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Caesarea
spätantiker Theologe und
Kirchenhistoriker
Eusebius von Caesarea (* 260/64 in Palaestina; † 339 oder 340 in Caesarea; altgriechisch
Εὐσέβιος ὁ τῆς Καισαρείας, deutsch ‚Eusebios von Kaisareia‘, lateinisch Eusebius
Caesariensis) war ein spätantiker christlicher Theologe und Geschichtsschreiber. Seine
Werke bilden eine der wichtigsten Quellen für die frühe Kirchengeschichte. Eusebius wird
daher als der „Vater der Kirchengeschichte“ bezeichnet und zu den Kirchenvätern gezählt.
Über die Herkunft des Eusebius ist nicht viel bekannt, wahrscheinlich wurde er in der
römischen Provinz Palästina geboren. Er war ein Schüler und Mitarbeiter des Pamphilos von
Caesarea – eines Kirchenvorstehers in Caesarea in Palästina –, über dessen Leben er in
späteren Jahren eine nurmehr in Zitaten erhaltene Vita verfasste. Wegen seines, wohl auch in
wirtschaftlicher Hinsicht, engen Verhältnisses zu Pamphilos wurde er als Schriftsteller mit
dem Distinktiv ὁ Παμφίλου oder Eusebius Pamphili („Eusebius des Pamphilos“) belegt, das er
anscheinend auch für sich selbst übernahm. Eusebius machte intensiven Gebrauch von der
umfangreichen Bibliothek des Pamphilos, von dem er im philologischen Umgang mit
christlichen Texten unterwiesen wurde.
Nach Beendigung der diokletianischen Verfolgung wurde er um 313 zum Bischof von
Caesarea gewählt. Über die folgenden Jahre ist wenig bekannt. Im arianischen Streit spielte
er keine eindeutige Rolle. So verteidigte er Arius gegenüber dem Bischof Alexander von
Alexandria und unterzeichnete nur unter Vorbehalt auf dem ersten Konzil von Nicäa 325 das
nicaenische Symbol sowie das Anathema gegen die Arianer. Kurz zuvor durch eine Synode in
Antiochia exkommuniziert, erschien Eusebius vor dem Konzil und wurde dort nach Vorlage
seines Glaubensbekenntnisses von Kaiser Konstantin als rechtgläubig anerkannt.
In den folgenden Jahren blieb Eusebius wiederholt gegen seine innerkirchlichen Gegner in
Syrien und Palästina siegreich. So leitete er 335 die Synode von Tyros, die Athanasios von
Alexandria exkommunizierte. Nach dem Tod Konstantins lebte Eusebius nur noch kurze Zeit;
er starb 339 oder 340.
Die Ausbreitung des frühen Christentums. Gebiete mit starken christlichen Gemeinden um das Jahr 325 n. Chr.;
Zentren mit hoher Dichte in altrosa
Theologisches Profil
Während Eusebius’ Bedeutung lange Zeit auf seine historischen Werke reduziert wurde,
gelangt in der neueren Patristik auch sein theologisches Profil in den Blick. Er ergreift
anfangs Partei für Arius, distanziert sich aber während und nach dem Konzil von Nicaea von
dessen antitrinitarischen Spitzenaussagen. Er ist damit Repräsentant einer Mittelposition, die
zwar trinitarisch lehrt, aber in der Nachfolge der Theologie des Origenes in
subordinatianischem Sinn. Wie Origenes ging er vom Grundgedanken der absoluten
Souveränität Gottes aus. So war für ihn Gott der Ursprung von allem, was geschaffen ist.
Christus aber war ihm von Gott gezeugt, nicht geschaffen, so dass Christus für Eusebius aus
Gott, von diesem aber zu unterschieden sei wie das Licht von seiner Quelle.[1] Damit vertrat er
den Subordinatianismus.
