankung bzw. Scha-
lung sowie raumseitige Bekleidungen sind nur
den Gesamtquerschnitt erfolgen (vgl. Kap. 4.8.4).
zulässig, sofern sie im Einzelnachweis auf Basis
Feuchtevariable Dampfbremsen bieten hierbei Vor-
von DIN EN 15026 durch hygrothermische Simu-
teile in der Feuchtebilanz, benötigen jedoch einen
lation mit konvektivem Feuchteeintrag berück-
bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis.
sichtigt werden (vgl. Kap. 4.8.4).
34 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abbildungen 5.2.8 (Seite 25)


5.2.3 Nicht ausgebaute, ungedämmte Dachkon-
struktionen und Spitzböden
Dachkonstruktionen nicht ausgebauter Dachräume
6 von Wohngebäuden werden unter folgenden Bedin-
gungen der Gebrauchsklasse GK 0 zugeordnet:

a) D
 achräume sind zugänglich und die Konstruk-
tion einsehbar und kontrollierbar oder
4

b) V
 erwendung von Brettschichtholz oder
3
Brettsperrholz, technisch getrocknetem Bau-
2 5 holz mit Holzfeuchte u ≤ 20 % oder

1
c) V
 erwendung von Farbkernhölzern mit Splint-
Abb. 5.2.8: holzanteil unter 10 % (z.B. Kiefer).
Firstausbildung nicht ausge- 1 Sparren (GK 0)

bauter Dachstuhl GK 0 mit 2 Firstpfette (GK 0) Vermeidung von Schimmelbildung


Lüftungsschlitz zum Abfüh- 3 Konterlattung (GK 0) Bei hoher Luftfeuchte besteht bei ungedämmten
ren konvektiv eingebrachter 4 Dachlattung (GK 0) Bauteilen die Gefahr der Schimmelbildung. Um ent-
Feuchte 5 Unterspannbahn, diff.-offen mit Lüftungsschlitz sprechende Bauschäden zu verhindern, muss feuch-
(ca. 10 cm) am First te Raumluft zügig abgeführt werden, wofür eine
6 Folienstreifen zum Schutz gegen diffusionsoffene Ausführung der Unterdeckung
Flugschnee und Insekten allein oftmals nicht ausreicht. Deshalb müssen Un-
terspann- bzw. Unterdeckbahnen bzw. -platten
am First mit einem ausreichend großen, ca. 10 cm
Abbildungen 5.2.11. (Seite 25) breiten Lüftungsschlitz ausgeführt und gegen Flug-
schnee- und Wassereintrieb gesichert werden, ohne
Abb. 5.2.9: dass dabei der Belüftungsquerschnitt eingeschränkt
Dachüberstand aus Holz- wird (siehe Abb. 5.2.8). Alternativ kann eine Quer-
werkstoffplatten mit Über- lüftung von Giebel zu Giebel hergestellt werden.
dämmung und fachgerechter
Dachrandausbildung Zugänge zu den ungedämmten Bereichen (z.B.
Dachboden- bzw. Einschubtreppen) sind wärmege-
dämmt und luftdicht auszuführen sowie während
der Bauzeit verschlossen zu halten, damit kein kon-
60°

vektiver Feuchteeintrag (insbesondere durch Bau-


feuchte) erfolgt [9]. Zur Vermeidung dieses Problems
hat es sich in vielen Fällen bei kleinen Dachräumen
bewährt, diese in die Dämmebene einzubeziehen.
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 35
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

1
5.2.4 Dachüberstände
Sparrenköpfe sind ausreichend geschützt wenn sie 6
sich „unter Dach“ befinden, d.h. die Holzbauteile
10
bei unter 60° einfallenden Niederschlägen nicht di-
rekt befeuchtet werden. Da in diesen Bereichen die 9 5 3
mittlere relative Luftfeuchte im Regelfall unter 85 % 4
7

60°
liegt, erfolgt in Verbindung mit der Anwendung
von technisch getrockneten Vollholzprodukten eine 8

Zuordnung in die Gebrauchsklasse GK 0. Pfetten-


1 Sparrenkopf (GK 0) Abb. 5.2.10:
köpfe oder Flugsparren die sich nicht „unter Dach“
2 Traufschalung (GK 0) Traufdetail mit freiliegenden
befinden sind durch geeignete Schutzmaßnahmen
3 Traufbohle (GK 0) Sparren GK 0
(z.B. Abdeckbretter oder Verblechungen) vor di-
4 Unterdeckung Holzfaserplatte
rekter Bewitterung zu schützen.
5 Lüftungsgitter
6 Tropfblech
Zur Vermeidung von Schimmelbefall an Dachun-
7 Stellbrett
tersichten werden Traufschalungen aus Massivholz
8 Stellbohle bzw. Randholz
oder Massivholzplatten mit Überdämmung aus
9 Rähm gemäß Statik
Holzfaserplatten empfohlen. Durch Schimmelpilz-
10 Luftdichter Anschluss (Folie)
befall besonders gefährdet sind Dachschalungen
flachgeneigter Dächer mit unmittelbar aufgebrach-
ter Metalldachdeckung oder Abdichtung sowie die
Holzwerkstoffe Baufurniersperrholz, Furnierschicht-
holz und OSB-Platten. Fungizide (schimmelpilzhem-
mende) Anstriche allein sind keine dauerhafte Lö-
sung zur Vermeidung von Schimmelbefall. Neben 3
geeigneten, für den Anwendungsfall freigegebenen
4
Holzwerkstoffen (z.B. Massivholzplatten), werden in
[9] eine Mindestüberdämmung von 30 mm sowie
8
eine fachgerechte Dachrandausbildung empfohlen 1
7
(siehe Abb. 5.2.9).
60°

5
5.2.5 Fußpfetten und Pfettenauflager
Fußpfetten auf der obersten Geschossdecke und
Pfettenauflager in der Außenwand brauchen im Re- 5 2 5
gelfall keine feuchtesperrende Schicht (Bitumenun- 6
terlage) und auch keine Ummantelung, wenngleich
erstere in DIN 68800-2 empfohlen wird (ausführ-
liche Hinweise in Kap. 5.4.3). Abb. 5.2.11:
1-5 wie in Abb. 5.2.10
6 Holzfaserplatte (Winddichtung Traufdetail mit Kastengesims

und Überdämmung) GK 0

7 Sparrenauflager
8 Luftdichtheitsebene (Folie)
36 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

5.3_ Flachdächer und flach geneigte Dächer Konstruktionsbedingt weisen Flachdächer und flach
Die Holzschutznorm DIN 68800 definiert in Teil 2 geneigte Dächer außenseitig mindestens diffusions-
die Bezeichnung von Dächern in Abhängigkeit ihrer hemmende, eher aber diffusionsdichte Schichten
Neigung folgendermaßen: auf, weshalb es sich aus bauphysikalischer Sicht um
Abb. 5.3.1: anspruchsvolle Bauteile handelt. Um eine Zuord-
Konstruktionsprinzipien von • Flachdach: ≥ 2 % bis < 3° (5 %) nung der Holzbauteile in die Gebrauchsklasse GK 0
Flachdächern mit ihren Vor- • Flach geneigtes Dach: ≥ 3° bis < 5° vornehmen zu können, sind die Besonderheiten der
und Nachteilen • Geneigtes Dach: ab 5° verschiedenen Konstruktionsprinzipien zu beachten
Abbildungen 5.3.1 (Seite 26) (siehe Abb. 5.3.1). Unterschieden werden:

Abbildungen 5.3.1 (Seite 26)


a a) Flachdach mit Aufdachdämmung (Kap. 5.3.1) • Flachdächer mit Aufdachdämmung
Abbildungen
a 5.3.1 (Seite 26) Die klare Trennung von Konstruktions- und Däm- • vollgedämmte unbelüftete Flachdachkonstruk-
mebene bringt Vorteile in Bezug auf Wärme- und tionen als kompakte einschalige Bauweise
Feuchteschutz. Durch die wärmebrückenfreie • belüftete Flachdachkonstruktionen
a
Überdämmung der Holzkonstruktion besteht keine
Gefahr der Tauwasserbildung solange der Großteil
der Dämmung oberhalb dieser liegt. Die Nutzung
der Dachoberfläche ist bei Verwendung geeigneter
druckfester Dämmstoffe unbedenklich.
b

b b) Kompakte einschalige Flachdächer (Kap. 5.3.2)


Die Nutzung des Hohlraums zwischen der Trag-
b konstruktion bringt ein hohes Maß an Wirtschaft-
lichkeit, macht diese Bauweise aber auch sensibel
gegenüber unplanmäßigem Feuchteeintrag. Deshalb
muss die Rücktrocknung zur Raumseite gewährlei-
c
stet sein, für die zudem eine ausreichende Erwär-
c
mung der Dachfläche und eine raumseitig diffusi-
onsfähige Ausführung erforderlich sind.
c

c) Belüftete Flachdachkonstruktion (Kap. 5.3.3)


Die nach außen diffusionsoffene Bauweise bietet ein
hohes Maß an Sicherheit zur Vermeidung feuchte-
bedingten Schäden, nicht zuletzt aufgrund der zwei-
ten wasserführenden Ebene. Mangels Dachneigung
sind allerdings große Lüftungsquerschnitte sowie
ausreichend dimensionierte und gegenüberliegende
Be- und Entlüftungsöffnungen erforderlich. Eine
Attika ist hier nicht umsetzbar.
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 37
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

5.3.1 Flachdächer mit Aufdachdämmung Das Anbringen einer unterseitigen Bekleidung Nachweisfreie Konstruktionen
Das Anordnen eines Großteils der Wärmedämmung ist dann zulässig, wenn dadurch der Tauwasser- nach Anhang A der DIN 68800-2,
oberhalb der Tragkonstruktion wirkt sich vorteilhaft schutz für den Gesamtquerschnitt erfüllt bleibt. Bauteile A.18 und A.19 in Ver-
auf das Feuchteverhalten aus. Durch das Überdäm- Bedingung hierfür ist gemäß DIN 4108-3, dass eine bindung mit Dampfbremsschicht
men ist diese nicht bzw. nur geringfügig einer Aus- Dämmung auf der Bekleidung nicht mehr als 20 % sd ≥ 100 m gemäß DIN 4108-3
kühlung im Winter ausgesetzt, so dass die Gefahr zum Gesamtwärmedurchlasswiderstand R des
der Tauwasserbildung an kalten Holzoberflächen Bauteils beiträgt. Unter Einhaltung der genannten
nicht besteht. Zudem ist die auf der Dachschalung Bedingungen entfällt der Nachweis des Feuchte-
liegende Luftdichtheitsebene (sinnvollerweise als schutzes wenn zudem eine Dampfbremsschicht
Notabdichtung ausgeführt) weniger gefährdet. Bei Abbildungen
mit 5.3.2
sd ≥ 100 m unter der (Seite
Dämmschicht 26)
angeordnet
der Ausführung von Dachüberständen muss deren wird.
Anschluss an die Außenwand geplant werden. Der
Nachweis einer Trocknungsreserve wird hier nicht a b c
gefordert.

Die Einstufung in die Gebrauchsklasse GK 0 ist


gemäß DIN 68800-2, Abs. 7.7 unter folgenden
Bedingungen möglich:

1.Verwendung technisch getrockneter Hölzer für


die Tragkonstruktion,

2.Holzschalung aus technisch getrocknetem Holz


(d ≥ 24 mm) oder Holzwerkstoffe (d ≥ 22 mm,
geeignet für NKL 1), Abb. 5.3.2:
Flachdachkonstruktionen mit Aufdachdämmung GK 0

3. Anordnung einer Dampfbremsschicht mit auf Holzbalken- (links) und Massivholzkonstruktion (rechts)

rechnerisch nachgewiesenem Diffusionswider- a) ohne Nutzung (nackte Dachbahn)

stand bzw. sd ≥ 100 m gem. DIN 4108-3. b) mit Terrassenbelag auf Unterkonstruktion
und Bautenschutzstreifen

4. Ausreichend druckfeste Wärmedämmung c) m


 it extensiver Begrünung oder Bekiesung als Schutzschicht

gem. Anforderungen der DIN 4108-10.

Als Dachabdichtungssysteme können Bitumen- und


Polymerbitumenbahnen, Kunststoff- und Elastomer-
bahnen oder andere Abdichtungen mit bauaufsicht-
lichem Verwendbarkeitsnachweis zur Anwendung
kommen.
38 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

5.3.2 Vollgedämmte, unbelüftete Flachdach- Problem Verschattung und Begrünung


konstruktionen Die Verschattung eines Flachdachs reduziert die
Weitere Informationen und Aufgrund ihrer auch bei großen Dämmdicken direkte Sonneneinstrahlung und damit die Rück-
bauphysikalisch bewertete kompakten Bauweise erfreuen sich diese Konstruk- trocknung des Bauteils. Dieser Nachteil kann durch
Flachdachbauteile in: tionen großer Beliebtheit. Da die Holztragkonstruk- baukonstruktive Maßnahmen kompensiert werden.
Informationsdienst HOLZ tion allerdings im tauwassergefährdeten Bereich Neben einer feuchtevariablen Dampfbremse kann
spezial, Flachdächer in Holz- liegt, handelt es sich auch um besonders sensible eine Überdämmung der Dachfläche die bauphysika-
bauweise, Holzabsatzfonds Bauteile. Risikofaktor ist insbesondere unplanmäßig lische Funktionstüchtigkeit sicherstellen, was durch
Bonn, 2008 [7] eingetragene oder eingebaute Feuchte, wodurch numerische Simulationsverfahren (DIN EN 15026)
es in der tragenden Dachschalung aus Holz oder nachgewiesen werden kann.
Holzwerkstoffen und an der Oberseite der Holzkon-
struktion zu einer kritischen Erhöhung der Holz- Besonders problematisch sind dauerhafte Verschat-
feuchte kommen kann. tungen z. B. durch großflächige PV-Module, aber
auch Dachterrassen und Dachbegrünungen. Letzte-
Vordimensionierung ver- Eine Austrocknung der Konstruktion nach außen re sind nur als dünnschichtige (ca. 80 mm) extensive
schatteter Flachdachkon- durch Dachschalung und Dachabdichtung hindurch Leichtgründächer in Verbindung mit trockenem
struktionen: Planungsbro- findet nur in sehr begrenztem Maße bei Kunst- Raumklima nachweisbar. Eine Vordimensionierung
schüre „Flachgeneigte Dä- stoffdachbahnen mit sd-Wert um 20 Meter statt. verschatteter Flachdachkonstruktionen kann an-
cher aus Holz“, Herausge- Die in DIN 68800-2 geforderten Trocknungsreserve hand der Planungsbroschüre „Flachgeneigte Dächer
ber: Holzforschung Austria, von 250 g/(m a) bei Dächern (vgl. Kap. 4.8.4) kann
2
aus Holz“ vorgenommen werden [8].
2010 [8] deshalb nur durch Rücktrocknungseffekte zur
Raumseite hin erzielt werden, wobei die Konstruk- Eine Überdämmung der Holzkonstruktion in Ver-
tion auf der Innenseite entsprechend diffusionsfä- bindung mit einer „Notabdichtung“ bringt eine
hig ausgebildet werden muss. Die Wirkungsweise wirksame Verbesserung der Robustheit einscha-
Abb. 5.3.3: Feuchtemanage- dieses „Feuchtemanagements“ ist in Abbildung liger Flachdachkonstruktionen.
ment in einschaligen Kon- 5.3.3 dargestellt. Besonders zu beachten ist, dass
struktionen: im Winter be- die Rücktrocknung nur zustande kommt, wenn eine
grenzter Feuchteeintrag durch deutliche Erwärmung der Bauteiloberseite durch
Diffusion, bei Erwärmung solare Strahlung gegeben ist. Nur so kann sich ein
der Dachoberseite erfolgt die ausreichendes Dampfdruckgefälle von außen nach
Rücktrocknung zur Raumseite innen, die sogenannte Umkehrdiffusion, einstellen.
durch die Dampfbremse hin-
durch [7]

