Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
FERNSEMINAR ROHRVORTRIEB
www.maxscherle.com
5. Fortsetzung am 12.12.03
Thema:
Mit der Anwendung der Seminarunterlagen entzieht sich niemand der Verantwortung
für eigenes Handeln.
Regressansprüche gegen den Autor oder gegen die an der Gestaltung und
Durchführung des Seminars Mitwirkenden sind ausgeschlossen.
ich begrüße Sie zugleich im Namen meines Partners, Herrn Dipl.-Ing. Rößler, der
Firma Herrenknecht AG und des Norddeutschen Wirtschaftsverlages. Ich freue mich
ganz besonders, dass Sie nunmehr schon an der 5. Fortsetzung unseres
Fernseminars teilnehmen wollen.
Und der andere Grund: Der Autor braucht etwas Luft. Die vielen Zahlen und Formeln
fliegen nicht gerade so zu.
Sicher brauchten auch die Teilnehmer am Seminar etwas Luft, um die nicht ganz
leichte Kost der statischen Berechnungen zu verdauen.
Der Autor weiß jedoch, dass schon eine Reihe von Rohrvortrieben nach seiner
Zwängungsformel berechnet worden sind und es sind ihm keine Schäden an den
Rohren berichtet worden.
Somit kann davon ausgegangen werden, dass die „Zwängungsformel“ schon zum
Stand der Technik gerechnet werden kann. So hofft der Urheber mit seiner Formel
auch einen Beitrag zur Schadensverhütung beim Rohrvortrieb geleistet zu haben.
Es wurde jedoch vereinzelt der Vorwurf erhoben, die Berechnung der Vortriebsrohre
bzw. der Rohrvortriebe nach der „Zwängungsformel“ wäre unwirtschaftlich. Dem ist
entgegenzuhalten, das technisch Notwendige kann nicht unwirtschaftlich sein.
Unwirtschaftlich ist viel mehr, durch Nichtberücksichtigen des technisch
Notwendigen Schäden in Kauf zu nehmen und für deren – meist aufwendige –
Behebung aufzukommen.
Mit den Berechnungsbeispielen will der Autor den Anwendern vor Augen führen,
dass der Umgang mit seiner „Zwängungsformel“ keine Geheimwissenschaft ist. Die
Beispiele sollen vielmehr aufzeigen, wie einfach und selbstverständlich ihre
Anwendung ist. Wenn man so „salopp“ sagen darf, dann ist es immer dasselbe
„Strickmuster“:
1. Zunächst ist die zulässige Vorpresskraft als der ungünstigere Wert aus
a) Längsdruck und aus
b) Zwängung
zu ermitteln.
Aber auch der Wert von VLD,zul beruht, soweit es sich um gekrümmte Gradienten
handelt, auf der Annahme von z : da = 0,5. Dieser Wert ist zunächst immer nur
eine Annahme, die während des Vortriebes überprüft werden muss und nach
dessen Abschluss noch nachgeprüft werden kann. Der Wert von z : da ist mit
Baustellenmitteln messbar. Die Messung ist jedoch nicht ganz einfach, denn wo
beginnt die mittragende Fläche, die den Wert von z bestimmt?
Auch hier gibt es eine einfache Methode, die ebenfalls in der nächsten
Fortsetzung des Seminares aufgezeigt wird. Nur so viel sei hier schon verraten:
Der Rechenwert von z : da kann aus dem Maß des Klaffens der Fugen unschwer
errechnet werden.
Bei den Rechenbeispielen fällt auf, dass Schnittkräfte im Scheitel nicht erwähnt
werden. Diese sind auch solange und soweit überflüssig als das kombinierte
Rechenmodell der A161 mit rechteckförmiger und cos²-förmiger Verteilung der
Auflagerkräfte Gültigkeit hat, denn in der Sohle wirken die Reaktionskräfte aus der
Erdlast im Scheitel und zusätzlich die Belastung aus dem Eigengewicht der
Vortriebsrohre. Dementsprechend ist die Summe der Schnittkräfte aus
Eigengewicht und Erdlast in der Sohle stets größer als die Schnittkräfte im
Scheitel aus Erdlast allein.
Maßgebend für die Bemessung der inneren Bewehrung bei Stahlbetonrohren und für
den Spannungsnachweis ist stets der ungünstigere Wert im Scheitel oder in der
Sohle – das heißt in der Sohle!
Des Weiteren fällt bei der Durchsicht der Rechenbeispiele auf, dass Verkehrslasten
nicht erwähnt sind. Dies geschieht in voller Absicht:
Mit den Rechenbeispielen will der Autor die Relation von Schnittkräften aus
Zwängung zu den Schnittkräften aus den ständig wirkenden Lasten aus
Eigengewicht und Erdlast vor Augen führen. Es besteht keine Schwierigkeit, aus der
Vielzahl der Möglichkeiten vom LKW 12 über Eisenbahnverkehr bis hin zum
schwersten Bemessungsflugzeug die jeweiligen Schnittkräfte einzufügen. Alle
Verkehrslasten werden getreu dem Arbeitsblatt A161 der ATV ermittelt.
Am Ende, aber nicht zuletzt, bei den Betrachtungen zur statischen Berechnung von
Vortriebsrohren im Lockergestein und im Festgestein steht nun der Beitrag zur
statischen Berechnung von Vortriebsrohren
im gemischten Locker-/Festgestein.