Juden waren für Eusebius das negative Gegenbild zu den Christen. In seinem Kommentar zu
Ps 109,9 bezog Eusebius die Stelle „seine Kinder sollen Waisen werden und seine Frau eine
Witwe“ auf Judas Iskariot. Da Judas laut biblischer Überlieferung keine Kinder hatte, folgerte
Eusebios, die Söhne des Judas seien die Juden. Diese trügen, wie er schrieb, „nämlich ihren
Namen nicht nach Juda [dem Sohn Jakobs], der ein heiliger Mann war, sondern nach dem
Verräter Judas. In der Linie von Juda sind wir [Christen] Juden im Geiste – in der Linie des
Verräters Judas aber stehen die Juden nach dem Fleisch“.[2]
Werke
Historische Schriften
Eusebius war ein pragmatischer Denker und ein sehr belesener Gelehrter, der sich offenbar
auf umfassendes Quellenmaterial stützte.[3] Er hatte Zugang zu vielen Quellen, öffentlichen
Archiven, Kirchenbibliotheken und sogar Privatsammlungen (er baute beispielsweise die
Bibliothek des Origenes weiter aus), die heute nicht mehr erhalten sind. Seine zahlreichen
Zitate daraus sind historisch wertvoll. Darüber hinaus berichtete er Selbsterlebtes und
Berichte von Augenzeugen. Diese Schilderungen sind nach heutigen Maßstäben nicht neutral,
doch war Neutralität im modernen Sinne nicht die Hauptzielsetzung antiker Autoren.
Eusebius hatte dennoch die Absicht, zu schildern, wie es sich zugetragen hat, und er sichtete
sein Material teilweise durchaus kritisch, wenngleich er bisweilen selektiv vorging.
Wichtig für das Verständnis seiner in griechischer Sprache verfassten Werke ist, dass es ihm
nicht um eine Geschichte der noch im Entstehen begriffenen Kirche ging, sondern um eine
Darstellung der bereits existierenden, die er in den weiteren Rahmen der Weltgeschichte
einordnen wollte. Hierbei spielten auch eschatologische Erwartungen eine Rolle. Für
Eusebius bedeutet die Herrschaft Konstantins und die konstantinische Wende den Beginn
einer Heils- und Friedenszeit.
Die Abfassungszeit der Chronik wie der Kirchengeschichte ist in der Forschung umstritten,
doch ist sicher, dass von beiden Werken zunächst eine Fassung angefertigt wurde, die
Eusebius später überarbeitete und bis zu ihrer Endfassung fertigstellte.[4] Beide Werke
begründeten auch den Ruhm des Eusebius bei späteren Autoren. Seine Konstantinbiographie
verfasste er erst gegen Ende seines Lebens; sie scheint nicht mehr redigiert worden zu sein.
Chronik
Kirchengeschichte
In seinem Hauptwerk, der Kirchengeschichte, schilderte Eusebius in zehn Büchern die
Geschichte vom Entstehen der christlichen Kirche bis 324. Dabei sind die Angaben zur
Authentizität der biblischen Schriften und die zahlreichen frühen außerbiblischen Zeugnisse
zur historischen Bestätigung des biblischen Jesus von großer Bedeutung. Er liefert vor allem
in den letzten drei Büchern eine reichhaltige Dokumentation durch eigene Nachforschungen.
Aufgenommen wurde allerdings nur das, was in sein Bild passte. Er achtete sorgsam auf die
innere Konzeption des Werkes. Als Origenist widmete er dem umstrittenen Origenes den
Großteil eines ganzen Buches (VI 2–36). Eusebius ist die Hauptquelle für Origenes-Schriften.
Er sammelte hunderte von Briefen des Origenes, manche sind allerdings fraglichen
Ursprungs.
Vita Constantini
Nach dem Tode Konstantins widmete ihm Eusebius sein vier Bücher umfassendes Werk Das
Leben Konstantins (Vita Constantini). Es ist eine offen parteiliche Lobschrift auf den
verstorbenen Kaiser, die den künftigen Herrschern angesichts der bevorstehenden
innerkirchlichen Konflikte als Vorbild und Mahnung dienen sollte. Die einst angezweifelte
Echtheit der eingefügten Dokumente wird heute im Wesentlichen anerkannt, so dass das
Werk trotz seines tendenziösen Charakters wichtige Informationen vermittelt.
die Apologie Demonstratio evangelica in 20 Büchern (erhalten sind nur Buch 1–10 und ein
Fragment aus Buch 15)
Karl Mras: Eusebius Werke, Bd. 8.1: Die Praeparatio evangelica: Einleitung, die Bücher I–X.
Hinrichs, Leipzig 1954.
Karl Mras: Eusebius Werke, Band 8.2: Die Praeparatio evangelica, die Bücher XI–XV. Hinrichs,
Leipzig 1956.
Ivar A. Heikel (Hrsg.): Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte
(= Eusebius Werke. Band 1). Hinrichs, Leipzig 1902 Digitalisat (https://www.archive.org/stre
am/eusebiuswerke01euse#page/n4/mode/1up) .
