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Hildegard von Bingen – Heilerin mit spiritueller Kraft.

Mittelalter-Mystikerin bis heute erfolgreich


Es gibt nur wenige Menschen, die auch viele hundert Jahre nach ihrer irdischen
Erdenwanderung noch so viel Gutes bewirken wie die einstige Äbtissin Hildegard von
Bingen. Vielleicht mag es daran liegen, dass die im elften Jahrhundert geborene
Kirchenfrau mit ihren hohen, spirituellen Anlagen dazu ausersehen worden war,
anderen Menschen, vor allem Kranken, zu helfen. Erstaunlich ist, dass die heutige
Wissenschaft die Erkenntnisse und Heilmethoden der Mystikerin in hohem Umfang,
nämlich zu über 80 Prozent, bestätigt. Manche Beobachter behaupten, dass bei den
übrigen 20 Prozent möglicherweise die Forscher noch nicht so weit sind. In den
folgenden Wochen wollen wir einen kleinen Ausschnitt des Schaffens der
bedeutungsvollen Mittelalter-Mystikerin präsentieren und auf einige der
beeindruckenden Heilrezepte und ihre Anwendung hinweisen, die glücklicherweise
mehr und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit geraten.

Als ich vor einigen Jahren auf die ganzheitlichen, also natürlichen und schlüssigen
Empfehlungen Hildegard von Bingens stieß, konnte ich nicht ahnen, welche durchschlagende
Heilkraft uns aus den vor vielen hundert Jahren niedergeschriebenen Verordnungen erwächst.
Die hier und in den folgenden Artikeln genannten Empfehlungen entstammen also durchaus
auch eigenen Erfahrungen, durch die meine Familie, zahlreiche Freunde, Bekannte und
Kollegen und natürlich ich selbst schon enorme Hilfe erfahren durften.

Doch vor allem sollen die Aussagen des renommierten Konstanzer Arztes Dr. Gottfried
Hertzka, der die Hildegard-Aufzeichnungen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg für die
Öffentlichkeit entdeckte und übersetzte, zum Ausdruck kommen, ebenso wie auch die
liebevollen und gleichzeitig hoch professionellen Empfehlungen des langjährigen
Heilpflanzen- und Hildegard-Experten Helmut Posch und des bekannten deutschen
Hildegard-Fachmanns Dr. Wighard Strelow. Hertzka ebnete Hildegard von Bingen für die
Jetztzeit den Weg. Neun lateinische Bücher hatte sie geschrieben, unter anderem über die
Heilkräfte der Lebensmittel in der Natur ebenso wie über die Ursache von Krankheiten und
ihre Behandlung.

In deutschen Reformhäusern und Bioläden ist es leider heute immer noch weitaus
schwieriger, ein gutes Hildegard-Sortiment zu finden (vor allem im Norden und Osten), als
beispielsweise in Österreich und auch der Schweiz, wo man schon weiter ist. Doch gibt es
mittlerweile ja den bequemen Weg des Internets, um seltene Mischungen und Heilpflanzen
schnell und problemlos beziehen zu können.

Seit Jahren versorge ich mein Umfeld mit den Gesundheitsrezepten von Hildegard von
Bingen, ob es sich bei den Unpässlichkeiten um Erkältungen, Migräne, Magen- und
Darmprobleme handelt, oder ob es sogar um etwas schwerwiegendere Angelegenheiten wie
Nierenschmerzen und sogar Nierensteine oder auch um Leberprobleme geht. Gelenk- und
Rückenschmerzen und müde Knochen gehören inzwischen ebenfalls zum
Behandlungsspektrum, wie auch die alljährliche Entschlackungs- und Fitnesskur, der
berühmte »Maitrank«, der den Körper auf wohltuende Art in aller Regel wieder dorthin
bringt, wo der Mensch ihn am allerliebsten das ganze Jahr über hätte: in einem Zustand der
Frische, des Wohlfühlens und der Elastizität.

Wichtig ist es, an dieser Stelle zu betonen, dass man zwar eine Menge Symptome mit
Hildegard-Empfehlungen behandeln kann. Jedoch kann in einigen Fällen von Krankheit und
Schmerzen selbstverständlich der Weg dennoch nirgendwo anders hin als schnurgerade zum
Arzt führen. Denn wenn auch viele Störungen und Beschwerden mit der ganzheitlichen
Heilmethode der ehemaligen Kirchenfrau gut in den Griff zu bekommen sind, so versteht es
sich bei ernsten Problemen doch von selbst, unverzüglich den Rat des medizinischen
Fachmanns zu suchen.

Hildegard von Bingen lebte von 1098 bis 1179. Geboren in der Nähe Alzeys in Rheinland-
Pfalz, war sie bereits in der damaligen Zeit eine Ausnahmeerscheinung: Einerseits gründete
sie ihr eigenes Kloster ohne Unterstützung der Kirche und des Staates, und ging einen zu
jener Zeit ungewöhnlich erfolgreichen und selbstbewussten Weg. Andererseits wurde
Hildegard wegen ihrer Visionen, Prophezeiungen und Veröffentlichungen nicht selten
angefeindet und befand sich immer wieder in Gefahr, als Ketzerin und Hexe angeklagt zu
werden. Sie wurde 82 Jahre alt.

In einer der zahlreichen Biografien der Klosterfrau heißt es, alle Versuche, ihr Wissen auf
eigene Erkenntnisse und Erfahrungen einer der ersten deutschen Naturwissenschaftlerin und
Ärztin zurückzuführen, seien bis heute nicht nur gescheitert, sondern stünden sogar im
Widerspruch zu ihren eigenen autobiografischen Aussagen. Hildegard schildert dem Mönch
Wibert von Gembloux, wie sich ihre Visionen aus dem Licht zutrugen:

»Von meiner Kindheit an erfreute ich mich der Gabe dieser Schau in meiner Seele bis zur
gegenwärtigen Stunde, da ich schon mehr als 70 Jahre alt bin. Und meine Seele steigt, wie
Gott will, in dieser Schau bis in die Höhe des Firmamentes und die verschiedenen Sphären
empor und hält sich bei verschiedenen Völkern auf, obgleich sie in fernen Gegenden und
Orten weit von mir entfernt sind. Und da ich dies auf solche Weise in meiner Seele schaue,
erblicke ich auch den Wechsel der Wolken und anderer Geschöpfe. Ich sehe dies aber nicht
mit den offenen Augen und höre es nicht mit den äußeren Ohren; auch nehme ich es nicht mit
den Gedanken meines Herzens wahr noch durch irgendeine Vermittlung meiner fünf Sinne,
vielmehr einzig in meiner Seele, mit offenen Augen, sodass ich niemals die Bewusstlosigkeit
einer Ekstase erleide, sondern wachend schaue ich dies bei Tag und Nacht.«

Hildegard von Bingen hatte einen tiefen Bezug zu Gott. Die Mystikerin sah in der ganzen
Schöpfung, in den Pflanzen und Tieren und sogar in den Steinen geheime Heilkräfte
verborgen. Das schöpferische System erschien ihr von höchster Intelligenz entworfen.
Hildegards ganzheitliches Heilen umfasst mehrere Fundamente: Sie arbeitet Hand in Hand
mit der Natur. Lebensmittel betrachtet sie nicht allein als gesunde Sattmacher, sondern sie
heilt mit ihnen.

Jedes Frühjahr steht bei Hildegard für ein Großreinemachen des Körpers. Dazu gehören
Entschlackungsmittel und Entgiftungskuren wie der »Maitrank«, wie auch unterschiedliche
Ausleitungsverfahren in Form des Aderlasses und des Schröpfens. Die Seele des Menschen
muss bei diesen Prozessen mitschwingen, der Geist sich läutern und lösen von allzu Irdisch-
Materiellem. Positive, lichte Gedanken unterstützen jeden Heilungsprozess, eine gesunde
Portion Humor ebenso.

Körper und Seele im Einklang


Die vier Säulen der Hildegard-Medizin sind die Säulen der vier Elemente. Wie einen
Fels in der Brandung der heutigen Meinungsvielfalt beschreibt Hildegard-Experte
Helmut Posch diese elementare Grundlage. Dieser Fels werde die vorübergehenden
Wellen kurzfristiger Trends überstehen, weil Hildegard die wahren Funktionen der
Natur in visionärer Schau gezeigt wurden und deshalb stabil seien wie das Einmaleins,
ist der Mann überzeugt. Wer sich einmal näher mit Hildegard beschäftigt hat, wird ihm
ohne Zögern zustimmen.