Schon die Wortbildung ließe in der baukundlichen Ansprache auf einen Zwitter
schließen, doch dort gibt es bislang dieses Wort noch nicht. Im Sohlbereich
Festgestein, im Scheitel und in den Kämpfern Lockergestein, wie passt dies
zusammen – eben ein Zwitter: Halb Festgestein, halb Lockergestein in ein und
demselben Ausbruchsquerschnitt. Und die Vortriebsrohre sollen nun für einen
solchen Zwitter von Boden bemessen werden.
Rohre sind im Normalfall (und mit dem beschäftigt sich diese Studie) nun einmal
rund. Da gibt es für die Belastungsbilder kein oben und kein unten, kein links und
kein rechts. Die Rohre müssen in jeder Einbaulage alle Belastungszustände
schadlos ertragen. Das gilt auch für Stahlbetonrohre, bei denen die Bewehrung,
innere und äußere, wendelförmig eingebracht wird. Jeder Punkt der Rohre – oben
und unten, links und rechts – muss die zwitterhaften Eigenschaften des Baugrundes
aushalten und dafür bemessen sein. Damit wird die Belastung der Rohre durch den
Baugrund auch zum Zwitter der statischen Berechnung.
Dies führte den Autor im Taschenbuch für den Tunnelbau, Jahrgang 1995, zur
Bildung einer eigenen und eigenständigen Formel für die statische Berechnung von
Rohren im gemischten Locker-/Festgestein. Zu dieser Formel steht der Autor auch
heute noch!
Es müsste doch auch mit 2 Formeln gehen, so dachte der Autor – und es geht
auch!!
Dabei ist zu beachten, dass bei der Ermittlung des zulässigen Gesamtmomentes
(Mzul. gesamt) das Moment aus Erdlast (ME) berücksichtigt werden muss. Während
nämlich im uneingeschränkten Festgestein davon ausgegangen wird, dass die
vertikale Last vom Scheitel seitwärts zu den Kämpfern abgeleitet wird, ruht sie nun
im Scheitel auf den Rohren, die sie übernehmen müssen und zu den Sohlen zur
Aufnahme durch den Baugrund ableiten.
ME = mE x К x γ x h x rm2
mit mE = 0,468 für α‘ = 15°
mE = 0,377 für α‘ = 30°
aus Handbuch für Rohre, Seiten 305/306
Die Momente aus Erdlast sind mit dem Moment aus dem Rohreigengewicht zu
superponieren. Ihre Berücksichtigung führt zwangsläufig zu einer Verstärkung der
Rohrwanddicke gegenüber der Rohrwanddicke im uneingeschränkten Festgestein.
Für die Momente aus Erdlast gelten die vorstehend genannten Formeln. Für die
Normalkräfte gilt:
NE = nE x К x γ x h x rm
mit nE = - 0,099 für α‘ = 15°
nE = - 0,080 für α‘ = 30°
aus Handbuch für Rohre, Seiten 305/306
Die statische Berechnung für die Kämpfer erfolgt, soweit die Rohre (noch) im
Lockergestein vorgetrieben werden, unverändert nach der Vorgabe für
Lockergestein, Seiten 14 bis 24, dieses Fernseminars mit der Maßgabe, dass die
Rohrwanddicke mit dem für die Sohle ermittelten Wert in Ansatz zu bringen ist.
Daraus erfolgen günstigere Werte für die an sich bei Lockergestein zu erwartenden
Werte für die zulässige Vorpresskraft aus Längsdruck.
Gleichzeitig mindert sich der Stahlbedarf bei Vortriebsrohren aus Stahlbeton und es
verbessern sich die Werte der Vergleichsspannung.
Eine gesonderte statisch Berechnung für die Scheitel erübrigt sich auch bei
gemischtem Locker-/Festgestein, da die Bemessungswerte im Scheitel durch die
analogen Werte in den Sohlen abgedeckt sind.
nur 2 Formeln
für die Bemessung der Rohre und
für den Nachweis der Vergleichsspannung aus.
Soweit und solange der Vortrieb im Lockergestein erfolgt, gelten die Ergebnisse
aus der Berechnung nach Lockergestein, wobei die bereits berücksichtigten
Ergebnisse aus der Berechnung nach Festgestein die Anforderungen in der Sohle
und im Scheitel abdecken.
Tritt beim Vortrieb am Schild Festgestein auf, gelten die Ergebnisse aus der
Berechnung nach Festgestein, wobei die bereits berücksichtigen Ergebnisse
aus der Berechnung nach Lockergestein die Anforderungen in den Kämpfern
abdecken.
Zusammengefasst heißt dies für die statische Berechnung von Rohren für den
Vortrieb im gemischten Locker-/Festgestein:
Solange Lockergestein ansteht, erfolgt der Vortrieb nach der statischen Berechnung
für Lockergestein.
Der Autor dankt Ihnen mit seinen Mitstreitern, Herrn Dipl.-Ing.. Uwe Rößler, der Fa.
Herrenknecht AG und dem Norddeutschen Wirtschaftsverlag für Ihre Teilnahme und
Ihr Interesse an diesem Seminar.
04.04.04
zu dem Thema
wünschen Ihnen
Max Scherle
Uwe Rößler
Herrenknecht AG
Norddeutscher Wirtschaftsverlag