***
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 39
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abbildungen 5.3.4 (Seite 27)

GK 0 ohne rechnerischen Nachweis


a b
Eine Einstufung von unbelüfteten Flachdachkon- 1
struktionen in die GK 0 ist ohne rechnerischen 2
Nachweis nur unter Einhaltung restriktiver Randbe- 3
dingungen möglich. 4
5
DIN 68800-2 enthält in Anhang A.20 eine nach- 6
weisfreie Beispielkonstruktion mit Dachabdichtung
und Metalldachdeckung, für die folgende acht An-
forderungen alle zu erfüllen sind:
Bild 5.3.4: Nachweisfreie einschalige Flachdachkonstruktion GK 0
1. Dachneigung mindestens 3 % oder 2°. nach DIN 68800-2, A.20 ohne zusätzliche Deckschichten, unver-
schattet und mit werkseitiger Vorfertigung
2. Dunkle Dachabdichtung mit Strahlungsab-
sorptionsgrad von mindestens 80 %, alter- 1 a) Dunkle Dachabdichtungbahn
nativ: Metalldachdeckung auf strukturierter (Bitumen- oder Kunststoffdachbahn)
Trennlage. 1 b) Metalldachdeckung als Alternative (ab DN 7°)
2 Trockene Vollholzschalung, max u = 15 % (d ≥ 24 mm)
3. Technisch getrocknete Holzprodukte mit Ein- oder Holzwerkstoff (d ≥ 22 mm)
baufeuchte von max. 15%. 3 Trockenes Holzprodukt (u ≤ 15 %)
4 Volldämmung (mineralischer Faserdämmstoff nach
4. Feuchtevariable diffusionshemmende Schicht DIN EN 13162, Holzfaserdämmstoff nach DIN EN 13171
mit sd ≥ 3 m bei ≤ 45 % relative Luftfeuchte oder Faserdämmstoff mit bauaufsichtlichem
und 1,5 m ≤ sd ≤ 2,5 m bei 70 % mit bauauf- Verwendbarkeitsnachweis)
sichtlichem Verwendbarkeitsnachweis. 5 Feuchtevariable Dampfbremse mit
sd ≥ 3 m bei ≤ 45 % r.F. und 1,5 m ≤ sd ≤ 2,5 m bei 70 % r.F.
5. Hohlraumfreie Dämmung als mineralischer 6 Innenseitige Bekleidung mit/ohne Lattung sd ≤ 0,5 m
Faserdämmstoff (DIN EN 13162), Holzfaser-
dämmstoff (DIN EN 13171) oder Dämmstoff
mit bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnach-
weis.

6. Installationen raumseitig der Luftdichtheits-


ebene, ggf. Installationsebene erforderlich.

7. Keine die Erwärmung mindernde Deckschich-


ten und Verschattungsfreiheit dauerhaft (bau-
rechtlich) sichergestellt.

8. Werkseitige Vorfertigung der Dachbauteile.


40 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

5.3.3 Belüftete Flachdachkonstruktionen Die Ausführung der Unterdeckung kann in Anleh-


nung an DIN 68800-2, Bild A.17 erfolgen als:
Durch die Belüftung von Flachdachkonstruktionen
kann infolge von Diffusion oder anderer Einwir- • Abdeckung mit diffusionsäquivalenter Luftschicht-
kungen eingebrachte Feuchte zügig abgeführt dicke sd ≤ 0,3 m oder
werden, ohne dass hierfür eine bestimmte • trockene Bretterschalung mit b ≤ 160 mm mit
Erwärmung der Bauteiloberfläche erforderlich ist. Unterdeckbahn sd ≤ 0,3 m oder
Belüftete Konstruktionen bieten sich deshalb auch • Holzfaserdämmplatte beliebiger Dicke für das
bei Flachdächern mit Terrassennutzung, aufge- Anwendungsgebiet DADdm nach DIN 4108-10
stellten PV-Modulen oder extensiver Begrünung als Unterdeckplatte.
an (siehe Abb. 5.3.5). Voraussetzung für die Dau-
erhaftigkeit dieser Konstruktionen ist die Funkti-
onstüchtigkeit der Belüftung, deren Wirksamkeit Anforderungen an Belüftungsquerschnitte
abhängig ist von: nachweisfreier Flachdächer in GK 0

• Dachneigung DIN 68800-2 enthält in Anhang A.17 eine belüf-


• Länge der Belüftungswege (Sparrenlänge) tete Flachdachkonstruktion mit Dachbegrünung,
• Höhe des Belüftungsquerschnitts für die auf einen rechnerischen Nachweis des
• L age und Größe der Be- und Entlüftungsöff- Tauwasserschutzes verzichtet werden kann.
nungen. Um die dauerhafte Funktionstüchtigkeit zu ge-
währleisten, werden folgende Anforderungen an
Die Größe des Belüftungsquerschnitts ist in Ab- die Belüftung gestellt:
hängigkeit von der Dachneigung zu dimensionie-
ren. Eine fehlende oder nur geringe Dachneigung 1. Belüfteter Hohlraum, max. 15 m Länge
beschränkt die Thermik und hemmt somit die er- 2. Höhe des Belüftungsquerschnitts:
forderliche Luftbewegung im Hohlraum. Es haben bei DN ≥ 3° und ≤ 5°: mind. 150 mm
sich folgende Randbedingungen für Belüftungs- bei DN > 5° mind. 80 mm
längen bis 15 Metern bewährt: 3. Größe der Be- und Entlüftungsöffnungen
mind. 40 % des Belüftungsquerschnitts.
• Zwischen 3° und 5° mindestens 150 mm Lüf-
tungsquerschnittshöhe,
• ab > 5° Reduzierung auf 80 mm möglich,
• Zuluftöffnungen am Dachrand mit jeweils min-
destens 40 % des Belüftungsquerschnitts und
gegenüberliegend (sich sehend).

Ein Vorteil belüfteter Konstruktionen ist das Vorlie-


gen einer zweiten wasserführenden Ebene welche
zusätzliche Sicherheit gegenüber Feuchteeintrag
von außen bietet.
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 41
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abbildungen 5.3.5 (Seite 28)

1D
 achabdichtung bzw. -deckung
a b c d
a) ohne Auflage,
b) mit Bekiesung oder extensiver Begrünung,
1
c) mit Terrassenbelag auf Streifen Bautenschutzbahn
2
d) Metalldachdeckung auf strukturierter Trennlage
(z.B. Stehfalzdeckung) 3
4
2T
 ragende Dachschalung (GK 0) aus trockenem Holz
(d ≥ 24 mm) oder aus Holzwerkstoff als tragende Be-
5
plankung für Anwendung im Feuchtbereich (NKL 2) 6

3 Unterkonstruktion als trockenes Vollholzprodukt (GK 0),


7
belüfteter Hohlraum
8
• bei Dachneigungen DN ≥ 3° und ≤ 5°:
min. 150 mm Höhe
• bei Dachneigungen DN > 5°: min. 80 mm Höhe Abb. 5.3.5:

•B
 e- und Entlüftungsöffnungen ≥ 40 % des Belüf- Belüftetes Flachdach GK 0 mit verschiedenen Deckschichten

tungsquerschnittes (geeignet für Belüftungsweglängen bis 15 m)

4 Unterdeckung bestehend aus:


•A
 bdeckung (Folie) mit diffusionsäquivalenter Luft-
schichtdicke sd ≤ 0,3 m oder ​
• T rockene Brettschalung max. b = 160 mm, abge-
deckt mit Unterdeckbahn sd ≤ 0,3 m oder
• Holzfaserdämmplatte nach DIN EN 13171 belie-
biger Dicke (Anwendungsgebiet DAD-dm) nach
DIN 4108-10 ausgeführt als Unterdeckplatte Typ IL
nach DIN EN 14964

5 Trockenes Holzprodukt

6 Faserdämmstoff nach DIN EN 13162, Holzfaser-


dämmung nach DIN EN 13171 oder Dämmstoff mit
bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis,
z.B. Zellulose

 ampfbremse und Luftdichtung mit sd ≥ 2 m oder


7D
geeignete Holzwerkstoffplatte

8 Innenseitige Bekleidung mit/ohne Lattung


42 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

5.4_ Decken und Balkenauflager In Bezug auf den Tauwasserschutz nachweisfreie


Innenliegende Deckenkonstruktionen unterliegen Konstruktionen müssen gemäß Anhang A.21 der
nur dann einer besonderen Feuchtebeanspruchung, DIN 68800-2 folgende Anforderungen erfüllen:
wenn diese Warmbereiche von Kaltbereichen tren-
nen. Meist sind dies oberste Geschossdecken zu 1. Raumseitige Dampfbremsschicht mit sd ≥ 2 m
ungedämmten Dachräumen. Besondere Beachtung 2. Trockenes Holzprodukt
bedarf zudem die Ausführung von Balkenköpfen im 3. Obere Schalung oder Beplankung mit sd ≤ 2 m,
Mauerwerksbau (siehe Kap. 5.4.3). Ansonsten wer- z.B. Vollholzdielung, Spanplatten oder ge-
den an den Holzschutz innenliegender Deckenkon- eignete OSB-Platten
struktionen nur dann bestimmte Anforderungen
gestellt, wenn diese im Bereich von Feuchträumen Ist oberseitig eine dampfbremsende Ausführung
angeordnet sind (siehe Kap. 5.7). mit sd ≤ 4 m geplant (z.B. EPS-Dämmung mit Holz-
werkstoffplatte), fordert die DIN 68800-2 den Dif-
5.4.1 Oberste Geschossdecken zu kalten Dach- fusionswiderstand der raumseitigen Dampfbremse
räumen auf 20 m bis maximal 50 m zu erhöhen. Zu beach-
Hinweis zu obersten Ge- Oberste Geschossdecken unter kalten bzw. nicht ten ist, dass sich bei dieser diffusionshemmenden
schossdecken mit Dämmung ausgebauten Dachräumen gelten in Bezug auf Bauweise das Trocknungsvermögen des Bauteils er-
im Gefach: Feuchteeinwirkungen als stark beansprucht, weil heblich verringert, weshalb der luftdichten Ausfüh-
Zusätzlich auf der Decken- der auf die trennenden, wärmegedämmten Bauteile rung der Konstruktion hier eine besondere Bedeu-
oberseite angeordnete einwirkende Dampfdruck hier am größten ist. Die tung zukommt. Deshalb wird empfohlen, Durch-
Beläge oder großflächige, Bauteile müssen grundsätzlich luftdicht ausgeführt dringungen weitgehend zu vermeiden.
dicht anliegende Gegenstän- werden, ebenso im Bereich von Durchdringungen
de können die Bildung von und Anschlüssen. Im Besonderen gilt dies für hohe Decken mit Aufdämmung
Tauwasser in der Decken- Räume und mehrgeschossige Gebäude aufgrund Derartige Konstruktionen verhalten sich ähnlich
konstruktion zur Folge der hohen Druckunterschiede. robust wie Flachdächer mit Aufdachdämmung, da
haben. Hierüber sollte der die konstruktiven Bauteile nicht im durch Tauwass-
Bauherr aufgeklärt werden. Zu unterscheiden sind Decken: ser gefährdeten Bereich liegen. Auch hier ist eine
a) m
 it dem Großteil der Dämmung im Gefach (ohne luftdichte Ausbildung der Konstruktion erforderlich.
Belüftung), Auf den Nachweis des Tauwasserschutzes kann un-
b) m
 it Dämmung im Wesentlichen oberhalb der ter Einhaltung der für Decken mit Dämmung im Ge-
Tragkonstruktion (Aufdämmung). fach geforderten Diffusionswiderstände verzichtet
werden. Dämmstoffe und Bekleidungen zwischen
Decken mit Dämmung im Gefach bzw. unterhalb der Holzkonstruktion sind zulässig,
Raumseitig können zusätzliche Beplankungen ange- wenn diese nicht mehr als zu 20 % zum Gesamt-
ordnet werden sofern der Tauwasserschutz für den wärmedurchlasswiderstand R des Bauteils beitragen.
Gesamtquerschnitt erfüllt ist (siehe Abb. 5.4.1). Zu-
sätzliche Dämmschichten mit trittfester Oberfläche,
z.B. in Verbindung mit Holzwerkstoffen oder Holz-
schalungen, können unter Beachtung des Tauwas-
serschutzes aufgebracht werden.
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 43
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abbildungen 5.4.1. (Seite 29)


1
Abb. 5.4.1: Decke mit Dämmung im Gefach zu kaltem
Dachraum
2

3
1O
 bere Schalung (GK 0) oder Beplankung (NKL 2)
mit sd ≤ 2 m z.B. Spanplatte (d ≤ 21 mm) oder 4
Bretterschalung (d ≤ 40 mm)
5
2 Deckenbalken aus trockenem Vollholz (GK 0)
6
3H
 ohlraumdämmung als Faserdämmstoff nach
DIN EN 13162, Holzfaserdämmung nach
DIN EN 13171 oder Dämmstoff mit bauaufsichtlichen
Verwendbarkeitsnachweis, z.B. Zellulose

4 Dampfbremse und Luftdichtung mit sd ≥ 2 m

5 Lattung bzw. Installationsebene, sofern erforderlich

6 Beplankung (GKB oder Holzschalung)

Abbildungen 5.5.2. (Seite 32)

Abb. 5.4.2: Decke mit Aufdämmung zu kaltem 1


Dachraum mit unterseitiger oder zwischenliegender
Bekleidung 2

3
1 Belag z.B. Holzwerkstoffplatte (NKL 2)

4
2D
 ämmsystem (druckfest) nach DIN EN 13162 bis
DIN EN 13171 oder mit bauaufsichtlichem Verwend- 5
barkeitsnachweis (z.B. Holzweichfaserdämmplatten)
6
 ampfbremsschicht mit sd ≥ 2,0 m
3D
7
soweit zusätzlich erforderlich

4 S chalung oder Beplankung (GK 0),


z.B. Spanplatte oder OSB/3

5 Deckenbalken aus trockenem Vollholz (GK 0)

6H
 ohlraumdämmung als Faserdämmstoff
(mit R max 20 % von Rges)