Schon von Beginn an wussten alte Völker auf der ganzen Welt um die Bedeutung der
Heilfähigkeit von Pflanzen. Zahlreiche Legenden sprechen von Unsichtbaren und Lichtwesen,
die den Menschen die Geheimnisse über ihre Anwendung offenbarten. Schamanen und
Medizinmänner, aber vor allem auch die Frauen der Stämme gaben das wertvolle Wissen
weiter. Hildegard von Bingen erhielt ihr Wissen aus dem Licht. In unzähligen Visionen
wurden ihr die Schöpfungsgesetze zuteil, das ganzheitliche Wirken der Natur offenbart. »In
allen Geschöpfen, den Tieren, den Vögeln, den Fischen, den Kräutern und den Fruchtbäumen
liegen geheimnisvolle Heilkräfte verborgen, die kein Mensch wissen kann, wenn sie nicht Gott
selber geoffenbart hat.« (H. v. B.)
Die Menschen heute ernähren sich zu ungesund. Fertiggerichte und Fast-Food enthalten Gifte
und Dickmacher, die häufig ohne Nachdenken konsumiert werden. Dabei wäre es viel
einfacher, die frischen Lebensmittel einzeln und direkt zuzubereiten, so, wie Hildegard es
schon vor langer Zeit empfahl. Zwar nimmt diese natürliche Methode etwas mehr Zeit in
Anspruch, doch ernähren wir uns auf diese Weise nicht nur gesünder, sondern können mit
vielen Obst-, Gemüse- und Kräutersorten auf überraschende Weise sogar heilen. Welche
Lebensmittel gegen welche Krankheiten wirksam sind, erfahren wir von der Klosterfrau.
(»Eure Lebensmittel sollen Eure Heilmittel sein«, sagte schon Hippokrates.)
Zur Entgiftungstherapie, vor allem im Frühjahr, zählen Aderlass, Schröpfen, Blutegeltherapie
und – besonders wichtig – das Fasten. Laut Hildegard von Bingen kann bis sechs Tage nach
Vollmond ein Aderlass vorgenommen werden. »Bei zunehmendem Monde nimmt der Saft in
den Bäumen und Pflanzen sowie das Blut im Menschen zu. Hingegen nimmt bei
abnehmendem Mond der Saft bei den Pflanzen und Bäumen und das Blut bei Mensch und Tier
ab.« Deshalb wird der Aderlass bis sechs Tage nach Vollmond vorgenommen, denn früher
oder später ist der Nutzen längst nicht so groß, da eine Abscheidung der Schlackenstoffe dann
nur schwer möglich ist. Beim richtigen Zeitpunkt hingegen ist der Vorgang sogar mit bloßem
Auge erkennbar. Alle krankheitsbildenden Stoffe werden nach Hildegard so aus dem Körper
ausgeleitet. »Sind bei einem Menschen die Gefäße mit Blut gefüllt, so müssen sie von dem
schädlichen Schleim und dem von der Verdauung gelieferten Saft mittels eines Einschnittes
gereinigt werden.« (H. v. B.)
Nach Hildegard von Bingen wohnen 35 Seelenkräfte im Menschen. Sie sind jeweils dem
Körper und seinen Organen zugeordnet. Gerade in der heutigen, auf Materialismus
ausgerichteten Zeit erscheint es wichtiger denn je, einen Blick in Hildegards tiefes Wissen um
Körper und Psyche des Menschen zu werfen. Denn es sind alleine die destruktiven
Seelenkräfte wie die vornehmliche Ausrichtung auf materielle Dinge, Macht oder Gier, die
den Auslöser für Krisen oder Krankheiten bilden. Der Weg zur Heilung besteht darin, diese
Kräfte ins Positive umzuwandeln. Man findet dieses Wissen in dem wegweisenden Buch Die
Psychotherapie der Hildegard von Bingen, das überraschende Einsichten und Erkenntnisse
vermittelt, die zu einem ganz neuen Verständnis von körperlicher und seelischer Gesundheit
führen. Selbsterkenntnis der eigenen Stärken und Schwächen, heißt die Devise. Hildegard
versucht dies durch positives und konstruktives Denken und durch viel Humor auszugleichen.
Und immer wieder setzt sie auf das Erkennen der eigenen Kräfte: »Du hast Augen im Kopf,
damit du dich nach allen Seiten umschauen kannst. Entdeckst du irgendwo Schmutz, so
wasche ihn ab. Siehst du etwas vertrocknen, so lass es wieder grün werden. Hättest du keine
Augen, wäre dein Verhalten zu entschuldigen. Aber du hast ja welche. Warum schaust du dich
mit ihnen nicht um?«

Unser Leben ist unruhiger geworden, zunehmend wird der Mensch durch wachsenden Stress
belastet. Umso wichtiger also ist es, zu den Tugenden zurückzukehren und sie zu leben, denn
sie machen den Menschen einfach lichter, fröhlicher und gesünder.

Die seinerzeit als Prophetin Deutschlands im ganzen Abendland bekannte und anerkannte
Mystikerin hat in ihrem umfangreichen Schriftwerk das genannte medizinische Werk
hinterlassen, von dem es heißt, dass es – wie alle anderen von ihr verfassten Bücher auch –
durch göttliche Inspirationen entstand. Ihren Aufzeichnungen zufolge erhielt sie von Gott den
konkreten Auftrag: »Schreibe, was du siehst und hörst, tue kund die Wunder, die du erfahren.
Schreibe sie auf und sprich …« (H. v. B.)

Hildegards Medizin-Pioniere
Über 800 Jahre lang sind die medizinischen Aufzeichnungen der Hildegard von Bingen
völlig unbeachtet geblieben. Wahrscheinlich wusste man in früherer Zeit nicht viel
damit anzufangen. Erst in den 1950er-Jahren entdeckte der am Bodensee lebende
Mediziner Dr. Gottfried Hertzka die zufällig wieder aufgetauchten Folianten und ließ
sich fortan in seiner Arbeit als Arzt von den medizinischen Schriften Hildegard von
Bingens leiten. Er erforschte und erprobte ihre Empfehlungen und Rezepte und ließ sich
besonders von den spirituellen Eingaben der Klosterfrau führen, von deren visionärem
Ursprung er fest überzeugt war. Zusammen mit dem Apotheker Max Breindl
entwickelte er ab 1960 entsprechende Rezepturen.

Ein eigenes, völlig neues, abgeschlossenes Medizinsystem offenbarte sich mit


zunehmendem Studium. Nach einigen Jahren der »Hildegard-Praxis«, welche von
spektakulären Heilerfolgen begleitet wurde, wollte Dr. Hertzka das beeindruckende
Wissen nicht mehr für sich behalten. Durch sein Buch So heilt Gott, das er daraufhin
schrieb, wurden die zum Teil sensationellen Erfahrungen einem größeren Teil der
Bevölkerung zugänglich gemacht.
Auf diese Weise wurden der deutsche Mediziner Wighard Strehlow und der österreichische
Heilkundler Helmut Posch auf Hildegard von Bingen aufmerksam. Strehlow gilt heute als
Nachfolger des 1997 verstorbenen Gottfried Hertzka. Viele Jahre praktizierte er Hildegard-
Heilkunde in der Hildegard-Praxis Konstanz. Seit April 1993 leitet Strehlow das Kurhaus
Hildegard von Bingen in Allensbach am Bodensee. Zahlreiche Bücher und Fachartikel weisen
seine hohe Kompetenz aus.

Der Österreicher Helmut Posch, der an seinem Umfeld und an sich selbst zahlreiche Rezepte
ausprobierte, wurde nach eigenen Worten ein »Überzeugungstäter«. Längst gilt er – neben
Strehlow – als einer der führenden »Hildegard-von-Bingen-Experten« im gesamten
deutschsprachigen Raum. Im österreichischen St. Georgen liegt zwischen Attergau und
Salzburg seine riesige Farm, auf der er gemeinsam mit seiner Familie seit Jahrzehnten unter
anderem seltene Heilkräuter und -pflanzen anbaut. Komplizierte Mischungen aus den
biologisch angebauten, zum Teil raren Pflanzen stellt er liebevoll her, sodass der interessierte
Homöopath nicht unbedingt selbst durch Wald und Flur streifen und zusammensammeln
muss, was nur in sehr genau berechneten und speziellen Zusammensetzungen auch
vollkommene Wirkkraft entfalten kann.