Eduard Schwartz: Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte (=
Eusebius Werke. Band 2, Teil 3). Hinrichs, Leipzig 1909 Digitalisat (https://www.archive.org/
stream/eusebiuswerke02euse#page/n4/mode/1up) .
Erich Klostermann (Hrsg.): Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei
Jahrhunderte (= Eusebius Werke. Band 4). Hinrichs, Leipzig 1906 Digitalisat (https://www.ar
chive.org/stream/eusebiuswerke04euse#page/n4/mode/1up) .
Ivar A. Heikel: Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte (=
Eusebius Werke. Band 6). Hinrichs, Leipzig 1913 Digitalisat (https://www.archive.org/strea
m/eusebiuswerke06euse#page/n4/mode/1up) .
Erich Klostermann (Hrsg.): Das Onomastikon der biblischen Ortsnamen (= Eusebius Werke.
Band 3, erste Hälfte). Hinrichs, Leipzig 1904 Digitalisat (https://www.archive.org/stream/p
1eusebiuswer03euse#page/n7/mode/1up)
Josef Karst: Eusebius Werke. Fünfter Band. Die Chronik. Hinrichs, Leipzig 1911 Digitalisat (h
ttps://www.archive.org/stream/eusebiuswerke05euse#page/n8/mode/1up) .
Eusebius von Caesarea: De vita Constantini = Über das Leben Konstantins (= Fontes
Christiani. Band 83). Übersetzt und kommentiert von Horst Schneider, eingeleitet von Bruno
Bleckmann. Brepols, Turnhout 2007, ISBN 978-2-503-52559-4.
Eusebios: Über das Leben des glückseligen Kaisers Konstantin (= Bibliotheca Classicorum.
Bd. 1). Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Paul Dräger, 2. durchgesehene
Auflage, Utopica, Oberhaid 2007, ISBN 978-3-938083-06-2.
Siehe auch
Eusebischer Kanon
Literatur
Timothy D. Barnes: Constantine and Eusebius. Harvard University Press, Cambridge (Mass.)
1981, ISBN 978-0-674-16531-1.
Andrew Carriker: The library of Eusebius of Caesarea. Brill, Leiden/ Boston 2003, ISBN 978-
90-04-13132-3.
Alden A. Mosshammer: The Chronicle of Eusebius and the Greek Chronographic Tradition.
Bucknell University Press, Lewisburg PA 1979, ISBN 978-0-8387-1939-8.
Jörg Ulrich: Euseb von Caesarea und die Juden. Studien zur Rolle der Juden in der Theologie
des Eusebius von Caesarea (= Patristische Texte und Studien Band 49). Habilitationsschrift.
De Gruyter, Berlin/ New York 1999, ISBN 3-11-016233-4.
Friedhelm Winkelmann: Euseb von Kaisareia. Der Vater der Kirchengeschichte. Verlags-
Anstalt Union, Berlin 1991, ISBN 3-372-00303-9.
Weblinks
Kaspar Hedio (Hrsg.): Chronica, Das ist warhafftige Beschreibunge Aller alten Christlichen
Kirchen. Franckfurt am Mayn: Joh. Oporinus & Joh. Herwangen / Peter Schmidt, 1572.
Digitalisierte Ausgabe (http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:061:1-16008) der
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Anmerkungen
1. Brief des Eusebius von Caesarea an seine Kirche über die Synode von Nicaea (Urk. 22) (htt
p://www.athanasius.theologie.uni-erlangen.de/dok24.html)
3. Allgemein siehe Andrew Carriker: The library of Eusebius of Caesarea. Leiden 2003.
4. Richard Burgess: The Dates and Editions of Eusebius’ Chronici canones and Historia
ecclesiastica. In: Journal of Theological Studies. Nr. 48, 1997, S. 471–504.
Personendaten
NAME Eusebius von Caesarea
ALTERNATIVNAMEN Euseb, Eusebios
KURZBESCHREIBUNG Kirchenvater, Kirchengeschichtsschreiber
GEBURTSDATUM zwischen 260 und 264
GEBURTSORT Palästina
STERBEDATUM zwischen 337 und 340
STERBEORT Caesarea
Abgerufen von
„https://de.wikipedia.org/w/index.php?
title=Eusebius_von_Caesarea&oldid=213471805“
Zuletzt bearbeitet vor einem Monat von MGBiblio