7B
 eplankung unterseitig oder zwischenliegend,
mit oder ohne Lattung, z.B. GKB
44 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abbildungen 5.4.3. (Seite 30)

1 5.4.2 Decken über Kellerräumen, Kriechkel-


2 lern und Außenluft
3 Deckenbauteile, welche die wärmedämmende Ge-

4 bäudehülle nach unten abschließen, können durch


Feuchteeinwirkungen aus dem Untergrund (Keller
5
oder Kriechkeller) beansprucht werden.
6

h 50 (100) cm Decken über Außenluft


Aufgrund des in diesem Fall großen Temperatur-
und damit Dampfdiffusionsgefälles ist eine luft-
dichte und dampfbremsende Ausführung erforder-
lich. Die dampfbremsende Wirkung ist meist durch
die tragende raumseitige Beplankung in Verbin-
Abb. 5.4.3: Decke über Außenluft mit Mindestabstand
dung mit dem Fußbodenaufbau gegeben. Als
von 50 cm zur Geländeoberkante bei Durchlüftung
Mindestabstand zwischen Unterkante Decke und
über zwei Seiten, ansonsten 100 cm bei einseitiger
Oberkante Gelände verlangt DIN 68800-2 bei aus-
Belüftung
reichender Be- bzw. Durchlüftung über zumindest
1 Fußbodenaufbau zwei Seiten ein Maß von 50 cm, ansonsten 100
cm (siehe Abb. 5.4.3). Wird der Mindestabstand
2 Raumseitige Schalung oder Beplankung
nicht eingehalten sind diese Bauteile wie Decken
(z.B. 22 mm OSB/3 mit dampfbremsender Wirkung) über Kriechkellern zu behandeln.
3 Dampfbremsschicht soweit zusätzlich erforderlich
Decken über geschlossenen Kellerräumen
4 Deckenbalken aus trockenem Vollholz (GK 0)
Grenzen Decken an geschlossene Kellerräume, ist
5 Faserdämmstoff nach DIN EN 13162, Holzfaserdäm- das Temperaturgefälle im Winter so gering, dass
mung nach DIN EN 13171 oder Dämmstoff zusätzliche dampfbremsende Schichten auf der
mit bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis, Oberseite meist nicht erforderlich sind. Dennoch
z.B. Zellulose ist auch hier eine luftdichte Bauteilausbildung im
Bereich von Durchdringungen erforderlich. Auf-
6 Unterseitige Bekleidung oder Beplankung (NKL 2)
grund möglicher Einwirkungen durch erhöhte
Luftfeuchte aus dem Kellerbereich muss die un-
terseitige Bekleidung oder Beplankung für den
Feuchtbereich (NKL 2) zugelassen sein (Tab.3.4).
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 45
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abbildungen 5.4.4. (Seite 30)

Decken über Kriechkellern Abb. 5.4.4:


Die Besonderheit solcher Konstruktionen besteht Sockelanschluss GK 0 für
in der Anforderung an die Ausbildung des Un- Decke über Kriechkeller mit
tergrunds und die Belüftung der Kriechkeller um Belüftungsöffnungen
Feuchteeinwirkungen auf ein verträgliches Maß zu
begrenzen. Auf Grundlage von Forschungsergeb-
1
nissen [9] werden in DIN 68800-2 neben der luft- OKFF
dichten Ausbildung der raumseitigen Beplankung
konkrete Randbedingungen in Bezug auf Belüf- 2
tung, Kriechkellerhöhe, Deckenbeplankung und
3
Ausführung der Geländeoberfläche benannt (siehe 4
Abb. 5.4.4).
5
Randbedingungen für Decken über Kriechkellen
6
zur Einstufung in GK 0, die alle einzuhalten sind:

≥ 20
≥ 30

1. Unterseitige Deckenbeplankung aus Materi-


alien zur Anwendung im Feuchtebereich NKL2 7
(z.B. zementgebundene Spanplatten).

2. Mindestkriechkellerhöhe 20 cm (in Bezug auf 8


Zugänglichkeit sind 50 cm empfohlen).
9
3. Regelmäßig in den Wänden angeordnete Be-
lüftungsöffnungen mit Bruttoquerschnitt zwi-
schen 10 cm2 und 20 cm2 je Quadratmeter
Grundfläche und kleintiersicherer Abdeckung.
1 Holzrahmenbau-Wandelement
4. Vollflächige diffusionshemmende Schicht mit 2 Fußbodenaufbau
sd ≥ 100 m auf dem Erdreich in Verbindung 3 Raumseitige Schalung (GK 0) oder Beplankung aus Holzwerkstoff (NKL 1)
mit kapillar nicht saugfähiger Auflage (z.B. mit sd ≥ 2,0 m (luftdicht)
Grobkiesschüttung oder Dämmung). 4 Deckenbalken und Randbalken aus trockenem Vollholz (GK 0)
5 F aserdämmstoff nach DIN EN 13162, Holzfaserdämmung nach DIN EN 13171 oder
Dämmstoff mit bauaufsichtlichem Verwendbarkeitsnachweis, z.B. Zellulose
6 Unterseitige Bekleidung oder Beplankung (NKL 2)
7 Belüftungsöffnungen mit A = 10 bis 20 cm2 je Quadratmeter Grundfläche
 ollflächige diffusionshemmende Schicht mit sd > 100 m, z.B. PE-Folie, überlappt und
8V
überdeckt, z.B. mit Grobkies 16/32 mm
9 Sockelausbildung spritzwassergeschützt
46 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

5.4.3 Balkenköpfe im Mauerwerksbau


Die Auflagerung von Balkenköpfen auf Wandbautei-
len aus Stahlbeton oder Mauerwerk muss besonders
beachtet werden, da eine Befeuchtung der Balken ins-
besondere über das Hirnholz zu erheblichen Schäden
führen kann.

Grundsätzlich ist zu beachten, dass außenseitig der


Abb. 5.4.5a und b: Schlagregenschutz nach den allgemein anerkannten
Abbildungen
Ausführung 5.4.5. a (Seite
Balkenkopfauflager 31)auf
(sichtbar) Regeln der Technik ausgeführt wird, wozu eine ge-
Mauerwerkswand in GK 0 (Draufsicht und Ansicht) ringe Wasseraufnahme und hohe Diffusionsoffenheit
zählen. Zudem ist der Holzbalken raumseitig so luft-
≥ 20 mm 5 dicht anzuschließen, dass Konvektion in die Balken-
kopftasche verhindert wird.
4

6
Weiterhin sind der kapillare Kontakt und die damit
verbundene Feuchteaufnahme aus den angrenzenden
≥ 10

3
Baustoffen zu verhindern. Unterhalb des Balkenkopfes
1. Ringbalken (Stahlbeton)
2 sind daher eine Sperrschicht (z.B. Bitumenbahn) und
2. Trennlage (Bitumenstreifen) an den anderen vier Seiten eine (dünne) Luftschicht
≥ 10

ohne Überstand erforderlich. Das Einpacken des Holzbalkenkopfs mit


8
diffusionsdichten Systemen (Anstriche oder Einschla-
3. Sichtbalken
gen mit Bitumenbahnen) ist schädlich, da eindrin-

4. Befestigung gemäß Statik


gende Feuchte nicht mehr austrocknen kann [13].

(z.B. Winkelverbinder)
Bei Neubauten verhindern außenliegende Wärme-
6
5. Beimauerung mit Luftspalt dämmverbundsysteme wirksam das Entstehen hoher
(seitlich mind. 10 mm) ≥ 20 Feuchten an der Stirnseite des Balkens. Im Altbau
7
sind Balkenköpfe bei Sichtmauerwerk und unzurei-
6. Vor-Kopf-Dämmung ≥ 30 mm
chend verputztem Mauerwerk aufgrund zu hoher
(sofern kein WDVS)
3 Wasseraufnahme oder schadhafter Putzoberflächen
7. Luftdichter Anschluss an bei äußeren Feuchteeinwirkungen durch Schlagregen
4 besonders gefährdet.
Deckenschalung (Abklebung)

8. Luftdichter Anschluss an
8 Beim nachträglichen Einbau von Innendämmsystemen
Balken durch Kompriband
reduziert sich das Austrocknungsvermögen der Wand
(Innenputz mit Kellenschnitt 2
und es kann zu länger andauernden erhöhten Holz-
oder Anputzleiste) 1 feuchten am Balkenkopf kommen. Dem Schlagregen-
schutz muss in diesen Fällen besondere Aufmerksam-
keit geschenkt werden. Es wird empfohlen geeignete
individuelle Lösungen zu planen und diese durch bau-
physikalische Berechnungen überprüfen zu lassen.
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 47
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abbildungen 5.5.1. (Seite 32)


5.5_ Außenwandkonstruktionen 1
5.5.1 Grundsätzliche Anforderungen
2
DIN 68800-2 unterscheidet bei Außenwänden zwi-
schen Holztafelbauweise (Holzrahmenbau) und
3
Holzmassivbauweisen (z.B. Brettsperrholz). Für bei- 4
de Konstruktionsprinzipien bestehen zur Einstufung 5
in GK 0 folgende grundsätzliche Anforderungen 6
(siehe Abb. 5.5.1):
7

Anforderungen an Außenwände (von außen):


8

1. Außenseitig dauerhaft wirksamer Wetter- Abb. 5.5.1:


schutz
Außenwandquerschnitt in Holztafelbauart GK 0 mit
a) als vorgehängte Außenwandbekleidungen
Beplankung und Installationsebene (von außen nach innen):
in geschlossener oder offener Ausführung
bzw. als Blockbohlenbekleidung
1. Vorgehängte Außenwandbekleidung als Wetterschutz
(siehe Kap. 5.5.2),
b) a ls Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) 2. Unterkonstruktion bzw. Hohlraum
oder aus Holzwolleleichtbauplatten
3. Äußere Bekleidung oder Beplankung (i.d.R. sd ≤ 0,3 m)
(siehe Kap. 5.5.3),
c) als Mauerwerk-Vorsatzschale 4. Trockene Holzrahmenkonstruktion (GK 0)
(siehe Kap. 5.5.4)
5. Dämmebene (Faserdämmstoff nach DIN EN 13162, Holz-

2. Bei Vorhangfassaden äußere diffusionsoffene faserdämmung nach DIN EN 13171 oder Dämmstoff mit

Bekleidung oder Beplankung, mit sd ≤ 0,3 m bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis, z.B. Zellulose)

oder geeigneter Dämmstoff.


6. Beplankung (Holzwerkstoff mit dampfbremsender Funkti-
on, sd ≥ 2,0 m, NKL 1)
3. Faserdämmstoffe als Gefachdämmung bzw.
geeignete außenliegende Faserdämmstoffe 7. Installationsebene (sofern erforderlich), ggf. ausgedämmt
oder Hartschaumplatten im Massivholzbau.
8. Raumseitige Bekleidung, z.B. GKB oder Gipsfaserplatte

4. Holzständer- bzw. Massivholzkonstruktion aus


trockenen Holzprodukten.

5. Raumseitig dampfdiffusionshemmende Schicht


mit sd ≥ 2,0 m, auch im Bereich von Anschlüs-
sen und Durchdringungen luftdicht ausge-
führt.
48 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abbildungen 5.5.2. (Seite 32)


1
Anforderungen an den Diffusionswiderstand
2
Die Mindestanforderungen an den Diffusionswider-
3 stand der Innen- und Außenbauteile richten sich
nach den jeweiligen Konstruktionen. Bei Holztafel-
4
baukonstruktionen reicht es im Regelfall aus, die
5 raumseitige Beplankung als dampfbremsende Ebene
Abb. 5.5.2: mit sd ≥ 2,0 m vorzusehen, sofern außenseitig eine
Außenwandquerschnitt in Holztafelbauart GK 0 mit diffusionsoffene Ausführung mit sd ≤ 0,3 m vorliegt
Holzfaser-WDVS (von außen nach innen): (siehe Tab. 4.3). Diese Anforderung wird i.d.R. mit
einer 15 mm dicken OSB/3-Platte ohne zusätzliche
1.Wärmedämm-Verbundsystem als Wetterschutz
Dampfbremse erfüllt. Brettsperrholzkonstruktionen
(hier: Holzfaserdämmung, sd ≤ 0,3 m; andere Dämm-
systeme auf zusätzlicher Beplankung gemäß bauaufs.
weisen dampfbremsende und luftdichte Eigenschaf-
Zulassung) ten ab einer bestimmten Lagenanzahl bzw. Dicke
auf, die vom Hersteller zu erfragen ist (i.d.R. 3 La-
2. Trockene Holzrahmenkonstruktion (GK 0)
gen). Für Bauteile in Brettstapelbauweise ist zwin-
3. Dämmebene (Faserdämmstoff nach DIN EN 13162, gend eine zusätzliche Funktionsschicht (Dampf-
Holzfaserdämmung nach DIN EN 13171 oder Dämm- bremse) erforderlich.
stoff mit bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis,
z.B. Zellulose)
Bei außenseitig diffusionshemmenden Schichten
4. Beplankung (Holzwerkstoff mit dampfbremsender mit sd bis 4 m (z.B. Wärmedämm-Verbundsystem
Funktion, sd ≥ 2,0 m, NKL 1) aus Hartschaumplatten) müssen raumseitig Dampf-
Abbildungen 5.5.3.
5. Raumseitige (Seite
Bekleidung, z.B. GKB32) bremsschichten mit sd-Werten zwischen 20 m und
maximal 50 m angeordnet werden. Aufgrund des
dadurch geringeren Rücktrocknungsvermögens im
1 Sommer bleiben diese Konstruktionen nach DIN
68800-2 werkseitig vorgefertigten Elementen mit
2
beidseitiger Beplankung vorbehalten.
3

4
Abb. 5.5.3:
Außenwandquerschnitt in Holzmassivbauweise GK 0 mit
WDVS (von außen nach innen):

1. Wärmedämm-Verbundsystem als dauerhaft wirksamer


Wetterschutz, direkt auf Massivholzsystem aufge-
bracht

2. Trockene Massivholzkonstruktion (GK 0), z.B.


Brettsperrholz

3. Dampfbremse sofern zusätzlich erforderlich (z.B. bei


Brettstapelbauweise)

4. Raumseitige Bekleidung, z.B. GKB


HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 49
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

1 2 3
5.5.2 Außenwandbekleidungen Abb. 5.5.4:
Varianten vorgehängter
Vorgehängte Außenwandbekleidungen können Fassaden nach DIN 68800-2
hinterlüftet, nur belüftet und unter bestimmten
Randbedingungen auch ohne Belüftung ausge-
führt werden (siehe Abb. 5.5.4). Das Weglas-
sen von Belüftungsöffnungen kann im mehrge-
schossigen Holzbau erforderlich werden, um den
schwer kontrollierbaren Brandeintrag in die Hin-
terlüftungsebene sowie die vertikale Brandweiter-
leitung zu verhindern.
hinterlüftete belüftete nicht belüftete
Bei Wegfall der Be- und Entlüftungsöffnungen Fassade Fassade Fassade
entsteht bei kleinformatigen Fassadenbeklei-
Abbildungen 5.5.5. (Seite 33)
dungen aufgrund von Winddruck und -sog den-
noch ein ausreichender Luftaustausch hinter der Abb. 5.5.5:
Fassade, der die gewünschten Trocknungseffekte Ausbildung offener Beklei-
bringt. Anforderungen an die Ausführung vor- dungen aus trapezförmigen
gehängter Fassadenbekleidungen enthält Tabelle Vollholzprofilen („Rombusscha-
5.5.1 sowie Fachregel 01 des Zimmererhandwerks lung“), hier mit empfohlener
r ≥ 2 mm