Posch ist heute überzeugt: »Nach über 30 Jahren Erfahrung kann ich nur sagen: Hildegard ist
ein zuverlässiger Wegweiser für unsere Gesundheit. Unzähligen Kranken konnte geholfen
werden, und es gibt zahlreiche Menschen, die sich durch Hildegard trotz ihres Alters bester
Gesundheit erfreuen. Wer erkannt hat, was wir an Hildegard haben, bleibt der Hildegard-
Philosophie treu, weil er weiß, dass sie eine zuverlässige Quelle der Gesundheit ist.«

Der Hildegard-Experte Posch veröffentlichte schließlich seine jahrelangen Sammlungen von


Mitteilungen an Interessierte in dem Buch Was ist Hildegard-Medizin?. Sowohl eigene als
auch Erfahrungen des inzwischen verstorbenen Mediziners Gottfried Hertzka finden sich in
dem sympathischen und leicht verständlichen Büchlein, das eigentlich bei so gut wie allen
Zipperlein und Krankheiten wertvollen Rat weiß. Es ist ein sehr gut strukturiertes Buch, in
dem die wichtigsten Grundregeln der Hildegard-Heilmethoden zusammengefasst sind. Über
eine Stichwortübersicht sowohl der Heilpflanzen als auch der kleinen und größeren
Gebrechen findet man schnell die entsprechenden Stellen, wo Hilfe angeboten wird.

Im Vorwort heißt es unter anderem: »Das uralte Programm hippokratischer Heilkunde, das
den Menschen als Ganzen in seiner Welt zu erfassen suchte, tritt wiederum als Aufgabe für
morgen in das Blickfeld. Vor diesem Hintergrund wenden wir unser Augenmerk auf vergilbte
Gesundheitsbücher der heiligen Hildegard von Bingen, durch welche wir wirklich in der Lage
sind, etwas an dieser Welt zu ändern.«

Wir wollen uns in den folgenden Artikeln mit einigen Pflanzen- und Kräutermischungen
beschäftigen, die die erleuchtete Frau im frühen Mittelalter schon erkennen durfte.
Vorherrschend von dem Gedanken des gesamtheitlichen Heilens geführt, bedeutete der
Begriff Gesundheit nach Hildegard von Bingen, einen vitalen Körper und dazu einen
lebendigen Geist in ausgewogenem Verhältnis zu besitzen.

Mit der Maitrank-Kur die Gifte aus dem Körper schleusen


In unserer Frühjahrsreihe soll es um das Wirken der Klosterfrau Hildegard von Bingen
gehen, deren Antrieb für ihre Berufung als Heilerin vor allem Glaube, Liebe und
Respekt vor der Schöpfung war. Auch wenn zwischen ihrem damaligen Wirken und der
heutigen Zeit etwa 900 Jahre liegen, so hat die Wirkkraft ihres Schaffens bis jetzt nicht
ein Stäubchen an Stärke verloren. Nicht um ihre berühmte Frühjahrskur kommt
derjenige umhin, welcher sich zu den echten Hildegard-Fans zählt. Die Wirkung ist
umwerfend. Vom österreichischen Hildegard-Experten Posch der »Maitrank« genannt,
ist das wohlschmeckende Elixier zur Stärkung des Körpers ab dem Monat Mai bis in
den Oktober hinein als wirksames Universalmittel Hildegards äußerst wertvoll. Was
verbirgt sich dahinter?

Auf Weinbasis mit Frühlingswermutsaft und Honig bereitet, wirkt der Maitrank vor allem
gegen Verkalkung in den Adern und Arteriosklerose. Im Originaltext Hildegards aus dem 12.
Jahrhundert heißt es: »… davon trinke von Mai bis Oktober nüchtern jeden dritten Tag. Das
vertilgt die ›Lanksucht‹ und Melancholie in Dir und macht Deine Augen klar. Es stärkt das
Herz und verhindert, dass Deine Lunge krank wird. Es wärmt den Magen und reinigt die
Eingeweide und gibt gute Verdauung.« (H. v. B.)

Der deutsche Arzt und Wiederentdecker Hildegard von Bingens, Dr. Gottfried Hertzka, hatte
in diesem Zusammenhang bereits einiges Wertvolles herausgefunden. In dem Buch Was ist
Hildegard-Medizin? zitiert Posch den Mediziner häufiger, der den Erklärungen der
Klosterfrau stets tief auf den Grund ging. So hatte er auch den Begriff »Lanksucht« genauer
untersucht: »Die Lanken bedeuten den biegsamen Teil zwischen Rippen und Beckengürtel.
Hildegard meint damit die Nierengegend, ja, das ganze Nierensystem.« Nach Hildegard von
Bingen ist die Niere das eigentliche Altersorgan. Schlecht funktionierende Nieren verursachen
und beschleunigen den Altersvorgang, genauer gesagt, die Verkalkung, wodurch eine
chronische Nierenschädigung eintritt. Die Arteriosklerose schädigt auch das Herz, die
Sehkraft und stört die Funktionen des Magen-Darm-Traktes. »Vor allem leiden darunter auch
die Eingeweide, zu denen nach Hildegard neben den Sexualorganen auch die Drüsen mit
innerer Sekretion gehören, wie zum Beispiel die Bauchspeicheldrüse. Gerade von dieser
wissen wir, dass sie durch Arteriosklerose funktionsschwach wird und im Laufe der Zeit
(Sucht) zur Zuckerkrankheit wird«, so Hertzka.

Genau gegen diese Kettenreaktion wirkt die Maitrank-Kur. Was sie leistet, kann sich sehen
lassen: »Sie tilgt den Mutterstoff aller schweren Krankheiten im Menschen, das sogenannte
Melanche Chem. Sie macht Deine Augen klar und stärkt das Herz. Sie duldet kein
Krankwerden der Lunge, gibt eine gute Magendurchblutung, säubert die Eingeweide und
bereitet gute Verdauung. Damit haben wir in der Frühjahrskur die ideale Arteriosklerose-
Alters- und Diabetes-Vorbeugung.«

Hier wird genau beschrieben, wie es mit schlecht funktionierenden Nieren beginnt und welche
Folgeerkrankungen damit verbunden sind. Der Ökobauer Posch erklärt es so: »Die Nieren
filtern nicht mehr alle Ausscheidungsprodukte durch, weshalb es im Blut, besser gesagt, in
den Adern, zu Kalkablagerungen kommt, welche mit den Blutfetten verhärten und
verkrusten.« Damit werde einer Reihe von Krankheiten Tür und Tor geöffnet. Anfänglich
mache sich die beginnende Verkalkung mit Energielosigkeit, Leistungs- und
Konzentrationsschwäche bemerkbar und führe auch zu leichter Vergesslichkeit, so Posch. In
weiterer Folge gesellten sich Depressionen mit Gleichgültigkeit dem Leben gegenüber dazu.
Es fehle an Antrieb und Lebensmut. »Neben Kontaktschwierigkeiten fällt auch noch die
erhöhte Reizbarkeit auf. Herzinfarkt, Schlaganfall und Angina pectoris sind die häufige
Folge.«

Der Heilmittel-Hersteller Posch hat viele Zuschriften zu Hildegards Maitrank von Hildegard-
Freunden erhalten, die mit dem Elixier gute Erfahrungen gesammelt haben. So schreibt Frau
Herta W.: »Ergänzend möchte ich noch sagen, dass meine 70-jährige Mutter durch die
Frühlingskur erstmals keinerlei Beschwerden mehr hat, wo sie seit Jahren immer mit der
Leber, Galle und Schilddrüse Probleme hatte. Außerdem legt sie eine für dieses Alter fast
schon ungewöhnlich erscheinende Energie an den Tag.«

Viele überzeugte Briefe sind es, und ich selbst kann dem Lob nur zustimmen. Seit einigen
Jahren nehmen alle Erwachsenen unserer Familie den Maitrank von Mai bis Oktober ein.
Hatte ich beispielsweise schon mit Mitte 40 öfter Galle- und Leberbeschwerden, aber auch
Rückenprobleme, so sind diese Symptome mit jedem weiteren Jahr der Maitrankkur
zurückgegangen. Auch meinem über 70-jährigen Schwiegervater, der seit Jahren im Frühjahr,
Sommer und Herbst im Garten werkelt, geht es gesundheitlich besser denn je. Abgesehen
davon, dass sich jeder auf den gutschmeckenden, kleinen Weintrunk alle drei Tage freut, ist
das Wohlgefühl fast schon während des Trinkens spürbar.