[FR01]. Fugenbreite bei beschichteten


Profilen
≥ 15 mm

Die witterungsbeanspruchten Außenwandbeklei-


dungen aus Vollholzprofilen sind der Gebrauchs-
klasse GK 0 zuzuordnen, sofern die baulichen
Holzschutzmaßnahmen sowie die Hinweise zur
Ausführung im Sockelbereich eingehalten werden
(siehe Kap. 5.6). Bei Anwendung großformatiger
Holzwerkstoffe müssen diese vom Hersteller für Tab. 5.5.1 Anforderungen an Außenwandbekleidungen (GK 0) nach DIN 68800-2
den Anwendungsbereich der NKL 3 zugelassen
sein (Anforderungen siehe Kap. 3.4). Ausführung der hinterlüftet belüftet nicht belüftet offen
Bekleidung (kleinformatig1) (auf Lücke)

Offene Außenwandbekleidungen sind auf Unterkonstruktion lotrecht oder waagerecht lotrecht oder lotrecht
senkrechter Unterkonstruktion mit wasserableiten- mit Konterlattung waagerecht
der, diffusionsoffener und UV-beständiger Schicht
Mindestabstand 20 mm 20 mm 20 mm (20 mm)2)
mit bauaufsichtlichem Verwendungsnachweis her-
(Hohlraum)
zustellen. Bewährt haben sich ober- und untersei-
tig abgeschrägte Vollholzprofile mit Fugenbreiten Belüftungsöffnung 50 cm2/m 100 cm2/m – –
ab 7 mm (bei Beschichtung 15 mm, siehe Abb.
5.5.5). In Verbindung mit deckenden Anstrichen Entlüftungsöffnung 50 cm2/m – – –

sollten die Querschnittskanten einen Radius von 1)


Kleinformatig gem. Bauregelliste Teil C sind Bretter mit ≤ 0,3 m Breite,
mindestens 2 mm aufweisen. Befestigungsabstand ≤ 0,8 m oder Fassadenelemente mit ≤ 0,4 m2 Fläche und ≤ 5 kg Eigengewicht
2)
Empfehlung, keine Anforderung an die Größe des Hohlraums zur wasserableitenden Schicht
50 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Blockbohlenbekleidungen finden meist Anwend- 5.5.3 Wärmedämm-Verbundsysteme und Putz-


nung als verdeckt auf Holzständern befestigte Kon- schichten auf HWL-Platten
struktion. Sie stellen gemäß DIN 68800-2 einen ge- Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) haben sich
eigneten Witterungsschutz für die tragende Holzkon- auch im Holzbau als dauerhaft wirksamer Wetter-
struktion dar, sofern sie entweder direkt oder über schutz etabliert. Die Dämmsysteme müssen über ei-
Lattung auf einer Konstruktion mit Wasser ableitender nen bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis für
Schicht aufgebracht werden. Längsstöße und Eckaus- Untergründe in Holzbauweise verfügen. Sie beste-
bildungen sind formschlüssig unter Vermeidung durch- hen aus Dämmplatten, Klebstoff oder mechanischen
gehender Fugen von außen nach innen herzustellen. Befestigungsmitteln, Armierungsputz und -gewebe
Die Bohlen selbst müssen eine Mindestprofildicke von sowie Oberputz, ggf. in Verbindung mit einer Be-
50 mm mit unterseitiger Tropfkante und doppelter schichtung. Für Holzbauweisen werden folgende
Nut-Feder-Ausbildung aufweisen (siehe Abb. 5.5.6). Dämmsysteme unterschieden:

a) Holzfaserplatten, direkt auf Unterkonstruktion


(Holzständer oder Massivholz) oder auf Beplan-
kung mechanisch befestigt,

Abbildungen 5.5.6. (Seite 33)


b) Mineralfaserlamellen auf flächiger Beplankung
oder direkt auf Massivholz aufgeklebt,

c) Hartschaumplatten, auf geeigneter Beplankung


Abb. 5.5.6: oder direkt auf Massivholz aufgeklebt.
Blockbohlenbekleidung auf
Lattung verdeckt besfestigt Die Dämmsysteme unterscheiden sich in ihrem Dif-
(Prinzipdarstellung) fusionswiderstand, was bei der Ausführung der
raumseitigen Beplankung zu beachten ist.
OKFF

Für nachweisfreie Konstruktionen in GK 0 gemäß


Anhang A der DIN 68800-2 gelten folgende An-
forderungen an die Ausführung der raumseitigen
Dampfbremsschicht sd,i:

• WDVS aus Holzfaserplatten ohne zusätzliche


15 cm

äußere Beplankung: sd,i ≥ 2,0 m

• WDVS aus Hartschaum, Mineralfaser oder Holz-


faser auf äußerer Beplankung: sd,i ≥ 20 m
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 51
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Diffusionshemmende Dämmsysteme Ausführung des Geschossstoßes


Der bei außenseitig diffusionshemmenden Dämm- Besonders zu beachten ist die Ausführung des Ge-
systemen geforderte raumseitige Diffusionswider- schossstoßes im Holzrahmenbau. Um horizontale
stand von sd ≥ 20 m ergibt sich aus der grund- Putzrisse durch Quetschungen insbesondere auf-
sätzlichen Anforderung des 6-fachen inneren Dif- grund von Schwindverformungen zu vermeiden,
fusionswiderstands (vgl. Tab. 4.1). Es wird darauf sollte der Querholzanteil im Geschossstoß reduziert
hingewiesen, dass bei diesen Bauweisen das Rück- werden. Gut bewährt haben sich im Bereich der
trocknungsvermögen der Wandkonstruktion sehr Deckenbalkenauflager vertikal angeordnete Stell-
eingeschränkt ist. Deshalb ist es in diesen Fällen be- hölzer oder Furnierschichthölzer (siehe Abb. 5.5.8).
sonders wichtig, auf eine fachgerecht ausgeführte
Abb. 5.5.7:
Luftdichtheitsebene zu achten und diese durch
Fensterbankanschluss an WDVS
Luftdichtheitsmessung überprüfen zu lassen.
mit 2. wasserführender Ebene
als Folienschürze (blau) und
Verputzte Holzwolleleichtbauplatten (HWL)
umlaufendem Dichtungsband
Konstruktionen mit verputzten Holzwolle-Leicht-
(rot)
bauplatten haben sich aufgrund ihrer Robustheit
im Holzbau bewährt. Die Holzwolleplatten nach
DIN 13168 sind in Verbindung mit einer dahinter
angeordneten Wasser ableitenden Schicht mit
sd ≤ 0,3 m und einem Wasser abweisenden Außen-
putz anzubringen.

Fensterbankanschlüsse
Fensterbänke aus Aluminium sind an ihren seit-
lichen Anschlüssen häufig nicht wasserdicht, was Abbildungen 5.5.8. a) Ansicht (Seite 34)
bei Planung und Ausführung zu beachten ist. So-
fern nicht sichergestellt ist, dass die Fensterbank
wasserdicht ist, muss unterhalb der Fensterbank Abb. 5.5.8:
eine zweite wasserführende Ebene als Folienschür- Geschossstoß im Holzrahmen-
ze angeordnet werden. Diese ist sowohl an das bau bei WDVS mit zusätzlich
Fenster als auch seitlich an die Holzkonstruktion hochkant eingestelltem
(Dämmung) anzuschließen (siehe Abb. 5.5.7). Wei- Stellholz (orange), alternativ
terhin ist auf einen schlagregendichten Anschluss Furnierschichtholz anstelle
des Putzsystems auf die seitliche Fensterbankab- Randbalken (Prinzipdarstellung)
kantung zu achten. Zwängungen und damit Risse
oder Abplatzungen infolge Temperaturschwan-
kungen am Putzanschluss verhindern Fensterbänke
mit elastisch angeschlossenen seitlichen Randstü-
cken, welche über die WDVS-Hersteller als System-
zubehör zu beziehen sind.
52 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abbildungen 5.5.9. (Seite 35)


1 5.5.4 Mauerwerk-Vorsatzschalen
Regional werden Holzbauten auch mit Fassaden aus
2
Mauerwerk-Vorsatzschalen ausgeführt. Bei dieser
3 Bauweise ist zu beachten, dass das Sichtmauerwerk
4 nicht schlagregendicht ist und im Hohlraum hohe
5 Luftfeuchten vorherrschen können. Deshalb ist die
6 Vorsatzschale als schwach belüftete Konstruktion mit
7 Entwässerungsöffnungen mit mindestens 40 mm
8 Schalenabstand zur Holzkonstruktion herzustellen
9 (siehe Abb. 5.5.9). Die Ausführung dieser Belüf-
tungs- und Entwässerungsöffnungen hat gemäß
Abb. 5.5.9: DIN 68800-2in Anlehnung an die (alte) Mauerwerks-
Außenwandaufbau mit Klinkervorsatzschale norm DIN 1053:1996-11 zu erfolgen (in der aktu-
ellen Norm DIN EN 1996-1-1 fehlt hierzu eine
1 Mauerwerk-Vorsatzschale Angabe).

2 Luftschicht (Dicke ≥ 40 mm), Lüftungsöffnungen nach


DIN 68800-2 benennt folgende Ausführungs-
DIN 1053-1:1996-11 (schwache Belüftung)
möglichkeiten zur Ausbildung der äußeren
3 Wasser ableitende Schicht gemäß Anforderung (entfällt
Wandbeplankung von Holztafel- oder Massiv-
bei Verwendung von Hartschaumplatten d ≥ 30 mm)
holzkonstruktionen zum Erreichen der GK 0:
4 Äußere Bekleidung oder Beplankung für NKL 2
(Varianten a bis d) a) Wasser ableitende Schicht mit sd > 0,3 m bis
5 Trockene Holzrahmenkonstruktion (GK 0) 1,0 m (keine extrem diffusionsoffene Bahn)

6 Dämmebene (Faserdämmstoff nach Norm oder mit bauauf-


b) H
 artschaumplatten nach DIN EN 13163 (EPS),
sichtlichem Verwendbarkeitsnachweis)
Mindestdicke 30 mm
7 Beplankung (Holzwerkstoff mit dampfbremsender Funk-
tion c) m
 ineralischer Faserdämmstoff nach DIN EN
8 Dampfbremsschicht 20 m ≤ sd ≤ 50 m 13162, Mindestdicke 40 mm, in Verbindung
in Verbindung mit Schicht 7 mit wasserableitender Schicht mit sd ≤ 3,0 m
Anmerkung: Dampfbremsende Eigenschaften mit sd > 20 m
sind nur für den Fall einer außenliegenden wasserableiten- d) a ndere Dämmstoffe mit bauaufsichtlichem
den Schicht ohne Zusatzdämmung notwendig. Verwendbarkeitsnachweis für diesen Fall
Zu berücksichtigen ist hierbei, dass dadurch die Fehler-
toleranz gegenüber unplanmäßigem Feuchteeintrag oder
bei mangelhafter Hinterlüftung sinkt. Für Konstruktionen
mit außenseitiger Dämmschicht (Varianten b bis c) kann
dagegen erfahrungsgemäß der innere sd-Wert auf 3 m
begrenzt werden (z.B. OSB-Beplankung). Hierfür ist jedoch
ein rechnerischer Nachweis der geforderten Trocknungsre-
serve erforderlich, vgl. Kap. 4.8.4.

9 Raumseitige Bekleidung, z.B. GKB


HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 53
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abbildungen 5.5.10. (Seite 35)


Abb. 5.5.10:
Sockelausbildung bei Vorsatzschalen

1 Abdichtung mind. 15 cm, max. 30 cm über GOK


2

2 Feuchteschutzbahn als Wasser ableitende Schicht


sd > 0,3 m bis 1,0 m
OKFF 1

≥ 15 cm (max. 30 cm)
3 Belüftung als unvermörtelte Stoßfuge gem. DIN 1053
mind. 5 cm oberhalb GOK 3

4 Entwässerung als unvermörtelte Stoßfuge in unterster

≥ 10 cm
≥ 5 cm
Mauerwerkslage

Sockelausbildung
Abb. 5.5.11:
Bei der Sockelausbildung der Mauerwerksschale
Luftschichtanker für Holzunter-
ist darauf zu achten, dass Feuchte aus dem Hohl-
gründe als Schraubanker mit
raum durch offene Stoßfugen in der untersten
bauaufsichtlicher Zulassung
Steinlage abfließen kann (siehe Abb. 5.5.10).

Zur Sicherstellung des Luftaustauschs sind die Be-


lüftungsöffnungen darüber in der zweiten oder
dritten Steinlage anzuordnen. Bei den Abstand-
haltern der Vorsatzschale muss es sich um zuge-
lassene Systeme aus nichtrostendem Stahl mit Ab-
tropffunktion handeln (siehe Abb. 5.5.11).
54 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abbildungen 5.6.1. (Seite 36)

7
OKFF

5.6_ Schwellen im Sockelbereich


Besondere Beachtung hinsichtlich des Holzschutzes
4
2 ist bei Schwellen im Sockelbereich gefordert. Der
15

6 1 Gebäudesockel ist durch Spritzwasser sowie ggf. an-


30 cm stehender Feuchte aus angrenzenden Bauteilen (z.B.
3
Bodenplatte) besonders beansprucht. Unter Berück-
5
sichtigung der in DIN 68800-2 benannten baulichen
Holzschutzmaßnahmen kann auch hier eine Zuord-
nung in GK 0 erfolgen. Voraussetzung ist ein ausrei-
chender Abstand zwischen Unterkante Schwelle und
Oberkante Gelände.