Vielleicht liegt es ja auch daran, dass Helmut Posch, einer der Hersteller des Maitranks, sich
genau an die Anweisungen Hildegards hält und nichts eigenmächtig verändert. Bei einem
biologischen Weinbauern habe er ein eigenes Weinfass, berichtet er. An diesem Wein, so
Posch, werde »nichts gemacht«, das heißt weder aufgezuckert noch mit anderen Rebsorten
vermischt, oder was sonst noch in dieser Branche üblich sei. Unzähligen Kranken sei bereits
geholfen worden und es gebe zahlreiche Menschen, die sich durch Hildegard trotz ihres Alters
bester Gesundheit erfreuen. »Wer erkannt hat, was wir an Hildegard haben, bleibt der
Hildegard-Philosophie treu, weil er weiß, dass sie eine zuverlässige Quelle der Gesundheit
ist.«

Dinkel: Das beste Heil- und Verjüngungsmittel der ganzen


Welt
Es ist schon merkwürdig: Seit dem ersten Tag der Begegnung mit dem Gesundheitswerk
Hildegard von Bingens sind Arztbesuche bei uns zur Ausnahme geworden. Ist es die
selbstverständliche, humorvolle Art der Mystikerin aus dem Mittelalter, mit der sie an
die kleinen und großen Wehwehchen herangeht? Auf jeden Fall wird man wesentlich
selbstbewusster im Umgang mit den eigenen Zipperlein und auch den Krankheiten der
Familie und des Umfeldes. Hildegard von Bingen erzieht uns, die Sache mit unserem
Körper und Geist besser selbst in die Hand zu nehmen und nicht wegen einer
tropfenden Nase immer gleich zum Arzt zu rennen.

Seit mein Schwiegervater zweimal durch die berühmte Dinkelgrießsuppe der Äbtissin auf
schmerzlose Weise bohrende Nierensteine loswurde, traue ich mich auch schon einmal an
nicht ganz so einfache Fälle heran. Wohlgemerkt, es muss dabei klar sein, dass in extremen
Situationen selbstverständlich besser ein Doktor aufgesucht wird. Doch oftmals kann man
selbst gut weiterkommen, wenn man sich ein Hildegard-Buch in die Hand nimmt und einmal
nachschaut, was man auf natürliche und leichte Weise entweder präventiv oder tatsächlich
auch behandelnd tun könnte.

Kurz zu besagter Dinkelgrießsuppe: In den Jahren, die ich meinen Schwiegervater nun schon
kenne, hatte der Mann bereits dreimal Nierensteine. Das erste Mal quälte er sich wochenlang
mit schweren Koliken. Der besorgte Arzt empfahl ihm nach der Nierensteindiagnose eine
konservative Behandlung: Vollbäder, Wärmflaschen, Treppenhüpfen. Regelmäßig wurde per
Ultraschall überprüft, ob die Steine sich etwa bewegt oder gelockert hatten. Lange Zeit
geschah nichts, außer, dass die Schmerzen mittlerweile unerträglich geworden waren. Nach
Harnstau und Fieber war inzwischen bereits über eine Steinzertrümmerung nachgedacht
worden, als die Übeltäter sich von selbst lösten. Unter unsagbaren Schmerzen brach
Schwiegervater zusammen, die zum Teil riesigen Steine lösten sich und gingen schließlich ab.
Der arme Mann war innerhalb kurzer Zeit um Jahre gealtert, und es dauerte eine ganze Weile,
bis er sich von den Strapazen wieder einigermaßen erholt hatte.

Nach etwa zwei Jahren gingen dieselben Symptome wieder los: Schmerzen in der Lenden-
und Nierengegend, die immer heftiger wurden. Schwiegervater hatte wieder seine gekrümmte
Körperhaltung eingenommen, die wir vom letzten Mal noch kannten. Mittlerweile war ich auf
Hildegard von Bingen gestoßen und hatte aufmerksam über ihre berühmte Dinkelgrießsuppe
gelesen, die bei Nierenleiden helfen sollte. So schlug ich vor, die Natur-Therapie einmal
auszuprobieren. Schwiegervater war einverstanden. Jeden Tag erhielt er eine große
Suppentasse davon. Nach etwa zehn Tagen ging es los: Wie durch ein Wunder lösten sich die
Steine in feines Gegriesel auf und verließen den Körper allmählich auf völlig schmerzlose
Weise und ganz von allein. Die Schmerzen waren schon Tage zuvor verschwunden. Wir
konnten es zunächst nicht glauben, doch der Arzt, der die Steine zuvor per Ultraschall
entdeckt hatte, konnte nach 14 Tagen nichts mehr finden.

Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass es sinnvoll ist, die Suppe regelmäßig zu
essen, als Präventivmaßnahme sozusagen. Wir hatten sie eher wie eine Behandlung
eingesetzt, die man nach dem gewünschten Erfolg wieder absetzt. Als knapp zwei Jahre später
erneut dieselbe Diagnose gestellt wurde, beschlossen wir: Die Suppe gibt es ab sofort
regelmäßig ein- bis zweimal pro Woche. Seitdem ist mein Schwiegervater von jeglichen
Nierenproblemen befreit.

Das Hauptzaubermittel dieser Suppe ist der Dinkel. Hildegard sagt dazu: »Dinkel ist das beste
Korn. Ist warm, fett, kraftvoll und lieblicher denn alle anderen Getreide. Es macht seinem
Esser rechtes Fleisch und rechtes Blut, frohen Sinn und freudig menschliches Denken. Wie
immer gegessen, ob als Brot oder sonst wie verkocht, Spelt ist gut und lind.« (H. v. B.)

Der Heilpflanzen-Experte Posch zieht aus diesen Aussagen wichtige Schlüsse: Dinkel ist das
gesündeste Grundnahrungsmittel, das auf dieser Erde wächst. Dinkel ist das beste Korn.
Weder Weizen noch Roggen noch Hafer oder Gerste kommen an seine Qualität heran: »Vom
Dinkel können Sie leben, und es wird ihnen an nichts fehlen: keine Vitamine, keine
Spurenelemente und was sonst noch alles dazugehört … Dinkel führt den gesunden und
kranken, den alten und jungen Menschen genau jene Aufbaustoffe zu, welche zur Bildung von
gesundem Fleisch und Blut erforderlich sind. Er macht nicht dick und schwappig, sondern
kerngesund. Nur vom Dinkel ist das fein ausgemahlene Mehl ebenso wertvoll wie das ganze
Korn. Darüber hinaus macht er den Menschen froh und humorvoll und gibt ihm ein sonniges
freudiges Gemüt. Das setzt, wie man heute weiß, gute Nerven voraus. Das macht Dinkel ganz
von selbst.«

Wer nach Rezepten von Hildegard von Bingen kocht, der kann und wird niemals auf Dinkel
verzichten. Er stellt praktisch eine der wichtigsten Säulen der Hildegard-Ernährung dar.
Zahlreiche Probleme, die andere Ernährungsarten mit sich bringen, fallen bei diesem
großartigen Getreide komplett weg. Die hellsichtige Klosterfrau Hildegard sagt dazu: »Und
wenn einer so krank ist, dass er vor Krankheit nicht essen kann, dann nimm die ganzen
Körner des Dinkels und koche sie in Wasser unter Beigabe von Fett oder Eidotter, sodass
man ihn wegen des besseren Geschmacks lieber essen kann, und gib das dem Kranken zu
essen, und es heilt ihn innerlich wie eine gute Salbe.« (H. v. B.)
Der Hildegard-Entdecker Dr. Gottfried Hertzka setzte aufgrund langjähriger Erfahrung als
Hildegard-Heilpraktiker ebenso tiefstes Vertrauen in die Heilkraft des wertvollen Getreides.
Er konnte mit Dinkel sogar etliche Male Krebskranke heilen. Gefragt, was er selbst im Falle
einer Krebserkrankung tun würde, antwortete er: »Ich würde mich mit einem Sack voll
Dinkelkörner auf eine Hütte in den Alpen zurückziehen und zusehen, wer stärker ist, der
Krebs oder der Dinkel. Und ich weiß, wie das ausgeht!«

Und auch Helmut Posch sieht die Sache ähnlich: »Wie Sie wissen, endet zur Zeit die moderne
Krebsbehandlung in einer Sackgasse. Hat man alle Stationen durchlaufen, wird man nach
Hause geschickt. Für viele sind dann die Tage gezählt. Dabei ist nicht mehr der Krebs das
Hauptproblem, sondern der körperliche Kräfteverfall durch ein zerstörtes Blut und zerstörtes
Fett in den Zellen und Fettgeweben. Es bedarf einer beträchtlichen Lebensleistung, den am
Rande des Grabes stehenden Patienten aufzubauen. Hier dürfte mit Dinkel noch einiges
möglich sein. Mit Dinkel erhöht sich jedenfalls die Chance, noch einmal davonzukommen.«

Zum guten Schluss noch das Rezept der Dinkelgrießsuppe von Hildegard, die so erfolgreich
die Nierensteine von Schwiegervater schmerz-, sang- und klanglos zertrümmerte:

Zuerst feingehackte Zwiebel in Butter hellbraun anrösten und mit ca. einem Liter Wasser
aufgießen. Solange das Wasser noch kalt ist, vier Esslöffel voll Dinkelgrieß einrühren. Mit
Salz, Muskatnuss, Petersilie, etwas Galgantpulver und Bertrampulver würzen. Die letzten
beiden Gewürze sind nicht unbedingt nötig, aber von Vorteil. Das Ganze aufkochen, ein
paarmal gut umrühren, ziehen lassen und schon kann die Suppe serviert werden.

Hildegard von Bingen betrachtet die Niere als das eigentliche Altersorgan. Schlecht
funktionierende Nieren beschleunigen den Altersvorgang. Helmut Posch ist sich sicher:
Menschen mit schlecht funktionierenden Nieren können unter Umständen älter aussehen, als
sie tatsächlich sind – und umgekehrt. Wer häufig oder gar täglich eine Dinkelgrießsuppe isst,
sorgt für eine gute Nierenflutung. Posch weist darauf hin, dass die Dinkelgrießsuppe, wie alle
anderen warmen Speisen, niemals zu heiß gegessen werden sollte (so wie auch niemals
Eiskaltes gegessen werden darf).

Alles in allem: Man kann sich keinen größeren Gefallen tun, als so oft wie möglich diese
wunderbare Dinkelgrießsuppe zu essen. Sie ist die beste Nierenspülung und das billigste Anti-
Aging-Mittel.

Salbei gegen Rheuma und Arthrose


In ihren Geschichten, ihren Eingebungen aus dem Licht, erfuhr die hellsichtige
Kirchenfrau Hildegard von Bingen vor allem von der umfassenden Heilkraft der
Pflanzen und Kräuter. Darüber hinaus wurden ihr in ihren ahnungsvollen Inspirationen
zahlreiche Mysterien rund um die Musik kundgetan, die sie unter dem Titel Symphonie
der Harmonie der himmlischen Erscheinungen aufschrieb. Auch von der Heilkraft der
Steine besaß Hildegard umfassende Kenntnisse. Es war vor allem auch ein ansehnlicher
Werte- und Ethikkodex, den die Mystikerin des Mittelalters niederschrieb und der, wie
auch zahlreiche weitere schöpferische Eingebungen, der Nachwelt glücklicherweise
erhalten geblieben ist. Die Gesetze von Liebe und Werten, die schöpferisch zwischen
Himmel und Erde wirken, enthüllte die Benediktinerin auf der Basis ihres tiefen
Gottesglaubens, der aus jeder ihrer bemerkenswerten Zeilen spricht.
Es wäre sicherlich interessant, sich all’ den verschiedenen Themen, die sie auf
unnachahmliche Weise bearbeitete, zu nähern. Doch waren ihre Schaffenskraft und ihr
lebensumspannendes Spektrum derartig weit gefasst, dass man lange Zeit benötigte, um ihrem
Gesamtwerk gerecht zu werden. An dieser Stelle soll es um weitere Heilkräfte von Kräutern
und Pflanzen gehen.

Der österreichische Unternehmer, Ökobauer und Hildegard-Experte Helmut Posch weist auf
den Umstand hin, dass der moderne Mensch von heute immer seltener in sich hinein hört, um
eventuell bei kleineren gesundheitlichen Störungen das Zepter lieber selbst in die Hand zu
nehmen, anstatt immer gleich zum Doktor zu laufen. Er mahnt, der Mensch habe die
Verantwortung für seine Gesundheit heute schon beinahe an die Ärzte abgegeben. »Sind wir
für unsere Gesundheit nicht zuerst selbst zuständig? Nach Hildegard – ja! Sie sagt, das sei
zuerst Dein ureigenstes Problem. Du selbst bist für Deine Gesundheit selbst zuständig.
Zumeist heißt es in ihren Rezepten: Mach Dir, nimm dies oder jenes und Du wirst geheilt.«

Sie duze uns und spreche den Kranken an. Dahinter verberge sich freilich mehr, als wir in
unserer ablehnenden Haltung erkennen wollten: »Jede Krankheit hat uns etwas zu sagen,
sollte uns im Zuge einer Selbstdiagnose und dem Versuch, uns selbst wieder zu heilen,
anders, ein wenig besser machen. Wenn wir jedes Wehwehchen mit Pillen wegzaubern,
lernen wir unsere Schwachstellen nicht einmal kennen.«

Auch der Hildegard-Spezialist Dr. Wighart Strehlow setzt längst nicht mehr allein auf die
konventionelle Medizin, sondern vielmehr hauptsächlich auf die lange erprobten,
außergewöhnlichen Heilempfehlungen der Klosterfrau Hildegard von Bingen, weil er die
Wurzeln ihres Wissens einzuschätzen vermochte: »Hildegard verband in ihrem
Gesundheitsprogramm Medizin, Theologie und Kosmologie. Sie kannte die Fundamente des
Universums und die spirituellen Heilkräfte, mit denen sich das Leben kraftvoll entfaltet. Die
erste deutsche Prophetin war eine gesuchte Beraterin für Kaiser, Könige, Päpste und das
einfache Volk. Ihre Visionen sind heute wieder aktuell und ein Leitstern für die Hilflosigkeit
unserer Zeit.«

Das Frühjahr eignet sich besonders für eine gründliche Reinigung. Das gilt nicht nur für den
Hausputz, sondern ebenso für unseren Körper. In einem der vorangegangenen Artikel haben
wir den berühmten »Maitrank« Hildegard von Bingens vorgestellt, ein Elixier, das man von
Mai bis Oktober einnimmt, um dem im langen Winter vernachlässigten Körper neue Frische
und Gesundheit zu verleihen. Er reinigt Blut und Venen und leitet Schadstoffe aus.

Unterstützend dazu macht Hildegard von Bingen mehrere Vorschläge, um das Ziel noch
effektiver zu erreichen. Eines ihrer unkompliziertesten Mittel heißt Salbei. Wer einen Garten
hat, tut gut daran, das Wunderkraut anzupflanzen. Doch auch der sonnige Balkon eignet sich
hervorragend, um viele Monate im Jahr die wertvolle Küchenpflanze für die täglichen Speisen
parat zu haben: »Er wächst mehr aus Sonnenwärme als Erdfeuchte und nützt gegen kraftlose
Säfte, weil er trocken ist. Roh und gekocht ist er dem gut zu essen, welchen schädigende Säfte
erschöpfen, da er diese aufzehrt.« (H. v. B.) (Was ist Hildegard-Medizin?)

Wer bei dem Begriff Salbei zuerst an Tee denkt, liegt natürlich richtig. Doch sollten wir uns
durchaus daran gewöhnen, Salbei auch roh zu essen, oder zahlreiche Speisen damit zu
würzen. Roh und gekocht, »wenn uns schädigende Säfte erschöpfen«. Hildegard-Freund
Posch beschreibt es so: »Mit schädigenden Säften meint Hildegard offenbar
Stoffwechselerkrankungen, üblen Atem und Verschleimungen.«
Im Sommer zwischendurch roh genascht, wird der Salbei im Winter pulverisiert auf Brot
gegessen. Das ist überraschenderweise wohlschmeckend und beugt zahlreichen Zipperlein
vor. Doch noch einmal zum Salbeitee. Auch diesen empfiehlt die Klosterfrau, und zwar bei
Rheuma und Gicht: »Wenn der Kranke gichtig ist, also fast lahmt, koche Salbei in Wasser
und trinks. Es mindert Säfte und Schleim in ihm. Denn seine durch Wasser gemaßte
(abgestimmte) Wärme behebt Lähme im Menschen.« (H. v. B.)