Abb. 5.6.1: 1 Horizontalabdichtung


Sockelausbildung außerhalb 2 Luftdichter Anschluss Als Mindestabstand zur Einstufung in GK 0 ist
des Spritzwasserbereiches 3 Kraftschlüssige Unterfütterung, eine der nachfolgenden Bedingungen einzuhal-
(GK 0) z.B. schwindarmer Mörtel ten:
4 Schwelle als trockenes Vollholzprodukt (GK 0)
a) ≥ 30 cm: keine Anforderungen an die Ausbil-
mind. 15 cm über GOK
dung der Geländeoberfläche oder
5 Perimeterdämmung mit Sockelputz
6 Spritzschutzstreifen b ≥ 30 cm aus Grobkies (16/32)
b) ≥ 15 cm: Ausbildung der Geländeoberfläche

7 Fassadenbekleidung mind. 15 cm über GOK


mit zusätzlichem Kiesbett (Korngröße 16/32

Abb. 5.6.2:
mm) oder wasserableitender Belag mit minde-

Sockelausbildung mit GOK 1-6 wie Abb. 5.6.1, Schwelle mind. 5 cm über OK Kies
stens 2% Gefälle (entfällt bei WDVS) oder

niveaugleich mit Fertigfuß- 7 Abdichtung nach DIN 18533-1 oder gleichwertig c) ≥ 5 cm: mit zusätzlichen geeigneten Abdich-
boden durch Rinnenausbildung bis 15 cm über OK Kies tungsmaßnahmen nach DIN 18533-1.
8 Fensterbankprofil, ggf. trittfest
Eine Überbrückung des Gelän- 9 Gitterrost (mind. b = 30 cm) auf Konsole befestigt
deversprungs kann im Bereich Abbildungen 5.6.2. (Seite 36)
Ohne Anforderung (GK 0) sind Sockel, die sich unter
10 Stützkonstruktion z.B. Betonwinkelstein
Dach, also deutlich innerhalb der 60°-Line befinden
von Türen, Fenstern oder
(vgl. Abb. 4.5). Hierbei ist der Einfluss von Oberflä-
Terrassen durch abnehmbare
chenfeuchte durch Starkregen durch eine Gefälleaus-
Gitterroste erfolgen. 9
bildung weg vom Gebäude auszuschließen.
4 Barrierefreie Ausführung
8 ≥ 30 cm
OKFF Eine niveaugleiche (barrierefreie) Ausbildung von
10
3 Fertigfußboden und Geländeoberkante ist im Holz-
2 bau durch eine Rinnenausbildung unter Einhal-
tung der Mindestabstände zum Spritzwasserschutz
7
≥ 15 cm

≥ 5 cm

1 möglich (siehe Abb. 5.6.2). Übergänge zu Türen


oder Fenstertüren können mit abnehmbarem Git-
6 terrosten überbrückt werden, welche gegenüber
anfallendem Regen- bzw. Spritzwasser ausreichend
durchlässig sind.
5
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 55
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Gäste-WC Häusliches Bad mit Badewanne als Dusche

Gäste-WC Häusliches Bad mit Badewanne als Dusche


> 20 cm

> 20 cm

Gäste-WC Häusliches Bad mit Badewanne als Dusche


5.7_ Bäder und Feuchträume > 30 cm
Abb. 5.7.1 a-c:
Konstruktionen in Holzbauweise haben sich neben a) Beispiele für spritzwasserbe-
> 20 cm
Trockenbaukonstruktionen auch in durch Feuchte anspruchte Bereiche im Holz-
> 30 cm

beanspruchten Innenbereichen bewährt, sofern die und Trockenbau nach [MBF]


Holzbauteile gegen eine unzuträgliche Feuchtebe-
anspruchung geschützt werden. Die erforderlichen a) Häusliches Bad mit Bade-
> 30 cm
Schutzmaßnahmen richten sichBad
Häusliches nach dem ohne
mit Wanne Umfang
Duschnutzung Häusliches Bad mit Wanne ohne Duschnutzung und wanne als Dusche:
und Dusche bodengleicher Dusche mit geeignetem Untergrund im
der Beanspruchung durch Spritzwasser, woraus sich Gefälle
Die Wandbereiche um
die Anforderungen an die Ausführung des Unter- Waschbecken und WC gelten
grunds und das zu verwendende Abdichtungssys- Häusliches Bad mit Wanne ohne Duschnutzung als geringBad
Häusliches spritzwasserbean-
mit Wanne ohne Duschnutzung
tem ergeben. und Dusche bodengleicher Dusche mit geeignetem Unterg
sprucht. Es bestehen keine
> 30 cm > 30 cm
Gefälle
> 20 cm > 20 cm besonderen Anforderungen
> 20 cm b) > 20 cm

Beanspruchungsklassen an den Untergrund.


Häusliches Bad mit Wanne ohne Duschnutzung Häusliches Bad mit Wanne ohne Duschnutzung und
Gemäß DIN 18534-1 werden folgende Beanspru-
und Dusche bodengleicher Dusche mit geeignetem Untergrund im
chungsklassen unterschieden (siehe Tab. 5.7.1 und Gefälle b) Häusliches Bad mit Bade-
> 30 cm > 30 cm
Abb. 5.7.1): > 20 cm wanne ohne Duschnutzung
> 20 cm > 20 cm
mit separater Dusche:
• keine oder nur geringe Beanspruchung (0) Der durch Spritzwasser
• mäßige Beanspruchung (A0 und B0) > 30 cm > 30 cm beanspruchte Bereich der
> 20 cm > 20 cm
• hohe Beanspruchung (A-C). > 20 cm > 20 cm
Badewanne verkleinert sich
keine oder geringe Beanspruchung mäßige Beanspruchung durch
durch Spritzwasser, Spritzwasser (Spritzwasserbereich),
bei separater Dusche.
Wand- und Deckenflächen im nicht oder nur ge-
Beanspruchungsklasse 0 Beanspruchungsklasse A0

ring spritzwasserbeanspruchten Bereich (0) wie Die Anforderungen an den


Waschbecken oder Spülen müssen nicht abgedich- Untergrund von bodenglei-
c)
tet werden. Abdichtungen bei mäßiger Beanspru- chen Duschen sind gemäß
chung im Innenbereich (A0) werden dem bauauf- keine oder geringe Beanspruchung Vorgaben
mäßige der Systemanbieter
Beanspruchung durch
sichtlich nicht geregelten Bereich zugeordnet und durch Spritzwasser, Spritzwasser
umzusetzen. (Spritzwasserbereich),
Es ist auf einen
Beanspruchungsklasse 0 Beanspruchungsklasse A0
können auch auf feuchteempfindlichen Untergrün- dauerhaft dichten umlau-
den aus Gipsbaustoffen (keine Holzwerkstoffe) aus- ≥3m
fenden Anschluss zu achten.
geführt werden.
keineIm Außenbereich
oder (B0) sind dagegen
geringe Beanspruchung mäßige Beanspruchung durch
nur feuchteunempfindliche Untergründe zulässig.
durch Spritzwasser, Spritzwasser (Spritzwasserbereich), c) Dusche im öffentlichen Be-
Beanspruchungsklasse 0 Beanspruchungsklasse A0
Bereiche mit hoher Beanspruchung unterliegen dem reich (z.B. Sporthalle) mit teil-
bauaufsichtlich geregelten Bereich. Hier müssen weise hoher Beanspruchung
jedenfalls feuchteunempfindliche Untergründe vor- durch Spritzwasser führt zu
handen sein und die verwendeten Abdichtungssys- Beanspruchungsklasse A:
teme müssen durch Norm, Prüfzeugnis oder Zulas- Hier sind ausschließlich bau-
keine oder geringe Beanspruchung durch
sung geregelt und entsprechend gekennzeichnet Spritzwasser, Beanspruchungsklasse 0 rechtlich geregelte Abdich-
sein [BRL]. tungssysteme auf feuchteun-
mäßige Beanspruchung durch Spritzwasser,
empfindlichen Untergründen
Beanspruchungsklasse A0
Bäder im Wohnungsbau anzuwenden.
Bäder in privat genutzten Wohnhäusern sind keine hohe Beanspruchung durch Spritzwasser, ≥3m

Beanspruchungsklassen A
„Nassräume“ im Sinne der DIN 18195 und unter-
56 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Ausführungshinweise und liegen damit maximal einer mäßigen Beanspruchung Abdichtungssysteme


weitere Informationen ent- durch Spritzwasser. Da die Klimabedingungen in pri- Im Holzbau haben sich Verbundabdichtungen aus
halten: vaten Bädern und Küchen mit denen von Wohnräu- Polymerdispersionen bewährt, welche zweilagig
[MBF] Merkblatt Bäder und men vergleichbar sind, dürfen die Holzbauteile der aufgebracht werden. In Verbindung mit kera-
Feuchteräume im Holz- und Gebrauchsklasse GK 0 zugeordnet werden, wenn mischen Belägen entsteht eine robuste Abdich-
Trockenbau, Ausgabe 2/2014 durch eine fachgerechte Abdichtung eine Feuchte- tung mit hoher Wasserundurchlässigkeit. Systeme
[MBV] Merkblatt Verbundab- beanspruchung der Holzkonstruktion verhindert aus Kunststoff-Zement-Mörtel-Kombination (Dich-
dichtungen des ZDB, Ausgabe wird. Hierzu sind mit Spritzwasser beanspruchte tungsschlämmen) sowie Reaktionsharze bleiben
8/2012 Oberflächen, Durchdringungen und Anschlüsse was- meist speziellen Anwendungsbereichen vorbehal-
serdicht auszuführen. In Bereichen ohne oder mit ten, z.B. bei chemischer Beanspruchung.
geringer Spritzwasserbeanspruchung (z.B. Wasch-
becken, Spülen, WC-Becken) sind keine besonderen Eine Abdichtung unterhalb von Sanitärobjekten
Schutzmaßnahmen erforderlich. (Duschwannen) ist nicht zwingend erforderlich.
Vielmehr kommt es auch hier auf die fachge-
rechte Ausführung des Wandanschlusses an, wo-
für die Objekte u.a. setzungssicher montiert wer-
den müssen (siehe Abb. 5.7.2).

QDF = Qualitätsgemeinschaft Entscheidend für die dauerhafte Funktionstüchtig-


Deutscher Fertigbau im 7 keit der Abdichtung ist die fachgerechte Ausbil-
Bundesverband Deutscher dung im Bereich von Bauteilfügungen, Anschlüs-
Fertigbau e.V. - sen an Sanitärobjekten sowie Durchdringungen
www.fertigbau.de 5 von Wasserleitungen. Hierbei ist es zwingend
erforderlich, die Primärabdichtung mit system-
zugehörigen elastischen Dichtungsbändern bzw.
Manschetten auszuführen. Die Silikonfuge hat als
2
Wartungsfuge hierbei nur eine sekundär abdicht-
ende Funktion (Sekundärabdichtung), siehe Abb.
3
5.7.2 bis 5.7.4.
10

Es empfiehlt sich an Holzbalkendecken unterhalb


4
von Bädern auf eine unterseitige Folie zu verzich-
9
ten um evtl. Leckagen sofort erkennen zu können.

Abb. 5.7.2:
Beispiel für setzungsfreie
Befestigung von Sanitärob-
jekten mit Wannenleiste und
Dichtungsband [MBF]
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0 57
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Tab. 5.7.1: Beanspruchungsklassen nach DIN 18534-1 und Merkblatt Verbundabdichtungen [MBV]1)

Beanspruchungsklasse Anwendungsbeispiel Geeignete Beanspruchung Baurechtliche Anforderung


Untergründe durch Wasser an das Abdichtungssystem

WC und Badbereiche feuchteempfindliche zeitweise oder keine Abdichtung erforderlich


0 keine/geringe
in privaten Bädern kurzfristig Spritzwasser

Häusliche Bäder, Bade- nichtdrückendes Wasser Allgemein bauaufsichtliche


A0 feuchteempfindliche Prüfzeugnis (abP) oder allge-
zimmer in Hotels
im Innenbereich
mäßige mein bauaufsichtliche Zulas-
Balkone und Terrassen nur feuchte- nichtdrückendes Wasser sung (abZ oder ETA) nicht er-
B0
unempfindliche im Außenbereich forderlich, jedoch empfohlen

Brauch- und Reinigungs-


nichtdrückendes Wasser
A wasser, z.B. öffentliche Abdichtungssystem nach
im Innenbereich
Duschen DIN 18534-1 oder Allgemein
bauaufsichtliches Prüfzeugnis
nur feuchte- von innen drückendes
Öffentliche und private (abP) oder allgemein bauauf-
B hohe unempfindliche Wasser im Innen- und
Schwimmbecken sichtliche Zulassung
Untergründe Außenbereich
(abZ bzw. ETA) zusätzlich
Kennzeichnung mit Ü-Zeichen
gewerbliche Küchen,
nichtdrückendes Wasser bzw. CE-Zeichen
C Wäschereien (chemische
im Innenbereich
Beanspruchung)

Die Klassen B und C sind für den Holzbau nicht relevante Bereiche
1)

Abb. 5.7.3: Ausführung der Verbundabdichtung bei Eckver-


bindungen von Wänden im Spritzwasserbereich (A0) [MBF]

3 1 Flächenabdichtung (P)
2 2 Elastisches Dichtungsband (P)
3 Silikonfuge (S)
1
4 Wannendichtband (P)

7 5 Fliesen im Dünnbett
6 Sockelfliese
5 7 Beplankung (HWSt + GKBi oder 2 x GKBi)
8 Trockenestrichelemente (z.B. Gipsfaser)
9 Duschtasse bzw. Badewanne
11
10 Hinterlegeband (z.B. Schaumstoffschnur)
7 11 Fugenmörtel oder -kleber (zementär)
6
2 8 1 5
Abb. 5.7.4:
3 Beispiel für Boden-Wand-Anschluss mit Flächenabdich-
tung im Spritzwasserbereich (A0) [MBF]

P = Primärabdichtung
S = Sekundärabdichtung
58 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I KONSTRUKTIONEN GK 0
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Untergründe für Verbundabdichtungen oder ein Nachweis der Gleichwertigkeit mittels Gut-
Tabelle 5.7.2 enthält eine Übersicht über die Eig- achten einer fachlich geeigneten Stelle vorliegt.
nung verschiedener Untergründe in den Bean-
spruchungsklassen 0 bis A. Die erforderlichen Ab- Grundsätzliche Anforderungen an den Unter-
dichtungsarten beziehen sich auf Verbundabdich- grund:
tungen, d.h. auf Abdichtungssysteme in Verbindung • ebenflächig
mit keramischen Oberflächen. Abweichungen von • tragfähig und trocken
den in der Tabelle genannten Anforderungen sind • maßhaltig und begrenzt verformbar
zulässig, wenn die Ausführung im industriellen Fer- • frei von durchgehenden Rissen, Öl und Fett
tigbau unter Beachtung der QDF-Richtlinien erfolgt sowie losen Bestandteilen und Staub

Tab. 5.7.2: Anforderungen an Untergründe in den Beanspruchungsklassen 0 und A0 für Abdichtungen und keramische Beläge sowie geeignete
Abdichtungssysteme bei geringer und mäßiger Beanspruchung nach [MBF]

Feuchtebeanspruchungsklasse
0 A0
gering mäßig
Untergrund Boden Wand Decke Boden Wand Decke
Gipsplatten nach DIN EN 520 (z.B. GKB bzw. GKBI)1) o o o DMR2)3) DMR wA
Spezial-Gipsplatten nach EN 15283-1 (GM-H1) o o o DMR 2)3)5)
DMR 5)
wA
Gipsfaserplatten nach EN 15283-2 o o o DMR 3)
DMR wA
sonst. Gips-Wandbauplatten nach EN 12859 x o x x DMR x
Gipsputze x o o x DMR wA
Kalk-Zementputze x o o x DMR wA
Calciumsulfat-Estriche (CA) o x x DMR 3)
x x
Zementestriche (CE) o x x DMR x x
Gussasphalt-Estriche (AS) o x x DMR x x
Zementgebundene Bauplatten 2)4)
o o o DMR 2)5)
DMR 2)5)
wA
Zementbeschichtete Hartschaumplatten o o o DMR 2)5)
DMR 2)5)
wA

o Bereich ohne erforderliche Abdichtung (abzudichten, wenn vom Auf-


traggeber oder Planer für erforderlich gehalten und beauftragt)
Abdichtungsarten x Anwendung nicht möglich

D Polymerdispersion

M Kunststoff-Zement-Mörtel Kombination (Schlemme)

Abdichtungsmöglichkeiten R Reaktionsharz

wA wasserabweisender Anstrich empfohlen

Anwendung nach DIN 18181 (ausgenommen Böden)


1) 4)
ausgenommen sind zementgebundene Bauplat-
Herstellerangaben beachten
2)
ten mit organischen Zuschlägen
im Bereich von genutzten Bodenabläufen nicht zulässig
3)  5)
Abdichtungen von Fugen und Befestigungsmit-
(z.B. barrierefreier Duschbereich) teln siehe Herstellerangaben
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I HOLZBAUTEILE GK 0 IM AUSSENBEREICH 59
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

6_ Holzbauteile GK 0 im Außenbereich

Die Anwendung baulicher Holzschutzmaßnahmen Abb. 6.1:

ist wesentliche Voraussetzung für eine lange Le- Keilzinkenverbindung bei

bensdauer von Bauteilen im Außenbereich. DIN Konstruktionsvollholz nicht

68800-2 benennt Randbedingungen um auch di- im bewitterten Außenbereich

rekt bewitterte Holzbauteile in die Gebrauchsklasse geeignet

0 einstufen zu können. Diese besonderen baulichen


Maßnahmen (vgl. Kap. 4.8) werden nachfolgend
anhand von Beispielen für tragende Bauteile exem-
plarisch erläutert.