Und auch gegen Harndrang, gegen Urinbeschwerden, hilft Salbei: »Wer seinen Harn infolge
Magenkälte nicht zurückhalten kann, koch Salbei in Wasser, seih ab und trink ihn oft warm,
und er wird geheilt.« (H. v. B.) Hildegard-Experte Posch: »Das kann bei Männern, Frauen
und Kindern vorkommen. Manchmal genügt schon ein zu kaltes Getränk, um diesbezüglich in
Verlegenheit zu kommen. Der Magen ›erkaltet‹, die Magen-Darm-Schranke bleibt ›offen‹ und
man ›muss‹ so oft. Dann trinke Salbeitee.«

Salbei ist ein Wundermittel, welches allerdings viel zu selten zum Einsatz kommt. Das Kraut
reinigt den Körper, reinigt das Blut und die Adern, reinigt die Haut. Der Salbei enthält neben
wertvollen Flavonoiden und Gerbstoffen auch ätherische Öle, die antibakteriell wirken. Salbei
wirkt auch gegen übermäßiges Schwitzen, das durch Schadstoffe im Körper, durch die
zahlreichen Umweltgifte, die wir leider täglich zu uns nehmen, hervorgerufen werden kann.

Wer keinen Zugang zu frischem Salbei hat, dem seien die Salbei-Tabs empfohlen. Man kann
sie einnehmen oder pulverisiert auf dem Butterbrot zu sich nehmen, in der praktischen und
handlichen Hartbox hat man auf diese Weise den wertvollen Salbei, wo immer man sich auch
befindet, stets dabei.

Birnhonig zur Entschlackung, Kubeben für den aktiven Geist

Manchmal muss man auch mit liebgewordenen Gewohnheiten brechen, wenn die
Gesundheit es erfordert. Eine der größten Überraschungen liefert Hildegard von Bingen
zum Thema Birne. Seit ich die Ernährungsgewohnheiten auf die Erkenntnisse der
Klosterfrau abgestimmt habe, essen wir daheim keine rohen Birnen mehr. Warum?
Weil die Birne in gekochtem Zustand der Gesundheit zuträglich ist, ja, sogar heilen
kann, und zwar in Verbindung mit Honig und einigen kräftigen Wurzeln.

Rohe Birnen, so Hildegard, können dagegen allerlei anrichten: »Die Birnenfrucht ist schwer,
gewichtig und rauh. Wird sie roh übermäßig gegessen, macht sie Kopfweh und Dämpfigkeit
in der Brust, da sich vom Birnsaft etwas in der Brust niederschlägt und angezogen wird,
wobei sich der Saft auch in der Leber und Lunge gleich Bleisinter wie Weinstein verhärtet.
Deshalb entstehen in der Leber und in der Lunge oft große Leiden. Wie ein Mensch
manchmal schon vom Gebrauch des Weines satter wird, so mischt sich auch der Birnsaft
unter den Atem, der davon rauh wird. Darum atmet auch einer schwer, nachdem er rohe
Birnen aß, woraus manchmal viele Schwächen in seiner Brust entspringen.« (H. v. B.)

Wer also Birnen essen will, soll dies besser gegart tun. Wer Probleme mit Leber oder Lunge
hat, soll rohe Birnen lieber gar nicht verzehren. Hildegard von Bingen empfiehlt allerdings
wärmstens gegarte Birnen – mit Honig. Gekocht seien sie besser als gebraten, »weil das
Wasser den in ihnen enthaltenen Saft allmählich auszieht, das Feuer aber heftig wirkt und
beim Braten nicht allen Saft entzieht«.
Wer meint, durch das Kochen gingen alle Vitamine verloren, der sei getröstet. Das Köcheln
auf kleiner Flamme bewahrt viel Gesundes, während natürlich ein lautes, heftiges Brodeln das
Gute in den Sud zieht. Die gekochte Birne wird zu Mus gedrückt, mit Honig vermischt, und
das Birnhonigpulver, bestehend aus Bärwurzfenchel und Süßholzwurzel, darunter gemischt.
Die ätherischen Öle des Bärwurzfenchels und die Galgantwurzel-Scharfstoffe regen die
Sekretion der Verdauungssäfte an und können so eine innere Reinigung bewirken. Fertig ist
die Birnhonigkur. Sie isst man am besten drei Mal am Tag in kleinen Portionen, und sie ist
»wertvoller als Gold, denn sie reinigt den Menschen innerlich, wie, wenn man einen Topf vom
Schimmel reinigt.« (H. v. B.)

Wunderbare, erfrischende Birnenrezepte, vom Birnen-Eierkuchen aus Dinkelmehl bis zu den


köstlichen Birnen nach Berner Art mit Dinkelgrieß und Vanillecreme, finden sich übrigens in
dem umfangreichen Werk des Hildegard-Arztes und Heilpraktikers Wighard Strehlow Die
Ernährungstherapie der Hildegard von Bingen. Auch andere, abwechslungsreiche, sehr leicht
verständliche Rezepte, um Geist und Körper fit und gesund zu halten, sind in dem 560-Seiten-
Buch zu entdecken. Diese werden dem Hildegard-Grundsatz gerecht, nach dem Obst und
Gemüse nicht nur Nahrung, sondern wirkungsvolle und wertvolle Heilmittel sind.

Wer seinen Körper entschlackt und reinigt, sollte natürlich auch etwas für den Geist tun.
Heiterkeit und eine reine Auffassungsgabe sind ein gutes Grundgerüst dafür. Auch für diese
überlebenswichtige Angelegenheit hat Hildegard von Bingen hilfreiche Empfehlungen: Zum
Beispiel Kubeben. Kubeben sind seit der Antike als Heilmittel verwendet worden und werden
heute noch im Osten, doch zunehmend auch in Europa, sehr geschätzt. Sie wirken
schleimlösend und werden auch in Mitteln gegen Atembeschwerden eingesetzt. Gleichzeitig
steigern sie die Gedankenkraft und bereiten gute Laune.

Kubeben sind Pfefferpflanzen, sie haben antiseptische Eigenschaften. In der Volksheilkunde


finden die getrockneten Früchte unter anderem Verwendung bei entzündlichen und
bakteriellen Erkrankungen der Harnwege, bei Kopfschmerzen und Gedächtnisschwäche.
»Kubeben führen roh gegessen zu einer heiteren Gemütslage und machen eine reine
Auffassungsgabe und Geschicklichkeit.« (H. v. B.)

Die Energie der Kubeben-Tabs wird beim Genuss durch ein herb-kühlendes Gefühl im Mund
spürbar. Besonders geeignet sind sie daher für Situationen, in denen, ob von Jung oder Alt,
erhöhte geistige Aufmerksamkeit gefordert wird: in der Schule, im Studenten- oder im
Berufsleben.

Die Empfehlungen der Klosterfrau Hildegard von Bingen basieren auf den Naturprodukten
dieser Erde. Der bekannte Hildegard-Heilpraktiker Wighard Strehlow schreibt: »Lebensmittel
sind Mittel zum Leben, mit denen wir die Gesundheit optimal erhalten oder sie
wiederherstellen können. Daher darf man die Auswahl nicht dem Zufall oder der Gewohnheit
überlassen. Hildegard von Bingen gibt in ihrer Naturheilkunde über 2.000 Heilmittel-
Beschreibungen, Ernährungshinweise und Regeln für eine gesunde Lebensführung.«

Wer sich mit Hildegard beschäftigt, wird schnell fasziniert sein von der großen Heilkraft ihres
Wissens, das einst aus dem Lichte kam.

Hildegards Grippepulver – bei Erkältung, verdorbenem


Magen und Herzschwäche
Nichts ist schlimmer, als der Erkältungserreger, der sich langsam, aber sicher,
anschleicht. Man spürt ihn, er setzt sich auf die Stimme, in die Nase, in den Hals. Er
sagt: Ich befalle Dich jetzt, und dann bleib ich eine Weile. Man spürt das aufkommende
Fieber, den Schüttelfrost, und fühlt sich hilflos. Zum Schluss: Resignation. Der Bazillus
hat gewonnen, man liegt flach.

Jeder hat das sicher schon unzählige Male erlebt, so wie ich auch. Seitdem ich allerdings die
natürlichen Rezepte der Klosterfrau Hildegard von Bingen kenne und nutze, hatte ich nicht
eine einzige Erkältung mehr, geschweige denn, eine böse Grippe. Wenn die Viren oder
Bakterien kommen, dann komme ich ihnen mit dem Grippepulver von Hildegard. Und schon
ergreifen sie die Flucht.

Dieses Grippepulver ist eine wahre Wundermixtur, denn es heilt alles, was den Menschen
müde, krank, schlapp und handlungsunfähig macht. Es hilft bei Kopfweh, Husten, Schnupfen,
Erkältung, bei einem verdorbenen Magen bzw. Magen-Darmproblemen und als Herzmittel.
Es gibt sogar noch eine siebente Wirkung. Man muss nur ein wenig Galgantpulver dazugeben
– und ist nach dem Essen seine Blähungen los.

Die Verabreichung ist, je nach Qualität und Lokalisation der Bazillen, unterschiedlich. Wer
Husten hat, sollte nach den Empfehlungen des Hildegard-Experten Posch das Grippe-Pulver
in ein Omelett backen und mit vielen Äpfeln essen. Etwas Rohrzucker erhöht die Wirkkraft,
denn er gilt bei Hildegard von Bingen als Hustenmedizin.

Schnupfen: Man nehme etwas Grippepulver und gebe es auf eine trockene und geruchsfreie
Unterlage. Und nun rieche man daran. Man soll wirklich nur riechen, und nicht etwa das
Pulver einziehen. Allein der Geruch stimmt die Nase um: Sie bleibt trocken. Auch als
Präventionsmaßnahme ist dies eine wunderbare Methode: Wenn schon alle anderen
verschnupft sind, muss man ja nicht unbedingt auch dazugehören. So genügt es, wenige Male
am Tag »eine Nase voll zu nehmen«.

Auch der Beginn von Erkältungen macht mit Hildegard Spaß: Das Pulver wird in heißem
Wein getrunken. Wein, in Maßen getrunken, ist eines der wichtigsten Heilmittel der
hellsichtigen Äbtissin. Im beginnenden Erkältungsstadium, aber auch, wenn es schon
»passiert« ist, wirkt dieser Glühwein, abends vor dem Zubettgehen getrunken, wahre Wunder.

Wer übrigens viel sprechen muss und auf seine Stimme angewiesen ist, der lege sich täglich
ein, zwei kleine Tabletten auf den hinteren Teil der Zunge, lasse sie langsam zergehen und so
lange wie möglich im Mund. Jeder Reiz wird im Keim erstickt, die Bazillen kriegen das
Laufen.

Wer sich den Magen verdorben hat, hat mit dem Grippepulver von Hildegard von Bingen
einen guten Freund gewonnen. Er nehme das Pulver bei auftretenden Bauchschmerzen oder
Koliken nach dem Essen trocken ein. Würde man in solchen Fällen nichts unternehmen, so
Helmut Posch, könnte daraus eine Gallenkolik werden oder sogar ein Herzinfarkt entstehen.
»Die entscheidende Wirkung des Pulvers hierbei ist, dass durch Aufstoßen oder Wind die
Gefahr beseitigt wird.«

Damit hat man bereits die nächste Kurve des Grippepulvers zur Befähigung als Herzmittel
genommen. Bei Herzschwäche oder -fehler tut man gut daran, das Pulver trocken auf Brot
einzunehmen. Es führt dem Herzen wieder Kraft zu. »Wir wissen ja, dass Grippe sehr häufig
Herzfehler oder Herzschwäche hinterlässt, und das ist speziell bei älteren Leuten doch eine
nicht zu unterschätzende Gefahr.« Ebenso ist Heilpraktiker Posch überzeugt: »Nach dem
allseits bekannten Grippewitz dauert die Grippe mit ärztlicher Behandlung zwei Wochen und
ohne – 14 Tage. Nicht so mit Hilfe dieses Pulvers. Da ist in spätestens drei Tagen die Grippe
abgeklungen … Das Pulver hat seine Wirkung, ob man es glaubt, oder nicht. Am besten sieht
man sie bei Kindern. Man wird ihnen nicht vorher einreden müssen, dass es hilft.«

Nun fragt sich sicher der eine oder andere, was denn alles drin sei in diesem beeindruckenden
Grippepulver? Es ist gar nicht schwer, und man kann es eigentlich leicht selbst machen.
Ebenso könnte man die gepressten Pulvertabletten »Pilogrip« natürlich auch fertig nehmen.
So hat man sie jederzeit überall in einer praktischen, kleinen Reisebox dabei. Ich habe immer
eine davon in der Tasche, nicht nur für mich allein. Unzählige Male schon konnte ich schnell
und wirkungsvoll anderen Menschen damit helfen.

Die Poschsche Methode nach dem Originalrezept von Hildegard von Bingen geht so: Wir
trocknen die Blätter der echten englischen Edelpelargonie, besorgen uns in der Apotheke
Bertrampulver (Radix pyrethri), Muskatnusspulver bekommen wir im Supermarkt – und dann
haben wir schon alles beisammen. Die getrockneten Pelargonienblätter pulverisieren wir im
Mörser oder der Kaffeemaschine und mischen alles wie folgt zusammen:

40 g Pelargonienpulver, 35 g Bertrampulver, 25 g Muskatpulver, und schon sind 100 Gramm


Grippepulver fertig.

Immer wieder fragt man sich: Wie kann es möglich sein, dass Hildegard von Bingen all dieses
Wissen schon vor beinahe 900 Jahren hatte? Die Antwort ist einfach: Sie hat es in Visionen
gezeigt und erklärt bekommen, von himmlischen Wesen, wie sie selbst immer sagte. Wir
können diese Wesen vielleicht nicht sehen, aber wir können ihnen danken. Genauso, wie wir
glücklich sein dürfen, dass die Klosterfrau Hildegard von Bingen sich im Dienste der
Menschheit auch gegen den Widerstand einiger Kirchenfürsten durchsetzte und die
wertvollen Hinweise für ihre Nachwelt aufschrieb.

Bestes Mückenstichmittel aller Zeiten: der Wegerich!


Der feuchte Sommer zieht sie an: die Mücken! Millionenfach schwirren sie herum, in
riesigen Schwärmen summen sie über Wiesen und Tümpel, auch abends suchen sie uns
in Gärten und auf Balkonen heim und sobald sie einen Lichtschimmer entdecken,
schwupp, sind sie auch schon im Haus. Niemand ist derzeit vor ihnen sicher.

So manch eine schlaflose Nacht haben sie fast jedem Menschen schon bereitet, die
unerfreulichen Stechlinge, auch wenn sie für Frösche und Vögel ein wahrer Leckerbissen
sind: Sie sirren und flirren uns Menschen bösartig um die Ohren, beim Spazierengehen, beim
Grillen, im Schlaf: Kaum erklingt ihr feindlich-summender Angriffston, ist man sofort
hellwach, denn das Geräusch verheißt wahrlich nichts Gutes. Wer von Mücken heimgesucht
und gestochen wird, den juckt es schon bald überall. Und: Je mehr er kratzt, desto schlimmer
wird es, manchmal bis zur offenen Blutwunde und tiefster Verzweiflung. Nein, unsere
Freunde sind sie nicht gerade, die Mücken oder Moskitos.

Hildegard von Bingen wusste natürlich auch hier Abhilfe, denn sie kannte den Naturgarten
des Schöpfers ganz genau. Ende des 11. Jahrhunderts geboren, erhielt die spätere Äbtissin die
geheimnisvolle Gabe, das Wunderwissen über Feld und Wald direkt aus dem Licht gezeigt
und erklärt zu bekommen. Ganze Folianten schrieb sie für uns voll, ihre ungewöhnlichen
Naturkenntnisse wurden von der heutigen Wissenschaft bislang bereits zu über achtzig
Prozent bestätigt. Und die übrigen zwanzig Prozent? Hildegard-Experten schmunzeln hier: Da
scheint die Wissenschaft noch nicht ganz so weit zu sein.

Was also empfahl Hildegard von Bingen ihren armen Zeitgenossen, die sich verzweifelt
kratzten und unter dem Juckreiz der Mückenstiche wie verrückt litten?