Erforderliche Bauliche Maßnahmen zur Einstufung


von Bauteilen im Außenbereich in GK 0: Keilzinkung darf nicht im bewitterten Außenbe-
1. B
 egrenzung der Querschnittsmaße bei Bautei- reich (NKL 3 bzw. GK 3) angewendet werden, Brett-
len aus Vollholz auf 16/16 cm bzw. 20/20 cm schichthölzer nur mit geeigneten Klebstoffen und
bei Brettschichtholz. Lamellendicken ≤ 35 mm (vgl. Hinweise in Kap. 3.3).
Kleinteilige Bauteile wie Fassadenprofile können eine
2. V
 erwendung technisch getrockneter Hölzer mit sägeraue bzw. feingesägte Oberfläche aufweisen,
gehobelter Oberfläche. die sich z.B. in Verbindung mit deckenden Beschich-
3. V
 erhinderung von Stauwasser in Anschlussbe- tungen bewährt haben.
reichen.
Stauwasser in Anschlussbereichen kann verhin-
4. A
 bdeckung von Hirnholzflächen. dert werden, wenn an den Fügestellen der Bauteile
5. D
 irektes Abführen von Niederschlagswasser. mindestens 6 mm Abstand verbleiben um Wasser-
und Schmutzeinlagerung zu verhindern. Zudem
6. O
 berseitiges Abdecken nicht vertikal stehender muss sichergestellt sein, dass in Schlitze und Boh-
Bauteile. rungen für Verbindungsmittel kein Wasser eindrin-
7. Vermeidung von Spritzwasser im Sockelbereich. gen kann (siehe Abb. 6.2).

Mit der Begrenzung der Querschnittsdicke wird


die Rissbildung begrenzt, so dass kapillarer Wasser-
einschluss und damit eine unzuträgliche Feuchteer-
höhung sowie die Eiablage holzzerstörender Insek-
ten vermieden werden. Eine kurzfristige Erhöhung
der Holzfeuchte auf u ≥ 20% kann dagegen im
Oberflächenbereich als unkritisch angesehen werden
(vgl. Kapitel 3.1).

Abb. 6.2:
Mittels technischer Trocknung und gehobelten
Einlassen einer Unterleg-
Oberflächen wird die Feuchteaufnahme eines
scheibe an einem Pfosten-
Holzbauteils verlangsamt. Zudem erfolgt ein schnel-
anschluss eines Brückenge-
lerer Abfluss von Oberflächenwasser. Vollholz mit
länders
60 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I HOLZBAUTEILE GK 0 IM AUSSENBEREICH
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abb. 6.2
Abb. 6.3:
Einstufung von Bauteilen
GK 3.1

GK 3.1
einer Balkonkonstruktion in
die Gebrauchsklassen nach GK GK GK 0
DIN 68800 gemäß Fachregel 3.2 3.1
Balkone und Terrassen GK GK GK 0
[FR02] 3.2 3.1

links: Haupt-/Nebenträger bewittert → GK 3.1 und GK 3.2


GK 4 wenn Schmutzablagerungen möglich
mittig: Haupt-/Nebenträger abgedeckt → GK 3.1
Haupt-/Nebenträger durch Abdichtung geschützt
rechts:  → GK 0

Die Abdeckung von Hirnholz ist von besonde- Vorschläge zur Spritzwasservermeidung im Sockel-
rer Bedeutung, da die Feuchteaufnahme über die bereich enthält Kapitel 5.6. Diese Vorschläge gelten
Hirnholzfläche besonders schnell erfolgt. Abschrä- auch für die Ausführung von Holzfassaden. Stützen
gungen oder Versiegelungen sind nur für nichttra- müssen durch die Verwendung geeigneter Stützen-
gende Bauteile mit kleinen Querschnitten und ge- füße ebenfalls die Mindestanforderungen an den
ringen Anforderungen an das Aussehen akzeptabel, Abstand zur Geländeoberkante (GOK) erfüllen:
z.B. bei Zaunpfosten.
a) ≥ 30 cm bei befestigter GOK
Ein direktes Abführen von Niederschlagswas- b) ≥ 15 cm bei wasserabsorbierender Oberfläche
ser erfolgt durch Vermeidung direkt witterungsbe- (Kiesschüttung).
anspruchter Horizontalflächen sowie einer fachge-
rechten Ausbildung von Anschlüssen (Fugenausbil- Beispiele zur Ausführung von Stützenfüßen enthält
dung). Sind horizontale Fläche nicht zu vermeiden, Abb. 6.4. Dabei ist darauf zu achten, dass eine hö-
müssen diese zur Einstufung in GK 0 durch eine here Positionierung des Stützenanschlusses Auswir-
oberseitige Abdeckung mit ausreichendem seit- kung auf die Standsicherheit haben kann.
lichen Überstand geschützt werden. Hierfür eignen
sich beispielsweise gekantete Bleche, bei denen
eine vollflächige Auflage auf dem Holz durch struk-
turierte Trennlagen oder andere Maßnahmen zu
vermeiden ist (vgl. Abb. 6.3).
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I HOLZBAUTEILE GK 0 IM AUSSENBEREICH 61
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Abb.
Abb.
Abb.
6.4
6.4
6.4

GK
GKGK
3.2
3.23.2 GK
GKGK
3.1/GK
3.1/GK
3.1/GK
0*
0*0* GK
GKGK
3.1/GK
3.1/GK
3.1/GK
0*
0*0*

Kiesbett
Kiesbett
Kiesbett
≥≥10
10
≥ 10 ØØ16
Ø-16
16 -32
32
-mm
32
mm mm
≥≥10
10
≥ 10

≥ 300
≥ 300
≥ 300
≥≥150
150
≥ 150
≥ 100
≥ 100
≥ 100

≥ 150
≥ 150
≥ 150
≥≥10
10
≥ 10

a)
a)a) b)
b)b) c)c)c) [mm]
[mm]
[mm]
Anwendungsgrenzen der GK 0 Abb. 6.4: Einstufung von Stützen in die Gebrauchsklassen nach DIN 68800 gemäß
Eine Einstufung der Außenbauteile in die GK 0 ist Fachregel Balkone und Terrassen [FR02]
nur unter Einhaltung aller genannten Anforderun-
gen/der vorgeschlagenen Maßnahmen möglich. links: fehlender Spritzwasserschutz  GK 3.2
Umfassende Regeln zur Ausführung enthalten die mittig: Einhaltung des Mindestabstandes  GK 0 möglich*
Fachregeln des Zimmererhandwerks [FR01, FR02]. von 30 cm zur GOK (biegesteifer Stützen-
anschluss erforderlich)
Im Zweifelsfall wird in den Bereichen der Ge- rechts: reduzierter Abstand zur Geländeoberkante  GK 0 möglich*
brauchsklasse GK 3.1 die Anwendung von Holz- in Verbindung mit Kiesbett 16/32 mm
arten mit erhöhter Dauerhaftigkeit (z.B. Lärche

oder Douglasie; siehe Kap. 3, Tab. 3.2) empfoh- * GK 0 für Stütze nur wenn alle Bedingungen für Außenbauteile erfüllt sind (siehe vorn)!

len. Bauteile im Anwendungsbereich der Ge- Hinweis: Stabdübel sollten nur einseitig gebohrt und von der witterungsabgewandten

brauchsklasse 3.2 mit zu erwartender Feuchtean- Seite aus eingebracht werden!

reicherung sind als leicht austauschbare Ver-


schleißbauteile oder mit geeigneter Dauerhaftig-
keit, z.B. aus Eichenkernholz herzustellen.

Fachregeln des Zimmererhandwerks:


Fachregel 01 [FR01]:
Fassaden aus Holz und Holzwerkstoffen, Stand 2006

Fachregel 02 [FR02]: Balkone und Terrassen, Stand 2015


62 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I GLOSSAR
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

7_ Glossar

(Grundsätzliche) Bauliche Maßnahmen DIN 68800-2 definiert diffusionsoffen mit sd ≤ 0,3 m;


sind vorbeugende konstruktive oder bauphysika- eine diffusionshemmende Wirkung liegt im Holz-
lische Maßnahmen zur Vermeidung einer unzu- bau bereits ab sd > 2 m vor.
träglichen Veränderung des Feuchtegehalts von
Definitionen zur Dampfdiffusion nach [WTA]
Holz und Holzwerkstoffen. Grundsätzliche bau-
Begriff sd-Wert (Bereich)
liche Maßnahmen sind hierbei in jedem Fall vorzu-
nehmen. diffusionsoffen sd ≤ 0,5 m

moderat dampfbremsend 2 < sd ≤ 5 m


Besondere bauliche Maßnahmen
stark dampfbremsend 10 < sd < 100 m
ermöglichen es Holzbauteile in die Gebrauchs-
klasse GK 0 einzustufen, wenn dies allein anhand dampfsperrend 100 ≤ sd < 400 m
der grundsätzlichen Maßnahmen nicht möglich dampfdicht sd ≥ 1.500 m
ist. Hierzu zählen die technische Trocknung, be-
sondere Konstruktionsprinzipien sowie besondere Farbkernholz
rechnerische Nachweise des Tauwasserschutzes. bezeichnet den inneren Holzteil im Holzquerschnitt,
in dem alle wasserleitenden und –speichernden
Dampfdiffusionsvorgänge Zellen außer Funktion sind. Bei Farbkernholz (z.B.
bezeichnen den Feuchtetransport durch Molekül- Kiefer, Lärche) zeichnet sich der Kern deutlich vom
wanderung, verursacht durch den Dampfdruck- Splintholz ab. Der Kern ist gegenüber dem Splint
unterschied der das Bauteil umgebenden Luft. Im dauerhafter gegenüber Pilz- und Insektenbefall. Die
Winter liegt ein Dampfdruckgefälle von der Raum- Dauerhaftigkeit von Holzarten nach DIN EN 350-2
seite nach außen vor, bei Erwärmung der Außen- bezieht sich auf den Kern.
seite kehrt sich dieser um. Durch diese Umkehr-
oder Rückdiffusion besteht die Möglichkeit, dass Fasersättigungsbereich
im Bauteil enthaltene Feuchte auch zur Raumseite bezeichnet den Zustand von Holz, bei dem die Zell-
hin austrocknen kann. wände vollständig mit einem Wasserfilm benetzt
(gesättigt) sind, jedoch noch kein freies Wasser in
Diffusionsäquivalente Luftschichtdicke (sd) den Zellhohlräumen vorhanden ist. Der Fasersätti-
dient als Maß für den Diffusionswiderstand einer gungsbereich liegt für Nadelhölzer bei 28 bis 32 %.
Bauteilschicht und berechnet sich aus der Wasser-
dampfdiffusionswiderstandszahl (μ-Wert) des Ma- Feuchteschutz
terials und der Schichtdicke d in Metern: umfasst im Holzbau alle baulichen Maßnahmen, um
sd = μ · d [m]. Holzkonstruktionen vor unzuträglicher Feuchteein-
wirkung durch äußere und nutzungsbedingte Ein-
In DIN 4108-3 wird zwischen flüsse zu schützen. Zwischen dem Feuchteschutz,
diffusionsoffenen (sd ≤ 0,5 m), dem Wärmeschutz und dem Holzschutz besteht ein
diffusionshemmenden (0,5 m < sd < 1.500 m) und direkter Zusammenhang. Maßnahmen zum Feuch-
diffusionsdichten (sd ≥ 1.500 m) Schichten teschutz verhindern eine Verminderung der Wär-
unterschieden. medämmwirkung und sorgen dafür, dass keine
Schäden an der Holzkonstruktion entstehen, die aus
einer dauerhaften Erhöhung der Holzfeuchte resul-
tieren können.
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I GLOSSAR 63
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Feuchteeintrag (unplanmäßig) möglichst mit einer Holzfeuchte nahe der zu erwar-