Sie schickte sie hinaus in die Mutter Natur. Meist schon direkt vor der Haustüre fanden die
geplagten Mitbürger sofort angenehme Linderung. Die wenigsten Menschen wissen das
jedoch: An allen Stellen und Ecken draußen gibt es unauffällige Helfer, die schnelle
Erleichterung schaffen, ob man nun mitten in der Stadt wohnt oder auf dem Land. Praktisch
an jedem Bürgersteig, auf jeder Wiese, in fast allen Gärten und in jedem natürlichen Biotop
wächst, ja, wuchert unser alter Freund, der Natur-Sanitäter Wegerich. Fast weltweit findet
man ihn, hierzulande wächst er, wie gesagt, beinahe überall: Er schießt wie Unkraut. Das
Wort Wegerich stammt aus dem Althochdeutschen: wega (Weg) und rih (König), somit
könnte man ihn auch den Herrscher des Weges nennen.

Breitwegerich Spitzwegerich

In mehreren Ausführungen kommt er daher: Zum Beispiel schmal und dünn, heißt er
Spitzwegerich, dick und rund ist es der Breitwegerich. Dessen Blätter liegen platt am Boden
und jedes Kind kennt ihn schon, denn er wächst wirklich überall, selbst zwischen den
Steinplatten, auf die man mit Kreide den Hüpfkasten aufmalt. Und auch der Mittelwegerich,
dem breiten Bruder eher ähnlich, erwartet uns draußen allerorten.

Dieser Wegerich, den man sein halbes Leben lang achtlos verschmähte, hätte einen doch
schon so oft retten können vor den plagenden, juckenden Mückenstichen, hätte man es nur
gewusst. Es ist kaum zu glauben, aber wer ihn einmal ausprobiert hat, der wird
wahrscheinlich nie wieder eine teure Salbe kaufen.

Der Wegerich, ob dick oder dünn, platt oder schlank, ist absolut Erste-Hilfe-tauglich: Wird
man gestochen, so pflücke man einfach eines der kräftigen Blätter, zerdrücke dieses, bis der
grün-gelbe Saft austritt und reibe den bösen Stich damit ein. Sofort tritt Linderung ein, die
kleine Wunde, mehrmals auf diese Weise behandelt, wächst sich nicht mehr zu einem
juckenden, roten oder gar blutenden Geschwür aus, sondern zieht sich sang- und klanglos
wieder zurück.

Tja, so einfach kann das Leben manchmal sein. Und so wenig wissen wir Menschen, die wir
uns so klug und gebildet wähnen, über die natürlichsten Dinge auf der Welt.
Selbstverständlich gibt es auch Salben, die man in der Apotheke kaufen kann. Und manch
einer hat auch seine spezielle Mischung gefunden, die ihm hilft. Doch wer die Linderung der
Wegerichblätter einmal ausprobiert hat, gibt höchstwahrscheinlich künftig keinen einzigen
Cent mehr für chemische Arzneien aus.

In besonders hartnäckigen Fällen, auch bei Wespen-, Bienen- oder gar Spinnenstichen, kann
man übrigens eine noch wirksamere Wegerich-methode anwenden: Hildegard von Bingens
wörtliche Empfehlung dazu:

»Und wer von Stechen geplagt wird, der koche seine (Wegerich) Blätter in Wasser und
nachdem das Wasser ausgedrückt ist, lege er diese warm auf den Ort, wo es schmerzt, und
das Stechen wird weichen. Und wenn eine Spinne oder ein anderer Wurm einen Menschen
berührt oder sticht, dann soll er sofort mit Wegerich-Saft die Stichstelle salben, und es wird
ihm besser gehen.«

Als ich von den heilsamen Wirkkräften des Wegerichs erfuhr, habe ich mir umgehend meinen
Schwiegervater, eine große Schüssel und eine kleine Schaufel geschnappt und wir sind zur
nahegelegenen Naturwiese gegangen. Dort suchten wir die schönsten Pflanzen aus, buddelten
sie mit wenigen Handgriffen aus und pflanzten sie wenig später in unserem Garten wieder ein.
Ein paarmal gut gegossen, haben sie sich schnell bei uns wohlgefühlt. Der wirklich
anspruchslose Wegerich braucht wenig Wasser und kommt auch mit Dürreperioden gut
zurecht.

Auf diese Weise haben wir jetzt die treuen und zuverlässigen Helfer direkt neben Blumen und
Sträuchern stehen. Der Spitzwegerich, der sich inzwischen gewaltig entwickelt hat, ist nun
eine wunderschöne, stattliche Pflanze geworden. Denn die hübschen, zarten Blüten, die sich
auf den zierlichen langen Stängeln in einem wohlgeordneten Blätterkissen wiegen, strahlen
durchaus einen edlen Charakter aus. Der Wegerich macht sich also auch sehr gut in
gepflegten Gärten als wunderschöner und gleichzeitig doch vertrauter Blickfang.

Wer nun aus irgendeinem Grund keinen Wegerich zur Verfügung hat oder auf Reisen ist und
keine Zeit findet, ihn zu suchen, und wer vor allem auch nachts auf der sicheren Seite sein
will, der findet die oben beschriebene Wegerichessenz auch in Form eines wirkmächtigen
Sprays, eins zu eins nach Hildegards Empfehlung hergestellt. Wer die kleine Sprayflasche
immer in der Tasche mit sich führt, wird künftig Sieger über alle Mücken dieser Erde sein.

Der Wegerich kann übrigens noch viel mehr. Er hilft uns zum Beispiel auch bei
Knochenbrüchen, eine schnellere Heilung zu erlangen. Dazu benötigt man jedoch nicht nur
die Blätter, sondern auch die Wurzeln der Wunderpflanze. Dazu Hildegard von Bingen:

»Wenn aber einem Menschen an irgendeiner Stelle ein Knochen durch einen Unfall
zerbrochen wird, dann schneide er Wegerich-Wurzeln in Honig, und er esse es täglich
nüchtern, und er koche auch mäßig die grünen Blätter der Malve und fünfmal so viel Blätter
oder Wurzeln von Wegerich mit Wasser in einem neuen Topf, und er lege sie oft warm auf die
Stelle, wo es schmerzt, und der gebrochene Knochen wird geheilt werden.«
Warum sollte man das nicht ausprobieren? Wenn wir doch ohnehin wissen, dass sie immer
recht hat, die einstige Äbtissin Hildegard von Bingen? Vor fast 900 Jahren wurde ihr
buchstäblich der Himmel geöffnet: Hildegard wurde vom Licht in das urewige Wirken der
Schöpfungsgeheimnisse eingeweiht. Himmlische, unsichtbare, unendliche Gesetze, die also
auch auf Erden gelten und mit etwas geistiger Flexibilität eigentlich ganz leicht von jedem
Menschen erkannt werden können, umgeben uns allgegenwärtig. Sie wirken ohne Unterlass.
Sie wirken immer gleich, unumstößlich. Wohl dem, der es lernt, sie zu entdecken und sein
Leben mit diesen Gesetzen zu verbinden.

Hildegard von Bingen schenkte uns ihr Wissen. Alles, was ihr vom Licht offenbart wurde,
schrieb sie nieder: Ob es um die Heilkraft von Edelsteinen ging, um die medizinische
Wirkung von Kräutern und Pflanzen, ob sie alle Obst -und Gemüsesorten nicht nur als
tägliche Ernährung, sondern vor allem auch als wirksame Heilpflanzen erklärte oder die
Ursachen unserer Krankheiten erläuterte: Immer ist der Ratschlag Hildegard von Bingens
äußerst wertvoll und richtig. Und nicht selten liegt die Ursache für Unwohlsein, Siechtum und
Schmerz im Fehlverhalten des Menschen. Auch das lernen wir von ihr.

Hildegard von Bingen ermahnt uns liebevoll und beständig, wachsam, offen und lebendig
mitten in der Schöpfung zu stehen und niemals nachzulassen. Denn sie hat schon vor
neunhundert Jahren erkannt: Die von uns Menschen selbst geschaffenen Probleme und
Unglücke, vor allem aber das Ungleichgewicht zwischen Geist und Körper, zwischen Mensch
und Natur, zwischen den ewig währenden Gesetzen und unseren Verstößen dagegen, trennen
uns immer noch von der heiß ersehnten, allumfassenden Liebe und der damit verbundenen
herrlichen Leichtigkeit des Seins, die wir dringend benötigen. Heute mehr als je zuvor.

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