bezeichnet die Feuchte, welche infolge unvorherge- tenden Einbaufeuchte eingebaut werden, um das
sehener Ereignisse zu einer Feuchteerhöhung von Schwinden bzw. Quellen von Bauteilen zu begrenzen.
Holzbauteilen führt. Ursachen können Bewitterung
während der Bauphase, erhöhte Baufeuchte oder Holzfeuchte
konvektiver Feuchteeintrag durch Undichtigkeiten in ist u.a. das Kriterium für die Befallswahrscheinlichkeit
der Gebäudehülle sein. von Holzprodukten durch holzzerstörende Pilze. Maß-
gebend hierfür ist die massenbezogene Holzfeuch-
Feuchtevariable Dampfbremsen (feuchteadaptiv) te um d.h. das Verhältnis des im Holz vorhandenen
bringen in vielen Fällen Vorteile in der Tauwasserbi- Wassergewichts zum Gewicht des Holzes im darrtro-
lanz. Der Dampfdiffusionswiderstand dieser Mate- ckenen Zustand. Bis 20 % Holzfeuchte wird von tro-
rialien verändert sich mit der Umgebungsfeuchte. ckenem Holz gesprochen, welches keiner Gefährdung
Bei trockenem Raumklima liegen dampfbremsende ausgesetzt ist. Holzbauteile die längerfristig (3 bis 6
Eigenschaften vor, bei feuchtem Klima diffusions- Monate) auf Holzfeuchten nahe des Fasersättigungs-
offene. Die Feuchtevariablität kann je nach Produkt bereichs auffeuchten sind durch holzzerstörende Pilze
zwischen sd = 0,2 bis max. 30 m schwanken. Solche gefährdet. Als planmäßige Holzfeuchte werden die
feuchtevariablen Eigenschaften weisen spezialbe- Einbaufeuchte des Holzes sowie rechnerisch zulässige
schichtete Baupappen, Polyamidfolien und in be- Feuchteerhöhungen aus Tauwasseranfall bezeichnet.
grenztem Maße auch Holzwerkstoffe auf.
Holzschutz
Gebrauchsklasse (GK) umfasst Maßnahmen, die eine Wertminderung oder
früher Gefährdungsklasse, klassifiziert die gegebene Zerstörung von Holz und Holzwerkstoffen durch
Einbausituation der Holzbauteile im Hinblick auf das Pilze, Insekten oder Meerestiere verhindern und eine
resultierende Schädigungsrisiko. Wichtiges Kriteri- lange Gebrauchsdauer sicherstellen.
um ist hierbei die Holzfeuchte, die sich unter ungün-
stigen Bedingungen im bzw. auf dem Bauteil erge- Holzzerstörende Insekten
ben kann. Weitere Kriterien sind direkte Witterungs- stellen für verbaute Hölzer ausschließlich in Form von
beanspruchung mit oder ohne Feuchteanreicherung Trockenholzinsekten, z.B. Hausbock oder diverse Na-
im Bauteil, die Zugänglichkeit von Insekten sowie der gekäferarten, eine Gefährdung dar. Die Larven die-
Kontakt mit Meerestieren. In der GK 0 ist das Befalls- ser Insekten entwickeln sich im Holz und zerstören
bzw. Schadensrisiko durch holzzerstörende Insek- es durch ihre Fraßgänge. Hohe Holzfeuchten und ein
ten oder Pilze so gering bzw. auszuschließen, dass Primärbefall durch holzzerstörende Pilze begünstigen
keine Notwendigkeit für vorbeugende chemische den Befall.
Holzschutzmaßnahmen nach DIN 68800-3 oder eine
erhöhte Dauerhaftigkeit vorliegen. Die Einstufung in Holzzerstörende Pilze
die GK 0 ist das grundsätzliche Ziel baulicher Holz- können sich aus Sporen erst über einen längeren
schutzmaßnahmen. Zeitraum bei auftretenden relativen Luftfeuchten von
mehr als 95 % oder im Bereich lokaler Auffeuch-
Gleichgewichtsfeuchte (Ausgleichsfeuchte) tungen oberhalb der Fasersättigung entwickeln.
bezeichnet die massenbezogene Holzfeuchte eines Kurzfristige Auffeuchtungen oberhalb der Fasersät-
Bauteils, welche sich nach Einbau während der Nut- tigung sind über Zeiträume von bis zu vier Monaten
zungsphase ergibt. Diese unterliegt je nach Jahres- tolerierbar.
zeit einem Schwankungsbereich. Holzbauteile sollten
64 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I GLOSSAR
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Konvektion auf geeignetem Untergrund aufgebracht und muss


beschreibt den Feuchtetransport in Folge von Luft- sowohl in der Fläche als auch an Fügestellen, bei
strömung. Sie resultiert aus Undichtigkeiten der Durchdringungen sowie im Anschlussbereich an
Gebäudehülle, angetrieben durch Druck infolge von Sanitärtobjekte dauerhaft funktionieren. Als Sekun-
Wind- oder Temperaturunterschieden. Zur Verhin- därabdichtung wird die Fugendichtung (meist als
derung von Konvektion wird die Gebäudehülle in- Silikonfuge) in Anschlussbereichen bezeichnet. Sie
nen luftdicht und außen winddicht ausgeführt. hat nur untergeordnet abdichtende Funktion und
ist als Wartungsfuge anzusehen.
Moderfäule
wird durch im Boden vorhandene Pilze ausgelöst Splintholz
und kann Holz sehr schnell abbauen. Bei den üb- bezeichnet den äußeren, an das Kambium anschlie-
lichen Konstruktionen des Hoch- und Bückenbaus ßenden Teil des Holzes, der lebende Zellen enthält
stehen die tragenden Bauteile nicht im direkten und saftführend ist. Splintholz ist grundsätzlich als
Kontakt mit dem Erdreich, Moderfäule kann sich nicht dauerhaft gegenüber Feuchte eingestuft.
aber in Bereichen mit Schmutzansammlungen oder
hoher Spritzwasserbeanspruchung ausbilden, wes- Technisch getrocknetes Holzprodukt
halb auf einen ausreichenden Spritzwasserschutz zu bezeichnet Holz, welches in einer technischen An-
achten ist. lage bei einer Temperatur von T ≥ 55° C über mind.
48 Stunden auf eine Holzfeuchte von u ≤ 20 % ge-
Nassräume trocknet wurde. Hierzu zählen u.a. Konstruktions-
sind gemäß Definition nach DIN 18195 Innenräu- vollholz mit und ohne Keilzinkung, Balkenschicht-
me, in denen nutzungsbedingt Wasser in solcher holz sowie Brettschicht- und Brettsperrholz.
Menge anfällt, dass zu seiner Ableitung eine Fußbo-
denentwässerung erforderlich ist. Bäder und Feuch- Technische Klassen von Holzwerkstoffe
träume im Wohnungsbau ohne Bodenablauf zählen bezeichnen den Anwendungsbereich von Holzwerk-
ebenso nicht zu den Nassräumen wie fachgerecht stoffen z.B. für die tragende oder nichttragende
ausgeführte bodengleiche Duschen. Anwendung in den verschiedenen Nutzungsklassen,
z.B. OSB/2 oder OSB/3 (tragende Anwendung im
Nutzungsklasse (NKL) Trocken- bzw. Feuchtebereich).
bezeichnet die Klassifikation eines Holzbauteils in
Abhängigkeit seiner Gleichgewichtsfeuchte über Trocknungsreserve
den gesamten Bauteilquerschnitt, welche für die bei bezeichnet die rechnerisch verbleibende Verdun-
der Bemessung relevanten Festigkeits- und Steifig- stungsmenge, welche sich aus der Bilanz aus Ver-
keitseigenschaften maßgebend sind und mit zuneh- dunstungsmenge und Tauwassermenge ergibt. Sie
mender Holzfeuchte abnehmen. ist die maßgebende Größe für die Einschätzung der
Robustheit eines beidseitig geschlossenen Bauteils
Primär- und Sekundärabdichtung bei unplanmäßigem Feuchteeintrag.
bezeichnen Schutzmaßnahmen von Holzbauteilen Hierfür gelten folgende Anforderungen:
gegenüber Spritzwasserbeanspruchung. Die Pri- ​250 g/(m2 a) bei Dächern und obersten
märabdichtung wird dabei als Abdichtungssystem Geschossdecken und
​100 g/(m2 a) bei Wänden
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I REGELWERKE, LITERATUR 65
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

8_ Regelwerke, Literatur

8.1_ Technische Baubestimmungen Deutsche Normen:

Regelmäßig aktualisierte Listen des Deutschen VOB ATV DIN 18334: 2012-09, VOB Vergabe- und
Instituts für Bautechnik (DIBt) – www.dibt.de Vertragsordnung für Bauleistungen - Teil C: Allgemei-
ne Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen
[BRL] Bauregelliste, zur Drucklegung Nr. 1/2014
(ATV) - Zimmer- und Holzbauarbeiten

[MTB] Musterliste der technischen Baubestim-


DIN 4108-3: 2014-11: Wärmeschutz und Energie-Ein-
mungen, zur Drucklegung Stand 3/2014
sparung in Gebäuden - Teil 3: Klimabedingter Feuch-
teschutz - Anforderungen, Berechnungsverfahren und
[HSV] DIBt-Holzschutzmittelverzeichnis;
Hinweise für Planung und Ausführung
Erich Schmidt Verlag, 2012

DIN 4108-7: 2011-01: Wärmeschutz und Energie-Ein-


Normen im Alleinvertrieb des Beuth-Verlags,
sparung in Gebäuden - Teil 7: Luftdichtheit von Ge-
Berlin – www.beuth.de (Produktnormen sind hier
bäuden - Anforderungen, Planungs- und Ausführungs-
nicht aufgeführt)
empfehlungen sowie -beispiele

Normenreihe Holzschutz: DIN 4108-10: 2008-06: Wärmeschutz und Energie-Ein-

DIN 68 800-1: 2011-10: Holzschutz – Teil 1: All- sparung in Gebäuden - Teil 10: Anwendungsbezogene

gemeines Anforderungen an Wärmedämmstoffe - Werkmäßig


hergestellte Wärmedämmstoffe

DIN 68 800-2: 2012-02: Holzschutz – Teil 2: Vor-


DIN 4074-1: 2012-06: Sortierung von Holz nach der
beugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
Tragfähigkeit - Teil 1: Nadelschnittholz

DIN 68 800-3: 2012-02: Holzschutz – Teil 3: Vor- DIN 18195:2015-06: Abdichtung von Bauwerken -
beugender Schutz von Holz mit Holzschutzmitteln Begriffe

DIN 68 800-4: 2012-02: Holzschutz – Teil 4: Be- DIN 18533-1:2015-12: Abdichtung von erdberührten
kämpfungs- und Sanierungsmaßnahmen gegen Bauteilen - Teil 1: Anforderungen, Planungs- und Aus-
Holz zerstörende Insekten und Pilze führungsgrundsätze

DIN 18534-1:2015-07: Abdichtung von Innenräumen


- Teil 1: Anforderungen, Planungs- und Ausführungs-
grundsätze

DIN 20000-1: 2013-08: Anwendung von Baupro-


dukten in Bauwerken – Teil 1: Holzwerkstoffe

DIN 20000-5: Anwendung von Bauprodukten in Bau-


werken – Teil 5: Nach Festigkeit sortiertes Bauholz für
tragende Zwecke mit rechteckigem Querschnitt
66 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I REGELWERKE, LITERATUR
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Harmonisierte europäische Normen: 8.2_ Fachregeln und Merkblätter

DIN EN 350-2: 1994-10, Dauerhaftigkeit von Holz Fachregeln des Zimmererhandwerks herausgegeben
und Holzprodukten - Natürliche Dauerhaftigkeit von von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zim-
Vollholz - Teil 2: Leitfaden für die natürliche Dauer- mermeister im Zentralverband des Deutschen Bau-
haftigkeit und Tränkbarkeit von ausgewählten Holz- gewerbes – www.holzbau-deutschland.de
arten von besonderer Bedeutung in Europa
[FR01] Fachregel 01: Außenwandbekleidungen
DIN EN 1995-1-1: 2010-12, Eurocode 5: Bemes- aus Holz und Holzwerkstoffen, Ausgabe
sung und Konstruktion von Holzbauten - Teil 1-1: 08/2006 (mit Änderung 03/2007)
Allgemeines - Allgemeine Regeln und Regeln für
den Hochbau mit Änderungen A1 (2008) und A2 [FR02] Fachregel 02: Balkone und Terrassen, Aus-
(2014) gabe 12/2015

DIN EN 1995-1-1/NA: 2013-08, Nationaler Anhang


[FRDD] Fachregeln des Deutschen Dachdeckerhand-
– national festgelegte Parameter - Eurocode 5: Be-
werks Fachverband Dach-, Wand- und Ab-
messung und Konstruktion von Holzbauten - Teil
dichtungstechnik e.V. – www.dachdecker-
1-1: Allgemeines - Allgemeine Regeln und Regeln
regelwerk.de (Auswahl):
für den Hochbau
Grundregel für Dachdeckungen, Abdich-
DIN EN 1996-1-1: 2013-02, Eurocode 6: Bemes-
tungen und Außenwandbekleidungen,
sung und Konstruktion von Mauerwerksbauten -
Stand 09/1997
Teil 1-1: Allgemeine Regeln für bewehrtes und un-
bewehrtes Mauerwerk mit Nationalen Anhängen
Regeln für Dachdeckungen mit Dachziegeln
und Dachsteinen, Stand 12/2012
DIN EN 13986: 2005-03 Holzwerkstoffe zur Ver-
wendung im Bauwesen - Eigenschaften, Bewertung
Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckungen
der Konformität und Kennzeichnung; mit Änderung
und Unterspannungen, Stand 01/2010
A1 (2014-09)
[KFR] Richtlinie für die Ausführung von Klempner-
DIN EN 14081: 2014-01: Holzbauwerke - Nach Fe-
arbeiten an Dach und Fassade (Klempner-
stigkeit sortiertes Bauholz für tragende Zwecke mit
fachregeln), Ausgabe – Zentralverband Sani-
rechteckigem Querschnitt - Teil 1: Allgemeine An-
tär Heizung Klima (ZVSHK) – www.zvshk.de
forderungen

DIN EN 15026: 2007-07: Wärme- und feuchtetech-


nisches Verhalten von Bauteilen und Bauelementen
- Bewertung der Feuchteübertragung durch nume-
rische Simulation
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I REGELWERKE, LITERATUR 67
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Merkblätter: [5]​ Radovic, B. (2009): INFORMATIONSDIENST


HOLZ spezial: Holzschutz für konstruktive Voll-
[MBF] Merkblatt 5: Bäder und Feuchteräume im
holzprodukte, Holzabsatzfonds/ Verband der
Holz- und Trockenbau, Ausgabe 2/2014;
deutschen Sägeindustrie, Bonn/ Wiesbaden
Bundesverband der Gipsindustrie e.V. –
www.gips.de
[6]​ Winter, S.; Schmidt, D.; Schopbach, H. (2004):
Schimmelpilzbildung bei Dachüberständen und
[MBV] M
 erkblatt Verbundabdichtungen, Ausgabe
an Holzkonstruktionen; Bauforschung für die
8/2012; Zentralverband Deutsches Bauge-
Praxis, band 66: Fraunhofer IRB Verlag
werbe – www.zdb.de

[MBB] Merkblatt 18: Beschichtungen auf Holz und [7]​ Schmidt, D,; Winter, S. (2008): INFORMATI-
Holzwerkstoffen im Außenbereich, Ausgabe ONSDIENST HOLZ spezial: Flachdächer in Holz-
2006; Bundesverband Farbe- und Sachwert- bauweise, Holzabsatzfonds Bonn
schutz e.V. – www.farbe-bfs.de
[8] Teibinger, M.; Nusser, B. (2010): Flachgeneigte
[WTA] WTA-Merkblatt 6-8: „Feuchtetechnische
Dächer aus Holz - Planungsbroschüre, Holzfor-
Bewertung von Holzbauteilen – vereinfachte
schung Austria - www.holzforschung.at
Nachweise und Simulation“, Entwurf 2015;
Wissenschaftlich-technische Arbeitgemein-
[9]​ Winter, S.; Bauer, P.; Werther, N. (2008): Un-
schaft für Bauwerkserhaltung und Denkmal-
tersuchung der klimatischen Verhältnisse in
pflege e.V. – www.wta.de
Kriechkellern unter gedämmten Holzboden-

8.3_ Fachliteratur platten zur Vermeidung von Bauschäden bei


nicht unterkellerten Gebäuden und zur Kosten-
[1] ​Gersonde, M.; Grinda, M. (1984): Untersu- reduzierung; Forschungsbericht MFPA Leipzig
chungen über das Vorkommen von Schäden und TU München
durch holzzerstörende Pilze und Insekten an
Holzleimbaukonstruktionen. Forschungsbericht. [10]​ Kehl, D.; Borsch-Laaks, R.; Schopbach, H.;
Bundesanstalt für Materialprüfung, Fachgruppe Wagner, G.: Holzbalkendecke an Mauerwerk in
„Biologische Materialprüfung“ HOLZBAU Heft 1/2015; Kastner Verlag

[2]​ Aicher, S.; Radovic, B.; Volland, G. (2001): Un-


[11]​ Böttcher, P. (1999): INFORMATIONSDIENST
tersuchungen zur Befallswahrscheinlichkeit von
HOLZ Anstriche für Holz und Holzwerkstoffe
Brettschichtholz durch Hausbock, bauen mit
im Außenbereich, Arbeitsgemeinschaft Holz
holz, 12/2001
e.V. Düsseldorf
[3]​ Radovic, B. (2008): INFORMATIONSDIENST
HOLZ spezial: Unempfindlickeit von technisch Aktuelle weiterführende Schriften des Informati-
getrocknetem Holz gegen Insekten, Holzabsatz- onsdienst HOLZ sind auf der Seite 72 aufgeführt.
fonds

[4]​ Grosser, D.; Hertel, H.; Radovic, B.; Willeitner,


H. (2013): Holzschutz – Praxiskommentar zu
DIN 68800 Teile 1 bis 4. Hrsg.: DIN, Prof. Rainer
Marutzky, iVTH; Beuth Verlag Berlin
68 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I ANHANG
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Anhang_ Weitere Holzschutzmaßnahmen

Anstrich
Baulicher Holzschutz GK 0
als ergänzende ja
nach DIN 68800-2 erfüllt
Maßnahme

nein

Alternative A Alternative B Alternative C

Farbkernholz Vorbeugender Modifiziertes


mit Dauerhaftigkeit chemischer Holzschutz Holz
nach DIN 68800-1 nach DIN 68800-3 (nicht in DIN geregelt)

prüfen prüfen prüfen

Lieferbarkeit Umweltverträglichkeit Verwendbarkeit?


Abb. A.1: Übersicht: Bauliche splintfreie Ware Wiederverwendbarkeit Bauaufsichtliche Zulassung
Holzschutzmaßnahmen und einheimisches Holz Entsorgung Zustimmung im Einzelfall?
mögliche Alternativen
A_ Überblick
DIN 68800-1 benennt neben den vorrangig zu be- beeinträchtigende Organismen. Deren Anwendung
rücksichtigenden vorbeugenden baulichen Holz- ist in DIN 68800-3 geregelt. Zu unterschieden sind
schutzmaßnahmen weitere Maßnahmen, über die hierbei vorbeugend und bekämpfend wirkende Pro-
nachfolgend ein kurzer Überblick gegeben werden dukte sowie Holzschutzmittel mit insektizider und/
soll (siehe Übersicht in Abb. A.1). Damit sollen An- oder fungizider Wirksamkeit. Werkseitig mit Holz-
wendungsmöglichkeiten, aber auch Anwendungs- schutzmittel behandelte Produkte müssen ebenso
grenzen aufgezeigt werden. wie bauseits behandelte Bauteile über eine Kenn-
zeichnung verfügen (siehe Abschnitt B).
Die Natürliche Dauerhaftigkeit ist die mehr oder
minder ausgeprägte Eigenschaft einer Holzart ohne Beschichtungen zum Oberflächenschutz, aufge-
zusätzliche Maßnahmen einem Befall durch Schäd- bracht als Anstrich oder industrielle Beschichtung,
linge zu widerstehen. Die Dauerhaftigkeit wird im können einen zusätzlichen Beitrag zum Schutz des
Wesentlichen durch die Holzinhaltsstoffe und die Holzes liefern, indem sie die Wasseraufnahme über
Umgebungsbedingungen beeinflusst. Die Möglich- die Holzoberfläche begrenzen. Ohne konkrete De-
keiten durch dauerhafte Holzarten in den höheren finition ihrer Inhaltsstoffe und ihrer Auftragsmenge
Gebrauchsklassen auf chemischen Holzschutz zu ver- ist eine Beschichtung keine vorbeugende chemische
zichten, werden in Kapitel 3.3 aufgezeigt. Holzschutzmaßnahme im Sinne der DIN 68800-3
(siehe Abschnitt C)
Vorbeugende chemische Holzschutzmittel sind
biozidhaltige Produkte zum Schutz von Holz gegen Bei modifizierten Hölzern handelt es sich um Pro-
Befall durch Holz zerstörende oder die Holzqualität dukte mit individueller Schutzwirkung. Die derzeit
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I ANHANG 69
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

bekanntesten Systeme sind thermisch behandelte B_ Notwendigkeit des chemischen Holzschutzes


oder acetylierte Hölzer. Thermisch behandelte Höl- Vorbeugend chemische Holzschutzmittel haben bi-
zer werden anders als bei der konventionellen tech- ozide Wirkungen und sind gegen spezielle Insekten
nischen Trocknung deutlich höheren Temperaturen und/oder Pilze wirksam. Die DIN 68800-3 behandelt
(160° bis über 200° C) ausgesetzt, wodurch eine keine ungiftigen Holzschutzmittel.
geringere Feuchteaufnahmefähigkeit des Holzes er-
zielt wird. Damit einher geht eine Veränderung der Die Entwicklung und die breite Anwendung tech-
Festigkeitseigenschaften, weshalb für die tragende nisch getrockneter Vollholzprodukte und Holz-
Anwendung ein bauaufsichtlicher Verwendbarkeits- werkstoffe sowie die mittlerweile jahrzehntelan-
nachweis vorliegen muss. Eine solcher Nachweis gen Erfahrungen mit diffusionsoffenen Bauweisen
oder eine Zustimmung im Einzelfall ist auch bei ace- haben den chemischen Holzschutz in den üblichen
tyliertem Holz erforderlich, welches durch Behand- Anwendungsbereichen des Hochbaus entbehrlich
lung mit Essigsäureanhydrit eine verbesserte Dau- gemacht. DIN 68800-2 zeigt mit den besonderen
erhaftigkeit erhält. Beispielanwendungen hierfür baulichen Holzschutzmaßnahmen zudem Möglich-
finden sich im Brückenbau. keiten auf, wie trotz Einstufung in die Gebrauchs-
klassen GK 1 bis GK 3 auf die Verwendung von
Physikalische Maßnahmen beschreiben die An- chemischen Holzschutzmitteln verzichtet werden
wendung von hohen Temperaturen zur Abtötung kann (siehe Abschnitt 4.8 sowie Kapitel 5 und 6).
von Holzschädlingen. Diese werden gemäß DIN
68800-4 nur bei der Bekämpfung Holz zerstörender In den besonderen Fällen, bei denen eine An-
Pilze und Insekten im Rahmen von Sanierungsmaß- wendung chemischer Holzschutzmittel dennoch
nahmen verwendet. erforderlich wird, müssen Mittel verwendet wer-
den, deren Wirksamkeit und Umweltverträglich-
Tab. A1: Prüfprädikate für vorbeugend wirksame Holz- keit nachgewiesen ist. Entsprechende Mittel sind
schutzmittel nach DIN 68800-3 im Holzschutzmittelverzeichnis des DIBt aufgeführt
[HSV]. Je nach Anwendungsbereich müssen die
Gebrauchklasse Prüfprädikate nach DIN 68800-3
Holzschutzmittel über ein Prüfprädikat für vorbeu-
keine vorbeugende Maßnahme genden Holzschutz verfügen (siehe Tab. A.1).
GK 0 erforderlich!

Möglichkeiten zur Ausrüstung des Holzes sind dabei


GK 1* Iv
Spritzen und Sprühen, Streichen (auch automati-

GK 2* Iv + P siert), Fluten, Tauchen und Trogtränken oder Vaku-


um- bzw. Kesseldruckimprägnierung.
GK 3* Iv + P + W
Zu beachten ist, dass sich moderne Vollholzpro-
GK 4 Iv + P + W + E dukte nicht ohne weiteres mit Holzschutzmitteln
behandeln lassen. Durch die technische Trocknung
Iv = Insektenvorbeugend und die meist glatte (gehobelte oder egalisierte)
P = Pilzwidrig
Oberfläche ist die Aufnahmefähigkeit sehr einge-
W = Witterungs-/Auswaschbeständig
E = Erd-/Wasserkontakt (Schmutzablagerungen in Fugen) schränkt. Eine Imprägnierung kann nur bei Kiefern-
holz oder bei vorheriger Perforation (Nadelung) der
*Einstufung in GK 0 durch besondere bauliche Holzschutz-
maßnahmen nach DIN 68800-2 möglich! Oberfläche stattfinden.
70 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I ANHANG
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Die erforderliche Auftragsmenge bei Beschich- Voraussetzung hierfür ist die Auswahl des richtigen
tungen mit Holzschutzmitteln sind auf glatten Beschichtungssystems, eine sorgfältige Untergrund-
Oberflächen nur in mehreren Arbeitsgängen in vorbereitung und Verarbeitung sowie die regelmä-
Verbindung mit öligen Holzschutzmitteln zu erzie- ßige Instandhaltung. Tabelle A.2 benennt Instand-
len. Aufgrund der bei direkter Witterungsbeanspru- haltungsintervalle von Beschichtungssystemen in
chung in GK 3 bedingten kurzen Instandhaltungs- Abhängigkeit ihrer Witterungsbeanspruchung bei
intervalle sind zur Gewährleistung der dauerhaften regelmäßiger Wartung.
Wirksamkeit dieser Holzschutzmaßnahme eine
regelmäßige Kontrolle und Wartung erforderlich Als Anstrichsysteme werden lasierende und de-
(siehe übliche Instandsetzungsintervalle von Be- ckende Anstriche in verschiedenen Schichtdicken
schichtungen in Tab. A.2). unterschieden. Bei der Auswahl ist zu beachten, ob
es sich um maßhaltige oder nicht maßhaltige Bau-
C_ Bedeutung von Beschichtungen (Anstrichen) teile handelt. Fenster zählen beispielsweise zu den
Beschichtungen auf Holzbauteilen sollen diese im maßhaltigen Bauteilen, weshalb hier diffusionshem-
Außenbereich vor Feuchteeinwirkung und UV-Ein- mende Anstrichsysteme zu bevorzugen sind, um
strahlung schützen und meist auch eine dekorative Verformungen zu begrenzen. Bei diffusionshem-
Wirkung erzielen. Wenngleich durch einen Anstrich menden Anstichsystemen ist zu beachten, dass das
die Feuchteaufnahmefähigkeit des Bauteils reduziert Holzbauteil bei einem Feuchteeintritt aufgrund der
wird, handelt es sich ohne Kennzeichnung als Holz- Beschichtung langsamer trocknet, wodurch ein er-
schutzmittel und ohne regelmäßige Wartung um höhtes Schadensrisiko besteht. Hinweise zur Aus-
keine vorbeugend wirksame Holzschutzmaßnahme. wahl und Anwendung von Beschichtungssystemen
Anstriche sind nur dann ein wirksames Mittel zur enthalten die Merkblätter des Bundesverbandes Far-
Verlängerung der Gebrauchsdauer, wenn ihre dau- be und Sachwertschutz [MBB].
erhafte Funktionstüchtigkeit sichergestellt ist.

Tab. A.2: Instandsetzungsintervalle von Beschichtungssystemen bei regelmäßiger Wartung bei unterschiedlicher
Witterungsbeanspruchung [11]

Beschichtungssystem Außenraumklima1) Freiluftklima I2) Freiluftklima II3)

Farblos und gering


5 Jahre 1 Jahr < 1 Jahr
pigmentierte Systeme

Dünnschichtlasuren mit
8-10 Jahre 2-3 Jahre 1-2 Jahre
ausreichender Pigmentierung

Dickschichtlasuren mit
10-12 Jahre 4-5 Jahre 2-3 Jahre
ausreichender Pigmentierung

Deckende Lacke ohne


12-15 Jahre 3-4 Jahre 2-3 Jahre
fungizide Grundierung

Deckende Lacke mit


12-15 Jahre 5-8 Jahre 4-5 Jahre
fungizider Grundierung
1)
Außenraumklima: Bauteile konstruktiv gegen unmittelbare Wettereinwirkung geschützt (GK 2)
2)
Freiluftklima I: Bauteile mit geringem konstruktiven Witterungsschutz (Gebäude bis 3 Geschosse = Normalfall)
3)
Freiluftklima II: Auf Holzbauteile kann Klima ungehindert einwirken, zusätzlich abrasive Wirkung z.B. durch Sand
(Gebäude über 3 Geschosse oder Gebäude in besonders exponierten Lagen)
HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I BILDNACHWEIS 71
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

Aktuelle weiterführende Schriften aus der Bildnachweis soweit nicht im Eigentum von Holzbau
holzbau handbuch Reihe des INFORMATIONS- Deutschland (alle Zeichnungen)
DIENST HOLZ (hh = Reihe/Teil/Folge)

hh 1/1/7:​ Holzrahmenbau Seite_Quelle

hh 4/1/1: ​Holz als konstruktiver Baustoff Titel _ Thomas Koculak, Mörfelden


2 _ Daniel Schmidt, Lauterbach
hh 4/2/1: ​Konstruktionsvollholz, Duobalken, 7 _ Daniel Schmidt, Lauterbach
Triobalken 21 _ Ludger Dederich, Bonn
22 _ KÖSTER BAUCHEMIE AG
hh 4/2/2:​ Herstellung und Eigenschaften von ge- 23 _ Martin Mohrmann, Kiel
klebten Vollholzprodukten 23 _ Moll bauökologische Produkte GmbH
38 _ bauart Konstruktions GmbH + Co. KG,
hh 4/5/3: ​Holzfaser-Wärmedämm-Verbundsysteme, Lauterbach
Eigenschaften, Anforderungen, Anwen- 49 _ Berner Fachhochschule AHB Biel
dungen FE-Projekt Kompaktfassaden
51 _ In Anlehnung an: Holzforschung Austria und
hh 4/6/1: ​Bauen mit Brettsperrholz Verband Holzfaser Dämmstoffe e.V.
53 _ BEVER GmbH
hh 5/2/1: ​Holzschutz bei Ingenieurholzbauten 55 _ Bundesverband der Gipsindustrie e.V.
56 _ Bundesverband der Gipsindustrie e.V.
Die Schriften stehen als kostenloser Download zur 57 _ Bundesverband der Gipsindustrie e.V.
Verfügung: www.informationsdienst-holz.de 59 _ Überwachungsgemeinschaft Konstruktions-
vollholz e.V.
Mitglieder des Informationsvereins HOLZ erhalten 59 _ Kurt Schwaner, Biberach
die Schriften bei Neuerscheinung als kostenloses
Druckexemplar. Weitere Informationen unter:
www.informationsverein-holz.de
72 HOLZSCHUTZ I BAULICHE MASSNAHMEN GK 0 I EINLEITUNG
holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2

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